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Faszination des Okkulten. Diskurse zum Übersinnlichen - narr-shop.de

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20 Helmut Birkhanzung nun <strong>de</strong>n Eindruck <strong>de</strong>r Bosheit bewirkt – die für die Funktion <strong><strong>de</strong>s</strong> Mühlsteinswichtige Rundheit ist für <strong>de</strong>n Mord an Herrn irrelevant.Derselbe A. E. entwirft das Libretto zu einer „Singtragödie“, 29 in <strong>de</strong>r esum die Liebe <strong><strong>de</strong>s</strong> schönen Jünglings Hilario zur „selbstbewußten Jungfrau“A<strong>de</strong>lai<strong>de</strong> geht. 1. Akt, Szene 3 spielt in einem Park. Als Personen treten einePfütze und ein Hühnerauge auf. Das Exposé sieht vor: „Arie mit einem gewissenklebrigen Etwas in <strong>de</strong>r Tonfärbung vorgetragen von <strong>de</strong>r Pfütze, entsprechendvon Instrumenten begleitet. Ein weißlicher Punkt schwebt herbei;<strong>de</strong>rselbe erweist sich, näher sichtbar, als Hühnerauge (äußerst giftiger Blickund Gesamtausdruck). Arie: hornig harter, friktiv brennen<strong>de</strong>r Ton. Text offenbartteuflische Absichten. Verschwörungsduett zwischen bei<strong>de</strong>n.“ Die folgen<strong>de</strong>Szene bringt Hilario, A<strong>de</strong>lai<strong>de</strong> und Vögel auf die Bühne: „Hilario trittauf, heiter gespannt, das Hühnerauge schwebt, einen feurigen Fa<strong>de</strong>n durchdie Luft ziehend, nach ihm hin, verschwin<strong>de</strong>t in seinem Lackstiefel. Er winselt,hinkt, fällt in die Pfütze, wird sehr dreckig. In diesem Augenblick erscheintA<strong>de</strong>lai<strong>de</strong>. Lacht sehr, verhöhnt ihn bitterlich. Bei<strong>de</strong> ab. Triumphchorgenannter Objekte, vermehrt durch Vögel, welche von Bäumen zugeschaut.“War das Wasser im See <strong>zum</strong> Befrem<strong>de</strong>n Einharts neutral, so hat es nun alsPfütze einen scheinbar viel spezifischeren, aber auch ganz einseitigen Charakter,<strong>de</strong>r sich in <strong>de</strong>m „klebrigen Etwas“ in ihrer Stimme äußert. Zusammenmit <strong>de</strong>m Hühnerauge bewirkt sie das jämmerliche Scheitern <strong><strong>de</strong>s</strong> i<strong>de</strong>alischenJünglings. Was wir hier erlebten, war schon <strong>de</strong>r zweite AnnäherungsversuchHilarios. Die „Singtragödie“ Einharts sollte so beginnen:Akt I, Szene 1: Schreibzimmer; Personen: Ein Härchen, Tinte, eineSchreibfe<strong>de</strong>r, ein Buch.„Das Härchen, mikroskopisch klein, in einem Tintenfaß befindlich, trägtim dünnsten Sopran eine Arie vor, Text gerichtet an die danebenliegen<strong>de</strong>Schreibfe<strong>de</strong>r, welche <strong>de</strong>n ausgedrückten bösen Absichten Entgegenkommen<strong><strong>de</strong>s</strong>in einer Antistrophe spitz vorträgt, hierauf entsprechen<strong><strong>de</strong>s</strong> Duett.Demnächst Rezitativ, Baßstimme, ausgehend von einem Buch auf <strong>de</strong>m Bücherbrettüber <strong>de</strong>m Schreibtisch. Kichern<strong>de</strong> Antwort von Geistern in <strong>de</strong>r Tinte.Duett von Tinte und Buch vereinigt sich mit Härchen und Fe<strong>de</strong>r zu einemgefühlten Quartett.“ Szene 2: „Man hört Schritte, genannte Geister verstummen.Hilario tritt ein. Monolog. Hilario liebt aufs äußerste eine Jungfrau A<strong>de</strong>lai<strong>de</strong>.Ist schüchterner Komplexion, hat noch kein Wort gewagt, beschließt zuschreiben. Tunkt ein. Härchen und Fe<strong>de</strong>r vereinigen sich innig, Hilario wirdnach mehreren Versuchen, mit <strong>de</strong>m verfluchten Pinsel zu schreiben, sehrwild, schreibt Grobheiten statt Zärtlichkeiten. Neue Fe<strong>de</strong>r. Fängt von vornan. Es geht spießend vorwärts. Beschließt [mit] Zitat aus Petrarka. Will <strong>de</strong>nBand herabnehmen, er fällt aufs Tintenfaß, das ganze Schreiben wirdschwarz übergossen. Hilario beschließt in Verzweiflung, es doch mit <strong>de</strong>m29S. 290–292 meiner Ausgabe =http://gutenberg.spiegel.<strong>de</strong>/vischer/aucheinr/auchei16.htm

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