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mord im garten des sokrates - Verlag Josef Knecht

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es war <strong>im</strong> jahr der Herrschaft Alkibia<strong>des</strong>’ über Athen. Ichwar zum zweiten Mal zum Hauptmann der Bogenschützen gewählt,als an einem heißen Tag kurz vor der Sommersonnenwendemein junger Liebhaber Lykon verschwitzt in mein Hausstürzte und atemlos berichtete, der Stratege lasse mich suchen,es sei etwas geschehen. Die Augen meines Weibes Aspasiablitzten grün auf. Sie war eifersüchtig auf Lykon und duldeteihn normalerweise nicht <strong>im</strong> Haus. Gleichwohl erhob sie sichvon unserem Lager, wo wir gerade ein einfaches Mittagsmahlaßen, und brachte mir mein Gewand. Auch wenn sie Lykonnicht traute, ahnte sie doch, dass seine Aufregung nicht gespieltwar, und wusste sie, es war ausgeschlossen, sich Alkibia<strong>des</strong>’ Befehlzu widersetzen und seinen Ruf zu überhören.Lykon ging voraus. Als ich vom großen Z<strong>im</strong>mer in denInnenhof trat, war ich kurz geblendet und die attische Hitzeraubte mir den Atem. Unter dem Feigenbaum, den er selbstgepflanzt hatte, saß mein Vater und döste. Als ich näher kam,schlug er seine flinken Augen auf und winkte mir zu.«Ich muss zu meinem Herrn, er lässt mich rufen», sagte ich,und er verstand. Der Herr, sein Herr, war allerdings <strong>im</strong>mernur Perikles gewesen. Ihn verehrte er wie keinen anderen,denn ihm verdankte unsere Familie ihr Ansehen und Vermögen.Seine Bewunderung für Perikles ging einst so weit, dasser mich als seinen erstgeborenen und einzigen Sohn nach ihmbenennen wollte. Wenn er davor <strong>im</strong> letzten Moment doch zurückschreckte,so nur <strong>des</strong>wegen, weil ihm der Plan schließlichzu vermessen schien. So trug ich denn in meinen ersten dreiLebensjahren den Namen Perikles, vom Tag <strong>des</strong> großen Tauffestesan aber, als ich endgültig in den Kreis der Familie aufgenommenwurde, den Namen Nikomachos, und meine Mutterberichtete, die Umstellung sei mir schwerer gefallen als allesandere, was ich als Kind lernen musste. Der Vetter meines Vaters,Raios, der Perikles gleichfalls verehrte – war er als Gold-9

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