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mord im garten des sokrates - Verlag Josef Knecht

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säumen ihn bis zum Aufgang <strong>des</strong> Akropolis-Tors. Sokratessprach nicht mehr und schien wieder ganz in sich gekehrt. Ichdachte darüber nach, was er über dieses Pamphlet gesagt hatte.Wir blieben still, bis wir auf die Treppe traten. Dort branntedie Sonne wieder in voller Glut, und wir beeilten uns, hinaufzukommen.Gleich vor den Propyläen zeigte Sokrates auf dieHermesfigur, die die Besucher als Schutzgeist <strong>des</strong> Tores empfängt,und fragte mich, wie sie mir gefalle.«Sehr gut, ein hübscher Bursche» erwiderte ich, was Sokratesfreute. Er selbst hatte die Statue gefertigt, als er noch Bildhauerin der Werkstatt seines Vaters war, wie er mir gestand.Wir durchmaßen das Tor mit seinen Hallen – Sokrates vielleichtfüßiger als ich –, und endlich erschloss sich der Parthenonvollkommen unserem Blick. Blau sch<strong>im</strong>merte sein Fries in derSonne. Er zeigte die olympischen Sportarten in leuchtendstenFarben: das Pferde- und Wagenrennen, den Faust- und Ringkampf– und den Wettlauf, Perianders so glückliche Disziplin.«Ich dachte <strong>im</strong>mer, du seist ein Gegner der Demokratie»,gestand ich Sokrates, während wir <strong>im</strong> Schatten der Propyläenstanden und unsere Augen über die Heiligtümer der Akropolisschweifen ließen. «Habe ich dich nicht in vielen Vollversammlungenreden und die Führer der demokratischen Partei angreifenhören?»«Gewiss», antwortete er, «aber nicht als Gegner der Volksherrschaft.Hast du nicht bemerkt, wie oft junge Adelige so tun,als wären sie die Sprecher der einfachen Leute, nur um derenSt<strong>im</strong>men für eine Sache zu bekommen, die am Ende nur ihnen,aber sicher nicht den einfachen Leuten nutzt? Das ist beinahedas Erste, was sie in ihren Rednerschulen lernen. Am leichtestenfängt man die Gunst <strong>des</strong> Publikums mit Schmeichelei, undniemand schmeichelt den Armen nun einmal mehr als ein Reicher,der behauptet, er sei einer von ihnen. Nun, wenn so einerspricht, dann kann es sein, dass ich mich zu Wort melde undihm ein bisschen zusetze. Aber als ein Freund und nicht als einGegner der Demokraten.»Er hob die Hände und deutete auf die Schätze vor unserenAugen: den gewaltigen Parthenon, das anmutige Erechtheion51

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