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Schul Theater Info<strong>Fachverband</strong> <strong>Schultheater</strong> - <strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong>Niedersachsen e.V. Nr. 30 November 2007Mobil in Wolfsburg 2007:Das war das <strong>Schultheater</strong> der Länder in NiedersachsenTreffen in Stade 2008:Das Niedersächsische Schülertheatertreffen kommtProjekt- Bericht aus Oldenburg:Momo rockt gegen die ZeitsparkasseSchul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 1


Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 2


<strong>Schultheater</strong> der Länder 2007 in Wolfsburg23. <strong>Schultheater</strong> der Länder zu Gast in NiedersachsenAus allen Bundesländern reisten sie an: 350 Jugendliche mit ihren Gruppenleitungen, 180 FachtagungsteilnehmerInnen,dazu diverse ReferentInnen und WorkshopleiterInnen. Empfangen und betreutwurden sie von 30 Lehrkräften vor Ort und 160 SchülerInnen aus Wolfsburg und Umgebung, diesich um Buffet, Unterbringung, Rahmenprogramm und Technik kümmerten. Ein gewaltiger Apparatmitten im Betrieb des frisch angelaufenen Schuljahres. Gespielt wurde an drei Orten, im Schwimmbeckeneines umgerüsteten ehemaligen Hallenbades, in der großen Aula des gastgebenden Ratsgymnasiumsund in dem piekfeinen von Hans Scharoun erbauten Wolfsburger Theater.Eine perfekt organisierte Veranstaltung, die der <strong>Fachverband</strong> Niedersachsen zusammen mit demBundesverband und den Kollegen vor Ort ganz im Geiste der Autostadt („es läuft und läuft und läuft- sehr gut“) auf die fast 1500 Beine gebracht hat.Ermöglicht wurde das Unternehmen vom Kultusministeriumund örtlichen Sponsoren, vor allem aber durch die jährlich zuverlässige Unterstützung derKörber-Stiftung.Beitrag zum Erschließen der WeltFür diese bundesweit bedeutsame Veranstaltung habe ichals niedersächsischer Kultusminister sehr gerne die Schirmherrschaftübernommen. Ich freue mich, dass Niedersachsennach 20 Jahren zum zweiten Mal Gastgeber sein darf.<strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong> ist ein wichtiger Bereich der ästhetischenErziehung und der kulturellen Bildung. Aktives Theaterspielkann einen wertvollen Beitrag zur Stärkung derPersönlichkeut junger Menschen und zum Erschließen derWelt leisten.Bernd BusemannNiedersächsischer KultusministerKreative ImpulseEine Woche lang haben die jugendlichen FestivalteilnehmerGelegenheit, sich in Gersprächen und Diskussionenen kennenzu lernen, sich intensiv untereinander mit Theaterprofisauszutauschen und neue kreative Impulse zu bekommen.Schon Voltaire wusste: „Das Theater bildet mehr als ein dikkesBuch.“Rolf SchnelleckeOberbürgermeister, WolfsburgÜberzeugungskraft der PraxisSchaut man sich die Programmvielfalt an, man könnte fastglauben, im Schlaraffenland des Darstellenden <strong>Spiel</strong>s gelandetzu sein. Der Tisch ist so reichhaltig gedeckt, dass mandie Vermutung, es könnte irgendwo im Land noch SchmalhansKüchenmeister des <strong>Schultheater</strong>s sein, umstandslosins Reich der Fantasie verweisen möchte.Und doch würden wir den einen oder anderen Bildungspolitikersehr gern einmal zu diesem Festival einladen, dennhier wirkt die ungebremste Überzeugungskraft der Praxis.Und wenig Überzeugenderes lässt sich vorstellen als 500engagierte und begeisterte FestivalteilnehmerInnen, die dieSache des <strong>Schultheater</strong>s eine Woche lang mit Kopf, Herzund Hand vertreten.Matthias MayerProjektleiter Körber-Stiftung, HamburgTheater mit Kopf, Herz und HandErstmals rücken hier die materiellen und mobilen Gegenstände,also Objekte aller Art ins Zentrum unseres Interesses.> Theaterfachlich wollen wir erkunden, wie Gegenständeund der Umgang mit ihnen gelesen werden,> theaterpädagogisch wollen wir diskutieren, ob sich dasTheaterspielen mit Materialien für bestimmte Altersgruppen,Themen oder Gruppen besonders eignet (Objekttheater,Schattenspiel, Masken- oder Puppentheater, schwarzesTheater),> künstlerisch wollen wir die darstellerischen Möglichkeitenund Variationen von Ausdrucksformen erproben, die sichdurch die Gestaltung und Verwendung von Dingen erreichenlassen.Diese Fragestellungen kommen nicht ganz zufällig aus demBundesland mit dem ältesten und bestens profilierten grundständigenStudiengang für Theaterlehrer, in dessenHochschulverbund die Hochschule für Bildende Künste inBraunschweig eine zentrale Rolle spielt.Einerseits werden auf diesem Festival der fachdidaktischenund -methodischen Diskussion sowie ihren MultiplikatorenImpulse gegeben.Andererseits demonstrieren Theaterschüler und -lehrer deutlich,was in den Schulen passieren könnte, wenn Theater inallen Schulen als Fach ebenso eingeführt wäre wie Musikund Kunst - oder Mathematik und Deutsch: Schule wäreanders!<strong>Schultheater</strong> könnte ein wesentliches Element einer neuenSchul- und Lernkultur bilden. Projektunterricht wäre vielselbstverständlicher. Die Forderungen der Lernpsychologieund neuesten Gehirnforschung könnten durch unsere ganzheitlichArbeit erfüllt werden, weil Theaterprojekte ohneKopf, Herz und Hand nicht auskommen.Joachim ReissVorsitzender des Bundesverbandes <strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong>Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 4


<strong>Schultheater</strong> der Länder 2007 in WolfsburgMuss DS den Löffel abgeben oder wird es eine musische Säule in der Schule? Köstliches aus Bayern beim SdL (s.S. 18)Unten: Igitt, ein Buch! Klassische Medien gegen TV-Verblödung? Nachdenkliches aus Mecklenburg beim SdL (s.S. 15)Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 5


ObjekttheaterDie Fachtagungoder:Die Lücke des ObjektsWas soll uns das Theater mit Objekten? Wir habendoch Schüler zu bewegen. Die sollen sich doch selbst erstmal entdecken im <strong>Spiel</strong>. Also Theater mit Subjekten. Oderhaben wir eine Theatermarktlücke verpasst? Ist das vielleichtdie Tücke des Objekts? So sitzt da vielleicht mancherkritische Zuhörer.Was dann aber Enno Podehl, Professor an der Ev. FachhochschuleHannover, in seinem Impulsreferat zu Beginnder Tagung klar macht, ist spannend genug zu bedenken.Eine zweite EntfremdungEine zweite Entfremdung hat sich breit gemacht, sagt Podehl.Nachdem wir die Dinge um uns nicht mehr selbst herstellenoder ihre Herstellung auch nur verstehen können, geht unsjetzt auch zunehmend die Fähigkeit verloren, mit ihnen umzugehen.Schon Grund genug sich mit Dingen näher zu befassen. „<strong>Spiel</strong>mit den Dingen“ ist für Podehl daher auch die Chance der„Wiedergewinnung der Erlebnisfähigkeit“.In Abgrenzung zum herkömmlichen Requisitentheater, in demein Ding gewöhnlich nur für einen bestimmten Zweck voneiner <strong>Spiel</strong>figur „requiriert“ wird, gewinnt das Ding auf derBühne im Objekt-Theater Bedeutung an sich, „als Metapherfür Raum, Atmosphäre, Erinnertes, Gedanken, Gefühle“.Objekttheatermacher gehen daher auf die Suche nach Dingen,ohne einen bestimmten Funktionsbedarf im Hinterkopfzu haben. Sie versuchen sich von Dingen ansprechen zulassen, auf dem Schrottplatz, auf dem Flohmarkt, am Straßenrand,im Supermarkt oder im Baumarkt. Erst im <strong>Spiel</strong>raumwird dann die Ausbeute gesichtet und reduziert.Es entwikkelnsich erste Improvisationen (die sollten dann im praktischenTeil der Fachtagung erprobt werden).Improvisation als „Verlernvorgang“Daraus entsteht ein langsames „Sich-Frei-<strong>Spiel</strong>en von Erwartungen,Vorwissen, Kenntnissen.“ Improvisation wirderfahrbar als „Verlernvorgang“, als Loslösung von funktionalenZuordnungen. So wird der <strong>Spiel</strong>er „den eigenen Gewohnheitenuntreu“ und erfährt Neues.Wie kann man nun Schüler z.B. mit Arbeitsanweisungen zudiesem Erlebnis führen, dessen Nützlichkeit für die medialso massiv in Trends und Konventionen geschickten Jugendlichenwohl niemand bezweifelt? Podehl gibt folgendeÜbungs- Anregungen:1. Probiert der Reihe nach möglichst viele Arten, dasDing aufzuheben, weiterzugeben, abzustellen2. Versucht mit dem geringstmöglichen eigenenBewegungsimpuls die längstmögliche Eigenbewegungdes Dings zu erreichen3. Zeigt mit dem Ding Luft, Schwere, Raum4. Geht mit dem Ding um bei künstlicher Selbstbehinderung(z.B. einen Arm auf den Rücken binden)oder in Zeitlupe>Forts.nächste SeiteSchul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 6


<strong>Schultheater</strong> der Länder 2007 in WolfsburgSpannung zwischen <strong>Spiel</strong>er und DingDie Ausarbeitung von <strong>Spiel</strong>sequenzen besteht dann im Auswählenvon Momenten, im Entwickeln einer choreografischenForm und im Einüben der Wiederholbarkeit, wobei„der Rest des Fremden, der Unkontrollierbarkeit“ bestehenbleibt und wie im Zusammenspiel zweier Akteure auchdie Spannung zwischen <strong>Spiel</strong>er und Ding ausmacht.Hamburg: „Die Box“„Animationsvorgang“David Reuter, Juniorprofessor für <strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong> undKunst in Aktion an der Hochschule für Bildende KünsteBraunschweig, betonte als zweiter Impuls-Referent den„Animationsvorgang“, der aus dem unbeseelten Ding durchden Umgang mit ihm ein beseeltes Objekt macht.Dabei sprechen die bespielten oder in der Performance benutztenDinge und Vorgänge für sich. Es ist nicht nötig (undfür Enno Podehl ein Graus), dass ein Ding seine Comic-Stimmeerhebt und ruft „Was machst du mit mir?“, sondern esgenügt, aus der Aktion und der Wiederholung etwa als ZuschauerSchlüsse zu ziehen, die auch nicht vom Performererklärt werden.Beispiel war ein vielgezeigtes Video (von Meyer-Keller), indem 35 Kirschen auf verschiedene Weise vernichtet werdenund damit so etwas wie das Thema Tod demonstrieren.Die Tücke des ObjektsIn der Geschichte theatraler <strong>Spiel</strong>weisen gibt es natürlichschon lange das Objekt in mehr als nur dienender Funktionfür die „Allmacht“ des <strong>Spiel</strong>ers. Schon im Krimi entwickelnGegenstände als Indizien ein meist bedrohliches Eigenleben.Im absurden Theater werden etwa die Stühle zum titelgebendenHauptdarsteller, die Komiker aller Zeiten habensich der Tücke des Objekts als sichere Publikumswirkungbedient.Reuter wies aber auch auf verschiedene Auffassungen imhervorgehobenen Umgang mit Dingen hin, z.B. in Chaplinsberühmten Brötchen-Tanz (in dem Film „Goldrausch“), woCharlie mit Gabeln und aufgespießten Brötchen einenTabledance hinlegt, der aus seinem Gesicht und den Brötcheneinen sozusagen dingmenschlichen Kopffüßler entstehenlässt. Auf andere Weise leihen sich Puppen von ihrem<strong>Spiel</strong>er die Stimme aus.Der Nachmittag der Fachtagung gehörte dann fünf praktischenWorkshops zum Thema, während die Schülergruppenin eigenen Workshops ganztags mit verschiedenen Aspektendes Objektstheaters arbeiteten. Ergötzliche und erhellendeWorkshopergebnisse wurde am Abend vorgestellt.Ergänzend zur Fachtagung gab es wie immer intensivereNachbesprechungen der Aufführungen und mehrereFachforen, die sich mit den in den Aufführungen sichtbarenAnsätzen von Schülertheater kritisch auseinandersetzten.Die ganze Woche mit nicht weniger als 17 Aufführungen,Gesprächen, Workshops und Fachtagung: ein geballterBildungs- „Urlaubs“- Marathon, der für jede(n)TheaterlehrerIn zur Pflicht erklärt werden sollte.Dierk RabienDas Ding an sich hat’s in sichWann ist ein Gegenstand auf der Bühne ein „Ding“,wann ein „Requisit“ und wann ein „Objekt“? Darüberließ sich trefflich streiten und in einen bei Lehrern nichtganz zu unterdrückenden Definier-Wetteifer geraten.Das war auch gutes Recht angesichts des Themas derFachtagung.Problematisch wurde es dann in den Fachforen, wo dieTelnehmer verständlicherweise versuchten, die Thematikanhand der gesehen Aufführungen zu analysieren.Aber siehe da, wie das mit einem Motto so ist – dieAufführungen, die die Bundesländer geschickt haben.,entstanden meist fern von der Vorgabe Objekttheater.Manche boten gewissermaßen zufällig Anschauungsmaterial,weil mit Gegenständen bewusst, symbolisch,metaphorisch, vor allem achtsam und dramaturgischbedeutungsvoll gespielt wurde, aber es gab auch Gruppen,die nichts auf die Bühne brachten als sich selbst imschwarzen Trainingsdress. Da war dann schwer ein Bezugzum Thema Objekt herzustellen.Und es wäre vielleicht auch besser, einfach zu diskutieren,ob die <strong>Spiel</strong>mittel für die Absicht der Gruppe angemessen,wirkungsvoll, beherrscht, ästhetisch geformtwaren.Indem die Fachtagung Impulse geben wollte zum Thema,sollen ja auch die frisch animierten Theaterschaffendenin die Länder ausschwärmen und hinfortden Gegenständen auf der Bühne so viel Aufmerksamkeitentgegen bringen wie ihren spielenden Subjekten.Insofern galt es nicht, Beispiele zu sehen und abzuhaken,sondern zu beobachten, wo sich da dramaturgischsinnvoll etwas entwickeln ließe, aber auch, wo nicht.Dierk RabienSchul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 7


<strong>Schultheater</strong> der Länder 2007 in WolfsburgAs long as you love meAuf der Bühne werden Fausts und Gretchens verschiedeneEinstellungen zum Leben und der Liebe sehr stimmungsvollunterstrichen: Die Gretchens hell ausgeleuchtet, die Kleidungfröhlich, meistens wird die Bühne vorne bespielt.Dazu im Gegensatz Faust: schwarzer Anzug, dazu passenddumpfe Musik und wenig Licht. Hier wird schnell klar: BeiFaust sind die so genannten zwei Seelen in einer Brust, aufMephisto als Person wird komplett verzichtet, das berühmte:„Ich bin der Geist, der stets verneint...“, kommt aus FaustsMund.Das spielen mit Zitaten gelingt genauso wie das Einfügenvon eigenem Text, der zeitweise sogar gereimt wird. Dabeizeigt die Gruppe auch ihr Geschick bei der Verwendung vonBildern: In der eindrücklichsten Szene der Fäuste erliegendiese der Versuchung in Form des Apfels. Doch wird diesernicht von Eva angeboten, sondern purzelt aus GretchensSchürze aus dem Einkauf für die Mutter. Darauf folgtgenüsslichanzügliches Schlecken und Schlürfen, bis zumfast animalischen Verzehr. Man merkt: So soll es wohl auchmit Gretchen laufen.Dafür fährt Faust starke Geschütze auf: Er umwirbt Gretchennicht nur wie im Original mit Schmuck, sondern kann sogarmit einem schneidigen Tango aufwarten. Damit lässt sichsogar das prinzipientreue Gretchen erweichen, welche zuvorschon mit einer herrlich schnulzigen Backstreet- Boy-Choreografie, inklusive Herzen-in-die-Luft-malen, vorgelegthaben. Aber das schlechte Gewissen folgt auf dem Fuße:Bekreuzigung plus „Vergib mir Herr, denn ich habe gesündigt.“Die Religiosität Gretchens ist perfekt choreografiert;Hände falten in der Reihe, Kreuz schlagen, den Kopf demütigsenken.Schüler-Redakteurin Britt Schlünzin der Festivalzeitung „Sprungbrett“ (Auszüge)Kann denn Liebe Sünde sein?Als Requisiten dienen lediglich unzählige Kirchentagshocker,welche einfallsreich, mal zum Ort des Zwiespalts“derFausts“, mal zum Bett „der Gretchens“ in die passend vonGesang, Tanz und Musik durchzogene Inszenierung integriertwerden.Die Gretchen werden von den 18 Schauspielerinnen authentischals fromm, naiv und sehr verliebt dargestellt, wobeisich trotz ihrer Individualität und durch die ausgeglicheneVerteilung der Sprechrollen das Gesamtbild von nur einemGretchen ergibt. Zum Unterstreichen dieses Charakters wirdihr Auftritt durch z.B. Vogelgezwitscher oder ihren Gesangselbst begleitet.So schaffen es auch die sechs Faust oder Mephisto zu einerbeeindruckenden Persönlichkeit zu verschmelzen. Im Zwielichtgerät Mephisto in Ekstase, zieht Grimassen und rauftsich das Haar. Faust wälzt seine Bücher, wird laut, versuchtdem Teufelchen auf seiner Schulter zu entgehen und seineLiebste für sich zu gewinnen.Später wird mir durch Gretchens Verzweiflung über dieSchwangerschaft das Herz schwer und das „Vater Unser“klingt in seiner „modernen Fassung“ plötzlich wieder interessant.So wird das Geschehen, wie z.B. auch schon durchdie Backstreet Boys, in die Gegenwart befördert und sorgtfür die nötige Aktualität des Stückes. Hierzu hilft auch dieoft amüsante Mischung aus Zitaten des originalen Stückesund Worten aus dem modernen Alltagsleben der Jugend. Eswurde mit wenigen Mitteln ein mitreißendes Stück kreiert,weiches einen tiefen Eindruck hinterlässt.Das Licht geht aus, eine kurze Atempause folgt - zum Luftholenfür den tosenden Beifall und die Standing Ovations!Ein begeistertes Publikum! Eine sehr gelungene Aufführung!Schüler-Redakteurin Julia Weinzierlin der Festivalzeitung „Sprungbrett“ (Auszüge)Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 9


<strong>Schultheater</strong> der Länder 2007 in WolfsburgFrühlingserwachenZwei Musiker auf der Bühne, links und rechts, Schlagzeug,Holzbläser, Glocken, Klavier. Die ganze Aufführungdurchmusikalisiert, durchbewegt, ein Reigen sich drehenderFiguren im schwachen Licht der Szenenwechsel, bisdie neuen Positionen gefunden sind für eine durchchoreografierteund rhythmisierte Aufführung. Man meintin einer Robert-Wilson-Inszenierung zu sitzen.Die Stilisierungen und Verfremdungen beziehen sich fastimmer nur auf die Ensemblespieler, die als Schmetterling mitkleinen Fächern am Boden liegen oder als verdächtig einerAmor-Statue ähnelnde Eiche oder als Zeitzeiger mit den vielfältigeingesetzten weißen Holprügeln wie die Unruhe einerUhr hin und her pendeln, unterstützt vom Schlagholz derMusikerin. Die Hauptfiguren der szenischen Aktion aberspielen ungebrochen mit großem emotionalen Einsatz psychologischesTheater, wenn auch manchmal in raffiniert verschränktenSzenenexzerpten.So ist Moritz schließlich zwischen dem ihn unglücklich liebendenKlassenkameraden und der ihn so verwirrendenMutter seines Freundes Melchior eingebunden in ein„Beziehungs“- Seil, auf der einen Seite schon die Schlingezum Aufhängen für den homosexuellen Verehrer, auf deranderen Seite die unglückliche Abweisung durch den Briefder „mütterlichen Freundin“.Dass die Gruppe eine solche <strong>Spiel</strong>intensität entwickelt, einensolchen Mut auch zur Intimität auf der Bühne hat, istallemal erstaunlich und bewundernswert. Die professionelleAusrichtung der Anleitung (Theater Frankfurt/Oder, Schauspielschule)birgt allerdings, so scheint mir jedenfalls, eineGefahr, die nicht verschwiegen werden soll. Die starke Stilisierungder Mittel und die zugleich ungebrochene Anforderungan direkte extreme Emotion, eben ein professionellerAnspruch, führen bei allem Respekt vor der erstaunlichenFähigkeit der Laienspieler, das in hohem Maße zu erfüllen,die ganze Geschichte doch auch von einer <strong>Spiel</strong>weise weg,in der ich den Jugendlichen mehr glauben könnte, ein auchheute sie betreffendes Dilemma mit der Pubertät, der Liebeund den Konventionen zu gestalten.Die (teils zu jungen) Zuschauer hätten vielleicht sonst nichtan einzelnen Stellen gelacht, wo ihnen vielleicht wenigerdas Unerhörte von Wendlas Wunsch, geschlagen zu werden,und weniger das immer noch Gewagte eines Kusseszwischen zwei Jungen zu viel wurde als vielmehr die Künstlichkeitdes <strong>Spiel</strong>s, das sich in der stilisierten Hochdruckformäußernde Pathos (Kinder im Publikum sind auchSeismografen!).Aber das schmälert nicht die dichte Ensembleleistung undin sich völlig stimmige Form der Aufführung, die auch imstarken Schlussbild mit den zu Kreuzen geformten Stäbenüberzeugt. Hier hat ein Mädchen die Schuld der Erwachsenenfür eine verknöcherte Sexualmoral auf sich nehmen müssen(und mit ihr ihr Kind der Liebe).Dierk RabienBrandenburg: „Frühlingserwachen“Freie Gruppe „Junge Bühne“, Frankfurt /ODie <strong>Spiel</strong>gruppe setzt sich aus Schülern verschiedenerSchulen zusammen (schulüber- greifende Arbeitsgemeinschaft),wobei die meisten Akteure vom Karl-Liebknecht-Gymnasiumkommen. Unterstützt wird dieseGruppe vom „Theater Frankfurt”,ein freies Theater aus Brandenburg<strong>Spiel</strong>leitung: Frank RadügVor drei Jahren wurde mit der Arbeit begonnen und seitdemhat sich die Bühnenfassung ständig verändert. Mal wurdenneue Szenen aus Frank Wedekinds Fassung in unser Stückübernommen, mal wurden einige wieder entfernt, weil sieuns unpassend erschienen. Ein MitpielerAtemberaubendDie“Junge Bühne“ aus Frankfurt / 0. verblüfft vom erstenMoment an mit ihrer Interpretation des bekannten Stückesvon Frank Wedekind mit konstant authentischer Darstellungund großer Bühnenpräsenz.Die kindliche Naivität Wendlas verwandelt sich schnell injugendliche Offenheit und Sinn für das Neue. Die erst 14-jährigeverliert ihr Herz an Melchior - einen Jungen aus ihrerSchule. Aus Schüchternheit und Unerfahrenheit werdenrasch Neugier und Lust.Die drei Freunde Melchior, Moritz und Otto gehen auf gegenseitigeErkundungstour. Während Melchiors Gedankenausschließlich um Wendia kreisen, wird Moritz von seinemFreund Hänschen völlig überraschend geküsst, Zungenverschwinden hinter einer langen männlichen Haarmähne.Auf eine wunderbar erfrischende Art und Weise wird demPublikum immer wieder gekonnt Lachen und Beifall entlockt.Ertasten. Langsames Erforschen. Zueinanderfinden. Fastschon ekstatisch fallen Wendla und Melchior inmitten derBühne übereinander her - das so lang Ersehnte, Unausgesprochenewird gelebt und geliebt, während Moritz vollkommendurcheinander und überfordert von den neuen sexuellenErfahrungen nur noch einen Ausweg sieht – sichumzubringen. Dies wird eindringlich dargestellt.Fehlende Aufklärung führt zur Schwangerschaft Wendlas.Diese darf ihr Kind natürlich nicht austragen und stirbt beider Abtreibung einen qualvollen, herzzerreißenden Tod,Schreie, die tief ins Mark gehen!Ein atemberaubendes Bühnengeschehen, das den Zuschauernvolle Konzentration abverlangt: Alle Sinne werden einbezogen,so real und ergreifend, bis zur Gänsehaut.Tobender Applaus. Stehende Ovationen.Schüler-Redakteurin Sindy Meyerin der Festivalzeitung „Sprungbrett“ (Auszüge)Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 10


<strong>Schultheater</strong> der Länder 2007 in WolfsburgScrubber DanceBewegungslust gefördertDie Jungs bringen die Eimer, die Gummistiefel und dieKüchenhandschuhe, die Mädchen fangen treu an zu schrubben.Aber dann schwingen doch auch die Jungs die Besen.Das Ganze wird angeheizt überwiegend von den fordernddrängenden Klängen aus Orffs „Carmina Burana“, aber auchzu monotonen Tropf- Geräuschen.Was da als Nummerabfolge ineinandergeschoben wird, zeigteine erstaunliche Ablaufdisziplin der Kinder, die die großeBühne des Wolfsburger Theaters zu füllen haben.Eine sich steigernde und sinnfällig aufgebaute Putzorgie willsich aber nicht recht entwickeln, weil viele Bewegungsabläufedafür zu fern von der Arbeit bleiben: z. B. Eimer hinstellen,hinlegen, Rolle seitwärts, Eimer hochwerfen. Esklappt. Aber warum?Am Schluss sind die Jungs mit den Eimern und die Mädchenmit Handbürsten am Fußboden ganz getrennte Gruppen,die nicht mit einander in Kontakt kommen. Schade!Dass „die Tanz- und Bewegungslust gefördert und die Ausdruckskraftdes Körpers weiterentwickelt“ wurde (so dieGruppe in ihrer Selbstdarstellung), steht außer Frage. Daleistet das „tanzwerk bremen“ gute Arbeit bei der Zusammenarbeitmit Schulen, und dringend notwendige dazu.Wenn aber eine Bühnenshow draus werden soll, würde mansich wünschen, dass die Kinder die Chance erhalten, durchdas Zeigen von Situationen und Geschichten ihre Publikumswirkungnoch wesentlich zu verstärken. Dann würde ausder Tanzfolge Theater.Dierk RabienBremen: „Scrubber Dance“Schulzentrum Findorff<strong>Spiel</strong>leitung: Gerit PuschkeDer Dreck ist weg,die Rollenklischees bleiben kleben...Viel Platz, Besen, Bürste und Eimer reichen aus. Beim Vertanzender Musik wurde auf jeden Paukenschlag, jedes Crescendogeachtet. Schwillt die Musik an, rennen die Kinderaufeinander zu, fassen sich an den Händen und wirbeln imKreis. Die Musik erlischt und sie fallen zu Boden.Bei der Choreografie wird mit einfachsten Mitteln die größteWirkung erzielt: Synchrones Verrücken von Eimern, verbundenmit angedeuteten Liegestützen, deutet anstrengendeArbeit an. Doch es wird nicht nur mit der Schnelligkeit derBewegungen gearbeitet, sondern die Wirkung auch durchdie wechselnde Anzahl der Tänzerinnen erhöht.Die traditionelle Rollenverteilung nahm dem Stück leiderseine Unbeschwertheit Wo die Jungen öfter ihren Körperstählen und ihr lässiges Auftreten durch Caps unterstreichen,sind die Mädchen dazu verdonnert, Schürzen zu tragenund ein Kopftuch zu knoten. Dabei ist es durchaus vorstellbar,dass diese Kostümvorschläge von den Mädchenselber kamen, doch wäre es die Aufgabe der <strong>Spiel</strong>leitunggewesen, ein bisschen mehr über das anvisierte Rollenverständnisunserer Gesellschaft nachzudenken.Schließlich hat Theater eine erzieherische Wirkung, sowohlfür die Darstellerinnen als auch für das Publikum. Schade,dass diese Chance in dem sonst wundervollen Stück vertanwurde.Schüler-Redakteurin Britt Schlünzin der Festivalzeitung „Sprungbrett“ (Auszüge)Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 11


<strong>Schultheater</strong> der Länder 2007 in WolfsburgBewegungs-Übung + Textübung = Aufführung?Manchmal sind <strong>Spiel</strong>leiter und <strong>Spiel</strong>er schon ganz schönüberzeugt davon, dass für die Zuschauer spannend ist, wasfür sie in der Arbeit spannend war. Wenn man dann amEnde noch gesagt bekommt: „Du hast die Wahl!“, bleibtman etwas ratlos.Welche Wahl hatte man denn? Die Kette von Bewegungs-Übungen, Denkmalaufbauten und Sprech-Übungen für einegar kritische Darstellung der „De-Formation“ (so der Titel)des Menschen zu begreifen. Dann müsste einsichtig werden,wie aus illustrierend-grotesken Gesten als Begleitungzu einem verlangsamten und zerknautschten Sprechduktus(Packungsbeilage, Rezept u.a.) welche Deformation abgeleitetwerden soll. Wenn eine Pyramide von Mann über einemMädchen erbaut wird zum Text „ Ich werde dich heiraten!Keine Widerrede!“, hätte man schon gerne eine Verortung:wem geschieht wo warum dies? Sonst bleibt es eine formale<strong>Spiel</strong>erei.Du hast die Wahl!Na, mein Junge?! Wie alt bist Du? Jetzt gehörst du mir! Jenach Belieben werden 2-3 Eier... - Das Muster bleibt langeZeit dasselbe. Zunächst hören wir den kompletten Satz, dannwird er noch einmal zackig, kurvig, verzerrt gesprochen,gedoppelt durch entsprechende Bewegungen. DieSchülerInnen tragen schwarze Kleidung, Individualität istausgeblendet.Die Botschaft kommt an. Es sind Frage und Kritik an dieEltern, das Umfeld, die Gesellschaft: Wie geht Ihr mit unsum?! Wir wollen nicht oder nur sehr behutsam geformt werden,denn jede Formung trägt die Deformierung in sich.In schönen Bildern werden Klischees gezeigt: Frauen inLöwenmähne – Frauen als Löwinnen (?), Männer in Männer-Pose.- Aggression, Zorn, Eifersucht, Hass.- Angst, Trauer, Enttäuschung, Verlust, Depression- gut oder schlecht, ja oder nein, soll ich oder nicht?- sie war, sie ist. Wie wird sie sein?Du hast die Wahl! heißt es am Schluss.In der Diskussion zeigen die Schüler, dass sie in der Reflexionihrer Problematik deutlich reifer und überzeugender sindals es ihre Eigenproduktion vermuten lässt. Hier fehlte diewachsame Begleitung, die vielleicht aus Furcht vor einengender(?)Formation streckenweise einer De-Formation denWeg bereitete.Sibylle DordelSchleswig-Holstein: „De- Formation“Theater-AG des Emil-von-Behring-GymnasiumsGroßhansdorf<strong>Spiel</strong>leitung:Brigitte Menell, Alexej Kapis, Jerôme KliebischDie Intensität der Körperarbeit allerdings war (jedenfalls beiden Mädchen) eindrucksvoll, die Jungs taten sich schwerer,das Machogebaren gewalttätiger Rowdys zu zeigen, undgerade das müssen sie dann auch noch solistisch – einerhinter dem anderen.Gnadenlos absehbar waren viele Abläufe in dieser Bilderfolgeund verloren dadurch ihre anfänglich starke Wirkungdurch ungesteigerte Wiederholung. Schade.Dabei hat die Gruppe eine programmatische Absicht formuliertin ihrer schriftlichen Ankündigung: „Welchen Einflüssentrotzen wir auf unserem Weg? Zwischen Computerspiel,Auseinandersetzungen in Straßengangs und dem Anspruchauf „intellektuelles Niveau“ suchen wir – was?“ Dieses Wasaber - Selbstbestimmtheit vielleicht?- bleibt im Dunkel. Deformationbleibt rein formal die Auflösung von (oft schönund ausdrucksvoll gebildeten) Körperformationen.Dierk RabienAppell an die Jugend?Viele junge Menschen in schwarz gekleidet auf der Bühne.„Na, wie alt bist du?“ „Sie ist schon 16.“ „Und hat gerade alleihre Milchzähne verloren.“ „Sie tanzt schon, seit sie dreiJahre alt ist, Ballett.“ „Tschüss!“ Jemand nimmt die Handdes Mädchens und schüttelt sie hin und her. Die Jugendlichenwerden als perfekte Roboter dargestellt. Jeder schreibtihnen vor, was sie zu tun haben. Nichts dürfen sie selberentscheiden.Nächste Szene: Die Schauspieler stellen ein PC-<strong>Spiel</strong> darund fungieren als Figuren. Hier wird das aktuelle Thema„Jugend zu viel am PC“ aufgegriffen.Nächste Szene: “How to become a Gangster”. Junge Männerpöbeln sich an. Benutzen Schimpfwörter. Machen obszöneGesten. Ist die Jugend zu verdorben? Zu gewalttätig?„Nutze deine Chance!“, ist der Schlusssatz. In den Szenenformen die Schüler immer wieder mit ihren Körpern Figuren.Doch fragt sich der Zuschauer, was denn der Zusammenhangsei.Doch De- Formation ist ein Stück, das zum Nachdenken anregt.De- Formation ist meiner Meinung nach ein Appell andie Jugend: Nutze deine Chance! Mach was aus deinem Leben!Sitz nicht 24 Stunden am PC. Pöbel nicht grundlos aufden Straßen. Was willst du werden? Das, was man dir vorschreibt?Darauf verweist der Name des Stückes: Die Gesellschaftzwängt die Jugend in Stereo-Typen. Sie verändert dieJugend. Sie deformiert sie.Doch darauf kommt der Zuschauer erst nach längerem Nachdenken.Einzelne Szenen waren zu lang, blieben schwer verständlich,der Schluss des Stückes kam sehr überraschend.Schüler-Redakteurin Isabel Farnyin der Festivalzeitung „Sprungbrett“ (Auszüge)Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 12


Oben: Durch die Formation „De- Formation“ ausdrücken - Schleswig-Holstein beim SdL 2007 (s.Vorseite)Unten: Leben im Kokon oder Mut zum Ausbrechen? „Einer flog übers Kuckucksnest“ - Hessen (s. Folgeseite)Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 13


<strong>Schultheater</strong> der Länder 2007 in Wolfsburg„Ich bin noch nicht groß genug für die Welt“Subjektiv, engagiert, mit höchst unterschiedlichem Blick sehen Schülerinnen und Schüler die Vorstellungen beimFestival „<strong>Schultheater</strong> der Länder“. Hier, bei dem unter Theaterlehrern fleißig diskutierten Problem, in psychologischemRealismus einen berühmt verfilmten Stoff zu spielen, bei dem professionelle Ausdrucksfülle und Vielschichtigkeitverlangt wird, lassen wir einmal nur Jugendliche zu Wort kommen.D. Red.Das mobile Kuckucksnest„Hörst du das, Papa? Die schwarze Maschine? Sie steckeneinen rein, und raus kommt, was sie wollen! […] Draht!Undman blutet Rost!“Verängstigt stehen die Patienten der Psychiatrischen Anstaltin der Mitte des Raumes, jeder in seiner Art seelischzerstört, in seinem weißen Overall. Die „Akuten“. Plötzlichwerden sie aus ihrer Traumwelt herausgerissen: Einer, soganz anders als sie, mit lockerem Gang,Lederjacke, Latexhose,rebellisch- anzüglichem Blick, erscheint in ihrer Welt(...) Wie auch die anderen Darsteller identifiziert er sich ganzmit seiner Rolle, ist beim <strong>Spiel</strong>en hochkonzentriert.DieTheater- AG des Gymnasiums Herderschule Kassel, 13.Jahrgang, spielt mit Begeisterung. Nach der Buchvorlagevon Ken Kesey und einem zugehörigen Drehbuch arbeitetedie Gruppe im Zeitraum von zwei Monaten an drei Intensivwochenendenan „Einer flog über das Kuckucksnest“.Neben den hochklassigen schauspielerischen Leistungenschaffen es die Darsteller,mit wenigen Requisiten ein beeindruckendesStück auf die Hallenbad-Bühne zu bringen. Nebendieser interessanten Mittelperspektive, kombiniert mitoptimaler Ausnutzung des Raumes,wirken auf den Zuschauerein großes weißes Laken, acht Plastikrollen,ein rotes Podestund zugehöriger Stuhl. (...) So kroch das Patientengewandförmlich am Leib des McMurphy hoch, das Lakenwar sowohl Sitzplatz, Klinikboden als auch Sarg.Schüler-RedakteurinnenDora Balistreri, Julia Uznanskiin der Festivalzeitung „Sprungbrett“ (Auszüge)Missglückter Höhenflug„Einer flog übers Kuckucksnest“: Erschütternd, verstörend,mit einerSpur liebevoll-ruppigem Humor – so jedenfalls derpsychiatrie- und gesellschaftskritische Film von MilosForman.Viele Erwartungen weckte die Theater- AG der Herderschuleaus Hessen, indem sie sich an dessen Umsetzungwagte, enttäuschte jedoch. (...) So viel steckt in diesem großartigenWerk, so wenig wird gezeigt. Natürlich, der Wille istda. Da versuchen die Schüler, die innere Zerrissenheit derInsassen auszudrücken, ihre Angst vor der Welt „dort draußen“,finden zum Ausdruck dessen aber leider nichts anderesals zügelloses Geschrei. (...) Die Wirkung der Darstellungbleibt gekünstelt,aufgesetzt, versteht den Zuschauernicht emotional anzusprechen und mitzureißen. (...) Bei denRequisiten gibt es gute Ideen,wie zum Beispiel die hellblauenRöhren, in die sich die Patienten zum Schlafen hineindrängen,und die ein Symbol für ihre geistige wie körperlicheGefangenheit darstellen. Auch kalte,blaue Beleuchtungund monotone Klänge aus dem CD-Player tragen zu einertrüben Klinikatmosphäre bei.(...)Schüler-Redakteurin Tamy Kahlertin der Festivalzeitung „Sprungbrett“ (Auszüge)Übertrieben Irre(...) Das Erste, was uns auffällt, als wir den Raum im Hallenbadbetreten, ist die Mittelbühne. Mal etwas anderes, wasdie Darsteller durchaus vor eine Herausforderung stellt.Doch im Laufe der Vorstellung können uns die Irrenaus demKuckucksnest überzeugen.Alle Teile der Bühne werden gut genutzt und die wenigen,aber gutdurchdachten Requisiten tun ihr Übriges, um denHandlungsort immer wieder neu entstehen zu lassen. Eingroßes, weißes Tuch dient sowohl als Klinikboden und Versteck,wird aber genauso eingesetzt, um Schrecken zuverbreiten.Die hellblauen Stoffröhren sind nicht nur Betten,sondern auch Zufluchtsort.(...) Die ständig unter Spannung stehenden„Patienten“ scheinennie wirklich zur Ruhe zu kommen, was das Zuguckenetwasanstrengend macht. Vielleicht hängt das auch damitzusammen, dass einfach zu viele gute Ideen in dieses Stückgeflossen sind. Zum einen die selber leicht psychisch gestörtenKrankenpfleger, dann die wilde Party, Gehirnmanipulation,Selbstmord und ganz nebenbei muss auchnoch das„erste Mal“ erlebt werden. Leicht übertrieben, wiewir finden.Zum Ende hin erreicht dieses seinen Höhepunkt und mankommt vor lauter ausgeflippten Ereignissen gar nichtmehrmit. Auch fallen die Rollengewichtungen stark unterschiedlichaus, es gibt sowohl klare Hauptrollen, als auch 5-Minuten-Kurzauftritte. Gemeinsam haben sie allerdings, dass dieCharakterisierungen etwas zu kurz geraten sind, oberflächlichwerden sie immer nur von einer Seite dargestellt.McMurphy kommt als Macho gut rüber,doch selbst beiThemen wie„Hirnkastration“ fehlt die Nachdenklichkeit, ister nach wenigen Momenten wieder in Partystimmung.Wir fanden die Grundidee klasse, doch leider war die Umsetzungam Ende zu überzogen. Soviel Aufmerksamkeit Requisitenund Kostümen geschenkt wurde, so fehlte sie doch ineinzelnen Aspekten der Inszenierung.Schüler-Redakteurinnen Caroline Döring, Marie Saußin der Festivalzeitung „Sprungbrett“ (Auszüge)Im Kopf bleiben...- „Die Bühne war total genial. Die Requisiten sind sehr gutund vielseitig eingesetzt worden.“ (Nina und Badrieh)- „Die Schauspieler werden mir im Kopf bleiben.“ (Sarah)Kommentare aus dem PublikumHessen: „Einer flog übers Kuckucksnest“t.a.g. / Theater-AG der Herderschule Kassel(Oberstufengymnasium)<strong>Spiel</strong>leitung: Thomas BürgerSchul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 14


<strong>Schultheater</strong> der Länder 2007 in Wolfsburg„Lass dich nicht erschrecken...“Wir wiederholen uns: Subjektiv, engagiert, mit höchst unterschiedlichem Blick sehen Schülerinnen und Schüler dieVorstellungen beim Festival „<strong>Schultheater</strong> der Länder“. Hier, bei dem unter Theaterlehrern fleißig diskutierten Problem,in psychologischem Realismus einen berühmt verfilmten Stoff zu spielen, bei dem professionelle Ausdrucksfülleund Vielschichtigkeit verlangt wird, lassen wir einmal nur Jugendliche zu Wort kommen.D. Red.Feurige Literatur aus UsedomWährend sich der Theatersaal für die Aufführung von „Fahrenheit451“ füllt, haben die Schauspieler bereits mit der Arbeitbegonnen: Vertieft in ein Buch spaziert jeder für sichumher und gibt hier und da eine Weisheit aus der Lektürezum Besten. Dann beginnt Ray Bradburys Stück (...).Diegeistige Verarmung zeigt sich besonders in der Überreizungeines Comedy-Formats: 2040 muss ein Clown erst halbtotgeschlagen werden, bevor der Fernsehzuschauer über ihnlacht. (...)Der <strong>Spiel</strong>fluss kommt über den gesamten Zeitraum der Aufführungnie ins Stocken, was vor allem an den unterschiedlichen<strong>Spiel</strong>orten liegt: Während die Bühne hinter geschlossenemVorhang umgebaut wird, weichen die Schauspielerauf die Vorbühne und die seitlichen Logen aus, um die Handlungnicht unterbrechen zu müssen. Dadurch ist der Zuschauerständig mitten im Geschehen.Die Choreografie indes hätte etwas mehr Gründlichkeit bedurft.Feuerwehrmänner, die eigentlich die„böse Einheit“ verkörpern,stehen oftmals weit voneinander entfernt , und inden öffentlichen Verkehrsmitteln stampfen die kommendenund gehenden Leute so laut, dass die Sprecher schlecht zuverstehen sind.Wie es im Stück zum schnellen Wechsel der Gedankengängekam,blieb leider ungeklärt.(...) Warum sich zum Beispielder Titelheld so schnell vom Bücherverbrenner zumMenschenversteher, zum Mörder wandelte, wurde in derInszenierung nicht klar dargestellt. In vielen Szenen warenauch schlicht zu viele Darsteller auf der Bühne, die teilweisenicht wirklich etwas zu tun hatten. (...)Sehr gelungen dagegen waren alle Sequenzen, in denen sichDarsteller unter die Zuschauer mischten und von der „klassischen“Bühne lösten. Hier ergaben sich spannende Effekte,wenn Stimmen aus allen Richtungen zu hören waren. (...)Und um noch einmal auf die Medien zurückzukommen, soscheint das Maxim-Gorki-Gymnasium denen doch gar nichtso abgeneigt zu sein.Schließlich kamen auch selbstgedrehtekleine Filmsequenzen zum Einsatz. (...)Ein aussagekräftiges Stück also, hinter dem eine starke Ideesteckt. So verblödet allerdings, dass man uns die Erkenntnisdaraus fünfmal ins Gesicht sagen muss, sind wir zum Glücknoch nicht.Schüler-Redakteurinnen Caroline Döring, Marie Saußin der Festivalzeitung „Sprungbrett“ (Auszüge)Dafür wartet die Inszenierung mit optischen Besonderheitenauf: Als eine alte Dame sich weigert, ihre Bücher demFeuer zu übergeben und sich mitsamt ihren gedruckten Schätzenverbrennen lässt, wird diese Feuersbrunst mithilfe vonSchwarzlicht und bunten Tüchern eindrucksvoll in ihrer ganzenTragik gezeigt (...)Schüler-Redakteur Jonathan Horstmannin der Festivalzeitung „Sprungbrett“ (Auszüge)Mecklenburg- Vorpommern: „Fahrenheit 451“Theater-AG des Maxim-Gorki- GymnasiumsHeringsdorf ; <strong>Spiel</strong>leitung: Sabine Kirton, Heike SaßMontag Shakespeare, Mittwoch Marx...Das Stück spielt im Jahre 2014, die Menschen sind durch dieMassenmedien total verblödet. Bücher gelten als aufrührerischund gefährlich und werden deshalb von der Feuerwehrverbrannt. (...)Die große Gruppe vom Maxim- Gorki- Gymnasium Heringsdorfhat ihre moralischen Maßstäbe sehr hoch gesetzt. Allerdingswirkte dieses manchmal recht belehrend, geradezuaufgezwungen. Raum zum selber Denken und Interpretierenblieb leider nicht. Auch versuchten sie, so viele Ideen wiemöglich auf die Bühne zu bringen, was etwas inkonsequentwirkte. Man drohte uns mit Hitler,verwies auf die aktuelleBush- Regierung und ganz unvermutet bekam auch nochdie Bibel, der Bestseller schlechthin, seine Rolle.„... in dieser Schreckenszeit“Die Theatergruppe veranschaulicht eine Schreckensszenerie,die heutzutage schon nicht mehr allzu fern scheint:Die Bevölkerungsteht ständig unter dem wachsamen Auge desStaates,der sie mit Pillen und einem stumpfsinnigen Unterhaltungsprogrammruhig stellt und ihnen jeglichesIndividualitätsgefühl nimmt, um die Gesellschaft nicht ausdem Gleichgewicht zu bringen. Als gefährlich gelten insbesondereBücher (...).Diese Menschen, die bloß noch nebeneinander her leben,stellen die DarstellerInnen in einigen alltäglichen Gruppenszenen,unter anderem im Bus, dar. Hier wird offensichtlich,dass niemand am anderen interessiert ist, jeder einzelne nurMonologe führt, (...). Die herrlich hysterisch gemimte Weiberrunde,die bei Montags Frau stattfindet, führt dem Zuschauervor Augen, wie erschreckend weit die Volksverdummungbereits fortgeschritten ist: (...)Gegen Ende hin erschlagen einen die aus allen möglichenMündern ausgesprochenen Weisheiten allerdings beinahe,auch der ein bisschen zu belehrend mitschwingende Untertonstört. (...) Für viel Abwechslung in ihrem <strong>Spiel</strong> sorgendie SchülerInnen durch die Benutzung verschiedenster Mittel,wie zum Beispiel jeweils zur Situation passender Musikuntermalungen,Schwarzlicht und Video-Einspielungen, beider sie viel Fantasie und Ideenreichtum zeigen. (...)Schüler-Redakteurin Tamy Kahlertin der Festivalzeitung „Sprungbrett“ (Auszüge)Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 15


<strong>Schultheater</strong> der Länder 2007 in WolfsburgSeejungfrau und OktopussiSchmackhaftes Frutti di MareDas Westfalen-Kolleg Paderborn inszenierte das Märchen„Die kleine Meerjungfrau“ nach Hans Christian Andersen:Serafina ist eine neugierige kleine Seejungfrau, die auf derSuche nach Abenteuern ist.Der improvisierte Einstieg, den der Erzähler,ein Pirat, durchInteraktion mit dem Publikum erreicht, lockert die Stimmungauf. Der beste Beweis dafür ist die Reaktion des jungenPublikums: lautes Gekicher. Schade ist, dass man den Erzählertrotz elektronischer Hilfsmittel teilweise nicht versteht.Sehr gut ist das Schattentheater umgesetzt, bei dem alles,was über dem Wasser spielt, mit Hilfe von Overhead-Projektoren auf die Wand projiziert wird.Die Kinder sindbegeistert. Eine vollkommen neue Erfahrung für einige undauch eine sehr gelungene Abwechslung zur „normalen“Darstellung ist das „Schwarze Theater“.Die Kinder jubeln, als die Qualle und der Seesternfluoreszierend leuchten und freuen sich am Ende des Stückes,dass Serafina doch noch ihren Prinzen bekommt.Für dasjunge Publikum war diese Aufführung also ein voller Erfolg.Schüler-Redakteurin Jenna Schröderin der Festivalzeitung „Sprungbrett“ (Auszüge)Nordrhein- Westfalen: „Seejungfrau“Westfalen- Kolleg Paderborn<strong>Spiel</strong>leitung: Frank Böck, Tobias Zenker„Blubb, tschuldigung!“Großer Applaus aus den vorderen Reihen. Die Kinder sindbegeistert – einige wünschen sich sogar eine Fortsetzung,wie wir nach der Vorstellung erfahren.(...)Phantasievolle Märchenkostüme verwandeln dieDarstellerInnen mal in schwimmende Unterwasserwesen imSchwarzlicht, mal in den vornehmen Schattenspielhofstaateines Prinzen. Die etwas zu lange Einleitung des Geschichtenerzählersstößt bei dem größtenteils jungen Publikumauf Begeisterung.Für uns bleiben jedoch als Kritikpunktedie Weinflasche und der nicht kindergemäße Ausdruck„Scheiße“ des Kapitäns. Teilweise undeutlich gesprochenführt er den Zuschauer (...) in das Geschehen ein. Die Kinderlauschen gebannt.Neben der inhaltlich spannenden Umsetzung für die jungenZuschauer ergeben sich jedoch auch kritische Aspekte. DieStimmen der SchauspielerInnen klingen zum Teil unecht undwie vom Band abgespielt, die einzelnen Unterwassertierewirken eher übertrieben, teilweise waren in Textpassagentrotz Wiederholungen Wörter schwer zu verstehen. (...)Für die Kinder bleibt es nicht beim bloßen Zuschauen, siewerden animiert, in das Geschehen einzugreifen. So helfensie beispielsweise bei der Suche nach der SeejungfrauSerafina, als diese plötzlich aus der Unterwasserwelt verschwundenist. Hiermit gelingt ein wesentlicher Aspekt desKindertheaters: Die Kleinen sind voll auf begeistert. Wasdie Großen betrifft: Blubb,`tschuldigung angenommen!Schüler-RedakteurinnenAnna-Marie Winter, Sindy Meyerin der Festivalzeitung „Sprungbrett“ (Auszüge)Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 16


<strong>Schultheater</strong> der Länder 2007 in WolfsburgTheater mit Schatten statt WortenObjekte und Farben als HauptdarstellerGeschichten ohne WorteObjekt-Theater als Schattentheater – ein ausgezeichneter,wenn nicht sogar für den Akteur Wunder-voller Weg derAnnäherung an Objekt-Theater, in dem es darum geht, dasssich der Darsteller zurücknimmt und das Objekt selbst zuWort kommen lässt.Wassertropfen, die herunter rinnen, ineinander fließen, Strahlenbündel,Eisengitter, Ketten, Lichtpunkte, fasrig-Wattiges...mit Musik unterlegt.Je nach Bereitschaft des Betrachters können hier„Wahrnehmungsfeste“ (Enno Podehl) gefeiert werden. Jedereinzelne Zuschauer ist in Freiheit auf gute Art allein,lässt sich seine, nur für ihn gültige und immer richtige Geschichteerzählen. Denn hinter dem Vorhang lassen Schülerin respektvollem Dialog mit toten Dingen Lebendiges erstehen,haben Objekte befreit von ihrer bisherigen realistischenZweckbestimmung und sie mit auf eine surrealistische Reiseins Land der Ästhetik genommen.Die Geheimnisse werden am Ende entschlüsselt: ein Schneebesen,ein kleiner Eisenkäfig, ein Vorhang aus Holzringen,Plastikflaschen in verschiedenen Farben, Folien. Grundsätzlichhat der Zuschauer hat die Wahl. Er muss sich nicht aufdie Suche begeben. Weder muss er ergründen, welchesObjekt ihm seine Geschichte und die damit verbundenenGefühle geschenkt hat noch wer der Überbringer dieser Botschaftenist, wer der magische Wandler.Wer aber einmal sensibilisiert ist für das Phänomen „lebendigesObjekt“, und damit in den angebotenen Dialog eingetretenist, dem ist ein Bedürfnis, sich bei beiden zu bedanken.Diesem Impuls Rechnung tragend werden die Darstellerschrittweise vorgestellt: als Schattenfiguren die für das„<strong>Spiel</strong>“ der unterschiedlichen Szenen jeweils verantwortlichenSchüler und dann, vor der Schattenwand: die Objekte.Sibylle DordelRheinland- Pfalz: „Geschichten ohne Worte“Levana-Förderschule Schweich<strong>Spiel</strong>leitung: Carlos Malmedy und Judith FollmannSchatten ohne Geschichten„Geschichten ohne Worte“ verspricht der Titel. Dann:Es bewegen sich farbige Materialien und Gegenstände zuMusik, die Overheadprojektoren vergrößern Bild und Bewegungins Kinoformat. Der poetisch-theatrale Touch aberwird nur von der professionellen Klangkulisse geliefert. Eswird nie eine Situation oder Geschichte erzählt. Was wäremit zwei sich drehenden Käfigen, die sich überblenden, nichtalles zu entwickeln...Schließlich kommen die bis da versteckten <strong>Spiel</strong>er doch nochins Bild. Große Beine gehen über die Wand, her und hin undhin und her, aber eben nur her und hin und hin und her. Manerwartet geradezu, dass da ein paar Beine andere vielleichtverfolgen, erreichen, erstarren machen könnten. Aber auchals die ganzen Personen ins Bild kommen, geschieht dergleichennicht, sondern die Vorführung ist zu Ende.Vielleicht, denkt der unsichere Betrachter, ist es eine weisepädagogische Entscheidung, die Gruppe der geistig behindertenSchüler dergestalt im Schutzraum zu belassen undkeine Handlungssituationen im <strong>Spiel</strong> zu verlangen. Da wirdaber ein Kollege aus Kiel böse, der selbst mit behindertenKindern arbeitet. Nein, sagt er, das können die alles. Da hieraus der Bilderfolge keine Geschichte, keine Absicht erkennbarist, kommt, so schimpft er, hier die Botschaft rüber, dassdiese Jugendlichen nicht mehr leisten können, als nur einStück Material oder sich selbst in den Lichtstrahl desProjektors zu halten. Das, versichert er, sei ganz falsch.Bleibt die Frage an die <strong>Spiel</strong>leiter, warum sie die Möglichkeitennicht genutzt haben, mit dem vorhandenen Material Situationenzu entwickeln, z.B. in der Verbindung vonMenschenschatten und Materialien oder in einerBeziehungsgeschichte zwischen zwei der irrlichterierendenfarbigen Taschenlampen, die für einen Moment eine guteBildvorgabe boten und dann einfach nur in Wiederholungerstarrten. Abzugucken gäbe es das für <strong>Spiel</strong>leiter z.B. beider Ahnmutter des Schwarzlicht- und Projektionstheaters,der Prager „Laterna Magica“.Dierk RabienSchul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 17


<strong>Schultheater</strong> der Länder 2007 in Wolfsburg„Ih wiel, dass des genau so wird, wie ihmia desvorgstellt huab.“Unerfüllbare VerpflichtungEr kehrt heim und die Heimat ist nicht mehr da. (...) Mit denProblemen des Sich- Nicht-Einfügen- Könnens und derTraumatisierung der Kriegsheimkehrer beschäftigt sich dieInszenierung des Ludwigsgymnasiums Straubing.Dabeiwerden die Rituale, auf die Franz stößt, auf besondere Weisebetont. Die meisten Handlungen,die von den Bewohnerndes Dorfes ausgeführt werden, geschehen in ausgesuchterLangsamkeit. Die Eröffnungsszene, ein Familienessen, beidem die Familienhierarchie dargelegt wird, ist ein Zelebrierender Zeitlupe.Das synchrone Löffel- Zum- Mund-Führenwird über Momente hinweg allein unterbrochen durch Schlürfenund Schmatzen. Dazu wird in tiefstem Bayrisch gesprochen.(...)Die Schluss- Szene bildet den Höhepunkt des Stückes. InVarianten wird Franzens Unfähigkeit zur Wiedereingliederungin die Gesellschaft dargestellt: Was ist denkbar?Aber was die Realität? Bringt Franz seinen Sohn, den Stammhalter,um, damit ihm ein Schicksal wie das seinige erspartbleibt?Schüler-Redakteurin Britt Schlünzin der Festivalzeitung „Sprungbrett“ (Auszüge)Eindruck durch Ausdruck„Ih wiel, dass des genau so wird wie ihmia des vorgstellthuab.“ Mit Dialekt und Intellekt, Trachten und einer TrachtPrügel präsentierte dieTheater- AG aus Bayern das Stück„Stammhalten“. (...) Der Dialekt und die Kostümierung tretenin den Vordergrund, von den grandiosen schauspielerischenFähigkeiten wird in keiner Weise abgelenkt. Klatschund Tratsch der Frauen sowie harte Männlichkeit der Männerwerden authentisch vermittelt. (...)Eine Änderung der Beleuchtung und schwarz gekleideteDarsteller im Hintergrund gewähren einen Einblick in denHauptdarsteller Franz, indem sie dessen Gedanken laut äußern.Mit Gelächter hindern sie Franz, seine persönlichenGrenzen zu überwinden. Gekonnt eingesetzt, bleiben durchdiesen Effekt keine Fragen zu Franz´ Person offen.Jedoch mussten trotz der ernsten Inszenierung des Stücksdie Lachmuskeln des Publikums nicht erschlaffen. Der Vaterdes Hauptdarstellers erinnert an Ekel Alfred aus „Ein Herzund eine Seele“ und lässt die ältere Generation im Saal somanches Mal schmunzeln.Schüler-Redakteur Maximilian Oehmein der Festivalzeitung „Sprungbrett“ (Auszüge)Bayern: „Stammhalten“Theater-AG des LudwigsgymnasiumsStraubing, <strong>Spiel</strong>leitung: Karlheinz Frankl„War guat, dös guate Essen!“Eine Kurzgeschichte (Alexander Häusser: „Der Stammhalter“)war der Ausgangspunkt der Arbeit, die da so dicht, alswärs ein frühes Kroetz-Stück, und so magisch verlangsamtauf Bayrisch zum mal grotesken, mal beklemmenden, malanrührenden <strong>Spiel</strong> wird.In die gnadenlos patriarchalische Familiensituation, dargestelltim chorischen Suppeessen, kommt der aus dem Kriegheimkehrende älteste Sohn zurück, ein Fremder , „von denRussen“, aus einer anderen Welt. Wie die Mädchen dasinteressant finden, wie die Jungen das bedrohlich finden,das könnte auch das Schicksal des Ausländers inFassbinders „Katzelmacher“ sein, das macht deutlich, dassdie ferne Geschichte der Kriegsheimkehrer für <strong>Spiel</strong>er undPublikum auch übertragbar ist in andere Situationen desFremdseins.Mit dem frappierenden Mittel, das passagenweise ganz realistische<strong>Spiel</strong> plötzlich durch Stilisierungen zu brechen, gewinntder Zuschauer die Perspektive des gestörten, vonseinen traumatischen Erinnerungen verfolgten Mannes, dernicht nur von den anderen an einer Rückkehr in ein normalesLeben und in so etwas wie Heimat gehindert wird, sondernauch von den unbewältigten Erlebnissen. Da ist er auchein Stück Woyzeck.Er hört Stimmen, wo seine neue Freundin keine wahrnehmenkann, sie verhindern die aufkeimende Zärtlichkeit, indem sieals Lauschermauer (ein großartiger Wald aus Leibern undStühlen hinter der für des Mädchen scheinbar so idyllischenBank im Park) dazwischenbrüllen. Franz (so heißt er auchnoch) sieht hinter die freundliche Fassade beim Dorftanz.Die stumm gespielten Standbild-Sequenzen von Tanzposengeraten nach Lichtwechsel plötzlich zu brutalen Schlägereien,bis sein Mädchen ihn arglos fragt: „Geht’s Ihnen nichtgut?“ Da wechselt das Licht zurück und die Paare gehenwieder von einer lächelnden Tanzpose in die andere.Als das neue Paar, dann doch geduldet, ein Kind bekommt,setzt bei Franz die Verweigerung der Rollen neu ein. Nachdemer den Hausmann für seine Verkäuferin- Frau gemachthat, will er auf keinen Fall einen Jungen, einen neuen Stammhalter,sondern eine Tochter. Es wird aber ein Junge. Männer„müssen töten“, ruft der Männerchor, „Ihr seid wie Tiere!“ruft der Frauenchor.Und nun bietet die <strong>Spiel</strong>gruppe eine neue Stilisierung an:Aus den Leibern der <strong>Spiel</strong>er werden zwei Räume gebaut, ineinem sitzt die Freundin der jungen Mutter und erleidet dieBefürchtungen, die im anderen Raum in drei Möglichkeitenhintereinander gespielt werden: Franz ersticht sich selbst,oder Franz ersticht seine Frau, oder Franz erstickt das Kind,bevor es ein solcher Mann werden kann. Blackout.Ein starker Abend, den die <strong>Spiel</strong>erinnen und <strong>Spiel</strong>er mit erstaunlicherPräsenz und durchgearbeiteter Sprachgestaltungzu einem Erlebnis machen.Dierk RabienSchul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 18


<strong>Schultheater</strong> der Länder 2007 in WolfsburgDer Heimkehrer als Fremder. Kein vergangenes Thema, wenn man dünnhäutig wie ein Woyzzeck ist. Derb und anrührendzugleich: Bayerns Dialekt-Geschichte von der Unmöglichkeit, als Andersartiger in die Gemeinschaft zu finden.( „Stammhalten“ , s.Vorseite)Dancing is it! Körperausdruck durch Tanztheaterformen und den Verzicht auf Sprache zu steigern war das Ziel derGruppe aus Saarbrücken. Ungewohnte „Begegnungen“ waren es für das Schülerpublikum, aber allemal spannende.(s. Folgeseite)Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 19


<strong>Schultheater</strong> der Länder 2007 in WolfsburgBegegnungen - mit dem TanztheaterMehr als tausend Worte sagen können…Um Gefühle ohne große Worte ausdrücken zu können, bedarfes großer Körperbeherrschung,eines sensiblenKörperbewusstseins, gezielt eingesetzter Körperspannung…–und genau das hat die freie Gruppe „Feuervogel“des Theaterpädagogischen Zentrums Saarbrückenauf wirklich eindrucksvolle Art gezeigt. (...) Positive Emotionenwie Vertrautheit, Hingabe und tiefe Liebe werden durchfließendeBewegungen und warme Farben auf der Bühnenleinwandunterstrichen; negative Gefühlsregungen wie Abwendung,Misstrauen und Eifersucht hingegen werdendurch kühle Farbgebungen ausgedrückt. Ein gelungenesWechselspiel zwischen Nähe und Distanz, weichen und impulsivenBewegungen, zwischen Gruppen- und Einzelszenenfindet statt. In ihren Partnerbewegungen nehmen die Darstellerdie Impulse des Anderen auf oder lehnen sie ab, tragenden Anderen oder werden getragen.Besonderes Augenmerk gilt einer Szene, in der ein Duo ohnemusikalische Begleitung inmitten eines Lichtkegels auf derBühne steht. Die lange akustische Pause fixiert die Blicke aufdie zwei Figuren – jede feinste Bewegung ist zu erkennen.Der Zuschauer erhält tiefe Einblicke in das Innere der Darsteller.Diese stille Pause lässt den Moment unendlich erscheinenund berührt jeden Zuschauer in besonderer Weise.Welche Begegnungen unser Herz erreichen oder ausfüllenund an welchen Begegnungen wir wachsen,ist also nichtunbedingt abhängig von Worten. Heute konnten wir erfahren:Viel entscheidender können„Körperlichkeiten“ sein, dieuns entgegengebracht werden! Also: Lasst eure Körper reden!Schüler-RedakteurinnenSindy Meyer, Anna-Marie Winterin der Festivalzeitung „Sprungbrett“ (Auszüge)Begegnung der besonderen ArtDas aus dem Off gesprochene Gedicht „Liebeslied“ vonHermann Hesse bildet den Rahmen, in welchem sich die Darstellerdurch Kontaktimprovisation und Ausdruckstanz bewegen.Während der Vorführung ist einständigesWechselspiel aus Annäherung und Ablehnung zubeobachten, im Verlauf finden die Darsteller aber immer mehrzueinander. Von Begegnung zu Begegnung wird die Entwicklungimmer deutlicher. Fremde und unterschiedliche Menschenlernen sich, wenn auch erst langsam, kennen und sogarlieben.In einzelnen Szenen wird allerdings nicht ganz klar, welcheArt von Begegnung genau dargestellt wird.Starke musikalischeKontraste, wie klassische Musik und einspanischsprachiges Lied, gestalten das Stück zudem interessant.Die ganz besonders intensiven Szenen sind jedochSaarland: „Begegnungen“Freie Gruppe am Theaterpädagogischen ZentrumSaarbrücken, <strong>Spiel</strong>leitung: Josef Eder und Vera Kalbjene, die nicht musikalisch untermalt sind und in Stille getanztwerden. Erstaunlich ist hierbei, wie einfühlsam dieTänzer auf die Impulse ihrer Partner reagieren. (...)Auffällig ist, dass es keine klar definierten Hauptrollen gibt.Alle Interpreten wirken allein, zu zweit oder zu dritt auf derBühne, bevor sich die Gruppe wieder vereint. (...) Schließlichverstummt die Musik, die Darsteller verharren in ihrerPosition.Stille. „ Ich bin der Hirsch und Du das Reh“. NachdemHermann Hesse zum zweiten Mal rezitiert worden ist,endet die Vorstellung.Das Publikum klatscht und pfeift, jedoch etwas unsicher,wie es scheint. Allgemein liegt dies aber wohlan der nachdenklichenStimmung, die das Stück hervorruft, und demneuen,noch nicht wirklich einzuordnenden Eindruck. Wirhaben mit dieser Inszenierung eine sehr gelungene Begegnungder besonderen Art erlebt.Schüler-Redakteurinnen Nathalie Doan, Julia Weinzierlin der Festivalzeitung „Sprungbrett“ (Auszüge)Tanz um den roten StuhlKlassische und moderne Klänge, Stille – alles wird zum treibendenHintergrund für die tänzerische Bewegung auf derBühne. So verschieden wie die rhythmischen und musikalischenFolien, so verschieden sind auch die Bewegungsstile,die die Gruppe erprobt und mit erstaunlicher Fertigkeitumsetzt.Ausgehend von der Unbeweglichkeit: Ein Mädchen sitztabgewandt auf einem Stuhl einsam auf der riesigen freienBühne vor einem Hintergrund, der in verschiedenen Farbenangestrahlt werden kann. Ein Gedicht wird auf Musik gesprochen(„Ich bin der Hirsch, du bist das Reh...“ - leidernicht von einer jugendlichen Stimme, sondern mit dem bassvirilenGefühlspathos einer Kaffee-Werbung), die Bewegungbeginnt um das Mädchen herum aus den auftretenden Tänzerinnenund Tänzern. Sie stürzt vom Stuhl, wird einbezogenin zwar nummernhafte, aber nach einiger Zeit erkennbarsituativ verwandte Bewegungssequenzen, die das ThemaBegegnungen in vorsichtigen, zärtlichen, aggressiven, einsamenund turbulent verschränkten Abläufen zeigen.Neben der strengen Konzentration auf Spannung und Ausdruck,auf harmonisch fließende oder exakt hektische Tanzgestengibt es auch kleine Momente der Groteske oder Komik(wie etwa ein Junge seinen Rivalen oder sein widerspenstigesMädchen von der Bühne abschleppt).Man ist gebannt von der Präzision und Ausdrucksfähigkeitder jungen Leute, die da freilich erstaunlich beharrlich inBewegungsformen des konventionellen klassischen undmodernen Balletts verharren, während das aktuelle Tanztheater(Pina Bausch oder Sasha Waltz) sich immer stärkerdavon löst und Vorbilder anböte, die jugendlichen Laienvielleicht noch angemessener zugänglich wären. Unverkennbararbeitet hier ein Jünger von Royston Maldoom („Rhythmis it!“) - auf hohem Niveau!Dierk RabienSchul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 20


<strong>Schultheater</strong> der Länder 2007 in WolfsburgDer Tanz der Klobürsten„Ich bin die Burgruine“Familienfoto-Karussell: Vor blauem Hintergrund drehen sichdie Gruppen und werden vorne jeweils in ein kurzes „Bitterecht freundlich!“-Licht getaucht. Der Erzähler am Rand willaber bald wissen, wie es hinter der Sonntagsfoto-Fassadeaussieht. Im nächsten Karussell kommt ans Licht, welcheSzenen sich die Familienmitglieder im Alltag machen. Ausden unterschiedlichsten Situationen und Biografien herauswerden deshalb alle Kinder von den Eltern ins Feriencampgeschickt, wo sie ein strenges Regiment erwartet.Der Campleiter (schade, dass er nicht von einem Jungengespielt wurde) scheint ein verkrachter Lehrer zu sein, der inSchliff und Hausordnungen verliebt ist. Er lässt die Kinderzum Appell marschieren und verdonnert Widerspenstige zumKloputzen.Die müssen sich fügen und legen nach dem hinreißendenArbeitsanweisungs- Klo-Rap des Erzählers im Chor und Takteinen Klobürstenwirbel auf die Bühne, der die Katze gleichzweifach aus dem Sack lässt: Wir befinden uns in einemMusical, es darf – wie ziemlich selten in diesem Festival –gelacht werden. Und es transportiert sich ganz unaufdringlichdie Entwicklung der Geschichte. Die vier ungleichenSünder solidarisieren sich in der unappetitlichen Aufgabe –und alle anderen kommen dazu, um ihnen zu helfen. Ein Meervon Klobürsten tanzt auf der Bühne.Ein seltsamer Küchengehilfe wird vom Arbeitsamt geschickt,er tritt auf mit Kostüm und Musikzitat als Phantom der Operund macht sich verdächtig, der Chef einer Gangsterbandezu sein, die von den unartig neugierigen Kindern auf einerverbotenen Insel mit einer Schatzkiste erwischt werden.Das Problem, mit teils schlechten Schwimmern zur Insel zugelangen, wird auf ergötzliche Weise gelöst: Die Kinder suchenMaterial im Wald. Baumstämme scheinen ihnen für einimprovisiertes Floß ziemlich überflüssig, dafür tragen sie einenSessel, zwei Fächer, eine Blechschüssel und eine Kuhglockezusammen und bauen daraus gleich die ganze Titanic.Mit den Fächern wird gerudert und schließlich auch derHollywood- Flatterwind für die Haare des Mädchens im Bugerzeugt, die da den unvermeidlichen Song schmachten darf.Ein Knaller!Der Campleiter entpuppt sich als Räuberchef und ist garkein Lehrer (ein Teil des Publikums atmet erleichtert auf),das Phantom der Oper aus der Küche entpuppt sich als Kriminalkommissarund das Camp, nachdem es von dem drakonischenLeiter befreit ist, als Urlaubsparadies, in das dieKinder nächstes Jahr wieder fahren wollen. Auch der nächsteStargast wird noch vorgeführt: ein gewisses außerirdischesWesen, das mit seinem Leuchtfinger den Weg nachHause sucht. Fortsetzung kann also folgen.Und die wünscht man sich, wenn man die Grundschulkinderso frei und selbstverständlich und genau spielen sieht undhört.Die stolze Eiche, die zu ihrer Empörung von einem Jungenangepinkelt wird, die schief in einer gefleckten Jacke mitTopfmütze stehende Burgruine(„Ich bin die Burgruine.“ „Dassieht man!“), die Campzelte aus drei großen Regenschirmen,alles stimmt zur Geschichte und zum Stil des fröhliches <strong>Spiel</strong>s.Allgemeine Begeisterung – auch von den Großen, die dazum Teil als Ensemblemitglieder schrecklich ernsthafter Produktionensaßen, und vom Volk der versammelten Theaterlehrer,die hoffentlich ein wenig von der Klarheit der Mittelin Erinnerung behalten.Dierk RabienBerlin: „Das Camp“Klasse 5a der Lisa-Tetzner-Schule<strong>Spiel</strong>leitung: Michael AssiesMit einem Lied auf den Lippen…„Titanic“-Musik, eine Schülerin singt den Titelsong desFilms, sie breitet die Arme aus, ihre Haare wehen im Wind –doch statt auf dem Bug des Passagierschiffes steht die Darstellerinauf einem Stuhl, während zwei Mitspieler mit Fächern,die eben noch als Paddel dienten, den Wind erzeugen.Dies ist nur eine der zahlreichen Szenen,in der Alltagsgegenständedurch das <strong>Spiel</strong> verfremdet werden. So dientdie Klobürste als Joystick, in einer anderen Szene – dem„Klo-Rap“ – wird sie zum Musikinstrument und tanzt mit.Auf diese Weise überzeugte die ihr Publikum. Die Inszenierungzeigte wundervolle Gesangseinlagen und phantasievolleFiguren wie die alte,sprechende Eiche auf der verbotenenInsel. (...)Die DarstellerInnen begeisterten mit Charme und Witz dieZuschauer. Ihre <strong>Spiel</strong>freude und das klare und chorischeSprechen machten die Inszenierung einzigartig. Und genausoklar war auch die Botschaft: Freundschaften sind dasWichtigste im Leben. Und das Bestehen gemeinsamer Abenteuerhilft dabei, wahre Freunde zu finden, egal, ob sie armoder reich sind.Schüler- RedakteurinnenDavina Scurria und Nina Maintokin der Festivalzeitung „Sprungbrett“ (Auszüge)Standing ovationsIch bin begeistert! Ich bin begeistert von diesen BerlinerGören, von dem Standing, von dem Witz, von den Texten,von der Inszenierung. Ich bin richtig satt.Christiane, FachtagungsteilnehmerinDas war unglaublich gut gemacht, diese ganze <strong>Spiel</strong>freudeso zu bündeln, eine ganz tolle Form zu finden, dass die Kinderihre ganze Energie auch zeigen konnten!Ortrud, FachtagungsteilnehmerinDas war ganz, ganz große Klasse! Das Stück, das mir bisheram bestengefallen hat! Es war richtig, richtig süß, richtig gutgemacht! Hammer! Respekt!Nora, <strong>Spiel</strong>erinSchul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 21


<strong>Schultheater</strong> der Länder 2007 in WolfsburgOben: „Das Camp“ ist der gefürchtete Erziehungs-Ort für freche oder verwöhnte Kinder, aber schon das Kloputzen kannzum lustvollen Rap werden -jedenfalls bei den umjubelten Berliner Grundschulkindern (s.Vorseite)Unten: Papa, guck mal. Aber Papa fachsimpelt lieber mit Fremden. Lebe dein Leben - aber wie? Du hast die Wahl,behauptete die Gruppe aus Sachsen-Anhalt und verlangte „Die Fahrscheine bitte!“ (s.Folgeseite)Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 22


<strong>Schultheater</strong> der Länder 2007 in WolfsburgFahrscheine für die NotbremseDie Fahrscheine, bitte!Bühnenbild: 12 Drehstühle im Hintergrund, 2x2 Stühle vorn,re 1 Tisch mit 2 Stühlen, li 1 Hocker. Vor allem die Drehstühlewecken das Interesse. <strong>Spiel</strong> mit Objekten. Was hat sich dieGruppe alles einfallen lassen, um mit den Drehstühlen zuarbeiten?Nacheinander treten die <strong>Spiel</strong>er auf, nehmen Platz, drehendem Publikum den Rücken zu. Dann tritt der erste <strong>Spiel</strong>er andie Rampe... „Die Fahrscheine bitte!“ „So etwas besitze ichschon lange nicht mehr...“Vorstellung der 12 Mitspieler: Lebenskünstlerin, 9jährigerFussballfan, einsame Frau, Witwe, Vater, Geschäftsmann,Sekretärin, 7jähriges Kind, eine Frau ohne besondere Kennzeichen,eine weitere Frau, ein blinder Mann und dann derSchaffner.Viel zu lange saß ich im Abteil ohne FensterEs kamen über mich GespensterJeder bleibt einsam, ganz für sichUnd die Welt fährt weiter- ohne michEin Mann zieht seine Schuhe aus. Geräusche eines sich näherndenZuges. Blitzlichter. Stille. Nach einer beklemmendenPause erscheint eine Reinigungskraft und fegt zu derMusik im Walzertakt pfeifend zusammen mit anderem„Normalmüll“ die stehen gelassenen Schuhe von der Bühne.Hier, in dieser kleinen, leisen Szene ohne Worte wird dieBotschaft des Stückes bereits auf eindrückliche Weise vermittelt.Verbalisiert wird sie dann noch einmal durch denBlinden (der seinen Blick ausgezeichnet unter Kontrolle hatund daher auf die „Blindenbrille“ verzichten kann). „Ich habekein Lächeln auf ihrem Gesicht gesehen“ sagt er, zum Schaffnergewandt.Stellvertretend für uns alle geht in diesem Theaterstück (voneinem der teilnehmenden Schüler verfasst) die Botschaft„LEBE DEIN LEBEN!“ an den Schaffner. Der hatte früherdavon geträumt, an der Küste Cornwalls eine Teestube zuerrichten, aber nie den Mut gehabt, sein Leben in die Handzu nehmen.Pläne, Vorschriften, seine Uniform, all das gibtihm die nötige Stabilität. Er kennt nichts anderes als dieses.Sein privates Leben ist leer.Sachsen-Anhalt: „Die Fahrscheine bitte!“AG „eigenARTig“ des Gymnasiums Jessen<strong>Spiel</strong>leitung: Cosima-SchmidtDie Präsentation der hier auf die Bühne gestellten Vertreterunserer Gesellschaft erinnert an die Menschentypen, dieder kleine Prinz auf der Suche nach dem unsichtbaren Eigentlichenauf den verschiedenen Planeten und schließlichin der Person des Fuchses antrifft. Folgerichtig ist der Schaffnernach dem Gespräch mit dem Blinden zunächst verwandelt.Die Bekehrung erfolgt allerdings zu plötzlich, büßt anGlaubhaftigkeit ein. Statt nach den Fahrscheinen zu fragen,fragt er nun die Menschen, wie es ihnen gehe – auch das indieser Form überzogen.Nach einer Begegnung mit der Jugendliebe scheint für deninnerlich verwandelten Schaffner das happy end zum Greifennah. Aber diese Zuschauererwartung wird nicht bedient.„Trauen Sie sich! Steigen Sie aus aus Ihrem Zug!“ hört derSchaffner den Blinden sagen „Ziehen Sie die Notbremse!“Schon greift die Hand in die Richtung.Aber dort steht MISSBRAUCH BEI STRAFE VERBOTEN!Er zieht sie nicht, die Notbremse, sondern sagt, sein Gesichtdem Publikum zugewandt – mit einem Ausdruck als schaueer einem verpassten Zug hinterher – „Die Fahrscheine, bitte!“Ein Stück mit eindrücklichen Momenten. Schade, dass dieinhaltlichen Aussagen durch das stereotype „Abarbeiten“der verschiedenen Auftritte nivelliert wurden und dass dieMöglichkeit, die Drehstühle als Objekte variantenreich miteinzubeziehen, nicht genutzt wurde. Sibylle DordelKlischees ohne NotbremseEs gibt auch Formen und Inhalte, vor denen man die Schülerbewahren muss. Wenn sie in ihrem lobenswerten Engagementgegen ein verplantes Leben und für den Aufbruch indie Chance der Selbstbestimmung ein Stück machen wollen,kommen erst einmal natürlich alle Klischees von Beamten,Karriere, verpassten Beziehungen auf den Arbeitstisch.Aber dann ist die Aufgabe der Gruppenleitung, die <strong>Spiel</strong>erzu einer Form zu führen, in der nicht nur sentimental inunverbundener Reihe einzelne Figuren ihre Biografien erzählenund in quälender Betroffenheitslyrik die immer schonvoraussehbaren Aussagen noch mehrfach wiederholen.Und es ist die Aufgabe, die Lösung der Probleme nicht durchdie kitschige Bemühung eines Blinden, der die Sehendenrichtig sehen lehrt, aus dem Nichts zaubern zu lassen.Hier kam zu Klischee und Pathos auch ungebremste Sentimentalität,Trivialität und – schlimmer noch –Aktionslosigkeit auf der Bühne. Es wird gesessen und geredet.Es kommt der ohnehin schon dauernd gereckte Zeigefingernoch einmal am Schluss ganz groß in Form einesAkkordeonliedes über das richtige Leben. Der Zuschauerwird nicht nur in seiner Geduld überstrapaziert, sondern auchso oft belehrt, dass er zu recht ärgerlich wird.Dierk RabienKontrolle„Die Fahrscheine, bitte“: Gelöst für Idee und Figuren, schwarzgefahren in Sachen „Glaubwürdigkeit“.Nathalie Doan, FestivalzeitungSchul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 23


<strong>Schultheater</strong> der Länder 2007 in WolfsburgGoethe wird pädagogisiertEin Windhauch in den WeidenErlkönig - endlich ein Stück nach den Regeln des Darstellenden<strong>Spiel</strong>s, nachdem wir in den vergangenen Tagen so viel„Theater“ gesehen haben! Es handelt sich, wie der Titelschon sagt, um das altbekannte Werk von J.W. von Goethe.Die Theatergruppe des Evangelischen Ratsgymnasiums Erfurtaber bezog die Ballade auf sich und machte daraus einStück vom Erwachsen-Werden. Dabei zitierten sie den Textweitgehend im Original – nur durch wenige Passagen ergänzt-, sodass der Zuschauer die Freiheit hatte, Zeit undRaum der Handlung für sich selbst festzulegen. (...)Gerade Szenen wie „Und bist du nicht willig, so brauch ichGewalt“ wirkten - mit der ganzen Gruppe gespielt - sehr vieleindrucksvoller.Die Rollen waren nicht festgelegt, jeder konntein dem einen Moment der Vater, im nächsten das Kind undanschließend der Erlkönig oder eine der Töchter darstellen,wodurch sich immer neue Bilder ergaben. Und noch mehrklare Elemente aus dem Darstellenden <strong>Spiel</strong> ließen sich erkennen.Eine Vielzahl von Standbildern spiegelte die in denVersen versteckten Gefühle wieder, Träume verwandeltensich schleichend in Albträume. Chorisches Sprechen verstärktedie unheimliche Atmosphäre.Kritisiert werden können höchstens die Wiederholungen,durch die manchmal etwas Spannung verlorenging. Dochwaren sie fest ins Konzept eingebaut, genau wie die Brüche,welche nur kurzzeitig für Verwirrung sorgten. Bei diesen handeltees sich bei näherem Hinsehen um die selbstverfasstenBezüge zum Leben der Darsteller. (...)Das Ende wurde begleitet von Gitarren- und Kontrabassklängen,zudenen die Ballade noch einmal im Ganzenaufgesagt wurde, so dass auch literarisch Unkundigen dieInhalte des eigentlichen Werkes noch mal unverändert deutlichwurden. Das Stück war wirkungsvoll inszeniert und bekamseinen verdienten Applaus.Schüler-Redakteurinnen Caroline Döring, Marie Saußin der Festivalzeitung „Sprungbrett“ (Auszüge)AblösungsprozessLange haben wir nach der Bedeutung des Textes direkt füruns gesucht. Wir haben sie gefunden. (...) Die angenehmeFürsorge unserer Eltern wird manchmal auch als beklemmendempfunden, sie steht unserem ungestümen Freiheitsdrangmanchmal im Weg. Das ist ein nötiger und alltäglicherAblösungskonflikt, der uns beschäftigt hat beim Proben und<strong>Spiel</strong>en des Erlkönigs...Aus der Selbstdarstellung der GruppeThüringen: „Erlkönig“TheaterAG „zwischen allen stühlen“ des Evang. RatsgymnasiumsErfurt; <strong>Spiel</strong>leitung Werner BrunngräberErlkönig on the roadDie Theatergruppe pädagogisiert Goethe.„Papa? Es ist dunkel! Der Zug ist weg! Kannst du mich abholen?“Verängstigt telefoniert das Kind mit seinem Vater,der es sogleich in den verschiedensten Varianten nach Hausemitnimmt: Auf seinen Schultern, auf seinem Rücken, inseinen Armen. Das Kind schmiegt sich an seinen Vater, esfühlt sich geborgen.Doch die Harmonie bleibt nicht lange bestehen:„Ich will freisein!“ – „Tu nicht so erwachsen!“ Vier Monate lang hat dieThüringer Gruppe an ihrem Stück gearbeitet. „Erlkönig“ heißtes, entwickelt aus Goethes gleichnamiger Ballade. Die achtköpfigeTheater- AG „zwischen allen stühlen“ hat darausein ideenreiches Stück entwickelt: Jede Strophe des Gedichtswird einzeln „bespielt“, immer wieder gibt es veränderte Artendes <strong>Spiel</strong>s.So verwandelt sich der anfangs so sanfte Erlkönig, flüsterndund mit schönen Versprechungen, im Laufeder Strophen ineine verzerrt sprechende Fratze, dargestellt durch das schlicht,aber passend eingekleidete Kollektiv der Schauspieler –dabei wird das chorische Sprechen konsequent durchgehalten.(...) Die schauspielerische Leistung überzeugt dieZuschauer.Nicht so allerdings das Stück selbst. Zwar weist dieses guteIdeen auf, jedoch wirkt deren Umsetzung bisweilen langatmig.Das jeweilige Charakteristikum einer Strophe wird dreibis vierMal wiederholt, oft nur in leicht veränderter Form.Eine Vorhersehbarkeit der Abläufe ist die Folge. (...)Das Stück wirkt wie eine Zusammenstellung von Aufwärmübungendes Darstellenden-<strong>Spiel</strong>- Unterrichts: So vollführendie Darsteller Sprechübungen mit Lauten oder stoßeneinander immer wieder mithilfe von Windstößen an(Impulsgebung). Gegen Ende erfolgt ein erzwungen wirkenderBezug auf das heutige jugendliche Leben, der den Erlkönigauf die Verlockungen des Lebens für Jugendliche hinumdeutet, ohne jegliche Überleitung vom Stück auf das neueThema. Höhepunkt dieses Pädagogik-Ausbruches: Das –trotz beeindruckenden Gesangs und ebensolcher Begleitung– mit Gitarre und Kontrabass untermalte „Erlkönig on theroad“- Zitat:„Von wegen fieberkrank und tot das Kind – thebeauty on the road, das Kind“.Nicht nur dies, sondern auch die „Elektroschocks“, die demKind in der letzten Strophe durch den Erlkönig versetzt werden,lassen den Zuschauer geistig in die Schule zurückkehren.Zusammengefasst also ein vorhersehbares, unnötig langgezogenes Stück,das mit schnelleren Abläufen und größererFlüssigkeit im Ablauf ein sehr gutes hätte werden können.Schüler-Redakteurin Julia Uznanskiin der Festivalzeitung „Sprungbrett“ (Auszüge)Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 24


Schulfach <strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong>Oben: Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an... Umspielungen eines Balladen-Klassikers boten die Thüringer mit„Erlkönig“, eine interessante Mischung aus Körpertheater und Textvariation. (s. Vorseite)Unten: Mami sagen wir nichts! Realer Albtraum einer Tochter, die ihrem Stiefvater ausgeliefert ist: „Herzsprung“. InStationen erzählt und in Schattenverfremdung dargestellt von der Gruppe aus Baden- Württemberg (s. Folgeseite)Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 25


<strong>Schultheater</strong> der Länder 2007 in WolfsburgDie Schatten der zerstörten Kindheit15jährige erschießt ihren Onkel!So steht es in der Zeitung. Wie kann man seinen Onkel erschießen?!Unglaublich! So etwas tut man doch nicht! - Ohdoch, denkt Nina, ich kann mir das schon vorstellen...Nina ist 14, hat einen kleinen Bruder und Vater und Mutter.Eigentlich also eine ganz normale Familie. Aber Ninas Vaterist nicht ihr Vater. Michael ist der neue Mann ihrer Mutter.Michael kam ins Haus, als Nina 8 Jahre alt war. Nina hatAngst vor Michael, und immer wenn sie Angst hat, bekommtsie Hautausschlag, und jetzt hat sie auch noch schrecklicheBauschmerzen. „Du musst zum Arzt!“ sagt die Mutter. „Aufkeinen Fall gehst du zum Arzt!“ sagt Michael, „du bekommstnur deine Tage, das ist ganz natürlich. Hier hast du 100 Euro,kauf dir ein paar schöne Schuhe. Und du gehst nicht zumArzt, hörst du?!“Ninas Freundin Carmen will mit Nina in die Sauna gehen.Nina hat Angst. Der Saunabesuch damals... Michael hattesie auf seinen Schoss gezogen, obwohl sie das nicht wollte.Dann hatte er gekeucht und ein bisschen später gesagt, siesolle jetzt schnell unter die Dusche gehen und sich gründlichabduschen. Und erzählen solle sie davon nichts. Siehätten jetzt ein Geheimnis. - Wo war die Mutter???Jetzt ist Flo da, ein Junge aus der Schule, der eigentlich ganznett ist. Nina hat ihn auf einer Party kennen gelernt. Ganzzart berührt er ihre Haare. Das ist ein schönes Gefühl, aberdann berührt er auch ihre Haut. Nina rennt weg. Flo verstehtdas nicht, eben haben sie doch noch miteinander gelacht.Flo und Nina auf der Wiese: Flo kitzelt Nina mit einem Grashalmund sie wirft kleine Grasbüschel zurück. Schön ist das,aber plötzlich ist wieder die Angst da. Und wieder mussNina ganz schnell davon laufen. Flo ist unglücklich, verstehtnichts, aber böse kann er ihr nicht sein. - „Ist Flo deinLover?“ fragt Michael. „Kleine raffinierte Luder wie du gehörenin ein Heim!“Im Café betrachtet Carmen, die Freundin, Ninas Hand. „DeineLebenslinie ist ja ganz oft unterbrochen. So etwas gibt esdoch gar nicht, da müsste man ja tot sein!“ Doch, denktNina, so etwas gibt es. Manchmal muss man ein bisschentot sein, damit man weiter leben kann.Und sie denkt an die Abende, an denen Michael plötzlich inder Tür stand und in ihr Bett kam. Warum half ihr die Mutternicht? Sie musste doch etwas bemerkt haben!?Heute ist Ninas 16. Geburtstag. Von ihrem kleinen Bruderbekommt Nina ein Kuscheltier. Michael schenkt ihr ein Amulett,in das ein Datum eingraviert ist: 18. September 2005.Was war da nur gewesen? Einige Tage später gibt MichaelBaden-Württemberg: „Herzsprung“Gruppe „Sporttheater“ der Ostschule Heidenheim<strong>Spiel</strong>leitung: Geli und Klaus Hensoltihr ein Foto „Ich, Michael und ein Pony“ hatte sie hinten aufdas Bild geschrieben. Und jetzt fällt es ihr wieder ein: Michaelhatte sie vom Reiterhof abgeholt, wo sie ihre Ferien hatteverbringen dürfen. Aber sie waren nicht nach Hause gefahren,sie waren in ein Hotel gefahren...Nina ist in ihrem Zimmer. Plötzlich steht Michael vor ihr.Nein! Nein! Nein! Nie wieder diese Angst und diesen Ekel.Sie zerreißt das Foto, gibt ihm das Amulett zurück. Und alsFlo kommt, ein paar zerdrückte Blümchen in der Hand, erzähltsie ihm alles. Zunächst ist Flo ganz verschreckt undmöchte am liebsten selbst weglaufen. Aber dann nimmt erNina unbeholfen in den Arm. Das tut gut.Nach jahrelangem Schweigen habe die 16jährige Nina denMut gefunden, gegen ihren Stiefvater auszusagen, heißt esin der Presse. Und er sei zu 6 Jahren Haft verurteilt worden...Soweit das Stück „Herzsprung“, eine Bearbeitung des gleichnamigenJugendromans von Brigitte Blobel (Lesealter 13 J)8 Jahre Missbrauch gegen 6 Jahre Haft. Ist dann die Abrechnungaufgegangen? Laut Bundesfamilienministerium werdenjedes Jahr 20 000 Fälle von sexueller Gewalt an Kindernbekannt. Tatsächlich muss man von 200 000 bis 400 000Opfern ausgehen. Kindesmissbrauch ist Alltag.Damit ist auch die Frage beantwortet: warum mit einem sosensiblen Thema auf die Schulbühne? Das Problem desKindesmissbrauchs ist genauso aktuell wie das des Alkohol-Zigaretten-undDrogenkonsums. Der mutige Wunsch,sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, kam aus den Reihender Schüler der Haupt-und Realschule Heidenheim ausBaden-Württemberg. Als theatralisches Mittel das Schattentheaterzu wählen, war eine gelungene und sensible Entscheidung.Die SchülerInnen spielten dicht am Vorhang, fast immer aufder gleichen Ebene. Auf diese Weise wurde derscherenschnittartige Schwarz- Weiß- Charakter der Geschichtebesonders unterstrichen. Dass die Schüler nichtselbst in ihren Rollen sprachen, sondern der Text von einer(erwachsenen) Sprecherin stimmlich auf etwa gleich bleibendemNiveau erzählt wurde, störte zu Beginn. Rückblikkendgäbe es auch die Erklärungsmöglichkeit, dass dieseVerfahrensweise nicht nur legitim, sondern fürsorglich fürdie jungen Schüler eingesetzt wurde, um Distanzierung zuermöglichen.Eine Straffung des verlesenen Textes könnte man vorschlagen,denn: in Erinnerung bleiben viele eindrückliche Bilder,die keiner zusätzlichen Verbalisierung bedurft hätten: Ninaskleiner Bruder, der – nichts von dem Drama, das sich vorseinen Augen abspielt ahnend - mit einer Feder spielt, sorglos-versunkenin die Leichtigkeit des Seins, das herrlich unkomplizierteTuscheln und Kichern am Tisch im Eissalon,das verliebte <strong>Spiel</strong> mit Grashalmen, die Dämpfe der Sauna,der Freund der Mutter im geöffneten Bademantel in der Türstehend....Sibylle DordelSchul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 26


<strong>Schultheater</strong> der Länder 2007 in WolfsburgAbsturz mit dem FahrstuhlSonntags um 3 im FahrstuhlIm Bühnenhintergrund liegen Masken auf Hockern. Musik:Peer Gynt. Dann, Auftritt der Schüler, Gehen im Raum. Stimmen:- Ich gehe in den grauen Keller zum Nachdenken - Ichwill an die Spitze meiner Karriere - wer steigt, fällt tief - neueWohnung, neues Glück - bis ans Ende der Welt - auf insAbenteuer - ich weiß nicht, wohin ich fliegeMusikwechsel: Maschinengewehrsalven. Ein Videofilm läuftauf der Leinwand: Gebäudeteile, Blick aus Fenstern,Fahrstuhlschächte...Geschichte 1Die Hocker werden umgebaut. Etwas später versteht derZuschauer: dies ist der im Titel angekündigte Fahrstuhl. Jeweilszwei <strong>Spiel</strong>er treten auf. Einer ist Person, Bewohner desHauses, der zweite, auf die Kleidung seines Partners abgestimmt,sein personifizierter innerer Monolog.Versammelt sind: eine Karrierefrau, ein junges Mädchen, dasgerade in dieses Haus einzieht und ein Bügeleisen transportiert,ein Rockmusiker und ein Mann, der gerade einen offensichtlichtraumhaften Urlaub verbracht hat.Geschichte 2Ein „Organisator“ führt einen Jungen und zwei Mädchenherein. Das sind meine Figuren, und ich bin der Chef. Das istmeine Versuchsanordnung. Ich bin really gespannt, wie sichdas entwickelt, aber nun ist genug getalkt; ich stell nur nochkurz meinen personal assistant vor. Seine Assistentin setztsich mit einer Gitarre an den Bühnenrand und singt. Sie hateine schöne Stimme und spielt souverän.Im Folgenden entwickeln sich beide Geschichten imReißverschlussverfahren weiter. Die Menschen im Fahrstuhlbleiben die, die sie von Anfang an sind; es gibt kleine Interaktionen,die Geschäftsfrau leidet an Klaustrophobie. Wirerfahren, dass Danys Freundin Caro nicht ihre Freundin ist,sondern vorhat, ihr den Freund auszuspannen. Außerdemhat Dany schreckliche Eltern. Die Mutter, bei der sie lebt, istnur auf Äußerlichkeiten bedacht und spürt nicht, wenn ihreTochter Kummer hat, ebenso wenig wie der Vater, den sieregelmäßig besucht, der aber nur als widerstrebender Geldgeberfür Sonderausgaben fungiert.Song der AssistentinIm Fahrstuhl wird die Lage allmählich bedrohlich. Da endlichöffnet sich die Tür, der Blick wird frei auf die Rückwanddes Fahrstuhls, wo auf der Leinwand ein wunderschönesFoto von Danys Freund zu sehen ist. In großen roten Buchstabenhat er darauf geschrieben: Ich liebe Dich, CARO!Verzweifelt hockt sich Dany in den Fahrstuhl, weint.Sachsen: „Sonntags um 3 im Fahrstuhl“Profilgruppe 9 des Marie-Curie- Gymnasiums Dresden,<strong>Spiel</strong>leitung: Kerstin Chih-Noack, Kirsten SpottDies ist der Moment für den „Chef“. Er hatte bereits zu Beginnder Geschichte angekündigt, dass er sich das Rechtvorbehalte, einzugreifen. Seine Idee: Ich lasse den Fahrstuhlabstürzen! Es passiert. Ich denke, das habe ich gut hingekriegt!sagt der Chef und pustet kleine Seifenblasen in dieLuft...Ein makabres Ende, das weder inhaltlich noch in spielerischerQualität vorbereitet ist. Die Gründe für die unübersehbarenMängel dieses Stückes und dieser Aufführung werdenin der Besprechung deutlich: Drei Schülergruppen (Film,Maske, Theater) haben zu lange unabhängig voneinandergearbeitet, konnten gar nicht in Interaktion treten. DieSchülerInnen der Diskussionsrunde sagten: Ihr wart gar nichtdie, die ihr sein solltet. Eine weitere Schwierigkeit lag in derAufgabe, zwei verschiedene Geschichten miteinander zuverbinden. Und dann wollte man die Gitarrenspielerin unterbringen.Dass sie gespielt und gesungen hat, war schön,aber sie passte nicht in die ihr zugeordnete Rolle. Sie hätteeine wunderbare Dany abgegeben, die authentisch von ihrerLiebe und ihrem Kummer hätte singen können. Schade.Sibylle DordelStecken geblieben!„Ich denk, das hab ich gut hingekriegt!“, sagt der „Chef“,der mitten im Stück erscheint und sich als Schicksalslenkeraller Figuren vorstellt, ganz am Ende als kokette rhetorischeVermutung ins Publikum. Wir müssen ihn enttäuschen.Was da als Gemenge von Sprechübungen, Maskenspiel(ohne mit den Masken zu spielen), Song, realistischenSzenchen und Stilisierungen (am meisten einzusehen: DieAlter Egos der Fahrstuhlinsassen, die deren Gedanken verlautbaren)plus wenig erhellenden Video-Projektionenhintereinandergehängt wird, will in seinem Verlauf nicht mitteilen,was eigentlich der Anlass der Darstellung ist. Sind esverschiedene Einzelschicksale oder ist es die Dreiecksgeschichtezweier Freundinnen zwischen einem Freund (dannweiß man nicht, wozu die anderen Figuren so ausführlichvorgestellt werden, ohne je ein Schicksal zu entwickeln), istes das Symbol des Fahrstuhls, in dem sie zum Innehaltengezwungen werden (dann müsste dieser Ort genauer ausgespieltwerden)?Die Mittel werden wenig plausibel, wenn etwa eine (für die<strong>Spiel</strong>situation ganz unwichtige ) Autofahrt mit Geräuschunterlegunggestützt wird, während der Fahrstuhl (das zentraleSymbol) weder eine Geräuschhilfe noch eine Andeutungvon Fahrt (Körperreaktion) oder Tür (Pantomime, Ton)erhält. So hat es der Zuschauer schwer, Situationen nachzuvollziehen,geschweige denn zu erfahren, was ihm eigentlicherzählt werden soll.Das gut gemeinte Anhäufen aller entwickelten Ideen und<strong>Spiel</strong>mittel aus dem Prozess der Entstehung hätte hier heftigreduziert werden müssen. Vgl. Fachtagungs- Impulsreferatvon Prof. Enno Podehl: „Die Reduktion als Meisterin derErfindungslust“ ergibt die Form. Dierk RabienSchul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 27


<strong>Schultheater</strong> der Länder 2007 in WolfsburgOben: „Sonntags um 3 im Fahrstuhl“ - wenn der festsitzt, outen sich die vorher nur für den Zuschauer hörbaren AlterEgos der Figuren und die Nerven liegen blank. Der Fahrstuhl als heißer Psycho-Stuhl für die Figuren, so sah es dieGruppe aus Sachsen (s.Vorseite)Unten: Was dem Sam seine Punkte, ist diesem jungen Mann „Die Box“. Sie erfüllt allen Figuren ihre Wünsche - abermacht das glücklich? Eine Frage der Hamburger in ihrer Szenencollage, die sich dem SdL-Motto gemäß um ein magischesRequisit entfaltet.Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 28


<strong>Schultheater</strong> der Länder 2007 in WolfsburgDie Box der großen Wünsche„Glück ist etwas Unperfektes!“Ich bestelle mir ein Billy – Regal von Ikea. Ein relativ harmloserWunsch, wenn man bedenkt, dass „Die Box“ alle nurerdenklichen Wünsche erfüllen kann. Doch nach und nachwerden die anspruchsvollen Wünsche, wie das „perfekteBlau“ oder eine „weiterhin positive Lebenseinstellung“, ausgesprochen.Die SchülerInnen stellen gänzlich unterschiedlicheMenschen dar, die alle verschiedene Ansprüche andas Leben stellen (...). Obwohl ihnen alle ihre Wünsche erfülltwerden, schaffen sie es nicht, glücklich zu werden.Anfangs gelingt es den DarstellerInnen, mit viel Humor dieLacher auf ihre Seite zu ziehen. Im Verlauf der Handlungwerden die Gags aber immer spärlicher und verlieren allmählichihren Reiz. Besondere Tiefgründigkeit, die die Stückbeschreibungerwarten lässt, sucht man vergebens. In dieserInszenierung steht die Unterhaltung der Zuschauer anstelleder Übermittlung einer Botschaft im Vordergrund.Sowerden im Stil einer Talkshow mitten im Stück Zuschauervon einem der Schauspieler interviewt. (...)Hat man sich erst auf das Stück eingelassen,erlebt man eineamüsante Vorstellung und erkennt, dass man lieber ohneeine solche Box „glücklich unperfekt“,als „perfekt unglücklich“ist.Schüler-Redakteurinnen Nathalie Doan, Julia Weinzierlin der Festivalzeitung „Sprungbrett“ (Auszüge)Auf ins Glück mit Möbelstück...Unterschiedliche Charaktere mit individuellen Wünschen –erfüllt durch eine kleine rote Box…Diese wird von einerschwarzen Säulegehalten und bildet während des gesamtenAuftritts das Herzstück der Bühne. Als einzig auffälligesRequisit zieht sie die Blicke auf sich (...) Auflockernde Wirkungerzielen die bewusst eingebauten Gags, die eine ausgelasseneAtmosphäre schaffen. Als zum Beispiel die gewünschtenFreunde „Deine Frisur ist der Hit! Wir sind deineFreunde!“ im Chor sagen, lacht das ganze Publikum. Besondersamüsant ist auch der Wunsch eines Mannes, Wissenüber Pilates- Training zu erlangen, um besonders begehrenswertzu wirken.(...)Zu bemängeln ist auch der Wendepunkt, bei dem die Kehrseiteder Wünsche erkennbar wird. Nach der ausführlichenDarstellung der Wünsche wirkt deren Auflösung recht kurzund nicht genügend ausgearbeitet. Am Ende der Aufführungstehen die einzelnen Charaktere noch einmal abwechselndim Vordergrund, die restlichen Darsteller füllen liegenddie Bühne und symbolisieren die Stimmen aus dem Untergrund.Schüler-Redakteurinnen Sindy Meyer, Anna-M. Winterin der Festivalzeitung „Sprungbrett“ (Auszüge)Hamburg: „Die Box“DS-Kurs 12/13 des Gymnasiums Finkenwerder<strong>Spiel</strong>leitung: Clemens VorbergSams für ErwachseneDas Sams hat die Wunschpunkte, die Figuren der HamburgerGruppe haben „die Box“, einen handlichen roten Würfel,der beim Öffnen magisches Licht verstrahlt und Wünscheumgehend erfüllt.Das makellose Gesicht, eine modische Verwandlung für denErfolg bei Männern, Tanztalent für das Glück bei den Frauen,der Batman-Umhang für das glamouröse Retten aus derNot, das optimale Blau für den fanatischen Blaustreicher(der eigentlich lieber Jazzdancer sein sollte, denn das führter gekonnt vor), der ideale Ehemann, bescheidener auch einIkea-Regal, das sind einige der Sehnsüchte, die verlangt undgewährt werden.Zuerst ist die Box wild umlagert. Die Gruppe verbindet tänzerischenBewegungen mit Textaktion, lässt Figuren Kontaktaufnehmen. Einige entwickeln so etwas wie einen rotenFaden in der manchmal etwas ermüdenden Reihe vonWunschkandidaten, indem z.B. der junge Mann mit seinemRegal das frisch aufgedonnerte Mädchen fragt, ob sie ihmnicht beim Aufbauen helfen will. Das tut sie, obwohl sie sichvon ihrem ersten Date im neuen Outfit etwas mehr versprochenhat. (Hier wird die Chance vertan, ihre Textandeutungenvon Enttäuschung auch zu spielen, seine Schüchternheitoder Begriffsstutzigkeit auch in seinen wortreichen Erklärungenvon Glück, Chemie und Aristoteles sichtbar zu machen.)Schön sind die Gruppenbilder, die sich um die magische Boxherum entwickeln, die auf einer schwarzen Säule in derBühnenmitte thront. Aber mancher stellt fest, dass die idealenWunscherfüllungen auch nicht recht glücklich machen,ein Mädchen hatte sich vorsorglich eine Anleitung zumUnglücklichsein gewünscht. Der Braut hängt ihr perfekterGatte schon zum Halse raus, die Einsame fühlt sich von dengewünschten besten Freunden gleich erstickt. Am Schlussbleibt offen, ob die sich zur Box hochreckenden Arme sieanbeten oder vernichten wollen.Eine schöne Idee für allerlei <strong>Spiel</strong>szenen, freilich fehlt es imAblauf durch die lange Reihe der Kandidaten dann doch anSpannung und Entwicklung, die den Zuschauer durchgehendbei der Stange halten würde. Aber dafür sind mancheder unauffälligen Momente die eindrucksvollsten, etwa dieSportlerin, die aus Lamperfieber vor dem nahenden Wettkampfsich Zeit wünscht und sofort in gelöster Zeitlupe weitertrainiert.Am Schluss wird’s dann auch noch ein bisschen lehrhaft.Da hätte man sich gleich das starke Schlusstableau gewünscht.Dierk RabienDie vollständigen und weitere Kritiken und Berichte derSchüler-Festival-Zeitung „Sprungbrett“ sowie zahlreicheFotos findet man auf der Festival- Internetseite unterwww.sdl2007.deSchul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 29


<strong>Schultheater</strong> der Länder 2007 in WolfsburgUnd der blaue Vogel aus MurmanskEine besondere Bereicherung des Festivals in Wolfsburg war die Gastgruppe aus Murmansk unter der Leitung vonTatjana Nepomiluewa. Im dortigen Gymnasium I studierten die Jugendlichen ein Stück auf deutsch ein. Vorlage war dasMärchen „Der blaue Vogel“ von Maurice Maeterlinck. Außerdem zauberte die Gruppe noch in den Aufführungspausenim Foyer spontane Szenen ohne Worte mit ausdrucksvollen Händen, Tüchern, Puppen und <strong>Spiel</strong>ern.Die Erzählung spielt im Häuschen eines Holzfällers. Die KinderTyltyl und Mytyl sehen vom Fenster ihres Zimmers ausden geschmückten Weihnachtsbaum der reichen Nachbarn.Für sie wird es in diesem Jahr nichts geben. Deshalb schenkensie sich einen Phantasie-Elefanten und eine Phantasie-Puppe. Da erscheint eine hässliche alte Frau (Kennt Ihr mich?Oh ja, Sie sehen unserer Nachbarin ähnlich), die Fee Berylune,die ihnen den Auftrag erteilt, für ihr krankes Kind den blauenVogel zu finden, den Vogel des Glücks.Aber wo sollen sie ihn finden? Sie suchen im Land der Erinnerung,im Land der Nacht, des Waldes, im Land der Totenund der Ungeborenen (für den Zuschauer jeweils mit wunderbarzauberhaften Schattenbildern visualisiert).Nach der vergeblichen Suche in all diesen Welten wissenTyltyl und Mytyl: der Vogel, den wir suchen, der Vogel desGlücks und der Liebe ist in uns.Mit anrührender Schlichtheit entfaltet das <strong>Spiel</strong> seinen Zauberund seinen Charme, unterstützt von der langsamen, sauberenAussprache der russischen SchülerInnen, die Deutschals zweite Fremdsprache erst seit gut einem Jahr in der Schulelernen.Die einfachen Requisiten (Oberteile von Turnkästen als Betten,eine Schattenwand in Türformat und zwei Seitenwändezur Begrenzung der sehr kleinen <strong>Spiel</strong>fläche) unterstreichendie Gradlinigkeit der Botschaft. Die Zuschauer sind gefangenund lauschen.Hausgemacht? Nur für den oberflächlichen Betrachter, dersich nicht die Zeit nimmt, innezuhalten und in ein Märcheneinzutauchen und das Geschenk einer bezaubernden Wortschöpfungmit nach Hause zu nehmen: Das Glück ist nichtgeschillert. Es ist nicht wichtig, welche Farbe es hat.Sibylle DordelSchul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 30


Schulfach <strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong>Wozu das Theater...in der zweiten Phase der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern?Einen Tag vor Beginn des ermutigenden Kongresses in Hamburg gelang in Göttingen ein kleines Projekt, das für dieRegion allerdings eine nachhaltige Wirkung hat. Das Studienseminar für das Gymnasiale Lehramt und das DeutscheTheater in Göttingen schlossen am 21. März einen Kooperationsvereinbarung, der von der Seminarleiterin, vom Intendantenund der Geschäftsführerin unterzeichnet wurden.In § 2 heißt es: „Die Kooperationspartner verpflichten sichdurch diese Vereinbarung, ehemalige Referendarinnen undReferendare des Studienseminars Göttingen für das Lehramtan Gymnasien im Fach <strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong> abschließendzu qualifizieren in der Absicht, die schon im Vorbereitungsdienstinnerhalb des Ausbildungsschwerpunktes „<strong>Darstellendes</strong><strong>Spiel</strong>“ erworbenen Grundkompetenzen zu erweiternund zu verstetigen. Den Abschluss dieser Weiterbildungbildet der Erwerb der Fakultas für das Fach <strong>Darstellendes</strong><strong>Spiel</strong>.“In einer gemeinsamen Arbeitsgruppe von niedersächsischenStudienseminaren war unter Federführung von H.-H. Lenzein Konzept entwickelt worden, wie das Fach <strong>Darstellendes</strong><strong>Spiel</strong> als Ausbildungsschwerpunkt in die zweite Phase integriertwerden könnte.In Göttingen wird diese Zusatzausbildung ab 2003 angebotenund die ReferendarInnen schließen mit einem Zertifikatgemäß PVO Lehr II ab und können sich vom NiLS die entsprechendenModule im Weiterbildungsheft bestätigen lassen.Da die Ausbildung am Studienseminar den Modulender Weiterbildungsmaßnahme entspricht, „fehlen“ den examiniertenAssessorInnen „nur“ noch die Module „<strong>Spiel</strong>leitung1-3“ und die Wahlmodule.Die Rückmeldungen bis zu diesem Jahr ergaben immer wiederdas folgende Bild. Die Träger der Weiterbildungsmaßnahmenwürden mehrheitlich gerne (verständlicherweise)den so Vorgebildeten die ganze Maßnahme anbieten und sohatten die ehemaligen ReferendarInnen des StudienseminarsGöttingen die Schwierigkeit, geeignete Anbieter zu finden,zumal sie – meistens gerade nach Antritt ihrer ersten Stelle –sich nicht vorstellen konnten, lange Wege zu den Anbieternzurückzulegen (Ähnliches berichteten auch die KollegInnenvon den Studienseminaren beim Kongress in Hamburg).Gleichzeitig signalisieren sie großes Interesse an weitererAusbildung, da sie oft an den Schulen – mit ihrem Einverständnis– schon für das Fach <strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong> eingesetztwurden, auch wenn sie sich hier noch nicht sehr sicherfühlten. Mit dem Deutschen Theater in Göttingen haben wirdeshalb – neben der laufenden Weiterbildungsmaßnahme –ein Format entwickelt, dass auf die Bedürfnisse derAbsolventInnen des Referendariats zugeschnitten ist.Wolfgang SchillerWolfgang Schiller ist für den „Ausbildungsschwerpunkt“<strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong> am Studienseminarin Göttingen zuständig und hat mit dem folgenden Feedbackeinen interessanten Einblick in die Köpfe seinerTeilnehmer gegeben.Feed-back aus der GruppeFeed-back 1 (D. Wiemers): „Ich denke, es ist besonderswertvoll, diese Ausbildung am Theater möglichst zeitnahmachen zu können, um bereits Gelerntes erweitern und imUnterricht anwenden zu können. Außerdem ist es ein Plusbei Vorstellungsgesprächen, da der Zeitrahmen für dieseAusbildung relativ überschaubar und kurz ist und somit interessantfür die Schulen.“Nachdem diese spezielle Weiterbildungsmaßnahme angelaufenist, zeigt sich, dass sie von den ehemaligenReferendarInnen positiv aufgenommen wird.Feed-back 2 (A. Buhmann): „Die Tatsache, dass sich soviele meiner KollegInnen aus dem Studienseminar in der Weiterbildungwiedergetroffen haben, ist sicherlich auf die Erfahrungzurückzuführen, dass das persönliche Erfahren undTun DS-spezifischer „Übungen“ die Unterrichtsbefähigungin diesem Fach fördert. Außerdem gibt es viele Bereiche, diein der Grundausbildung zwar berührt, doch jetzt in der Weiterbildungvertieft werden sollten.“Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 31


Schulfach <strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong>Die Rückmeldungen zeigen aber auch, wie wichtig es ist,<strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong> in die zweite Phase zu integrieren. Diepositiven Rückwirkungen auch auf die anderen Unterrichtsfächersind hier – genauso wie in der Schule – zu beobachten.Im Bereich der personalen Bildung leistet das Fach ebensoeinen wesentlichen Beitrag.Feed-back 3 (C. Herges):„Freitag, 11.15 Uhr, die letzte Unterrichtsstunde für dieseWoche ist überstanden. Wieder fünf Tage geschafft, uff.Endlich Wochenende!Lächeln...Doch nein, halt, da war noch was... ein Seminar am Nachmittag,15.00 bis 19.00 Uhr, oh nein. Das Lächeln - ohnehingequält - schwindet...<strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong> bei Herrn S.Lächeln...ehrlich.Warum, fragt sich jeder normale Mensch, mutet man sichneben dem Referendariat - die Zeit des Schreckens, von derman während des Studiums nur leise munkelnd und mitängstlichem Unterton spricht - eine Zusatzausbildung im„Darstellenden <strong>Spiel</strong>“ zu?„Tanzen, immer nur tanzen“...“Stell Dir vor, du bist einSamenkorn...“...“Ich sitze im Grünen und liebe...“Breites Lächeln...von ganz tief unten.Der Weg zum Studienseminar fällt immer so schwer, manschleppt sich die Stufen rauf, hört schon allgemeines Gemurmel,hier und da erstes Gelächter, vereinzelt ernste Stimmen:„Hast du was vom Bub (Besonderer Unterrichtsbesuch,W. S.) von demunddem gehört? Soll nicht so toll gelaufensein.“Verzerrtes Lächeln.Bin auch bald dran. Noch nix gemacht. Schwächegefühl.Endlich geht‘s los. Lockerungsübung, Augen geschlossen,Entspannung. Eine ruhige Stimme, die instruiert. Vertrauen.Ruhe. Gedanken fließen weg. Wohin? Ist mir doch egal,Hauptsache raus aus meinem Kopf.Erschöpftes Lächeln, vorsichtig.Weiter geht es mit dem Lernen, schnell, rasend fast, Kreativitätfließt aus den Gestalten, als hätte sie sich aufgestaut.Lautes Lachen.Gestandene Männer und Frauen tun so, als hätten sie ihreStimme verloren, kriechen auf dem Boden, gestikulieren alsginge es um die Gunst von... ja, von wem eigentlich?Gelöstes Gelächter... aus dem Bauch.Schon sind die vier Stunden rum. Wo ist die Zeit geblieben?Alle sind erschöpft, die Lider sind schwer, so sieht Kraftlosigkeitaus. Alle sind fix und fertig. Keiner fragt: „Wer kommtnoch mit ein Bier trinken?“ Vereinzelte Gespräche draußenvor der Tür, mit oder ohne Zigarette in der Hand. Man verabschiedetsich mit einem Lächeln, gelöst, der Stress wurdeumgewandelt, der Körper frei bewegt, zusammen mit demGeist hat er Geschichten erzählt, manchmal ganze Weltenerschaffen. Warum kann Lernen nicht immer so sein?Entspanntes Lächeln... selig.anstrengend, mehr als alle Seminare zusammen. Aber es hatauch mehr gebracht als alle Seminare zusammen. Deshalbmache ich auch die Zusatzausbildung weiter, die Dank EurerInitiative in Göttingen von Euch angeboten wird.“Ein kleines Projekt?Auf alle Fälle ein Modell, das in Absprache zwischenStudienseminaren und Trägern der Weiterbildungsmaßnahme<strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong> Schule machen könnte.Feed-back 4 (A. Buhmann):Die Ausbildung im Seminar hat mir zunächst die Möglichkeiteröffnet, in das Fach DS hineinzuschnuppern und fürmich persönlich festzustellen, ob ich dieses Fach tatsächlichunterrichten möchte/kann. Das ist eine Chance, die man/frau auf gewöhnlichem Ausbildungsweg 1. und 2. Stattsexamennicht hat. Darüber hinaus konnte ich mit den Basismodulenim Studienseminar durchaus anspruchsvollen DS-Unterricht konzipieren und durchführen, allerdings mit derErkenntnis im Repertoire beschränkt zu sein. Gute Literaturvorschlägeund intensiver Austausch mit Kollegen habendieses Problem zum Teil behoben.Feed-back 5 (Ch. Löber):Mit hat die Ausbildung während des Referendariats vielgebracht, vor allem, um mir erst einmal deutlich zu machen,worum es in dem Fach eigentlich geht. Die Fortbildung amWochenende fand ich super. Dass die Fortbildung währenddes „Jobs“ läuft, stört mich nicht. Im Gegenteil: Jetzt kannich schauen, was ich brauche und „Bedarf anmelden“.Was mir die Zusatzausbildung gebracht hat und warum ichsie jetzt weitermache?Irgendwie hat DS fast einen therapeutischen Effekt, Stresslöst sich in seine Bestandteile auf und fließt aus dem Körper´raus in Geschichten. Ich wurde aus der Referendarmaschinezum Menschen, habe an nichts gedacht außer an die geradevor mir liegende Aktion. Anstrengend war es, unglaublichSchul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 32


Schulfach <strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong>Feed-back 6 (K. Meier):Die Ausbildung in DS während des Referendariats hat mireinen Einblick in ein mir vorher doch sehr unbekanntes Fachgegeben und mir vor allem die Möglichkeiten, dieWichtigkeiten und den Spaß vermittelt, die in diesem Fachenthalten sind. Die Weiterbildung hilft mir, an dieses Vorwissenanzuknüpfen, besonders da ich schon als Lehrkraft imFach DS eingesetzt worden bin. So kann ich noch effektiverRückschlüsse auf meinen eigenen Unterricht ziehen und dieerworbenen Kenntnisse zeitnah in meinen Unterricht einbeziehen.Kooperationsvereinbarung zwischen der Deutsches Theater in Göttingen GmbHund dem Studienseminar Göttingen für das Lehramt an Gymnasien§ 1 Gegenstand der VereinbarungDie Deutsches Theater in Göttingen GmbH bietet in denJahren 2007 und 2008 eine spezielle Weiterbildungsmaßnahmezur abschließenden Qualifizierung ehemaliger Referendarinnenund Referendare an.Das Studienseminar Göttingen für das Lehramt an Gymnasienunterstützt diese spezielle Weiterbildungsmaßnahmedurch die Bereitstellung der für die Maßnahme erforderlichenRäumlichkeiten und durch administrative Hilfen.§ 2 Ziel der VereinbarungDie Kooperationspartner verpflichten sich durch diese Vereinbarung,ehemalige Referendarinnen und Referendare desStudienseminars Göttingen für das Lehramt an Gymnasienim Fach <strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong> abschließend zu qualifizieren inder Absicht, die schon im Vorbereitungsdienst innerhalb desAusbildungsschwerpunktes „<strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong>“ erworbenenGrundkompetenzen zu erweitern und zu verstetigen. DenAbschluss dieser Weiterbildung bildet der Erwerb derFakultas für das Fach <strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong>.§ 3 AusgangssituationReferendarinnen und Referendare des Faches Deutsch habenim Studienseminar Göttingen für das Lehramt an Gymnasiendie Möglichkeit, gemäß PVO Lehr II ein Zertifikat imAusbildungsschwerpunkt „<strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong>“ zu erwerben.Dabei handelt es sich um eine Qualifizierung, die dasNiedersächsische Landesamt für Lehrerbildung undSchulentwicklung (NiLS) gemäß einer gemeinsamen Vereinbarungmit den Niedersächsischen Studienseminaren imPflichtbereich der Weiterbildung für <strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong> ineinem Umfang von 80 Stunden anerkennt. DieQualifizierungsmaßnahme am Studienseminar Göttingen fürdas Lehramt an Gymnasien umfasst die Module I – IV undVIII, IX (vgl. Anlage).Es fehlen für die Gesamtqualifikation also noch drei Pflichtmodule(= 80 Stunden) und Wahlmodule im Umfang voninsgesamt 50 Stunden, um die Fakultas für das Fach <strong>Darstellendes</strong><strong>Spiel</strong> zu erhalten.Die spezielle Weiterbildungsmaßnahme ermöglicht durch dasAngebot der Module V-VII und von Wahlmodulen (vgl.Anlage) in insgesamt 130 Stunden den Erwerb entsprechenderKompetenzen.§ 4 TeilnehmerkreisDie Deutsches Theater in Göttingen GmbH bietet diese spezielleWeiterbildungsmaßnahme nur für die im StudienseminarGöttingen für das Lehramt an Gymnasien im Ausbildungsschwerpunkt<strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong> bis jetzt ausgebildeten undzertifizierten Kolleginnen und Kollegen an (vgl. Anlage).§ 5 Die Kosten WeiterbildungsmaßnahmeDie Kosten (600.- € je Teilnehmer/in) werden von den Teilnehmern/innendirekt an die Deutsches Theater in GöttingenGmbH bezahlt. Hierüber schließt die Deutsches Theaterin Göttingen GmbH mit den Teilnehmern/innen eine gesonderteVereinbarung.§ 6 Bedeutung für die SchulentwicklungBeide Kooperationspartner unterstützen mit der Weiterbildungsmaßnahmedie Qualitätsentwicklung der Schulen. VieleSchulen begrüßen eine zusätzliche Qualifikation, denn siebenötigen Lehrkräfte mit der Fakultas <strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong>.Absolventinnen und Absolventen des Ausbildungsschwerpunktes<strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong> des StudienseminarsGöttingen für das Lehramt an Gymnasien unterrichten schonerfolgreich an den Schulen. Nach eigener Einschätzung benötigensie jedoch dringend den Erwerb weiterer Kompetenzen,insbesondere die zur <strong>Spiel</strong>leitung (Module V-VII),um das Fach umfassend und verantwortlich unterrichten zukönnen.§ 7 Bedeutung für die Lehrerausbildung der II. PhaseDie Qualifizierungsmaßnahme stellt darüber hinaus sicher,dass qualifizierte Fachlehrkräfte im Fach <strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong>unterrichten, die wiederum Referendarinnen und Referendareder kooperierenden Ausbildungsschulen des StudienseminarsGöttingen für das Lehramt an Gymnasien sachkundigin der II. Phase der Lehrerausbildung unterstützenkönnen.§ 8 Evaluation der MaßnahmeNach Durchführung der Qualifizierungsmaßnahme erfolgteine Evaluation, um begründet über ein erneutesQualifizierungsangebot entscheiden zu können.(unterzeichnet...)Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 33


Momo rockt!Zeit ist Geld, wenn man etwas erreichen willZeit ist Geld, d’rum geh sparsam mit ihr um.Willst du der Welt von Nutzen sein,spar Stunden und Sekunden ein.Darum heißt die Konsequenz:Das Gebot ist Effizienz.=!Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 34


Projekt- Bericht: Zusammenarbeit der musischen FächerIn diesem eigens für diese Inszenierung geschriebenenSong (unter dem Foto auf der Vorseite) hören Sie die Worte,mit denen der Jugendclub konfrontiert wird. Der Direktordes Jugendclubs erhält Besuch von zwei Inspektoren,die darauf drängen, effizienter zu arbeiten.Der Direktor, der Hausmeister und die Schüler überlegen,das von der Theatergruppe bearbeitete Stück „Momo“von Michael Ende mit allen Gruppen des Jugendclubs aufzuführen.Im ersten Akt werden die Anfangsproblematikund die ersten Proben an diesem Stück „Momo“ gezeigt,immer wieder unter dem Druck der Inspektoren.Parallelen zwischen dem Theaterstück und der Kulturinstitutionwerden den Zuschauern während der Erklärungdes Projektes durch den Direktor immer deutlicher. DieInspektoren gleichen den grauen Leuten der Literaturvorgabe„Momo“ von Michael Ende. Der Direktor trägt Charakterzügedes Touristenführers Gigi. Und der Hausmeistergleicht dem Straßenfeger Beppo.In der Helene-Lange-Schule in Oldenburg wurden bereitszahlreiche Theaterstücke und Musicals aufgeführt. In denProjekten arbeiten Schüler mit besonderen musikalischenund darstellerischen Fähigkeiten aller Leistungsstufen zusammen.Im Schuljahr 2006/07 waren in der Musical-AG 40Schüler des 5. und 6. Jahrgangs. Betreut wurde sie seitensder Schule von zwei Lehrkräften (Heide Vogt, Maike Niemeier,letzterer danken wir für das ausführliche Material fürdiesen Projektbericht.D.Red.) und seitens der UniversitätOldenburg von Peter Janßen.Eine Kooperation der Helene-Lange-Schule und der UniversitätOldenburg besteht im Bereich Musical/Musiktheaterbereits seit einigen Jahren: Eifer Sucht Musik (1998), ZappInn (2001), Blues Brothers (2003).Die beiden Welten sind im ersten Akt noch deutlich voneinander getrennt. Im zweiten Akt wird eine Vermischungder Welten dargestellt. Im Zentrum steht die Aufführungim Jugendclub. Die Inspektoren schauen die Aufführungan und stellen fest, dass die Thematik ganz und gar nichtihren Vorstellung entspricht. Sie erkennen sich als Karikaturin der Darstellung der grauen Leute wieder und wollendie Aufführung stoppen.Die Vermischung der Welten durch parallel geführte Handlungenführt zum Einbezug des Publikums bei der Kinderdemonstrationauf der Bühne und im Zuschauerraum, wobeidie Zuschauer dazu gebracht werden, die Inspektorenzu vertreiben.Die Vermischung der Welten wird aufgehoben und das Bühnenstück„Momo“ wird auf der Bühne weitergeführt.Momo rettet die Zeit, nachdem sie von Meister Hora imNirgendhaus einen Weg zur Vertreibung der grauen Leuteerfahren hat. (aus dem Programmheft- Material)Ein Musiktheaterprojekt zwischen Schule und Uni in Oldenburgstatt. Im Schuljahr 2006/2007 begann die Arbeit mit FünftundSechstklässlern. Im Juni 2007 wurde die Inszenierungin der Schule und in der Aula der Universität Oldenburgaufgeführt und das Projekt beendet.Das diesjährige Projekt gab Lehramtsstudenten des Institutsfür Musik wieder die Möglichkeit, sich ihrem späterenBerufsalltag in verschiedener Weise zu nähern. So wurdedie Musik des Stücks ausschließlich von Studenten getextet,komponiert und arrangiert. Weiterhin bot sich für dieStudenten die Möglichkeit, bei der Einstudierung über einenlängeren Zeitraum mit Schülern zu arbeiten als bei denvorgegebenen Schulpraktika. Musiktheaterpädagogik bildetam Institut für Musik einen Ausbildungsschwerpunkt.Für die Schülerinnen und Schüler bietet das Lernen in solchenProjekten die Möglichkeit, Wissen, Erfahrung und Kreativitätsehr ziel- und produktorientiert umzusetzen. Arbeitenam Bühnenbild, Gesang und Schauspiel bieten Freiräumezur Entfaltung.Die konkrete Erarbeitung des Projekts begann in einer kleinenGruppe zu Beginn des Jahres 2006. Schließlich wurde imSS 2006 speziell zur Erarbeitung der Textvorlage, der Songsund der pädagogischen Umsetzung ein Seminar an der UniversitätOldenburg unter der Leitung von Heide Vogt undPeter Janßen angeboten. Erste Proben fanden direkt vor denSommerferien im Rahmen der Projektwoche mit 20 SchülernTanz-, Theater- und Musikgruppen üben für sich, um danngemeinsam die Geschichte von Momo auf die Bühne zubringen - und zugleich ihre eigene Situation in der Geschichtevom Jugendclub. Dabei vermischen sich <strong>Spiel</strong> und<strong>Spiel</strong> im <strong>Spiel</strong> und führen die Jugendlichen zu ästhetischenFormen, die sie im TV-Vorabendprogramm nicht kennenlernen.Im Laufe des Schuljahres 2006/07 erarbeiteten wirnach der Literaturvorgabe „Momo“ mit fünfzehn Studenten,vierzig Schülern und drei betreuenden Lehrkräftenan der Helene-Lange Schule Oldenburg dasMusical „Momo rockt!“Wer Interesse hat das Material einzusehen, die Songsund die Playbacks anzuhören oder eine Aufnahme derInszenierung anzusehen, kann sich bei uns meldenund die Zugangsdaten für unsere Musicalhomepagebekommen:maike_niemeier@hotmail.comSchul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 35


Projekt- Bericht: Zusammenarbeit der musischen FächerAuf den Spuren der Zeitdiebe...Bericht von der Theater- Projektwoche mit Momo und Meister HoraLockerung ist die Voraussetzung für <strong>Spiel</strong>fähigkeit, Tanz und Gesang. Mit Grundübungen geht’s los. So auch hier.Lerngruppe: Die Gruppe bestand aus 25 Fünftklässlern ausvier Klassen, die kaum Theatererfahrung hatten, sich untereinandernur zum Teil kannten und laut einer Umfrage seitensder Studenten alle mehr oder weniger Momos Geschichtekannten.Zeitrahmen: Im Rahmen der einwöchigen Projektwoche warenalle Aspekte eines Musicals mehrfach vertreten. Für dieszenische Einführung und für die Entwicklung einer Fotodokumentationhatten wir jeweils zwei Doppelstunden veranschlagt.Ziele: Vorrangige Ziele der szenischen Erarbeitung warendas Kennenlernen der Originalhandlung und der Hauptpersonenvon Momo, das Kennenlernen einiger Theatergrundlagen(Standbilder, Improvisieren Gromolo, Dialog, Monolog),das Kennenlernen der Gruppe.Worten „Ja“, „Nein“ und „100“ antworten. Nach dieser Szenesoll in der Theatersprache aufgeregt das Organisierenimprovisiert werden.Punkt 3: Bereits im Warming up mussten die Schüler ihrenKörper anspannen. Ziel der nächsten Übung ist es, dieKörperspannung zu trainieren und diese zeitgerecht abzurufen.Dazu sollen die Schüler in kleinen Gruppen (4-5 Personen)ein Standbild zum Thema „Zeit haben“ entwickeln,da die Dorfbewohner seit Momo da ist viel Spaß haben undZeit miteinander verbringen. Nach einer kurzen Präsentationsollten die Schüler nun zwei weitere Bilder entwickelnund eine Zeitabfolge berücksichtigen. Vor der Präsentation,bei der die Schüler erstmalig auf der Bühne stehen, sollendie Schüler die Bilder in willkürlicher Reihenfolge auf Zurufstellen, um nochmals das zeitgerechte Abrufen der Körperspannungzu trainieren.Aufbau der szenischen Erarbeitung:Nach einer Sensibilisierung, in der ein erstes Körper- undRaumgefühl erzeugt werden soll, indem die Schüler in verschiedenenTempi durch den Raum laufen, einen Punkt fokussieren,die Mitschüler spielerisch leicht berühren undihren Körper anspannen, wird der Ort im Rahmen einerPhantasiereise (Punkt 1) vorgestellt, sodass die Schüler nachder anfänglichen Rennerei und Anstrengung zur Ruhe kommenkönnen.In den folgenden vier Arbeitsschritten soll die schöne undentspannte Zeit vor den grauen Herren erarbeitet werden.Punkt 2: Übergeleitet wird nach der Verteilung der Sätzefür die nächste Übung (Material 2) direkt in die folgendeImprovisation. Mittels der Theatersprache soll die Aufregungin dem Dorf nach Entdeckung des Mädchens improvisiertwerden. Verschiedene Vierergruppen bilden und trennensich. Schließlich wird eine Person ausgewählt und dieDorfszene wird gespielt, dazu stehen alle „Dorfbewohner“im Kreis, in der Mitte steht Momo und darf nur mit denIn den folgenden beiden Arbeitsschritten (Punkt 4 und 5)soll im Schutz der Gruppe jeder Schüler in die Rolle vonBeppo und Gigi schlüpfen. Dazu wird ein Monolog Bepposverlesen, zu dem die Schüler fegen, gehen und atmen (Schritt-Atemzug- Besenstrich- Schritt- Atemzug- Besenstrich-Schritt- Atemzug- Besenstrich, Material 3). In der Rolle desTouristenführer Gigi sollen die Schüler in ihrer Sprache oderder Theatersprache imaginäre Touristen durch den Raumführen.In den nächsten vier Arbeitsschritten (Punkt 6-9) soll dieveränderte Welt seit es die grauen Herren gibt erspielt werden.Dazu laufen die Schüler im Raum umher (Punkt 6 und 7),berühren sich zur Begrüßung. Auf Zuruf grenzen sich dieStandbildgruppen (Punkt 3) deutlich von den anderen Gruppenab und bilden ihr Standbild. Eine Gruppe wird ausgewählt,erhält Hüte. Diese Schüler sind fortan graue Herren,die in der nächsten Übung die anderen Dorfbewohner (Standbilder)in Hektik versetzen, solange bis alle im Tempo 6 durchSchul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 36


Projekt- Bericht: Zusammenarbeit der musischen Fächerden Raum hetzen und den Satz „Zeit ist Geld“ sagen. Nacheiner kurzen Pause zum Nachdenken sollen die Schüler eigeneSätze bilden, in denen sie deutlich machen, dass sie keineZeit haben.(Anmerkung: In der Projektwoche haben wir in diesem Rahmenden Effizienzsong der grauen Herren gesungen, der inder Doppelstunde zuvor einstudiert wurde).Punkt 8: Um eine erste Ergebnissicherung zu vollziehenund zu überprüfen , wieviel die Schüler verstanden habensoll mittels der Rollenkarten ein Soziogramm erstellt werden.Die Schüler sollen sich den Text merken und in der Ich-Formpräsentieren, weiter müssen sie nach dem Erbauen des Standbildesauf Fragen antworten, die auf das vorherige Lebenund die Veränderung durch die grauen Herren zielen. (Material4)Punkt 9: Als Abschluss der Erarbeitung der verändertenWelt soll erneut das Standbildbauen geübt werden, sodassunter der Vorgabe „Keine Zeit haben“ erneut ein Standbildin der Kleingruppe erarbeitet wird, das nach einer kleinenPräsentation mit zwei weiteren Standbilder in eine zeitlicheAbfolge gebracht werden soll.In den folgenden Arbeitsschritten (Punkt 10-18) werden anhandder Handlung (Verrat des Geheimnisses, EntdeckenderStundenblumen, Kinderdemo, Verurteilung des Agenten,Nirgendhaus, Verfolgung der grauen Männer und Befreiungder Stundenblumen) neue Theatergrundlagen eingeführt.Punkt 10: Bislang haben die Schüler in der Theatersprachegesprochen, ein Satz vorgetragen oder mit eigenen Worteneine Szene gespielt. In dieser Übung erhalten vier Personendie Aufgabe einen längeren Dialog entweder zu sprechenoder zu spielen, sodass die Anforderung nicht zu hoch ist.In der anschließenden Phantasiereise kommen die Schülerwieder zur Ruhe und erfahren alles über die Stundenblumen(Material 6) . Sie erleben aus Momos Sicht ihre Begegnungmit ihren eigenen Stundenblumen mit.Anschließend wird das Beobachtungsvermögen der Schülergefordert (Punkt 13) . Sie müssen sich per Blickkontaktauf eine Person einigen, die sie verfolgen möchten. Sobaldsich die Gruppe auf eine Person geeinigt hat, kommt dieAnweisung, dass sie in der Niemalsgasse beim Vorwärtsgehenauf der Stelle treten und erst durch Rückwärtslaufenvorwärts kommen.Im Nirgendhaus angekommen gibt es Zeitexperimente (Punkt14). Drei Minuten sollen abgeschätzt werden. In der direktanschließenden Phantasiereise (Punkt 15) erfahren dieSchüler, was die grauen Herren planen (Material 9).In der letzten Phase sollen die Schüler, die sich nun besserkennen, sich vorstellen in einer dunklen Ecke zu stehen. Siemüssen sich in Form eines gefüllten Vierecks mit geschlossenenAugen zusammenfinden und versuchen langsam zugehen (Punkt 16). Ein Schüler erhält ein Band (=Stundenblume),die grauen Männer fassen sich an die Hand undversuchen das Band zu kriegen (Punkt 17). Nach einigenRunden erfolgt die Ansage, dass Momo gewinnen mussund die grauen Herren sterben müssen, weil sie keine Zigarrenmehr haben. In der letzten Szene werden die Stundenblumenbefreit und die Schüler werden zu Stadtbewohnern,die nun langsam aus einer Starre aufwachen und tanzen(Punkt 18).(Anmerkung: In der Projektwoche haben wir den zuvor einstudiertenSong „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ gesungenund dabei getanzt.In einer Art Reflexionsphase erzählen die Schüler gleichzeitig,was sie an diesem Tag erlebt haben.Maike NiemeierMomos Schlussfolgerung etwas für die Menschen zu tun,mündet in der Organisation einer Kinderdemonstration(Punkt 11) . Dazu wird die Schülergruppe zweigeteilt. DieGruppen erhalten den Auftrag (Material 7) für die grauenHerren oder die Kinder einen Schlachtruf, eine Geste undeine Gangart zu entwickeln. In der anschließenden Gruppenübung,laufen die Schüler jeweils auf einer Seite des Raumesumher, begrüßen sich, reden usw. und werden schließlichmit der anderen Gruppe konfrontiert und müssen versuchendie andere Gruppe mit ihrem Schlachtruf zu übertönen. ZweiPersonen die zuvor ausgewählt wurden, begegnen sich inder Raummitte. Momo erkennt den Agenten und geht aufihn zu. Entsetzt zerren sowohl die Kinder als auch die grauenHerren die beiden auseinander.Direkt anschließend beginnt die Gerichtsszene (Punkt 12).Die Sätze, die chorische gesprochen werden sollen, werdenzuvor per Vor- und Nachsprechen eingeübt. Die übrigen Sätzewerden verteilt. Alle sind jetzt graue Herren. Die Gruppenszenebeginnt nach Aufruf der Nummern und Chorsätzen.Der angeklagte Agent antwortet nur mit „Ich, ich, aber ich...“Maike Niemeier, Leiterin der Theatergruppe, beiDarstellungsübungen mit den Schülern, die sie für unsgenauer beschrieben hat.Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 37


Projekt- Bericht: Zusammenarbeit der musischen FächerDas Momo-Projekt im AblaufplanFortsetzung nächste SeiteSchul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 38


Projekt- Bericht: Zusammenarbeit der musischen FächerFortsetzung nächste SeiteSchul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 39


Projekt- Bericht: Zusammenarbeit der musischen FächerMaterialien zu den ÜbungenMaterial 1:In alten, alten Zeiten, als die Menschen noch in ganz anderenSprachen redeten, gab es in den warmen Ländern große undprächtige Städte. Da erhoben sich die Paläste der Königeund Kaiser, bunte Märkte, wo Waren aus aller Herren Länderfeilgeboten wurden und weite schöne Plätze, wo sich Leuteversammelten, um Neuigkeiten zu besprechen und Reden zuhalten oder anzuhören. Und vor allem gab es dortgroßeTheater. Sie sahen ähnlich aus, wie ein Zirkus nochheute aussieht, nur dass sie ganz und gar aus Steinblöckengefügt waren. Die Sitzreihen der Zuschauer lagenstufenförmig übereinander wie in einem gewaltigen Trichter.Von oben gesehen waren manche dieser Bauwerkekreisrund, andere mehr oval. Man nannte sie Amphitheater.Dächer hatten diese Amphitheater nicht, alles fand unterfreiem Himmel statt. In den prachtvollen Theatern warendeshalb golddurchwirkte Teppiche über die Sitze gespannt,um die Zuschauer vor der Glut der Sonne oder vorplötzlichen Regenschauern zu schützen. In einfachenTheatern dienten Matten und Binsen dem gleichen Zweck,so wie es sich die Leute leisten konnten. Aber haben wolltensie alle eins, denn sie waren alle leidenschaftliche Zuhörerund Zuschauer. Und wenn sie den ergreifenden oder auchkomischen Begebenheiten lauschten, die auf der Bühnedargestellt wurden, war es ihnen, als ob jenes nur gespieltesLeben auf geheimnisvolle Weise wirklicher wäre als ihreigenes, alltägliches, Und sie liebten es, auf diese andereWirklichkeit hinzuhorchen. Jahrtausende sind seithervergangen. Aber eins Tages sprach es sich bei den Leutenherum, dass neuerdings jemand in der Ruine wohne.Material 2 :Person 1: So, hier gefällt es dir also?Person 2: Und du willst hier bleiben?Person 3: Aber wirst du denn nirgendwo erwartet?Person 4: Ich meine, musst du denn nicht wieder nach Hause?Person 5: Wo kommst du denn her?Person 6: Du brauchst keine Angst zu haben, wir wollendich nicht vertreiben.Person 7: Wir wollen dir helfen.Person 8: Du sagst, dass du Momo heißt, nicht wahr?Person 9: Das ist ein hübscher Name, aber ich habe ihn nochnie gehört.Person 10: Wer hat dir denn den Namen gegeben?Person 11: Du hast dich selbst so genannt?Person 11: Wann bist du geboren?Person 12: Hast du denn keine Tante, keinen Onkel, keineGroßmutter, überhaupt keine Familie, wo du hinkannst?Person 13: Naja, aber du bist doch noch ein Kind. Wie altbist du eigentlich?Person 14: Also, ernsthaft. Wie alt bist du?Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 40


Projekt- Bericht: Zusammenarbeit der musischen FächerPerson 15: Hör mal, wäre es dir recht, wenn wir der Polizeisagen, dass du hier bist?Person 16: Dann würdest du in ein Heim kommen, wo du zuessen hast und ein Bett kriegst.Person 17: Also gut, aber du bist doch noch sehr klein.Person 18: Irgendwer muss doch für dich sorgen?Person 19: Weißt du Momo, wir meinen, du könntest vielleichtbei uns unterkommen.Person 20: Wir haben zwar nur wenig Platz, aber wir meinen,auf einen mehr kommt es auch nicht mehr an.Material 3:Beppo:Schritt- Atemzug- Besenstrich- Schritt- Atemzug- Besenstrich-Schritt- Atemzug- Besenstrich-Es ist so: Manchmal hat man eine sehr lange Strecke vorsich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann manniemals schaffen, denkt man.- Schweigen. Und dann fängtman an sich zu beeilen. Und man hetzt immer mehr. JedesMal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht wenigerwird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sichnoch mehr an, man kriegt es mit der Angst, und zum Schlussist man dann ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und dieStrecke liegt immer noch vor einem. So darf man es nichtmachen.Man darf nie an die ganze Strecke auf einmal denken. Manmuss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächstenAtemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wiedernur den nächsten. Schweigen. Dann macht es Freude; dasist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll essein. Schweigen. Auf einmal merkt man, dass man Schritt fürSchritt die ganze Strecke gemacht hat. Man hat gar nichtgemerkt wie, und man ist nicht außer Puste. Schweigen. Ernickt vor sich hin. Das ist wichtig.“Material 4 : RollenkartenMomo: Du bist Momo, ein kleines Mädchen, das neu in derStadt ist. Von den Bewohner wurdest du ausgefragt. Sie wundertensich, dass du alleine bist. Aber sie haben beschlossen,dass sie sich um dich kümmern wollen. Du hast häufigmit ihnen und ihren Kindern gespielt. Doch plötzlich ändertesich die Welt. Die Leute hatten keine Zeit mehr. Der Grundwaren die grauen Leute. Sie stahlen den Menschen die Zeit.Von nun an spielte keiner mehr mit dir. Keiner hatte mehrZeit.Gigi: Du bist Gigi, der Geschichtenerzähler. Du bist ein sehrguter Freund von Momo. Du hast ihr stundenlang erfundeneGeschichten erzählt. Was beispielsweise vor hundert Jahrenin diesen Tempeln und diesem alten Theater passiert ist.Ihr habt viel Zeit miteinander verbracht. Doch die grauenLeute haben auch dir die Zeit gestohlen. Du machst jetztgroße Auftritte im Fernsehen und erzählst den Leuten deineGeschichten, doch du hast keine Zeit mehr für deine Freunde.Beppo: Du bist Beppo, der Straßenkehrer. Du bist ein sehrguter Freund von Momo. Du machst alles in aller Ruhe. Bloßkeine Hektik. Eins nach dem anderen. Die Kinder erzählendir gerne Geschichten, weil du so ein guter Zuhörer bist. Sieerzählen dir gerne, was sie erlebt haben. Auch die Erwachsenensuchen gerne Rat bei dir.Doch die grauen Leute haben den Menschen die Zeit gestohlen.Alle Menschen hetzen. Jeder denkt nur an sich undseine Arbeit und wenn die Menschen zur Ruhe kommen,langweilen sie sich. Das bereitet dir große Sorgen.Graue Leute: Du gehörst zu den grauen Leuten. Du arbeitestbei der Zeitsparkasse. Ziel der Zeitsparkasse ist es den Menschenklar zu machen, dass sie überall Zeit sparen müssen.<strong>Spiel</strong>en und sich mit Freunden treffen verbraucht viel zu vielZeit. Man muss vielmehr arbeiten. Du vergiftest die Menschen,sodass sie entweder arbeiten oder sich langweilen.Die Zeitsparkasse will Meister Hora, der die Zeit der Menschenverwaltet, erpressen, um die Stundenblumen, d.h. dieZeit aller Menschen, zu bekommen.Deine größten Feinde sind die Kinder, weil es ihnen egal ist,wie viel Zeit sie verbrauchen.Menschen der Stadt: Du wohnst in einer schönen Stadt.Seit Momo da ist, ist immer etwas los. Die Kinder spielen mitihr und die Menschen der Stadt schauen sich deren Theaterstückean. Du hörst gerne Gigi, dem Geschichtenerzählerzu und du unterhälst dich gerne mit Beppo, dem Straßenkehrer.Doch seit die grauen Männer da sind und dich überzeugthaben, dass du Zeit einsparen musst, bist du nur nochmüde und lustlos. Meistens langweilst du dich oder du arbeitestlustlos. Die Welt ist grau geworden.Kinder:Du wohnst in einer schönen Stadt. Seit Momo da ist, istimmer etwas los. Du spielst gerne mit Momo und den anderenKindern, am schönsten sind die Theaterspiele. Du hörstgerne Gigi, dem Geschichtenerzähler zu und du unterhältstdich gerne mit Beppo, dem Straßenkehrer.Doch seit die grauen Männer da sind und dich überzeugthaben, dass die Menschen ZEit einsparen müssen, habendeine Eltern keine Zeit mehr für dich. Selbst die Kinderdemonstrationhaben sie nicht bemerkt, weil sie keine Zeithatten. Du sollst auch nicht mehr mit den anderen Kinderneinfach so spielen, du sollst in einem Kinderhort etwas lernen.Seitdem bist du nur noch müde und lustlos. Meistenslangweilst du dich oder du arbeitest lustlos. Die Welt istgrau geworden.Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 41


Projekt- Bericht: Zusammenarbeit der musischen FächerMaterial 5 :Agentin: Was für eine schöne Puppe du da hast! Die warbestimmt teuer.Momo: (zuckt die Achseln) Keine Ahnung. Ich hab sie gefunden.Agentin: Was du nicht sagst. Du bist ja ein echter Glückspilz.Momo: (zuckt wieder mit den Achseln, man sieht ihr an,dass ihr kalt wird)Agentin: Du scheinst dich aber nicht sehr darüber zu freuen.Du weißt wohl nicht, wie man damit spielt. Soll ich es dirzeigen? (Momo nickt stumm) Sie ist etwas ganz Besonderes.Du musst ihr schon etwas bieten.Puppe: Ich möchte noch mehr Sachen haben.Agentin: Siehst du! Sie sagt es dir ja selbst. (öffnet seinenKoffer und holt ein Kleid heraus) Sie braucht ein neuesKleid. (holt noch eines aus dem Koffer) Und noch eins undeinen Mantel und eine Bürste. Sobald dir langweilig mit ihrwird, musst du ihr wieder etwas Neues geben, und schongeht das <strong>Spiel</strong> weiter und immer weiter und weiter. Es istganz einfach, wie du siehst. Nun,hast du es begriffen?Momo: (zögernd) Schon....Agentin: Sicher überlegst du jetzt, wie du an all die schönenSachen kommst. Nun,weißt du was? Du kannst sie alle haben.Ganz umsonst! Deine Freunde brauchst du dann garnicht mehr. Dann hast du genug Zerstreuung. Verstehst du?Du willst sie doch, diese fabelhafte Puppe? Du willst siedoch!(Momo schüttelt den Kopf)Agentin: Was denn, was denn? Ihr Kinder heutzutage seidaber auch wirklich anspruchsvoll. Was fehlt ihr denn, derPuppe?Momo: (blickt zu Boden, denkt nach, schaut wiederauf;leise) Ich glaube, man kann sie nicht lieb haben.Agentin: (eifrig) Darauf kommt es doch gar nicht an.Momo: Aber meine Freunde, die hab ich lieb.Agentin: Ach ja, du meinst also, du hast sie lieb. Hast dudich schon einmal gefragt,ob du ihnen überhaupt etwas nutzt?Das einzige, was im Leben wichtig ist,ist, dass man es zuetwas bringt. Dann fallen Sachen wie Liebe und Freundschafteinem ganz automatisch zu. Und du hinderst deineFreunde daran,voranzukommen! Du bist ihnen ein Klotz amBein, weil sie ihre Zeit mit dir verschwenden. Du schadestihnen einfach dadurch, dass du da bist!In Wirklichkeit bistdu, ohne es zu wollen, ihr Feind! Und das nennst duLieb haben? Ihre wahren Freunde sind wir, und wir werdensie vor dir schützen. Deshalb schenken wir dir all diese Sachen.Momo: Wer sind „wir“?Agentin: Wir von der Zeit-Spar-Kasse. Ich bin der AgentBWL535c. Glaub mir, ich persönlich meine es gut mit dir. Mitder Zeit-Spar-Kasse aber ist nicht zu spaßen!Momo: (holt tief Luft und beißt die Zähne zusammen, wievor einem Kampf)Agentin: Gib dir keine Mühe, mit uns kannst du es nichtaufnehmen. (pustet mit ihrer Zigarre Qualm zu Momo)Momo: Hat dich denn niemand lieb?Agentin: (verunsichert) Ich muss schon sagen, so jemandwie du ist mir noch nicht vorgekommen. Gäbe es mehr vondeiner Sorte, müssten wir unsere Zeit-Spar-Kasse bald zumachenund uns in ”Nichts” auflösen. Denn wovon solltenwir leben? (Man merkt, dass die Agentin BWL 535C eineninneren Kampf mit sich führt, sie sieht entsetzt aus, die folgendenSätze brechen wie ungewollt aus ihr hervor)Wir müssen unerkannt bleiben – kein Mensch darf sich anuns erinnern –nur so können wir unserem Geschäft nachgehen– mühseliges Geschäft –den Menschen ihre Zeit abzuzapfen– wir brauchen sie – uns hungertdanach – wir brauchenimmer mehr —immer mehr—immer mehr,– denn auchwir werden —immer mehr —immer mehr —immer mehr ...(wacht dann wie aus Trance auf)Was, was war das? Du hast mich krank gemacht! (fast flehend)Vergiss, was ich gesagt habe! Alles Unsinn!Du musstes vergessen! Du musst!(Sie schüttelt Momo, packt hastig die Sachen zusammenund läuft weg.)(Black, Vorhang, Kennzeichnen für die Pause)Material 6:Ihr seid nun bei Meister Hora, der Verwalter der Zeit. Momoist dort, wo die Zeit herkommt.Das tausendfache Schnurren und KLicken und Klingenund Schnarren der Uhren beruhigte Momo.Da gab es winzige edelsteinverzierte Taschenuhren, Sanduhren,<strong>Spiel</strong>uhren, Sonnenuhren, Kuckucksuhren. Ununterbrochenschlug oder klingelte irgendwo ein <strong>Spiel</strong>werk.Dann traf Momo Meister Hora. Er erzählte ihr von denStundenblumen, die jeder Mensch hat. Er zeigt ihr, wo dieZeit herkommt. Es war ein langer Weg, aber schließlichsetzte er Momo ab. Goldene Dämmerung umgab sie. Nachund nach erkannte Momo, dass sie unter einer gewaltigen,vollkommen runden Kuppel stand, die ihr so groß schienwie das ganze Himmelsgewölbe. Und diese riesige Kuppelwar aus reinstem Gold. Hoch oben in der Mitte war einekreisrunde Öffnung, durch die eine Säule von Licht senkrechthernieder fiel auf einen ebenso kreisrunden Teich,dessen schwarzes Wasser glatt und reglos lag wie ein dunklerSpiegel. Dicht über dem Wasser funkelte etwas in derLichtsäule wie ein heller Stern. Es bewegte sich mit majestätischerLangsamkeit dahin und Momo erkannte ein ungeheuresPendel, welches über den schwarzen Spiegel hinundzurück schwang. Aber es war nirgends aufgehängt. Esschwebte und schien ohne Schwere zu sein.Als das Sternenpendel sich nun langsam immer mehr demRande des Tisches näherte, tauchte dort aus dem dunklenWasser eine große Blütenknospe auf. Je näher das Pendelkam, desto weiter öffnete sie sich, bis sie schließlich vollerblüht auf dem Wasserspiegel lag.Es war eine Blüte von solcher Herrlichkeit, wie Momo nochnie zuvor gesehen hatte. Es schien aus nichts als leuchtendenFarben zu bestehen. Diese Blüte war die allerschönste,wie es Momo schien. Dies war die Blüte aller Blüten, eineinziges Wunder.Die Lichtsäule, die aus der Mitte der Kuppel herniederstrahlte,war nicht nur zu sehen- Momo begann sie nunauch zu hören.Die Känge waren strahlen und klar. Es war ein Klang ausGold und Silber. Es waren Worte einer Sprache, die sienoch nie vernommen hatte. Es waren Sonne, Mond und dieSchul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 42


Projekt- Bericht: Zusammenarbeit der musischen FächerPlaneten und alle Sterne, die ihre eigenen, ihre wirklichenNamen offenbaren. Und in diesen Namen lag beschlossen,was sie tun und wie sie alle zusammenwirken, um jede einzelnedieser Stundenblumen entstehen.Und auf einmal begriff Momo, dass alle diese Worte an siegerichtet waren! Die ganze Welt hinaus zu den fernstenSternen.Meister Hora weckte Momo und brachte sie zurück insHaus.Material 7 :Ihr seid die grauen Leute. Überlegt euch folgenden Grundlagenfür die nächste Übung:-eine Gangart-eine Geste-einen gemeinsamen SpruchIhr seid die Kinder der Stadt . Überlegt euch folgendenGrundlagen für die nächste Übung:-eine Gangart-eine Geste-einen gemeinsamen SpruchMaterial 8 :Richter 1: Uns, dem Hochgericht, ist zu Ohren gekommen,dass eine unserer Agentinnen die entsetzlichste, verhängnisvollsteund folgenschwerste Straftat begangen hat.Richter 2: Agentin BWL 535c, ist Ihnen bekannt, dass eineAnzahl von Kindern in der Stadt gegen unsere Zeit-Spar-Kasse demonstriert hat!?Richter 3: Wie erklären Sie sich - und uns -, dass die Kinderüberhaupt über uns und unsere Aktivitäten Bescheid wissen?Richter 4: (lauter und scharf) Angeklagte, dieses Hochgerichtkann man nicht belügen!Richter 5: Angeklagte, Sie wissen sehr wohl, dass nichtsund niemand unserer Arbeit so gefährlich werden kann wiegerade diese Kinder! (betont langsam)Richter 6: Wer sind unsere größten Feinde?Alle Agenten: Die Kinder sind unsere natürlichen Feinde,(im Chor) weil es unwichtig für sie ist, Zeit zu sparen.Richter 7: Diesen Kindern ist es gelungen, die Erwachsenenüber die Ziele der Zeit-Spar-Kasse aufzuklären.Richter 8: (laut) Angeklagte, Sie sind eine Verräterin an unsererSache! Kennen Sie unsere Gesetze etwa nicht mehr?Alle Agenten: Die Kinder sind unsere natürlichen Feinde.(im Chor) Weil sie das Zeit-Sparen nicht begreifen, kommensie zuletzt an die Reihe.Richter 9: Einer von uns hat es den Kindern verraten! Lügenist zwecklos! Sie sind es gewesen, Agentin BWL 535c!Richter 10: Halt! Keine zeitraubenden Erklürungen! Angeklagte,bekennen Sie sich schuldig?!Richter 11: Schweigen Sie! Verrieten Sie auch unseren Plan,allen Menschen die Zeit zu rauben?Richter 12: Sie bekennen sich also schuldig?Richter GL: Sie wissen, was das bedeutet! (monoton undlaut) Das Urteil lautet:Die Angeklagte, Agentin BWL 535c, erhält die höchste Zeitstrafe— Ihr wird alle Zeit entzogen!Alle Agenten: Das Urteil ist gerecht, keine Gnade für Verräteran der Zeit-Spar-Kasse.Material 9 :Momo ist nun ein zweites Mal bei Meister Hora. Sie erfährtnun endlich, wer die grauen Leute sind und was sie planen.Während Meister Hora sich aufsetzte, fuhr er fort: „ Du hastmich gefragt, ob sie mich zu etwas zwingen können. Michselbst können sie nicht erreichen. Aber sie können denMenschen einen schaden zufügen, der viel schlimmeres ist,als alles, was sie bis jetzt getan haben. Und damit versuchensie mich zu erpressen. Ich teile jedem Menschen seine Zeitzu. Dagegen können die grauen Herren nichts tun. Sie könnendie Zeit, die ich aussende, auch nicht aufhalten. Abersie können sie vergiften.„Die Zeit vergiften?“, fragte Momo entgeistert. „Mit demRauch ihrer Zigarren“, erklärte Meister Hora. „Hast du jemalseinen von ihren ohne seine kleine graue Zigarre gesehen?Gewiss nicht, denn ohne sie können sie nicht existieren.Ich habe dir doch erzählt, dass jeder Menschen einenTempel der Zeit besitzt. Wenn die Menschen sich auf diegrauen Herren einlassen, dann gelingt es denen, mehr undmehr von diesen Blüten an sich zu reißen. Aber die Stundenblumen,die so herausgerissen sind aus dem Herzen, könnennicht sterben, denn sie sind ja nicht wirklich vergangen.Sie können aber auch nicht leben, denn sie sind ka vonihrem wirklichen Eigentümer getrennt. Sie streben mit allenFasern ihres Wesens zurück zu dem Menschen, dem sie gehören.Ich weiß nicht, wo die grauen Herren die geraubtenStundenblumen aufbewahren. Ich weiß nur, dass sie die Blumenmit ihrer eigenen Kälte einfrieren , bis die Blüten hartsind. Dadurch werden sie gehindert zurückzukehren. Irgendwotief unter der Erde sind ihre Speicher. Sie lassen die Blätterverdorren, bis sie grau und hart werden und rollen siedann zu Zigarren. Lebendige Zeit ist für die grauen Herrenunbekönmmlich. Darum zünden sie die Zigarren an und rauchensie. Denn erst in diesem rauch ist die Zeit nun wirklichganz und gar tot. Und von solcher toten Menschenzeit fristensie ihr Dasein und vergiften die Menschen, die dannkrank werden.“„Und wie heißt diese Krankheit?“ fragte Momo. „TödlicheLangeweile. Ich werde die Zeit anhalten. Mit dieser Stundenblumehast du eine Stunde mehr, in der du die Menschenretten musst, indem du den grauen Herren zum Zeitspeicherfolgst und die Stundenblumen befreist.Maike NiemeierSchul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 43


Schulfach <strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong>Bundeskongress einstimmig für Theater als Schulfachund Ausbildung von TheaterlehrernAnerkennung von der Politik - aber zögerliche Umsetzung seit 30 Jahren350 Theaterlehrer, Professoren und Bildungspolitiker aus ganz Deutschland zogen vom 22. bis 24. März in Hamburg aufEinladung des Bundesverbandes <strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong> (BVDS) und der Körber-Stiftung Bilanz zum Stand des Theaters inder Schule. „Wozu das Theater?“ hieß der Kongress im KörberForum Hamburg, dessen Teilnehmer diese Frage leichtbeantworten konnten. Niemand stellte infrage, dass es für Bildung und Erziehung ganz besonders wirkungsvoll ist, wennSchüler nicht nur Musik und Kunst, sondern auch Theater als Schulfach haben.Dies betonten sowohl die Hamburger BildungssenatorinAlexandra Dinges-Dierig als auch KMK-Vertreter NorbertRosenboom. Kein Wunder, formulierte Joachim Reiss, derVorsitzende des BVDS, denn das Fach <strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong>hat sich im umfangreichsten und längsten SchulversuchDeutschlands in 30 Jahren tausendfach bewährt, ohne dasses die meisten Bundesländer geschafft haben, ihren Schülerndiesen Erfahrungsraum in vergleichbarer Weise wieKunst und Musik zugänglich zu machen.Keinem anderen Fach wird so viel zugetraut und gleichzeitigso wenig Raum in der Schule gegeben. Dr. Wolf Schmidtvom Vorstand der Körber-Stiftung wies schon bei der Begrüßungvor vollem Haus darauf hin, dass es diesesBildungspotential ist, das die Stiftung seit 23 Jahren zurFörderung des <strong>Schultheater</strong>s veranlasst.Positive LernkulturProf. Dr. Eckhard Liebau von der Universität Erlangen stelltein seinem Eröffnungsvortrag die Vielfalt dessen dar, wasSchüler in Theaterprojekten erleben, erfahren und lernen. Erbetonte außerdem die positiven Auswirkungen auf Motivation,Lernklima und die Kultur der Schule sowie deren Kontaktzum soziokulturellen Umfeld.Die enorme Wichtigkeit der kulturellen Bildung für die Zukunftder Gesellschaften und Wirtschaftsräume der ganzenWelt hob Vlado Krusic (Zagreb) als offizieller Gesandter derInternationalen <strong>Schultheater</strong>-Vereinigung IDEA hervor. Erbezog sich dabei u.a. auf die Ergebnisse der UNESCO-Weltkonferenzund anderer großer internationaler Tagungen derletzten Zeit.Die Bildungsbedeutung des Theaterspiels müsse nicht erforschtwerden, um es flächendeckend zum Schulfach zumachen. Das wies Prof. Dr. Ulrike Hentschel von der Universitätder Künste Berlin in ihrem Vortrag nach. Es braucheauch kein „Kultur-PISA“, um diese international anerkanntenAussagen zu verifizieren. Internationale Vergleichstestsbeschränkten sich auf ein ganz enges Leistungsprofil in denwenigen Fächern, in denen das wissenschaftlich seriös möglichsei, aber nicht in der kulturellen Bildung, hier müsstenandere Forschungsansätze her.Vorbehaltlos unterstützten die Vorsitzenden aller Fachverbändefür Kunst und Musik, die Professoren Dr. Birgit Jankund Dr. Ortwin Nimczik ebenso wie Clemens Höxter ebenfallsdie Forderung nach dem dritten künstlerischen Fach,für das in sämtlichen Schulstufen und -formen Platz geschaf-fen werden müsse. Der Kongress diskutierte Möglichkeiteninterdisziplinärer Zusammenarbeit der Fächer. Alle Fachvertreterwaren sich aber darin einig, dass ein Verbund derDisziplinen ebenso wie in den Naturwissenschaften nurmöglich sei, wenn die Fächer nicht abgeschafft würden.„Verfachlichung“ durch AusbildungAuch der Vertreter der KMK forderte eine weitere„Verfachlichung“ des Darstellenden <strong>Spiel</strong>s und vor allemeine qualifizierte Lehrerausbildung. Diese liege neben demmangelnden Angebot von Theater in der Grund- und Mittelstufeganz besonders im Argen. Hamburg will nun eine Ausbildungsinitiativestarten und der BVDS hofft darauf, dassandere Länder folgen. <strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong> kann vonLehramtsstudenten bisher nur in Niedersachsen und Erlangenstudiert werden, die Berliner UdK ringt um diesen Studiengangebenso wie Pädagogische Hochschulen in Baden-Württemberg. Bis dahin ist verstärkte Lehrer-Weiterbildungder Länder nötig.Auf welchem Weg das Fach <strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong> / Theater inden Schulen eingeführt werden kann, schien den meistenTeilnehmern klar. Umstritten war die Idee einer „Bewegungvon unten“, d.h. Theater im Rahmen der Schulautonomieeinfach Stück für Stück an den interessierten und engagiertenSchulen umzusetzen. Kulturelle Bildung könne man nichtdem Zufall, Einzelinteressen und Interessengruppen überlassen,da sei die Politik und die Verwaltung durchaus in derVerantwortung, betonte Gabriele Vogt als Vertreterin desHessischen Kultusministeriums, das seit Jahren für die Weiterbildungvon Theaterlehrern sorgt.Erhöhung des StundenkontingentsAls realistische Perspektive sahen viele Experten die Schaffungeines erhöhten und gemeinsamen Stundenkontingentsfür die Fächer der ästhetischen Bildung, das die Schulenautonom unterschiedlich umsetzen könnten. Dafür müsstenallerdings Bildungsstandards für Kunst, Musik und Theaterentwickelt werden, die festlegen, über welche Kompetenzendie Schüler am Ende der Mittelstufe verfügen sollten.So verstanden stieß die Forderung nach einem Hauptfach„Ästhetische Bildung“ auf den kaum geteilten Beifalldes Kongressplenums. Ins Gespräch gebracht wurde auchdie Einrichtung von „Kulturschulen“, also Schulen mit einemProfil-Schwerpunkt in der ästhetischen Bildung. Hierzeigte der Kongress, wo noch großer Diskussionsbedarfbesteht. Auf jeden Fall wollen die Teilnehmer die Anregungenund Forderungen des Kongresses in ihre Bundesländertragen.Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 44


Schulfach <strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong>Die Forderungen des BVDS wurden von den Präsidentenaller anderen Bundesverbände sekundiert, die in der Theaterpädagogiktätig sind: Klaus Hoffmann (BAG <strong>Spiel</strong> und Theater),Annette Michels (Bundesverband Theaterpädagogik),Norbert Radermacher (Bund Deutscher Amateurtheater),Linda Müller (BV Tanz in Schulen).Kulturinstitutionen in die VerantwortungIn der abschließenden Podiumsdiskussion unter der Leitungvon Matthias Mayer (Projektleiter <strong>Schultheater</strong> der Länderin der Körber-Stiftung) reihte sich auch der Vorsitzende desAusschusses für künstlerische Fragen im DeutschenBühnenverein Prof. Ulrich Khuon in die beeindruckendePhalanx der Unterstützer des Schulfachs Theater ein. Dr.Margarete Schweizer (Kulturstiftung der Länder) hatte vorherbereits gefordert, Künstler und Kulturinstitutionenmüssten mehr Verantwortung für die Bildung übernehmen.Das Hamburger Landesinstitut für Lehrerbildung undSchulentwicklung bot als Mitveranstalter des Kongressesinsgesamt 40 weitere Vorträge und Werkstätten an. Diesenvon Wulf Schlünzen und Karin Hüttenhofer organisierten 2.Kongressteil nutzten die Teilnehmer und Experten erfolgreichzur intensiven Auseinandersetzung mit der gesamtenBreite der fachdidaktischen Themen des <strong>Schultheater</strong>s.Bildung „von unten“?Auf Erstaunen stieß die Absage des Bundesministeriumsfür Bildung und Forschung. Es wurde vermutet, dass diewohlfeile Anregung von Ministerin Dr. Annette Schavan,Bildung von „unten“ her anzugehen („Banden bilden!“), dazuführe, dass auf Bundesebene keine Verantwortung mehr fürdie kulturelle Bildung gesehen wird. Dem widersetzte sichder Bundestagsabgeordnete Michael Roth (SPD) allerdingsmassiv, indem auch er sich unter Bezug auf Erfolgsbiographienvon Leuten mit Theaterbildung für viel mehr<strong>Schultheater</strong> an den Schulen einsetzte.Am Rande der Veranstaltung wurde die erste Richtlinie (EPA)für Abiturprüfungen im Darstellenden <strong>Spiel</strong> gefeiert, die dieKMK im November 2006 verabschiedet hatte.(vgl. dazu unser Info Nr. 29, S.4 f)Pressemitteilungdes Bundesverbandes <strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong> (BVDS)Geschäftsstelle: <strong>Schultheater</strong>-StudioHammarskjöldring 17a60439 Frankfurt/MTel. 069-212-30608 - Fax. 069-212-32070jr@schultheater.dewww.bvds.orgBitte keinen Fisch für die Seejungfrau an Land - lieber Theater spielenwie das Westfalen-Kolleg beim SdL 2007 in Wolfsburg (s.S. 16)Neu beim Bundesverband <strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong> (BVDS):Wissenschaftlicher Beirat ernanntAm Rande des <strong>Schultheater</strong>s der Länder wurde ein neuesKind gefeiert: Ein neu eingerichtetet wissenschaftlicher Beiratsoll den Austausch zwischen den Hochschulen und denallgemeinbildenden Schulen intensivieren und koordinieren.Als erstes Gremium wurde vom Vorsitzenden unseres DachverbandesJoachim Reiss ein Trio vorgestellt:- Prof. Dr. Kristin Westphal, Universität Koblenz- Prof. Dr. Ulrike Hentschel, Universität der Künste Berlin- Prof. Dr. Eckart Liebau, Universität Erlangen-NürnbergDer Verband denkt an eine Erweiterung um dieProfessorInnen, die in Hochschulen arbeiten, die DS als Studienfachanbieten (Braunschweig, Rostock, Ludwigsburg).Diese Erweiterung erscheint besonders für Niedersachsensinnvoll, ist doch der Verbund der Hochschulen Braunschweig,Hannover und Hildesheim mit dem Angebot einesgrundständigen Studiengangs <strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong> einmaligin der Bundesrepublik und ein geeignetes Diskussionsmodellfür alle weiteren Ausbauversuche des Schulfaches DS.Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 45


Buch- TippsKinder spielen spielend TheaterEin Buch über den Umgang mit Menschen zwischen 3 und 12Wir lachen erschrocken über die als Mini-Erwachsene verkleidetenKinder auf alten Gemälden. Alles Vergangenheit?Nicht überall. Noch wird Theater mit Kindern häufigals Imitation des Erwachsenen-Theaters gespielt – oder –im anderen Extrem – als publikumsvergessene Selbsterfahrung.Wie aus dem <strong>Spiel</strong>potenzial der Kinder eine wirksameForm zu entwickeln ist, wollten die AutorInnen desBuches wissen, darunter zahlreiche HochschullehrerInnenim Bereich Theaterwissenschaft und Theaterpädagogik.Der Herausgeber Gerd Taube (Kinder- und JugendtheaterzentrumFrankfurt /M) gibt in seinem Vorwort einen gutenÜberblick über Absicht und Inhalt des Buches:„Das Kinder- und Jugendtheaterzentrum in der BundesrepublikDeutschland, eine Einrichtung zur Förderung desKinder- und Jugendtheaters, arbeitet schwerpunktmäßig fürdie Szene des professionellen Kinder- und Jugendtheaters.Seit geraumer Zeit versuchen wir, dem Auftrag des Zentrumsgemäß auch die andere Seite des Kinder- und Jugendtheaters,das Theater der Kinder und Jugendlichen selbst, stärker inden Fokus unserer Aufmerksamkeit zu rücken.Wir mussten bereits vor einigen Jahren feststellen, dassdas Theater mit Kindern ein Stiefkind der Theaterpädagogikist und dort, wo es zwar existiert, dennoch zu wenig sichtbarwird. Der Kontrast zum Theater der Jugendlichen, das zueinem festen Bestandteil der Jugendkultur geworden ist, waralso nicht zu übersehen. Wir vermuteten, dass die spezielleÄsthetik, die sich im Theater der Jugendlichen herausgebildethat, ein Grund dafür ist, dass sich diese Theaterformseit Jahren öffentlich behauptet, während das Theaterfür Kinder milde lächelnd wahrgenommen oder eben einfachignoriert wird.Wir fanden, dass sich daran etwas ändern müsse, und sokonzipierten wir ein Projekt, mit dem wir vor allem die aktuelleninfrastrukturellen Voraussetzungen für das Theaterspielmit Kindern an ausgewählten Orten in Deutschland unterdie Lupe nehmen wollten. Wir versicherten uns gleich zuBeginn der Unterstützung und Kooperation der in dem Felddes Theaters mit Kindern und Jugendlichen arbeitendenBundesverbände (Bund Deutscher Amateurtheater, BAG<strong>Spiel</strong> und Theater, Bundesverband Theaterpädagogik, Bundesverband<strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong>) und erfuhren bei der Gelegenheit,dass auch diese Verbände das Desiderat im Felddes Theaters mit Kindern festgestellt hatten.Ausgehend von diesem Befund und mit der Unterstützungder Bundesverbände haben wir dann das ProjektKinder spielen Theater. Verbesserung von Infrastrukturenin einem Feld der kulturellen Jugendbildung von 2002 bis2005 durchgeführt.[...]Die Beiträge zu der Fachtagung in Hannover „Kinder spielenTheater“ im März 2004 [bilden] im Wesentlichen dieGrundlage für den vierten Abschnitt in diesem Buch. DieseTagung war insofern wichtig und wegweisend für die Theaterarbeitmit Kindern, als wir uns zum ersten Mal daran versuchthaben, Bausteine zu einer Ästhetik des Theaters mitKindern zusammenzutragen. Gemeinsam mit dem Literaturberichtim fünften Abschnitt bilden die Beiträge den aktuellenStand der Methodendiskussion in der Theaterpädagogikmit Kindern in Deutschland recht umfassend ab.So ist diese Publikation mehr als eine bloße Projektdokumentation.Der Bericht zum Projekt und die notwendigentheoretisch- methodischen Hintergründe sind im ersten Abschnittdes Buches platziert und geben Auskunft über denVerlauf des Projekts und vor allem über den Verlauf der Diskurseim Projekt.Im zweiten Abschnitt sind dagegen zwei Grundsatzbeiträgeüber das Theater der Kinder als ästhetische Bildung undden Zusammenhang zwischen dem Theater mit Kindern unddem Theater für Kinder zusammengefasst, die den Hintergrundder Debatte über das Theaterspielen mit Kindern beleuchten.Im dritten Abschnitt befassen sich die Autorinnen vorallem mit strukturellen Überlegungen zum Theater mit Kindern.Ergänzt werden diese Reflexionen durch den Beitragüber das niederländische Modell einer Jugendtheaterschule.[...]“(Gerd Taube)Die Praxisberichte machen das Buch anregend für<strong>Spiel</strong>leiterInnen, programmatische Gedanken können immernützlich sein in der Diskussion um die „Ernsthaftigkeit“ des„<strong>Spiel</strong>ens“ in der Schule, weniger hilfreich sind Beiträge wieSchul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 46


Buch- Tippsdie Netzwerk-Analyse, wusste man doch schon vorher, dasses gut wäre, wenn die Einzelkämpfer in der Schule Zeit undBedürfnis fänden, mit anderen Kontakt aufzunehmen undImpulse auszutauschen. Im Beitrag freilich werden skurileDefinitionen gegeben, z.B. derart: „Strukturen entstehen alsein Netzwerk von Netzwerken.“(S.51)Aber wo Mut gemacht wird, sich zu modernen Formen despostdramatischen Theaters und der Performance vorzuwagen,erhält man wichtige Impulse.Karola Wenzel etwa stellt fest, dass Kinder, die man imAlltagsspiel beobachtet, weitaus mehr theatrale Formen beherrschen,als wir ihnen zutrauen, und zwar auf einer genausounterschätzten Bewusstseinsstufe. Und sie gelangt sozuihrer Hauptthese, dass Kinder „in ihren geselligen <strong>Spiel</strong>formender Vielfalt von ästhetischen Formen undVerfremdungsmöglichkeiten des modernen Theaters näher(sind) als der Pädagoge selbst“. Also gehe man in sich undstudiere oder glaube einfach den <strong>Spiel</strong>methoden der Kinder...Dierk RabienKinder spielen TheaterMethoden, <strong>Spiel</strong>weisen und Strukturmodelledes Theaters mit KindernHrsg. Gerd Taube, Schibri-Verlag Berlin 2007, 536 S.Sich eine Rolle ausdenken...Das für Amateure und Amateurtheater von Jacob Jenischverfasste Praxisbuch „Handbuch Amateurtheater“ enthält:„Theaterspielen für Amateure - mit oder ohne Text“, „Improvisation“,„sich eine Rolle ausdenken und sie dannSchritt für Schritt weiter entwickeln“.Der erfahrene Regisseur, Schauspieler und Theaterpädagoge,der bereits mit seinem Buch „Der Darsteller und das Darstellen“(1996)ein grundlegendes Werk zur Praxis und Pädagogikvorgelegt hat, gibt in seinem „Handbuch“ weiter Tippsund Tricks für den Umgang mit Texten und den Zusammenbaueiner Collage aus klassischen Szenen, Zeitungsmeldungenund Liedern. Das Kapitel über „Darstellertraining“ beschreibtmit vielen <strong>Spiel</strong>en und Übungen die genauen Vorgänge,zusätzlich sind dazu aber Filmtakes auf einer DVDabrufbar.Weitere Kapitel befassen sich mit dem mit einfachen Mittelnschnell auf- und abgebauten, veränderbaren Bühnenbild,der praktischen Einrichtung eines Probenraums und der richtigenZusammenstellung von Bühnenbeleuchtung.Im Anhang finden sich äußerst nützliche Adressen,Bibliografien, weiterführenden Links im Internet, Theoriezitateund ein Schlagwortregister. Fazit: ein ausgesprochenvielfältiges Buch für Anfänger und Fortgeschrittene, daszur Grundaustattung der Privat- wie Schulbibliothek gehörensollte.Hellmut FriedJakob JenischHandbuch des AmateurtheatersHenschel Verlag, Berlin/Leipzig 2005208 Seiten, zahlr. Abb., mit DVD, 24,80 €Praxis Schritt für SchrittDas „<strong>Spiel</strong>- und Arbeitsbuch Theater“ von Barbara Müllerund Helmut Schafhausen (hier ohne Abbild.) bietet eineumfassende Hilfestellung, wenn man privat, in der Schuleoder im Freizeitbereich die Sprache des Theaters kennenlernen und selber erproben will.Für jeden wichtigen Bereich des Theaters gibt es kurzeInformationstexte und <strong>Spiel</strong>angebote, die mit ausführlichenHinweisen Schritt für Schritt in die Praxis einführen: Manlernt die besondere Sprache des Theaters kennen: die Bedeutungder Körpersprache und die Gestaltung einer Rolle,einfache Theaterübungen und Pantomime, Arbeit mit Maskenoder Lichttechnik - alles lässt sich ohne großen Aufwandausprobieren.Es gibt situationsbezogene Hilfen für die Entwicklung voneigenen Szenen und Stücken sowie Hinweise für eine effektiveProbenarbeit und die Vorbereitung einer Aufführung -und ausführliche Hinweise für <strong>Spiel</strong>leiter, wie man am bestenunterstützt und anleitet. Im Kapitel „Ausflüge in dieGeschichte“ kann man das Theater verschiedener Epochenselber ausprobieren, dazu gibt es Anregungen für eigene<strong>Spiel</strong>projekte.Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 47


Buch- TippsIm Anhang finden sich wichtige Begriffserläuterungen, nützlicheAdressen und Literaturhinweise rund ums Theater. DasBuch lässt sich auch „querlesen“: Hinweise erleichtern dasAuffinden von passenden Hilfen in anderen Kapiteln. Sokann man die Kapitel nach eigenem Interesse selber zusammenstellen.Die Informationstexte dienen als Hintergrundfür die <strong>Spiel</strong>angebote - sie können vom <strong>Spiel</strong>leiter zur Vorbereitunggenutzt oder in der <strong>Spiel</strong>gruppe gemeinsam gelesenwerden.Hellmut FriedBarbara Müller, Helmut Schafhausen<strong>Spiel</strong>- und Arbeitsbuch Theater112 S., zahlr. Abb., Großformat DIN A4, 15,20 €Schöningh Schulbuchverlag, Paderborn 3. Aufl. 2005ISBN: 978-3-14-022344-799 TheaterspieleImmer wieder zeigt sich aus der Erfahrung, dass Kinderund Jugendliche für theatralische Impulse empfänglichsind und diese Form der spielerischen Arbeit schätzen.Das Buch „99 Theater-<strong>Spiel</strong>e - Übungen für die theaterpädagogischePraxis“, ebenfalls von Barbara Müller undHelmut Schafhausen (hier ohne Abbild.), lädt dazu ein, Theater-<strong>Spiel</strong>eunkompliziert und ohne Aufwand in den Alltagvon Schule, Jugendarbeit oder anderen Gelegenheiten einzubauenund zielgerichtet Fantasie und Kreativität der Mitwirkendenherauszufordern.Die in der Praxis mit großen Gruppen erprobten Übungenund <strong>Spiel</strong>e führen die Beteiligten ein Stück aus dem normalenSchulbetrieb heraus und in eine Theateratmosphäre hinein.Sie sind nach Schwerpunkten sortiert um eine sinnvolleZusammenstellung zu erleichtern, u.a. Einstieg und Aufwärmen,Wahrnehmen und Vertrauen gewinnen, Atem, Stimme,Sprache, Darstellen und Ausdruck und Improvisationen undSzenen.Die Schwerpunkte bauen aufeinander auf: Nach leichten Einstiegsspielenwerden einzelne Aspekte spielerisch trainiert,bis zum Schluss richtige Szenen gespielt werden. Auch innerhalbder einzelnen Kapitel steigern sich die <strong>Spiel</strong>e vonleicht bis anspruchsvoll. Diese Sammlung von <strong>Spiel</strong>en bildeteine Ergänzung zum Band „<strong>Spiel</strong>- und Arbeitsbuch Theater“(s.o.).Hellmut FriedBarbara Müller, Helmut Schafhausen99 Theater-<strong>Spiel</strong>eÜbungen für die theaterpädagogische PraxisSchöningh Schulbuchverlag, Paderborn 2005100 S., zahlr. Abb., Großformat DIN A4, 12,20 EURISBN: 978-3-14-022434-5Farbenlehre auf der BühneIna und Christian Seidels „Handbuch für Maskenbildner“ist zunächst gedacht als praktisches und anschauliches,mit zahlreichen Abbildungen illustrierendes Kompendiumfür die seit Oktober 2002 bundesweit gesetzlich festgelegteBerufsausbildung zur Maskenbildnerin/ zum Maskenbildner.Das Handbuch ist aber auch durch seine ausführliche bildreicheDarstellung der Grundlagen verwendbar für die Weiterbildungan Theatern sowie für das Laientheater. Es stelltdie speziell für diesen Beruf notwendigen theoretischen undpraktischen Grundlagen kompendienartig vor. Der Band enthältweiter einen kulturgeschichtlichen Abriss sowie einKapitel über Farbenlehre. Für den schulischen Gebrauch unddas Laientheater allgemein werden anschaulich Übungenmit zahlreichen Illustrationen erklärt, u.a. zu Aspekten desSchminkens, dreidimensionale Veränderungen und Masken,das Herstellen von künstlichen Haarteilen und historischesFrisieren.Hellmut FriedIna Siegel / Christian SiegelHandbuch für MaskenbildnerGrundlagen, Materialien, AnwendungenHenschel Verlag, Berlin 2004229 S., 22 farb., 156 s/w-Abb.; 24,90 €Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 48


Weiterbildung <strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong>Neue Weiterbildung „<strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong>“2008 soll ein neuer Durchgang mit Zertifikats- Möglichkeit in Hameln beginnenDie Weiterbildung „<strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong> für die Sekundarbereiche I und II“ der AKADEMIE DES AUGENBLICKS findetin Kooperation mit dem Theater in Hameln statt und ist vom Niedersächsischen Landesamt für Lehrerbildung undSchulentwicklung (NiLS) anerkannt.Die AKADEMIE DES AUGENBLICKS ist eine schöpferischeSchule für mediale, darstellende, visuelle und literarischeKünste mit dem Ziel, kreatives Handwerkszeug zu entwickelnund vorhandenes Wissen zu festigen. Die Ausbildungwird von Thomas Aye geleitet.Im Zentrum der praktisch orientierten Ausbildung am TheaterHameln stehen Methoden für das Theater mit Kindernund die Theaterarbeit mit Jugendlichen. Außerdem beschäftigenwir uns mit Fragen bezogen auf die Verwendbarkeitund den Nutzen von Theatermitteln im Fachunterricht.Es werden Grundlagen aus der “klassischen Schauspielpädagogik“,der Stückentwicklung und der Regiearbeit vorgestellt.Mit einem Wahlbereich, in dem experimentelleGrenzgänge zwischen Theater, Film und bildender Kunsterlaubt sind, schließt die Weiterbildung nach 1 1/2 Jahrenab.Zentral bleibt neben der Freude, die eigene Kreativität zuentdecken, die Anwendbarkeit des Erlernten in und für dieeigene Schulpraxis.Terminplan 2008/2009Wann Thema25. - 26.01. 2008 01. Grundlagen des<strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong>s29.02. - 01.03.08 02. Körper und Vertrauen28. - 29.03. 2008 03. <strong>Spiel</strong> und Improvisation11. - 12.04. 2008 04. Stückentwicklung mitKindern und Jugendlichen25. - 26.04. 2008 05. Rolle u. Figurenentwicklung23. - 24.05. 2008 06. Schauspielpädagogik 106. - 07.06. 2008 06. Schauspielpädagogik 2Sommerpause 200805. - 06.09. 2008 07. Regie 119. - 20.09. 2008 07. Regie 224. - 25.10. 2008 08. Dramaturgie und Textarbeit07. - 08.11. 2008 09. Theater im Fachunterricht 121. - 22.11. 2008 10. Theater im Fachunterricht 2200916. - 17.01. 2009 11. Wahlbereich 1: Theater und Film06. - 07.02. 2009 11. Wahlbereich 2: Theater und Kunst20. - 21.02. 2009 11. Wahlbereich 3: Theater, Technikund Organisation06. - 07.03. 2009 12. Projektarbeit 120. - 21.03. 2009 12. Projektarbeit 224. - 25.04. 2009 13. Auswertung 115. - 16.05. 2009 13. Auswertung 2Eine Befreiung vom Schulunterricht kann im Rahmen derWeiterbildung für drei Tage in Jahr beantragt werden.Thomas AyeThomas Aye studierte Schauspiel in Düsseldorf und Kulturpädagogikin Hildesheim. Danach war er zunächst zwei Jahreals Theaterfachmann an der IGS List in Hannover tätigund dann ein Jahr als leitender Theaterpädagoge des TheatersGörlitz.Thomas Aye bildet Schauspieler und Regisseure an der Filmschauspielschulein Berlin und in Franfurt an der Oder ausund produziert Stücke mit freien Gruppen in Zürich undMünchen.Außerdem ist er Mitglied der AKADEMIE DES AUGEN-BLICKS sowie bundesweit in der Aus- und Weiterbildungfür das Fach <strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong> tätig. Er unterrichtet regelmäßigals Gast in der Ausbildungsgruppe des NiLS unterder Leitung von Dierk Rabien, dessen Nachfolge er jetztaufnimmt.Sein Buch „Praxis Schauspiel“ ist 2007 in der 3. Auflage imSchibri-Verlag erschienen.Anmeldeschluss ist der 15. Januar 2008.Die Kursgebühr betragt insgesamt 1395 Euro.Sie ist zahlbar in drei Raten.Buchung einzelner Kurse ist nach Absprache möglich.Informationstreffenam 11. Januar 2008, 16 Uhr in HamelnAnmeldung und Fragen zum Ort bitte direkt an:Thomas Aye unter 030/ 680 877 91Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 49


Verbands-KastenAb 2008 für Mitglieder kostenlosBundesweite Zeitschrift tritt an die Stelle des bisherigen SchulTheaterInfo NiedersachsenDas „SchulTheaterInfo Niedersachsen“ erscheint mit diesemHeft zum letzten Mal. Es wird für alle Mitglieder des<strong>Fachverband</strong>s <strong>Schultheater</strong> - <strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong> Niedersachsene.V. durch die bundesweite Zeitschrift „<strong>Spiel</strong> undTheater“ ersetzt.Die von Karl-Heinz Wenzel (Bremen) und Günter Frenzel(Bayern) herausgegebene Zeitschrift berichtet jeweils auf50 Seiten über schulische Praxis, Fortbildung, Treffen undTagungen und stellt neue Fachbücher vor.Lieber Dierk,eigentlich steht Dir ja eine hochoffizielle Verabschiedungzu, aber.... nein, Du bleibst uns ja zumindest im <strong>Fachverband</strong>erhalten. Außerdem, das Wort “Abschied“ - es passtnicht! Aufbruch oder Neubeginn, das trifft es schon besser.Neugier auf viel Neues! Ich kann mich an ein Gesprächerinnern, welches wir auf einem unserer<strong>Schultheater</strong>treffen führten. Dabei wurde mir Deine Offenheitfür alles, was man irgendwie hinterfragen kann,seien es nun künstlerische oder auch einfach weltlicheDinge, besonders bewusst. Ich hoffe, dass das NiedersächsischeSchülertheatertreffen Dich noch oft als Gast sehenwird. Dann wohl allerdings ohne den obligatorischenFotoapparat und den Stift in der Tasche.Du und das INFO , das wird für mich wohl noch lange Zeituntrennbar verbunden sein. Zumal die VerbandzeitschriftDEIN “Kind“ ist. Eine Einheit kann man eben nicht auseinanderreißen,und deshalb geht Ihr nun beide – Du unddas INFO! Wer sollte da auch einsteigen; Nachwuchsredakteuresind leider Mangelware und Dein Engagementund Können hat unserer Zeitschrift das Gesicht gegeben;in allen Bundesländern bekannt und theaterfachlichgefragt. Dafür möchte ich Dir danken! Ich weiß,„<strong>Spiel</strong> und Theater“ wird dann ebenfalls halbjährlich kostenlosjedem Mitglied ins Haus flattern. Die Zeitschrift, derenMacher teils auch für die ausgezeichneten jährlichen Focus-Hefte zum <strong>Schultheater</strong> der Länder zuständig sind, wird vomDeutschen Theaterverlag Weinheim vertrieben. Die Beiträgedecken ein breites Spektrum von theaterpädagogischenAnsätzen ab und sind eine immer sehr ergiebige Lektüre.Einerseits kann damit unsere sporadisch eingefügte Rubrik„Über den Gartenzaun“ mit Informationen über alle Bundesländerviel besser bedient werden, andererseits geht dasForum für speziell niedersäschische Belange und Termineverloren. Das soll ersetzt werden durch eine ständig betreuteWebsite (schultheater-niedersachsen.de) und eventuelldurch eine Landes-Beilage in der Zeitschrift „<strong>Spiel</strong> und Theater“.Für diese wird die Radaktion noch gesucht.Das Redaktionsteam verabschiedet sich von seinen Lesernund hofft, dass der bundesweite Blick eine Bereicherung fürdie eigene Arbeit der Leserinnen und Leser in ihrer Theaterarbeitwird.Mit kollegialen GrüßenDierk Rabien und Norbert DödingKein Abschied – Du bleibst neugierig.........Info-Redakteur Dierk Rabien geht in den Ruhestandwie gerne Du Deine Kenntnisse an einen Nachfolger weitervermittelsthättest, und derjenige hätte davon sichernicht nur inhaltlich, sondern darüber hinaus hinsichtlichder professionellen Gestaltung der Verbandszeitschrift profitierenkönnen. Wie viel Frei- und Ferienzeit Du für denVerband und in die Arbeit für das INFO investiert hast, dasist wahrscheinlich gar nicht zu ermessen.Mir bleibt jetzt nur zu hoffen, dass der Funke Deinertheaterjournalistischen Fähigkeiten uns noch weiter trägt.Ich werde noch oft im INFO nachschlagen, sei es in Sachenfachliche Unterstützung für meinen Unterricht oder auchum kreative Impulse zu bekommen.Lieber Dirk, ich wünsche Dir eine rosarote Zukunft mit vielFreude an allen Dingen, die du immer aufschieben musstest.Das Theater wird sicher weiterhin eine große Rolle in DeinemLeben spielen; und das ist auch gut so!Alles Gute - und bleib uns verbunden!Im Namen des VorstandesSabine Peters<strong>Fachverband</strong> <strong>Schultheater</strong>-<strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong>Niedersachsen e.V.Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 50


Verbands- KastenZum (Un)RuhestandDierk Rabienund Norbert DödingEr hat´s geschafft, keine Korrekturen mehr, keine Gesamtkonferenzen.Aber nicht nur aus dem Schuldienst, sondernauch vom Info des <strong>Fachverband</strong>es verabschiedet sich DierkRabien, dem ich bei der Arbeit an den Infos hin und wiederzur Seite stehen durfte, der mit seiner Energie, seinem Fachwissenund seiner freundschaftlichen Art mir ein wichtigerLehrmeister war und dem ich nun die Zeit wünsche für alldie „Dinge“, zu denen er bisher nicht kam.Es wäre ein Leichtes, aus seinem Theaterwissenshaftler-, Dramaturgen- und Lehrerleben zu berichten. Sicherlich wär´sinteressant zu erfahren, dass er an der Oper während seines Studiums auch als Statist immerhin mit Fischer-Dieskau in„Macbeth“ auf der Bühne stand oder unter Karajans Stabführung rhythmische Schritte als „Troubadour“-Soldat machendurfte, wo John Cranco ihn und andere Statisten im „Feuervogel“ als Hintergrundstaffage einmarschieren ließ, oder er diewechselnden Gasttenöre in Wieland Wagners „Aida“-Inszenierung bewachen durfte. Grundsteinlegungen für seine Liebezur Oper, die aber zuvor auch schon seine kunstsinnigen und verständnisvollen Eltern in ihm geweckt hatten. Er entstammteinem Traditionshaus in Potsdam, das handwerklich-künstlerisch den Gaumen des Hohenzollernkreises und vieler BühnenundFilmstars verwöhnte und noch immer verwöhnen kann. Und so könnte es weitergehen mit vielerlei Erlebnissen undErkenntnissen aus einer historisch bewegten Zeit bis hin zur Tätigkeit im Albert-Einstein-Gymnasium in Hameln.Geht´s aber nicht.Kunstfluch oder Rabien geht.Eine nicht gespielte Szene, die sie immer bleiben wird, auch wenn man sie spielt.Jede Aufführung ist eine Nicht-Aufführung, es nicht aufzuführen, wäre allerdings ein Kunstfluch. So ist das Leben.PERSONEN:RABIENRABIENECHOR DER BRÜDEREINE JUNGE DAMELEHRERKEINENEINSTEINSCHULLEITERSCHAUSPIELERINMASKENBILDNERINFIGUREN EINES KOLLEGIUMS IMZUSCHAUERRAUMKAISERFIGUREin Raum mit leeren Schultischen.Fahles Licht. Im Zuschauerraum einschmatzendes und trinkend-gurgelndesKOLLEGIUM. Der SCHULLEITERfotografiert. Blitzlichter.RABIEN trägt die Tische heraus, erkommt mit einem Cafétischchen zurück,stellt einen Stuhl dazu und setztsich. EINE JUNGE DAME im Stil derJahrhundertwende serviert ihm einStück Torte und einen Baumkuchen.RABIEN isst von der Torte. Musik erklingt.Das KOLLEGIUM dreht sichzur Musik, aber es sieht aus, als wändensie sich.Im Hintergrund der Bühne sieht mannun auf einer die gesamte Fläche füllendenLeinwand ein Segelboot übereinen großen See gleiten.Davor ein Mann, der sich eine Kaiseruniformüberzieht. Im Hintergrund formiertsich seitlich der COR DER BRÜ-DER.LEHRER kommt auf die Bühne.RABIEN bemerkt ihn.LEHRER: Na!RABIEN: Na und!LEHRER: Wieso na und?RABIEN: Naja.LEHRER: Naja, na ja. Du hättest dochwenigstens was von dir erzählen können.RABIEN: Ach ja.LEHRER: JaCHOR DER BRÜDER: Jaaah.RABIEN: Interessiert doch keinen.LEHRER: Was? Er ruft KEINEN! KEI-NEN kommt. Da ist er.RABIEN: Wer?CHOR DER BRÜDER: KEINEN.KEINEN: Mich interessiert, welchenSatz Sie in der Verfilmung von CharlesDyers Schwulenkomödie „Unter derTreppe“(„Staircase“) mit Burton undHarrison gesprochen haben. Und obSie bei „Help“ auch etwas gesagt haben.RABIEN: Ich hatte eigentlich noch nieviel zu sagen.CHOR DER BRÜDER: Er sagt, was erdenkt, und er meint es auch so.KEINEN: Warum sind Sie nicht zumTheater gegangen?Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 51RABIEN: Ich bin vom Theater gegangen.CHOR DER BRÜDER: Wilhelmshaven,Braunschweig, Hameln, Einstein,Weberstraße. Wärst du Narr doch inder Stub geblieben, hätt´st du´s mitdem Teig getrieben.RABIEN: Wen interessiert das schon?LEHRER: KEINEN hat´s interessiertKEINEN: Sie hätten auch Bäcker oderKonditor werden können?RABIEN: Schick ihn raus.LEHRER: Wen?RABIEN: KEINEN! Lehrer schiebtKEINEN raus.CHOR DER BRÜDER: Er hätte auchSänger werden können! Sie kringelnsich vor Lachen.LEHRER aus dem Off: Tortensänger.RABIEN: Jetzt hör aber auf.CHOR DER BRÜDER: Kaffeepause.Potsdam am Nauener Tor. KaiserlicheResidenzstadt. Hohenzollernprinzengarde.Exzellenzen, Adjutanten. Tortentanten.RABIEN: Nach ein paar Törtchen obensah man sie aufs Örtchen toben.CHOR DER BRÜDER: Tradition. Tradition.Wer weiß das schon?Raffinierte Torten, feine Pralinen, Trüffel,Schwedencharlotte,Graf Waldersee-TorteSanssouci-Torte.Am historischen Orte.


Verbands- KastenRABIEN setzt sich einen Borsalino-Hutauf, er pfeift das Lied „Nimm mich mitKapitän auf die Reise“, erhebt sich,geht mit dem Baumkuchen durch denRaum, das Lied verstummt, er wendetsich zur KAISERFIGUR, geht zu ihrund überreicht ihr ehrerbietig denBaumkuchen und setzt sich wieder anseinen Platz. Es erklingt der Marsch„Alte Kameraden“.KAISERFIGUR isst von dem Baumkuchen,er neigt sich etwas vor in RichtungRABIEN: Sehr zu empfehlen! Einzigartig!Kaiserfigur geht ab.LEHRER kommt zurück.LEHRER: Was machst du denn hiernoch?RABIEN: Was machst du denn hiernoch?LEHRER: Ich mach dir jetzt ´ne Szene!RABIEN: Probier mal!LEHRER probiert den Satz in verschiedenenVariationen aus, am Ende ganzruhig gesprochen; RABIEN reagiertjedes Mal gestisch: Du kannst jetztgehen...RABIEN: Warum gerade jetzt?LEHRER: Du hast noch zu tun. DieseSzene muss noch überarbeitet werden.RABIEN: Bin ich Dramaturg?LEHRER: Bist du.RABIEN: Bin ich? - War ich.CHOR DER BRÜDER: Wilhelmshaven,Braunschweig, Hameln, Einstein,Weberstraße. Wärst du Narr doch inder Stub geblieben, hätt´st du´s mitdem Teig getrieben.LEHRER: Sag mal: „Ich bin Dramaturg“:RABIEN: Ich bin Dramaturg.LEHRER: Na also, geht doch.RABIEN: Was?LEHRER: Nicht was, sondern wer? Undzwar dein eigener.RABIEN: Zu welchem Zweck?LEHRER: Es ist zwecklos.RABIEN: Das macht Sinn.LEHRER: Ach ja.RABIEN: Ja.LEHRER: Ach.RABIEN: Ach – ja ja.LEHRER: Ach.RABIEN: Ja, ach.LEHRER: Ach ja.RABIEN: Lazzo.LEHRER: Wiezo?RABIEN: Nur zu.LEHRER: Burzu.RABIEN: Buffo.LEHRER:Buffolabill.RABIEN: Herr Ober, die Rechnung.LEHRER: Die Zeche zahlt der Vorletzte.RABIEN: Das ist ja das Letzte.LEHRER: Na, dann Schluss.LEHRER geht ab.Im Hintergrund läuft eine SCHAU-SPIELERIN schreiend über die Bühne,ihr folgt eine MASKENBILDNE-RIN. Sie hält die SCHAUSPIELERINfest und führt sie zum Stuhl, RABIENsteht auf, die SCHAUSPIELERIN wirdhingesetzt. Die MASKENBILDNERINfärbt ihr Gesicht schwarz.SCHAUSPIELERIN: Das habe ich Ihnenzu verdanken. Ich hätte auf meineEltern hören und zur Sparkasse gehensollen. Jetzt soll ich Othello spielen.Verwandlungskunst. In Othello stecktdas Weib, sagt der Regisseur, schlechthin,sagt er. Habe ich dafür DS belegt?RABIEN: Vielleicht wär´s ohne DS auchschief gegangen.SCHAUSPIELERIN: Wie?RABIEN: Bitte!SCHAUSPIELERIN: Wie bitte?RABIEN: Wischen Sie sich doch dieFarbe vom Gesicht und spielen Sie dieRolle schwarz.SCHAUSPIELERIN: Ohne Bezahlung?RABIEN: Ohne schwarz.SCHJAUSPIELERIN: Wer ist Schwarz?RABIEN: Sie sind schwarz.LEHRER: Sie heißt nicht Schwarz.CHOR DER BRÜDER: Dann sehen wirschwarz.RABIEN: Lazzo!LEHRER: Sie heißt Lazzo?RABIEN winkt ab, hilft der SCHAU-SPIELERIN auf. Sie wischt sich dieFarbe aus dem Gesicht und verkörpertschließlich Othello, als er in DesdemonasZimmer eintritt. Sie legt ihrKostüm ab und verschwindet hinterdie Bühne.EINSTEIN tritt auf, LEHRER schautihm aus dem Hintergrund nach.EINSTEIN: Sie sollten sich jetzt in Bewegungsetzen. Fehlt Ihnen vielleichtdie Energie?CHOR DER BRÜDER: Ein in Bewegungbefindlicher Körper kommt zum Stillstand,sobald die Kraft, die ihn vorantreibt,nicht mehr in der für den Antrieberforderlichen Weise wirken kann.RABIEN: Das ist relativ. Die Antriebskraftist nicht nur gemindert.EINSTEIN: Was bewegt Sie dann?RABIEN: Nichts bewegt mich so wiemein Citroen.EINSTEIN: Was bewegt Sie - innerlich- sozusagen?RABIEN: Die Kraft der Erinnerung unddie Kraft der Vorausschau.EINSTEIN: Na!RABIEN: Na und!LEHRER: Wieso na und?RABIEN: Naja.LEHRER: Naja, na ja. Du könntest dochwenigstens was von dir erzählen. ErsterSchultag vielleicht.RABIEN: Ach ja.LEHRER: JaCHOR DER BRÜDER: Jaaah.EINSTEIN: Ja!RABIEN: Also gut. Meine Einschulung1948 in Potsdam verlief mit Hindernissen.Beim Eignungstest sollte ichsagen, was das denn für Dinge seien,die man mir zeigte. Es waren ein Geldschein,ein Kochtopf und noch derlei.Da ich annahm, der Prüfer sei nicht beiVerstand, fing ich an zu schreien undwurde nur gegen sein Gutachten eingeschult.Er hatte aber zu Recht vermutet,dass ich mit der Schule Schwierigkeitenhaben könnte. Denn nachdemmich meine Mutter am ersten Tag diewenigen hundert Meter hinbegleitethatte, kehrte ich am zweiten Tag wiederum. Dann muss ich mich aber an dieseInstitution gewöhnt haben, dennknapp wurde es erst in der Mittelstufemit einem blauen Brief, der aber ausreichte,um mich davon abzuhalten, längerals nötig die Schulbank zu drükken.EINSTEIN: Das kenne ich.RABIEN: Ach ja.CHOR DER BRÜDER: Jaaah.LEHRER: Nicht schon wieder.EINSTEIN: Haben Sie etwas Zeit.RABIEN: Relativ wenig.EINSTEIN: Ein bewegender Augenblick.RABIEN: Auch das ist relativ.EINSTEIN: Sie meinen, er bewegt sienicht. Ein Abschied ist doch ein neuerAntrieb in einen neuen Abschnitt.RABIEN: Vielleicht war der Weg zulang?EINSTEIN: Das ist relativ angesichtsIhrer Kraft – Ihrer Energie.RABIEN: Noch was?EINSTEIN: Was haben Sie vor?RABIEN: Ich singe.EINSTEIN: Ich geige.LEHRER: Nicht schon wieder.CHOR DER BRÜDER: Einstein musssich beruhigen. Er hat die Zeit tot geschlagen.RABIEN: Bitte, geigen Sie, wenn Siedem nicht widerstehen können, überwindenSie Ihre bisherige Zurückhaltung,nutzen Sie Ihre Energie. GeigenSie!EINSTEIN: Ich meinte es eher grundsätzlich.Ich gehe.RABIEN: Ich werde Sie nicht aufhalten.EINSTEIN: Das spart Energie.Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 52


Verbands- KastenEINSTEIN geht ab.Aus dem Zuschauerraum hat derSCHULLEITER bisher ekstatisch fotografiert.Er springt jetzt auf die Bühneund stellt sich vor RABIEN.SCHULLEITER: Sie sind noch hier.RABIEN: Ja.SCHULLEITER: Können Sie eine Stundevertreten?In diesem Moment tritt RABIENE ein.RABIEN: Ich wollte mir gerade die Füßevertreten.SCHULLEITER: Dann müsste Sie jemandvertreten.RABIEN: Wenn Sie das vertreten können.SCHULLEITER: Ich vertrete immerhindas Schulgesetz. Sie irritieren mich.RABIEN: Das kann ich vertreten.RABIENE: Ich gehe jetzt nach Hause.RABIEN: Ich wollt noch was singen.SCHULLEITER: Dann vertreten Sie dieMusikstunde.CHOR DER BRÜDER beginnt zu singen:Liebling, mein Herz lässt dich grüßen...RABIEN und RABIENE beginnen zutanzen, der SCHULLEITER beginnt zufotografieren, der LEHRER holt dieSCHAUSPIELERIN, färbt sich das Gesichtschwarz und ersticht sie. EinMoment Stille.CHOR der BRÜDER setzt wieder ein:In Potsdam mal konditorn geh´n, wärdet scheen, wär det scheen. ://RABIEN und RABIENE tanzen wieder,der SCHULLEITER beginnt erneut zufotografieren, der LEHRER hilft derSCHAUSPIELERIN auf, färbt sich erneutdas Gesicht, nun auch die Händeschwarz und ersticht sie erneut. EinMoment Stille.CHOR DER BRÜDER leise: So einTheater.RABIEN nimmt seine RABIENE an denBühnenrand: Abgesehen von Märchenaufführungenim Schlosstheaterim Neuen Palais in Potsdam ist meinerster noch immer lebendiger Eindruckein Besuch mit meiner Mutter in derKomischen Oper Berlin, wo es Orffs„Kluge“ gab (wohl in einer Felsenstein-Inszenierung). Ich muss um acht Jahrealt gewesen sein. Da ist wohl mit derFaszination Theater gleich auch die desMusiktheaters entstanden. Die Ausdruckskraftder singenden Stimmen, diegroßen Gefühle der dramatischen Geschichten,die Zauberhaftigkeit derBühnenbilder und Lichtstimmungenhaben mich so beeindruckt, dass ichmich regelmäßig in die Frauen verliebthabe und mir dabei vorstellte , du würdestes eines Tages sein, mich alsschwarz timbrierten Bassbariton oderschmelzenden Tenor bewundern.RABIEN beginnt den Vico Torriani –Schlager „Bravo, bravo – beinah wieCaruso“ zu singen. Der LEHRER erstichtsich selbst, der SCHULLEITERfotografiert sich selbst, der CHOR DERBRÜDER kringelt sich vor Lachen, dieSCHAUSPIELERIN schminkt sichschwarz und RABIENE zündet sicheine Zigarette an, sie nimmt einen tiefenZug, sie haucht eine blaue Dunstwolkezu RABIEN, dieser hört auf zusingen. Ein Moment der Stille. Die übrigen<strong>Spiel</strong>er bleiben im Freeze.RABIENE: Ich geh jetzt aber.RABIEN: Nimmst du mich mit?RABIENE: Ja – und nach einer Weilemein König.RABIEN: Ich singe zu Hause weiter.Sie wenden sich und gehen Hand inHand ab. Sie setzen ihr Gespräch imAbgehen fort.RABIENE: Ich muss noch korrigieren.RABIEN: Es ist noch Torte da.RABIENE: Du wolltest doch singen.RABIEN: Wenn du unbedingt korrigierenwillst.RABIENE: Wenn du singst.RABIEN: Also Kuchen.RABIENE: Also Kuchen. Und Kaffee.RABIEN: Wir könnten aber auch in dieProvence fahren.RABIENE: Wär auch toll....Auf der Leinwand im Hintergrundfährt das Segelboot in den Sonnenunterganghinein. Es ist ruhig. Leise setztMusik ein...(Norbert Döding)Nachwort:Lieber Norbert! Ich danke dir von Herzenfür diesen köstlich-kunstvollenNachfluch oder Abruf.Dafür, dass ich nichts mehr tun will -hätte ich als Redakteur gesagt -, nehmeich damit viel zu viel Raum ein. Aberweil du aus dem Anekdoten-Interviewein unkürzbares Stück gemacht hast,dürfen wir es als unspielbares Beispielnatürlich nicht ungedruckt lassen.Und außerdem: Im letzten Heft habenwir ja Narrenfreiheit, nicht wahr? Lazzo!- sagt DierkMitglieder-VersammlungLiebe Mitglieder,hiermit lade ich euch im Namen desgesamten Vorstands herzlich ein zurdiesjährigenMitgliederversammlungam 17. November 2007im „Pavillon“ am Raschplatz (ListerMeile 4) in Hannover.Beginn ist 11.00 Uhr. Das Kulturzentrum„Pavillon“ befindet sich in Hannoverunmittelbar hinter dem Bahnhofam Raschplatz (Richtung Raschplatz/ Lister Meile aus dem Bahnhofheraus). Wer trotzdem mit demAuto kommt, sollte versuchen, ineinem der beiden Parkhäuser hinterdem Bahnhof unterzukommen. Wirtreffen uns im Kuppelsaal (1. Stock)im „Pavillon“.Es wird einen Büchertisch geben mitneuerer Literatur zum Theater/Darstellenden<strong>Spiel</strong> und die Möglichkeit,Hefte aus der Reihe „Fokus<strong>Schultheater</strong>“ zum Mitgliederpreiszu erwerben. Im Anschluss an dieMitgliederversammlung findet fürdas Auswahlgremium des NSTT einerstes verbindliches Treffen statt.TAGESORDNUNG1.Begrüßung2.Bericht des Vorstandes, u. a.- Rückblick: <strong>Schultheater</strong> der Länder2007 in Wolfsburg- Ausblick: NSTT in Stade 2008:Planungsstand- Zukunft des <strong>Schultheater</strong>-INFO;Homepage3.Vorstellung und Diskussion: EPAfür <strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong>4.Wahl der Kassenprüfer/innenPAUSE / Kassenprüfung5.Kassenbericht / Entlastung desVorstandes6.Ehrenmitgliedschaften7.FVB-Workshop – Angebote undNachfragen8.VerschiedenesFür den Vorstand mit freundlichemGruß Dirk WilkeningWeitere Anträge bitte spätestenseine Woche vor der Mitgliederversammlungan die 1. Vorsitzende.Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 53


Verbands-KastenIn eigener Sache handeln Sie, wenn Sie unseren Verband stärken und sich Ihren besonderen Einsatz für das Darstellende<strong>Spiel</strong> in der Schule, sei es als Fach, als AG oder Unterrichtsmethode, erleichtern durch Tipps und Informationen.Das „Info“ ist ein Weg des Austauschs, den Sie unterstützen können, der andere Weg ist die Möglichkeit des Verbandvorstandes,mit Ihrer Unterstützung Forderungen und Situationen in der Öffentlichkeit und bei der Schulverwaltungbekannt und bewusst zu machen, damit es weiter und weiter aufwärts geht.Tun Sie sich etwas Gutes!Werden Sie Mitglied!<strong>Fachverband</strong> <strong>Schultheater</strong> - <strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong>Niedersachsen e.V.Konto Nr. 510 910 011 bei der Sparkasse Schaumburg BLZ 255 514 80Vorname, NameBeitrittserklärungPrivatanschriftStraßePLZ/ OrtTelefon Fax E-mailSchuleSchulanschriftStraßePLZ/ OrtTelefon Fax E-mailDer Jahresbeitrag wird auf der Mitgliederversammlung beschlossen und beträgt 36 Euro.Das halbjährlich erscheinende Info-Heft wird allen Mitgliedern kostenlos zugesandt.Hinweis: Die hier angegebenen Daten werden elektronisch gespeichert und für verbandsinterne Zwecke benutzt.Ich bin damit einverstanden / nicht einverstanden (Unzutreffendes bitte streichen), dass mein Name und meineAnschrift gelegentlich in einer Mitgliederliste den andern Empfängern des Info-Heftes mitgeteilt wird.Ort, DatumUnterschriftEinzugsermächtigungAn den <strong>Fachverband</strong> <strong>Schultheater</strong> - <strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong> Niedersachsen e.V.Den Jahresmitgliedsbeitrag bitte ich von meinem Konto bis auf Widerruf abzubuchen. Diese Einzugermächtigung erlischtautomatisch bei meinem Austritt aus dem <strong>Fachverband</strong>.Kontoinhaber:Vorname, NameKontonummerBLZKreditinstitutOrt,DatumUnterschriftBitte schicken Sie dieses Formular ausgefüllt an den Geschäftsführer des <strong>Fachverband</strong>s:Dirk Wilkening, Ritterstr. 23, 31737 Rinteln - Email: dirk_wilkening@web.deBitte kopieren - weiterreichen an Kolleginnen und Kollegenselbst eins ausfüllen - und absenden!Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 54


Veranstaltungs- TippsSchüler spielen Shakespeare – das ZDF filmt mitStart des bundesweiten Schüler- und JugendtheaterwettbewerbUnter dem Motto „Shakespeare – LIEBE MACHT TOT(D)rufen ZDFtheaterkanal, 3sat und die Berliner Festspiele Schulenund Jugendtheatergruppen in ganz Deutschland dazuauf, sich mit dem Leben und Werk des vielleicht bedeutendstenDramatikers aller Zeiten szenisch auseinander zu setzen.Die Schirmherrschaft für diesen Schüler- und Jugendtheaterwettbewerbshaben der Präsident der Kultusministerkonferenz2007, Prof. Dr. E. Jürgen Zöllner und der ZDF-Intendant Markus Schächter übernommen.Bei dem Wettbewerb sind Schulen und Jugendtheatergruppenin Deutschland aufgerufen, sich mit WilliamShakespeares Werken oder mit seinem Leben szenisch zubeschäftigen. Bewerbungen können bis zum 15. Januar 2008beim ZDFtheaterkanal eingereicht werden. Die fünf bestenInszenierungen werden zu einem Theaterfestival (17. bis 22.Mai 2008) nach Berlin eingeladen, vom ZDF aufgezeichnetund im ZDFtheaterkanal und in 3sat ausgestrahlt. Mitveranstaltersind die Berliner Festspiele/Theatertreffen derJugend. Unterstützt wird die Initiative von der Stiftung Lesenund der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste.Weitere Informationen und Bewerbungsmodalitäten unterwww.zdftheaterkanal.deSchul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 55


Veranstaltungs- TippshierAusschreibung SdL 2008(PDF-Datei)Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 56


Veranstaltungs- TippshierBewerbung SdL 2008(PDF-Datei)Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 57


Veranstaltungs- TippsSchul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 58


Veranstaltungs- TippsSchülertheater in ganz NiedersachsenZugucken oder mitspielen!2008 ist es wieder soweit!15 Regionaltreffen - 1 zentrales AbschlusstreffenAnmeldebogen links, Ausschreibung auf dem HeftrückenSchul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 59


Alle zwei Jahre wieder... Gruppen treffen, Ideen sehen, Erfahrungen austauschen!Anmeldebogen im HeftSchul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 60

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