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Herman Löns - Detlef Münch

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Magazin18<strong>Detlef</strong> <strong>Münch</strong>Vor 100 Jahren: HERMANN LÖNS und seinumweltpädagogisches Wirken zum Schutz derheimischen HerpetofaunaHERMANN LÖNS (1866-1914) war nicht nur einherausragender Heimat- und Tierdichter, sondernauch ein guter Kenner der niedersächsischenTierwelt und einer der ersten Naturschützerin Deutschland (KLEIN, 1986). So war er nachBECKMANN (1988) ein bedeutender westfälischerMalakologe (Weichtierforscher) und hatte seinezoologischen Schwerpunkte daneben besondersin der Säugetier- und Vogelkunde, die er auchin zahlreichen belletristischen Skizzen z.B. in„Mümmelmann“ (1909) und „Was da kreucht undfleucht“ (1909) darstellte. Dass er daneben einigekurze Erzählungen mit herpetologischem Inhaltverfasst hat und sich schon 1909 für den Schutzdieser „Ekeltiere“ stark gemacht hat, dürfte denheutigen Lesern weitestgehend unbekannt sein.Deshalb seien seine Texte mit herpetofaunistischenSkizzen hier kurz vorgestellt.Die Erhaltung der Tierwelt (LÖNS, 1909)Dieser Vortrag ist 1909 als 11-seitige Flugschriftdes Dürer- Bundes zur ästhetischen Kultur Nr. 45erschienen und 1924 in dem Nachlassband „FürSippe und Sitte“ (LÖNS, 1924) nachgedruckt worden.Er zählt neben dem 1911 gehaltenen Vortrag„Der Naturschutz oder die Naturschutzphrase“(KLEIN, 1986) und den ebenfalls in obigem Nachlassbandgesammelten Aufsätzen „Der Schutzder Heimat“, „Der Harzer Heimatpark“ und „Naturschutzist Rasseschutz“ zu seinen wichtigstenNaturschutztexten.Zwar nehmen in der Flugschrift die Gefährdungder heimischen Vogel- und Säugetierwelt den größtenRaum ein, doch LÖNS hat auch eine treffendeCharakterisierung der heute noch teilweise zutreffendenGefährdung der heimischen Herpetofaunagegeben und, wohl auch als einer der Ersten, einenumweltpädagogischen Schutzvorschlag gemacht:„Trauriger noch, als mit unserer Vogelwelt, stehtes mit den Kriechtieren und Lurchen. Unsereunschädlichen Schlangen, die glatte Natter unddie Ringelnatter, werden über kurz oder lang beiuns ausgestorben sein. Einmal werden sie totgeschlagen,wo sie sich sehen lassen, weil man sieimmer mit der Kreuzotter verwechselt. Hier mussdie Schule einsetzen, und in jeder Klasse müsstengute, mit Erläuterungen versehene Abbildungenunserer Schlangen hängen.Dann aber sorgen die Aquarien- und Terrarienhändlergründlich für die Ausrottung unsererSchlangen und Eidechsen. Es ist kaum glaublich,was in Hannover allein jährlich zusammengefangenund an Dilettanten, die die Tierchen meistverkommen lassen, verkauft wird. Der AquarienundTerrariensport ist zum großen Teil nichts wieeine sinnlose Faunenausräuberung, die es fertiggebracht hat, dass rund um Hannover die hübscheZauneidechse, die harmlose Blindschleiche und derniedliche Laubfrosch fast oder ganz ausgerottetsind. Vor zehn Jahren hörte man im Mai überalldie Laubfrösche meckern, heute hört man nur nochselten einen in der Nähe der Stadt.Auch der prächtige Salamander wird in solchenMengen in unseren Bergwäldern fortgefangen,dass er von Jahr zu Jahr seltener wird und baldvielleicht ganz verschwunden ist.Jeder dritte Junge, auch der, der kein inneresInteresse daran hat, schafft sich ein Terrariuman, quält darin die unglücklichen Insassen, undlässt sie schließlich halb tot irgendwo, wo siekeine Existenzbedingungen finden, laufen. Ebensowird mit den Wassermolchen verfahren. In jedemFrühling wird jeder Tümpel nach ihnen abgekätschert.Tausende und Tausende dieser harmlosenTierchen werden in die Stadt geschleppt und inunzweckmäßiger Weise gehalten, bis sie entwederverhungern oder den Kindern langweilig werden,um dann fortgeworfen zu werden.Hier könnte die Schule sehr gut wirken, indemsie einmal die Kinder auf das Schädliche diesesSammelunfugs aufmerksam macht, dann aberauch durch die Anlage zweckmäßig eingerichteterAquarien und Terrarien in den Schulen, wie es hierund da schon geschieht; auch die Aquarien- undTerrarienvereine sollten sich bemühen, in dieserAngelegenheit erzieherisch zu wirken. Wird nichtauf irgendeine Art dem Sammelunfug Einhalt getan,so bleibt von unserer ganzen Amphibien- undReptilienfauna weiter nichts übrig als Gras- undWasserfrosch, Erdkröte und Kreuzotter.“Die vier genannten Arten diskriminiert LÖNSallerdings dann später im Text als „Tierproletariat“;14 (2006) Heft 3


19Magazindies aber wahrscheinlich wohl nur, um den „Wert“der selteneren gefährdeteren Arten zu erhöhen undihnen mehr Aufmerksamkeit zu schenken.Der zweckmäßige Meyer (LÖNS, 1911)Auch in diesem „schnurrigen Buch“ sind mit„Ein Naturfreund“, „Die Forscher“ und „Quaaks“einige belletristische Skizzen mit herpetologischenInhalt enthalten, worin <strong>Löns</strong> ebenfalls, aber diesmalauf humorvolle Art und Weise Umweltpädagogikbetreibt.In „Ein Naturfreund“ persifliert LÖNS in amüsanterWeise die allerdings tragische Gefährdungder Herpetofauna durch einen so genannten Naturfreund,der Laubfrösche, Berg- Kamm – undFadenmolche, Eidechsen und Feuersalamander zumNebenverdienst sammelt, um sie dann an Händlerzu verkaufen. Auch beschwert er sich, dass es immerweniger Lurche würden und er immer weiterfahren müsste, um welche zu finden und dass dieAbb.1. Originaleinband „Der zweckmäßigeMeyer“ aus dem Adolf SponholzVerlag 1911Schuljungs durch ihre Sammelei ihm das Geschäftvermasseln würden.LÖNS´ Schilderungen in der Erzählung über dieGras- und Moorfrösche sind ebenfalls köstlich:„...während in dem vertrockneten Schilfe dieGrasfrösche sich dem Fortpflanzungsgeschäftehingaben und dabei derartig murrten, als sei ihnendiese Tätigkeit auf das äußerste zuwider, wasnachweislich nicht der Fall ist.“„Die Liebe hatte ihm nicht nur die Hautstrukturverändert, so dass er so blau aussah wie Steinöl, dasin der Sonne steht, sondern ihm auch den Verstandgetrübt, und so merkte er erst, als ich ihn zwischenden Fingern hielt, dass er einen dummen Streichbegangen hatte. ... und als ich ihm mit Daumenund Zeigefinger um die Taille fasste, schienen süßeErinnerungen in seinem Gehirn Form anzunehmen,denn er erhob ein zärtliches Schnurren.“In „Die Forscher“ beschreibt LÖNS humorvolldie abenteuerliche Tümpelfahrt der Kinder AugustDusendahl, Heinrich Fricke, Aadje und ZieschenSchlöber, die durch den Fang eines wunderschönenBergmolchs und eines großen Kammmolchsbelohnt wird.Hatte LÖNS in „Mümmelmann“ dem Feldhasenein literarisches Denkmal gesetzt, so ist ihm dasmit „Quaaks“ für den Teichfrosch Rana esculentagelungen, der in eine als Gartenteich fungierendeebenbündig in den Boden eingelassene Zinkwanneeinwandert. Hier beschreibt LÖNS in seiner bekannten,humoristischen Manier den Jahresverlaufdieser Grünfroschart, die sich schließlich an einemzu großen Regenwurm verschluckt und eingeht.Aus pädagogischer Sicht weist LÖNS hier nochauf den Unfug hin, weitere Amphibienarten wieLaubfrosch, Knoblauchkröte oder Grasfroschkaulquappenin einen kleinen Gartenteich zusetzen, da der gefräßige Grünfrosch diese allesamtverspeist.Fazit: <strong>Löns</strong> 2006Zwar zählt das Wegfangen von Amphibien heutenicht mehr zu den wesentlichen Gefährdungen derheimischen Herpetofauna, doch ist der LÖNS´scheAnsatz, durch Schulterrarien und TerrarienvereineKindern und Jugendlichen Amphibien und Reptiliennäher zu bringen heute noch genauso aktuell wievor 100 Jahren. Nur ist es aufgrund der strengennaturschutzrechtlichen Bestimmungen heute kaummöglich, ohne großen Schriftaufwand heimischeAmphibien und Reptilien zu zeigen, so dass dieLehrerschaft eher auf exotische Amphibien undReptilien ausweicht. Ein Schulteich könnte auchhier Abhilfe schaffen.Wurden in den 80er- und 90er-Jahren nochzahlreiche Amphibien für den eigenen Gartenteich14 (2006) Heft 3


Magazin20gefangen, so ist es heute schon eine absolute Seltenheit,einmal Kindern zu begegnen, die Frösche,Kröten oder Molche fangen, da diese wohl liebervor dem PC oder der Glotze hocken. Eine bedauerlicheEntwicklung, da man nur das schützenwird, was man auch kennt. Deshalb ist auch nach100 Jahren HERMANN LÖNS nach wie vor aktuellund jedem an der Herpetologie, Terrarienkundeund Umweltpädagogik Interessierten wärmstenszu empfehlen.SchriftenBECKMANN, K. H. (1988): <strong>Herman</strong>n <strong>Löns</strong>. Einbedeutender westfälischer Malakologe. – Hemmen,Wiesbaden.KLEIN, F. (1986): Das neue <strong>Herman</strong>n-<strong>Löns</strong>-Brevier.– Landbuch, Hannover.LÖNS, H. (1909): Die Erhaltung der Tierwelt.– Flugschrift des Dürer-Bundes zur ästhetischenKultur Nr. 45, 11 S., <strong>Münch</strong>en.— (1911): Der zweckmäßige Meyer. – AdolfSponholz, Hannover.— (1924): Für Sippe und Sitte. – Adolf Sponholz,Hannover.AutorDETLEF MÜNCHPostfach 50016344201 DortmundE-Mail: synergen@web.deDGHT-Jahrestagung 2006Wie Sie unserem diesjährigen Tagungsführer,der Anfang August an alle DGHT-Mitgliederverschickt worden ist, entnehmen konnten, istdas Tagungsprogramm auch dieses Jahr wiederausgesprochen interessant und sicherlich eineReise wert. Bitte kümmern Sie sich rechtzeitigum eine Übernachtungsmöglichkeit, damit Sieauch den traditionell gut besuchten GeselligenAbend – mit reichhaltigem Gala-Diner – nichtverpassen. Bei weiteren Fragen stehen Ihnen dieDGHT-Geschäftsstelle, Tel. 02225-703333, E-Mail: gs@dght.de oder der Tagungskoordinatorder DGHT, Dr. BEAT AKERET, E-Mail: beat@akeret.ch zur Verfügung.AG Iguana – LeitungswechselDie Leitung der DGHT-AG Iguana hat gewechselt.Nachfolger des langjähringen Leiters, Dr.GUNTHER KÖHLER, sind seit Ende Mai 2006 Dr.TOBIAS EISENBERG und HEIKO WERNING. WeitereInformationen hierzu in der nächsten Ausgabeder „elaphe“.!!!NICE PRICE!!!Amivit-Afür Amphibienstatt 9,90jetztHumidityControl IIstatt 66,90jetztEpiWeb ist die umweltfreundlicheAlternativezu Xaxim.!!!NEU!!!Fogmasterstatt 59,90jetztTerralighteconomyT5, 28 W, komplettstatt 52,90DIE OPTIMALEALTERNATIVEZU XAXIMEpiWeb eignet sichsehr gut für die Kultivierungvon Epiphyten.E.N.T. Terrarientechnik GmbHBestellhotline : 02851-965 880www.terrarientechnik.deAngebot gültig vom 01.08.06 bis 31.08.06, Irrtümer vorbehaltenwww.internet-fabrik.com14 (2006) Heft 3

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