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BÜCHEROHRENBUCHHumor der 90erIm Dunst kreis desFrühstyxradios oder „Ist es auchlustig genug für unsere Leute?“(Pavian Meyer zu Brochterbeck,Legen de))ADie Frühstyxwitzler als frühesKunstwerk (großes Bild) und 20Jahre später als Jubiläumsclubsso Richter ist unter Comedy-Expertenkein unbekannter Name.Zusammen mit Dietmar Wischmeyer,Oliver Kalkofe, AndreasLiebold und Oliver Welke hat er Anfangder 90er den Humor im Radioauf ein neues Niveau gehievt (es gibtKritiker, die sagen: runtergezogen).Mit dem Früstyxradio auf radio ffnhaben die Jungs Charaktere wie OnkelHotte, Günther, der Treckerfahrer,Frieda & Anneliese oder Herr Radiovenin den deutschen Humorkanoneingeführt. Als 1996 das Endedes Frühstxyradio bekannt gegebenwurde, haben sich die Mitwirkendenin anderen Medien breitgemacht, dieErgebnisse kennt man.Und auch Asso Richter hat immerwieder Comedy gemacht. Sein neuesProdukt: Ich bin doch JournalistVol.2, ein Hörbuch, bei dem ihm dieoben genannten Weggefährten akustischnoch einmal kräftig unter dieArme gegriffen haben. Die grobeHandlung ist schnell erzählt: HansWerner Brungs (Richter), Gigant desambitionierten Hörfunks, machtjetzt Internetradio. Dabei hilft ihmsein Praktikant Hans Jürgen (sehrgut: Kalkofe), der gemäß seiner Positionvor allem herumgeschubst wird.Das Internetradio sendet aus demHinterzimmer eines gewinnbringendenWettcafés, so richtig legal ist dasallerdings nicht. Brungs ist aber guterDinge und will das richtig großaufziehen, deshalb sucht er Hilfebeim alten Kollegen Pavian Meyer zuBrochterbeck (Wischmeyer).Ob das neue Internetradio ein Erfolgwird? Immerhin: Das Niveauvon damals wird gehalten. Für frischeOhren, die tagtäglich der aktuellenComedy ausgesetzt sind, dürfteHans Werner Brungs ein wenig zu gediegendaherkommen: derbe Altmännerweisheiten,eine gerne anstößigeKneipensprache; und auch wenn esmit Willy dem Wanderhoden Figurengibt, die zu Zeiten des Frühstyxradiossicher für erhebliches Gekicherbeim Nacherzählen geführthätten, Hans Werner Brungs neuesAbenteuer wird vor allem alte Fansansprechen. Sacha BrohmAsso Richter: Ich bin doch JournalistVol.2. Als CD und MP3 (Download)DKOLUMNENDeutscheChronikMely Kiyak schreibt Briefe analleie Kolumne ist schon ein seltsamesliterarisches Genre. Niemandweiß genau, was sie ist,aber irgendwie hört es sich an, alskönnte jeder sie schreiben. Kolumnenfinden sich in jeder Zeitschriftund Zeitung. Sie kommentieren etwas,sind persönlich gehalten und arbeitenmit einer Kurzweiligkeit, diesich im besten Falle jedoch festsetzt.Die Autorin Mely Kiyak schreibtihre Kolumnen seit 2008 für dieFrankfurter Rundschau und die BerlinerZeitung. Aufgebaut sind sie wieBriefe an die jeweiligen Adressaten.Das können Personen sein wie HansW. Geißendörfer, Steve Jobs oder SakinehAshtiani (für diese Kolumne istsie mit dem Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnetworden). Auch Briefe anDas ist in grafischer Kurzdarstellung Brechts Dreigroschenoper. Jedenfallssieht sie die Illustratorin Dawn Parisi so, die gemeinsam mit der Autorin KatharinaMahrenholtz den illustrierten Buch-Führer Literatur! – Eine Reisedurch die Weltder Bücher zusammengestellthat.Darin lernen wirkurz und witzig allesüber Tolstoi,Moby Dick undMark Twain, ErichKästner, TheodorStorm und ThomasMann. Bei derartdeutschlastigemBlick fälltdann allerdings jemandwie RudyardKipling völligunter den Tisch,was das ansonstenamüsante Büchleindann doch etwasschwach aufder Brust erscheinenlässt. (Cadeau,Hamburg2012, 189 S.,19,99)den Tag der Menschenrechte, dieBomben für Libyen oder Berggorillassind durchaus nicht unüblich. Immerhat sie ein bestimmtes Anliegen,das sie ganz persönlich mit denAngesprochenen klären möchte.In „Briefe an die Nation und andereUngereimtheiten“ sind rund 120dieser jeweils knapp zweieinhalb Seitenlangen Kolumnen aus den Jahren2008 bis 2012 versammelt. Siebilden eine Chronik der Aufregungen,Skandale und Entscheidungendieses Zeitraums. Beim Lesen, obnun chronologisch oder immer wiedermal hier und da aufschlagend, erfährtman von einem Deutschland,das noch sehr nahe ist, aber dannMELY KIYAKauch wieder weit weg, weil die Abstände,in der eben diese Skandaleund Aufregungen auf uns einschlagen,immer kürzer werden. Wir begegnenHerrn von Guttenberg, OccupyWall Street und in vier Teilen demNSU-Ausschuss. Es ist ein erschreckendesGesamtbild, das sich indieser Chronik vor einem auftut.Mely Kiyak schafft es, bei allerErnsthaftigkeit der Themen, immerauch einen Tonfall einzubauen, derdokumentiert, dass man alles, wasum einen herum passiert, eben nichtimmer so schnell versteht und verarbeitet,wie es von einem erwartetwird. Natürlich begibt sich der Kolumnistimmer in eine Position, inder er durch Themenauswahl und eigenenStandpunkt eine gewisse moralischeInstanz bildet, aber Mely Kiyakbeherrscht einige Kniffe undTricks, das sehr sympathisch zu verpacken.Und oft genug passiert es,dass die kurzweilige Verpackung aufbrichtund man sich auch nach demLesen an die Inhalte erinnert. Unddas kann man ja nun nicht von jedemKolumnisten behaupten.Sacha BrohmMely Kiyak: Briefe an die Nation undandere Ungereimtheiten. S. FischerVerlag, Frankfurt am Main 2013, 376 S.,9,9924 ULTIMO

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