<strong>OSI</strong> debatteder afrikanischen Realität findetsich da nirgendwo”, sagt sie.Seit Ansprengers Emeritierung1992 decken externe Lehrbeauftragteden RegionalbereichAfrika ab. Doch das istschwieriger geworden. Schließlichdürfen seit dem BerlinerHochschulgesetz von 2011 nurbesoldete Lehraufträge vergebenwerden. Laut Lehrplanungliegt der Bedarf für den RegionalbereichAfrika bei vier solcherLehrveranstaltungen für denBachelor-Studiengang – proakademischem Jahr. Für dasWintersemester 2013/14 sindsieben Anträge eingegangen,vier kamen durch. Bezahlt wirdje ein Lehrauftrag von CiljaHarders und Miranda Schreuersmit ihren Kostenstellen, zweifinanziert der <strong>OSI</strong>-Club.„Afrikalehre am <strong>OSI</strong> ist nichtmehr als ein Hobby”, sagt SaluaNour.Stefanie Hirsbrunner ist Afrika-Beauftragte des <strong>OSI</strong>-Clubs. Sieteilt Nours Ansicht, Afrikalehream <strong>OSI</strong> sei nur noch ein Hobbyeiniger Engagierter - auch, wennsie dieser Vergleich traurigstimmt. „Es ist für ein politikwissenschaftlichesInstitut strategischnicht klug, diesen aufstre-Freundliche Miene zumfast verlorenen Spiel - diemacht Nour regelmäßig.benden Kontinent zu vernachlässigen”,mahnt sie.Zudem gebe es weiterhin großesInteresse bei den Studierenden– insbesondere nach alternativenAnsätzen, einem neuenStil. „Aber ohne einen eigenenLehrstuhl für Afrika fehlt die Logistik,so etwas anzubieten.”Wie es trotzdem klappen kann,will Hirsbrunner im kommendenWintersemester zeigen. Gemeinsammit dem nigerianischenBlogger Japheth Omojuwagibt sie ein Proseminar. IhrThema: Representing Resistancein Africa: New Media, Civil Disobedienceand the Chance forDemocratic Change. Die Ideeentstand, als Omojuwa im November2012 in der Ringvorlesungsprach. „ZivilgesellschaftlicheBewegungen wie Occupysind auch gerade in Afrikaein hochaktuelles Thema”, sagtHirsbrunner.Die Finanzierung des Lehrauftragsan sich übernimmt der<strong>OSI</strong>-Club. Doch damit ist es nichtgetan. Denn natürlich brauchtJapheth Omojuwa eine Unterkunft,Flug- und Lebenshaltungskostenfallen an. Die Suchenach weiteren Partnern beginnt.„Ein sehr mühsamer Prozess”,sagt Hirsbrunner im Rückblick,aber ein erfolgreicher: Insgesamtsind nun drei Drittmittelgeberan der Finanzierung desProseminars beteiligt.Auch Salua Nour hofft auf Drittmittel.„In Deutschland wirdsehr viel Geld für Lehre und Forschungauf diesem Weg vergeben”,sagt sie, und hat bereitsein Konzept für eine so finanzierteAfrika-Professur ausgearbeitet.Aber: „Es fehlt die kritischeMasse.” Als Nour ihr Konzeptvergangenen Sommer mitStudierenden diskutiert, kommtes zum Streit. Einige forderneine stark auf postkoloniale Forschungausgerichtete Professur.Nour favorisiert den praxeologischenAnsatz, will „die Diskussionauf eine methodologischeEbene heben”. Lange wird argumentiert,dann verlassen zweiStudenten wütend den Raum.Nach dieser heftigen Auseinandersetzungzweifelt Salua Nour:„Manchmal habe ich das Gefühl,ich gehe allein durch dieWüste.”Im Raum UG5, bei den Thementagenzu Gender und Vielfaltder Lehre, hat sich die Zahlder Anwesenden mittlerweileverdoppelt. Immer wiederfragen die Studierenden nach,äußern kleinere Bedenken, abervor allem viel Zustimmung. „Ichbin wieder motiviert”, sagtSalua Nour einen Tag später undhofft weiter, dass Afrikalehream <strong>OSI</strong> irgendwann wiedermehr ist als ein Hobby.ÜberblickLehraufträge im WS 2013/14• Das <strong>OSI</strong> finanziert die 10Tutorien der Einführungsvorlesungsowie zusätzlichim Wintersemester 11 Lehraufträge.• Hinzu kommen 3 Lehraufträge,für die eine Finanzierungbei der ZE Frauenförderungbeantragt wurde,die das Institut übernimmt,falls keine Finanzierungdurch die ZE erfolgt.• Die Kostenstellen übernehmen16,5 Lehraufträge.• 2 Lehraufträge werden vom<strong>OSI</strong>-Club finanziert, davoneiner zur Durchführung derRingvorlesung.Das ist so vom Institutsrat verabschiedet,die Bestätigungdurch das Dekanat steht nochaus.14 <strong>OSI</strong>-<strong>Zeitung</strong> Ausgabe 14, Sommersemester 2013
Kein Frieden in SichtDie Zivilklausel ist gescheitert. Aber der Entwurf des Arbeitskreisesist nicht so krachend durchgefallen wie der Gegenentwurfvon Bernd Ladwig. Die Initiatoren suchen nunandere Wege.Von Jonas HugginsEin Ethikrat oder ein laues Bekenntniszur „Friedensfinalitätdes Grundgesetzes“? Dann dochlieber keines von beiden. So lautetjedenfalls der Beschluss desFachbereichsrates (FBR), der dieZivilklausel endgültig begrabenhat. In geheimen Wahlen wurdenzwei verschiedene Entwürfemit klarer Mehrheit abgelehnt.Was bisher geschahFast ein Jahr lang gibt es nunschon den Arbeitskreis Zivilklausel,eine kleine Gruppe engagierterStudierender, die für einVerbot von militärischer Forschungam Fachbereich streiten.Sie haben Blogeinträge geschrieben,Flyer verteilt, kreative Plakateverbreitet, eine strittigePodiumsdiskussion veranstaltet– und sogar auf den Pflastersteinenvor der Mensa fand sich ihreBotschaft. Im Dezember vergangenenJahres schließlichbrachten sie ihren Entwurf füreine Zivilklausel in den FBR ein.Sie stören sich insbesondere amSFB 700 und an einer Studiezweier <strong>OSI</strong>-Forscher über dieAkzeptanz der Bundeswehr inAfghanistan. Andere Unis, allenvoran die Uni Bremen, dienenihnen als Vorbild.Die Initiative stand nie untereinem sonderlich guten Stern:Ein Großteil der FBR-Mitgliederhatte grundsätzliche Einwändegegen das Vorhaben. Aber eswurde diskutiert, der Entwurfmehrmals überarbeitet, die Abstimmungstets verschoben. AlsAnfang des SommersemestersTeile des FBR neu gewählt wurden,ging die Diskussion wiederlos und die Abstimmung wurdeabermals vertagt.Neumitglied Bernd Ladwig zeigtesich besonders unzufriedenmit der Zivilklausel. Er sehe dieNotwendigkeit nicht – vor allemaber passten in seinen AugenBegründung und Inhalt der Klauselnicht zusammen. Darum entschlosser sich, einen Gegenentwurfzu erarbeiten.Was steht in den Entwürfen?Der Arbeitskreis fordert ein Verbotvon Projekten „explizit militärischenNutzens“, Transparenzbei der Finanzierung und dieEinrichtung eines Ethikrates, derüber strittige Forschungsprojekteberaten soll. Dabei betrachtensie diese Forderung als das„Maximum an Kompromiss“, zudem sie bereit sind, um die Zivilklauselmehrheitsfähig zu machen.Ladwigs Gegenentwurf will lediglichProjekte untersagen, die„Angriffskriegen“ dienen odermit der Absicht durchgeführtwerden, „das friedliche Zusammenlebender Völker zu stören“.Hinzu kommen recht weicheTransparenzforderungen.Bei der Sitzung des FBR AnfangJuni kam es schließlich zumShowdown – und zu Ernüchterungauf allen Seiten. Mit fünfJa-Stimmen, vier Enthaltungenund neun Gegenstimmen scheiterteder studentische Entwurfdeutlich. Aber mit zwölf Neinstimmenwurde Ladwigs Gegenentwurfnoch strenger abgestraft.Was nun?Damit ist die Zivilklausel amFachbereich gestorben. Aberdas sei keine Katastrophe, bemühtman sich im Arbeitskreiszu betonen: „Man kann andersweitermachen. Da ist vielesdenkbar.“ Als nächstes soll eineuniweite Initiative gestartetwerden. Ob im Rahmen der Ausarbeitungeiner Grundordnungfür die FU oder separat, ist abernoch nicht geklärt. „Der Gangdurch die Institutionen“ sei abernicht alles. Es sei gut möglich,auch abseits der Gremien zu arbeiten.Der Arbeitskreis plantdaher, mit Infobroschüren seinenForderungen eine größereÖffentlichkeit zu beschaffen.Am Fachbereich nicht in Stein gemeißelt: Die Verantwortung der Wissenschaft<strong>OSI</strong>-<strong>Zeitung</strong> Ausgabe 14, Sommersemester 2013 15<strong>OSI</strong> debatte