Kulturzentrum <strong>de</strong>sRioja-Weins(CCR)45Ohne kaum einen Schritt weitergehen zu müssen, können Sie <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Kreuzung <strong>de</strong>rStraßen Ruavieja und Merca<strong>de</strong>res aus das Kulturzentrum <strong>de</strong>s Rioja-Weins betrachten,das sich - wie könnte es auch an<strong>de</strong>rs sein - direkt neben jenem magischen Ort befin<strong>de</strong>t,wo Luciano Murrieta seine ersten Rioja-Weine <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Ära gekeltert hatte. Nurfünf Minuten vom Stadtzentrum entfernt, im Herzen <strong>de</strong>r Altstadt wird das KZR <strong>von</strong> <strong>de</strong>nStraßen Merca<strong>de</strong>res, Ruavieja und Marqués <strong>de</strong> San Nicolás sowie <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Rückseite <strong>de</strong>sCasinos gesäumt.Das Gebäu<strong>de</strong>, ein Werk <strong>de</strong>s Architekten Jesús Marino Pascual, erhebt <strong>de</strong>n Anspruch,ein internationaler Bezugspunkt <strong>de</strong>r Rioja-Weinkultur zu sein und trägt gleichzeitig zurstädtischen, sozialen und kulturellen Wie<strong>de</strong>rbelebung <strong>de</strong>r Altstadt bei.Aus architektonischer Sicht ist seine Hauptfassa<strong>de</strong> einem großen Flaschenlagernachempfun<strong>de</strong>n und symbolisiert damit die I<strong>de</strong>ntität dieses kulturellen Raums. Dasrestaurierte Gebäu<strong>de</strong> integriert in sich <strong>de</strong>n ehemaligen Palast <strong>de</strong>r Familie Yanguas,welcher <strong>de</strong>n Reichtum <strong>de</strong>r Gesellschaft <strong>Logroño</strong>s im 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>utlichwi<strong>de</strong>rspiegelt. Das große unterirdische Kellergewölbe, das einst zur Lagerung <strong>de</strong>rWeine diente, ist heute ein wichtiger Bestandteil <strong>de</strong>s Zentrums und weist darauf hin,wie wichtig die Weinbereitung damals für die wirtschaftliche Entwicklung <strong>de</strong>r Stadt zuwer<strong>de</strong>n begann.Trotz seiner Integration und damit Verwandlung in ein zentrales Element <strong>de</strong>sKulturzentrums <strong>de</strong>s Rioja-Weins hat <strong>de</strong>r Palast <strong>de</strong>r Familie Yanguas seine wichtigstenarchitektonischen Bestandteile bewahrt: die Vorhalle, <strong>de</strong>n Torbogen, das Treppenhaus,das Kellergewölbe, das Dach sowie <strong>de</strong>r Eckbalkon, welcher die Straßen Merca<strong>de</strong>res undRuavieja miteinan<strong>de</strong>r verbin<strong>de</strong>t und dank seiner beson<strong>de</strong>ren, äußerst atypischen undunüblichen Bauweise ein ganz beson<strong>de</strong>res architektonisches Detail darstellt.Bei <strong>de</strong>n archäologischen Untersuchungen, die <strong>de</strong>m Bau <strong>de</strong>s Kulturzentrumsvorangingen, wur<strong>de</strong> eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Anzahl unterirdischer Infrastrukturen freigelegt,die <strong>de</strong>r damaligen Weinbereitung dienten. Dazu gehören neben <strong>de</strong>n Kellergewölbenauch Kelter, Lagergefäße, Pressen, Amphoren, an<strong>de</strong>re Weinbehälter und Gläser,die entwe<strong>de</strong>r direkt ins Kulturzentrum <strong>de</strong>s Rioja-Weins integriert, o<strong>de</strong>r datiert undrestauriert wur<strong>de</strong>n.Das Kulturzentrum <strong>de</strong>s Rioja-Weins ist in seinem Inneren um einen großen zentralenInnenhof angelegt, <strong>de</strong>r sich auf alle drei Straßen öffnet: Merca<strong>de</strong>res, Ruavieja undMarqués <strong>de</strong> San Nicolás. Um diesen Hof verteilen sich alle Räumlichkeiten <strong>de</strong>s Zentrums,und gleichzeitig ist er die i<strong>de</strong>ale Kulisse für Veranstaltungen ganz verschie<strong>de</strong>ner Art, wiebeispielsweise Vorträge, Präsentationen, Filmvorführungen, Konzerte und eine Vielzahlan<strong>de</strong>rer, mit <strong>de</strong>m Wein und seiner Kultur zusammenhängen<strong>de</strong>r Aktivitäten.Das Dach über <strong>de</strong>m Innenhof ist transparent und bewahrt in seiner Konzeptiondie übliche Geometrie <strong>de</strong>r restlichen Altstadtgebäu<strong>de</strong>. Dieses Dach dient auch als„Leinwand“ für die Projektion eines Dokumentarfilms mit <strong>de</strong>m Titel „Die Kuppel <strong>de</strong>sRioja-Weins“.Das Untergeschoss ist nach <strong>de</strong>m Vorbild <strong>de</strong>r ehemaligen unterirdischen Weinkellergestaltet, welche die ganze Altstadt durchziehen und in <strong>de</strong>nen die Rioja-Weineheranreiften. Zwei bei <strong>de</strong>n archäologischen Ausgrabungen ent<strong>de</strong>ckte ursprünglicheKellergewölbe wur<strong>de</strong>n restauriert und in das thematische Zentrum perfekt integriert.Das Kulturzentrum <strong>de</strong>s Rioja-Weins öffnet seine Tore im Rahmen konkreterVeranstaltungen und programmierter Aktivitäten.Die enge Beziehung zwischen <strong>de</strong>r Stadt und <strong>de</strong>r Weinkultur kommt auch an <strong>de</strong>rUniversität zum Ausdruck. Der Campus <strong>de</strong>r UR (Universität <strong>von</strong> La Rioja) befin<strong>de</strong>t sichim Osten <strong>de</strong>r Stadt und setzt sich aus neuen Gebäu<strong>de</strong>n sowie aus älteren Bautenzusammen, welche gekonnt restauriert und für die Universität zurückgewonnenwur<strong>de</strong>n. Umrahmt wird <strong>de</strong>r Campus durch eine attraktive Gartenanlage. Önologie,Agraringenieurwesen sowie ein Master in Weintourismus sind einige <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Rioja-Wein in Verbindung stehen<strong>de</strong>n Studiengänge, die an <strong>de</strong>r UR angeboten wer<strong>de</strong>n. DerCampus <strong>de</strong>r UR ist auch Treffpunkt zahlreicher Erasmus-Stu<strong>de</strong>ntinnen und Stu<strong>de</strong>ntenaus verschie<strong>de</strong>nsten Län<strong>de</strong>rn, die <strong>de</strong>m Prestige eines <strong>de</strong>r weltweit angesehenstenWeinbaugebiete folgend hier ihre Studien über Weinbau und Weinbereitung erweiternund ergänzen.4WeinboutiquenDie Verankerung <strong>Logroño</strong>s in<strong>de</strong>r Weinkultur spürt man inje<strong>de</strong>r Gasse, an je<strong>de</strong>r Ecke <strong>de</strong>rAltstadt, wo <strong>de</strong>r Besucher immerwie<strong>de</strong>r auf Weinboutiquen undWeinfachgeschäfte stößt. Hierwer<strong>de</strong>n Sie gerne beraten un<strong>de</strong>rhalten aus <strong>de</strong>r Hand <strong>de</strong>r bestenWeinkenner <strong>de</strong>n für je<strong>de</strong>n Anlassjeweils passendsten Rioja-Wein.Kontrollrat <strong>de</strong>rQualifiziertenHerkunftsbezeichnungRiojaIm Stadtviertel namensCascajos, im Sü<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Stadt,befin<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r Sitz <strong>de</strong>sKontrollrates <strong>de</strong>r QualifiziertenHerkunftsbezeichnung Rioja. Eshan<strong>de</strong>lt sich dabei um das Organ,das die Traubenproduktion und dieWeinbereitung überwacht und prüft,ob die Qualitätsanfor<strong>de</strong>rungenan einen Rioja-Wein je<strong>de</strong>rzeiteingehalten und garantiert wer<strong>de</strong>n.Die erste Urkun<strong>de</strong>, die mit <strong>de</strong>mQualitätsschutz <strong>de</strong>r Rioja-Weinezusammenhängt - eine ArtQualitätsgarantie - datiert aus<strong>de</strong>m Jahre 1650. Viel später, bereitsAnfang <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts, wur<strong>de</strong>1902 ein königliches Dekret über <strong>de</strong>nRioja-Wein erlassen. Schließlich kames im Jahr 1926 zur Gründung <strong>de</strong>sKontrollrates (Consejo Regulador),<strong>de</strong>r mit folgen<strong>de</strong>n Aufgabenbetraut wur<strong>de</strong>: Begrenzung <strong>de</strong>sHerkunftsgebiets Rioja sowieKontrolle und Empfehlunggesetzlicher Maßnahmen, welchegegen die Fälscher <strong>de</strong>s NamensRioja ergriffen wer<strong>de</strong>n sollten. ImJahr 1945 erhielt <strong>de</strong>r Kontrollrat einegesetzliche Struktur.1953 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kontrollrat <strong>de</strong>finitivzum offiziellen Kontrollorganerklärt und begann, dieGrundlagen einer mo<strong>de</strong>rnen un<strong>de</strong>ffizienten Qualitätsgarantieaufzubauen. Schließlich erhielt dieHerkunftsbezeichnung Rioja im Jahr1991 durch einen Ministerbeschlussals erstes AnbaugebietSpaniens <strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>renRang einer „Qualifizierten“Herkunftsbezeichnung.
<strong>Logroño</strong>und <strong>de</strong>rJAKOBSWEGMo<strong>de</strong>rnität, verstan<strong>de</strong>n als kontinuierlicherFortschritt in je<strong>de</strong>r Zeitepoche, ist das Konzept,welches <strong>de</strong>n Jakobsweg am besten <strong>de</strong>finiert.Zumin<strong>de</strong>st trifft dies auf <strong>Logroño</strong> ab <strong>de</strong>m10. Jahrhun<strong>de</strong>rt zu, als die mutmaßlicheAnwesenheit <strong>de</strong>s Apostels Jakobus einengewaltigen Pilgerstrom aus ganz Europa nachSantiago <strong>de</strong> Compostela zur Folge hatte.<strong>Logroño</strong> erlebte diese Blüte <strong>de</strong>s Jakobswegsund wur<strong>de</strong> vom wirtschaftlichen, aber auchkünstlerischen, kulturellen und sozialen Aufschwungvoll erfasst. Der Jakobsweg wur<strong>de</strong> zum wichtigstenBin<strong>de</strong>glied zwischen Europa und Spanien, und dieStadt <strong>Logroño</strong> verstand sich ausgezeichnet darauf,ihren privilegierten Standort auszunutzen.Schritt für Schritt baute <strong>Logroño</strong> ein effizientesDienstleistungsnetz aus, das es <strong>de</strong>r Stadt ermöglichte,die ankommen<strong>de</strong>n Pilger zu versorgen. Dafür wur<strong>de</strong>ndie Stadtzugänge und das Straßennetz verbessert.Die Stadt erhielt eine sehr offene Struktur, die sieauch heute noch charakterisiert. Der Jakobsweg hatauch in <strong>de</strong>r Gegenwart seine Werte bewahrt undbegünstigt weiterhin die Städte und Dörfer, die ihnsäumen. Der Tourismus und das Gastgewerbe habenstark an Be<strong>de</strong>utung gewonnen, und gleichzeitig ist<strong>de</strong>r Austausch kultureller und sozialer Werte im Laufe<strong>de</strong>r Zeit nie abgebrochen.Wenn sich die Pilger heute <strong>de</strong>r Stadt <strong>Logroño</strong> nähern,lassen sie die Anhöhe <strong>de</strong>s Monte Cantabria linksliegen. Auf diesem symbolträchtigen Berg wur<strong>de</strong>neinst die ersten Siedlungen in unmittelbarer Nähe<strong>de</strong>r heutigen Stadt errichtet.Der Jakobsweg hat im Laufe <strong>de</strong>r Geschichte diesoziale, kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung<strong>de</strong>r an seiner Route liegen<strong>de</strong>n Ortschaftenwesentlich beeinflusst und geför<strong>de</strong>rt. Denn die Pilgerreisten nicht allein, son<strong>de</strong>rn in Begleitung ihrer I<strong>de</strong>en,ihres Wissens, ihrer Kenntnisse, ihrer Kultur, ihrerKunst und selbstverständlich auch ihrer Fähigkeiten,um sich das tägliche Brot zu verdienen. Auf dieseWeise begrün<strong>de</strong>te <strong>de</strong>r Jakobsweg einen regen undwertvollen Austausch <strong>von</strong> Erfahrungen und Waren,handwerklichen und gewerblichen Fähigkeiten,künstlerischen Ten<strong>de</strong>nzen und wissenschaftlichenEnt<strong>de</strong>ckungen.Die Pilger belebten das wirtschaftliche Leben <strong>de</strong>rOrtschaften und <strong>de</strong>r unaufhörliche Pilgerstrombegrün<strong>de</strong>te die Entstehung neuer wirtschaftlicherTätigkeiten. Auf ihrer Reise nach Santiago benötigtendie Reisen<strong>de</strong>n Verpflegung, Ruhe und Unterkunft,und so entstan<strong>de</strong>n längs <strong>de</strong>s Pilgerwegeszahlreiche Gasthäuser, Hospizen, Lä<strong>de</strong>n, Märkteund Messen sowie alle an<strong>de</strong>ren Dienstleistungen,die notwendig waren, um die Bedürfnisse <strong>de</strong>runzähligen Pilger auf ihrem Weg ans Jakobsgrabzufrie<strong>de</strong>n zu stellen. Ohne zu vergessen, dass <strong>Logroño</strong>zu<strong>de</strong>m <strong>de</strong>n Rang einer Grenzstadt inne hatteund Sitz <strong>de</strong>s Heiligen Gerichts <strong>de</strong>r Inquisition war.5Der Monte Cantabria ist ein einzigartigerAussichtspunkt über die Stadt. Er erhebtsich im Nordosten <strong>von</strong> <strong>Logroño</strong> und ist vomstädtischen Friedhof aus über einen Wegeinfach zu erreichen. Die dort realisiertenarchäologischen Ausgrabungen habenZeugnisse <strong>von</strong> vorrömischen Siedlungen aus<strong>de</strong>m 3. Jahrhun<strong>de</strong>rt v. Chr. zu Tage gebracht.Es han<strong>de</strong>lte sich dabei um <strong>de</strong>n keltischenVolksstamm <strong>de</strong>r Beronen. Ganz oben auf<strong>de</strong>m Monte Cantabria wur<strong>de</strong>n Überreste <strong>von</strong>run<strong>de</strong>n Feuerstätten und handgemachterKeramikgefäße gefun<strong>de</strong>n. Die Beronen lebten<strong>von</strong> <strong>de</strong>r Landwirtschaft - sie bauten Weizen,Gerste und Hirse an - und <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Viehhaltungmit Schafen, Ziegen und Schweinen. DieAusgrabungsarbeiten legten auch eineGrabplatte frei, auf <strong>de</strong>r die Zeichnung einesPfer<strong>de</strong>s zu sehen ist. Es scheint, die Beronenhätten darauf vertraut, nach ihrem Tod über einPferd zu verfügen, um damit in aller Ewigkeit<strong>de</strong>r Jagd nachgehen zu können.In <strong>Logroño</strong> angelangt, nimmt das StadtviertelSan Antonio <strong>de</strong>n Pilger in Empfang und führtihn zur Steinbrücke, an <strong>de</strong>ren nördlichem En<strong>de</strong>zwei Zollhäuschen zu sehen sind. Diese kleinenGebäu<strong>de</strong> aus Qua<strong>de</strong>rstein dienten früher <strong>de</strong>mEinziehen <strong>de</strong>r städtischen Zölle und sind heuterestauriert. Das östliche beherbergt jetzt eineInformationsstelle für die Pilger.