ABSTRACTS DER VORTRÄGE & WORKSHOPSErfahrungen älterer Menschen nach Schlaganfall mit ergotherapeutischerDomizilbehandlungCécile Küng (CH)Hintergrund / Ziel: Es wir ein zunehmender Bedarf an ergotherapeutischer Domizilbehandlung fürMenschen nach Schlaganfall erwartet. Für eine effektive Behandlung ist eine klientenzentrierteVorgehensweise von großer Bedeutung. Dazu ist es nötig, die Klientenperspektive dieses spezifischenergotherapeutischen Angebotes zu kennen. Das Ziel der Studie war, die Erfahrungen von älterenMenschen nach Schlaganfall mit ergotherapeutischer Domizilbehandlung zu untersuchen.Methode: Es wurden detaillierte Interviews mit drei älteren Menschen nach Schlaganfall, welcheergotherapeutische Domizilbehandlung erhielten, durchgeführt. Die Interviews wurden mit einerinterpretativen phänomenologischen Analyse ausgewertet.Resultate: Die Analyse ergab, dass alle drei Teilnehmer v.a. Vorteile identifizierten, wenn sie Therapie zuHause erhielten. Sie erlebten sich in der Therapie in Bezug auf ihre persönlichen Ziele und in Bezug auferlebte Fortschritte zwischen Hoffnung und Zweifeln schwankend. Als wichtige Faktoren für die Genesungerlebten sie die persönliche Anstrengung, die (medizinische) Fachkompetenz der Therapeutin / desTherapeuten und eine gute therapeutische Beziehung.Schlussfolgerungen/Implikationen: Vergleicht man die Ergebnisse der Studie mit existierender Literaturüber die Erfahrungen von TherapeutInnen mit Domizilbehandlung wird klar, dass Menschen nachSchlaganfall Therapie zu Hause anders als TherapeutInnen erleben und interpretieren. Insbesondereberichteten die Teilnehmer der Studie kaum über betätigungsbasierte Interventionen zu Hause. Es wirdangenommen, dass ErgotherapeutInnen die Gelegenheit im häuslichen Umfeld betätigungsbasiert zuarbeiten, selten nutzen konnten. Es ergeben sich folgende Implikationen: ErgotherapeutInnen sollten sichder unterschiedlichen Wahrnehmung von KlientInnen über Domizilbehandlung bewusst sein. Trotzdemsollten Sie KlientInnen noch mehr über die betätigungsbasierte Ausrichtung der <strong>Ergotherapie</strong> und überexistierende Evidenz des betätigungsbasierten Ansatzes in der häuslichen Umgebung informieren, um dashäusliche Setting besser therapeutisch nutzen zu können.Das Interventionsprogramm HED‐I (Häusliche <strong>Ergotherapie</strong> bei Demenz) imNetzwerk der ambulanten Unterstützungsangebote für Demenzerkrankte und ihreFamilien am Beispiel des Projekts FIDEM.Sibold Corinna (D)Die Netzwerkbildung zur besseren Versorgung Demenzerkrankter und ihrer Familien in der häuslichenUmgebung gewinnt vor dem Hintergrund steigender Lebenserwartung an Bedeutung.Das Projekt FIDEM (Frühzeitige Interventionen in der hausärztlichen Versorgung Demenzerkrankter),durchgeführt in der Region Braunschweig hatte zum Ziel, nachhaltige Netzwerkstrukturendemenzspezifischer Unterstützungsangebote mit Hausarztpraxen zu initiieren. Das Praxisteam, sowieregionale Anbieter psychosozialer Beratung, niedrigschwelliger Betreuung und ambulanter <strong>Ergotherapie</strong>bilden Kooperationen zur Versorgung der Mensch mit Demenz und ihren Angehörigen. Mit demInterventionsprogramm HED‐I wurde im Projekt FIDEM ein ergotherapeutisches <strong>Programm</strong> geschult undumgesetzt, das Forschungsergebnissen aus den Niederlanden und England folgt. Es handelt sich um einestandardisierte Kurzzeitintervention von 20 Hausbesuchen bei leicht bis mittelgradiger Demenz. Mit demZiel dem / der Demenzerkrankten Unterstützung bei der Ausführung der für ihn bedeutungsvollenAlltagsbetätigungen zu geben. Der / die zunehmend in die Alltagsroutinen eingebundene PflegendeAngehörige wird entlastet.Dieser Vortrag gibt einen kurzen Überblick zum Interventionsprogramm HED‐I und zeigt dieVorgehensweise der Netzwerkbildung im Projekt FIDEM sowie die Rolle der <strong>Ergotherapie</strong> im Rahmen derKooperation auf.Workshop: Partizipations‐ und lebensqualitätsfördernde Ansätze in der Community– Reflexion ergotherapeutischer Handlungsfelder mithilfe der KRAH®‐KriterienCosta Ursula (AT)Hintergrund: Orientierung an den Lebens(um)welten von Menschen zur Stärkung deren Gesundheit undWohlbefinden wird in einschlägigen Dokumenten der World Health Organization (WHO) (wie z.B. der"Health in all Policies" oder in "Gesundheit 2020") postuliert und ist ErgotherapeutInnen vertrauter undzugleich zukunftsträchtiger Zugang in der Arbeit mit ihren KlientInnen. Der KRAH®‐Ansatz (Costa, 2011;2013) bietet einen Bezugsrahmen aktueller ergotherapeutischer Best Practice, um bereits bestehendesowie sinnvoll weiterzuentwickelnde Handlungsfelder von und für ErgotherapeutInnen im Sinne desEnablements und Empowerments von KlientInnen auszutauschen, zu diskutieren und in die eigene Praxis,Lehre oder Forschungsarbeit mitzunehmen.Vorgehensweise: Nach einem Impulsvortrag werden die TeilnehmerInnen eingeladen, ihren Zugang zurCommunity Based Practice anhand praktischer Beispiele mitzuteilen. Dabei werden vorhandeneRessourcen, Herausforderungen und Potentiale für KlientInnen, deren soziales Umfeld, fürErgotherapeutInnen und die Gesellschaft diskutiert. Implikationen KRAH®‐basierter <strong>Ergotherapie</strong> in Bezugauf deren Ausrichtung auf Klientenzentrierung, Ressourcen‐, Alltags‐ und Handlungsorientierung werdenauf vertraute und auf neue Handlungsfelder, sämtliche "Fachbereiche" integrierend, erarbeitet.Workshop: Nutzung eines Community‐Development‐Framework für dieProjektarbeitSchiller Sandra (D)„Community Development“ ist ein multiprofessioneller Ansatz, der ursprünglich aus der Entwicklungs‐ undGemeinwesenarbeit stammt, aber auch in der Gesundheitsförderung seit der Ottawa‐Charta (1986)Aufmerksamkeit erfährt. Sein Ziel besteht darin Menschen zu unterstützen, gemeinsam mit anderen aktivzu werden, um ihre eigenen Interessen und Belange zu verfolgen. In der deutschsprachigen <strong>Ergotherapie</strong>werden erst seit einigen Jahren Kompetenzen in der Community Based Practice mit einem solchenpartnerschaftlichen Ansatz vermittelt. Das Framework, das die Grundlage dieses Workshops bildet, wurdeentwickelt, um sowohl Studierenden als auch PraktikerInnen, die erste Erfahrungen mit Community‐Based‐Practice‐Projekten sammeln, eine Strukturierungshilfe für eine kritisch‐reflexive Projektplanung undProzessgestaltung zu geben. Es ist angelehnt an Frameworks aus den Bereichen Community Development(insbes. Henderson et al. 2004), Gesundheitsförderung & Prävention sowie <strong>Ergotherapie</strong> (insbes.Whiteford & Townsend 2010) und umfasst die verschiedenen Schritte eines Community‐Development‐Prozesses mit besonderem Bezug auf die <strong>Ergotherapie</strong>.Das Ziel des Workshops besteht darin, die TeilnehmerInnen mit den Inhalten und dem Aufbau diesesCommunity‐Development‐Frameworks bekannt zu machen. Es wird in Kleingruppen die Möglichkeitgegeben, anhand eines eigenen oder fiktiven Beispiels wichtige Komponenten des Projektprozesses miteinem Community‐Development‐Ansatz kennenzulernen. Eigene Erfahrungen mit bzw. Überlegungen zuden Herausforderungen dieses Ansatzes können mit den anderen TeilnehmerInnen ausgetauscht werden.Darüber hinaus soll eine Diskussion über den Einsatz von Frameworks und über weitere Möglichkeiten zurOrientierung in der Projektarbeit angeregt werden.Seite 6
ABSTRACTS DER VORTRÄGE & WORKSHOPSWorkshop: HED‐I Häusliche <strong>Ergotherapie</strong> bei Demenz – InterventionsprogrammFlotho Wiebke (D)HED‐I ist ein klientenzentriertes und betätigungsorientiertes Therapieprogramm für Menschen mitleichter bis mittelgradiger Demenz und ihre pflegenden Angehörigen. Die gesamte therapeutischeIntervention findet im häuslichen Umfeld der Betroffenen statt und umfasst 20 Therapieeinheiten.ErgotherapeutInnen ermitteln gemeinsam mit den KlientInnen und unter Nutzung des COPM‐Interviews(Canadian Occupational Performance Measure) deren Betätigungsanliegen für die größtmöglichegewünschte Teilhabe im Alltag.Sie erfassen das Wohnumfeld, analysieren die problematischen Betätigungen und entwickeln immer inKooperation mit beiden KlientInnen einen Aktionsplan. Im gesamten Therapieprozess kommenunterschiedliche Arbeitshilfen in Form von Checklisten und Formularen zum Einsatz, die das Vorgehenstrukturieren und vereinfachen. HED‐I beinhaltet auch einen Strategien‐Pool, der den ErgotherapeutInnenfür typische demenzbezogene Interventionsfelder sowohl Anregungen für die Betroffenen als auch für dieAngehörigen zur Verfügung stellt. Da jede Behandlung im häuslichen Kontext der Betroffenen stattfindetund die Schwierigkeiten der KlientInnen ebenso divergieren, sind fundierte und komplexe Fertigkeitengefragt. Vor allem die Gesprächsführung mit beiden KientInnen kann eine Herausforderung darstellen. Diein einer Pilot‐Praktikabilitätsstudie befragten und geschulten ersten HED‐I AnwenderInnen bestätigen dieNutzbarkeit des Therapieprogramms. Das Interventionsprogramm HED‐I wird für ErgotherapeutInnen ineiner Schulung bestehend aus drei Modulen angeboten. Dieser Workshop vermittelt den Aufbau desTherapieprogramms und bietet Einblicke in die Nutzung des COPM mit beiden KlientInnen. DieBetätigungsanalyse wird in ihren sieben Schritten an einem Fallbeispiel gezeigt. Ebenso wird die HED‐ISchulung kurz vorgestellt.Aus der Diskussion von Möglichkeiten und Schwierigkeiten bei der Umsetzung von derartigen<strong>Programm</strong>en werden miteinander Visionen für die Zukunft der <strong>Ergotherapie</strong> in diesem Bereichausgetauscht.Workshop: Wie entwickle ich ein CBR‐ CBP <strong>Programm</strong>?Maria Feiler & Arbeitskreis CBR (AT)In unserem Alltag als ErgotherapeutInnen fallen uns immer wieder Probleme in unserer Community auf,die nicht nur unsere KlientInnen betreffen, sondern von deren Beseitigung bzw. durch deren durchdachteAuseinandersetzung auch viele andere Communitymitglieder profitieren würden.• Jedoch wie soll diese Problematik angegangen werden?• Wie komme ich überhaupt zu meinen Ideen‐ was an ergotherapeutischer Überzeugung wirkt hier inmir?• Wie komme ich von der Idee zur Entwicklung eines Planes?• Was muss alles bedacht werden um den Plan zu realisieren? Wie kann ich die Ideen effektiv undRessourcensensibel umsetzen?In Kleingruppen wird in diesem Workshop die Gelegenheit angeboten, sich mit der Entwicklung von CBP<strong>Programm</strong>en zu beschäftigen. Es ist ideal, wenn Sie bereits eine Problematik, die Ihnen aufgefallen ist,bzw. eine Idee mitbringen.Workshop: Betätigungsorientierte Gesundheitsförderung für ältere Menschen aufBasis erster Erfahrungen mit dem Tatkraft Projekt in Tirol und Wien.Pavlu Veronika, Ripper Barbara, Karin Sulzbacher, Silvia Naderer (AT)„TATKRAFT‐ gesund im Alter durch Betätigung“ wurde von ErgotherapeutInnen im Auftrag des DVE(Deutscher Verband der ErgotherapeutInnen) entwickelt. Es basiert auf den Erfahrungen mitGesundheitsförderungsprogrammen aus anderen Ländern (USA, Europa) und soll angepasst an dendeutschsprachigen Raum für KollegInnen nutzbar gemacht werden. Ein entsprechendes Manual steht seit2012 im Handel zur Verfügung. TATKRAFT ist ein <strong>Programm</strong> für SeniorInnen und basiert auf demergotherapeutischen Ansatz der Gesundheitsförderung durch individuell bedeutungsvolle undbefriedigende Betätigungen. Ein großes Potential der <strong>Ergotherapie</strong> liegt im Begleiten von älterenMenschen mit unterschiedlichsten Erfahrungen, Ressourcen und Schwierigkeiten in herausforderndenLebenssituationen. Dabei soll die gemeinsame Reflexion angeregt und eine mögliche Veränderung desBetätigungsverhaltens hinsichtlich Wohlbefinden und Gesundheit unterstützt werden.Dieser Workshop soll Einblicke geben in das Themenfeld betätigungsorientierter Gesundheitsförderung fürältere Menschen, ausgehend von ersten Erfahrungen mit dem „Tatkraft‐<strong>Programm</strong>“ in Tirol und Wien. DiePilotgruppen in Tirol und Wien bauen in Österreich auf ersten Erfahrungen in der Steiermark auf.„Tatkraft Wien“ ist bereits abgeschlossen, „Tatkraft Tirol“ startete im Herbst 2013.In Gesundheitsförderungsprojekten ergeben sich neue Rollen für ErgotherapeutInnen, welche auf denGrundgedanken der Community Based Practice aufbauen. Informationen und Reflexionsangebote dazusollen ermutigen, die ergotherapeutischen Kompetenzen für die Begleitung von Gruppen in diesemArbeitsgebiet zu nützen. Weiters stehen Informationen zu „Tatkraft“ und dessen Vorgängerprogrammenaus Amerika und England, Erfahrungsberichte von Tatkraft Projekten in Wien und Tirol, sowie eigeneReflexionen der TeilnehmerInnen zum Thema Betätigungsgesundheit auf dem <strong>Programm</strong> des Workshops.Seite 7