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mord im garten des sokrates - Verlag Josef Knecht

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ne Narbe mitten <strong>im</strong> Gesicht? Sofort sah ich die Fratze vor mir:nachts in der Gasse vor unserem Haus. Eine Hand an meinerGurgel. Stinkender Atem, der mir wie Pesthauch entgegenschlägt.Neben mir ein Schrei. – Sollte er der neue Hauptmannder Toxotai sein? Meiner Toxotai? Das war nicht möglich! Erwar Anaxos’ Mann, was sollten er und sein Herr mit den Dreißigzu schaffen haben? Es gab so viele Soldaten mit Narben …Sicher war es ein anderer. Wieso sollte gerade er? Nein!Die Erinnerung an den Abend, an dem mein Vater umgekommenwar, verließ mich an dem Tag nicht mehr. Auch nicht,als Aspasia, die Kinder und ich uns endlich <strong>im</strong> Schutze derDunkelheit davonmachen konnten. Jetzt, da die stolzen AthenerMauern niedergerissen dalagen, war es leicht, die Stadtüber Schleichwege zu verlassen. Niemand achtete darauf, wiewir, bepackt mit unseren Habseligkeiten, erst durch das Metökenviertelzogen und uns dann, Akropolis und Lykabettos <strong>im</strong>Rücken, in Richtung Meer wandten. Trotzdem sprach keinervon uns ein Wort, bevor wir nicht die Stadt und ihre Gefahrenhinter uns gelassen hatten.Die Nacht war hell. Wie eine leuchtende Silberschale standder Vollmond am klaren H<strong>im</strong>mel, so nah, als könnte man ihnanfassen. Aspasia und unser kleiner Sohn ritten auf AriadnesRücken, die ruhig und friedlich einherschritt. Mein großerSohn ging an meiner Seite. Ich führte das Tier am Zügel. LinkerHand floss der Ilisos. Er würde uns bis zum Meer begleiten.Der Wind spielte in den Wipfeln. Man hätte sich kaumeine schönere Nacht vorstellen können als diese Nacht <strong>des</strong> Abschieds.«Du bist bedrückt», sagte Aspasia, als wir beinahe schon dieHälfte <strong>des</strong> Weges hinter uns hatten.«Wir werden uns eine Zeit lang nicht sehen», antworteteich.«Du willst nach Athen zurück?», fragte sie.«Ja, ich werde dort gebraucht. Sobald es geht, komme ichnach.»«Wir brauchen dich auch. Bist du sicher, dass wir nicht zusammenin Piräus bleiben sollten, bis in Athen alles vorbei262

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