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SHIBUYA: NEW GENERATION THE TOKIO – - hebbel am ufer

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Sie haben noch weitere originelle Ideen umgesetzt.Vor dem Büro des Unipräsidenten, der nicht zur Verhandlung mitunserer Gruppe bereit war, haben wir besonders stinkende Delikatessenfischegegrillt.Am Tag der Offenen Tür hat die Univerwaltung eine Veranstaltung fürSchüler durchgeführt unter der Maßgabe, hier könne man sich Kompetenzenaneignen, mit denen man gute Chancen habe, Stellen in Großunternehmenzu bekommen. Ich fand dies problematisch, weil Studenten,die sich wegen dieser „Vorteile“ für die Hosei Universität entscheiden,vermutlich langweilig sind und die Uni dadurch noch schlechter wird.Wie sind Sie dazu gekommen, sich für den Stadtraumals Ort für ihre Aktivitäten zu interessieren?Während des Studiums hatte ich kaum das Bewusstsein, Bewohnermeiner Stadt zu sein. Als ich aber anfing zu arbeiten, nahm ich mehrvon meiner Umgebung wahr und von dem Ort, an dem ich lebte. Dabeihabe ich immer wieder merken müssen, dass jedes Handeln Geldkostete. Früher hat man <strong>am</strong> Bahnhofsplatz spontan Gitarre gespielt oderKleinigkeiten verkauft, ohne Probleme und Beschwerden. Aber jetztist es nicht mehr so. Am Bahnhof gibt es z.B. keine Plätze mehr, an denenman sich kostenlos aufhalten kann. Die ehemaligen öffentlichen Warteräumesind jetzt ausnahmslos durch Starbucks oder sonstige Cafékettenbesetzt. Wenn wir im Park mit Freunden herumstehen, kommt diePolizist und stellt uns Fragen. Aber der öffentliche Raum ist doch derOrt, den jeder Bürger ohne zu bezahlen nutzen kann <strong>–</strong> und genaudaraus entsteht Kultur.Sind Sie feindselig gegen die Reichen oder ehernicht?Ich denke nicht, dass die Reichen die Bösen sind. Allerdings ist es heutzutageso, dass alles Geld kostet. Wenn man etwas unternimmt, mussman dafür bezahlen. Dieses System nutzen die Wirtschaftsunternehmenaus und fordern die Leute auf, noch mehr Geld auszugeben. Und dieLeute verinnerlichen: „Um mein Leben zu genießen, brauche ich Geld.Des halb muss ich arbeiten.“ Und daraus entstehen problematischeLebensweisen: Man tauscht Geld gegen Sachen oder Beschäftigungen,ohne sich selbstständig Gedanken zu machen.Seit 2000 kursieren Worte wie Polarisierung, Kluftoder Celebrity in der Öffentlichkeit.Da wurde Roppongi Hills aufgemacht, was mir wie „der größte Stützpunktdes Feindes” vork<strong>am</strong>, dagegen musste ich natürlich etwas tun(Lachen).Am ersten Weihnachtsfest nach der Eröffnung von Roppongi Hills habenwir dort eine Vers<strong>am</strong>mlung organisiert, bei der wir alle altmodischejapanische Hausjacken trugen, um die niedrigen japanischen Tischesaßen und gemeins<strong>am</strong> Eintopf aßen, was nicht im geringsten zu dermodischen, teuren Stimmung dort passte. Wir wurden schließlich vonder Polizei herausgeworfen. Aber unsere Werbung war wirkungsvoll.Wir haben Zehntausende Flyer mit dem provokativen, unsinnigen Spruch„Setzen wir Roppongi Hills in Fl<strong>am</strong>men“ hergestellt und überall inTokio verteilt. Die Polizei hat etwa 300 Polizisten nach Roppongi Hillsgeschickt, wo zahlreiche Pärchen die romantische Stimmung mit demgroßem Weihnachtsbaum genießen wollten.Nachdem Sie sich in Koenji niedergelassen haben,stieSSen mehrere Leute dazu, die keine feste Arbeitsstellehatten und denen die Perspektiven für dieZukunft fehlten. Warum?Im Jahre 2005 habe ich in Koenji einen Recycling Shop und Altkl<strong>am</strong>ottenladeneröffnet. Ohne etwas Konkretes zu planen, sind viele Freeter(Frei+Arbeiter = Leute, die keine Arbeitsstelle haben) und NEET (Notin Employment, Education or Training) nach Koenji umgezogen, umda mitzumachen. Es gibt zwar einige, die mich als Erlöser für Sozialschwacheansehen, aber wir haben keine organisierte Bewegung,sondern jeder macht, was ihm gefällt. Das funktioniert gut. Denn das,was das Leben heutzutage schwer macht, liegt m.E. daran, dass mankeine Möglichkeit hat, etwas spontan zu tun.

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