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Schön, wieder daheim zu sein - Wohnbau Prenzlau

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Porträt – Wir stellen vorStadtgespräch Nr. 4 /// 2013Baufachmann Oswald Werner erinnert sichSchlecht geredet und doch gern bewohnt »Die Platte«»Niemals nach <strong>Prenzlau</strong>«, sagte sichOswald Werner, als er 1956 das erste Malin die Stadt kam. Der Tischtennis spielendeStudent nahm damals an einemTurnier in der Stadt teil. »Das war in derAula der heutigen Diesterweg-Schule«,erinnert er sich an den Wettkampfort –ebenso wie daran, dass man <strong>zu</strong> jener Zeitnoch vom Steintorturm bis <strong>zu</strong> St. Jacobigeradeaus durchblicken konnte. »DasHotel lugte als Neubau gerade mal ausdem Keller raus.«Es dauerte aber keine zwei Jahre, da verschluges Oswald Werner genau in die Stadt,in die es ihn partout nicht gezogen hatte.1958 hatte er <strong>sein</strong> Studium der Technologiedes Hochbaus in Alt-Strelitz absolviert,schrieb Bewerbungen und wurde an den VEBHochbauprojektierung Neubrandenburg vermittelt.Der Betrieb schickte den 21-jährigenkurzerhand <strong>zu</strong>r Außenstelle nach <strong>Prenzlau</strong>.Hier gab es viel <strong>zu</strong> tun und er war als Entwurfsbearbeitertätig. »Meine erste Aufgabewar das Zeichnen der gebogenen Fenster füreinen Fischladen in Strasburg«, blickt er <strong>zu</strong>rück.Ab 1961 leitete er die Abteilung Statik, zehnJahre später stand er einer Abteilung derStaatlichen Bauaufsicht vor, 1974 wurde erPrüfingenieur für Statik und Konstruktion.Den »Wohnungs- und Gesellschaftsbau«,wie es <strong>zu</strong> DDR-Zeiten hieß, verfolgte OswaldWerner seit Ende der 1950er Jahre in<strong>Prenzlau</strong> nicht nur mit. Er war involviert,steckte mitten drin, weiß heute noch vieleDetails wie aus dem Effeff. »Wenn manvon der ›Platte‹ redet, dann ist das für vieleja ein Schimpfwort. Es hört sich abwertendan. Aber wenn man <strong>zu</strong>rückblickt, dannwar die Sichtweise damals eine ganz andere.«Es herrschte Wohnungsmangel. DieStadt war nach Ende des Krieges <strong>zu</strong> 85 Prozentzerstört. Mitte der 1960er Jahre wurdemit der Großblockbauweise begonnen.Die Blöcke vom Typ ›Brandenburg‹ entstandenin der Geschwister-Scholl-Straße, inder Heinrich-Heine-Straße und am Robert-Schulz-Ring. »Die Bauweise war kleinteilig,Robert-Schulz-Ring: Die Anfänge der ›Platte‹.Hier wurde in den 1960er Jahren begonnen.Oswald Werner kann <strong>Prenzlau</strong>er Baugeschichte erzählen. Noch immer ist er beratend tätig.die Wärmedämmung war noch nicht gutentwickelt und die Behei<strong>zu</strong>ng erfolgte mittel<strong>sein</strong>es Ofens.« Zudem waren die Bauteneintönig und schmucklos und die Lageder Gebäude wurde hauptsächlich durchden »Kollegen Kran«, wie es scherzhaft aufdem Bau hieß, entschieden.Jeder Bezirk hatte <strong>sein</strong>en eigenenTyp. Die im Bezirk Neubrandenburggehörten in die Rubrik›Spitzenklasse‹.Erst später kamen jene WBS-70-Bauten,die in vieler Munde sind und oft stellvertretendfür die gesamte Plattenbauweise stehen.»Dabei hatte jeder Bezirk <strong>sein</strong>e eigenenTypen«, so Oswald Werner. Die im BezirkNeubrandenburg ordnet er in die Rubrik›Spitzenklasse‹ ein. »Denn bei der Entwicklungwurde eng mit der Bauakademie<strong>zu</strong>sammen gearbeitet.« Unterschiedlichwaren beispielsweise die Dämmstoffe,die verwendet wurden: Die Neubrandenburgerentschieden sich für Schlackenwolle,andere griffen auf Polystiren <strong>zu</strong>rück.»Der enge Kontakt <strong>zu</strong>r Bauakademie hatteauch den Vorteil, dass wir an Engpassmaterialienherankamen. Beispielsweise Edelstahlfür die Verbindungen.« Typisch fürWBS 70, Typ Neubrandenburg, sind der Georg-Dreke-Ringoder auch die <strong>Wohnbau</strong>tenin der Vincentstraße sowie am Marktbergentlang der B 109. »Der Bedarf war groß.Und dank der Plattenbauweise konnte relativschnell Wohnraum geschaffen werden.Innerhalb von 28 Tagen war so ein Blockhochgezogen«, vergegenwärtigt OswaldWerner noch einmal die damalige Situation.»Der Haken war natürlich die Eintönigkeit.Keine Frage.« Gingen die Bauten über Eck,wurde dieser Part des ›Zusammenfügens‹von anderen übernommen. Was den fehlenden›Charakter‹ der Plattenbauweise anbelangte,wurden in <strong>Prenzlau</strong> aber spätestensmit der Marktbergbebauung neue Akzentegesetzt. »Die Blöcke, die hier entstanden,unterschieden sich von dem, was man vomDreke-Ring kannte.«In den letzten Jahren wurde die ›Platte‹ anvielen Ecken der Stadt aufgewertet. »Wasich mir gewünscht hätte, wäre eine sukzessiveSanierung, Modernisierung und Aufwertungvon innen nach außen gewesen.Also beginnend im Stadtzentrum«, meintOswald Werner. Doch die wohnungspolitischenEntscheidungen, die nach der Wendegetroffen wurden, waren andere. »Dafürfreue ich mich über die Friedrichstraße.Hier kann man gut sehen, was man aus der›Platte‹ herausholen und wie man sie interessantund individuell gestalten kann.«Mit <strong>Prenzlau</strong>hat er sich längst versöhnt...Anteil an dem, was in Sachen Wohnungsbaugeschieht, nimmt Oswald Werner auch nochzehn Jahre nachdem er sich in den wohl verdientenRuhestand verabschiedet hat. »Abund an helfe ich noch im Büro aus«, sagt er.Aber er tritt kürzer. Mit <strong>Prenzlau</strong> hat er sichlängst versöhnt. »Das meine damalige Verlobtehier einen Job bekam, trug da<strong>zu</strong> bei.«Und als die Mutter dann auch nach <strong>Prenzlau</strong>zog, war klar, dass er bleiben würde. Unddas, wenn man ihn reden hört, augenscheinlichsogar gern.Foto: Alexandra Martinot»Der Bedarf wargroß. Und dankPlattenbauweisekonnte schnellWohnraum geschaffenwerden.Innerhalb von28 Tagen war einBlock hochgezogen«Friedrichstraße – altFriedrichstraße – neu13

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