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erfahren ... Meine Mutter, die wie ihre Mutter Hil<strong>de</strong>gard hieß, besaß so gut wie nichts vonihr. Es kann aber auch sein, dass sie nichts aufbewahrt hat. Sie wollte ihre Mutter, glaubeich, gerne vergessen. Dennoch hat sie sie ihr Leben lang nicht losgelassen. Das muss ichschon als Kind gespürt haben.“ (S. 10) Als erwachsene Frau geht sie schließlich diesemGefühl nach, dass da etwas für sie Wichtiges war. Was sie mühsam, aber erfolgreichüber das Leben und <strong>de</strong>n frühen Tod ihrer Großmutter zusammenträgt, hilft ihr, die „stillePost“ dieser Frau nachträglich zu verstehen, die Erbschaften, die ihre Mutter nichtannehmen wollte o<strong>de</strong>r konnte. Von Braun sieht auf <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>ssen, was sieüber ihre Großmutter ausgegraben hat, „die Depressionen meiner Mutter als einen Teil<strong>de</strong>r ‚stillen Post’..., als Botschaften, die keine ‚klare Sprache’ gefun<strong>de</strong>n haben.“ (S. 15).„So sind auch die Wun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>ines Lebens bei mir angekommen“Es ist spannend zu lesen, wie Christina von Braun in Briefen, Tagebüchern undErzählungen <strong>de</strong>n Botschaften und Aufträgen ihrer Vorfahren auf die Spur kommt. Sie trittin einen Dialog mit <strong>de</strong>r Großmutter und schreibt ihr während ihrer Recherchen immerwie<strong>de</strong>r Briefe. Am En<strong>de</strong> schreibt sie: „Erst bei <strong>de</strong>r Lektüre dieser Briefe, Tagebücher undMemoiren wur<strong>de</strong> mir klar, wie viel von <strong>de</strong>m, was ihr durchlebt habt, in meinem Leben undin meiner Arbeit <strong>–</strong> meinen Filmen, meinen Büchern <strong>–</strong> wie<strong>de</strong>r aufgetaucht ist. Ohne dassich es ahnte, habe ich Eure Erfahrungen zu verarbeiten versucht <strong>–</strong> so als müsse je<strong>de</strong>Generation die unabgeschlossenen Dossiers <strong>de</strong>r vorigen zu En<strong>de</strong> führen. Auch unsereKin<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n unsere Erfahrungen als ‚Wie<strong>de</strong>rvorlage’ vorfin<strong>de</strong>n. Nur EureHinterlassenschaft war beson<strong>de</strong>rs groß. Meine Generation hat Jahrzehnte gebraucht, umdas aufzuarbeiten, was <strong>de</strong>ine Generation angerichtet o<strong>de</strong>r erlitten hat.“ (S. 405)Angerichtetes o<strong>de</strong>r Erlittenes, bei<strong>de</strong>s.Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Buchs hat man das Gefühl, da ist etwas zur Ruhe gekommen <strong>–</strong> auch imVerhältnis zwischen Christina von Braun und ihrer Mutter, auch im Selbstverständnisdieser kreativen Frau, die ihre eigenen Ambitionen und Sensibilitäten besser verstehenkann, weil sie „ihre“ Geschichte nun kennt, weil sie das Versteckte ent<strong>de</strong>ckt, dasVerschwiegene gehört hat und vor allem, weil sie <strong>–</strong> an<strong>de</strong>rs als ihre Mutter <strong>–</strong> dieSchattenseiten, die Geheimnisse, ihrer Familie annehmen kann. Hier wird <strong>de</strong>utlich, was<strong>de</strong>r recht technische Ausdruck „Aufarbeitung“ von Familiengeschichte für einenMenschen be<strong>de</strong>uten kann: Arbeit, Konzentration, Gespräch mit längst Verstorbenen un<strong>de</strong>rinnerungswilligen Leben<strong>de</strong>n, verstehen wollen und, was man nicht versteht o<strong>de</strong>r wasschwer fällt, anzunehmen, stehen lassen. In diesem Sinne kann von Braun nochnachträglich und mit großer Ruhe und Klarheit zu ihrer Großmutter ‚sagen’: „So sind auchdie Wun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>ines Lebens bei mir angekommen.“ (S. 22).Problematische ErbschaftenDass die unausgesprochenen, unbewussten Erbschaften in <strong>de</strong>r Familie oftmalszerstörerisch wirken, zumal, wenn sie unbewusst bleiben, wird auch von <strong>de</strong>rFamilientherapie und <strong>de</strong>r Seelsorge bestätigt. Auch hier trifft man auf das Muster <strong>de</strong>r„stillen Post“: Es sind nicht nur die biografischen Erfahrungen, „die sich im Leben vonMenschen als störend und lebenshemmend auswirken. Es sind auch die Erfahrungen <strong>de</strong>rEltern, manchmal auch die <strong>de</strong>r Großeltern, Tanten und Onkel …, die eine zunächstunerklärliche Dynamik im Leben einzelner entfalten.“ (Burbach, Väter, 80)_____________________________________________________________________________© Kath. Bibelwerk e.V., Postfach 150365, 70076 Stuttgart <strong>–</strong> Tel. 0711/61920-50, Fax 0711/61920-77<strong>www</strong>.<strong>bibelwerk</strong>.<strong>de</strong> <strong>–</strong> bibelinfo@<strong>bibelwerk</strong>.<strong>de</strong>2

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