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Schreiben im Krieg Schreiben vom Krieg - Universidade de ...

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196 Zwei Fronten, ein <strong>Krieg</strong>?obert wor<strong>de</strong>n war. Das hin<strong>de</strong>rte die spanischen Freiwilligen allerdings nicht daran, diepolnischen Bauern gelegentlich zu bestehlen o<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Bäuerinnen gegen Geld Liebesdienstezu verlangen.⁷ Aber das polnische Volk, das 1939 gleichermaßen ein Opfer<strong>de</strong>r Sowjets und <strong>de</strong>r Deutschen gewor<strong>de</strong>n war, wur<strong>de</strong> ganz selbstverständlich als eineuropäisches Volk beschrieben.Was war mit <strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n? Die spanischen Freiwilligen sahen bei ihren Fußmärschendurch das östliche Polen große Ghettos, wie z. B. Grodno und Oszmiania (heute Hrodnaund Oshmyany, Weißrussland). Auch in Vilnius und Riga, wo große Lazarette für diespanischen Truppen eingerichtet wor<strong>de</strong>n waren, gab es Ghettos, in <strong>de</strong>nen aus Mitteleuropa<strong>de</strong>portierte Ju<strong>de</strong>n lebten. Die Spanier hatten ohne große Hemmungen Umgangmit <strong>de</strong>r jüdischen Bevölkerung, um gelegentlich Waren mit ihnen zu tauschen o<strong>de</strong>rihre Dienste in Anspruch zu nehmen; und in einigen Fälle pflegten Freiwillige sexuelleBeziehungen zu jüdischen Frauen, zum Entsetzen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Offiziere <strong>de</strong>s Verbindungsstabeszur Wehrmacht.⁸ Aber diese Erfahrungen bewirkten keine grundsätzlicheVerän<strong>de</strong>rung <strong>im</strong> kulturellen Antisemitismus <strong>de</strong>r spanischen Faschisten.⁹In ihren Feldpostbriefen erwähnten die Spanier die Ju<strong>de</strong>n meistens nicht, doch ineinigen Tagebüchern fin<strong>de</strong>t man Bemerkungen zur Lage <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n besetztenOstgebieten Polens. In <strong>de</strong>r Regel nahmen die Spanier durchaus wahr, dass die Ju<strong>de</strong>nvon <strong>de</strong>n Deutschen ganz ein<strong>de</strong>utig diskr<strong>im</strong>iniert wur<strong>de</strong>n, doch meistens reagierten siemit Desinteresse. Es scheint, als hätten es die Divisionäre als selbstverständlich empfun<strong>de</strong>n,dass die Ju<strong>de</strong>n einen sechszackigen gelben Stern tragen mussten o<strong>de</strong>r dass sie<strong>de</strong>n Bürgersteig nicht betreten durften. Statt<strong>de</strong>ssen beschrieben die Soldaten vor allemdas Aussehen <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n und ihre Art, sich zu klei<strong>de</strong>n – in diesen Städten lebten vorallem orthodoxe Ju<strong>de</strong>n –, ihre Armut und ihre schicksalsergebene Demut, stereotypeElemente <strong>de</strong>s Bil<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n <strong>im</strong> konservativen spanischen Gedankengut. Vor allemäußerten die Spanier kein Mitleid; ganz <strong>im</strong> Gegenteil beschrieben z. B. die FalangistenEnrique Menén<strong>de</strong>z Gundín und Jesús Martínez Tessier die Armut <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n in fastneutralem Ton. Der erste schrieb am 31. August 1941, dass in <strong>de</strong>r Stadt Grodno »vieleJu<strong>de</strong>n leben, die eine Armbin<strong>de</strong> tragen […] Sie betrachten uns mit <strong>de</strong>m ganzen Hass7 José Manuel Castañón: Diario <strong>de</strong> una aventura (con la División Azul 1941–1942), Gijón 1991,186.8 <strong>Krieg</strong>stagebuch <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Verbindungsstabes bei <strong>de</strong>r spanischen Division 250, 13.8.1941–24.7.1942, Eintrag <strong>vom</strong> 1.9.1941, in: Bun<strong>de</strong>sarchiv-Militärarchiv (BA-MA), Freiburg <strong>im</strong> Breisgau,RH 26–250/2.9 Vgl. Xosé-Manoel Núñez: Sharing or Witnessing Destruction? The Blue Division and the NaziHolocaust, in: A. Gómez López-Quiñones/S. Zepp (Hg.): The Holocaust in Spanish Memory.Historical Perceptions and Cultural Discourse, Leizpig 2010, 65–84.

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