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Tro$zdem Nr. 39 Ausgabe Juni 2008 - Justizvollzugsanstalt ...

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WIR DANKENRAin Annika Arens, OldenburgRA Rainer Burchardt, OIdenburgRA Christoph Clanget, SaarbrückenRA Gernot Bruns, WilhelmshavenRAin Mariska Hagmans, OldenburgRAin Kirsten Hüfken, OldenburgRA Jürgen Herr, OldenburgRA Ralf Klietmann, WilhelmshavenRAe Adler & Wichers, OldenburgRA Bernd Fiessler, BremerhavenRAe Meggers & Kollegen, OsnabrückFÜR DIE WERBUNG INDIESER AUSGABE!WIR DANKENHerrn Dannebaum,der kaum Mühen gescheuthat, die ihm fast täglichübergebene "To-Do-List"der Redaktion abzuarbeiten.Frau Barkemeyer,die wieder einmal viel Zeitgeopfert hat, um diese<strong>Ausgabe</strong> Korrektur zu lesen.Allen Externen,die Artikel, Beiträge und Infoszu dieser <strong>Ausgabe</strong> zurVerfügung gestellt haben.WIR WISSEN,DASS ES LEUTEGIBT, DIE NACHDRUCKFEHLERNSUCHEN. DAHERHABEN WIR EINIGEDRUCKFEHLERVERSTECKT.WER EINENDRUCKFEHLERFINDET, DARF IHNBEHALTEN!HELFEN SIE UNS BEIUNSERER ARBEITMIT EINER SPENDE!JVA OLDENBURGWG.TROTZDEMKONTO-NR.106 024 813NORDLB HANNOVERBLZ 250 500 00TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>Liebe Leserinnen, liebe Leser! Oldenburg, im Mai <strong>2008</strong>Das ist sie also nun, die <strong>39</strong>. <strong>Ausgabe</strong> der TR§TZDEM. Wir hoffen, dass Layout, Aufbau und Inhaltder neuen TR§TZDEMTZDEM gefallen können, und wir eine interessante Lektüre für Leser innerhalb undaußerhalb der Mauern bieten.Das Redaktionsteam hat sich seit der letzten <strong>Ausgabe</strong> sehr verändert. Der bisherige hauptamtlicheRedakteur Udo Müller genießt (mehr oder weniger) seit Anfang <strong>2008</strong> den offenen Vollzugder Abteilung Delmenhorst, und der ehemalige Bücherwart Lasse W. atmet inzwischen wiederungesiebte Luft. Joachim G. und Christian M. haben uns ins wunderschöne Emsland verlassen.Daniel L. gab als Untersuchungsgefangener nur ein kurzes Redaktionsgastspiel, denn er wurdewieder in die Freiheit geschickt. Neu in der Redaktion sind Marko Kopel als hauptamtlicher Redakteur,Henning S., Sven St., Frank H. sowie Dominic Z. als neuer GitternetTV-Redakteur undDeniss Q. als neuer Bücherwart.Wir haben uns bemüht, die Themen möglichst ausgeglichen zu wählen. Sachliche Berichte,kritische Kommentare, Informatives, Nützliches und Unterhaltendes sollten eigentlich für jedenetwas bieten, der auf die neue TR§TZDEMTZDEM gewartet hat.Gerade über das neue Niedersächsische Justizvollzugsgesetz wurde, auch aufgrund der unzureichendenInformation durch die JVA, viel spekuliert. Wir hoffen, die wichtigsten Fragen dazumit unserem Titelthema zu beantworten. Auch über die Themen Wiederaufnahmeverfahren,Verfassungsbeschwerde und das Übereinkommen zur Überstellung verurteilter Personen könnenwir hoffentlich ausreichend informieren.Um attraktive Gewinne für unser Tippspiel zur Fußball-Europameisterschaft <strong>2008</strong> in Österreichund der Schweiz ermöglichen zu können, haben wir im Vorfeld verschiedene Vereine, Verbändeund Sportartikelhersteller angeschrieben und um eine Spende gebeten. Es gab viele Absagen,deren Absender wir aber verschweigen. Daher möchten wir uns besonders bei WerderBremen, dem FC St. Pauli, dem Deutschen Fußballbund, der DFB-Fan-Corner und der FirmaSport Saller bedanken, die uns attraktive Preise zur Verfügung gestellt haben. Das Werder-Trikot mit den Original-Autogrammen der Spieler sorgte schon vor Erscheinen der TR§TZDEMTZDEM fürFurore. Wir hoffen, dass wir zahlreiche Teilnehmer für dieses attraktive Tippspiel gewinnen können.Über die aktuellen Punktstände informieren wir während der Europameisterschaft jeweilsmittwochs und freitags über GitternetTV.Die Redaktion hat sich zum Ziel gesetzt, die TR§TZDEMTZDEM in Zukunft nicht nur dreimal jährlich,sondern möglichst fünfmal jährlich erscheinen zu lassen, um noch aktueller zu informieren. Diesist aber aus Kostengründen nur möglich, wenn uns in erster Linie Rechtsanwälte mit einer Anzeigeunterstützen. Fragt doch einfach einmal Eure(n) Verteidiger(in), ob nicht Interesse an einerAnzeigenwerbung in der TR§TZDEMTZDEM besteht. Und solltet Ihr noch keinen Rechtsbeistand haben,dann findet Ihr schon in dieser <strong>Ausgabe</strong> Anzeigen von Verteidiger(innen), die sich für Eucheinsetzen werden.Für die nächsten <strong>Ausgabe</strong>n der TR§TZDEMTZDEM brauchen wir aber mehr Ideen und Material von denInhaftierten selber. Schickt uns Leserbriefe zu Themen dieser <strong>Ausgabe</strong> sowie Gedichte, Sprüche,Artikel, Zeichnungen oder einfach nur Anregungen zu interessanten Themen für die nächste<strong>Ausgabe</strong>. Informiert uns über Vorfälle und Missstände, über die wir berichten sollten. Dennohne Eure Reaktion auf diese <strong>Ausgabe</strong> und Mitarbeit bei der nächsten <strong>Ausgabe</strong> ist es schwieriger,die TR§TZDEMTZDEM als eine Zeitung "von Gefangenen für Gefangene" zu machen. Spart alsonicht an Lob oder Kritik! Nur dann können wir weiterhin daran arbeiten, die TR§TZDEMTZDEM lesenswert(er)zu machen.Danke für Euer Interesse und Eure Mitarbeit!Das TR§TZDEM-RedaktionsteamINTERN 3


GottesdienstAnonymeAlkoholikerKirchengruppeLiteraturgruppe„AA“Gottesdienst in der Kapelleunabhängig von der KonfessionszugehörigkeitGesprächsgruppeGesprächsgruppeGruppe fürLiteraturinteressierteFrau MenzHerr KisseSeelsorgeAnmeldungim StationsbürobisDonnerstagHerrKitchenhamSuchtberatungsdienstAnmeldungmitVG 51Frau MenzSeelsorgeAnmeldungmit VG 51Herr KisseSeelsorgeAnmeldungmit VG 51Sonntagvon 10:45bis 11:15Montagvon 17:45bis 19:151. und 3.Montagvon 16:30bis 18:001. und 3.Mittwochvon 16:30bis 18:00MusikgruppeSpielegruppe"Fit für Therapie"Anstaltsleiter-SprechstundeGemeinsames MusizierenBrett-, Karten-, Gesellschaftsspieleund mehrGeschlossene Gruppemit 10 Gefangenenüber 11 WochenEinzelgesprächHerr WojtkeAbt.-Helfer Team 1Anmeldungmit VG 51FrauBarkemeyerSozialer DienstAnmeldungmit VG 51HerrKitchenhamSuchberatungsdienstAnmeldungmit VG 51Herr ZechVollzugsleiterAnmeldungmit VG 51Dienstagvon 17:00bis 19:00Dienstagvon 16:15bis 17:45Donnerstagvon 16:30bis 18:00Mittwochvon 16:00bis 17:00ChorAlphabetisierungskurs"Zukunft ohneGewalt"GefährdetenhilfeGospelchor der JVALerngruppeGeschlossene Gruppemit 8 - 10 Gefangenenüber 15 MonateSeelsorgerisches Angebotfür Gefangene aus dem russischenSprachraumFrau MenzSeelsorgeDonnerstagAnmeldungmit VG 51von 16:30bis 19:00HerrDannebaumDienstagFreitagAnmeldungmit VG 51von 16:15bis 17:45von 13:15bis 14:45Frau GrenzPsychol. DienstHerrSchwindelerSozialer DienstDonnerstag14-tägig(bei Bedarfwöchentlich)Anmeldungmit VG 51von 17:15bis 19:15FrauBarkemeyerSozialer DienstMittwochAnmeldungmit VG 51von 18:00bis 19:30TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong> JVA INTERN 5


EINKAUFMHD für„Knackis“nicht sowichtig?MK Wenn ein EinzelhändlerLebensmittel mit abgelaufenemMindesthaltbarkeitsdatumanbietet, so macht ersich strafbar und hat dieKonsequenzen zu tragen.Aber in einer JVA kannman so etwas ja mal versuchen.Und es klappt!Artikel mit nur noch kurzerMindesthaltbarkeit werden imEinzelhandel für gewöhnlichvergünstigt abgegeben oderfür wohltätige Zwecke gespendet.Artikel mit überschrittenemMHD dürfen aberunter keinen Umständenmehr verkauft werden.Der Anstaltskaufmann botdaher am 04.01.07 Sinalco-Cola in 0,5-Literflaschen mitnur noch kurzer Haltbarkeitzu einem vergünstigten Preisan. Clever war dabei besonders,die übliche Coca Colanicht anzubieten, aber so weitalles korrekt. Viele haben dasAngebot genutzt, um zu sparenoder mangels Alternative.Am 18.01.08 nun gab es dieSinalco-Cola immer noch,jetzt aber mit überschrittenemMHD, und Coca Cola suchteman weiter vergebens. Einunglaublicher Vorfall, der hoffentlichein Einzelfall bleibenwird.Etwa 60 Gefangene und einigeBedienstete hatten sich gegen14:00 Uhr eingefunden, um Musikaus dem Vollzug und eineLesung mit der Literaturgruppezu hören, mit Kaffee, Tee undStollen verwöhnt zu werden undeinen Film zu sehen.Schon bei der musikalischenDarbietung konnte das Duo„Josef Zimmermann“ (Markus L.am Klavier und Dominic Z. alsSänger) mit selbst komponiertemund gedichtetem Hip Hopmit Jazzeinflüssen und Sprechgesangüberraschen.Jedes der vier Stücke rief großenApplaus hervor. Obwohl dieZuhörer in den Genuss von Uraufführungenkamen, bestätigtenbeide Künstler mit ihremWEIHNACHTSFEIER HAUPTANSTALTHip Hop, Lyrikund HollywoodML Wer etwas Besinnlicheres erwartet hatte, war vielleicht zunächst enttäuscht. Doch das Gefühldürfte nicht lange angehalten haben, denn auf der von Herrn Krügel und Herrn Buß am 3. Adventin der Kapelle initiierten Weihnachtsfeier wurde Besonderes geboten. Das Duo "Josef Zimmermann"überzeugte auf seinem ersten Auftritt mit eigenen Stücken, und der Film "Born to be wild"amüsierte die anwesenden Gefangenen.Können, dass sie nicht zumersten Mal auftraten. Schonbeim Besuch der niedersächsischenJustizministerin ElisabethHeister-Neumann anlässlich derEinweihung der Halle für dieHolzwerkstatt durften sie vorgroßem Publikum spielen. Wennauch etwas ruhiger, aber nichtminder gekonnt, trugen dannGünter Kolkwitz und Markus L.zwei amüsante Kurzgeschichtenvon Horst Evers vor. Hinter denTiteln „Stade“ und „Rheine“ verstecktesich Humoriges, wasallen Anwesenden ein Lächelnins Gesicht zauberte. Die anschließendePause bei Stollen,Keksen und heißen Getränkenwurde gerne zum Plausch zwischenGefangenen genutzt,bevor Herr Buß einen schon mitSpannung erwarteten Film ankündigte.Nun ist Born to be wild (Untertitel:Saumäßig unterwegs) zwarschon allein thematisch keineausgesprochene Weihnachtsstory,aber der Film aus demBiker-Milieu mit den bekanntenSchauspielern John Travolta,Tim Allen, Martin Lawrence undWilliam H. Macy traf den Geschmackder Gefangenen, unddas „Happy End“ passte danndoch wieder in die vorweihnachtlicheZeit. Es war eine sehrgelungene Veranstaltung zurWeihnachtszeit. Den Organisatorenund allen Beteiligten gebührtein herzliches Dankeschön!WEIHNACHTSFEIER GERICHTSSTRAßEDuo der HauptanstaltbegeisterteML Eine äußerst ungewöhnliche Sache begab sich am 27. Dezemberdes vergangenen Jahres in der Abteilung Gerichtsstraße.Denn das Duo „Josef Zimmermann“ aus der Hauptanstaltperformte zur dortigen Weihnachtsfeier der Seelsorge, was allebegeisterte.So etwas hatte es in der langenGeschichte der JVA Oldenburgnoch nicht gegeben. Zur Weihnachtsfeierder Abteilung Gerichtsstraße,die von der Seelsorgeorganisiert wurde, gabdas Duo "Josef Zimmermann"(Markus L. und DominicZ.) dort nach der Weihnachtsfeierder Hauptanstalt ein weiteresKonzert.Dazu wurde das Repertoire desDuos sogar noch um drei Stückeerweitert, so dass die beidennun eine halbe Stunde eigeneStücke zum Besten gebenkonnten. Die etwa 20 anwesendenGefangen, durch dieschlechte Schallisolierung aberwohl auch der Rest der Anstalt,bekamen dieses kleine aberfeine Konzert zu hören. Applausgab es nach jedem Stück, denndeutschsprachiger Hip Hop mitausschließlich eigenen Texten,von denen die meisten eher zumNachdenken anregen, wurdegerne gehört. Gerade zur Weihnachtszeitwar dies eine willkommeneAbwechslung zumansonsten doch eher tristenHaftalltag. Sogar den Seelsorgernhat es gefallen, obwohl HipHop wohl nicht die Musik ihrerGeneration ist. Auf jeden Fallwar diese Aktion wiederholenswert,wobei besonders die guteZusammenarbeit zwischen derHauptanstalt und der Gerichtsstraßezu loben ist. Vielen Dankfür diese gelungene Veranstaltung.6 JVA INTERN TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>


LESUNGSprachwelten eineswohl einmaligen AutorsML Am 8. Dezember 2007 gab sich Bernd Rauschenbach, Geschäftsführerder Arno-Schmidt-Stiftung, auf Einladung des katholischenSeelsorgers Herrn Kisse die Ehre, in der JVA OldenburgTexte von Arno Schmidt zu rezitieren, und gewährte denanwesenden Inhaftierten Einblicke in die Werke des Autors.Denkt man in der Weihnachtszeitan eine Lesung, so tauchenErinnerungen an besinnlicheWeihnachtsgeschichten etwavon Charles Dickens oder ähnlichenAutoren auf. Arno Schmidtzählt wohl zu den in der Weihnachtszeiteher selten vorgelesenenDichtern. Nicht nur deshalbwar die Lesung am 8.12.07in der JVA ein ganz außergewöhnlichesEreignis.Der Geschäftsführer der Arno-Schmidt-Stiftung Bernd Rauschenbachmachte sich die Müheund las vor knapp 30 Inhaftiertenzunächst eine KurzbiographieSchmidts und danacheinen längeren Ausschnitt ausdem Buch „Schwarze Spiegel“.Arno Schmidt (1914-1979) giltals einer der bedeutendstendeutschsprachigen Schriftstellerder Nachkriegszeit und hat dieseErzählung, die 1950/51 veröffentlichtwurde, bereits währendseiner Kriegsgefangenschaftentworfen. Der Held ist einzigerÜberlebender einer vorangegangenenatomaren Katastrophe.Wie eine Mischung aus „LonesomeCowboy“ und „Robinson“bewegt er sich durch die Landschaftund versucht, sein Lebenfrei und unabhängig zu gestalten.Doch ganz so einsam undnur mit sich allein hält es derHeld nicht aus, er sucht jemanden,dem er sich mitteilen kann.So ist er froh, dass er schließlichdoch auf eine Gefährtin trifft, dieeine Zeitlang sein Schicksal mitihm teilt.Kulturpessimistisch wie die Geschichtezunächst anmutenmag, passte sie doch gut zumGefühlsleben der Inhaftierten.Selbst die wenigen der deutschenSprache nicht so mächtigenGefangenen lauschten gebanntdem hervorragend vorgetragenenWeltuntergangsszenario,dass auf irgend eine Art undWeise zu den Gefühlswelten(einsam in der Haft während derWeihnachtszeit) passte, ohne jedochdirekt trübsinnig zu sein.Dafür sorgte schon der manchmalfeine, gelegentlich auch derbeHumor des Autors; mancheAssoziationen wären als Grundlagefür einen Sketch in einerComedy-Show geeignet. Insgesamtzog der Ausschnitt derGeschichte alle Zuhörer in seinenBann und machte Lust aufmehr von Arno Schmidt.Eine überaus interessante Veranstaltungfür die Gefangenen,gut organisiert vom katholischenSeelsorger Herrn Kisse, derHerrn Rauschenbach nach derVeranstaltung in einem kleinenRundgang noch die Gegebenheitender hiesigen Anstalt zeigenkonnte.Dank der großzügigen Spendeder Arno-Schmidt-Stiftung sindin der Anstaltsbücherei zahlreicheBücher dieses in derdeutschsprachigen Literaturwohl einmaligen Autors vorhanden.Ein Blick in den Bücherei-Katalog lohnt sich also auf jedenFall, um sich einen tieferen Einblickin die Sprachwelten diesesAutors zu ermöglichen.LESUNGIndischer AutorbegeisterteML Einen weiteren Literatur-Leckerbissen gab es am 22. Dezember2007 mit der Lesung des Inders Anant Kumar, dessen unkonventionelleVortragsweise die Zuhörer begeisterte.Unverhofft kommt manchmal oft,hieß es im Dezember des vergangenenJahres in der JVAOldenburg. So gab es innerhalbvon nur zwei Wochen eine zweiteLesung in der Vorweihnachtszeit.Der indische Autor AnantKumar las Texte aus vier seinerbisher veröffentlichten Bücher.Das Besondere daran war, dassHerr Kumar seine Texte nichtauf herkömmliche Weise vortrug,denn er hat sich im Laufevon zehn Jahren eine ganz eigeneVortragstechnik angeeignet,die ihresgleichen sucht. DenSinngehalt der Wörter spiegelter in der Betonung wider, gleichzeitigberücksichtigt er das vonihm gewünschte Tempo derGeschichte sowie deren dramaturgischenEntwicklung, auchunter Einbeziehung der Gestik inseinem Vortrag. So entstehteine gelungene Mischung ausHörspiel, Theater, Sing-Sangund Literatur. Das stellt hoheAnforderungen an den Vortragenden,so war Herr Kumar imDienst der Sache mehrmals amRande seiner Lungenkapazität.Afugrnud enier Sduite an enierelingshcen Unvirestiät ist eseagl, in wlehcer Rienhnelfogedie Bcuhtsbaen in eniem Wrotsethen, das enizg wcihitge dbaeiist, dsas der estre und lzeteBcuhtsbae am rcihgiten Paltzsnid. Der Rset knan ttolaerBölsdinn sein, und Du kansnt estorztedm onhe Porbelme lseen.Das ghet dseahlb, wiel wir nchitBcuhtsbae für Bcuhtsbaeenizlen lseen, snodren Wröetrals Gnaezs.Auch für die Zuhörer ist es eineungewohnte Art, eine Geschichtezu hören, und in diesem Fallauch gleichzeitig zu sehen undzu erleben. Anant Kunar machtein Indien auf einer auf die deutscheSprache spezialisiertenSchule seine Hochschulreifeund studierte in Kassel und Lyondeutsche Literatur. Bereits imAlter von 26 Jahren veröffentlichteer mit einem Lyrikbandsein erstes Buch, bisher erschienenzehn Bücher von ihm. Dasaktuelle Buch heißt „3 Hühnerim Käfig“ und ist eine Sammlungvon Geschichten, Satiren undGrotesken. Leider hatte HerrKumar im Anschluss an die Lesungnur noch wenig Zeit, soblieb die sich spannend entwickelndeDiskussion mit demAutor nur ein Anriss. Die (leider)wenigen Zuhörer waren auf jedenFall positiv überrascht undkonnten eine ganz neue Anregungund Erfahrung im Umgangmit Literatur mit auf ihre Hafträumenehmen. Vielen Dank anFrau Barkemeyer für dieseninnovativen Input.HIRNFORSCHUNGWortakrobatikDass unser Gehirn nicht immer so arbeitet, wie wir es erwartenwürden, haben wir ja sicher alle schon mal bei optischen Täuschungengemerkt. Dass es aber selber beim Auffassen komplexerTexter viel weniger Informationen braucht als man denkt,zeigt folgender Text. Einfach mal drauflos lesen, auch wenn eskomisch aussieht:Aufgrund einer Studie an einerenglischen Universität ist esegal, in welcher Reihenfolge dieBuchstaben in einem Wortstehen, das einzig wichtigedabei ist, dass der erste undletzte Buchstabe am richtigenPlatz sind. Der Rest kann totalerBlödsinn sein, und Du kannst estrotzdem ohne Probleme lesen.Das geht deshalb, weil wir nichtBuchstabe für Buchstabeeinzeln lesen, sondern Wörterals Ganzes.TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong> JVA INTERN 7


ANSTALTSLEITUNGKeine"Kellenfür alle"Ein Paradebeispiel für denHumor der Anstaltsleitunggab es im Frühjahr diesesJahres in der Hauptanstalt,als die Anstaltsleitung aufdie Dienstaufsichtsbeschwerdeeines Gefangenenreagierte.Ein Gefangener schrieb am9. Februar <strong>2008</strong> an den AnstaltsleiterKoop eine Dienstaufsichtsbeschwerdeüberden Beamten Sch., da sichdieser wiederholt gegenüberGefangenen mit den Worten"ihr müsst alle ´ne richtigeKelle kriegen" äußerte. DieAntwort erfolgte 5 Tage späterdurch den stellvertretendenAnstaltsleiter Zech. Darinteilt dieser dem Gefangenenmit, dass Herr Sch. die beanstandeteÄußerung bestätige,es aber keine Einleitungdienstrechtlicher Schritte gebenwerde. Denn der Gefangenehabe die Äußerung desBeamten wohl missverstanden."Gemeint war, dass jedemInhaftierten eine Kelle zurVerfügung gestellt werdensollte. In der Gemeinschaftsküchebefände sich lediglicheine Kelle für alle Inhaftiertender Station. Da die Reinigungnicht immer gründlich durchgeführtwird, sollte jeder Inhaftierteseine eigene Kellebenutzen können," hieß esseitens der JVA. "Dies istallerdings eine einzelne Meinungeines Bediensteten, dernicht nachgekommen wird,"so Zech weiter. So müssendie Gefangenen wohl weiterdamit leben, dass sie zwaralle "´ne richtige Kelle" verdienthaben, ihnen aber seitensder JVA nicht geholfenwerden kann. Zwar befindetsich zum Kochen in den Stationskücheneine Kelle, aberfür das individuelle "Kellendefizit"der Gefangenen istnun mal nicht die JVA, sonderndas Gericht zuständig.Wie kommst Du hier mit derHaftsituation zurecht?Ich bin Erstvollzügler und versucheauch hier, mit meiner Situationzurecht zu kommen. Ichdenke sehr viel an meine Familie.Um diese Frage vollständigzu beantworten, müsste manaußerdem ein paar Sätze mehrschreiben.Wie findest Du den Vollzughier, auch im Vergleich mitanderen Anstalten?Ich war bis jetzt nur in Dänemarkim Knast. Ich muss sagen,im Vergleich zu den dortigen<strong>Justizvollzugsanstalt</strong>en ist beider JVA Oldenburg das Gebäudemodern, sie ist sauber undakkurat. Was aber das Umfeldim Knast und die sozialen Bindungenanbetrifft, z. B. zur Familie,die soziale, seelsorgerischeund psychologischeBetreuung und Unterstützung,so ist die Situation mit Dänemarkabsolut nicht vergleichbar.Um den gleichen Level zu erreichen,muss die Anstalt nochjede Menge tun, wie z. B. mehrAufschlusszeiten, oder dasRecht, an Wochenenden imSommer bei schönem Wetterlängere Freistunden zu haben.INTERVIEWIm Knast gibt es keinewahren FreundeJakob Sit-Hakol (52) ist seit Februar 2006 in Haft (Station B2) und redet offen über sein Verhältniszu den Mitgefangenen sowie seine Meinung zur JVA Oldenburg, insbesondere im Vergleich zumdänischen Vollzug.Wie verbringst Du Deine Zeithier (Arbeit, Freizeit, Hobbys)?Ich bin immer beschäftigt mitArbeit, Freistunden, Sport, Spielegruppe,Kochen und (ein bisschen)Karten oder Backgammonspielen; dann ist schon baldwieder Einschluss. Danachschreibe ich noch ein paar Briefe,sehe etwas TV, und schon istes Zeit, zu Bett zu gehen.Wie zufrieden bist Du mit DeinerStation?Es gibt keine andere Wahl, manmuss einfach da durch. Obwohlmir schwer fällt, es zu verarbeitenund zu verkraften, dass ichvon einem deutschen Gerichtverurteilt worden bin, obwohl ichin diesem Land absolut nichtsverbrochen oder mir etwas zuschulden kommen lassen habe.Wie ist Dein Verhältnis zu DeinenMitinhaftierten?Ich komme hier einigermaßenklar. Es gibt sehr viele hinterlistigeLeute. Erst tun sie so, alswären sie die besten Kumpel,und nachher reden sie hinterdem Rücken. Es gibt keine wahrenFreunde im Knast. Wennman Glück hat, dann vielleichtnur einer, und das ist eine Seltenheit.Bist Du mit den Sport- undFreizeitangeboten zufrieden,hast Du Verbesserungsvorschläge?Man kann nicht meckern, dieAuswahl ist groß, die Sporthalleist gut, und die Sportbeamtensind nett. Was fehlt? Tennis undKraftraumtraining vermisse nichtnur ich, sondern fast alle Inhaftierten,insbesondere die Langzeithäftlinge.Hast Du Anregungen und/oderKritik am Haftalltag?Ja, ich habe ja schon ein paarPunkte angesprochen, z. B.soziale Bindungen, Familientreffen,längere Besuchszeiten,mehr Telefonate; es sollte wenigstenszwei Mal im Monat einLangzeitbesuch mit der Familiegeben. Schließlich ist das ja fürjeden Inhaftierten hier das A undO, dass die Familie, vor allemdie Ehe aufrechterhalten bleibt;es wäre ja auch ein großer Teiloder eine Maßnahme der Resozialisierung.Wichtig ist, dass dieFamilien nicht kaputt gehen,denn man ist hier schon genugbestraft. Weitere Punkte wärendie längeren Aufschlusszeiten,erst Recht am Wochenende,und die längeren Freistunden imSommer bei schönem Wetter.Auch eine größere Auswahlbeim Kaufmann, wie z. B.Frischfleisch, wäre wünschenswert.Nicht verstehen kann ich,dass z. B. eine elektrische Haarschneidemaschineerlaubt istund eine elektrische Zahlbürstenicht. Beim Frühstück und A-bendbrot gibt es leider immernur Wurst, Käse und Brot - unddas jahrelang; etwas mehr Abwechslungwäre gut, z. B. mehrFrüchte und Obst.Hast Du Kontakt nach draußen,bekommst Du Besuch?Ja, ich habe Freunde hier inDeutschland, die mich besuchenkommen. Natürlich auch meineFamilie mit Angehörigen, die hinund wieder die lange Reise vonIsrael nach Oldenburg machen,was allerdings nicht günstig istbei den Flug- und Hotelkosten.Und das nur für zwei Stunden!Hat Dir die Zeit im Knast bisheretwas gebracht?Ja, jede Menge Niederlagen.Meine ganze Existenz und meineGesundheit sind kaputt -körperlich und moralisch. Vorallem aber auch jede Menge anEnttäuschungen über die deutscheJustiz und die„Gerechtigkeit“.Was wirst Du nach DeinerHaftentlassung machen?Mein Leben neu meistern; dassich wieder auf die Beine komme,gesundheitlich und materiell.Vielen Dank für das offeneGespräch!8 JVA INTERN TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>


INTERVIEW„Die Qualität muss immertopp sein“Andreas Eberlei (36) ist Leiter der anstaltsinternen Schlossereiund stand in einem Interview Rede und Antwort, um dieSchlosserei als Arbeitsbetrieb vorzustellen und einen genauerenEinblick in die Ausstattung und das Produktangebot zu gewähren.Herr Eberlei, erzählen Sie unsbitte etwas zu Ihrer Person, zuIhrem beruflichen Werdegangund Ihrer Aufgabe.Ich bin jetzt 36 Jahre alt und habenach einer Metallbauerlehreund der zur Erlangung praktischerErfahrungen obligatorischenZeit eine Meisterausbildungin Oldenburg und Aurichabsolviert und meine Meisterprüfungim Handwerk abgelegt.Ich hatte dann das Glück, beimeinem Eintritt zum 1. Januar2000 in die JVA Oldenburg denNeuanfang an der CloppenburgerStraße miterleben zukönnen. Da die Anstaltsleitungneben der Holzwerkstatt aucheine Schlosserei aufbauenwollte, konnte ich gleich bei derPlanung der Ausstattung derWerkstatt meine Vorstellungenmit einbringen. Seither bin ichHauptmeister und Leiter derSchlosserei.Wie kann man ihr Arbeitsfeldbeschreiben, und wie ist dieOrganisationsstruktur derSchlosserei?Die Schlosserei wird als Eigenbetriebgeführt. Das bedeutet,dass der Bereich im Wesentlichenvon Kundenaufträgen lebtund von der Angebotserstellung,der Auftragsannahme, der Beschaffungvon Rohstoffen undZubehör über die Personalführungund der Produktionsorganisationbis zur Rechnungsstellungalles in eigener Verantwortungabzuwickeln ist. Danebenwerden aber auch innerbetrieblicheAufgaben für die Instandhaltungwahrgenommen. Insgesamtist ein eigenes unternehmerischesRisiko zu tragen. ZurZeit führe ich die Schlosserei alleine.Als eigenständiger Funktionsbereichgehört die Schlossereiorganisatorisch zum Team 8und ist der Arbeitsverwaltungmit deren Leiter, Herrn Eckbauer,zugeordnet.Über welche Einrichtungenund über welche Ausstattungverfügen Sie in der Schlosserei?In zweckmäßigen und inzwischengroßzügig zugeschnittenRäumen haben wir alle Maschinenund Gerätschaften, die zueiner gut ausgestatteten Schlossereigehören. Da wir unseretechnischen Zeichnungen selbererstellen, verfügen wir auch ü-ber zwei CAD-Anlagen (ComputerAided Design), mit denen wirzwei- bzw. dreidimensionaleDarstellungen anfertigen können.In Kürze werden wir sogarmit Hilfe der Anlagen CNC-Daten (Computer Numeric Control)für unseren CNC-gesteuertenVollkreissägeautomatengewinnen können. Auf dieseMaschine bin ich besondersstolz, da sie unsere Arbeit sehrerleichtert und mithilft, unsereProduktqualität zu sichern.Außerdem führt der Einsatz zueiner bedeutend höherenWirtschaftlichkeit, auch wenndie Anschaffung ihren Preishatte. Natürlich verfügen wirauch über Ständerbohrmaschinen,eine Drehmaschine (Drehbank),eine Fräsmaschine, eineUniversalstanze und eine Kantbankund eine Schere für dieBlechbearbeitung bis zu 2,5Meter Länge, wie sich das füreine Schlosserei gehört.Schweißgeräte für das MAG-,MIG- und WIG-Verfahren undfür die Handschweißung sind e-benfalls vorhanden. Mit speziellenPunktschweißgeräten (Widerstandsschweißenbis 270KVA) führen wir Aufträge füreine bestimmte Kundengruppedurch. Bei Korrosionsschutzarbeitenkooperieren wir mit einemexternen Partner.Wer akquiriert und welcheKunden bedienen Sie, welcheProdukte sind im Angebot?Sowohl Herr Eckbauer als auchich haben Kundenkontakte. UnsereKunden finden wir im gesamtennordwestdeutschenRaum. Etwa 1/3 der Aufträgestammen von einem bekanntenHeizungsbauer, 1/3 sind Handwerksbetriebe,für die wir Teile-Allein 2007 wurden 570edle Gartengrills überden JVA-Shop verkauftfertigungen übernehmen, z. B.:Geländer, Klärwerkstechnik o-der Garten- und Landschaftsbauzubehör.Ein weiteres Drittelder Aufträge gewinnen wir ausdem langjährigen Standardprodukteines edlen Gartengrills,von dem wir alleine im letztenJahr etwa 570 Stück über denJVA-Shop verkauft haben. DieNachfrage ist immer noch steigend.Mit welcher Mannschaft wirddie Leistung erbracht, wie istdie Personalstruktur, undwelche Voraussetzungen undWeiterbildungsmöglichkeitenbestehen für die Mitarbeiter?Zurzeit habe ich noch 8Mitarbeiter, in Kürze werdenaber 10 Gefangene hier ihre Arbeitfinden. Nur wenige kommenaus artverwandten Berufen (ca.20%); die meisten sind ungelerntoder kommen aus fremdenBerufen. Wichtig ist, dass sieLust zur Arbeit mitbringen, alsoarbeitswillig sind. Ich suche mirdie Mitarbeiter, die ja ihre Arbeitsbereitschaftüber einen Antragerklärt haben, selbst aus.Dazu führe ich ein persönlichesGespräch mit den Interessenten,die dann meist 1 bis 2 JahreWir haben unsvorgenommen, baldeine Modul-Blockausbildunganzubieten.in der Schlosserei bleiben. Ichlerne die neuen Mitarbeiter auchselbst an. Wir haben uns auchvorgenommen, in Abstimmungmit der Handwerkskammer baldeine Modul-Blockausbildunganzubieten. Mit meiner Ausbildereignungsprüfunghabe ichdie Berechtigung erworben, in27 Vollberufen auszubilden,vom Zweiradmechaniker biszum Schmied - das sollte füruns reichen!Gibt es Probleme, und welcheWünsche haben Sie für dieZukunft?Es gibt keine großen Probleme.Es herrscht ein gutes Arbeitsklima,und ich setze mich fürmeine Mitarbeiter, d. h. für dieGefangenen ein, soweit ich Hilfestellunggeben kann. Es giltauch weiterhin, die Qualifizierungder Mitarbeiter voranzubringenund ihre Motivation zufördern, denn das sichert dievon unseren Kunden anerkanntehohe Qualität. Nicht umsonstwurden wir zu der mit Abstanderfolgreichsten Schlosserei derJustizverwaltung in Niedersachsen.Für diesen Erfolg ist mandann auch selber bereit, mancheÜberstunde zu machen.TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong> JVA INTERN 9


WÄSCHETAUSCHEin WintermärchenJG - Nicht in vielen Anstaltenfindet der Wäschetauschohne den Gefangenenstatt. In Oldenburgschon! Zum Teil mit Problemen,für die aber schoneine Lösung gefunden wurde.Es war einmal ein Wäschetausch,der lief so vor sichhin. Woche für Woche, Monatfür Monat, Jahrein, Jahraus,und dann und wann auch malmit kleinen Problemen. Teilweisefand nämlich der Wäschetauschin Abwesenheitdes Gefangenen statt, derseine zu tauschende Wäscheim Haftraum platziert hatte.Und so fehlte hier mal einPaar Socken, da mal einHandtuch oder auch gleichein Anstaltsjogger. Statt demGefangenen jedoch die fehlendenGegenstände zu ersetzen,wenn er darauf aufmerksammachte, drehteman den Spieß kurzerhandum. Der Gefangene musstedie fehlenden Gegenständebezahlen. Nach dem Motto"Beamte machen keine Fehler".Und die "böse Hexe"freute sich, dass ihr Plan zurErhöhung der Fremdfinanzierungaufzugehen schien. A-ber es gab Gefangene, diewollten diesem Ziel nur ungerndienen. So wurde zumWäschetausch Einschlussangeordnet, also ca. eineStunde "Arrest". Und wennsie nicht gestorben ist, dannregiert Beamtenlogik nochheute.TIERISCHESDer Kater lässt das Mausen nichtEin Justizbediensteter der besonderen Art befindet sich in der Abteilung„Gerichtsstraße“ der JVA Oldenburg bereits im 17. Dienstjahr. Er war nicht eineneinzigen Tag krank, verzichtet seit jeher auf bezahlten Urlaub, auf Urlaubs– undWeihnachtsgeld, ja sogar auf Überstunden-, Wochenend– oder gar Gitterzulagen. Auchwenn Herr Koop sicherlich gerne mehr solcher Bediensteter hätte, beschränkt sichderen Vorkommen auf einen einzigen. Über ihn, den Verlauf seiner bisherigen Beamtenlaufbahnund seinen jetzigen Vollzugsalltag müssen wir auch mal berichten.In einer Konferenz Anfang der90er Jahre wurde in der Gerichtsstraßeim Rahmen derSauberkeit auf das bestehendeMäuseproblem aufmerksamgemacht. Die kleinen Nagetieregewannen so langsam die Oberhandund entwickelten sich zurPlage. Es musste unbedingteine Lösung gefunden werden.Anstaltsleiter Koop machte denVorschlag, entgegen der bisherigenPraxis nicht Gift oder Falleneinzusetzen, sondern zwei jungeKatzen für die Mäusebekämpfungin der JVA Oldenburg zubeschaffen.Somit verpflichtete man kurzerhandzwei Kater „für den Landesdienst“,die Erstversorgungwurde durch Spenden der Bedienstetenfinanziert. Das Amtdes Katzenbeauftragten übernahmein Bediensteter, derwiederum einen Tierliebhaberunter den Gefangenen für eineDünnerDickerordentliche Pflege und Betreuunggewinnen konnte.Was sich nicht so einfach gestaltetewie erwartet, war die Namensgebungfür die Kleintiger.Namensvorschläge wie „Maxund Moritz“, „Garfield“ oder„Mohrle“ verloren aber gegenden Vorschlag, die Katzen„Dicker“ und „Dünner“ zu nennen.Dicker war der, der umseine Nase den größeren weißenFlecken hatte.Die „justizeigenen Mäusejäger“haben in anderthalb Jahrengründlich unter den Gefängnismäusenaufgeräumt. Aber nichtallein der Nutzen zur Mäusebekämpfung,auch der sozialpädagogischeErfolg haben die beidenKater zu beliebten Begleiterngemacht. Zuerst schmustensie sich in die Herzen der Bediensteten,dann in die der Gefangenenund Besucher.Da es für die beiden keinen direktenTitel zur Pflege undLebensunterhaltung gab, gestaltetesich die Versorgung zwischenzeitlichschwierig. Manhatte anfangs gedacht, die Tieremit Essensabfällen zu füttern.Hiervon wurde allerdings aufAnraten eines TierarztesAbstand genommen. Zwischenzeitlichbeförderte man die Katerim Piratenlook ehrenhalber zu„Assistentenanwärtern“, wasallerdings das Problem nichtlöste. So kam es, dass über dieNordwest-Zeitung ein „Futterspendenaufruffür Gefängniskatzen“herausgebracht wurde.Viele Oldenburger Bürger gabenDosenfutter und andere artgerechteUtensilien für die Katzenin der JVA ab. Ein Katzenfutterherstellerschickte sogar ein„Fresspaket“ nach Oldenburg.Es gingen auch viele Briefe,Karten und lustig beklebteFutterdosen ein. Sehr treu ist bisheute das Ehepaar Schreyeraus Bad Zwischenahn. Seit1993 spenden Hildburg undHorst Schreyer regelmäßig Katzenfutterund informieren sichzwischenzeitlich über das Befindender Kater. So auch, als sichder Kater „Dicker“ aus demStaub gemacht hatte. Er kehrtevon einem Freigang nicht zurückund war für ca. 4 Wochen nichtaufzufinden. Erst durch einenFahndungsaufruf in der NWZmeldete sich eine Familie ausdem Stadtteil Ohmstede, dassihnen eine Katze zugelaufenwäre. „Dicker“ wurde noch amgleichen Tag wieder der JVAzugeführt.Zwischenzeitlich hatten sich diebeiden Kater zu Medienstarsentwickelt, und es gab vieleBerichte über die Schmusetigerin Tageszeitungen, Hörfunk undFernsehen.Leider ist „Dünner“ im Jahre2006 altersbedingt verstorben,aber "Dicker“ verrichtet trotzseines inzwischen hohen Altersweiterhin pflichtbewusst seinenDienst, wenn auch etwas langsamerund behäbiger, aber dennochmit der Würde eines altgedientenBeamten.10 JVA INTERN TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>


PÄDAGOGISCHER DIENSTECDL-Computerkurs voraussichtlich ab AugustSeit dem 1. November <strong>2008</strong> bin ich nun in der JVA Oldenburg als Nachfolger von Herrn Dannebaum als Bildungsbeauftragter tätig.Seitdem ist viel passiert, und ich möchte die Tr§tzdem gerne regelmäßig nutzen, um über die Neuigkeiten und Vorhaben des PädagogischenDienstes zu informieren.Bevor ich aber über aktuelle undzukünftige Maßnahmen berichte,möchte ich mich bei meinemVorgänger Herrn Dannebaumbedanken. Zu meinem Amtsantritthabe ich zwei Kurse(Elementarkurs, ECDL-Kurs)und erste Grundzüge des PädagogischenDienstes vorgefunden.Zudem hat Herr Dannebaumbereits erste Kontakte zumöglichen Kooperationspartnernund Bildungsträgern geknüpft.Dieses und die persönliche Hilfehaben mir den Start in dieseinteressante Aufgabe erleichtert.An dieser Stelle noch einmalvielen Dank an Herrn Dannebaumfür die gute Vorarbeit, undich freue mich auf eine guteZusammenarbeit in der Zukunft.Nun zu den aktuellen und zukünftigenAktivitäten im PädagogischenDienst. Im Augenblickwerden zwei Kurse angeboten:Der Elementarkurs wurde imGegensatz zu den zwei vorherigenDurchläufen konzeptionellverändert. Schwerpunkte sindjetzt das Erlernen der deutschenSprache in Wort und Schrift,Grundlagen der Mathematik undeine Auswahl an Allgemeinbildung.Der Unterricht wird nichtausschließlich im Frontalunterrichtdurchgeführt, sondern eswird versucht, einen Zusammenhangzu Situationen im Alltagherzustellen, um daran Lerninhaltezu verdeutlichen. Imnächsten Kurs ab Mitte Augustist zusätzlich ein kleines Projektgeplant, wie dieses aussehenkönnte, ist noch nicht abschließendentschieden. Interessiertekönnen sich ab jetzt für dennächsten Kurs mit einem Antrag(VG 51) anmelden. Ich bitteaber zu beachten, dass die Teilnehmerzahlbegrenzt ist und nurzehn Teilnehmer aufgenommenwerden können. Aus diesemGrund erfolgt bei diesem undauch bei allen anderen Kurseneine individuelle Prüfung, ob derAntragsteller für die jeweiligeMaßnahme geeignet ist. Also,wenn es dieses Mal nicht klappt,dann bitte nicht allzu enttäuschtsein und sich noch einmal fürden nächsten Kurs bewerben.Die zweite Maßnahme ist einKurs, um den Hauptschulabschlusszu erreichen. Er hataktuell zehn Teilnehmer, die inder ersten Maiwoche ihre schriftlichenund im Zeitraum vom 18.– 20.06.08 ihre mündlichen Prüfungenablegen werden. Aufgrunddes guten Verlaufs unddes Interesses weiterer Inhaftierterwird es voraussichtlichEnde <strong>2008</strong>, Anfang 2009 einenneuen Kurs geben. Auch fürdiese Maßnahme können sichbereits jetzt Interessierte perAntrag (VG 51) melden.Was ist für die nähereZukunft geplant?Ab Mai ist in der Hauptanstaltein berufsorientierter Deutschkursvorgesehen. DieserDeutschkurs richtet sich vorrangigan ausländische Inhaftierte(auch Untersuchungshäftlinge).Sie werden alphabetisiert, lernendie deutsche Sprache inWort und Schrift und arbeiten anihrer Integration. Zusätzlich arbeitensie auch an ihrem berufsorientiertenDeutschvokabular,das durch den Arbeitseinsatz inden Unternehmerbetrieben unterstütztwird. Diese Verknüpfungmit der Arbeit erscheintsinnvoll, denn mit der deutschenSprache lernen die Inhaftiertenauch bestimmte deutsche„Gepflogenheiten“ und Abläufeder Arbeitswelt kennen, unddiese gilt es zu erläutern. DieTeilnehmer werden dann zweiTage zur Schule gehen und dreiTage in einem Betrieb arbeiten.Zudem wird es ab August wiedereinen Elementarkurs geben.Weiterhin bestehen Überlegungen,auch wieder einen ECDL-Kurs anzubieten, der ab Augustbeginnen könnte. Den genauenStarttermin der Maßnahmenbitte ich zu gegebener Zeit denAushängen zu entnehmen.Auch in Sachen Berufsausbildungtut sich etwas in der JVAOldenburg. Leider ist eine Ausbildungbzw. Umschulung mitAbschluss vor der Handwerkskammerzum gegenwärtigenZeitpunkt noch nicht möglich.Wir werden aber zeitnah beginnen,Qualifizierungsbausteineanzubieten. Diese Bausteineenthalten ausgewählte Inhaltevon anerkannten Ausbildungsberufen,die in einer bestimmtenStundenzahl vermittelt werden.Wenn alle Inhalte vermittelt wurden,wird ein von der Handwerkskammerbeglaubigtes Zertifikatausgehändigt. Als ersteswerden wir solche Qualifizierungsbausteinein der Schlossereianbieten. Das Team derSchlosserei hat seine Unterstützungzugesagt, und die Planungenkommen gut voran. An dieserStelle vielen Dank an dieKollegen für das Engagement.Wenn es in der Schlosserei gutläuft und gute Erfahrungen mitdiesen Bausteinen gemachtwerden, ist eine Ausweitung aufandere Berufsfelder geplant.Soviel zur momentanen Arbeitdes Pädagogischen Dienstes.Ich möchte an dieser Stelle alleInhaftierten um Verständnisbitten, wenn nicht sämtlicheAnträge zeitnah bearbeitet werden.Leider ist es nicht möglich,alle innerhalb einer Woche abzuarbeiten.Bitte haben Sie etwasGeduld, ich werde auf alleAntragsteller zukommen. VielenDank!Andreas ArmbrechtBildungsbeauftragterElementarkursHauptschulkursBerufsorientierterDeutschkursECDLComputerkursErlernen der deutschenSprache in Wort und Schrift,Grundlagen der Mathematik,AllgemeinbildungErreichen desHauptschulabschlussesErlernen der deutschenSprache, Integrationsarbeit(2 Tage/Woche)Einsatz in den U-Betrieben(3 Tage/Woche)Schulung mit Abschlussprüfungin den Microsoft OfficeAnwendungen Word, Excel,Powerpoint und AccessTeilnehmerzahl begrenztauf 10 TeilnehmerTeilnehmerzahl begrenztauf 10 TeilnehmerVorrangig für ausländischeGefangeneTeilnehmerzahl begrenztauf 10 TeilnehmerHerrArmbrechtPädagog. DienstBewerbungmit VG 51HerrArmbrechtPädagog. DienstBewerbungmit VG 51HerrArmbrechtPädagog. DienstBewerbungmit VG 51HerrArmbrechtPädagog. DienstBewerbungmit VG 51Ab Mitte AugustAb Ende <strong>2008</strong>/Anfang 2009Voraussichtlich ab AugustVoraussichtlich ab AugustTR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong> JVA INTERN 11


WISSENSCHAFTHackordnungim KnastINTERVIEWSozialer Dienst - wofür?Kaum ein Tätigkeitsbereich innerhalb einer JVA ist so vielschichtig und komplex wie der desSozialen Dienstes. Frank Korn vom Sozialen Dienst düfte jedem Insassen durch dasErstgespräch bekannt sein. Hier verrät er mehr über sich und seinen Aufgabenbereich innerhalbder JVA Oldenburg!Eine wissenschaftliche Untersuchungin kalifornischenGefängnissen beschäftigt sichmit der Bildung der so genanntenHackordnung imKnast. Zudem kommt der Wissenschaftlerzu dem Ergebnis,dass Respekt eine Möglichkeitist, Konflikte zu vermeiden.Eine interessante Studie veröffentlichteder WissenschaftlerBrian Colwell von der Universityof Missouri im Fachblatt SocialPsychology Quarterly. ColwellsAusführungen sind Ergebniseiner Befragung von 131 Gefangenenin 16 kalifornischen Gefängnissen.Demnach bestehtdas Bedürfnis der Menschen,sich in der Gesellschaft einersozialen Rangordnung zuzuordnen,gleichermaßen auch inGefängnissen weiter. Allerdingskönnen die Gefangenen sichnicht so sehr über Statussymbolevoneinander abgrenzen, wiedies außerhalb der Gefängnismauernmöglich ist. In Gefängnissenkönne es daher zu Problemenführen, jemanden einerniedrigeren oder höheren sozialenStufe zuzuordnen, oder übereine solche Zuordnung mit anderenzu sprechen. Jeder habeim Gefängnis das Interesse, sicheinigermaßen zu behaupten.Dazu dürfe man weder selbstunterwürfig sein, noch versuchen,andere klein zu machen.Das Gefängnis sei mit seinerGesellschaft von Eingeschlossenenein Mikrokosmos, in dem esständig Auseinandersetzungengäbe. Deren Dynamik sei relevantfür den Umgang miteinanderin einem streitbaren sozialenUmfeld. Gewalt müsse nicht nurals Mittel zur Durchsetzung einerHackordnung gesehen werden,sondern auch als Mittel zur Verstärkungder eigenen Identität.Eine große Rolle spiele daherder Respekt, um Konflikte zuvermeiden. Der Respekt bietedie Möglichkeit, jemanden alsPerson zu ehren, ohne ihn alsbesseren Menschen auszuweisen.Erzählen Sie uns vorab bitteetwas zu Ihrer Person, zuIhrem beruflichen Werdegangund seit wann Sie in der JVAtätig sind.Ich bin jetzt 33 Jahre alt, ledig,habe nach dem Abitur und einem‚Freiwilligen Sozialen Jahr‘die Ausbildung zum Erzieherabsolviert. Daran schloss sichein Studium der Sozialpädagogikmit dem Abschluss als Sozialpädagoge/-arbeiteran. Seitdem 1. April 2003 bin ich in derJVA Oldenburg tätig.Was ist der Soziale Dienst,und welche Aufgaben habenSie?Die Aufgaben des SozialenDienstes leiten sich aus demniedersächsischen Justizvollzugsgesetz(NJVollzG) ab.Zusätzlich gelten die internenRichtlinien des Justizministeriums.Ich selbst bin für die Aufnahmestation,die Sicherheitsstationund als Vertretung vonHerrn Kitchenham für denSuchtberatungsdienst zuständig.Die Zielsetzung des SozialenDienstes besteht darin, denGefangenen zu unterstützen,seine Schwierigkeiten und Problemezu erkennen und diese zuüberwinden. Die Hilfe ist daraufausgerichtet, die Gefangenen indie Lage zu versetzen, ihre Angelegenheitenselbst zu ordnenund zu regeln. Das umfasst inder Aufnahmestation Einzelgesprächezur Klärung der persönlichenSituation, Benachrichtigungder nächsten Angehörigenund eines Rechtsbeistands,Hilfestellung und Beratung beider Erhaltung oder Auflösungvon Wohnraum und Sicherungder Habe und auch die Vermittlungweitergehender Hilfen, wiez. B. Rechts-, Sucht-, Schuldner-,Gesundheits- und Bildungsberatungund Seelsorge.Dazu gibt es Hilfen bei der Kontaktaufnahmezum Arbeitgeber,zum Arbeitsamt oder dem Sozialamt;manchmal auch Kriseninterventionin enger Zusammenarbeitmit dem psychologischenDienst. Bei Mittellosen bin ichoft bei der Erstellung von Taschengeldanträgenan das Sozialamtbehilflich. Darüber hinausgebe ich Informationen über dieFreizeitmöglichkeiten und Behandlungsangebotein der JVA.Während des Vollzuges wirkeich bei vollzuglichen Maßnahmenmit, wie z. B. bei Verlegungen,Überstellungen oder Lockerungen.Es gehört auch zumeinen Aufgaben, bei Behandlungsuntersuchungenund beiVollzugsplanungen mitzuwirken.Ich gebe Einzelberatungen zurLösung persönlicher Schwierigkeiten,bei der Regulierung vonSchulden, der BehandlungsundBildungsmaßnahmen undarbeite mit anderen Behörden,Verbänden und Einrichtungenzur Unterstützung der Inhaftiertenund deren Angehörigen zusammen.Die Hilfen bei der Vorbereitungzur Entlassung umfassen:Mitwirkung bei der Gewährungvon Ausgang und Urlaub,Stellungnahmen zur vorzeitigenEntlassung, Hilfen beider Wohnungssuche, Unterstützungbei der Arbeitssuche undVermittlung an die Berufsberatung.Ich pflege die Zusammenarbeitmit der Bewährungshilfeund den Beratungsstellen derStraffälligenhilfe. Oftmals gehtes um die Beschaffung vonAusweispapieren, Lohnsteuerkartenusw.; auch Fragen zurSozial- oder Arbeitslosenversicherungwerden behandelt.Zudem bin ich an der Vorbereitungzur Aufnahme in Therapieeinrichtungenbeteiligt.Wie kann man den Personenkreisder U-Gefangenen kurzbeschreiben?Bei dem Personenkreis der Untersuchungsgefangenenhandeltes sich sprichwörtlich um Personenwie „du & ich“. Innerhalbmeiner Tätigkeit auf der Aufnahmestationhabe ich verschiedenstePersonen kennengelernt:vom einfachen Arbeiter biszum Mediziner, vom Eigenheimbesitzerbis zum Obdachlosen.Alle Facetten der Gesellschaftsind hierbei vertreten.Was sind die ersten Fragestellungen?Die ersten Fragen sind ebensounterschiedlich und individuellwie die Personen, die mirtäglich gegenüber sitzen. Eshäufen sich allerdings Fragennach der Kontaktaufnahme zuden Angehörigen und demRechtsbeistand. Eine sich häufigwiederholende Frage ist dienach Tabak und ähnlichenRauchwaren.Mit welchen sozialen Problemenkommen die Häftlinge?Viele Inhaftierte befürchten denAbbruch zu den bisherigen sozialenKontakten. Die Orientierungund das Einleben in denVollzugsalltag stellt für vieleInhaftierte eines der größtenProbleme dar. Der Verlust derSelbstbestimmung mit demEinhergehen der Machtlosigkeitist eine große Belastung für dieInhaftierten.Was ist am dringlichsten zulösen?Am dringlichsten sind sicherlichdie Benachrichtigung der Angehörigenund die Beschaffungeines Rechtsanwaltes. Umgehendzu lösen sind Situationen,bei denen es sich um die Versorgungvon Kindern, Pflegebedürftigenund Haustieren handelt.Welche Hilfen können angebotenwerden?Ich erlebe oftmals, dass die erforderlicheHilfe sich insbesonderedarauf bezieht, alle möglichenProbleme, die mit der Inhaftierungeinhergehen könnten,auszuloten und eine Übersichtüber die Gesamtsituationzu erarbeiten. Probleme, dieInhaftierten die größten Sorgenbereiten, stellen sich objektivbetrachtet teilweise als eher12 JVA INTERN TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>


nachrangig dar. Durch individuellangepasste Orientierungshilfenversuchen wir, die gefühltenund realen Beeinträchtigungender Inhaftierten zu mindern.Neben den inhaltlichen Hilfenerlebe ich häufig, dass sich Inhaftierteinsbesondere nachdem Aufnahmegespräch für dasZuhören und das Dasein bedanken.Jeder Inhaftierte hat seineeigenen Probleme und Ängste.Der einzelne Inhaftierte hat somitselten die Möglichkeit, sichausschließlich über seine Problemlagenmit einer außen stehendenPerson zu unterhalten.Mein eigener Anspruch ist es,jedem Inhaftierten offen zu begegnenund seinen Problemenund Ängsten angemessen gegenüberzu treten.Wo können Sie nicht helfen?Schwierigkeiten gibt es immerwieder bei Problemen von Inhaftiertenausländischer Herkunft.Hier können Problemlagen aufgrundder Distanz bzw. der rechtunterschiedlichen Hilfesystemevor Ort nur schlecht bis gar nichtaufgearbeitet werden. Fernersind wir natürlich nicht in derLage, alle Auswirkungen derInhaftierung aufzufangen oderabzuwenden. So geht beispielsweisemit der Inhaftierung, insbesonderewenn das zeitlicheAusmaß wie bei der Untersuchungshaftungewiss ist, derVerlust der bisherigen Arbeitsstelleeinher.Welche Institutionen könnensonst noch helfen?Wir arbeiten eng mit denanderen Hilfesystemen innerhalbder Justiz zusammen (Bewährungshilfe,Gerichtshilfe).Darüber hinaus halten wir Kontaktzu den Anlaufstellen fürStraffällige und den einzelnenHilfeangeboten vor Ort, wie zumBeispiel Obdachlosenunterkünfte,freie Beratungsstellen, Wohnungsbaugesellschaftenusw.Wo ist die Zusammenarbeitschwieriger?Insbesondere die Zusammenarbeitmit den Sozialleistungsträgern(Sozialamt, ARGE, Agenturfür Arbeit) gestaltet sich seit denÄnderungen der Sozialgesetzgebungschwieriger. AltbekannteAnsprechpartner sind durch Umstrukturierungenweggefallen,und neue Kontakte müssen erstwachsen.Gab es besondere Ereignissewährend Ihrer Tätigkeit?Jedes Aufnahmegespräch fürsich ist ein besonderes Ereignis.Ich freue mich, wenn ich helfenkonnte. Als besonderes Nichtereignissei auf jeden Fall erwähnt,dass mir trotz der vielenunterschiedlichen Menschen,denen ich bisher innerhalb desVollzuges in unterschiedlichstenSituationen gegenüber gestandenhabe, bisher keine körperlicheGewalt begegnet ist.ARBEITSSCHUHEFührt Sparzwang zu Schmerzen undbleibenden Haltungsschäden?UM Die unzureichende Versorgung mit vernünftigen Arbeitsschuhen ist in den anstaltsinternenBetrieben immer wieder ein Thema. Doch kann der immer wieder zitierte Sparzwang der Justizauch chronische Schmerzen und bleibende Haltungsschäden rechtfertigen? Mit den neuen Matratzenwurde der richtige Weg zur Gesundheitserhaltung der Gefangenen eingeschlagen. Als nächstessind wohl neue Arbeitsschuhe unabdingbar, wenn man Langzeitschäden vorbeugen will!Es gehört zu den anerkanntenPflichten eines Arbeitgebers,dem Arbeitnehmer die notwendigenArbeitsschutzmittel zur Verfügungzu stellen. Dazu zählenauch Sicherheitsschuhe, die dortzu tragen sind, wo Verletzungsgefahrendrohen. In der JVAOldenburg sind es die Unternehmerbetriebe,Schlosserei,Tischlerei und Bau- und Hofkolonne.In der Privatwirtschaftkontrollieren Gewerbeaufsichtsämterund Berufsgenossenschaftenals externe Institutionendie Erfüllung der Arbeitgeberpflicht,ausreichend Arbeitsschutzmittelin brauchbaremZustand bereit zu halten. Internstehen, neben dem Unternehmenselbst, der betriebsärztlicheDienst und der Betriebsrat in derVerantwortung. Der Arbeitnehmerist also gleich vierfach umsorgt.Im Prinzip sollte das dochauch für eine JVA gelten. Dortüben ebenfalls staatliche InstitutionenKontrolle aus, zudem stehensowohl die Anstaltsleitungals auch der medizinische Dienstin der Pflicht. Wo also ist derUnterschied, der dazu führt,dass sich die zur Verfügung stehendenArbeitsschuhe durchwegin einem erbärmlichen Zustandbefinden? Ist es etwa der oftzitierte Sparzwang? Wer jemalsdie von mehreren Gefangenengenerationengenutzten Sicherheitsschuhezu Gesicht bekommenhat kann nicht glauben,dass die Weiternutzung den Segender Verantwortlichen gefundenhat. Neben schiefgelaufenenSohlen und ausgetretenenFormen sind es vor allem die aufdie rissigen Innensohlen geklebtenund von Schweiß und DesinfektionsmitteltriefendenSchaumstoffeinlagen, die Ekelerzeugen. Wer zudem einbrauchbares Fußbett sucht,kann nur enttäuscht werden. Soist es nicht verwunderlich, wennoft (vorschriftswidrig) andereSchuhe getragen werden. Derjenige,der einsichtig die Sicherheitsschuheträgt, wird dadurch„belohnt“, dass er schmerzendeGelenke und Haltungsfehler zuertragen hat. Leider hilft auchder Rat, sich bei der Kammerum neuere Schuhe zu bemühen,nicht wirklich. Denn selbst wennman dort neue Schuhe erhaltensollte, so werden doch aus unzureichendemStandard niemalsvollwertige Arbeitsschuhe.KOMMUNALPOLITIKAdolf Hitlernoch <strong>2008</strong>EhrenbürgerEine unglaubliche Entdeckungmachte man Anfang des Jahresin der niedersächsischenStadt Hann. Münden, dennfast 63 Jahre nach Ende des 3.Reiches war Adolf Hitler nochimmer Ehrenbürger der Kleinstadt.Nun wurde ihm die Würdeeinstimmig vom Stadtratentzogen.Ab 1933 wurden in ganzDeutschland Gebäude, Straßenund Plätze zu Ehren des DiktatorsAdolf Hitler nach ihm benannt.In zahlreichen deutschenStädten wurde ihm zudem dieEhrenbürgerwürde verliehen.Das machte man damals so!Nach Ende der Nazi-Diktatur imJahre 1945 wurden diese Gebäude,Straßen und Plätze wiederumbenannt und die EhrenbürgerwürdeHitlers in den entsprechendenStädte n ganzschnell wieder aberkannt. Dasmachte man damals so.Aber wohl nicht überall, denn inHannoversch Münden entdeckteman erst Anfang <strong>2008</strong>, dass dortAdolf Hitler noch immer Ehrenbürgerder niedersächsischenStadt war. Aber am 28. März<strong>2008</strong> wurde die Ehrenbürgerwürdevon Adolf Hitler durch denStadtrat von Hannoversch Mündenin einer einstimmigen Entscheidungaberkannt.Wurde ja auch wohl langsammal Zeit!TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong> JVA INTERN 13


HAUPTANSTALTGIV-Wahlam 24. MaiDie diesjährigen Wahlenzur Gefangenen-Interessen-Vertretung (GIV) fanden inder Hauptanstalt der JVAOldenburg am 24. Mai <strong>2008</strong>statt.Die Kandidaten konnten biszum 6. April von Mitgefangenenbenannt werden odersich selber zur Wahl stellen.Folgende Kandidaten standenam 24. Mai zur Wahl:Dirk M. (B1)Pierre H. (B1)Michael Witte (B2)Thorsten K. (A3)Sven St. (B4)Wir hoffen, dass sich alle Gefangenenmit ihrer Stimme ander GIV-Wahl beteiligt habenund berichten in der nächsten<strong>Ausgabe</strong> über die neue GIV.GIV HAUPTANSTALTHaftraum-Angleichungerfolgt in diesem JahrMK Nach einem Jahr Arbeit informierte GIV-Mitglied Michael Witteüber die Arbeit der Gefangenen-Interessen-Vertretung (GIV)der Hauptanstalt, die die Mitglieder ohne Entlohnung und in ihrerFreizeit erledigt haben. Haupterfolge sind sicherlich die neuenMatratzen, auf denen sich die Gefangenen schon wohl fühlen,und die Haftraumangleichung für die Strafhaftbereiche, die nochin diesem Jahr erfolgen wird.Es war für die GIV sicherlichkein leichtes, aber dafür aufjeden Fall ein interessantesJahr, da alle Mitglieder dieseAufgabe zum ersten Mal innehatten.Auch Dank der Anregungund Unterstützung vielerMitgefangener konnte vieleserreicht werden:⇒ Haftraumangleichung: AlleEinzelhafträume für Strafgefangenewerden im Laufedes Jahres <strong>2008</strong> so ausgestattet,wie es auf den StationenA3 + A4 schon der Fallist. Das heißt ein Regal undein Sideboard zusätzlich.⇒ Matratzen: Alle Hafträumewurden mit neuen Matratzenausgestattet.⇒ Kindersicherung: Im Besuchsraumwurden dieSteckdosen zur Sicherheitder kleinen Besucher mitKindersicherungen versehen.⇒ Spiele/Konsolen: Bei derFirma McMedia können absofort Spiele für den GameCube und Spielekonsolen(Playstation 1 und GameCube) bestellt werden. Infosdazu gibt es im Stationsbüro.Weniger erfolgreich war die GIVleider mit anderen Anträgen andie Anstaltsleitung. Hier die erfolglosenAnliegen mit Begründung:⇒ Eigene Nassrasierer:Begründung: Die JVA möchtedie Kontrolle darüber behalten,wieviele Rasierersich auf den einzelnen Hafträumenbefinden.⇒ Musikanlagen mit abnehmbarenBoxenBegründung: Die Anstaltsleitungberuft sich hierbei aufihr Recht, selber zu entscheiden,welche Geräte inder JVA genehmigt werden.⇒ Playstation 2Begründung: Hier fehlte esuns bisher an genügendInfos, die uns aber inzwischenvorliegen. Wir stehenin Kontakt zu den GIV/GMValler niedersächsischen Anstalten, um etwas zu erreichen.⇒ Weitere Bestellmöglichkeitenneben Quelle-Versand.Begründung: Die Anstaltsleitunghat den Quelle-Versandals alleinige Bezugsquelleverfügt, andere Bezugsquellensind also von ihr nichtgewollt.⇒ Freitagsgebet für MuslimeBegründung: MangelndesInteresse der Muslime. Vonder Anstaltsleitung wird einesolche Einrichtung ausdrücklichgewünscht.⇒ Automaten (Tabak, Zigarettenund Getränke) imBesuchsraum.Begründung: Hier scheitertees bedauerlicher Weise ander unzureichenden Vorbereitungder GIV zu diesemThema. Die GIV gelobt jedochBesserung.Alles in allem war es dochwohl ein erfolgreiches Jahrfür die GIV, denn es wurdenzwar nicht alle Wünschedurchgesetzt, aber gerade beiteuren Veränderungen hattesie große Erfolge.GIV GERICHTSSTRAßEGruppensprecherwahlIn der Gerichtsstraße wurde Ende des vergangenen Jahres die Wahl zum Gruppensprecher innerhalbder GMV durchgeführt, aus der Janko Krause als Sieger hervorging.„Wir setzen uns für die Interessender Gefangenen ein, soweituns dieses möglich ist und sierealistisch sind,“ so formulierteManfred Viebahn die Ziele derneuen GMV in der Gerichtsstraße.Wie in jeder JVA ist es derStreitpunkt der „Sicherheit undOrdnung“, der immer wieder alsGegenargument für die Belangeeiner GMV angeführt wird, umVerbesserungen im Anstaltsalltagherbeizuführen. „Wir führenGespräche mit allen Organender JVA. Dieses ist nicht immereinfach, aber wir versuchen,unser Bestes zu geben,“ soManfrad Viebahn weiter. ZurZeit kann die GMV der Gerichtsstraßenoch nicht viel Neuesberichten, da sie erst seit kurzemim Amt ist. „Wir werdenEuch aber durch Aushänge immerauf dem Laufenden halten.Falls Ihr noch Fragen habt,könnt Ihr Euch immer per VG 51an uns wenden,“ verspricht Viebahnden Gefangenen der Gerichststrasse.Gewählt wurden in der AbteilungGerichtsstraße Janko Krause als1. Gruppensprecher, ManfredViehbahn als 2. Gruppensprecherund Aloysius Eilermann alsProtokollführer. Als Nachrückerwurden Dieter Schacht und LarsResch bestimmt.14 JVA INTERN TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>


KOMMENTARVollzugsziel: Infantilisierung*?UM - Die bisherige Strafvollzugsgesetzgebungvermitteltejedem unbedarften Leser, dassfür den Gesetzesbrecher viel fürdessen Wiedereingliederung indie Gesellschaft getan wird,wenn er denn resozialisierungswilligist. Da heißt es dann imStrafvollzugsgesetz (StVollzG)unter § 2, 1. Satz: "Im Vollzugder Freiheitsstrafe soll der Gefangenefähig werden, künftig insozialer Verantwortung ein Lebenohne Straftaten zu führen(Vollzugsziel)". Und weiter in §3: "(1) Das Leben im Vollzug sollden allgemeinen Lebensverhältnissensoweit als möglich angeglichenwerden. (2) SchädlichenFolgen des Freiheitsentzuges istentgegenzuwirken. (3) Der Vollzugist darauf auszurichten,dass er dem Gefangenen hilft,sich in das Leben in Freiheiteinzugliedern." Das hört sichdoch gut an! Auch das neueNJVollzG hat einen ähnlichenWortlaut. Der besagte (wohlmeinende)Leser kann sich alsoberuhigt zurücklehnen und einLoblied auf die sozialen Verhältnisseim Justizvollzug anstimmen.Wenn er dann noch liest,dass kulturelle Großereignisse,wie z.B. ein Filmfestival, in eineJVA hineinstrahlen, dann kommtBegeisterung auf. Schließlichkonnte man sich ja davon auchselbst überzeugen. Wer nunbehauptet, die Wirklichkeit säheganz anders aus, der wird esschwer haben. Und es gibt sie jatatsächlich, diese Events (besonderenEreignisse)! Nur, sindsie signifikant (bezeichnend,anschaulich) für das reale Innenleben?Signifikant ist eher,dass jeder Gang zur Arbeit, zumKaufmann, zur Krankenstation,zum Sport, zum Besuch usw.von einem Beamten begleitetwerden muss (und nicht, wieandernorts möglich, durch einelektronisches Zugangssystemgeregelt ist). Signifikant ist eher,dass es Anweisungen dafür gibt,dass Medikamente nur zu bestimmtenTageszeiten an Krankeausgegeben werden dürfen,und dass sie mit einer Tasse vollWasser erscheinen und ihr Medikamentin Gegenwart des Beamteneinnehmen müssen, wiees sonst wohl nur in Kindergärtenüblich ist. Signifikant ist e-her, dass z. B. kein Obst mit zurArbeit genommen werden darfoder der Weg zur Arbeit nur inbestimmter Bekleidung genommenwerden darf. Signifikant isteher, dass nur eine Grundausstattungan Geschirr auf demHaftraum verbleiben darf (dasgekaufte Obst darf eben nichtauf einem anstaltseigenen Tellerliegen). Und die Aufzählungließe sich nahezu endlos fortsetzen!Lässt sich jemand auf eineDiskussion über die Sinnträchtigkeitder (beispielhaft) genanntenRegeln ein, so ist zu hören,dass das der Sicherheit und der(zu Recht viel gelobten) Ordnungund Sauberkeit geschuldetsei. Wer länger darüber nachdenkt,wird nicht umhin kommen,dies als Behandlungsmaßnahmezu verstehen. Es scheintdemnach auch das Vollzugszieleiner Infantilisierung* zu bestehen!Und das mit nötiger Konsequenz.Nur gut, dass es auch Bedienstetegibt, die menschliche Verhaltensweisenan der Pfortenicht abgelegt haben.*infantilisieren: geistig unselbständigmachen; bevormunden (Duden)JVA HANNOVERFarshad S. gelingt Flucht im LKWEinem Gefangenen der JVA Hannover ist kürzlich die Flucht aus der JVA Hannover gelungen. Erversteckte sich in einem Karton, der mit einem LKW aus der JVA herausfuhr. Die Flucht blieb allerdingsnur kurz erfolgreich, denn bereits 2 Tage später konnte er von der Polizei wieder festgenommenwerden.JVA OSNABRÜCKBeamterin U-HaftGegen einen Justizvollzugsbeamtender JVA Osnabrück wurdeHaftbefehl wegen versuchterAnstiftung zum Mord erlassen.Aus Gründen der eigenen Sicherheitwurde er jedoch nicht ineiner niedersächsische JVA,sondern in der JVA Münsterinhaftiert. Er soll einem ehemaligenGefangenen einen Mordauftragerteilt haben. Inzwischenwurde der Beamte aus der Untersuchungshaftentlassen, obwohldas Gespräch mit demehemaligen Gefangenen nichtbestritten wird.JVA SALINENMOORBeamtersuspendiertEin Beamter der JVA Salinenmoorin Celle wurde wegen desVerdachts der Hehlerei vorläufigvom Dienst suspendiert, einweiterer Beamter aus gleichemGrund in eine andere JVA versetzt.Dies gab die Anstaltsleitungder JVA Salinenmoor am16. April <strong>2008</strong> mit. Beiden Beamtenwird vorgeworfen, unerlaubtWaren aus der JVA geschleustund anschließend verkauftzu haben. Ihnen droht dieendgültige Suspendierung, fallssich der Verdacht gegen siebestätigt.Der 33-jährigen Farshad S., derin JVA Hannover eine fünfeinhalbjährigeHaftstrafe wegenDiebstahls, Hehlerei und Urkundenfälschungverbüßt, gelangauf einfache, aber doch spektakuläreWeise die Flucht.Farshad S. konnte sich währendder Arbeitszeit in der Produktionshalleunbemerkt in einemKarton unter Tankdeckeln verstecken.Dieser Karton wurdedann von einer Speditionsfirmamitsamt dem einfallsreichenFlüchtling abgeholt.Bei einem Zwischenstopp inBissendorf bei Hannover sahder Fahrer der Spedition, wieFarshad S. in Anstaltskleidungvom LKW sprang und wegrannte.Angeblich habe ihm S. zugerufen,"Du kannst machen, wasDu willst, ich habe eine krankeMutter zu Hause". Danach sei erin ein Taxi gestiegen und damitnach Langenhagen gefahren.Das Taxi habe er bar bezahlt.Zunächst blieb eine umgehendeingeleitete Großfahndung derPolizei ohne Erfolg. Zwei Tagenach seiner geglückten Fluchtkonnte er jedoch von der Polizeiwieder festgenommen werden.Er wird jetzt seine Haftstrafe bis2013 verbüßen müssen. Angenehmwird ihm diese Zeit aberwohl kaum gemacht werden,denn jegliche Vollzugslockerungenoder eine vorzeitige Entlassungzur Bewährung bleibenihm wohl verwehrt. Da Fluchtalleine kein Straftatbestand ist,müsste man ihm schon Straftatennachweisen, die er zur oderwährend der Flucht begangenhat, um ihn zudem noch zu verurteilen.Die SPD-Landtagsfraktion führtedie Flucht auf mangelndes Personalim Strafvollzug zurück. DieLandesregierung habe "überJahre die für einen sicherenVollzug unverzichtbare Personalausstattungsträflich vernachlässigt",erklärte Marco Brunottevon der SPD. "Geld für Mauernund Stacheldrähte" reiche alleinefür einen sicheren Strafvollzugnicht aus. Die Flucht ausHannover war vorerst die letzteSchlagzeile, die der niedersächsischeStrafvollzug bisher imJahre <strong>2008</strong> produzierte.LG BREMENPolizeiarztvor GerichtDer 44jährige Polizeiarzt, der imDezember 2004 einem 35jährigenmutmaßlichen Drogendealeraus Sierra Leone Brechmitteleingeflößt haben soll, muss sichseit dem 16. April <strong>2008</strong> vor demLandgericht Bremen verantworten.Der Mann fiel nach der"Behandlung" in ein Koma undverstarb später. Der Arzt bedaureden Vorfall zutiefst, habe aberauf Basis der damaligen Rechtsauffassunggehandelt, ließ erdurch seinen Anwalt verlesen.TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong> JVA INTERN 15


NIEDERSÄCHSISCHE TISCHTENNISMEISTERSCHAFTJVA Salinenmoor gewinntMK Nur 3 Anstalten kamen nach Oldenburg - Oldenburger Teams belegten die Plätze vier bis sechsAm 1. Dezember 2007 fandendie niedersächsischen Meisterschaftender Gefangenen imTischtennis in der hiesigen JVAstatt. Leider fanden nur dieTeams der drei Anstalten Salinenmoor,Meppen und Sehndeden Weg nach Oldenburg. KurzfristigeAbsagen weiterer Anstaltenließen das Teilnehmerfeldschrumpfen, so dass die JVAOldenburg gleich drei Mannschaftenan den Start schickte,um einen kompletten Turniertagzu ermöglichen.In der Vorrundengruppe A trafam Morgen des Turniertages diedritte Oldenburger Mannschaftauf die Mannschaften aus Salinenmoorund Meppen und warhoffnungslos unterlegen. BeideSpiele gingen mit 0:5 verloren,allein gegen Meppen gelang einSatzgewinn (1:15 Sätze), währendvon der JVA Salinenmoordie Höchststrafe (0:15) verhängtwurde. Im Duell um den Gruppensiegsetzte sich Salinenmoormit 5:2 (15:7) gegen Meppendurch, beide erreichten jedochdas Halbfinale. Nach der Vorrundewurde zum Mittagstischgerufen. Im Gemeinschaftsraumvon U1 wurden alle Turnierteilnehmergemeinsam verköstigt.Die Teilnehmer der auswärtigenJVA waren ohnehin von derganzen Organisation begeistert.Freie Getränke, ein großer Obstkorbsowie Energie lieferndeSchokoriegel standen allen Teilnehmernzur Verfügung. In derGruppe B waren neben der JVASehnde die erste und die zweiteMannschaft der JVA Oldenburgangetreten. Das interne OldenburgerDuell gewann die 1.Mannschaft deutlich (5:1, 17:4)gegen die Reserve. GegenSehnde verloren sowohl OldenburgI (7:15), als auch OldenburgII (3:17) deutlich mit 1:5.Somit qualifizierten sich Sehndeund Oldenburg I für das Halbfinale.Vor der Finalrunde trafen sichaber die zweite und dritte Vertretungder JVA Oldenburg nochzum Spiel um Platz fünf, das diezweite Mannschaft erwartungsgemäßmit 5:0 (15:2) gewann.Im ersten Halbfinale musstendie Oldenburger nun gegen denTurnierfavoriten aus der JVASalinenmoor antreten, aber dieerhoffte Überraschung blieb leideraus. Mit 1:5 (4:17) ging dasSpiel verloren. Noch deutlichersetzte sich die JVA Meppen gegendas Team aus Sehndedurch. Glatt mit 5:0 (15:4) zogendie Meppener in das Finale ein.Jetzt hatten die Oldenburgernoch die Chance, wenigstenseinen Podiumsplatz als Heimmannschaftzu erreichen, aberdie Sehnder Spieler waren einfacheine Nummer zu stark fürunsere Jungs. Mit 1:5 (5:16)verwies die JVA Sehnde dasOldenburger Team auf Rangvier. Im Finale trafen nun dieJVA Meppen und die JVA Salinenmooraufeinander, und dasEndspiel verlief spannender, alses das deutliche Ergebnis zugunstenvon Salinenmoor (5:1,16:6) erahnen lässt. In seinenzwei Spielen konnte sich derTop-Spieler des neuen Niedersachsenmeisterserst nachspannenden Ballwechseln gegennahezu ebenbürtige Gegnerdurchsetzen, wobei einer sogarnach erfolgreichem Satzgewinnverletzungsbedingt aufgebenmußte. Alles in allem war es fürsämtliche Teilnehmer ein herausragenderSamstag im ansonsteneher tristen Vollzugsalltag.Viele Teilnehmer, geradeviele aus Oldenburg, fanden inden Gegnern das eine oder andereMal ihren Meister. Aber eswurden gerade im Endspielauch einzelne Spiele auf sehrhohem Niveau gezeigt. Nichtselten wurden Ballwechsel derFinalgegner mit Applaus belohnt,und kaum ein Aktiver derausgeschiedenen Mannschaftenließ sich die Endspielstimmungentgehen. Mit der Siegerehrung,bei der alle Mannschaften unddie besten Einzelspieler geehrtwurden, fand ein von den SportbeamtenDannebaum und Meyerhervorragend organisiertesTurnier, das ohne jegliche Zwischenfälleablief, sein Ende.Besonderer Dank sei hier nebenden Sportbeamten besondersder Küche und dem zuständigenHausarbeiter gezollt.Alle haben zu einem erfolgreichenTag beigetragen, der allenteilnehmenden Gefangenennoch lange als eine gelungeneAbwechselung zum Haftalltag inErinnerung bleiben dürfte.16 SPORT TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>


TISCHTENNISHauptanstalt gewinnt gegen GerichtsstraßeEdat A. als einziger Einzelspieler ohne SatzverlustMK Zum ersten Mal kam es am 10. April <strong>2008</strong> in der JVA-Sporthalle zum Aufeinandertreffen zwischen den Tischtennisabteilungen derHauptanstalt und der Abteilung Gerichtsstraße. Die Mannschaft der Hauptanstalt konnte sich dabei deutlich mit 12:3 durchsetzen.Am 10. April <strong>2008</strong> trafen sichgegen 16.30 Uhr in der JVA-Sporthalle 6 Spieler der AbteilungGerichtsstraße (GS) und 7Spieler der Hauptanstalt (HA) zueinem Vergleichsspiel der beidenTischtennisabteilungen.Zu Beginn kam es zu 3 Begegnungenim Doppel, nach denendie Hauptanstalt mit 2:1 in Führunglag. Frank H./Sascha Kalinowski(HA) konnten sich deutlichmit 3:0 (11:6, 12:10, 11:2)gegen Mario H./Oliver Gotsch(GS) durchsetzen. Zwei wesentlichspannendere Spiele solltendiesem deutlichen Sieg folgen.Erst setzen sich Matthias P./Edat A. (HA) gegen TorbenMannschaft Gerichtsstraßehinten: Kai Denker, Eduard B., TorbenSch.; vorne: Oliver Gotsch, Mario H. (esfehlt: Leonard N.)Alle Aktiven mit den betreuenden Sportbeamten nach dem SpielSch./Eduard B. (GS) mit 3:2(11:5, 11:6, 9:11, 7:11, 11:6)durch. Ebenso spannend verliefdas dritte Doppel, in dem sichLeonard N./Eduard B. (GS) e-benfalls nach fünf hart umkämpftenSätzen mit 3:2 (11:8,7:11, 7:11, 11:9, 11:9) gegenHans Sch./Marko Kopel (HA)behaupten konnten.Nun folgten 12 Einzelbegegnungen,in denen sich die Spielerder beiden Mannschaften imsog. Paarkreuzsystem gegenüberstanden.Bester Spieler wardabei Torben Sch. (GS), derseine beiden Einzel im oberenPaarkreuz gegen Matthias P.mit 3:0 (11:9, 11:6, 11:3) undgegen Frank H. mit 3:1 (11:4,12:10, 10:12, 11:8) gewinnenkonnte und der Abteilung Gerichtsstraßedie Punkte 2 und 3sicherte. Weitere Siege sollte esjedoch für die Gäste gegen dieSpieler der Hauptanstalt nichtgeben. Im oberen Paarkreuzsetzen sich sowohl Mathias P.(11:1, 11:4, 11:8) als auch FrankH. (12:10, 11:9, 11:4) jeweils mit3:0 gegen Mario H. durch.Im mittleren Paarkreuz gewannSascha Kalinowski gegen OliverGotsch mit 3:0 (11:5, 11:9, 11:6)und in einem spannenden Spielauch gegen Kai Denker mit 3:2(12:10, 6:11, 11:9, 9:11, 11:6).Auch Hans Sch. konnte gegenKai Denker mit 3:0 (11:2, 11:9,11:9), und gegen Oliver Gotschmit 3:1 (11:5, 11:4, 9:11, 11:0),zwei weitere Punkte für dieHauptanstalt einfahren.Im unteren Paarkreuz behauptetesich Edat A. in den beidenSpielen gegen Leonard N.(11:0, 11:9, 11:6) und gegenEduard B. (11:5, 11:6, 11:4)jeweils deutlich mit 3:0 und bliebsomit einziger Spieler ohneSatzverlust in den Einzelpartien.Die beiden letzten Einzel imunteren Paarkreuz teilten sichauf Seiten der HauptanstaltGeorge Plescan, der sich mit3:1 (11:7, 11:4, 9:11, 11:8) gegenEduard B. durchsetze, undMarko Kopel, der nach 0:2-Rückstand noch 3:2 (9:11, 4:11,11:9, 11:8, 11:5) gegen LeonardN. gewinnen konnte.Mannschaft Hauptanstalthinten: Matthias P., Sascha Kalinowsky,George Plescan, Edat A.; vorne: MarkoKopel, Frank H., Hans Sch.TISCHTENNISGäste von draußen waren viel zu starkJG Am 29. November 2007 konnte die Sportabteilung Spieler des SV Gehlenberg und BW Ramsloh in der JVA Oldenburg zu einemTischtennisspiel begrüßen. Dieses Spiel sollte als Training unter Wettkampfbedingungen auf die niedersächsische Meisterschaftvorbereiten, die zwei Tage später in Oldenburg stattfand.Das Ergebnis des Spieles fiel soeindeutig zu Gunsten der externenSpieler aus, dass wir ausRücksichtnahme der teilnehmendenGefangenen lieber denMantel des Schweigens darüberbreiten. Denn die Vereinsspielererwiesen sich durch die Bankals viel zu stark für unsere Freizeitspieler.Trotzdem war eseine willkommene Abwechslungfür die Gefangenen und hat allenTeilnehmern Spaß gebracht.Denn die Gelegenheiten, sichmit externen Sportlern in einemWettkampf zu messen sind docheine große, aber immer willkommeneAusnahme. Auch wenndieser Wettkampf die JVA-Spieler wieder auf den Bodender Tatsachen brachte, was dieErwartungen für die niedersächsischeMeisterschaft betraf, diezwei Tage später stattfand. Ausdrücklichbedanken muss mansich im Namen aller Teilnehmerbei der Sportabteilung mit denHerren Meyer und Dannebaum,die wieder ihr ganzes Engagementeingebracht haben, um einHighlight für die Gefangenen zuorganisieren.TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>SPORT 17


FUSSBALL8:2-Kantersieg gegen TuS FalkenbergDZ Am 12. April <strong>2008</strong> waren die Fußballer des TuS Falkenberg in der Hauptanstalt zu einem Freundschaftsspiel gegen die Leistungsgruppeder JVA Oldenburg zu Gast. Und die Fußballer der Hauptanstalt übertrafen selbst die kühnsten Hoffnungen, denn ih-Am Samstag, den 12.04.08 warmal wieder die Fußballmannschaftdes TuS Falkenberg zuGast in der JVA Oldenburg, umsich mit der Leistungsgruppeder JVA in einem Freundschaftsspielzu messen. DieMannschaft der JVA hatte ausdem letzen Jahr noch eineRechnung mit den Falkenbergernoffen. Damals verlor dieLeistungsgruppe mit 4:7, wassich dieses Mal jedoch nichtwiederholen sollte.Im Vorfeld des Spiels hatteneinige Spieler jedoch die Befürchtung,dass es auch diesesMal ähnlich laufen könnte, dader Fitnesszustand der meistenSpieler zu wünschen übrig ließ.Doch bereits vom Anpfiff anpräsentierten sich die Spielerder Leistungsgruppe als funktionierendeEinheit und ließen Ballund Gegner laufen. Die Falkenbergerschienen vom flüssigenKombinationsspiel überrascht zusein, und ehe sie sich versahenstand es auch schon 1:0 für dieJVA. Das frühe Tor sorgte fürSicherheit, und so spielte sichdie Leistungsgruppe nahezu ineinen Rausch.Die Offensive traf, das Mittelfeldarbeitete, die Abwehr stand sicherund der Torwart hielt, waszu halten war! Nach der wohlbesten Halbzeit, die seit langerZeit hier in der JVA gespieltwurde, stand es 6:0 für Oldenburg!In der zweiten Halbzeit wurdevon Oldenburger Seite mindestensein Gang zurück geschaltet,was zum einen an dem großenVorsprung und zum anderenan der fehlenden Fitnesslag. Doch wie es sich für einefunktionierende Mannschaftgehört, kompensierte sie dasdurch eine kompakt stehendeDefensive.Zum Highlight der zweiten Halbzeitwurde ein Elfmeter, den einOldenburger 2 Meter über dasTor schoss. Ansonsten verliefdie zweite Halbzeit nicht sehrereignisreich. Die nachlassendenKräfte der Oldenburgerführten zu Unkonzentriertheiten,und so gelangen den Falkenbergernin den letzten zehn Minutennoch zwei Treffer. Das Spielendete leistungsgerecht mit 8:2für Oldenburg.HauptanstaltTuS FalkenbergAlle Spieler und Betreuer nach dem Spiel18 SPORT TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>


Die Sportabteilung der JVA Oldenburgveranstaltet in Zusammenarbeit mit derNational Cycling AcademyeinenSPINNING-MARATHONmit ca. 60 RädernSamstag, 31. Mai <strong>2008</strong>9.00 Uhr bis 16.00 UhrAnmeldungen evtl. noch per VG 51 an das Sportbüro möglich.Die Sportabteilung der JVA Oldenburgveranstaltet einenMARATHONHALBMARATHONauf dem Innengelände derJVA OldenburgSamstag, 27. September <strong>2008</strong>Training nach Plan jedenDienstag, Donnerstag + SamstagAnmeldungen von Gefangenen, die wahrscheinlich bis Ende Septemberin Haft sind, per VG 51 an das Sportbüro.Die Sportabteilung der JVA Oldenburg veranstaltet <strong>2008</strong> einenLEHRGANGFÜR DIEC-TRAINERLIZENZBREITENFUSSBALLSCHWERPUNKTKINDER- UND JUGENDTRAININGAnmeldungen per VG51 an das Sportbüro.Genauere Informationen werden rechtzeitig bekannt gegeben.TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>SPORT 19


FIT IN DEN SOMMERNackenAbb. 1: Schulterbreiter Stand,Knie leicht gebeugt. Kopf undRücken gerade lassen, Blickgeradeaus. Mit einer Hand überden Kopf greifen, Ellbogen zeigtnach außen, Kopf leicht und ohneKraft zur Seite ziehen (dabei nichtverdrehen!). Gegenschulter ziehtaktiv nach unten.SchulterAbb. 2: Schulterbreiter Stand,Knie leicht gebeugt. Kopf undRücken gerade lassen, Blickgeradeaus. Mit einer Hand dengegenüber liegenden Arm amoder oberhalb des Ellbogensfassen (Ellbogen bleibt leichtgebeugt). In Schulterhöhe denArm an den Körper ziehen.Schulter/ArmAbb. 3: Schulterbreiter Stand,Knie leicht gebeugt. Kopf undRücken gerade lassen, Blickgeradeaus. Einen Arm neben demKopf anheben und den Ellbogenbeugen. Der andere Arm greiftüber den Kopf den Ellbogen desgegenüber liegenden Armes undzieht diesen aktiv nach hinten/unten.WadeAbb. 4: Schrittstellung, vorderesKnie gebeugt, hinteres Kniegestreckt. Die Fußspitzen zeigenin Blickrichtung, die Fersen sindam Boden. Der Oberkörper wird inVerlängerung des hinteren Beinesgerade gehalten. Das Knie desvorderen Beines aktiv nach vorneschieben.HüftbeugerAbb. 5: Ein Knie auf den Bodenaufsetzen. Den anderen Fuß weitnach vorne aufstellen (Kniewinkelca. 90°). Oberkörper geradelassen und auf dem vorderenOberschenkel abstützen. Hüftenach vorne schieben und dabeiden hinteren Oberschenkel zumBoden ziehen.GesäßAbb. 6: Auf den Boden setzen unddie Beine nach vorne ausstrecken.Einen Fuß über das andere Beinheben und so nah wie möglichneben der Hüfte aufsetzen. DerArm der Gegenseite umschließtdas Knie mit dem Ellbogen undzieht es aktiv zum Körper heran.Der Oberkörper und der Kopfdrehen zur Gegenseite, wobei derfreie Arm den Körper am Bodenabstützen kann.Abb. 1: Dehnung desNackensAbb. 2: Dehnung derSchulterAbb. 3: Dehnung derSchulterund des ArmesAbb. 4: Dehnung derWadeBeinstreckerAbb. 7: In Seitlage auf dem Bodenliegen. Das untere Bein ist leichtim Kniegelenk gewinkelt und derKopf liegt auf dem gebeugtenunteren Arm. Das obere Bein wirdin Verlängerung des Oberkörpersangehoben und mit der Ferse inRichtung Po gebeugt. Die Handdes oberen Arms greift dasSprunggelenk und zieht somit dasobere Bein aktiv in Richtung Po.BrustmuskulaturAbb. 8: In Seitlage auf dem Bodenliegen. Beide Beine liegen übereinander,wobei das Knie- undHüftgelenk ca. 90° gebeugt sind.Die Hand des unteren Arms wirdauf die Außenseite des oben liegendenOberschenkels gelegt undfixiert somit die Position. Der obereArm wird gestreckt nach hintengeführt, wobei die Schultern nachMöglichkeit bis zum Boden kommensollen.BeinbeugerAbb. 9: In Rückenlage auf demBoden liegen. Beide Beine liegengestreckt am Boden. Ein Bein mitdem Knie in Richtung Oberkörperziehen, wobei beide Hände an dieOberschenkelrückseite greifen.Das Bein jetzt nach oben strecken.OberschenkelinnenseiteAbb. 10: In Rückenlage auf demBoden liegen. Die Füße ganz nahbeieinander aufstellen, und dieKnie sind ca. 90° gewinkelt. DieKnie kippen auseinander, wobeidie Fußsohlen zusammengeführtwerden. Die Hände legen sich aufdie Innenseiten der Oberschenkelund drücken diese aktiv nachunten. Der LWS-Bereich wird dabeizum Boden gedrückt.EntspannungAbb. 11: In Rückenlage auf denBoden legen und die Augenschließen. Die Beine liegengestreckt am Boden und die Armeseitlich neben dem Körper. Ausdieser Position heraus kann manmit verschiedenen Entspannungstechnikenarbeiten (AutogenesTraining, Progressive Muskelentspannung,Atemtechniken) odereinfach nur ruhen.Lösen der EntspannungAbb. 12: Nach ein paar Minutendie Füße wieder aufstellen und dieHände auf den Bauch legen. 3-4tiefe Atemzüge, wobei durch dieNase ein und durch den Mundlangsam wieder ausgeatmet wird.Diese und weitere Übungen sind auf Anfrage bei den Sportbeamten Meyer und Dannebaum erhältlich!20 SPORT TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>


Wir veröffentlichen diesePressemitteilung ungekürzt:Heister-Neumann: „Gefängnissein Niedersachsen waren nochnie so sicher wie heute.“HANNOVER. NiedersachsensGefängnisse sind sicherer geworden.Seit dem Regierungswechselim Jahr 2003 in Niedersachsenist lediglich neun Gefangenendie vorübergehendeFlucht aus dem geschlossenenVollzug gelungen – alle Straftätersind aber bereits nach kurzerZeit wieder in Haft genommenworden. Zum Vergleich: In dervorherigen Legislaturperiodehatte es 34 Ausbrüche gegeben.Besonders gut ist die Bilanz indiesem Jahr: Noch keinemGefangenen ist die Flucht ausdem geschlossenen Vollzuggelungen.Das Land Niedersachsen hatseit März 2003 insgesamt 172,5Millionen Euro in den Justizvollzuginvestiert. Unter anderemhat das Land mit den AnstaltenSehnde und Rosdorf zwei neuehochgesicherte Haftanstaltenerrichtet und damit die zum RegierungswechselübernommeneÜberbelegung im geschlossenenMännervollzug insgesamtWAHLKAMPF <strong>2008</strong>Heister-Neumann:Gefängnisse sicher wie nieAm 5. November 2007, also gerade rechtzeitig zum Landtagswahlkampf, gab das Referat für Presseund Öffentlichkeitsarbeit des Niedersächsischen Justizministeriums eine Pressemitteilungzum Thema Strafvollzug heraus. Dass es sich um eine "Wahlkampf"-Pressemitteilung handelt,spiegelt sich darin wider, dass der Wähler mit dem Thema Sicherheit in eben dieser gewogenwerden soll. Den Begriff "Resozialisierung" haben wir jedenfalls vergeblich gesucht.abgebaut. Zudem plant dasLand eine weitere neue Haftanstaltin Bremervörde.Auch personell steht das Landgut da: Am 30. September 2007waren 3.984 Bedienstete imJustizvollzug beschäftigt. Imniedersächsischen Justizvollzugwurden somit im Durchschnitt100 Gefangene von 61,7 Beschäftigtenbetreut – dieser Wertliegt deutlich über dem Schnittaller deutschen Bundesländer,der bei unter 50 Beschäftigtenliegt.Niedersachsens JustizministerinElisabeth Heister-Neumann:„Die Gefängnisse in Niedersachsensind sicher wie nie zuvor.Wir haben in den vergangenenJahren die baulichen undpersonellen Voraussetzungengeschaffen, um einen größtmöglichenSchutz für die Bürgerinnenund Bürger in Niedersachsenzu gewährleisten.“Niedersachsen verfügt über 14<strong>Justizvollzugsanstalt</strong>en mit über30 Abteilungen. Sie sind überdas ganze Land verteilt. Diegrößte <strong>Justizvollzugsanstalt</strong> inNiedersachsen hat ihren Sitz inder Landeshauptstadt Hannover.Dort sind über 1.000 Gefangenenuntergebracht. In Vechtabefindet sich mit fast 700Haftplätzen eine der größtenJugendanstalten im Bundesgebiet.Seit dem 1. September 2006sind die Länder auch für dieGesetzgebung auf dem Gebietdes Justizvollzugs zuständig.Ein Niedersächsisches Justizvollzugsgesetz,das den Erwachsenen-und den Jugendstrafvollzug,die Sicherungsverwahrungund den Untersuchungshaftvollzugregelt, ist inVorbereitung.Die durchschnittlichen Kosteneines Haftplatzes pro Tagbetrugen im Jahr 2006 86,48 €(ohne Baukosten).JAA NIENBURG17jährigerstirbt inNienburgBeim Morgenaufschluss am 4.März <strong>2008</strong> in der JugendarrestanstaltNienburg wurdeein 17jähriger Insasse bewusstlosaufgefunden. Knapp2 Wochen später verstarb derJugendliche im Krankenhaus.Die Staatsanwaltschaft Verdenprüft Ermittlungen.Der 17jährige Diabetiker mussteeinen Jugendarrest in der JAANienburg verbüßen und wurdebeim Morgenaufschluss am 4.März <strong>2008</strong> bewusstlos aufgefunden.Daraufhin wurde er in einKrankenhaus gebracht, wo er 13Tage gegen den Tod kämpfte,ehe der junge Mann am 17.März <strong>2008</strong> verstarb. Als Todesursachewurde Hirntod aufgrundeiner Überzuckerung festgestellt.Von offizieller Seite wurdevermutet, der Jugendliche habebewusst bei der Insulin-Selbstversorgungmanipuliert, um vorzeitigaus dem Arrest entlassenzu werden. Ein Tatverdacht gegenDritte habe zu keiner Zeitbestanden.Doch der Vater des Verstorbenenerhebt gegen die Jugendarrestanstaltden Vorwurf, dort seinicht ausreichend auf die bekanntengesundheitlichen Problemedes Jugendlichen reagiertworden, und erstattete Anzeigewegen fahrlässiger Tötung. DieStaatsanwaltschaft Verden prüft,ob gegen Justizvollzugsbeamteermittelt werden soll.Haftplätze, Belegung und Auslastungin Niedersachsen am 31.01.2007Vollzugsform Haftplätze BelegungGeschlossener Männervollzug 4898 4764Geschlossener Frauenvollzug 268 252Geschlossener Jugendvollzug 647 595Offener Männervollzug 1087 833Offener Frauenvollzug 97 69Offener Jugendvollzug 173 138Auslastung97,3 %94,0 %92,0 %76,6 %71,1 %79,8 %Gesamt 7270 6651 91,5 %TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>INFO 21


INTERVIEWHaftende - und dann?Anlaufstellen stellen sich vorUM Auf Initiative von Herrn Krügel (Sozialer Dienst) waren Manfred Schulz und Axel Zuber vomDiakonischen Werk am 7. November in der Redaktion zu Gast. Sie informierten über die DiakonischeStraffälligenhilfe und die Anlaufstellen in Oldenburg und Delmenhorst.Auf Initiative und in Begleitungvon Herrn Krügel vom SozialenDienst der Hauptanstalt besuchtendie bei der Straffälligenhilfeder Diakonie in Oldenburg undDelmenhorst zuständigen HerrenManfred Schulz und AxelZuber die Tr§tzdem-Redaktionin der JVA Oldenburg.Herr Schulz ist Dipl.-Sozialpädagoge/Sozialarbeiterund seit1994 für die StraffälligenhilfeOldenburg tätig. Herr Zuber istSozialarbeiter mit Erfahrungenbei der Anlaufstelle für Straffälligeder Diakonie in Delmenhorstseit 1980.Herr Zuber konnte somit auchaus den Anfängen der Straffälligenhilfeberichten: Auf Initiativedes damaligen NiedersächsischenJustizministers, der sichzum Ziel gesetzt hatte, dieRückfallquote von Straffälligenzu senken, gewann er 1980 einigeWohlfahrtsverbände undKommunen, Anlaufstellen fürStraffällige und deren Angehörigezu gründen. Ursprünglich war© NWZ vom 30.11.2007an eine Finanzierung des Projektesgedacht, das zu je einemDrittel vom Justizministerium,den Kommunen und den Wohlfahrtsverbändengetragen werdensollte. Heute haben sichörtlich sehr unterschiedlicheFinanzierungsmodelle herausgebildet,die dazu geführt haben,dass ca. die Hälfte vomJustizministerium (etwa 1 MillionEuro) getragen wird und dieKommunen und die Verbände je25 % der Kosten übernehmen.Inzwischen gibt es 14 Anlaufstellenin Niedersachsen, vondenen acht zur Diakoniegehören, vier zum ParitätischenWohlfahrtsverband und zwei zurCaritas. Schwerpunkte der Arbeitsind:• Wiedereingliederung• Vermeidung von Haftzeiten• Entlassungsvorbereitung• Vermeidung neuer Straftaten• Verkürzung der Haftzeiten• Aufklärung der ÖffentlichkeitIm Jahre 2005 fanden zumBeispiel 4280 Menschen denWeg in die NiedersächsischenAnlaufstellen, 32.076 Beratungsgesprächefanden stattund 81 Plätze in Wohngruppenwurden unterhalten; davon 14 inDelmenhorst und 7 in Oldenburg.In der praktischen Arbeitliegt der Schwerpunkt in derSicherung des Lebensunterhaltesder Straffälligen.Beide Herren wussten anschaulichüber ihre erfolgreiche Arbeitbei der Vermeidung von Haftzeitenbei Menschen zu berichten,die zu Geldstrafen verurteilt wordenwaren (z. B. bei Verkehrsdelikten)und denen es unmöglicherschien, die Geldstrafe zuzahlen (z. B. weil nur ein geringesEinkommen vorhanden ist,die Geldstrafe nicht in einerSumme beglichen werden kann,die Zahlungsverpflichtungen fürMiete, Gas und Strom nicht inVerzug geraten dürfen, nochandere Schulden mit Zahlungsverpflichtungenbestehen oderkein eigenes Bankkonto mehrvorhanden ist). Sie machten aufein Problem aufmerksam, dassheute viele Menschen treffenkann, denn in Deutschland sindüber 3 Millionen Haushalte überschuldet.Das Projekt „Geldverwaltungstatt Ersatzfreiheitsstrafe“ zieltdarauf ab, die Vollstreckung vonErsatzfreiheitsstrafe zu vermeiden.Die Anlaufstellen unterstützenden Schuldner darin,⇒ bei der Staatsanwaltschaftdie Genehmigung von Ratenzahlungenauf die Geldstrafezu beantragen (derzeitist eine Erfolgsquote von50 % zu verzeichnen).⇒ bei der Prüfung der Finanzenund ermitteln eine Ratenhöhe,die auch gezahltwerden kann (aus der bisherigenErfahrung ist eine realistischeRatenhöhe von 20bis 50 Euro erreichbar).⇒ in besonderen Fällen bei derUmwandlung der Geldstrafein gemeinnützige Arbeit.Während der gesamten Dauerder Ratenzahlungen können dieHelfer der Anlaufstellen denStraffälligen begleiten und stellendamit sicher, dass die Ratender Geldstrafe tatsächlich gezahltwerden; sie können auchein Treuhandkonto führen. Sogelang es den niedersächsischenAnlaufstellen 2005, etwa10.000 Hafttage und somit auchca. 864000 € Haftkosten einzusparen,die dem Steuerzahlerentstanden wären. Zudem natürlichersparte man den Betroffenendie negative Wirkungeiner Inhaftierung mit all ihrenschädlichen Folgen.Zur Sicherung des Lebensunterhaltszählt aber auch die Bereitstellungvon Wohnplätzen inWohngruppen für Menschen,die in Haft waren und mit nurgeringen Mitteln entlassen werden,oft mit nicht unerheblichenAltschulden belastet. Dahermuss auch hier eine Schuldenregulierungerfolgen, denn werz. B. Mietschulden hat, bekommtin der Regel auch keineWohnung.Beide Vertreter wussten indiesem Zusammenhang vonden schwierigen Verhältnissenin einigen Stadtteilen in Oldenburgund Delmenhorst zu berichten.Der „normale“ Weg, einen22 INFO TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>


Wohnplatz zu bekommen, beginntfür den Gefangenen in derZeit, in der er schon über Vollzugslockerungenverfügt, welchejedoch leider immer seltenergewährt werden. Dann sollte erKontakt aufnehmen, um eindreitägiges Probewohnen (möglichstdrei Monate vor der Entlassung)noch während der Haftzeitzu vereinbaren. Dabei kannfestgestellt werden, ob der Klientin die Wohngemeinschaft passt.Als Vorbereitung dient ein erstesGespräch mit dem SozialenDienst in der JVA, zudem ist einschriftlicher Lebenslauf erforderlich.Manchmal ist auch eineZusammenarbeit mit der Suchtberatungder JVA notwendig.Ist ein Wohnplatz gesichert, wirdeine Wohndauer von ca. 3 Monatenvorgesehen, in einigenFällen gab es auch schon einUnterkommen für bis zu 2 Jahre.Für alle Haftentlassenen, die nurüber das Ü-Geld verfügen, setztin der Regel die Bestreitung desLebensunterhalts aus dem Arbeitslosengeld2 (Hartz IV) ein,bis Arbeit gefunden wird. DieAnlaufstellen übernehmen insolchen Fällen die Verwaltungder Mittel und überlassen demKlienten Geld für den persönlichenBedarf (z. B. Lebensmittelund Tabak). Ein Wohnplatz kostetin Delmenhorst zwischen 255und 280 € und in Oldenburg fürca. 20 m² 177 €. Dazu wird nochein Schlüsselpfand verlangt. Mitdem Wohnplatz stehen auchdas Angebot einer psychosozialenBegleitung zur Verfügungsowie die Unterstützung bei Behördenkontakten.Drogen- undAlkoholkonsum ist in beidenEinrichtungen strikt verboten.Seit den 80er Jahren hat es Veränderungenbeim „klassischen“Klienten gegeben. War es frühereher der Einbrecher oder Diebmit milieuspezifischem Ehrgefühl,so ist es heute eher derHandtaschenraub oder das Deliktim Zusammenhang mit derDrogenproblematik, das zu denkriminellen Erfahrungen ihrerKlienten gehört. Auch ist eineverstärkte Vereinzelung bemerkbar.Dass das Problem der Verbüßungvon Ersatzfreiheitsstrafenzugenommen hat, ist daran zuerkennen, dass seit 1996 dieHaftplätze für Ersatzstrafe inNiedersachsen von ca. 200 auf480 angewachsen sind, derenHaftdauer im Durchschnitt ca.30 Tage beträgt. Das ging einhermit einer Verdoppelung derInhaftiertenzahl auf ca. 5.100Personen; bundesweit sind etwa50.000 Menschen betroffen.Zu guter Letzt gaben HerrSchulz und Herr Zuber der HoffnungAusdruck, dass mit derwirtschaftlichen Erholung inDeutschland die Verbüßung derErsatzfreiheitsstrafe wieder seltenernötig wird.Ziel bleibe aber immer, eine Haftzu vermeiden und tatsächlichInhaftierten eine vollständigeResozialisierung zu ermöglichen,denn eine Resozialisierunghat (erst) stattgefunden,wenn ein ehemaliger Straffälligernicht wieder straffällig wird.Das diene auch dem Schutz derAllgemeinheit. Es lohne sichimmer, sich dafür einzusetzenund zu arbeiten.Beide Herren wünschten sich,dass die sehr gute Zusammenarbeitmit dem Sozialdienst undmit Herrn Krügel weiterhin gepflegtwerden kann, auch wennaus der Hauptanstalt der JVAOldenburg aufgrund der hiergeltenden neuen Strukturenkaum noch jemand direkt entlassenwird, der Kandidat für eineAnlaufstelle für Straffällige ist.Wir danken beiden Vertreternder Anlaufstellen für diese Informationenund wünschen ihnenweiterhin viel Erfolg bei ihrerwichtigen Arbeit.MITEINANDER STATTGEGENEINANDERNützlichesausHollandMK Bereits 1949 erschienen inHolland 10 Gebote für Justizbeamte.Sie sind auch heutenoch eine interessante Lektürefür Gefangene, aber auchfür die Beamten selber.Justizvollzugsbeamter ist mit Sicherheitkein leichter Job. Aberniemand hat je auch nur eineneinzigen Justizvollzugsbeamtendazu gezwungen, diesen Berufzu wählen. Er bietet Vorteile, dienicht bei wenigen ausschlaggebendwaren, diesen Beruf zu ergreifen.Das Einkommen ist biszum Lebensende gesichert undBeiträge zur gesetzlichen Arbeitslosen-,Kranken- oder Rentenversicherungmüssen nichtgezahlt werden. Im Alltag ermöglichtder Beamtenstatus z.B. Erleichterungen bei der Kreditvergabeoder günstige Beamtentarifebei vielen Versicherungen.Letztendlich hat sich jederJustizvollzugsbeamter bewusstauf eine Tätigkeit mit direktemKontakt zu Straftätern eingelassen.Daher rechtfertigt auchnichts das häufig auftretendeMissverhalten und überheblicheGegenübertreten von Beamtengegenüber Gefangenen. Aberein respektvoller Umgang undein menschliches Miteinandersollte doch für Justizvollzugsbeamteeigentlich eine Selbstverständlichkeitsein.In der nächsten <strong>Ausgabe</strong>würden wir gerne auch10 Gebotefür Gefangeneabdrucken. Wir freuen unsdaher auf entsprechendeVorschlägen (von Gefangenenund Beamten) an dieRedaktion. Aus allen Vorschlägen(es müssen nichtunbedingt jeweils 10 sein)werden wir dann die bestenund sinnvollsten in dernächsten <strong>Ausgabe</strong> veröffentlichen.Wir sind vor allem aufdie Vorschläge der Beamtengespannt.10 Gebotefür JustizvollzugsbeamteITritt dem Gefangenenals Deinem NächstengegenüberIIBeobachte kühl,urteile mildeIIISei korrekt in Haltung undAuftreten. Du gewinnst anAnsehen und spornst zumNacheifern anIVWecke vor allem Sinn fürOrdnung, Disziplin undArbeit; fange aber zuerstbei Dir selbst anVVerbessere, aberverbittere nicht. Mit einemverständnisvollen Raterreichst Du oft mehrals mit StrafenVISei gerecht. Dein Handelnsei nicht durch Zuneigung,Abneigung oderLaunenhaftigkeit bestimmtVIISei teilnehmend,aber nicht neugierigVIIIFühle Dich stetsmitverantwortlich. Eineinzig schwaches Gliedlässt die Kette zerreißenIXVermeide jedesunüberlegte Wort überMitarbeiter oderGefangene. Du schadestdamit anderen und setztDich selbst herabXLass Dich durchEnttäuschungen nichtentmutigen. Halte aus!(Zeitschrift für NiederländischenStrafvollzug, Jahrgang 1949)TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>INFO 23


WISSENSCHAFTStrafe schützt nichtvor VerbrechenUM Wir haben es ja schon immer gewusst, aber nun ist es wissenschaftlichbestätigt. Weder die Androhung noch der Vollzugvon Strafe schützt die Gesellschaft vor Verbreche(r)n.Immer wieder gibt es Diskussionendarüber, ob mehr Strafe fürmehr Sicherheit sorgt. Dies geschahauch im Zusammenhangmit der Diskussion um dasGnadengesuch von ChristianKlar, einem einsitzenden Linksterroristenund ehemaligem Mitgliedder Rote Armee Fraktion(RAF). Die Diskussion fiel zusammenmit einer in Deutschlandin den vergangenen Jahrendeutlich gestiegenen Punitivität(aus dem Lat.: punire = strafen;kriminologischer Fachbegriff; dieEinstellung in der Bevölkerungzu Sanktionen, die Entwicklungin der Gesetzgebung sowie inder Rechtssprechung).Über den Sinn und Zweck derFreiheitsstrafe hat es in Bochumin den Jahren 1975, 1986 und1998 Umfragen gegeben. Hierzeigte sich ein deutlicher Rückgangder Befürwortung der Resozialisierungvon Rechtsbrechern.Die Sanktionseinstellungen warendem Bericht zufolge vonUnsicherheitserleben, Verbrechensfurchtbzw. Informationenüber tatsächliche oder vermeintlicheZunahme von Kriminalitätabhängig. Die Ergebnisse derUntersuchung (von H. Ludwigund G. Kräupl) haben auch dieAbhängigkeit der Sanktionseinstellungenvom Diskussionsstandzur „Verwerflichkeit“einzelner Straftaten in der Gesellschaftdeutlich gemacht. Wie„schlimm" eine Straftat von derÖffentlichkeit eingeschätzt wird,wird erheblich durch die öffentlicheDiskussion und die politischeKultur in einem Land beeinflusst.Diese wird sehr stark von derMedienberichterstattung und derpolitischen Diskussion beeinflusst.Die Dämonisierung vonStraftätern, insbesondere bestimmterTätergruppen, wird vonbreiten Leserschichten willig,nahezu begierig, aufgenommen.Am deutlichsten lässt sich dieZunahme der Punitivität imBereich der Gesetzgebungnachweisen. Wenn es zu Gesetzesänderungenim Strafrechtgekommen ist, hat das in allerRegel zu einer Verschärfungvon Sanktionen geführt. Wird imStrafvollzugsgesetz von 1977 inParagraph 2 die Befähigung desGefangenen, „künftig in sozialerVerantwortung ein Leben ohneStraftaten zu führen“, noch alserstes „Vollzugsziel“ bezeichnet,hinter dem der „Schutz derAllgemeinheit vor weiteren Straftaten“an zweiter Stelle genanntwird, hat sich das bei denGesetzentwürfen für den Jugendstrafvollzug(und den Erwachsenenstrafvollzug,soweitdafür Gesetzentwürfe vorliegen)vor dem Hintergrund der gegenwärtigenStimmung nun weitgehendumgedreht.In der steigenden Punitivitätdrückt sich vor allem die Vorstellungaus, dass man mit härterenStrafen die Kriminalitätsbelastungreduzieren könnte. Dasverwundert nicht, reagieren wirdoch seit Menschengedenkenauf abweichendes Verhalten mitStrafen.Die USA setzen – insbesondereseit Beginn der 1970er Jahre –vor allem auf harte Sanktionen,um die Kriminalität zurückzudrängen.Die Zahl der Inhaftiertenhat dort seit 1973 geradezudramatisch zugenommen.Dass (harte) Sanktionen in ihrerWirksamkeit nicht überschätztwerden dürfen, belegt auch einBlick in die Geschichte. Die Zahlder schweren, grausamen Straftatenwar im Mittelalter deutlichhöher als heute. Im Mittelalterwurden etwa 20-mal so vieleoder noch mehr Menschendurch Straftaten getötet alsheute. Gleichzeitig waren aber,wie bekannt, die Kriminalitätsstrafenunvorstellbar streng undgrausam: Es wurde geköpft,gerädert, verbrannt, gepfählt,ertränkt, gekreuzigt, gehängt, zuTode geschleift, verstümmelt.Offensichtlich haben selbstdiese Sanktionen, die kaumnoch zu übertrumpfen sind,nicht zu einer wesentlichen Reduzierungder schweren Gewaltkriminalitätbeigetragen. Es warenvielmehr die Veränderungender gesellschaftlichen Verhältnisseund der Lebensbedingungender Bürger, die im Laufe derJahrhunderte zu einer deutlichenReduzierung der (Schwer-)Kriminalität beigetragen haben.Heutige internationale Forschungenbelegen deutlich,dass (harte) Strafen nicht daswirksamste Mittel darstellen, umKriminalität zu verhindern. PrimärpräventiveMaßnahmen –etwa in problembehaftetenFamilien, in Schulen und Jugendgruppen– zeigen mehrZahl der Inhaftierten pro 100 000 der WohnbevölkerungWirkung, um dem Abgleiten instraffälliges Verhalten möglichstfrüh vorzubeugen, das betonenauch die wichtigen Kriminalitätstheorien.Für Straftäter sollte ein differenziertesSanktions- und Hilfesystemaufgebaut werden. Freiheitsstrafensollten, wenn keinekonkrete Rückfallgefahr besteht,eher kurz sein und für die Wiedereingliederungdes Straftätersin die Gesellschaft genutzt werden.Die Mitarbeitsbereitschaftdes Täters für eine Wiedereingliederungin ein straffreies Lebensollte gestärkt und unterstütztwerden. Lange Freiheitsstrafensollten letztlich dauerhaftgefährlichen Straftätern vorbehaltenbleiben, die aus Sicherheitsgründenvon der Gesellschaftferngehalten werdenmüssen.Opfer sollten möglichst umfänglichfür die ihnen durch Straftatenentstandenen Schäden entschädigtwerden. Ein mehr aufKriminalprävention durch Hilfeund Unterstützung ausgerichtetesReaktionssystem auf Straftatenist auch kostengünstiger alsein vornehmlich an Repressionenund langen Haftstrafen, diein aller Regel auch erheblichezusätzliche Schäden im Umfelddes Täters (etwa der Familie)hinterlassen, orientiertes Reaktionsmuster.Insofern ist es höchst fragwürdig,welchen Weg auch diedeutsche Strafjustiz in den vergangenenJahren genommenhat. So hat es von Anfang der90er Jahre bis zu den erstenJahren des 21. Jahrhundertsimmerhin eine Steigerung derInhaftiertenquote von über 20%gegeben. In Niedersachsen z.B. von 1995 zu 2005 um 21,3%auf eine Quote von 87,3.24 INFO TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>


GRATIS-Abonnements für GefangeneDer Verein "Freiabonnements für Gefangene e.V." aus Berlinvermittelt kostenlos Zeitungs- und Zeitschriftenabonnementsfür Gefangene. Angeboten werden zum Teil mit langenWartezeitenTageszeitungenMagazine & WochenzeitungenStadtmagazineFremdsprachige ZeitungenFreiabonnements für Gefangene e.V.Köpenicker Straße 175 • 10997 BerlinInteressierte Gefangene können per VG 51 eine entsprechendeListe bei der TR§TZDEM-Redaktion anfordern.GRATIS-Buch für GefangeneDas "Komitee für Grundrechte und Demokratie" bietet nebenseiner individuellen Betreuung von Inhaftierten in Angelegenheitendes Strafvollzuges mittellosen Gefangenen imRahmen seiner "Aktion Bücher für Gefangene" jährlich1 Buch nach Wahl bis zu einem Preis von 22 €.Diese Aktion ist auf 350-400 Bücher jährlich begrenzt, InteressierteGefangene wenden sich einfach unter Angabe desgewünschten Buches (Autor, Titel, Verlag und ISBN-Nummer) direkt an:Komitee für Grundrechte und Demokratie"Aktion Bücher für Gefangene"Aquinostraße 7-11, 50670 KölnUnbedingt angeben: Für Inhaftierte der JVA Oldenburgliegt eine generelle Genehmigung für den Erhalt von Büchernim Rahmen der "Aktion Bücher für Gefangene" vor.Wegweiser für Inhaftierte,Haftentlassene und deren AngehörigeDie Bundesarbeitsgemeinschaft für Straffälligenhilfe e.V.(BAG-S) hat in ihrem "Wegweiser" alle wichtigen Informationenfür Inhaftierte zusammengefasst. Interessant vor allemfür alle, die gerade erst inhaftiert wurden oder diejenigen,deren Entlassung in Kürze ansteht. Interessierte Gefangenekönnen diesen direkt anfordern:Bundesarbeitsgemeinschaft fürStraffälligenhilfe (BAG-S) e.V.Oppelner Straße 130, 53119 BonnHilfe für mittellose GefangeneDer Verein "Schwarzes Kreuz, Christliche Straffälligenhilfee.V." bietet mittellosen Gefangenen auch Hilfe im Vollzug.Schwarzes KreuzChristliche Straffälligenhilfe e.V.Jägerstraße 25 a, 29221 CelleHilfe für mittellose GefangeneDer Verein "Nothilfe Birgitta Wolf e.V." bietet mittellosenGefangenen Hilfe im Vollzug.Nothilfe Birgitta Wolf e.V.Postfach 1331, 82413 MurnauHilfe für GefangeneDer Verein "Rote Hilfe e.V." bietet Literatur und Unterstützungfür Gefangene, deren politische Einstellung eher als"links" zu bezeichnen ist.Rote Hilfe e.V.Postfach 6444, 24125 KielHilfe für mittellose GefangeneDer Verein "Christliche Initiative für Strafgefangene undStrafentlassene e.V." (CISS e.V.) bietet Unterstützung fürmittellose Gefangene.CISS e.V.Tobias-Kiessling-Straße 3, 91207 LaufHilfe für GefangeneDer "Arbeitskreis kritischer Strafvollzug e.V." (AkS) ist einZusammenschluss von direkt mit dem Strafvollzug arbeitendenFachleuten, die dem derzeitigen Vollzugssystemeher kritisch gegenüber stehen. Der AkS bietet Hilfe undUnterstützung bei Problemen im Strafvollzug.Arbeitskreis kritischer Strafvollzug e.V.Prof. Dr. H. Koch, Postfach 1268, 48002 MünsterDu hast eine nützliche, interessante oder wichtige Adresse,die wir hier veröffentlichen sollten?Schreibe sie uns per VG 51 an dieRedaktion Tr§tzdemDie anderen Gefangenen danken Dir!Du suchst eine bestimmte Adresse? Oder fragst Dich, werDir in einer bestimmten Sache helfen könnte?Schreibe per VG 51 an dieRedaktion Tr§tzdemWir versuchen, die Adresse für Dich ausfindig zu machenund veröffentlichen sie in der nächsten <strong>Ausgabe</strong>!TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>INFO 25


VERFASSUNGSBESCHWERDEWo bitte geht´s zum Recht?Die Hüter der GrundrechteMK In Deutschland gibt es Gesetzewie Sand am Meer. Dochüber jedem Gesetz steht dasGrundgesetz (GG), die deutscheVerfassung. Zum Schutzder darin niedergeschriebenenGrundrechte und Regelungenwurde das Bundesverfassungsgerichtins Lebengerufen. Es ist das höchstedeutsche Gericht, seineRechtsprechung hat Gesetzeskraftund ist in Deutschlandnicht anfechtbar.Worüber entscheidet das Bundesverfassungsgericht?Jedermann kann Verfassungsbeschwerdezum Bundesverfassungsgerichterheben, wenn ersich durch die öffentliche Gewaltin einem seiner Grundrechte(Artikel 1 bis 19 GG) oder bestimmtengrundrechtsgleichenRechten (Artikel 20 [1], Artikel33, 38, 101, 103, 104 GG) verletztsieht.Das Bundesverfassungsgerichtkann die Verfassungswidrigkeiteines Aktes der öffentlichen Gewaltfeststellen, ein Gesetz fürnichtig erklären oder eine verfassungswidrigeEntscheidungaufheben und die Sache an einzuständiges Gericht zurückverweisen.Andere Entscheidungenkann das Bundesverfassungsgerichtauf eine Verfassungsbeschwerdehin nicht treffen. Eskann z. B. weder Schadensersatzzuerkennen noch Maßnahmender Strafverfolgung einleiten.Der einzelne Staatsbürgerhat grundsätzlich auch keinenmit der Verfassungsbeschwerdeverfolgbaren Anspruch auf einbestimmtes Handeln des Gesetzgebers.Verfassungsbeschwerden gegengerichtliche Entscheidungenführen nicht zur Überprüfung imvollen Umfang, sondern nur zurNachprüfung bezüglich verfassungsrechtlicherVerstöße.Selbst wenn die Gestaltung desVerfahrens, die Feststellung undWürdigung des Sachverhalts,die Auslegung eines Gesetzesoder seine Anwendung auf deneinzelnen Fall Fehler aufweisensollten, bedeutet dies für sich alleinnicht schon eine Grundrechtsverletzung.Wie kann ich tätig werden?Die Verfassungsbeschwerde istschriftlich einzureichen und zubegründen (§§ 23 [1], 92 Bundesverfassungsgerichtsgesetz[BVerfGG]). Die Begründungmuss mindestens folgende Angabenenthalten:⇒ Der Hoheitsakt (gerichtlicheEntscheidung, Verwaltungsakt,Gesetz), gegen den sichdie Verfassungsbeschwerderichtet, muss genau bezeichnetwerden (bei gerichtlichenEntscheidungen und Verwaltungsaktensollen Datum,Aktenzeichen und Tag derVerkündung bzw. des Zugangsangegeben werden).⇒ Das Grundrecht oder grundrechtsgleicheRecht, dasdurch den angegriffenen Hoheitsaktverletzt sein soll,muss benannt oder jedenfallsseinem Rechtsinhaltnach bezeichnet werden.⇒ Es ist darzulegen, worin imEinzelnen die Grundrechtsverletzungerblickt wird. Hierzusind auch die mit der VerfassungsbeschwerdeangegriffenenGerichtsentscheidungen,Bescheide usw. inAusfertigung, Abschrift oderFotokopie vorzulegen. Zumindestmuss ihr Inhalt einschließlichder Begründungaus der Beschwerdeschriftersichtlich sein.Neben den angegriffenen Entscheidungenmüssen auchsonstige Unterlagen aus demAusgangsverfahren (z. B. einschlägigeSchriftsätze, Anhörungsprotokolle,Gutachten) vorgelegtoder inhaltlich wiedergegebenwerden, ohne derenKenntnis nicht beurteilt werdenkann, ob die in der Verfassungsbeschwerdeerhobenen Rügenberechtigt sind.Richtet sich die Verfassungsbeschwerdegegen behördlicheund/oder gerichtliche Entscheidungen,so muss aus der Begründungauch ersichtlich sein,mit welchen Rechtsbehelfen,Anträgen und Rügen der Beschwerdeführersich im Verfahrenvor den Fachgerichten umdie Abwehr des behauptetenGrundrechtsverstoßes bemühthat. Dazu müssen die im fachgerichtlichenVerfahren gestelltenAnträge und sonstigenSchriftsätze beigefügt oder inhaltlichwiedergegeben werden.Formale Voraussetzungen1. BeschwerdefristDie Verfassungsbeschwerde gegenEntscheidungen der Gerichteund Behörden ist nur innerhalbeines Monats zulässig (§93 [1] Satz 1 BVerfGG). Auchdie vollständige Begründungmuss innerhalb dieser Frist eingereichtwerden (§ 93 [1] Satz 1BVerfGG). Werden Informationen,die zu den Mindestanforderungenan die Begründung derVerfassungsbeschwerde (s. o.)gehören, erst nach Fristablaufunterbreitet, so ist die Verfassungsbeschwerdeunzulässig.Eine Verlängerung der Fristdurch das Gericht ist ausgeschlossen.Konnte der Beschwerdeführerdie Frist ohne Verschulden nichteinhalten, so kann binnen zweiWochen nach Wegfall des HindernissesWiedereinsetzung inden vorherigen Stand beantragtund die Verfassungsbeschwerdenachgeholt werden. Die Tatsachenzur Begründung des Antragssind glaubhaft zu machen.Das Verschulden eines Verfahrensbevollmächtigtenbei derFristversäumnis steht dem Verschuldendes Beschwerdeführersgleich (§ 93 [2] BVerfGG).2. Erschöpfung des RechtswegsDie Anrufung des Bundesverfassungsgerichtsist grundsätzlichnur und erst dann zulässig,wenn der Beschwerdeführer zuvorden Rechtsweg erschöpftund darüber hinaus die ihm zurVerfügung stehenden weiteren26 INFO TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>


Möglichkeiten ergriffen hat, umeine Korrektur der geltend gemachtenVerfassungsverletzungzu erreichen oder diese zu verhindern.Die Verfassungsbeschwerdeist unzulässig, wennund soweit eine anderweitigeMöglichkeit besteht oder bestand,die Grundrechtsverletzungzu beseitigen oder ohneInanspruchnahme des Bundesverfassungsgerichtsim praktischenErgebnis dasselbe zu erreichen.Vor der Verfassungsbeschwerdemüssen daher alle verfügbarenRechtsbehelfe (z. B. Berufung,Revision, Beschwerde, Nichtzulassungsbeschwerde)genutztworden sein. Die Erhebung einerVerfassungsbeschwerdezum Landesverfassungsgerichtwird dagegen für eine zulässigeVerfassungsbeschwerde zumBundesverfassungsgericht nichtvorausgesetzt. Zu den Möglichkeiten,den geltend gemachtenGrundrechtsverstoß schon imVerfahren vor den Fachgerichtenabzuwehren, gehört u. a.auch: ausreichende Darstellungdes relevanten Sachverhalts,geeignete Beweisanträge, Wiedereinsetzungsanträgebeiunverschuldeter Fristversäumnis.Eine Verfassungsbeschwerdeist daher nicht zulässig, soweitsolche Möglichkeiten zuvorim fachgerichtlichen Verfahrennicht genutzt wurden.3. Besonderheiten bei GehörsrügenWird die Nichtgewährung rechtlichenGehörs (Art. 103 [1] GG)gerügt, so ist, wenn gegen dieangegriffene Entscheidung einanderer Rechtsbehelf nicht gegebenist, die Verfassungsbeschwerdenur zulässig, wennzuvor versucht wurde, durchEinlegung einer Anhörungsrüge(z. B. § 321a ZPO, § 152aVwGO, § 178a SGG, § 78aArbGG, § 29a FGG, § 133aFGO, §§ 33a, 356a StPO) beidem zuständigen FachgerichtAbhilfe zu erreichen. Die Unzulässigkeitder Verfassungsbeschwerdebeschränkt sich ineinem solchen Fall regelmäßignicht auf die behauptete Verletzungdes Anspruchs auf rechtlichesGehör, sondern erfasstauch alle sonstigen Rügen.4. RechtssatzverfassungsbeschwerdeGesetze, Rechtsverordnungenoder Satzungen können mit derVerfassungsbeschwerde nurausnahmsweise unmittelbar angegriffenwerden, und zwardann, wenn sie den Beschwerdeführerselbst, gegenwärtigund unmittelbar beschweren.Die Verfassungsbeschwerdemuss in diesem Fall binneneines Jahres seit dem In-Kraft-Treten der Rechtsvorschrift erhobenwerden (§ 93 [3]BVerfGG). In der Regel bedürfenRechtsvorschriften jedochdes Vollzuges, d. h. der Anwendungim einzelnen Fall durcheine behördliche oder gerichtlicheEntscheidung, gegen dieder Betroffene den Rechtswegvor den zuständigen Gerichtenerschöpfen muss. In aller Regelist die Verfassungsbeschwerdedaher in solchen Fällen erstnach der Entscheidung desletztinstanzlichen Gerichts zulässig(§ 90 Abs. 2 BVerfGG).Anwaltliche VertretungDer Beschwerdeführer kann dieVerfassungsbeschwerde selbsterheben. Will er sich vertretenlassen, dann kann dies grundsätzlichnur durch einen bei einemdeutschen Gericht zugelassenenRechtsanwalt oder durcheinen Lehrer des Rechts an einerdeutschen Hochschule geschehen(§ 22 [1] Satz 1BVerfGG). Eine andere Personlässt das Bundesverfassungsgerichtals Beistand nur dann zu,wenn es dies ausnahmsweisefür sachdienlich hält (§ 22 [1]Satz 4 BVerfGG). Die Vollmachtist schriftlich zu erteilen undmuss sich ausdrücklich auf dasVerfahren vor dem Bundesverfassungsgerichtbeziehen (§ 22[2] BVerfGG).AnnahmeverfahrenDie Verfassungsbeschwerde bedarfder Annahme zur Entscheidung(§ 93a Abs. 1 BVerfGG).Sie ist zur Entscheidung anzunehmen,⇒ soweit ihr grundsätzlicheverfassungsrechtliche Bedeutungzukommt,⇒ wenn es zur Durchsetzungder in § 90 [1] BVerfGG genanntenRechte angezeigtist; dies kann auch der Fallsein, wenn dem Beschwerdeführerdurch die Versagungder Entscheidung zurSache ein besonders schwererNachteil entsteht (§ 93a[2] BVerfGG).Eine Verfassungsbeschwerdehat regelmäßig keine grundsätzlicheverfassungsrechtlicheBedeutung, wenn die von ihraufgeworfenen verfassungsrechtlichenFragen in derRechtssprechung des Bundesverfassungsgerichtsbereits geklärtsind.Zur Durchsetzung der Grundrechtekann die Annahme derVerfassungsbeschwerde beispielsweiseangezeigt sein,wenn einer grundrechtswidrigenallgemeinen Praxis von Behördenund Gerichten entgegengewirktwerden soll oder wenn einVerfassungsverstoß für den Beschwerdeführerbesondersschwerwiegend ist.Die Ablehnung der Annahmeder Verfassungsbeschwerdekann durch einstimmigen Beschlussder aus drei Richternbestehenden Kammer erfolgen.Der Beschluss bedarf keiner Begründungund ist nicht anfechtbar(§ 93 [1] BVerfGG).GerichtskostenDas Verfahren vor dem Bundesverfassungsgerichtist kostenfrei.Das Bundesverfassungsgerichtkann jedoch dem Beschwerdeführereine Gebühr biszu 2.600 Euro auferlegen, wenndie Einlegung der Verfassungsbeschwerdeeinen Missbrauchdarstellt (§ 34 [2] BVerfGG).Rücknahme von AnträgenBis zur Entscheidung desBundesverfassungsgerichts istgrundsätzlich die Rücknahmeeiner Verfassungsbeschwerdeoder eines Antrags auf Erlasseiner einstweiligen Anordnungjederzeit möglich. Eine Gebührwird in diesem Fall nicht erhoben.Allgemeines Register (AR)Eingaben, mit denen der Absenderweder einen bestimmten Antragverfolgt noch ein Anliegengeltend macht, für das eine Zuständigkeitdes Bundesverfassungsgerichtsbesteht, werdenim Allgemeinen Register erfasstund als Justizverwaltungsangelegenheitbearbeitet.Im Allgemeinen Register könnenauch Verfassungsbeschwerdenregistriert werden, bei deneneine Annahme zur Entscheidung(§ 93a BVerfGG) nicht in Betrachtkommt, weil sie offensichtlichunzulässig sind oder unterBerücksichtigung der Rechtsprechungdes Bundesverfassungsgerichtsoffensichtlich keinenErfolg haben können.Begehrt der Einsender nachUnterrichtung über die Rechtslageeine richterliche Entscheidung,so wird die Verfassungsbeschwerdein das Verfahrensregisterübertragen und weiterbehandelt(§ 61 [2] GOBVerfG).TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>INFO 27


FUSSBALLEuropameisterschaft <strong>2008</strong>MK Die Fußballweltmeisterschaft zieht zwar als größtes FIFA-Event alle 4 Jahre die ganze Welt in ihren Bann, und Weltmeisterist im Fußball nun mal der größte Titel. Doch sieht man es mal von der rein sportlichen Seite, so ist die Europameisterschaftdie größere Herausforderung für die europäischen Fußballnationen. Denn dort treffen sich alle vier Jahre16 Fußballnationen, die jede für sich Kandidaten für das Achtelfinale bei einer Weltmeisterschaft wären. In diesem Jahrhat die EM nach 2000 (Belgien und Niederlande) zum zweiten Mal mit Österreich und der Schweiz zwei Gastgeber.Schon die Qualifikation brachte mit dem Ausscheiden Englands die erste Überraschung, und die Auslosung der"Todesgruppe" C (Niederlande, Rumänien, Italien und Frankreich) war ein weiterer Höhepunkt, bevor überhaupt nureine einzige Minute in den Alpenländern gespielt wurde. 16 Teilnehmer ermitteln in 31 Begegnungen innerhalb von 23Tagen vom 7. - 29. <strong>Juni</strong> <strong>2008</strong> den Europameister. Wir stellen Euch die acht Stadien und Interessantes über die 16Mannschaften vor, präsentieren Euch den kompletten Spielplan und unser Tippspiel zur EURO <strong>2008</strong> mit 20 Top-Preisen.SCHWEIZPORTUGALTSCHECHIENDer Neu-Wolfsburger Benaglio soll derRückhalt der Schweizer bei der Euro<strong>2008</strong> sein, und als Schlüsselspieler wirdwohl der Leverkusener Barnetta fungieren.Spielt er gut, spielt die Schweiz gut. Im Angriffist der einzige echte Star Alexander Frei zumGlück der Schweizer nach langer Verletzungwieder fit, denn kaum einer könnte diese Lückefüllen. Gesetzt ist wohl der Ex-Stuttgarter MarcoStreller. Unser Tipp: Für den 44. der FIFA-Weltrangliste bleibt wohl nur die Hoffnung,als Gastgeber das Viertelfinale zu erreichen.Mit ihrem Superstar Christiano Ronaldohoffen die Portugiesen, wie eigentlichvor jedem Großereignis vorher auch,endlich einen Titel zu gewinnen. Der 8. derWeltrangliste musste sich vor 4 Jahren zu Hauseim Finale erst den überraschenden Griechengeschlagen geben. Auch Carvalho, Deco, TiagoNuno Gomez und der Werder-Profi Hugo Almeidasind inzwischen europaweit anerkannt. Dochdie Angst vor dem Titel ist wohl wieder groß!Unser Tipp: Halbfinale ist für die Portugiesendrin, dann ist aber wohl Schluss!Torwart Cech, einer der weltbestenseiner Zunft, und das Bollwerk aus Ujfalusiund Rozehnal sicherten den Tschechenschon in der Qualifikation (nur 5 Gegentore)das Erreichen der Endrunde. Nach demRücktritt von Nedved hat Rosicky die Rolle desFührungsspielers übernommen. Die Schwachstellewird der Angriff sein. Baros und Koller sindzur Zeit sehr schwankend in ihrer Form, undKulic und Fenin sind international noch relativunerfahren. Unser Tipp: Nach Überstehen derGruppenphase für alles gut!28 SPORT TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>


TÜRKEIOhne die Legende Hakan Sükür tretendie Türken von Trainer Fatih Terim an.Gerade mit der Schweiz ist ja noch eineRechnung offen, wer erinnert sich nicht an das4:2 vor 3 Jahren in Istanbul. Unsicherheitsfaktorkönnte die Abwehr der Türken sein, denn dasMittelfeld ist mit Tuncay und Emre auf den Flügeln,Hamit Altintop im defensiven und Bastürkim offensiven Bereich sehr gut besetzt. ImSturm haben sich Halil Altintop und Nihat guteingespielt. Unser Tipp: Kampf mit derSchweiz um den Gruppenplatz 3.ÖSTERREICHDie Initiative einiger Österreicher, aufeine Teilnahme ihrer Nationalmannschaftbei der Euro <strong>2008</strong> zu verzichten,blieb erfolglos. Und so bleibt den Gastgebernnichts anderes übrig, als mit ihren "Fußballern"gegen den Rest Europas anzukämpfen. Platz 91in der FIFA-Weltrangliste sagt dazu eigentlichschon alles. Einziger nennenswerter Spiele istwohl Werder-Jungprofi Harnik, aber sonst ist esdas Team der Namenlosen. Unser Tipp: Fürdie Österreicher gilt mehr denn je: Dabeiseinist alles! Mehr geht nun wirklich nicht!DEUTSCHLANDDie Deutschen zählen immer zu denFavoriten, egal ob bei Welt- oder Europameisterschaften.Denn die Deutschensind nun mal seit jeher die viel zitierte"Turniermannschaft", auch wenn es 2004 und2004 keinen einzigen Sieg gab. Ballack und Co.werden es sicher wieder schwer haben, dieErwartungen der 80 Millionen Bundestrainer zuerfüllen, aber wir wissen ja: Vom Vorrundenausbis zum Titelgewinn geht für den Fünften derWeltrangliste alles. Unser Tipp: Alles außerHalbfinale wäre eine Enttäuschung!ITALIEN KROATIENDer wohl härteste Gegner für die Deutschenin der Vorrunde. Die Kicker vomBalkan sind aktuell 10. der Weltranglisteund zählen damit nicht nur in Europa zu denabsoluten Top-Mannschaften. Bleibt abzuwarten,wie sich der Neu-Schalker Rakitic einbringenkann. Leidenschaft, Kampfgeist und Herzblutwerden jedenfalls alle Kroaten zeigen, siekönnen gar nicht anders. Trainer Bilic muß sienicht antreiben, sondern eher ein wenig zähmen.Unser Tipp: Wenn sie sich gegen Polendurchsetzen, dann ist das Halbfinale drin!Als aktueller Weltmeister und Dritter derWeltrangliste stehen die Italiener vonRoberto Donadoni besonders unterDruck, zumal sicherlich viele Tifosi den Wegüber die Alpen machen werden, um das "ForzaItalia" durch die Stadien zu brüllen. Die Abwehrvor Torwart Buffon ist eine Bank. Problemebekommen die Italiener nur, wenn Pirlo im Mittelfeldoder Toni im zentralen Sturm ausfallensollten, für beide gibt es keine echten Alternativen!Unser Tipp: Wer in dieser Gruppe weiterkommt, der ist bei der Euro zu allem fähig!TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>POLENNoch nie hat eine polnische Nationalmannschaftgegen Deutschland gewonnen,nicht einmal in einem Freundschaftsspiel.Daher wird für die Polen von LeoBeenhakker bei ihrer ersten EM-Teilnahme wohlKroatien die Hürde für das Viertelfinale sein. MitKuba (Dortmund) und Krzynowek (Wolfsburg)lenken 2 Bundesligaprofis das Mittelfeld. UndStürmer Smolarek (traf in der Qualifikation neunmal!)ist immer eine Gefahr. Unser Tipp: Solltendie Polen die Vorrunde überstehen, wärewohl im Viertelfinale Schluss.RUMÄNIENDie Rumänen von Trainer Piturca, diemit einer tollen Qualifikation von sichreden machten, dürften bei der Auslosungin Tränen ausgebrochen sein. Sie sind indieser Gruppe der absolute Außenseiter. Abergenau da steckt ihre Chance. Denn wenn die"Großen" aus Italien, Frankreich und Holland sieals "leichte Beute" ansehen, dann haben siesich getäuscht. So könnten die Osteuropäer dienötigen Punkte von den Favoriten entführen.Unser Tipp: Wer in dieser Gruppe weiterkommt, der ist bei der Euro zu allem fähig!NIEDERLANDEAch ja, die lieben Nachbarn von deranderen Seite. 1988 gewannen sie ihrenbisher einzigen Titel, obwohl sie immerzu den spielstärksten Mannschaften der Weltgezählt wurden. Und dieses Mal? Es bleibt abzuwarten,wie van Basten aus begnadeten Einzelspielern(van der Vaart, Sneijder, Seedorf,van Nistelrooy, van der Sar) eine Mannschaftformt, zumal es (wie eigentlich schon lange) anWeltklasse-Verteidigern fehlt. Unser Tipp: Werin dieser Gruppe weiter kommt, der ist beider Euro zu allem fähig!FRANKREICHDer Weltmeister von 1998 und Europameistervon 2000 überzeugt als derzeitigerSiebter der Weltranglisten vor allemdurch sein Flügelspiel mit Ribéry und Malouda.In der Abwehr bürgt Thuram für Qualität, imAngriff sind es vor allem Henry und Anelka, dieder Mannschaft von Trainer Domenech ihr Profilverleihen. Frankreich ist in Fachkreisen nebenItalien sicherlich Top-Favorit auf´s Weiterkommen.Aber wie schon bei den drei anderenunser Tipp: Wer in dieser Gruppe weiterkommt, der ist bei der Euro zu allem fähig!SPORT 29


GRIECHENLANDAus nur 760.000 registriertenFußballern fandEx-Werdertrainer Rehageldie Europameister 2004und somit den Titelverteidiger.Nach verpasster WM-Teilnahme wollen sieEuropa zeigen, dass esvor 4 Jahren kein Glückstrefferwar. Aber noch nie konnte ein Europameister seinen Titelverteidigen, und in dieser ausgeglichenen Gruppe ist das Erreichendes Viertelfinales schon eine große Hürde. Im Tor bestechen Nikopolidisund Chalkias zu oft mit Unsicherheiten, im Mittelfeld fehlt der Nachfolgervon Zagorakis als Regisseur. Aber die Abwehr und vor allem derSturm mit den Bundesliga-Profis Gekas, Amanatidis und Charisteas bietetden Griechen die nötige Sicherheit. Unser Tipp: Der 2. Gruppenplatzhinter Spanien ist hier möglich, für danach wagen wir für die Griechenkeine Prognose!SPANIENDie Spanier unter TrainerAragonés haben vonden vier Mannschaftenmit Sicherheit die bestenEinzelspieler und sindals Vierter der Weltranglistein dieser Gruppeauch der einzige richtigeFavorit auf das Viertelfinale.Casillas gilt als einer der besten Torhüter der Welt, aber dieAbwehr bereitet den Spaniern Probleme. Einzig Puyol scheint hiergesetzt. Das Prunkstück der Iberer ist das Mittelfeld mit Fábregas,Iniesta und Xavi. Torres und Villa sind Top-Stürmer, aber beide konntenbisher noch keine durchgehende Turnierleistung zeigen. SturmlegendeRaúl liegt mit Trainer Aragonés im Streit und wird daher von diesem ignoriert.Unser Tipp: Spanien scheint für das Viertelfinale gesetzt, dortwartet dann der 2. aus der "Todesgruppe C", so dass es schwer werdenwird, unter die besten Vier zu gelangen.1. Preis"Kappa"-Trikot des SV WerderBremen in der Größe XL mitdem Rückendruck des SpielersDaniel Jensen (<strong>Nr</strong>. 20) und 18Original-AutogrammenRedaktion TR§TZDEM TZDEMJVA OldenburgHauptanstalt2. Preis"Do you football"-Trikot des FCSt. Pauli in der Größe L (sieheFoto auf Seite 2)3. PreisDFB-Fanshirt in Größe XXL4. PreisDFB-Basecap5. PreisDFB-Schal "Deutschland"im Retro-Look6. PreisDFB-Schal zum LänderspielDeutschland-USA7.-16. PreisJe 1 "Saller"-T-Shirt in limemarine(5x Gr. L, 5x Gr. XL).17. Preis"Huhn in Handschellen - DasKnast-Kochbuch" zusammengestelltvon den "Kreativen ZellenSanta Fu" in Hamburg18. Preis1 Torte nach Wahl19. Preis1 Glas/Paket Kaffee nach Wahl20. Preis1 Päckchen Tabak + Blättchennach WahlAbb. 2: Dehnungder SchulterAbb. 1: Dehnungdes NackensAbb. 1: Dehnungdes Schulter/Arm-BereichsAbb. 4: Dehnungder Wade


SCHWEDENDie Jungs aus dem hohenNorden stehen undfallen mit ihrem Sturm.Trainer Lagerbäck hatTop-Spieler wie Ibrahimovic,Elmander, Allbäck undRosenberg. Finden dienicht zu ihrer Form, habendie Skandinavier (24. derWeltrangliste) kaum eineChance gegen eine europäische Spitzenmannschaft. In der Viererkettestehen die Innenverteidiger Mellberg und Nilsson relativ sicher,aber Gefahr droht über die Außen. Im Mittelfeld machen Ljungbergund Wilhelmsson den nötigen Druck, während Källström in der zentralenPosition die Fäden zieht. Ibrahimovic sagt: "Die Qualifikation war Pflicht,und jetzt kommt die Kür. Und da geben wir richtig Gas." Bleibt abzuwarten,ob sie nicht doch auf dem Eis landen. Unser Tipp: Schweden streitet mitden Griechen um Platz 2 in der Gruppe, mehr geht nicht!RUSSLANDDie Russen sind die großeUnbekannte in dieserGruppe. Spielerisch ist dieMannschaft stark, aber siehat Probleme, mit demDruck umzugehen. Derholländische Trainer GuusHidding kann in der Innenverteidigungauf die überzeugendenZwillingeAleksei und Vasili Berezutski bauen. Aber dahinter streiten Akinfeev,Gabutow und Malafeev um den Posten des Stammtorwarts.Im Mittelfeld ist Semshov der Kopf des russischen Spiels, während derstarke Arshavin zumeist hinter den Spitzen spielt. Das Sturmduo dürfte beider Europameisterschaft wohl Kerzhakov und Sychev heißen, die sehr gutmiteinander harmonieren, auch wenn dahinter Nürnbergs Angreifer Saenkoauf seine Chance lauert. Unser Tipp: Russland muss schon über sichhinauswachsen, wenn es mehr als drei Spiele bestreiten will.Teilnahmebedingungen:1. Teilnehmen können ausschließlichGefangene den Abteilungender JVA Oldenburg (Hauptanstalt,Gerichtsstraße, Cuxhaven,Delmenhorst, Nordenhamund Wilhelmshaven).2. Einsendeschluss ist der 7. <strong>Juni</strong><strong>2008</strong> (Eingangsstempel der JVA).3. Gewinnvergabe ist in der 28. Kalenderwoche(7.-13. Juli).4. Je Teilnehmer ist nur 1 Tippscheinerlaubt.5. Gehen mehrere Tippscheine einesTeilnehmers ein, so wird dererste eingegangene Tippscheingewertet.6. Gehen mehrere Tippscheineeines Teilnehmers gleichzeitigein, so wird ein Tippschein ausgelost.7. Teilnehmer, die zum Zeitpunktder Gewinnvergabe nicht mehr ineiner Abteilung der JVA Oldenburgsind, werden als eventuelleGewinner nicht mehr berücksichtigt.8. Für einen richtigen Ergebnistippeines Gruppenspiels gibt es 3Punkte.9. Für einen richtigen Tendenztipp(Sieger oder Unentschieden wurderichtig getippt) gibt es 1 Punkt.10. Für einen richtigen Tipp über denEinzug ins Viertelfinale gibt es 1Punkt.11. Für einen richtigen Tipp über denEinzug ins Halbfinale gibt es 2Punkte.12. Für einen richtigen Tipp über denEinzug ins Finale gibt es 4 Punkte.13. Für den richtigen Tipp des Europameistersgibt es 4 Punkte.14. Die maximal mögliche Punktanzahlbeträgt 100 Punkte.15. Bei Punktgleichheit zwischenzwei oder mehreren Teilnehmernentscheidet die Zusatzfrage (eszählen nur die Tore der regulärenSpielzeit) über die Platzierung.16. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.


NJVOLLZGWas ändert sich wirklich?MK Das Niedersächsische Justizministerium und der Niedersächsische Landtagstanden Ende letzten Jahres enorm unter Zeitdruck. Denn zum 1. Januar <strong>2008</strong>sollte es in Kraft treten, das neue Niedersächsische Justizvollzugsgesetz(NJVollzG). So wurde es trotz aller Proteste von Richtern, Anwälten, Wissenschaftlernund den Straffälligenhilfe-Organisationen in der letzten Sitzungswoche2007 durch den Landtag verabschiedet. Vieles hat sich geändert, besonders dieStreichung der drei Nahrungs- und Genussmittel-Pakete ärgert die Gefangenen.Das OLG Oldenburg legte das NJVollzG bereits im Februar dem Bundesverfassungsgerichtvor, da es das Gesetz zumindest in Teilen für verfassungswidrighält. Legitimiert das Gesetz bereits praktiziertes Unrecht oder bietet es wirklichden Chancenvollzug, den man in der Öffentlichkeit propagiert hat?Warum überhaupt ein eigenesJustizvollzugsgesetz für Niedersachsen?Mit dem Inkrafttreten des Strafvollzugsgesetz(StVollzG) am 1.Januar 1977 wurde der Strafvollzugfür erwachsene Strafgefangeneund Verwahrte in Deutschlanderstmals einheitlich gesetzlichgeregelt. Für den Jugendvollzugund die Untersuchungshaftgab es in Deutschland jedochkeine gesetzliche Grundlage.Am 31. Mai 2006 entschieddas Bundesverfassungsgericht,dass dem Jugendstrafvollzug bisEnde 2007 durch den Gesetzgebereine gesetzliche Grundlagezu geben ist. Zudem wurde aufgrundder Föderalismusreform(Föderalismus: Selbständigkeitder einzelnen Bundesländerinnerhalb der BundesrepublikDeutschland) vom 1. September2006 allein den Bundesländerdie Regelungskompetenz fürden Strafvollzug übertragen.Aus diesen beiden Verpflichtungenentstand in Niedersachseninnerhalb der Landesregierungaus CDU und FDP der politischeWille, unter Federführung derdamaligen Justizministerin ElisabethHeister-Neumann ein eigenesJustizvollzugsgesetz zuerlassen. So wurde es im Dezember2007 im Landtag beschlossenund trat am 1. Januar<strong>2008</strong> in Kraft.Wie ist das Gesetz aufgebaut?Das Gesetz ist in sechs Teilegegliedert:⇒ Gemeinsame Bestimmungen (§§ 1-4)⇒ Vollzug der Freiheitsstrafe (§§ 5-106)⇒ Vollzug der Unterbringung in Sicherungsverwahrung(§§ 107-112)⇒ Vollzug der Jugendstrafe (§§116-132)⇒ Vollzug der Untersuchungshaft (§ 133-169)⇒ Vollzugsorganisation, Datenschutz,Übergangs- und Schlussbestimmungen(§§ 170-202)Die jeweiligen Teile wiederumsind in einzelne Kapitel unterteilt.Was ist im Haftalltag wichtig?Wir haben nun die wichtigstenRegelungen des NJVollzG fürEuch herausgesucht und versuchen,diese einigermaßen verständlichzu erläutern.---------------------------------------Erster TeilStrafhaft---------------------------------------§ 5 VollzugszieleDie Resozialisierung (lautNJVollzG die Fähigkeit, "künftigin sozialer Verantwortung einLeben ohne Straftaten zu führen")ist, entgegen der Festlegungdurch das Bundesverfassungsgericht,nicht mehr dasherausragende Ziel des Strafvollzugs.Der Schutz der Allgemeinheitvor weiteren Straftatenwurde als gleichrangiges Zieldes Strafvollzuges definiert.§ 6 Mitwirkungdes GefangenenDie Gefangenen müssen an derErreichung des Vollzugszieles (§5) mitarbeiten. Seitens der JVAist die Bereitschaft dazu zu weckenund zu fördern. Im Rahmendes Chancenvollzugesmüssen den Strafgefangenengezielt Maßnahmen angebotenwerden, die ihnen die Chanceeröffnen, sich nach der Haft indie Gesellschaft einzugliedern,wenn Gefangene solcher Maßnahmenbedürfen und dieseauch nutzen. Beendet werdenmüssen solche Maßnahmen,wenn ihr Zweck nicht erreichtwerden kann. Dies gilt besondersdann, wenn der Gefangenenicht ausreichend daran mitarbeitet.§ 9 VollzugsplanungFür jeden Strafgefangenen isteine Vollzugsplanung durchzuführen.Aber nur für Gefangene,deren Vollzugsdauer über einJahr beträgt, ist auch ein Vollzugsplanzu erstellen. Nach derAufnahme des Gefangenenwerden die notwendigen Datenzur Persönlichkeit und zu denLebensverhältnissen des Gefangenenerhoben und die Ursachender Straftaten untersucht.Der Vollzugsplan muss dannmindestens Angaben über folgendeMaßnahmen beinhalten:⇒ die Unterbringung im offenen odergeschlossenen Vollzug⇒ die Verlegung in eine sozialtherapeutischeAnstalt oder Abteilung⇒ die Zuweisung zu Wohn- und anderenGruppen, Arbeitseinsatz sowie Maßnahmender schulischen oder beruflichenAus- oder Weiterbildung⇒ Teilnahme an Veranstaltungen derFortbildung⇒ Besondere Hilfs- und Therapiemaßnahmen⇒ Lockerungen des Vollzuges⇒ notwendige Maßnahmen zur Vorbereitungder EntlassungDer Vollzugsplan ist in angemessenenFristen, die im Vollzugsplanfestzuhalten sind, fortzuschreiben.Dabei sind weitereErkenntnisse zur Persönlichkeit,insbesondere zur Bereitschaftder Mitarbeit an der Erreichungdes Vollzugsziels zu berücksichtigen.Zur Vorbereitung und zurFortschreibung des Vollzugsplanswerden Konferenzen abgehaltenund Stellunggnahmeneingeholt. Die Vollzugsplanungwird mit dem Gefangenen erörtert,und der Vollzugsplan wirddem Gefangenen in schriftlicherForm ausgehändigt.§ 10 Verlegung, Überstellung,AusantwortungDer niedersächsische Vollstreckungsplanlegt genau fest, welcherGefangene in welcher JVAunterzubringen ist. Dabei spielenverschiedene Faktoren(Amtsgerichtsbezirk, Erst- oderRegelvollzügler, Strafhöhe) eineRolle. In Abweichung von diesemVollstreckungsplan ist aberauch eine Verlegung in eineandere Anstalt u. a. dann möglich,wenn hierdurch die Eingliederungnach der Entlassungoder sonst die Erreichung desVollzugszieles gefördert wird.Das ist vor allem für die Gefangeneninteressant, die nach derU-Haft nicht in die eigentlichzuständig JVA verlegt werdenwollen. Argumente wie sozialeKontakte oder die Arbeit in derAnstalt können wesentliche Faktorensein, wenn man zur Erreichungdes Vollzugszieles auchals Strafgefangener in der JVAOldenburg bleiben möchte.§ 12 Geschlossenerund offener VollzugGemäß altem StVollzG wurdeder offene Vollzug als Regelvollzugund der geschlossene Vollzugals Ausnahme davon gesehen,die begründet werdenmusste. In Niedersachsen istseit dem 1. Januar <strong>2008</strong> dergeschlossene Vollzug die Regel,und der offene Vollzug die begründeteAusnahme. Nur wennim Vollstreckungsplan der offeneVollzug vorgesehen ist (Erstverbüßermit kürzeren Haftstrafen)wird davon abgewichen. Danachist erst eine Verlegung in denoffenen Vollzug möglich, wennder Gefangene den besonderenTR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>TITELTHEMA 33


JVA SIEGBURGSelbstmordein SiegburgDie 2006 als "Folterknast"bekannt gewordene JVA Siegburggeriet wieder in dieSchlagzeilen.Nachdem die JVA SiegburgEnde 2006 durch den Foltermordvon drei Gefangenen aneinem Mithäftling in die Schlagzeilengeriet, machte sie im Mai<strong>2008</strong> wieder mit schlechtenNachrichten auf sich aufmerksam.Innerhalb von nur vier Tagenerhängten sich dort zweijunge Gefangene.Ein 19-jähriger Inhaftierter, dereine zweieinhalbjährige Jugendstrafewegen verschiedenerEigentumsdelikte verbüßte, erhängtesich in seiner Zelle. Ineinem Abschiedsbrief hatte ererklärt, dass er sich aus Liebeskummerfür den Freitod entschiedenhatte.Ebenfalls den Freitod wählte ein20-jähriger Gefangener, derwegen Mordes zu 9 Jahren Haftverurteilt wurde, weil er seineEx-Freundin mit 34 Messerstichengetötet hatte. Er erhängtesich mit einem in Streifen gerissenenBettlaken am Zellenfenster.Er schrieb in einem Abschiedsbriefan seine Mutter,dass er sich einsam und außerstandefühle, seine psychischenProbleme zu lösen.JUSTIZPersonalnot?Justizminister Busemann hatden Vorwürfen widersprochen,es gäbe in den Anstalten zuwenig Personal. "Die Personalversorgungin den Gefängnissenist gut", wies er die Oppositionskritikzurück. Jetzt muss man nurnoch warten, bis dies auch dieBeamten und Gefangenen inden Anstalten selber bemerken.Anforderungen des offenen Vollzugesgenügt und eine Fluchtnicht zu befürchten ist.§ 13 Lockerungendes VollzugesLockerungen wie Außenbeschäftigung,Freigang, Ausführungoder Urlaub dürfen nurgewährt werden, wenn nicht zubefürchten ist, dass diese zurFlucht oder zur Begehung vonStraftaten missbraucht werden.Ausgang und Freigang sollenerst angeordnet werden, wennhinreichende Erkenntnisse überden Gefangenen vorliegen, umverlässlich zu beurteilen, ob einMissbrauch nicht zu befürchtenist. Dabei sind u. a. die Gesamtstrafeund der bereits verbüßteTeil zu berücksichtigen. Urlaubsoll erst nach Bewährung inAusgang oder Freigang gewährtwerden. Einem zu lebenslänglicherFreiheitsstrafe Verurteilten,der bereits im offenen Vollzuguntergebracht ist oder einschließlichder vorherigen U-Haft oder anderer Freiheitsstrafenbereits 10 Jahre verbüßt hat,kann Urlaub gewährt werden.Ausgang und Freigang kann i. d.R. frühestens nach 10 Jahrengewährt werden.§ 20 Unterbringungwährend der RuhezeitDie Mehrfachbelegung einesHaftraums ist in ohne Zustimmungder betroffenen Gefangenennur zulässig, wenn⇒ einer der Gefangenen hilfsbedürftig ist⇒ für einen der Gefangenen eine Gefahrfür Leben oder Gesundheit besteht⇒ die räumlichen Verhältnisse der Anstaltdies erfordern§ 30 Überwachung desSchriftwechselsBriefe dürfen nur überwachtwerden, wenn dies zur Erreichungdes Vollzugszieles oderaus Gründen der Sicherheit oderOrdnung der Anstalt (wie wohl inder Hauptanstalt, da gemeinsameStraf- und U-Haft) erforderlichist. Nicht überwacht werdendürfen Schreiben an⇒ das Europäische Parlament, denBundestag und die Landtage sowiederen Mitglieder, wenn die Schreibenan die Adresse des jeweiligen Parlamentsgerichtet sind⇒ den Europäischen Gerichtshof fürMenschenrechte⇒ den Europäischen Ausschuss zurVerhütung von Folter und unmenschlicheroder erniedrigender Behandlungoder Strafe⇒ den/die Datenschutzbeauftragte(n)des Bundes und der LänderSchreiben von den genanntenInstitutionen oder Personen anden Gefangenen dürfen ebenfallsnicht überwacht werden.Bedingung dafür ist allerdings,dass die Identität des Absenderzweifelsfrei feststeht.§ 31 WeiterleitungVon SchreibenEingehende und ausgehendeSchreiben von Gefangenen sinddurch die JVA unverzüglich weiterzuleiten.§ 33 TelekommunikationRein rechtlich müssen den Gefangenengemäß § 33 (1) Telefongesprächenur noch in dringendenFällen gestattet werden.Es kann aber auch, wie in derJVA Oldenburg geschehen, gemäߧ 33 (2) durch die JVA allgemeingestattet werden, Telefongesprächezu führen. In beidenFällen dürfen diese dannaber bei Strafgefangenen akustischüberwacht werden, wenndies zur Erreichung des Vollzugszielesoder aus Gründender Sicherheit oder Ordnung derAnstalt erforderlich ist. Darüberist aber der Gefangene rechtzeitigvor dem Gespräch durch denBeamten zu informieren. DerGesprächspartner ist unmittelbarnach Zustandekommens desGespräches durch den Beamtenoder den Gefangenen selberüber die Überwachung des Gesprächeszu informieren. Einezeitversetzte Überwachung unddie dazu notwendige Speicherungder Unterhaltung ist ebenfallserlaubt.§ 34 PaketePakete, die Nahrungs- oder Genussmittelenthalten, sind nichtmehr erlaubt. Sonstige Paketesind in angemessenem Umfangerlaubt, müssen aber jeweilsvon der JVA genehmigt werden.Ungenehmigte Pakete darf dieJVA nicht annehmen. Nach Genehmigungeingegangene Paketesind in Gegenwart des Gefangenenzu öffnen. Nahrungs- undGenussmittel sowie Gegenstände,die die Sicherheit oder Ordnungder Anstalt gefährden, sindzur Habe zu nehmen, zurückzusendenoder, wenn es erforderlichist, zu vernichten. Der Gefangeneist über die Maßnahmezu informieren. Aus Gründen derSicherheit oder Ordnung kannder Empfang von Paketen befristetuntersagt werden. DerVersand von Paketen kann auchgestattet werden, wobei derInhalt überprüft werden kann.§§ <strong>39</strong> + 40 Freistellungvon der ArbeitspflichtHat ein Gefangener mindestensein Jahr lang gearbeitet, so kanner gemäß § <strong>39</strong> (1) innerhalbeines Jahres nach ErreichenWORTNEUSCHÖPFUNGDie Macher des NJVollzG habenwohl ein neues Wort erfunden.Der Begriff Ausantwortungist jedenfalls in der 24. Auflagedes Duden nicht zu finden.Gemäß § 10 (3) NJVollzG isteine Ausantwortung die befristeteÜberlassung eines Gefangenenin den Gewahrsameiner anderer Behörde mit seinerZustimmung, wenn dieBehörde zur Erfüllung ihrerAufgaben darum ersucht.Es bleibt abzuwarten, ob sichdiese Wortneuschöpfung einfallsreicherniedersächsischerBürokraten auch im (Vollzugs-)Alltag durchsetzen wird.Wir haben jedenfalls an denDudenverlag geschrieben, undsind wirklich gespannt darauf,ob in einer der nächsten Duden-Auflagendas Wort Ausantwortungerstmals erscheint.34 TITELTHEMA TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>


des Anspruches für 21 Tage vonder Arbeitspflicht freigestellt werden,und erhält dafür den Durchschnittsbetragder letzten dreiabgerechneten Monate als Arbeitsentgelt.Die Freistellungmuss mit den betrieblichen Belangenvereinbar sein. Bei derBerechnung des Anspruchsmüssen folgende unverschuldeteFehlzeiten berücksichtigt werden:⇒ Attestierte Krankheitstage (max. 6Wochen jährlich)⇒ Zeiten, in denen Verletztengeld bezogenwurde⇒ Freistellungen gemäß § <strong>39</strong> (1) oder §40 (5)⇒ Urlaub an Werktagen, wenn es keinSonderurlaub wegen lebensgefährlicherErkrankung oder Todes AngehörigerwarNach zwei Monaten zusammenhängenderArbeit wird der Gefangenegemäß § 40 (5) für einenWerktag von der Arbeitspflichtfreigestellt. Diese Freistellungkann bei gelockerten Gefangenengemäß § 40 (6) auchals Hafturlaub gewährt werden.Sämtliche unverschuldeten Fehltagezählen dabei nicht mit!Nach verschuldeten Fehltagenbeginnt die Zweimonatsfristvon vorne! Wird kein Antraggemäß § 40 (5) oder § 40 (6)gestellt, so werden die erworbenenFreistellungstage auf denEntlassungszeitpunkt angerechnet.Dies gilt nicht⇒ wenn eine lebenslange Freiheitsstrafeoder Sicherungsverwahrung verbüßtwird und der Entlassungszeitpunktnoch nicht feststeht. In diesem Fallwird der Anspruch nach Verbüßungvon jeweils 10 Jahren zum Eigengeldgutgeschrieben.⇒ wenn eine Anrechnung bei einer Aussetzungder Vollstreckung (z. B. bei2/3-Entlassung oder Therapie gemäߧ 35 StGB) nicht mehr möglich ist.⇒ wenn es eine gerichtliche Anordnunggibt, die bei einer Strafaussetzung eineVollstreckung bis zu einem bestimmtenZeitpunkt für erforderlich hält.⇒ wenn wegen Auslieferung oder Ausweisungvon einer Strafvollstreckungabgesehen wird.⇒ wenn eine Haftentlassung auf demGnadenweg erfolgt.In diesen Fällen erhält der Gefangeneeine Ausgleichsentschädigungvon zusätzlich 15 %des Arbeitsentgeltes (Durchschnittder letzten drei Monate).Der Anspruch entsteht erst mitder Entlassung, vorher ist erweder verzinslich noch abtretbaroder vererblich.§ 46 HausgeldAls Ersatz für die Nahrungs- undGenussmittelpakete kann Strafgefangenengemäß § 46 (2) biszu dreimal jährlich ein zusätzlicherGeldbetrag bis zum vierfachenTagessatz der Lohnstufe 3eingezahlt oder überwiesen werden.Für das Jahr <strong>2008</strong> sind dies42,96 € (4 x 10,74 €). Bei Überweisungen(als Verwendungszweck)oder bei Einzahlungenmuss dabei "zweckgebunden §46 (2)" angegeben werden. EineBeschränkung auf eine Überweisungoder Einzahlung pro Monatist gesetzlich nicht vorgesehen.§ 48 EigengeldIn der Regel ist für Strafgefangeneder Einkauf vom Eigengeldausgeschlossen. Hat ein Gefangenerunverschuldet kein Hausgeld(z. B. unverschuldet ohneArbeit), so ist ihm ein Einkaufvom Eigengeld in angemessenemUmfang zu gestatten. WelchenBetrag die Anstalt als"angemessen" ansieht mussman abwarten.§ 50 Abtretbarkeit,PfändungsschutzHausgeld ist grundsätzlich unpfändbar.Eigengeld ist unpfändbar,solange es die Differenzvon festgelegtem und vorhandenemÜberbrückungsgeld deckt.Überbrückungsgeld ist bis einschließlichvier Wochen nachHaftentlassung unpfändbar.§ 62 Aufenthalt im FreienJeder Gefangene hat das Rechtauf eine Stunde Aufenthalt imFreien pro Tag, wenn er nicht imFreien arbeitet. Aber nur dann,wenn es die Witterung zur dafürfestgesetzten Zeit zulässt.§ 94-99DisziplinarmaßnahmenVerstößt ein Gefangener schuldhaftgegen Pflichten dieses Gesetzesoder der Hausordnung,so kann der Anstaltsleiter Disziplinarmaßnahmeneinzeln oderkombiniert anordnen. Der Sachverhaltist vorher zu klären. DerGefangene muss über die Vorwürfeinformiert und dann angehörtwerden, er muss sich abernicht äußern. Bei schweren Verstößenmuss sich der Anstaltsleiterin einer Konferenz mit denan der Vollzugsgestaltung beteiligtenPersonen besprechen.Befindet sich der Gefangene inärztlicher Behandlung, so ist dieAnstaltsärztin zu hören. Die Entscheidungwird dem Gefangenenvom Anstaltsleiter mündlicheröffnet und mit einer kurzenBegründung schriftlich abgefasst,die dem Gefangenen aufAnfrage ausgehändigt werdenmuss. Die Vollstreckung erfolgtin der Regel sofort, sie kannaber auch ganz oder teilweisefür bis zu sechs Monate auf Bewährungausgesetzt werden.Folgende Maßnahmen sind ohnebesondere Bedingungenmöglich:⇒ Verweis⇒ Einkaufssperre für bis zu 3 MonateFolgende Maßnahmen sollengemäß § 95 (4) möglichst nurdann angeordnet werden, wenndie Verfehlung mit den zu beschränkendenoder zu entziehendenBefugnissen in Zusammenhangsteht. Dies gilt nicht,wenn diese zusammen mit Arrestangeordnet werden:⇒ Fernseh- oder Radiosperre für bis zu 3Monate⇒ Entzug von sonstigen Gegenständenfür, Verbot der Teilnahme an Gemeinschaftsveranstaltungen,Einschlussund Arbeitssperre für jeweils bis zu 4Wochen⇒ Einschränkung der privaten Kontakte(Brief, Telefon, Besuch) für bis zu 3Monate. Dann muss es dem Gefangenenaber ermöglicht werden, Personen,mit denen er in Kontakt steht,darüber zu informieren.Bei schweren oder wiederholtenVerfehlungen kann Arrest inEinzelhaft für bis zu 4 Wochenverhängt werden. Dann ist abervor dem Vollzug des Arrestesdie Anstaltsärztin zu hören.Auch während des Arrestessteht der Gefangene unter ärztlicherAufsicht. Der Arrest unterbleibtoder wird unterbrochen,wenn die Gesundheit des Gefangenengefährdet würde.§ 103 GerichtlicherRechtsschutzFür Strafgefangene bleiben die§§ 109-121 (4) StVollzG für Anträgeauf gerichtliche Entscheidungenbei der STVK des LGOldenburg gültig.LANDESREGIERUNGDer neueMinisterBernd Busemann ist der neueJustizminister. Wir stellen hierseinen beruflichen und politischenWerdegang vor.Er wurde am 5. <strong>Juni</strong> 1952 im emsländischenDörpen geboren, istverheiratet und hat 2 Töchter.Nach dem Abitur 1972 war er bis1974 Zeitsoldat. Von 1974-1979studierte er Rechtswissenschaftenan der Universität Köln, wo erauch sein 1. Juristisches Staatsexamenmachte. Sein Referendariatmachte er von 1979 bis 1981hier im OLG-Bezirk Oldenburg,worauf sein 2. Juristisches Staatsexamenfolgte. 1981 ließ er sichim heimatlichen Dörpen alsRechtsanwalt nieder und ist seit1984 selbständiger Rechtsanwaltund Notar.Bereits seit 1968 bekleide er aufOrts-, Kreis- und Bezirksebenediverse Ämter bei der Jungen Union(JU), der CDU-Jugendorganisationund trat 1971 der CDU bei.Seit 1980 ist er Vorsitzender desCDU-Ortverbandes und des CDU-Samtgemeindeverbandes Dörpen.Von 1981-1982 war er Vorsitzenderdes Kreisverbandes Aschendorf-Hümmlingder Jungen Union.1994 und 1998 wurde er im Wahlkreis90 (Papenburg) in den NiedersächsischenLandtag gewählt.Von März 2003 bis März <strong>2008</strong> warer niedersächsischer Kultusministerund ist seit September 2006auch Mitglied im niedersächsischenCDU-Landesvorstand.Im März <strong>2008</strong> ernannte ihn MinisterpräsidentChristian Wulff zumneuen niedersächsischen Justizminister.TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>TITELTHEMA 35


NORDRHEIN-WESTFALENOmbudsmannWann in Niedersachsen?Als erstes Bundesland inDeutschland hat Nordrhein-Westfalen seit Mitte 2007 einenOmbudsmann mit vier Mitarbeitern.Wie in der <strong>Ausgabe</strong> vomSeptember 2007 der Gefangenenzeitungder JVA Geldernnachzulesen war, ist wahrscheinlichder Vorfall in der<strong>Justizvollzugsanstalt</strong> Siegburg(Mord an einem jugendlichenGefangenen) der Auslöser. DerOmbudsmann in NRW ist einehemaliger Amtsgerichtsdirektor.Alle, die vom Justizvollzug betroffensind, also in erster Liniedie Gefangenen, deren Angehörigesowie die Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter im Vollzugsdienst,finden mit ihren Beschwerden,Problemen oderAnregungen ein offenes Ohrbeim Ombudsmann. Seine Aufgabebesteht hauptsächlich inder Vermittlung.Durch Aushänge und Flyer (invier Sprachen) wurde in den<strong>Justizvollzugsanstalt</strong>en des Bundeslandesauf die Existenz unddie Funktion des Ombudsmannsaufmerksam gemacht. Von denbereits vorliegenden Eingabenstammen rund 10 Prozent vonBediensteten.Auch dem neuen niedersächsischenJustizminister stände esgut zu Gesicht, in Niedersachseneine entsprechende Institutioneinzuführen. So könntenKonflikte geschlichtet werden,die sonst wohl erst vor Gerichtentschieden würden.JVA WOLFELBÜTTELSelbstmordin U-HaftEin 26jähriger U-Gefangener hatsich in der Nacht vom 7. auf den8. April <strong>2008</strong> in der JVA Wolfenbüttelerhängt. Der wegen einerMesserattacke auf eine Verkäuferinin Goslar inhaftierte Drogenabhängigehinterließ Briefe,aus denen hervorgeht, dass erseinem Leben aus Angst voreiner langen Haftstrafe ein Endesetzte.§ 104 Verlegung in einesozialtherapeutische AnstaltGefangene, die wegen einerSexualstraftat (§§ 174-180 oder182 StGB) oder wegen Verbrechengegen das Leben, die körperlicheUnversehrtheit oder diepersönliche Freiheit (§§ 250 +251, auch in Verbindung mit §§252 + 255 StGB verurteilt wordensind, werden gemäß § 104(1) in der Sozialtherapie behandelt,wenn dies durch die erheblicheGefährlichkeit des Gefangenenfür die Allgemeinheit erforderlichist. Andere Gefangenekönnen gemäß § 104 (2) in einesozialtherapeutische Anstalt/Abteilung verlegt werden, wenndies zur Erreichung des Vollzugszieleserforderlich ist. DieVerlegung in die Sozialtherapiesoll gemäß § 104 (3) zu einemZeitpunkt erfolgen, der den Abschlussder Therapie zum voraussichtlichenEntlassungszeitpunkterwarten lässt .---------------------------------------Fünfter TeilUntersuchungshaft---------------------------------------§ 134 Zuständigkeitund VerfahrenDie Zuständigkeit für alle Angelegenheitender Untersuchungshaftliegt bei dem Amtsgericht, indessen Bezirk sich die JVA befindet.Für die JVA Oldenburg istalso das Amtsgericht Oldenburgzuständig. Dazu gibt es für jedenU-Gefangenen eine Geschäftsnr.des Amtsgericht Oldenburg(im Stationsbüro zuerfragen), die bei jedem Schriftverkehrmit dem AmtsgerichtOldenburg anzugeben ist. DieseGeschäftsnummer ist somitauch auf den Begleitumschlägenfür abgehende Briefe anzugeben,und nicht das Aktenzeichendes Strafverfahrens.§ 135 Rechtsstellungder GefangenenU-Gefangene gelten als unschuldig.§ 138 AusführungU-Gefangene können auf Antragaus wichtigem Anlass mit Zustimmungdes AmtsgerichtsOldenburg auf eigene Kostenausgeführt werden.§ 1<strong>39</strong> Beendigungder UntersuchungshaftIst die Entlassung angeordnet,so ist der U-Gefangene unverzüglichaus der Haft zu entlassen.§ 141 UnterbringungGemäß § 141 (1) ist jeder U-Gefangene in einem Einzelhaftraumunterzubringen, wenn ereiner gemeinsamen Unterbringungmit anderen Gefangenennicht zustimmt.§ 142 EinkaufGemäß § 142 (3) darf jeder U-Gefangene Nahrungs- und Genussmittelsowie Gegenständedes persönlichen Bedarfs kaufen,und zwar monatlich maximalfür den 30-fachen Tagessatzder Eckvergütung (für <strong>2008</strong>:30 x 5,95 € = 178,80 €).§ 144 Recht auf Besuch, ZulassungZum Besuch wird nur zugelassen,wer über eine Besuchserlaubnisdes AG Oldenburg verfügt.Die JVA entscheidet jedochüber die Durchsuchung der Besucherund legt die Anzahl dergleichzeitig zu einem Besuchzugelassenen Personen fest.Besuche dürfen optisch, undzum Zweck der Untersuchungshaftoder zur Aufrechterhaltungder Sicherheit und Ordnung derAnstalt auch akustisch, überwachtwerden. Eine akustischeÜberwachung zur Abwehr einerVerdunkelungsgefahr kann nurauf Anordnung des AG Oldenburgdurch das Gericht selbererfolgen. Mit Erlaubnis der JVAdürfen U-Gefangenen gemäß §144 (4) beim Besuch auch Nahrungs-und Genussmittel in geringerMenge übergeben werden.Die JVA kann jedoch festlegen,dass diese durch ihre Vermittlungbeschafft werden. DerÜbergabe anderer Gegenständemit Erlaubnis der JVA muss dasAG Oldenburg zustimmen.§ 146 Überwachung desSchriftwechselsDie JVA hat ein- und abgehendeSchreiben jeweils unverzüglichund ohne eigene Kontrolle anden Gefangenen auszuhändigenoder an das Gericht weiterzuleiten.Die Kontrolle (Ausnahmen:siehe § 30 im Strafhaftteil) erfolgtdurch das Amtsgericht Oldenburg.Kosten, die für Übersetzungsdiensteentstehen, ü-bernimmt die Staatskasse inangemessenem Umfang.§ 148 TelefongesprächeDer U-Gefangene kann mit Erlaubnisder Vollzugsbehördeund Zustimmung des AG OldenburgTelefongespräche auf eigeneKosten führen. Wichtig: Dieakustische Überwachung ist nurauf Anordnung des AG Oldenburgim Einzelfall zulässig, wennes wegen des Zwecks der Untersuchungshaftoder zur Aufrechterhaltungder Sicherheitund Ordnung der Anstalt erforderlichist. Eine Überwachungdurch die JVA ist aber generellnicht erlaubt. Ist eine akustischeÜberwachung beabsichtigt,so ist der Gefangene darüberrechtzeitig vor dem Gesprächzu informieren. Der Gesprächspartnerist unmittelbarnach Zustandekommens desGespräches durch den Überwachendenoder den Gefangenenselber über die Überwachungdes Gespräches zu informieren.Eine zeitversetzte Überwachungund die dazu notwendige Speicherungder Unterhaltung ist beiU-Gefangenen, im Gegensatzzu Strafgefangenen, nicht erlaubt.Kosten, die durch Übersetzungsdiensteentstehen, ü-bernimmt die Staatskasse inangemessenem Umfang.§ 150 PaketeWie § 34 im Strafhaftteil, nurdass die Zustimmung des AGOldenburg vorliegen muss.§ 152 BeschäftigungDer U-Gefangene ist nicht zurArbeit verpflichtet§ 156DisziplinarmaßnahmenEntgegen der weitläufigen Meinunghat der Anstaltsleiter jetztauch gegenüber U-Gefangenenvolle Disziplinarbefugnis, esgelten die §§ 94-99 des Strafhaftteils.§ 167 Antrag aufgerichtliche EntscheidungGegen eine Maßnahme der JVAzur Regelung einzelner Angelegenheitenkann gemäß § 167 (1)ein Antrag auf gerichtliche Entscheidungbeim AG Oldenburgbeantragt werden.36 TITELTHEMA TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>


INTERVIEWCDU: NJVollzG dient vielfach zurFestschreibung der Praxis im GesetzZum neuen NJVollzG haben wir den Landtagsfraktionen (CDU, FDP, SPD, Die Grünen, PDS) am04.03.08 jeweils schriftlich einige Fragen gestellt. Bis zum Redaktionsschluss erhielten wir lediglichdie Antworten der CDU-Landtagsfraktion durch den Landtagsabgeordneten Dr. Uwe Biester(Wilhelmshaven). Besonders fiel uns die Tatsache auf, dass verschiedene Gesetzesregelungeneingeführt wurden, um die bisherige Vollzugspraxis im Gesetz festzuschreiben. Machte sich so diePolitik nicht selbst zum Ackergaul der JVA-Leiter, um deren Karren nach den Gesetzesbrüchenvergangener Jahre wieder auf den Weg von Recht und Ordnung zu ziehen? Und was sollen wirdavon lernen? Dass man die Gesetze nur lange genug biegen und brechen muss, bis sie von derPolitik an die Praxis des vorherigen Unrechts angepasst werden?TR§TZDEM: Das Bundesverfassungsgerichtsieht in der Resozialisierungdas "vorrangige Ziel"des Strafvollzuges. Haben Siedies beim NJVollzG ausreichendberücksichtigt?Dr. Biester: Die CDU-Landtagsfraktionvertritt in der Tat dieAuffassung, dass die Vollzugszieleder Resozialisierung, nachwie vor in Satz 1 des § 5 normiert,wie auch der Schutz derAllgemeinheit vor weiteren Straftatengleichrangig nebeneinanderstehen. Wir halten es fürverfehlt, hieraus den Schluss zuziehen, dass wir vom Resozialisierungsgebotabkehren würden.TR§TZDEM: Ist die Einführungdes geschlossenen Vollzugesals Regelvollzug zeitgemäß?Dr. Biester: Die Festlegung desgeschlossenen Vollzuges alsden Regelvollzug bedeutetnichts anderes als die Festschreibungder Vollzugspraxisim Gesetz. In der Vorschrift, diedies regelt (§ 12 Abs. 1), ist abersogleich dargelegt, dass nachdem Vollstreckungsplan eineEinweisung in den offenen Vollzugvorgesehen ist, wenn derStrafgefangene den besonderenAnforderungen des offenen Vollzugesgenügt.TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>TR§TZDEM: Wie begründen Sieden Wegfall der Pakete?Dr. Biester: Der Wegfall desEmpfanges von Nahrungs- undGenussmittelpaketen trägt einervollzuglichen Praxis Rechnung.Die Überprüfung derartiger Paketeist extrem kosten- und arbeitsaufwendig.Die Beschaffungvon Nahrungs- und Genussmittelnist im Vollzug möglich,zumal auch Geldzuwendungenvon dritter Seite zum Erwerbvon Lebens- und Genussmittelnim Vollzug zulässig sind.TR§TZDEM: Wie rechtfertigen Siedie Einschränkung des Grundrechtesauf das Telefon- undBriefgeheimnis von Strafgefangenendurch die Einführung derTelefon- und Briefüberwachung?Dr. Biester: Wir halten die Ü-berwachung des Schriftwechselsfür verfassungsgemäß, weildie Überwachung geknüpft wirddaran, dass sie nur zulässig ist,soweit dies zur Erreichung desVollzugszieles oder aus Gründender Sicherheit und Ordnungder Anstalt erforderlich ist. Auchder Gesetzgebungs- und Beratungsdienstdes NiedersächsischenLandtages hat - zu Recht- hiergegen keine verfassungsmäßigenBedenken erhoben.Gleiches gilt für die Regelungenzur Überwachung von Telekommunikation.Die vorübergehendenSpeicherungen sind auchdatenschutzrechtlich unbedenklich.TR§TZDEM: Trotz gleicher Arbeitverdienen Strafgefangene beigleicher Lohnstufe 80% mehrals Untersuchungsgefangene.Für Untersuchungsgefangenegibt es zudem keinerlei Pfändungsgrenze.Wie rechtfertigenSie das Festhalten an dieserUngleichbehandlung?Dr. Biester: Die unterschiedlicheEntlohnung zwischen Strafgefangenenund Untersuchungshäftlingenergibt sichdaraus, dass der Untersuchungsgefangenegrundsätzlichzur Arbeit nicht verpflichtet ist,während dies bei dem normalenVollzug der Fall ist. Hierausrechtfertigen sich auch unterschiedlicheRegelungen zumPfändungsschutz.TR§TZDEM: Das OberlandesgerichtOldenburg hat bereits imFebruar ein Verfahren betreffenddie Postkontrolle von Untersuchungsgefangenen(Az. 1Ws 87/08) an das Bundesverfassungsgerichtverwiesen, daes das NJVollzG zumindest inTeilen für verfassungswidrighält. Wie ist Ihre Meinung dazu?Dr. Biester: Das OLG Oldenburgist der Auffassung, dasshierfür der Landesgesetzgebernicht zuständig sei, sondern derBundesgesetzgeber. Insoweitdifferenziert das OLG Oldenburgzwischen "Untersuchungshaftrecht",für das der Bundesgesetzgeberzuständig sein soll,und "Untersuchungshaftvollzug",für den der Landesgesetzgeberzuständig sein soll. Eine solcheDifferenzierung findet sich insonstigen gesetzlichen Vorschriftennicht.TR§TZDEM: Gibt das Ihnen alsRegierungspartei nicht die Anregung,beim NJVollzG noch einmalnachzubessern?Dr. Biester: Unsere Auffassungist, dass die Entscheidung desBundesverfassungsgerichts(BVerfG) zu diesem Vorlagebeschlussabgewartet werden sollte,wobei uns an einer möglichstschnellen Entscheidung desBVerfG gelegen wäre. Sollte dasBVerfG die Zuständigkeit desLandesgesetzgebers für gegebenhalten, werden wir prüfen,ob hier eine Überarbeitung dergesetzlichen Bestimmungen desJustizvollzugsgesetzes erforderlichist im Bereich der Postkontrollevon Untersuchungsgefangenen.TR§TZDEM: Wir bedanken unsbei Herrn Dr. Biester für die Beantwortungunserer Fragen.GELDAlles Neu?!Zum 1. Januar <strong>2008</strong> ändertensich die verschiedenen Einkaufshöchstgrenzen.Dieseund weitere Informationenrund um Einkauf, Taschengeld(TG) und Paketersatzeinkaufhaben wir zusammengefasst.1. Allgemein:Die wöchentliche Einkaufshöchstgrenzebeträgt für alleGefangenen 80,00 €. Ein Einkaufsscheinwird erst ab einemverfügbaren Einkaufsbetrag von2,00 € erstellt.2. Strafhaft:Nichtarbeiter können auf Antragzum Einkauf in angemessenemUmfang vom Eigengeld (EG)umbuchen. Ob dabei die alteRegelung (42,96 € in den ersten6 Monaten und danach 64,44 €)als "angemessener Umfang"beibehalten wird, bleibt abzuwarten.Mittellose Nichtarbeiter erhaltenauf Antrag rückwirkend 1,50 €TG pro Arbeitstag des vorherigenMonats (z.B. 30,00 € bei 20Arbeitstagen). Bei vorhandenemHG/EG wird TG nur in Höhe derDifferenz zum möglichen TG-Betrag gewährt. Stammt vorhandenesHG aus dem Arbeitsentgeltfür den Vormonat, so darf esdabei von der Anstalt nicht alsEinkommen für den Monat angerechnetwerden, für den TG beantragtwurde.3. U-HaftUntersuchungsgefangene könnenmonatlich für max. 178,80 €vom EG einkaufen. MittelloseUntersuchungsgefangene erhaltenvon der JVA kein TG. Siemüssen beim Sozialamt desletzten Wohnsitzes einen TG-Antrag gemäß § 35 (2) Satz 2SGB XII stellen. Das TG beträgtzurzeit gemäß Auskunft derStadt Oldenburg € 93,69.4. PaketersatzeinkaufSeit dem 1. Januar <strong>2008</strong> könnensich Strafgefangene dreimaljährlich jeweils max. 42,96 €("zweckgebunden § 46 (2)" unbedingtangeben) als Ersatz fürdie entfallene Paketregelungdirekt auf das HG einzahlenoder überweisen lassen. LautFrau Barkemeyer ist auch eineUmbuchung vom Eigengeldmöglich. Bei vorliegender Einkaufssperrewerden diese Einzahlungennicht auf das HG,sondern direkt auf das Überbrückungsgeldgebucht! Ein Einkaufist dann davon auch später nichtmehr möglich!TITELTHEMA 37


KOMMENTARQuo vadis, Strafvollzug?Ist das NJVollzG überhaupt verfassungsgemäß?MK Seit dem 1. Januar <strong>2008</strong> gilt in Niedersachsen das Niedersächsische Justizvollzugsgesetz (NJVollzG). Eine öffentliche Diskussiondarüber gab es wohl aus mangelndem Interesse der Bevölkerung kaum, nur der nun gesetzlich mit der Resozialisierung gleichrangigverankerte „Schutz der Allgemeinheit“ fand als populistisches Argument den Weg in die Presse. In Fachkreisen wurde dasNJVollzG außerordentlich kontrovers diskutiert. Viele Experten sahen in ihm einen Rückschritt, einige Rechtsgelehrte sogar einenVerfassungsbruch. Wie ist das neue Gesetz denn nun zu bewerten, und wohin führt es den Strafvollzug?Das deutsche Strafrecht siehtFreiheitsstrafen als letzte Maßnahmedes Staates gegen Gesetzesverstößevor. Daran ansich ist auch wirklich nichts auszusetzen,denn jeder Gefangenehat ein Gesetz gebrochenoder ist zumindest dafür verurteiltworden, und dafür mussman nun mal schon seit Anbeginnder Zivilisation büßen.Und wir haben allesamt denVorteil, in einem Staat zu leben,in dem das Grundgesetz undEntscheidungen des Bundesverfassungsgerichtsals unumstößlicheGrundfesten des Miteinandersgelten.Wirklich im ganzen Staat? Nein,wohl nicht im ganzen Staat,denn vertreten durch die Justizministeriender Bundesländererrichtet der Staat mit großemfinanziellen Aufwand Rechts-Enklaven, die <strong>Justizvollzugsanstalt</strong>engenannt werden. Unddiese <strong>Justizvollzugsanstalt</strong>enwerden durch hohe Mauern undZäune, durch Stacheldraht, Kamerasund Bewegungsmeldergeschützt. Diese Maßnahmenwerden dem ahnungslosen Volkals dessen Schutz vor denjenigenverkauft, die dort als Folgevon Gerichtsurteilen in derenNamen eine Haftstrafe verbüßen.Wobei „verkauft“ das richtigeWort ist, denn solch einehoch gesicherte JVA kostet denSteuerzahler jeweils mindestenseinen hohen zweistelligen Millionenbetrag,und alleine Niedersachsenhat in der jüngstenVergangenheit nach der JVAOldenburg noch zwei weiteredieser teuren <strong>Justizvollzugsanstalt</strong>enbauen lassen, nämlich inSehnde und Rosdorf.Aber was das Volk nicht weiß,weil es das vielleicht auch garnicht wissen will, aber schon garnicht wissen soll, ist die Tatsache,dass all diese Maßnahmenwohl eher dem Schutz der JVAdienen. Es soll mit allen Möglichkeitenund ohne Rücksichtauf die dadurch anfallendenKosten verhindert werden, dassso unnütze Dinge wie einGrundgesetz oder die Auswirkungeneines Bundesverfassungsgerichtsurteilsdie JVAerreichen.Schon 1976 hatte das Bundesverfassungsgericht(BVerfG) dieResozialisierung als „herausragendesZiel“ des Vollzuges eingestuftund auch danach immerwieder betont, dass sich dasResozialisierungsgebot, also dieverpflichtende Aufgabe des Vollzuges,den Gefangenen zu resozialisieren,direkt aus denArtikeln 1 und 2 des Grundgesetzesableitet.Mit seinem Urteil vom 31. Mai2006 hat das BVerfG den Gesetzgeberverpflichtet, ein wirksamesResozialisierungskonzeptzu entwickeln und denStrafvollzug konsequent daraufaufzubauen. Dabei habe derStaat die erforderlichen personellenund sachlichen Ressourcenfür den gebotenen Resozialisierungsvollzugdauerhaft zusichern. Dazu sei die sorgfältigeAuseinandersetzung mit derWirksamkeit unterschiedlicherVollzugsgestaltungen und Behandlungsmaßnahmenverpflichtend.Was bedeutet dies nun, im Sinneder Verfassungshüter, fürden Strafvollzug? Der Behandlungsvollzugmit dem Ziel derResozialisierung ist bei jedemeinzelnen Gefangenen demVerwahrvollzug mit dem Ziel derreinen Sicherheit der Allgemeinheitvorzuziehen. Unabhängigvom damit verbundenen Personal-oder Sachaufwand!Und wie reagiert das Land Niedersachsen?Es verabschiedetein eigenes Justizvollzugsgesetz,das nicht nur den zum Teilgesetzesignoranten Vollzugsalltagder letzten Jahre in einenachträgliche Legitimität hüllt(siehe Interview auf Seite 37),sondern das sich nicht einmalan die grundlegenden Vorgabendes BVerfG hält und somit dochoffensichtlich als verfassungswidrigeinzustufen ist. Goethehat diese Unart der Politik guterkannt, und das lange bevordie niedersächsische JustizministerinHeister-Neumann diesfederführend mit dem NJVollzGin die Tat umsetzte. Nur zurInformation, Frau Heister-Neumann hat zu ihrem Amtsantritteinen Eid auf das Grundgesetzgeleistet. Schon Mitte Februarsetzte das OLG Oldenburgein Verfahren (1 Ws 87/08) aus,um es an das BVerfG zu verweisen,da es die Regelung der„Wir hängen unseren Fehlern gar zu gerndas Gewand eines gültigen Gesetzes um“Johann Wolfgang von GoetheBrief– und Telefonkontrolle vonUntersuchungsgefangenen fürverfassungswidrig hält. Der Vorstoßdes OLG wird selbst vomNiedersächsischen Richterbundbegrüßt. Dessen VorsitzenderJürgen Possehl sagt dazu, „derStreit darf nicht auf dem Rückender Gefangenen ausgetragenwerden“ und hofft, dass dasJustizministerium die Regelungauch ohne höchstrichterlicheEntscheidung wieder rückgängigmacht. Aus Hannover hieß esdazu aber, man wolle am neuenGesetz festhalten. Niedersachsensetzt also alles auf einen(zumindest teilweise) verfassungswidrigenVerwahrvollzugmit einer „Resozialisierung light“und nennt es Chancenvollzug.Und was bedeutet das in derPraxis? Wer Resozialisierungwill, der kann sie haben, wenner denn zufällig in einer JVAeinsitzt, die Personal und Mittelfür entsprechende Maßnahmenhat. Aber Personal und Mittelsind ständig knapp, da das LandNiedersachsen ja bekanntlichsparen muss.Also, quo vadis, wohin gehstDu, Strafvollzug? Das neue Gesetzweist in die falsche Richtung,nämlich zurück in die Zeitenvor dem Strafvollzugsgesetz,in denen man Gefangenezu Beginn der Strafe einsperrteund sie am Ende der Strafe entließ,während sie die Zeit dazwischenmit unterbezahlten Tätigkeitenzugunsten der Justiz„nutzten“. Nur die wenigsten vonuns Gefangenen rechtfertigendurch ihre Persönlichkeit oderihre Tat, dass der Staat Millionenin den Schutz der Allgemeinheitvor ihnen investiert.Denn dadurch fehlt der Justizschlicht und einfach das Geld,um die Mehrzahl der Gefangenenwirklich ernsthaft zu resozialisierenoder dies zumindestmit maximal vertretbarem Aufwandzu versuchen.Denn Gefangene werden nunmal irgendwann aus der Haftentlassen, und was schütztdann die Allgemeinheit vor denjenigen,für die es keine Möglichkeiteiner Resozialisierunggab? Der Staat muss endlicheinsehen, dass Mauern undStacheldraht die Allgemeinheitnicht annähernd so sehr schützenkönnen, wie es ein Haftentlassenermit Perspektiven vonganz alleine macht! Nach derWahl hat man sicht in Hannoverentschieden, Frau Heister-Neumann sei besser als Kultusministeringeeignet, und machteihren Vorgänger Busemann zumJustizminister. Jetzt erhalten alleGefangenen wohl eine ordentlicheSchulausbildung, und diearmen Schüler müssen mit zweiWochen Einschluss rechnen,wenn sie laut mitdenken oder eswagen, Kritik zu äußern.38 TITELTHEMA TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>


WIEDERAUFNAHMEVERFAHRENUnter welchen Voraussetzungen ist eineWiederaufnahme möglich?Die Wiederaufnahme eines durch rechtskräftiges Urteilabgeschlossenen Verfahrens zugunsten des Verurteiltenist nur dann zulässig, wenn einer der folgendenFälle vorliegt (§ 359 StPO):1. Wenn eine in der Hauptverhandlung zu seinen Ungunstenals echt vorgebrachte Urkunde unecht odergefälscht war.2. Wenn der Zeuge oder Sachverständige sich beieinem zu Ungunsten des Verurteilten abgelegtemZeugnis oder abgegebenen Gutachten einer vorsätzlichenoder fahrlässigen Verletzung der Eides-pflichtoder einer vorsätzlichen falschen uneidlichen Aussageschuldig gemacht hat.3. Wenn bei dem Urteil ein Richter oder Schöffe mitgewirkthat, der sich in Beziehung auf die Sache einerstrafbaren Verletzung seiner Amtspflicht schuldiggemacht hat, sofern die Verletzung nicht vom Verurteiltenselbst veranlasst ist.4. Wenn ein zivilgerichtliches Urteil, auf welches dasStrafurteil gegründet ist, durch ein anderesrechtskräftig gewordenes Urteil aufgehoben wordenist.5. Wenn neue Tatsachen oder Beweismittel beigebrachtsind, die allein oder in Verbindung mit frühererhobenen Beweisen die Freisprechung des Angeklagtenoder in Anwendung eines milderen Strafgesetzeseine geringere Bestrafung oder eine wesentlichandere Entscheidung über eine Maßregel derBesserung und Sicherung zu begründen geeignetsind.6. Wenn der Europäische Gerichtshof für Menschenrechteeine Verletzung der Europäischen Konventionzum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheitenoder ihrer Protokolle festgestellt hat und dasUrteil auf dieser Verletzung beruht.Brauche ich für die Antragstellung einenAnwalt?Grundsätzlich ja (§ 366 (2) StPO). Gefangene könnenden Antrag jedoch auch zu Protokoll der Geschäftsstelledes Amtsgerichts geben, in dessen Bezirk dieAnstalt liegt.Was muss der Antrag enthalten?Er muss den gesetzlichen Grund der Wiederaufnahmesowie die Beweismittel enthalten. Dabei geht es fastimmer darum, „neue Tatsachen und Beweismittel“ beizubringen,d. h. solche, die nicht bereits Gegenstanddes zur Verurteilung führenden Gerichtsverfahrens gewesensind. Es genügt also nicht auszuführen, die Aussageeines Zeugen sei vom Gericht nicht oder falschverwertet worden. Es genügt auch nicht zu sagen, einZeuge habe gelogen – es sei denn, man hat neueTatsachen, welche dies belegenWo kann der Antrag gestellt werden?Das Einfachste ist es, den Antrag bei dem Gericht einzureichen,dessen Urteil angefochten wird. Diesesmuss den Antrag an das dafür zuständige Gerichtweiterleiten (§ 367 (1) StPO).Kann ich einen Verteidiger aufStaatskosten bekommen?Dies kann man bei dem für die Wiederaufnahme zuständigenGericht beantragen, wenn alle folgendenVoraussetzungen gegeben sind (§ 364 StPO):1. wenn hinreichende tatsächliche Anhaltspunkte dafürvorliegen, dass bestimmte Nachforschungen zu Tatsachenoder Beweismitteln führen, welche die Zulässigkeiteines Antrages auf Wiederaufnahme des Verfahrensbegründen können;2. wegen der Schwierigkeit der Sach- oder Rechtslagedie Mitwirkung eines Verteidigers geboten scheint;3. wenn der Verurteilte außerstande ist, ohne Beeinträchtigungdes für ihn und seine Familienotwendigen Unterhalts auf eigene Kosten einenVerteidiger zu beauftragen.Das Strafvollzugsarchiv der Universität Bremenunter der Leitung von Prof. Dr. Johannes Feestarchiviert in erster Linie Urteile zum Strafvollzugund ist Gefangenen auf Anfrage kostenlos beiFragen des allgemeinen Strafvollzugsrecht behilflich.TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>INFO <strong>39</strong>


LG OLDENBURGRealerOstfriesen-WitzEinen schier unglaublichenBeweis für die sprichwörtlicheDummheit der Ostfriesen gabes am 28. März <strong>2008</strong>, als sicheine Ostfriesin selber für 3Jahre und 3 Monate hinterGitter brachte.Eine 60jährige Ostfriesin warvom Amtsgericht Jever zu 3Jahren und 3 Monaten Freiheitsstrafeverurteilt worden, weil siedas Vermögen ihrer Mutter veruntreuthatte. Gegen diesesUrteil hatte sie frist- und formgerechtBerufung eingelegt, unddas Landgericht Oldenburg setzteeine entsprechende Berufungsverhandlungan.Da es seitens der Staatsanwaltschaftversäumt worden war,einen Strafantrag zu stellen,fehlten der erstinstanzlichenVerurteilung durch das Amtsgerichtdie formalen Voraussetzungen.Somit hätte die Frau dasLandgericht Oldenburg nach derBerufungsverhandlung straffreiverlassen können, da das Verfahrenhätte eingestellt werdenmüssen. Dazu hätte es keinerleiweitere Voraussetzungen gegeben,außer das die Frau selbervor dem Landgericht zur Berufungsverhandlungerscheint.Doch genau das tat sie aus unerfindlichenGründen nicht. Daherwurde die Berufung verworfenund das Urteil des AG Jeverrechtskräftig.JUSTIZHaft auch im Heimatland möglichMK Am 1.8.2007 ist endlich auch in Deutschland das „Übereinkommen über die Überstellung verurteilterPersonen“ in Kraft getreten. Gemäß Artikel 4 (1) besteht eine Informationspflicht der deutschenJustiz über die wesentlichen Inhalte dieses Übereinkommens gegenüber jeder verurteiltenPerson, auf die dieses Übereinkommen Anwendung finden kann. Da jedoch die deutsche Justiz -unseres Wissens nach - dieser Pflicht gar nicht oder zumindest nur unzureichend nachkommt,haben wir die wichtigsten Informationen über dieses Übereinkommen und den Ablauf des Verfahrenszur Überstellung zusammengestellt.Wie langsam die deutschenMühlen mahlen können siehtman, wenn man sich den Zeitablaufeinmal genauer anschaut.Das Übereinkommen ist vom 21.März 1983 und das Zusatzprotokollvom 18. Dezember 1997. Andiesem Tag wurde es auch vonDeutschland unterzeichnet, aberdas deutsche "Gesetz zu demZusatzprotokoll" ist vom 10.Dezember 2002 und das deutsche"Gesetz zur Änderung desÜberstellungsausführungsgesetzes"ist vom 17. Dezember2006. Das Inkrafttreten des Ü-bereinkommens erfolgte dannaber erst zum 1. August 2007.Was beinhaltet das Übereinkommen?Gemäß diesem Übereinkommenkann ein in Deutschland Verurteilter,der nicht deutscherStaatsangehöriger ist, zum Vollzugder gegen ihn hier verhängtenFreiheitsstrafe in das Landüberstellt werden, dessenStaatsangehörigkeit er besitzt.Gemäß der Präambel des Zusatzprotokollszum Übereinkommen(Bundesgesetzblatt, Jahrgang2002, Teil II, <strong>Nr</strong>. 45 vom20. Dezember 2002) soll dasÜbereinkommen u. a. die sozialeWiedereingliederung verurteilterPersonen als anerkanntesZiel fördern.Gibt es einen Stichtag?Nein! Obwohl das Übereinkommenin Deutschland erst am 1.August 2007 in Kraft getretenist, gilt es auch für Urteile, diebereits davor rechtskräftig gewordensind.Gibt es weitere Voraussetzungen?⇒ Das Urteil muss in Deutschlandrechtskräftig sein.⇒ Die noch zu verbüßendeHaftstrafe beträgt bei Eingangdes Ersuchens mindestens6 Monate.40 INFO TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>


⇒ Der Verurteilte muss derÜberstellung zustimmen.⇒ Die Straftat, wegen der dieVerurteilung erfolgt ist, mussauch im Heimatland unterStrafe stehen.Wer kann die Überstellungbeantragen?Der Verurteilte kann gegenüberDeutschland oder gegenüberseinem Heimatland den Wunschäußern, zur Verbüßung der inDeutschland verhängten Freiheitsstrafein sein Heimatlandüberstellt zu werden.Wo kann man die Überstellungbeantragen?In Deutschland sind gemäß der"Vereinbarung zwischen derBundesregierung und den Landesregierungenüber die Zuständigkeitim Rechtshilfeverkehr mitdem Ausland in strafrechtlichenAngelegenheiten" bis auf wenigeAusnahmen die Bundesländerzuständig. In Niedersachsenkann der Wunsch auf Überstellungalso an das Justizministerium(Postfach 201, 30002 Hannover)gerichtet werden. DasErsuchen um Überstellung mussschriftlich erfolgenWas passiert dann?Hat der Inhaftierte seinenWunsch gegenüber der deutschenJustiz geäußert, so istdiese nach Rechtskraft des Urteilsverpflichtet, das Heimatlandso bald wie möglich zu informieren.Sie muss dem Heimatlanddann⇒ den Namen, Geburtstag undGeburtsort der verurteiltenPerson⇒ die Anschrift der verurteiltenPerson in Deutschland⇒ eine Darstellung des Sachverhalts,der zur Verurteilunggeführt hat⇒ Art und Dauer der Strafesowie deren Beginnmitteilen.Hat der Verurteilte seinenWunsch auf Überstellung gegenüberseinem Heimatlandgeäußert, so informiert diesesdie deutsche Justiz über diesesErsuchen und stellt ihr folgendeUnterlagen zur Verfügung:TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>⇒ Ein Schriftstück oder eineErklärung, aus der hervorgeht,dass der VerurteilteStaatsangehöriger des Landesist.⇒ Eine Abschrift des Gesetzesdes Heimatlandes, aus derhervorgeht, dass die Straftatauch in dem Land unterStrafe steht.⇒ Eine Erklärung, ob die inDeutschland verhängte Strafeübernommen oder gemäßden geltenden Gesetzen desHeimatlandes angepasstwerden soll.Beide Staaten können auchschon um Übermittlung der Unterlagenersuchen, bevor sie umdie Überstellung ersuchen oderentscheiden, ob sie dem Ersuchenauf Überstellung stattgeben.Sowohl das Heimatland alsauch Deutschland können entscheiden,dass sie dem Ersuchennicht stattgeben werden.Ein Anspruch auf Verbüßungder Strafe im Heimatland bestehtalso nicht!Woher weiß ich, ob und wieüber meinen Wunsch entschiedenwurde?Der Verurteilte ist in jedem Fallvon beiden beteiligten Staatenschriftlich über aktuelle Maßnahmendes Verfahrens sowie überihre Entscheidungen bezüglichdes Verfahrens zu unterrichten.Bleibt die Strafhöhe bestehen?Ist die Strafhöhe mit dem Rechtdes Heimatlandes nicht vereinbaroder schreibt das Recht desHeimatlandes sogar eine Überprüfungvor, so kann das Heimatlanddie Strafe durch eineGerichts- oder Verwaltungsentscheidungan sein eigenesRecht anpassen. Dabei sindaber ausschließlich die vomdeutschen Gericht festgestelltenTatsachen zu berücksichtigen.Es gibt also praktisch kein neuesVerfahren, sondern bestenfallsdie Festsetzung eines neuenStrafmaßes. Auch ein Wiederaufnahmeverfahrenist imHeimatland nicht möglich. DiesesRecht hat allein die deutscheJustiz. Das Heimatlandinformiert die deutsche Justizauf Anfrage, welches Verfahrenes beabsichtigt. Die neu verhängteStrafe darf jedoch inkeinem Fall höher sein als dieursprünglich in Deutschlandverhängte Strafe.Was passiert mit meinem Urteilin Deutschland?Durch die Übernahme des Verurteiltendurch sein Heimatlandwird die Vollstreckung der Freiheitsstrafein Deutschland ausgesetzt.Die Haftstrafe darf inDeutschland nicht weiter vollstrecktwerden, wenn das Heimatlanddie Strafe nach derÜberstellung für verbüßt erachtet.Das Heimatland des Verurteiltenunterrichtet die deutscheJustiz, wenn⇒ es die Vollstreckung derStrafe für abgeschlossenerachtet⇒ der Verurteilte vor Abschlussder Vollstreckung aus derHaft flieht⇒ die deutsche Justiz um einenbesonderen Bericht ersucht.Kostet das Verfahren Geld?Das Verfahren kostenlos.Wir empfehlen jedem ausländischenGefangenen, derbereits rechtskräftig verurteiltist, den Wunsch auf Ü-berstellung direkt an dasJustizministerium des Heimatlandeszu richten. NähereInformationen sind bei denjeweiligen Botschaften oderKonsulaten zu bekommen.Der Wunsch auf Überstellungkann auch schon währendder U-Haft geäußert werden.Die deutsche Justiz ist dannverpflichtet, das Heimatlandnach Rechtskraft des Urteilsdarüber zu informieren.Folgende Länder sind demÜbereinkommen bereitsrechtskräftig beigetreten:BelgienBulgarienDänemarkEstlandFinnlandFrankreichGeorgienGriechenlandIrlandIslandLettlandLiechtensteinLitauenLuxemburgMaltaMazedonienMoldawienMontenegroNiederlandeNorwegenÖsterreichPolenRumänienRusslandSan MarinoSchwedenSchweizSerbienTschechische RepublikUkraineUngarnZypernFolgende Länder habendas Übereinkommen zwarbereits unterschrieben, esist dort aber noch nicht inKraft getreten:ArmenienItalienPortugalHIERhätte Ihre Werbung stehen können!In diesem Format bewerben Sie zu günstigenKonditionen direkt Ihre Zielgruppe!Fordern Sie einfach unsere Anzeigenpreislistean, und sichern Sie sich neue Mandanten.Redaktion Tr§tzdem • Cloppenburger Str. 400 • 26133 OldenburgINFO 41


JVA SalinenmoorJVA SALINENMOORVergewaltigung und Folter in der SalineLandtag wurde nicht informiert - Opposition kritisiert MehrfachbelegungMK Zwei Gefangene der JVA Salinenmoor in Celle haben nach derzeitigem Ermittlungsstand im Januar <strong>2008</strong> einen Mitgefangeneninihrem gemeinsamen Haftraum gequält, vergewaltigt und mit Tritten lebensgefährlich verletzt. Justizministerin Heister-Neumann undMinisterpräsident Wulff, die beide unmittelbar vor der Landtagswahl über den Vorfall informiert wurden, zogen es vor, den Landtagnicht unverzüglich zu informieren. Auch die Öffentlichkeit wurde erst am 19. März über das Geschehene informiert.In der Nacht zum 20. Januar<strong>2008</strong> haben zwei 28 und 33Jahre alte Gefangene der JVASalinenmoor in Celle gemäßaktuellem Ermittlungsstand derStaatsanwaltschaft ihren 28-jährigen Zellengenossen, derseit Oktober 2007 eine achtmonatigeFreiheitsstrafe wegenSchwarzfahrens verbüßt, gewürgt,geschlagen und getreten,weil sie sich an nicht näher genanntenAngewohnheiten desOpfers gestört haben. Zudemhatte es Unstimmigkeiten wegender Zellenreinigung gegeben.Insgesamt gab es "weit mehr als50 Schläge auf den Kopf" desOpfers, wie die Staatsanwaltschaftmitteilte. Dabei erlitt der28-jährige einen Jochbeinbruchund "potenziell lebensgefährlicheEinblutungen im Kopf", soOberstaatsanwalt Bernd Kolkmeierweiter. Der Gepeinigtehabe zwar versucht, den Notrufzu betätigen, wurde aber vonden Tätern davon abgehalten.Gegen beide Täter wurde vonder Staatsanwaltschaft LüneburgAnklage wegen gefährlicherKörperverletzung erhoben.Der ebenfalls 28-jährige Täter,der wegen Diebstahls, Nötigungund Körperverletzung einsitzt,ließ danach vom Opfer ab. Abersein 33-jähriger Mittäter, dereine fünfjährige Haftstrafe wegenVermögungsdelikten, Erpressungund Körperverletzungverbüßt, zwang das Opfer danachnoch unter Androhungweiterer Schläge zum Anal- undOralverkehr. Er muss sich daherzusätzlich wegen Vergewaltigungvor Gericht verantworten.Den Plan, das Opfer zu zwingen,sich mit einem aus Geschirrtücherngeknoteten Strickam Fensterrahmen zu erhängen,gaben die Angeklagtenaber letztlich auf. Am nächstenMorgen offenbarte sich das Opfereinem Mitgefangenen undsuchte den Anstaltsarzt auf.Einem Bericht von Radio ffnzufolge sei der Gefangene jedochnicht lebensgefährlich verletztgewesen und auch nicht ineine Klinik gebracht, sondernlediglich in einen anderen Haftraumverlegt worden. Zudemkursiere in der JVA Salinenmoordas Gerücht, der 28-jährige habesich absichtlich verprügelnlassen, um dadurch gegenüberder Anstaltsleitung seine Verlegungin die heimatnahe JVAUelzen zu erzwingen.Die Öffentlichkeit wurde vomniedersächsischen Justizministeriumaber erst einmal über denVorfall nicht informiert, "weilman die staatsanwaltschaftlichenErmittlungen habe abwartenmüssen," so Philip Haarmann,Sprecher des JustizministersBernd Busemann. ZumZeitpunkt des Vorfalls war nochBusemanns Vorgängerin ElisabethHeister-Neumann im Amt.Merkwürdig erscheint es aberauf jeden Fall, dass nicht einmalder Landtag über den Vorfall,der sich kurz vor der Landtagswahlereignete, zeitnah informiertwurde. MinisterpräsidentWulff wusste aber auf jeden Fallvon dem Vorfall, auch wenn ererst Gegenteiliges verlautenließ. Das lässt die Vermutungzu, dass hier bewusst negativeSchlagzeilen vor der Landtagswahlvermieden werden sollten.Diese Praxis verurteilte auch dieOpposition und verlangte Aufklärung.Die Grünen fordertendie Landesregierung zudem auf,die Mehrfachbelegung von Hafträumenzur "absoluten Ausnahme"zu machen. Erneut habesich gezeigt, dass dies zu"gefährlichen Situationen führenkann". Seit Anfang <strong>2008</strong> könnenGefangene gemäß § 20 (2) desNiedersächsischen Justizvollzugsgesetzes(NJVollzG) auchgegen ihren Willen gemeinsamin einem Haftraum untergebrachtwerden. Dort heißt es:Ohne Zustimmung der betroffenenGefangenen ist eine gemeinsameUnterbringung nurzulässig, sofern eine oder einervon ihnen hilfsbedürftig ist, füreine oder einen von ihnen eineGefahr für Leben oder Gesundheitbesteht oder die räumlichenVerhältnisse der Anstalt dieserfordern. Gerade die letztgenannteZulässigkeitsvoraussetzungerlaubt es den Anstalten,Gefangene gemäß den räumlichenVerhältnissen auch gemeinsamunterzubringen. Dassaber gerade dieses eine Gefahrfür Leben oder Gesundheit einesGefangenen bedeutenkann, hat der Vorfall in Cellewieder einmal gezeigt. Auchwenn laut MinisteriumssprecherHaarmann die Gefangenen indiesem Fall "auf eigenenWunsch in einer Zelle untergebracht"waren.42 INFO TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>


kann. Noch vor meinem Urteil,als die Richter bis zum Ellenbogenin zweistelligen Strafmaßenwühlten. Habe ich einen Briefvon meiner Anjetrauten bekommen,fast jedes Wort hinjepingeltvon einem Anwalt. Ich kenndoch meine Gudrun. Die hatsich ihr Leben lang vonnem Nebensatznicht mal anquatschenlassen. Die kennt nur Hauptsätze,und auch die müssen sichsputen. Dat längste, wat die je inden Mund genommen hat -macht mal halblang, Jungs, wirsind hier zwar auf ner Friesenweide,aber deshalb schüttel ichden Kühen noch lange nicht dieMilch warm - war ein Kaugummi.nämlich nicht sich selber, wie ichHornochse jedacht habe. Diemeinte ohne mit einer ihrer aufjeklebtenWimpern zu zuckenunsere Kinder, meine beidennoch ziemlich frischen Jungs.Einmal sonnen Wisch unterschrieben,und die Unterschrifthält ewich. Das Umgangsrechthat sie gleich mit einkassiert,vorerst für die Dauer meinerHaft, haha. Das sind jenau dieNachrichten, die man sich fürWeihnachten im Knast wünscht.Deine Jungs hast Du gesehen,das ist jetzt amtlich. Also Unklarheitenverbreitet meine zweiteAnjetraute echt nicht.Also ich wäre am liebsten ausNachweihnachtlichesHi Leute,da bin ich wieder, Euer Helle.Selbst im Knast geht die Zeitvorbei. Möchte nicht wissen,was mit ihr passieren würde,wenn man auch sie einsperrenkönnte. Versucht wird es ja irgendwieschon. Hab erst neulichjehört, dass die Jesetzesbrüterin Polen daran herumbasteln,dass die Zeit von 22 Uhr bis 6Uhr morgens nicht mehr auf dieHaftzeit angerechnet werdensoll, von wegen da schläft manja und resozialisierungsmäßigiss nix los. So würde aus dreiJahren Bruttostrafzeit eine vierjährigeNettostrafe werden. Aufso was muss einer erstma kommen.Hab nicht jedacht, dat dieihre eigenen Leute auch so beklauen.Mir schrumpeln die E***(Testikel, Anmerkung der Redaktion),wenn ich mir vorstelle,wat jeschieht, wenn unser rührigerInnenminister von diesemGeistesblitz getroffen wird. Deriss ja bekannt dafür, dass er aufjeden Zug aufspringt und dennoch anschiebt, vorausgesetzter fährt in seine richtige Richtung.Eigentlich wollte ich meine Füße,das heißt meine Finger jastillhalten. Es ist schon enmächtijer Ruck nötig, dat unsereinerzum Stift greift. Aber Weihnachtenwar ja dieses Mal so"stille", also ich hab mich jefühlt,im Kopp meine ich, wie ein Bündelanjebranntes Lametta. Damusste ich einfach wat Dampfablassen. Ich will ja nicht behaupten,dat ich in meinem früherenLeben mit Weihnachtenviel am Hut jehabt hatte, aberwenn et einem völlig plattjemachtwird, dann is dat schonen tüchtiger Schlag ins Kontor.Meine Frau, meine zweite Anjetraute,ne Seele von nemWeib, wie ich immer jedachthab, jewarnt wie ich jewesenbin, kommt mich seit Weihnachtennicht mehr besuchen. Alsobesucht hat se mich auch vorhernicht. Aber jetzt besucht se michaus einem anderen Grund nicht.Bisher war et die weite Entfernungjewesen, vor der sie einenBammel hatte. Wer weiß, wiemeine Anjetraute Auto fährt,wird mit Verständnis nich knickrigsein, erst recht nicht, wenn etseine Karre is, mit der se durchdie Gegend orjelgt. Einen Tagvor Weihnachten, am letztenPosttag, kriege ich einenSchrieb von ihr. Komme nichtmehr. Habe jetzt das alleinigeSorgerecht. Die Scheidung istauch eingereicht. Das wars,Helle. Und tschüß.Ich muss sagen, Schande übermein Haupt. Den Hammer habeich mir selber handverbockt. ImKnast verblödet man anscheinendschneller als man aufneAntwort aufen Antrag wartenDen zog se gerne in die Länge,dat ihr der eigene Arm nichtreichte. In dem Schrieb wünschtesich meine Holde das alleinijeSorgerecht. Kein Problem, habich jedacht. Dat hätt se mir auchschreiben können ohne Anwaltspomadein den Sätzen und Wörtern.Wann hat Helle ner Frauschon mal einen Wunsch abschlagenkönnen? Und Handaufs Herz, Kumpels, wenn duerstmal fürne Weile einjefahrenbist, kannst du wirklich nichtmehr richtig für deine bessereHälfte sorgen. Wat ich auf diehohe Kante jebracht habe, wirdauch nicht ewig reichen. Undzwölf Jahre im No-mercy-LandNiedersachsen sind ne Ewichkeitfür nen einzelnen Typen wiemich. Da kannst du noch soeifrig in Jeschichtsbüchern blättern,die Zeit zeigt dir stumpfden Stinkefinger. Also wennmeine Gudrun das Sorgerechtfür sich alleine will, soll set haben.Ich bin doch kein Unmensch.Tja, das warn Schußinnen Ofen, aber ein Volltreffer.Jungs, ich kann Euch nur einenRat geben. Lest jeden Schriebals wären et die Lottozahlenbeim Rekordjackpot. Hätt ichdas jetan, säß ich jetzt nicht soin der Klemme. Unter denSchrieb von wegen alleinigesSorgerecht hätt ich doch niemalsmeinen Anton jesetzt,wenn ich den ordentlich jelesenhätt. Meine Anjetraute meinteden Nähten jeplatzt, aber sorichtig. Es juckte mir in allenGliedern, mit dem Weihnachtsbaum,der urplötzlich nebendem Jefrierschrank auf unsererStation vor sich hinglitzerte,Kickboxen zu spielen, die Kugelnplatzen so schön trocken,als würde man Plomben einsammeln.Aber unter den Weihnachtsmännernin Blau ein humorigesJemüt zu finden, isnicht so leicht. Also habe ich mirden Spaß verkniffen und mireinen in der Zelle abgedampft.Ich darf et jarnet laut sagen,aber nach vier Wochen Weihnachtsurlaubhab ich die Psychologischeirjendwie vermisst.Dabei hätte et noch länger jedauert,bis sie wieder an Bordjewesen wäre. Ich hatte zwischendurchmal anjetestet, obsie zu sprechen wäre, so notfallmäßig.Der Schließer bot mirden Zahnarzt an, der hätte diesesJahr zwischen den TagenNotfalldienst. Zuerst bekam ichso einen Ballon, glaubt mir,Kumpels, aber nach ner Weilekam mir dat Anjebot jar nichtmehr so schräg vor. Wenn sichein Arzt mit Selbstmordjedankenseiner Kunden auskennt, dannein Zahnarzt.Ein Jährchen haben die Psychologischeund ich inzwischenaufem Buckel. Und noch immerist alles in Butter. Allerdingsohne is die Quatscherei nicht.Fortsetzung in der nächsten <strong>Ausgabe</strong>TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>MIXED 43


SSt - Jeder von uns kennt dochAlcatraz, ja genau dieses Alcatraz,das unter anderem wegenVerstöße gegen Menschenrechtegeschlossen wurde. Dann willich Euch jetzt willkommen heißenin der JVA Oldenburg, das"Alcatraz des Nordens", wie esin der sicherlich bekanntenARD-Dokumentation genanntwurde. Sich mit diesem Namenzu brüsten ist schon eine Frechheit,aber wen wundert´s, denneinige von den Verhältnissenhier sind auch nicht mehr menschenwürdig.Eine Geschichtevon Menschen, die der Willkürder Justiz und dem Systemausgeliefert sind. Ich sprechevon meinen Mitinhaftierten, dieKOMMENTARAlcatraz des Nordenssich jeden Tag neuen Barrikadendes Strafvollzugssystemsstellen müssen. Warum so?Diese Frage kann niemandbeantworten, man schreit nachVerbesserung, aber dieseSchreie verstummen in derVielzahl der Fragen. DiesesSystem scheint zu scheitern,oder steckt doch mehr dahinter?Wenn man mit offenen Augendurch den Vollzug geht, siehtman, worauf es den Leuten, dieüber uns richten und entscheiden,ankommt. Aber ich seheauch Verzweifelung, weil Konzeptein der Vergangenheitnichts bewirkt haben. Maßnahmengreifen nicht, weil sie nichtgut durchdacht sind. Meist bewirkensie genau das Gegenteil,und manch einer nutzt seineAnstellung in der Justiz aus.Demütigung ist noch zu mildeausgedrückt, eine erzwungeneErziehung hat noch nie funktioniert,und doch werden wir wiemoderne Sklaven gehalten. DieArbeiten, die wir verrichten müssenhelfen uns nicht, nach derEntlassung wieder für den Arbeitsmarktgreifbar zu sein.Statistiken sprechen eine andereSprache, es sind aber auchnur Zahlen, die bewegt werden.Das, was angeboten wird istmager, klar ist, dass nicht denBedürfnissen eines Jeden nachgegangenwerden kann. Wenndann produktive Vorschlägegemacht werden, werden dieabgeblockt, da diese aus Kostengründennicht möglich seien.Man möchte uns in Zukunftwieder als Nachbar der Gesellschaftbegrüßen, aber was hatdieser momentan vollzogeneVollzug für Auswirkungen?Macht er einen guten, besserenNachbarn aus uns? Wo sollendie Perspektiven anfangen, diewir brauchen. Wo fangen Sie an,was wird uns geboten und wasmuss man uns bieten? DerKreislauf, in dem wir stecken,geht schon Jahrzehnte so, undwir drehen uns nur in einer dreckigenPfütze von Paragrafenund Vorschriften, aber das Verständnisbleibt fern.JUSTIZUnschuldig in Haft muss kein Märchen seinUM - Wissenschaftliche Studienhaben ergeben, dass inAmerika ein immenser Anteilvon etwa 8 % der Verurteiltenzu Unrecht bestraft wurde.Im Dezember 2007 war zulesen, dass in einem texanischenVerwaltungsbezirk, der 38Städte mit insgesamt 2,3Millionen Einwohnern umfasst,der neu gewählte Staatsanwaltmit Hilfe von neueren DNA-Tests auf Antrag alte Gerichtsurteilevon schweren Gewaltverbrechenüberprüfen ließ. Dasschockierende Ergebnis war,dass 208 Justizopfer bereitsfreigelassen werden mussten,15 davon aus der Todeszelle.Das heißt (bei vergleichbarerStruktur zu anderen Populationen),dass ca. 8 % Fehlurteilevorlagen. Nach einer Studie derUniversity of Virginia zu diesenFällen konnten als Hauptursacheder Fehlurteile falsche Aussagenvon Augenzeugen ausgemachtwerden. In einer anderenStudie der University of Michiganzu 3.293 zwischen 1973und 1989 gefällten Todesurteilen,bei denen es fast ausschließlichum Mord und Vergewaltigungging, waren aus unterschiedlichstenGründen 2,3Prozent der Verurteilten wiederfreizulassen. Auf die USA hochgerechnetwürde dies einerKleinstadt von 50.000 Bürgernentsprechen. Nun ist bekannt,dass das amerikanische Rechtssystemnach anderen Regelnarbeitet als das europäischeoder das deutsche, und dass inden USA schneller und öfterverurteilt wird als hierzulande,mit der Folge, dass dieInhaftiertenquote fast achtmal(Texas: ca. siebenmal) so hochist wie in Deutschland; Nachdenklichkeitenerzeugt die Nachrichtjedoch allzumal. Zumindestspräche die Gauß’sche Verteilkurve(statistische Standardverteilung)dafür, dass es auchin Deutschland zu unrecht verurteilteGefangene gibt. Nimmtman eine Fehlurteilsquote nichtnur bei schwerer Kriminalität(bei der sehr häufig mehrereInstanzen beteiligt sind) an undgeht nur von eine Quote von(willkürlich) 2 % aus, so wärendas bei einem Durchschnitt von6.951 Gefangenen im Jahr 2003in Niedersachsen ca. 140Gefangene und in der JVA Oldenburgmit insgesamt 619Haftplätzen ca. 12 Gefangene,die zu Unrecht inhaftiert wären.Nicht annähernd berücksichtigtwäre dabei die Anzahl der Gefangenen,bei denen ein Fehlurteilim Strafgrund und demzufolgeim Strafmaß vorliegt. Alldiejenigen, die eine Wiederaufnahmedes Verfahrens anstreben,verdienen Respekt, dennes sind gewiss auch tatsächlichUnschuldige darunter.Lösung der Kopfakrobatik aus der letzten <strong>Ausgabe</strong>Lösung der Kopfakrobatik aus der letzten <strong>Ausgabe</strong> (<strong>Nr</strong>. 38, Seite55) für mathematisch interessierte Leser, bei der durch Einsetzender richtigen Vorzeichen das Ergebnis immer 6 sein sollte:(0! + 0! + 0!)! = (1 + 1 + 1)! = 3! = 1 x 2 x 3 = 6(1 + 1 + 1)! = 3! = 1 x 2 x 3 = 62 + 2 + 2 = 63 x 3 – 3 = 6√4 +√4 +√4 = 2 + 2 + 2 = 65 : 5 + 5 = 66 x 6 : 6 = 67 – 7 : 7 = 63 √8 + 3 √8 + 3 √8 = 2 + 2 + 2 = 63 √9 x 3 √9 – 3 √9 = 3 x 3 – 3 = 6Habt ihr es auch gewusst?Dieter Schacht44 MIXED TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>


ERFAHRUNGSBERICHTDer PendlerEine Fahrt mit den justizeigenen Reisebussen ist ja immer wieder eine Freude. Hier nun dieFortsetzung des Reiseberichts von Rainer Rethmann aus der vergangenen <strong>Ausgabe</strong>, derentsprechend Unerfahrenen die Freuden und Tücken dieses besonderen Angebots der"Heister-Neumann-Travel-Tours" (inzwischen "Busemann Busreisen") näher bringen wird.Montag, 19. März 2007, 6:00Uhr morgens. Die Zellentür wirdgeöffnet, „Guten Morgen, bitteaufstehen“. Das opulenteFrühstück wird gereicht. „In einerhalben Stunde geht es los.“Ich verrichte schnell meineMorgentoilette, packe meinerestlichen Sachen ein, „frühstücke“,lege Bettwäsche undHandtücher zusammen undwarte darauf, dass es auf dieRückfahrt geht.Gegen 6:35 Uhr ist es dann soweit.Die Zellentür wird geöffnet.Der Hausarbeiter nimmt dieWäsche entgegen, prüft allesauf eventuelle Beschädigungen,und ich gehe zum Durchsuchungsraum.Prozedur „commehabitude“. Danach versammelnsich alle ohne weiteres Wartenin der großen Schleuse, wo derBus wartet. 9 Mann haben heuteMorgen die Fahrkarte gelöst.Der leitende Chauffeur gibt wiederden üblichen Spruch zumBesten und ruft jeden einzelnauf. Zusammen mit einem etwa40/45-jährigen Mitreisendenwerde ich in einer 4-Mann-Kabine untergebracht. Um kurznach sieben setzt sich der Busder „Heister-Neumann-Travel-Tours“ (jetzt: Busemann Busreisen,Anm. der Red.) in Bewegungund nimmt Kurs auf dieJVA Vechta.Mein Mitreisender ist nervig. Erversucht mir mit Gewalt ein Gesprächaufzudrängen. Noch soeiner, der schon überall gewesenist und alle Knäste kenntund der Tollste unter der Sonneist. Nach einer Weile mache ichihm klar, dass ich an einem Gedankenaustauschkein Interessehabe und so ist er dann ruhig.Wir erreichen Vechta gegen8:00 Uhr. Einige Passagieresteigen aus, andere steigen zu.Dann geht es weiter zur JVAOsnabrück. Wir verlassen dieAutobahn an der AnschlussstelleOsnabrück-Nord und es gehtüber einen Zubringer nach Osnabrückhinein.Wehmut kommt auf, denn allesist sehr vertraut, habe ich hierdoch immerhin 20 Jahre langgewohnt. Der Dreamliner fährtRichtung Stadtmitte, wo sich dieJVA direkt neben dem Landgerichtbefindet. Etwa um 9:15 Uhrfährt er in die Schleuse der JVAein. Kurzes Warten, und wirkönnen aussteigen.Da ich hier über 2 Jahre U-Haftverbracht habe, kenne ich diemeisten Beamten noch gut undwerde freundlich begrüßt. „Na,Herr Rethmann, wieder malunterwegs?“ Da einige denGrund meiner Reisen kennen,hört man den einen oder anderenanerkennenden Unterton, dajeder um die Strapazen weiß.Wir werden in den Warteraumim Souterrain gewiesen.Jetzt liegen harte Stunden voruns. Der Bus von der ReisezentraleHannover wird hier erst zwischen14:30 Uhr und 15:30 Uhrnachmittags ankommen, wasmindestens 6 Stunden Wartezeitbedeutet. Der Warteraum istheute nicht übermäßig voll, etwa10 bis 12 Mann. Aber dafür unterhaltensich drei Jugendlichetürkischer und albanischer Provenienzüberaus lebhaft und ü-berschreiten die Grenze zurLärmbelästigung.Ich nehme mir ein Buch ausmeiner Reisetasche: AldousHuxleys „Schöne, neue Welt“,eine Zukunftsvision von 1932,die auf ihre Weise noch radikalerist als George Orwells„1984“. Letzterer hat uns ja mittlerweileerreicht. Und Dr.Schäuble-Seltsam entwickelteine immer innigere Liebe zurDaten-Bombe.„Hast Du was zu rauchen fürmich?“ fragt mich ein Jüngling,der neben mir sitzt. Er ist 19,sieht aber aus wie Harry Potterim ersten Film. Ich gebe ihm einenZigarillo. Er redet schon wieein Alter. Erfahrung oder Profilierungssucht?Der Ventilator im Warteraummacht sich höchst geräuschvollbemerkbar. Sein Einsatz ist allerdingsunverzichtbar, da es indiesem Raum kein zu öffnendesFenster gibt. Aber hier hat manwenigstens an die Installationeiner Steckdose gedacht, sodass ein Wasserkocher in Betriebgenommen werden kann.Den meisten ist die überlangeWartezeit wohl nicht bekannt.Immer wieder die Frage: „Wanngeht es endlich weiter?“ MeineAntwort: „In gut 6 Stunden, nichtvor halb drei.“ wird mit ungläubigemUnwillen quittiert. (Wie wardas doch noch mit dem Überbringerder schlechten Nachricht?)„Das gibt’s doch garnicht. So eine Sch…!“. Na ja,mich kann das nicht mehr erschütternnach 2 Jahren regelmäßigerPendelei.Gegen 11:30 Uhr bekommen wirals Mittagessen den üblichenKnasteintopf. Es ist ja Montag.Die Zeit schleicht dahin, bis eskurz vor drei endlich weiter geht.Wieder versammeln sich alle inder Schleuse vor dem wartendenReisebus. Wieder werdenalle einzeln aufgerufen. DiesesMal weist man mir eine 2-Mann-Kabine zu, so dass es halbwegsbequem für mich ist. Auf demWeg zur Autobahn durchquerenwir die andere Hälfte Osnabrücks.Bis in 2 Monaten!Auf der Rückfahrt wird derDreamliner wohl aufgrund einesStaus zu einem Umweg gezwungen.Ohne weiteren Zwischenstopperreichen wir gegen17:30 Uhr dann die JVA Hannoverin der Schulenburger Landstrasse145.Hier durchlaufen wir wieder dieeingangs bereits beschriebeneKontrollprozedur. Dieses Malheißt es für mich nach kurzemWarten: „Herr Rethmann, nehmenSie sich bitte einen Wäschebeutelund gehen zu Haftraum4217.“ Leise Hoffnungkeimt auf, die sich erfüllt, als derHaftraum vom Beamten geöffnetwird: Es ist einer der renoviertenHafträume mit neuen Möbeln,abgetrennter Toilette, Radio undWasserkocher! Ich frage denBeamten: „Ist das jetzt derBonus für Stammkunden, so alsMiles-and-more-Ersatz?“. Erlacht und antwortet: „Ja, wirkönnen auch anders.“ Wie sollich denn das jetzt interpretieren?Liegt es vielleicht daran, dassein Kollege aus Celle kurze Zeitvorher der JVA Hannover dasGesundheitsamt auf den Halsgehetzt hat und dieses wenigeTage vorher aktiv geworden ist(zumindest schriftlich)? Egal. Ichbin heute wenigstens relativ gutuntergebracht.Ich richte das Bett und inspizieredie Toilette. Zwar sind Reinigungsarbeitenmeinerseits unerlässlich,aber mit zufrieden stellendemErgebnis durchführbar.Allerdings fürchte ich, dass in 2bis 3 Jahren, wenn man hiernicht ab sofort die gleiche Obachtauf Sauberkeit der Hafträumegibt wie in Oldenburg, unddas ist unübersehbar nicht derFall, der Zustand der renoviertenHafträume wieder desolatsein wird.Nach dem Abendbrot lese ich,schreibe noch einen Brief undlege mich schlafen, denn morgenfrüh um 4:30 Uhr ist dieNacht wieder vorbei und esheißt „Aufstehen!“Womit dann auch der Übergangzum nächsten Morgen geschaffenist: Der Ablauf ist derselbewie am Donnerstag zuvor undso kann ich auf eine Beschreibungdesselben an dieser Stelleverzichten.Die Rückfahrt nach Celle treteich zusammen mit einem CellerMitgefangenen an, der aus demJVK Lingen zurückgekehrt ist.Gegen 7:00 Uhr steht derDreamliner dann erneut vor denToren der JVA Celle.Wieder zu Hause? Nein, sicherlichnicht. Würde sich diesesGefühl bei mir einstellen, dannhätte sich bei mir etwas fehlentwickelt.Ich bin hier vorübergehenduntergebracht. Mehr nicht!Rainer RethmannTR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>MIXED 45


Neu in der BüchereiAlle hier vorgestellten Bücher sind ab sofort zur Ausleihe verfügbar.Dazu einfach einen VG 51 mitKürzel, Buch-<strong>Nr</strong>., Autor und Titelan die Bücherei stellen. Wer durch die Medien auf ein neues Buchaufmerksam geworden ist, dieses gerne lesen und auch für dieTr§tzdem bewerten möchte, kann uns dies gerne mitteilen (Autor,Titel und Verlag per VG 51 an die Tr§tzdem-Redaktion). Wir bemühenuns dann um ein Probeexemplar des entsprechenden Verlages.Wir bedanken uns für die Buch-Spenden bei den Verlagen:Aufbau VerlagBeltz VerlagCadeau-VerlagDeutscher TaschenbuchverlagDiogenes-VerlagS. Fischer VerlagHanser VerlagHoffmann und CampeInsel VerlagKnaur VerlagPantheon VerlagPendragon VerlagRütten & LoeningSiedler VerlagSteidl VerlagSuhrkamp VerlagTropen VerlagUllstein VerlagVerlag Klaus WagenbachANDR 466-07 Martina André Das Rätsel der TemplerDas Rätsel der Templer ist ein gelungener Mixaus historischem Roman und Science Fiction.Die Story beginnt im 14. Jahrhundert. KönigPhilipp gibt den Befehl, an einem Freitag, den13., alle Kontureien des Templerordens zubesetzen und den Orden zu vernichten. Entwederabschwören oder getötet werden. FürGero von Breydenbach, Ritter des Templerordens,beginnt damit eine abenteuerliche Reise.Er soll sich auf die Suche nach dem so genanntenHaupt der Weisheit machen, welcher sich in einem deutschenKloster befindet. Doch dann verschlägt es ihn unerwartet ins21. Jahrhundert. Für ihn eine vollkommen neue Welt, mit der ererstmal zurecht kommen muss. Trotzdem verliert er sein Ziel nichtaus den Augen. Ein sehr spannender Roman, der sich gut lesenlässt.Rütten & Loening Verlag, ISBN 978-3-352-00751-4, € 17,95HAMI 10-08Mohsin Hamid Der Fundamentalist, der keiner sein wollteIn einem pakistanischen Altstadt-Café begegnensich ein junger Pakistani und ein Amerikaner.In dem 184-Seiten-Monolog erzählt derEinheimische seinem Gast von seiner Zeit inAmerika, seinem Studium, seinem beruflichenAufstieg und der Wende durch den 11.09.01,den er in New York erlebte. Durch den 36jährigenpakistanischen Autor, der auch in Amerikahoch dekoriert ist und eine dem Protagonistenähnliche Biographie hat, wird eindrucksvollversucht, dem Leser die Sicht der Dinge nach dem 11.9. von Seiteneines pakistanischen Islamisten nahe zu legen. Dem Leser wird diearrogante, ja sogar rassistische Sichtweise des verwundeten Amerikasvor Augen geführt, und der Leser wird zu einer menschlicherenBetrachtungsweise geführt. Er versucht aber nicht, für den fundamentalistischenIslam oder gar den „heiligen Krieg“ zu werben, sonderneher gegen den amerikanischen Krieg – und zwar auf unterhaltsame,fesselnde und vor allem menschliche Art und Weise. DasBuch ist eine Gelegenheit, sich jenseits der „CNN-Wahrheit“ zu informieren.Hoffmann und Campe, ISBN 978-3-455-40047-2, € 17,95ABBO 465-07 Jeff Abbott Total PanicDas Leben könnte für Evan Casher, einen jungenDokumentarfilmer, nicht besser laufen. SeineGeschäfte gehen glänzend, und mit seinerneuen Freundin Carrie scheint er einen Glücksgriffgetan zu haben. Doch dann ruft ihn seineMutter überraschend an und bittet ihn, sofortnach Hause zu kommen. Er lässt alles stehenund liegen und fährt nach Austin, aber er kommtzu spät. Seine Mutter ist grausam ermordet worden,und auch er entgeht nur knapp einem Anschlag.Außerdem wird er mit einer schrecklichen Wahrheit konfrontiert:Sein ganzes Leben beruht auf einer Lüge. Seine Eltern, dieoffenbar zu einem Spionagering gehörten, haben auch seine Identitätgefälscht. Nun ist auch die Jagd auf Evan und seine Freundineröffnet. Atemlos versucht der Mann seinen Jägern zu entkommen –um herauszufinden, wer er wirklich ist. Ein Thriller, der garantiertschlaflose Nächte bereitet.Rütten & Loening, ISBN-13: 978-3-352- 00743-9, € 18,95M-RÜCK 308-07 / M-RÜCK 389-07S. Rückert Unrecht im Namen des VolkesAm Beispiel zweier Männer, die zu Unrecht derVergewaltigung beschuldigt und aufgrund dessenverurteilt werden, beschreibt Sabine Rückerterschreckend real, welche weit reichendenFolgen die nicht seltenen Mängel derRechtsprechung haben und wie die Justizdurch Fehlurteile das Leben eines Unschuldigenfür immer zerstören kann. Dieses sehr ehrlichund offen gezeichnete Bild unseres Rechtssystemsschockiert nicht nur den Leser, sondernschärft in erster Linie den Blick für gelebtes Unrecht und regtdurchaus zu Zweifeln an unserer „Recht“-Sprechung an.Hoffmann und Campe, ISBN-10: 3-455-50015-3, € 19,95EVAN 426-07 Jon Evans BlutpreisEin Thriller, der langsam anfängt und dann vielzu schnell zu Ende ist. Die Handlung spielt imehemaligen Jugoslawien, und mit albanischenSchmugglern, bosnischen Guerillas bis hin zumittelamerikanischen Drogendealern ist allesvertreten. Das spektakuläre Finale findet dannim Dunstkreis des „Burning-Man“-Festivalsstatt. Umgeben von 50.000 ausgeflippt feierndenMenschen muss Paul immer gut aufpassenund wagemutig seinen Weg verfolgen undum seine Selbsterhaltung kämpfen. Das Ganze ist ein wirklich gelungenerThriller, der gut lesbar ist.Deutscher Taschenbuch Verlag, ISBN 978-3-423-24606-4, € 14,50HOVE 451-07 Craig Hovey Die Kakerlaken StrategieCraig Hovey lässt seinen Antiheld Joseph, voneiner Kakerlake gecoacht, ganz neue Wegegehen. Gregory, die Kakerlake, ist der wahreHeld dieses kurzweiligen Buches, das sehrviele Weisheiten auf subtile Art und Weise demLeser nahe bringt. In der heutigen Zeit, in derein fast Jeder zum Psychologen geht, um Herrseiner Probleme zu werden, hat Joseph seinenGregory, und der ist engagierter und energischerals alle menschlichen Psychologen,kann er doch auf eine über dreihundert Millionen Jahre lange Überlebenszeitund Anpassungsfähigkeit zurückblicken und diese in zehneinfache Gebote zusammenfassen, um damit Joseph das Überlebenim Beruf zu ermöglichen. Sehr lesenswert.Deutscher Taschenbuch Verlag, ISBN 978-3-423-34409-8, € 12,0046 MIXED TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>


HENZ 442-07 Hans Werner Henze Phaedra. Ein WerkbuchHans Werner Henze, der wohl renommiertestedeutsche Komponist zeitgenössischer Opern undBallette, hat sich zu seinem 80. (!) Geburtstagselbst mit einer neuen Oper beschenkt. Nun sindAlterswerke großer Komponisten meist eine spezielleSache, in diesem Fall scheint es doch eherein Glücksfall zu sein. Das Werkbuch gibt wunderbarAufschluss über die Entstehung, Gedankenbei der Entwicklung und Konzeption sowieein wenig Einblick in die Gedanken- und GefühlsweltenHenzes, abgerundet durch einen Beitrag des LibrettistenChristian Lehnert und zwei Rezensionen zur Aufführung der Oper.Ein Genuss.Verlag Klaus Wagenbach, ISBN 978-3-8031-1247-7, € 13,90.MCEW 11-08 Ian McEwan Am StrandDas neue Buch von Ian McEwan hat viel Beachtungund Lob bei den Kritikern gefunden –zu Recht. Es handelt von einem der normalerweiseschönsten Erlebnisse, der Hochzeitsnachtzu Beginn der 60er Jahre. Anfänglichnoch harmlos weitet sich das Geschehen zueinem psychologischen Alptraum aus. Die beidenfrisch Vermählten sind gefangen zwischenBegierde und Beklemmung, zwischen Anziehungund Abgestoßensein. Das Ganze endetin einem Eklat. Ein bemerkenswertes Buch, feinsinnig beobachtetund aufgeschrieben von Ian McEwan.Diogenes Verlag, ISBN 978-3-257-06607-4, € 18,90AUST 428-07 Jane Austen Über die LiebeAlles über die Liebe. Nie langweilig oder gardahinschmelzend und herzerweichend, sondernmit klarem weiblichen Verstand zusammengestellteGeschichten, bei denen die Liebein all ihren Facetten im Mittelpunkt steht.WIRZ 404-07 Mario Wirz Sturm vor der StilleGedichte, die sich wie ein Sturm anlesen undzum Ende hin eine eisige, beklemmende Stilleerzeugen, da der Leser angehalten ist, seineeigene Antwort zu suchen, oder sie finden wird.Aufbau Verlag, ISBN 978-3-351-03093-3, € 17,90MARC 407-07 Digne M. Marcovicz Massel, Letzte ZeugenEinen Fotobericht über den Holocaust zuschreiben ist ein gewagtes Experiment. Wieist das machbar nach so langer Zeit? Marcoviczgelingt es auf beeindruckende Weise,Fotos Überlebender mit kurzen Statements,Aufnahmen von Orginalschauplätzen undaktuellen Bildeindrücken zu kombinieren unddies optisch angemessen zu gestalten. Soentsteht ein fesselnder Bericht über die NS-Zeit, ihre Opfer und ihre Folgen, der einmaligist und niemanden unberührt lassen kann.Hanser Verlag, ISBN 978-3-446-20859-3, € 24,90SUTE 402-07 Martin Suter Unter FreundenEine Vielzahl kurzer Episoden ermöglicht demLeser einen Ausflug in die Welt des „Big Business“.Gespickt mit subtilem Humor und einergehörigen Portion Satire, lädt die Lektüre zumregen Gebrauch des Zwerchfells ein. Geradefür Workaholics und den stressgeplagten Businessmanbietet Suter durch sein Buch dasMittel zur Entspannung.Also, zurücklehnen, schmunzeln – lachen!Diogenes, ISBN 978-3-257-06568-8, € 18,90Insel Taschenbuch, ISBN 978-3-458-34961-7, € 6,-FENA 384-07 Massimo Fenati Gus und Waldos Buch der LiebeGus & Waldos Buch der Liebe ist einkleines Bilderbuch – eine lustige Geschichteüber ein Pinguinpaar, überEinsamkeit, Verliebtsein, Partnerschaftsproblemeund Liebe. DiesesBuch ist ein Schmankerl für Liebhabervon Kinderbüchern, die gerne lachenund ein Auge für Details haben.Cadeau Verlag,ISBN 978-3-455-38017-0, € 9,95RÜHM 405-07 Peter Rühmkorf Aufwachen und WiederfindenManches Mal stark vulgär; dabei erschreckendfeinfühlige und dazu noch sehr sinnlichgeschriebene Gedichte. Kurzweilig zu lesen,und der Inhalt gibt Grund zum Nachdenken.Insel Verlag, ISBN 978-3-458-19288-6, € 11,80LEAF <strong>39</strong>2-07 Munro Leaf FerdinandDiese 1936 im Original erschienene Geschichtewurde in mehr als 60 Sprachen übersetzt –die Geschichte von dem friedfertigen Stier –eine Geschichte für mehr Friedfertigkeit in derWelt. Ein spanischer Stier, der sich schon alskleiner Stier nicht raufen wollte, sondern amliebsten unter einer Korkeiche saß und an Blumenroch, soll zum Stierkampf gehen und derwildeste Stier werden. Ferdinand bleibt abergemäß seinem Naturell ein Blumenliebhaberund ein friedfertiges Wesen. Eine komische, aber auch nachdenklichstimmende Geschichte für Pazifisten oder solche, die es werdenwollen. Eindrucksvoll bebildert von Robert Lawson.Diogenes, ISBN 978-3-257-06548-0, € 12,90P-WERT <strong>39</strong>0-07 Nicolas Werth Die Insel der KannibalenEin bislang unbekanntes Kapitel der Geschichtedes Stalinismus. Anfang der 30er Jahre befahlStalin die massenhaften Deportationen sogenannter „sozial schädlicher Elemente“ aufdie Insel Nasino in Sibirien, wo es zu Gewaltexzessenund Fällen von Kannibalismus kam.Der Autor beschreibt schonungslos die VerbrechenStalins am eigenen Volk, die denen derNS-Diktatur in nichts nachstehen. Für Geschichtsinteressierteeine Pflichtlektüre.Siedler, ISBN 3-88680-853-X, € 19,95TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>MIXED 47


BLET <strong>39</strong>7-07 D. B. Blettenberg Land der guten HoffnungVor vielen Jahren wurde die Tochter eines reichenHanseaten entführt. Die Geisel kam frei,doch Täter und Lösegeld tauchten nie wiederauf. Die Ermittlungsbehörden haben den Fall zuden Akten gelegt, aber der Vater des Opfersbleibt hartnäckig und engagiert über einen MittelsmannHelm Tempow. Dieser nimmt die Spurin Kapstadt auf. Aus Erfahrung konzentriert ersich darauf, die Entfernung zu dem GesuchtenSchritt für Schritt zu verkürzen und dabei jedespersönliche Gefühl auszuschalten – bis er auf eine „Frau ohneSchatten“ trifft. Rena Karsten ist fest entschlossen, aus einem altenTraum eine neue Hoffnung zu machen. Das passt zu Südafrika. Hierist nicht alles Dunkle schwarz und nicht alles Helle weiß. Die Spurführt quer durchs Western Cape. Ein Landstrich, der klein genug ist,um jemanden aufzuspüren und groß genug, um sich aus dem Wegzu gehen. Doch die Vergangenheit lässt sich nicht immer abschütteln,und die Zukunft ist oft nur zu einem hohen Preis zu haben."Träumen wir – oder werden wir geträumt? Werden wir entführt –oder lassen wir uns entführen? Lassen wir töten – oder töten wir?"Fragen, mit denen sich der Privatermittler Helm Tempow konfrontiertsieht. Auf der Suche nach den Antworten muss er erkennen, dassWahrheitsfindung und Versöhnung sowohl in Deutschland als auchin Südafrika weit mehr als ein politisches Leitmotiv sind. Sie sindimmer auch mit dem Schicksal einzelner Personen verbunden, dieden Preis dafür zahlen.Pendragon Verlag, ISBN 978-3-86532-042-1, € 18,90REIC 440-07 Josef H. ReichholfEine kurze Naturgeschichte des letzten JahrtausendsProf. Joseph H. Reichholf versteht es als einerder vielseitigsten NaturwissenschaftlerDeutschlands dem Leser den Blick für die der„Natur“ stets immanenten klimatischen, biologischen(evolutionären) Veränderungen zuöffnen. An vielen Beispielen aus der neuerenErdgeschichte gelingt es ihm, das panta rhei(griechisch: alles fließt) plausibel in gut lesbarerErzählweise darzustellen. Kritisch setzt ersich mit der oft eingeschränkten Sichtweisemancher Naturschützer auseinander und mit der Neigung, den Naturschutznur unter menschlichem Blickwinkel zu sehen. Er weißauch, die durch den Menschen erzeugten Eingriffe in unser Ökosystemdeutlich zu benennen, ohne manchen etablierten Naturschutzverbändenin ihrer Argumentation unkritisch zu folgen. Es ist ihm einAnliegen, die Zukunftsängste abzubauen, die durch einige Interessengruppenden politischen Alltag bestimmen. Artenreichtum sieht ernicht zu sehr nur in der angeblich „unberührten“ Natur, sondern auchin urbanen Gebilden. Ein sehr lesenswertes Buch für jeden, der sichernsthaft mit Naturschutz auseinander setzen will.S. Fischer Verlag, ISBN 978-3-10-062942-5, € 19,90A-METH 387-07 Suketu Mehta Bombay, Maximum CityFür seine lebendige, echte und ehrliche Reportageüber eine Stadt wie aus einer harten, brutalenVariante von Tausendundeinernacht erhieltSuketu Mehta im Jahr 2005 den KiriyamaPrize. Verdient hat sich der Autor für dieseeinmalige, hautnahe Schilderung des Stadtlebensund seiner oft sehr heimlichen Bewohnernicht nur einen Preis, sondern auch viele Leser,die bereit sind, sich dem Sog der Realitäthinzugeben.Suhrkamp, ISBN 978-3-518-41842-0, € 26,80LEON <strong>39</strong>6-07 Donna Leon Wie durch ein dunkles GlasSie hat es schon besser gemacht. Vor allem,wenn es um die saubere Ausarbeitung derStory geht. Das Thema Umweltverschmutzungliegt seit vielen Jahren im Trend, und wer Venedigkennt, der weiß, es war selten schlimmerwie zurzeit. Doch statt die Sache mit dem gebotenenNachdruck anzugehen, knabbert Brunettinur am Rande des Desasters, ja, mangewinnt stellenweise den Eindruck, der Commissariowürde ja gerne, aber Donna Leonlässt ihn einfach nicht von der kurzen Leine. Auf der anderen Seitestehen die nach wie vor göttlich beschriebenen Charaktere, die anmutigeingefangenen Stimmungsbilder, die präzisen Angaben. Sobleibt nur zu hoffen, dass der 16. Fall Brunettis wieder die altgewohnteQualität aufweist und sich das komplette Lesevergnügenerneut einstellt.Diogenes Verlag, ISBN 978-3-257-06572-2, € 21,90MORR 388-07 David Morrell CreepersDie beliebte Horrorthematik einer Gruppe jungerLeute, die in unheimlicher Einsamkeit aufunerwarteten Schrecken trifft und ums Überlebenkämpft. Autor David Morrell erzählt dieGeschichte von fünf Abenteurern, die sichplötzlich den Geistern der Vergangenheit stellenund versuchen müssen, diesem „Alptraumdes Schreckens“ zu entkommen. Ein Buch,das jeden Horrorfan bis zum Schluss begeisternund fesseln wird.Knaur Verlag, ISBN-13: 978-3-426-63447-9, € 7,95LETH <strong>39</strong>3-07 Jonathan LethemDu liebst mich, du liebst mich nichtLos Angeles, eine Independent-Band, die es schaffen möchte, vierschräge Vögel, zwei weiblich, zweimännlich, dazu die Kunstszene, vorgeführtin schriller Manier, und einintelligenter, einfühlsamer und bescheuerterAltfreak stellen die Erzählortedar, zwischen denen der Autorlocker grinsend hin und her schlendert.Natürlich ist es die Liebe, die ineinem beinahe lapidaren Menschlein-wechsle-dich-Spiel den rotenFaden bildet. Unauffällig und beiläufig erzählt, wissend, dass nichtsOriginales geschieht. Und genau das ist die Botschaft: Egal aus wievielterHand, wie oft benutzt die Ideen und Impulse sind – singe,schreibe, liebe, lebe. Wenn es fast nur noch Plagiate geben kann,warum sich Gedanken machen über Copyrights und Fälschungen.Du liebst mich, du liebst mich nicht. Oder andersrum. Lakonie alsBekenntnis. Dass man nichts verpasst, wenn man das Buch nichtliest, müsste der Autor als Erfolg seiner Position begrüßen.Tropen, ISBN 978-3-932170-98-0, € 19,80BREN 448-07 Wolfgang Brenner Bollinger und die FriseuseEine sehr amüsante Geschichte aus demdeutsch-französischen Grenzgebiet, stellenweiseein wenig grotesk, flüssig und mit Tempoerzählt. Leidenschaft, Krimi, Politik undgesellschaftliche Verwicklungen, alle mit demDorfleben verbundenen Klischees werdenhumorvoll und süffisant verarbeitet. Ein unterhaltsamesund nicht plattes Buch.Deutscher Taschenbuch Verlag,ISBN 978-3-423-24579-1, € 12,0048 MIXED TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>


PATT <strong>39</strong>5-07 Eliot Pattison Der verlorene Sohn von TibetDer Autor ist ein erfahrener Reisender seit überzwanzig Jahren. Dies ist bereits der vierte„Ermittler Shan“-Roman. Für Freunde des fernenOstens und guter Krimis ein lesenswertesBuch. Exotisch und ausdrucksstark.Die Handlung: In einem zerstörten Kloster, dasfür seine Kunstschätze bekannt ist, feiert Shanmit anderen Tibetern den Geburtstag des DalaiLama. Da taucht ein alter Mönch mit blutigenHänden auf und bezichtigt sich, ein Mörder zusein. Nach dessen Verhaftung erfährt Shan von Kunstdiebstählen inChina wie auch in Amerika, die nach Tibet zurückgebracht werdensollen. Die chinesischen Behörden erzwingen Shans Mitarbeit beider Aufklärung der Diebstähle, indem sie seinen Sohn in Tibet inhaftieren.Fazit: Durch ein Glossar für die Fremdausdrücke auch hierzulandesolide Unterhaltung.Rütten & Loening, ISBN 978-3-352-7466-2214-9, € 10,00P-GOOD <strong>39</strong>4-07 Michael Good Die SucheEin amerikanischer Arzt, der lange Jahre denErinnerungen an seine Familiengeschichteaus dem Weg gegangen ist, möchte einesTages der Vergangenheit auf den Grund gehen.Seine spezielle Ausgangsfrage lautet:Warum haben meine Eltern überlebt? DieAntwort der Mutter: Weil ein deutscher Offizierund Lagerleiter uns das Leben gerettet hat,gilt es skeptisch und genau zu überprüfen.Eine langwierige und schwierige Suche beginnt.Major Plagge, Kommandant eines Heereskraftfahrparks inWilna (heute Vilnius), Litauen nach nahezu 60 Jahren aufzuspürenwurde zur Sisyphusarbeit, die nur gelang, da das Internet die weltweitverstreuten Fäden zu sammeln vermochte. Und tatsächlich: EinMajor Plagge hatte hunderte Juden mit viel Geschick und stillem Mutdas Leben gerettet. Fast wäre diese seltene Ausnahme, diese persönlicheInsel der Humanität vollends vergessen worden. Doch esgab ihn. Und somit einen Beweis, dass die totalitäre Naziherrschaftkein unabwendbares Naturereignis gewesen ist. Jeder hätte einPlagge sein können. Es nicht gewesen zu sein, die je eigenen Gründehierfür sollte sich jeder für sich anschauen. Dies wäre die sinnvollsteReaktion auf das leider fast zu späte Buch.Beltz, ISBN 978-3-407-85773-6, € 22,90REME 464-07 Ilkka Remes BlutglockeDer deutsche Innenminister wird blutleer inFinnland aufgefunden, und der Drahtzieher,ein russischer Mafiasohn, der gerade seineMutter verloren und seinen Vater getötet hat,plant phantasievoll die Machtübernahme inDeutschland. Komplizierte Verstrickungen indie deutsche Politik, die russische Biowaffenforschung,die internationalen Umweltaktivistenund die Medienszene ermöglichen demMafiasprössling, eine komplexe Verschwörungzu inszenieren. Ständige Wechsel zwischen den Handlungsortenund –strängen verwirren den Leser, aber das Buch packt einen undzwingt förmlich zum Weiterlesen. Die Mischung aus Polit-, Mafia-,Terrorismus- und Polizeigeschichte böte auch den thematischenBackground für die Champions League der modernen Unterhaltungsliteratur,dennoch verfehlt das Buch sie knapp. Wenngleich derThriller durchaus lesenswert ist. Als Buch für die Ewigkeit zuschwach, zur kurzweiligen Unterhaltung und als Vorlage für einenHollywood-Blockbuster aber auf jeden Fall zu empfehlen.Deutscher Taschenbuch Verlag, ISBN 978-3-423-24605-7, € 14,50M-WEIS 449-07 Thomas Weiss Tod eines TrüffelschweinsEin provozierendes Buch, das die Geschichteeines ehemaligen GSG9-Mitglieds erzählt, daseine der modernen „Heuschrecken“ oder, wieder Autor es nennt, „ein Trüffelschwein“ derFinanzwirtschaft tötet. In Rückblenden kombiniertmit Zeitungsberichten, Polizeiprotokollenetc. wird ein Stück heutigen Wirtschaftslebensdeutlich. Ein packendes Buch, das ein Dilemmaunserer Zeit wunderbar veranschaulicht und zurStellungnahme auffordert.Steidl Verlag, ISBN 978-3-86521-558-1, € 14,00HAEF 12-08 Gisbert Haefs BeowulfBeowulf gehört zu den ältesten Schätzen derWeltliteratur und ist das erste und größte Meisterwerkaltgermanischer Literatur. Es entstandwahrscheinlich zwischen 650 und 700 n. Chr.Diese Prosafassung erzählt mehr oder wenigermythische Heldentaten, angereichert mit christlichenund heidnischen Elementen, germanischenFesten und Ungeheuern. So erinnert dieHeimstatt des Königs Hrothgar mit ihren Metbänkenund den rauschenden Gelagen sehr andas Walhalla der nordischen Göttersagen. Das Untier Grendel hingegenwird als Nachkomme Kains bezeichnet, der seinen Bruder Abelerschlug. Gleichzeitig erinnert Grendel aber an Feuris, der einst inAsgard die Götterdämmerung (Ragnarök) bringen wird, das Weltenende.Unfert ist zweifelsohne dem Loki verwandt, dem Gott derZwietracht. Alles an allem ist das eigentliche Versepos gut in dieProsa übertragen. Das Buch mit seinen knapp 130 Seiten ist nichteinfach zu lesen, aber doch lohnenswert.Insel Verlag, ISBN 978-3-458-35006-4, € 7,00WEBE 450-07 Peter Weber Die melodielosen JahreDies ist eher ein Experiment als ein herkömmlichesBuch, aber durchaus ein gelungenes. DerSchweizer Peter Weber hat eine Sprache gefunden,in der die Verbindung von Sprachmelodieund -inhalt im Vordergrund steht. In vielenkleinen Geschichten bringt er uns seine Alltagsbeobachtungennäher, wobei beim Lesen durchdie Melodie der Sprache ein ganz besondererEindruck, ein ungewöhnliches Lesegefühl und -erlebnis entsteht. Sehr interessant, überausreizvoll und anregend.Suhrkamp Verlag 2007, ISBN 978-3-518-41774-4, € 16,80A-DAWK 455-07 Richard Dawkins Der GotteswahnRichard Dawkins legt ein Buch gegen die Religionvor, das es wirklich in sich hat. An keinerStelle beleidigend, aber doch sehr offen. DerAutor selbst ist Evolutionsbiologe und somitein klarer Anhänger Darwins. An vielen Beispielenzeigt er, dass die biblische Schöpfungsgeschichteblanker Unsinn ist. Doch nichtallein die christliche Lehre, sondern alle großenund kleinen Weltreligionen werden adabsurdum geführt. Das wird sicher viele Streitgesprächeauslösen, was Dawkins wohl auch beabsichtigt. Erschreibt von Gläubigen, fanatischen Fundamentalisten, Agnostikernund Atheisten. Anhand historischer Persönlichkeiten und deren Einstellungzur Religion wird uns aufgezeigt, welches Blendwerk dieKirchen seit Jahrhunderten betreiben. Ein sehr mutiges Buch, nachdessen Lektüre man als denkender Mensch ins Grübeln kommt.Ullstein Verlag, ISBN 978-3-550-08688-5, € 22,90TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>MIXED 49


P-TOOZ 2-08 Adam Tooze Ökonomie der ZerstörungZum 3. Reich ist schon viel geschrieben worden.Das Buch „Ökonomie der Zerstörung“von Adam Tooze ist etwas Besonderes. Aufbauendauf eine große Vielzahl von Quellen,deren Angabe schon allein etwa 170 Seitenausmacht, gelingt es Tooze, DeutschlandsGeschichte von der Weimarer Zeit bis zumZusammenbruch in seinen wirtschaftlichenund sozialen Verhältnissen unter einem diktatorischenund verbrecherischen Regime darzustellen.Er räumt dabei nebenbei mit manchen Fehlurteilen vonHistorikern auf, die sich mit einem eingeengten Blickwinkel begnügthaben und gibt Einblicke in Verhaltensweisen der Hauptakteure, diemit aller Macht auf einen Krieg zusteuerten und Deutschlands Katastrophezu verantworten haben. Ein überaus lesenswertes Buch füralle, die auf einen differenzierten Einblick in die damaligen VerhältnisseWert legen.Siedler Verlag, ISBN 978-3-88680-857-1, € 44,00P-SEGE 1-08 Tom Segev 1967 Israels zweite GeburtMit „1967 – Israels zweite Geburt“ führt unsTom Segev ins Israel der 1960er Jahre, in einLand, das sich im Wechsel zwischenWohlstand und Depression befindet. Seit derStaatsgründung von allen Seiten mit Kriegund Terror bedroht, fällt es diesem Land nichtleicht, die rechte Balance von Glaube undRegierung zu finden. Zudem kommt es zuSpannungen zwischen westlichen Juden, denso genannten Aschkenasi, und den Flüchtlingsjudenaus den arabisch-islamischen Ländern, den Misrachim.Man erfährt, dass selbst ein verfolgtes Volk wie die Juden nicht freivon rassistischem Denken im eigenen Land ist. Die gehobenen Positionensind zumeist nur von Aschkenasi besetzt, wogegen Misrachimnicht einmal studieren dürfen. Vor Beginn des Krieges kommt es garzu Übergriffen auf ein Dorf in Jerusalem, bei dem alte Frauen undKinder rücksichtslos ermordet werden. Im Angesicht solcher Gewalttatenwird der Krieg fast zur Nebensache. Das Buch ist sehr langatmigund lässt sich nicht leicht lesen, da der Autor oft abschweift. A-ber trotzdem lohnt sich das Lesen, wenn man hinter die Machenschaftendes „auserwählten Volkes“ kommen möchte.Siedler Verlag, ISBN 978-3-88680-767-3, € 28,00A-RUBN 452-07 Jeanne Rubner Das EnergiedilemmaAusstieg aus der Atomenergie? Oder dochlieber Ausstieg aus dem Ausstieg? JeanneRubner hat ein schockierend ernüchterndesBuch über den Klimawandel und die„Vertreibung aus dem Energieparadies“ geschrieben,das uns dazu anregt, die Energiekrisenicht bloß in Schwarz und Weiß zu sehen.Im Vordergrund steht dabei die Frage, ob einAtomausstieg im Angesicht der schwindendenRohstoffe und stetig steigenden Preise überhauptmachbar ist? Geht es den ideologischen „deutschen Weltverbesserernin Birkenstockschuhen“ wirklich noch um die Sache desUmweltschutzes, oder nur noch um das Prinzip? Und wie verblendetmuss man sein, um felsenfest zu behaupten, das Klimaziel unsererRegierung sei auch ohne Atomkraft zu schaffen? Bei all den gut recherchiertenFakten und Zahlen wirkt das Buch doch nie trocken undliest sich recht flüssig. „Ja zur Atomenergie“ ist mit Sicherheit nichtder Stein der Weisen, aber die Autorin hat mich mit ihren Ansichtennachdenklich gemacht.Pantheon Verlag, ISBN 978-3-570-55037-3, € 11,95MCCA 13-08 Anthony McCarten SuperheroSuperhero ist eine tragische Geschichte desvierzehnjährigen krebskranken Jungen Donaldaus London, der sich in die Scheinwelt seinerselbst kreierten Comicfigur „Miracleman“ flüchtet.Miracleman kämpft den Kampf, den Donaldlängst verloren hat. Schnell wird einem klar,dass Donald sterben wird und ihm nicht mehrviel Zeit zum Leben bleibt. Die ihm verbleibendeZeit verbringt er mit dem selbst in einer Lebenskrisebefindlichen Klinikpsychologen Adrian,der ihm das schönste Ereignis seines kurzen Lebens bereitet:Eine Nacht mit der wunderschönen und sensiblen EdelprostituiertenTanya. Doch was wirklich in dieser Nacht geschah, wissen nur Donaldund Tanya.Diogenes Verlag, ISBN 978-3-257-06575-6, € 19,90.KEHL 14-08 Daniel Kehlmann Ich und KaminskiMit dem zu Recht großen Erfolg von „Die Vermessungder Welt“ ist Daniel Kehlmann stärkerins Blickfeld der Leseöffentlichkeit gelangt. Sogelangt man auch an ältere Bücher von ihm,wie „Ich und Kaminski“ aus dem Jahr 2003.Hier zeigt sich, dass der Erfolg seine gutenGründe hat und keine Eintagsfliege bleibenwird. Auch „Ich und Kaminski“ ist ein hervorragendesBuch, toll geschrieben, eine gute Story,spannend und intensiv. Die Geschichte drehtsich um einen drittklassigen Kunstkritiker, der rechtzeitig zum Ablebeneines großen Malers eine Biographie von ihm fertig stellenmöchte. Man kann sich schon jetzt auf die nächsten Werke von Kehlmannfreuen, denn in ihm hat Deutschland einen wirklich herausragendenSchriftsteller für die Zukunft.Suhrkamp Verlag, ISBN 978-3-518-41<strong>39</strong>5-3, € 9,90LENN 468-07 Patrick Lennon Tod einer StrohpuppeIn Thinbeach, einem kleinen Ort in der Nähedes englischen Cambridges, sterben kurznacheinander zwei Männer eines gewaltsamenTodes. Schnell wird dem Leser klar, dasssie keinen natürlichen Tod gestorben sind.Dem Ermittlerpaar Tom Fletcher und Sal Moresbyoffenbart sich jetzt ein kompliziertesGeflecht politischer, historischer Zusammenhänge,persönlicher Rachefeldzüge, dörflicherSelbstjustiz und Voodoo-Zauber. Natürlich darfbei diesem Sammelsurium möglicher Motivlagen Inzest, Missbrauchund eigene kriminelle Vergangenheit des Helden nicht fehlen. Vonallem ein wenig zu viel. Auch wenn sich die Ermittlungsgeschichteder beiden Inspektoren gut lesen lässt, ist dieser Roman an Themenund Motiven reichlich überfrachtet und deshalb letztlich zu inszeniertund wenig glaubwürdig.Deutscher Taschenbuch Verlag, ISBN 978-3-423-24604-0, € 14,50PARK 409-07 Robert B. Parker Der stille SchülerDen klassischen Stil Chandlers und Hammetsauf die heutige Zeit übertragend, gelingt Parkerein Krimi, der das einlöst, was man von ihmerwartet: Spannung, ein wenig schwarzer Humor,viele amüsante, manchmal tiefsinnigeAlltagsbeobachtungen und eine packende Storymit überraschendem Ausgang. Ein wahresLesevergnügen und wirklich zu empfehlen.Pendragon Verlag, ISBN 978-3-86532-068-1, € 9,9050 MIXED TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>


Arbeitsentgelt <strong>2008</strong>für Straf- und UntersuchungsgefangeneLohnstufeIn % vonLohnstufe 3STRAFGEFANGENEBrutto-Tagessatzin € (gerundet)HausgeldTagessatzin EuroBrutto-Stundensatzin Euro(<strong>39</strong>,75 Std./Woche)Brutto-Minutensatzin Cent(<strong>39</strong>,75 Std./Woche)1 75 % 8,05 3,<strong>39</strong> 1,01 1,6882 88 % 9,45 3,98 1,19 1,9813 100 % 10,74 4,53 1,35 2,2524 112 % 12,02 5,07 1,51 2,5205 125 % 13,42 5,66 1,69 2,813Von den Gesamtbezügen werden 1,65 % als Anteil zur Arbeitslosenversicherung abgezogen,42,15 % (3/7 der Nettobezüge) auf das Hausgeld und 56,20 % (4/7) auf das Überbrückungsgeld gebucht.LohnstufeUNTERSUCHUNGSGEFANGENEIn % vonLohnstufe 3Brutto-Tagessatzin € (gerundet)Netto-Tagessatzin € (gerundet)Brutto-Stundensatzin Euro(<strong>39</strong>,75 Std./Woche)Brutto-Minutensatzin Cent(<strong>39</strong>,75 Std./Woche)1 75 % 4,47 4,40 0,56 0,9372 88 % 5,25 5,16 0,66 1,1013 100 % 5,96 5,86 0,75 1,2494 112 % 6,68 6,57 0,84 1,4005 125 % 7,46 7,34 0,94 1,564Von den Gesamtbezügen werden 1,65 % als Anteil zur Arbeitslosenversicherung abgezogen,der Rest (98,35 %) wird komplett auf das Eigengeld gebucht.Lohnbuchungs- und Einkaufstermine <strong>2008</strong>für die Hauptanstalt der JVA OldenburgAbrechnungsmonatBuchung derLohndatenHausgeldüberweisungenHaupteinkaufKeinEinkaufMai 04.06.08 09.06.08 06.06.08 27.06.08<strong>Juni</strong> 04.07.08 09.07.08 11.07.08Juli 06.08.08 12.08.08 08.08.08 15.08.08August 03.09.08 09.09.08 05.09.08September 08.10.08 13.10.08 10.10.08 03.10.08Oktober 05.11.08 10.11.08 07.11.08November 03.12.08 09.12.08 05.12.08 26.12.08Dezember 07.01.09 12.01.08 09.01.09 02.01.09TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>INFO 51


KOCHTIPPSSo gelingtdie PastaPasta gehört zu den beliebtestenGerichten, die inden Stationsküchen zubereitetwerden. Mit einer leckerenSauce kann man soschnell und günstig eineschmackhafte Alternativezum Knastessen zubereiten.Doch wie gelingt Pastaam besten?Hier die wichtigsten Tipps.1. Nudeln brauchen reichlichWasser, am besten1 Liter Wasser pro 100 gNudeln. Bei einer TüteNudeln wären also 5Liter Wasser ideal.2. Ein Teelöffel Salz proLiter Wasser dazugeben.Aber erst, wenndas Wasser kocht.3. Die Nudeln nach derKochzeit (Packungsangabeunbedingt beachten)in einem Siebabgießen. Extra-Tipp: 1bis 2 Esslöffel Kochwassersofort mit derSauce mischen!4. Erst die Sauce kochen,denn grundsätzlich gilt:Die Sauce muss auf dieNudeln warten und nichtumgekehrt!5. Nudeln niemals mit kaltemWasser abschreckenoder mit Öl mischen,sonst werden sieklebrig!Zutaten(für 1 Backblech)15-20 gekochte Kartoffeln10-15 Scheiben Wurst2-4 Zwiebeln6-10 Scheiben Käse1 Dose Tomatenmark1-2 Knoblauchzehen1 Paket Sahne¼ Liter MilchCurry, SalzZutaten(für 4 Portionen)Teig500 g Mehl¼ Liter Milch (oder Wasser)6 EL (Oliven-)ÖlBackpulverTomatensauce10 reife Tomaten oder2 Dosen Tomaten6 kleine Zwiebeln2-4 KnoblauchzehenSalz, ZuckerFür den Teig das Mehl mitdem Backpulver, der Milch(oder dem Wasser) und demÖl so lange zu einem Teigverkneten, bis er sich vonden Fingern löst. Eine Kugelformen und diese in eine eingeölteKlarsichtfolie einschlagen(es funktioniert auch mitREZEPTKartoffel-Wurst-AuflaufZubereitungDie gekochten Kartoffeln inmöglichst dünne Scheibenschneiden und dann gleichmäßigauf einem leicht eingeöltenBackblech verteilen.Die Wurstscheiben in kleineStreifen, die Zwiebeln undden Knoblauch in feine Würfelschneiden und alles zusammenmit etwas Öl in einerPfanne anbraten. Danachdas Tomatenmark dazugeben und mit Salz und Currynach Geschmack würzen.Dann die Milch und die Sahnedazugeben und die Sauceetwa 5 Minuten unter ständigemRühren kochen lassen.Die fertige Sauce danngleichmäßig über die Kartoffelngießen. Den Käse danachgleichmäßig auf demBackblech verteilen.Den Auflauf dann bei etwa180 bis 200 Grad 15 bis 20Minuten in Heißluft backen.REZEPTSo gelingt jedem die Pizzaeinem Mülleimerbeutel), und30 Minuten bei Zimmertemperaturruhen lassen. Dannden Teig auf einer mit Mehlbestäubten Fläche mit demNudelholz 3-4 Millimeter dickausrollen und entweder rundausstechen oder auf demBackblech verteilen.Für die Sauce die klein geschnittenenTomaten, Zwiebelnund Knoblauchzehen ineinem Topf zum Kochenbringen und mit Salz undZucker anwürzen. Zum zusätzlichenWürzen können z.B. Harissa, Sambal Olek undPepperoni genommen werden.Die Sauce so lange kochen,bis ein dicklicher Breientstanden ist.Die Sauce gleichmäßig aufdem Pizzateig verteilen undManfred Viebahnden Belag nach Verfügbarkeitund Geschmack auswählen.Zum Schluss natürlichden Käse oben drauf unddann ab in den Ofen. Wielange, hängt vom persönlichenGeschmack ab.Extra-Tipps⇒ Wenn man Quark in denTeig mischt, wird diesersaftiger und cremiger.⇒ Der Teig gelingt am besten,wenn er mit lauwarmerMilch (oder Wasser)angerührt wird.⇒ Einige schwören auf Mineralwasser,damit derTeig noch lockerer wird.Ist aber teuer und nichtunbedingt nötig.⇒ Wenn man Frisch- oderStreichkäse in den Teigrandeinrollt, erreicht man(fast) Pizza Hut-Niveau.Du hast ein Rezept für leckeres Gericht odereinen leicht zu backenden Kuchen?Dann schreibe es einfach mit einer Zutatenliste aufund schicke es per Hauspost an dieRedaktion Tr§tzdemWir drucken es dann an dieser Stelle ab!Wichtig:Alle Zutaten müssen über den Anstaltskaufmann erhältlichsein oder sollten zumindest dort bestellt werden können.52 MIXED TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>


AB DER NÄCHSTEN AUSGABEUSGABE WERDEN WIR KOSTENLOSEKONTAKTANZEIGENVERÖFFENTLICHEN. . WIRWHOFFEN, DASS VIELE ANZEIGENVON INHAFTIERTENUND AUSSENSTEHENDENEINGEHEN!Nutzungsbedingungen:1. DIE VERÖFFENTLICHUNG VONANZEIGEN IN DER TR$TZDEM ISTKOSTENLOS.2. ANZEIGEN, DIE TAUSCH- ODERHANDELSGESCHÄFTEN DIENEN,WERDEN NICHT VERÖFFENT-LICHT.3. DIE REDAKTION BEHÄLT SICHVOR, ANZEIGEN SINNWAHRENDZU KÜRZEN ODER ZU BEARBEI-TEN.4. DIE REDAKTION BEHÄLT SICHVOR, OFFENSICHTLICH UNSERIÖ-SE ODER GESETZWIDRIGE ANZEI-GEN NICHT ZU VERÖFFENTLI-CHEN.5. DIE REDAKTION ÜBERNIMMTTROTZ SORGFÄLTIGER PRÜFUNGFÜR DIE SERIOSITÄT EINER AN-ZEIGE KEINE HAFTUNG.WWW.JVA-OLDENBURG.DEVERSTANDEN.6. DER AUFTRAGGEBER IST MITDER VERÖFFENTLICHUNG DERANZEIGE IN DER ONLINEAUSGA-BE DER TR§TZDEM UNTEREIN-7. DER AUFTRAGGEBER IST MITDER VERÖFFENTLICHUNG DERANZEIGE IN DEN ANZEIGENTEILEN ANDERER GEFANGENENZEI-TUNGEN EINVERSTANDEN.


© NWZ 30.11.2007© DIE WELT vom 29.09.2007 © NWZ 08.04.20008© NWZ 08.04.20008© NWZ 17.11.200754 MIXED TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>


© Oldenburg live 11/2007TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>© NWZ 22.02.<strong>2008</strong>MIXED 55


ei Mäuse sitzen an derD Bar und protzen damit,wer von ihnen die coolsteist. Die Erste sagt: „Wennich eine Mausefalle sehe,nehme ich mit der linkenHand den Käse raus. Mit derrechten fange ich den Bügelab und mache vor dem Essennoch etwas Krafttraining“.Die Zweite: „Wenn beiuns Rattengift gestreut wird,nehme ich mir eine Rasierklinge,hacke den Stoff klein,lege eine Linie und zieh mirdas Zeug durch die Nase.“Die dritte Maus steht auf undgeht. "Hat's Dir die Spracheverschlagen?", fragen dieMäuse. "Nein, aber Ihr langweiltmich," sagt die Dritte,"ich geh lieber nach Hause,die Katze ficken."rau Huber zu ihrer Nachbarin:„Ich bin ja so froh, Fmein Sohn kommt morgenheim.“ „So? Hat er nicht 10Jahre bekommen?“ – „Doch,aber er ist wegen guter Führungfrüher entlassen worden.“„Sehen Sie, Frau Huber,ich habe Ihnen ja schonimmer gesagt, der Bubmacht Ihnen noch viel Freude!“in Mann streichelt seinerE Frau zärtlich über ihrenKörper und sagt: „Ich liebedeine Berge und Täler.“ Daraufantwortet Sie: „Undwenn im Tal nicht bald malwieder geackert wird, dannwird das Land verpachtet!“ährend der Nachtschichtim Krematori-Wum sollen die sterblichenÜberreste des HerrnSchwarz zur Verbrennungvorbereitet werden. Der Mitarbeiterentdeckt bei der Reinigung,dass Herr Schwarzdas längste Geschlechtsorganbesaß, das ihm je zuGesicht kam. Er entschließtsich, dieses für die Nachweltzu erhalten, schneidet es abund steckt es in seine Tasche.„Ich muss Dir etwasUnglaubliches zeigen, Duwirst es nicht glauben“, sagter am nächsten Morgen zuseiner Frau und holt dasPrachtstück aus seiner Tasche.„Oh, mein Gott,“ antwortetseine Frau geschockt,„Schwarz ist tot!“Satire-Anzeigeines Tages kommt OttmarE Hitzfeld nach seinem Tod inden Himmel. Gott spricht zu ihm:"Sei willkommen, Ottmar. SchönDich hier zu sehen. In AnbetrachtDeiner großen Verdiensteum den FC Bayern Münchenerhältst Du hier Dein eigenesHäuschen. Und glaube mir, dasbekommt hier nicht jeder."Gott nimmt Hitzfeld an die Handund führt ihn vor einen kleinenBungalow auf einer kleiner Wolke.Die Fußmatte vor der Tür istmit dem Bayern-Logo versehenund eine kleine Bayern-Fahneweht im Vorgärtchen. Hitzfelddenkt sich: "Hmm, ganz nett",dreht sich um und traut seinenAugen nicht.Neben seinem Wölkchen ist aufeiner riesigen Wolke eine riesigeVilla gebaut, vergleichbar miteinem italienischen Palazzo,komplett mit Balustrade und dorischenSäulen. Die gesamte Villaist grün-weiß gestrichen undüber uns über mit dem Werder-Logo bemalt. Vor der Villa stehendrei Fahnenmasten mit Werder-Fahnen,und über dem Eingangprangt ein riesiges Werder-Logo. Aus riesigen Lautsprecherndröhnt: "Werder Bremen,lebenslang grün-weiß". EineVielzahl von in Werder-Trikotsgekleidetem Hauspersonal erfülltalle Wünsche.Hitzfeld wendet sich zu Gott undfragt ihn schwer gekränkt: "Wassoll das denn? Warum bekommeich ein kleines Häuschen aufeiner kleinen Wolke, und derSchaaf bekommt hier so einenPalast auf der größten Wolkeweit und breit? Was hat dermehr geleistet als ich, dass esdas rechtfertigen würde?".Gott aber spricht zu Hitzfeld:"Mein Sohn, das ist doch nichtSchaafs Haus, das ist meinebescheidene Hütte!"in junger Mann hat schonE seit ewigen Zeiten tierischeKopfschmerzen und gehtdeshalb zum Arzt. Der untersuchtihn und sagt schließlich:"Ich habe eine gute und eineschlechte Nachricht für Sie. Diegute ist: Ich kann Ihre Kopfschmerzenkurieren. Dieschlechte: Ich muss Sie dafürkastrieren. Sie leiden untereiner seltenen Krankheit, beider Ihre Hoden gegen Ihre Wirbelsäuledrücken und Schmerzenverursachen. Die einzigeMöglichkeit dagegen ist dieEntfernung Ihrer Hoden." Derjunge Mann ist schockiert,stimmt aber schweren Herzensder Operation zu, da er mitdiesen Schmerzen nicht mehrleben möchte. Als er nach derOperation aus dem Krankenhausentlassen wird und nachJahren das erste Mal wiederschmerzfrei ist, fühlt er sich wieneu geboren. Er beschließt,sich neu einzukleiden und gehtin ein Fachgeschäft für Herrenbekleidung."Ich hätte gerne einneues Jackett," sagt er demVerkäufer. Der Verkäufer mustertihn kurz und sagt dann"Größe 44 müsste Ihnen passen.""Stimmt, aber woher wissenSie das?" fragt der jungeMann erstaunt. "30 Jahre Berufserfahrung",antwortet derVerkäufer. Der junge Mannprobiert es an, und es passtperfekt. "Wie wäre es mit einemneuen Hemd?", fragt der Verkäufer,schaut wieder kurz zudem jungen Mann und ergänzt"Kragenweite 41, Taillenweite128." "Auch das stimmt, aberwoher wissen Sie das?" fragtder junge Mann erstaunt. "30Jahre Berufserfahrung", antwortetder Verkäufer erneut.Auch das Hemd passt wie angegossen."Wie wäre es nochmit modischen Boxershorts fürdarunter?" fragt dann der Verkäufer."Größe 7 müsste passen.""Ha," sagt der Mann daraufhin,"jetzt haben Sie ihre 30Jahre Berufserfahrung getäuscht,ich trage Größe 5 seitich 18 bin." Da schüttelt derVerkäufer den Kopf und sagt:"Sie können keine Unterhosenin Größe 5 tragen. Eine Unterhosein Größe 5 würde IhreHoden gegen die Wirbelsäuledrücken und Ihnen tierische"Bist Du schon lange hier, Franz?" Kopfschmerzen bereiten!"56 MIXED TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>


LEBENS-RATGEBERDrei Weisheiten plausibel erklärt...1. Ab und zu auch nurmal genau zuhörenEin Mann geht in eine Bar. Dortsieht er im Regal hinter demBarkeeper einen Topf voller 50-Euro-Scheine. Nach einiger Zeitspricht er den Barkeeper daraufan. „Das ist der Jackpot für einenTest. Wenn Du ihn bestehst,kriegst Du das ganzeGeld. Wenn nicht, zahlst Du 50Euro darin ein,“ antwortet ihmdieser. Nach ein paar Bier entschließtsich der Mann, diesenTest mitzumachen. Der Barkeeperverrät ihm die Aufgaben:„1. Aufgabe: Trinke eine FlascheTequila auf Ex. 2. Aufgabe: ImHof hinter der Bar ist ein Pitbullangekettet. Er hat einen wackeligenZahn, den Du ihm ziehenmusst, und zwar ohne Hilfsmittel.3. Aufgabe: Im ersten Stockwohnt meine Oma. Sie hat nochnie die Freuden eines Orgasmuserleben dürfen. Die musst Du ihrgewähren, so dass man es nochhier in der Bar hören kann.“Nach kurzer Überlegung will esder Mann wissen und fängt an:Er setzt die Tequilaflasche an.Nach einiger Zeit tränen ihmschon die Augen, doch er trinktaus. Alle in der Bar brechen instürmischen Applaus aus. Nunmacht sich der Mann an die 2.Aufgabe und torkelt in den Hof.Nach kurzer Zeit hört man lautesHundegebell, Kampfgeräuscheund dann einen grellen Schreides Mannes. Danach ist es ruhig,und alle in der Bar denken,der Mann wäre tot. Doch kurzdarauf kommt er wieder zurück.Die Bar bricht wiederum in Jubelstürmeaus. Nachdem derApplaus abklingt, lallt der Mannin die Runde „So, und wo bitteist jetzt die Oma mit dem wackeligenZahn?"TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>2. Nicht immer nur an„das Eine“ denkenEin Mann steht in der Schlangevor der Kasse, als ihm einescharfe Blondine, die etwas weiterhinten steht, freundlich zuwinktund ihn anlächelt. Er kannes nicht fassen, dass so einBlickfang ihm zuwinkt, und obwohlsie ihm irgendwie bekanntvorkommt, kann er dennochnicht sagen, woher er sie kennt.Dennoch fragt er sie: „Entschuldigung,kennen wir uns?“Sie erwidert: „Ich bin mir nichtsicher, aber ich denke, sie sindder Vater eines meiner Kinder!“Er erinnert sich zurück an dasallereinzige Mal, als er seinerjetzigen Ehefrau untreu war.„Um Gottes Willen! Bist Du dieseStripperin, die ich an meinemPolterabend auf dem Billardtischvor den Augen meiner Kumpelgenommen habe, während DeineKollegin mich mit nassemSellerie auspeitschte und mireine Gurke in den Allerwertestenschob?“ "Nein," erwidert sie kalt,"ich bin Lehrerin an der Grundschuleund glaube, Ihr Sohngeht in meine Klasse."ZU OSTERN IM BESUCHSRAUM3. Pünktlichkeit isteine TugendAnlässlich einer kleinen Feierstundezu seinem 25-jährigenJubiläum hält ein Priester eineRede: „Liebe Gemeinde, als ichvor 25 Jahren in Eure Gemeindekam, habe ich zuerst gedacht:Wo bin ich bloß hingekommen?Gleich bei meiner ersten Beichtekam einer zu mir und beichtete,dass er mit seiner SchwägerinEhebruch begangen hat unddiese dabei mit einer Geschlechtskrankheitansteckte,die er sich zuvor bei einem Thailandurlaubeingefangen hatte.Aber über die Jahre habe ichdann herausgefunden, dassEure Gemeinde gar nicht soschlimm ist und das nur eineAusnahme war. Dann erscheintder Bürgermeister, entschuldigtsich für seine Verspätung, gehtan das Podium und beginntfeierlich seine Rede: "Ich kannmich noch gut daran erinnern,als unser Herr Pfarrer vor 25Jahren hier angekommen ist. Ichpersönlich hatte sogar die Ehre,als Erster die Beichte bei ihmabzulegen."ehrere Kinder spielen inM der Sandkiste. Ein kleinerJunge verabschiedet sich:“Ich muss jetzt nach Hause,meine Mama hat zu mir gesagt,wenn ich noch einmal zuspät zum Essen komme, dannschneidet sie mir meinen Pipimannab“. Antwortet einerseiner Freunde: „Mach dir keineSorgen, ich habe meinegroße Schwester beim Duschenbeobachtet. Und wenndas gut gemacht wird, siehtdas gar nicht mal so schlechtaus.“in Ehepaar sitzt abendsE beim Essen. Der Mannmürrisch: „War das Essenwieder aus der Dose?“ „Ja,mein Schatz, und stell dir vor,da war ein süßer Hund daraufund daneben stand: ‚Für IhrenLiebling’.“as unterscheidet eineW Katze von einem Justizvollzugsbamten?Gar nichts!Beide hängen den ganzen Tagnur faul herum und warten aufdie Mäuse!wei Beamte sitzen schwerZ beschäftigt im Stationsbüro,und einer von ihnen versuchtsich an einem Kreuzworträtsel.Angestrengt nachdenkendfragt er seinen Kollegennach einer seltenen Flüssigkeitmit 15 Buchstaben?“Kommt als prompte Antwort:"BEAMTENSCHWEISS".ns wurde die erste Dienstanweisungdes neuenUJustizministers Busemannzugespielt: „Schweiß kann beiJustizvollzugsbeamten zu lebensgefährlichenallergischenReaktionen führen. Daher istdessen Entstehung nach Möglichkeitzu vermeiden, selbstwenn die räumlichen, personellenoder organisatorischenVerhältnisse der Anstalt dementgegenstehen."in ausgefüllter VG51 istE der natürliche Feind desJustizvollzugsbeamten. Dasauftretende Fluchtverhalten istdaher evolutionär bedingt.in Mann geht in die Apothekeund sagt: „Ich hätteEgerne etwas gegen einenBandwurm!“ Fragt der Apotheker:„Für Erwachsene?“ Antwortetder Mann entrüstet:„Woher soll ich denn wissen,wie alt mein Bandwurm ist?“in Kunde beim Autohändler:„Ich hätte gerne einenEKleinwagen für meine Frau.“„Tut mir leid,“ antwortet derVerkäufer, „aber Tauschgeschäftemachen wir gar nicht.“MIXED 57


Tage wie dieserAn Tagen wie diesem bin ich in Gedanken nur bei DirAn Tagen wie diesem kann sein was willAn Tagen wie diesem gibt es keine Sorgen mehrAn Tagen wie diesem reicht ein kurzer Blick von DirAn Tagen wie diesem gehört mein Herz nur DirAn Tagen wie diesem scheint die Sonne in mirAn Tagen wie diesem weiß ich, was wirklich wichtig istAn Tagen wie diesem weiß ich, dass ich Dich liebeAn Tagen wie diesem ist alles ganz normalEs ist ein Tag wie jeder, seit wir uns begegnet sindSturmbringerIch möcht´ mit Dir sterben, im Sturm heute NachtMich nicht mehr erwehren der tobenden MachtSiehst Du das Meer, die stürmische See?Halt mich ganz fest, bevor ich vergeh´Spürst Du den Wind, des Himmels Gewalt?Küss meine Lippen, bald werden sie kaltHörst Du den Donner, Gewitters Beginn?Hör´ auf, Dich zu wehren, es hat keinen SinnIch möcht´ mit Dir sterben, im Sturm heute NachtMich nicht mehr erwehren der tobenden MachtDuIch höre deinen festen Schritt,mein Herz geht ihn mit,ich spüre deine Kraft,die mir Hoffnung schafft,den Himmel zu sehen,wo die Stunden kaum vergehen.Was machst du hier,was lebt in dir,hier in einer Weltdie nur dein Blick erhellt.Könnte ich mit dir sprechen,Sterne würden aus den Bahnen brechen,nur für diesen einen Moment,um frei zu sein, freier als es die Freiheit je kennt.Und aus deinen Augen,könnte ich alles glauben,selbst wenn sie mir zeigen,du wirst dich mir nie zuneigen.Leben hier, das bist du,deine Anwesenheit gibt mir Ruh,ich höre deinen festen Schrittmein Herz geht ihn mit.GefühlWie auf Wolken bewege ich mich fortEs hält mich weder da noch dortDieses Gefühl der Unruhe in mirDu hast mich wieder aufgewühltHast mir gezeigt, wie man was fühltIch kannte das allesDoch ich fühlte wie auf Wolken,dass so etwas nie wieder kommen wirdDoch als Du mich zum ersten Mal berührtest,Wusste ich tief in meinem Herzen,dass es wahre Liebe istUnd als Du mich zum ersten Mal küsstest,Wusste ich, dass Du mein Schicksal bistFÜR MEINE SCHÖNE - VON DEINEM DICKERCHENDIE GRÖSSTE MACHTAUCH WENN MAN GERNE ANDERS DENKT,WEIL MAN VERMISST, WEN MAN SO SEHR MAG!HIER IST KEIN AUGENBLICK VERSCHENKT,DENN NÄHER RÜCKT DADURCH NUR DER TAG,AN DEM MAN DEN MENSCHEN HAT IM ARM,DEN MAN HIER DRIN SO SEHR VERMISST,BEI DEM DAS HERZ WIRD EINEM WARM,WENN MAN TRÄUMT, DASS MAN IHN KÜSST!AUCH WENN MAN EINEM DIE FREIHEIT NIMMT,DIE HOFFNUNG DOCH TIEF IM HERZEN WACHT,DASS EINES TAGES DIE WAHRE LIEBE GEWINNT,DENN SIE IST UND BLEIBT DIE GRÖSSTE MACHT!Die Alphabetin"Wer mit A schläft,muß auch mit B schlafen",sprach sie und schlieftagsdrauf auch noch mit C.Lang ist sie nun fort.Leer ist mein Bett.Sie schrieb mir noch:"Was kommt nach Z?"58 MIXED TR§TZDEMTZDEM NR. <strong>39</strong> ● MAI <strong>2008</strong>

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