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Download - Fachverband Schultheater - Darstellendes Spiel ...

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<strong>Schultheater</strong> der Länder 2007 in WolfsburgBewegungs-Übung + Textübung = Aufführung?Manchmal sind <strong>Spiel</strong>leiter und <strong>Spiel</strong>er schon ganz schönüberzeugt davon, dass für die Zuschauer spannend ist, wasfür sie in der Arbeit spannend war. Wenn man dann amEnde noch gesagt bekommt: „Du hast die Wahl!“, bleibtman etwas ratlos.Welche Wahl hatte man denn? Die Kette von Bewegungs-Übungen, Denkmalaufbauten und Sprech-Übungen für einegar kritische Darstellung der „De-Formation“ (so der Titel)des Menschen zu begreifen. Dann müsste einsichtig werden,wie aus illustrierend-grotesken Gesten als Begleitungzu einem verlangsamten und zerknautschten Sprechduktus(Packungsbeilage, Rezept u.a.) welche Deformation abgeleitetwerden soll. Wenn eine Pyramide von Mann über einemMädchen erbaut wird zum Text „ Ich werde dich heiraten!Keine Widerrede!“, hätte man schon gerne eine Verortung:wem geschieht wo warum dies? Sonst bleibt es eine formale<strong>Spiel</strong>erei.Du hast die Wahl!Na, mein Junge?! Wie alt bist Du? Jetzt gehörst du mir! Jenach Belieben werden 2-3 Eier... - Das Muster bleibt langeZeit dasselbe. Zunächst hören wir den kompletten Satz, dannwird er noch einmal zackig, kurvig, verzerrt gesprochen,gedoppelt durch entsprechende Bewegungen. DieSchülerInnen tragen schwarze Kleidung, Individualität istausgeblendet.Die Botschaft kommt an. Es sind Frage und Kritik an dieEltern, das Umfeld, die Gesellschaft: Wie geht Ihr mit unsum?! Wir wollen nicht oder nur sehr behutsam geformt werden,denn jede Formung trägt die Deformierung in sich.In schönen Bildern werden Klischees gezeigt: Frauen inLöwenmähne – Frauen als Löwinnen (?), Männer in Männer-Pose.- Aggression, Zorn, Eifersucht, Hass.- Angst, Trauer, Enttäuschung, Verlust, Depression- gut oder schlecht, ja oder nein, soll ich oder nicht?- sie war, sie ist. Wie wird sie sein?Du hast die Wahl! heißt es am Schluss.In der Diskussion zeigen die Schüler, dass sie in der Reflexionihrer Problematik deutlich reifer und überzeugender sindals es ihre Eigenproduktion vermuten lässt. Hier fehlte diewachsame Begleitung, die vielleicht aus Furcht vor einengender(?)Formation streckenweise einer De-Formation denWeg bereitete.Sibylle DordelSchleswig-Holstein: „De- Formation“Theater-AG des Emil-von-Behring-GymnasiumsGroßhansdorf<strong>Spiel</strong>leitung:Brigitte Menell, Alexej Kapis, Jerôme KliebischDie Intensität der Körperarbeit allerdings war (jedenfalls beiden Mädchen) eindrucksvoll, die Jungs taten sich schwerer,das Machogebaren gewalttätiger Rowdys zu zeigen, undgerade das müssen sie dann auch noch solistisch – einerhinter dem anderen.Gnadenlos absehbar waren viele Abläufe in dieser Bilderfolgeund verloren dadurch ihre anfänglich starke Wirkungdurch ungesteigerte Wiederholung. Schade.Dabei hat die Gruppe eine programmatische Absicht formuliertin ihrer schriftlichen Ankündigung: „Welchen Einflüssentrotzen wir auf unserem Weg? Zwischen Computerspiel,Auseinandersetzungen in Straßengangs und dem Anspruchauf „intellektuelles Niveau“ suchen wir – was?“ Dieses Wasaber - Selbstbestimmtheit vielleicht?- bleibt im Dunkel. Deformationbleibt rein formal die Auflösung von (oft schönund ausdrucksvoll gebildeten) Körperformationen.Dierk RabienAppell an die Jugend?Viele junge Menschen in schwarz gekleidet auf der Bühne.„Na, wie alt bist du?“ „Sie ist schon 16.“ „Und hat gerade alleihre Milchzähne verloren.“ „Sie tanzt schon, seit sie dreiJahre alt ist, Ballett.“ „Tschüss!“ Jemand nimmt die Handdes Mädchens und schüttelt sie hin und her. Die Jugendlichenwerden als perfekte Roboter dargestellt. Jeder schreibtihnen vor, was sie zu tun haben. Nichts dürfen sie selberentscheiden.Nächste Szene: Die Schauspieler stellen ein PC-<strong>Spiel</strong> darund fungieren als Figuren. Hier wird das aktuelle Thema„Jugend zu viel am PC“ aufgegriffen.Nächste Szene: “How to become a Gangster”. Junge Männerpöbeln sich an. Benutzen Schimpfwörter. Machen obszöneGesten. Ist die Jugend zu verdorben? Zu gewalttätig?„Nutze deine Chance!“, ist der Schlusssatz. In den Szenenformen die Schüler immer wieder mit ihren Körpern Figuren.Doch fragt sich der Zuschauer, was denn der Zusammenhangsei.Doch De- Formation ist ein Stück, das zum Nachdenken anregt.De- Formation ist meiner Meinung nach ein Appell andie Jugend: Nutze deine Chance! Mach was aus deinem Leben!Sitz nicht 24 Stunden am PC. Pöbel nicht grundlos aufden Straßen. Was willst du werden? Das, was man dir vorschreibt?Darauf verweist der Name des Stückes: Die Gesellschaftzwängt die Jugend in Stereo-Typen. Sie verändert dieJugend. Sie deformiert sie.Doch darauf kommt der Zuschauer erst nach längerem Nachdenken.Einzelne Szenen waren zu lang, blieben schwer verständlich,der Schluss des Stückes kam sehr überraschend.Schüler-Redakteurin Isabel Farnyin der Festivalzeitung „Sprungbrett“ (Auszüge)Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 30 11/2007 Seite 12

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