Sexualpädagogische AspekteZiel der Prävention ist die Aufklärung über Ansteckungswege, einen hinreichendenSelbstschutz ermöglichen und einen Beitrag für verantwortungsvolles Handelnleisten. HIV ist sexuell übertragbar, also ist Sexualität ein bedeutendes Themaaidspräventiver Anstrengungen gegenüber Menschen jeden Alters.Der Beginn von Erfahrungen in partnerschaftlicher Sexualität kann mehr oderweniger von Unsicherheit begleitet sein. Diese Unsicherheit nährt sich von dem, wasJugendliche selber erwarten, sexuell wollen und vermögen, sowie auch von dem,was sie von dem Menschen, mit dem sie Sexualität leben, erwarten oder erwartenkönnen.Das Wissen aus eigener Erfahrung bildet sich nach und nach und ist eingebettet inSexualitätsbildern aus Erziehung, Tradition und Medien, die ihrer Wirklichkeit oftsteinern und gebieterisch gegenüberstehen, aber dennoch ihre Wirkung haben undzeigen.Hilfreich für die Entwicklung von sexueller Identität ist die Auseinandersetzung mitmöglichen Gefahren für Leib und Seele, die bei gelebter Sexualität entstehen können.HIV-Prävention kommt ohne Sexualpädagogik nicht ausDie mediale Veröffentlichung jedes sexuellen Details hat die Aufklärung derMenschen nicht wesentlich vergrößert. Da das „Nackte“ meist abgelöst vomBeziehungsgeschehen plakativ, spektakulär und sensationsgierig präsentiert wird,vermehren sich auch die Fragen. Die Tabuisierung des Sexuellen trägt das Ihre dazubei. Wenn HIV-Prävention stattfinden soll, muss gesprochen werden: sachverständig,gefühlvoll, verständlich für das Gegenüber, konkret und direkt, an den Adressatenund ihrer Lebenswirklichkeit interessiert. Personale aidspräventive Kommunikationhat mit Fragen zu tun, die aus verschiedenen sexuellen Sozialisationen kommen undeine Berücksichtigung der konkreten Beziehungs-, Alters- und Geschlechterdimensionerfordert.Sprechen können <strong>–</strong>über Sexualität, Begriffe, Erfahrungen, .....Wenn Aids-Prävention stattfinden soll, muss gesprochen werden: sachverständig,gefühlvoll, verständlich für das Gegenüber, konkret und direkt, ohne Umschweife undAblenkung, an den Adressaten/innen interessiert, nach den Regeln derKommunikationskunst.
Informationen geben, die ankommen <strong>–</strong>Verständnis entwickeln für die Gründe von Verhalten im sexuellen Bereich, .. Risikound Schutzverhalten darf das unvernünftig „Anarchische“, das Entgrenzende desSexuellen nicht ausklammern.Es braucht vielmehr Verständnis für die Gründe, die <strong>–</strong> ja meist trotz besserem Wissen<strong>–</strong> zur Vernachlässigung des Kondomgebrauchs bzw. zu Risikoverhalten führen:Ungeübtheit, Erwartungsdruck und Versagensangst, Peinlichkeit, aufgeregtes Verliebtsein, Vermeiden von Misstrauensverdacht, Alkoholkonsum zur Enthemmung oderganz profaner Widerwille gegenüber der störenden Unterbrechung lustvollenZusammenseins. Das alles sind „gute“ Gründe, Schutzmaßnahmen in denSituationen, wo es drauf ankommt, zu vergessen. Aids-Prävention sollte Verständnisgegenüber diesen Widrigkeiten zeigen, gelassen bleiben und zeigen, dass sieIrrationale Momente in sexuellen Begegnungen kennt. Es braucht die Kenntnisjugendlichen Sexualverhaltens. Wer mit solcher Haltung die Anwendung vonKondomen zeigt, wird präventiv erfolgreich agieren, weil die Adressaten/innen sichangenommen statt zurechtgewiesen fühlen.Wissensfragen sind oft Beziehungsfragen <strong>–</strong>HIV-Prävention ist die Förderung von grundlegenden Persönlichkeitsdimensionen. Dieallgemeinen Werte Liebe, Achtung vor dem Leben, Solidarität und Glückkonkretisieren sich jeweils unterschiedlich und sind in den individuellen Biographienvon jungen Menschen mit ihren sich verändernden Körpern und ihren neuenGefühlen und Empfindungen immer in Bewegung, mit unterschiedlicherGeschwindigkeit und Brisanz. Die Lernfelder von jungen Menschen (Freundschaft,Beziehungsbeginn, Trennung, Verhalten in schwierigen Situationen ... ) beinhaltenjeweils emotionale, soziale und biologische Themen. Aus diesen Lern- undThemenfeldern kann sich eine HIV-Prävention nicht herauslösen, um nichtwirkungslos zu sein.Weiblichkeiten und Männlichkeiten <strong>–</strong>HIV-Prävention braucht die Berücksichtigung der Geschlechterdifferenz. Die Regelnim Miteinander der Geschlechter ändern sich. Jungen respektieren die Grenzen derMädchen zusehends, die diese auch deutlicher ziehen und sie werden respektiert,weil sie sie deutlicher ziehen. Mädchen äußern ihre sexuelle Wünsche und machennicht ergeben mit bei sexuellen Aktivitäten, bei denen ihre Bedürfnisse nichtvorkommen. Sie fühlen sich nicht mehr verpflichtet, den sexuellen Verkehr mitMännern klasse zu finden, weil es angeblich <strong>–</strong> unabhängig von der Qualität dersexuellen Interaktion <strong>–</strong> einfach das Tollste auf der Welt sei, männlicher Sexualitätbeiwohnen zu dürfen. Wiewohl viele Mütter ihren Töchtern noch vorleben, dass eingroßer Teil an Selbstbestätigung aus der (sexuellen) Beziehung zu einem Mannbezogen werden kann, wollen die Mädchen mehr Kontrolle und Initiative. Die Jungenreagieren darauf zwiespältig. Einerseits finden sie es gut, dass ihre Freundinselbstbewusst ist, andererseits sind sie „latent aggressiv“, weil aus der Generationihrer Väter noch herüberweht, dass es einfacher war <strong>–</strong> als die Männer noch alleinbestimmten, wie sich Heterosexualität und Intimbeziehungen zu gestalten haben.Diese Bewegungen sind in der HIV-Prävention mit einzubeziehen. Während die