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Winter 2013 - Rudolf Steiner Schule Zürcher Oberland

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Ein WegVon der Schülerin zur Mutter an der RSSZONun stehe ich doch noch vor dieser Aufgabe, eine Art Ehemaligenbericht für dieMitteilungen zu verfassen. Nach spontaner Zusage sitze ich nun in der warmenStube, und es fällt mir schwer, passende Worte zu finden. Einerseits empfinde ichdie bisher erschienenen Lebensläufe sehr spannend, unterhaltsam, interessant undeindrücklich, was auch einen gewissen Zugzwang mit sich bringt. Zudem merke ich,dass ich nicht wie die meisten meiner Vorgänger einen Karriere-orientierten Lebenslaufvorweisen kann. So fällt es mir andererseits schwer, Bezug auf die Erfahrungenals Schülerin sowie als Mutter an der <strong>Steiner</strong>schule in Wetzikon zu nehmen.Mein Aufwachsen auf einem Demeter-Landwirtschaftsbetrieb mit Eltern, die selberbereits die <strong>Steiner</strong>schule in Zürich besucht hatten, und die vielen Diskussionenüber <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong>s Philosophie mit meinem Grossvater machten mir einige Jahrespäter den Entscheid, meine Kinder ebenfalls an dieselbe <strong>Schule</strong> zu schicken,ziemlich leicht und eindeutig.Während dreizehn Jahren (nur ein Kindergartenjahr im uralten Bauernhaus inKempten, bei der lieben Frau Zimmermann) erlebte ich eine wunderbare, friedlicheund abwechslungsreiche Schulzeit. Die Klassengemeinschaft bedeutete mir immerviel und wurde durch eindrückliche Erlebnisse in den Klassenlagern gefestigt.Auch die Fremdsprachen und das Kopfrechnen bei Herrn Zimmermann halte ichin bester Erinnerung. Nur die Sonntagshandlung hinterliess bei mir zur damaligenZeit einen zwiespältigen Eindruck. Fand doch die Handlung im gleichen Raum wieder Eurythmie-Unterricht statt und zudem noch mit einem mir bekannten Lehrer. Inmeinen kindlichen Vorstellungen hatte ich einen richtigen kirchlichen Pfarrer erwartet.Heute sehe ich das natürlich ein wenig anders.Mit flauem Magen und unklaren Vorstellungen über meine Zukunft näherte ichmich dem Ende der Schulzeit. Interessiert am Lernen, versuchte ich einen Übertrittan die Kantonsschule Wetzikon, um dort die Matur zu absolvieren. Doch die Überraschungfolgte postwendend nach der Aufnahmeprüfung und den ersten Noten inmeinem jungen Leben. Nicht bestanden, hiess es da in einem kurzen Brief. So standich vor der grossen Herausforderung, meine Zukunft ohne <strong>Schule</strong> zu gestalten.Zuversichtlich und voller Abenteuerlust entschied ich mich für ein Au-pair-Jahrim fernen kalifornischen Amerika bei einer mir unbekannten Familie. Die Vorstellung,weit weg von meiner grossen Familie, meinem Nest, meiner Schulgemeinschaftund meinen Freunden zu sein, fühlte sich verlockend an. Nach anfänglichschmerzhaftem Heimweh und einigen Tränen entdeckte ich dann aber die traumhafteLandschaft Amerikas mit ihrer unglaublichen Weite, dem Meer und den Bergen.Ich besuchte Kunstkurse am City College in Santa Barbara und lebte als Aupair-Mädchenin einer lieben amerikanischen Familie. Mit einer neu gewonnenenFreundin teilte ich das Leben an einem anderen Ort dieser Welt und fing an, esrichtig zu geniessen. So lernte ich meinen ersten Mann kennen.Zurück in der Schweiz arbeitete ich jeweils in einem Kulturrestaurant und reistemit gespartem Geld wieder in die Weite Kaliforniens.Fasziniert vom künstlerischen und malerischen Handwerk, fand ich in der Schweizeine Lehrstelle zur Graphikerin. Doch es kam wiederum anders als geplant. Meineberufliche Karriere sollte nicht einmal gestartet werden. Dafür begann jene alsMutter. Unser erster Sohn kam im Jahr 2000 auf die Welt.Ich war überwältigt, ein kleines Menschlein in meinen selber noch jungen Armen(ich war 22-jährig) zu halten. Dieses zarte Geschöpf, vollkommen ausgeliefert.Eine unglaubliche Verantwortung. So folgten noch zwei weitere Kinder.In dieser Zeit lebten mein Mann und ich hauptsächlich in der Schweiz. Ich arbeiteteim Teilpensum auf dem Hof Wagenburg, meinem elterlichen Hof. Ich schätztedie Arbeit mit den betreuten Menschen, welche mir seit Kindesalter bekannt war.Aber auch das Wirken im Hofladen, der Landwirtschaft und das Leben in der Gemeinschaftmit seiner Abwechslung und Vielfalt erfüllten mich immer wieder von Neuem.Im Jahr 2008 brach meine kleine Familienwelt auseinander. Nach einer schwierigenZeit, kurz vor meinem dreissigsten Geburtstag, trennte ich mich von meinemEhemann. Geplagt von vielen Zweifeln bezüglich Trennung und deren Auswirkungauf die Kinder, ihr Nestlein, ihre Sicherheit und dem Verlust des Familienbildes,durchlebte ich diese Zeit. Mein Mann reiste zurück in sein Heimatland und lebtseither dort. Trotz der vielen Ängste und Zweifel sind wir alle nicht zerbrochen,sondern leben weiter und sind zufrieden.Im Frühling 2010 besuchte ich einen Alpkäsekurs im Berner <strong>Oberland</strong> und reistemit bescheidenem Gepäck, meinem neuen Lebenspartner und den Kindern aufeine wunderschöne Alp im Simmental. Dort lebten wir vier Monate mit Kühen undRindern, krampften, melkten, kästen, butterten, hirteten, kochten und heizten.Der Natur und dem Wetter ausgeliefert, erlebten wir einen alpenfiebrigen Sommer1213

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