Gipfeltreffen in Uetendorf - Abteilung Nünenen

Szene 1Sein Cape bauscht sich im Wind. Schneller als das Auge ihmfolgen kann, fliegt er auf das brennende Haus zu. Er weiss, eskann jeden Augenblick explodieren, doch er muss es tun.Adrenalin rauscht durch seine Adern, als er im Flammenmeernach dem kleinen Kind Ausschau hält, das hoffentlich noch amLeben ist. Da! Seine vom Rauch tränenden Augen erspähenden Jungen, der von Flammen bedrängt in einer Ecke kauert.Er packt ihn, sagt ihm, dass alles gut wird - und kämpft sichmit dem Kind im Arm aus dem Inferno. Die Rettungskräftestehen bangend vor den lodernden Flammen, in ohnmächtiger Hilflosigkeit. DieEltern des Kleinen brechen zusammen. Da erscheint russverschmiert und mitkleineren Brandwunden übersät unser Held und übergibt den überglücklichen Elternihren Sprössling. Die Herren der Feuerwehr und der Polizei jubeln, klopfen ihm aufdie Schultern. Er nickt ihnen kurz mit ernster Miene zu, überblickt ruhig die Szenerie.Ab jetzt kommen sie allein klar. Er wendet sich ab. Das letzte, was sie von ihm sehenist die Silhouette, die die aufgehende Sonne mit leuchtenden Farben umspielt. EinBild der Ehre und Glorie.Szene 2Es kracht, der Boden bebt. Es riecht nach verbranntem Gummiund erhitztem Metall, der Lokführer hat nach einem Herzinfarktund einem verzweifelten letzten Hilferuf sein Lebenausgehaucht. Der mit unbescholtenen und zunehmendpanischen Bürgern gefüllte Zug donnert mit rasenderGeschwindigkeit auf den Bahnhof zu. Die Evakuation desBahnhofs läuft auf Hochtouren, hektisch wird das Arealabgesperrt. Doch an die Rettung der Zugreisenden wagtniemand mehr zu glauben, die Katastrophe wird unweigerlicheintreten. Da, ein einzelner Mensch kämpft sich auf demZugdach in Richtung Führerstand. Die junge Frau rutscht immer wieder ab, bewegtsich aber unermüdlich bis an die Zugspitze. Mit dem Ellbogen zerschmettert sie dieScheibe und verschwindet im Innern der Lok. Sie betätigt einige Knöpfe und Hebel -der Zug wird langsamer. Als er kurz vor dem Bahnhof stillsteht, sehen die erleichtertjubelnden Menschen eine zerkratzte und aufrecht gehende Person im Schatten derHäuser verschwinden.