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dabei das Politische und das Private miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n; das Persönliche und dasGesellschaftliche durchdringen sich. Und die „Kin<strong>de</strong>r“ müssen sehen, wie sie klarkommenmit <strong>de</strong>m Nachgeschmack <strong>de</strong>r sauren Trauben, die nicht sie gegessen haben, mit <strong>de</strong>nunverdaulichen Brocken, die nicht sie eingebrockt haben. Ezechiels und über mehr alszwei Jahrtausen<strong>de</strong> hinweg auch Frieds Generation zeigen einmal mehr, wie sehr solchesErbe das Leben <strong>de</strong>r Nachfolgen<strong>de</strong>n lähmen und beschädigen kann <strong>–</strong> damals wie heute.Ein Gott <strong>de</strong>r Vergeltung über Generationen hinweg?Der Ernst <strong>de</strong>r Gefährdung und Beschädigung <strong>de</strong>s Lebens durch verübte und erlitteneSchuld drückt sich auch in <strong>de</strong>m schwierigen Wort von Gott als Rächer überGenerationengrenzen hinaus aus: „Denn ich, <strong>de</strong>r Herr, <strong>de</strong>in Gott, bin ein eifern<strong>de</strong>r Gott(hänge lei<strong>de</strong>nschaftlich an dir, übersetzt die Bibel in gerechter Sprache), <strong>de</strong>r dieMissetaten <strong>de</strong>r Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>rer, diemich hassen.“ (Ex 20,5) Hier liegt <strong>de</strong>r Kern <strong>de</strong>r Vorstellung von vererbter Schuld. Schuldsucht sich ein Lasttier, Gott sucht sich eine/n, die/<strong>de</strong>r bezahlt <strong>–</strong> auch überGenerationsgrenzen hinweg. Das ist eine Furcht erregen<strong>de</strong> Vorstellung, die einenzwangsläufig in die Dauergrübelschleife schickt: „Was habe ich getan, dass es mir soschlecht geht? Muss ich die Probleme meiner Eltern ausba<strong>de</strong>n? Bin ich das schwarzeSchaf in meiner Familie? Muss ich mich vor Gottes Vergeltung fürchten?“ o<strong>de</strong>r auch„Legen uns die Entscheidungen <strong>de</strong>r Generation vor uns fest? Müssen wir die Last ihresTuns und Lassens abtragen?“ Hier treffen theologische und seelsorgerliche Fragenaufeinan<strong>de</strong>r. Fragen nach <strong>de</strong>m eigenen Gottesbild und Gottvertrauen und Fragen nach<strong>de</strong>r eigenen Familiengeschichte, <strong>de</strong>r „stillen Post“ und <strong>de</strong>m sauren Erbe. Was mache ichmit <strong>de</strong>n Schattenseiten meiner Familiengeschichte, und was machen sie mit mir? Letztlichbetrifft solches Fragen das Thema Festlegung <strong>de</strong>r Person bzw. Freiheit undVerantwortung: Legt mich meine Herkunft fest? Wer<strong>de</strong> ich für meine Mutter, meinen Vatergestraft? Bin ich Sün<strong>de</strong>nbock für an<strong>de</strong>re? Und: Wer trägt die Verantwortung für das, wasich bin und was ich kann, was ich nicht wer<strong>de</strong>n konnte und nicht im Stan<strong>de</strong> war zu tun?Solange wir uns selbst im engen Rahmen <strong>de</strong>r Vorstellung von Vererbung und Vergeltung,Schuld und Strafe bewegen, wer<strong>de</strong>n wir kaum eigenen Entscheidungs- undHandlungsspielraum für uns als Individuen und als Generation wahrnehmen. Was aberwäre <strong>de</strong>m Sprichwort <strong>de</strong>r sauren Trauben entgegenzusetzen? Und was <strong>de</strong>r schrecklichenVorstellung vom Rachegott?Je<strong>de</strong>r ist seines Glückes Schmied?Schon in <strong>de</strong>r Bibel hat die Vorstellung <strong>de</strong>r Festlegung durch Schuld massivenWi<strong>de</strong>rspruch provoziert. Mit ihrem Aufkommen ist die Vorstellung vom Rachegott sofortrelativiert wor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn das Wort von Gott, „<strong>de</strong>r die Missetat <strong>de</strong>r Väter heimsucht bis insdritte und vierte Glied“ sagt weiter: „[<strong>de</strong>r] aber Barmherzigkeit erweist an vielentausen<strong>de</strong>n, die mich lieben und meine Gebote halten.“ (Ex 20,6) Gott, <strong>de</strong>r lei<strong>de</strong>nschaftlichan mir hängt, will mir barmherzig begegnen; das aber macht ihn nicht blind; er kann nichtvon Recht und Unrecht absehen, aber steht auch nicht neutral zwischen bei<strong>de</strong>m, ist nichtin gleichem Maße Rächer und barmherzig Lieben<strong>de</strong>r. Schon hier wird <strong>de</strong>mVergeltungsgedanken die Barmherzigkeit Gottes gegenübergestellt und fällt schwerer insGewicht. Ezechiel geht da noch einen großen Schritt weiter. Im Namen Gottes bestreiteter rundum die Gültigkeit <strong>de</strong>s Wortes von <strong>de</strong>n sauren Trauben: „dies Sprichwort soll nichtmehr umgehen in Israel.“(Ez 18,3) Was folgt, ist ein ausführlicher Einspruch gegen das(Ver)Erben von Schuld, ein argumentreiches Zerreißen <strong>de</strong>r unheilvollen_____________________________________________________________________________© Kath. Bibelwerk e.V., Postfach 150365, 70076 Stuttgart <strong>–</strong> Tel. 0711/61920-50, Fax 0711/61920-77<strong>www</strong>.<strong>bibelwerk</strong>.<strong>de</strong> <strong>–</strong> bibelinfo@<strong>bibelwerk</strong>.<strong>de</strong>4

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