04.12.2012 Aufrufe

SEX SELLS » Frauen in der Werbung - Frauenzentralen

SEX SELLS » Frauen in der Werbung - Frauenzentralen

SEX SELLS » Frauen in der Werbung - Frauenzentralen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Plädoyer für Respekt und Fairness <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Werbung</strong><br />

4<br />

Die bereits 1966 von <strong>der</strong> Schweizer <strong>Werbung</strong> <strong>in</strong>s Leben gerufene Lauterkeitskommission<br />

wird seit März 2007 von Nationalrät<strong>in</strong> Pascale Bru<strong>der</strong>er präsidiert.<br />

Sie plant die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Lauterkeitsgrundsätze und e<strong>in</strong>e Ergänzung<br />

zur geschlechterdiskrim<strong>in</strong>ierenden <strong>Werbung</strong>.<br />

Respekt und Fairness s<strong>in</strong>d zentrale Werte unserer<br />

Gesellschaft. An diese Werte hat sich unser Zusammenleben<br />

zu halten, daran soll sich unser Umgang<br />

mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> orientieren, unsere Verständigung – und<br />

damit natürlich auch die <strong>Werbung</strong>. Die <strong>Werbung</strong> als<br />

wichtiger, allgegenwärtiger Kanal <strong>der</strong> Verständigung,<br />

<strong>der</strong> kommerziellen Kommunikation, des Informationsaustausches.<br />

Gesellschaftliche Relevanz<br />

Gerade weil die <strong>Werbung</strong> so präsent, so bedeutend<br />

ist für unseren Alltag und gerade weil <strong>der</strong> respektvolle<br />

und korrekte Umgang mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> wichtig ist, ist<br />

die Arbeit <strong>der</strong> Lauterkeitskommission von so grosser<br />

gesellschaftlicher Relevanz. Aus diesem Grund hat<br />

Pascale Bru<strong>der</strong>er die Anfrage von Carlo Schmid, das<br />

Präsidium <strong>der</strong> Lauterkeitskommission zu übernehmen,<br />

zweifach positiv angesprochen. E<strong>in</strong>erseits weil sie um<br />

die Bedeutung <strong>der</strong> Lauterkeit für die Werbe- und auch<br />

an<strong>der</strong>e Branchen weiss und diese sehr hoch schätzt.<br />

An<strong>der</strong>seits, weil Carlo Schmid damit e<strong>in</strong>en nicht ganz<br />

selbstverständlichen, vielleicht gar symbolträchtigen<br />

Schritt gemacht hat. Er hat mit Bru<strong>der</strong>er e<strong>in</strong>e Person<br />

angesprochen, die auf staatliche Regulierungen – e<strong>in</strong><br />

heikles Thema <strong>in</strong> <strong>der</strong> Werbebranche – salopp formuliert<br />

sicher nicht allergisch reagiert. E<strong>in</strong>e Person, die<br />

<strong>der</strong> überzeugten Me<strong>in</strong>ung ist: Auch <strong>in</strong> marktwirtschaftlich<br />

organisierten Bereichen hat <strong>der</strong> Staat die Aufgabe,<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen zu setzen, wenn ansonsten <strong>der</strong><br />

echte und faire Wettbewerb nicht gewährleistet ist.<br />

Bru<strong>der</strong>er hält Selbstregulierung ke<strong>in</strong>eswegs für von<br />

vornhere<strong>in</strong> unzureichend, setzt jedoch hohe Ansprüche<br />

an sie: sie muss unabhängig organisiert, konsequent<br />

und verlässlich se<strong>in</strong>.<br />

Pascale Bru<strong>der</strong>er hat das Präsidium übernommen im<br />

Wissen darum, dass die Branche nicht beweisen darf,<br />

son<strong>der</strong>n beweisen muss, dass sie die gesetzten Lauterkeitsgrundsätze<br />

respektiert und e<strong>in</strong>hält, dass sie<br />

besorgt ist nicht nur um e<strong>in</strong>e seriöse Kontrolle, son<strong>der</strong>n<br />

auch um wirksame Sanktionsmöglichkeiten. Sie<br />

hofft und erwartet, dass die Öffentlichkeit das Wirken<br />

<strong>der</strong> Kommission mit Interesse und Aufmerksamkeit<br />

verfolgen und – wenn nötig durchaus auch gerne kritisch<br />

– begleiten wird.<br />

Die Lauterkeitskommission stützt sich <strong>in</strong> ihrer Arbeit<br />

auf das schweizerische Lauterkeitsrecht, berücksichtigt<br />

darüber h<strong>in</strong>aus aber auch die grenzüberschreiten-<br />

Lauterkeitskommission<br />

den Richtl<strong>in</strong>ien <strong>der</strong> Internationalen Handelskammer.<br />

Sie leistet <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>en wesentlichen Beitrag<br />

zum Konsumentenschutz. Nebst den Konsument<strong>in</strong>nen<br />

und Konsumenten ist aber die Wirtschaft bestimmt <strong>in</strong><br />

absolut gleichem Masse daran <strong>in</strong>teressiert, unlautere<br />

kommerzielle Kommunikation auszumerzen. Das ist<br />

exakt <strong>der</strong> Grund, weshalb die Werbebranche seit 1966<br />

e<strong>in</strong>e Selbstkontrolle unterhält; <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lauterkeitskommission<br />

s<strong>in</strong>d denn heute auch sowohl die Konsument<strong>in</strong>nen<br />

und Konsumenten, Medienschaffende als auch<br />

Werber<strong>in</strong>nen und Werber paritätisch vertreten.<br />

Präsident<strong>in</strong> formuliert konkrete Ziele<br />

Bru<strong>der</strong>er sche<strong>in</strong>t es wichtig, die Bekanntheit <strong>der</strong><br />

Lauterkeitskommission zu steigern. Jede Person ist<br />

befugt, <strong>Werbung</strong>, die ihrer Me<strong>in</strong>ung nach unlauter ist,<br />

bei <strong>der</strong> Kommission zu beanstanden. Diese Tatsache<br />

muss noch bekannter werden und soll vermehrt <strong>in</strong> die<br />

Öffentlichkeit getragen werden, kann doch die Kommission<br />

selber nicht von sich aus aktiv werden.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Ziel betrifft die Wirksamkeit ihrer Arbeit.<br />

Wohl werden die Urteile <strong>der</strong> Lauterkeitskommission<br />

von allen Seiten respektiert und es wird darauf <strong>in</strong> den<br />

allermeisten Fällen sofort reagiert, das heisst: unlautere<br />

<strong>Werbung</strong> entfernt. Aber – und dieser Vorwurf wird<br />

nicht ganz zu Unrecht von politischer wie auch medialer<br />

Seite an die Werbebranche herangetragen – die Urteile<br />

sollten breiter bekannt gemacht werden. Die Publikation<br />

im Jahresbericht ist dafür nicht ausreichend. Es<br />

dient <strong>der</strong> Transparenz, <strong>der</strong> verstärkten öffentlichen<br />

Wahrnehmung und eben <strong>der</strong> Wirksamkeit, wenn die<br />

Veröffentlichungs-praxis ausgeweitet wird – selbstverständlich<br />

immer im gemäss Geschäftsreglement<br />

zulässigen Rahmen. Übrigens drängen auch Rechtsgelehrte<br />

darauf, Zugang zu haben zu den Entscheiden<br />

<strong>der</strong> Kommission, da sie für die Auslegung und Weiterentwicklung<br />

des Lauterkeitsrechts <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz<br />

von grosser Bedeutung s<strong>in</strong>d. Wirksamer könnte das<br />

Engagement <strong>der</strong> Kommission auch werden, <strong>in</strong>dem sie<br />

e<strong>in</strong>e mögliche Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en Gremien<br />

o<strong>der</strong> mit medialen Gefässen e<strong>in</strong>g<strong>in</strong>gen. Beide Aspekte<br />

– sowohl die Veröffentlichungspraxis <strong>der</strong> Urteile als<br />

auch die Kooperationsmöglichkeiten – s<strong>in</strong>d zurzeit <strong>in</strong><br />

fortgeschrittener Diskussion.<br />

Das dritte Ziel betrifft die stete Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> Lauterkeitsgrundsätze. Nicht zuletzt die Wellen,<br />

welche <strong>der</strong> Bereich <strong>der</strong> sexistischen <strong>Werbung</strong> geschla-<br />

5<br />

Pascale Bru<strong>der</strong>er<br />

gen hat, machen deutlich, dass die Lauterkeitsgrundsätze<br />

von grosser gesellschaftlicher Relevanz s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong><br />

grossen Teilen den aktuellen Ansprüchen genügen,<br />

aber auch immer wie<strong>der</strong> auf ihren Anpassungsbedarf<br />

zu prüfen s<strong>in</strong>d. Gerade im Bereich des Grundsatzes<br />

3.11 zur geschlechterdiskrim<strong>in</strong>ierenden <strong>Werbung</strong>, ist<br />

deshalb e<strong>in</strong>e Ergänzung zu erwarten.<br />

Bru<strong>der</strong>er selber wurde über die geschlechtsspezifische<br />

Diskrim<strong>in</strong>ierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Werbung</strong> auf die Arbeit <strong>der</strong><br />

Lauterkeitskommission aufmerksam; gerade hier liegen<br />

ihr verb<strong>in</strong>dliche und wirksame Regelungen beson<strong>der</strong>s<br />

am Herzen. Entsprechend schätze sie auch die <strong>in</strong><br />

NGO’s geleistete Sensibilisierungs- und Aufklärungsarbeit<br />

<strong>in</strong> diesem Bereich. Die Tatsache, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Lauterkeitskommission e<strong>in</strong>e ausgewiesene Fachperson<br />

<strong>in</strong> Gen<strong>der</strong>fragen E<strong>in</strong>sitz hat, war übrigens klar mitentscheidend<br />

für ihre Motivation, sich als Präsident<strong>in</strong><br />

zu engagieren. Allerd<strong>in</strong>gs leistet die Kommission auch<br />

<strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Bereichen <strong>der</strong> Lauterkeit wichtige Arbeit,<br />

sollte daher auch nicht nur auf den Aspekt <strong>der</strong> sexistischen<br />

<strong>Werbung</strong> reduziert werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Wahrnehmung.<br />

Pascale Bru<strong>der</strong>er, Nussbaumen, Nationalrät<strong>in</strong>,<br />

Präsident<strong>in</strong> Schweizerische Lauterkeitskommission<br />

Der vorliegende Text basiert auf e<strong>in</strong>er Rede von Pascale<br />

Bru<strong>der</strong>er anlässlich des Tages <strong>der</strong> <strong>Werbung</strong>. Redaktionelle<br />

Bearbeitung: Vera Wenger, Anglistik-Student<strong>in</strong>,<br />

Zürich, Mentee

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!