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2-Gedichte immer bewegt in sich - Helmut Martens

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<strong>Helmut</strong> <strong>Martens</strong>, November 2009<strong>Gedichte</strong>, „<strong>immer</strong> <strong>bewegt</strong> <strong>in</strong> <strong>sich</strong>“ – Versuch über Poesie, e<strong>in</strong> EssayWenn e<strong>in</strong>er, der <strong>sich</strong> h<strong>in</strong> und wieder an der Kunstform des Gedichts versucht, auf denGedanken kommt, über diese Form zu reflektieren, dann ergibt <strong>sich</strong> der Zugang zum Themafast von selbst. Man wird mit den eigenen Begegnungen mit Lyrik beg<strong>in</strong>nen: Den erstenErfahrungen als K<strong>in</strong>d, <strong>Gedichte</strong> auswendig zu lernen und aufzusagen, späteren alsLesender, irgendwann dann auch als schreibender. Es geht um höchst subjektiveErfahrungen und Empf<strong>in</strong>dungen. Hat das Interesse für die Literatur zudem e<strong>in</strong>mal so weitgereicht, dieses Fach zu studieren, hat man vermutlich e<strong>in</strong>ige zusätzliche Grundlagen füre<strong>in</strong>e Reflexion dieser Form literarischer Textproduktion. Zugleich ist man, wenn man <strong>sich</strong>dann an e<strong>in</strong>em Essay versucht, nicht an die sonstige Strenge sozial- odergeisteswissenschaftlicher Textproduktion gebunden. Man ordnet erste Gedanken, wird <strong>sich</strong>über die eigenen Motive zu dieser Reflexion klarer, beg<strong>in</strong>nt zu schreiben, vertieft <strong>sich</strong>darüber <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Thema, f<strong>in</strong>det den Kern, auf den die eigenen Gedanken h<strong>in</strong>aus wollen, setztvielleicht wiederholt neu an, arbeitet se<strong>in</strong> Thema so an mehreren Abenden aus. Imvorliegenden Fall zum Auftakt und zu Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es eher kurzen Urlaubs, über den ichdr<strong>in</strong>gend Abstand zu me<strong>in</strong>er sonstigen wissenschaftlichen Arbeit herstellen wollte. DasErgebnis dieser Reflexion ist nicht ‚abschließend‘. Aber vielleicht schließt es me<strong>in</strong> Thema fürmich und für Andere besser auf. Der Zweck der Übung wäre dann wohl erreicht.Die ersten Begegnungen mit <strong>Gedichte</strong>n s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> vielen Fällen vermutlich die kle<strong>in</strong>enWeihnachtsgedichte, die man als K<strong>in</strong>d auswendig lernt und bei Weihnachtsfeiern aufsagendarf. Für mich verb<strong>in</strong>den <strong>sich</strong> jedenfalls damit erste Er<strong>in</strong>nerungen, die ich heute noch weiß,positive Er<strong>in</strong>nerungen, denn das Aufsagen dieser <strong>Gedichte</strong> bedeutete Anerkennung. IhrInhalt, „Von draus‘, vom Walde komme ich her...es roch so nach Äpfeln und Nüssen“, warweniger wichtig. E<strong>in</strong>e zweite Er<strong>in</strong>nerung betrifft Balladen, die mir me<strong>in</strong>e Mutter e<strong>in</strong>ige Jahrespäter vorlas. Es waren u. a. Balladen von Adalbert von Chamisso und von TheodorFontane. Ich denke allerd<strong>in</strong>gs, sie h<strong>in</strong>terließen nicht besonders tiefen E<strong>in</strong>druck, ähnlich wiespäter Lutz Görners „Balladen für K<strong>in</strong>der“ bei me<strong>in</strong>en Söhnen. Zwar gestalteten sie manchelängere Autofahrt <strong>in</strong> den Urlaub für alle Beteiligten erträglicher, aber sie machten doch wohlauf me<strong>in</strong>e Söhne ke<strong>in</strong>en großen E<strong>in</strong>druck. Immerh<strong>in</strong>: Es g<strong>in</strong>g bisweilen um spannendeGeschichten und vielleicht haben auch me<strong>in</strong>e Söhne noch e<strong>in</strong>e schwache Er<strong>in</strong>nerung daran.Me<strong>in</strong> jüngerer Sohn textet <strong>immer</strong>h<strong>in</strong> gelegentlich für se<strong>in</strong>en Hip Hop. Die dritte Erfahrung mitLyrik verknüpft <strong>sich</strong> für mich mit dem Deutschunterricht, vor allem während der Mittelstufeam Gymnasium. Theodor Fontanes „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ war hierunvermeidlich; dann Friedrich Schiller und natürlich Johann Wolfgang Goethe, vielleicht auch


noch der e<strong>in</strong>e oder andere Autor der deutschen Romantik und dann, soeben noch, e<strong>in</strong>, zweisozialkritische <strong>Gedichte</strong> von He<strong>in</strong>rich He<strong>in</strong>e. Im Zentrum aber fand <strong>sich</strong> diebildungsbürgerliche deutsche Klassik: „Der Taucher“ und „Die Kraniche des Ibikus“, „DerZauberlehrl<strong>in</strong>g“ oder „Der Erlkönig“ standen selbstredend auf dem Lehrplan und warenauswendig zu lernen. Ich lernte <strong>Gedichte</strong> leicht und konnte mit ihrem Vortrag e<strong>in</strong> wenigpunkten. Die Er<strong>in</strong>nerungen s<strong>in</strong>d also nicht unangenehm. Me<strong>in</strong>em jüngeren Sohn erg<strong>in</strong>g esda schlechter. Hans Magnus Enzensbergers kritische Betrachtung zur Außerkraftsetzungdes „Rechts auf freie Lektüre“ am Beispiel der Behandlung von Lyrik im Deutschunterricht,trifft daher me<strong>in</strong>e persönlichen Erfahrungen nicht, se<strong>in</strong>e aber wohl durchaus. Enzensbergersim folgenden zitierte Sätze dürften darüber h<strong>in</strong>aus allgeme<strong>in</strong> <strong>in</strong> hohem Maße zutreffen – undvor allem erklären, oder e<strong>in</strong>en Teil der Erklärung nahe legen, weshalb Schülern <strong>in</strong> der Schule<strong>in</strong> aller Regel ke<strong>in</strong> Zugang zu Lyrik eröffnet wird. Wie gesagt, ich habe den Zwang, von demda die Rede ist, so nicht verspürt. Enzensberger schreibt:„Nur für die M<strong>in</strong>derjährigen unter unsern Mitbürgern hat das Recht auf freie Lektüre ke<strong>in</strong>eGeltung. Sie, die ohneh<strong>in</strong> täglich <strong>in</strong> Betonbunkern gefangen gehalten werden, welche dasGeme<strong>in</strong>wesen eigens zu diesem Zweck errichtet hat, zw<strong>in</strong>gt man fortgesetzt, <strong>Gedichte</strong> zulesen, und was noch viel entsetzlicher ist, zu <strong>in</strong>terpretieren, <strong>Gedichte</strong> an denen sie <strong>in</strong> denmeisten Fällen ke<strong>in</strong>erlei Interesse bekundet haben.“.Es verhielt <strong>sich</strong> mit der Lyrik aber so, wie mit sehr vielen anderen D<strong>in</strong>gen während me<strong>in</strong>erSchulzeit auch. Sie <strong>in</strong>teressierten mich eigentlich alle nicht. Sie waren langweilig wie dieSchule überhaupt. Es gab, jedenfalls nach der Grundschule, fast ke<strong>in</strong>en Stoff, der me<strong>in</strong>Interesse, me<strong>in</strong>e Neugier, me<strong>in</strong>e Phantasie wirklich fesselte, und die ursprüngliche Freudeam Lernen war mir wie Vielen spätestens im Gymnasium sehr schnell ausgetrieben worden.Es gab dort also unter anderem auch Lyrik. Man musste sie zur Kenntnis nehmen. Sie g<strong>in</strong>ge<strong>in</strong>en im Grunde aber nichts an. Positive Erfahrungen waren das alles nicht. Bis zum Endeme<strong>in</strong>er Schulzeit habe ich daher ke<strong>in</strong>en wirklichen Zugang zu Lyrik gewonnen. Sie war Teildes Erziehungsprogramms me<strong>in</strong>er Mutter, sofern man von e<strong>in</strong>em solchen sprechen kann,und Bestandteil von Schulplänen, die mir gleichgültig waren. Sie bedeutete mir nichts.Die ersten Begegnungen mit <strong>Gedichte</strong>n, die ich mit Interesse las und die mir etwas sagte,lag etwas später. Ich stieß während me<strong>in</strong>er Bundeswehrzeit, so etwa während der Monate,<strong>in</strong> denen me<strong>in</strong> Antrag auf Anerkennung als Wehrdienstverweigerer lief, ich aber noch alsvorheriger Offiziersanwärter me<strong>in</strong>en Dienst tun musste und so manche Nächte als UvDh<strong>in</strong>ter mich zu br<strong>in</strong>gen hatte, auf die <strong>Gedichte</strong> Erich Kästners. Es war e<strong>in</strong>e bestimmte Formvon Gebrauchslyrik, die zu me<strong>in</strong>en Bef<strong>in</strong>dlichkeiten passte und auf die Probleme, die michaktuell beschäftigten. Kästners <strong>Gedichte</strong> boten mir e<strong>in</strong>e Möglichkeit, mich erstmals ernsthaftmit dem Gedankengut der europäischen Aufklärung zu befassen. Der Impuls dazu kam jetzt


aber, anders als während me<strong>in</strong>er Schulzeit, aus dem wirklichen Leben, aus Erfahrungen mitBefehl und Gehorsam, s<strong>in</strong>nlosen Mörderspielen, auch der Dumpfheit e<strong>in</strong>es Alltags, auf denich nicht vorbereitet war. Welcher Zufall mich auf diese Lyrik stoßen ließ, kann ich nicht mehrsagen. Ich las damals auch Kästners Fabian, „Herr Kästner, wo bleibt das Positive“, und ichdenke, ich machte erstmals die Erfahrung, dass ich lieber Lyrik las als lange Romane – esblieben auch später <strong>immer</strong> nur recht wenige Romane, für die diese generelle Abneigungdann nicht galt. Später - das war während me<strong>in</strong>es kurzen Studiums der deutschenLiteraturwissenschaften, das ich zwar formal abschloss, das aber doch rasch zugunstensoziologischer und politikwissenschaftlicher Interessen zurücktreten musste – später alsowar es dann v. a. Berthold Brecht, dessen Lyrik mich berührt hat. Ich denke, hier war eszunächst auch die Gebrauchslyrik, die demokratische Sprache, me<strong>in</strong>e Nähe zu denpolitischen Überzeugungen die transportiert wurden, auch die Nähe zu e<strong>in</strong>er Sicht auf dieWelt, <strong>in</strong> der es alle jene kle<strong>in</strong>bürgerlichen Geborgenheiten nicht mehr gab, die mir von Hausaus mitzugeben versucht worden waren und die mich <strong>in</strong>zwischen abstießen. Es g<strong>in</strong>g alsoden Inhalten nach nicht nur um das „Solidaritätslied“ oder ähnliche Texte. Es g<strong>in</strong>g auch um‚die „Hauspostille“. Und es g<strong>in</strong>g bei der politischen Gebrauchslyrik darum, dass diegebundene Form der Sprache und das bündige auf den Punkt br<strong>in</strong>gen der Inhalte und derendadurch möglicher ganz andere Transport, mich ansprachen. Es waren politische Lieder, dieman oft auch geme<strong>in</strong>sam sang oder hörte. Freilich berührte mich das alles noch nicht so,dass ich deshalb systematisch weitere AutorInnen gelesen, geschweige denn mich selbstnun stetiger am Schreiben von <strong>Gedichte</strong>n versucht hätte. Auch blieb die Zahl der Autoren,für die ich mich wirklich zu <strong>in</strong>teressieren begann, doch sehr begrenzt. Kurt Tucholsky lag z.B. schon etwas mehr abseits vom Wege. Während e<strong>in</strong>es 68er- Studiums g<strong>in</strong>g es schließlichvor allem um die Traditionen des revolutionären Marxismus. Wolf Biermann wiederum warunter anderem auch deswegen sehr gegenwärtig, allerd<strong>in</strong>gs nur ganz selten mit jener neuenErfahrung, die ich mit e<strong>in</strong>igen <strong>Gedichte</strong>n Berthold Brechts gemacht hatte.Hier, <strong>in</strong> der Lyrik des Berthold Brecht, ist mir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen <strong>Gedichte</strong>n oder auch nur Refra<strong>in</strong>s,etwa dem „Himmel strahlender Azur“ oder „so ungeheuer oben“ allerd<strong>in</strong>gs etwas Neuesbegegnet. Ich glaube ich habe hier zum ersten Mal jene Erfahrung mit <strong>Gedichte</strong>n gemacht,die später me<strong>in</strong>e Liebe zu dieser Kunstform entfacht hat. Man kann diese Erfahrung vielleichtmit der vergleichen, die He<strong>in</strong>rich He<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Bezug auf die kle<strong>in</strong>en Lieder Johann WolfgangGoethes für se<strong>in</strong>e französischen Leser mit den folgenden Worten zu beschreiben versuchthat: „Die harmonischen Verse umschl<strong>in</strong>gen De<strong>in</strong> Herz wie e<strong>in</strong>e zärtliche Geliebte; das Wortumarmt dich, während der Gedanke dich küßt.“ Vielleicht hat die Liebe zur Lyrik bei mirdamals auch schon begonnen – e<strong>in</strong>e Liebe, die auszukosten und zu leben mir dann überlange Jahre die Zeit fehlte, oder richtiger: Für die ich mir diese Zeit nie nahm, wohl auch, weil


ich sie nicht sogleich wirklich erkannte. Es waren e<strong>in</strong>zelne <strong>Gedichte</strong>, bei denen ich an etwasgestreift war und an denen ich <strong>sich</strong> ewig Bewegendes und mich Bewegendes verspürte. Inden vielleicht besten Stücken war es eng verwoben mit der Gebrauchslyrik, derdemokratischen Sprache, der Zugänglichkeit, die diese Texte eigentlich für Jeden habenmussten, aber es war etwas tiefer liegendes, das diese <strong>Gedichte</strong> so besonders machte. Eswar etwas <strong>in</strong> diesen <strong>Gedichte</strong>n, was vielleicht zum Kern von Poesie h<strong>in</strong>führt, jedenfalls zudem, was für mich diesen Kern ausmacht, etwas, was ich <strong>in</strong> den <strong>Gedichte</strong>n von Kästnerzuvor so wenig gefunden hatte, wie später <strong>in</strong> denen der „neuen Frankfurter Schule“ – undauch kaum <strong>in</strong> denen von Rühmkorf oder von Enzensberger, <strong>in</strong> denen die Dialektik derAufklärung nachkl<strong>in</strong>gt, jene Desillusionierung, die wir heute auch dr<strong>in</strong>gend benötigen, ehewir, vielleicht, aus<strong>sich</strong>tsreicher e<strong>in</strong>en neuen Anlauf unternehmen können, um unsere Lage zuverbessern.Dem, was <strong>in</strong> dieser Lyrik e<strong>in</strong>gefangen war und hoch „verdichtet“ zum Ausdruck kam, als Teilunseres profanen, oft schmutzigen Alltags <strong>in</strong> manchen Augenblicken als e<strong>in</strong>e Ahnung vone<strong>in</strong>em Gefühl „so ungeheuer oben“ (be)greifbar zu werden schien, gilt es auf die Spur zukommen. He<strong>in</strong>rich He<strong>in</strong>e verknüpft es <strong>in</strong> der Darstellung se<strong>in</strong>er Erfahrungen mit der LyrikGoethes selbstredend nicht nur mit der Form, sondern auch mit dem Inhalt, mit demGoetheschen Pantheismus, der <strong>sich</strong> gerade <strong>in</strong> dessen kle<strong>in</strong>en Liedern bekunde. DiesesVerständnis von Goethe als „Sp<strong>in</strong>oza der Poesie“ habe ich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiteren Essay überPhilosophie <strong>immer</strong>h<strong>in</strong> e<strong>in</strong> wenig erläutert. Hier will ich auf philosophische Vertiefungenverzichten. Es geht mir ohne sie um Erfahrungen mit Poesie. Es geht mir darum, auf e<strong>in</strong>erweniger analytischen Ebene wenigstens halbwegs e<strong>in</strong>e Vorstellung davon zu gew<strong>in</strong>nen, wasetwa Wislawa Szymborska mit dem „rettenden Geländer der Poesie“ <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ihrer <strong>Gedichte</strong>me<strong>in</strong>en könnte. Es ist etwas, das uns schon <strong>in</strong> den ältesten uns aus den europäischenHochkulturen überlieferten Versen begegnet, etwa bei Homer, etwas, das das, was unsmenschlich macht, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kunstform zum Ausdruck br<strong>in</strong>gt, die mir näher ist als Malerei undMusik, und andere Formen von Dichtung für me<strong>in</strong> Empf<strong>in</strong>den steigert. Es ist jener Glanz, denman, wie es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gedicht Goethes über <strong>Gedichte</strong> heißt, nur „im <strong>in</strong>neren der Kapelle“erschauen kann. Es ist etwas, was man bisweilen <strong>in</strong> jener Gebrauchslyrik oder im politischenLied f<strong>in</strong>det – wie könnte man von der Lyrik He<strong>in</strong>rich He<strong>in</strong>es oder Pablo Nerudas nichtverzaubert werden, sofern man überhaupt e<strong>in</strong>e Ader für Lyrik hat. Diese Art der Lyrik, die aufbreite Öffentlichkeit und Resonanz zielt, bleibt mir unverändert wichtig, aber es entstand mitder Zeit auch e<strong>in</strong>e wachsende Nähe zu jenen großen Dichter<strong>in</strong>nen und Dichtern, denen diepolitische Abzweckung ihrer Arbeit eher ferner liegt und die man eher still für <strong>sich</strong> liest. Mankann eben, wenn man <strong>sich</strong> auf Lyrik e<strong>in</strong>mal wirklich e<strong>in</strong>gelassen hat, auch von CharlesBaudlaire, von Ra<strong>in</strong>er Maria Rilke, von Gottfried Benn, von Wislawa Szymborska oder von


Eva Strittmatter gefesselt se<strong>in</strong> – und gerade auch von <strong>Gedichte</strong>n, die vordergründigüberhaupt nicht politisch s<strong>in</strong>d.Das vielleicht schönste Gedicht über <strong>Gedichte</strong>, das ich kenne, und das m. E. zu dem hier <strong>in</strong>Rede stehenden Kern von Poesie führt, stammt von Eva Strittmatter. Es handelt von<strong>Gedichte</strong>n als von e<strong>in</strong>em Rätsel, das Strahlung heißt.StrahlungDie Leute me<strong>in</strong>en <strong>immer</strong>, <strong>Gedichte</strong>Werden aus Worten gemachtUnd s<strong>in</strong>d nichts weiter als Lebensberichte,In Reim und Rhythmus gebracht.Dabei s<strong>in</strong>d <strong>Gedichte</strong> un<strong>sich</strong>tbare Wesen,An die wir manchmal streifen.Was wir mit unseren Augen lesenIst nicht mehr, als was wir begreifenVon e<strong>in</strong>em Rätsel, das Strahlung heißtUnd ewig <strong>bewegt</strong> ist <strong>in</strong> <strong>sich</strong>Und das uns aus unseren Bahnen reißtUnd schleudert dich gegen mich.Was s<strong>in</strong>d schon Worte? Worte s<strong>in</strong>d leicht.Das leichteste auf der Welt.Und mit Worten hat noch ke<strong>in</strong>er erreicht,Daß die Zeit <strong>in</strong> den Raum e<strong>in</strong>fälltUnd stehen bleibt und geht nicht mehrVor und nicht mehr zurück.<strong>Gedichte</strong> s<strong>in</strong>d Anitmaterie. Schwer.Monolithisch. Wie der Tod. Wie das Glück.<strong>Gedichte</strong> s<strong>in</strong>d <strong>sich</strong>erlich nicht nur dieses <strong>immer</strong> <strong>in</strong> <strong>sich</strong> <strong>bewegt</strong>e Rätsel. Es gibt jeneGebrauchslyrik von z. T. wirklich großer Qualität, von der ich oben schrieb. <strong>Gedichte</strong>, denendie <strong>in</strong> ihnen steckende Arbeit im fertigen Produkt handwerklicher Kunst nicht anzumerken ist,und die ihren Hörer auch deshalb mit <strong>sich</strong> fortreißen können, die aber doch darauf zielen,zusammen mit ihren Fragen relativ e<strong>in</strong>deutige Richtungen anzugeben, <strong>in</strong> denen dieAntworten zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d. Oder aber es handelt <strong>sich</strong> um <strong>Gedichte</strong>, die Beispiele jener


sche<strong>in</strong>bar leichth<strong>in</strong> formulierten Wortspiele s<strong>in</strong>d, Ausdruck e<strong>in</strong>es spielerischen Vergnügensam Sichtbarmachen e<strong>in</strong>er verborgenen Komik banaler Alltäglichkeiten und die auf e<strong>in</strong>espielerisch leichte Art auf die Herstellung e<strong>in</strong>er befreienden Distanz dazu aus s<strong>in</strong>d. WilhelmBusch beherrschte das als hohe Kunst wie kaum e<strong>in</strong> zweiter, aber auch <strong>in</strong> <strong>Gedichte</strong>n vonPeter Maiwald von Robert Gernhardt oder Peter Rühmkorf kann man das f<strong>in</strong>den. Doch das,was mich wirklich fesselt, was ich vor allem selbst <strong>in</strong> der Form e<strong>in</strong>es Gedichts zu fassenversuche, das ist schon das Geheimnis jener Strahlung, von der Eva Strittmatter schreibt.Damit b<strong>in</strong> ich beim Schreiben angekommen. Und dies ist eigentlich e<strong>in</strong> merkwürdigerUmstand. Das erste Mal, dass ich selbst versucht habe, so etwas wie eigeneBef<strong>in</strong>dlichkeiten <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Gedichts auszudrücken, liegt so ungefähr <strong>in</strong> der gleichen Zeit,<strong>in</strong> der ich me<strong>in</strong>e erste wirkliche Begegnung mit Lyrik hatte, das Gefühl hatte, dass sie michang<strong>in</strong>ge, mir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er schwierigen Entwicklungsphase me<strong>in</strong>es gelebten Lebens tatsächlichbegegnete, mich betraf, an mir streifte. Ich nahm mir für das Schreiben von <strong>Gedichte</strong>njedoch kaum Zeit. Es blieb bei e<strong>in</strong>igen wenigen Versuchen im Rahmen vonTagebuchnotizen. Sie entstanden aus besonderen Stimmungslagen heraus, waren Ansätzezu e<strong>in</strong>er bestimmten vertieften Reflexion darauf und blieben dann liegen. Für gewöhnlichschrieb ich da <strong>sich</strong>erlich eher schlechte Lyrik. Es gab für mich Wichtigeres zu tun. Ich warnoch sehr weit davon entfernt Lyrik als die geeignete Form zu entdecken, durch die so etwaswie hoch verdichtete Reflexion möglich wird, verbunden zugleich mit dem Genuss daran –und vielleicht auch mit der E<strong>in</strong><strong>sich</strong>t, dass diese Reflexion nie zu e<strong>in</strong>em wirklichen Abschluss,zu e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>deutigen Ergebnis zu br<strong>in</strong>gen sei. Denn dieses Bewusstse<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>immer</strong> nurprovisorischen Antwort macht erst „die Sprache der Poesie, <strong>in</strong> der jedes Wort gewogenwird“, wie Wislawa Szymborska formuliert, zu dem Rätsel, das <strong>sich</strong> <strong>in</strong> <strong>sich</strong> <strong>bewegt</strong>. DiesesUnabgeschlossene und deshalb Anstößige muss tatsächlich <strong>in</strong> jener Form des Gedichtsenthalten se<strong>in</strong>, von der Eva Strittmatter schreibt. Es geht m. E. wirklich um den Kern vonPoesie, um das Staunen, mit dem uns die alten, e<strong>in</strong>fachen und existentiellen Fragen unseresLebens <strong>immer</strong> wieder begegnen. „Können nicht bleiben. Und fortgerissen/ von e<strong>in</strong>erStrömung, die nirgendh<strong>in</strong> fällt,/ Werden wir nie etwas <strong>sich</strong>eres wissen/ Über die Liebe. Undüber die Welt“, heißt es im ersten Gedicht der „Bosnischen Reise“ von Eva Strittmatter. Esgeht bei diesen Fragen, die uns <strong>immer</strong> wieder existentiell betreffen, um e<strong>in</strong> Staunen, das amEnde auch bei aller gedanklicher Klarheit und Prägnanz und Schärfe des sprachlichenAusdrucks bei großen <strong>Gedichte</strong>n als <strong>immer</strong> wieder neu fragende Un<strong>sich</strong>erheit bleibt, um e<strong>in</strong>Staunen, das auch am Anfang allen philosophischen Denkens und se<strong>in</strong>er mäeutischenVerfahrensweise steht und auf e<strong>in</strong>e Nähe von Philosophie und Poesie verweist.


Vielleicht kann man also sagen, dass solche <strong>Gedichte</strong>, auf die Eva Strittmatters Gedicht über<strong>Gedichte</strong> passt, auf die e<strong>in</strong>e oder andere Weise um Kernfragen unserer Existenz kreisen, aufdieser dunklen, uns bergenden Erde. Für e<strong>in</strong>e bestimmte Teilmenge lyrischer Texte br<strong>in</strong>gtdieses Gedicht punktgenau, eben „verdichtet“ diese Besonderheit solcher Art Lyrik zumAusdruck. Es geht um die ganz e<strong>in</strong>fachen D<strong>in</strong>ge, Empf<strong>in</strong>dungen e<strong>in</strong>es frühen fast nochungeschiedenen Teilhabens an der natürlichen und der menschengemachten Welt um unsherum <strong>in</strong> deren Zeitstrom wir mit treiben, um deren Erfahrung und Gestaltung, die unsMenschen noch zu ke<strong>in</strong>er Zeit so selbstverständlich möglich schien, wie <strong>in</strong> dergegenwärtigen Epoche, und deren Nicht-Verfügbarkeit <strong>in</strong> unserer endlichen Zeit uns zugleichdoch <strong>immer</strong> wieder dämmert. Es s<strong>in</strong>d Erfahrungen, an die wir mit jenem ursprünglichenStaunen, von dem Ernst Bloch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er „Tüb<strong>in</strong>ger E<strong>in</strong>leitung zur Philosophie“ spricht, jeneFragen richten, mit denen alle Philosophie beg<strong>in</strong>nt, z. B. <strong>in</strong> Eva Strittmatters „Zwiegespräch“oder der „Lust der Entdeckung“ oder auch bei Ra<strong>in</strong>er Maria Rilkes Gedicht von „jenen langenK<strong>in</strong>dheit-Nachmittagen, die so nie wiederkamen“. Und es geht um die <strong>immer</strong>wiederkehrenden Erfahrungen des erkennenden Verlusts dieser Ungeschiedenheit, derTrennungen, aus denen unser Leben geschieht, ihres Erlebens, wenn wir sie <strong>in</strong> bestimmtenAugenblicken zugleich s<strong>in</strong>nlich spüren und dann, wenn sie uns schmerzen, auch reflektieren– bis h<strong>in</strong> zu der Reflexion auf die letzte unausweichliche Trennung von diesem Leben selbst,auf die Endlichkeit unserer Existenz, den nicht zu versöhnenden Zwiespalt des Lebens, ausdem dann aber doch wieder der Blick auf das Leben als Möglichkeitsraum gewonnen werdenkann, wie <strong>in</strong> Eva Strittmatters Gedicht „Möglichkeit“: „Ich füge h<strong>in</strong>zu: Es gibt auch dasSchöne/Das rauschende Blau ist das Leben wert./Erst recht das Reich der bemeistertenTöne./Und das Wort, das die Lust und das Leiden vermehrt.“E<strong>in</strong> kurzer Vorgriff auf e<strong>in</strong>ige philosophische Reflexionen ist hier vielleicht dochunumgänglich. Die oben zitierte, zutiefst sensible Wahrnehmung der Lyrik Goethes durchden, ausweislich se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>lassungen „Zur Geschichte der Religion und Philosophie <strong>in</strong>Deutschland“, vom jüdischen Deismus doch zutiefst geprägten He<strong>in</strong>rich He<strong>in</strong>e wäre dazunochmals aufzunehmen: Es geht um das Gottweltall, die absolute Substanz des BenediktSp<strong>in</strong>oza, die <strong>sich</strong> He<strong>in</strong>e zufolge <strong>in</strong> der Form des unendlichen Denkens und der unendlichenAusdehnung, ausdrückt, <strong>in</strong> der das Göttliche die „absolute Identität der Natur und desDenkens, der Materie und des Geistes (..) das Weltall selbst ist (...) <strong>in</strong> dem es auch ke<strong>in</strong>eGegensätze und Teilungen (gibt und <strong>in</strong> der) die absolute Identität (...) auch die absoluteTotalität (ist).“ Aber es geht vielleicht auch darum, dass so früh nach dem Denken derPhilosophenfraktion der französischen Aufklärung (Denis Diderot) und dem von ImmanuelKant geführten Todesstoß gegen den Deismus dieser von He<strong>in</strong>e so genannte Pantheismusnoch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Emphase möglich ist, <strong>in</strong> der „nicht für die Menschenrechte des Volkes, sondern


für die Gottesrechte des Menschen“ gekämpft werden soll. Heute nach der „Dialektik derAufklärung“ und den Fortschritten und Gefährdungen e<strong>in</strong>er „universal gewordenenWissenschaft“ bleibt uns dann vielleicht doch eher mit Eva Strittmatter zu sagen: „Ich kenneauch ke<strong>in</strong>en versöhnlichen/Gedanken gegen den Zwiespalt des Lebens:/Ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>gott,ke<strong>in</strong>en Allgott, ke<strong>in</strong>e Ideologie/Lang mühte ich mich vergebens,/E<strong>in</strong> Gesetz zu f<strong>in</strong>den, dasetwas erklärt oder rechtfertigt wenigst <strong>in</strong> Teilen.“ Was dann aber <strong>immer</strong> noch bleibt, ist dielyrische Gestaltung dessen, wovon wir hier berührt werden: Des andächtigen Staunens undmanchmal eben auch des Erschreckens über das Ungeheure e<strong>in</strong>er im Letzten ebenunverfügbaren Welt, die wir als Menschen haben, anders als alle anderen Lebewesen, vonder wir Teil s<strong>in</strong>d, die wir, wie uns selbst, <strong>in</strong> unserem Tun erkennend verändern, <strong>in</strong> der auchnoch die Philosophie die „Bodenlosigkeit des Wirklichen“ anerkennen muss, wie <strong>Helmut</strong>hPlessner schreibt, <strong>in</strong> der wir als handelnde und erkennende Subjekte uns im Letztenunergründlich und unsere Bestimmung Selbstbestimmung ist, und <strong>in</strong> und mit der wir <strong>immer</strong>noch werden.Dies also wäre „das rettende Geländer der Poesie“. Es geht bei dieser Art lyrischerGestaltung unseres <strong>in</strong> der Welt Se<strong>in</strong>s, unserer Erfahrungen mit unserer ersten und zweitenNatur um die spezifische künstlerische Form, aber untrennbar auch um sehr spezifischeInhalte, die dar<strong>in</strong> gefasst, zum Ausdruck gebracht werden: Eduard Möricke verfügt z. B. <strong>in</strong>manchen se<strong>in</strong>er <strong>Gedichte</strong> über e<strong>in</strong>e wunderbare Sprache, aber man vermisst den<strong>in</strong>tellektuellen Gehalt. Bei Ra<strong>in</strong>er Maria Rilke, der das Gedicht als e<strong>in</strong>e fast elitäre Kunstformfür Wenige <strong>in</strong> den gebildeten Ständen geradezu auf die Spitze treibt, ist mir oft das Gefühlder, oder die Sehnsucht nach der harmonischen Welt zu stark. Durch viele der <strong>Gedichte</strong>, dieich von ihm sehr mag, geht aber <strong>sich</strong>erlich auch jener Zwiespalt oder der tiefe Riss, den wirverspüren, wenn wir nicht nur so dah<strong>in</strong>leben; aber oftmals ist dann unsere Welt bei ihmzugleich doch irgendwie <strong>immer</strong> noch die beste aller Welten. Aber ‚Natur ist nicht glücklich‘.Wir imag<strong>in</strong>ieren das allenfalls, wenn wir uns <strong>in</strong> die ganz frühe Ungeschiedenheit auch ihrgegenüber zurück zu träumen versuchen. Und was ist uns der Panther, über das S<strong>in</strong>nbildder Begrenzung unserer eigenen begrenzten Möglichkeiten, denen vielleicht un<strong>sich</strong>tbareGitterstäbe im Wege stehen, h<strong>in</strong>aus, wenn er nicht mehr h<strong>in</strong>ter den Gitterstäben ruhelos undfreudlos auf und ab läuft, getrennt von der Entfaltung se<strong>in</strong>er eigenen Natur?Ich schrieb, dass <strong>sich</strong> me<strong>in</strong> Zugang zu Lyrik im Laufe des Lebens entwickelt und veränderthat. Und das ist wahr. Erst als ich wirklich <strong>in</strong> me<strong>in</strong> Leben e<strong>in</strong>trat, wurde sie mir zum erstenMal wichtig: Als Form verdichteter Reflexion und als unabweisbares Bedürfnis e<strong>in</strong>es zu <strong>sich</strong>selbst Kommens – und mit der Zeit zugleich als genussvolles Reflektieren erlebt, mit Mußeverbunden, Zustände ermöglichend, <strong>in</strong> denen die Zeit tatsächlich stillzustehen schien, <strong>in</strong>


denen die eigene Existenz auf entspannte Art vergeistigt wurde und ich mich durch dasLesen oder Schreiben von <strong>Gedichte</strong>n, ganz <strong>in</strong> mich versunken oder auf michzurückgeworfen, erleben konnte, mich sammelnd, um dann aus solcher Sammlung herausneu verlebendigt wieder tätig zu se<strong>in</strong>. Mag se<strong>in</strong>, dass für andere die Meditation e<strong>in</strong>e ähnlicheErfahrung ermöglicht.Damit komme ich zum zweiten Mal auf me<strong>in</strong> eigenes Schreiben von Lyrik zurück. Auch weilich erst spät mit wirklichen Schreibversuchen begonnen habe, gibt es von mir ke<strong>in</strong>e<strong>Gedichte</strong>, die biographisch, oder auch allgeme<strong>in</strong> gesellschaftlich und politisch frühenAufbruch, ‚Sturm und Drang‘ zum Ausdruck br<strong>in</strong>gen würden. Goethe war ausgestattet mit dergenialischen Kraft se<strong>in</strong>er Jugend als er den ‚Prometheus‘ schrieb – und er schrieb ihn zue<strong>in</strong>er Zeit, zu der die Philosophie <strong>sich</strong> gerade anschickte, „die Lust e<strong>in</strong> Ich zu se<strong>in</strong>“, von derRüdiger Safranski für die großen Jahre der deutschen Philosophie spricht, zu entdecken. Inme<strong>in</strong>er Jugend fehlte es mir an Beidem, um solche Empf<strong>in</strong>dungen auch nur näherungsweisezu gestalten. E<strong>in</strong>es me<strong>in</strong>er ersten ernsthafteren <strong>Gedichte</strong>, die ich damals <strong>in</strong> me<strong>in</strong> Tagebuchschrieb, war schon gebrochen durch die Erfahrungen der Dialektik der Aufklärung - unddarum bemüht, dagegen ‚das Pr<strong>in</strong>zip Hoffnung‘ hochzuhalten.Auch das klassische lyrische Thema jung aufbrechender Lebenslust, die Liebe, habe ich –soweit überhaupt – erst relativ spät behandelt: Zum e<strong>in</strong>en im er<strong>in</strong>nernden Blick zurück, zumzweiten <strong>in</strong> der oft aufreibenden Spannung zu den Mühen, Banalitäten, kle<strong>in</strong>en und großenQuerelen des Alltags nach dem Ende der wilden Liebesgeschichten und zum dritten mite<strong>in</strong>em milden Blick nach vorne. Um alles herum war e<strong>in</strong> Hauch von Wehmut wohl schon<strong>immer</strong> auszumachen. Ke<strong>in</strong>e besonders gute Lyrik fürchte ich. Mangel an Authentizität vonEmpf<strong>in</strong>dungen neu aufbrechender Liebe, denke ich. Berthold Brecht und He<strong>in</strong>z Kahlau habeich hier als Autoren großer Lyrik kennengelernt. Aber dies s<strong>in</strong>d dann doch auch wieder<strong>Gedichte</strong>, die nur im Ausnahmefall für jenes Rätsel stehen, das Eva Strittmatter ‚Strahlung‘genannt hat – am ehesten vielleicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen <strong>Gedichte</strong>n Berthold Brechts, die sie alsunbegriffene Er<strong>in</strong>nerung festhalten, Er<strong>in</strong>nerung an <strong>immer</strong> schon flüchtige Augenblicke, <strong>in</strong>denen uns das, was wir als Liebe imag<strong>in</strong>ieren, dann doch nicht gelungen ist. Bei EvaStrittmatter schließlich f<strong>in</strong>de ich auch hier noch e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en ganz anderen Zugriff auf dasExistentielle des Themas. In ihrem Gedichtsband „Der W<strong>in</strong>ter nach der schlimmen Liebe“gestaltet sie die enttäuschte und unerfüllte Sehnsucht nach Liebe aus der Perspektive deralternden Frau, die noch e<strong>in</strong>mal begehrt, so leidenschaftlich wie eh, und doch nicht erlangt.Bei der Lektüre dieser <strong>Gedichte</strong> ist man <strong>sich</strong> nie ganz <strong>sich</strong>er, ob hier etwas aus e<strong>in</strong>erfrüheren Beziehung Verlorenes neu gesucht wird, oder ob es nicht eher darum geht, etwasim Letzten noch Unbekanntes neu zu f<strong>in</strong>den. Es ist zugleich die Liebeslyrik e<strong>in</strong>er jungen


Frau, wie man sie etwa <strong>in</strong> den „geheimen <strong>Gedichte</strong>n“ <strong>in</strong> der „bosnischen Reise“ f<strong>in</strong>den kann,es ist das lebendige Feuer <strong>immer</strong> noch jungen Lebens, das <strong>in</strong> dieser Lyrik so Ausdruckf<strong>in</strong>det, dass wir hier bisweilen an e<strong>in</strong> Gedicht als an e<strong>in</strong> un<strong>sich</strong>tbares Wesen streifen können.Ich b<strong>in</strong> nun also wieder bei großer Lyrik, die ich heute – <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Alter <strong>in</strong> dem <strong>sich</strong>zunehmend alle Liebe auf den Geist und nicht mehr aller Geist <strong>sich</strong> auf die Liebe richtet -entspannt vergeistigt und genussvoll lese. Und <strong>in</strong> ihr geht es, ähnlich wie <strong>in</strong> vielen anderen<strong>Gedichte</strong>n dieser Lyriker<strong>in</strong>, die uns Naturerfahrung nahe br<strong>in</strong>gen, um den unstillbarenWunsch, ungeteilt und h<strong>in</strong>ter alle unsere Erfahrungen von der Trennung von unserer Weltzurück e<strong>in</strong>s zu se<strong>in</strong> mit ihr, im E<strong>in</strong>klang und Gleichklang wenigstens Zwiesprache zu haltenmit dem Werden und Vergehen, von dem wir e<strong>in</strong> Teil s<strong>in</strong>d. Das ist also wieder He<strong>in</strong>es oderGoethes Pantheismus. Oder das kl<strong>in</strong>gt wie sehr von Ferne kommend. Man könnte vielleichtsogar an die alten Mystiker er<strong>in</strong>nert werden, an das buddhistische Karma oder – wenn oderweil man die atheistische Grundhaltung der Autor<strong>in</strong> teilt – an Schopenhauers ‚besseresBewußtse<strong>in</strong>‘. Aber vielleicht ist das auch sehr nah und zugleich ungeme<strong>in</strong> politisch. Zwar istdie Art, <strong>in</strong> der hier die Welt um uns herum zur Mitwelt wird, auch heikel. Wir wären ja schonglücklich, wenn es uns gelänge den anderen Menschen um e<strong>in</strong> weniges mehr zumMitmenschen, zum Nächsten zu machen – oder <strong>in</strong> der aufgeklärten Sprache der politischenPhilosoph<strong>in</strong> Hannah Arendt, wenn es uns gelänge im Raum der Politik die Oasen, die„großenteils unabhängig von den politischen Bed<strong>in</strong>gungen“ und ihren Verwüstungenbestehen, und „ohne die wir nicht wüssten, wie wir atmen sollen“, e<strong>in</strong> wenig zu vergrößern -und am Ende ist für uns als Menschen doch der Mensch zentraler Bezugspunkt und dieWurzel, an die wir gehen müssen, wenn wir radikal, also an die Wurzel gehend, denkenwollen. Da halte ich es <strong>immer</strong> noch mit Hegel oder mit Marx. Und dennoch: Ich denke, dassgerade <strong>in</strong> dieser Naturlyrik der Eva Strittmatter ange<strong>sich</strong>ts ihrer atheistischen Grundhaltung,die sie nach dem Zeitalter der Säkularisierung mit vielen von uns teilt, das Bewahren desBerührtse<strong>in</strong>s von dem Unverfügbaren e<strong>in</strong>er Schöpfung spürbar wird - oder auch ganz profane<strong>in</strong>es Naturprozesses, der lange vor uns und unserer Gattung war und der über sie h<strong>in</strong>ausdauern wird. Gegenüber dem Machbarkeitswahn unserer Zeit aber halte ich diesesReflektieren auf unser Se<strong>in</strong> <strong>in</strong> unserer Welt, als menschlicher Lebenswelt, heuteweitestgehend schon <strong>immer</strong> menschenveränderter Umwelt oder für manche eben doch auchMitwelt, für em<strong>in</strong>ent politisch.Geht es nun also doch wieder um das politische Gedicht, wenn auch nicht <strong>in</strong> der Gestalt derGebrauchslyrik, <strong>in</strong> der Form des politischen Liedes etwa, sondern als e<strong>in</strong> Aspekt auch jenerLyrik die im Mittelpunkt dieser Reflexionen steht – und damit dann auch um die Frage nachder möglichen politischen Wirkung literarischer Texte? Diese Frage wurde ja bislang noch


überhaupt nicht berührt. Me<strong>in</strong> vorläufiger Versuch e<strong>in</strong>er Antwort wäre hier wohl eherskeptisch – und zugleich widersprüchlich Aber vielleicht ist das ja auch die Sache selbst, umdie es hier geht.Zunächst e<strong>in</strong>mal b<strong>in</strong> ich gegenüber der tatsächlichen politischen Wirkung von Literatur, alsovon Lyrik, Prosa und Theater gleichermaßen, e<strong>in</strong>igermaßen skeptisch. Ich denke an derWirkungsgeschichte bedeutender Arbeiten von Autoren, die politische Wirkung erzeugenwollten, ließe <strong>sich</strong> das zeigen. Ich könnte aber auch als Argument anführen, dass großeliterarische Arbeiten zu herausragenden politischen Themen ihrer Zeit bisweilen gerade alsReflexion auf das Scheitern unmittelbar politischer Anstrengungen entstanden s<strong>in</strong>d. GeorgBüchner hat mit „Danton‘s Tod“ nach se<strong>in</strong>em Scheitern als Revolutionär <strong>in</strong> Hessen dasDrama der französischen Revolution geschrieben – und, wie <strong>sich</strong> herausstellen sollte, auchschon das aller weiteren Revolutionen im damit angebrochenen Jahrhundert derRevolutionen. Wolfgang Koeppen, E<strong>in</strong>zelgänger <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en literarischen Wirklichkeiten, waralles andere als e<strong>in</strong> Beobachter, der aktiv auf das politische Tagesgeschehen E<strong>in</strong>fluss zunehmen versucht hätte, aber se<strong>in</strong>e Romantrilogie aus den Jahren 1951 bis 1954 ist natürlichem<strong>in</strong>ent politisch – und provozierte bei manchen Rezensenten verschärft erneut die Frage,die se<strong>in</strong>erzeit schon an Erich Kästner gerichtet worden war, die Frage also, wo denn hier dasPositive bleibe. Die Dichter trafen <strong>sich</strong> eben <strong>immer</strong> schon abseits vom und ohne direkteWirkungen auf das politische Geschehen, wie Günter Grass im „Treffen <strong>in</strong> Telgte“ <strong>in</strong>wunderbar barocker Sprache am Beispiel e<strong>in</strong>es fiktiven Dichtertreffens am Ende des erstendreißigjährigen Krieges <strong>in</strong> Europa beschrieben hat. Deshalb kann er eigene Erfahrungen <strong>in</strong>der „Gruppe 47“ <strong>in</strong> dieser Erzählung gestalten und reflektieren.Gründe und Kronzeugen für e<strong>in</strong>e skeptische Haltung h<strong>in</strong><strong>sich</strong>tlich möglicher politischerWirkungen von Literatur s<strong>in</strong>d also leicht zu f<strong>in</strong>den. Aber gerade diejenigen Schriftsteller, diedies sehr scharf reflektiert haben, waren und blieben dennoch auch auf eben diese politischeWirkung aus. So bleibt zum e<strong>in</strong>en die Feststellung, dass wir auf dem Theater, im Roman und<strong>in</strong> der Lyrik gleichermaßen ganz selbstverständlich <strong>immer</strong> auch die Ause<strong>in</strong>andersetzungüber Politik f<strong>in</strong>den. Wir können drüber h<strong>in</strong>aus mit Gründen die These vertreten, dass <strong>immer</strong>mehr Themen politisch werden. Könnten wir doch z. B. heute kaum mehr mit Berthold Brechtsagen, dass e<strong>in</strong> Gedicht über Bäume fast schon e<strong>in</strong> Verbrechen sei, weil es über so vieleandere Verbrechen schweigt. Es gibt aber auch noch e<strong>in</strong> zweites Argument, das zu tun hatmit der spezifischen, größeren Kont<strong>in</strong>uität literarischer, philosophischer, <strong>sich</strong>erlich auchwissenschaftlicher Diskurse: Aus ihr folgt fortschreitender Erkenntnisgew<strong>in</strong>n, auch dannwenn, Wislawa Szymborskas Betonung des Nicht-Wissens, des <strong>immer</strong> neuen Staunens gilt– für literarisches Arbeiten ebenso wie für philosophisches und wissenschaftliches, was sie


unter Verweis auf ihre Landsfrau Maria Sklodowska-Curie ja unterstreicht. Und aus diesergrößeren Kont<strong>in</strong>uität wiederum folgt e<strong>in</strong>e verbesserte Chance auf langfristigeWirkungsketten. Sie folgt zugleich daraus, dass <strong>in</strong> den „hoch entwickelten westlichenLändern“ – e<strong>in</strong> sozialwissenschaftlich gebräuchlicher Begriff, den philosophisch undliterarisch zu reflektieren allerd<strong>in</strong>gs auch noch e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e Herausforderung wäre –zunehmend mehr Menschen wissenschaftlich arbeiten, zum<strong>in</strong>dest „Wissensarbeiter“geworden s<strong>in</strong>d, literarische Texte lesen usw. Daraus folgt nun gewiss nicht e<strong>in</strong>Automatismus zu e<strong>in</strong>er optimistischen Sicht der D<strong>in</strong>ge. Den könnte man vielmehr wohl nurnaiv nennen. Die Nähe von Geist und Macht war zu Beg<strong>in</strong>n der europäischen Aufklärung,also zu Zeiten Voltaires und Diderots, die u. a. über Melchior Grimm, den „Liebl<strong>in</strong>g derFürstenhöfe“ Europas und dessen „Literarischen Korrespondenz“ <strong>in</strong>tensiv von denHerrschenden zur Kenntnis genommen wurden, vermutlich größer als heute. Imausdifferenzierten gesellschaftlichen Funktionsbereich der Politik s<strong>in</strong>d deren Akteure alsManager der Macht heute zudem dermaßen <strong>in</strong> das politische Getriebe e<strong>in</strong>gebunden - nichtanders als anderen Orts die Manager der Wirtschaft, die eher der Erotik des Geldes als derder Macht folgen – dass man den Raum zur reflektierenden Distanz, gar zur Muße, wohlvergeblich suchen wird. Dabei Mag se<strong>in</strong>, dass der Bezug zur Kultur z. T gerade deshalbbesonders akzentuiert wird. Sicherlich suchen manche Künstler auch die Nähe zur Politik,vor allem im Zuge von Wahlkampagnen. Aber man wird eben auch an die diversen Th<strong>in</strong>kTanks er<strong>in</strong>nert. Und die produzieren im Zweifel wohlfeil <strong>immer</strong> e<strong>in</strong> jeweils gewünschtes, unddann sogleich als <strong>sich</strong>er ausgegebenes Wissen und s<strong>in</strong>d damit oftmals meilenweit vom<strong>immer</strong> neuen kritischen Fragen und Wissen-Wollen entfernt, das z.B. die frühe franzö<strong>sich</strong>eAufklärung kennzeichnet. Denkt man etwa an Denis Diderot, der als Philosoph,Enzyklopädist, Schriftsteller noch für e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> vielem ungeschiedenen Zusammenhang vonKunst und Wissenschaft stand, kann man <strong>sich</strong> Unterschiede klar machen. Hans-MagnusEnzensberger oder Umberto Ecco sehen <strong>in</strong> ihm ja mit Gründen geradezu den erstenRepräsentanten der Figur des politischen Intellektuellen.Die modernen Wissensproduzenten der Th<strong>in</strong>k Tanks s<strong>in</strong>d also eher Teil e<strong>in</strong>er falschenSelbstgewissheit der Mächtigen. Wörtlich übersetzt s<strong>in</strong>d „Th<strong>in</strong>k Tanks“ eben Denk-Panzer –und Panzer rollen nieder, was im Wege steht. Die Nähe zu e<strong>in</strong>em Wissen, „aus dem nichtneue Fragen aufkeimen“, das „schnell e<strong>in</strong> totes Wissen“ ist und „die Temperatur (verliert), diedas Leben braucht“ , das Wislawa Szymborska jenen zuschreibt, „die mit e<strong>in</strong>igen lauthalsherausposaunten Parolen um die Macht r<strong>in</strong>gen“, ist hier nicht zu übersehen. Und ThomasJefferson, der für die Verschränkung von kritisch fragendem Wissen und Macht <strong>in</strong> den Zeitender frühen bürgerlichen Revolution wie nur wenige andere steht, hat zu se<strong>in</strong>er Zeit wohlschon mit Gründen davor gewarnt, dass „e<strong>in</strong> auf Wahl beruhender Despotismus“ <strong>sich</strong> als e<strong>in</strong>


ebenso großes und vielleicht als e<strong>in</strong> größeres Übel erweisen werde als die Monarchie.“ BeiHannah Arendt, der bedeutenden politischen Philosoph<strong>in</strong> nach der Nacht des 20.Jahrhunderts, die <strong>in</strong> ihren nachgelassenen Schriften die aktuelle Krise der Politik kenntlichermacht, kann man das nachlesen.Insofern also überwiegt <strong>immer</strong> wieder die Skepsis. Und große Lyrik, oder auch große Prosa,geben ihr allemal Nahrung, aber sie s<strong>in</strong>d zugleich auch nur deshalb große Dichtung, weil diedie Möglichkeit der Veränderung „als Verpflichtung das Licht/und als Möglichkeit das Leben“,kenntlich machen und uns nicht ohne Hoffnung lassen. Sie lebendig zu halten, fordert dannaber <strong>immer</strong> wieder die Anstrengung zum Dialog. Aber da gibt und gab es auch <strong>immer</strong>beides: Es gab die Möglichkeit des monatelangen Dialogs zwischen Denis Diderot undKathar<strong>in</strong>a <strong>in</strong> ihrem Petersburger Palast, und es mag se<strong>in</strong>, dass er am Ende folgenlos blieb.Oder es gab das Wechselspiel zwischen Johann Wolfgang Goethe und dem GroßherzogAugust von Weimar. Aber es gibt auch den Weg des J. M. Re<strong>in</strong>hold Lenz, der aus demgleichen Sturm und Drang der Strassburger Jahre durchs Gebirg der Vogesen <strong>in</strong>s Ste<strong>in</strong>talnach Waldersbach führt und schließlich im Wahns<strong>in</strong>n und frostklirrenden Tod e<strong>in</strong>erMoskauer W<strong>in</strong>ternacht endet. Und es gibt Büchners großartigen Prosatext über diesenradikalen Dichter des Sturm und Drang mit se<strong>in</strong>er Forderung an die Literatur, dass „<strong>in</strong> allemwirkliches Leben“ ist und der Auffassung, dass dies „das e<strong>in</strong>zige Kriterium <strong>in</strong> Kunstsachen“sei, oder es gibt Wolfgang Koeppens Erzählung „Jugend“, die solches Leben und Erlebenaus der Zeit, die den zweiten dreißigjährigen Krieg <strong>in</strong> Europa ermöglichte und <strong>in</strong> ihm dannunterg<strong>in</strong>g noch e<strong>in</strong>mal lebendig werden lässt; oder es gibt eben jene Lyrik als <strong>immer</strong> <strong>in</strong> <strong>sich</strong><strong>bewegt</strong>es Rätsel, an dem wir manchmal streifen, <strong>in</strong> dem uns wirkliches Leben begegnet,zusammen mit dem <strong>immer</strong> neuen Staunen darüber, und gerade nicht e<strong>in</strong>fach der, <strong>immer</strong> nurverme<strong>in</strong>tliche, gewohnte Lauf der D<strong>in</strong>ge. Dieses Staunen aber ist <strong>immer</strong> auch der möglicheAnfang aktiven Ause<strong>in</strong>andersetzens auf Grundlage e<strong>in</strong>es Strebens nach Verstehen undGrenzen unserer Möglichkeiten zu verstehen – also weit jenseits der schlichten Maximeunserer „fortgeschrittenen“ kapitalistischen Moderne, <strong>in</strong> der Wissenwollen <strong>immer</strong> nur daraufh<strong>in</strong>ausläuft, etwas besser, also effizienter und profitabler machen zu können und zu wollen,wie Hannah Arendt geschrieben hat. Poesie, das „rettende Geländer“ der WislawaSczimborska, e<strong>in</strong> Refugium kunst- und deshalb auch genussvoll ermöglichter meditierenderReflexion. Als solche kann sie aber auch Ausgangspunkt für neues Handeln <strong>in</strong> unsererLebenspraxis se<strong>in</strong>.

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