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KINDERSCHUTZ AKTUELL

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KinderfreundlicheWa(h)re Gesundheit?Kranke Kinder müssen heute keine Angstmehr haben, denn die Medizin ist „kinderfreundlicher“geworden. Pflaster sind im Hello-Kitty-Designoder mit Käpt’n-Blaubär-Motivenerhältlich; die Untersuchungsliege in derPraxis ist nicht mehr mit dunkelgrünemWachstuch bespannt, sondern kommt alsLadefläche eines riesigen Spielzeug-LKW daher,und in der Klinik können Krankenhaus-Clowns auch schwerkranke Kinder zumLachen bringen. Niemand (hoffentlich!) wirdheute noch ein kaltes Stethoskop auf dienackte Kinderhaut setzen. Und auch keine unangenehmeUntersuchungen oder schmerz -hafte Eingriffe durchführen, ohne vorher mitdem Patienten, und sei er noch so klein, zusprechen oder wenigstens Blickkontakt aufzunehmen.Wie passt das zusammen?Die Deutschen können damitrechnen, länger am Leben zubleiben als all ihre Vorfahren. DieSäuglingssterblichkeit ist seit demZweiten Weltkrieg kontinuierlichgesunken; noch vor vierzig Jahrenwar sie siebenmal höher als heute.Und doch vergeht kaum eine Woche,ohne dass Boulevardblätter undseriöse Medien in Schlagzeilen eineKatastrophe skizzieren: Unsere Kinderwerden immer kränker; sie leiden unterBewegungsmangel, unsere Schülerernähren sich ungesund und unsereJugendlichen probieren ständig neueDrogen aus. Geht es dem Nachwuchswirklich so schlecht? Versagt hierdas Gesundheitswesen?Das Spektrum der „Krankheiten“, die vonKinderärzten behandelt werden sollen, hatsich allerdings in den letzten Jahrzehntengrundlegend gewandelt. Pädagogische Anforderungenund soziale Probleme landenheute schnell in den Kinderarztpraxen. Aufder einen Seite besorgte Eltern, die sich, wiesollte es anders sein, für ihre Kinder die bestenChancen in Schule und Ausbildung wünschen.Auf der anderen Seite Ärztinnen undÄrzte, denen die Regressforderungen derKrankenkassen im Nacken sitzen, wenn sie zuviele der (im Einzelfall durchaus hilfreichen)Sprach- und Ergotherapien verordnen, die ihrekleinen Patienten fitter und lernfähigermachen sollen. Und schließlich eine Politik,die uns klar machen will, dass wir BürgerInnenuns ein „gutes Leben“ und einen Anspruchauf Rundumversorgung im Krankheitsfalleigentlich schon längst nicht mehrleisten können: Alterspyramide und Finanzkriselassen grüßen.Unbeeindruckt von diesen Kassandrarufengehorcht unser Gesundheitssystem, auchwenn man dies nicht wahrhaben will, den Gesetzendes Marktes. Es bietet nicht nur Heilungfür Leidende und Kranke an; es ist nichtnur auf Bestandserhaltung ausgerichtet, sondernauf Wachstum – finanzielles, verstehtsich! Und den Gruppen, die davon profitieren,Foto: Kids.4picture18 KSA-3.2013

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