13.07.2015 Aufrufe

Hermann Albrecht AUNJETITZER ERDGRÄBER IN DER ...

Hermann Albrecht AUNJETITZER ERDGRÄBER IN DER ...

Hermann Albrecht AUNJETITZER ERDGRÄBER IN DER ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

**<strong>Hermann</strong><strong>Albrecht</strong><strong>AUNJETITZER</strong> <strong>ERDGRÄBER</strong> <strong>IN</strong> <strong>DER</strong> UMGEBUNGVON MÜHLHAUSEN <strong>IN</strong> THÜR<strong>IN</strong>GENAuf den Verbreitungskarten, die der Arbeit von Mandera beigefügtsind, werden Aunjetitzer Funde aus Mühlhausen und Umgebung kaumoder nicht berücksichtigt. Lediglich die beiden bereits veröffentlichtenAbb. 1: Die Fundstellen.1: Ammern, Herrenstraße 2 und 5. 2: Mühlhausen: Ölgraben. 3: Mühlhausen,Wendewehrstraße. 4: Großgrabe, Rinntalsberg. 5: Großgrabe, Gebinde, GrundstückKlöppel. 6: Großgrabe, Gebinde, Grundstück Knorr. 7: Großgrabe,Gebinde, Am Feldweg. 8: Kleingrabe, Weinberg.Gefäße aus dem Hügeigrab im Langel bei Körner und aus einem Erdgrabvom Rinntalsberg bei Großgrabe werden beschrieben2. Das erklärt sich daraus,daß die Berichte über die altbronzezeitlichen Funde aus dem Gebiet1) H.-E. M a n d e r a: Versuch einer Gliederung der Aunjetitzer Kultur inMitteldeutschland (Jahresschr. f. Mitteld. Vorgesch. Bd. 37), Halle 1953,S. 177 ff.,Karten 1-5.2) A. G ö t z e, P. H ö f e r, P. Z s c h j e s c h e: Die vorundfrühgeschichtl.Altertümer Thüringens, Würzburg 1909, S. 204 u. 205.


um Mühlhausen nicht in Fachzeitschriften, sondern in Heimatschriften,hauptsächlich aber in den örtlichen Tageszeitungen erschienen und soeiner Materialaufnahme entgangen sind. Es erweist sich daher als notwendig,an dieser Stelle nicht nur die Neufunde der Jahre 1953 und 1954,sondern auch die älteren Funde näher zu behandeln.Die im Mühihäuser Heimatmuseum ausgestellten Gefäße stammen ausschließlichaus Gräbern. Sie wurden zum größten Teil von Bauarbeiternund Landwirten ausgegraben, die wenig oder gar nicht auf die Fundumständeachteten. Nur die vom Heimatmuseum in den letzten Jahrenfreigelegten Gräber sind ordnungsgemäß untersucht worden. Die nachfolgendbesprochenen Gräberfelder und Einzelgräber lagen in den GemarkungenAmmern, Mühlhausen (Ölgraben und Wendewehrstraße), Großgrabe(Gebinde und Rinntalsberg), Kleingrabe.I. Ammern, Herrenstraße 2 und 5 3Am Nordrand von Mühlhausen, 3 km vom Stadtinnern entfernt, liegtdas Dorf Ammern im Unstruttal, auf alluvialen Kaiktuffen, die die kalkhaltigenQuellen und Wasserläufe seit der letzten Vereisung abgesetzthaben. Die weite Unstrutniederung oberhalb und unterhalb des Dorfes isturalter Siedlungsboden. Die zahlreichen Bodenfunde lassen die Besiedlungvon der jüngeren Steinzeit fast lückenlos bis zur Gegenwart verfolgen.Besonders die Landzunge zwischen der Unstrut im Osten und der Luhneim Westen, auf deren südlichstem Teil sich heute das Unterdorf mit seinemAnger ausbreitet, lockte zur Ansiedlung.Auf dem Südende dieser Landzunge, der höchsten Erhebung des sanft nachdrei Seiten abfallenden Geländes, haben Aunjetitzer ihre Toten begraben4.Beim Ausheben der Fundamentgräben einer Scheune auf dem GrundstückWeinreich stießen Bauarbeiter im Herbst des Jahres 1929 an zwei Stellenauf menschliche Gebeine (Gräber 1 und 2). Weil die Knochen stark zerfallenwaren und daneben keine wertvollen Dinge aus Stein oder Metallzutage kamen, schenkten sie den Funden keine Beachtung und zerstörtensie. Auf die Lage der Skelette wurde nicht geachtet.Später legte man an der Nordgrenze des gleichen Grundstücks eine größereSandgrube zur Gewinnung von Bausand für einen Scheunenbau an.Hierbei wurden vier weitere Skelette in rechtsseitiger Hocklage entdeckt.Es ist das Verdienst des Arbeiters Otto Trautmann, Ammern, daß diese3) Meßtischbl. Mühlhausen 2740, S 16,0 0 14,3.4) Heute Gehöftgelände des Bauern Otto Weinreich, Herrenstraße 2 und derLandwirtschaftl. Produktionsgenossenschaft, Herrenstr. 5, früher Bauer Hartung.


Abb. 2: Aunjetitzer Gräberfeld Ammern bei Mühlhausen, Herrenstraße 2 und 5(Punktiertes Gelände und gestrichelte Gräber gestört)neuen Funde nicht wieder verloren gingen. Er achtete auf die Skelettlage,barg den Inhalt eines Grabes und erstattete eine Fundmeldung.Als die Sandgrube im November des gleichen Jahres nach Westen zuerweitert wurde, fanden die Arbeiter nochmals einige Skelette. Auch inden Jahren 1930 und 1932 kamen bei Erdarbeiten noch drei Gräber zumVorschein5.Grab i:(12. 10. 1929) Grabtiefe ca. 0,80 m. Skelett eines älteren Erwachsenen(Schädelnähte ziemlich verwachsen), wahrscheinlich in Hocklage. Knochenstark zersetzt. Nach dem Bericht des Arbeiters Trautmann befand sich der5) Das letzte Grab, das O. Weinreich im Sommer 1932 meldete, ist nicht inden Plan eingezeichnet, weil die Fundstelle nicht mehr bekannt ist.


zusammengedrückte dickwandige Schädel im südlichen Teil des Grabes,südöstlich vom Becken. Die OberundUnterschenkel lagen eng beisammen.Grab 2:(16. 10. 1929) Grabtiefe 0,60-0,70 m. Nur die obere Skeletthälfte mitdem Schädel wurde ausgegraben, die untere soll sich noch im Erdbodenbefinden. Knochen brüchig, fast ganz zu Erde zerfallen. Neben dem Skelettein bauchiges Tongefäß, das beim Bergen zerbröckelte.(Aufbewahrt zwei Scherben.) Ton enthält kleine Gesteinsstückchen.Außenfläche lehmgelb, Bruchflächen ockerbraun.Grab 3:(27. 10. 1929 beim Sandbrechen aufgedeckt und von Otto Trautmannuntersucht.) Nach Trautmanns Bericht ein ca. 1 m in den hellen Tuffsandeingetieftes Grab mit schräg abfallenden Wänden und ebener, festgetretenerGrabsohle. Skelett eines Erwachsenen in rechtsseitiger Hocklage;Schädel im Süden mit Blickrichtung nach Osten. Skelett zartknochig. Langschädelmit hohem, schmälern Gesicht und weit ausladendem Hinterhaupt.Im Unterkiefer 15 Zähne (der linke Weisheitszahn im Durchbrechen). Unterdem rechten Schläfenbein lag ein kleines Schmuckstück aus gewundenemBronzedraht. Die Bronze hat die Knochenpartie über und hinter dem rechtenOhr grün gefärbt. Ein grüner Streifen zieht sich von da über den unterenTeil des Hinterhauptbeins zum Warzenfortsatz des linken Schläfenbeins.Auch die beiden Unterkieferäste zeigen eine schwache Grünfärbung.Wahrscheinlich lag ursprünglich auch an der linken Kopfseite ein Schmuckstückaus Bronze, worauf Patinaspuren auf dem linken Schläfenbeindeuten. Vor dem Gesicht stand eine Henkeltasse. Sie war mehrfach gesprungenund zerfiel beim Bergen.Ohrgehänge (?) aus BronzedrahtRingförmiger Teil mit hakenähnlichem Verschluß und schalenförmigemSchmuckteil.L.: 2,5; gr. Br.: 1,7 cm.TasseTiefliegender, scharfer Umbruch, kurze Schulter, hoher, konkaver Hals, waagerechtumgelegter Rand. Der Bandhenkel reicht vom Umbruch bis zur Mitte desHalses. Standboden klein, wenig eingedellt. Ton enthält winzige Quarzkörnchenund Glimmerschüppchen. Brand mangelhaft. Oberfläche geglättet, dunkelgrau,unter der abgeblätterten Glättungsschicht rostbraun, wahrscheinlich durch Auswitternzersetzten Eisenhydroxyds. Bruch schwarz.H.: 7,3; Mddm.: 11,0; gr. Dm.: 11,9; Bddm.: 3,5; Wdst.: 0,3-0,4; Henkelbr.: 1,2 cm.(Die Maße sind errechnet.)Grab 4:(27. 10. 1929, neben Grab 3.) Grabtiefe 1,25 m. Skelett eines 11-bis


Abb. 3: Ammern bei Mühlhausen, Herrenstraße 2 und 5.1: Grab 4; 2: Grab 3; 3: Grab 20a; 4: Grab 20b. 1/1l2jährigen Kindes, ebenfalls in Hocklage. Schädel auf der rechten Seiteliegend. Auf den Rippen eine Knochenperle.KnochenperlePoliert, flach, kreisrund, in Längsrichtung durchbohrt.Dm.: 1,2-1,3; St.: 0,5 cm.Grab5:(27. 10. 1929 beim Sandabbau.) Grabtiefe 1,00 m. Skelett einer erwachsenenPerson von derbem Knochenbau. Östlich des Skeletts die Reste einesbauchigen Henkelgefäßes. (Noch vorhanden: 1 mittelgroßes Randstück und2 kleine Stücke vom Gefäßbauch.)3 Scherben eines bauchigen HenkelgefäßesHenkelstumpf sitzt 1,7 cm unterhalb des Randes. Der sandige Ton enthältwinzige Quarzkörnchen und wenige goldgelbe Glimmerschüppchen. Brandmangelhaft. Oberfläche hellbraun, Bruch schwarz mit rostbraunen Ockerflecken.Grab 6:(27. 10. 1929 mit den Gräbern 3-5.) Nähere Angaben können nicht gemachtwerden, da das Grab zerstört wurde.Grab 7:(Anfang November 1929.) Grabtiefe 0,55 m. Auf der harten Grabsohleein rechtsseitig in Süd- Nord- Richtung liegender Hocker. Beine stark angezogeArme nach vorn gelegt. Keine Beigaben.


Abb. 4: Ammern bei Mühlhausen, Herrenstraße 2 und 5.1: Grab 24 (rekonstruiert); 2: Grab 20b; 3: Grab 3; 4: Grab 16. ½


Grab 8:(Anfang November 1929 von den Arbeitern entdeckt und zerstört.) Skeletteines erwachsenen Menschen fortgeschrittenen Alters. (Zahnkronenstark abgenutzt.) Das Grab enthielt wahrscheinlich ein dickwandiges Gefäß.Randscherbe eines dickwandigen GefäßesTon gemagert, schwach gebrannt. Oberfläche lehmbraun, Bruch dunkelgrau mitockerbraunen Flecken.Wdst.: 0,8 cm.Grab 9:Abb. 5: Ammern bei Mühlhausen, Herrenstraße 2 und 5.1: Grab 16; 2: Grab 5; 3: Grab 8. 1/2(Anfang November, am gleichen Tage wie die Gräber 7 und 8.) Grabtiefe0,70 m. Skelett eines Erwachsenen in rechtsseitiger Hocklage. ZusammengedrücSchädel im Süden. Blickrichtung nach Osten.Keine Beigaben bemerkt.Grab 10:(16.7. 1930.) Skelett eines erwachsenen Menschen mittleren Alters (Zähneziemlich stark abgenutzt) in rechtsseitiger Hocklage. Kopf im Süden. Beineangehockt im rechten Winkel zur Körperachse.Beigaben wurden nicht festgestellt.Gräber 11 und 12:(Anfang November 1929 von den Arbeitern beim Sandbrechen mit denGräbern 7-9 zerstört.) Vom Fundhelfer konnten nur noch die GrabstellenfestgestelltGrab 13:werden.(Am 1. 7. 1932 vom Hofbesitzer gemeldet.) Grabtiefe 0,80-1,00 m. Nachder Beschreibung des Arbeiters Lebrecht Eisleb Hocker mit dem Kopf


im Süden. Skelett eines älteren großen Mannes mit noch gut erhaltenemLangschädel mit stark entwickeltem Hinterhaupt und stark ausgebildetengrößtenteilsGrab 14:Augenbrauenwülsten. Zahnkronen kräftig abgekaut. Schädelnähteverwachsen.(1. 7. 1932) Skelett eines größeren Kindes oder Jugendlichen (Zahnkronenkaumabgenutzt).Nach 1932 wurden vom Hofbesitzer keine Grabfunde mehr gemeldet,obgleich beim Ausheben von Gruben manchmal Scherben und Knochenrestebemerktwurden.Im September 1952 sollten auf dem gleichen Grundstück Sandgrubenangelegt werden. Da hierbei wieder vorgeschichtliche Gräber zerstört werdenkonnten, wurde die günstige Gelegenheit für Bodenuntersuchungenwahrgenommen. Landwirt Weinreich erlaubte nicht nur Grabungen imGemüseundBeerengarten hinter der Scheune, sondern auch im Scheunenraum.Der Leiter der LPG gestattete ebenfalls Grabungen auf dem GrundstückHerrenstraße 5. Am 17. 9. 1953 wurde mit den Schürfungen begonnen,die in Händen der Museumsangestellten H. Reich und H. <strong>Albrecht</strong>unter Leitung von H. Reichhardt, dem Leiter des Heimatmuseums Mühlhausen,lagen. Es zeigte sich bald, daß der Boden durch tiefreichendeErdarbeiten weit mehr gestört war als bisher angenommen wurde.Fast in allen Suchgraben wurden kleinere und größere Abfallgrubenangeschnitten, die meist mit neuzeitlichem Bauschutt, zum Teil (auf demGrundstück Herrenstraße 5 im Bereich der Hausgrube A6, am oberen Scheunentorund im Scheunenraum) mit älterem Abfall gefüllt waren, u. a. auchGefäßscherben aus dem 12. bis 14. Jahrhundert enthielten. In den südlichder Grube A gelegenen Störungen lagen 33 mittelalterliche Scherben,außerdem ein Bodenstück eines Aunjetitzer Gefäßes - ein Zeichen dafür,daß das Gräberfeld bereits im Mittelalter Störungen ausgesetzt war. Erstam 5. Grabungstag wurde am Südrand der großen Sandgrube vom Jahre1929 das erste Hockergrab angeschnitten. Es war, wie sich bald herausstellte,bereits zu % zerstört. Von den weiteren 9 freigelegten Hockernwaren nur zwei vollständig erhalten.Grab 15:(22. 9. 1953) Grabtiefe 0,50 m, Breite der Bodenfläche 0,60 m; ihre Längekonnte nicht gemessen werden, weil der größte Teil des Grabes zerstörtwar, wahrscheinlich beim Sandabbau im Jahre 1929. Skelettreste eines6) Die Grube A ist eine gestörte mittelalterliche Hausgrube (Hausanlage) von0,80 m Tiefe, die hier nicht weiter behandelt werden kann.


älteren Menschen in rechtsseitiger Hocklage, Kopf im Süden, Blickrichtungnach Osten. Von dem Skelett waren nur Teile des Oberkörpers und derSchädel, eine Kniescheibe und ein Fragment eines Schienbeins, schlecht erhaltenvorhanden (sie lagen noch ungestört in fester Erde). Es fehlten derGesichtsschädel, der Unterkiefer, das Becken, der linke Oberarm und dieunteren Gliedmaßen. Der rechte Unterarm war stark angewinkelt, dieAbb. 6: Ammern bei Mühlhausen, Herrenstraße 2 und 5.1: Grab 15; 2: Grab 24; 3: Grab 16; 4: Grab 17. /90rechte Hand ruhte auf der linken Schulter, der linke Unterarm lag auf derBrust. Anscheinend waren die Beine hoch emporgezogen, denn die Kniescheibund der Schienbeinrest wurden in Brusthöhe gefunden. Beigabenwurden nicht bemerkt, können aber im zerstörten Grabteil gewesen sein.Grab 16:(22. 9. 1953) Grabtiefe 0,50 m. Die östliche Hälfte des Grabes war zerstört.Daher fehlten der größte Teil des Schädels, der rechte Arm, die Beckenknochund die meisten BeinundFußknochen. Skelett eines Erwachsenenvon zartem Knochenbau (Schädel dünnwandig). Der Tote war in rechtsseitigeHocklage bestattet, der Schädel lag im Süden. Der linke Arm warleicht gebeugt hinter den Kopf gelegt, das linke Bein war mäßig angehockt.Neben dem linken Oberarm lag ein bauchiges Gefäß mit waagerecht angesetzteSchnurösen. oberhalb dieses Gefäßes eine bauchige Henkeltasse,auf dem linken Oberarm ein Beinknochen vom Schwein.


Scherben eines Ohrenbechers (2 Bauch-, 2 Bodenstücke)Quergestellte Henkelöse (wahrscheinlich befand sich gegenüber eine zweitesolche Ose). Der feine Ton enthält nur wenige Glimmerschüppchen. Oberflächegeglättet, dunkelgrau, unter der Glättungsschicht braungrau. Bruch dunkelgraubis schwarz mit ockerbraunen Flecken.Bddm.: ca. 5,5; Wdst.: 0,3-0,5 cm.KugelbauchtasseAusladende Mündung, rel. kleiner, schwach eingedellter Boden. Der Bandhenkelsitzt niedrig, jedoch noch oberhalb des größten Bauchdurchmessers.Ton schwachgemagert (Glimmer), schwach gebrannt. Oberfläche geglättet, dunkelgrau bisbraungrau, Kern braun.H.: ca. 9; Mddm.: 9,0-9,3; Bddm.: 4,6; Henkelbr.: 1,7 cm.Grab17a/b(24. und 25. 9. 1953) Großes Grab mit zwei Skeletten. Grabtiefe 0,55 m.Breite 1,00 m, Länge über 1,65 m. In der östlichen Grabhälfte ein gestrecktauf dem Rücken liegendes Skelett, in der westlichen ein rechtsseitig liegenderHocker. Die Köpfe, die Halswirbel und Schulterblätter fehlten.Sie sind beim Ausheben einer Grube entfernt worden, jedoch schon in vorgeschichtlicheZeit.Das ö s t II e h e Skelett war männlichen Geschlechts (nach Beckenbefund).Die Beine waren geschlossen, beide Unterarme gebeugt. Der linkeUnterarm lag auf dem Leib, die linke Hand auf dem rechten Unterarm.der an die Brust gelegt war. Weil die muldenförmig eingetiefte Grabsohlein der Mitte tiefer war als an den Rändern, lag auch die linkeKörperhälfte tiefer als die rechte (Tiefenunterschied bei den Oberschenkeln5 cm). Zwischen den LendenundBrustwirbeln klaffte eine Lücke von 3 cm.Die Brustwirbel waren nach der Mitte abgerutscht und nach links verdreht.Auch die rechte Beckenhälfte hatte sich nach dieser Richtung verschoben.Vom Skelett fehlten der Schädel, die Halswirbel, die Schulterknochen,das Brustbein und der rechte Oberarm. Der größte Teil derRippen war vergangen. Die Fußknochen waren nicht von dunkler Graberdebedeckt, sondern von hellgelbem Tuffsand.Das w es t II c h e Hockerskelett zeigte einen kräftigeren Knochenbauund dürfte ebenfalls männlichen Geschlechts gewesen sein. Es lag so nahebei dem anderen Skelett, daß gleichzeitige Bestattung angenommen werdenmuß. Die Armhaltung war fast die gleiche wie beim östlichen Skelett.Die Beine waren hoch angehockt, das rechte stärker als das linke. DerKopf, die Halswirbel, die Schlüsselbeine, das Brustbein und ein Schulterblattfehlten.Wie schon oben erwähnt, sind die fehlenden Skeletteile beim Aushebeneiner Grube entfernt worden, die gerade bei den Köpfen eingeschachtet


worden war. Die Grube hatte eine viereckige Bodenfläche von 1,40 m Länge(in Ost- West- Richtung) und 1,05 m Breite und lag 0,72 m tief unter derjetzigen Erdoberfläche, war also 0,17 m tiefer als die Grabsohle. Sie warmit grauschwarzer Erde zugefüllt, die, besonders in der westlichen Grubenhälfte,reich mit Holzkohle, Asche und Ton vermengt und zu einer steinhartenMasse verkittet war. Sie enthielt einige zerschlagene MenschenundTierknochen, und zwar an Menschenknochen: das fehlende Schlüsselbeindes östlichen Skeletts, 2 Fingerknochen, Bruchstücke von Wirbelknochenund vom Schädeldach und viele kleine unbestimmbare Stückchen. Weiterhinfanden sich 19 Tonscherben, die größtenteils von derben, dickwandigenGebrauchsgefäßen mit rauher Außenfläche stammen. Sie bestehen aus ungeschlTon, der viele große und kleine Kalksteineinschlüsse enthält,auch wenige winzig kleine Quarzkörnchen und Glimmerschüppchen.die charakteristisch sind für die örtliche Aunjetitzer Keramik. Unverkennbaraltbronzezeitlich sind zwei kleine dünnwandige Scherben. Das Randstückstammt von einem bauchigen Gefäß, wahrscheinlich einer Tasse mitkurzem, eingezogenem Hals. Daß es Überreste eines Grabgefäßes sind.kann nicht bewiesen werden. Im ungestörten Teil des Doppelgrabes wurdenkeine Beigaben bemerkt.Grab 18:(30. 9. 1953) Grabtiefe 0,93 m. Es lag unter einer ausgebeuteten, mit Bauschuttzugefüllten Sandgrube und war völlig zerstört. Die Skelettrestelagen zerstreut auf einer Fläche von ca. 1,50 m Länge (Süd- Nord) und1,10 m Breite. Sie stammen von einem großen, derbknochigen Erwachsenen.zerstörtDas ursprünglich im Grab vorhandene Tongefäß ist beim Sandbrechenworden.Scherben einer bauchigen TasseDer Umbug liegt unter der Mitte des Gefäßes. Der Hals ist von der hohen,konischen Schulter durch eine flache, verwaschene Stufe abgesetzt. Ton sandig,kaum gemagert, hart gebrannt. Oberfläche geglättet, stellenweise glänzend,dunkelgrau. Bruch dunkelgrau mit ockerbraunen Flecken.Grab 19:(8. 10. 1953) Einfaches Erdgrab von ovalem Grundriß mit dem Skeletteines zartknochigen Erwachsenen. Die Grabsohle lag 0,65 m unter derjetzigen Erdoberfläche, war 1,30-1,40 m lang und 0,85-0,90 m breit. DerTote lag in Hockstellung auf der rechten Seite, mit dem Kopf nach Südenund dem Gesicht nach Osten. Der rechte Unterarm war zum Gesicht erhobender linke Unterarm mit der gespreizten Hand nach vorn gestreckt.Die Beine waren angehockt, die Oberschenkel bildeten mit der Körperachsefast einen rechten Winkel. Der nördliche Teil des Grabes ist bei Erd


arbeiten zerstört worden, damit auch die UnterschenkelundFußknochen.Das Skelett war schlecht erhalten, der Schädel zusammengedrückt, dergrößte Teil der Wirbelsäule vergangen. Beigaben wurden nicht bemerkt.Abb.?: Ammern bei Mühlhausen, Herrenstraße 2 und 5.1: Grab 20a; 2: Grab 2Db; 3: Grab 23; 4: Grab 21; 5: Grab 19; 6: Grab 22. /20Grab20 alb:(9. und 23. 10. 1953) Etagengrab mit zwei übereinanderliegenden SkelettenBlick(Frauenskeletten?), beide in rechtsseitiger Hocklage, Kopf im Süden,nach Osten7.7) Das Etagengrab wurde geborgen und ist in der vorgeschichtlichen Abteilungdes Heimatmuseums Mühlhausen ausgestellt.


Das obere Skelett lag 0,55 m unter der Erdoberfläche, das nach der Verwesundes darunterliegenden Leichnams abgesunkene Becken 0,70 m.Der Oberkörper lag fast auf dem Rücken, der rechte Unterarm unter demRücken, der linke Unterarm auf der Brust. Der rechte Oberschenkel warmäßig angehockt und bildete mit der Körperachse einen rechten Winkel.Die übrigen Beinknochen fehlten, sie sind beim Ausheben der im Nordenanstoßenden großen Sandgrube herausgezogen worden. Das Skelett ist guterhalten, besonders der schmale Langschädel. Im Unterkiefer befinden sich14, im Oberkiefer 16 gesunde Zähne. Die Weisheitszähne des Oberkieferssind noch nicht vollständig ausgebildet. Zwischen den Lendenwirbelnklaffte eine 10 cm breite Lücke (die fehlenden Wirbel sind von Wühltierenverschleppt worden). Unter dem rechten Schläfenbein befand sich ein kleinesSchmuckstück aus ringförmig gewundenem Bronzedraht.Noppenringaus BronzeDm.: 1,3-1,5; Br.: 1,1 cm.Das darunterliegende Skelett, in 0,90 in Tiefe, vom oberen durch einedünne Sandschicht getrennt, war fast in gleicher Lage beigesetzt und lagebenfalls mehr auf dem Rücken als auf der Seite. Es war nicht so gut erhaltenwie das obere. Der zusammengedrückte Schädel ruhte auf derrechten Seite. Beide Arme waren auf den Leib gelegt, die Beine mäßig angehoc(die Oberschenkel bildeten mit der Körperachse einen rechtenWinkel). Die Unterschenkel und Füße fehlten wie beim oberen Skelett.ZwischenKnieundEllbogengelenk lag ein kleiner Zapfenbecher mit derMündung nach außen, vom Körper abgewendet. Neben dem rechten Oberarmlag eine Knochennadel, die wahrscheinlich ein Bestandteil der Kleidungwar. Auf dem linken Schläfenbein (hinter dem Ohr) befand sich einkleines Bronzedrahtröllchen. Es war m. E. kein Ohrring, sondern schmücktevielleicht ein Haarband oder eine Mütze.ZapfenbecherDickwandiges Gefäß, unregelmäßig geformt (vielleicht verdrückt), Wandungschwach gewölbt. Standboden uneben. Schwalbenschwanzförmiger Griffzapfen2,5 cm unterhalb des Randes. Oberfläche einst glatt, jetzt rauh, hellgrau bishellgraubraun. Brand schlecht.H.: 7,5-7,7; Mddm.: 7,1-7,6; Bddm.: 4,2-4,6; Wdst.: 0,6 cm.KnochennadelPlatter, geöhrter Kopf, dünner, spitz zulaufender Schaft.L.: 8,6; Kopfbr.: 1,0; Halsbr.: 0,3 cm.BronzedrahtröllchenEs besitzt etwas mehr als zweiDm.: 10,5; Drahtst.: 1,5 mm.Windungen.


Grab 21:(13. 10. 1953) Vollständig erhaltenes ovales Grab, 1,05 m lang, 0,75 m breitund 0,65 m tief, mit dem Skelett einer erwachsenen weiblichen Person inrechtsseitiger Hocklage; Kopf im Süden, Blick nach Osten. Sehr gut erhalten8.Beide Unterarme sind nach vorn erhoben. Die Beine sind außergewöhnlichhoch emporgezogen; das rechte Knie liegt in Brust-, das linkein Bauchhöhe. Der rechte Oberschenkel ist stärker angezogen als der linke.Die Unterschenkel liegen so eng an den Oberschenkeln (Fersen am Steißbein),daß Verschnürung der Beine angenommen werden kann. Es ist auchmöglich, daß die Enge des Raumes diese zusammengepreßte Lage bedingte.KeineGrab 22:Beigaben.(15. 10. 1953) Ebenfalls ein unbeschädigtes Grab. Grundriß der Grabgruberechteckig mit gerundeten Ecken. Grabtiefe 0,60 m. Auf der muldenförmigenGrabsohle von 1,20 m Länge und ca. 0,80 m Breite das Skeletteines Erwachsenen in rechtsseitiger Hocklage. Kopf im Süden, Gesicht nachOsten gewandt. Oberkörper lag fast auf dem Rücken. Der rechte Arm warstark gebeugt an die Brust gelegt, die rechte Hand zeigte zum Kopfe. Derlinke Unterarm lag auf der Brust, die linke Hand auf dem rechten Oberarm.Die Unterschenkel waren eng an die Oberschenkel gepreßt wie beiSkelett 21, so daß auch hier Fesselung der Beine angenommen werdenkann. Das Skelett war schlecht erhalten; die Gesichtsknochen, die Knochendes Schultergürtels, der obere Teil der Wirbelsäule, die meisten Rippenund alle FingerundZehenknochen waren vergangen. Beigaben wurdennichtGrab 23:gefunden.(27. 10. 1953) Der nördliche Teil des Grabes war beim Bau eines Silosbereits zerstört worden. Grabboden nur 0,22 m unter der Scheunentenne,der Schädel nur 0,08 m. Skelett einer erwachsenen älteren Person in rechtsseitigerHocklage. Der Oberkörper lag auf dem Rücken, der rechte Unterarmauf dem Leib, der linke auf der Brust. Das rechte Bein war stärkerangehockt als das linke. Das Skelett war mürbe, brüchig und zum großenTeil vergangen. Erhalten geblieben sind der Schädel, die Schlüsselbeine,einige Wirbelknochen und die großen Röhrenknochen der Gliedmaßen.Im Grab wurden keine Beigaben bemerkt.8) Grab 21 wurde geborgen und ist in der vorgeschichtlichen Abteilung desHeimatmuseums Mühlhausen ausgestellt.


Grab 24:(2. 11. 1953) Die Grabsohle lag 0,55 m unter der jetzigen Erdoberfläche,ehedem aber tiefer, denn nach Aussage des Landwirts Weinreich wurdenbeim Einebnen des Geländes etwa 0,50 m Mutterboden abgetragen (nachmeinen Schätzungen 0,20-0,30 m).Skelett eines 11-bis l2jährigen Kindes in rechtsseitiger Hocklage; Kopfim Süden, Blick nach Osten. Die Knochen waren größtenteils vergangen.Erhalten geblieben sind der Schädel und größere Stücke der OberundUnterschenkel. Der Schädel ruhte erhöht auf einem Erdsockel. Die Beinewaren sehr hoch emporgezogen wie bei Skelett 21. Über der unteren Hälftedes Schädels und der Brust befand sich ein unbehauener, abgerollter, 17-20kg schwerer Muschelkalkstein. Er war 0,35 m lang, an der breitesten Stelle0,30 m breit und etwa 0,20 m dick. Die dunkelgraue Graberde war stellenweisemit Holzkohle durchsetzt.Hinter dem Schädel, 4,5 cm vom Hinterhauptsbein entfernt, stand derRest eines kleinen, bauchigen Täßchens. Es konnte nur in Bruchstückengeborgen werden. Der Ton war so mangelhaft gebrannt, daß es zu Erdezerfiel.Scherben einer kleinen bauchigen Tasse(?)Rand leicht ausschwingend. Ungef. 1 cm unter dem Rande sitzt der Rest einesHenkels oder einer Griffwarze. Ton sehr schwach gebrannt. Oberfläche geglätteschwarz mit ockerbraunen Flecken, Bruch braungrau bis schwarz.H.: 5,2-5,4; Mddm.: ca. 7,8; gr. Dm.: ca. 8,5; Wdst.: 0,5 cm. (Die Maße wurdenerrechnet.)Das Aunjetitzer Gräberfeld von Ammern (Herrenstraße 2 u. 5) ziehtsich auf einer Höhe dahin. An den Hängen sind, mit Ausnahme von Grab 1(1929), keine Gräber gefunden worden. Sie lagen ziemlich eng beisammenin einem sich von Nordwest nach Südost erstreckenden Oval. Im Norden,Westen und Süden wurden die Grenzen des Gräberfeldes erreicht. Nur imOsten - im Innern der Scheune, vielleicht auch im Hofraum und in demkleinen Raum südöstlich des oberen Scheunentores, der ganz mit Schuttgefüllt ist und daher nicht untersucht wurde - sind bei künftigen Grabungenoch Gräber zu erwarten. Im Bereich der mittelalterlichen Grube Alagen anscheinend ebenfalls Gräber, denn hier wurden menschlicheKnochenreste und ein Aunjetitzer Gefäßboden gefunden. Scherbenfundevor dem oberen Scheunentor deuten ebenfalls auf zerstörte Gräber hin.Im Norden schneidet eine tiefe, mit lehmiger Erde zugefüllte Grube oderein breiter Graben die letzten Hocker. Bei den Kellerausschachtungen fürdie nördlich gelegene Scheune sind keine Gräber bemerkt worden. Vonden im Jahre 1953 untersuchten 10 Gräbern waren nur 2 vollständig er


halten (die Gräber 21 und 22), 5 waren leicht, 2 stark beschädigt und 1 vollständigzerstört. Die Tiefe der Gräber kann nicht genau angegeben werden.Die bei den einzelnen Gräbern vermerkten Tiefen beziehen sich auf diejetzigen Oberflächenverhältnisse. Durch neuzeitliche Bodenabgrabungenhaben einige Gräber an Tiefe verloren. In Grab 23 kam schon beim erstenSpatenstich das Skelett zutage. Der Schädel lag nur 8 cm unter der Scheunentenne,der Grabboden 22 cm. Das kaum 3 m südöstlich davon gelegeneGrab 21 (ebenfalls unter der Scheunentenne) hatte eine Tiefe von 0,65 m.Da auch hier die Erdoberfläche abgegraben war, bedeutet dieser Befund,daß der Tiefenunterschied zwischen den beiden Gräbern recht erheblich ist.Er beweist, daß die Aunjetitzer beim Ausschachten der Grabgruben keineeinheitliche Tiefe einhielten. Die Tiefe (Grab 23 ausgenommen) schwanktzwischen 0,50 und 1,25 m und beträgt im Durchschnitt ungefähr 0,70 m.Die Grabgruben waren muldenförmig. Sie waren durchweg nur gerade sogroß, daß der Raum für die Bestattung in Hocklage ausreichte. GenaueMaße liegen von den unbeschädigten Gräbern 21 und 22 vor. Grab 21 hatteeine ovale, in der Mitte flach- muldenförmig eingetiefte Grabsohle von 1,05m Länge und 0,75 m Breite. Die Beine des Rockers waren auffallend hochemporgezogen, so daß Verschnürung angenommen werden könnte. Vielleichtläßt sich diese extreme Hockstellung auch auf die Enge des Grabeszurückführen. In Grab 22 hatte die Grabsohle eine mehr viereckige Gestalt.Sie war 1,20 m lang und im nördlichen Teil, da, wo die Beine lagen,080 m breit.Die Skelettlagerung ist einheitlich. Alle untersuchten Skelette warenvon Süd nach Nord ausgerichtet. Bei allen lag der Schädel im Süden, aufder rechten Wange. Der gestreckt auf dem Rücken liegende Tote in Grab 17war ebenfalls in Süd- Nord- Richtung ins Grab gelegt worden, doch zeigteder Oberkörper eine geringe Drehung nach links, zum Mitbeerdigten hin.Auch die ArmundBeinhaltung ist bei allen Bestatteten ähnlich.Die mehr oder weniger stark angewinkelten Unterarme lagen bei halberoder voller Rückenlage meist zwanglos auf der Brust oder auf dem Leib(Gräber 20 a, 20 b, 23), bei Seitenlage entweder ebenso oder nach vorn erhoben.Oft (Gräber 17 a, 17 b, 19, 22) war der rechte Arm stärker angewinkelt,so daß die Hand vor dem Kopf lag wie bei einem Schlafenden.Eigenartig ist die Armhaltung in Grab 16: Der linke Arm ist nach hintengelegt und berührte wahrscheinlich den Hinterkopf; auf dem Oberarmlag ein Schweineknochen, daneben standen die beiden Gefäße. - DieBeine waren hoch emporgezogen und bildeten mit der Körperachse meisteinen rechten Winkel (Gräber 19, 20 a, 20 b, 22, 23). Noch höher angehockt


waren sie bei den Skeletten der Gräber 15, 17 b, 21 und 24. Auch da ist,wie bei den Armen, das rechte Bein meist stärker emporgezogen als daslinke (Gräber 17 b, 21, 22).Unter den im Jahre 1953 ausgegrabenen Bestattungen befanden sichzwei Doppelgräber. In Grab 17 ruhten die Toten (2 Erwachsene) nebeneinanin Grab 20 übereinander (Etagengrab). Die Toten des Grabes 20waren durch eine dünne Erdschicht voneinander getrennt.Steinpackungen und Steinverkleidungen wurden nicht festgestellt. LediglichGrab 24 enthielt eine Steinpiatte, die die untere Hälfte des Kopfesund die Brust des Kindes bedeckte. Es war eine unbehauene, abgerollteMuschelkalkplatte von 17-20 kg Gewicht.Die Ausstattung der Gräber mit Beigaben an unvergänglichem Materialist ärmlich. Etliche Tongefäße oder Reste von solchen wurden geborgen.Die wenigen anderen Funde gehörten zur Kleidung oder waren Schmuck.Nur ein Teil der Beerdigten hatte ein Tongefäß mit ins Grab bekommen.Die genaue Zahl der Gräber mit Gefäßen läßt sich jedoch nicht ermitteln,weil die meisten der vor 1932 aufgedeckten Gräber nicht sachgemäß untersuchtworden sind und die Arbeiter auf unscheinbare Gefäßreste weniggeachtet haben. Aber auch ein Teil der 1953 ausgegrabenen Gräber ergabenwegen ihrer teilweisen Zerstörung keinen klaren Befund.In folgenden Gräbern befand sich ein Tongefäß:Grab 2: 1 bauchiges Gefäß (noch vorhanden: 2 Scherben)Grab 3: 1 "klassische" Tasse (2/3 des Gefäßes)Grab 5: 1 bauchige Henkeltasse (3 Bruchstücke)Grab 8: vermutlich 1 Gefäß nach der Behauptung der Arbeiter (1 Scherbe)Grab 16: 2 Gefäße: 1 bauchige Henkeltasse (zerfallen)1 Ohrennapf (mehrere Scherben)Grab 20 b: 1 Zapfenbecher (vollständig vorhanden, aber beschädigt)Grab 24: 1 bauchiges Täßchen (rekonstruiert)zerstörtes Grab 18: 1 bauchige Tasse mit stumpfwinkeligem Umbruch(1 große Scherbe. Eine Scherbe aus dem Jahre 1931 könnte zum gleichenGefäß gehören).Für 8 von 24 Bestattungen lassen sich also Gefäßbeigaben nachweisen.Zu berücksichtigen sind jedoch noch die Gefäßbruchstücke, die außerhalbder Gräber in den Suchgraben vor dem oberen Scheunentor und südlichder mittelalterlichen Hausgrube A und der Gräber 17 und 18 geborgenwurden. Sie dürften aus zerstörten Gräbern stammen. Bei Erdarbeitenwurden sie zerschlagen und verstreut, manche wahrscheinlich schon imMittelalter.


Die Gefäße standen, soweit ihre Lage bekannt ist, fast alle in Kopfhöhe.Nur der Zapfenbecher im Etagengrab 20 b machte eine Ausnahme: Erwurde zwischen dem Knieunddem Ellbogengelenk des Toten gefunden.In Grab 3 befand sich das Gefäß vor dem Gesicht, in den Gräbern 16 und24 standen die Gefäße hinter dem Kopf.Der Ton der altbronzezeitlichen Gefäße ist sandig, enthält neben winzigkleinenKalksteinundQuarzstückchen stets einige goldgelbe Glimmerschüppchenund zeigt an den alten Bruchstellen ockerbraune Flecken, diewahrscheinlich von ausgewittertem Eisenhydroxyd herrühren9. Die feinen,dünnwandigen Gefäße haben eine sorgfältig geglättete Oberfläche vonmeist dunkelgrauer Färbung. Die zum Glätten aufgetragene dünne Tonschichttreten.hat sich stellenweise unter dem Einfluß der Bodenfeuchtigkeit gelöst,ist abgefallen und läßt die rauhe, braungraue Kernschicht zutageNach ihrer Form können die Gefäße eingeteilt werden in bauchigeTassen, Näpfe und Becher. Vom Gräberfeld liegen vor:5 bauchige Tassen (je eine aus den Gräbern 2, 5, 16, 18 und eine aus demgestörten Boden vor dem Scheunentor)1 "klassische" Tasse (vom Typus g nach Mandera10) mit scharfem Umbruch(Grab 3)1 Ohrenbecher mit quergestellten Schnurösen (Typus b nach Mandera)(Grab 16)1 Zapfenbecher (Grab 20 b)4 Gefäße, deren Formen sich aus den kümmerlichen Resten nicht genauerbestimmen lassen (Gräber 8 und 24 sowie 2 Gefäße aus den Suchgrabensüdlich Grube A und westlich Grab 1).Die bauchigen Tassen, Kugelbauchtassen, Ohrennäpfe und Zapfenbechersind nach Mandera Gefäßformen der älteren Stilphase, die "klassische"Tasse ein Gefäß der jüngeren Stilphase.Die wenigen Beigaben lassen eine zeitliche Einordnung der Gräberinnerhalb des Gräberfeldes nicht zu.9) Das gleiche bemerkte K. Seilmann an der Aunjetitzer Keramik des 01grabens.K. S e 11 m a n n: Neueste Gräberfunde bei Mühlhausen aus derBronzezeit (Mühlhäuser Geschichtsblätter Bd. III) 1902/1903,S. 7 f. Nach seinerAnsicht ". scheint die Tonmasse der hiesigen Letten- Kohlenformation entnommenzu sein. Die zu dieser Formation gehörenden Tonablagerungen sindsehr reich an gelben Glimmerblättchen".10) Die Typenbezeichnung wurde nach H.-E. M a n d e r a: a. a. O. (FN 1) vorgenommen.


II. Mühlhausen, Flurbezirk ÖlgrabenAm Nordwestrand der Stadt Mühlhausen, zwischen der Unstrut imOsten und der Hollenbacher Landstraße im Westen, liegt der Flurbezirk"Im Ölgraben"". Er führt seinen Namen nach dem Wassergraben, der imNorden die Grenze bildet. Das nur wenige Meter über dem Unstrutspiegelliegende flach- wellige Gelände war trotz geringer Fruchtbarkeit in ur-undfrühgeschichtlicher Zeit besiedelt, scheinbar aber nur in Wassernähe, wiemehrere Funde lehren. Die unter einer schwachen Humusdecke liegendenhellgelben Kalktuffablagerungen dieser Gegend bilden ein begehrtes Baumateriafelsigenund werden an mehreren Stellen in SandundSteingruben abgebauthauptsächlich die lockeren, grobkörnigen Tuffsande und die festen,Travertinbänke.Einer der Brüche, der städtische SandundSteinbruch, war bis 1930noch in Betrieb, wurde dann aber zugefüllt und ist jetzt Gartenland. Erlag nordwestlich der Robert- Koch-Straße, kaum 100 m von ihr entfernt(und 1,4 km vom Gräberfeld Ammern).Im Februar 1901 stießen hier Sandgrubenarbeiter in 0,50 m Tiefe aufzwei menschliche Skelette, die nach K. Sellmanns Bericht12 auf einergroßen anstehenden Travertinplatte lagen. Die Gräber, von Nord nachSüd ausgerichtet, enthielten außer den brüchigen, stark zerfallenen Skelettendrei Tongefäße. 1902 kam beim Aufdecken eines weiteren Grabesnoch ein Gefäß hinzu. Alle vier Gefäße befinden sich im MühlhäuserHeimatmuseum, außerdem ein leidlich gut erhaltener Schädel, der in einemder Gräber gefunden wurde. Es ist ein Langschädel (Längen- Breiten- Index100:67,33) mit auffallend stark entwickeltem Hinterhaupt. Auch nach 1903sind noch Gräber zutage gekommen, von den Arbeitern aber nicht gemeldeworden13. In den Jahren nach dem ersten Weltkrieg hat der SandgrubenBinternagel einige Skelette gefunden, die aber so schlechterhalten waren, daß sie beim Ausgraben zerfielen. Das letzte hat er 1927ausgegraben. Wie er angibt, lag der Tote nur 0,40 m tief in "zusammengezogegekrümmter Haltung" im Grabe, mit dem Rücken zum Weg(nach Westen), mit dem Kopf nach Süden. Die dünnen, schwarzen Topfscherbdie bei dem Skelett in der Erde steckten, seien verlorengegangen.Nach Binternagels Schilderung war der Tote, wie die Aunjetitzer inAmmern,in rechtsseitiger Hocklage beigesetzt worden. Wahrscheinlich waren auch11) Meßtischbl. Mühlhausen 2740. S 10,75 0 15,45.12)K. Sellmann:a. a. O.O. Götze, P.P. Höfer, P. Zschiesche:a. a. 0. (FN 2), S. 205.13) Nach Mitteilung des Sandgrubenarbeiters Binternagel.


die im Jahre 1901 aufgedeckten Skelette, wie die des Gräberfeldes Ammern.mit dem Kopf nach Süden bestattet. Fundpfleger Seilmann ist bei der Aufdeckungder Gräber nicht zugegen gewesen. Er stützt sich in seinem Berichtauf die Aussagen der Sandgrubenarbeiter, die aber auf die Skelettlagerungnicht geachtet haben und sich beim Befragen nur noch ungenauauf die Fundumstände entsinnen konnten. Selimann" schreibt in seinemBericht: "Die näheren Fundumstände, vor allen Dingen die Lage der dreiUrnen zu den Skeletten anzugeben, dazu waren sie nicht imstande." Wahrscheinlichirrten sich die Arbeiter in ihrer Darstellung, und der gut erhalteneSchädel lag nicht im Norden, sondern im Süden. Damit würde dieOrientierung der von Ammern entsprechen.DieKeramikKrug (K 2/2)Tiefliegender Umbruch, hohe, konische Schulter, ausladende Mündung. Bandhenkelauf der Schultermitte, beginnt 2,2 cm unterhalb des Randes. Kleine,ebene Standfläche. Ton enthält wenige winzige Quarzkörnchen und Glimmerschüppchen.Brand mangelhaft. Oberfläche geglättet, hellgrau.Abb. 8: Mühlhausen, ÖlgrabenGefäß K 2/2; 2: Gefäß K 2/10; 3: Gefäß K 2/1; 4: Gefäß K 2/8. 1/414) K. S e 11 m a n n: a. a. O. (FN 9).


H.: 12,1; Mddm.: 4,0; Halsdm.: 7,4-7,6; gr. Dm.: 11,3; Bddm.: 4,4; H. bis Umbruch4,0; Wdst.: 0,4 cm.(Kugel)bauchige Tasse (K 2/8)Leicht konkaver Hals, leicht ausschwingende Mündung. Zwischen Hals undSchulter, 3,4-3,9 cm unterhalb des Randes, ein Wulst. Der Bandhenkel setztunter dem Wulst an und reicht bis nahe an die Mündung. Das Gefäß ist etwasverzogen. Ton gut gebrannt. Oberfläche geglättet, hellgrau, Kern hellbraun.H.: 13,0-13,4; Mddm.: 11,3; gr. Dm.: 13,6; Bddm.: 5,5-6,0; Wdst.: 0,5; Henkelbr.:2,2 cm.Abb. 9: Mühlhausen, Olgraben.1: Gefäß K 2/9; 2: Gefäß K 2/65; 3: Gefäß K 2/6; 4: Gefäß K 2/66.1 = ¼; 2-4 = ½Kugelbauchtasse (K 2/6)Asymmetrisch geformt. Rel. breiter Boden, abgesetzter, konischer Hals, umgelegteRand. Auf der Schulter drei horizontale Rillen. Der Bandhenkel reichtvon der Schulter bis knapp unter den Rand. Ton gemagert, Brand gut. Oberflächegeglättet, dunkelgrau, unter der Glättungsschicht hellbraun. Bruch dunkelgrau.H.: 7,4-7,6; Mddm.: 6,7; gr. Dm.: 8,8; Bddm.: 4,4; Wdst.: 0,4; Henkelbr.: 1,2 cm.Doppelkonische Tasse (K 2/9)Boden sehr klein, wenig eingedellt. Weicher Umbruch, Hals kaum abgesetzt,Mündung schwach ausladend. Der Bandhenkel setzt oberhalb des Umbruchs anund reicht bis zum Hals. Ton enthält Glimmerschüppchen. Oberfläche geglättet,mausgrau.


H.: 10,4-10,6; Mddm.: 10,8-12,4; gr. Dm.: 15,7; Bddm.: 3,8; Wdst.: ca. 0,4;H. bis Umbruch: 3,8-4,2; Henkelbr.: 2,6 cm.Bauchige Tasse (K 2fb)Ähnlich wie Gefäß 2/9. Rel. breiter Dellboden, kurzer, ausladender Rand. Aufder Schulter drei horizontale Rillen, je 0,5 cm voneinander entfernt. Ton enthältGlimmerschüppchen, Brand gut. Oberfläche geglättet, hellgrau bis braungrau.Bruch dunkelgrau bis schwarz.H.: 9,8; Mddm.: 12,0-12,4; gr. Dm.: 15,0; Bddm.: 6,3-6,5; H. bis Umbruch: 4,9;Wdst.: 0,4 cm.Bodenscherbe eines Gefäßes (K 2/66)Ton gemagert, enthält einzelne goldgelbe Glimmerschüppchen. Oberflächemangelhaft geglättet, grau bis braungrau.Bddm.: 4,7 cm.Bruchstück einer bauchigen Tasse (K 2/65)Fast doppelkonisches Gefäß, Mündung schräg ausladend. Ton gemagert, Brandgut. Oberfläche geglättet, dunkelgrau, Bruch braun.Kugelbauchtasse (K 2/1)Hoher, konischer Hals, ausladende Mündung, Rand gerundet. Auf der Schulter,in Höhe des unteren Henkelansatzes, eine horizontale Rille. Der herabgezogeneBandhenkel reicht von der Schulter bis in die Mitte des Halses, 1,3 cm unterhalbdes Randes. Ton enthält Glimmerschüppchen, Brand gut. Oberfläche geglättet,hellgrau, unter der Glättungsschicht hellbraun. Bruch dunkelgrau.H.: 11,6-11,8; Mddm.: 10,4; gr. Dm.: 12,8--13; Bddm.: 5,0-5,2; Wdst.: 0,5 cm.Der Fundort des Gefäßes K 2/1 ist nicht bekannt. Es gehört zu den altenBeständen des Heimatmuseums und ist schon vor 1910 der vorgeschichtlichenSammlung einverleibt worden. Da es dem Gefäß K 2/8 sehr ähnelt,annähernd die gleiche Form, die gleiche Machart, den gleichen Ton zeigt,ist es sehr wahrscheinlich, daß es aus der gleichen Werkstatt und vomgleichen Fundort stammt. Sicherlich ist es in der Umgebung von Mühlhausengefundenworden.III. Mühlhausen, Wendewehrstraße,Grundstück der Thuringia-SpinnereiAm 9. 8. 1940 wurden auf einem Fabrikhof, nahe beim Feldweg, der zumstädtischen Gasbehälter führt, einige Luftschutzgräben ausgehoben15.Dabei fanden die Erdarbeiter in 0,50 bis 0,60 m Tiefe drei gut erhalteneGefäße. Die Stadtverwaltung wurde leider zu spät benachrichtigt. Als derFundpfleger des Heimatmuseums am Fundort erschien, waren die Erdarbeitenschon beendet, und Grabungen wurden nicht mehr gestattet.15) Meßtischbl. Mühlhausen 2740, S 8,4 0 11,7.


Auf die genauen Fundumstände hatten die Arbeiter nicht geachtet. EinWerkangestellter, der bei den Erdarbeiten zugegen war, berichtete, daß dieGefäße nicht beisammen, sondern einzeln, ein bis zwei Meter voneinanderentfernt, gefunden worden seien. Auch Scherben wären zutage gekommen,aber nicht aufgehoben worden. Auf Knochenreste konnte er sich nicht entsinnenEs sei jedoch wahrscheinlich, daß die drei Gefäße aus Gräbernstammen.Die Fundstelle liegt auf alluvialen Kalktuffablagerungen. Es sind diegleichen Bodenverhältnisse wie in Mühlhausen- Ölgraben und Ammern.die 1,0 bzw. 2,0 km von diesem Fundplatz entfernt liegen.Abb. 10: Mühlhausen, Wendewehrstraße.1: Gefäß K 2/8a; 2: Gefäß K 2/5; 3: Gefäß K 2/7. 1,2 = %; 3 = 1/4DieKeramikGroße Kugelbauchtasse (K 2i7)Ungleichmäßig geformtes Gefäß mit Dellboden, Rand schwach ausladend. WinkeligeBandhenkel. Etwa auf der Mitte der Schulter, 5,5 cm unterhalb desRandes, eine horizontale Rille. Darüber, am oberen Henkelansatz beginnend,eine zweite, welche jedoch schon nach 8 cm Länge aufhört. Ton gemagert, Brandgut. Oberfläche rauh, aschgrau bis braungrau, Bruch fast schwarz.


H.: 14,4-15; Mddm.: 13,7-14,7; gr. Dm.: 17,5-17,9; Bddm.: 7,4-7,5; Wdst.:ca. 0,7; Henkelbr.: 2,2 cm.Hohe Tasse (K 2/5)Eigenartige asymmetrische Form. Unterteil stark eingezogen, Oberteil konisch,ausladende Mündung. Kleiner ebener Standboden. Der obere Ansatz des Bandhenkelsliegt 0,6 cm unterhalb der Mündung. Ton gemagert, Brand gut. Oberflächegeglättet, grau bis braungrau, Bruch schwarz mit rostbraunen Flecken.H.: 10,7; Mddm.: 8,4; gr. Dm.: 9,6; Bddm.: 4,0; Wdst.: 0,5 cm.Blumentopfgefäß (Zapfenbecher?) (K 2/8a)Ansatzstelle des Griffzapfens 5,5 cm über dem Gefäßboden. Ton wie bei denanderen Gefäßen. Oberfläche verstrichen, aber nicht sauber geglättet, hellbraunbis hellgrau, unter der Glättungsschicht dunkelgrau. (Gefäß stark ergänzt.)H.: 9,4-9,5; Mddm.: 10,2-10,3; Bddm.: 5,5-6,0 cm.FlurbezirkRinntalsbergIV.GroßgrabeIn der Flur von Großgrabe sind bereits im vorigen Jahrhundert (imJahre 1893 oder 1894) frühbronzezeitliche Gräber und Herdgruben aufgedecktund untersucht worden16. Götze, Höfer, Zschiesche berichten darüber17.Mit dem bei ihnen erwähnten Fundort, einer Anhöhe, die 1,5 kmwestlich des Ortes und südlich der "Hölle" liegt, ist zweifellos der Ostabhangdes Rinntaisberges gemeint. Die Grabesche Flur endet jedoch bereits1,4 km westlich des Ortes, die genannte Grabstelle lag noch vor derFlurgrenze. Das bei Götze, Höfer, Zschiesche abgebildete Gefäß18 zeigt dietypische Form der Kugelbauchtassen.KugelbauchtasseKleine Standfläche, Randdurchmesser kleiner als die Höhe. Der Henkel sitztverhältnismäßig tief, beginnt an der größten Bauchweite und endet an derSchulter-Hals- Grenze, die auf der Abbildung kaum zu erkennen ist.H.: 12; Mddm.: 10; Bdm.: 14 cm. (Maße nach O. Busch19.)Flurbezirk Gebinde, westlicher Teil, GrundstückKlöppelDie Gebinde20, das sanft nach Süden abfallende Ackerland westlich desDorfes Großgrabe, hat mit seinem tiefgründigen, fruchtbaren Lößbodenvon jeher Menschen zum Siedeln angelockt, wie Funde verschiedener16) Verhandlungen der Berliner Ges. f. Anthropologie, Ethnologie u. Urgeschichte,Berlin 1895, S. 139.17) A. Götze, P. Höfer, P. Zschiesche: a. a. O. (FN 2), S. 204, Taf. IX,142, 217.18) A. Götze, P. Höfer, P. Zschiesche: a. a. O. (FN 2), Taf. IX, 142.19) 0. B u s c h: Vorgeschichte unseres Heimatgebietes Mühlhausen, Langensalza1940,S. 52.20) Meßtischbl. Schlotheim 2741, W 7,4 S 11,9.


Perioden bezeugen. Unter den Mühlhäuser Heimatforschern wurde die Gebindebekannt, als Landwirt Karl Rechenbach Ende der 20er Jahre auf"Klöppels Plan" Hockergräber entdeckt hatte und ausgrub. Das Feld liegtam Westende der Gebinde, ungef. 700 m vom Dorfrand entfernt, auf einerflachen Bodenerhebung, die nach Westen, zum Pferderieth und zum Riethbachsanft abfällt. Rechenbach war beim Pflügen auf Steinplatten gestoßenund hatte beim Wegnehmen der Steine Menschengebein und Topfscherbenbemerkt. Gemeinsam mit dem Gutsinspektor Pfeiffer- Preißel grub er17 frühbronzezeitliche Hockergräber aus. Die stark zersetzten Skelette -alles rechtsseitig liegende Hocker, in Süd- Nord- Richtung, mit dem Kopfim Süden - lagen nur 12 bis 50 cm unter der Erdoberfläche und warenzum Teil mit mittelgroßen Steinen überdeckt.Die Gefäße standen vor dem Gesicht oder neben dem Becken und konntenmeist nur in Bruchstücken geborgen werden. Um die gleiche Zeit hatKarl Rechenbach auf einem Feld östlich des Gräberfeldes, ungef. 400 mvom Dorfrand entfernt, noch einen Aunjetitzer Hocker freigelegt, der nachseinen Angaben weder Hände noch Füße hatte.Leider sind die Funde nach und nach verlorengegangen. Das MühlhäuserHeimatmuseum besitzt ein Gefäß aus der Sammlung Rechenbach(K 2/80) und zwei Gefäße sowie ein großes Gefäßbruchstück aus der SammlungNeumeister (K 2/63, 64 und K 6/204).DieKeramikTasse, Variante des Typus e (nach Mandera) (K 2/80)Leicht gewölbtes Unterteil, scharfer Umbruch, eingezogenes Oberteil, hoher,einschrägender Hals mit weit ausladender Mündung. Der Bandhenkel reicht vomHalsansatz bis zum Umbruch. Schwacher Wulst am Übergang vom Hals zurSchulter, 2,7 cm unterhalb des Randes. Oberfläche geglättet, grau. Gefäß sehrgut erhalten.H.: 10,0; Mddm.: 11,6; gr. Dm.: 14,6; Bddm.: 5,9; H. d. Umbruchs: 3,9-4,2; Wdst.:0,4 cm.Tasse, Variante des Typus e (nach Mandera) (K 2/63)Kleiner, wenig eingedellter Standboden, leicht bauchiges Unterteil, scharferUmbruch, kurze, konische Schulter, schwach abgesetzter, hoher, konischer Hals,weit ausladende Mündung. Bandhenkel setzt am Bauch an, lädt weit aus undreicht bis zum unteren Rand des Halses, 2,0 cm unter den Mündungsrand. Tonmit Quarzkörnchen und wenigen Glimmerschüppchen gemagert, Brand gut.Oberfläche geglättet, dunkelgrau bis braungrau.H.: 7,1; Mddm.: 8,1; Bdm.: 10,2; gr. Dm.: 2,8; H. d. Umbruchs: 2,5-2,8; Wdst.:ca. 0,5; Henkelbr.: 2,2 cm.Rundbauchige Tasse (K 2/64)Rel. breiter, ebener Boden, kurzer, abgesetzter Hals, Mündung ausschwingend.


50 Excellent Extended EssaysA game theoretic analysis of a variety of two-person zero-sum poker models26© International Baccalaureate Organization 2008


Abb. 12: Großgrabe, Gebinde, Grundstück Klöppel.1: Gefäß K 2/63; 2: Gefäß K 2/64; 3: Gefäß K 6/204. 1A


Kugelbauchtasse (K 6/204)Kleiner, schwach eingedellter Standboden. Die kugelförmige Wandung läuftohne Unterbrechung bis zum ebengestrichenen Mündungsrand durch. Ton enthältwinzige QuarzundGlimmerstückchen und ist hart gebrannt. Oberflächegeglättet, dunkelgrau bis schwarz. (Gefäß ergänzt.)H.: 8,6; Mddm.: ca. 8,4; gr. Dm.: ca. 11,2; Bddm.: 3,0; Wdst.: 0,5-0,6 cm.Flurbezirk Gebinde, westlicher Teil, GrundstückKnorrWeitere Aunjetitzer Gräber wurden im Dezember 1953 und im Juli 1954vom Heimatmuseum Mühlhausen ausgegraben. Landwirt Helmut Knorr,Großgrabe, hatte auf seinem Feld auf der Gebinde, ungef. 470 m vom Dorfrandentfernt22, in steinfreiem Lößboden Steinpiatten bemerkt und vermuteteein Grab. Bei einer im Dezember 1953 vorgenommenen Grabung23wurden in 0,22 bis 0,25 m Tiefe drei nebeneinanderliegende unbehaueneSteinblöcke freigelegt. Die beiden größeren waren aus Kalkstein und je20 bis 25 kg schwer. Unter den Steinen lagen einige Tierknochen, u. a.ein Kieferstück vom Rind. Östlich der Steine, in ungef. 0,55 m Tiefe, kamein menschlicher Oberschenkelknochen zum Vorschein und beim Weitergrabennach Osten.Westlicheszwei Erwachsenen-Skelette, nebeneinanderliegend, beide in rechtsseitigerHocklage, mit dem Kopf im Süden, den Beinen nach Norden, BlickSkelettEin wahrscheinlich über 1,70 m großer Mann mittleren Alters. Die Beinewaren stark angehockt, das rechte stärker als das linke (das rechte Kniein Bauchhöhe). Die OberundUnterschenkel, besonders die des rechtenBeines, lagen so eng beisammen, daß Verschnürung der Glieder angenommenwerden kann. Beide Arme waren gebeugt. Die rechte Hand hatvermutlich unter dem Kinn, die linke unter dem rechten Oberschenkelgelegen. Das Skelett war mürbe, brüchig, zum Teil schon vergangen, so dieKreuzwirbel und sämtliche FingerundZehenknochen. Die rechte Kopfhälftefehlte, und zwar vom Hinterkopf bis zum Kinn. An einigen Stellenzeigte der Knochen scharfe Brüche. Die fehlenden Schädelteile samt denZähnen wurden nicht gefunden. Von Wühltieren konnten die fehlendenKnochen nicht verschleppt worden sein, denn dann wäre der ganze Schädelaus seiner Lage gerissen worden.Dicht vor dem Gesicht des Toten standen zwei kleine, annähernd gleichgroße Gefäße. Das eine stand auf einem 6 cm hohen Erdsockel, war zurSeite gekippt und berührte das Kinn. 9 cm vom rechten Knie entfernt22) Meßtischbl. Schlotheim 2741 S 12,4 W 8,1.23) Örtliche Leitung: H. <strong>Albrecht</strong> und H. Reich.


Pfeilspitze aus FeuersteinHerzförmig, eingezogene Basis, Flügel ungleich lang, flächenhaft retuschiert.L.:2cm."Klassische" Tasse, Variante des Typus e (nach Mandera) (K 2/81)Sehr kleiner, etwas eingedellter Standboden, Unterteil schwach gewölbt, Umbruch,konische Schulter, abgesetzter hoher Hals mit ausschwingendem Rand.Der Bandhenkel beginnt am Umbruch und reicht bis zum Hals. Oberfläche geglättet,dunkelgrau bis braungrau.H.: 7,7-7,9; Mddm.: 9,1-9,4; gr. Dm.: 11,2-11,3; Bddm.: 3,5; Wdst.: 0,3-0,4;Henkelbr.: 1,6-1,8 cm.Abb. 14: Großgrabe, Gebinde, Grundstück Knorr.1: Gefäß K 2/81; 2: Pfeilspitze aus Feuerstein; 3: Gefäß K 2/821,3 = ½, 2 = 1/1"Klassische" Tasse, Variante Typus e (nach Mandera) (K 2/82)Die kleine Standfläche ist nicht ganz eben und geht fast unmerklich in die kaumgewölbte Wandung des Unterteils über. Scharfer Umbruch, konisches Oberteil,abgesetzter, einschwingender Hals, weit ausladender Rand. Der Bandhenkelreicht vom Umbruch bis zum Halsansatz, ca. 2,4 cm unterhalb des Randes.


Ton etwas gemagert. Oberfläche geglättet, dunkelgrau, am Rande braungrau.H.: 7,6-7,8; Mddm.: 9,4-9,5; gr. Dm.: 11,6-11,7; Bddm.: 3,5; Wdst. 0,3-0,4;Henkelbr.: 2,1 cm.ÖstlichesSkelettEs war noch schlechter erhalten als das westliche Skelett. Nur der Schädel,die großen Gliedmaßenknochen und Teile des Beckens waren noch leidlicherhalten geblieben; die kleineren Knochen, z. B. die Wirbel und Rippensowie die HandundFußknochen waren bis auf geringe Reste vergangen.Die Berne waren angehockt, aber nicht so hoch wie beim westlichen Skelett.Der rechte Oberschenkel, der höher emporgezogen war als der linke, bildetemit der Körperachse einen rechten Winkel. Der linke Unterschenkel lagso dicht am Oberschenkel, daß an eine Verschnürung gedacht werden kann.Beide Arme waren gebeugt. Der rechte Unterarm lag an der Brust, derlinke auf dem Leib. Der schmale Langschädel hatte ein kräftig entwickeltesHinterhaupt. Die Zähne zeigten starke Abnutzungsspuren, besonders diedes Oberkiefers, einige Zähne waren bis auf die Wurzel abgekaut. DerZahnbefund spricht für ein Alter von über 60 Jahren24. In der Nähe desKopfes wurden zwei Gefäße freigelegt. Oberhalb des Kopfes stand einHenkeltäßchen mit scharfem Bauchknick, vor der Brust eine rundbauchigeTasse mittlerer Größe. Die Toten sind wahrscheinlich gleichzeitig in einemgemeinsamen großen Grabe bestattet worden. Die rechteckige Bodenflächehatte eine Länge von fast 2,00 m und eine Breite von etwa 1,75 m. Es waralso weit mehr Raum ausgehoben worden, als zur Unterbringung derToten erforderlich war. In der Südwestecke wurde eine horizontalliegendeMuschel.kalkplatte von 22>


Abb. 15: Großgrabe, Gebinde, Grundstück Knorr.1: Gefäß K 2/83; 2: Gefäß K 2/84. 1 = 1%;2 = 1/2Tasse (K 2/84)Den "klassischen" Formen (nach Mandera) verwandt. Sehr kleiner, leicht ein-.gedellter Boden, wenig gewölbtes Unterteil, stumpfer Umbruch, konische Schulter,abgesetzter, zylindrischer Hals, ausladende Mündung. Der Bandhenkelreicht vom Umbruch bis über den Halsansatz. Oberfläche geglättet, braungraubis dunkelgrau.H.: 7,5-8,0; Mddm.: 8,5-8,6; Bdm.: 11,6-11,7; Bddm.: 3,3; Wdst.: 0,3-0,4 cm.Alle Gefäße sind aus geschlämmtem Ton hergestellt und sehr sauber undgleichmäßiggearbeitet.Flurbezirk Gebinde, Am FeldwegUngefähr 150 m südwestlich des Doppelgrabes wurden bei den Ausschachtungsazur Erdgasleitung im Sommer 1954 noch zwei frühbronzezeitlichHocker aufgedeckt25. Im Juli 1954 wurden unter Mithilfedes Fundpflegers <strong>Hermann</strong> Suck und des Studenten Peter Donat die noch25) Die Grabstelle liegt rd. 580 m vom Dorfrand entfernt am Nordrand des"Mittleren Feldweges". Meßtischbl. Schlotheim 2741, W 7,8 S 11,9.


Abb. 16: Großgrabe, Gebinde, Am Feldweg.1: Gefäß K 2/86; 2: Gefäß K 2/87; 3, 4: Ösenkopfnadeln K 2/88 und K 2/891,2 = 1/2; 3,4 = 1/1


in der Erde verbliebenen Teile eines durch den Rohrgraben angeschnittenenSkeletts freigelegt. Der Tote, ein Erwachsener vorgerückten Alters von über1,70 m Größe und von kräftigem Körperbau, wahrscheinlich ein Mann, lagin Süd- Nord- Richtung auf dem Rücken (Tiefe 0,85 m). Der Kopf war nachOsten gewendet. Beide Unterarme waren gebeugt. Die rechte Hand ruhteauf dem Becken, die linke auf dem rechten Oberarm. Die Beine warennach rechts angehockt, das linke stärker als das rechte, das linke bildetemit der Körperachse einen rechten Winkel. Die Lage der Fußknochen ließsich nicht mehr feststellen, weil sie der Arbeiter schon entfernt hatte. DasSkelett war gut erhalten. Eine Griffleistenschüssel und ein Zapfenbecherstanden auf dem erhöhten Rand der Bodenmulde. Unter der linken Schulterlagen zwei sehr gut erhaltene knöcherne Ösenkopfnadeln. Die eineragte mit dem Ösenkopf unter einem Halswirbel hervor, die zweite lagunter dem Schulterblatt. Beide Gewandnadeln sind gut erhalten.2 Ösenkopfnadeln aus Knochen (K 2/88, K 2/89)Beide haben einen rundgeschliffenen polierten Schaft und einen verbreitertenKopf.L.: 8,4 und 7,5 cm.Griffleistenschüssel Typus a (nach Mandera) (K 2/86)Wandung nur schwach gewölbt, Mündungsrand wenig eingezogen. Breiter,ebener Standboden. 1 cm unter dem Rande drei Griffleisten. Gefäß dickwandig,roh gearbeitet. Ton mit Quarz und etwas Glimmer gemagert, Brand schwach.Oberfläche geglättet, braungraue bis rotbraune Überfangschicht.H.: 7,0-7,4; Mddm.: 14,3; Bddm.: 7,2-7,4 cm.Zapfenbecher (K 2/87)Asymmetrische, schwach S-förmig geschwungene Wandung. Etwa 1,5 cm unterdem Rande Reste des Griffzapfens, der wahrscheinlich schon vor der Beisetzungabgebrochen war. Besser gearbeitet und gebrannt als Griffleistenschüssel K 2/86.Oberfläche geglättet, auf der Zapfenseite braungrau, auf der anderen dunkelgraubis schwarz.H.: 10,7-11,3; Mddm.: 10,6-10,9; Bddm.: 5,8-5,9 cm.Während dieses Grab freigelegt wurde, entdeckten wir daneben, weiteröstlich, ein zweites Hockergrab. Es war gleich tief und durch eine flacheBodenschwelle vom anderen getrennt. In der Grabmulde lagen die spärlichenSkelettreste eines Erwachsenen. Nur die großen Gliedmaßenknochenund Teile des Schädeldaches waren erhalten geblieben, alles übrige vergangen.Der Tote war in rechtsseitiger Hocklage beigesetzt. Der Kopf lagim Süden, die Füße zeigten nach Norden. Die Unterarme waren an dieBrust gelegt, die Oberschenkel im rechten Winkel zur Körperachse angehockt.Beigaben wurden in diesem Grabe nicht gefunden.


Es darf wohl angenommen werden, daß im Löß der Gebinde noch weiterealtbronzezeitliche Gräber liegen. Vielleicht sind die vier bis jetzt bekannten,ziemlich weit auseinanderliegenden (400 bis 450 m) Grabstellen Randteileeines großen Gräberfeldes, das sich über die Westhälfte der Gebindeerstreckt. Anzeichen für weitere Gräber sind vorhanden. So wurde beimAusheben des Gasleitungsgrabens südlich des "mittleren" Feldwegs, nichtweit von den im Juli 1954 aufgedeckten Gräbern entfernt, ein stark zersetztemenschliches Oberschenkelfragment ausgegraben, das aus einemzerstörten Grab stammen dürfte. Landwirt Helmut Knorr hat auf seinemgroßen Feld an mehreren Stellen Steinblöcke und Steinpiatten festgestellt,die ja öfters das Vorhandensein von Gräbern anzeigen.Über das Alter des Gräberfeldes gibt uns die Keramik Aufschluß.Insgesamt wurden 5 "klassische" Tassen, 3 rundundTassen, 1 Griffleistenschüssel und 1 Zapfenbecher gefunden.kugelbauchigeGriffleistenschüssel und Zapfenbecher sind Gefäßformen der älterenStilphase, die "klassischen" Gefäße solche der jüngeren. Die ersten wurdenin einem Grabe am "mittleren" Feldweg, im südlichsten Teil des GräberfeldesGräbern.geborgen, die "klassischen" Tassen der Spätzeit in den nördlichenV. Kleingrabe, Weinberg, Feld nordöstlich desBahnhofsGrabeAuf der Höhe des Weinbergs, nordöstlich des Bahnhofs Grabe (FlurKleingrabe26) stieß der Landwirt Albert Schott, Kleingrabe, im Frühjahr1943 beim Pflügen auf einen großen Stein und menschliche Knochenreste.Auf Grund seiner Meldung führte der damalige Leiter des Kreish.in Treffurt, Friedrich Rausch, eine Untersuchung der Fundstelledurch. Da er das Grab, um ein solches handelte es sich zweifellos, gefährdet,zum Teil schon zerstört sah, grub er es sofort aus.Nach seinem Bericht27 war das Grab nur 0,30 m tief in den dort anstehendenKeuperboden28 eingetieft. Auf der eiförmigen Grabsohle von 1,20 mLänge und 1,00 m Breite lag auf sterilem Keuperton das Skelett einesMannes. Es war in seitlicher Hocklage beigesetzt, mit dem Gesicht nachNorden. Als Beigabe hatte der Tote ein unverziertes Tongefäß mitbekommdas an der Südwestseite des Grabes stand. In der Erdschicht über26) Meßtischbl. Schlotheim 2741, W 13,2 S 15,2.27) F. R a u s e h: Merkwürdige Totenehrung vor 4000 Jahren (MühlhäuserAnzeiger y. 5. 6. 1943.28) ku 1 Unterer Keuper; Mergel mit Ockerdolomit.


dem Hockerskelett befanden sich "Knochen von drei schwächeren Menschen,Frauen, wirr durcheinanderliegend zerstörte Knochen, Schädelteileund Röhrenknochen". Auf diesen Knochenhaufen war eine flache, etwa15 kg schwere Steinplatte aus Muschelkalk gelegt. Sie muß aus einer Entfernungvon über 600 m herbeigeholt worden sein, denn Muschelkalkgesteinkommt in der Nähe nicht vor. Von dem Skelett des Mannes konnten dieSchenkelundFußknochen, das Rückgrat und der Unterkiefer geborgenwerden, von den drei anderen Menschen zerbrochene Röhrenknochen undReste derOberundUnterkiefer, aber kein ganzer Schädel. Die Gebeine"gehörten Menschen mittleren Alters und zarter Bauart" an. - Über dieOrientierung des männlichen Skeletts wird leider nichts gesagt, auch nichtsüber die genaue Lage der Arme und Beine. Die Datierung wird durch dasGefäß ermöglicht, das seiner Form nach den Aunjetitzer bauchigen Tassenzuzuordnen ist. Nicht bekannt bei den Aunjetitzern aus der- Umgebung Umgebungvon Mühlhausen ist die Knochenaufhäufung über der Hauptperson. Es istdaher schwer, sich vom ursprünglichen Zustand des Grabes ein Bild zumachen. Rausch sieht in den ungeordnet durcheinanderliegenden Knochender oberen Schicht eine Nachbestattung, die "für den Mann eine Ehrungbedeutete". Ob diese Deutung richtig ist, mag dahingestellt bleiben. DerBefund läßt auch eine andere Deutung zu. Fest steht, daß sich in dem GrabSkelettreste von mehreren Personen befanden.Bauchige Tasse (K 2/4)Kleiner, fast ebener Standboden, kurzer, ausschwingender Rand. Der Bandhenkelreicht vom weichen Umbug bis zur Mitte der Schulter ca. 2 cm unterden Rand. Ton mit Quarz und Glimmer fein gemagert, gut gebrannt. Oberflächegeglättet, hellbisdunkelgrau, am Rande rotbraun, Bruch dunkelgrau.H.: 7,8-8,0; Mddm.: 10,3; gr. Dm.: 11,6; Bddm.: 5,3; Wdst. 0,3-0,5 cm.Zum Schluß sei noch auf ein im Mühihäuser Heimatmuseum befindlichesAunjetitzer Gefäß aus der Flur Neunheilingen, Kreis Langensalza, aufmerksamgemacht29. Ein Fundbericht liegt nicht vor.Zapfenbecher (K 2/11)Plumpes, dickwandiges Gefäß mit breitem Standboden, etwas gebaucht, Mündungwenig ausschwingend. Schwalbenschwanzartiger Griffzapfen 2 cm unterdem Rande. 3 cm unter der Mündung umzieht das ganze Gefäß eine flacheLeiste. Ton fein gemagert, Brand gut. Oberfläche mangelhaft geglättet, graubis braungrau, Bruch dunkelgrau bis schwarz.H.: 9.6; Mddm.: 10,2-10,6; Bddm.: 6,2----6,6;Wdst.: 0,4-0,5 cm. L. d. Griffzapfens:1,6 cm.29) Schenkung des Mittelschullehrers Alwin Wetzel, Mühlhausen, 22. 5. 1929.


Abb. 17: 1: Kleingrabe, Weinberg, Gefäß K 2/11;2: Neunheilingen, Kreis Langensalza, Gefäß K 2/4. MaDie behandelten Körpergräber von Ammern, Mühlbausen (Am Olgrabenund Wendewehrstraße) sowie von Großgrabe zeigen in ihrer Bestattungsart,in der Beigabenarmut und mit ihrer Keramik ein einheitliches charakteristiBild.Nach dem Gräberpian von Ammern und nach den Beobachtungen auf denübrigen Fundstellen zu urteilen, lagen die einzelnen S-N ausgerichtetenGräber verhältnismäßig dicht nebeneinander. Das Material reicht nichtaus, um eine bestimmte Gruppierung der Gräber zu erkennen. Neben Einzeigräwurden ein Etagengrab und Doppelgräber (mit zwei nebeneinanderlHockern) festgestellt. Es darf vermutet werden, daß dieletzten beiden Arten Familiengräber darstellen.


ALs Besonderheit in der Totenlage darf das gestreckte Skelett neben demHocker (Grab 17) von Ammern angesprochen werden. Diese Art der Bestattungist innerhalb der Aunjetitzer Kultur Thüringens z. B. aus demFürstengrab von Leubingen bekannt geworden.Nur vermutet werden kann, daß die Grube, die die Schädel der beidenSkelette (Grab 17 Ammern) abtrennte, gleichaltrig mit dem Gräberfeld ist.Überlegungen, die ein absichtliches Entfernen der Köpfe oder Schädel zubestimmten Zwecken annehmen, sind daher nur als Möglichkeiten anzusprechen.Die Verteilung der bekannt gemachten Gräberfelder, zu denen durchintensive Bodendenkmalpflege sicherlich noch weitere in den nächstenJahrzehnten kommen werden, lassen erkennen, daß die nähere Umgebungvon Mühlhausen von den Trägern der Aunjetitzer Kultur gut besiedelt war.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!