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Weihnachtszeit - für Dort-Hagenhausen-Verlag

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T TDer erste Umweltschützer der Welt… Da lag er im Stroh. Die Mutter so froh. Sagt Vater Unserm den Dank.Und Ochs und Esel und Pferd und Hund standen fromm dabei.Aber die Katze sprang auf die Streu und wärmte zur Nacht das Kind. –Davon die Katzen noch heutigen Tags Maria die liebsten Tiere sind.So dichtete Klabund (1890–1928) der Krippe doch noch drei weitere Tiere an. Denn frei nach demLukasevangelium waren nur Ochs und Esel die Begleiter des kleinen Jesuskinds. Mit den lebendenBildern des Franz von Assisi kamen um 1200 Ochs und Esel als Hauptdarsteller ins Spiel. MariaTund Josef folgten erst später, hingegen die Heiligen Drei Könige kann man bereist seit dem 5. Jahrhundertauf Mosaiken in Ravenna bewundern.Ein Narr, ein Heiliger, ein VisionärMan muss sich Italien und die Zeit, in der Franz von Assisi (1181–1226) gelebt hat, als Region undEpoche großer Umwälzungen vorstellen. Aus der mittelalterlichen Bauerngesellschaft erwuchs dasstädtische Bürgertum. Gebildet, recht wohlhabend, mobil und nicht in solch straffen Konventionenverhaftet wie der Adel oder der Klerus, suchten viele nach neuen Leitideen. Einem Tuchhändlerssohnwie Franz standen alle Möglichkeiten offen: Kaufmann, Soldat oder sogar Kirchenkarriere. Doch Franzwar orientierungslos, lebte wenig bescheiden, nahm an Kriegen teil, bis eine Krankheit und eine Visionihm die Richtung wiesen. Bedürfnislosigkeit, reine Bibellehre und Einsamkeit wurden seine Maximen.Vielleicht war es die Folge der Askese, dass Franz so sensibel seiner Umwelt gegenüber wurde?Exotisch und weltfremd kam der in Lumpen gekleidete Mann seinen Mitmenschen vor. Tieren undder Natur zu dienen, war damals kein Gut, das man allzu hoch hängte. Doch mit seiner gelebten Naturverehrungund seinen sichtbaren Sympathien zu wilden Tieren warb er sich in die Herzen seinerTimmer größeren Fangemeinde und faszinierte auch all jene, die dem Sonderling skeptisch gegenüberstanden. Vielleicht lag es seiner sanften Bestimmtheit, dass ihm Vögel, Wölfe, aber eben auchMenschen folgten? Als er in einer Höhle die Geburtsszene Christi mit einem lebenden Ochsen undeinem Esel nachstellte, war dieser „liveact“ <strong>für</strong> die schreib- und leseunkundigen Menschen der damaligenZeit eine Offenbarung. Nur zwei Jahre nach seinem Tod wurde Franz von Assisi heilig gesprochen.Bis heute sagt man ihm die Erfindung der Weihnachtskrippe nach, obwohl er weder Jesuskindnoch Maria und Josef auftreten ließ. Aber eben das ist doch der Reiz an Legendenbildung, dass manals Urheber eines Erfolgskonzepts einen Sympathieträger möchte. Franz von Assisi fasziniert fast1000 Jahre später immer noch. Und sein Respekt vor der Schöpfung ist moderner denn je.<strong>Weihnachtszeit</strong> | 80Christine Paxmann

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