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KINDERSCHUTZ AKTUELL

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TITEL-THEMASchiefLAGENSchieflagen im Kinderleben haben viele Gesichter. Manchekönnen als hässliche Fratze daherkommen und von grundsätzlicherNatur sein, wie das folgende Gespräch mit DKSB-Präsident HeinzHilgers u.a. über Entwürdigung von armen Kindern und Familien zeigt.Manche tragen so alltägliche Züge, dass wir sie kaum noch als beeinträchtigendfür Kinder oder gar gewaltsam wahrnehmen (ab S. 10). Wiederandere Schieflagen resultieren aus konkreten Veränderungen in derGesellschaft, etwa durch gestiegene Anforderungen an die Flexibilitätund Mobilität Erwachsener (ab S. 8), durch Schwund von bezahlbaremWohnraum in Städten (S. 16) oder durch neue „Diagnosen“ in derKinder- und Jugendmedizin (S. 18). Und schließlich schauen wir auchmancher Schieflage ins Gesicht, wenn wir uns auf Spurensuche im„wortgewaltigen“ Familienalltag begeben (S. 14). Diese Schieflagen imKinderleben sind nur eine Auswahl, haben jedoch eines gemeinsam:Sie bleiben nicht ohne Nebenwirkungen auf Kinder!Im Folgenden geht es zunächst umeine sehr drastische Schieflage: dieArmut von Kindern und Familien.Sie hat in jüngster Zeit zu Auswüchsengeführt, die DKSB-PräsidentHeinz Hilgers öffentlich „skandalös“und „unanständig“ nennt.6 KSA-3.2013 Sicher weiß man auch in der Samt -gemeinde Hollenstedt im LandkreisHarburg, dass sich Kinder nur danngesund entwickeln können, wenn sieregelmäßig essen. Trotzdem hat derHollenstedter Rat in diesem Mai beschlossen:Kinder können im Kindergartenkünftig vom warmen Mittagessenausgeschlossen werden, wenn ihreEltern dafür nicht bezahlt haben.HILGERS: Aus meiner Sicht ist das staatlichorganisierte Kindesvernachlässigung! Hiergefährdet die Kommune das Kindeswohl,missachtet das Urteil des Bundesverfassungsgerichts,wonach Kinder Anspruch auf Bildungund Teilhabe haben – und außerdemist das ein Verstoß gegen § 1 Grundgesetz:„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“Es ist unvorstellbar, dass ein Kind den anderenbeim Essen zuschauen muss oder gar vordem Essen nach Hause geschickt wird. Die Kommune will auf diese Weiseoffenbar Druck auf säumige Elternausüben...HILGERS: ...und nimmt dafür jetzt die Kinderin Geiselhaft, um deren Eltern zu „erziehen“?! Zumindest hat der Bürgermeister janoch eine „Gnadenentscheidung“, obein Kita-Kind von der Mahlzeit wirklichausgeschlossen wird.HILGERS: Das Kindeswohl, die Würde desKindes und sein Recht auf Teilhabe könnendoch nicht im Belieben eines Bürgermeistersliegen, sondern müssen immer an ersterStelle stehen. Aber das ist leider auch woandersnicht der Fall. In einer süddeutschenKita mit ebenfalls säumigen Eltern durftenKinder aus Hartz IV-Familien beispielsweisenur essen, was die anderen Kinder übrig gelassenhatten. Und in Spandau hat man mirberichtet, dass es dort durchaus üblich ist,wenn Kinder in der Krippe den ganzen Tagmit vollen Windeln herumlaufen, nur weilderen Eltern keinen Ersatz mitgebracht haben.Das ist doch ein Skandal – vor allem angesichtsder Tatsache, dass Eltern im Hartz-IV-Bezug nur 6 Euro im Monat für die gesamteHygiene ihres Kindes bekommen.Sie sehen: Hollenstedt ist überall! Aber nicht im Kinderschutzbund.HILGERS: Nein, in unseren Einrichtungensind solche Praktiken absolut tabu! Damüsste ein Orts- oder Kreisverband eher seineTrägerschaft an die öffentliche Hand zurückgeben,statt dass er duldet, dass Kindernichts zu essen oder keine neue Windel bekommen,nur weil die Eltern nicht zahlen.Säumige Eltern gibt es natürlich auch beiuns. Aber der DKSB beteiligt sich an keinerKindeswohlgefährdung, sondern achtetund beachtet die körperlichen, seelischen,

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