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Studien aus dem Gebiete der lettischen Archäologie, Ethnographie ...

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<strong>Studien</strong><strong>aus</strong><strong>dem</strong> <strong>Gebiete</strong><strong>der</strong> <strong>lettischen</strong> <strong>Archäologie</strong>,<strong>Ethnographie</strong>undMythologie.vonA. u. E. u. H. Bielenstein.(Separatabzug <strong>aus</strong><strong>dem</strong> Magazin <strong>der</strong> lettisch-litterärischen Gesellschaft.)Riga, 189S.In Kommission bei L. Hoerschelmann.


I n halt.Die alte Waldbienenzucht <strong>der</strong>Letten vonDr.A. Bielenstein,Pastor zu Doblen.Die nationalen Getränke <strong>der</strong> alten Letten (Bier, Meth, Nirlwasser)von Dr. A. Bielenstein, Pastor zu Doblen.Wie die alten Letten gefreit haben, geschil<strong>der</strong>t auf Grunddes Volksliedes und <strong>der</strong> Volkstradition von EmilBielenstein, Pastor zu Sahten.Die diewa deli (Gottessöhne) des <strong>lettischen</strong> Volksliedes.Vortrag, gehalten in Mitau den 12. December 1895 in<strong>der</strong> Jahressitzung <strong>der</strong> lettisch-litterarischen Gesellschaftvon Bielenstein, Pastor zu Ringen.Gedruckt auf Verfügung <strong>der</strong> lettisch-litterärischen Gesellschaft.Grosz-Autz, den 29. Juli 1896.I. SaKranowicz.bei Gedruckt I. F. SteffenhagenundSohn, Mitau.


Unserem theuern MütterchenErna Vielen st einin Liebe und Pietätgewidmet vonAugust, Emil und Hans Bielenstein.


Die alte Waldbienenzucht <strong>der</strong> Letten.vonDr. A. Bielenstein.Pastor zu Noblen.Dieser Versuch über die alte Waldbienen-Boibemelkung.zucht dn Letten, ebenso wie <strong>der</strong> dann folgende Artikel über dienationalen Getränke dci Letten sind beides kleine Stücke <strong>aus</strong>einem größeren Werk über das Holz-Zeitalter <strong>der</strong> Letten, welchesich gegenwärtig noch nicht habe abschließen und <strong>dem</strong> Druck übergebenkönnen. Diese beiden Stücke haben den Chamct« vonEzcursen und gieifen dämm nicht in den Kern <strong>der</strong> größe«n Arbeit,lassen sich ab« deshalb gcmde <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Ganzen füglich loslösenund haben in sich selbst ih« Abmndung. Die geson<strong>der</strong>te Veröffentlichungdieser beiden Stücke hat folgenden Zweck. Dielettisch-literarische Gesellschaft bietet mit diesem und mit denan<strong>der</strong>en in diesem Hefte gedruckten Arbeiten <strong>dem</strong> in diesem lah«1896 zu Riga tagenden archäologischen Congreß eine Probe ihr«Thätigkeit in dm Gienzen des ihr eigenen Forschungsgebietes:Sprache, Geschichte. Alterthüm« des <strong>lettischen</strong> Volkes. Sodannsollen diese Stücke den Fieundcn dn <strong>Archäologie</strong> und Cultur»geschichte überhaupt eine gewisse Andeutung geben von <strong>dem</strong>, wassie in meinem Werl über das Holz»Zeitalter zum Theil wenigstenszu erwarten haben. Es werden Materialien sein, die, wie ichwünsche, beitragen mögen zur Aufklärung von manchen ganzallgemeinen culturgefchichtlichcn Fragen. Was in den Län<strong>der</strong>nund bei den Völkern Westeuropas,!«»«n.XIX,die seit vielen Jahrhun<strong>der</strong>ten


2<strong>aus</strong> den primitiven Zuständen hemusgetteten und in ein «iches.materielles und geistiges Cultmlcben hineingekommen sind, meistganz verschwunden ist, findet sich bei <strong>dem</strong> Lettenvölkchen, welchesseitab gestanden hat, zum Theil wenigstens noch bis heute vor undbeiechtigt zu Schlüssen füi die Entwickelungsgeschichte <strong>der</strong> an<strong>der</strong>enBöller, da die menschliche Natur, die menschliche Bedürftigkeit,die menschliche Befähigung in d« Hauptsache überall die gleicheist. Endlich noch eins. Die hi« folgenden Artikel geben einePiobe davon, wie fmchtbcn das lettische Volkslied als Quellefüi archäologische Forschung sein kann. Die Zahl d« <strong>lettischen</strong>Volkslied« ist eine ungcheu« große. D« Obeilchin Kr.Lmonz hat c. 16000 gediuckte und c. 134000 ungedmcktelettische Volksliednchen — natürlich mit Einschluß dn Varianten— in seinen Händen und vncnbeitet dieselben in <strong>dem</strong> trefflich geordnetenWerk I^2t^jn äain2B, von welchem bis jetzt vier Lieferungenher<strong>aus</strong>gekommen sind. Der Inhalt dieser Volkslied«berühit und umfaßt das ganze Volksleben von d« Gebmt biszum Gmbe, betreffs all« Thätigkeiten und Albeiten, betteffsFreude und Leid, betteffs Sitte und Glaube. Dazu kommt, daßdiese Lied« <strong>dem</strong> kritischen Auge dessen, <strong>der</strong> das Volk und dieSprache kennt, den Stempel ihics junge««o<strong>der</strong> älteren, ja ihresmalt heidnischen Ursprungs mit groß« Deutlichkeit zeigen. Sofindet d« Foischei darin einen ganz außeiordentlich «ichen Stofffür die Erkenntniß d« <strong>lettischen</strong> Ethnogmphie und Aichäologie,d« allgemeinen Kunde und <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Psychologie des <strong>lettischen</strong>Volkes. Proben <strong>der</strong> Methode solch« Foischung w«den.meine ich, An<strong>der</strong>e anregen, diese Wege weit« zu verfolgen und<strong>dem</strong> Kreise dieser Wissenschaften zu dienen.Aus den Chroniken ist es bekannt, daß die Letten <strong>aus</strong> uraltenZeiten fleißige Iml«(bilebKöM, eigentlich Bienenpsteg«) gewesenfind. Es genüge, wenn ich den großen Streit (eeuteutio iu2FU2)zwischen den Letten von Guttue und den Rittern von Wendenum die geplün<strong>der</strong>ten Bienenbäume (mbvies 2pmü) <strong>aus</strong> <strong>dem</strong>lahl 1212 «wähne, von welchem Heinrich XVI, 3. <strong>aus</strong>führlich


erichtet. Derselbe ward Anlaß zu ein« ernsten V«schwömngd« Letten und Liven gegen die Deutschen, zu schweiem Abfallvom Chiistenthum und zu blutigen Kämpfen, und wii sehen, wiejene Bienenbäume ein gm weithvoll« Besitz <strong>der</strong> Lcmdes-Eingebomendamals waien. Aus an<strong>der</strong>n Quellen wissen wii, daßdn Olden in Pleußen einen umfangreichen und vortheilhaftenHandel mit Honig und Wachs getrieben hat, daß also auch die<strong>lettischen</strong> Pieußen sich mit Bienenpflege viel abgegeben haben.Ebenso wird uns dmch das alte lettische Volkslied bezeugt, wieschi und in welcher Alt dci Lette südlich und nöidlich von <strong>der</strong>Dünn die Bienen im Walde und im Garten geliebt und gepflegthat. Aber es ist selbstvelständlich . daß nm dci seßhafte Mannmit dn Bienenpstcge sich abgeben kann. Dn Nomade magwohl den Waldbienen den Honig <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> hohlen Baume nehmen,aber er bleibt nicht am Orte und die Bienenpflege ist ihm unmöglich.Der seßhafte Mann ist aber schon ein Ackerbauer unddas Bedürfniß des Brodes vom Acker hat ihm zur festen Sie»delung Anlaß und Nöthigung gegeben. Das Volkslied stellt nungnade so Ackerbau und Bienenzucht zusammen. tee ll2lni, Imin t2B leij2B,Xaill tee lruiäli öloliüi?Nuälim tl2lni, lueelim lei^2B,Litern liuiäri ölulmi. (4124).")d. i. Fül wen sind die Hügel, füi wen die Niednungen.Füi wen die schlanken Eichen?Füi den Roggenhalm die Hügel, fül den Gelstenhalm dieFürdie Bienen die schlanken Eichen.I)iw b»Z2ti leelij23leemu ilieetulebi, —LuäliB meezra 2z»2kleb2,Litit' Köln leräitL. (4228).Nie<strong>der</strong>ungen,*) Alle Lie<strong>der</strong>-Citate sind <strong>aus</strong> : A. Bielenstein. I.»t^. t»ut. «lseelm»«.3


4d. i. Zwei Reiche rühmten sich gegen einand«,Daß sie den kalten Winter «lmgen hätten, —D« Roggenhalm unt« d« Schneedecke,Das Bienchen im Heizen des Baumes.Dieses Liedchen ist eigentlich ein Räthsel und hat dann eineetwas andeie Form, insofern als in d« zweiten Hälfte desselbenstatt ruäli» und bite: <strong>der</strong> eine, und oti-8, d« andc« (<strong>der</strong>beiden Reichen) gesetzt ist, somit <strong>dem</strong> Rächenden übeilassen wirdzu finden, w« gemeint sein könnte. 01. A. Bielenstein 1000 lett.Räthsel ck 967.In späteim Zeiten scheint das Inteiesse des <strong>lettischen</strong> Voltessich mehi auf den Ackeibau gerichtet und von <strong>der</strong> Imkerei sichabgewandt zu haben und erst in <strong>der</strong> neuesten Zeit wird die alteLiebhaberei wied« lebendig. Vor Kurzem sind bei uns Imkervereinein den verschiedensten Gegenden «standen, die nun nachden neuesten Methoden Bienenhäuseichen sich anschaffen undrationell Honig producircn. Ist es doch kürzlich vorgekommen,daß lettische Bauerhofbesitz« nach Deutschland gereist sind, umz. V. mit Vettietein dci Eultmstaaten aller Welttheile einenCursus über Bimenpstege bei <strong>dem</strong>Pfarrer Weigand im Nassauischendurchzumachen. Das geschieht heute. Vor 700 Jahren war esan<strong>der</strong>s, und die Streiflicht«, die ich auf die Kulturgeschichte <strong>der</strong>Letten, auch in Hinsicht <strong>der</strong> Bienenstöcke fallen lassen möchte,stehen in engster Beziehung zu <strong>dem</strong>, was ich das Holz-Zeitalternannte und nenne.Ehe ich jedoch' auf das einzelne eingehe, muß ich bemerken,daß die uralte Methode, die Bienen in hohlen Waldbäumen zuhalten, noch bis in dieses Jahrhun<strong>der</strong>t in großem Umfang hereingereichthat und auch noch jetzt in waldreichen Gegendenz. B. in Nord-Kurland und bei den Hochlettm durch<strong>aus</strong> nochnicht verschwunden ist, obschon andrerseits in min<strong>der</strong> waldreichenund in cultivirteren Gegenden <strong>der</strong> Lette nicht einmal mehr «chtdie Worte versteht, die <strong>der</strong> alte Imker zur Bezeichnung seinerGegenstände, sein« Geiäthe. sein« Thätigkeit gebraucht hat. In


5diesen Gegenden ist die alte nationale Bienenzucht höchstens eineleise nachklingende Sage. In den Sitzungsberichten vom I. 1818<strong>der</strong> Kurl. Gesellsch. für Lit. und Kunst II 113 ff. ist eininteressant« Vortrag von Pastor loh. Georg Büttn« zu Schlehlüb« die Waldbienenzucht abgedruckt. Es wird die Frage dabehandelt, ob die Waldbienenzucht für den Forst, den Forstbesitz«,das Land wohlthätig od« nachtheilig sei und mit vielenGründen die Nützlichkeit deiselben bewiesen. Wir entnehmen <strong>aus</strong><strong>dem</strong> Voitiag als Thatsache. daß im zweiten Jahrzehnt uns«eslahihundeits die Bauern in Nold-Kmlcmd von ihien Heuendie Eilaubniß «baten und bekamen, Waldbäume für ihre Bienen<strong>aus</strong>zuhöhlen; daß zu diesem Zweck nicht allein Kiefern, son<strong>der</strong>nTannen u. s. w." sehr wohlauch „Erlen. Eichen, Espen, Linden,brauchbar waren;daß <strong>der</strong> Bau« <strong>dem</strong> Gutsherrn z. B. damalsin Schlehl für 10 <strong>aus</strong>gehöhlte Waldbienenbäume <strong>dem</strong> Herkommengemäß 20 A. Honig als jährliche Steu« brachte. Das GutSchlehk hat auf diese Art jährlich 90 L//.. d. i. 1800 6


6Auf manchen Gütern verboten die Besitz«, etwa um dieMitte des Jahrhun<strong>der</strong>ts und schon früh«. Waldbau«« füi dieBienen fern«hin <strong>aus</strong>zuhöhlen, gestatteten ab« wohl den Inhabernvon alten Vienenbllumen, diese abzusägen und heimzufühien.Das geschah <strong>aus</strong> veischiedenen Ursachen nicht immei, dann gabendie Gutsheuen die noch vorhandenen Bienenbäume ihren Busch»Wächtern zur Benutzung, und es ist nicht lange her, so hatteje<strong>der</strong> Buschwacht« unter Anzen bei Dondangen mehr od« wenig«Bienenbäume in sein« Nutznießung.Pastoi Fi. Vemewitz <strong>aus</strong> Nunnhusen theilt mir jetzt mit,daß et selbst noch 10 Waldbienenbäume besitze, ftüh« habe seineGemeinde T<strong>aus</strong>ende <strong>der</strong>gleichen gehabt.Ich knüpfe diesen Abschnitt an den Häuselbau <strong>der</strong> Letten.Im Volkslied wild auch d« Bienenstock nams, H<strong>aus</strong>, genannt.01. Lititei, meiti»2i,Nev?2,ij2A2 U2mu lee^t;121 lleewiliteb. uö»^elejiB62iÄ5f2i eeÜFÜt.d. i. Dem Bienchen, <strong>dem</strong> Mägdelein,Dllif man ein H<strong>aus</strong> nicht wehren;Beiden hat Gottchen gegönntIn ein fettiges einzuziehen.Ifetilelmn. e8 us«irtu82^2 tey?2 öluliuu;Xö xelmi»2 bunK2» ä2m,lfö l2ri»2 Btabuliti,M t 2ii2ieb2 mäulllilob2Lititei U2wu ä2M.d. i. Unversehens hieb ichDes Vaters Eicheab;Aus <strong>dem</strong> Wurzelstock mache ich eine Pauke,Aus <strong>dem</strong> Zweiglein ein Flötchen,Aus <strong>dem</strong> MittelklotzBereite ich <strong>dem</strong> Bienchen ein H<strong>aus</strong>.


Fragen wir, welch« Art dürften die ältesten Bienenstöcke beiden Letten gewesen sein, so unterliegt es keinem Zweifel, daßdas Volk sich an die Sitte d« Bienen angeschlossen hat, welchees in d« Nlltui voifand. Die wilden Bienen, welche in dengebirgigen Gegenden an<strong>der</strong>er Land« sich Felsspalten zum Einbauihi« Wachs» und Honigwaben suchen, fanden in unseren Wald»gebieten hohle Bäume dazu am tauglichsten, und <strong>der</strong> Menschfolgte sich« <strong>dem</strong> Vorbild, nahm solche Bienenbäume (<strong>der</strong> ChronistHeinrich nennt sie gerade 2lboreB apnui) in seinen Besitzund höhlte spät« lebendige Waldbäume selbst <strong>aus</strong>, um Wohn»statten seinen Bienenschwärmen daizubieten und anzuweisen.Viele Volkslied« deuten darauf und beweisen, daß das Gesagtenicht Hypothese, son<strong>der</strong>n Thatsache ist.Biun, linu, bet ueteitllebn,Ü2B ölula äübuwK;Litit' piu2 lelt2 lnöui21212k2i limfiuai.d. i. Ich weiß (es), ich weiß (es), ich w«d' (es) nicht sagen,Was in d« Höhlung des Eichbaums;Das Bienchen flicht eine goldeneKione (Bild füi das Wachs)Füi das jüngste Tchwesteichen (Füi das jüngste Bienchen),vr2Vfueel!2 äin' äelinilell F2l V^eutu l2uäaä2mi;uel2 ölolmuml2m bitītēm.d. i. Des Imleis zwei SöhnchenLaufen weinend am Windcmuf«;Die Windau tiügt einen Eichbaum foitMit all' den Bienchen.Kebnij, bitīte, vv^lm KrelluOliM leäeä2w2;?mtup2ti2iimlel'i(peläiBBim!l2tiauemf.2pl2leli -2pleäileeB)vlHiveueelln meelüä2M2.7


8d. i. Baue (wörtl. nähe), Bienchen, einen Stuhl von Wachs,Im Eichbaum siedelnd;Darauf wirst du selbst dich setzen.Den Imker bewirthend.Olölilii, 5loli»i,12^2 leel2 lelumuin»,!I'ell bitīte trĪB äeeui»2B;!fe^2rej» 2ptexet.d. i. O Eichbaum, (lieber) Eichbaum.Ueb« deine gewaltige Dicke!Drei Tag« läuft das Bienchen (wohl nicht vom Fliegen,vielleicht vom Kriechen gesagt), of. 890. 964, 1089;(Und) konnte nicht herumkommen.Obige Liednchen «den Wohl sich« von hohlen Bäumen,namentlich Eichen, die des Menschen Hand nicht <strong>aus</strong>gehöhlt hat.son<strong>der</strong>n d« Zahn <strong>der</strong> Zeit. Es ist bem«kensw«th , daß wireben, wie es scheint, <strong>aus</strong>schließlich hohle Eichen als Siedelstättend« Waldbienen «wähnt finden. Die an<strong>der</strong>en baltischen Waldbäumeeneichen nicht ein so hohes Alt« und weiden eben nichtvon selbst hohl, außer etwa die Linden, aber diese gerade weidenim Volkslied in dieser Beziehung nicht genannt, obschon sie inunseren Forsten nicht gefehlt haben.Im Volksliede weiden gnadeLinden schi oft erwähnt, ab« nm nicht in ein« Beziehung zuBienen.Neben dci Eiche ist die Kies« bei den Imlem beliebt, dieTanne wenig«, weil wegen ihi« zahlreichen Aeste die Aushöhlungdes Stammes schwierig« ist und weil, wenn ihr Kein zu faulenangefangen, sie leicht vom Sttnm umgeblochen wild. Uebiigensspricht dn Schlehlsche Bau« doch, sowohl von ämvm preeäeals auch von ämvm ezle. Diejenigen Tannen, welche von <strong>der</strong>sogenannten Weißfäule im Kein eigiiffen sind, nimmt d« Im!«zum Aushöhlen gern und nennt das faule Mail des Baumesiäl2, od« (N.Kml.), einen im Kein angefaultenBaum iäl2iuß, od« iämmleb, und das Anfaulen des Mmles


iärot. Dasselbe Wort, wie iäl2 in etwas gewandelt« Foimfinden wir zur Bezeichnung des schwarzen „Kornes" in denPferdezähnen, M«lr2.Gewöhnlich wild in einen und denselben Baum nm eineäl2^2 gehöhlt, zuweilen ab« auch zwei, ja sogar diei. V«nicht langer Zeit hat neben <strong>der</strong> heiligen Linde (l^veta leepa) beiAnzen noch eine Kies« mit zwei ä12^?28 gestanden, welche letzte«nun aber nicht mehi von Bienen, son<strong>der</strong>n von wilden Taubenbewohnt wurden.Man sagt, daß die Bienen für gewisse einzelne Bäume eineVorliebe haben und <strong>der</strong> erfahrene Imk« meint die Merkmalesolcher Bäume auch zu kennen, hält ab« seine Kenntniß geheim.Beim Dorfe Wirpen stand od« steht vielleicht noch eineTanne, auf welch« jeden Sommer bis drei Fangstöcke von denNachbain aufgezogen winden, und um den Besitz dieses einenBaumes ist viel gestntten woiden^ Ein Wiith wollte imSchlehlschen (od« Stendmschen?) Foist eine Tanne laufen, ab«unt« <strong>der</strong> Bedingung, daß sie im Walde stehen bliebe, damit «dort Fangstöcke aufziehen könne. D« Handel zeischlug sich, ab«d« Wiith wollte dennoch nicht angeben, welcher Baum es seiund wo er sich befinde.Die TlMgleit des Menschen beim Aushöhlen dn Waldbäumefüt Bienen bezeichnet dci Lette mit den Worten äet, äurt und2īrlt; äet heißt gewöhnlich setzen sel. ?l'H^


10d. i. Heute wai ich ftüh aufgestanden.Und höhlte (wöitl. machte) den dritten Eichbaum (zmBienmwohnung);Diei Bienen kamen heiangestogen,Tadeln mein Machweik;Da, Bienchen. (nehmt) Axt und Hohlbeil.Macht es selb«, wie gefällig.Macht es selber, wie gefällig.Nach eigenem Sinne.Das folgende Liedchen«zählt scheizhaft, wie das Bienchengestraft wird dafür, daß es die Splitttiglcit sein« neuen Beh<strong>aus</strong>unggetadelt hat:Hil K2ji»2B bitīt' leju?ee reiii2j2 üloli»';Kam t2M2ni uee2iu2j'


sllreeu, bitīte, lit rpmumuskee neäet2 öl«!i»2;IÜZ, w2li»2, äocl röiinukee nsleeleb» tewa äel».d. i. Fliege, Bienchen, statte« mit den FlügeleinZum nicht <strong>aus</strong>gehöhlten (d. i. sin dich nichtsnutzigen)Eichenbaum ;Geh, Mägdlein, gieb die HandDem nichtsnutzigen Fiei«.d. i.1/2 preeäite N2U2 äetu,Ü2W MlllÄlli lllUijll F2ll u. f. w.Die Fichte ist von mir zum Bienenstock <strong>aus</strong>gehöhlt.Deren Nadelspitzen roth geworden u. s. w. (2078).Deju preeäi, äeju e^li,Nemualīju öloli»'.llemu l2bu M2teB meitu,!isel2nälijn lll2illuNi»',d. i. Ich höhlte die Kief«, ich höhlte die Fichte,Ich achtete nicht auf die Eiche;Ich wählte d« Mutt« gute Tocht«.Ich achtete nicht auf die Schönheit. (2284)IrĪBlmrt bite riuki Bree


12Der an<strong>der</strong>e Terminus ist im Volkslied amt;cl. N 8ilclürn lil2 preeäi,N2tlltit vveeu uemäxeju;62u bitīte uöl2l!l'tiBUeä2i»2m l!2ji»2m.d. i. Ich höhlte (ich stach) eine Kief« im Hochwald <strong>aus</strong>.Die Runen zu kerben verstand ich nicht.Das Bienchen wird schon die Runen schreibenMit seinen Honigfüßehen.Das Vnb. ämt, wöitl. stechen, deutet auf eine and«e Altvon Werkzeug, als wie es die Axt, «ilni3, od« das Hohlbeil,K2i)liß, ist. Es scheint eine Alt Stechinstmment gewesen zu sein,welches ich aber nicht kenne; vielleicht ist es die vmäza, od«v?2tF2, ein 3 Fuß langes Stemmeisen, (die Länge winde ungefähr<strong>der</strong> Länge eines Bienenstockes entsprechen), womit in Ostlett«wnd die Vienenbäume gehöhlt woiden sind. Dieses Instrumenthat einen hölzernen Stiel gehabt, das eiserne Ende mutz alsoein Tchaftloch gehabt haben und «inn«t mich unwillkürlich andie in den Heidengräbern auch bei uns aufgefundenen sogenanntenCelle. Eine kriegerische Waffe scheint <strong>der</strong> Celt nicht gewesenzu sein, ein Wnkzeug zm Bearbeitung des Erdbodens wohlauch nicht. Wenn <strong>der</strong> Celt ein Werkzeug <strong>der</strong> Bienenzüchter gewesenwäre, sowürde « ein interessantes Licht auf die Kulturstufeund Lebensweise <strong>der</strong> Celtbesitz« in den Gräbern weifen.Diese wä«n Bienen züchtende Waldbewohn« gewesen, ohnegioßen Ackeibau. Auß« dci Lanze hätte man ihnen das W«k»zeug zui Bienenstock-Beieitung in's Grab und in's Jenseitsmitgegeben. In d« Steinzeit haben die Völk« Europas Cellevon Stein gehabt; dann wmden sie von Bronce. zuletzt vonEisen geschmiedet. Manche von ihnen haben eine rundlichgebogene Schneide gehabt, sind also Hohlmeißel gewesen,gerade geeignet, um cylin<strong>der</strong>artige Räume zu höhlen. Sindsolche Celle, die oben genannten zur Beaibeitungvon Bienenstöcken angewandt, so muß nothwendig die Becn»


eitung, wie es scheint, nicht von d« Seite des Baumes,son<strong>der</strong>n von <strong>dem</strong> abgehauenen Ende desselben begonnen und<strong>aus</strong>gefühlt sein, es sei denn, daß die in ftüh«« Zeiteinen gekiümmtm Stiel gehabt hat, wie man deigleichen beiWo dieses <strong>der</strong>den Celten in manchen Fällen nachgewiesen hat.Fall wai, hat d« Hohlmeißel als Hohlbeil, lmpliß, gedient.Ich wage nicht zu behaupten, daß das lettische Woit K2ltß,Meißel, etymologisch mit <strong>dem</strong> Woit Celt, tat. eeltw identischsei. Mil sind die etwaigen Mittelglied« nicht zm Hand. Dien2äZ2 kommt auch ganz von Eisen in Ostlettland vordann als Brechstange.13und dientEin Volkslied legt Zeugniß dafür ab, daß <strong>der</strong> von Menschen«Hand gehöhlte Baum zuweilen mit einem Bande und zwar auchmit einem eisernen Bande umgeben woiden ist, um ihn davorzu behüten, daß er nicht Platze, od« Risse bekomme, wie <strong>der</strong>»gleichen auch bei cylin<strong>der</strong>fönnigen, <strong>aus</strong> einem Baumklotz gehöhltmGefäßen zu <strong>dem</strong>selben Zwecke, voilommt. Ein Imk« lockt denBienenschwarm in den Baum, den « gehöhlt hat, in<strong>dem</strong> « ihnals eine sichere Beh<strong>aus</strong>ung preist, die von einem eisernen, wieSilber glänzenden Bande zusammengehalten werde:skreen bitīte, Kur lkreeä2w2,Bllieen in2u3, ämv^ite;N2u' äl2wite älellem K2lt2sicll2bi»2 Mt' aivjolm. (Lubahn).d. i. Fliege, Bienchen, wohin du fliegen magst,Flieg in meinen Bienenbaum;Mein Bienenbaum ist mit EisenMit silbernem Gürtel umgürtet.umschmiedet.Es wäre nicht gerade ganz unmöglich, daß das Eisen in<strong>dem</strong> Liede, ebenso wie in je<strong>dem</strong> Fall das Silber, eine beliebtepoetische Ucbertreibung wäie, und d« Mann vielleicht gennichtscmdeis um den gehöhlten Baumstamm gelegt hat, als ein ein»faches stailes Haselnußband. welches « oben, in d« Höhe schwe-


14bend. leichter handhaben konnte, als das schwer anzupassendeund anzufügende Eisenband.Noch ein Wort üb« das Liedchen von p. 12.Auf die Bedeutung des mlMt, welches hier vielleicht nichtblos eine Ausschmückung, son<strong>der</strong>n die Zugabe ein« Eigenthumsmarkebezeichnen könnte, komme ich noch unten.Den Nominativ zu <strong>dem</strong> Accusativ äom zu bestimmen, machtSchwieligkeiten. Wenn nicht ein Velsehen des «sten Aufzeichnersvoiliegt, so müßte <strong>der</strong> Nom. äc>l2 (fern.) od« äors (masc.)lauten. Die <strong>lettischen</strong> Wöltelbüch« ab« geben nui äore, Dem.äürite (fern.) und äoriB (masc.) an. In Mittel-Kuiland kenntSei <strong>dem</strong>das Volk dieses Woit und seine Foimvarietäten nicht.nun, wie ihm wolle, das Woit bedeutet einen von Nattn hohlenWaldbaum, in welchem Bienen sich ansiedeln können, und aucheinen zui Bienenbeh<strong>aus</strong>ung von Menschenhand <strong>aus</strong>gehöhlten Waldbaumund scheint mii nm eine Nebenform von <strong>dem</strong> gleichbedeutendenär2i


d. i. Fliege, Bienchen, schlage das FlügeleinBei <strong>dem</strong> mächtigen Eichbaum;Wecke den Meistn dn BienenbäumeAus <strong>dem</strong> (zu langen) Mittagsschlummn.15Als ein Beispiel für den Geblauch von äl2^2 fühle ichdas folgende Liedchen an:U2llB te??i»iB älNvvu c1212,L 82ilueln l2un2älinu;„le^v, meiti»2, t2ül2wi»2?2l 12UU232 neluiumu."d. i. Mein Väterchen höhlt einen Bienenbaum.Ich brachte ihm die Mahlzeit hin;„Dein sei <strong>der</strong> Bienenbaum,Daß du die Mahlzeit hergebracht."Wenn im obigen Liede die ür2W2 vom Menschen erst gemachtwird, so könnte im folgenden die ämw2 dn von dn Natuiselbst gehöhlte Bienenbaum sein, welcher <strong>aus</strong> irgend einem Gmndeim Hochwald abgehauen o<strong>der</strong> abgebrochen ist.Xnr, bitīte äl2wu t2W2?2elmi li!i»ä!d. i. Bienchen, wo ist dein Baum?Stümpfe allein stehen im Wald!Dn Gedanke dient als Gleichniß füi die Vneinsamung desH<strong>aus</strong>es nach Vnheiiathung dn Töchtn:lim M2IUM2 meit2B t2W2B?Hlelli ilmbk!d. i. Müttnchen, wo sind deine Töchtn?Lene Stühle stehen in dn Stube!


16Dn dritte terminus zm Bezeichnung des Aushöhlcns <strong>der</strong>Bienenbäume, 2irlt (hauen), was mit <strong>dem</strong> ll2pÜB geschah, kommtim Volksliede nm selten voi.01. Hur tu ccli bAelin',V21t28 K2j2B 2uä2wees?Leleb', w2li»', lili»2,Lititem äörn «irlt.d. i. Wo wiist du hingehen, Blüdeichen,Saubn die Füße zum Gange kleidend?In den Wald, Schwesterchen, weide ichgehen.Den Bienlein einen Baum zu höhlen (eig. zu hauen).Als die Bienen mit ihiem Honig und Wachs im Wnthemehi und mehi stiegen, als die Zahl <strong>der</strong> von Natur hohlenBäume zu klein und die Mühe, die Baume in gewisser Höhe nst<strong>aus</strong>zuhöhlen, zu groß nschien, und als die Gutsherren ihren Foistden Imknn mehr und mehr verschlossen, mußte <strong>der</strong> Lette daiaufverfallen, Klötze an dn Eide in bequem« Lage zm Bienen»Wohnung einzulichten und dieselben an Bäumen empoizuziehen,in den Aesten zu befestigen, die Bienenschwärme da zu fangenund von dort den süßen Ertrag sein« Zeit heiabzuholen. Diesesist die zweite Stufe in dci EntWickelung lett. Bienenpflege.Die <strong>aus</strong>gehöhlten Baumklötze nun, welche auf die Wald»bäume hinaufgezogen wurden, führten od« führen den specifischenNamen »ivele, o<strong>der</strong> 2,uie, fern., o<strong>der</strong> 2uliB, local 2ur's (Anzen)litt, it^il?», m."). Ulmarms Lex. giebt an, daß diese Art vonBienenstöcken von Borke gemacht sei und zum Einfangen vonBienenschwärmen diene, die freiwillig in den lockenden Ort hin-») In Äalzenllu feheint »uli» nicht allein dm Bienenstock, fon<strong>der</strong>nauch den fliegenden Bienenschwarm zu bezeichnen, ganz wie auch Nrözi»lilku, Hnlwllm, im Galopp, »niÄw, flüchtig.


eingingen. Das ist allerdings wohl lichtig (cl. unten), ab« die»selben sieht man noch heute auch in dciKlotzform an dm Bäumenhängend (cl. litt. 2uliB iueäiuiB, ein17hölzeinei Bienenstock),und msplünglich haben diese Stöcke gewiß nicht blos zum Ein»fangen gedient. Die Wurzel des Wortes sehen wir im russischenMe 2(Bienenstock) wie<strong>der</strong>. Sehr mnkwmdig und ein Fingei»zeig fül die Richtigkeit mein« oben cwsgesplochenen historischenAuffassung und ein Beweis für das hohe Alt« unser« <strong>lettischen</strong>Volkslied« ist, daß diese Namen des Bienenstockes (2uliB u. s. w.)wenig od« gamicht im lett. Voltslied voilommen! Doit findenwii hauptsächlich od« <strong>aus</strong>schließlich die Ausdmcke äI2W2 undäöl2 (clöle) und fül die V«f«tig« dies« Bienenbeh<strong>aus</strong>ungäl2^eueelli'). Damit ist jene eiste Peiiode d« Bienenzuchtchcnakteiisieit.Pastoi Fi. K. v. Beuningen <strong>aus</strong> Schlehk schieibt mil: D«2NÜB wild an den Baum mit gedlehten Weidenzweigen angebunden.Die Tanne od« Kief«, an welch« d« lmlm befestigt ist,wiid 2u!(2) - e^le od« 2ui(2) - pieeäe genannt. Seine Längebetmgt gewöhnlich 5 Fuß. d« Dmchmessei des ganzen Klotzesmißt wenigstens 12 Zoll; die Höhlung im Lichten mißtwenigstens 7 Zoll, höchstens 13 Zoll. Die inn«e Höh»lung nennt d« Schlehtsche Bienenzucht« äl2^2. im Unteischiedvonär2N2 (mit kurz« Stammsilbe), wie d« lebendige gehöhlteWllldbaum heißt. Als Dach wild <strong>dem</strong> 2uli3 Niileniinde.(t2liß), od« Tanneniinde aufgelegt, um den Stock voi <strong>dem</strong>Eindmng des Regens zu schützen, ganz so, wie auf <strong>dem</strong> abge»kappten Wllldbaum, in welchem die ämnn sich befindet. Inneun« Zeit dient auch ein Biettchen dazu. Die Oeffnung des2UÜB (wie die dci äl2w2 im lebendigen Baum) ist duich zwei«chtwinllige, längliche, dicke gezimmnte Biettei geschlossen,vl2ulni genannt. Am Rande <strong>der</strong>selben sind die Eingangslöchndnßienen, Mi» (cl. eimu, BHn, eet, gehen). Die Mukti weiden») Zu arl.^u«ek»vergl. KurpueeK», Schuh m » eh e r, poäuseK», Töpfer ,Topf mach er.Magazin, XIX, 4.


18duich schräg eingesteckte Pfiöckchen am Hn<strong>aus</strong>fallen gehin<strong>der</strong>t. Vorden beiden pilmkti hängt ein biettaitign Schutz, odn«2lue, üb« den p>2nkti angepflockt und kann an <strong>dem</strong> Pflockseitwcnts gedleht und gehoben wnden, damit man an dieplauktiankommen und dieselben hemusnehmen könne, (cl. unten einMehi«es hiembei). In Schlehk giebt es auch auli von Tannenlindeallein gefertigt, und diese werden von den Waldbienenfreiwillig bezogen. Das sind ab« nur Fangstöcke, die für dieZeit des eisten Sommeis dienen, im Wintei ab« füi dieBienen zu kalt sind und da <strong>aus</strong>geräumt werden müssen. ImOberlande wird ein solcher Fangstock von Tannenrinde pnlxeuiß,o<strong>der</strong> auch pn!li(n)ieu genannt.Zu <strong>der</strong> Benutzung bezw. Bepflegung d« 2uli und är2,v2Bhoch in od« an den Waldbäumen gehölt nun nothwendig ilgendeine Alt von Hilfsmittel, wie hinaufzukommen. Nur in seltenerenFällen hat dazu eine Alt von primitiv« Holztreppe gedient z. B.um Anzen sin Noidkurland) u. s.w. Hi« hat sich d«bölebueekB*), <strong>der</strong>Imker, zunächst mit einem jungen Tannenbaum geholfen, welchemer die Seitenäste auf '/2 Fuß Länge abgehauen. Diese ArtTreppe erinnert andie <strong>aus</strong> einer Stange mit quer durchgestecktenSprossen bestehende Dachtreppe, wie sie bei uns auf den Häusnnzu sehen ist und an denen man zum Schornstein empoisteigt.In Anzen heißt jene Tannenbaumtteppe lllk'B (cl. litt. BlenKu,sliulmu, 3linKti, kliechm?). Natmlich genügt diese Tieppe nui,wenn die är»vm od« d« 2uliB nicht fehl hoch sich befinden.Zum höheren Aufsteigen benutzt dci Im!« einen Sttick,äleiui», ülaini», (ja auch 22ini8?), äleui», od« äleuiß, mitwelchem n sich hinaufttitzt. Dn äleiuiß ist <strong>aus</strong> fünf fehl langen*) 01. bölewi-KoK», Waldbienenbaum. Ich uermuthe, daß diese Bezeichnung<strong>der</strong> Waldbienenbäume in Zusammenhang steht mit <strong>dem</strong> Namenfür die hornlose Kuh, baulen», sofern den Waldbienenbäumen <strong>der</strong> Wipfelgelappt wurde, was man uaNuKt nennt. Dann wäre <strong>der</strong> Imler insofernein bösobueeli«, als er seinem Bienenbaum den Wipfel „die Hörner" abhaut,01. böle, d»ule, Knüttel, Keule; <strong>der</strong> Bienenbaum wurde durch dasAbkappen geroiffermahen eine riesige Keule.


starken Schnüren geflochten und zwar flach. Die Schnüre dürfenkeine Knoten haben, denn <strong>der</strong> äleiniß muß glatt und leicht, ohneHin<strong>dem</strong>iß gleiten können. Seine Länge betrügt c. 80 Fuß od«gegen 11—12 Faden.Dci äleiuiB muß einen festen Punkt am Waldbaum üb« dci


20schcnf an, hebt dadurch das freie Ende des Hakens in die Höheund über den Ast herüber, und <strong>der</strong> ganze Halm mitsammt <strong>dem</strong>leeälejß und <strong>dem</strong> clleiniß muß auf den Erdboden herabfallen.Die Frage ist noch offen, wie denn d« Imk« mittelst desäleiuiB hinaufkommt. Ein in Anzen üblich« AusdmckK2pt, (hinlluMcttem in Oesen (Schlingen, Schleifen) eines Strickes,deutet daiauf, daß in <strong>dem</strong> einen Ende des äleiniB ein od«mehieie Oesen od« Schlingen sich befanden, in welchen d« Imkerstand und sich mit <strong>dem</strong> an<strong>der</strong>en Ende des äleiui» hinaufzog.Diese Methode wai füi den Imk« in veischieden« Hinsicht unbequem.Das Stehen bei <strong>der</strong> Arbeit oben war ermüdend, undwie od« wo sollte <strong>der</strong> Mann sein Geräth und Gefäß bei <strong>der</strong>Auffahrt o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Arbeit oben halten. Das allgemein«hiernach üblich Gewordene ist folgendes: Statt <strong>der</strong> Schlingen,«ilp2B, ist am äleiuiB ein Sitzblett (lelob.2lli2iB, leäeklis,


welches in dīci Anne <strong>aus</strong>läuft, dci eine Arm nach oben, diebeiden an<strong>der</strong>en am untern Ende des erstem nach rechts und linkshin. Die Länge jedes einzelnen dn unteren Arme beträgt c. 4",die Entfernung <strong>der</strong> Enden <strong>der</strong> beiden Arme beträgt c. 6".Dieses dreiarmige Holz, wmim, ist m all seinen diei Theileniöhienaitig duichbohit und die diei Röhren stehen bei <strong>dem</strong> Knotenpunktmit einan<strong>der</strong> m Verbindung. Der Stiick von <strong>dem</strong> einenEnde des Sitzblettes zu <strong>dem</strong> an<strong>der</strong>n hin ist durch die beiden unterenArme <strong>der</strong> ivälua hindmchgeleitct. Das Sitzblett hängt also gc»wisseimaßm m d« wklna, genau« m den beiden <strong>aus</strong>gebohrten,nach unten rechts und links hin gehenden Armen <strong>der</strong> w2>n2,und diese schwebt beim Aufstieg nahe am Kopfe, voi d« Stimdes Imkns, wählend d« Stiick von <strong>dem</strong> Sitzbiett zu <strong>dem</strong> einenNim und von <strong>dem</strong> andeicn Aim wied« zum Sitzbiett «chts undlinks vom Kopf voi d« Bmst des Mannes voibeigeht und <strong>dem</strong>voigebcugtm Manne eine Stütze giebt, daß ci nicht nach voineher<strong>aus</strong>falle. Die Arbeit <strong>der</strong> Anne ist durch den Stiick nichtgestölt und die Augen ebenso wenig, die unt« dci n2M2nach vomc sehen können. Was nun noch eine Hauptsache ist,d« äleiuiß ist inneihalb des obein Amies dn N2in2 mit <strong>dem</strong>Stiick zusammengebunden, an welchem das Sitzbiett hängt.Hat d« Imt« alle seine Requisiten an <strong>dem</strong> Sitzbiett befestigt,so zieht « sich und sein Sitzblett, mit beiden Händen andas ftei hängende Ende des äieiui3 gieifmd. in die Höhe, wobeid« äleiniß weiter und weiter über den rundlich geschnitztenmit denleeälejß hinübergleitet und <strong>der</strong> Mann unter UmständenFüßen von <strong>dem</strong> Baumstamm, <strong>dem</strong> er zu nahe kommt, sich fortstößt.Ist er oben angekommen, so wirft er mit beson<strong>der</strong>erKunst eine Schlinge des clleimß, damit n seine Hände fiei be»komme, um den Holzhaken, welcher nicht weit von <strong>dem</strong> Knotenpunktam obnen Arm dn n2IN2 sich befindet. Dn genannteHaken ist <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> einen Biitenklotz hn<strong>aus</strong>geschnitzt und nichtetwa ein eingeschlagen« Pflock, denn ei muß stall sein; el hatungcfähi dieselbeStälle, wie je<strong>der</strong> Arm <strong>der</strong> wmn2 20 cm.(16—Umfang). An diesem Haken hängt das Leben des Imkers.21


22In<strong>dem</strong> d« äleiuiß um den Haken hnumgeschlungcn wird, mußdie Schlinge des äleiniß durch das Gewicht des Imkers angezogenweiden. Geschähe das nicht, so winde d« Mann mit seinemSitz heiabgleitm und hembsimzen.Wmde ab« dci äleiuiß anden Haken zu fest geschlungen od« geknüpft weiden, so wa« d«Mann oben gefangen, und « könnte dm Knoten, den « milseinem Gewicht imm« fest« zieht, mit den eigenen Händen nichtmehi lösen.Soll die Aibeit an odn in d« ära>v2 beginnen, so mußzunächst die bei Seite geschoben weiden. Die istein Brett,etwa um 2" läng« und bieit« als die är2^2 (dn2UÜB hat in d« Regel bei Schlehl keine und hängt vor<strong>der</strong> durch die plaukti geschlossenen Oeffnung; sie dient zumSchütze des Bienenstocks gegen die Angriffe, sei es des Spechtes,sei es an<strong>der</strong>« Waldthie«, in fmh«m Zeiten wohl auch des Bä«n,als dies« Honigfteund noch in unsnen Wäl<strong>der</strong>n h<strong>aus</strong>te, und auchzum Schütze gegen die Wintnstüime. Dn Bär bei den Bienenlbt noch im Volksliede und im Volksräthsel.01. Kur leemu >2liB tup,IMIK»l2leFeliB (Rujen);d. i.: Wo im Wintn <strong>der</strong> Ben hockt.Ist im Sommn ein Knegslagn.Die Lösung ist: dn Bienenstock. („är2W2").Die wm und ist mit Knbschnitz«ci versehen, wasdn Lette mit „l2kllit" bezeichnet. In Schlehl scheint jetzt dieseKeibschnitzerei nur noch ein Schmuck in Linien, ltripkiu, zu sein,theils an dn W2ln2, theils auch an <strong>dem</strong> obern p>2uktB. AusAnzen «sah« ich den in ftüh«« Zeit gewiß allgemeinen Usus,auf die W21112 die H<strong>aus</strong>mcnke, die Maike des Besitzeis, <strong>der</strong>Familie, zu leiben.In manchen Lie<strong>der</strong>n wnd nicht gerade die son<strong>der</strong>ndci Bienenbaum selbst, das heißt die Bienenbeh<strong>aus</strong>ung in <strong>dem</strong>Wllldbaum. sei es unt« <strong>dem</strong> Namen <strong>der</strong> äej»li»2, sei es unt«den, dci äöm (är2>v2), als die mit Kelbschnitznei geschmückte,genannt.


01. Hi, l2utini, uellueijeet,Ü2 lU2N Klij2B 2pbluKulob2!' ;Lit' lükiit lili»2Kl2n' l2kltit' äejali» (Lennewarden).d. i. Ei, Leutchen, lachet nicht.Daß meine Fußbekleidungzenissm;Geht um im Hochwald zu beschauenDen von mii gekelbtm Bienenbaum.D« Mann hat steh die Fußbekleidung beschädigt, wählend« sich am äleiuiB auf den hohen Baum hinaufzog und dabeimit seinen Füßen nachhalf.Ve12k2,8 äl2>veueekBIlraKltitu äölu äej' (Lennewcnden).d. i. Bitteilich weinten die BienenUeb« den alten Imk«;D« alte Imk« hatteMit Keiben gezielt.den BienenbaumDas Liebchen ist unvollständig, weil es die Thmnen <strong>der</strong>Bienen nicht motiviert. Eine Vaiiante (4782) thut dieses, in<strong>dem</strong>sie berneilt. daß dn Alte die Fluglöchn zu klein und die Innen»wand zusplitttig gemacht habe.23Will d« Imk« nun die W2ln2 auf eine Zeitlang von d«Bienenstocköffnung foit haben, so dicht ei sie seitwcnts undstützt sie auf den zwischen Baumstamm und w2ln2 gestecktenKl2ßi8 ; das ist ein gabelaitiges Stöckchen, c. 50 cm. lang. DieSpitze wnd an den Baum gestützt, duich die Gabel wiid die>v2lri2 ferngehalten.Um die Bienen während des Honig<strong>aus</strong>nehmens bei Seite zuscheuchen, ma


24quem zu einem Handgriff geschnitzt. Dieses Holz wird unten an<strong>der</strong> Erde genügend angebrannt, dann wird die Flamme <strong>aus</strong>geschlagen;dann fährt <strong>der</strong> Imker damit in die Höhe und benutztoben den Rauch von <strong>dem</strong> glimmenden Holz gegen die Bienen.(Jetzt bllluchen die Imk« schon vielfach eine Blechkanne mitKohlen, <strong>aus</strong> d«cn Pfeife man den Rauch auf den Punkt lenkenkann, von wo man die Bienen weg haben will.) vüle u. f. w.heißt auch die Fackel, unt« dc«n Licht nachts geklebst od«gefischt wnd.Die Beschaffenheit des Rauch «Holzes, welches <strong>der</strong> Imk«oben am Bienenbaum biaucht, ennneit mich an die Fackel, die<strong>dem</strong> Reisenden in <strong>der</strong> Höhle am Wildkirchli des Ekkehard gereichtwird, damit n sich hint« <strong>dem</strong> Fühl« den dunkeln untniidischenGang auf die Eben-Alp «leuchte. Es ist gnade auchein Stück Holz, dessen obe«s Ende ebenfalls mehlfach gespaltenist und deshalb lustig brennen kann.An dies« Stelle, wo ich die Fackel des <strong>lettischen</strong> Imkersbesprochen habe, welche nach Auslöschung <strong>der</strong> Flamme den Rauchzm Vertreibung <strong>der</strong> Bienen schafft, wo z. B. <strong>der</strong> Honig <strong>aus</strong>genommenweiden soll, kann ich nicht umhin, eine barbarischeSitte zu «wähnen, welche hoffentlich nicht überall, ab« inmanch« Gegend Rußlands henschen soll. Ein Schlehksch« Waldbienenbesih«bezeugt nach eigenem Wissen und nach Mittheilungeines Landsmannes, dn 6 lah« im Cheisonschm Gouvemementhei einem Gutshenn gedient hat. Folgendes. Die Bauern habe»doli wed« solche Nimenbüume, noch -Stöcke, wie die Letten,son<strong>dem</strong> sägen <strong>aus</strong> iigend einem hohlen Baume, z. B. auch <strong>aus</strong>ein« hohlen Weide ein Stück des hohlen Stammes hemus, versehendas obere Ende mit einem Deckel und lassen das untereoffen. Eine größere Oeffnung von <strong>der</strong> Seite mit Verschluß(pllmktim) wnd nicht gemacht; die Nimm müssen sich mit kleinenAus- und Eingcmgslöchem begnügen. Soll dn Honig <strong>aus</strong>genommenwnden. so übnzeugen sich die Leute, welche Stöckenach <strong>dem</strong> Gewicht die glößte Ausbeute vnsplechen. Bei diesenlegen sie unten ein Gefäß mit glühenden Kohlen, auf welche


Schwefel geschüttet wiid. Dmch den Schwefeldampf weiden alsbaldalle Bienen getötet. Dann öffnet man den Baumklotz undnimmt alle Waben Hei<strong>aus</strong> und pießt dinch Stampfen in Geschinenden Honig hn<strong>aus</strong>. Wenn man sich vngegenwäitigt, daß in<strong>dem</strong> so gewonnenen Honig zahllose Bienenleichen und die Madendn jungen Bimengenemtion enthalten sind, so «scheint dieSpeise nicht appetitlich, und d« Mensch zeigt eine bedaueilicbeUndanlbaileit gegen die fleißigen Bienen, die ihm gedient haben,und eine gioße Thoiheit gegen seinen eigenen Nutzen. — Wodie beschriebene Unsitte noch bestehen sollte, muß es eben nochan <strong>der</strong> Kmntniß fehlen, wie durch einfachen Rauch die Bienenleicht beiseite gescheucht werden lönnen.Einige etymologische Bemerkungen müssen nachgeholt weiden.D« leeälej» hat seinen Namen von lee^t, hin<strong>der</strong>n; es ist alsoein Hindei«, welch« auch in d« That etwas hin<strong>der</strong>t, nämlichdas Sichzusammenschließen <strong>der</strong> Strick-Oese, welche in <strong>dem</strong> eisernenHllten hängt, und in welcher dn äleimB hin und hn gleitensoll. Dn leeälejB spieizt die Strick-Oese <strong>aus</strong>eincmd«, und dciäleiniB, nicht mehi geengt und gequetscht, hat die Möglichkeitleicht hin und h« zu gleiten.Für nāru» und N211>2 habe ich folgende Deutung. Dien2li>2 des Imk«s, das diciaimige Holz zwischen v2ln2. Kmhe, dieauchihien <strong>lettischen</strong> Namen onomatopoetisch vom Kmchzen hat, ab«,wie ich glaube, mit wert (und fädeln, aufteihm). Istmeine Vennuthung richtig, so hätte das Ding seinen Namen davon,daß <strong>der</strong> Strick des Sitzbrettes und zum Theil auch <strong>der</strong>äleiniB selbst duich die <strong>aus</strong>gebohlten Aime bindmchgezogen sind.Damit wa« ein chaiatteiistisches Meikmal <strong>aus</strong>gespmchen.Wie von wert, nelt, so scheint mir walnn von abgeleitet.Das vor die är2^2 gehängte Biett hätte dann seinenNamen von d« chamkteiistischen Tcitenbewegung, die <strong>der</strong> Imkerihm geben muß, um an die Bienen zu kommen, wenn auchdiese Seitenbewegung nicht buchstäblich ein Wälzen des Brettes ist.25


26l)leiniB ist nicht von cileuiB, dn Specht, abzuleiten, wiemanchn Lette nach <strong>dem</strong> Noittlange geglaubt hat. Die Bewegungdes Imlns hinauf ist doch nicht dn eines tlettemden Spechtesso ähnlich. Ich meine, das Stammwort zu äleiuiB ist: äleuu,äliuu, älit, ttciben. Dn Imln tteibt sich, tiitzt sich mit <strong>dem</strong>


27Dem Sohn wild hin <strong>der</strong> Vorwurf gemacht, daß n <strong>aus</strong> <strong>der</strong>Art geschlagen, und nicht wie dn Vater Sinn und Geschick fürdie Pflege <strong>der</strong> Waldbienen habe, zu welchen <strong>der</strong> Vatn noch fleißigmit <strong>dem</strong> Klettnstlick gehe.Das folgende Liedchen redet vom Flechten und Winden desKlettnstrickes und bmucht die Kiesn als Bild füi die nwachfmeTochtn und den langenKlettnstlick als Bild für die lange Leine»wand dn Tochtn zm Aussteuer:LmeäeB äel äla^viueekiOmu 2iüui (füi älaiui — äleui) wiäiu2j';Aeitu äet w2wuli»'Oaru 2uäeKli».d. i. Um <strong>der</strong> Kiefer willen flochtenDie Imker den langen Strick;Um dn Töchtn willen webteDie Muttn lange Leinwand.Achnlich folgendes:Ul preeäit' 22im nrlku,Hl meitām K2jaB 2wu;lmauF2B preecle»,!f2buißBB ä2i!l»3 meit2B.d. i. Um die Kiesn zu besteigen, flocht ich lang den Strick,Um die Mädchen zu besuchen, machte ich mich wegefntig ;Im Walde stehen schlanke Kiefern.Bei den Nachbarn schmucke Mädchen.LiteB meita M2nXö am' we«i älaweneek?DIeUU pill2, V^alllU 12K112,saulīte leäeäam' (4740).d. i. Das jungeBienchen (wöitl. die Bienentochtn) fragt mich:Was machen die alten Imk«?Sie flechten den Kletteistiick. sie knben das Schutzbrett.In dn Sonne sitzend!Auch hin giebt das alte Lied eine Andeutung, daß nicht diejungen, sondein die alten Mannet die Arbeit an den Bienen»bäumen und am Gnäth für die Waldbienenpflege schaffen.


28Schon seit gnaumn Zeit also entfremdete sich das junge Geschlechtdiesen Dingen.Daß die biteB meila, die Birnentochter, nicht auf einmenschliches Mädchen deutet, son<strong>der</strong>n im Volkslied die Bieneselbst ist, erhellt <strong>aus</strong> folgenden Lie<strong>der</strong>n:Litit', tawa Blelua meitaltua2j2M K2M2MOlolaja leäeäamal)l2^veueekuB K2it!u2.d. i. Bienchen, deine stolze Tocht«Mit den braunen FüßehenSitzt im EichbaumUnd lockt und «izt die Imt«.U2U bi/ walka äleeruut!»a3Ba!' olola Fal!»a;tlaä ail^aju, taä äabujuLite» meitu walejinud. i. Ich besaß eine WachsmühleAm Wipfel des giünen Eichbaums;Als ich hinging, da fand ichEin junges Bienchen als Mühlenmagd (wöitl. einBienenmädchen als Müllerin).Das dichtende Volk vergleicht die Höhlung im Baum, inwelche hinein ein Schwärm sich einmal veiinen soll, mit eineiMühle. Mahlkammei, mit <strong>der</strong> Handmühle, die einst Aibeitliefern könnte. D« Besitze! geht wiedeiholt in den Wald hinum nachzusehen, bis er endlich einen Schwärm eingezogen findet.Nun hat i« zu <strong>der</strong> Mühle eine Magd, die die Mühle drehenwird, das ist das Bienchen selbst. Es ist hi« weibliche H<strong>aus</strong>arbeit,die d« Biene zugeschrieben wird, wie ein an<strong>der</strong>mal einean<strong>der</strong>e. Z. B. heißt es: Bienchen, nähe einen Wachsstuhl,cl. 4756. 4769. 4783. 1643.


Ein Liedchen setze ich noch hinhn:sobuj, bitīte, Ko leuuä2M2,Oebuj M2N Kamaui»,I^ai c» bl2uxn liliuaLreeäem Balu liäliuat.d. i. Nähe, Bienchen, was du nähen magst.Näh' mii einen Wachsschlitten,Daß ich in den Wald fahreUm den Kiefer-Wipfel zu kappen.29Oben ist nachgewiesen, daß die Waldbienenbäume gekapptzu weiden pflegten; dn teriu. teebu. dafm ist liäliukt, eigentl.gleichmachen, ebnen. 01. hinzu:Wim äeeuu mleäejuKÜ2 pleeäeü ß»Ii»a;Hil vve22 b2>eli» (Lennewalden).d. i. Den ganzen Tag saß ichIm Wipfel dci Hochwaldskiefn ;Ich wagte es nicht, den Wipfel abzuhauen.Aus Rücksicht auf den altem Bru<strong>der</strong>.Warum die angedeutete Rücksicht ihn am Kappen des Baumeshin<strong>der</strong>t, ist nicht tlcn; gekappt abn sollte dn Baum weiden,wie dn Biauch bei den Bienenbäumen es clfoideite.Das folgende Liedchen stellt Nähen und Flechten fül dieThätigkeit dn Biene nebmeinandn:Bebuj, bitīte, bitīte,W2A212111 meäuti»;Wim äeeuu talku äleraaluti»'.d. i. Nähe, Bienchen, flicht, Bienchen,Honigseim für den Waggar (Aufsehei dci Hofesknechte);Den ganzen Tag tränten sie HopfenbinZum Talk (d. i. eine Aibeit, wofül die dazu Geladenenmit einem Schm<strong>aus</strong>e bezahlt weiden).


30D« Sinn des Liedes ist. daß eine süß« Zuthat zu <strong>dem</strong>Hopfenbi« wünschensweith gewesen wme und bei ein« künftigenTalkmbeit nicht fehlen möchte.01. noch 3276, 3672. In d« «stnen Numm« heißt dieBiene lebnnu lebuvejma, gleich als ob sie die Wachswabe nichtwebt, wie die deutsche Sprache andeutet, son<strong>der</strong>n näht.bitīte ölo!3, das Bienchen webt in <strong>der</strong> Eiche, imPamllelismus mit dci webenden Mutter und <strong>dem</strong> webendenLiebchen (4754) ; Litīt' pina lelta Krüui, das Bienchen flocht einegoldene Klone (4758);!?ek2B eet par biteB Böänzlixlaleim lalala;saulitö leäeÜ2maBelt2 Klöni ä2liu2.d. i. Nichts geht üb« des Bimchens Eh«:Im Morgennebel sucht sie Gold zusammen;In <strong>der</strong> Sonne sitzendMacht sie ein feines Krönchm von Gold.l)2lin2theißt feine -Arbeit machen und auch wie das Primitivä2lit insbesonde« stricken.L8ulßäju tliB bitit«BBile alnB brūvējam;Doäat manim nüälelteeBBuäiabi»2 K2nui»2. /d. i. Ich fand diei Bienchen,Bier brauend auf <strong>der</strong> Haide;Gebt mir, daß ich mich satt trinkeIn silbernem Kannchend. i. die Wachszelle (4759).Auch das Singen wird d« Biene zugeschiieben wie <strong>dem</strong>Mädchen:llieälKur Kölobi meit2B äleeä)»ur>2 pleelebu K2mb2ll;I?ur bitīte meäu uelavloliN2 K2MĪU».


d. i. Horch, wie schön die Mägdlein singenIn d« neuen Kiefemtamm«;Doithin trug das Biencben den HonigUntei die Eichend oike.(Die Bolle vom Eichbaum wiid gebraucht um den Bienenstock —hi« ist es wohl nicht <strong>der</strong> Bienenbaum— zu bedecken und vord« Wittemng zu schützen.)Also wn sehen, wie die Thätigkeit dci Biene bald als einWeben, bald als ein Nähen, bald als ein Stricken od« Flechten,bald als ein Bieibmuen od« als ein Diehen d« Handmühle imBilde angeschaut wird.Kehien wn von d« Poesie und ihi« Bildeispiache zmCultmgeschichte des Holzzeitalteis zmück, so kommen wil zu eineidritten Stufe dci Bienenzucht und dci Honiggewinnung. Esmußte ja zuletzt als bequemer «scheinen, die Bienenstöcke (auli)gamicht oben m dm Bäumen zu halten, son<strong>der</strong>n auf <strong>dem</strong> Eid»boden, sei es m einem Waldgäitchm od« auch nahe dein,Gehöft. Auch im Volkslied wnd das Bienengäitchm «wähnt.Es liegt oft gamicht m unmittelbar« Nähe des Bauerhofes.Aax, blalīti, patB apr<strong>aus</strong>i,Kacla maua älivüKlite ;?urv» man bilebu ääll3,?unv2 AÜvm !2iäariti3 (3294).d. i. Komm, Brü<strong>der</strong>chen, sieh es selbst.Wie (elend) mein Wohnort und mein Leben (hi«) ist;Im Moiast ist mein Bienengattm.Im Momst mein Viehhof.Es ist die Klage einer veiheiiatheten Schwester an denBmd«, ihicn ehemaligen Beschütz«, üb« die schlechte undschwielige wiithschaftliche Situation, in welche sie dmch die Ehegeiathm ist.31


32Auf dies« Stufe fühlt <strong>der</strong> Bienenstock wie<strong>der</strong> einen beson<strong>der</strong>enNamen: ltröpB, von ltrnmpet, (kuiz abhauen), cl. Adj.strumpB und ltrupz, kuiz abgehauen, abgeschnitten, z. N. vonenglisiiten Pfndeschweifen. Das Woit ist nicht in Veibindungzu setzen mit ltröpit, welches das fröhliche, wilde Umherspringeneines losbändigen Pferdes od« eines Lammes bezeichnet. DerRhinismus (Vomlisiemng eines Nasals. A. B. Lett. Spr. I p.139) findet sich auch hier wie die Nebenform ltrumpätzeigt (cl. ltrnmp', mnui splinge, mein Lämmchen, wie esin einem Fastnachtsliede heißt). Hierzu ließe sich das deutschestrampeln vergleichen. Das Umhnschwürmen <strong>der</strong> Bienen wirdjedenfalls nicht mit ltröpit bezeichnet,son<strong>der</strong>n z. B. mit vi>alöt;01. L»V2lal2 meitaBI?a bitīte» vīvaleja;luäeul uolkumuleba»svelebu laulebu biläinam2B (1455).d. i. Im Frühling sangen und schwärmtenDie Mädchen <strong>aus</strong>gelassen wie die Bienchen.Im Herbst find sie schon nie<strong>der</strong>geschlagen,Wo Mann« <strong>aus</strong> d« Fremde um sie werben.Und wenn doch nicht allein d« Bienenstock, son<strong>der</strong>n auch d«Bienenschwarm ltröp3 genannt wnd, so ist das nur dieUebeittagung des Namens d« Wohnung auf die Bewohn«, wiewn das Woit H<strong>aus</strong>, mein H<strong>aus</strong>, fül Familie, meine Familie,blauchen. Das Volkslied kennt die Bezeichnung ltröpB fülBienenstock nicht, und dadurch wild wie<strong>der</strong> das Alt« des Volksliedesund die relative Mo<strong>der</strong>nheit des ltröp3 gegenübn dnclran2 und <strong>dem</strong> auli» bewiesen.Auch dn ltrüp» hat seine Geschichte. In je<strong>dem</strong> Fall ist'sein Klotz von c. 4—4/2 Fuß Länge und von vnfchiedenn Dicke,je nach <strong>dem</strong> Umfang des Balkens. Eine längliche rechtwinkligeOeffnung, von welcher <strong>aus</strong> dn Klotz mit <strong>dem</strong> K»pli3 (Hohlbeil),<strong>aus</strong>gehöhlt ist, c. 3 Fuß lang und c. 6 Zoll b«it. er»möglicht den Zugang für die Hand des Menschen, hat abnmiedet einen Vnschluß dmch zwei Biettchm, plaukti, dnen jedes


die eine Hälfte dci Oeffnung füllt. Diese Biettchen habenverjüngte Kanten, damit sie nicht zu tief in den Stock gleiten,und werden durch einige Holzpfiöckchen gehalten, daß sie nichtnach außen her<strong>aus</strong>fallen können, und haben einige Löcher anihrem Rande, die F»ti» (Pl.) genannt werden (Käju, Prät. zu eet,gehen) und den Bienen zum Ausgang und Eingang dienen.Denselben Namen F»tiß fühlen in Folge von Metaphoiie auchdie beiden genannten Biettchen. an welchen sich die Fluglöcherbefinden.Diese ltröpi sind mspiünglich senkiecht auf die Eide gestellt,wie ich es selbst noch in West°Kmland gesehen. Das Volk schloßsich damit an die smkiechte Stellung <strong>der</strong> Waldbäume an, woes die wilden Bienen gefunden.Die ltröpi bedurften ab« bei <strong>der</strong> senkrechten Stellung <strong>der</strong>Stützen, und diese wurden entbehrlich, wenn man darnach dieltröpi schlag legte, jedoch das eine Ende durch einen unter»gelegten Klotz o<strong>der</strong> spät« ein Kreuzholz höh« lichtete und dasande« Ende auf einem Stein33od« einem niedngeien Holzstückiuhen ließ, damit es nicht zu schnell faule. Gegen die Regennässevon oben weiden die ltlöpi heute durch ein Nietteidachgeschützt; ftüh« diente dazu Tannenboike, und auch schon dieauli an den Waldbäumen haben einen Schutz vongelingen.TannenboileAus <strong>dem</strong> lunschen Obeilcmde wild mil bei d« Beschreibungeines älteren liröpß Folgendes berichtet. Statt ltröpß nennt mandort einen solchen Bienenstock 2weeliß (— 2uliß). Man wähltzu solchem Bienenstock gern einen Klotz von ein« im Kernmoischen Tanne, die wegen ihi« Morschheit iäru e^le genanntwnd. Die Wandungen d« Bienenbeh<strong>aus</strong>ungen von solchemBaum sind auch noch müibe, weich und wollig (mikltß,nillamleli viäuß), geben den Bienen im Wint« Wanne undhin<strong>der</strong>n Eindiang von Wass« bei Frühlings-Thauwett«, wählendin Bienenstöcken von ganz gesun<strong>dem</strong> Holz bei Frühlingszeit sichWaffel sammelt, welches am unterm Ende <strong>aus</strong>geschöpft weidenmuß. Im Obellande haben diese Bienenstöcke zwei und auchMagazin, XIX, 4.


34d«i plaukti»! zum Verschluß d« Oeffnung. und jedes dies«Verschluß Hölzer wiid durch etwa vi« Pstöckchen verfestigt. DieFluglöcher für die Bienen sind längliche kleine Ritzen. Unterhalb<strong>der</strong> plauktim ist eine Leiste (laipa, d. i. Steg, genannt)an den Klotz gefügt, auf welche die Bienen sich setzen, ehe siein den Stock hineinkriechen. Als Schutzdach gegen den Regenhat man gern Lindenborke gebraucht, solange noch Lindenwald«im Lande waien.Aus Kalzenau wird gemeldet, daß doit dci Bienen-KlotzstockKöln!« genannt wild, wenn die Enden desselben wegen Morschheitund Mürbheit haben durchlöchert werden und mit Spundenhaben geschloffen weiden müssen.Um <strong>der</strong> relativen Vollständigkeit willen erwähne ich noch dasWort püliB, welches von ein« Sehaar gleichartig« Geschöpfez. B. von einem Ameisenhaufen, d. h. eigentlich von sein« zahlreichenBewohnerschaft, od« von ein« Heeide von H<strong>aus</strong>thieien,od« von ein« Kette von wilden Vögeln, od« endlich auch (inLivl.) von einem Bienenschwarm gebraucht wird. Das Wortdmfte mit pulkB, Menge und mit <strong>dem</strong> gtiech. Adj. noXr,'«,viel, wurzelverwandt sein.Hiermit tonnen wir die oiiginale historische Entwicklung<strong>der</strong> <strong>lettischen</strong> Bienenstöcke schließen. Noch ist die alte Zeit nichtgeschwunden, aber die neue dringt auch auf diesem Gebiet hereinund die mo<strong>dem</strong>en dreistöckigen Bienenhäuschen mit ihren Rabmchen,und Glasfenstein sieht man be«its zahlieich in den Obstgältendn Vaunhöfe; und wie die alava meist schon geschwunden, soscheinen auch die Tage dn »nli und ltröpi gezählt.


Die nationalen Getränke <strong>der</strong> alten Letten.(Bier, Meth, Birkwasser)yonDr. A. Bielenstein.Pastor zu Noblen.(Zehen wn ab von den Gettänten. welche die emopäischeCultul <strong>dem</strong> Letten gebmcht hat, von <strong>dem</strong> Kunstpioductdes veideiblichen Branntweins, von <strong>dem</strong> Luzusartilel desWeines, welch« heutzutage, bei <strong>dem</strong> zunehmenden Wohlstanddes Volkes in vielen Baueihäusem an festlichen Tagennichts Fremdes mehr ist. wenn auch gerade <strong>der</strong> Unwissende undKritiklose häufig genug durch ein nichtsnutziges Fabrikat betiogeuwiid; fmgen wn, ob dci Lette ein Nationalgetiänk seit alt««Zeit gehabt hat und welches, so ist die Antwoit: Bi« <strong>aus</strong> d«heimischen Geiste.Seit wann ttinlt das lettische VoltBi«? Haben die deutschenKolonisten zu«st das Binbmuen in's Land gebiacht, odn habensie das Getiänt hin schon vorgefunden. Für das Erste« könntesprechen, daß <strong>der</strong> Lette das Brauen mit einem <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Nd.entlehnten Worte bezeichnet; brütet, nd. bruwen, cl. brüliß(f. biü üli»), nd. bru^b.Uß, Bmuh<strong>aus</strong>, Blcmerei.Ebenso tonntedllfüi spieehen die Bezeichnung des Hopfens mit <strong>dem</strong> Wottaplp?)i»i untn dn Annahme, daß dn Lette das b des Anlautesals einen ihm ftemden Laut hat wegwnfen und das lmze «als einen wie<strong>der</strong>um ihm ftemden Laut m a hat wandeln müssen.Aber diese Gründe dürften sich als Scheingründe erweisen, wennwir beachten, daß <strong>der</strong> Lette einen ganz eigenthümlichm genuinen,weit vnbititeten und noch lebenden Ausdruck fül das Bieibmuen


36hat, nämlich: alu ämit. Neben diesem ist bmnet später hneingedrungenund üblich geworden.01. 2eemi»leb ä2la laläu alu,ftribej' M2lli peeäliläit;


37schi altes Getränt ist. Die Historiker des Bieres haben festgestellt,daß die Egyptn seit den Tagen des Osiris, die Ibneivoi Einwan<strong>der</strong>ung desindoeuropäischen Stammes, diePhryginund Thraker um 700 v. Chr , die Armenier nach <strong>dem</strong> Zeugnißdes tenophon, daß die Hunnen zu Attila's Zeit, die Bewohnerunsrer Küsten in <strong>der</strong> Zeit des Pytheas (in<strong>der</strong> Mitte des 4. lahrh.), die Skythen d. h. die Nordvöll«(Virgil)— einen Trank <strong>aus</strong> Geiste (namentlich auch mitGähmng) bereitet und geliebt haben, mag dieses Getränk auchimmer noch recht verschieden vom heutigen Bi« gewesen sein.D« Hopfen alleldings, ein Hauptingiediens heutigen Bieres,soll erst mit <strong>der</strong> Völkerwan<strong>der</strong>ung nach Mittel- und Westeuropagekommen sein und zwar <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Osten. Hin<strong>aus</strong> folgt,daß die Letten, als ein Volt östlich von den Germanen seßhaft,wenn nicht früher, so doch wenigstens gleichzeitig mit den Germanenden Hopfen gekannt haben werden und diesen nicht erstim 13. Jahrhun<strong>der</strong>t durch die nie<strong>der</strong>sächsischen Kolonisten undEroberer bekommen haben dürften.Es daif auch nicht übeisehen weiden, daß d« lett. Namedes Bi«es aluB durch<strong>aus</strong> nicht dafür spricht, daß die Bremens«das Hopfengetmnk, Bi« «st an die Düna gebmcht hätten, denndas lett. »lu3 und litt. aluB findet seine nächsten Verwandtennur in Nor<strong>dem</strong>opa, namentlich bei den Angelsachsen (ealn, engl,ale) und Normannen (altnord. Öl) und bei <strong>dem</strong> ganzen finnischenStamm, <strong>der</strong> nach Thomsen das Wort wahrscheinlich von denLetten entlehnt hat (sinn, olut), wenn wir absehen von denVettern zweiten Grades, lat. oleum, Öl u. s. w., wo die Fettbedeutungvoi dci des allgemein Flüssigen voiwaltet. Die m-alte uTtllmm-Foim (Nom. S. u») lett. und litt, spiicht ab«gegen die Entlehnung <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Angelsachs. und füi die selbständigeZugehörigkeit zm lett. Sprache.Also werden wir die Hopfenbekanntschaft und den Hopfengebrauchschon vor <strong>dem</strong> 13. Jahrhun<strong>der</strong>t den Letten zusprechenmüssen.


38Ich muß ab« meine Bedenken <strong>aus</strong>spieehen dagegen, daßdie lettische Hopfenbezeichnung von ap>vit heigelcitet weidenkönne. Das scheint mil zu fingulcn, wenn so viele andneVolk« in ihien Sprachen den Stamm, wenn nicht ap, so uc»p,bup uns zeigen, ohne irgend eine Beziehung auf's Ranken.01. mhd. buple, mnd. boppe(n), engl, bop, franz. baubelou,boublou, mittellat. bupa, im altem Lat. opu>UB od«upulu», lupulu»(?); die Rom« und Gliechen scheinen als weinninkendeNationen eigentlich wed« das Bi«, noch den Hopfengekannt zu haben, die Nonnannen, Finnen und Slaven, zeigendas Woit auch mit anlauten<strong>dem</strong> Hauch- o<strong>der</strong> Kehllaut, ab« miteinem in statt des p, wo <strong>der</strong> eine Lippenlaut für den an<strong>der</strong>en eingetretensein muß. 01. da». liomle, noiw. und schwed. bumle, sinn.>!nm2l2, luss. x«ei»>, czch.ebmel, (p«s. I^mel); dieselbe Wandlungin «>>euÄi> f. «pen^i,, cl. «ptnoe'rl. , Festung. Bettachtenwii diese beiden Gruppen, so ist beachtenswerth, daß die lett. litt.Spmche sich mehl an die südliche«« germanischen Sprachen anschließt,als an die räumlich fast näher liegenden slavischm,noid'gnmanischm, finnischen. Nach all diesem meine ich, daßdie lett. Namensform (apnmai) auf Gmnd von Volts.Ctymologieentstanden ist, und daß die lett. Namensfoim we<strong>der</strong> mit pīt,flechten, noch mit wit, ranken, etwas zu thun hat, also correctmit einem p: apini zu schreiben ist.Zu all diesem kommt das Zmgniß des lett. Volksliedes, inwelchem das Volk sich üb« den unvoidentlichm Geblauch desalu» äußert.01. luäaxiti,lieb' «28 tawn nesumi««!L» peeälimn, tevv »traäu,l? 8nomirlebn, tew pamelebu. (Ziemu),d. i. Binchen, Biaunäuglein.Bin ick doch nicht deines Alteis!Ich waid geboren (und) fand dich vor.Ich werde sterben (und) dich zurücklassen.


39So singt <strong>der</strong> Lette heute, so hat er wahlscheinlich voi Icchi»hundeiten gesungen.Wenn in einem an<strong>der</strong>n Liedchen Einfuhr des Hopfens <strong>aus</strong>W22leme (Abendland, Deutschland) angedeutet wild, so deutetdas wohl auf den Handel in d« Zeit, wo d« Vielvnbiauch beiuns so wuchs, daß d« inländische Hopfmbcm füi den Bedcnf nichtgenügte, od« ab« d« Bauet hat auch eine Stadt wie Riga,einen Sitz d« Deutschen, hi« wie in an<strong>der</strong>n Fällen so genannt,wenn n <strong>aus</strong> dn Stadt sich Hopfen aufs Land einmal mit»gcbmcht hat.01. I?8p2lweän meelileb2mM W22lemeB 2penti»u,Nebij' meera bruwemm,sleäl tlebukma


4001. Delalina malējamLitīt' miluaB galina;Kaläa »luB bmwetamzleäu» Kubla äibiua.sWilkenpahlen).d. i. Beim Mahlen des Malzes —Ein Bienchen auf dci Mahlstange;Beim Brauen des süßen Bines —Honig im Giunde des Kübels.(Eine wörtliche Uebersetzung „Malzmüll«" und „Bierbrauer"würde den Sinn entstellen.)I?8»tweäu balināmiLilebu meitu malejinu;Lü» maneem brälilebeeiuiKelalina malejina:brüweramNeäu« Knbl2 äibiua.(Ascheladen)d. i. Ich fühlte <strong>dem</strong> Bru<strong>der</strong>Ein Bienenmädchen (Tochter eines Imkers) als H<strong>aus</strong>frau(eig.Müllerin) heim.Meine Brü<strong>der</strong>chen werden (nun)Eine Malzmahlerin haben.Und beim Brauen des BieresWird Honig im Kübel sein.Obige zwei Lied« könnten lediglich Gleichnisse sein, ab«das folgende beweist unbedingt, daß die Alten zum Bier auchHonig gethan:ble töä«! plöjaiu eelebuXa ledene paäule;1,2inel t»IKaB māmulīteKameäötu »lutinu.(Tieuland).d. i. Damm w«de ich noch nicht weggehen.Daß ich (bneits mein) Tuch untn <strong>dem</strong> Arm habe;Die H<strong>aus</strong>mutt«, die den Tckm<strong>aus</strong> gegeben.Toll («st) Honigbi« (wöltlich Bin, das mit Honig cmgnichtetist) bringen.


41Hi« ist nicht bildlich gespiochm. Die Bedeutung von talka,meist talKnB (<strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Finnischen entlehnt) ist ein Schm<strong>aus</strong>, mitwelchem zusammengeladene Hilfteiche Nachbaien für eine raschgethane größere Arbeit belohnt werden.Manche Liedelchen weiden wii später anführen können, wowir von <strong>der</strong> <strong>lettischen</strong> Methode des Bierbrauens reden. Hier ab«möchte ich noch einige voranschicken, welche uns theils die sehrpoetischen, theils humoristischen Anschauungen des Letten inBetreff unseres Gegenstandes zeigen.01. lXacl e8F»ju meelebu let,l)eewB leä elebaB maliņa;liaä e8 meelebu »luB äleru,3uäi'2bB K2NN2B äubeua.d. i. Als ich ging, Geiste zu säen.Saß Gott (segnend) auf <strong>dem</strong> Feldrain;Als ich von <strong>dem</strong> Gnstenbin ttant.War Silbn (silbern« Schaum) in d« Kanne.Oft in alleiliebst« Weise schil<strong>der</strong>t das lettische Voltslied dieBeziehungen zwischen Hopfen und Geiste und «inneit dabei lebhaftan „Waldmeisteis Bmutfahit".01. seju meelebuB, lt2


42Weise die H<strong>aus</strong>mutt«. H<strong>aus</strong>wnthin bezeichnet sein, die beimNinbllluen zu Malz und Hopfen den Hefen thut, wobei gemde(f. unten) die Masse viel geiühit meiden muß. — wie in denlohannislie<strong>dem</strong> mit <strong>dem</strong> Ausdrucknicht die Mutter desmythischen Johannes gemeint ist, son<strong>der</strong>n die H<strong>aus</strong>mutt«, H<strong>aus</strong>«wiithin. welche am lohannisabend die singend umheiziehendenjungen Leute, namentlich Mägde, mitKäse u. s. w. tmctirt. —Das Wort rau^B wird theils vom Hefen gebraucht,theils vomSauerteig (beim Brodbacken». Beides bewirkt Gähmng, cl. rüzt,gähien, Factit. l2uälet.K2inina meelebu? leju,IMr apeuiB nereälej2;AuäriB v?il8,XeKa Kapa luKöteeB. (Zieiau).d. i. Hint« <strong>dem</strong> Hügel säte ich Geiste,Wo d« Hopfen es nicht sah;Dn Hopfen, ein schlaun Bmsche,Stieg auf einenBaum (also w i l d ci Hopfen) zuiBmutschau.(lüköteeB, sich umschauen, ist füi die Bmutschau dn telm. teelm.)Dasselbe Lied hat in einn Vcniante noch zwei SchlußzeilenfolgendenDas LiedInhalts:li« licll ta>v3 ?BpnräleB mirka Ki^eul. (4112).d. i. Was hilft dii dein Klugsein?Deine Köpfchenweichen in dn Kufe.stellt den Hopfen hinmit als dm doch Blamierten dar.AiläriB wir»,X.iln» Kapa »auälitee«,Kalui» Kap.i rnuälitee»,Kur b»ß»t! meelebu lauki.(Alt»2eetfahten).d. i. Dn Hopfen, ein schlaun Bursche,Stieg auf den Hügel, sich umzusehen.Stieg auf den Hügel, sich umzusehen.Wo die reichen Geistenfel<strong>der</strong>.


43Es bmucht nicht nochwendig buchstäblich ein Hügel gemeintzu sein; es genügt, wenn wii Kalnu KKpt als „in die Höhesteigen" ansehen.üur tu»peniti,I^iKu KarKlu leFloäamB?„^»lebu meelebiiB apiauälit,W2i 2UB labi liäumä." (Lennewaiden),d. i. Wohin wnst du leiten, Hopfen.Wenn du die kmmme Weide nun sattelst?«Ich will leiten, die Geiste zu besuchen (eig. beschauen).Ob sie gut hemnwächst im Waldland."Auch hin ist wiednum M ein term. teeliu. fül die Biautfahit;dn KälKlB ist nicht ein dickn Weidenbaum, son<strong>der</strong>n einlanger c. I^/2" dicker Schößling im Neidengcbüsch ; <strong>der</strong> Hopfmist also hi« wied« d« wilde und doch schon zum Bielbmuenbenutzte; liäum» ist die Rodung im Walde, deutet also auchauf ftühe«, zum großen Theil vergangene Zeiten, wo <strong>der</strong> Ackerbau«st anfing die großen Wäl<strong>der</strong> des Landes zu lichten.Nach <strong>der</strong> Brautschau kommt die Verlobung und auch dieVerheimthung. Fül Gnste und Hopfen findet sie statt imBmutübel.01. saäer mccli» »r apiniWeena» muzu»B äibiua;Xü t2Uti»2B uelaäelHr maneem b2li»eem ? (Lubahn).d. i. Geiste und Hopfen vellobcn sichIm Giundc ein« und dnselben Tonne;Wamm einigen sich nicht die F«i«Mit meinen Brü<strong>der</strong>n?Das Mädchen spricht es; sie ist mit <strong>dem</strong> F«i« einig,ab« von den Bm<strong>dem</strong> abhängig, und diese verhandeln noch mitden Fleiwelbem und zögein noch ih« Einwilligung zu geben.


44HpiuītiB ar meelitiAelebamala Kīn'ejaz;Hpinītiz ta la?.īja:Xaü tu IUFIi, e3 ue reiblobu.(Alt»Seelsahten).d. i. D« Hopfen und die GeisteKeiften am Waldiand (also wied« dn wilde Hopfen imWalde);Dn Hopfen spmch also:Wenn du gähren wnst, wild mil dclKopf sich nicht d«hm.Sinn: die Geiste muß wünschen bel<strong>aus</strong>chenden Trank zubieten; dcl dmch den Stieit getmntte Hopfen dioht dagegen,ei weide dm Tmnk nicht l<strong>aus</strong>chend machen. Das dichtende Volksetzt den Hopfen fül die Pnson. die nicht ber<strong>aus</strong>cht weiden wild,und die G«ste fül das Bi«. welches in Gühlung kommen soll.Zu Ki-vet cl. nd. Kiveu, keifen.Hpiuit'B wiru Knlapla^2B ma1!»2;UeelitB Kleeäla, meelit» bre^a:IfeKul manu aläjinu.(Kalzenau).d. i. Der Hopfen prügelte einen MannAm Rande <strong>der</strong> ... . Wiese;Die Gerste lief, die Geiste schrie:Schlage nicht meinen Pflügn!Das Lied deutet auf eine Schlägnei zwischen zwei Be»muschten, dn Hopfen wild als dn Schuldige angesehen, dieGnste nimmt sich dessen an, dn füi sie gearbeitet hat. HläjB,und das liebtosende arajinleb ist die häufige Bezeichnung desVnsoigns, des Ehemannes.Humoiistischn Alt sind folgende Lied«:L°liB meelilebi, leleb»8 M11228lacl» laläa alutiņ'!vvel bütu ötl2B lelebaB,Xant blü^el'» negulēji«. (Stockmannshsf).


45d. i. D«i Geistenählen, sechs TonnenTo süßen Bic«s!Es wä«n noch einmal so viel (eig. sechs ande«) gewesen.Wenn <strong>der</strong> Bmu« nicht geschlummeit hätte.2irulītiB alu aar»llumelina peäi»2;IrīB Kuuälini peeäleiulobi,Lib lerne äarilojot. (Zieiau).d. i. Die Leiche bmut Bi«In des Rößchens Hufspui;sich.Diei Henchen bel<strong>aus</strong>chtenDie Erde dröhnt unter ihren tanzenden Füßen.Kleine Ursachen, große Wirkungen.puilebi ueliu2j2X» luäl meitu mümulin';Kaunina re«!»»,2epuiite p»äule. (Stockmannshof),d. i. Die jungen Bmsche wußten nicht.Wie die töchterreiche Mutter zu gewinnen (eig. zu bitten):Das Bierkrüglein m <strong>der</strong> Hand,Die Mütze unter <strong>dem</strong> Arm.„Immer fein, sagt er, muß man sein, sagt er."Unter den Wirkungen des Bieres nennt das Voltslied:Fröhlichkeit, Sangeslust, Tanzlust, ein Räuschchen.01. II2U p2»r>K» äi^ meelilebi,Labrüweju »lutinu;K»lä8 K2 meäuB, 2uKltB K2 leäu»,HK tu Veevv2 ä2w2ui»'! (Kabillen).d. i. Mit «wuchsen zwei Geistenhälmchm.Ich biaute ein Bleichen;Süß wie Honig, kalt wie Eis.Ach. du liebe Gottes Gabe!


46»I.?nr bi/ lnlt' »ln alert,Xnr bij' lißl'mi laimiueeki;X» bitīteB, vfituröja.8»^ mselöäami. (Zi«au).IX Kunuinu 2tuelcl2miIX 6leLliui»u nöl»2Ha.(Kabillen).d. i. Dort war's eine Lust Vier zu trinken.Wo fröhliche H<strong>aus</strong>wirthe;Wie Bienchen summten sie umherIhre (lieben) Gaste zu bewirthen.»l. Zu je<strong>der</strong> Kanne, die sie brachten,Recitirten sie (ihr) Liedchen.liur bi/ !»b8 »lutinleb,IK^veenB l»v?u äleelmu äleecl;Kur Kaut KääB piluliti»,Weeuu palebn(Ziemu),d. i. Wo es gutes Bin gab.Sang ein je<strong>der</strong> sein Lied;Wo nur ein Wässerchen.Summte man kaum eines.Hluti», bräleli»',lml' mn?.in»B äibiua;liaä c» tewi Kultina^ju,l'Hä tu Mlllii (laiülinäji.(Ascheraden).d. i. Bleichen. Brü<strong>der</strong>chen.Lieg' und schlummne in dcl tiefen Tonne;Wenn ich dich in Bewegung setze.Machst du mich tanzen.Hpeuiti, pul-Fai^iti,X5äaiiji tirinām?Wirinleb B«ja pa xelinu2epuriti met2ä»mB. (Ziemu).


d. i. Hopfenchen, Kopfschüttlnchm,Was hast Du <strong>dem</strong> Knlchen gethcm?ging auf dn Stmße,47Das KnlchenUnd immn fällt ihm die Mütze vom Kopf.Neben diesen Lie<strong>der</strong>n, die ein so bnedtes Zeugniß dafüiablegen, wie schidas Binbiauen und Biertiinken seit alt« Zeitzum Leben des <strong>lettischen</strong> Volkes gehört hat, erwähne ich wenigstenseinige d« vielen Vollsiäthsel. welche denselben Gegenstand be»tieffen und dieselbe Thatsache beweisen.Wiwala, vf2W2la,


48I^abaK manu liräi räna,NeK» manu rail». (928.)d. i. Liebn ließ ich mit das Hnz <strong>aus</strong>reißen.Als daß ich mir den Gürtel lösen lasse.Das spricht die Biertonne.Wn teh«n von <strong>der</strong> Poesie zmück zu d« Wirklichkeit undfragen: wie braut <strong>der</strong> Lette sein H<strong>aus</strong>bier, wie hat eres gebraut? Hin w«den wn auch die Geschirre und Geräthebeschreiben, welche das Volk beim Brauen benutzt. Bis auf denheutigen Tag ist das H<strong>aus</strong>bier ein sehr beliebtes Getränk. KeineHochzeit wild ohne dasselbe gefeiert. Wie groß <strong>der</strong> Verbrauchin früher« Zeit gewesen sein muß, beweist die Ttiftungsutkundedes Doblenschcn Armenh<strong>aus</strong>es vom lah« 1711. in welcher dmchherzogliche Fundation festgesetzt wird, daß vier Arme jährlich20 (sage zwanzig) Los Malz bekommen sollen, natürlich zu H<strong>aus</strong>»bin und nicht etwa blos zum Löschendes Durstes, son<strong>der</strong>n alsnährendes Getränk zum Frühstück u. s. w.Die übliche Methode <strong>der</strong> Bereitung ist folgende:Man nimmt grob gemahlenes Malzmehl, schüttet ein Quantumje nach Größe des H<strong>aus</strong>standes, od« je nach Größe deszu rüstenden Festes (Hochzeit u. s. w.) in eine Balje, d. i. einHolzgefäß von verschieden« Größe, höchstens etwa 3' hoch undvon entsprechen<strong>dem</strong> Durchmesser. Unter Umständen wird auchetwas Roggenmehl zugelegt, damit das Bi« stärk« werde.Daraufwird kochend Wasser gegossen, bis das Ganze ein dünn«Brei wird; zusammengemhit wild das Mehl mit <strong>dem</strong> Wass« mit»telst ein« flachen Holzschaufel (menteue). Das Einrichten desTeiges muß statt mit d« meutene auch mit den Füßen geschehensein, wie das folgende Liedchen andeutet:l? 8neälertu alnti»leälvM dlu^Ham;Hlutin» brūverimHlell»8 Kāja», ir l02i»a8.(Ziemu).


49d. i. Ich wülde das Vieichen nicht trinken,Wenn ich es bmuen gesehen hätte;Der Blau« des Bleichens hatteSchwarze Füße und Hände.Inzwischen sind Steine glühend heiß gemacht und weiden, nach»<strong>dem</strong> man sie mit Mehl bestreut hat, welches dabei braun wnd, in denB«i hineingewoifen und in <strong>dem</strong>selben umheigewälzt.l D« Maisch(mila — das Gemischte, cl. mileteeB, lat. miBeeri) kommt dmchdie heißen Steine ins Kochen und Bmdeln. Um die Hitze länge«Zeit zusammenzuhalten, weiden über die Balje Kornsäckegebieitet, und von dci Quantität des an den glühenden Steinenangeklebten und bmungebackenen Teiges hängt die giößeie od«gelinge« Bmune und die wnkliche od« scheinbcne Stmke desBieres ab.Bei wenig« Vackhitze bekommt das Bier eine weiß»liehe« Farbe und einen rohen, süßlicheren Geschmack. Nach 1bis I/2 Stunden werden die Steine mit ein« Stroh» odn auchwohl einn gneinigten Mistgabel <strong>aus</strong> dn Balje hemusgenommen.m einem Gefäß mit kaltem Wassei gekühlt und darnach fehlsoigfältig abgekratzt. Das Abgekratzte wird zu <strong>der</strong> garen Masse mdie Balje geschüttet. Das Kühlwasser wird aufgekocht und dar»nach zum Aufguß verwandt. Nichts darf umkommen.Wir kommen zum Seihgefäß, lettisch leij». Dieser lettischeName ist unzweifelhaft <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Deutschen, scheint aber ebenso,wie das Wort brūnēt für eine Procedm entlehnt zu sein,die dnLette schon vm Ankunft dnDeutschen gekannt und geübthat;hat n doch für „seihen" ein eignes gutes Wort Kalt. Die Seih»balje hat folgende Einrichtung. Siesteht, um dasBin ablaufen lassenzu können, auf einem Gestell, welches so hoch sein muß. daß einEimer unter die Balje geschoben wnden kann. Das Gestell be»steht entwe<strong>der</strong> <strong>aus</strong> zwei kreuzweise zusammengefügten startenPlanken, die <strong>aus</strong> einemdicken Baum gefügt odn fmhn gehauensind. Ein solches Kieuzholz wiid in Höfen und Gesinden») Auch die lrhsten brauchen glühende Stein« zur Nierbereitung.Magazin, XIX, 4,


50als Unterlage für Waschbaljen gebraucht, beim Volk, wennes seine Wäsche nicht mehr am Bach odn Teich wäscht.Odn abn es steht unter dn Seihbalje eine einfach gezimmnteKieuzbanl auf 4 Füßen, odn gern die sonst zur Fertigung <strong>der</strong>Radnaben und dn Wagenrä<strong>der</strong> <strong>aus</strong> zwei getrennt neben einan<strong>der</strong>liegendenPlanken gemachte Bank (rumbu K»lamaiß be»Kīß).Auf eine odn die cmde« solcher Unterlagen wird die Seihbaljegestellt. Sie hat das Zapfloch m dcl Mitte des Bodens, mehrnach <strong>dem</strong> Rande zu, wenn sie giöß« ist. In das Zapflochwird von oben etwa ein Besenstiel gesteckt (miluiß od« milne,—nicht blos vom Mahlstock gebraucht). Um den Mahlstock herum,o<strong>der</strong> richtig« neben ihm müssen Hölzer, Stöcke o<strong>der</strong> Knüppel(lplnnssuli od« Kläüa KoKi, von Kl»t, <strong>aus</strong>breiten) liegen, ungefähr3—B an <strong>der</strong> Zahl, welche auf d« Seite, mit welch« sie auf<strong>dem</strong> Boden anliegen. Keibe haben müssen, dmch welche dasBi« <strong>dem</strong> Zapfloch zufließen muß.Um den ins Zapfloch gesteckten Stab ist nun Langstiohmit einem Stiohband soSeiten um das Zapfloch möglichst üb«umgebunden, daß das Ttioh nach allenden ganzen Boden desGefäßes und übn die daiauf liegenden Hölzei <strong>aus</strong>gebleitet werdenkann. Unt« Umständen wnd außer<strong>dem</strong> noch eine LageStroh behufs guter Filttimng dcnüb« vntheilt.Die ganze Masse des gaien Maisches, üb« welchem wohleine bräunliche Flüssigkeit absteht, während das Dicke sich nachunten setzt, wird mit einem kleinen Schöpfgefäß (Kipiß, <strong>der</strong> Kipp,Pmvinc.; eine v«läng«tc Daube bildet den Handgriff) in dieSeihbalje hineingeschüttet, und sofort kochend Wass« dcncmf ge>gössen, bis die Seihbalje voll wird.I—2 Stunden sind nöthig,daß die Kraft <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Malz gezogen wird. Dann wird <strong>der</strong>Zapfen durch Drehung etwas gelockert od« gelüftet und dasBin beginnt <strong>aus</strong>zulaufen. Das nste ist das stmkste. Dnzweite bis dntte odn vinte Aufguß kochenden Wasseis «giebt<strong>aus</strong> dn Seihbalje schwächeres Getränk, welches aber immer noch


zu <strong>dem</strong> ganzen Bierquantum gethan wird.') Dn Eimer unter<strong>der</strong> Seihbalje steht in einem Grapen.damit etwa Uebnlaufendesnicht v«lo«n gehe. Geiade das erste wird auch vor Naschernsthi gehütet. Das abgezapfte Bi« wnd in kleine« od« giöße«Wannen gegossen und muß schnell kühl weiden.Eine etwas ande« Methode ist mmd« alt und wild, wiees scheint da geübt, wo man das Brennholz schonen will. z. B.in <strong>der</strong> Doblenschm Gegend. Statt glühend heiße Steine anzuwenden,wird da nämlich <strong>der</strong> Malzteig in den Backofen geschobenund zwar nicht in regelrechter Vrodform. son<strong>der</strong>n mehr unregel»mäßig auf <strong>dem</strong> Brodschieb« aufgehäuft, um «cht viel brauneRinde entstehen zu lassen. Diei Stunden muß es backen, d. h.andcithlllb mal so lang als das gewöhnliche giobe Roggenbrot.Beim Her<strong>aus</strong>ziehen mit <strong>dem</strong> Brodschieb« wird das Gebäck ineine Wanne geworfen, welche unten vor <strong>der</strong> Oeffnung des Backofensauf einem <strong>aus</strong>gebreiteten Kornsack steht; von letzteremtönnen die Krumen aufgelesen werden. Weil <strong>der</strong> Malzteig süßlichist, klebt er leicht an die Steine des Backofens; die ange»51klebten braun gebackenen Reste werden sorgfältig mit einem In»strummt abgelmtzt, oft dmch Kind«, die man in dm noch «chtwird in diewarmen Backofen hineinschickt. Das ganze „Backlis"Seihbalje geschüttet und da mit kochend Wasser behandelt, wieschon oben gesagt ist. — In SO.-Livlcmd (Kalzenau) wird ebenso,wie bei Doblen H<strong>aus</strong>bi« beleitet.*) Der fünfte Aufguß heißt (bei Noblen) n>»i2i3 »lu3, das „kleine"Bier und wird vor <strong>der</strong> Gährung <strong>aus</strong>getrunken. Spätere Aufgüsse heißent»pi»soli (wohl von wo», abgeleitet), weil dieses Getränt, wenn es getrunkenwerden soll, nur <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Seihbalge gezapft wird. Dieser «».pinleb. hat einen Weinsäuren Geschmack, nach<strong>dem</strong> er einige Tage in <strong>der</strong>Seihbalge gesäuert hat. Wochenlang kann immer noch Wasser zugegossenund abgezapft weiden, während ab und zu Nrodrinden u. f. w. noch zugethanweiden. Ich erinnere beiläufig an ein, auch bei deutschen Baltenin meinerKindheit beliebtes Getränk, welches dadurch entstand, daß manWasser auf geröstetes grobes Roggenbrot »ufgoh.


52Dn Hopfen wiid in folgen<strong>der</strong> Weise angewandt: Zuerstwird n gekocht, dann wnd dnselbe mit <strong>dem</strong> Absud in die Seihbaljeauf das Sttoh untn die Maischmasse gelegt, odn es wnddn gekochte Hopfen mit seinem Absud in leinenen Säckchen indie Kühlwannen geWolfen.Den Hopfen hat dn Lette <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Walde, <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Ellern»und Weidengebüsch am Bach sich gesammelt und thut es nochheute, wenn n denselben nicht schon hin und hn an seinenGcntcnzäunm gepflanzt und gepflegt hat. Aufbcwahit wiid <strong>der</strong>Hopfen in hölzernen Gefäßen und in denselben mit einem genauhineinpassenden Biettdcckel und Steinen beschwert.Das Volkslied «wähnt auch Tuilogate fül den Hopfen.01. vler, bajāri, newainöjiBXabaälina »lutinu;Lur-vä taäi lilKa!(»)ilebi,nabaga »piuilebi (Alt-Sceksahten).d. i. Trinke, du Reicher, ohne des AimenBinchen zu tadeln;Im Momst wachsen jene „Blautöpchen",Die <strong>dem</strong> Amien als Hopfendienen.--(silßalnilebi Klunell» vulß»iiB, Bmunheil nach Inc.Johnson „Gmndsähe dci Vemnschlagung landwiithschaftlichnGiundstücke. Mitau 1839; nach Ulmarm Wb. --'Uelamp^lumuemolc>Bum; die Pflanze blüht im Juli und August. Einekleine« Species soll im Fmhling blühen).vlelt2NB 2IUB K2uuina,Hur tee tkäi 2piuilebi?"Lee lemueeku »piuilebi,?Ul(^s)2 m2li lik2inilebi.leilu e8uöälelöB,mccl» nöärebej»;Xaä äleNu ötru leit",I'ülin ltän'u 2ill»töB (Wolmcn).


d. i. Gelbes Biei ist in d« Kanne,Wo ist solch ein Hopfen hergekommen?Das ist des Landbauern Hopfen,Im Morast dn wilde Portulak.Einen Schluck trank ich,Der ganze Körper erzitterte;einen Schluck getrunken,Hätt' ich nochIm Augenblick wäre ich stehend in die Höhe gefahren.(Der Portulak, lett. likaB, hat einen bitteren Geschmack.)Die Ebsten bmuchen als Sunogat dm Porsch (lett. näwerini,naiveläji) zu ih«m H<strong>aus</strong>bin.Neben den Sunogaten fül den Hopfen erwähne ich hinbeiläufig gegohrene Getränke des Aermeren, in Bezug auf welchedas Voltslied andeutet, daß sie einen elenden Ersatz für dasBin gewähren.01. VVecleji rauclaja, pröj' eeäami;üa» äöB letai ta« lab2B^äeen2B?lü^a KÄn lp2uu!B,>veeu w2ij2F» (612).d. i. Weinend ging das Bmutgefolge foit (heim);guten Tage geben?Wn wild zu H<strong>aus</strong>e dieseZu H<strong>aus</strong>e gähite Schnitttohl im Spann,Dazu brauchte man Hopfen allein.Das Brautgefolge beklagt bei <strong>der</strong> Heimkehr das Ende desGelages. Zu H<strong>aus</strong>e finden sie kein Bier, son<strong>der</strong>n etwas ein»facheres. Verschiedenes Wmzclwnk <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Garten, auch diedicken Blattstengel <strong>der</strong> Beete hat man gebmucht, um gegohimeGetränke zu machen. Bitterkeit gab man auch diesem Geträntdurch Hopfen.Oben haben wir die Bierbereitung in Geschirren <strong>der</strong> jüngerenZeit beschrieben. Es hat eine Zeit gegeben, wo <strong>der</strong> LetteBöttchemibeiten nicht zu machen verstand und ihm Wannen,Boljen, Kübel unbekannt waren. Diese piäbistoiische P«iode53


54«icht noch in die Gegenwcnt, wie wii es finden, wenn wn dievon den Cultmcentlcn entfemtnen Gegenden in Betmcht ziehen.Die Hochletten im luiischen Obeilande und in Witebsk brauchennoch jetzt (wenigstens zum Theil. in kleineren Wirthschaften). stattd« leijaß b»ii» ein <strong>aus</strong> einem Ellemllotz tlippenähnlich gehöhltesGefäß. Beide Enden des <strong>aus</strong>gehöhlten Baumstammes sind dmchHolzplatten geschlossen. Die eine dies«Holzplatten hat einZapftoch unduntei <strong>dem</strong> Zapfloch einevorgebogene Verlängerung, üb« welchem dasAbfließende in ein Gefäß geleitet wird. Damit <strong>der</strong> gehöhlteBaumstamm zusammengehalten wird, sind ihm an beiden Endenstarke Bügel und Klammem umgelegt. Im Grunde des Gefäßesliegen Hölzer, die auf <strong>der</strong> unteren Seite, entsprechend <strong>der</strong> Gefäß»Höhlung gerundet sind und an <strong>der</strong> Rundung einen Keib haben.Zui Bi«b«eitung wiid auf diese Holz« Stioh gebieitet, aufdas Stioh dci Hopfen,damuf das Malz, ganz wie wii es obenschon beschiieben haben. Das wesentlich Ande« ist nur dasuralte gehöhlte Gesäß, statt <strong>der</strong> relativ mo<strong>der</strong>nen Seihbalje.Nach<strong>dem</strong> nun das Bier <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> einen, o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>n Seihgefäßabgelassen, mit Hopfen gewürzt und nicht mehr heiß, son»<strong>dem</strong> nur noch lauwarm ist, wird in einem <strong>der</strong> kleineren Gefäßezu <strong>der</strong> mil» Hefen zugelegt. Sobald die Gährung unter wie<strong>der</strong>»holtcm Umrühren beginnt, wird es allmählich in einem größerenGefäß mehr und mehr zusammengegossen, bis so zuletzt dasGanze in Gähmng kommt.Bei dies« Piocedm wiid <strong>dem</strong> Biergm keine Ruhe gelassen, sonst wmde es unten sau« weiden; eswiid bestündig hin und h« gegossen, nach<strong>dem</strong> es mit <strong>dem</strong>tleb»!B, d. i. ein quiilmtiges Ding von Weidenzweigen,eine Alt von gestutzt« Schaummthe, gnühit ist. Nach<strong>dem</strong> dasViel ganz kalt gewoidm, wiid es in Faßchen gefüllt. DieFaßchen weiden auf zwei Holzscheite qu« üb« Wannen gelegt,in welche das übeigähiende Bi« nebst Hefen <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> offnenSpundloch abfließt. Damit es übeigählen lann, weiden duichstetes Nachgießen die Faßchen streichend voll erhalten. Ein Taggenügt für den Gührungsproceß. Darnach wird <strong>der</strong> Spund ein»geschlagen und mit Lehm verschmiert, die Faßchen ab« in taltem


55Raum abgestellt. Will man beim Abzapfen den Spund selbstnicht öffnen,so wiid mit einem kleinen Bohi« ein Löchlein obenin das Faßchen gebohrt, und <strong>der</strong> eingesteckte feine Holzzapfen danngelüftet.Nachttäglich bemerke ich, daß <strong>der</strong> Lette vielfach noch heutehölzeine Tlichtei hat. Es giebt Tlicht« d«en ob«« Theil die Foimeines kleinen Tmges hat (40 cm. lang) und <strong>aus</strong> Biikenholz gehöhltist. Die hölzeine Tiichteliöh« ist eingesetzt. Auch kommen Tlicht«<strong>aus</strong> Tannenholz vol. Die Form des obe«n Theils ist auch dieeines kleinen Tmges (17 cm. 1., 11 cm. bl.); die RSH« istnicht eingesetzt, son<strong>der</strong>n ein an d« Stelle gewachsen«, danndmchbohlt« Ast. Solche Tlicht« dienen noch heute beim Bi«»und Bianntweinfüllen , od« große« nuf Fässern, in welchenWasser für Menschen und H<strong>aus</strong>thie« herangefühit wird.Wir reden von Fässern und denken natürlich an solche <strong>aus</strong>Dauben. Der Lette vor Zeiten, welcher die Böttcherei nichtkannte, hat Daubenfässn nicht gehabt und hat sich an <strong>der</strong>enStelle mit etwas An<strong>der</strong>em beholfen. Spuren davon existierenbis heute. In <strong>der</strong> Gegend von lurbmg haben die LittaunFaßchen (auch gerade zu Bin), dnen Maaße mir leidn nichtangegeben sind, gehöhlt <strong>aus</strong> Klötzen, nach den Enden zu etwasveljüngt, an je<strong>dem</strong> Ende mit zwei (wahlscheinlich hölzcmcn)Reifen zusammengehalten, mit vineckigem Spundloch nebst Spundvnsehen. In dn Nähe von Doblen ist im Besitz eines Häuslnsein sehr fein gembeitetes Faßchen gefunden, welches ein Eibedn Voivätn. abn noch heute zu Bmnntwein gebraucht wird.Seine Länge beträgt 2? cm., <strong>der</strong> Durchmesser <strong>der</strong> etwas ver»jungten Enden 15 cm. Die beiden Böden sind eingesetzt, aberwie. weiß <strong>der</strong> Besitz« selbst nicht zu sagen. Die Sache läßt sich ab««klären. Jetzthat dasFaßchen jeeinen Eisemeifcm denEnden, frühersind es nach <strong>dem</strong> Zeugniß des Besitzers hölzeine Band« gewesen.Aehnliche Faßchen sind im Lande weit verbleitet gewesen undwahrscheinlich nicht blos kleine, son<strong>der</strong>n auch größere. Ich möchtevermuthen erstlich, daß solche alte faß» o<strong>der</strong> tonnenartige Gefäße


56ein Woit. von dessen Helleitungan andl« Stelle die Rede sein wiid. Ich vennuthe ab«zweitens, daß die altlettische <strong>aus</strong> einem Vaumklotz gehöhltemv«» in späte«« Zeiten in d« Foim und in dci Ausllibeitung<strong>dem</strong> von den Deutschen hetgebmchten Daubenfaß sich angeähnelthaben mag, z. B. in Hinsicht des Spundloches und Spundes;wenigstens hat wed« d« Lette, noch d« Littau« eine eigeneBezeichnung füi Spund, od« in Hinsicht <strong>der</strong> Verjüngung nachden Enden hin. die bei den <strong>lettischen</strong> gehöhlten Faßchen jedenfallsnur sehr gering gewesen zu sein scheint und auch nicht fonöthig war. als wie beim Daubenfaß.den Namen mv«a gefühlt haben,So viel üb« das Bier und üb« die Bmugeräthe.Wirkönnen nicht umhin, »och zwei an<strong>der</strong>e Nationalgetränle <strong>der</strong> Lettenzu besprechen, <strong>der</strong>en Beieitung mehl od« weniger auch beson<strong>der</strong>esGnäth «fotd«t: Meth und Biikwassct.Wir wissen, daß die Bienenzucht bei den Letten seit vmhistorischenZeiten in hohem Grade beliebt und geübt gewesen.Schon damus folgt » priori, daß ein Honigtiant hier nichtunbekannt gewesen sein wird. Alle nordischen Völker habenMeth getrunken. Bei den Letten hat die malte Pflege <strong>der</strong> Waldbienenim Laufe <strong>der</strong> Zeit sich <strong>aus</strong> den durch Ackerbau cultivi«»teien Gegenden natüilichcrweisc zurückgezogen und wild nm nochin den abgelegenen Waldgegenden betlieben; ab« Bienenzucht«-vneine «neuem in allen Theilen des Landes die Bienenzucht,wenn auch um die modeine. Dmch das städtische Bier undden Branntwein ist <strong>der</strong> Meth an die Seite gedrückt, aber dennnochttinlt dn Lette noch immer hin und her dm meeltinleb,Honigbin odn Meth. Das Wort sieht <strong>aus</strong> wie ein Dem. v.meelt». Das Simpler kommt abn in dn entsprechenden Bedeutungnicht vor. Das zu Grunde liegende Stammwort dürftekein an<strong>der</strong>es sein, als meän», Honig, selbst; a voi t muß zuscharfem l werden. Ich glaube, daß meeltinleb nichts an<strong>der</strong>es»st. als ein zusammengezogenes meäutinleb, Dem. v. meäns,Honig und Honigtiant. cl. »lutinleb, Dem. v. »luB.


57Eine glaubwürdige Persönlichkeit theilt mir mit. daß in Liv»land dn meeltinleb durch Aufgießen warmen Wassers aufWaben bereitet wird, <strong>aus</strong> denen man den Honig hat <strong>aus</strong>laufenlassen. Dieses Honigwassn läßt man gähren. Je ältn eswild, desto mehr r<strong>aus</strong>cht es; es schmeckt sehr süß und deutlichnach Honig. Die Ehsten sollen auch einen Honigtranl moäugehabt haben und haben ihn wahlscheinlich auch noch, ebensodie llndnen finnischen Völker. Thomsen behauptet nicht mitSichnheit. vennuthet abn mit Wahischeinlichkeit. daß die Finnendas Woit von den Letten entlehnt hätten.Im Liede wild Bin und Meth als zweinlei neben einand«gestellt.01. vlereet, brali, »lv, meäu,üö MMB äe^v» lneleui !auäiB;LeB malin» woi ve cc»,p»likB älemminleb (Losem),d. i. Trinket. Brü<strong>der</strong>. Bi«. Meth,Wie euch «ichen dieftemden Leute (—taut»B, dieF«iw«b«):Ob die Sehwest« geht od« nicht geht.Der Tmnk, d« bleibt Euch.Bei d« Weibung wiid Getmnk mitgebmcht, um die Fa»milienglied« — bläli — des zu weibenden Mädchens und ih«Gunst zu gewinnen.Hlutini, meäntini,ouäl2j»m teivi alert!l^2B tevvi nöwalätXumetÄ leäeä2MB? (Zieiau.)d. i. O Bieichen, Methchen,D« muß klug sein, dn dich trinken will!Wer kann üb« dich die Oberhand gewinnen.Während er auf <strong>dem</strong> Rößlein sitzt?d. i. Niemand kann üb« dich die Oberhand gewinnen; duhast Macht üb« ihn und wirfst ihn. den Ber<strong>aus</strong>chten, vomRößchen Hemd-


58Neben <strong>dem</strong> vom Bi« sich dmch<strong>aus</strong> untnscheidenden Honig»trank hat es nun ab« gewiß auch ein Honigbi« gegeben, wieauch die <strong>lettischen</strong> Lexikographen angeben, d. h. 2WB mit Honigversüßt. Schon bei dci Bespiechung d« Waldbienenzucht ist einZeugniß dafür <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Volkslied angefühlt, hi« noch ande«:K 8ueälertu uemeäötH,Xenelütn uel2kltīt2;Alan bl2Ülebi är2weneeki,Mlleb2B r2ibu 2uäeji»2B (Zi«au).d. i. Ich möchte nicht trinlen Ungehonigtes,Ich möchte nicht ttagen Ungesticktes;Hab' ich doch Bmd«, Bienenpfleg«,Hab ich doch Schwägerinnen, die bunte Decken sticken.Das Nicht»Gehonigte kann nicht auf den Meth selbst sichbeziehen, denn bei diesem ist <strong>der</strong> Honig immer ein wesentlichesStück. Es giebt leinen Meth ohne Honig. Es muß also einTrank gemeint sein, bei welchem d« Honig als Zuthat sich finden,odei ab« auch fehlen kann, und01. ?a!Ka eemu, t»!K» teku,"laika m»niB aixiim;l'alka älem meä' »r 2>u8!äl»bin» bikelim (4248).das ist unzweifelhaft das Bi«.d. i- Ich gehe zum Talk, ich laufe zum Talk.Zum Talk w«d' ich geladen;Zum Talk Waid getrunken Honig mit BierAus silbernen Bechern.Im folgenden Liedchen wnd die Mischung von Bin mitHonig nui von ferne angedeutet, ab« d« Zusammenhang läßtmit Sicheiheit auf die wirkliche Mischung schließen:Bebuj, bitīte, bitīte,WaF2i»m meäuti»';Wim äeeuu talku äleraHpiuainu 2>utin'! (Palzmcn.)


59d. i. Nähe, Bienchen, flicht, Bienchen,Honig für den Waggar (Aufseher über die Hofestnechte) ;Den ganzen Tag wird zum TalkHopfenbier getrunken.Das Liedchen scheint zu beklagen, daß zu <strong>dem</strong> Schm<strong>aus</strong> bei<strong>der</strong> Hofesarbeit (Talt) kein versüßtes Bier gespendet ist, und dieKlage wird in den Wunsch gekleidet, die Bienen möchten doch<strong>dem</strong> Hof, <strong>dem</strong> Frohnvogt und <strong>der</strong> Herrschaft Honig sammeln,damit es daran nicht fehle.Es war uns unmöglich vom Meth zu schweigen, wenn wirvom Bier und dessen Bereitung sprachen. Es sind aber keinebesondeien Geiäthe zu nennen, die zui Beieitung des Methsnothwendig gewesen wären. Wir gehen aber weiter zu einemdritten Nationaltiank des <strong>lettischen</strong> Volkes, wo auch Geiäthenöthig sind, um ihn <strong>aus</strong> dci natürlichen Quelle zu gewinnen.Ich meine das B i rk Wasser (berlu luls,8).Die Birke ist <strong>der</strong> schöne und vielfach nützliche Baum Nord»Europas, namentlich <strong>der</strong> baltischen Provinzen, Scandinaviensund <strong>der</strong> in entsprechen<strong>der</strong> Breite liegenden Theile des innerenRußlands. Wer unter den Birken heimisch ist. wird den jung»fraulich in blendendci Weiße unter den anmuthig hängendenZweigen, unter <strong>dem</strong> lichtgrünen Schleier schimmernden Baum davermissen, wo die preußisch strammen Buchen o<strong>der</strong> gar die dun»klen südländischen immergrünen Bäume glänzen. Wer athmetnicht auf in Lebensfreude bei <strong>dem</strong> würzigen Maiduft im Birken»Hain nach lin<strong>dem</strong> Frühlingsregen ? Wer hat die Diamanten ge»zählt, die bei Mondenschein auf <strong>dem</strong> bereiften Birkenwalde funkeln.Und nun <strong>der</strong> Nutzen. Die Birke liefert das verschlagsamste Brenn»holz, das brauchbarste Material zu Wagen und Schlitten, zuAcker» und H<strong>aus</strong>gcräth. Alles bis zum Wipfel ist <strong>dem</strong> Menschendienlich. Von <strong>der</strong> Birke nimmt er die Besenreiser (flow l»ri)zurSäuberung des H<strong>aus</strong>es, von <strong>der</strong> Birke die Ruthe lriklte) zurErziehung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>. Die Wurzel giebt den Trank.Wenige Baume haben eine solche Menge von Saft als die


60Biite. Ehe die Blätter sprießen, steigt <strong>der</strong>selbe in <strong>dem</strong> Baumeempoi und wo die Rinde eine Wunde hat, sickelt ei in leichernMaße Hei<strong>aus</strong>. Die Beobachtung diese! Thatsache hat die Men«schen fiüh veianlaßt den süßlichen Saft mit Kunst <strong>dem</strong> Baumeabzuzapfen und füi sich zu gewinnen. Im <strong>lettischen</strong> Lande siehtman überall Biilen in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Bauernhöfe angezapft. DasVolkslied erwähnt das Birkwasser selten, aber doch, z. N. scherz»Haft als «inen Ersatz für das theuere Bier und empfiehlt elfteres<strong>dem</strong> aimen Knecht, dci dann «bei seine Hochzeit (gegen die ge»Wohnliche Sitte) im Frühling feiein müsse:?a^ai2l-i, pll^alallXalpaiu »emt li^awi»u !?Ä,^»i»rl berln iuln,Xen'lHaFa »luti»2.d. i. Im Frühling, im FrühlingFühre <strong>der</strong> Knecht sein Liebchen heim!(Dann) giebts Birkwasser,(Dann) bedarf man des Bieres nicht.Die Sitte ist nun, daß man ungefähr im Anfang desApril Monats, sobald die Erde aufgethaut ist. das Birkwasserzu zapfen beginnt. Man zieht die älteren Bäume den jüngerenvor. denn sie geben größere Quantität und süßere Qualität.Angebohrt wird <strong>der</strong> Baum an <strong>der</strong> Südseite. Acht Tage nachAnbohrung des Baumes schließt man das Loch durch Einschlageneines Pflockes, damit <strong>der</strong> Baum nicht verblute; längeres Zapfenschädigt und schwächt den Baum." Oei Schonung dienen die»selben Bäume Jahr füi'lllhr. Das gewonnene Birkwasser wirdin geschlossenen Gefäßen (Tönnchen) mindestens acht Tage langeinem Säuerungsproceß unterzog«! -rmd dann getrunken. (DieDeutschen im Lande füllen das Birkwasser sofort in Flaschen,legen behufs besserer Gährung und Geschmacksveiedlung in jedeFlasche einige Stückchen von den Zweigen <strong>der</strong> schwarzen lohannis»beere, o<strong>der</strong> von Citronen bezw. Apfelsinen, etwas Zucker undRosinen und trinken mit Zucker das dann champagnerartig


schäumende Getränk in den warmen Sommertagen.) Vor lohannismuß das einfachere Getränt des Volkes schon verbraucht sein, weil esbei <strong>dem</strong> Letten sonst verschalt und Würmer sich darin finden.Zum Abzapfen des Birtwasseis dient ein etwa, mindestens2" stllikei, gerade gewachsener Ellernzweig. Dieser wird sauberabgeschält, an <strong>dem</strong> einen Ende etwas verjüngt, damit er fest indas Bohrloch des Baumes hineingefügt werden könne. EinStück des Ellemastes, 20— 30 om. lang, bleibt rund, <strong>dem</strong> an<strong>der</strong>ennach außen gehende Ende wird die obere Hälfte abgeschnittenund die untere Hälfte zu einer Rinne <strong>aus</strong>gehöhlt. Das rundeEnde, das in den Baum kommt, wird mittelst einer glühendgemachten Stricknadel durchbohrt. So läuft das Birkwasser indie Rinne und von dieser in das untergestellte Gefäß; damit aber<strong>der</strong> Wind die sickeinden Tiopfen nicht velwehc, wild ein Stäbchenin das Gefäß gestellt und das Ende dcl Rinne darauf gestützt;daian fließt dci Bilkensaft Hemd. Zuweilen wird die Birkean zwei Stellen über einan<strong>der</strong> angebohrt, wenn man schnellerdas Gefäß am Baum zu füllen wünscht.61


Wie die alten Lettengefreit haben,geschil<strong>der</strong>tauf Grund des Volksliedes und <strong>der</strong> Volkstradition.vonEmil Bielenstein.Pastor zu Sahten.Einleitung.Unser ohnehin nervöses Jahrhun<strong>der</strong>t steht im beson<strong>der</strong>enunter <strong>dem</strong> Unstern des Nationalitätenha<strong>der</strong>s. aber neben allerUnruhe und Hast, neben allen Mißstimmungen und Kriegs»rüstungen unserer Zeit macht sich doch auch vielerorten eine an»<strong>der</strong>e Strömung geltend, welche in stiller friedlicher Arbeit, sei esauf wissenschaftlichem, sei es auf industriellem, sei es auf allge»meinem cultuiellem Gebiet die Nationen zu wechselseitigem Nutzeneinan<strong>der</strong> näher bringen möchte. Dazu sollen und können auchdie mancherlei Congresse mit ihren über den engen nationalenRahmen hin<strong>aus</strong>gehenden Aufgaben dienen.Auf einem solchen, speciell den internationalen Friedensbe»stiebungen dienenden Congiesse äußelte vol einigen lahlen eindeutsch« Abgeordnet«'), bevor man an das fernere Ziel einesinternationalen Tchiedsgerichtshofes denken könne, seien näher»liegende Aufgaben ins Auge zu fassen. Um den Frieden zwi»schen den Völlein zu «halten, müßten voi allem die Keime zuStreitigkeiten zerstört werden, diese seien ab« beson<strong>der</strong>s zu») Nr. Barth auf <strong>dem</strong> Congreß <strong>der</strong> Friedensfreunde zu Rom 1892.


2suchen im „gegenseitigen Mißtrauen" und in <strong>der</strong> „patriotischen undnationalen Phrase", wie sie sich in <strong>der</strong> chauvinistischen Presse<strong>der</strong> verschiedenen Län<strong>der</strong> breit machen; und an<strong>der</strong>erseits müsse— und dazu könne je<strong>der</strong> einzelne sein Scherflein beitragen—noch mehr als bisher dafür gewirkt werden, daß auf den ver»schiedensten <strong>Gebiete</strong>n ein friedlicher Verkehr <strong>der</strong> Völker angebahntwerde. Er motivirte dies mit <strong>dem</strong> hübschen Worte: „Manverträgt sich, wenn man sich versteht."In <strong>der</strong> That, wieviele mißliche Streitigkeiten, wievieleMißverhältnisse entstehen durch Mißtrauen und durch dar<strong>aus</strong> sichergebende Mißverständnisse. Die Mißverständnisse aber entstehenja bekanntlich nach <strong>dem</strong> Wandsbecker Boten dadurch, daß einerden an<strong>der</strong>n nicht »«steht. Das Wort: „Man vertlägt sich,wenn man sich versteht" gilt nun ebensowohl für das Verhältnis<strong>der</strong> Einzelpersonen wie das <strong>der</strong> Völker im großen, es giltebensowohl in Bezug auf die politisch selbständigen Völker, alsauch in Bezug auf die wie kleine Partikel zwischen die an<strong>der</strong>nhineingestreuten Völkerschaften. Jede hat ihre beson<strong>der</strong>e, histo»lisch gewordene, mehr o<strong>der</strong> wenig« interessante resp. für dieAllgemeinheit bedeutungsvolle Eigenart. Um nun <strong>der</strong> Eigenarteines jeden Voltes gerecht zu werden, muß man sie verstehen;um sie verstehen zu tonnen, muß man sie genau kennen. Washeißt das nun ab«: einan<strong>der</strong> genau kennen?Wie man einen Mann gerechterweise nicht beurteilen wirdnach einer einzelnen Handlung, son<strong>der</strong>n sein Wesen nur verstehenwird, wenn man <strong>aus</strong> seinem ganzen Leben auch viele kleineZüge mit in Betracht zieht, so darf man auch über die Eigen»art eines ganzen Volkes nicht ein Urteil fällen bloß darnach,wie es sich etwa in wenigen lahrzehnden gezeigt hat. auch nichtbloß darnach, wie es äußerlich «schienen ist im Verkehr mitan<strong>der</strong>n Völknn. Vielmehl wird man auf Jahrhun<strong>der</strong>te zurück«schauen und dabei auch ganz beson<strong>der</strong>s zu erforschen suchenmüssen, wie die Eigenart eines Volkes sich zeigt, wenn esunter sich ist.


Letzteres zu «gründen ist ja natürlich meistens sehr schwer,in <strong>der</strong> denkbar günstigsten Lage ab« sind wir hierin <strong>dem</strong> <strong>lettischen</strong>Volke gegenüber, das in seinen Volkslie<strong>der</strong>n einen Schatzbesitzt, <strong>der</strong> in poetischer, ethisch«, historisch« Hinsicht nicht ge»nug erkannt und anerkannt werden kann. Bei dein unzweifel»Haft hohen Alt« viel« lett. Volkslied« (Mannhard stellt spet.die mythologischen Lied« in Parallele zur Kulturstufe <strong>der</strong> Hindus,wie sie sich in den Veden darstellt), bei d« großen Vielseitigkeitdes in ihnen behandelten Stoffes bieten uns die Volkslied« gewissermaßenein Tagebuch des lett. Volks, in welchem unter denmannigfachsten Stimmungen und Beleuchtungen das ganze Menschenlebengeschil<strong>der</strong>t wird von <strong>der</strong> Geburt bis zum Grabe. Indies« Hinsicht liegen in den Volkslie<strong>der</strong>n und <strong>der</strong> sonstigenVollstlüdition noch reiche ungehobene Schätze veibolgen. Inden vielen T<strong>aus</strong>enden von mehi od« mmd« weltvollen Liednn.die in den zahlleichen gcdwckten und ungedlucktcn Sammlungenzusammengebracht sind, sind gewissermaßen durch steißige Berg»mannsarbeit zahllose Stücke von Edelsteinen, Gold. Silber,Eisen, Zinn u. s. w. zusammengehäuft; nun gilt es aber auch dieeinzelnen Körnlein <strong>aus</strong>zuscheiden und her<strong>aus</strong>zulesen, es gilt dasZusammengehörige zu einem erkennbaren Ganzen zu verbinden.Soll ein echtes und rechtes Bild des specisisch <strong>lettischen</strong>Volkslebens und seiner Sitte gewonnen weiden, so müßten jenebereits erwähnten einzelnen Ttücklein gleichsam zu einem Mosaikbildezusammengefügt und <strong>dem</strong> Beschau« als Ganzes vor Augengestellt werden, od« es müßte ein Gemälde entworfen werden,zu welchem aber <strong>der</strong> Maler die Farben nicht nach seinemsubjektiven Geschmacke wählen dürfte, vielmehr müßte er nurmit den Farben malen, welche das Volk selbst ihm in seinenLie<strong>der</strong>n darbietet.Ich will es versuchen ein in dieser Weise entworfenes Bildzu entrollen. Was das hierzu gewählte Thema anlangt, sohätte es freilich näher gelegen mit <strong>der</strong> Geburt, Kindheit :c. zubeginnen, aber angeregt durch das interessante und inhaltsreiche3


4Buch von Dr. Leopold Schioc<strong>der</strong>: „Die Hochzeitsgebräuche <strong>der</strong>Ehsten und einiger an<strong>der</strong>« finnisch»ugrisch« Völkerschaften inVergleichung mit denen <strong>der</strong> indogermanischen Völker" (Berlin,Ashcr. 1888). welches <strong>aus</strong> Mangel an gedrucktem Material imganzen nur sehr wenig über die <strong>lettischen</strong> Titten berichtet, wollteich vor allem die <strong>lettischen</strong> Gebräuche bei <strong>der</strong> Freie und Hochzeitzu behandeln versuchen. Bon dieser umfassen<strong>der</strong>en Arbeit, zuwelch« es mir noch an Material gebricht, folgen hier dieeisten Capitel.Die Quellen, <strong>aus</strong> denen ich geschöpft habe, sind voi allemdie von meinem Vatei gesammelten „iHt^veelonu tautas äleelmas"und zwai ca. 5000 gediuckte und ca. 7000 ungediuckte, fernerdie Sammlung von H,rouu Natis, <strong>der</strong> 5. rakltn lliäsums<strong>der</strong> Rigaschen limbu Kumilij», fern« teilweise die Sammlun»gen von Ireulanä-Lrivvlewueel! und spröFiB die trefflichen5 ersten Lieferungen von LaronB I,atvvju «lnina» und zahlreichekleinere, unter denen ich beson<strong>der</strong>s die kleine, aber reizende,einem Sträußchen Feldblumen gleiche von <strong>der</strong> Mit<strong>aus</strong>chen I^atxveelebubeeäliba« rakltnee2ibaB nöäat» 1890 unter <strong>dem</strong>Titel tar>t»3 clleeimu virkne» (Aufgereihtes) hei<strong>aus</strong>gegebenenSammlung «wähnen möchte.Dazu kommen <strong>aus</strong> d« reichen Sammlung meines Vaterseinige lin^e?. ebenso auch einige Aufzeichnungen üb« mancheGebräuche; manche kleine Ergänzungen fand ich auch im 6. raklluKrājums <strong>der</strong> Rigaschen lmibn KomiHa von 1890; das meiste«hielt ich nach diesbezüglichen Anfragen durch freundliche Zusen»düngen von verschiedenen Pastoren, Studenten, Lehrern, Wirten,denen ich hiermit herzlich danke.An<strong>der</strong>es gediuckte Material fand ich hier und da in <strong>der</strong><strong>lettischen</strong> illustrierten Zeitschrift Hultrum?, ferner in den Chronikenvon Heinrich von Lettland und Balthasar Russow, in PaulEinhorns „Beschreibung <strong>der</strong> <strong>lettischen</strong> Nation" von 1649, inHupels „Topographische Nachrichten über Liv», Ehst» und Kurland"v. I. 1?74u. s. w., Christophorus Hartknoch: Altes und Neues


Preussen od« Preussischer Historien. Zwei Theile. 1684; Zeit»schrift für Ethnologie von Bastian und Hartmann v. I. 1878Bd. X. (Kulischer: Intercommunale Ehe durch Raub und Kauf),endlich Lubbok: Entstehung <strong>der</strong> Eivilisation.Karl Ulmarm, Volkslied und Volkscharacter (Ton<strong>der</strong>abdruck<strong>aus</strong> <strong>der</strong> Baltischen Monatsschrift. Riga. Dezember 1878).P. F. Buettn«, Vorwoit zu I^tweet'oKn elleelm»,» un siNF«B.Mitau. Steffenhagen. 1844, Nrust DüusbeiF: Xablu eei»--leli»8 vlw»l»F»8 »pz»bl>!3 äfill.tl»iköB. VI. rakltn Kläjur»«.ZKäbais: Beu2B Kam eerntek»B1891. .V: 10. 11.Was nun die Benutzung des genannten Materials anlangt,so wäre ja eine genetisch-historische Behandlung <strong>der</strong> in Frage kommendenSitten und Gebräuche und <strong>der</strong> damit zusammenhängendenVorstellungen leichter, wenn die Volkslie<strong>der</strong> als Haufttquellefür diese Arbeit nach historischen Gesichtspunkten gesichtet undgeordnet vorlägen. In gewissen übrigens sehr engen Grenzenwäre eine solche Vorarbeit möglich etwa bei den Lie<strong>der</strong>n, welcheAnspielungen enthalten auf die Mythologie, die katholische undevangelische Kirche, auf an<strong>der</strong>e Völker und Personen, auf Waffen,Geräte, Sitten, <strong>der</strong>en Alt« an<strong>der</strong>weitig feststeht und <strong>der</strong>gl. Inden kurzen Vierzeilen finden sich aber im ganzen nur selten <strong>der</strong>artigeeinigermaßen sichere Anhaltspunkte. Die Schwierigkeitenweiden feiner noch dadurch erhöht, daß sich in <strong>dem</strong>selben Liebeoft sehr Altes und zugleich relativ Neues verbunden zeigt. Im 'Laufe <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>te ist für das unverständlich gewordeneteils Sprachliche, teils Sachliche Verständlicheres <strong>aus</strong> <strong>der</strong> nun»mehligen Denkweise o<strong>der</strong> Sitte eingeschoben z. B. wechselt mmythologisch gefärbten Lie<strong>der</strong>n nicht selten Bwet» NKrir (dieheilige Maria) mit <strong>der</strong> faules weit» (Sonnentocht«) z. B. mzwei einandei ähnlichen Lie<strong>der</strong>n »M 97 und 108 <strong>aus</strong> <strong>der</strong>Brihwscmneekschen Sammlung) begleitet einmal die Sonnentocht«den Gottessohn zum Heumähen, das an<strong>der</strong>e Mal die heiligeMaria denselben zur Hütung. Der Gottessohn (Sing.) steht5


6öfters für die Gottessöhne, dadurch lag in späterer Zeit die Beziehungauf die Maria nahe. Häufiger noch tritt die Maria andie Stelle <strong>der</strong> Glücksgöttin laim» u. f. w.Als Beispiel an<strong>der</strong>er Art mag ein relativ längeres Volks»lied (ll»ße) dienen, welches beginnt: „Leiche, kleines Vögelchen."Dieses stammt seiner ältesten Form nach unzweifelhaft etwa <strong>aus</strong>d. 13. od« 14. Jahrhun<strong>der</strong>t. In diesem Licde wird unt« <strong>dem</strong>Bilde <strong>der</strong> Leiche d« Lette gewarnt, nicht am Wegrande sich auf»zuhalten, wo fremde Herren ihn finden und mitnehmen würden,um ihn beim Kohlenbrennen und Panzerschmieden sich dienstbarzu machen. In jüngeren Relationen <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Zeit des weitver»breiteten Ackerbaues und <strong>der</strong> Frohnarbeiten steht dafür, erwerde mitgenommen weiden, um <strong>dem</strong> Henn des Nachtszu dicschen. In einer noch jüngeren Variante heißt esstatt dessen, er werde mitgenommen werden, umden ganzen Tagin <strong>der</strong> Schule zu sitzen. Der obligatorische Volksschulunterrichtstammt «st <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Mitte dieses Jahrhun<strong>der</strong>ts. So weist dieses. eine Lied deutliche Spuren verschiedener Culturepochen auf.Ab« die Zahl <strong>der</strong>jenigen Lied«, welche einigermaßen sichereAnhaltspunkte darbieten, ist doch im ganzen nur eine geringegegenüber denjenigen, welche ohne Alteisschein munt« dahin»flattern. Wer mag es entscheiden, ob sie jungen Datums sind,od« ob sie <strong>aus</strong> echt dichterischem Gemüt entsprungen trotz ihresAlters jung geblieben sind, weil sie etwas in sich und an sichhatten, was immer von neuem einen Wie<strong>der</strong>hall im Menschen»herzen weckte und sie den Menschen lieb machte. Das gilt ganz,beson<strong>der</strong>s von den Lie<strong>der</strong>n, welche das Verhältnis <strong>der</strong> beidenGeschlechter zu einan<strong>der</strong> schil<strong>der</strong>n und somit gerade auch fürdas vorliegende Thema Stoff boten. Soweit die Volkslied«Anhaltspunkte zur Unterscheidung verschieden« Entwickelungsstufen<strong>der</strong> hier in Frage kommenden Titten geben konnten, sind sieweit« unten in diesem Sinne <strong>aus</strong>genutzt worden.Als ein an<strong>der</strong>es Kriterium für das Alter <strong>der</strong> gerade hierin Frage kommenden Lied« könnte etwa genannt weiden, obdieselben lohei od« feiu« empfunden seien.


Paul Einhorn') (Pastor von 1621—1656) sagt nämlich beiseinen Schil<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Hochzeiten „Darauf gehet die Hochzeitan, und wird da so ein abschewlich und schandloß Leben gefüh»ret. daß es auch unter den allergröbesten barbarischen Völkernnicht ärger zugehen möchte. Dann erstlich muß das Essen undTrinken Tag und Nacht cmff <strong>dem</strong> Tische stehen, da mag einje<strong>der</strong> fressen, wenn er will, und wie lang er will, es muß auchnicht ehe vom Tische kommen, ehe die Hochzeit zu Ende gebracht.Darnach werden solche unflätige, unzüchtige und leichtfertigeLied« auff jhre Sprache gesungen Tag und Nacht ohne auff»hören, daß sie <strong>der</strong> Teufel selbst nicht unflätig« und schandlos««dencken und füibnngen möchte. Ja, ich glaube wol, daß manin <strong>dem</strong> ärgesten lupansri. da die unzüchttgste Inais, Nessaliu»und an<strong>der</strong>e jhres gleichen in wenn, einen abschew haben würdesolche zu singen und anzuhören. Daher auch leine züchtigePersonen, son<strong>der</strong>lich Frawen und lungfrawen in solche Hochzeit»Häuser gehen dürffen."y Paul Einhorn seit l«2i Pastor zu Grenzhof,7seit IS3! zuMitcm,seit 163« Kurland. Superintendent. „In seinen Schriften zeigt P. E.große theol. Gelehrsamkeit und Kenntnis <strong>der</strong> alten Sprachen, aber aucheine große Untunde in an<strong>der</strong>n Wissenschaften Am bedeutendstensind seine Schriften über die Letten" ». s. w. Kallmeyer — Dr. Otto:—die euang.Kirchen und Prediger Kurlands. Mitnu. Steffenhagen. 1890.Ich erwähne hierbei, daß <strong>der</strong> Tod Paul Einhorns daselbst, wie mirscheint, unrichtig angegeben ist. „Er -f- l>. XI. ß. «i-. 1655 (nach Th.Kallmeyeis Vcrechnung 25. Aug. d. I. — s. seriptt. rer. I,iv«n. 11., 6»!.)auf dci Kanzel, als er eben m einer Predigt heftig gegen die Annahmedes Gregorianischen Kalen<strong>der</strong>s eiferte." — Ich fand dagegen im Kirchenbuche<strong>der</strong> Mit<strong>aus</strong>chen Trinitatis-Wemeinoe vom Jahre 1656 »»t» >5 66die Notiz: „LxHnüi. El -f- Paulus Einhorn, Superintendent." NasSchriftstellerlezicon giebt als P. Einhorns Todestag den 25. Mai, abweichendvon den an<strong>der</strong>« Zeugen, an, auf welchen Tag <strong>der</strong> Ezaudi —Sonntag sehr gut hat fallen tonnen, nennt aber als Todesjahr 1655.Tie Angabe des Mit<strong>aus</strong>chen Tnnitatiskiichenbuchs scheint maßgebend zusein, zumal dieselbe von unsern Historikern we<strong>der</strong> wi<strong>der</strong>legt, noch überhaupterwähnt wird.2> Paul Einhorn: „Beschreibung <strong>der</strong> <strong>lettischen</strong> Nation Eap. n.ß 41.


8Das klingt allerdings schlimm, ich glaube aber bezweifelnzu dürfen, daß es so schlimm gewesen, wie es Paul Einhornerschienen ist. Zur rechten Wertschätzung seines Urteils müssenwir uns dessen «inn«n. daß Paul Einhoin sein Amt alsSupeiintendent eifrig und gewissenhaft verwaltet und sich großeVerdienste um die lutherische Kirche Kurlands und speciell auchum das lettische Volk erworben hat. Er intcressirte sich warmfür letzteres, er hat sich redlich abgemüht Land und Leute kennenzu leinen, hat vieles Wissensweite üb« die damaligenSitten und Gebiäuche zusammengetiagen und die gewonnenenResultate in mehieien Schriften nie<strong>der</strong>gelegt, um damit denPredigern Anhaltspunkte zurseelsorgerischen Behandlung darzubieten,denn « hatte Mitleid mit <strong>der</strong> Unwissenheit und geistlichenVerwahrlosung <strong>der</strong> Leute, in welch« sich dieselben noch vonheidnischen und auch von den katholischen Zeiten h« befanden.Ei wollte ihnen helfen mit <strong>dem</strong> Lichte des Evangeliums.Dessenungeachtet konnte sein Uiteil in manchen Stücken iiiegehen. In <strong>dem</strong> oben citiitcn Ausspiuch wiid die Roheit d«Hochzeitsfeierlichkeiten hervorgehoben; ab« waren nicht auch indeutschen Häusern im Mittelalter Hochzeitssitten und Scherze üblich,die heute in manchem Bauernh<strong>aus</strong>e nicht geduldetweiden winden; eswild ganz besondeis getadelt die Unmäßigkeit im Essen und Trinten— diese Unsitte ab« wai «st «cht allen Ständen gemeinsam.Es soll ja gal nicht geleugnet weiden, daß offenbare Schädenvollagen, in<strong>dem</strong> viele Paare sich kirchlich überhaupt nichteinsegnen ließen, daß fein« auch bei den Hochzeiten Rohes,Deibes. Unsittliches in Wort und Brauch vorgekommen, wovonja noch manches Lied im Volksmunde Zeugnis ablegt, o<strong>der</strong>manche anstößige Scherze gemacht sind, wie sie z. V. bei denlitt<strong>aus</strong>chen Hochzeitsgebräuchen <strong>aus</strong>drücklich angeführt weiden»);ab« dennoch, meine ich. thut Paul Einhorn den Letten Uniecht,wenn n die ganzen Hochzeitssitten in B<strong>aus</strong>ch und Bogen verwirft.>) Mitteilung dci Litt<strong>aus</strong>chen literarischen Gesellschaft. 14—16Heft.1889—1891. Hochzeitsbräuche <strong>der</strong> Wielonschen Littaver von N. luszliewicz.01. Absch. 54. „Tas Hängen des Freiwerdens."


Wir düifen nicht veigessen. daß das Standesbewußtsein,die Kluft zwischen Hohen und Niedein, zwischen Deutschen und„Undeutschcn" damals noch glöß« wai als jetzt und somit auchleicht das, was d« Niedcie that. in einem andein Lichte erscheinenließ. Man sah es mehi von oben httab an und konntesich in das Denken und Fühlen des Nie<strong>der</strong>en nicht recht hinein»versetzen. Es war damals auch überhaupt noch gar kein Sen»sorium, kein Veiständnis vochandm fül die Bedeutung und denW«t von Volkssitten; solche ftemdartige Gebräuche des nie<strong>der</strong>enVolkes, wie sie damals bei Freie und Hochzeit üblich gewe»sen, wurden einfach als heidnisch und somit als schlecht vcnll»teilt. Im Velgleich mit chiistlichen Titten wai ja gewiß auchTadelnswertes darunter, aber man ging im Verulteilen zuweit und «kannte nicht, daß auch allgemein Menschliches, histo»cisck Belechtigtes, ethisch Bedeutsames mit dabei wai.Auch darin thut P. Einhorn den Letten Unrecht, daß nbehauptet, dieselben seien im Vergleich mit an<strong>der</strong>n Völkern(ef. IKai«, Nebiru»» — Gnechcn. Röm« u. s. w.) beson<strong>der</strong>sroh gewesen. Man darf eben nicht ein noch uncultivicites Voltmit einem bneits in d« Cultur weiter vorgeschrittenenveigleichen. son<strong>der</strong>n nui die gleich« Culturstufc. Und da sin»den wir Frauenraub und -Kauf und die <strong>aus</strong> denselben Ker<strong>aus</strong>gewachsenenund weiter entwickelten Hochzeitsbräuche bei allenindogermanischen Völkern auf <strong>der</strong> entsprechenden Stufe als durchGebrauch und Gewohnheit allgemein annectierte Sitte; wir inunfern Tagen weiden daher diejenigen, welche von dies« Sitteauf <strong>der</strong> entsprechenden Culturstufe Gebmuch machten, nicht alsbeson<strong>der</strong>s verkommen bezeichnen. Sie kannten es eben damalsnoch nicht an<strong>der</strong>s. Zu Paul Einhorns Zeiten ab« fehlte dasVerständnis füi altüberlieferte Gewohnheit und Sitte, füi historischesWerden und Gewordensein noch vollständig.Wenn ich somit gegenüber Paul Einhorn in Bezug auf diedamaligen Sitten ein Wort füi die Letten sprechen wollte, sogewiß mit noch giößnem Rechte in Bezug auf die damals ge»sungenen Lie<strong>der</strong>. Ein Mann, <strong>der</strong> wie P. Einhoin in den giie»9


10chischen und römischen Schliftstellein. in dn scholastisch»mittel»altellichen Littnawl zu H<strong>aus</strong>e war und lebte, konnte in jenerZeit unmöglich für das einfache Volkslied ein Verständnis haben.Wir müssen uns dessen «innern, daß erst duich H«d«s: „Stirn»men <strong>der</strong> Volk«" (1778—1779) und durch Brentanos und Arnim's:„Des Knaben Wun<strong>der</strong>horn" (1806— 1808 3 Bde.) unterviel gegenteiligem Spott (Buchhändler Nicolai) <strong>der</strong> Sinn fürdas Volkslied in den gebildeten Kreisen Deutschlands gewecktwurde ; wir können uns daher gar nicht wun<strong>der</strong>n, wenn P. Ein»hörn 1649 und Hupel (Topograph. Nachrichten) im I. 1778absolut kein Verständnis für das lettische Volkslied haben. Im11. Bd. des letztgenannten Werkes finden wir manches freundlicheUrteil üb« das lettische Volk; in Bezug auf das Volkslied aberurteilt er in schärfster Weise ab und führt als Beispiel <strong>der</strong> imlett. Volksliede herrschenden Geschmacklosigkeit son<strong>der</strong>barerweisegerade das ieizende Lied von d« Logelhochzeit an. Ein ahn»lich« Mangel an Verständnis zeigte sich auch noch in diesemlahlhundeit in den lioländischen Herrnhüter Gemeinden, welchedie Volkslied« als bIe»ll llf6etiuas(Schelmenlicdci) brandmarkten. >)In diesen absprechenden Urteilen haben wir wie<strong>der</strong> ein Beispieldafür, wie leicht man geneigt ist, üb« eine Sache abzuur»teilen, weil man sie nicht genau kennt und daher nicht versteht.Die <strong>lettischen</strong> Volkslied« verdienen jedenfalls ein solches Urteilnicht; auch wäre es durch<strong>aus</strong> falsch, wenn man auf Grund <strong>der</strong>gen. Zeugnisse bloß die loheicn Lied« als alte wollte geltenlassen. Wai man ja auch früher <strong>der</strong>b« als heutzutage, so hates doch bei den Letten ebenso wie in <strong>der</strong> deutschen Poesie alle»zeit neben <strong>dem</strong> Zoten» und Schelmenliedc auch Edleres undSchöneres gegeben. Das läßt sich im Lettischen sogar positivnachweisen <strong>aus</strong> den unzweifelhaft sehr alten mythologischen Lie<strong>der</strong>n(Tonnenliedei), Klicgsliedein. Liedein,welche das Verhält»ms von Blud« und Schwester behandeln «. Unter diesen zei»gen viele eine hochpoetische unmittelbaie Naturauffassung und') Karl Ulmarm: Volkslied und Volkscharakter. Son<strong>der</strong>abdruck <strong>aus</strong><strong>der</strong> Baltischen Monatsschrift. 1878 S. 2.


zartes Empfinden, so daß ich leinen Anstand nehme auch vielean<strong>der</strong>e Lie<strong>der</strong>, obgleich sie keine Anhaltspunkte für die Bestirn»mung ihres Alters bieten, in die Vergangenheit zurückzudatierenund gleich jenen alteren zu verwerten; bezeugt doch ein Kennerwie K. Ulmarm vom <strong>lettischen</strong> Volksliede im allgemeinen'):„Dasselbe ist unstreitig eines d« ältesten, welche es Übelhauptgiebt. Daiauf deutet nicht allein die Reimlosigkeit und daslangfüßige gleichklingende Metlum, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> Inhaltdesselben, <strong>der</strong> den allerersten einfachsten enganschließenden Ver»gleich des Menschenlebens und Herzens mit <strong>der</strong> Natur, ihrenVorgängen und Gegenständen darstellt." Dies« lebendige, innereZusammenhang des Menschen mit <strong>der</strong> ihn umgebendenNatur,welchem das Volkslied entsprungen ist wie ein frischerBergquell, ist jetzt nicht mehr m <strong>der</strong> alten naiven Form vor»Händen, deshalb hat auch Buettn«') recht, wenn « b«eits 1843m <strong>der</strong> Einleitung zu sein« <strong>lettischen</strong> Voltelie<strong>der</strong>sammlung schreibt:,D« außcioldentliche Reichtum') an Liebem setzt die Sang«m stand, ihre poetische Unterhaltung stunden», ja tagelangfortzusetzen. Fast für jeden Gegenstand im Gesichtskreis desLetten giebt es eine poetische Betrachtung, was die allgemeineMeinung «zeugt hat, daß diese Lied« noch jetzt improvisicitmelden. Ich muß dies« Meinung gnadezu widelspiechen."An and«« Stelle^) sagt ci: „Ich finde, daß uns«e Zeit diediingende Foldeiung stellt, den Letten selbst den Schatz ihiereinzigen nationalen Geistespioduction zu letten, den d« Druck<strong>der</strong> Umstände mit <strong>dem</strong> allmählichen Untergänge bedroht, wie dennschon jetzt <strong>der</strong> Voltsgcsang m manchen Gegenden fast ganz »er»>) a. a. O. S. 7.2) Nuettner : I,»t«seeeoliu l»us«bu äleeln,»»Vorwort. S. VI.nn li»s«». 1844.') Paul Einhorn 11. a. O. Ca». XI, z 41. „Darnach werden ...Lie<strong>der</strong> auff jhre Sprache gesungen Tag und Nacht ohu auffhören."«f. Hnpel a. a.O. T. 133. „Einen beträchtlichen Theil ihres Vergnügenssetzen sie in Gesang und Mufit . . . Auf Hochzeiten sind beson<strong>der</strong>e Wei----ber z. singen" Vorsängerinnen.


12stummt ist." Gerade dieses überall im Lande bemerkbare Zurück»weichen, ja sogar vielfach völlige Verschwinden des Volksliedesgegenüber <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Bildung und <strong>dem</strong> mit ihr sich <strong>aus</strong>brei»tenden Kunstgesange, ist <strong>der</strong> beste Beweis dafür, daß die Volksliedeichenin ihi« Gesammtheit — einzelne modeine Machwerkesind meist leicht als solche zu erkennen — ein« vergangene»Zeitepoche angehören. Es sind Naturkin<strong>der</strong>, denen es zeitweiligrecht übel ging.Von den eigenen Elt«n wuiden sie verstoßen,weil diese bei <strong>dem</strong> allgemeinen sich <strong>aus</strong>breitenden Stieben nachhöh«« Bildung kein lechtes Verständnis mehr für die Lied«<strong>aus</strong> <strong>der</strong> früheren Zeit hatten, in den deutschen Pastorenab« (beson<strong>der</strong>s Dr. Ulmarm- Cremon , Beigmann - Rujen ,Wahi-Palzmai, Dr. A. Bielenstein » Doblen) fanden sie treue,liebevolle Pflegeeltern, bis es sich erwies, daß das Volksliednicht ein gewöhnliches armes Entlein, son<strong>der</strong>n ein schöner Schwansei. Da wollten ihn die Eltern gerne wie<strong>der</strong> mit Ehren heimführenund Pflegen, doch er fühlte sich nicht mehr heimisch, seineZeit war dahin, er flog davon ; zuvor aber streute « seine weißenFed«n weithin; wei eine <strong>der</strong>selben fand und erkannte, <strong>dem</strong>war wohl und glücklich zu Mute; es war ihm. als ob er einenGruß <strong>aus</strong> <strong>der</strong> schönen Kindheit empfangen hätte.Die Zeiten des <strong>lettischen</strong> vierzeiligen Volksliedes im altenSinne sind unwie<strong>der</strong>bringlich dahin trotz des wachsenden In»teresses und <strong>der</strong> Fürsorge, welche ihm von Seiten <strong>der</strong> gebildeten<strong>lettischen</strong> Kreise nunmehr zu teil wird. Es sind jetzt die Zeitengekommen, welche Ulmarm') vor<strong>aus</strong> sah, wo das „was dasVolt für Stroh gehalten, sich als echtes reines Gold erweisenwürde." Ab« die Periode wo dieses Gold in geheimnisvollemWerden sich neubildete, ist vorüber; sein beson<strong>der</strong>« Nährbodenwaien die alten Sitten und Gebräuche. In engem Zusammen«hang mit diesen entstanden sie, hafteten sie im Gedächtnis, wuidenvaneit und gesungen. Mit diesen haben auch jenezu lebenaufgehört.Für uns ab« sind nnd bleiben sie »«wolle Urkundenfiühei« Zeit, sie «ganzen die mündliche Tiadition betieffs alt«») a. a. O. S. 8.


Sitten und weiden andeieiseits wiedeium durch diese «läutert,beson<strong>der</strong>s ist das d« Fall mit <strong>dem</strong> ganzen Gebiet d« Hoch»zeitssitten.') Ab« nicht nur um bestimmte Bräuche handelt essich, die Volkslie<strong>der</strong> gewähren uns auch einen Einblick in dasganze sonstige üußeie und innne Leben d« Letten früh«« Zeit,ihr Denken und Empfinden, ihr Lieben und Leiden u. f. w., da»h« soll auch im Folgenden nicht nui <strong>aus</strong> den Volksliedein d«Nachweis gefühlt werden, daß auch bei den alten Letten wie beiden übrigen Völkern einst die Raubehe und dann die Kaufehegeherrscht hat, son<strong>der</strong>n es soll dann gewissermaßen als Einleitungzu den cv. bei an<strong>der</strong>n Gelegenheit zu behandelnden Hochzeitssitten,zu welchen sich außer <strong>dem</strong> im Winterschen Buche <strong>aus</strong><strong>dem</strong> Volksliede geschöpften noch manch« Stoff in d« Volkstiaditionfindet, das Vcihältnis d« beiden Geschlechter zu einan<strong>der</strong> imAllgemeinen geschildelt weiden von dci eisten Bekanntschaft biszum lawoit, wie es sich in den späteien friedliche««, geordneterenVerhältnissen allmählich her<strong>aus</strong>gebildet und etwa auch nochim vorigen Jahrhun<strong>der</strong>t bis in den Anfang dieses Jahrhun<strong>der</strong>tshinein bestanden hat.Auf eins noch sei es mir gestattet hier hinzuweisen. Wennin diesem letztgenannten Abschnitt von Liebesweiben und vonLiebe die Rede fein wild, so könnte vielleicht manch« im Hinblickauf die heutzutage oft <strong>aus</strong> äußeilichen Giünden, oft <strong>aus</strong>bloßes Zureden von Heiratsvermittlern od« »Veimittleiinnengeschlossenen Ehen meine Schil<strong>der</strong>ung als poetische Schönfärbereieilläien und sagen, dieselbe entspräche nicht den wilklichen Vei»Hältnissen. Solchen Bedenken gegenüber möchte ich darauf hin»weisen, daß, wie zu Paul Einhorns Zeiten, so auch jetzt nochwil Gebildeten uns schwel13in die Denk» und Gefühlsweisen <strong>der</strong>ungebildeten Klassen hineinversetzen können. Wir messen sieleicht mit an<strong>der</strong>em Maße als uns selbst. Ein gewiss« inn««Kein im Menschen ist deiselbe bei Hoch und Niedrig, das müssen>) «l. A. Winter. Ueber Hochzeitsbräuche <strong>der</strong> Letten nach ihrenVolkslie<strong>der</strong>n. Als Nachtrag zu Dr. L. v. Schroe<strong>der</strong>'s „Hochzeitsbrnuche<strong>der</strong> Ehsten lc." Dorpat. Schnakenburg. 1894.


14wir stets im Auge behalten. Giebt es denn nicht in den gebil»deten Kreisen ebenso wie in den ungebildeten viele <strong>aus</strong> äußerenGründen geschlossene, viele unglückliche Ehen, und dennoch würdenwil beiden unlccht thun, wollten wii sagen, Ehen <strong>aus</strong> Liebeseien eine Ausnahme. Wir neigen auch jetzt noch dazu, dieungebildeten Leute zu untelschätzen, weil wir leicht nach <strong>dem</strong>Aeußerlichen urteilen. Wegen <strong>der</strong> geringeren Schulung fehlt es <strong>dem</strong>Ungebildeten an Gewandtheit, seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen,es fehlt ihm ab« im allgemeinen nicht an Gefühl, mag es auchin mancher Hinsicht weniger sein und wenig« tief sein. Ichwenigstens als Pastor habe mich neben den manchellei tiübenElfahiungen mit leichtftltig geschlossenen und unftiedlichen Ehendoch auch oft gestellt übeij glückliche Ehen d« einfachenLeute. Um fteilich auch das cdl«c und feineie Band, welchesdieselben — tlotz sonstig« Unbildung — »«bindet, sieselbstlos« und zartfühlend« macht, zu «kennen, muß man auchein Auge füi manche kleine einem zufällig entgegcntietende Zügeihies Lebens haben.Manches Deiaitige finden wir in den Volkslie<strong>der</strong>n, doch mußich allerdings, um gerecht zu sein, erwähnen, daß in letzteren <strong>der</strong>artigeZüge viel zahlreicher auf <strong>dem</strong> Gebiet <strong>der</strong> allgemeinen Beziehungenzwischen beiden Geschlechtern voi dci Ehe helvoittetenals nachh«. Freilich ist auch die Zahl <strong>der</strong> Lie<strong>der</strong> über Eheleuteeine viel geringeie, ab« im allgemeinen treten wohl die Liebeund zartere Regungenmehr in den Liedein üb« die Ledigen hei»voi, dagegen in den Liedein, welche sich auf die Verheiratetenbeziehen, im ganzen mehr die schwere Stellung <strong>der</strong> Frau. Dasist wie<strong>der</strong>um menschlich. Ein je<strong>der</strong> wird in dn Zeit des Liebesweibensüber sich selbst hin<strong>aus</strong>gehoben, die Poesie d« Liebe v«klärtalles; spät« unter <strong>dem</strong> Druck <strong>der</strong>Lebensarbeit sinkt die hellangefachteFlamme wie<strong>der</strong> zurück, «lischt deshalb ab« nicht völlig; sie glänztnicht mehi so hell nach außen, wäimt ab« den heimischen H«d.In d« voiliegendcn Arbeit, soweit <strong>der</strong> 111. Abschnitt dies»mal zum Druck kommt, handelt es sich ja noch um die Ledigen,und da bieten die Volkslied« viele lebendige Züge. Dabei


möchte ich noch folgende zwei Momente heivoiheben und bitten,daß <strong>der</strong> Leser sie bei d« weiteien Lectüre in Eiinneiung behalte:1) Meine Schil<strong>der</strong>ung ist nicht gegründet auf die etwa in poeti»sehe Form gefaßten Gefühle einzeln«, <strong>aus</strong> dn großen Massehervorragen<strong>der</strong> Dicht« eines Voltes, sondein auf eine großeMenge von Volksliedeichen, welche von T<strong>aus</strong>enden gedichtet sind;2) sind diese T<strong>aus</strong>ende von Lie<strong>der</strong>n von viel mehr T<strong>aus</strong>endendurch Jahrhun<strong>der</strong>te wiedn und wie<strong>der</strong> gesungen worden. Einlettisch« Schriftstell«, KKäbai»'), weist in sein« Schil<strong>der</strong>ung<strong>der</strong> lett. Hochzeitssitten in Alschwangen ganz lichtig hin auf diepädagogische Bedeutung d« Wechsel- und Spottgefänge. Ichmöchte das v«allgemeinnn und ergänzen. Wie wir durch dashäufige Lesen eines Lieblingsschriftstellers so mit <strong>dem</strong>selben ver»tiaut w«den, daß wir, ohne es selbst zu melken, bisweilen inseinen Gedanken denken, nach seinen Lehren handeln, ebenso,meine ich, hat die lebendige Vertrautheit mit den schönen, poeti»schen, zarten Volkslie<strong>der</strong>n (<strong>der</strong>en es ja so viele — als Zeugnissedes Volkes über sich selbst — giebt) auch ähnliche Gefühle undGedanken in den Menschen geweckt. Wo das Volkslied nur nochin dn Erinnerung alter Leute lebt, da bedeutet das einen Ver»lust, eine Einbuße an poetisch-wertvollem, stets neu anregen<strong>dem</strong>geistigem Besitztum gerade für die geringeren ärmeren Leute,welche nicht die Mittel od« die Zeit haben <strong>aus</strong> Büchern sicheinen Eisatz fül das Beiloiene zu schassen. Solange also dieseLied« im Volle lebendig waren, weckten sie ««fraglich auch in') HnNlum« 189!. H ll>. HK»b»i»: „K«u»z K»Ni eel»k«b»»In deutscher Uebersetzung: S. 1176. „Die »pate««^«!,»»»»(das gegenseitige Besingen) war eine Pflegerin guter Sitten und eineRute für Unsitten. Es war eine Lehre <strong>der</strong> Wohlanständigkeit, eingekleidetin Lie<strong>der</strong>klänge.15Mancher Schlimme mußte erröten o<strong>der</strong> vor Schandesich wünschen in die Erde zu kriechen, wenn er seine Unsitten offen vorallen tadeln hörte." S. 1326. „Das Feuer <strong>der</strong> Lie<strong>der</strong> entbrannte, dieFunken <strong>der</strong> Volkserinnerung und <strong>der</strong> Voltzeinsicht sprühten umher undtrafen hier einen und da einen, warfen <strong>dem</strong> Schlimmen seine Unsittenvor, weckten das Fassungsvermögen und gestalteten so dieHochzeitsfreudein mancher Hinsicht zur Volksschule."


16vielen entspiechende Empfindungen. 3) Natüllich behaupte ichnicht: So, wie es in Cap. 111, » geschil<strong>der</strong>t wird, liebte undwarb je<strong>der</strong> Lette, ich behaupte ab« wohl, daß alle in dieserArbeit angeführten Empfindungen, Gedanken, Handlungenempfunden, gedacht, vorgekommen sind und zwar nicht nur hierund da einmal, son<strong>der</strong>n oft und bei Vielen. Was aber in einzelneMomente verteilt bei vielen Personen und an vielen Ortenvorkam, das ist hier zu einem übelsichtlichen Bilde zusammengetragenund veieinigt wolden.I. Die Raubehe.In <strong>der</strong> Einleitung sprachen wir davon, daß man den Einzelnenwie auch ein ganzes Volt, nur dann richtig beurteilen undverstehen lcmn, wenn man sein ganzes Leben, seine ganze Vergangenheitvor Augen hat; ebenso werden uns die einzelnenSitten nur verständlich, wenn wir ihie Entwicklungsgeschichtevon den oft fehl fein liegenden Anfängen zu verfolgensuchen.Wenn heutzutage etwa ein jung« Mann vor die Eltern <strong>der</strong>Geliebten tiitt und sie um die Hand dci Tocht« bittet veisicheind.daß es sich um das Glück seines Lebens handle, wenn <strong>der</strong>Bräutigam hernach seine Braut mit Schleier und Ring, gefolgtvon den Marschallen und Brautschwestern in die Kirche führt,dann denten wir nicht daran, daß Schlei«, Ring, Gefolge—Zeugen einstig« finsteiei Zeiten sind, wii sind uns dessen nichtbewußt, daß viele Jahrt<strong>aus</strong>ende vergehen mußten, bis die Menschheitim großen und ganzen sich soweit entwickelte, daß deiaitigeGedanten deutbar, die zarten Empfindungen dn Liebe und Tieue') Ich möchte darauf hinweisen, daß diese Arbeit <strong>aus</strong> Vorträgen hervorgegangenist, die ich seit d. Jahre 1891 in <strong>der</strong> lett. litter. Ges. gehaltenhabe.


17überhaupt möglich waren'). Es bedurfte gm lang« Zeit, ehein den Heizen d« Menschen mn ein wenig <strong>dem</strong>itige Gedankenaufzudämmein begannen, wie sie Luther in sein« Erklärung zum6. Gebot als Norm für alle Eheleute hinstellt: „daß ein jeglichersein Gemahl liebe und ehre." Wahre Liebe ist nur dort mög»lich, wo gegenseitige Achtung herrscht; wie lange aber dauertees, bis das Weib eine geachtete Stellung errang, bis sie von<strong>der</strong> Sklavin und Magd zur Gefährtin und Gehilfin des Mannesaufstieg, wozu sie nach <strong>dem</strong> Willen Gottes bestimmt wai^).Einen kleinen Beitrag zui Geschichte des Weibes soll auchdie folgende Ausfühiung geben. Wii weiden sehen, daß auchy Lubbock: Die Entstehung <strong>der</strong> Civilisation. Jena. Costenoble. 1875.S. 59: „Die Hottentotten behandeln einan<strong>der</strong> so talt und gleichgiltig,daß man glauben sollte, es bestehe zwischen ihnen lein <strong>der</strong>artiges Gefühlwie Liebe. Die Ehe <strong>der</strong> Nouffa-Kaffern entbehrt ebenfalls je<strong>der</strong> liebevollenEmpfindung. Die Tinneh-Indianer besaßen keinen Ausdruck für Liebe,ebenso die Algackins." S. 60. „Die Eingeborenen von Haribo (Mittelllfrikll>halten die Ehe für etwas ganz Unwichtiges. Eine Heirat beschäftigtdieGedanken eines Mannes nicht lebhafter als das Abschneiden einerKornähre; von einer Neigung ist dabei leine Rede" u. f. M. «t. S. 1.„Die Lebensweise und Gebräuche <strong>der</strong> jetzigen Wilden haben m vieler,wenn auch nicht m je<strong>der</strong> Hinsicht, Aehnlichkeit mit denen, die unfern Vor«fahren m einer lange entschwundenen Zeit eigen waren" v. f. w.Lubbock a. a.O. S. 62. „Die jungen Eingeborenen in Australienberechnen den Wert eines Weibes nur nach ihren Dienstleistungen alsSklavin. Ja, fragt man sie, warum sie sich so eifrig nach Frauen umsehen,so erwi<strong>der</strong>n sie gewöhnlich, sie bedürfen <strong>der</strong>felben zum Waffer- undHolztillgen, zur Bereitung ihrer Nahrung und zum Weiteibefördein ihressämmtlichen Eigentums." „Die <strong>aus</strong>tralischen Frauen weiden mit <strong>der</strong>Höchst fetten findet man ein weiblichesWesen, dessen Kopf frei von den entfetzlichsten Narben ist, o<strong>der</strong> dessenKörper leine Speerwunden aufzuweisen hat." — Wie Australien unsson<strong>der</strong>bareFormen <strong>der</strong>Flora und Fauna <strong>aus</strong> früheren sonst untergegangenenEpochen aufbewahrt hat, so stellt uns dieses traurige Bild von <strong>der</strong>äußersten Roheit behandelt . . .rücksichtslosen Ausübung des Rechts des Starleren gegen den Schwächeren,welches sich in Australien bis heute erhalten, wohl auch die Zustünde vorAugen, wie sie einst auch bei an<strong>der</strong>n Völkern geherrscht haben.


18bei den Letten 1) das Weib als Sklavin geraubt. 2) als Waa«gekauft, 3) um sie als Lebensgefahitin geworben wurde.Außer<strong>dem</strong> hat ab« die vorliegende Schil<strong>der</strong>ung auch nochden Zweck, weitere Kieise mit <strong>dem</strong> <strong>lettischen</strong> Volk, seinen Sittenund seinem Denken und Empfinden bekannt zu machen. Inunsnei Zeit, wo die Nationen und Natiönchen allübeiall mehinach <strong>dem</strong> <strong>aus</strong>schauen, was sie von einan<strong>der</strong> trennt, thut es notdarauf hinzuweisen, was dieselben eint. Wissen wir von einemMenschen nichts, so ist und bleibt er uns ein Fremd«, mag «auch vielleicht nach Blut und Sitte ein Verwandt« sein. DieVerwandtschaft <strong>der</strong> Völler ab« zeigt sich janicht bloß im Knochenbauund m <strong>der</strong> äußern Körpergestaltung, son<strong>der</strong>n ebenso m <strong>der</strong>geistigen Anlage und auf <strong>dem</strong> Gebiet <strong>der</strong> Sitten und Bräuche.Durch diese wird auch das lettische Voll eingereiht m die großeindogermanische Völtelfamilie. Es winde freilich zu weit führendie <strong>lettischen</strong> Sitten mit den allgemein indogermanischen zu vergleichenund <strong>der</strong>en Ursprünge nachzugehen, dennoch bedürfen wirauch bei d« Einzelbetrachtung <strong>der</strong> allgemeinen Wissenschaft. Dieferne Vergangenheit liegt wie ein dunkler Raum hinter uns, dciEinblick m denselben ist uns duich mancherlei Sitten jüngerenDatums gleichsam wie durch eine Bretterwand verbaut. Nurhiei und da bietet uns ein alt« Brauch, ein altes Lied gleichsameine Ritz«, um hindulchzuschauen, ab« dennoch wüiden wie nurein ungewisses Dämmerlicht sehen, wenn nicht die allgemeinethnologische Wissenschaft (Folklore) durch an<strong>der</strong>e bereits vor»handene Ritzen ihr Licht m den dunkeln Raum hineinstrahlenlassen und denselben dadurch auch füi unsei Auge erhellen würde.Die Beobachtungen bei andnn Völkern geben auch den unsiigeneinen sichein Halt. Beson<strong>der</strong>s wertvoll waren mir die m <strong>der</strong>Einleitung genannten Schriften.Kulisch«') beginnt seinen «ichhaltigen Aufsatz mit <strong>dem</strong>turz hingewoifenen Satze: „Als Uifoim dci Ehe ist schon allge->) Kulischer: „Inteicommunale Ehe duich Raub und Kauf." Ztschlf. Ethnologie von Bastian und Hartman«. 1878, 5l» X.


19mein die communale Ehe an«kannt und geht dann zui intereommunalenEhe üb«. Zu obigem Satze, — dieBezeichnung .com»munale Ehe" stammt von Lubbock (T. 79) (oommunalmHirill^o),^möchte ich einiges hinzufügen. Versetzen wir uns in die graueVorzeit zurück, so herrscht da als das einzige allgemeine Gesetzdas, was in Bezug auf Ismael in d« Bibel gesagt ist: „SeineHand wiid sein wid« jedeimann, und jedeimcmns Hand wid«ihn"; das einzig geltende Rechtwai das des Stärlnen, sowohlnach außen hin als auch inneihalb d« Familie. Angiiff undNotwehr wechselten in endlos« Folge mit einand« ab. D«Geselligkeitstiieb ab« Wal vonjeh« <strong>dem</strong> Menschen eingepflanzt,und dies«, sowie das Bediufnis nach Nahlung und Sicherheitund endlich d« Egoismus des Stälk«en, welch« sich dieSchwächeren dienstbar machte, veranlaßte den Menschen langebevoi sich Volks- und Staatsgemeinschaften bilden konnten, ind« Familiengemeinschaft hieifül Genüge zu suchen. Mit <strong>dem</strong>Wachsen dci Familie bildeten sich Familiengiuppen, die ebenfalls<strong>aus</strong> den genannten Glünden zusammenblieben und zusammenhielten,bis zufälligeäußere Ereignisse o<strong>der</strong> innere Zwistigteiten(z. B. das Anwachsen <strong>der</strong> Herden und Streitigkeiten <strong>der</strong> Hirtenbei Abraham und Lot')) sie <strong>aus</strong>einan<strong>der</strong>sprengten. Solche Fa»miliengruppen waren die erstenCommune«.Jedes außerhalb <strong>der</strong> eigenen Commune stehende lebendeWesen als Feind ansehend, waren sie auf einan<strong>der</strong> angewiesenauch in Bezug auf dieEhe. Es mag wohl Zeiten gegeben haben,wo sie in ihrem heidenartigen Zusammenleben die Weiber gemeinsamgehabt haben, o<strong>der</strong> wenigstens die Ehe kein dauerndes Verhältnisim späteren Sinne begründete'). In diesem familienaitigen») 1.Mos. 13, 6-9.2) Lubbock a. a. O. S. 71 ff. „Auf den Andamanen-Inseln ist esSitte, daß Mann und Frau bis z. Entwöhnung des Kindes beisammenbleiben, sich dann aber trennen. Die Buschmänner in Südafrika fallenganz ohne Ehe leben. Die Tenchurs von Oude leben fast unterschiedslosin großen Horden beisammen, und selbst dann, wenn ein Paar für ver»


20Zusammenleben war fein« begründet, daß die ledigen Männersich die Weib« <strong>aus</strong> d« eigenen Familiengemeinschaft nahmen,somit Vetterund Base, Schwager und Schwägerin, Bru<strong>der</strong> undSchwester, Sohn und Stiefmutter in oft sich wie<strong>der</strong>holend« FolgeEhegenossen wurden. Es «schien ihnen das durch<strong>aus</strong> nichtunnatüllich, eist sehr allmählich entwickelte sich das fcinne Gefühl,welches gegen die Verbindung von nahen Verwandten durch dieHeirat sprach. Hierauf deuten auch die Ueberlieferungen viel«Volk«, wie auch die d« Bibel von d« Abstammung von einemMenschenpaai. Und was die Heirat unter nahen Verwandtenanlangt, so sehen wir nicht nul, daß Ncchoi ') seine Biudeistochtnheiiatet, und daß Isaal?) und auch Jakob ihre Frauen <strong>aus</strong> d«nächsten Verwandtschaft holten, weil sie von lauter nach Sitteund Glauben feindlichen Stämmen umgeben waren, son<strong>der</strong>nwir lesen sogar, daß Abraham seine eigene Stiefschwester Tai«zum Weibe genommen'). Eist spät« werden strenge Gesetzegegen allzunahe Verbindungen gegeben^). Die Heimt von Sticf»geschwistei« galt offenbai auch zu Davids Zeiten nicht als einheiratet gilt, besteht <strong>der</strong> Bund nur <strong>dem</strong> Namen nach. In Ehina soll dieGcmeinfchaftsche bis zu Fouhi's und in Griechenland bis zu EecropsZeiten geherrscht haben. Die Massageten und die Ausen, ein äthiopischerStamm, kannten nach Herodots Aussage keine Einzelehe" u. s. w.S. 79. „Bllchofen und M'Lennan, zwei Gelehrte, welche neuerdingsdiesen Gegenstand studiert haben, stimmen beide darin überein, daß <strong>der</strong>gesellige Urzustand des Menschengeschlechtes ein alles ehelichen Lebensbarer Hetärismus war, den ich <strong>der</strong> Bequemlichkeit halber mit <strong>dem</strong> Namen„Gemeinschaftsehe" „eommun»! man-iaze" bezeichnet habe, weil alle zueiner kleinen Gemeinschaft gehörenden Männer und Weiber sich als gleich»mähig unter einan<strong>der</strong> verheiratet betrachteten.!) 1. Mos. 11, 29.2) I. Mof. 24, 3. 4.»> 1. Mos. 20, 12. „Auch ist sie wahrhaftig meine Schwester; dennsie ist meines Vaters Tochter, aber nicht meiner Mutter Tochter, und istmein Weib worden."') 3. Mos. 18, 6—lB. 20, 1? ff. 5. Mof. 27, 20—23 :c.


21Anrecht, denn Thamar sagt zu Amnon'): „Thu nicht eine solcheThoiheit Rede aber mit <strong>dem</strong> Könige, <strong>der</strong> wird auch dirnicht versagen." Es ist übeihaupt interessant zu verfolgen, wieauch noch manche an<strong>der</strong>e Sitten und Vorstellungen, z. B. diePolygamie, dieVorstellungen vom Zustande nach <strong>dem</strong> Tode u. f. w.,welche auf allgemein menschlich-natürlicher Basis ruhten im VolkeIsrael «st allmählich vom Centrum des offenbalen höheien Gottesbegnffes<strong>aus</strong> völlig vndiängt od« umgestaltet melden, wählendsie in heidnischen Völkern lange «halten blieben. Bei denPtolemäein kam es wiedecholt vor, daß Bind« und Tchwest«sich heilllteten. Ab« wil blanche« gcnnicht soweit zuiückzugehen;bei den alten Pieußen, einem den Letten und Litauein nahe vn»wandten Stamme war <strong>der</strong>gleichen noch im 13. lahlh. n. Chl.üblich, denn Hartknoch berichtet^) <strong>aus</strong>züglich <strong>aus</strong> einem im Jahre1249 von einem päpstlichen Gesandten gegebenen pieußischenPrivilegium: „Daher versprachen die genannten Täuflinge (neoplinti), daß kein« von ihnen <strong>aus</strong> irgend einem Grunde seineStiefmutt« (uoveroa)'), od« die Frau seines Brudeis od«irgend eine andeie, die zu ihm im 1., 2., 3., 4. Giade d« Bluts»nerwandtschaft od« Verschwägerung stehe, zum Weibe nehmenweide ohne Eilaubnis des Papstes."Ebendaselbst verpflichtetensie sich auch <strong>der</strong> Vielweiberei zu entsagen. Außer<strong>dem</strong> fügtHartknoch hinzu: „Und dieses ist nicht nur allein bey den Preussenüblich gewesen; son<strong>der</strong>n auch bey den Littauern hat es vor Zeitenin <strong>dem</strong> Heydenthum frey gestanden die Stiefmüttern zu WeibernM nehmen, wie solches U»ttb,ÄB » Hliobovi» bezeuget" (einepolnische Chlonik, welche bis z. I. 1506 leicht).Haben nun deicntige Sitten in vvlhistolisch« Zeit allgemein,in historisch« Zeit noch unzweifelhaft bei den alten Preußen und,wie es scheint, auch bei den Littauern gehenscht, so ist wohl') 2. Sam. 13, 13.2) Hartknoch: Altes und Neues Preussen 1684. S. 176 f.H ebda. 176. Die Stiefmütter, d. h. die vom Vater „getauften",„an den Sohn vercibten" Nebenweiber.


22anzunehmen, daß bei den Letten ebenfalls, auch nach<strong>dem</strong> sie sichvon <strong>dem</strong> lettisch'litauischcn Urvolke abgelöst, noch Aehnliches imGebrauch gewesen.Specielle Nachweise fül Spmen ein« kommunalen Ehesuchte ich zunächst in den mythologischen Liedein, denn die altenGötteimythen üb«lief«n ja oft Reste alt« Geschichte und Titte;ich ninnne zui voiliegenden Frage nui daian, daß Osins undIsis. Zeus und H«ll, Hephästos und Nphiodite und andne —Geschwister und Ehegatten sind. Vielleicht sind auch veews(Gott) und saule (Sonne) nur die männliche und weiblicheSeite <strong>der</strong> ursprünglich einen Himmelsgottheit; ob sie als Ehe»paar gedacht sind, läßt sich <strong>aus</strong> den Lie<strong>der</strong>n wohl kaum nachweisen,somit auch nicht, daß die I)ee>va ) Nielenstein, I.»t^eesn t»ut», clseefm»», cl. IX 252? (<strong>aus</strong> Ku»-billen), X 2672 (<strong>aus</strong> Neu-Autz), X 2705 (Linden), X 3052 (Lubahn).E. Nuettner. I.»t^. l»usebu ) l2it«lio» zusammengezogen <strong>aus</strong> !»i


d. i. Ach, Gottchen, wo werde ich bleiben,Brü<strong>der</strong>chen will mich nehmen!Ich versenke mich in die Fluten,Ich stürze mich hinein in den See.Nicht war ich des Bru<strong>der</strong>s Frau,Nicht Mütterchens Schwiegertochter.Werde meinen Kranzaufhängen23Am grünen Schilfes Spitze,Werde mich selbst in den See stürzen,In die Sehaar dn Weißsischchen.Hierbei scheint mir folgendes beachtenswert: 1) Es handeltsich nicht um eine augenblickliche Leidenschaft des Brudns, son»dein « will seine Schwester zum Weibe nehmen; 2) ist all«»dings zu «wähnen, daß ihi dieses Bcgehien so schiecklich «scheint,daß sie lieb« den Tod sucht.Die Entrüstung <strong>der</strong> Schwefln allein genommen könnte dieseLied« als modein «scheinen lassen, ab« dagegen spiicht: 1) d«Umstand, daß diese 5 Varianten offenbar ein und desselben Liedes<strong>aus</strong> 4 ganz entlegenen Gegenden Kuilands und Livlands stam«men; das deutet b«eits auf ein hohes Alt« des Liedes; 2) d«Umstand, daß d« Bind« sein« Schwefln einen solchen Heiiats»cmliag zu stellen wagt; bei den heutigen Gesetzen und dn Heu»tigen Ordnung wäre etwas <strong>der</strong>artiges ganz <strong>aus</strong>geschlossen ; 3) d«Umstand, daß <strong>dem</strong> Bru<strong>der</strong> überhaupt solche Gedanken gekommensind. Heutzutage würde auch <strong>der</strong> ungebildetste Bauer gar nichtan eine <strong>der</strong>aitige Möglichkeit denken, in ftüheiei Zeit aber tonnten— wenn auch, wie die entsetzte Weigerung d« Tchwestn zeigt,jene alte Sitte längst geschwunden wai— doch deiaitige Ge»danken sich im Viudei legen und im Voltsliede sizilt weiden,weil die Elinneiung an die alte Sitte noch nicht völlig <strong>aus</strong><strong>dem</strong> Volksbewußtsein geschwunden wai.Ich glaube daher betreffs dies« 5 Varianten sagen zukönnen, daß dieselben wenigstens eine dunkle Spui jenn «alten„communalen Ehe" uns bewcchit haben d. h. jenn Ait dn


24Ehe, die inneihalb d« Familiengemeinschaft, als d« eistencommunalen Vereinigung selbst zwischen den allernächsten Bluts»verwandtengeschlossen wurde.Wir kommen nun zur sogen, „intncommunalen Ehe". Xu»lischn sagt hierzu: „Wil nennen diese Formen — nämlich dieRaubehe und die K<strong>aus</strong>che — im Gegensatz zur Ulsoim inteicommunale,da sie ulspmnglich nur zwischen Mitglied«« verschieden«Gemeinschaften eingegangen wurden", und fühlt danneine Menge von Mateiial an zum Beweise dessen, daß in alt«und neuer Zeit, letzteres natürlich nur bei ganz rohen Bölkel«,auf Raub und Kriegszügen, die oft nur d« Flauen wegen untei»nommen worden, Mädchen und Weib« geiaubt wölben seien.Nm wenige Beispiele seien hier «wähnt: In einem alten indischenSchnftwelt, im Mtisagtr«,, heißt es : „Im Anfange waralles Ruhe und Frieden. Während <strong>der</strong> ersten t<strong>aus</strong>end Jahrefingen die Fürsten an sich zu erheben, und Kriege brachen <strong>aus</strong>wegen einer Flau, genannt Dem varnka. 1500 Jahre spät«lodeit ein an<strong>der</strong>n Kiieg empor um eine Flau, genannt vev?iBintH u. s. w. So ntennt man leicht, heißt es doit, was dieeiste Ursache aller Kriege war."') Hinweisen möchte ich auchnoch als auf eine hinzu trefflich passende Parallele auf die füldie votliegende Frage sehr chaialtnistische Schil<strong>der</strong>ung d« Wechselbeziehungenzwischen dm alten Küstenbewohnern Asiens undEuiopas, wie sie uns d« Vatn <strong>der</strong> Geschichtsschreibung. Hnodot?)giebt: Vor allem will er aufzeichnen, warum die Hellenen unddie Baibllien widn eincmdn Kiieg gefühlt. Wie die Geschichts»kundigen unter den Pnsern «zählen, sind die Phöniter schuldan <strong>dem</strong> Streit. Sie fuhren mit Wacuen und kamen in alleLän<strong>der</strong> . . auch nach Aigos . . stellten ihre Waaien <strong>aus</strong>. Alssie beinahe alles verkauft hatten, tam desKönigs Tocht« Io «. . .Die Phönitn sielen üb« sie h« . . . Io und noch an<strong>der</strong>ewuiden entfühlt . . . nach Aegyptenland .. . Nach diesem w«en') Zulischer a. a. O. S. 193.2» I. Zlio, 1-5.


25<strong>der</strong> Hellenen (Kiet«) etliche gelandet bei Tyios . . und hättendes Königs Tocht« Europa entführt. Da sei ihnen indes nurGleiches mit Gleichem vergolten. Ab« nach diesem hatten dieHellenen schuld an <strong>dem</strong> an<strong>der</strong>n Frevel. Denn sie fuhren nachKolchis . . entführten des Königs Tocht« Medea . . . Darnachentführte Alexan<strong>der</strong>, Priamos Sohn, ... die Helena. Bishierher hätte es nur gegenseitige Entführungen gegeben,von nunan ab« hätten die Hellenen völlig unrecht. Denn sie wären nachAsien in den Streit gezogen . . Weib« entfühlen, meinen sie(die Pels«) ist ungerecht; um die entfühlten mit all« MüheRache suchen, unverständig, um die entfühlten sich gen nichttummeln, weise. Denn es sei doch offenbar, hätten sie nichtselb« gewollt, so wäien sie nicht cntfühit worden" :c.Neben <strong>dem</strong> Raube d« Sabinelinnen duich die Röm« istd« Raub d« Töchter Silos zu erwähnen, den die Kind« Ben»jamins am lahiesfeste des Herrn in den Weinbeigen versteckt<strong>aus</strong>fühiten. ')Aus neu«« Zeit fühle ich statt viel« nui zwei Beispielean: Columbus «zählt nach Kulischer. von den Camiben.daß ihie Raubzüge in weite Feine gingen und hauptsächlich denZweck hatten Weib« zu «beuten; und bei den Califomiem sollein Lied gesungen w«den:„Laß uns. Anfühln, ziehen in den Krieg!Laß uns ziehen und erbeuten ein schmuckes Mädchen."')Auf eine feine« Aufzählung von ähnlichen Thatsachen. deienes in gioß« Fülle giebt. verzichte ich, da sie uns nicht in einticfnes Beiständnis dessen hineinfühien winde, wie denn d«Sehlitt von jen« eisten Stufe zu dies« zweiten sich vollzogen,wie es kam, daß die sich scheu vor allem Fremden — weilfremd und feindlich gleichbedeutend war— abschließenden Glie»') Nicht. 21, 16—25.2) Kulischer a. a. O. S. 193.2) ebda, <strong>aus</strong> Witz«, Anthropologie <strong>der</strong> Naturvölker IV, 242.


26<strong>der</strong> <strong>der</strong> Familiengemeinschaften hernach geradezu darauf <strong>aus</strong>gingen,sich Weiber <strong>aus</strong> an<strong>der</strong>n Gemeinschaften zu holen. Wirmüssen dabei im Auge behalten, daß in <strong>der</strong> Geschichte d«Menschheit ebenso wie in <strong>der</strong> Natur nichts spiungweise geschieht,son<strong>der</strong>n dieselbe Schritt für Schritt sich weit« entwickelt, undsodann, daß diese Schritte, je weit« wir sie in die Vergangenheithinein verfolgen können, unvergleichlich langsamer gemachtwurden als heutzutage. Zum Verständnis dieses Übergangeskann vielleicht folgendes dienen:Unzweifelhaft wurde in jener grauen Vorzeit je<strong>der</strong> außerhalb<strong>der</strong> Familiengemeinschllft Stehende als Feind angesehen, <strong>der</strong>wegen <strong>der</strong> eigenen Sicherheit unschädlich gemacht werden mußte ;so belichtet z. B. Haltknoch') üb« die alten Preußen: „Wannsie eine gute Anzahl Feinde gefangen, so haben sie dieselbennicht wie die Römer zu Knechten gemacht, son<strong>dem</strong> alle getödtet".Aus diesem Selbsterhaltungstrieb entsprang die selbst noch mhistorischn Zeit bezeugte Sitte, alle, sogal die wehllosen Feinde,selbst Weibn und Kin<strong>der</strong> umzubringen, um auf diese Weise sichmöglichst gegen die selbstverständlich seinerzeit geübte Blutrache zusichern, ein Beispiel hinzu giebt uns Heinrich von Lettland 2) <strong>aus</strong><strong>dem</strong> Jahre 1208: „Da sandten die Leththen von Bcvnin betrübtüber den Tod <strong>der</strong> Ihligen, so die Esten umgebracht undmit Fcun gebiannt hatten, an alle Leththen ringsumher, daßsie zul Reise feitig sein sollten, ob sie etwa mit Gottes Hilfesich lachen könnten an ihlen Widnsachem". Weiter heißt es:„Und brachen in die saktalcmische Landschaft ein und fanden dieMänner und Weibn und Kin<strong>der</strong> in ihren Häusern in allenDörfern und Orten und «schlugen, die sie vorfanden, von Morgenan bis zu Abend, sowohl die Weibn als Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong>selben und300 <strong>aus</strong> den vornehmsten Männern und Nettesten dn salkulanischenLandschaft, ohne die zahllosen An<strong>der</strong>n. bis die müden1) Hartknoch a. a. O. S. 208.2) Lwländische Chronik, Eap. XII.


27Hände und Arme dn Wülger von <strong>dem</strong> gewaltigen Moiden desDeiaitige Mittel wiikten allein in jen«Volks nun hinsanken".lohen Zeit, dal)« lesen wil auch am Schluß des genannten Ca^pitels: Die Esten „nahmen den Frieden an. weil sie nun vorden Leththen gioße Frucht zu hegen ansingen".Was hier bei glößeren Völkelkämpfen gewisftlmaßen notwendigschien. Wai es ebenso auch in älterer Zeit in den kleine««Einzel» odei Familienkämpfen, als es noch keine eigentliche Volts»gemeinschaften gab, gehölten doch in Zeiten auch dieWeib« zu den Feinden, da dieselben gewiß im Falle d« Notmitgekämpft haben'). (Cimbem und Teutonen.) Da ist es dennbei <strong>dem</strong> allgemeinen Moiden wohl anfangs nm <strong>aus</strong>nahmsweisevorgekommen, daß ein <strong>dem</strong> Sieger beson<strong>der</strong>s in's Auge fallendesMädchen am Leben gelassen und von ihm mitgeschleppt wurde,vielleicht auch einmal, weil gerade daheim Mangel an Frauengewesen').') Kulischer a. a. O. S. 192 z. B. bei den Ojibwäern und denGalla nehmen die Frauen an den Ratsveisammlnngen und an den Kriegenteil.2) Frauenmangel tonnte durch die bei niedrigen Völkern weitverbreiteteSitte des Kin<strong>der</strong>mordes entstehen. Beson<strong>der</strong>s waren <strong>dem</strong> die neugeborenenMädchen <strong>aus</strong>gesetzt, denn bei zunehmen<strong>der</strong> Dichtigkeit <strong>der</strong> Bevölkerungwurden sowohl durch Vermin<strong>der</strong>ung des WildstandesErnährung— dieschwieriger, als auch die Kämpfe mit den Nachbarn häufiger.Da konnte wohl die Erhaltung <strong>der</strong> Knaben wichtiger erscheinen als die<strong>der</strong> Mädchen. 01. Lubbock. S. 108.Aber auchabgesehen vom Kin<strong>der</strong>morde überwiegt bei wilden Völkerndie Zahl <strong>der</strong> Männer. Obwohl Lubbock (S. 107) nach Waitz, Anthropologie<strong>der</strong> Naturvölker (S. iii) für Europa das Verhältnis <strong>der</strong> Knabenzu den Mädchen als für die elfteren überwiegend (i«6 : 100) angiebt, soist doch jetzt die Gefammtzahl <strong>der</strong> weiblichen Wesen in Europa größerals die <strong>der</strong> männlichen, wohl aber gilt das umgekehrte Verhältnis fürdie uncivilifierten Völler. Wenn es (Lubbock S. 86) speciell von Australienheißt: „In Australien, sagt Oldfield, ist das männliche Geschlechtstärker vertreten als das weibliche", so liegt darin offenbar ein Hinweisdarauf, daß je schonungslos« das Weib in einem Volte geknechtet wurde,desto geringer auch seineZahl gegenüber <strong>der</strong>in ciuilisiertenVölkern sein muhte.


2805 das lettische Volksliedehen:ungedi.Läl, Kur ltalti Kalazlllni balti blileuini!Illiruldbi ') tautu lemi.^r^eä' tautu äleltaniti.d. i. Sich', was sind flu stolze Krieg«Meine weißen Vlüdnchen!Haben fremdes Land geplün<strong>der</strong>t,Heimgebracht ein fremdes MägdleinAuch dazu bietet uns Heinrich von Lettlands die passendstenElläutcmngcn : Die Letten „haben in allen Dölfnn viel Beute»stücke zusllmmengeblacht. viel gioßes und kleines Vieh und garmanche Mädchen, <strong>der</strong>en allein die Heere zu schonen pflegen indiesen Län<strong>der</strong>n, mit sich weggefühlt." Achnlich heißt es in <strong>dem</strong>Beiicht üb« den ein Zahl spät« wiedecholten Einfall <strong>der</strong> Lettenin's Land <strong>der</strong> Esten: «Sie «schlugen gar manche in allenDölfnn, zu denen sie kommen konnten und bekamen viel Beutestückeund fühlten Weibn und Mädchen mit sich und ließen dieDölfn wie veiödet stehen." Beide Belichte passen trefflich zu<strong>dem</strong> angefühlten Liede. So belichten uns Chlonik und Volks»lied übneinstimmend, daß gelegentlich auch bei den Letten Mädchenuls Kriegsbeute heimgebracht wurden, wie es gewiß auch umgekehrtdie Esten und Litauer gemacht haben, <strong>der</strong>en Hochzeitsfittenja auch auf die alte Raubehe hinweisen'). Wie aber wai—bereits voi d. I. 1200 n. Chr. — das gelegentliche Vorkommniszur stehenden Titte geworden? Nm die allgemeinen Völlnsittentonnen uns hiei Aufschluß geben. Treffend und klar sagt>) Dr. A. Bielenstein: lirt— wird gebraucht von uagabondierendcn,marodierenden Kriegsleuten ; liröt^i — Marodeure.2) Livl. Chron. Cap. XII.») vi-. L. v. Schrö<strong>der</strong> ». a. O. S. 19 u. f. w. luskiewicz: Hochzeitsgebräuche<strong>der</strong> Wialonischen Litauer. Mitteil, <strong>der</strong> lit. litter. Oes. 14.15. 16. Heft.


29Lubbock'): „Der Annahme, daß die Gemeinschafts» und Einzelehenebeneinandn Bestand hatten, stellt sich kein wirkliches Hin<strong>der</strong>nisentgegen. Allerdings konnte da. wo das System dn Gemein»schaftsehe galt, kein Mann ein Mädchen füi sich allein in Beschlagnehmen, ohne die Rechte des ganzen Stammes zu schädigen.Eine deiaitige That wülde natürlich Eifersucht «weckt habenund konnte nur unt« ganz beson<strong>der</strong>en Verhältnissen als gerechtfertigt«scheinen. Eine Kriegsgefangene nahm jedoch eine solcheAusnahmsstellung ein; <strong>der</strong> Stamm hatte leinen Anspruchan sie;ihr Entführ« hätte sie nach Belieben töten dürfen, zog er esvor, ihr das Leben zu lassen, so war das seine Sache .. . Nachden Anschauungen <strong>der</strong> damaligen Zeit befand er sich in recht»mäßigem Besitz.">) Lubbock S. 83. Genauer auf den Übergang von <strong>der</strong> communalenEhe zur intercommunalen überzugehen, würde hier zu weit führen, dadiese Frage viel Material und mannigfache Beziehungen in sich schließt,ich nenne nur hauptsächlich folgende 3 Ansichten, unter denen mir dieLubbocks als die wahrscheinlichste erscheint. I. Bachofen (cl. LubbockS. 79 ff.) ist <strong>der</strong> Ansicht, daß sich die durch diesen Stand <strong>der</strong> Dinge(Gemeinschaftsehe) verletzten und entehrten Frauen empörten und eineEhe mit weiblicher Oberherrschaft eingeführt hätten. Durch dieselbe sei<strong>der</strong> Mann <strong>der</strong> Frau unterthan geworden. Eigentum und Abstammungerbten in weiblicher Linie fort. Mutterrecht. Im 3. Stadium siegte <strong>der</strong>mehr geistige Einfluß des Vaters über das mehr stoffliche Princip desMuttertums. Die männliche Linie tritt in den Vor<strong>der</strong>grund, <strong>der</strong> Sonnendienstverdrängt den Mondcultus.Contra: Das Überwiegen des weiblichen Einflusses ist zwar beieinzelnen Völkern beobachtet, aber nicht als allgemeines Durchgangsstadiumanzusehen. Das interessante Mutterrecht ist einfacher dar<strong>aus</strong> zuerklären, daß in vielen Völler« wohl die Mutter aber nicht <strong>der</strong> Vaterbekannt sein konnte (vergl. dazu Lubbock S. 123 ff.). 11. M'Lennan(cl. Lubbock S. 82 ff.). Auf die Gemeinschaftsehe folgte eine Art Polyandrie,wo die Brü<strong>der</strong> in «iner^Gemeinschaftsehe lebten, später Stadiumdes Levirats, w« die Wittwe des älteren Bru<strong>der</strong>s <strong>dem</strong> nächstjüngerenzufiel :c., davon haben sich dann bei manchen Stämmen die Ezogamienur außerhalb des Stammes) unk bei an<strong>der</strong>n die Endogamie(Eheschließung nur innerhalb) abgezweigt. Elftere gründet sich auf


30Die Kriegsgefangenen lebten nur durch ihres Besitzers Gnadeund hatten somit Anspruch ans Leben auch nur, so lange jenerlebte. Dar<strong>aus</strong> folgte dann offenbar auch die Sitte, daß mit<strong>der</strong> Leiche des Mannes neben einem Teil seines sonstigen Privatbesitzesauch die ihm speciell gehörigen Weib« verbrannt wuiden.Auch Hartknoch «wähnt diese Sitte bei den alten Preußen'). WieNin<strong>der</strong>mord, weil dadurch Mangel an Frauen im eigenen Stamme entstand.Wohl möglich, daß das Überwiegen von Knaben die Er.oga.mie. dasvon Mädchen,— die Endogamie för<strong>der</strong>te. Nachofen. (Lubb. S. 108).111. Lubbock a. a. O. S. 83 ff. „Meine Meinung ist in kurzen Worten,daß die Gemeinschaftsehe allmählich durch die auf Weiberraub gegründeteEinzelehe verdrängt ward, und daß dieses Stadium erst die Exogamieund dann den Mädchenmord nach sich zog. Die Endogamie und diegeregelte Polyandrie halte ichtrotz ihres häufigen Vorkommens für Ausnahmen."') Wenn auch die Frage nach <strong>der</strong> Mitbestattung <strong>der</strong> ihren verstorbenenMann überlebenden Frauen — streng genommen nicht in denRahmen dieser Arbeit gehört, zumal bei den Letten bisher leine Spurendieser Sitte sich nachweisen liehen, so nehme ich mir doch die Freiheitals Anmerkung einiges sich mir darbietende Material für diese wohl —wie oben angeführt— <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Raubehe hervorgegangene Sitte anzuführenund zwar <strong>aus</strong> germanisch-skandinavischem, rusfisch-slavischem, wendischemund preußischem Gebiet.Nach I. Scherr, „Deutsche Cultur- und Sittengeschichte" (9. Auflage1887, 5.31.) berichtet <strong>der</strong> Byzantiner Procopios, „daß unter den Hernien:die Sitte des Mitbestattens <strong>der</strong> Frauen bis ins 5. und 6. Jahrhun<strong>der</strong>t<strong>der</strong> christlichen Zeitrechnung sich fortgepflanzt habe. Die skandinavischenQuellen weisen manchesBeispiel dieses aufreligiösen Vorstellungenfußenden Brauches auf. Man glaubte, daß <strong>dem</strong> Verstorbenen, welchemseine Frau in den Tod nachfolgte, die fchweren Thore <strong>der</strong> Unterweltnicht auf die Fersen schlügen." (Sollte jene Sitte nicht älter sein alsdiese religiöse Vorstellung?!) „Gunnhild folgt in <strong>der</strong> nordischen Sageihrem Gemahl Asmund in den Tod, und Saxo Grammaticus, wie dieSag« erzählt, fügt <strong>aus</strong>drücklich bei, daß das Voll <strong>der</strong> treuen Frau ihreOpferung zu hohem Verdienst angerechnet habe. Nanna wird in <strong>der</strong>Mythe mit ihrem Gatten Baldur verbrannt. Brunhild tödtet sich selbst,um <strong>dem</strong> ihr verlobt gewesenen Sigurd in den Tod zu folgen, und schmähtsterbend ihre Schwägerin Gudrun, weil diese es unterläßt, ihrm Gemahlauf den Scheiterhaufen zu begleiten."


31es scheint, bildet dci Uebcigang von d« tommunalen Ehe zurRaubehe noch in besondn« Weise einen bedeutsamen Schritt in<strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Frau. Einerseits nämlich wäre dann anzunehmen,daß nunmehr gegenüber <strong>dem</strong> eisten Abschnitt die Stellungdes Weibes eine schlechtere geworden.Denn durch das gemeinsameÜber die russischen Slaven berichtet <strong>der</strong> Araber 4bnH,li H,ot>m«aden Omer Idu v»8t» (Anfang des X. Jahrhun<strong>der</strong>ts) (et. I'?o«»»,^ »ÜÄLioKUiT, lloiopiiie««»» xz>«oi«»llii» no ?^«e«oL uo^opi». O.H«.»«pN^vii.. cl«ui>oxo^u»,>. 1887. S. 13): „Wenn <strong>der</strong> Verstorbene 3Frauen hatte und eine versichert, daß sie denfelben beson<strong>der</strong>s liebe, soträgt sie zu seiner Leiche 2 Pfähle und schlägt sie senkrecht in die Erdeein, darauf legt sie den 3. Pfahl quer darüber, befestigt in <strong>der</strong> Mittedes Querbalkens einen Strick, stellt sich auf eine Bank, und bindet endlichdiesen Strick um ihren Hals. Wenn sie dieses gemacht hat, wird dieBank unter ihr fortgenommen, und sie bleibt hängen, bis sie ersticktund stirbt; nach <strong>dem</strong> Tode aber weifen sie dieselbe ins Feuer, wo auchsie verbrennt." Ferner berichtet <strong>der</strong>selbe: „Wenn bei ihnen irgend einVornehmer stirbt, so graben sie ihm einen Grabhügel wie ein großesH<strong>aus</strong>, legen ihn hinein, und mit ihm legen sie auch in den Grabhügelsowohl feine Kleidung als auch goldene Armbän<strong>der</strong>, welche er getragen,ferner eine Mengt von Mundvoirat, Gefäße mit Getränken und geprägtesGeld. Endlich legen sie in den Grabhügel lebend auch sein Lieblingsweib(«>«»»»« »«nli). Darauf wird die Oeffnung geschlossen und dasWeib stirbt in <strong>der</strong> Eingeschlossenheit."Ferner berichtet <strong>der</strong> Araber Ibu-rnslzu, welcher vom EhalifenHluKtaäir <strong>aus</strong> Bagdad nach <strong>dem</strong> Bulgarenreich an <strong>der</strong> Wolga gesendetwurde (I>oe»u?», a. a. O. S. 15—17), über eine Beerdigung,welcher er selbst beigewohnt. Aus <strong>der</strong> interessanten, eingehenden Schil<strong>der</strong>unghebe ich nur hervor, daß sich auch hier auf einediesbezügliche Fragefreiwillig ein Mädchen (Aiv?m«») <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> H<strong>aus</strong>e des verstorbenen Familienhauptes(rian») meldet, um mit ihrem Herrn B»llii,.) verbranntzu werdm. Nach mancherlei Ceremonien (ein Schiff, welches <strong>aus</strong> <strong>dem</strong>Wasser ans Land gezogen, und mit und auf welchem hernach die Leichenverbrannt werden, spielt dabei eine gemisse Rolle), wird das Mädchenvon den Männern 3mal in das offene Grab hinabgelassen; das1. mal sagt sie: „Siehe, ich sehe meinen Vater und meine Mut«," das2. mal: „Sich«, ich sehe alle meine verstorbenen Verwandten sitzend",aber zum 3. mal sagt sie: „Siehe, ich sehe meinen Herin, fitzend imParadies, das Paradies aber ist schön und grün, mit ihm befinden sich


32Aufwachsen in <strong>der</strong> Familien« und Stammesgemeinschaft warendenn doch manche mil<strong>der</strong>nde, bei etwas weich« bcanlagtenMenschen dieselben einan<strong>der</strong> nähernde Beziehungen gegeben, die,wenn auch noch so gering angeschlagen, auch bei rohen Völkernnicht ganz außer acht zu lassen sind, die geraubte Frau dagegenerwachsene Männer und Knaben, er ruft mich, darum führet mich zuihm" — dann wird sievon einemWeibe, welches „Engel des Todes" genanntwird, und <strong>der</strong>en 2 Helferinnen im Zelte des Verstorbenen neben seinerLeiche getütet. „Ich sah sie in ihrer Unentschlossenheit (sie zögerte indas Zelt einzutreten), sie wollte in das Zelt hineingehen und steckte denKopf zwischen das Zelt und das Schiff, die Alte aber faßte sie an denKopf, führte sie in's Zelt und ging mit ihr. Die Männer begannen mitden Stöcken auf die Schilde zu klopfen, damit man nicht die Töne ihresGeschreies vernehme, und damit dieses nicht die an<strong>der</strong>n Mädchen abhaltenmöge mit ihren Herrn zu sterben. Darnach legte man sie zur Seite ihresHerrn, 2 ergriffen ihre Hände und 2 ihre Füße, während die Alte umihren Hals einen Strick band, dessen Enden sie den beiden gab, damitsie ziehen möchten, dann kam sie mit einem großen breiten Dolch und begannihn ihr zwischen die Nippen zu stoßen und wie<strong>der</strong> her<strong>aus</strong>zuziehen,während jene 2 Männer sie mit <strong>dem</strong> Strick würgten, bis sie starb."Dann wuiden die Leichen im Schiff verbrannt. (KL. Könnte das Schiffauf die nordischen Waräger zurückzuführen sein?)Endlich belichtet noch Hartknoch a. a. O. S. 175 betreffend <strong>der</strong>V«u«


33war nur Sklavin des Mannes und sein« ganzen Familie, denn,wenn Hartknoch von den Preußen sagt, daß sie das gekaufteWeib wie eine Magd im H<strong>aus</strong>e gehalten, so gilt das gewißnoch viel mehr von den im Kriege geraubten. Aus dies« Zeitdatiert auch, glaube ich, das im <strong>lettischen</strong> Volkslied außerordentlichgetötet worden zu sein; 2> dann gestattete man ihnen, sich selbst vorherzu töten, «<strong>der</strong> sie wurden vor <strong>der</strong> Bestattung getötet und zwar untersolchen Maßregeln, daß ihr Geschrei nicht viel gehört wurde.Ferner 3) wurden wohl früher alle <strong>dem</strong> Verstorbenen ungehörigenWeiber (als sein Privatbesitz) mitbestattet; 4) hernach eingeschränkt wohldiejenigen, welche er, <strong>der</strong> Verstorbene, beson<strong>der</strong>s geliebt; 5) wurde denFrauen unter gewissen Formalitäten gestattet, auch nach <strong>dem</strong> Tode desMannes weiter zu leben ; 6) schließlich nur diejenige, welche ihn beson<strong>der</strong>sliebten, so daß sie sich freiwillig in den Tod gaben, um mit ihm auch imTode vereint zu sein. Solche That wurde gepriesen ; 7) endlich scheintdiese Sitte sich bei den Vornehmen am längsten erhalten zu haben., Auch über diesen dunkeln Abschnitt in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Frau sehenwir es allmählich Heller werden: 1) Unbarmherzig wird das Los <strong>der</strong>überlebenden Frau au das des toten Mannes geknüpft; 2) sie gehorchtihrem Herrn auch über den Tod hin<strong>aus</strong>, „er ruft mich" ; 3) konnte <strong>der</strong>freiwillige Tod schließlich weiden eine Beweisung <strong>der</strong> Tleue; o<strong>der</strong> 1) eineThat <strong>der</strong> Gewalt und des Zwanges von seilen herzloser Menschen, 2) eineThat des Gehorsams, welche für selbstverständlich gehalten wurde, 3) einefreiwillige That <strong>der</strong> Treue, welche anerkannt und gepriesen wurde.Haben sich nun auch bisher keine Spuren davon gefunden, daß auchbei den Letten einst die gleichen Sitten geherrscht haben, und dürfen wirauch nicht ohne weiteres alles, was bei den alten Preußen resp. Litauernsich findet, auf die Letten übertragen, wie das bisweilen gerne gethanwird, so scheint es doch wahrscheinlich, daß die von Indien bis Europanachgewiesene Sitte wie bei den an<strong>der</strong>n verwandten Völkern, so auch beiden Letten geherrscht hat.Ein eigentümlicher abergläubischer Brauch wird mir <strong>aus</strong> Samitenbelichtet. Wenn ein Ehemann gestorben ist, und seine Wittwe baldwie<strong>der</strong> einen Mann bekommen möchte, so zieht sie sich die Hosen des verstorbenenMannes an und geht mit denselben, sobald <strong>der</strong> Sarg <strong>aus</strong> <strong>dem</strong>H<strong>aus</strong>e hin<strong>aus</strong>getragen und bereits auf den Wagen gestellt ist, dreimal umdenselben herum. Dann wird sie wie<strong>der</strong> bald heiraten. Sollte nichtvielleicht ein innerer Zusammenhang zwischen diesem Brauch und <strong>der</strong>oben erwähnten wendischen Sitte denkbar sein?


34auffallend vorwaltende freundlich liebevolle Verhältnis vonBind« und Schwester gegenüber <strong>dem</strong> in mancher Beziehung alsschwer gedachten Lose d« Frau und ihrem Verhältnis zumManne. Gerade in den alten Lie<strong>der</strong>n, welche ich hernach alsZeugen füi die Rauvehe anführen werde, tritt jenes Verhältnisbereits in Hellem Lichte hervor. D« Bru<strong>der</strong> ist d« Schutz <strong>der</strong>Schwefln. Dulch die gnaubten Sklavenweib« trat ja begieif»lichn Weise eine gewisse Elleichtnung und Hebung dn dmMännnn und Heiin durch Blutsverwandtschaft und langjährigesZusammenleben bereits näherstehenden Stammesweib« ein, zuwelchen ja auch die Schwestern als H<strong>aus</strong>genossen gehörten. Sowurde Wohl einerseits die Stellung <strong>der</strong> Ehefrau, weil sie eineschutzlose geraubte Sklavin war, schlechter, ihr Los härter alsfrüh«, ab« llndnerseits winde wohl die d« verwandten Stam»mesweib« eine etwas leichtere und freiere, ab« nicht nur dieStellung dies«. Bei d« ohne Finge heiischenden Vielweiberei,von den Pieußen wiid sie <strong>aus</strong>drücklich belichtet, konnten einzelneheivonagendeie Flauen auch unt« dm geraubten resp. gekauftensich eine verhältnismäßig geachteten Stellung und Geltungganzen Stamme«ringen, wovon in d« Gemeinschaftsehe einemgegenüb« nicht die Rede sein konnte. Hartknoch liefert zu «steremden Beleg'). Nach Gluncm und Hennebngn belichtet «, „daßunt« vielen Weibein eine allezeit die vornehmste gewesen, undzwar dieselbe, die Gothisch« Abkunft wai, (also wohl intelligent«,cultivilt«), die an<strong>der</strong>n ab« sind nicht an<strong>der</strong>s als wie die Mägdegehalten." Aehnlich können wir es uns bei den alten Lettenvorstellen, daß eine etwa <strong>aus</strong> benachbartem lettischem Stammgeraubte Fiau, weil mit Sprache und Sitte v«traut, nebenMutter und Schwefln« des Mannes sich leicht« eine Stellungim H<strong>aus</strong>e nwnben konnte als etwa fnnnstehende gnaubteEstinnen od« Litauerinnen. Wenn es nun einzelnen solcherFrauen gelang — sei es auch zunächst nul, um das eigeneLos zu erleichtern — durch eifrige Dienstleistungen, durch größere») Hartknoch a. a. O. S. 178.


35Geschicklichkeit bei den ihr zufallenden häuslichen Arbeiten u. f. w..<strong>dem</strong> Manne das Heim und den Aufenthalt daselbst angenehmerzu gestalten, so wuchs dadurch nicht nui die Wntschätzungweiblich« Albeit, son<strong>der</strong>n auch die Elkmntnis von <strong>dem</strong> Vorzügedn Sondnehe').Halten wil nun fest, daß jed« noch so gelinge Gewinn anAchtung und Weitschätzung, den das einzelne weibliche Wesenerrang, mochte sie nun ledig od« Eheweib sein, ein Gewinn,ein Foltschiitt füi die ganze Stellung des Weibes wai, so sehenwir, daß sog«! die Raubehe etwas Gutes im Gefolge babmkonnte. Wai so übechaupt erst <strong>der</strong> Schritt gethcm, daß d« MannWeib heimbrachte, sosich sein — ihm speciell zugehöliges—Wal damit die alte Sitte dci Weib«gemeinschaft durchbrochenund mußte allmählich ganz <strong>aus</strong>höien. denn wenn auch eine zeitlangGemeinschaftsehe und Sondeiche nebeneinan<strong>der</strong> bestehen konnte,so mußte schließlich doch ohne Frage die niedrigere Form <strong>der</strong>höheren weichen; das war ab« ein hochwichtig« Schritt. Weiterfolgte dann, wenn auch nicht bei allen Völkern, so doch bei denhöherstehenden zu sein«Zeit von selbst, daß die Polygamie durchdie Monogamie vndlängt wuide.Es ist etwas Eigenes um die Sitten d« Menschen, ihlEntstehen und Veigehm, jede hat etwas Individuelles, ihrel) Es ist nicht unwahrscheinlich, daß auch, worauf Lubbock (S. 109)hinweist, dieses Verhältnis <strong>der</strong> Einzelehe (ich möchte lieber sagen Son<strong>der</strong>ehe,weil ja von einer Monogamie noch nicht die Hede >ft) auch die Ent-Wickelung <strong>der</strong> Liebe angeregt hat.Außer<strong>dem</strong> weistLubbock (ef. M'Lennan)noch darauf hin, daß auch „die Schwäche <strong>der</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Durcheinan<strong>der</strong>-Heiraten entsprungenen Kin<strong>der</strong> die Vorteile <strong>der</strong> Einzelehe m ein HellesLicht gesetzt habe", denn es mag wohl bald beobachtet worden sein, daßdie Kin<strong>der</strong> <strong>aus</strong> ezogamischen Ehen kräftiger gewesen o<strong>der</strong> gar „die <strong>der</strong>Ezogamie zugewandten Stämme ein <strong>aus</strong>geprägtes Übergewicht" gewonnenhaben. Übrigens habe ich auch entgegengesetzte Ansichten gefunden;z.B. vertrittE. Reich m feinem Buch : „Die Fortpflanzung und Vermehrungdes Menschen". Jena, Costenoble 1880, in <strong>dem</strong> Abschnitt „die Ehe zwischenBlutsverwandten" S. 292—308, die Anschauung, daß die Ehe zwischenBlutsverwandten nicht schädlich sei (für die Kin<strong>der</strong>).


36Lebensschicksale und ihre Geschichte, jede hat ihre Blütezeit undihlen Nie<strong>der</strong>gang ; da finden wir ganze Coalitionen von Sittengruppenund dagegen an<strong>der</strong>e, mit denen sie um ihre Existenzringen müssen in Siegen und Nie<strong>der</strong>lagen; wie Blumen undUnkräuter neues Terrain erobern und altes verlieren, so bürgernsich hier Sitten ein und weiden dort veidiängt. Aus <strong>dem</strong>Dunkel wachsen sie hnvoi, strecken sich empor und breiten sich<strong>aus</strong>; da sehen wir manch frisches grünes Blatt am knorrigenAste, und manche son<strong>der</strong>bare Frucht neben wun<strong>der</strong>baren Blüten«kelchen, mancher Ast ragt auch verdorrt in die Höhe, o<strong>der</strong> nurein abgebrochener Stumpf giebt uns Kunde, daß einst auch anihm Leben war, bis er von lebenskräftigeren Zweigen überschattetund hei Seite gedrängt wurde. Woher kam das Samenkorn?Nicht die Wissenschaft, nur <strong>der</strong> Glaube kann es sagen! das nursehen wir, empor nach oben ringt alles. Das Göttliche imMenschen ist es, wasdurch Nacht zum Lichte strebt.Was nun das Entstehen und Wachsen <strong>der</strong> für uns in Fragekommenden Sitte <strong>der</strong> Raubehe anlangt, so liegt es nach <strong>dem</strong>früher Gesagten auf <strong>der</strong> Hand, daß, nach<strong>dem</strong> überhaupt gelegentlichdas eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e gefangene Mädchen <strong>aus</strong> einem Kriegs»zuge nach H<strong>aus</strong>e gebracht worden war und sich dort als Sklavin,als Arbeiterin bewährt hatte und dabei auch als besondeieiBesitz des Mannes diesem angenehm gewoiden war, sowohl dieStammesweib« eine feincie Eileichtnung ihm Arbeitslast, alsauch die ledigen Männer ein eigenes Weib weiden gewünschthaben. Fanden nun g«ade keine giößncn gemeinsamen Kriegszügestatt, so thaten sich wohl einige Jünglinge zusammen, ummit List wassnholenden odn hütenden Mädchen eines an<strong>der</strong>nStammes aufzulauern und sie zu rauben, wie das noch heutzutagein Afrika u. f. w. geschieht und wie es einst auch nachweisbarbei den Letten geschehen ist. Dabei konnte <strong>der</strong> Jünglingnoch besser als im Toben des Kampfes ein Mädchen sich<strong>aus</strong>wählen, welches ihm wohlgefiel; auch war noch glößnnRuhmbei kühnei Einzelthat zu gewinnen. Das Zufällige konnte, wennauch nui langsam zui Gewohnheit weiden, und wir wissen es


-geringen Sache, wie ein« Sklavin, sichja. wie gewaltig die Macht dn Gewohnheit ist. Nicht umsonstHeißt es: ÜBiB -- t^rannus. Was Gewohnheit wai—wurde Regel,feste Sitte, heilschendes Recht. Es lassen sich zahlreiche Beispielevon Völkern anführen, bei denen es zum Gewohnheitsrecht gewordenwar, daß die Frauen nicht <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> eigenen o<strong>der</strong> einembefreundeten Stamme genommen werden durften, son<strong>der</strong>n <strong>aus</strong>«nern fremden feindlichen Stamme geraubt weiden mußten, sobelichtet Middendoif von den Jakuten: „Sie müssen außechalbihres Clans heiraten. Kein« dalf eine Flu« seines ClansHeiraten" '). Diese Norm ist ab« auch leicht «klcnlich. Es warselbstverständlich, daß <strong>der</strong> Stamm, <strong>dem</strong> ein Mädchen geraubtworden, den Verlust ein«Arbeiterin und zugleich den damit angethanmSchimpf nicht auf sich sitzen ließ, son<strong>der</strong>n entwe<strong>der</strong>durch ähnlichen Raub am elfteren Vergeltung übte, o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>weitigmit Rache drohte. Warum sollte man wegen einer somit »«wandten od« befreundetenStämmen veifeindcn ! Da war es einfach« den Flauen»raub <strong>aus</strong> nächster Nähe, also auch allmülig die Eheschließungunter Nahestehenden zu verbieten. Von den Australiern heißtes <strong>aus</strong>drücklich: „Er raubt seine Frauen womöglich <strong>aus</strong> einem<strong>dem</strong> seinigen feindlichen Stamme"So ist es gewiß auch einst hier gewesen. Die Beweisedafür finden wir zunächst inden Frei« und das zu freiende Mädchen. Ernst Dünsberg')sagt „brüiFÄUs" und brüte (Bniutigam und Braut) sind <strong>aus</strong><strong>der</strong> deutschen Sprache angeeignete Worte; die Letten hatten37den sprachlichen Bezeichnungen für') Kulischer a. a. O. S. IS9. Aehnliches wird auch von den Australiern,Miriditen, Serben, Nogaiern lc. berichtet. S. 194 ff., cl. auchLubbock a. a. O. S. 110—115. „Dar<strong>aus</strong> ersehen wir. daß die merkwürdigeSitte <strong>der</strong> Er.oga.mie in ganz West- und Ostasten, in Eircassien,Hindustlln, <strong>der</strong> Tartarei, Sibirien, China, Australien und ferner in Nord»und Südamerica vorkommt."2) Kulifcher a. a. O. S. 194.3) Ernst Dünsberg: X3Ni esrssedH» ouu


38tanteeti», tautas clel», auch li^awain» und taut»» meita o<strong>der</strong>lißawina". Hinvon ist jedoch lißa^ain» füi Bläutigam ent»schieden als Neubildung <strong>aus</strong>zuscheiden; liza^ina nach UlmansLezicon — „Liebchen", „ebensowohl die Begehitc. Geminnte,als die junge Fiau", vielleicht von lißt —übneinkommen, einsweiden, wild häufig auch im Volkslied gebiaucht, scheint abergnade auch im Volksliede jüngeien Datums als tauta» meita,stammt vielleicht ehn <strong>aus</strong> d« Zeit d« Kaufehe. Die Volksetymologieleitet li^awi»» ab von li^ot — sich hüpfend bewegen,lohannislied« singen, jauchzen'). Ein seltenes Woit ist nochlanäa^i»» od« lauäuwi»», vielleicht verhält sich dieses zulaucli» (Leute) ähnlich wie tautas meita zu tauta. Nach Ulmann'sLeiikon heißen in Lubahn in einem Dorfe die Bewohn« <strong>der</strong>NachblllgcsindeGeiade in den Volkslied«« <strong>aus</strong> Lubahnkommt lauän^ina öfteis voi: 01. 2224. 2230. 2324. 2347.Jetzt fehl in Aufnahme gekommen, ab« wohl auch vnhältnißmüßigjung« ist äleltainite od« leiteuite — Goldmädchen,wohl von den blonden Haaren^). Die ältesten Bezeichnungensind ab« unfiaglich tauteeti» lesp. taut»» ävls und tauta»weit»— Volkes Sohn und Voltes Tocht«. plnr. tauta»—die Frei«.Was bedeutet taut»? laut» nach Ulmarm — Volk.(„Scmsciit taut», litauisch — Obeiland swohl Hochlitauen^,Deutschland"). „Elst in neu«« Zeit bezeichnen die Letten da»mit das eigene Volk, wählend das Woit sonst mehl <strong>dem</strong> frem»den, <strong>dem</strong> Auslände galt. Es hat im Volslied den Begliff desNicht-Einheimischen. Dahn tauta» äel» und taut»» weit»-->) Nur als wohl modtlneiesBeispiel von Volksetymologie fühle ich an:2230. l.»uäi» f»ul» i»usu^!»l»»; ll»» t> t»«l 2l»llll» öeeu»?ü» peelÄulledu I,^»^i»2», ll»» »tu»«» IiBöÄHM».(»I. V. rl»ll»tu Kr^jum», K» li^ot eelīzo^»).Das sind ähnliche Wortspiele wie:t>»uÄi« m»ni brüti lau?», LrüKleuite» llaluin»,i


39Jüngling, Jungfrau <strong>aus</strong> dn Fnne odn doch <strong>aus</strong> frem<strong>dem</strong> Ge»biete, ftemden Dorfe", jedenfalls immer <strong>der</strong> Nichtvnwandte, da»hei Heillltsfähige, wählend bälelim (Blüdnchen) und mala»(Schwestern) die Veiwandten bezeichnen, welche in Bezug auf dieHeiraten nicht in Frage kommmen. Dr. A. Bielenstein weistdazu noch hin auf die Verwandtschaft des Wortes mit <strong>dem</strong> mhd.cliet — Volk, scandinav. tbjuci; — wovon ??Ai>, tschud —fremdes Volk, 05. — <strong>der</strong> Fremde.Daß diese Deutung des Woites nicht eine nachtiäglich künstlichgemachte ist, son<strong>der</strong>n auch dci Vollsauffassung entspricht,zeigen z. B. speciell folgende Lied«:828. Zvetētu, lielot»') tee lautim;Ta ve lwelobi? Lauta» weeu.Fremd, ftemd') (sind) die Leutchen,Wie (sollten sie) nicht ftemd (sein)? (Sind' doch) Fiein allein.') Als geeignete Parallele hierzu führe ich nach Kulifcher (S. 20?)<strong>aus</strong> Müllers Chrestomathie (russ.) Petersburg 1866. S. 17f., an: „Nachtshabe ich, singt die Braut, wenig geschlafen und habe viel geträumt. Ichhabe, meine Lieben, einen hohen Berg gesehen, und auf diesem steilenBerge war ein weißer brennen<strong>der</strong> Stein gelegen. Auf diesem Stein sahein Raubtier, ein Adler. In seinen Klauen hielt er einen Schwan . . .Nun bedenkt euch, meine Lieben, was bedeutet dieser Traum. Dieser hoheBerg — das ist ein fremdes Land; dieser weihe Stein— das istein frem<strong>der</strong> hoher Turm; und <strong>der</strong> Adler, das Raubtier— das ist einfrem<strong>der</strong> Fremdling (ein Feind). In seinen Klauen hält er einenSchwan — mich Jungfrau."Auch für den „Adler" finden sich zahlreiche Parallelen im <strong>lettischen</strong>Vollsliede.Ein ähnliches russisches V. L. fand ich in Oonuio»,, » Nop8»«n»«ii» :NeioPll'leell»» H»iep»r7pn»» īve«''»»»'»'!». Ozeoe». 1887. S. 9.„An <strong>dem</strong> allerletzten TagchenZog herauf die schwarze WolleMit <strong>dem</strong> rollenden Gewitter,Mit den leuchtend hellen Blitzen;Zog zum hohen Schloß <strong>der</strong> Väter,Ritt heran <strong>der</strong> fremde Fremdling (,z»oll ,?»»»»!„.)Mit <strong>dem</strong> tapferen Gefolge."


402053. weji»!» te>v atpūta8weioli»» lerne» tew» clelu?Hat dich Windchm heigeblasm,Fiemden Landes Vateissohn?841. Xö näkat, lwelebi laneli»,Nül" lemß leeclu» rant?>Voi Ml" palebu lemitßL»äi leeäi neleeäeja?Warum kommt ihr, fremde Leute,In unsenn Lande Blüten pflücken?Blühen denn in eu«m eigenen LandeNicht solche Blüten?Bei den hochzeitlichen Wechsel» und Spottgesängen weiden dieVerwandten und Freunde des Bräutigams sehr oft noch jetztals l^elobi lauäi» bezeichnet. Oft erscheint auch in den Lie<strong>der</strong>n,welche von <strong>der</strong> Entführung od« Veiheimtung dci taut»» weit»handeln, die Entfernung bis zum neuen Wohnorte als eine kaummeßbare, 100 Meilen spielen dabei keine große Rolle, aber dasist entwedel zum Teil eine wissentliche Uebeitleibung, ebensowie die leichliche Beiwendung von Gold und Silber in manchenPinhllie<strong>dem</strong> zum Schmuck <strong>der</strong> Person o<strong>der</strong> des Rößchms od«gai zu H<strong>aus</strong>-Dielen u. s. w., o<strong>der</strong> zum Teil ist diese oft wied«-lehimde Betonung des Femen und Fiemden in Bezug auf dieFiei« und d«en Wohnort, auch wenn dieselben vielleicht nur<strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Nochbarsgebiet hergekommen, zu «klären <strong>aus</strong> <strong>dem</strong>engen Gesichtskreis früh«« Zeiten; auch zeigt sich gerade bei denLetten ein <strong>aus</strong>gesprochen conservativ« Sinn, d« mit ein« ge»wissen gutmütigen Genügsamkeit verbunden, sich auch jetzt nochin ein« unt« den Leuten vielfach hellsehenden Anhänglichkeitan ihie engste Heimat, in d« sie aufgewachsen sind, und inwelch« sie auch ihie Veiwandten haben, zeigt. Wie schw« entschließtsich oft auch jetzt noch ein Mädchen, einen Dienst auchbei bekannten Hellschaften anzutleten, wenn <strong>der</strong> neue Wohnortauch nur einige Meilen von dn alten Heimat l„lv?etol>» weet»",


ftemd« Ort) entfernt ist (<strong>aus</strong>genommen die alle an sich ziehendeStadt). In früheren Jahrhun<strong>der</strong>ten, wo die Menschen nochweniger Anlaß und Möglichkeit als jetzt hatten, um <strong>aus</strong> <strong>dem</strong>engsten Heimatsgebiet hin<strong>aus</strong>zukommen, mußte ihnen natürlichalles außerhalb ihres <strong>Gebiete</strong>s Liegende noch viel mehr als Frem»des und Fernes «scheinen; bildeten sich doch bei d« fiüh«enAbgeschlossenheit viel leicht« noch als heute auf je<strong>dem</strong> eng«en.in sich abgeschlossenen <strong>Gebiete</strong> beson<strong>der</strong>e Sitten und Gewöhn»heiten <strong>aus</strong>, von denen beson<strong>der</strong>s die tauta» meita hier sichtrennen, mit denen sie dort sich neu einleben mußte, z. B. sagtein Mädchen zu ihrer Mutter, dieselbe möge wohl die eigenenlaFieb»» (Decke, Umschlagetuch v. le^t decken) bunt verzinen,nicht ab« die dci Tocht«,denn1002. Xnra» lerne» tanta»1apufonkölobu willainiti.Welchen Landes Fiei« leiten.So weid' ich das Wolltuch zi«en.41also die Mode dn vnschiedenen Gegenden ist zu bnücksichtigen.Fassen wie das Gesagte zusammen, so sehen wil, daßt»nteeti» — d« Flemde, taut»»


42weichen besondets in dm Hochzeitsbiäuchen in mannigfachenEinzelheiten von einan<strong>der</strong> ab. Jedenfalls deuten nicht nur dieBezeichnungen tauteeti», son<strong>der</strong>n auch die Volkslie<strong>der</strong> durchwegdarauf hin, daß das Mädchen in die Fremde gebracht wild,es scheint mii daher nicht zweifelhaft, daß jene Sitte, sich dieFiau <strong>aus</strong> fiemden Gebiet zu muben, nicht nul gelegentlichgeübt woiden, son<strong>der</strong>n eine festeingebüigeite Sitte gewoiden wai,und als solche lange gehnischt hat, sonst könnten ihie Spurennicht mehr so deutlich «kennbai sein, wie sie es noch jetzt find.Eine ebenso alte und füi die voiliegende Frage bedeutsameBezeichnung haben wir in den <strong>lettischen</strong> Worten für das bei<strong>der</strong>»fertige Gefolge von Biäutigam und Biaut. Jene heißen(von welt „fühlen")— „die Fühl«", diese pauäkiueeli. od«pauälllni(von pauaukt — einholen)— „die Einholenden". Jene,die Feeunde des Biäutigams mit <strong>dem</strong> äilenH» (— «<strong>der</strong>große Führer"), welcher auch oft als Freiwerb« auftritt, an <strong>der</strong>Spitze entführen die Braut, diese, die Freunde <strong>der</strong> Blaut verfolgenjene und suchen ihnen die Braut abzujagen.Das entsprichtganz <strong>dem</strong> Voigange, wie « in einem weit« unten angefühltenlängnen Liede geschildelt wild. Ein Mädchen ist geiaubt.Spielleute geben den veifolgendm Biü<strong>dem</strong> Auskunft, woraufdiese eiligst die Verfolgung fortsetzen:„„1»i mali»»» lpe!ej»m,Kl!? leliöckeeu Baiarnbrāli, otru ļimtu,?nnāksim üeli»a."d. i. „„Dem Schwesterchen spielen wir.Das man heute vorüberfühite.""„Laßt uns inten das zweite Hun<strong>der</strong>t ftc. Meilen),Wnden einholen auf <strong>dem</strong> Wege."Vngl. dazu weitnhin die zugehöiigm Hochzeitsfittm.belichtet von den alten Pieußcn: „Weiter soistauch die Art und Weise zu heymthen nicht ohne Tadel. Denn') Haittnoch a. a. O. S. 177.


43wenn man <strong>dem</strong> Hleletio Glauben zustellen soll, so wurdendie Weibn dazumal nicht genommen, son<strong>der</strong>n den Ihrigen ent»führet; nicht an<strong>der</strong>s als es zu Lacedümon Lyculgus vorzeitenangeoidnet. Diese Entfühlung geschähe ab« nicht duich denBlüutigam, son<strong>der</strong>n durch zweene Freunde des Bräutigams."Achnlich schleibt Paul Einhorn') über die lettische Sitte:„Dieser böse Gebrauch ist bey jhnen allezeit üblich gewesen, daßeine Manns »Person nicht dürffen ümb ein Weib werben o<strong>der</strong>ümb sie sprechen bey den Eltern o<strong>der</strong> Verwandten, son<strong>der</strong>n eshat ein jeglicher, dn ein Eheweib haben wollen, dasselbe mitGewalt genommen, odn mit sondnlichn List den Eltern entfühiet.Welches denn also zugegangen. Es hat sich <strong>der</strong>selbe,<strong>der</strong> das Weib haben wollen, mit etlichen seiner guten Freunde,die er zu sich genommen, zu <strong>der</strong>selben Magd, die er zur Ehebegehret, Eltern begeben, und etwan eine Uhrsache «dichtet, warum»sie dahin kommen, wenn sie nun dieselben wohl empfangen undauffgenommen, dann ist ein« draußen bey <strong>dem</strong> Wagen und denPferden blieben, und wenn <strong>der</strong> Vater od« Wilth sie zum Essengenöthiget, haben sie belichtet, es w«e ein« jhrn Gesellendraußen bey den Pfeiden. <strong>der</strong>halben die Magd, so entfühietweiden sollen, gebeten, denselben mit zum Essen zu mffen, wennsie nu hingegangen, hat sie, dn diaußen gewesen, «giiffen, undmit sich geführet, welchem die cm<strong>dem</strong>, so in d« Stube gewesen,bald gefolget. Wenn ab« die Eltern und Verwandten jhnenNllchgejaget, haben sie sich gewehret, und die entführte mit Gewaltnach H<strong>aus</strong>e gebracht, da dann die Eltern jhren Consens undWillen drein geben muffen, wenn sie gesehen, daß es nicht an<strong>der</strong>ssein können. Haben sie auff diese Weise nichts «langen können,so haben sie sich auff <strong>der</strong> Nähe wo velstecket. und auff die Magdgelauert, wenn die nu <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> H<strong>aus</strong> gegangen, etwann Wasserzu holen?) o<strong>der</strong> sonst sich wohin begeben, sind sie unvennuthlich') Paul Einhorn a. a. Q. Eap. XI.2) Achnlich wird <strong>aus</strong> alter Zeit von Nestor in Bezug auf die Drewlianenberichtet: „Wie die Thiere lebten sie, hatten leine Ehe und Pflegten


44heifüi kommen, und sie mit sich hinweggeführet. Daß oft dieEltern nicht gewust, wo sie hinkommen, biß sie es Heinach eifah««.Diesen bösen heydnischen Gebrauch haben sie noch in achtgenommen und darnach gelebet, da sie schon zum ChristlichenGlauben kommen und von den Teutschen bezwungen, es ist ab«von <strong>der</strong> Teutschen Herrschaft bei Lebens Straffe verboten, undfind sie dazu gehalten, daß sie wie Christen gebühret, umb dieBraut werben und sich hernach Christlichem Gebrauche nachöffentlich eheligen und zusammen sollten geben lassen."Solche alte Sitten ab« lassen sich trotz all« Verbote undStrafen nui schwelund langsam beseitigen, weil sie durch Ueb«»lieferung und Gewohnheit tief im Bewußtsein des Volkes wurzelnuud durch jahrhun<strong>der</strong>telanges Herkommen als <strong>der</strong> Väter Sittegeheiligt «scheint. So schreibt auch Balthasar Russow'), daßdie Bauern meist ungetraut gelebt hätten. „Unde wenn segeftaget, edd« von yemande gestraffet worden, dat se so buten<strong>dem</strong> Ehestande leveten, geven ein etlike soltes thoi antwoidt:Idt wäie eine olde Lysslendische gewanheit. so hadden ne Vednot gedan."Hupel') nwähnt <strong>aus</strong> d« 2. Hälfte des vongen lahihundeits,allgemeine Wollust gelte nicht als Schande, Gelegenheit dazubiete sich häufig, die Heirat folge oft erst später nach (dasselbeals häufigeres Vorkommnis ist mir auch noch <strong>aus</strong> <strong>der</strong> eistenHälfte dieses lahihundeits von älteien Leuten bestätigt woiden);beson<strong>der</strong>s wird daselbst noch «wähnt, daß ein solches Verhältnismit einem Deutschen o<strong>der</strong> Russen wohl als Schande angesehn werde.die Mädchen beim Wasser zu rauben" und <strong>aus</strong> neuerer Zeit von denSerben, daß die Mädchen „beim Hüten <strong>der</strong> Herden und beim Wasferholenam Flußufer- geraubt wurden, so auch in an<strong>der</strong>n Weltteilen; z. B. erzähltLivingstone. daß die Maronde manche Dörfer verpallisadieren „<strong>aus</strong>Furcht vor einem Angriff <strong>der</strong> Mahiba, welche über den Fluh kommen undihre Frauen stehlen, wenn sie Wasser holen." Kulischer a. a. O. S. 194ff.l) Balthasar Russow's Chronik u. 1584. S. 40.2) Hupel: Topograph. Nachrichten 17??. S. 136 f.


45In dies« veischiedenartigen Auffassung— ein« nach unseimUlteil — in beiden Fällen gleichen Unsitte liegt, wie mit scheint,ein Hinweis auf die Entstehung <strong>der</strong>selben. Für die christlicheAnschauung ist ja selbstverständlich jede Uebertretungdes 6. Ge»botes Ehebruch; wenn nun <strong>der</strong> Lette gewisse Formen desselbennicht verurteilte. o<strong>der</strong> — sagen wir lieb«— zu entschuldigensuchte, so zeigte sich dann eine heidnische Auffassung, diese aberstand in Zusammenhang mit d« heidnischen Form d« Ehe»schlicßung. Wenn, wie «wähnt, es noch in diesem Jahrhun<strong>der</strong>tin manchen Gegenden nicht selten geschah, daß ein Mädchen ein»fach (aber doch auch zu Pferde nach alt« Sitte) ins H<strong>aus</strong> desMannes gebracht wurde, ohne Trauung durch den Pastor, soglaube ich dari« doch die, wenn auch verblaßte, alte heidnischeEheschließnug zu finden. Am deutlichsten trat mir dieses in ein«Schil<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Hochzitssitten entgegen, die ich <strong>aus</strong> Samitenvom Wo»u Wirt Virsneek «hielt. Mit den üblichen Feicilichkeitenwuide doit die Wnbung vollzogen und das Mädchen mitd« Aussteuer gleich mitgenommen; erst darnach begab sich dasPaar zum Pastor und, hatte jenn erste Act im Frühjahr stattgefunden,so wurde die Hochzeit meistens erst im Herbst gefeiert.Viele werden das bor»» ül!e <strong>dem</strong> alten Brauch gemäß gethanhaben. Die alte Sitte und Gewohnheit war so tief eingewurzelt,daß, wie wir <strong>aus</strong> den angeführten Zeugnissen von BalthasarRussow. Paul Einhorn und Hupel. also noch im 16.. 17. und18. Jahrhun<strong>der</strong>t sehen, nui eine ganz allmähliche Abnahme dnselbenstattfand. Wil haben hin einen jahlhundntelangenKampf zwischen heidnische! und chiistlichn Sitte voi Augen.Einst wai jene die allgemein anerkannte und rechtlich herrschende,hernach ab« siegte diese, und jene wurde dadurch in's Unrecht gesetzt,war nun nicht mehr aneikannte Foim dn Eheschließung, dieSitte wuide zur Unsitte. Eine zcitlcmg gingen beide Formennebeneinan<strong>der</strong> her, die altüberlieferten Bräuche („so hadden ih«Ved« och gedan") waien den Letten bei dn Hochzeit ebensowichtig odn vielleicht noch wichtiger als die christlich°kirchlichen,zumal solange als einnseits jene fül ihn noch mit einem will«


46liehen Inhalt nfüllt waien, und er an<strong>der</strong>erseits für diese nochnicht das rechte Veiständnis hatte. Jene alten Sitten schwandeneist und zwar außnoidentlich schnell, seit<strong>dem</strong> in unsnm Iahl»hun<strong>der</strong>t 1) die steigende Bildung den naiveren Sinn frühnnZeit zerstörte. 2) die wachsende Erkenntnis manchen abngläubischenBräuchen das Fundament fortnahm, 3) auch die Halbge»bildeten es gerne den gebildeten Klassen nachmachen und allesdavon Abweichende vermeiden wollten, und 4) endlich auchKirche und Schule für größere Vertiefung christlichen Verstand»niffes sorgten als früher.Heutzutage könnte somit von einer naiveren Auffassung einessolchen äußerlichen Zusammenlebens nicht mehl die Rede sein;früh« aber konnte <strong>der</strong> Mann nui auf diesem Wege zu ein«Eheftau kommen, daß n eist ein Mädchen zu sich entfühlte,einerlei ob mit o<strong>der</strong> ohne ihre Einwilligung, dann erst fand —kürze« odn längne Zeit spät ci — die eigentliche Hochzeit statt.Die letzten Auslaufe! dieser altheidnischen Gewohnheit, mit denenChristentum und Moral auch heute noch zu kämpfen haben,zeigen sich Wohl noch gegenwärtig in dn weitverbreiteten Ansichtim Voll, daß Perlobte, beson<strong>der</strong>s bereits kirchlich Aufgebotenesich schon als Eheleute betrachten dürfen.Doch wenden wir uns nun den Volkslie<strong>der</strong>n >) zu und ihrenZeugnissen üb« die Raubehe. Aus den mythologischen Lie<strong>der</strong>n,in welchen die Werbung des Mondes, des Morgensterns unddn Gottessöhne l) um die Sonnentöchtn eine gioße Rolle spielte,sühie ich nur folgendes an:>) Zur deutschen Ucbersctzung <strong>der</strong> Volkslie<strong>der</strong> bemerke ich, daß dielythmische Form ansprechen<strong>der</strong> wäre als die prosaische. Es ist <strong>der</strong> Versuchgewagt worden, wenigstens in vielen Fällen rythmisch und doch möglichstwörtlich im Deutschen wie<strong>der</strong>zugeben. Die Aufgabe ist ein« sehr schwereund die Lösung <strong>der</strong>selben daher nicht immer gelungen.l) «f. dazu die Arbeit über die „vee^» s«Il" von H. Nielenstein.


47» 12sär^atee», veev?» cleli,sebörit lanle bär^a lei»: —X»m vf»ti»l nomaniet8»ule» meita»d. i. Hütet euch, Gottessöhne,Heute erhob sich die Sonne zornig:Warum habt ihr gestern „abgezogenDen Ring" <strong>der</strong> Sonnentocht«.Letzteies hat oft dieselbe Bedeutung wie waiml^u ncmewt.— den Kranz abnehmen.Fern« auch Spiogis T. 311., X« 17:Iri» äeenm»», tri» nakim»»»saul" »r veewn eenaiäK:veevsa äeli nomaullulobiBanle» meita»d. i. Drei Tage, drei Nächte(War) die Sonne mit Gott in ZwietrachtDie Gottessöhne hatten <strong>der</strong> Sonnentocht«Den Ring abgezogen.') Diese« Lied ist <strong>aus</strong> Spiogis S. 313, I«30. et. Vai. bei TieulandH 62. Haule Kule mellekuit' ruar»v' i>zt»all» zc. Sonne draschMondchen mit <strong>dem</strong> silbernen Peitschchen und Niz»« ... V. r»KNu Kr»,jum» 1t 1308: s»nl' e«l2>s» m«u«l>n> H.r kusr»dll l»ll»rui»u (>^->tloK»>Ksrui»!i lc. >-->Sonne versetzte <strong>dem</strong> Mond eins mit d. silbernen Wurzelende.


48In diesen Lie<strong>der</strong>n finden wir Raub und Gewaltthat, Zornd« Mutter darüber, Rache dnselben, Streit zwischen den bei<strong>der</strong>»seittgen Eltern. —--IHletm rrilebu»Von Märchen mythologischen Inhalts nenne ich das vom„Bäim-Knsch" (Christian)'). 7 Wirtstöcht«gehn spazieren, tieffm einen Bälen..D«Bai eilt ihnennach, fängt die jüngste und trägt sie in seine Höhle . . . behieltsie als Flau." Bei<strong>der</strong> Sohn wird sehr stark, gelangt in dieHölle, findet dort ein sehr schönes angekettetes Mädchen, eineKönigstochter. „Sie sehne sich, sagte sie, sehr nach ihren Eltern,denn <strong>der</strong> Teufel, ihr jetzig« Mann, habe sie mit Gewalt geraubt(»r n»ru nolaupīji»)." Nach<strong>dem</strong> er den Teufel getötet und siebefteit hat, wofür sie ihm ihren Ring schenkt, wird sie ihmwie<strong>der</strong>um von 2 Gefährten gestohlen.Eine sehr lebendige Schil<strong>der</strong>ung des Mädchmraubes ist ineinem längeren Liede (Nnzre) erhalten, von welcher mein Vateim seinn ungediuckten Sammlung mehlne Varianten hat, undwelche deutliche Spuien verschieden« Zeiten an sich tragen')Pate malēji»,Ue» üewini nr»j!»';Vurwi» n»l», löFl waNvlilNÄ^ina» waii» uerü«.Klauleet, brali, labali»u».lülebu K»seliö2i»uB !Hl^üKulobi IlaleKö2i»uBll.ee ?.eet L»u»u «epunte».l) I,»Nvee»Ldu L«esrib2» raKNueelid»» „»«lala» r»!llluKr»ium». 11. 1893. S. 1. «f. auch die lüizere Varianteeben da. S. 4. UilN» — „<strong>der</strong> Riese".2) Die folgende Var. <strong>aus</strong> Erlaa ist entschieden älter als die in LautenbachsI,ī8» Riga. 1880. S. 137 und A. Winter, Hochzeitsbräuche<strong>der</strong> Letten. Dörpat 1894 gedruckte.


Illiilmlebi «epurīte»se^löjeet Ilumeli»«»."brāli, ļimtu,lÄNÄllim «cli»»."I^ujajulebi weeuu limtu M» lebe lpelejeet?"mälivai lpelejam,Xnr' leboäeen ß;»l»mbräli, trelebu limtu,„kauaklim xeli»»."Ifüjäjulebi trelebu limtu,1IH»j »nzltu llalun,lll^äj vveeuu »ugltu Ilaluu,Lerauß leelu «eemu.Ifö älellebeem Kaltilkm^em lalkrüweti.„I^»ulebam drali, lebautm Klēpju»Aetam lleem» letmal»,11


50Levecl palēnu» iltad»,ka^el melnu meläu Krellu,ka^el melnu meläu Krellu,kawelk leelu leepn Falän,kavelk leelu leepu F»läu,IllleeK baltu bilobk»uui»u.I>eeK mum» elt, leell mum» cllert,I^eeK clrullio paclulet.!ii clulam, ni Fulam,!«I»lin8 lūkojam,üerau^am law m»fi»uBem leel» leepu Falcla.mülu mali»,Ha» Hel tevi lebe atwecla?"„„kalcleew», palcleew», baleli»,kar kallai» äawnmi»'.Zfemeet lebo wainasN»,miiminai,Leleeieet KlepitZ,!fu mämi»a B»ulebi ranä.""d. i. Ein einziges Mädchen an <strong>der</strong> Handmühle,Wir find neun Brü<strong>der</strong>chen;Thüim offen, Fenst« offen.Die Mühle sunt nicht mehi')Ziehet an, Biüdei,die Stiefel,Ziehet an die Luchspelze,Ziehet an die Luchspelze,Setzt auf die Mardnmützen.V In einzelnen Varianten entdeckt die Mutter, daß die Tochter geraubtist z. N. »u» Cremon:Mütterchen t»m in die StubeIhr Haupt (mit beiden Hündm) fassend:,llu 8»ia»tl o»lell»i", «. „Was wartet ihr, Brü<strong>der</strong>chen «.


Setzet auf die Mal<strong>der</strong>mützeSattelt die Rößchen.')„Laßt uns reiten. Brü<strong>der</strong>. 100 («. Meilen).Weiden sie einholen auf <strong>dem</strong> Wege."Sind gelitten 100 MeilenDa spielen 2 Spielleute.„Ach. ihr lieben Spielleute,Warum spielt ihr Wohl hier?"„„Dem Schwesterchen spielen wil.man heute vomberführte.""')Welches„Laßt uns leiten das zweite Hun<strong>der</strong>t.Weiden sie einholen auf <strong>dem</strong> Wege."Sind geritten das zweite Hundelt (Meilen),Spielen zwei Spielleute.„Ach, ihi lieben Spielleute,Wammspielt ihi wohl hiei?"„„Dem Schwestnchen spielen wil.Welches man heute vombelfühite.""„Laßt uns leiten das dntte Hundelt,Wnden sie einholen auf <strong>dem</strong> Wege."Sind gelitten das dlitte Hun<strong>der</strong>t,Reiten auf einen hohen Berg'),Reitenauf einen hohen Berg,Erblicken ein großes Doif.Von Eisen sind die Thoie geschmiedetMit Schiauben zusammengeschloben^).„Wil brechen, Brü<strong>der</strong>, einige Armvoll KnüppelSchleu<strong>der</strong>n sie an des Hofes Umzäunung,Um den Hofhund zu «schlecken."Es laufen Hei<strong>aus</strong> des Gehöftes Mägdlein.51») Soweit spricht wohl die Mutter, folgendes einer <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>,l) In einer an<strong>der</strong>n Variante heißt es noch deutlicher ,85 tauti»»,l^ssleliu»! lk«»," „welche die Fremden diebisch stahlen."») Offenbar ein pil»li»ii»«— Burgberg.


52Eine nahm unsDie zweite unsere Rößchen.Führte uns«c Rößchenselber (in Empfang),In dm giünen Stall von Binsen.^)selb« in die Stube,Fühlte unsSetzt uns einen schwarzen Binsenstuhl hin,Setzt uns einen schwarzen Ninsenstuhl hin.Zieht einen großen Lindentisch herbei.Stellt darauf die Weiße Methkanne,?)Heißt uns essen, heißt uns trinken.Heißt uns ein wenig <strong>aus</strong>ruhen.Wir ruhen nicht, wir schlafen nicht,Nach <strong>dem</strong> Schwesterchen allein schauen wir <strong>aus</strong>;Erblicken uns« SchwesterchenUnt« <strong>dem</strong> großen Lindentisch.„Guten Abend, Sehwestelehm,W« hat denn dich hierher gefühlt?".„Danke, danke, Biüdeichen,Füi das Gutenabendsllgen.Nehmt dieses Klänzlein,Tiagt es zum Mütt«chen,Legt es ihi in dm Schoß,Nun weint mein Müttelchm fehl.""Dieses Lied tiägt das Geplage des Allels an sich, besondelswenn man es mit den Vaiianten »«gleicht. Auß« <strong>dem</strong> vonselbst in die Augen Fallenden und <strong>dem</strong> b«eits Elwähnten weiseich «och besondels auf den in einfachen schlichten Worten gehaltenenSchluß hin, da dies« in den Varianten die meisten Unterschiedeaufweist. In <strong>dem</strong> bereits angeführten Schluß ist dieSituation des geiaubten Mädchens, wenn ich das Sitzen d«Schwester unt« <strong>dem</strong> Tisch recht vnstehe, eine nniedrigende. Sie') Das Dach wai wohl von Binsen gemacht.2) Wörtlich Bienenlanne.


53Wild nicht fül wert gehalten mit am Tische zu sitzen. Füi dieRichtigkeit dieser Auslegung führe ich eine Hochzeitssitte an^),nämlich daß die junge Frau bei <strong>der</strong> Mahlzeit im H<strong>aus</strong>e desMannes, obgleich sie neben ihm saß, doch nicht mitessen durfte,sie «hielt von ihm „kein neues Messer". Während dessen sangdas Biäutigamsgefolge:Ten", bäli»^ w —lew ss»läi«i» peeäereja;I»utu meit», meleu» lapl»^1» pa I»nllu »tte^ej».Sitz', Biüdeichm^), du bei Tische,Dil gehölt das Tischchen zu;Fiemdes Mädchen, Waldes Füchslein,Üb«'s Feld ist's h«gelaufm.Öd« sollte vielleicht das Sitzen unter <strong>dem</strong> Tisch auf einVerstecktsein des geraubten Mädchens vor den suchenden Brü<strong>der</strong>nhindeuten?In <strong>dem</strong> oben angeführten Liebe scheint sich das Mädchenmit ein« gewissen Dumpfheit in ihr Schicksal zu geben, bei <strong>dem</strong>keiner etwas än<strong>der</strong>n kann. In einei andeien Valiante, welche dasSchw«e ihi« Lage viel deutlich« vor Augen stellt, «geht sichdie geiaubte Sehwest« in bittein, veizweifeltm Klagen, auch gegenfleh selbst, weil sie offenbar gewünscht hat zu heirathen:lln»K mal» ranclä6»m»N5clewit» Kambarīloba.Ilanä ß»Ivsi»ll lallltmpnli,Bebelöcl»ma law' mulliibu.l) I»t^«et«bu deesrid»? «KNu llr»b). 11. 1893. S. 48.l) Der Freier wird hier .b»Ii»" angeredet, weil hier die Sängerinnenzu seinem Gefolge, feinem Stamm gehören.


54l>»ä c» bütu tö lmaj'le,I^aä eet tilr t»uti»al(i).c» laball' wiln mülebnLüt' mämi»ai Klaulijuli;1»a labak' bnt' c» tö äeenu,TulZ, cleeu» tauta»Il^ajuli melebi»»,Hp»l:leb egle» pa^ule^'li.I^ai düt' »l' m»u'» willainite»llluiji»»m »pbirnleba»,uebüt' mani 3ari matiklar röl!»u litiu»ti;Xeoüt' maua» p!»na» »nli»plikīlebeem ilplätita»,Ifebüt' mani balti naißiuömirllulebi."l»


Wärm auch bestreuet meineWolltüchlein mit Tannenleisem,Dann ja wäien meine HaanNimm« um die Hand geschlungen,Nimmer meine zarten OhrenAusgedehnt mit (harten) Schlägen,Nimmn meine weißen WangenAufgeweicht in Thränenströmen.Solch' ein halt« Eh'mann blauchetNie zu graben einen Nmnnen,Solch« wäscht sein AngesichtIn den Thiänen seines Weibes.55Zwei andne Valianten eiwähne ich am Schluß dieses Ab»fchnittes. — Ein solches Los konnte nicht begehrenswert «scheinen,daher tritt es auch in vielen Volkslie<strong>der</strong>n deutlich hervor, daßdas Mädchen sich solgfältig vor den Freiem zu hüten sucht.Wenn auch das Los daheim ebenfalls nicht immer leicht ist,meistens ist doch das Leben mit d« Mutter und den Brü<strong>der</strong>nweit <strong>dem</strong> in <strong>der</strong> Fremde voizuziehen. Die Verwandten desMädchens, besondels die Bmdn, «scheinen dahn auch oft alsdie natüilichen Beschützer620. Hnäl^eie, rölite,Hil llaäleb» llrüm»,I^ai te^i nepüt»Beemel» Möji;Huäl^ele, mali»»,bäleniseem,I^ai tem uerecllsīkajā» tanta».Um so mehr List müssendesselben.Wachse doch, Röschen.Hi'ntn <strong>dem</strong> Kle'ttmbusch,Daß dich des No'ldensWinde nicht z<strong>aus</strong>en;Wachse doch, Schwe'stelchen,Hinter den Brü<strong>der</strong>chen,Daß dich die hartenFiei'« nicht sehen.die Fiei« anwenden:3021. LÄiseem ir leel» lulle,X»


56Vlüdnchen sind voller Freude,Wenn die Schwestern schmuck erwachsen;Doch die Frei« sind voll Sorge:Wie sie in die Hand bekommen.Heimlich leiten die Frei« h«an, zu einan<strong>der</strong> sprechend:552. .läjam, brali, weeuu pulku,l^ai uel^veeäl llumeli»i,I^ai neclllrä meitu m»te,I^ai uellep» m»leji»u.Biüd«, reiten wir zusammen.Daß nicht Wichein unfie Rößchen,Daß nichts hölt die Mädchenmutt«Und das Mägdlein nicht veistecket.Bisweilen gelingt dciRaub, wie in <strong>dem</strong> angefühlten längeimLiede, direct <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> H<strong>aus</strong>e, etwa <strong>aus</strong> dci Mcchlkamm«, oft ab«ist man bess« auf <strong>der</strong> Hut: Manches Mädchen ist vorsichtign:1585. vlirä» mani taut»» l»At.Kur M» mani lacllīleet?Wiäü m»rlebu m»ltu F»ju,VViclü brälu clru


57Imm« ab« kann man einen solchen Schutz nicht um sichhaben, besondels nicht auf d« Hütung, dahn warnt dn Viud«:470. lüij F»uö», mau' m»li»»,Ne^au' ?ela maliM;IkFaäi»u» taut»»>Veäa leellu Kumeli»u.Geh' zur Hütung, liebe SchweflnHüte nicht am Wegesiande;Denn alljährlich reiten Fremde,Führen mit ein ledig Rößlein.(Spieß-Samitm.) Lrali, malu uelailebatnak»ra;I»nta» «el» uöFululeb»»l!» pelēkiBrü<strong>der</strong>, lasset nicht die SchwesterGanz allein im Abend dunkel;Hingelagert sind am WegeFremde wie die grauen Habicht.Also beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> Dunkelheit des Abends soll sie vorsichtigsein:(Spieß.) vlen' m»j»», meita,Ne^aiä' lanli uöeetam;liöee» laule, atj»» t»uta»,IlKlīclīli raibalina».Treib nach H<strong>aus</strong>e,Hüterin,Walt' nicht, bis die Sonne scheidet;Scheidet Sonne, leiten Fiei«,Und die Heeid' (wöitlich „die bunten Kühe") wird sich zerstreuen.Ab« auf alle Fälle soll sie ihr Umschlagetuch mitnehmen,damit, wenn sie g«aubt wird, sie doch etwas hat, um sich ein»zuHüllen:


58H. 11. 676. Lij Aauö», taut»» meit»,seälee»tauti»»» tev?i »em»,lfem» »r wiln wiluaiuiti.Geh' zur Hütung, Mägdelein,Decke dich mit deinem Wolltuch ;>)Wenn die Fremden (dann) dich nehmen,Nehmen sie dich mit <strong>dem</strong> Wolltuch.Auf den Raub im Dunkeln deutet wohl auch das Lied hin,in welchem das Mädchen klagt, ihi Kianz sei ihi miß!» („imNebel") g«aubt woiden, und sie habe nicht gesehen, wer denselbengenommen, am Morgen habe sie ihn «blickt in <strong>der</strong> Handdes Fremden, sind doch die t»uta» den wauaFi („Habichte")gleich, die auch <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Feme auf den Augenblick lauernd war«ten, um sich auf die irbīte („Feldhuhn, Rebhuhn") zu stülzen.H. «. 1729. Lrali, brāli, taileet lpölt»»kelekeem2iK la^'u lölebu Kröui,l'ik norāda wanaälini.Biüdel. Blüd«, stellet SchlingenFül die giauen Habichte;Kaum flocht ich das Rosenklänzchm.Rissen's ab die Habichte.Da hier gnade vom Habicht die Rede ist, so möchte icherrinnem an den außeioidentlich häufigen Geblauch dieses Bildesfül die Fiein, welches ganz besondns veibunden mit <strong>dem</strong> Gegen»bilde dci gnaubten irbīte tieffliehdm gewaltsamen Mädchenraub<strong>der</strong> alten Zeit illustriert. Ganz ähnliche Gleichnisse sindnoch folgende. Ich nenne sie nur ganz kuiz, so daß sich dienste Bezeichnung auf den tantn äel», die zweite auf die tautumeita bezieht:») Wöitlich „mit <strong>dem</strong> Wolltuch d« Hütn."


73. 170. Beil und Kiefn;109. Hund „ Fischotter;129. Ziege „ Blatt;21b. Wolf „ Schaf;231. lägn „ Maidn;435. Jäger „ Eichhorn;225. Habicht „ Feldhuhn. Rebhuhn;1779. Habicht „ Bachstelze;1500. Habicht „ Huhn;2098. Wind „ Rose;59Austmms '). Tieibei . Maidn u. a.Alle diese Bil<strong>der</strong> finden ihie Eikläiung in dci alten Sittedes Mädcheniaubes. Speciell in Beziehung auf das Bild desHabichts fühle ich noch ein Lied an:(Eine lwße): IMu, liclu nauallli»'Hl teem lp»rn»eem;I^iclu leepa» »pl»ucllīt,ir Kupla» ilaußuleba».Schwebe, schwebe HabichtleinMit den wnchslgelbm) Flügelein;Schweb', die Linden zu beschauen.Ob sie dicht belaubt gewachsen.Wo abn dn Habicht sich zeigt, da «blickt ihn oft das wach»same Auge des Bmdeis, oft warnt n die Schwefln:H. Kl. 1125. N» lasīju tew, mali»,nev?»llīt;Hrl Kalni»» aillalaiclavi^' pelēkiWohl befahl ich, Schwestnchen,Weit den Hüter nicht zu fühlen;(Denn) es ließen hintei'm BeigeSich zwei graue Habicht' niedn.») Austrums. 1893. S. 61.») Linde—Bild fürdasweibl.Wefen, wie<strong>der</strong>Eichbaum für den Mrmn.


60Dahn, ist die Schwestn vorsichtig, und muß sie ohne denSchutz des Bru<strong>der</strong>s hin<strong>aus</strong>gehen, so nimmt sie wenigstens—vor allem auf die Hütung — ihre Hündin mit:1343. lllebul), ulebu, maua Xu»a,Kleitu la^ti Krumi»s»;Haä c» pati uereäleju,lacllebn mau» Xu»a real.Schnüffle, schnüffle, meine Hündin,Mädchenräuber sind im Busche;Wenn ich selbst sie nicht erblicke.So erblickt sie doch die Hündin.Aber was hilft es ihr doch, wenn ihr Wächtn zu bellenbeginnt, nicht immei hat das Mädchen einen solchen Knaul Nebelsoigsam zm Seite gelegt, wie jene Hüterin am Sonntagsmorgm:H. Kl. 656 Kavētu rītu F»ju,Kli^lu tiuu Kamöl»;Kacl eeranFu l«velobu» lauäi»,Hr mißli»n aplaiäo».Ging am Sonntag-Morgen hüten.Wickelte zum Knaul den Nebel;Als die Fremden ich «blickte,Hüllte ich mich ein in Nebels.Hat man nicht solche Nebelhülle, dann bleibt nur <strong>der</strong> Fluchtv«such.Ab« den Habichten entgeht das Feldhühnchm schw«:H. Kl. 1735. I^ai bi/ ua^i, Kam bij' ua^i,T»ii n»Fi:noker» «eelawiNnMr»» ul akme»a.») Ulelm, wohl ein onomatopoet. Wort von ölt — riechen.2) Ob dieses V. L. nicht in die Mythologie hineingehölt. Geht dochauch die Sonnentochter ?c. auf die Hütung.


61Mochte Klallen haben, w« Kmllen hatte,Habicht hatte lange Krallen:Dies« fing das BachstelzchmMitten im Me« auf einem Stein.Da hilft kein Sichvelstecken und kein Fluchtveisuch. DieFiei« fangen doch das Mädchen. Wahlscheinlich wild <strong>dem</strong>selbensofort ein Tuch über dm Kopf geworfen— wie sich das in denspäteren Hochzeitssitten erhalten hat — und fort geht es. Abnso nahe am H<strong>aus</strong>e bleibt dn Raub nicht unbemeitt. Schnellsind die Vmdn bneit nachzusetzen z. B. 2310 und ähnlich:2219. Ilrr», urrā,kelekiVilbel» maini»»»Laltö »iti»u.vlīlimee» pakal!ue»t»emlim,brangiIllamalim.Abel nicht so leicht ist es.Hmlll, Hurra,Graue WölfeSchleppten fort MütterchensWeißes Schäfchen.Auf jagen nach willNehmen wir's ab nicht.Wenigstens woll'n wiiTüchtig sie schmähen.die Spui zu vnfolgen, die Räubersuchen solche Wege,bleiben:auf denen möglichst wenig Spulen zumck»Fiemde fühlten meine Schwester1805. 1'aut»3^e6»man'mälin'2»urüäeui,l»ur»Kmeui;?ak»l 6len»3 b»leli»i?e« la^a» m2li»2».Hin duich Wllss«, üb« Steine;Dennoch folgen schnell dieVmd«AufdeiSpui d«liebenSchwest«.Wie ab« vermochte dn Bmdn ohne Spm zu folgen?1199. M 2e!i»2 paliuu,llnr aisi?elta mul' mäli»a.Hur ailiveäa mül' maliņu,I'nr birulebi cllipari»i;?ak»! j»j» bäleli»ivlīparisu» lalīclami.


62An <strong>dem</strong> Weg allein nlannt' ich,Wo die Schwester fortgeführt ward;Wo die Schwester, sie gefühletBuntes Wollgarn war gestreuet;Hintnhn die Nlüd« jagten.Sammelnd buntes Wollmgam ').Öd« 560. lauta» mül' m»li»u?ar melebi»a melebi»eem;klu6ra bij» mül' M2li»2kuke» nel2 rö^mei;?2k2l bāleliņi?ar leeclivu birumeem.Fremde führten unsie Sehwest«Dmch den Wald, duich viele Wald«;Doch gai klug wai uns'« Schwester,Blumen trug sie in d« Hand;Hintech« die Biüd« littenAuf <strong>der</strong> Spul gestieut« Blüten.So lonnte denn ihi Vmd« gar wohl das Ziel «leichen,mochte es auch hundeit Meilen weit sein, wie in <strong>dem</strong> folgendenLiede (lin^e), dessen «st« Veis bereits <strong>aus</strong> jünger« Zeit stammt,d. h. <strong>aus</strong> ein« Zeit, in welch« bereits nach and«« Weise gewölbt«wuide, doch ab« auch die alte Raubsitte nebenbei inGebmuch war.l) Die Braut Pflegte bei den späteren Hochzeitssitten, wenn sie fortgeführtwurde, hier und da, an Gehöften, Pforten, Kreuzwegen Handfchuhebzw. Strumpfbän<strong>der</strong>, die <strong>aus</strong>--bunter Wolle gestrickt bzw. gewebtwaren, hinzuwerfen. vlip»ri»i „buntes Wollengarn" könnten hierauch die bunten Frcmjen an ihrem Tuch bedeuten. Vielleicht hat dasMädchen bei <strong>dem</strong> in den späteren Hochzeitssitten zum Scherz gewordenenEntführen durch die abgerissenen Franjen und die <strong>aus</strong>gestreuten Blumenden i>»u»Kli>seKi ein Zeichen geben wollen, wohin sie gefühlt worden.


T. ds. W.l) 39:L» mal» meitiņa, mau laba laime;llī» reile» äeeuZ, pre«'ueekilö laka te^»i, tö l»K» m»te:le«, te«, meitiņa, mal^a mutīti;mau,man, tik lazlu laucli»Ml»^» m»li»n F»ilmi»»i »ultöt,Iföla^a māli»» Failmi»»i aultöt,


64clruiv» liaclijät,llaiclīlim pareijam;Kleti »illleälet,?»r»cl2t vv2.»»2i»n.Guten Morgen, Diebesh<strong>aus</strong>,Wo ließt ihr unser Schwesterchen?Habt ihr sie aufs Feld gesendet.Öd« in d« Klete verschlossen?Habt ihr sie aufs Feld gesendet,Warten wil, bis sie heimkommt;Habt ihr sie in d« Klete eingeschlossen.So zeigt ihi Klänzlein.Aber des Mädchens Kränzlein ist bereits mit <strong>der</strong> Frauen-Haube vert<strong>aus</strong>cht, da suchen sie vergebens.ben852. Leläibeni» ēterim»üel» Kletntina;Üur t»» Kriti», tur p»IiK»Klül' m»li»2»Wie ein unergründlich tiefer See,So ist des Freins Klete;Wohin uns'in Schwefln KlänzleinHinsiel, da ist's auch geblieben.Auch die Schwester kann ihnen keine andne Auskunft ge»als:674. bH' ak», »^voti»flautu äel» Kletītei?L» uonema, t» p2luä2Klani» līluWar ein Quell ein tiefer BrunnenIn des ftemden Freiers Kleete?Kaum genommen, so ««schwand auchMii mein liebes Flitt«kidnchen.


Wohl mag da dn Biud« ihr zureden:!f»«, m»li»», »tp»K»l,t»ut»mī ne^?»iM^a;!fe täclel lerne lüä,Lall uö»emaKomm' zurück nur, liebe Sehwest«.Wenn die Fiemden dich nicht schätzen;Dmm geht nicht die Welt zu Giunde,Daß man dir das Kränzlein abnahm.Ab« wohl nur in seltenen Ausnahmefällen wild die Sehwest«sich dazu entschließen, son<strong>der</strong>n vielmehr bleiben, wohin ihr Schicksalsie einmal geführt hat.In frühnen Zeiten war fül die Geraubte selbstverständlichan eine Rückkehr nicht zu denken, es sei denn, daß sie mit Gewaltbefreit worden wäie, ab« wie sie in d« am Anfang diesesAbschnittes angefühlten l,»Fe sich einfach in ihr Schicksal fügt,so haben es meist wohl auch die Anverwandten gemacht. DieSitte war nun einmal so, und am Geschehenen nichts mehr zuän<strong>der</strong>n. Höchstens wiid d« Bmdei, nach<strong>dem</strong> nun einmal Be»ziehungen angeknüpft waren, gesucht haben das Los <strong>der</strong> Schwesterbei den Fremden zu «leichtem. Mitunter findet die Geraubteaber auch, daß es im H<strong>aus</strong>e des Fremden besser ist als bei <strong>dem</strong>Bru<strong>der</strong>, sie weist dann seine Auffor<strong>der</strong>ung heimzukehren ab,in<strong>dem</strong> sie ihm Voiwülfe macht')l?» ueeelebu, c» nebaru,>lü» mau pari llariM;?utej' maui» waiuaäli»i»vleeruu milna» Fali»ei.saclil' mani» Flecllenim«klrütu äleelnu ritinot;N» neeelebn, c» nebaru,mau pari clarijät.') Var. zu <strong>dem</strong> oben angeführten längeren Liebe.65


66Nein, ich geh'nicht, (denn) ich kann nicht,Ihr habt unrecht mir gethcm;Staubig wuide mir mein KlänzleinAn <strong>dem</strong> Ende (cures) Mahlstocks.Abgerieben ist mein Ringlein,Als die Mühl' ich mühsam drehte;Nein, ich geh' nicht, (denn) ich kann nicht,Ihr habt uniecht mir gethcm.In d« von Lautenbach und A. Winter angeführtenVariante finden sich auch ähnliche Aeußnungen, aber außer<strong>dem</strong>fühlt sie sich auch in <strong>der</strong> Fremde offenbar ganz wohl, da sagtsie zum Bru<strong>der</strong>:Ich werde nicht mit dii gehen.Ich habe ein gutes Land gefundenUnd einen Pflügn des guten Landes, l)Außec den oben b«eits angefühlten sprachlichen Bezeichnungentaut»» sei», t»ut»» meita, v?eäeji und pauaklneeki, Welchenoch heutzutage bei den Hochzeiten in Gebrauch sind, kommennun noch beson<strong>der</strong>s die Hochzeitssitten selbst in Frage. Mitgioßn Zähigkeit haften, wenn sie sich einmal eingebülgnt haben,Sitten und Gebräuche, beson<strong>der</strong>s die so wichtigen Hochzeitsgebräuche,in dci Voltsseele. So sagt auch Wie<strong>dem</strong>ann („Aus<strong>dem</strong> innnen und äußnen Leben dn Esten" S. 310)2): „Fleineiund Hochzeit sind wohl von allen Begebenheiten im häuslichenLeben dn Msten diejmigm, welche am wenigsten von <strong>dem</strong>alten, dabei beobachteten Cnemonial eingebüßt haben." Ganzdasselbe gilt auch von den Letten. Je zäh« aber an altenSitten festgehalten wild, desto schwere! kommen neue Sitten zmGeltung, und wo sie zui Geltung odn gcu Herrschaft kommen,») N. Winter a. a. O. S. 165.2) L. v. Schrö<strong>der</strong> a. ». O. S. 13.


67wnden doch die alten Sitten nicht ganz beseitigt. Altes undNeues »«bindet sich in finnig« und unsinniger Weise zu einemGanzen. Wie <strong>der</strong> Geolog in <strong>der</strong>Erdrinde verschiedene Formationenunterscheidet, so finden wir z. B. auch in den Hochzeitssittenmannigfache üb«einand«gelageite, bisweilen auch durcheinan<strong>der</strong>gemmgteSchichten, in d«m ältesten wil duich gar mancheinteressante Velsteinerung Kunde «halten <strong>aus</strong> fern« Voizeit.Im Folgenden möchte ich nun <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> außeioldmtlich«ichen Mateiial. welches uns in den <strong>lettischen</strong> Hochzeitssitten«halten ist, bei dies« Gelegenheit nul in d« Küize, einige Gebläueheanfühlen, welche ihie Eiklämng <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Weibnmubefinden. Elwähnt wuide bneits oben im Zusammenhange mittauta» äel» :c., daß beidn Werbung und an<strong>der</strong>en Gelegenheitendavon die Rede ist, die Fiein seien <strong>aus</strong> weitn Ferne gekommenund desgleichen. Die übrigen, in Finge kommendenHochzeitssittm lassen sich etwa in drei Giuppen zusammenfassen:1. soweit sie im Zusammenhang stehen mit <strong>dem</strong> Roß,2. mit <strong>dem</strong> feindseligen Vnhalten und3. einige besondne Sitten, die Biaut betteffmdI. Das Roß.1, a. Die Fieiwnbn leiten zui Wnbung.Nach Hehn ') wuide dasPfnd in ältnenZeiten nulzukliegnischenZwecken gehalten, wenn dci Mann zu Kampf und Raub <strong>aus</strong>zog.Eine Ciinnemng an den einstigen Ritt zum Blautmubehat sich bei vielen Völlnn2) z. B. dm In<strong>dem</strong>, Gnmanen, Po»len, Esten, Letten in d« vielfach bis heute festgehaltenen Sitte«halten, daß zui Weibung gelitten weiden muß, od« dci Hoch»zeitszug wenigstens von einigen Reit«« begleitet wiid. Wohlin ganz Kulland wai das Reiten speciell zui Hochzeit allgemeineSitte. In Dondangen und manchen an<strong>der</strong>en Oiten ritten alle.>) Kulturpflanzen und H<strong>aus</strong>thiere. S. 28 f.2) L. v. Schrö<strong>der</strong> a. a. O. S. 108.


68Männer und Weib«, in Preeluln und an<strong>der</strong>n Oiten wenigstensdie jüngeren Personen, nur die Alten fuhren.1, b. Das ledige Rößchen. Wenn <strong>der</strong> Bräutigam mit<strong>dem</strong> neclej» zur Werbung ritt, fühlte letzt«« meist ein ledigesPfnd (leekB lilA») fül die Blaut gleich mit sich, damit mansie sofort mitnehmen tonne, so z. B. in Samiten. Das entsprichtganz <strong>dem</strong> Liede:476. IX ß»cli»u» t»uta» Alle lahie leiten Flemde,leeKu Kumeliņu.Führen mit ein ledig Rößchen.1, c. Das tolle Jagen bei d« Heimfahit von d«Kirche ist ein Rest dn frühnen Hetzjagd, wenn die Verwandtendn Braut den Entfühlnn nachsetzten. Das Bewußtsein hinvonlebt jetzt noch, wie L. von Schlot»«^) belichtet, in Winland:Daselbst „müssen in einigen Gegenden die Maischälle (peic»pc»i»iä)(von Seiten des Bräutigams) darüber wachen, daß nicht dieAngehörigen dn Viaut nach <strong>der</strong> Trauung beim Nachh<strong>aus</strong>efahiendie Braut entfühim; da gab es oft ein Jagen, bei <strong>dem</strong> diePftlde nicht geschont wuiden, daher auch ein altes Splichwoltsagt: „Selbst bist Du auf dn Hochzeit, abn Dein Pfnd ist indn Hölle." Die Sitte bei dn Hochzeit lasch zui Kiiche zu sah»im, findet sich auch auf dn Insel Sylt.')In Dondangen leitet dn nakarbrüli» -tilebaj» neclej»—vonSeiten des Bräutigams mit dn Viaut voran, alle on<strong>dem</strong> intollem Jagen hintnhei. Dn Lehln Dünsbng schildeit den Aufbruchvon dn Kirche folgendnmaßen : „Kaum mfen die Burschen(den an<strong>der</strong>n) zu: „Nu!"') dann fangen dieselben auch anloszulassen, (was das Zeug hält), und dann geht es auch, daß') Ebenda. S. 142.°) Weinhold. Deutsche Frauen. S. 250,2) Dünsberg a. a. O. Li«. VI. I»KNu KrHnm». S. 8?. „lik K»onileui uttllui: «I^u!" t»»I tee »ri t»K Il>ilt K»^,« v»IX uv t»a nu »ri«et vul«ll»bi»eeia veeu, K» subü lvrzgli 8«üluBHlloz. rnllolii usKleeslun nlMlruo un meit»» n!Nl«eg K» Vit» tr« nu siins."


69es nur so klappert und <strong>der</strong> Schmutz in die Höhe springt. DieBurschen schreien und jauchzen und die Mädchen singen, daßalles bebt und dröhnt."Die Reihenfolge <strong>der</strong> mitreitenden Hauptpersonen und ihr«Angehörigen ist verschieden. Teils «scheint die Viaut mehi un»t« deni Schütze ihr« Partei, z. B. in Preekuln') bei <strong>der</strong> Heim»kehr von <strong>der</strong> Kirche, was auch Parallelen bei an<strong>der</strong>en Völkernfindet uud sucht etwa den Verfolgern zu entfliehen (so auch beiden Wallisern)2), teils reitet dn odn äilob»j»äej» (Fühl« des Biäutigamsgefolges) mit dn Biaut und <strong>dem</strong>Biäutigam an d« Spitze des Zuges, denen dann die p»u»Klueekinachjagen. (So z. B. auf d« Insel Sylt, wo dci „Voimonnund d« Biäutigam vor <strong>dem</strong> Wagen leiten, die An<strong>der</strong>endahinter".) Diese Ordnung herrscht in Dondangen. ')Aus Alschwangen wird beides berichtet, doch wird hinzugefügt,daß die Sitte, nach welch« die Braut inmitten <strong>der</strong>voranreitet, als die ältere erscheine, was durch<strong>aus</strong> zuralten Entführungssitte stimmt.2. Feindschaft zwischen den Parteien des Bräutigamsund <strong>der</strong> Braut.2, ». Ein Rest <strong>der</strong>früheren Feindschaft zwischen den Fiemdenund den Einheimischen, d« Partei des Biäutigams und d«Braut, findet sich in d« Bewaffnung wenigstens d« Hauptpersonen.Nach L. v. Schrö<strong>der</strong> sind in Estland <strong>der</strong> Bräutigam,<strong>der</strong> sogenannte Bräutigamsvat« und d« Maischall fast immeimit einem Degen od« Säbel versehen^). Säbel, Flinten, Pistolenwerden oft bei den <strong>lettischen</strong> Hochzeitsfeierlichkeiten «wähnt. VonLie<strong>der</strong>n fühle ich nui zwei an, dies <strong>aus</strong> Dondangen:>) Nach einem Bericht von Lehrer Wistin.2) Kulischer a. a. O. S. 206.«) Ni«. VI. «Kttll llr. 1890. S. 87.') L. v. Schrö<strong>der</strong> 11. a. O. S. 53 Anm.


70ü» »t^üju »i löbiui Ich ritt her mit meinem Säbel,HlälinüjuUm die Sehwest« heimzuführen.Harner liti lir^n» leja, Andre binden noch die Rosse;N» p» IöFU iNaba. Ich duich's Fenst« bin im Zimm«>).Dieses Lied bezieht sich wohl auf diePartei des Viäutigams ;ein andeies, ebenfalls auf d« Hochzeit gesungenes Lied, auf diePaitei dn Blaut, <strong>aus</strong> Alschwangen:ZeuKil, bl»līt, ußuutiüuleraucli»» löbeuti»!Inml» leleb mül' m»li»aswelebu l2nlebu iltab».Lieb« Brud«, schlag an FeuerMit <strong>dem</strong> Schwert <strong>aus</strong> Stahl geschmiedet!Unsre Schwester sitzt im DunkelnSitzt in ftemd« Leute Stube.')Dünsberg/) berichtet ohne — wie es scheint —die alteSitte des Raubes zu kennen, daß die puilebi von dn Kilchenach H<strong>aus</strong>e leiten „K»Kareivji KleeFä»mee» nu üklebocl»mee»^— „wie Klieg n schieiend und jauchzend."2, b. In den Weg gestellte Hindelnisse. Schein»kämpfe. Plündclung. Ein femnn Rest dn Feindschaftzwischen beiden Parteien ist erhalten in denmannigfachen Hin<strong>der</strong>nissen,welche den in den Weg gelegt werden bei <strong>der</strong>Welbung. bei d« Wegfühmng d« Aussteuer (pürmleb), (Rä<strong>der</strong>abgezogen, Pforten vniammelt «.), bei dn Heimfahrt von <strong>der</strong>Kirche unterwegs, bei <strong>dem</strong> Eingange zum Hochzeitshofe, beimAbschied <strong>aus</strong> <strong>dem</strong>selben :c. Kulischn«) schreibt: „Nenn auch diel> «i«. VI. lllklin Kr. S. ss.2) Austrums. 189«. S. 1193.1 Austrums. 1891. S. 1193.') «i«. VI- l»lllīu Kl. S. 90.-') !ZMschel ». 11. O. S. 200 f.


wirkliche Feindschaft zwischen den Eheschließenden, dank ein«späteim Ehefoim, vnschwunden ist, so wild doch auch in spä»teiel Zeit die Feindschaft singint, und die die Feindschaft undden Raub begleitenden Merkmale beibehalten" .. . „Die langeDann des Filluenlaubes hat71die feindliche Haltung d« beidenPalleten bei d« Heiiat zu einem notwendigen Bestandteil dnselbengemacht, so daß leine Ehe, wenn auch in and«« Foimgeschlossen, ohne fingiertes, feindliches Verhalten gedacht wer»dm kann."Sehr chaiatterisch scheint mil hierfür das Versperren desWeges bei Gesinden, an denen man vorüberfahren mußte, sobeson<strong>der</strong>s in Dondangm'). Mil scheint hi« die Eiinneiung anjene Zeiten zu Gmnde zu liegen, wo dn


72und da Hin<strong>der</strong>nisse den Reitenden in dm Weg gestellt Weiden,aber besondels klar tiitt es in d« Dondangenschm Sitte hervor'),daß auch die am Wege Wohnenden hi« und da Hin<strong>der</strong>nisseanbringen, die Pfvlten venammeln, ja allerlei Berhaueherstellen, die man nur mit <strong>dem</strong> Beile in <strong>der</strong> Hand beseitigenkann. Während nun an so einem Orte <strong>der</strong> Zug aufgehaltenwird, finden sich plötzlich einige Männer mit Beilen ein. welchein diohend« Haltung den Reitern zumfm: „Was seid ihi fülKriegsleute, fül Reit«? lärmet an unfern Grenzen, tretet alleFeldraine ab, zerbrechet die Zäune! Kann man denn solchenihren Willen lassen?" Dann thun sie. als wollten sie jene pfänden.Die ab« antworten begütigend : „Was denn nun, Nachbar(„Dorfbru<strong>der</strong>")? ich sehe, was ihrfür einen Schaden habt. KaltesWetter ist's; stark weht d« Westwind; daher habt ihr die Pforteveilllmmelt, damit d« Wind nicht hnankommt. D« kalte Windhat euch Mut gemacht. Bitte laßt uns dulch! fühlen <strong>dem</strong> t»uteet»ein Vmutchen, daskann nicht lange sich aufhalten ... ihrftieiendie Füße. D« Wind heftig heulend schüttelt ihr Klönehen. Lassetsie durch ! sie wird euch ein Geschenk geben, euch die Kehle spülen" :c.Nach einem guten Trunk öffnen jene dann bald die Pforte.Allgemeine! hat sich die Sitte «halten, daß <strong>dem</strong> Bräutigams»gefolgt am Vrauth<strong>aus</strong>e von <strong>der</strong> Gegenparteidie mannigfachstenHin<strong>der</strong>nisse in den Weg gestellt werden, so z. B. auch im Preekulnschen(Stangen wuiden üb« den Weg gezogen). Die Reit«suchten dieselben teils duich Hinübeisetzen zu nehmen, teils duichNiedeireißen zu beseitigen. Bisweilen wuide sogar ein Feuermitten auf <strong>dem</strong> Wege angezündet, so in Alschwangm2); dazufangdie Viautpaitei:vilebam weäejam?iukul»mtcb Kumelillleb ;Kül»m uguntiņu,I^»iuol^il» pinknlilebi.') Dünsberg a. a. O. S. 89.2) Austrums. 1891. Slahbajs. 1187 Anm.


D« stattliche VoimannHat zottiges Rößchen;An dci Pforte brannten wir Feuer an,Um die Zotten abzusengen.Aber mit seinem zottigen Rößchen setzt d« Veispottete schnellüb« alle Hin<strong>der</strong>nisse hinweg, woiauf seine Paitei singt:Höchst1"c nu bij», te nu dija»r»äa tailijnm»:Illaui beri Kumel!»'DrumpatlebZ,» l»br»ä»j».Ha, das wai nun, ha, das war nunGanzen Icchies mühvoll W«t:Meine kleinen braunen RößchenTraten's klein zu Tiümmeistückchen.73lebendig und chalakteiistisch ist auch die Schil<strong>der</strong>ungdes Seheinkampfes an dci Hofespfoite nach d« voizüglichen Darstellungvon Dünsbergl),die ich mich nicht enthalten kann auchlettisch abzudrucken, weil manches Originelle in d« Übeisetzunggai nicht wiedeigegeben weiden kann. Es handelt sich hi« umdie Rückkehr von dci Kilche in das H<strong>aus</strong> dn Bmut. EinePartei befindet sich bereits im Hofe, die cmdeie leitet heian,daiunt« Mann« und Weib«: „Nach<strong>dem</strong>2) sie an die Pfoitei) E. Dünsbeig a. a. O. S. 91 f.2) Dünsbeig a. a. O. S. 90: ,!>ee peelkleiulobizrib tüslll «2Uli tikt, b«t ue'fllr, H« «s»rt> «eeti noNipr!u»ti un pari«N»^ preellfeb» un nelHilen, preti ture»nee» r»K»m uv Käjäm.?uifedi trllius» nu ä>Ä» Nrzu» un ükteb« un Kle«


74h«ang«itten, wollen sie gleich hinduichgelangen. ab« könnennicht, denn die Pforte ist fest verrammelt, und ein Paar Mann«stehen davor und lassen jene nicht ein, in<strong>dem</strong> sie mit Händenund Füßen sich dagegenstemmm.Die Bmschen lassen ihie Pftldewild tanzen und jagen, sie heulen und schleim, und die H<strong>aus</strong>leuteheulen vom Hofplatze <strong>aus</strong> entgegen. Ebenso fingen dieFlauen und Mädchen von beiden Seiten, und so giebt's dennVerwirrung und Lärm ohne Ende" . . .„Hat ein« d« Hochzeitsleute eine Flinte, dann schießt ersie auch dazwischen los . . . das alles zusammen macht einen soschrecklichen Lärm, daß man sich denselben größer und fürchterlichernicht wünschen kann. Wer das zum eisten Mal sieht und holt,den kommt Fuicht an, was das alles noch werden und wie sichdas entwiilM wild!" (Während einige Hauptpersonen durch diePforte eingelassen weiden, suchen an<strong>der</strong>e nachzudringen). „Dadurch(Indessenwild nun dci Lärm und „Kampf" immer groß«" . . .setzen sich die Hauptpclsonen an den Eßtisch). „Inzwischen eilento» l»»lle2iu»)ul«ui Pill let»^!äu (p»z»ln>u) »s u»m» öuln?lill NN 8l!b»r s?ilu W2ru ee^»t nüniK un itiÄvH. Let te nu nüjeneek! (K»liueeKi,K»» nediH» līss dalu!?») pee n»ru» n>»»u» ulm»2e)u» uo 6ur«ln> »t^ainīti n»N.X»mer lebe« «2ro»! «īu»» nee ullml» siir^im, 2i«i KiiNueeK! ?febl »r--put' -lllul»» uv Illuleb»» nu trüKlueM«. Diloni mul»»,det ue^»r Nrßn» p»r ietu p3rle2iu3t. 2it» »tkrīt nr lirßu »t--p»K»l, K» »rMHu nolüusod K»K!u." „!füs«neeku lp«.«i»! pret lebeem pulkeeiu nek« neipe^. Xl>n> srötodiNl»ri, te« 2it» nü^neekeeni p»r ß2l»?n pur! uu !N»d» eeklod» uv tnr »rMitu l!r>ru «^eeunp un ötrup K» trsui». I>»lobure!l'^elel» piiri»«e)»ii» iliHbü uv tur «r Nrzeeni BröNmee» B»uöril »pß3leu vilu»8»lclu». seevf»» »r dilkeein, KruKecu,, I3Kwi«eru uv lk»l2 akrKNeemto» B^u 82>»u, ß»u nnleuiH», Nwllm»» Nlzeeln, 8»n b»KN!Ä2in»»p»l«bu» (liv»m», tik»! p» HöKeeiu), 8»n lonkenä«ä»u>»»: „,I7)» o)«!!nj» uessllnti, Xu te un merk«»? Ko t>r»se» pee^An iN»l>' K» !öp! i^jH»! »r! nH» ne!»de B»r', ej Hz»! «'!"" L» t3» slen un KluKe, K»mertebn, ermu» ilÄübu 3« no ilt»dl>»."


75an<strong>der</strong>e Gäste (Buifchen), welche mutige Pfnde besitzen und die»selben übel den Zaun haben setzen lassen, üb« den Hofplatz zuiH<strong>aus</strong>thüi und wollen mit all« Gewalt in das H<strong>aus</strong> und dieStube hineinieiten. Ab« da stehen nun Männer mit Knüppeln(„Hochzeitsleute, welche nicht mit in d« Kiiche gewesen") and« H<strong>aus</strong>thüi mit Tannenzweigen, Besen und andein Waffen,was nur irgend ein jedei «griffen hat, leisten Wi<strong>der</strong>stand,schreiend, (ihre Waffen) mit den Händen schwenkend, und vei»suchen so die übermütigen Eindringlinge von d« Thül folt»zutreiben. Nährend diese mit Gewalt um die H<strong>aus</strong>thür kämpfen,lärmen die an<strong>der</strong>n Hochzeitsleute noch außerhalb <strong>der</strong> Pforte undversuchen einzubrechen und toben. Manche mühen sich noch ab.können ab« ihre Pferde nicht üb« den Zaun hinüber bringen.Manch« stürzt mit <strong>dem</strong> ganzen Pferde rückwärts, welches fastmitsammt seinem Reit« dm Hals bricht." Endlich dringen auchdiese von außen in dm Hof ein und suchen gleichfalls in dasH<strong>aus</strong> hineinzureiten. „Die geringen Kräfte <strong>der</strong> Knüppelmann«vermögen gegen diesen gewaltthätigm Haufen nichts mehr <strong>aus</strong>»zurichten. Manche, die mutige Pfnde haben, setzen üb« dieKöpfe d« Knüppelmann« hinüb« und hinein in die Stube;doit dlehen sie sich umh«, hieihin und dahin wie die Diohnen.Manchmal leitet ein ganzes Paai ins Zimm« hinein undweifen doit mit den Pf«dm sich umhndlehend fast alle Tischeum. Weibei mit Schülstangm (zum Umiühlen dci Kohlen imBackofen), Ofenllücken (um die Kohlen hei<strong>aus</strong>zuzichen), Peigel»halt«« und Peigelscheiten wehlen sie ab, in<strong>dem</strong> sie schieien, aufdie Pfeide losschlagen, nach dm Männern selbst stechen („natüilichnui zum Spaß") und sie beschmähen: ..Uhja, Ungetüme! (NB.uja, urj» !„Ausiuf, mit <strong>dem</strong> man den Wolf und jedes gewalt»oj»l! könntesame Andringen von sich abtreibt" (nach Ulmcmn);vielleicht ein davon gebildetes onomatopoetisches Wort sein), uhja,ihi Abscheulichen! was sucht ihi hier? Wamm zeitiampelt undbeschmutzt ihr die Stube wie Vieh? Maisch hin<strong>aus</strong>! uhja. ihibösen Geist«, fcchit doch hin<strong>aus</strong>!"" So tieibm und stoßen siedieselben, bis sie diese Tollen <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Zimmn haben."


76Eine höchst mnkwüldige Sitte, die ich bishn, soviel ichmich ninnne, sonst nicht nwähnt gefunden habe'), ist die Plün<strong>dem</strong>ngdes Hochzeitsh<strong>aus</strong>es zum Schluß dn Hochzeit. AusBmcken-Tchönbng (Kurland) 2) wird berichtet, daß die scheidendenGäste (d. h.. wie es scheint, die Angehörigen <strong>der</strong> Biaut beimAufbruch <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> H<strong>aus</strong>e des Bräutigams) im Hochzeitsh<strong>aus</strong>e einige.Elinnnungszcichen" zurückließen: Sie zerbrachen irgend einenTisch und warfen (isjauxa) in <strong>der</strong> Badstube den Ofen <strong>aus</strong>einan<strong>der</strong>(welcher zum größten Teil <strong>aus</strong> zusammengehäuften Feldsteinenbestand). Daher sangen sie auch:lU»u mämina peelalija, Mutt« hat mii anbefohlen,Irī» clarbmu» pacl»līt: Daß dlei Wnke ich vollbringe:6»>äu, löln l2>2ulit, Tisch und Bank (soll ich) zerbrechen,pirtij Kralni laäaulit. Badstubofen auch znschlagen."Diese Sitte nkläit auch die damit zusammenhängenden undoffenbai bei diesn Gelegenheit gesungenen Liedn <strong>aus</strong> meinesVatns Sammlung 599, 854. 1487. 2320.1487. 158 lalitu t»ntu F»läuvewi»eem F»b»leem;F» t»ut»m 112>Ä2 lebel,zl»u m»li»»3 lebel.l) Aus Alschwangcn wirb als dortige Sitte berichtet (Austrums 1891S. 1327), daß während <strong>der</strong> Nachtzeit den Schlafenden allerlei Sachen,Stiefel und <strong>der</strong>gl. entwendet weiden; diefeloen werden am Morgen eingelöst.In <strong>dem</strong> eine katholische Enklave bildenden Alschwangcn findensich besondels viele Parallelen zu littauischen Sitten, so vergl. auch zu<strong>der</strong> genannten lusckiewicz a. a. O. S. 240:„Am Mittwoch Morgen müssen die Hochzeitsgäste, bevor man dieNeuvermählten aufweckt, für sich folgen und zu <strong>dem</strong> Zwecke stehlen sievon den Nachbain Vieh . . . Später mutz ein je<strong>der</strong>, wenn er fein Vieh<strong>aus</strong>kauft, ihnen Geld o<strong>der</strong> irgend ein Getränt geben, vl. auch ebenda,S. 324 „das Hühnerdieben."2) kebrkun»: K» preekleb. 40 LrnKu»»^


Ich znschlug den Tisch dn Fiemden(Daß n) in neun Stücke (brach);Nenn's dm Fiemden dämm leid ist,Mil ist's mehr noch um die Schwestn.In andnn Foim findet sich diese Sitte im Dondangenschen<strong>Gebiete</strong>, l) Wenn doit alle bneit sind, um mit <strong>dem</strong> jungenPaaie in das H<strong>aus</strong> des Mannes übnzusiedeln, und sie bereitszu Pfnde gestiegen sind (je angeheitntn, desto bessn, denn dasgeieicht <strong>dem</strong> H<strong>aus</strong>vater zur Ehre), so stimmen die Burschen vomGefolge des Bräutigams folgendes Lied an:Xacl me» un 20 lebim mäjiuämIo lkailto röli ailweclam,M Ko t»a pee lebim äun?ti»»mHu lebeitau atltäjamI^o» lkuiju pulebkn» peemi»»m?Wenn wil nun von diesem HöfchenFühlen foit die schöne Rose,Wamm sollen wir denn lassenBei den Thüren, bei den PfortenTannmschmuck noch zur Eiinn'mng?Mli liäl tai, Ko me» »ilweäam !Ko weeu »ilclabujam,I^ai ilraujam nu »ilnelam!Iral», tral», t» tr»m, t» tr»m!2)Alles dn mit, die wil fühien!Daher, was wir nur erlangen,Laßt's uns reißen, mit uns nehmen!Tialll, traļa, ta tiam, ta tlam.77>) Dünsberg a. a. O. S. 110 f.2) Das lrochäische Versmaß und <strong>der</strong> Reim deuten darauf, baß diefe»Lied nicht zu den alten, son<strong>der</strong>n zu den jüngeren gehört; »bei tiotz<strong>dem</strong>scheint <strong>der</strong> ganze Vorgang ein alter zu sein.


78Und nun stürzen sich die Bursche auf allen Schmuck, <strong>der</strong>sich nur irgend am H<strong>aus</strong>e und im Hofe befindet, selbst in'sZimmer reiten sie hinein und vernichten alles, was ihnen anFestschmuck eiieichbai ist. Dabei spielen sich abermals ähnlicheScenen ab, wie bereits oben geschil<strong>der</strong>t, denn die Stocktrag«und Weibn suchen sie wie<strong>der</strong>um mit Hand und Mund, mitWorten und Thaten abzuwehren.Auch dieses ist eine offenbare Plün<strong>der</strong>ungsscene, ein Rest<strong>aus</strong> femer Vorzeit. Die wilden Scenen bei <strong>der</strong> Heimkehr von<strong>der</strong> Kirche erinnern an den Einbruch in das Heim dn Braut,die letztgeschildnte beim Aufbruch in's neue Heim, an die gewalt»samt Entführung und schließlich diejenige im H<strong>aus</strong>e des taut»»äel» an die Rache, welche <strong>der</strong> Stamm <strong>der</strong> Braut am Entführ«nahm. — Beson<strong>der</strong>s wird auch noch in einem Voltsliede—ossenbal als noch weite« Abschwächung d« obigen Plün<strong>der</strong>ung— das Zerbiechen von Tiinktiügm «wähnt nebst Elsatzzahlung ;hierin findet sich wohl <strong>der</strong> Uebeigcmg zu <strong>dem</strong> späteren Scherbengelliilam Polterabend.2. c. Wechselgesänge. In originell« Weise zeigt sichdiese Feindschaft in den Spott» und Necklie<strong>der</strong>n, mit welchen diebeiden Parteien einan<strong>der</strong> ansingen und ost recht heftig beschmähen ;eine große Fülle von Lie<strong>der</strong>n giebt es. die von <strong>der</strong> einen gegendie andne Partei im allgemeinen. d«en Sitten und Alt, ihleKleidung und Benehmen, ihr Sprechen und Aussehen, ihre Rößchenund ihren sonstigen Besitz gesungen werden; viele sind speciellgegen die Braut od« dm Bräutigam, <strong>der</strong>en Eltern und Geschwist«und die sonstigen Hauptpelsonen gelichtet. Eine leiche Füllevon Matenal fül die Volkskunde liegt darin noch velboigen.Lebendig eiinne« uns das an jenes beieits citinte Lied:llrra! nira! pelēkimamiua»üaltu »iti»u.Weißes Schäfchen.vlīlimee» pakal!Hurra, Hurra, glaue WölfeSchleppten foit MüttelchensAuf. jagen nach wir!


ueaMemlim,15» labiIllamälim.Nehmen wir's ab nicht,Wenigstens woll'n wilTüchtig sie schmähen.Daß dieses Kämpfen mit Wollen einem «nstm Anfangentsvlungen, trat mil am deutlichsten entgegen bei <strong>dem</strong> <strong>aus</strong>Alschwangcn von Stahbais^) geschil<strong>der</strong>ten höchst charakteristischenAbschluß des Streites, wie ich ihn sonst nicht gefunden. „?e2ecleeua--B»ja pauäklneexe» un äleesat»^»» let»^iclu meernäeret" <strong>dem</strong> Essen gingen die Mädchen von beidenParteien in die Mitte des Hofes „Frieden zu schließen".„NachDie Sängelinnenbiachen (offmbai beim Hin<strong>aus</strong>gehen <strong>aus</strong> <strong>dem</strong>H<strong>aus</strong>e) die in die Wände eingetriebenen (^»älelii) Pflöcke zumAufhängen <strong>der</strong> Kleid« ab und sangen „KlūK, mük l^eleb lauäi»,istaba Aiült". „Flieht, flieht, ftemde Leute, das H<strong>aus</strong> stürzt ein".Auf <strong>dem</strong> Hofe stellten sich die beidm feindlichen Gmppend« Sängerinnen mit ihren zugehörigen Burschen, die hinter ihnenstanden, in zwei Parteien einand« gegenüb« auf. Beide Parteienfangengegen einand«:Kebönt tarkan» laulite lex»,Keboäeeu mum» Kü» ul K»ru eet.Heute «hob sich blutrot die Sonne,Heute müssen zum Kriege wil gehn.ReKäplobu plet Kalmi ue^eeuu loli,Ifeln^lebu l^eleblauäi» ueweeuu v^üläu.llribeja l^eleblauäi»,I.ai laäem, lai laäeru,Keinen Schiitt steig ich <strong>dem</strong> Belggang entgegen,Bitten mit keinem Woit weid' ichZwar die Fiemden wollten geine.Daß ich Fiieden, Fiieden schließe,») Austrums a. a. O. 1891. S. 1334.die Fiemden.79


80Zfeäerelebu, ueäelelebu,eeuaiüu nlxelulebi,eenaiäu ul«elulebi>lub» bläliti» lee>vu »em».Flieden schließ ich ganz und gai nichtIhi habt ja den Ttieit begonnen,Ihi habt ja den Stielt begonnen.Euer Bru<strong>der</strong> nahm ein Weib.Oaäeram müf maliņa»,Nül" lemite lacleret»;Xreewi, I^eilebi lav»» brun»»I^emelebo» ilkalulebi.Wil »«söhnen unfte Tchwestem,Uns« Land hat nun den Flieden:Russen und Littau«') habenIhie Wehl zum Pflug geschmiedet.Wählend dessen diängen die Nulschen von beiden Seitendie sich dagegen stemmenden Mädchen <strong>der</strong> Mitte zu, bis beidefeindlichen Pcnteien Flieden schließen und sich abküssen.Ins Zimmer hineingehend singen sie:Ue» laivu m»li»nsebel mum»neßauilim,Bünljum'.Nicht mehr wollen die Schwefln wir schmähenUnd das gestrige Schmähn thut uns leid.!) Vergl. dazu eine Sitte <strong>aus</strong> Kleinrußland, welche Kulischer a.a.O.S. 20? anführt. Da findet vor Abfahrt <strong>der</strong> Braut ein Scheinlampfstatt. Die Partei des Bräutigams singt vor <strong>dem</strong> Nrauth<strong>aus</strong>e: „Wirschießen Pfeile, zerstören die steinerne Wand— die Festung und holenuns Mariechen." Die Partei <strong>der</strong> Braut fingt: „Ueberfalle uns nicht,Littaver! Wir «erden dich schlagen, wir weiden dich tüchtig^schlagen undliimpfen, undMariechen nichther<strong>aus</strong>geben" (<strong>aus</strong> Müllers Chrestomathie. S.IS.)


2, cl. Das Peitschen des jungen Ehemannes.Aus Brücken -Echönbergl) wird berichtet, daß — während d«jungen Flau in d« Kleete die Haube aufgesetzt wuide, die„Biüdei" deiselbm, d. h. ihie Angehöligen, bei d« Kleetenthülmit Peitschen auf das Hei<strong>aus</strong>kommen des jungen Ehemanneswalteten, wählend die Tängeiinnen (von seinem Gefolge) warnendsangen :81SälFee», m»un b»leli»n, Hüte dich nul, lieb« Blud«,M t»uteelebu palagam; Voi den Peitschen dies« Fiemden;I^abaK te^i blnl»» eä», Bess«. daß dich Flöhe beißen,sse tauteelebu putama». Als die Peitschen dies« Fiemden.Manchmal gelang es ihm als Mädchen veikleidet unt« denübngen <strong>aus</strong> d« Kleete zu entkommen.Bei an<strong>der</strong>n Vollemfinden sich auch hierfür manche Analogiem.2, c. Das Verhältnis <strong>der</strong> Schwiegereltern zumLubbock') berichtet von d« sondeibaienSitte, daß beiEidam.vielen Völkern zwischen den Schwiegeieltnn und <strong>dem</strong> Eidam lesp. <strong>der</strong>Schwiegertochter lein Verkehr stattfinden darf; sie dürfen sich nichtbesuchen, nicht mit einan<strong>der</strong> sprechen, nicht dm Namen des an<strong>der</strong>nim Gespläch «wähnen, sich nicht in's Gesicht sehen, müssen aufalle Weise einand« <strong>aus</strong>weichen, kuiz in keiner Weise in Beziehungzu einan<strong>der</strong> treten, ohne daß irgendwie von einem beson<strong>der</strong>enGrunde zu Feindschaft die Rede wäre. Und zwcn dauert diesesVeihllltnis, bis die junge Fiau ein Kind gehabt hat. NachKulisch«2) besteht in Dalfui das gleiche Verhältnis auch zwischenden beideiseitigen Eltern. Lubbock sucht diese sondnbaie Sitteauch auf die Raubehe zulückzufühim, welche ein solches feindseligesVelhalten wohl eikläilich macht. Beson<strong>der</strong>s scheint mil hielfüinoch das von Kulisch« angefühlte Beispiel zu sprechen, daß in>) >1e!L»w»» I^»t^. beesrid»» 11. r»KNu Kr. S. 47. ?eliikan s. 0.H Lubbock a. a. O. S. 9—12 u. S. 99. Cl. dazu Kulischer a. a.O. S. 200—201.


82Cential'Aftica d« junge Ehemann nach obigem nicht nui voiden Schwiegneliem, wenn « ihnen doch einmal zufällig begegnet,daß Gesicht bedecken muß, son<strong>der</strong>n ebenso auch voi den übrigenVenvllndten und Stammesangchöiigm des Mädchens; in Bezugauf die Verwandten des letzteren wild das Gleiche auch vonmanchen Indianelstämmen belichtet (nach Kulisch«).Etwas <strong>dem</strong> Aehnliches findet sich auch bei dm Letten.Pastoi Auning belichtet <strong>aus</strong> Seßwegen in Livland, daß wählenddci ganzen Hochzeitstage Vat« und Mutter d« jungen Flau niein's H<strong>aus</strong> des Schwiegnsohnes sich begeben. Vielleicht ist auchin <strong>dem</strong>selben Sinne, nämlich daß die Mutter nicht mit in'sH<strong>aus</strong> des Bräutigams geht, folgendes Lied <strong>aus</strong> Goldingen zudeuten:64. Nīli m»ni mute tur,je» mīli b»Ieli»i:I^icll m»te «vecla,I^īal t»ut»mi bāleliņi.Lieb wohl hält mich meine Mutt«,Doch noch lieb« meine Bmd«:Bis zm Pfoite fühit' die Mutt«,Zu den Fremden mich die Brüd«.An cm<strong>dem</strong> Ölten gehen die Eltern an den Sonntagen, anwelchen das Aufgebot vollzogen wild, nicht zm Kirche.Endlich gehölt vielleicht (?) auch folgendes Lied hi«h«:264. 13» palmu to puiliti,lsa» »em» leewn leborucleu ;Hl »«im «epur mauü,kalemißi rauälrja».den Burschen,Wohl «kenne ichDn im Hnbst ein Weib will nehmen;Zieht die Mütze Übels Auge,Ganz <strong>dem</strong>ütig sieht ei <strong>aus</strong>.


Ausdrücklich wird von manchen Vollem «wähnt, daß <strong>der</strong>Eidam vor den Schwiegereltern sein „Gesicht bedecken" mußund fern« <strong>aus</strong> Darfür, daß dieses Verhältnis bis zur Hochzeitdaueit.Wenn ich auch weit davon entfeint bin, die gm. Beispiele<strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>lettischen</strong> Volke als sichne Kennzeichen gelten zu lassen,weil sie eben bishn vneinzelt dastehen, so glaubte ich doch dieses«wähnen zu müssen, weil vielleicht im Anschluß hinan sich nochmehl Matnial findet.833. Hochzeitssitten in unmittelbaiel Beziehungzur Braut.Wie<strong>der</strong> eine an<strong>der</strong>e Gruppe von Hochzcitsgebräuchm <strong>aus</strong>jenei alten Zeit tiitt uns entgegen im Zusammenhange mit <strong>der</strong>Person d« Blaut. Hiei ist es zunächst3, a. Das Veistecken dci Biaut. Ganz allgemein istdas Veistecken deiselben, wenn die Weiber in's Gehöft reiten,<strong>aus</strong> ca. 20 Gegenden Kmlands ist es mii bekannt, nur anwenigen Oitm weiß man nichts davon. Oft findet auch einVeistecken deiselben statt, nach<strong>dem</strong> das Paai <strong>aus</strong> d« Kirche zurück»gekehlt ist. Beispiele fühie ich hi«zu leine an, da diese Sitteallgemeine! ist. D« Zusammenhang mit <strong>der</strong> Raubehe liegt aufd« Hand; darauf weist z. B. auch das Lied:555. Kam bl»līti »uclimäji8»lv beerli letm»!l?Lerbitem eetelet,licliuat.„Warum zogst du auf, mein Bru<strong>der</strong>,Ruh beim Hof ein Birkenwäldchm ?"„.Daß die Rebhühnchen sich leiten,Wenn d« Habicht fliegt (nachBeute).""


843, b. Das Weinen dci Biaut. Als Eigänzung zu<strong>dem</strong> von Kulischnl) und L. v. Schrö<strong>der</strong>?) hierüber Gesagtenweise ich nui daiauf hin, daß — wie bei dm In<strong>dem</strong>, Juden,Römem, Germanen, Russen, Finnen, Esten u. s. w. — ebensoauch bei den Hochzeiten <strong>der</strong> Preußen, Littau« und Letten dasWeinen dci Biaut eine gmße Rolle spielte. Haitknoch ') «wähntdieselbe Sitte bei den alten Pieußen: Doit versammelten sichalle Anverwandten zum Gastmahl im H<strong>aus</strong>e d« Biaut. .Nennsie zusammenkamen, bat sie dieselben nach <strong>der</strong> Mahlzeit, sie möchtensich gefallen lassen, mit ihr die lungfr<strong>aus</strong>chaft zu beweinen . . .Darauf stimmte sie einKlagelied mit großn Wehemut an." Dasdarauf folgende Lied findet sich in ganz parallele! Form auchim Lettischen, ähnlich auch im Littauischen. gehölt abn nichthinhn.In Bezug auf die Littaun beuchtet A. lusckiewicz:


85Bittne ThillncnUnsl« HelzmsschwestnFallen rollend zui Eide."In Littauen findet das Weinen auch voi dn Fahit zmTilluung statt.')So ist auch bei den Letten das Weinen <strong>der</strong> Braut ein unentbehrlichesStück--dn Hochzeitsfein. Mehlfach wndm die„Karlt»» alar»»" „die heißen Thronen" «wähnt, welche dieBraut weint od« z. B.Hlaru upite pee Klete» clurvvīm:zlälirra raucl2j2 par sv»iu»


86Ueita» mülebivleb, lalclai» mülebinleb"lek par rölebu leeäi»eem;Bee>?a» mülebi»leb rüktaj» mülobi»lobHpaKleb wir» papelebeem.Mädchenjahre, süße Jahre,Eilen hin auf Rosenblüten ;Fiauenjahie, bittre lah«,Unt« Mannes Stiefelabsatz,Gnade in diesem Zusammenhange wild oft in den dabeigesungenen Liebem auf das schweie Los d« Flau hingewiesen;sie kommt nun in die Sklaverei des Mannes, unt« seine Stiefelabsätze.Und in diesem Sinne ist auch das Weinen d« Frauals ein Rest <strong>aus</strong> uralt« Zeit anzusehen. Die gutm Tage beiden Verwandten waren nun vombn; einem Fiemden mußte siefortan gehorchen. Gewissermaßen als Einführung in diese neuenVerhältnisse diente dann auch die Ohrfeige, welche die jungeFrau gleich nach <strong>dem</strong> Aufsetzen <strong>der</strong> Haube bekam. In Erwählenwmde dazu gesungen:UlliKn mixiti, Ich setzte (ihi) die Frauenmütze auf.Ullirtn plikiti,?aklauli nri-am! Gehoiche <strong>dem</strong> Manne!Öd« <strong>aus</strong> Alschwangcn:Keen' autu lejeja,2ert' .2bu pliki,I^ai baltu m»ValKaclama.Binden«, binde das Kopftuch (dci Fiau),Gieb einen gutm Schlag,Damit sie es weiß wäscht,So lange sie es tiägt.Ich gab ihi den Schlag auf die Wcmge^Den Unteischied dn Stellung von Mädchen und Flau, nsp.das veischiedme Vnhalten des ledigen Burschen und des Mannes


zu jenn dmcken auch recht deutlich folgende Verse <strong>aus</strong> einnun gedruckten lin^e <strong>aus</strong>:HK c» Mv leu liv' Über die BurschenWeiß längst ich zu klagen:sebo puilebn Zauäu:Xaä puilebi,?»cl wī»i mīļo;liacl iviri,liä lu»i reij,V»i wain», ve w»iu»rät»FU rää'(a).Wenn sienoch ledig.Dann sind sie liebreich;Sind sieeist Männn,Bell'n sie wie HundeOb Schuld, ob keine Schuld,Zeigen die Peitsche.3, c. Der Ring. Diesn spielt in den <strong>lettischen</strong> Lie<strong>der</strong>neine große Rolle; auch finden sich die in denselben erwähntenAreelti Breäleui»i „gewundenen Ringe" nicht selten in denGräbern. Dci Ring gehölt insofnn hierh«. weil « früher nurvon <strong>der</strong> Frau getragen wurde, so noch jetzt in England; dadurchwird seine symbolische Bedeutung als Glied d« Sklavenlettenoch deutliche!. In Schweden wiid bei d« Vnlobungsfeiei oftein Faden odn einBand um den Arm geschlungen.87Weinhold^)erwähnt einen Spieltanz in Schweden:„Komm, komm, Maria lieb und, reich mir deine Hand!Hin hast du das Ringelein und um den Alm das Band."Noch klain weist auf den Uispmng die germanische Sitte.Kulischn') sagt: Bei den Gnmcmen „umfing nach Vollziehungdn Familimopfn dn Biäutigam dm Fingn sein« Verlobtenmit <strong>dem</strong> Ringe, welcher <strong>aus</strong> einem von seinem Gmndstücke ge»biochenen Zweige geflochten wai." Velgegenwältigm wir uns,welche Form ein solcher Ring <strong>aus</strong> einem Weiden-Zweige gehabthaben muß. in<strong>dem</strong> man ein Zweiglein zusammenbog und danndie beiden Enden weit« um den entstandenen Ring wickelte, bissie nicht mehr <strong>aus</strong>einandnschnellen tonnten, so haben wii die>) Weinhold: deutsche Frauen im Mittelalter. S. 22s f.2) Kulischei a. a. O. S. 208.


88Form von den <strong>aus</strong> 2 Diähtcn zusammmgewundenm Bronceringen,wie sie auch in den Gläbem gefunden weiden. Es wäievielleicht denkbai, daß dieselben wie auch die Spimliinge alsdllueihaft«e Nachbildung jen« veigänglichen Ringe <strong>aus</strong> Zweigenentstanden und somit mspmnglich Ehennge gewesen sind.Als Zeichen d« Verlobung wird auch in den lett. V. Loft <strong>der</strong> Ring «wähnt z. B.1720. KaK' teelebarn, tautu meiti»,Lül' tu mau», nebubl?teelebam büli man»,m»uu «rreäleui»';teelebam uebul' m»n»,Htäoä' m»nuSag' esdeutlich, Mägdelein,Wirst du die meine, od« nicht?Wenn du sich« wirst die meine,Trage dann mein Ringelein;Wirst du sich« nicht die meine,Dann gieb meinen Ring zurück.Es ist zu beachten, daß hi« nur von einem Ringe die Redeist, von <strong>dem</strong>, welchen das Mädchen vom Bräutigam «hält.Ebenso ist auch nur von <strong>dem</strong> einen Ringe die Rede bei Aufhebung<strong>der</strong> Verlobung im folgenden Liede:472. B»6elej', l2clerej't2uteeleb' te>» clelu;lalauläj'Kacleramu Alecllenimi.Ich vnlobte, ich entlobteMich mit frem<strong>dem</strong> Vaterssohne;Ich zelbiach den zumckzugcbendenVeilobungsling.Wenn andnelseits auch 2 Ringe «wähnt weiden, so ist Wohlanzunehmen, daß die betieffenden Lied« neueien Uispmngs sind.


89Fern« «wähnt Weinhold ') ein altes Lied <strong>aus</strong> d. X. lahrhund«t,in welchem die Beziehung des Ringes auf die alte Raub»zeit, in welchei d« Mann das Recht üb« Leben und Tod sein«Fillu hatte, deutlich h«vortritt. Ruodlieb übergiebt seinem Neffenden Vermählungsring am Hefte seines Schwertes. In<strong>dem</strong> er ihrdenselben an den Fing« steckt, sagt er: „Wie <strong>der</strong> Ring den Fingerfest umschließt, so gelobe ich, dich in fest« Treue zu umschließen.Auch du mußt sie mir halten, o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Tod trifft dich". Solltelett. V.-L. «wähnte Sehweit nicht einen ähn-das im folgendenlichen Sinn haben?610. I»isslt, m»li»a pal F»l6i»u,kar terancla löbeui»u,I^ai nelak» xitZ, cleeuZ,:iXülu laclelej».Sehwesteichen,Üb« <strong>dem</strong> Schwelte von Stahl,Daß man nicht in d« Zukunft sage:Sie hat sich an dn Pfoite des Hochzeitsh<strong>aus</strong>es veilobt.D« Sinn scheint doch zu sein: Die Verlobung soll nichteine bei flüchtiger Begegnung an <strong>der</strong> Landstraße, son<strong>der</strong>n eineim Heiligtum des H<strong>aus</strong>es geschlossene und dmum unveibmchlichzu haltende sein.In Veibindung mit <strong>dem</strong> Sehwerte kommt sonst bei denlett. Hochzeitsfeiellichkeiten d« Kianz vor, welch« auf das indie Wand gestoßene Sehweit gehängt wird. ek. 788 u. etwaskürz« 868.veilobe dich am TischeWas hat wohl dm Fremden Bösesüu t»ut»m lärm» aar»Alan» nilulu n'»in»«i»leb ? Angethan mein Flitterlränzlein ?n»Kti Kiriu»j» Wühlend einei ganzen NachtUl teraucl» löbenmn.Quälten sie es auf<strong>dem</strong> Stahlschwelt.Doch mag hi« wohl eine and«e Bedeutung zu Gmnde liegen.») Weinhold a. a. O. S. 225.


903, a. Das Verhüllen <strong>der</strong> Braut mit ein« Decke,einem Tuche, einem weißen Laken war ebenfalls eine allgemeineSitte. So heißt es bei den Esten:') „Wenn <strong>der</strong> Brautzug indas neue Heim(im Obeipahlenschm) beginnt, wild die Blautwiednum mit ein« Decke ganz vnhüllt, damit sie dm Weg dnRückkehl nicht kennen lerne". Wörtlich ebenso wird uns vonden Uskoken (Kram) berichtet: „Es war Sitte, daß <strong>der</strong> Brautführerzu Pferde voi <strong>dem</strong> H<strong>aus</strong>e dn Blaut erschien; er hob dasMädchen in dm Sattel, verhüllte ihr den Kopf mit einem Tuche,damit sie den Rückweg zum elterlichen H<strong>aus</strong>e nicht fände, undsprengte zm Kiiche, wo dn Biäutigam waltete".Es scheint auch allgemeine lettische Titte gewesen zu sein,daß dn Biaut bei <strong>dem</strong> Ritt in die Kiiche und in das neueHeim dnKopf mit einem Tuch bedeckt wmde. Aus Alschwangenwiid belichtet : „Nach d« Heimkehl von d« Kilche habe die Mutterdes Mannes das aufgedeckte Laken <strong>der</strong> Braut vom Kopfgenommen. Mit <strong>dem</strong>selben bedeckte sich die Braut, wenn siezur Kiiche und von doit nach H<strong>aus</strong>e litt". D« Gebrauch stamme<strong>aus</strong> alt« Zeit, und es geschehe, damit sie nicht zurückfiiehenkönne.3, c. Das Entfliehen dci Biaut <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Haufedes jungen Ehemannes. Diese Sitte spricht deutlich fürdie Raubehe. Ausdrücklich «wähnt finde ich diese Sitte z. B.in Preekuln und ferner in Brucken-Schönberg^). In einem unbewachtenAugenblick entschlüpft die junge Frau mit ihren Gefährtinnenund sucht in schnellem Lauf das Elternh<strong>aus</strong> zu eileichen.Gelang ihi das, so war es für den Mann eine große Schande,und nur mit Mühe und mancherlei Geschenken konnte er siewie<strong>der</strong>erlangen. Am letztgenannten Orte durfte sie nur auf <strong>dem</strong>Wege laufen, in Dubena und Talisbmg offenbar auch ohneWeg und Steg:') L. v. Schrö<strong>der</strong> a. a. O. S. 74,2) 11, r»KNu Kr. S. 50.


1557. keeai gäj», lelebi B»ja,U»uu peän rauälitee»;Let c» biM t» F»juli,l!» peäi»u nepaliu».Fünft gingen, sechst gingen,Meine Spuren <strong>aus</strong>zuspähen;Abel ich wai so gegangen,Das die Spm man nicht «kannte.1636. Ü2j2B M2UÄB lab»» K»j»8,ZlaKlüj' t»utu Kumeļi»;liamer tauta» lir^nN» p»r lilu balina».Meine Füße —gute Füße,Gleich an Weit des Fieieis Rößchen;Bis sie spannten, dmch die HaideWar ich schon bei meinen Blü<strong>dem</strong>.Auch hi«zu finden sich bei an<strong>der</strong>n Vollem manche Parallelen,cl. Lubbock, Kulisch«. Weinhold, L. v. Schlöd«.3,1. Dci Wideistand <strong>der</strong> Biaut beim Abnehmendes Kranzes und beim Gang zum Ehebett. Beim Ab»nehmen des Kianzes singen die Mädchen in Dondangen.»)I'uree» mali» liäl melnu lem!!^eäs6 t»ut»m !Ifeäöä tautām waiu»6li»n,3»nu meita» mülebu.Halt' dich, Schwesterchen, bis zur schwarzen Eide!Gieb den Fiemden nicht dein Klänzlein!Gieb den Freiem nicht dein Klänzlein,Nicht dein junges Mädchenleben!91>) «i«. VI. r»KNn Kr. S. 101.


92Aus Bmcken-Tchönberg') wird das Folgende berichtet: „NachMitternacht eilte <strong>der</strong> junge Ehemann als erst« in die Klete


93Ich schließe diesen Abschnitt mit einem prächtigen, humorvollenMärchen, welches ich Pastor Auning in Teßwegen verdanke:Damals, als man um die Mädchen nicht so, wie heute freite,son<strong>der</strong>n sie mit Gewalt entführte, haben einmal an einem HerbstabendMädchen in d« Rije gesponnen, und eine war auf <strong>dem</strong>Bänkchen eingeschlafen. Schweine haben ab« auch in d« Rijegeh<strong>aus</strong>t und eins, duich ein Geiäusch «schreckt, ist unter dasBänkchen gelaufen. Das Mädchen <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Schlafe fahrend, hathinstürzend <strong>aus</strong>gerufen: „Lebet Wohl, Vater, Mutt«, wenn wirleben, werden wir uns wie<strong>der</strong>sehen." Im Halbschlaf hat siegemeint, daß Frei« sie wegschleppen').II. Die Kaufehe.Auf die Raubehe folgte die Kaufehe. Zum Verständnis fürdm Uebcrgang von <strong>der</strong> einen Sitte zur an<strong>der</strong>n scheint mir <strong>der</strong>bereits oben angeführte Abschnitt <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> I. Buch des Herodotganz geeignet.Nach<strong>dem</strong> er «wähnt hat, daß «st die Io von den Phöniziern,dann die Europa und die Medea von den Hellenen geraubt sei,sagt er: Darauf schickte <strong>der</strong> König <strong>der</strong> Kolch« einen Herold nachHellas, for<strong>der</strong>te seine Tochter zurück und überdies noch Genug»thuung wegen des Raubes. Doch die Hellenen v««eig«ten dieGenugthuung, weil auch sie seineizeit leine empfangen hätten.Daiauf folgte wied« dci Raub d« Helena mit denselben vei«geblichen Verhandlungen, worauf es dann zum Kriege mit Trojagekommen sei.i) Der lettische Text lautet: „I»ut IlliKK, K»ü weit»» u»^ ni» vre-2Huledi K» t»F2 nl be»Kil«d». Let 2ÜK»»tur »r sli^o^ukebl»» v» riM, uv lÄdi^ulee» uo K»Ä2 burktena, n»-lkrejuli »p»Kteb t» be»Kil«l>». Aeit» uv inees» >Nr»u2et» B»lU»niee»iMmXus««»: H^r vee^u, te^», m»t«, H» clN^o», t»a reslelimee»,"vüm»^uN p» mc«z»m, Ka nre^iueeki r»u^."


94Wenn dieses auch nui Sagen und keine Geschichte sind, sodoch auch in den Sagen d« Völk« ein Stück will»spiegelt sichlieh« Geschichte ab. Für unsere Frage sind die von Herodotangeführten Sagen für jene alten Zeiten in zweifacher Hinsichtcharakteristisch.1) Hat <strong>der</strong> häufig zwischen den Völkern stattfindende Weiber»raub endlose, stets sich erneuernde Anlässe zu Streitigkeiten undKriegen geboten, und2) hielt man es für möglich, einem Kriege <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Wegezu gehen, wenn für die geraubte Braut eine Genugthuung na»türlich in Geld o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>em Weitbesitz geleistet wuide.Halten wii diese beiden Sätze fest und veiallgemeinem wiisie auf alle Stämme und Völln, so gewinnen wil damit übnalldm Uebngang, die Biücke von dci Raubehe zm Kaufehe.Die Veihältnisse. die sich duich den Fiaumiaub «gaben,müssen uneillägliche gewesen sein; die Frau selbst wai rechtlos,einemgehetzten Wilde gleich und wurde andeieiseits übnall dciAnlaß zu nie endenden Kiiegm, sei es Raub»— sei es Rache»tliegen. Es konnte, so lange dieRaubehe in ihi« ganzen Roheitheilschte, übnbaupt nie zum Frieden kommen. Der Kriegszustandwar ein permanenter.Noch heutzutage herrscht ja die Raubehe an vielen Orten<strong>der</strong> Erde, und da tonnen wir noch heute sehen, welche Zuständedadulch entstehen.Die meisten Negeivöll«, wie auch die Australi« lamm <strong>aus</strong>diesen traungen Zuständen von selbst bis heute nicht her<strong>aus</strong> ; <strong>der</strong>intelligentere Weiße ab« mit feinem höheren Culturstieben hattenicht blos gleich jenem das Bedürfnis nach Fiieden; « fandauch Mittel und Wege, zu ihm zu gelangen.Ich «wähnte schon, daß sich in manchen Vollem dulch dielange Daun dci Raubehe die feste Norm gebildet hatte, daßjedn ledige Mann sich das Weib nicht <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> eigenen Stammenehmen, son<strong>der</strong>n <strong>aus</strong> einem fremden muben mußte. Man wai


also auf die an<strong>der</strong>en Stamme angewiesen'). Frauen brauchteman auch schon deshalb, weil sie sich in ihrer Sllavenstellungals tüchtige, leistungsfähige Arbeiterinnen erwiesen hatten, die denMännern die schwnsten und unangenehmsten Arbeiten abnahmen.Die Fiau wmde zum weitvollsten Besihthum; abn gnadedieses Besitztum wuide dmch die ewigen Kriege gefährdet; dieEilangung wmde schwinig, weil sich die Zahl dn Weibn inden steten Kriegen und auch durch die schwere Sklavenarbeitvermindeite.95Dazu kam, daß man sich damn gewöhnt hatte, das Weibals Persönlichkeit gering zu schätzen. Öl. auch die Ansicht <strong>der</strong>Perser, bei Herodot, es lohne sich gamicht, sich um die entfühitmFlauen zu bemühen.Wie noch in uns«« Zeit einmal ein Lette, dn sich kuizvoi Geolgi um eine Stelle bewarb, zu dci eigentlich ein v«°heimlet« Mann gewünscht wurde, sagte: „Io leetn clabüt,"(— „Die Sache kann man bekommen") so war in jenen Zeitmdas Weib noch viel mehr zu ein« leeta, ein« „Sache" geworden,die nur einen geringen Wert hatte.So war d« Boden dasüi volbeieitet, daß man es nichtmehi füi weit hielt, um ein Weib, wie um seinesgleichen Kliegzu fühlen. Wußte man, von welch« Seite d« Raub <strong>aus</strong>geführtwar, so for<strong>der</strong>te und empfing man nach stattgehabtem Raube,wenn auch nicht imm«, so doch oft, beson<strong>der</strong>s, wenn manfeiner For<strong>der</strong>ung durch energische Drohungen Nachdruck gebenkonnte, eine gewisse Genugthuung, einen an<strong>der</strong>weitigen Ersatz fürdie <strong>dem</strong> eigenen H<strong>aus</strong>e verloren gegangene Arbeitskraft. Beson<strong>der</strong>skonnte auf ein solches Arrangement gehofft werden, wenn diebeiden m Frage kommenden Familien zwar — wie selbstver»ständlich — vnschiedenen Stämmen angehölten, abn doch solchen,die nicht gnade in Kiicgsfeindschaft mit einandn lebten. Da') Kulischer a. a. O. S. 218.


96schien es den besonnenem Stammältesten gewiß besser, denFriedenauf <strong>dem</strong> Wege <strong>der</strong> Entschädigung zu bewahren. War doch auchsonst wahrscheinlich Wohl schon früher innerhalb des Stammesdie Sitte des Wehrgeldes in Kraft, um dadurch die Blutrachezu hin<strong>der</strong>n und den eigenen Stamm nicht durch Zwietracht zuschwächen. Da konnte dann leicht auch mit an<strong>der</strong>n Stämmeneine ähnliche Zahlung zur Vermeidung von Blutvergießen vereinbartweiden.D« nächste Schiitt machte sich nun leicht, daß man nämlichin weis« Vorsicht, um sich hernach Unannehmlichkeiten zu ersparen,sich heimlich vorher vngewisseite , ob die betreffendenEltern des zu raubenden Mädchens mit ein« gewissen Natural-Entschädigung einverstanden sein würden. So geschieht es z. B.noch bei dm Kalmücken; nach erfolgter Vereinbarung vollziehtsich <strong>der</strong> in optima torrn» <strong>aus</strong>geführte Raub. Aehnliches findetmntati» mutancli» bei sehr vielen Völkern noch heute statt undbildete einst den Uebergang zum einfachen Kauf bei allen Vollem,die jetzt auf höherer Kulturstufe stehen.Ferner kommt dazu, daß nach erfolgter Vereinbarung <strong>der</strong>Raub nicht mehr unerwartet <strong>aus</strong>geführt werden konnte, die Angehörigen<strong>der</strong> Braut bewachten dieselbe; es entwickelten sich Listenund Gegenlisten, wirkliche Kämpfe und Scheinlämpfe, gewisseWettkämpfe zwischen Jüngling und lungftau, dnen Resultat beisteigendn Cultui untn Umständen beeinflußt iesp. beschleunigtwnden konnte, dmch die heimliche Stellungnahme des Mädchensfül odn gegen den Flein.Statt vieln andnei Beispiele nwühne ich hin nm dielomantische Titte, welche bei den Kalmücken') hellseht: „DasMädchen setzt sich zunst zu Pfeide und reitet in vollem Galoppdavon. Ihr Geliebln eilt ihl nach. Holt n sie ein, wild siesein Weib. Auf dci Stelle vollzieht man die Hochzeit. Doch») Lubbock a. a. O. S. 9«.


kommt es zuweilen vor, daß das Mädchen <strong>dem</strong> nachleitendmFiei« nicht gewogen ist, und in diesem Falle bietet sie alleKlüfte auf, sich nicht einsangen zu lassen. Man v«sich«te uns,es sei noch nie vorgekommen, daß ein kalmückisches Mädchen,welches keine Neigung füi ihien Veifolg« hegte, diesem in dieHände gefallen sei. Ist ihr d« junge Mann unangenehm, soleitet sie, wie man zu sagen pflegt, wie auf Leben und Tod,bis sie in Sicherheit ist." Aehnliche Sitten giebt es viele.Hierher sind Wohl auch z. B. die Wettlämpfe zwischen Günther undBrunhild zu rechnen. Natürlich waren solche erst möglich, nach»<strong>dem</strong> eine private Vereinbarung zwischen <strong>dem</strong> Frei« und den Elterndes Mädchens vorhergegangen war, und letztere ihrer Tocht«doch auch eine gewisse Möglichkeit eigen« Entscheidung zu lassengeneigt waren; doch das ist eigentlich zu viel gesagt; <strong>dem</strong>rtigeGedanken weiden «st verhältnismäßig spät entstanden sein.Vielmehr, da die Raubehe doch eine gewisse Feindschaft zwischenden Beteiligten bedingte, so wi<strong>der</strong>stiebte es den Eltern, die Tocht«gewaltsam deni Fiei« <strong>aus</strong>zuliefern. Dmch die Kauf-Geschenkewillig gemacht, gaben sie nui <strong>dem</strong> Fiei« Gelegenheit, ihm Hab»97Haft zu weiden. Vnmochte n nicht das Mädchen zu fangenund zu überwältigen, so war das seine Schande und sein Schade;dah« ist's wohl anfangs mehi so gewesen, daß nach erfolgt«Veiständigung zwischen <strong>dem</strong> Fieiei und den Brauteltern letzte«gewissermaßen die Tochtn nicht mehi nnstlich vor <strong>dem</strong> Fleierbeschützten, sondein ihm le»p. seinen Gefühlten Gelegenheitließen, das Mädchen zu lauben; z. B. bei den Indiannn vonAmuco') untcihandclt dn Fiein mit <strong>dem</strong> Vatn dn Braut.Hat letztnn eingewilligt, so schickt n seine Tochtn iigend wohinmit einem Auftrage und thut zugleich <strong>dem</strong> Fieiei heimlich denWeg kund, so daß ei ihi auflauem kann.Weifen wii einen Blick auf die cultmhistorische Bedeutungdes Blautlcmfes gegenübel <strong>dem</strong> Brautiaube. so sehen wir da») Zulischei a. a. O. S. 202. («l. Reich. Geschichte des ehel.,Lebens.)


98vol allem einen wesentlichen Fortschritt in dn Beseitigung dnvielen Kämpft, die so oft <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Weibenaube entstandenwaren. Es bahnten sich friedliche« Verhältnisse an; femn tratendie vnschiedenen Stämme nun in nähe« persönliche Beziehungenz. B. sehen wir bei den Römern, daß sie durch das Connubiummit den benachbarten Völkerschaften, ebenso die Patricier mitdm Plebejern in enge Gemeinschaft treten und zu einem Vollzusammenwachsen. Der mit Feindseligkeiten beginnende undendende Weibnraub hatte die Stämme getrennt; die Verhandlungenund Beziehungen, welche mit <strong>dem</strong> Weibnkauf notwendigverbunden waren, näherten dieselben einan<strong>der</strong>.Femn Walen dmch den T<strong>aus</strong>ch von Vieh und Pfndengegen die Weibn <strong>dem</strong> Handel die Wege geöffnet, wie Kulischn')hnvochebt. Ei sagt „Eist spätn und eist dadurch, daß Pfndeund Vieh zum Fiaumkauf, zum Erwerb von Frauen <strong>aus</strong> ftemdenCommune« dienten, haben Pfnde und Vieh und auch Teiledeiselben die Bedeutung von Münze (peeunia) «halten. Sieweiden zu allgemeinem T<strong>aus</strong>chmittel dadurch und darum, weil<strong>der</strong> einzig wichtige Gegenstand, den man <strong>aus</strong> einer fremdenCommune bezieht, durch Pferde und Vieh erhalten werden konnte,Entstehung <strong>dem</strong>möglich gewordenen Fraumkauf verdankt." Sollte ab« d«wie überhaupt d« Kauf und Verkauf seineHandel mit Steinbeilen, d« doch entschieden seh! früh stattge»funden hat, nicht alt« sein? Doch liegt es auf d« Hand, wiefehl Kulisch« mit sein« Behauptung, daß d« eigentliche Handeleist auf d« genannten Grundlage sich irgend nennenswert ent»wickeln tonnte, recht bat.Augustin spricht von einem Netz von Liebesbanden, welchesGott in den Familienbeziehungen üb« die Menschheit <strong>aus</strong>ge»breitet habe. Diese Familimbeziehungen konnten nur seit jenerZeit gedeihen, als durch eine von Seiten des Freiers geleistete Entschädigungan die Familie <strong>der</strong> Braut, denn Rachegefühle gegen») Kulischer a. a. O. S. 220.


99den Entführer gestillt und beseitigt waren. Nun war es auchnicht mehr nötig, daß das geraubte Weib alle Beziehungen zuihrem Stamme abbrach; sie konnte auch weiterhin mit ihrenAngehörigen in Verbindung bleiben und hatte dadurch auch einen„Schutz und Rückhalt an denselben für den Fall, daß das ihrcmgethane Unrecht ein allzuschreiendes war." Dadurch wurdeihre eigene Stellung auch in <strong>der</strong> Fremde eine bessere.') Hierzuliefern die <strong>lettischen</strong> Lie<strong>der</strong> viele Parallelen, welche ich aber ineinem an<strong>der</strong>n Zusammenhange zu behandeln die Absicht habe.Auch dürften dadurch, daß für diese schwierige Frage, welchevorher soviel Streit und Blutvergießen zm Folge gehabt hatte,eine solche Lösung sich fand, die allmählich immer mehr feste Formenannahm, auch in an<strong>der</strong>« Hinsicht die rechtlichen Beziehungen<strong>der</strong> Stämme zu einan<strong>der</strong> geregelt worden sein; fern« istauch — zugleich beeinflußt durch die Verwandtschaft wie auchdie im Veikehi gepflegte« peisönlichm Beziehungen— gewißhieiduich die Blutrache mit ihren traurigen Folgen eingeschränktworden.Jedenfalls wurde durch alles dieses auch die Stellung <strong>der</strong>Frau eine wesentlich günstige«, nicht nur weil sie, wie schonerwähnt, nunmehr einen Rückhalt an ihren Verwandten habenkonnte ; sie war nun nichtmehi etwas Genngweitiges, das irgendwoaufgehoben und mitgenommen war, sie war nun ein Besitz, fürden <strong>der</strong> Mann auch ein Opf« geblacht, für das « etwas gezahlthatte.Es ist natürlich, daß bei d« allmählichen EntWickelung dnKaufehe auch mancherlei neue Bräuche und Sitten entstehenmußten. Die alte Grundlage <strong>aus</strong> dn Zeit dn Raubehe blieb;abn neue Foimen fügten sich daran und darauf. Es bildetesich in den Hochzeitssitten eine neue Schicht übn dn fiühnen.') Vergl. hierzu Bastian: Abstammung und Verwandschaft. Ztschr.für Ethnologie. X. Band 1878. S. «4.


100Speciell zu den Letten wollen wil übngehm dmch Vn»Mittelung dci alten Pieußen. Aus dies« Zeit des Uebeigangesschreibt Hartknoch:') „Weiter so ist auch die Art und Weise zuheyrathen nicht ohne Tadel. Denn wenn man <strong>dem</strong>zleletio Glauben zustellen soll, so wurden die Weib« dazumalnicht genommen, son<strong>der</strong>n den Ihrigen entführet . . . Diese Entführunggeschähe ab« nicht durch den Bräutigam, son<strong>der</strong>n durchzweene Freunde des Bräutigams. Wenn sie also entführet war,so wurde «st bey dm Eltern umb die Braut geworben (SIL. alsonach <strong>der</strong> Entführung), und zwar nicht so, wie es in Europa itztgeschieht, daß <strong>der</strong> Schwiegel'Vatt« mit <strong>der</strong> Tochter <strong>dem</strong> Eydameine gewisse clotem od« Heyrathsgut geben sollte, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong>Bräutigam gab seinem künftigen Tchwiegeivatt« ein gewissesHeylathsgut und knuffte sie also gleichsam von <strong>dem</strong>selben." Dasd« Fiau wmde in <strong>dem</strong> Piivilegium von 1249 veiboten.KaufenHi« finden wil noch Raub und Kauf bei einand«. Inspätelen Chroniken ist nur noch von Kauf die Rede. Natüllichwai zunächst die Stellung ein« so gekauften Frau auchnoch nicht viel besser als vorher, sie blieb immer noch eine Sklavin.So schreibt auch Hartknoch auf Grund <strong>der</strong> lateinischen Ordenschronitvon Petrus von Dusburg v. I. 1326: „Wenn sie aufbesagte Weise pro eertae peeuuiae »nmma ein Weib gekauffet,so hielten sie dasselbe auch nicht an<strong>der</strong>s als eine Magd im H<strong>aus</strong>e,so daß auch das Weib den Fiemden hat müssen die Füße waschenund hat nicht einmal die Eh« mit ihiem Manne an einemTische zu essen." Zu «steiem findet sich eine Paiallele im Lettischen,da wild die jungeFlau «mahnt im neuen Heim, wo dieganze uielgliediige Familie zusammen wohnt, <strong>dem</strong> ältesten Mnnnesbmd«als <strong>dem</strong> Familicnhauvte die Fußbekleidung abzuziehen.>) Hartknoch a. a. O. S. 17?.2) Haitlnoch ». ». O. S. 176—178. Auch Vielwcibeiei wird erwähnt,KL. wenn <strong>der</strong> Betreffende so viel bezahlen tonnte.


Auch für die Sitte, daß101das Weib „mit <strong>dem</strong> Manne nichtan einem Tische essen darf", findet sich noch manche Spur bisheute. Wie schon «wähnt, ißt die Braut nicht, während <strong>der</strong>Bräutigam ißt, sie muß später allein essen. Fern« ißt auch jetztnoch vielfach die Frau nicht mit den Gästen des Mannes, son<strong>der</strong>ndedient sie, auch wenn sie als Wirtin Mägde unter sich hat.Man hört auch sogar solche Äußerungen, daß eine Magd esnicht für passend hält („tn» m.mim nepeonak»»" — „das kommtmii nicht zu"), mit den männlichen Dienstboten zu gleicher Zeitzu essen; sie wartet; bis jene fertig sind.Nach <strong>der</strong> Ordensmeistcr-Chionik des V»i»»eliu» v. I. 1599winden die Weiber für Geld, Getreide o<strong>der</strong> andne zm H<strong>aus</strong>»Haltung gehöiige Dinge gekauft.') Leid« nennt « nicht dieGiöße <strong>der</strong> Zahlung. Jedenfalls werden die Preise sehr variierthaben, so bezahlt man heutzutage bei den Kru's für ein Weib3 Kühe und 1 Schaf, bei den Kaffern 10—70 Stück Vieh :c.')Je mehr sich <strong>der</strong> friedliche Weiberkauf entwickelte, ist auchanzunehmen, daß — wie bei je<strong>dem</strong> Kauf — so auch hierbei dieKäufer (seien es die jungenMänner selbst od« die Freiweiber anihr« Stelle) sich nach <strong>der</strong> besten und geeignetsten Frau umgeschauthaben weiden. Dadurch stieg <strong>der</strong> Wert und die Bedeutungmanches begehrten tüchtigen Mädchens, sie erschien dann auch alsein wertvoller« Besitz für den Ehemann, so z. B. die Frauengothisch« Abkunft bei den Preußen (cl. Hartknoch).Was nun die specisisch <strong>lettischen</strong> Sitten anlangt, so leitenuns auch hi« gleich in dieses Gebiet hinein die dies« Periodeentsprechenden Worte für Heiraten: krexet, apprexetee», pie/i--b»», prexineek», iläöt, clelet «te.Wie tauta» üel» und taut»» meit», nscleji und pauaklueekifür die Raubehe. so sind die soeben genannten Wortelebendige Zeugen für die Kaufehe.') Waisselius tol. 24, ot. Hartknoch a. a. O. S. 178.2> Kulischn 11. «. Q. S. 219.


102rrexet (littauisch plekioti) heißt „feilschen, handeln" —„freien" (Ulmann Lei.); das Weib ist die prexe—die „Ware",welche gekauft wird, prexiueek» od« prexibueek» ist d« F«iw«bn,welch« als veimittelnd« Händl« dieBiaut lauft. F«-„die Fei« bei angenommen« Frei«ei". es. auch-n« pre^ib»» —pre2ir>»t— „Freineim stiften, kuppeln", »pprexetee»— „sichvnheiiaten". von d« Flau gebraucht, das active prexet— kaufen— von <strong>der</strong> Seite des Mannes. Dazu kommt noch ilclöt---„<strong>aus</strong>gehen, weggeben", welches auch einen ähnlichen Sinn hat(cl. p»r) et. dazu das deutsche W«it „Mitgift" von geben.2) «f. dazu heiraten, eigentlich gleich heuraten von heuern, mieten,nach Adelung : Wörterbuch <strong>der</strong> hochdeutschen Mundart. 1796.


?ul' »nl»Bücl mülu mali»».„Sem', bräli, lir^u,vleuee» pakal."„„S»clliu.n, p»u»tlebuultub».L2F»t»» t»uti»a»,Xö eeäe^et?""Vsü meäu, 6ö6 »lv,vöcl blanäe^inu.milä2iK saäu lebüpaja?2iK F»än lebüpüj»"lik limtn mälku."lli»') B»au lebüpaj',limtn mlirku.Halb tagt das Molgenlicht,Schwindet das Schwesterchen.„Bmdcr. das Roß nimm,Spute dich ihnen nach!"„„Kam ihnen nach, holte sic emIm ftemden H<strong>aus</strong>e.Ihi ieichcn Fremden,Wieviel wohl gabt ihr?""Geben Met, geben Bier,Geben auch Branntwein.Doch wieviel lah«Wiegte lieb' Mütteilein?Füi jedes WiegejahiZahlet uns 100 Mail,Diei lahle wiegte sic.Zahlet 300 Mark.103Die Freier reiten heran mit <strong>dem</strong> ledigen Pferde fül dieBraut und <strong>dem</strong> Wagen für die Aussteuer, nicht mehi heimlichson<strong>der</strong>n ganz öffentlich, das Mädchen sieht sie, eilt sich zu schmücken.Plötzlich heißt es, das Mädchen ist in d« Nacht gestohlen, dieBiüd« jagen nach. Es sieht fast <strong>aus</strong>, als ob sie sich plötzlichauf die alte Raubsitte besinnen und sich künstlich in Zorn hinein»«den. Abel inzwischen ist dn Zoin wiedei vnraucht, es istplattischn den Fleiern mit freundlichem Wort zu schmeicheln,daher reden sie dieselben als „reiche Fieiei an," und dci Handelbeginnt. Zunächst fteilich wollen jene es mit Met und Binund Branntwein abmachen, abn es wiid auch Eisatz in Geldfüi die Nlbeitnin vnlangt. Mes löst sich beim Gelage inFlieden.Die Motivinung. daß die Muttei einen Eisatz haben müssefür das Wiegen und das Aufziehen des Mädchens und für dieArbeitnin, lommt oft vol.>) o<strong>der</strong> auch b lah«, in Alschwangen. Austi. 1891. T. 1182.


1041708.')Hebüpo mani, māmulīte,Mlulīlebn leuüpöli»';MX» tanti»»», clo» u»ucli»n,!fem» Ar 'vilu lebüpölit.Wiege mich, lieb Müttnlein.In d« buntverziertm Wiege;Freier lommen einst und zahlen.Nehmen selbst mich und die Wiege.Für das Wiegen erhält die Mutter speciell auch lebüt»»Schuhe (wohl im Gegensatz zu den gewöhn-<strong>aus</strong> einem Stück Le<strong>der</strong>) m»lo liF»wi»u;uauäina malti B»jaX» mal» lißa^in»?') 01. dazu auch 1757. 1882.2j lelgaw. II r. Kr. S> 46.


105Eine ganze Handvoll GeldesGeb ich fül mein kleines Liebchen;Geht das Geld wohl Korn zu mahlenWie mein kleines junges Liebchen?Die Elslltzzahlung für das Rauben eines Mädchens trittauch noch beson<strong>der</strong>s deutlich in folgen<strong>dem</strong> Liede heivor.2843. V»It»», lk»ilt»» role» »u^»U»u b»li»2 clarli»»;swelebi l2ncli»brauca,l2Ut ueclriküeja ;üaut büt' weeuu uöränuleb',n»u«li»u ailmaklätu.Weiße, schöne Rosen wuchsenIn <strong>dem</strong> Gärtchen meines Bru<strong>der</strong>s;Fremde fuhun Wohl vorüber,Reißen durften sie nicht eine;WennDer einfache,vor Augen in:sie eine abgerissm.Hätten sie's mit Geld gebüßet.unzweideutige Handel dagegen tritt z. B. uns842. l^eu»k2t, lwelebi laucli»,Kadatäm;du» tukleba» Kabati»»»,Ne» mali»»» ueclelim.Kommet nicht, ihi ftcmden Leute.Kommetnicht mit le«en Taschen;Kommet ihi mit leeien Taschen,Geben wii die Sehwest« nicht.Öd«H. 11. 365. ?e^» clelam uaucln clew»:„kir?, cleli». liz»^i»n!"Dcl» nopirk» Kumeli»u —BnK»/ te'va tīrumi»«».


106Seinem Sohn gab Geld dci Vatei.Sprach: „Mein Söhnchen, kauf' ein Weib dir!"Doch d« Sohn kauft sich ein Rößchen,Eggt' damit des Vaters Acck«.Einen lange daueinden Handel, bei <strong>dem</strong> auch die Warevon den Käufern herabgesetzt wild, um sie billig« zu bekommen,stellt uns folgendes Lied voi Augen'):kreüej' mani, üerej' mani,I^eelu «eemu sein māte;Nerval maui laprexet,sak2 M2ui uilinüt.Freite um mich, feilschte um mich.Sohncsmuttn <strong>aus</strong> großem Dorfe;Konnte handelseins nicht weiden,Fing mich (dahei) an zu schmähenOft wiid auch «wähnt, daß das Mädchen gamicht weiß,wann und an wen sie veikauft wild (ebenda):krexej' m2«i, clerej' maui,ü» brütBäu2 uereäleju.Handelten um mich und dangen.Doch ich sah nicht meinen Bläut'gam.Dazu paßt auch ein an<strong>der</strong>es längeres Lied^), in welchem dasMädchen, in<strong>dem</strong> sie wie ein flinkes Rebhuhn draußen umherläuft,die Frei« leiten sieht. Sie sagt „Dcl Teufel «itet dein H«z,"jene reiten vvlbei, nach ein« Stunde leiten sie wie<strong>der</strong> zurück,auf sie zu; sie haben inzwischen „Thal« üb« den Tisch hin inden Schoß dn Mutter gnollt" und das Mädchen gekauft.In an<strong>der</strong>n Lie<strong>der</strong>n findet sich auch Rücksichtnahme auf dieWünsche des Mädchens, abn jene Alt des Verkaufs, in welch«') AustWMs 1892. S. 62.2) Lie<strong>der</strong>sammlung in «iz. V. r. Kr. R 478.


107einfach üb« ihi Schicksal bestimmt wild, übnwiegt wohl jedenfallsin den ältnen Lie<strong>der</strong>n.Auch übel den gezahlten P«is finden wil in den Volks»lie<strong>der</strong>n mancherlei Angaben, die teils übertrieben, teils lächerlichveikleineit sind. Genannt w«den „300 Rbl. Wiegengeld," od«100 Mark') fül jeden dci 9 Kleetenschlüssel, mit denen die Biauteingeschlossen ist (M 482 und 840), od« ebensoviel füi ihimKinnz, od« 100 Thal«, damit <strong>der</strong> Frei« sie einmal ansehendaif, 100 Thal« füis Heimfühim.a. Zl. 1116. I'anteet» lö!» limt Mclerp»r reile» lecllejnmn;söl', t2uteeti, ötru limtn,l»n!īttz;1»ll bu» t2W2 li^2Vfi»2,m»ja» Köpe^i»»,1»v?u Limclu »clītaja.F«iei bietet hun<strong>der</strong>t Thaln,Um nm einmal sie zu sehen;Biete,Flein, noch ein Hundnt,Dann fühl' ich Hei<strong>aus</strong> das Mädchen;Dann sei sie hinfoit dein Weibchen.Deines H<strong>aus</strong>es Pstegnin.Dein« Handschuh' Stlicknin.Gnn zahlt dn Flein Hunden Thaln fül sein Bmutchm:2549. I^üäl tauteeti« mīlu Aain,liöK2 m»Kn tule6»m»:„Mln limtu claläerilebnI^eKä la^?u Iiß»m»u."Freiel bittet lieb Mali«In dn Hand dm Beutel haltend„Licbn geb' ich hundnt Thaln,Als daß ich mein Schätzchen opfte."2) i maita >--, 3 Kopeken.


108Ja sogcn hun<strong>der</strong>t Goldstücke zahlt <strong>der</strong> reiche Freier. (M 1892).Aehnliche Gedanken wie diese letttschen Lied« enthält auchfolgendes russische Volkslied:')(^e«no, lenuo »» MOpi)Dunkel,dunkel ist s im Hofe.Dunkler noch ist's im Gemache.Heilen lasten voi <strong>dem</strong> Thoie.Handeln, handeln um Dunjascha.„Handle, handle, lieb« Bind«,Gieb nicht foit mich allzu billig.Foidle fül mich hun<strong>der</strong>t Rubel.T<strong>aus</strong>end fold« füi mein Zöpfchen!Füi die Schönheit leicht lein Pieis <strong>aus</strong>.Kommt, Vojllien. kommt, Bojaren!Längstschon haneten wii eui«."Wählend genannte Lied« wohl zum Teil unt« die Plahl»lied« zu «chnen sind, gehö«n an<strong>der</strong>e, in denen dn gezahlte Preisunvnhältnismäßig klein angegeben ist, zu den Neckliednn. Z. B.1396 (cl. 6135). Lmli mülu ildewulebi?»r »buluM» tr»Ki, b2>eli»i,übölu ueleälejlebi?odn: 5740.Nmdel gaben ihre SchwesterFür ein kleines KörbchenSeid ihr toll denn, Brü<strong>der</strong>chen.Habt ihr Aepfel nicht gesehen?Aepfel,Bwürcleneeki l»w2» meit»»I?»l tabKKu iüle^ulebi;LiiäeueeKi »«ilckötulie P2r seit»') L. Ooioioni, n L. Lopoaiconeüilt : lloiopl»co.^»r«p»ifp!l»»il>e«iol,2ll». 0H«oo». 1887. l!in. 9.


109Die Schwaldenn haben ihre MädchenFül Tabak fortgegeben.Die Bliedenn würden sie nicht fortgeben.Nicht einmal für ein Goldstück.Aehnliche Spottverfe giebt es auch in Bezug auf Livlandnund Kurland«.Es fehlt auch nicht an Spott für solche, die billig undschlecht, od« auch teuer und schlecht gel<strong>aus</strong>t haben:(Nerfft.) NarKn clöt» li^a^i»»Ne UAUui ve eepüta;Tam, brāli, marku clev?i,T»m lmäeji Kumeli»u?Fm eine Mail wmde das Flauehen heigegeben.Nicht einmal Feuer konnte sie anzünden;Bru<strong>der</strong>, wllium zahltest Du eine Mail.Warum ließest du dein Rößchen schwitzen?5807. (L. 302). HK, palcleew», tu waijas'staltam tautu lleli»»m:claiFi pirkt,uetiknlebu.Ach, ich danke, so geziemt sich'sFür den stolzen F«i«smann:Weithin reiten, teuer laufen,Heimzuführen einen Nichtsnutz.Freude dagegen heiischt bei den Burschen, wmn es heißt,die Mädchen seien im Preise gefallen:I^ultejatee», puilebi,!m u»K meit2B letum»;?2ti 12b2 mute» meit»?ee«i Fralebi uemaklüja.


110Fieuet euch, ihi jungen Nmschen,Mädchen fallen jetzt im Preise;Ja, selbst eine gute TochtnKostet mehrnicht als 5 Groschen.')6185. vleecleet, puilebi, clauxHeet;KeboFacl leev?»» «l»buleet;Wi»l»b»Ka mate» meit»?»r pimberi llabüjam».^)Singet, Buischm, tanzet. BmschmDiess Jahr könnt ihr Frauen haben;Selbst die allerbeste TochtnIst zu haben fül 'nen Fünfn. ?)Wie die Raubsitte sich nur noch in äußeren Formen undBräuchen erhielt, so ist auch dci Kaufhandel, <strong>der</strong> fmhei ernstlichgehcmdhllbt wurde, schließlich blos zu einer Formalität geworden,die sich aber ebenfalls in manchen Hochzeitssitten erhalten hat.1. Die Fieiweibei — Kaufleute. Allgemein inLettland ist die Sitte vnbieitet, daß die Fleiwnbn sich im Braut»H<strong>aus</strong>e als Kuptlebi — Händler einführen, welche gekommenseien, um Getreide und <strong>der</strong>gl. zu kaufen.2. Handgeld des Freiwerdens. Man pflegt hierzulandesowohl bei einem abgeschlossenen Kauf als auch beimAnnehmen von Dienstleuten als Zeichen, daß nun die Sachesicher abgemacht ist, ein „Handgeld" <strong>dem</strong> Verlauf« resp. <strong>dem</strong>Dienstboten zu übngeben. Ausdrücklich wird dieses auch er»--«) 1 Groschen l/2 --Kopeken.2) Fünf Ferdinge 7>/2 Kopeken.Vergl. dazu das deutsche Verschen:Ihr Jungen freut euch.Denn HeuerSind die Mädchen nicht teuer!Fünf für einen Dreier.


111wähnt') als Abschluß dn Besprechungen zwischen den Freiwnbemresp. <strong>dem</strong> Bräutigamsvat« und <strong>dem</strong> Nmutvat«: „Dn Bläuti»gamsvatn gab fnihn bis zu einem halben Rubel „Handgeld" od«Kaufgeld als Anzahlung" („röka» u»uä»» pre«īb»B uauüa»K» eemakln").3. Zahlung für die versteckte Blaut. Bei <strong>dem</strong> inmannigfachen Variationen vorkommenden Suchen nach dn vn»steckten Viaut wiid dn Zugang zu dnselben eist gestattet, nach»<strong>dem</strong> eine Zahlung geleistet ist. Aus dm zahlieichen diesbezüglichenLie<strong>der</strong>n nui einige als Beispiel:482. u. 840. sleäl', m»mi»a, Klete meitu,vewī»2m »tlleFÜm,I^2,i met tauta» ļimtu markuIK ul Klete» atlleäliuu.Mütterchen, schließ mit neunIn <strong>der</strong> Klete ein das Mädchen.Daß die Fremden werfen hun<strong>der</strong>tMark auf jeden Kletenschlüssel.Öd« 1190. Nellecll", miimin»,V?el l»^u Kleti,Liäl lik» t»uti»»Bsleeßlnileb» n»uäu,IKveeu»kar äaläerim.SchlüsselnNoch nicht, Mütterchen,Oeffne die Klete,Bis daß die FremdenLegtendas Schwellmgeld,ledwed« FieielsfteundZu einem Thal«.Nicht nui für den Schlüssel und das Uebelschieiten dciSchwelle, auch fül das Mädchen selbst muß gezahlt weiden. Sowmde noch voi lahi und Tag bei d« Hochzeit eines Dienst»Mädchens meine Gioßmuttn in Neu»Autz als stellveitietendeBiaut»mutt« angesungen:l) AustlUms 1893. Beu3» K»lv «eratoll»» «»uiene uö Villäu H,t2.S. 62.


112Nesölli, ueäösi,Mmulite;I^ai m»Kl» 300 cl»lüemKebüpöl» naucla».Gieb doch nicht, gieb doch nicht,Mütterchen liebes;Laß sic erst zahlen 300 Thal«Geld für die Wiege.4. Zahlung für denKranz. Vor d« Klanzabnahme wmdez. B. in Sackenh<strong>aus</strong>en und an an<strong>der</strong>n Orten, während <strong>der</strong> Handelzwischen <strong>dem</strong> Brautvater und <strong>dem</strong> clilebai» vvecle^j» (Frei-Werber und Vormann) abgeschlossen wurde, gesungen:lle^ī»i tai mülinai Ach, neun unbarmherz'ge Nlüd«IfelebeliFi bäleli»i!Ml» rauäa iltabei,Lr»!i cli6» Knmeli»n:M?eet eekleba, bäleli»i,Xö laukäje Kanejee»?!fu tauti»a» uauän lkait»?ar m»li»»» w»i»»sll!»u.Hat das (liebe) Schwesterchen!Schwester weinet in <strong>dem</strong> Zimmer,Brü<strong>der</strong> tummeln ihre Rößchen:Blüdeichen, so kommt hciein doch,Wamm weilet ihl noch dmußen?(Derm) schonzählen Geld dieFlemdenFüi das Kiänzelein d« Schwest«.Öd« 1044. leil, wex»i» b»!eli»i»,Xö wert» maui» wai»acll>»i».tauteeti, ļimtu marku,Rem »r wiln 2u^umi»u."Sag', mein ält'stes Blüdeichen,Was ist weit mein kleines Klänzchm?„Fiei«, gieb mii hun<strong>der</strong>t Mark,Nimm es hin das ganze-Mädchen."(auFum» wöitlich dci Wuchs.)5. Zahlung füi die Aussteuer. Pastor Auning <strong>aus</strong>Teßwegen berichtet, daß dort sich die Freiweib« als Kaufleuteeinführen und nach diesem und jenem Kaufgegenstande fragen.Schließlich lassen sie sich in die Klete führen und finden dortdie Aussteuerlade, auf welche dann mit allerlei Witzen gebotenwird. Bieten allein ab« genügt nicht. Baaies Geld muß hin»gelegt wnden. Kupfngeld wild mit Entlüftung zurückgewiesen,fünf Silbniubel auf die Ecken und in die Mitte desDeckels gelegt.


113genügen. Darnach «llei liköpn»— feiert den abgeschlossenenHandel durch Trinken.Beim Wegfühlen des pür!»lob (Aussteueilade) findet stetseine Zahlung statt, bevoi dieselbe <strong>aus</strong> d« Klete her<strong>aus</strong>gegebenwiid, z. B.849. veri, Kuptlebi, ivelumi»u,Xö tik il^i Ki»Kele?I>let app»lu äaläeriti,Ilrauj tacl pilnu welumi»«.Kaufmann, kauf die WagenladungWarum trödelst Du so lange?Wirf doch hin dm baren Thaler,Lade dann auf das volle Fu<strong>der</strong>.Erwähnt wird auch, daß je ein Thal« auf die vier Ecken <strong>der</strong><strong>der</strong> fünfte in die Mitte gelegt wird.Lade undFerner wird z. B. <strong>aus</strong> Tirsen') «wähnt, daß die Sehwest«<strong>der</strong> Braut sich auf die Aussteueilade gesetzt und gesungen habe:N» ueclölebu mal»» püru!lö weeti»»» Kultiuät;I^»i äöcl pur» weclejinlebviwi lelta Fabali».Ich weide dn Schwestn Aussteueilade nicht hngehen.Nicht von dn Stelle sie bewegen lassen;Mögen nst die BiautschatzfühlnZwei Goldstücke zahlen.6. Beseitigung dci Hindeinisse durch Geldzahlungen.Eine gemeinsame Erinnerung an die Raub- und Kaufehefindet sich darin, daß bei den verschiedenen Hindnmssm, welche') Austrums, 1893. S. 592. «»läonn : «Kai NKuwi NOtentlenn KNlu «el»aumeeiu il lirl»» »pßlldlll».


114dci .feindlichen" Partei hin und da in den Weg gestellt werden,dieselben durch Gaben, wenigstens Bicmntwein, beseitigt weiden;ähnlich z. B. auch in d« L<strong>aus</strong>itz.7. Auslösung von entwendeten Sachen. Es wmdebeieits bei den Raubsitten «wähnt, daß in Alschwangm wähiendd« Nacht den Schlafenden allellei Gegenstände entwendet weiden ;dieselben müssen am Morgen eingelöst weiden. V«gl. das Einlösendes bei den Nachbarn in <strong>der</strong> Nacht gestohlenen Viehs beiden Littauern').8. Dci Biäutigam soigt für Viel und Bianntwein.D« letzte Rest d« einstigen Zahlung ist, daß d« Ficiw«b«,wenn « zm Wnbung reitet, ins H<strong>aus</strong> <strong>der</strong> Braut Vrodund Bianntwein mitbringt; von dies« Sitte wild mil <strong>aus</strong> vie»len Gegenden belichtet, ebenso auch, daß d« Bräutigam dasGetränk im Kirchenkmge zu befolgen hat.Dcch« kann denn auch heute gesungen weiden:683. ar Kannu, »I' ar K»mm,Ueü" ar baltu bikerīti,Ue» wair»K negribam?»l mali»»» »ucllejumu.Kannen Bieies. Kannen Bieres,Honigtiant im Weißen Becher,Weit« wollen wii nichts foi<strong>dem</strong>Füi des Schwesterchens Erziehung.Die oben angeführten Lied« und Bräuche haben es unsbereits vor Augen gestellt, wie die Sitte des Weibntaufes mehlund mehi zm bloßen Form wmde, sich als solche ab« noch mitund neben dm <strong>aus</strong> d« Raubehe entsprungenen Bmuchm biszum heutigen Tage in den Hochzeitssitten «halten hat. Auf die') luszliewicz a. a. O. S. 240.


115Ehegemeinschaft innnhalb d« nächsten Stammesangchöiigen waidie Zeit d«Raubehe gefolgt, und diese wie<strong>dem</strong>m in friedlicherenZeiten in die Kaufehe übelgegangen. Auch diese Sitte schwand,und es folgte die Zeit, wo d« Tochtn von den eigenen Elterneine Mitgift mitgegeben Wald.Um diesen Abschnitt abzuschließen,möchte ich nm tmz noch einen Bmuch anfühlen, welcher denÜbngang von dci Kaufsitte zm gegenwärtigen Sitte <strong>der</strong> Braut»cmssteuer deutlich macht. Aus mehreren Beispielen wähle ich eines<strong>aus</strong> Dondangm'):Nach<strong>dem</strong> die bei den Eltern dci Biaut angebrachte Weibungangenommen ist, zieht d« Frei« <strong>aus</strong> sein« Tasche ein zusammengeknüpftesseidenes odn an<strong>der</strong>es Tuch, öffnet dasselbe, damit mandie darin enthaltenen alten Thaln sehen kann, die übrigens immerunpaar sein müssen (3, 5. 7. 9, 15 o<strong>der</strong> mehr), und übngiebtalles dn Braut. Das nennt man »ilclöäama »»uäa — „Gebegeld"o<strong>der</strong> eigentlich „Leihgeld", welches gewisselmaßen wie<strong>der</strong>zurückgegeben wird. Die Braut wird dabei gebeten, dieses Geldals erstes herzlich gebotene Geschenk (Kä pirmā lirlnī^a c>ä^2U»)von Seiten des Freiers anzunehmen, dn sie nun zu seinn Brautersehen, und mit <strong>dem</strong> sie fortan in einem immer vertrauter wer»denden Verhältnisse leben solle. Zweimal pflegt die Viaut dasGeld zuiückzuweisen, beim diitten Mal es abn anzunehmen. Sievnspricht dabei, das Geld zu „vnwahien" und mit <strong>dem</strong> Bläu»tigam zu ziehen, wenn n sie heimfühien wird. Endlich fiel auchnoch diese Gabe fort o<strong>der</strong> wandelte sich in an<strong>der</strong>e Geschenke um.Hiermit schließe ich diese zwei älteren Perioden <strong>der</strong> Ehe»schließung ab und wende mich denjenigen Sitten zu, welche sichin den späteren Jahrhun<strong>der</strong>ten unter mancherlei Cultmeinsiüssen<strong>aus</strong>gebildet haben. In diese Peiiode, dnen Anfang selbstverständlichnicht irgendwie mit einei Jahreszahl filiert werden kann,gehören bneits die in den beiden bisherigen Capiteln kurz ange»') «l. Li«. VI. r. Kr. S. 82.


116fühlten Hochzeitssitten. Wenn es mil möglich sein wird meinbereits vorhandenes Material über die <strong>lettischen</strong> Hochzeitsbräuchezu vervollständigen, so beabsichtige ich dasselbe späterhin in übersichtlich«Weise zu veröffentlichen, und es ist zu hoffen, daß beides Übeiliefeiten, nochmanche Ergänzungen zu den an<strong>der</strong>weitig bekannten indogermanischenHochzeitssitten werden dargeboten werden können.<strong>der</strong> Mannigfaltigkeit und ReichhaltigkeitIII. Die späteren Hochzeitsfitten.H. Die allgemeinen Beziehungen <strong>der</strong> beiden Geschlechterzu einan<strong>der</strong> von <strong>der</strong> eisten Bekanntschaft bis zumlawoit.Sehen wir auf das im I. und 11. Capitel Gesagte zmück,so «blicken wii einen Zeitiaum, welch« lang wai in Bezug aufdie Zeitdauer und bedeutungsvoll in Bezug auf den Foitschiitt,welch« von d« Menschheit gemacht woldm. Das Weib —früh« wie ein sagbares Wild — gefangen und fortgeschleppt, warzu einem wertvollen Besitz geworden, für welches <strong>der</strong> Mannmanches Stück von Hab und Gut hingab; ab« nicht nur das,mehr und mehr hatte sich die Stellung des Weibes gehoben, <strong>der</strong>Mann «kannte, daß durch die Frau Glück und Wohlbehagenins H<strong>aus</strong> einzog. Jetzt war er nicht mehr <strong>der</strong>jmige, welchereine beliebige, die ihm genehm war, zu sich in's H<strong>aus</strong> nehmenkonnte; d« Mann lernte dm Wert des Weibes schätzen und esals ein Glück ansehen, wenn er die Rechte finden und ihre Liebe«ringen konnte. Er tonnte sie nicht mehr rauben o<strong>der</strong> laufen,n mußte um sie wnben und sie auch willig machen; da hingviel ab auch von seinem Wesen, ob n ihr gefiel. Es entwickeltesich das ganze Liebeswnbm mit Liebeslust und Liebesleid. Vonalle<strong>dem</strong> geben uns die Volkslied« Kunde. Bevol ich dabei zuden späte«« Hochzeitssitten selbst übelgehe, möchte ich in 5 Abschnittendie allgemeinen Beziehungen <strong>der</strong> beiden Geschlecht« zu ein»and« von d« «stenBekanntschaft bis zum(piivatm)lawoitschild«n.


1. Man hält Umschau.2. Äußeie Momente des Velkehls.3. Geistige Momente des Velkehls.4. Was man an einand« lobt und tadelt.5. Die Verlobung.117Von diesen 5 Abschnitten gelangen dieses mal nur die dieieisten zum Druck. Bei Beurteilung des Folgenden bitte ich dasam Schluß d« Einleitung Gesagte in Elinnemng zu behalten.1. Wlichtsbaikeit) eines Heim od« Ltr. 1019. 68 ülauFu »r tauteetiLZIe (od«lt»rpi»a — Ich wuchs auf mit <strong>dem</strong>Liebsten, Eine Tanne (o<strong>der</strong> Fmche) allein wai dazwischen^). Dafehlt es natüilich nicht an manchen gemeinsamen Eiinneiungen,wie z. B. die li^2iv!»2 von <strong>der</strong> Mutt« eine K2r»lebi»u o<strong>der</strong>-- >> est» Zaun. Gehöft.2) Mit 4. u. 5. folgen spater : nach N. Die officielle Brautwerbung.0. Die Hochzeit.


118ein KuKulīt'(2oB) » Festgebäck) sich <strong>aus</strong>bat od« auch Käse (157,207). um es <strong>dem</strong> Freunde auf die Hütung zu bringen od« bei<strong>der</strong> Kiiche abzugeben, od« dieselbe ein andnesmal ihn überden Fluß zu sich herübnlockte, in<strong>dem</strong> sie ihm eine« Käse zeigte,schließlich abn wai es nm ein weißn Stein, odn wie sie ihmzu lohanni mit ähnlichem Tcheize statt eines Käses eine gekochteKllltoffel in die Hand drückte; fteilich fehlen neben den heiternauch die trüben Eiinnemngen nicht, z. B.(Nerfft) 2719.Nate Küla') li^am»',N» rücliju uguuti»';l?« patz A»ulebi nör»ncl»jul7^nnti»n rällläam».Mutt« schlug') das lleine Liebchen.Mit <strong>dem</strong> Kienspan mußt ich leuchten;Weinte selber bittre Thlänen,Wählend ichden Kimspan hin hieltÖd« noch etwas schlimm« in Talisburg:2749. turej», mute Kül»U»uu l2u6awi»';3l»u p»leb2m l2uäa »»«»llßunti»u läclijöt.Vatei hielt, es schlug die Mutt«Meine junge Auseiwählte;das Weinen,Doch mich selbst lam anWählend ich das Feu« hin hielt.Ganz schlimm ging-es in Dondangen Btl. 1430. len»Kül', mute Kül' etc. Vat« schlug, es schlug die Mutt« «.Da gab es eine doppelte Tiacht Schläge und wahlscheinlich beide»mal ungezählte! Ob sie nun bei d« Hütung etwas »«säumt,wofül die Bani»i (Hüt«) nach den Vollslie<strong>dem</strong> oft bitt« zu>) Kult, eigentlich „dleschen".H »Zeigt« das Feu«" d. h. hielt einen biennenden Pergel.


119leidm haben, ist hi« nicht erwähnt, es mag ab« auch sein,daß sie sich allzufrüh als lißa^i»» gefühlt hat, denn öfteis wildes «wähnt, daß kleine, junge meit2» etwa--am Waldiandeauf einen Stein steigen und Bl2lm sleecl singen,damit man sie fül «wachsen hält und die Fiei« heibeireiten:Plächtig4909. klr2wi üleecl mal»» meita«siKK leepu llllnmK;t»ut»B Kumeliņu,Keßlö2ere clileb.»» leltenite».Plächtig singen junge MädchenAuf dci kleinen Linden Rodung,Fieiei satteln schnell das Rößchen,Hoffen, daß (dort) große Schätzchen.Diesei Heizenswunsch, einen Fiei« zu haben, ist jener bneitserfüllt, welche von ihrer Mutter beauftragt, Feuer <strong>aus</strong> <strong>dem</strong>Nachbargesinde zu holen, entgegnete:204. Tut', mämi, «im» bernn»Hl nabnrßn uIUllt;l!» neeemu, mau Kauni»'»,L°nr »NF man» »iaji»'».Sende, Muttn, and« Kin<strong>der</strong>Zu <strong>dem</strong> Nachbar hin nach Feuer;Ich, l'ch) geh' nicht, mir wäis Schande,ja mein Pstügnchm.Dort wächstVielleicht hat die !iß»^i»a allen Gmnd sich voi ihiem»räji»leb zu schämen, wenn es etwa am Tage voih« beimFeunholm zwischen ihnen eine Scene gegeben hat, wie sie ineinem an<strong>der</strong>en Liede geschildeit wild:1305. Xöp» »UFU ar tanteeti,L» p»r lavm ueäömäju;l)»lebu reili t»m eelweeclunßuue» p»F»liti.


120Ich wuchs auf mitsamt <strong>dem</strong> Fiei«,Glaubte nicht, es wäi' d« meine,Manchesmal waif ich (im Zoine)Nach ihm mit <strong>dem</strong> Feueibmnde.„Wie die Alten jungen, so zwitschelten die Jungen" undumgekehit „jung gewohnt, alt gethan," diese lkukite (halberwachsene)od« Krnpite (Krötchen) wild Wohl ihi« Zeit zu eincibär^a meita (streng, herb) herangewachsen sein, die etwa auch vonsich sagen konnte: V. rakltu Kr. 449. Xajäm Kiellu lalparclīju'),H.r cleeweri Karäam»» — Mit den Füßen habe ich denStuhl znscheitnt, in<strong>dem</strong> ich mit <strong>dem</strong> Mannesbwdn mich zankteund die — wenigstens füi eine zeitlang, bis die Hnbigkeit etwadurch die «wachende Liebe gemil<strong>der</strong>t worden,— den Nachbarsburschenkaum begehrenswert «schien, z. B.Tur bitīte» meclu »em?sik»» u»treB letm»lZ;K»!i»i lee^u «sm?L»IF2» mei>2» K2imi»s».Woh« nehmen die Bienchen Honig?Feine Nesseln stehn am Hofzaun;Woh« nehmen die Blüdeichen ein Weib?Heibe Mädchen sind bei den Nachbarn.Das ist ein oft wiedeitehiend« Gedanke, daß die Nmschen anden «eema meita» (Nachbaismädchen) dieses und jenes zu tadelnfinden, es ist ja in d« That schwer alle Tage ein freundlichesGesicht zu zeigen, wie man auch nicht alle Tage im Tonntagsschmuckeinhergehen kann, daher wünschen auch die Mädchen selbstund erbitten es sogar von Gott (ak, veewi», ueclö


121— Ich kann nicht alle Tage schmuck (od« sauber) einhergehm.Freilich ist dieses auch eine von den Bitte«, die Gott bisweilenfreundlich genug ist nicht zu «hören, denn als sich hernach, etwaim Hcibste doch ein Fiei« unt« den aeem» puilebi fand, sagtsie bedauernd:N. 821. X»ut c» bütu linajuliÜ2,imi»s» ar»ji»u,15» but' p»lt»i^»j'lii3obö FaioWenn ich das im vomus wußte.Daß mein Pflüg« bei den Nachbain,Wal ich schön einhelstolzieietDiesen ganzen langen Somm«.Also wie gesagt, bei nähnei Bekanntschaft findet man andm «eem» meita» mancherlei zu tadeln und möchte sich daherlieb« <strong>aus</strong> d« Feme etwas Besseres holen; freilich warnt diebesonnenere Sehwest« den Biudn, n möge nicht »r ue^rölebötuKumeliņu („mit einem Rößchen ohne Leinen") über die Brückefahlen, n möge nicht <strong>aus</strong> dn Feme uelmamu liß»^i»n („einunbekanntes Schätzchen") heimführen (2003), und oft zeigt essich nachher, daß sie Recht hatte, (Büttner 1859); gerne möchtehernach dn Bmdn die <strong>aus</strong> dn Feme Geholte umt<strong>aus</strong>chen gegendie ftühn als „faul" velschmähten xeem» meit»», wenn esnoch möglich wa« z. B. 1203. 1633. 2362:„läln F»jn leew»» »emtn,Mbulßg» I»ilKa» meit'»";„IM düt' uemi», Kaut vvareji»,l^o K2imi»2 ?,ükF»ni."Weit ging ich. ein Weib zu suchen.Weil so faul die Nachbarsmädchen ;Könnt ich nui. die SchweinehiltinNahm' ich geme von <strong>dem</strong> Nachbain;


122aber nun ist n einmal gegen die Nachbaischaft eingenommen,kommt doch auch noch die Nähe dn zukünftigen Schwiegennuttnin Betracht ! Unvermeidlich wäre es dann, daß sein Weibchen beije<strong>der</strong> Gelegenheit (1632) „l^eela mala wai«», l'ek peew2te» r2ucl»


123ledn Vogel, jedes WüimchenJedes hat sein liebes Schätzchm;Ich. ich stattlich gioßn Bursche.Ich allein bin ohne Schätzchen.Wie lang ist dn Sommer, wie lang erst das aanze Lebenohne līF»^i»a (Büttner 1894); wie ein Gesang, wie ein Liedkönnte das Leben sein, aber ohne Schätzchen fehlt <strong>dem</strong> Liede diean<strong>der</strong>e zugehörige Hälfte,A. 65. vleelm» butu, äleelm» butn,ü»ut clleelmai otra pule;beri KamauZ,»,NeKlelebu tai otru puli. —Wohl ein Lied wäi's. ja ein Lied wäl's,Hätt' das Lieddie and« Hälfte;Mit <strong>dem</strong> Braunen vor <strong>dem</strong> SchlittenSuch' ich mil die and« Hälfte.El macht sich also mit o<strong>der</strong> auf seinem Rößchen auf, jenecmde« Hälfte des Liedes zu suchen, wie dn Indn nach dncmdnn Hälfte dn Kugel sucht, die einst duichschnitten in zweiHälften oft mühselig duich die Welt rollt, bis beide Hülsten sichglücklich zusammengefunden.So reitetdenn <strong>der</strong> bäleli»leb auf seinem Rößchen hin<strong>aus</strong>,um an an<strong>der</strong>n Orten nach dn Rechten zu suchen, die ihm vonGott o<strong>der</strong> dn I.aime bestimmt ist. Wohin n kommt, wild erje nach seinem und seines Rößchens Aeußnem mit Spannungund Neugin, von dm Alten mit piüfmdm Augen, von den nochfreien Mädchen mit einem gewissen Herzklopfen betiachtet. jeden»falls wild n vondiesen nicht mehl „baleli»'»", son<strong>der</strong>n „t»u--i»» clel»" odn „t»uteeti»" genannt —„dn Fremde", stehend«Ausdiuck füi Fiei«. — Doch begleiten wii den taut»» cle!»weit« auf seinem Ritt in ftemdes Gebiet zui Niautschau. (974).Das ist freilich leine so leichte Aufgabe, dmn es giebtviele Mädchen, wie ein Lindenwald, den man nicht <strong>aus</strong>hauenlann (89), odn noch poetischer:


124Wer kann823. 3»» w»r nil»8 rīt» l>»iFlueBWaKar» illkaitīt?KaB meitu uolüköt,Kumeļa leäeüam»?alle MoigenstnneAm Abend <strong>aus</strong>zählen?Wn kann sich ein Mädchen <strong>aus</strong>nsehen,(Aus dn Feme), in<strong>dem</strong> « auf <strong>dem</strong> Rücken des Rößchens sitzt.Bis man da die Schönste her<strong>aus</strong>findet , kann man Wohlmanchen Tag reiten, <strong>der</strong> Sonne gleich, die auch vom Morgenbis zum Abend, den ganzen, lieben Tag um den Berg herumsucht(106. 326. 2077).Hat man ein so großes Tagewerk vor, dann gilt es natürlichauch, sich am Morgen früh mit <strong>der</strong> Sonne zugleich aufzumachen,od« noch früh«, um beim Vorbeireiten in dieses und jenesGesinde einen Blick zu weifen und zu sehen, ob die MädchenLangschläfeiinnen sind odn früh an die Aibeit gehen.Öd«1. LiKlob' I»iä' Kumeļi»'l?ar tautit' »tmatam,I^ai »trocl t»ut' meit'V?el ßul»m, ve m»lam U. f. w.Tiab' Rößchen schnellen SchrittesDulch all die fiemden Tiiften,Daß ich noch das fremde MägdleinFind' im Schlaf und nicht beim Mahlwnk.291 u. 1466. Kaut »traltu tautu meituLalajäm Kaji»»m.Öd« atraclu tautu meituKamalnlebu lijajöt.(V. «. Kr. 463.)


125Ob ich wohl das MägdeleinFinde noch mit bloßen Füßen.Öd« Schon fand ich das MägdeleinSiebend, was es ftüh gemahlen.Das ist ganz <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Leben gegnffen, was ich duich einBeispiel belegen kann. Ein mil bekannt« Witt heiratete einewohlgeschulte Wiitstocht«; dnselbe sagte, als « zum «sienmaleuneiwllltet m das betreffende Gesinde eingeritten sei, habe «dieselbe m einfachstem Anzüge eifrigst m dci Wirtschaft an <strong>der</strong>Klete herumhantierend gefunden, da habe ihm das Herz vorFreude im Leibe gelacht!Freilich nicht imm« trifft es sich so gut, manches Mädchensingt:52 (345). „UiFla, mizla, leela r»l»,1» m»ll I»bi ueclalij»:W^la taut»» K»j»8N»l» »li» uomalßaja."Nebel, Nebel, staikei Tau,Keine Wohlthat wm « mil.Im Moigennebel haben sich»v?»,die F«i« auf den Weggemacht (eig. „sich die Füße bekleidet").das Gesicht gewaschen.Im Moigmtau sichManche Langschlüfenn Wild erst durch das Gebell <strong>der</strong> Hunde(1749), die von jenseit <strong>der</strong> Dünn Fiein <strong>aus</strong> Riga ankündigen,odn durch den wachsamen Hahn des Nachbaihofes geweckt:568. Kur te«eji, tu, gailīti,Hi tö K»nl» äe^uui»'?„2eem»i teku meit»» «elt,Ueit»i plexineeki."Wohin läufst du Hähnchen,Mit <strong>dem</strong> knöchernen Naschen?.Lauf' ins Doif die Mädchen wecken,Fiein leiten nach <strong>dem</strong> Mägdlein."


126Aber nicht immer ist ein solch' fteundlichei Wamn bei dnHand, mancher t»ut»B sei» kann hernach berichten:3019. Wel »traäu tautu meitu Noch fand ich das Mägdlein>V»K»reju Fulumi»u Im Schlaf vom Abend hn.d. h. sie hatte die ganze Nacht hindurch fest geschlafen, ohne dasVieh zu bePflegen; so eilmnt dn Fiein, daß nicht nm in seinerNachbarschaft, sondnn auch andnweitig „faule" Mädchen zufinden sind.Doch diesen VoiwUlf <strong>der</strong> Faulheit odn an<strong>der</strong>n Tadel seitensdes t»ut»B


127dahn. wenn sogar diese Arbeit mit Gesang gethan wurde, dalohnt es sich wohl anzuhalten und <strong>dem</strong> Gesänge zu l<strong>aus</strong>chen.154. kütij' l»^n Kumeli»uU»lt»^ite»IfoKI»ulö», uor»u^ö»,K5aar Leema «Ilelteiuīte»Ich ließ mein Rößlein lastenHintn dci Mahlkamm«;Ich hoichte hin und schaute <strong>aus</strong>.Was die Doif-Mägdlein treiben.248. lautu üel» KlaulH»»Naltamte» pak»l»;N»te clleecl »r meitüm,I^eclleecl ta^v» lī^av^i»»! ?Fieiei l<strong>aus</strong>chte.Hintn dci Mahltammn;Muttel singt mit den Töchtern.Singt nicht auch dein Liebchen?Sollte er vielleicht hin die cmdne Hälfte des Liedes finden,nach welchn n suchte? Jedenfalls l<strong>aus</strong>cht « von seinem Rößchen<strong>aus</strong> mit Wohlgefallen <strong>dem</strong> frischen Gesänge, welch« <strong>aus</strong> <strong>der</strong>Mahlkamm« an sein Ohr klingt.640. Kölebi äleecl Kaunas meita»Laltai muru iltabai;Kacl salstu Klātu tapt,Im lükötu lī^a^i»«.Lieblich singen junge MädchenIn d« weißgetünchtm Stube;Könnt'ich dort nm hingelangen,Doit wohl wählt' ich mil ein Liebchen.


128Zu so früh« Morgenstunde, wo jeglicher mit sein« Aibeitbeschäftigt ist, winde « wohl kaum ein willkommen« Gast sein;n fühlt dcch« sein Rößchen in das nahe gelegene Wäldchen, umeinen gelegeneien Zeitpunkt abzuwalten, und das Glück ist ihmgünstig: nach einig« Zeit tritt die tautu meita <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> H<strong>aus</strong>e,um im Galten zu jäten; schnell schwingt « sich in die Aesteeines Eichbaumes und, selbst ungesehen, kann « sie nun ungestöltbei ihl« Arbeit beobachten, cl. 990 und 1064.N» reälHu tautu meitu,M2ui uereäleM.L» ölöl» xali»»,M»» rölebu ämli»».Ich «blickte Wohl das Mägdlein.Doch das Mägdlein sah mich nicht;Wählend sic im Rosengalten.Wai ich auf dei Eiche Wipfel.Wie ein (lkailta rölite) liebliches Röschen erscheint sieihm (317, 336 «.), und imm« lebhaft« wird <strong>der</strong> Wunsch siekennen zu lernen. Er verwun<strong>der</strong>t sich selbst darüber, daß er siebisher nie «blickt hat; ist das hübsche Mädchen in <strong>der</strong> Kleteod« gar auf <strong>dem</strong> Grunde <strong>der</strong> Aussteuerlade veiborgen aufge»wachsen (127), so fragt er. Hernach giebt sie selbst ihm dieAntwort:710. K8Ulanen pee m»mi»»8K»lK»r>' rölebu clarli»».Bin bei Mütterlein gewachsenIm Galten unt« roten Rosen.Leicht findet sich irgend ein Vorwand, « läßt sein Rößchenim Schatten des Wäldchens und geht, um wenig« aufzufallen,zu Fuß in das Gesinde, einem Rate gemäß, den manche Mutter<strong>dem</strong> ihr selbst «wünschten F«i« heimlich «teilt, wohl wissend,daß einem un«waitetm, noch gleichgillige» Fremden gegenüberdas bei d« gewohnten Arbeit beschäftigte Mädchen unbefangen«entgegentreten und daher einen günstigeien Eindruck machen wird,als wenn sie im Schmuck auf dm in Aussicht gestellten Frei«gewartet Hütte.


129(432. 1171. 905.) ?»ti, pati meitu m»teU»u peecle??» p»clömi»u:„Kesu birle Kumeli»n,lläx Kajäm leti»»,I.»i lebkeet tewi «cl» xviiu,Ife meiti»u lūkotāju."Selb« gab des Mägdleins Mutt«Mii dazu dm guten Ratschlag:„Laß das Rößchen bei den Biilm.Nah' zu Fuß dich <strong>dem</strong> Gehöfte,Daß man meint, du seist ein Wandi«,Und nicht ahnt, wonach du <strong>aus</strong>sch<strong>aus</strong>t."(Wörtlich: „daß man dich hält für einen Wan<strong>der</strong>er und nicht füreinen, <strong>der</strong> nach Mädchen <strong>aus</strong>schaut.)So tritt « dann hinein in's H<strong>aus</strong> und findet wied«zu sein« Fleude die Fleißige mit d« Mutt« zusammen bei <strong>der</strong>Arbeit. „ . .^.. .-..Lei? tailuibu tautu clel»,Kur tu maui uölüKHi?„?ee mämi»a» ilt»b»iOm»lKu linu »uclekl2i."Lieb« Schatz, sag' mii in WllhiheitWo denn hast du mich cito«n?„Bei d« Mutt« in <strong>der</strong> Swbe.Als du feines Linnen webtest."Manche Mutter ab« bewacht und behütet eifnsüchtig ihreTöchtn voi den Freiem, läßt sie nm in <strong>der</strong> verschlossenen Kleteschlafen, mögen denn auch die t»utu äeli mit Luchsnägeln (clurwi»lkiapit) an den Thmen tlatzm, hinein kommen sie doch nicht(237), auch am Tage läßt sie die Töchtn nicht <strong>aus</strong> den Augen.Da muß denn schon einmal ein glückliche! Zufall helfen, wiejenem Fiein, dci sich votsolglich die Taschen mit Nüssen gefüllthatte, um eine Handvoll <strong>dem</strong> Mädchen,zu geben.zwei Handvoll dn Mutter


130Wilknes 61.Kamēr matē reekltu» Köüa,Ku»i peeuu illaknlebi;Kamēr māte ln»u» Kūla,X» meiti»u nolūkoju.Wählend Nüsse knackt die Muttn.Leckten Hunde <strong>aus</strong> den Milchtopf;Wählend sie nun schlug die Hunde,Hab mein Mägdlein ich «ko«n.Die I^aime meint es offenbar gut mit beiden, denn dasWohlgefallen ist ein gegenseitiges, und so kann sie hernach singen:13.L» 2imcii»n uöaäijn, Einmal Hab' ich Maß genommen,mericlam»; Und ich stnckt'darnach dieHandschuh';K» tanteeti nolūkoju Einmal Hab' ich ihn gesehen,re6leä»m» .Und ich wüßt': das ist d« Meine.Ohne Veilegenheit geht es dabei natüilich füi das Mädchennicht ab bei <strong>dem</strong> im Heizen aufsteigenden Gedanken, das könnted« Rechte sein.Kl. 786.M peelmkn Kä bl-üKleuelautu äelu üllkatöt;1»8 bu» mau» aiäjinleb,Nan» maile» äe^eji»leb!Rot waid ich wie eine Stnckbeei',Als ich hinschaut' <strong>aus</strong> den F«i«;Dies« wild einst sein mein Pflügn.Dieser mich mit Vrod vnsorgen.Und auch noch, als n das Gesinde vnlassend hinhört, wiespncht. ist sie voll Bnlcgenheit:sie mit den An<strong>der</strong>nHl. 785. vee^i», lila» m»u Kult —Ka» ballti» Klauly»».Ach, mein Gott, mein Hnz vergeht mir,Wenn ich dent', wn jetzt mir l<strong>aus</strong>chet.


131In seinem Ohl abn klingt, auch nach<strong>dem</strong> n auf seinemRößchen den Heimweg angetieten, des Mädchens Stimme nochnach, und n dentt:H. U. 87. K» irbīte t»ntn meit»,lV,aKltiF»I»BWie ein Rebhuhn ist das Mädchen,Nachtigallenstimme hat sie.Flohen Heizens, voll hoffnungsfteudign Zutunftsgedantm«itet ei seinem heimatlichen Gefinde zu.So glücklich freilich trifft es nicht jedn; manch« leitet amMoigen mit d« festen Zuveisicht <strong>aus</strong>, ei w«de in <strong>der</strong> Fremdeunvergleichlich bessere Mädchen finden als in d« Nachbarschaft;ab« waren die Eindrücke, die er am Molgen empfangen, keine«fteulichen, so auch nicht die, welche « am Mittag und Abendgewann. Als « zui Mittagszeit in ein Gesinde einleitet, fährtdie Iiß»vn»» <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Schlaf und ruft d« Schwägerin zu:2348. ?»ut»» M, lerne rīb,K» Fuleju üeeu»» wiclu,slep', mkrlebi»', mann K»uun,S»K' rollte» l»^ejöt.Fiein «iten, Elde diöhnet.Ich lieg' noch im Mittagsschlafe;Schwägerin,verhüll' die Schande,Sag', daß ich die Rosen jäte.Nun trotz solcher Ausreden wird <strong>der</strong> Freier wohl selbst ge»sehen haben, daß nicht die Sonne schuld wm an dn Röte ihmWangen, und nicht die Zweige im Gülten ihr Haar in Un»oidnung gebiacht hatten, und als n am Abend wiedn voiübn»kam und die Dunkelheit benutzend bis halt an das Fenstn hnan»litt, da konnte n höien, wie eine die andne beim Spinnen n»mahnte:


1321451. llet »«i» Freeltö»,I^ai meeF» neu»«»k»Ku!u werpjot.Schau nach oben zur Lage,Daß <strong>der</strong> Schlaf dich nicht überkommtBeim Hedespinnen.Abel trotz des Mittogsschlafes und tiotz dieses bewähltenH<strong>aus</strong>mittels sielen ihl die Augen zu, so daß die Muttn odnSchwefln zum äußnsten Schieckmittel greifen mußte mit <strong>der</strong>Mahnung:909. !lelu»uleb»t n»K»r»,L» reälejn »ilBtilli ltaw»m Kumeli»u.Schlafet Mädchen nicht am Abend,Denn ich sah, daß an dn PfoiteStill (und heimlich) stand ein Rößchen.odn gmLtr. 408. K» l»Kn, mali»»»,Ifeluaulebat wakari»»;l»utu


1945. lauteet» m»n ß»r»m M»,baM'B lükötee»;veew», clöcl ueäadüt,!^»Kt pee mani» atpakaļ.Mil vorüber litt dci F«i«,anzusehen;133Ritt die ReicheGott, laß ihn vergeblich reiten,Daß zunick zu mir « kehle.Schnell« als sie es zu hoffen wagte, «füllt sich ihl Wunsch;d« Ersehnte ist bereits auf <strong>dem</strong> Heimwege; mit an<strong>der</strong>n Augenwird n nun die -eem» meita» anschauen und vielleicht baldzui vollen Ellenntnis gelangen, daß n seine Spoien und Stiefel(uep»teeli üelsej») unnütz abgcbmucht auf <strong>dem</strong> Ritt in dieFeme, da n in dn Nähe das hätte finden können, was nbiauchte, cl. (1628. 458) und1610. l»!u lweeclu »bölinu.lep»t Kiit» leiji»»;lalu lee'va» »emM,lepat »u»;» uübur^ö».Weithin schleu<strong>der</strong>t ich den Apfel,Doch ganz nah fiel er zur Erde;Weit ritt ich ein Weib zu suchen,Doch hieiselbst wuchs sie beim Nachbar.Ab« mag nun dn Ritt auf die Biautschau jenen odndiesen Erfolg gehabt haben, es ist doch erst <strong>der</strong> erste Schrittgethan, denn mag auch beim Mädchen die Neigung «wacht sein,so schnell ngiebt sie sich nicht <strong>dem</strong> eisten Wnben, denn dasweiß jedes Mädchen: das Leichteiwoibenc wild geling geachtet!Noch liegt dn ganze Somm« voi ihnen, manch« Oit, mancheGelegenheit muß zum Zusammenkommen und näheien Kennen»leinen benutzt weiden; noch ist Zeit zum Prüfen und zumWählen, bevor das bindende Wort gesprochen ist.


1343. Aenßere Momente de« Verkehr«.Die Anlässe zum Verkehr bei<strong>der</strong> Geschlecht« mit einan<strong>der</strong>sind mannigfaltige, an welchen Orten wir ab« auch mit dmt»utu meita» und den tautu cleli zusammentreffen mögen, überallwird unsn Blick zuerst auf die äußere Erscheinung bei<strong>der</strong> fallen.Eine Tiachtenschildnung gehört natürlich nicht in den Rahmendies« Arbeit, nur weniges beson<strong>der</strong>s in die Augen Fallende willich erwähnen. Der Wunsch sich zu schmücken mit Allem, wasdazu irgend geeignet «scheint, von den unter den Strahlen <strong>der</strong>Sonne aufgeblühten Blumen des Feldes bis zu den <strong>aus</strong> dmdunkeln liefen <strong>der</strong>Eide heiaufgeholten, in geheimnisvollem Glänzeschimmelnden Metallen und Edelsteinen, ist allen Mädchen gemeinsam,welchen Standes sie auch sein mögen; ganz besondeis lebhaft«gt und bethätigt sich dies« Wunsch natmlich zu d« Zeit,wenn die Augen dci jungen Mann« auf sie sich zu lichten beginnen.Jen« allgemeine, dies« specielle Wunsch ist auch infolgenden <strong>lettischen</strong> Liedeichen <strong>aus</strong>gedmckt:2460. kulebko m»vi, m»mulite,Ne äi^' reite» bülobn;Ne »bele ueleedej»Hin' reit" b»lti i»/al»r3.Schmücke mich, o liebe Mutt«,Jung sein w«d' ich ja nicht zweimal;Blüht doch auch das ApfelbäumehenNicht zweimal in einem Sommei,In einem an<strong>der</strong>n Liede (1068) bittet die Tocht«, die Muttermöge ihr das Haar kämmen und den mit Flittemverzieren, denn:Lītu M» tri» tanteelebiIl»u »ußnmu lükötee».Moigen «iten hn d«i Fiein;Meine Schönheit (wöitl. meinen Wuchs) zu beschauen.


135Auf den Kopfschmuck, dm wuide von Seiten dnMädchen das Hcmptaugenmnk gelichtet, <strong>der</strong>selbe ist <strong>aus</strong> Metall(1083) od« Zeug (1135) mit Perlen (39, 23, 50) und Gold-Flittem (247, 947, 1078) und bunten Bän<strong>der</strong>n (247, 1135)verziert o<strong>der</strong> mit rotem Wollengarn <strong>aus</strong>genäht (2831),od« <strong>aus</strong>Zweighollund« und Zinn (14) 2c.: häufig wird <strong>der</strong> künstliche«setzt duich einen Kianz <strong>aus</strong> natürlichen Blumen, z. B.Haidckraut (3), Haselnußblütm (17), Rosen (100) «. Ausgeschlossensind nm Apfelblüten, weil dieselben bald wie Thlänenfallen (Aion 514) und Espen (Amn 515), weil die Stimme d«Tlägenn zittern wüide beim Gespiäch mit <strong>dem</strong> Fiei«. Doppeltbeachten und behüten alle diesen Schmuck, ist es doch vielleicht<strong>der</strong> letzte Somm«, daß dieses Ehienzeichen den Kopf des Mädchensschmücken daif, dah« singt sie:1078 (e1.947). Kpölebi baltu c» uoberluO»?m lilu (»l.sebi pecliza walari»»,man lpolebu valkājot.Li^Glänzend Hab' ich abgeriebenMein (mctallncs) Flitteikrönchm,Ist es doch mein letzter Sommer,Glänzend rein muß ich es tragen.Wer auf den vsai»»K» blickt, sieht ab« auch auf die Haare,dah« heißt es:395. sk»ili»3 meit»» uel1u»(/),-»»K»,K 5il lervi il


136(Ltr. 619) 1075. m»li»' balta» Küj2»,Gebell' lpölebu !11l K»j»m »lli» met»He ul lpolebaNimm, o Schwest«, weiße Strümpfe,Reib'Und: 197.nicht blank das (nz'ne) Klönchm!Auf die Füße schaut das Auge,Nicht so fehl auf's blanke Kiönchcn.m»li, Blilebi Kaja«,zlilebak'!I^üKa» tauta» ul Kajäm,lex ul»NFUmi»u.Kleide schmuck den Fuß, o Schwester,Gürte schmucker noch den Gürtel!Auf den Fuß erst schau'n die Fiein,Dann auf die Gestalt im Ganzen.Also duichweg sauber und leinlich, oldentlich und schmuckmuß die Kleidung sein. Besondns nwähnt wild <strong>aus</strong> Setzen:171. balt»» Käj»Bkee melleem liuärakeem.Weiße Strümpfe nahm ichZum schwarzen Rocke.(Zirau) 760.sīku līluLtißKm lebutnEin kleines Flittnlrönchm,Ein mit Ranken besticktes Wolltuch.Dazu noch eine mehl odn weniger kostbareSpange, Breze(-- la^t«) zum Zusammenhalten des Tuches, dann kann manwohl alles in allem genommen sagen:Läl, Xu lkailta t»ntn meit»,seleb »beln aallina;Aella» Kurpe», b»lt»8 leke»,s2lk2u» rölebu


Sieh doch an das schöne Mädchen,Wie es sitzt im Apfelglllten;Schmalze Schuhe, weiße Strümpfe,Und dn Kicmz von loten Rosen.Fieilich fällt ein solches Zulschautmgen von Schmuck undsaubeiei Kleidung auch an<strong>der</strong>n auf, als denen, fül dnen Augenes zunächst bestimmt wai.Aron. 822. Mli laucli» to tei?2„^2utu clel pulebko^a»".Einig warm alle Leute:„Schmückt sich nur <strong>der</strong> F«in wegen".Nun mögen die Leute «den, was sie wollen, wenn nur dnZweck, <strong>dem</strong> tautu äel» zu gefallen, nieicht wild, und wie solltedieser nicht eneicht weiden, hat doch auch dn tautu clel» Augeund Sinn füi kleidsame Tracht und lebhafte Farben. So schaut<strong>der</strong> eine auf den prächtigen Kopsschmuck (ralebeu»eines Waisenmädchens und läßt sich dadmch zum Glauben »er«leiten, dasselbe sei eine Boja«ntochtn(1093), wiedn eine cmde«(uetiknli matē» meita--- ein untüchtiges Mädchen) schmückt sichmit <strong>dem</strong> von dn Muttn vtlfeitigten feinbunten Gewebe, unddn Elfolg bleibt nicht <strong>aus</strong>, denn:1275. „8iK»8 r»ib»B t»» peekräp»r»leb»nu te^» clelu."„Fein-bunte WollmtüchnTäuschten selbst den schmucksten Buischm."Doch nicht allein die netikuli mute» meit» verdeckt ihreUnliebmswüidigleit untn faibenbuntn Hülle, äußnn Schmuckdient auch dazu innne Vmzüge in fteundlichnem Gewände zmElscheinung zu biingen.280. N»te» meit» pulebkoj»»,I'autu äel» rauälijä»;Aate» meita puru claralauteet» »u6le Kumeliņu.137


138(Sorgsam) schmücket sichGnne schaut auf sie <strong>der</strong> Fiein;Mägdlein mehret seinen Biautschatz,Fiein zieht das Rößchen auf.das Mägdlein,Natürlich genügt es nicht, daß dn t»utu clel» mit Wohlgefallenauf das geschmückte Mädchen hinschaut, er muß auchdllmach streben, ihi zunächst auch dmch seine Erscheinung einengünstigen Eindruck zu machen,abn wie gering sinddie Mittel,die ihm da zm Verfügung stehen. Erwähnt werden etwa baltilwarki (285) <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Wolmatfchm Gegend, brüui lwärki (350)als Staatsrock zum Ritt auf die F«ie und zum Gang m dieKiiche <strong>aus</strong> Palzmai und manchen andeien <strong>Gebiete</strong>n, etwa nochdazu ein seiden« Gültel (Aion 536), ein mit Vän<strong>dem</strong> geschmückt«Hut (138. 338 «.) und dcigleichm; ab« alles dieses, beson<strong>der</strong>sauch die <strong>dem</strong> Mädchmliänzlein entsprechend an den Hut gehängtenBand« machen wenig Eindruck, wenigstens auf die Sängen« desfolgenden Liedes:138. lautu «lēli» mani» äel!lautem Kara «epulīti;L» ar law»He ß»l^i»u nep»ßreelu.Meinethalben hängt <strong>der</strong> FreierBunte Band« an sein Hütchen;Ich mit lneinem kleinen KlänzleinKeh« nicht nach ihm mein Köpfchen.Auch manches Andeic geschieht in Nachahmung des Vol»bildes, das die Mädchen gegeben. Elwähnten wil z. B. vorhindie Pflege des Haares bei dm Mädchen, so lautet die zweiteHälfte jmes Liedes:395. lapat aar» pakal»vilebanee te^n cleü:?irk» elji, m»iF2 BalwuI^ai m»ti»i lpißulö.


Also machm's ihnen nachWie<strong>der</strong>um die stolzen BurscheKaufen Oel, den Kopf zu salben,Daß die Haare hell erglänzen.139Einen besseren Eindruck dagegen als <strong>der</strong> mit Bän<strong>der</strong>n geschmücktenHut macht jedenfalls die L»u»u «epurīte (Maid«>mutze), die, wie es scheint, zu dm notwendigen Requisiten einesauf Flcielsfüßen wandelnden jungen Mannes gehölte, denn siewild auß«oidentlich häufig gnade in Veibindung mit <strong>dem</strong> Fiei««wähnt, ist es doch ein häufig in mancherlei Variationen wie<strong>der</strong>»kehrendes Bild, das den Frei« als Jäger, das Mädchen alsMar<strong>der</strong>, Eichhorn u. f. w. «scheinen läßt, wie z. B.231. sebup», e^le, tö ü»umti,lur bü» M2U» lepuiite;HuKle mute tö meiti»u,I°Ul bÜB M2U2 ÜB»>vi»».Tanne, schaufle du den Mmd«,Daß ich mil die Mütze hole;Mutt«, wiege du das Mägdlein,Daß ich mii ein Bläutchen hole.W« sich die Mal<strong>der</strong>mütze noch nicht geholt hat, d« hatgewissnmaßen auch noch kein Recht eine li^a^i»» zu begeh««,daher geiiet jm« Fieiei ohne Maid«mütze in so peinlicheVerlegenheit:5433. ?retīm n2?2 meitu mkteI^ülebn »clv K»leböli»u;K 3BlibHu bilcliuat,Ha^ man ilau»u xepunte».Nīz3 pilklebu p»w»8 lp»I^a»,DauxKa «»u»u «epuliti.


140Kamentgegen Mägdleins MutterMit <strong>dem</strong> Pelz vom Fell des Luchses;Ich zwar wollte mit ihr «dm.Doch mil fehlt' die Maid«mütze.W«d' in Riga Pfauenfe<strong>der</strong>n,Mardelmütz' in Danzig kaufen.Ab« dies« etwas ängstliche junge Mann hätte wohl mitsein« Mllrdnmütze in Gegmwlllt <strong>der</strong> ihn so einschüchterndenkünftigen Schwiegermutter leine sehr stattliche Figur gemacht,dm«:264. N» paliuu tö pnilīti,K»8 »em» lee^vu lebömäeu'.--11l »^īm «epur' m»u2,?»lemĪFi lauälij»».Wohl nlenne ich den Vmfchen.Dn im Hnbst ein Weib will nehmen:Zieht die Mütze übn's AugeGanz <strong>dem</strong>ütig sieht n <strong>aus</strong>.Ziemlich unbedingt konnte in ftühnei Zeit, wenigstens aufeinen bewundnnden, annlmnendm Blick dnjenige rechnen, <strong>der</strong>in Stiefeln einherstolzieren, odn gar sich den Luzus gestattenkonnte sie beim Mähen zu tragen. B»b»Ksti planēji«. Mäh«in Stiefeln, werden oft mit ein« gewissen Bewun<strong>der</strong>ung genannt(z. B. 46 «.), neben den Stiefeln finden auch Sporen oft Er»wähnung. sogar goldene, ab« es ist wohl «laubt in Bezug aufdiese goldenen Svo«n einen gewissen Verdacht zu hegen, da siebisweilen unter den v«lo«nen Sachen genannt w«den,z. B. 338:U»u uökrita lelt» peelobi,HppnlebKöt» «epnrite;K»z, göäißi». mato» meit»,?»äöä manu Lepurīti.


Goldne Spoien fielen ab miiUnd die schön geschmückte Mütze;141Seid ihi eh«nw«te Mädchen,Reichet mii die Mütze hn.Also auf ein Wiedeifinden d« goldnen Spoien scheint ei selbstnicht einmal zu rechnen.Die Sporen ab« führen uns auf das Rößchen. Was d«taut»» meit» <strong>der</strong> püri»leb (die Aussteueilade),das ist <strong>dem</strong> t»uta»äel» sein Kumeli»leb (Rößchen). nämlich ein Gegenstandjahrelang«, folgfältigei Albeit und Pflege; kann doch we<strong>der</strong> einetauta» meita ohne püri»leb noch ein taut»» äel» ohne Kume-Imleb. an's Heiraten denken. Ist doch ein munteres «ohlgepfiegtesRößchen ein Hauptmittel, um vol den Augen d« Mädchen stattlichzu «scheinen, daher sagt ei zu seinem Rößchen:4698. Kumeli»i, Knmeli»i,1u mau Föcla


142Da hat <strong>der</strong> Reit« die Mütze v«lo«n (4652) od« ist gai selbst hembgefallen;fast ebenso schlimm ist es auch, wenn das Rößchen im «chtenAugenblick gmnicht in Trab zu bringen ist, dann wild ihm zmElmuntemng ganz besondels eindringlich und flehend mit Liebkosungenzugendet (4717), o<strong>der</strong>4621. Kumeļi»»F»lnn Bl»uän,I.»i t»8 m»vi 6»i!i nel»,I^»i ta» maui äaili nel2,6aram meitu müji»2m.Rößchens Kopf Hab ich gestreichelt.Daß es schön mich möge tragen,Daß es schön mich möge tragen,An des Liebchens H<strong>aus</strong> vorüb«.O<strong>der</strong> es wild in solch' liitischem Augenblicke, wo alles vomguten Willen des Rößchens abhängt, an genossene Wohlthaten«innttt:U. 396. lesi, teai, Kumeļi»,Kseeij löln» lkaitiäam»;Waj c» te^ aula» clewnla lkaiticlam»?Laufe, laufe, liebes Rößchen,Gehe nicht die Schnitt zählend;Habe ich beim HafeigebenKorn fül Korn dir zugezählet?Doch üb« das Rößchen ließe sich allein — in andeim Zu»sammmhange — ein ganzes Kapitel schreiben ; daher «wähneich hi« nur noch, daß <strong>der</strong> tautu äel» sein Rößchen ebenso sorg»fältig, ja noch mehr als sich selbst her<strong>aus</strong>geputzt, z. B.4688. ruīlit» la^u KumeliņuK» pnkīt' äarinaj';secl' puilīt» Kumel»K» meiti»»


144Ein undeiesmal tlifft es sich blos zufällig so, daß gemdewählend « zu ein« Fahlt sein Rößchen einspannt. « die liA»-wi»a «blickt:Lalta, balta meita tek2aul lalö preeäuläju;Füälu, Mālu, lteiäln, lteiälu,LalilKalilebn Kumeli»u.voä', veewi»', pauäkt,gabalu vilināt.Sieh, mein weißes Mägdlein eiletDuich den glünen Fichtenwald.Eilig spannich an das Rößchen,Eilig, lasch das weißgcmähnte.Hilf, mir, Gott, sie einzuholen.Ein Stück Wegs mit ihl zu fahimIst die mehi eine Freude für den Winter, sobietet das Rößchen auch für den Sommer mancherlei Anlaß zuAufmeltsamleiten. z. B. wild d« Rosengarten aufgepflügt.In einem Liede berichtet eine Schwester üb« ihren Bru<strong>der</strong><strong>der</strong> Mutter:363. leela, teela, mümnli»»,1,8 meloti, uemelöj';L»li»leb »em» tautu meitu8»w» lil»ra pakala.Recht wohl hast Du. liebe Mutt«,Lügen will die Zunge nicht;Auf das Rößchen nahm d« Bind«Hinter sich das liebe Schätzchm.Dieses Lied ist so zu velstehm: In d« Zeit des Geholchsmußten zu den velschiedenen Feldaibeiten von den GesindenMägde, Jungen mit <strong>dem</strong> nöthigen Fuhlwtlk gestellt wnden.Nach dci Nibeit des Tages wm es dann am Abend ein beliebtesVergnügen die Pfeide auf den Weideplatz hin<strong>aus</strong>zutieiben


145und dabei nahm häufig dn Junge seine Ausnwählte hintn sichauf das Pfnd, um dann mit ihr, falls sie dazu geneigt wa«,auch noch weitn den Abend zu genießen. Zur Nachthütungreiten hieß pee^ul» M. Das Wolt pee^ul» (Beilagn) hatja eine doppelte Bedeutung und stellt ja auch die Schatten» undNachtseite im Vnkeh« dn Ledigen <strong>aus</strong> beiden Geschlechtein dar.Es scheint wohl, daß srühn in dieser Beziehung schlimme« Vn»Hältnisse im Allgemeinen gehenscht haben, als heutzutage; außeran<strong>der</strong>n Gründen vielleicht auch deshalb, weil es früh« üblichgewesen zu sein scheint, daß auch Mädchen —abgesehen vondiesem Hin<strong>aus</strong>leiten mit den ledigen Burschen — ex olseiodie Pflicht d« Nachthütung mit übelnehmen mußten, wenigstenswiid die Nachthütung in solchem Sinne oft «wähnt z. V. vnspiichtd« Brud« in einem Liede sein« Sehwest« ein schönesKissen zui Aussteu« fül die gute von ihi geleistete Nachthütung,im ähnlichen Sinne ist auch folgendes Lied zu veistehen.27. I^»bi m2ui m»te m»22,?eeFul» waäiäam»:Lü» puilebam pliki «irlt,Neclöt lawa» miiauīte».Weislich lehiet mich die Mutter,Mich zm Nachthut <strong>aus</strong>geleitend:Gieb <strong>dem</strong> Bmschen an die Oh«n,Dccl" ihn nicht mit Dein« Decke.Abn nicht jede befolgt solche Mahnung, häufig tritt dieVersuchung an sie hnan, und bald ist dn Fehltritt begangen.Dem häufigen Vorkommnis entsprechend wird auch in den Lie»<strong>dem</strong> desselben oft Erwähnung gethcm, bisweilen in PoettscherEinkleidung :924. Lerli»leb I»p»8 äariuäj»,K» ä»liuu waill»äli»n;s»lr>» Köä» berlu l»p»»,l'auteet» manu N2iu»äli»n.


146Biite ließ die Blätter sprießen.wand;Als ich mir das KlänzleinFiost zeistölt die Niitenblättei,Und d« Bursche nahm den Kicmzmir(cl. auch Vai. 1386.)Odei 621. lev?i»leb m»uim grüt' ä»lij»?»r berui»eem;sebüpulileb» Kurti «irt»!fövv»6i»a mali»ai;Hljüj' taut»» p2lnöw2äu!fö»em manu !Schwei« als den an<strong>der</strong>n Kin<strong>der</strong>nWaid vom Vat« mii's beschieden;An des Doifgebietes(Ulmarm).GienzeHolt « mil die Wiegenstange;H« von diüben reiten BmschenNehmen mil mein Ehlmliänzlein!Ab« weil die Versuchung so oft in locken<strong>der</strong> Weisean dieMädchen herantritt, werden dieselben auch auf das Ernstlichsteund Eindringlichste davor gewarnt, den Bmschen zu tmum:A. M. 1006. 0lab», meiti», pati Böäu,kuil'» p»r uebeä»;kuil» pal Aöclu uebeä»,kuilebam xau»n cepurīte.Wahre. Tochter, selbst die Eh«,Nicht wahrt deine Ehr' <strong>der</strong> Jüngling;Nicht wahrt deine Ehr' <strong>der</strong> Jüngling,Mai<strong>der</strong>mütze ist sein Kopfschmuck,cl. auch Biel. 390.Mit dn schönsten Blume wild die Madchmeh« vnglichm:312. BK»ilta pnke Kalna au^,lkailtäka leiM»;sk»ilt» puke «epultz,>Vel lkailtak»


147Schön wächstSchönn noch wächst sie im Thale;Schmückt die Blume schön die Mütze,Schönn noch steht sie im Kianze.auf <strong>dem</strong> Bng die Blume,Dahn wnden auch die Bmschen ermahnt <strong>dem</strong> Mädchenden Kranz nicht abzureißen, denn lange, lange hat sie suchenmüssen, bis sie die Blüten zusammengelesen; cl. 118, 160 undan<strong>der</strong>e; auch sie selbst hütet ihn sorgsam:2262. Ta BlabajuK» lillui»u »löte;reäleju äalebu I»buLel ßoäi»» uö»emc»t.Wie das Hnz in meinem Busen,Also hüte ich mein Klänzlein;Denn schon sah' ich, wie manch' KlänzleinWaid mit Schande abgenommen.Dieser Vorsatz wird von Seiten des Mädchens auch infolgen<strong>der</strong> hübscher poetischer Form <strong>aus</strong>gesprochen:790. samiluli upe tek,Bamiluli I)»Uß»?fi»»;B»milulebi mau' br»!ilebi,K» es ilßilfel»mil»t, M» br»lilobi,K» c» il^i 7v»i»»K»;!fel»mil»t, M» br»lilebi,L» K»uu» ueä2rilebu.Hr «3 uel»lebuB»^vu liluB»>vu laiku ee^v» leeä,8»v?n l»iku »belite;B»wu laiku c» uelälebu6öäam la>vu


148Ganz vndlossen fließt das Bächlein,Ganz vndlossen fließt die Düna;Ganz vndlossen sind die Bmd«,Daß so lang den Kmnz ich tmge.„Nicht vndneß' euch das, ihr Bmd«,Daß so lang den Kmnz ich tmge;Nicht veldiieß' euch das, ihl Bmd«,Schande w«d' ich euch nicht machen.Will mein schmuckes Ehlmliänzlein,Trag' ich's, auch in Ehren tragen;Seine Zeit nm blüht d« Faulbaum,Ihre Zeit hat Apfelblüte;Meine Zeit will ich auch tragenMeinen Ehientianz in Ehren."Es läßt sich nicht leugnen, daß nicht alle Mädchen dies«gleichen, und gm manche leicht bneit ist, ihl Klänzlein <strong>dem</strong>Bmschen zu übellassen, damit « mit den Blüten seine Mützeschmücke, bis « sie ihl« übeidmssig bei Seite Wiift. Mehl nochscheinen nach Balthafai Russow, Paul Einhoin und Hupel (s. o.)in fmhei« Zeit — vielleicht noch, wie oben «wähnt, unt« <strong>dem</strong>Einflüsse älteiei Voistellungen und Gewohnheiten — die hi«in Fluge kommenden Sitten tadclnswnt gewesen zu sein, dochauch heute thäte glößeie Achtsamkeit von Seiten dn Eltein, d«Wirte und Wirtinnen not. Elwähnen möchte ich nm, daßdie süddeutschen „Kiltgänge" auch hi« sich finden.Jedenfalls ab« muß es zm Ehre des <strong>lettischen</strong> Volkes h«-volgehoben weiden, daß in zahtteichen, zatten und sinnigenVolksliedein, ebenso wie auch in manchen deiben Lie<strong>der</strong>n einenngisch« sittlich«Piotest gegen solche Schäden <strong>aus</strong>gespiochm wild.Doch wenden wil uns von diesen Nachtbild«« wied« <strong>dem</strong>Tageslichte zu. Alleidmgs ist auch da nicht alles lobenswnt.Allerdings, den Pflüg« (»r»ji»feb) sehen wil fleißig bei <strong>der</strong>


Aibeit; vom149Molgen bis zum Abend ist «, fast ebenso wie seinRößchen, an den Pflug gebunden, dah« hat « tagsüb« auchkeine Zeit den Mädchen den Hof zu machen; wenn diese nuneine übelmächtige Sehnsucht darnach empfinden, ihn zu sehen,od« mit ihm zu sprechen, so müssen sie schon zu ihm kommen.Da hört er denn etwas im Wäldchen sich bewegen er meint essei eiüßebhuhn, erpfeift, aber siehe, ein Mägdlein läuft her<strong>aus</strong> (682).Manches Mädchen trifft so zufällig mit <strong>dem</strong> »rüj» zusam»mm, in<strong>dem</strong> es zum Vlumenlesen geht (H,teet I»uKu puke»I»liä»ma) (88), manches Mädchen dagegen sucht denselben ab»sichtlich auf, irgend einen Vorwand benutzend, wie z. B.1109. N» äleecl»ju,8il» lemi exeäam»;Iläliräej» tautu meitamau launaälMu.jauchzte.Ich sang, ichDas Waldland eggend;Es hölte das MädchenUnd blachte das Mahl mil.Und sie thut es, wie es weit« in <strong>dem</strong> Liede heißt, ungeheißenund heimlich voi d« Mutt«. Solche Gänge, wenn sie sichwiedeiholten, weiden wohl <strong>dem</strong> wachsamen Auge <strong>der</strong> Mutternicht lange verborgen geblieben sein und werden damit auchihr Ende gefunden haben, denn die Mutter wußte, wie sehr dieLeute darauf achteten, wo das Mädchen mit den Jungen zusam»menlam; an manchen Oitm wai d« fteicste Veilehl gestattet,an manchem Oit konnte ein unschuldig« Schiitt Anlaß zumGeicde geben. Vielleicht tonnte die Mutt« <strong>aus</strong> eigen« lugendelfahmngzm Tocht« sprechen:133. L 3tauteeti pavvaäijuU»IU lauka ß»bali»u;Na^a mau»killi lauki


150Ich geleitete den JünglingNur ein lleines Stück dmchs Feld hin;Kuiz, ganz lmz war mein Geleiten,Doch d« Klatsch füllt alle Feld«.Schlimm« und gefährlich« noch stand die Sache für dasHütnmädchm, welches vom Morgen bis zum Abend fern vomAuge dn Muttn odn Wiitin bei dn Hütung viele einsameStunden zu vnleben hatte.Wal es da zu vnwun<strong>dem</strong>, daß das einsame Mädchen aucheinmal einen fernhintönenden Ruf <strong>aus</strong>stieß (Klee^t) und dannhinhoichte, ob nicht irgendwo!)« Antwort ertönen würde?634. Kleealu, Kleealu, Klanlijo»,K»» pretim »tKleeäl»»;"lautn äeli» »tllleeäl»3I»uK» F»li»»i,Kumeliņu AÄinäamB.Weithin lief ich, hoichtc, l<strong>aus</strong>chte.Ob nicht eine Antwort tönte;Horch, da rief er mir entgegen.Dort von jenem fernen Felde,Wo er hütete sein Rößchen.Und ertönte ein Antwortsruf, war dann nicht die Neuginde«weckt nachzuschauen, wen ihl die laime da zufüh«. Da wilddann die Hende nach d« Richtung hingetlieben, woh« die Stimmedes Unbekannten an ihi Ohi geklungen; mochte es auch einmalauf fremdes Gebiet hinübergehen, ein Hütnmädchen, es sei denn,daß die Gefahi dn Pfändung dioht. nimmt es damit nicht sogenau, besondels in solchem Falle. Vald ist dn Unbekannte ihrkein Fremd« mehr. Wie<strong>der</strong> und wie<strong>der</strong> wußte sie den Weg zuihm zu finden; mochte n die Rößchen hüten, o<strong>der</strong> mochte erpflügen odn eggen, sie wai in dn Nähe. Wie leicht folgte da aufdm hmmloscn Anfang ein beschämendes Ende, wie oft flössen


151nach <strong>dem</strong> heitein Lachen bitte« Thiäncn. Ei abn, dn mit ihl dasLachen geteilt, ließ sie die Thiänen allein weinen, in<strong>dem</strong> n zu ihr sagte :Ungedl. HK, tu Krupj» meitenīte,lavva» p»lebaB w»iu»B bi^'!Kur c» »ln, Kur e«eju,lur tu Böwi»Kur c» lilßn» peläinüj',Inr tu Aöwi» äliläin»j';Kul c» p»t»äli»u,tu pini »plHi»u;Km es Kärn lepuliti,tu llariAch, du Mädchen, jung und thöncht.Deine eigne Schuld nui wai es!Wo ich Pflügte, wo ich eggte.Doit ließ'st du die Kühe iasten;Wo ich meine Pfnde schwemmte,Doit auch tiänltest du die Kühe;Wo ich mir die Peitsche flocht.Eben da flocht'st du das Stiumpfbcmd;Wohin ich die Mütze hängte,Dorthin hängtest du dein Kränzlein. (Samiten).Nicht immei ist es nm das Hüteimädchen, welches die Ein»samleit dci Hütung zu heimlichem Vnkehl mit einem Bmschenbenutzt, oft ist es auch dieser, welcher den eisten Schntt thutund schon in lllln Flühe <strong>dem</strong> Mädchen nachschleicht, so daß seinebicmne Mütze vom Tau gmu wild (Nüttnn 1959).Waien die zuletzt genannten Anlässe zum Vnlehi nicht gnadeempfehlmswnt und nm heimlich als Schleichwege zu benutzen, sogab es andne Wege, die wenig« gefähllich wa«n, z. B. weidenin den t»nt»» äleelmn wilkne»4 hohe Beige an d« Düna«wähnt, auf denen rote Be«en wuchsen; doithin gingen jedenTonntag die Mädchen Beeien lesen, eben dorthin auch eilten dieBmschen, um nach den jungen Mädchen zu schauen o<strong>der</strong>


152Viel. 173. Ein Bmsche geht— wohl ebenfalls am Sonntage— gemeinsam mit den Mädchen hin<strong>aus</strong>, diese um (maäa'-a»)KlebelKaut (ttulium 2p»rine), ein beliebtes Fälbemittel, zusuchen, jener um Klee zu pflücken. Die Mädchen färben damitdie bunte Wolle zur Aussteuer, dn Bmsche füttnt mit <strong>dem</strong> Kleesein Rößchen, damit es stattlich <strong>aus</strong>sehen möge, wenn n imHeibst als Flein auf <strong>dem</strong>selben angnitten kommt.Von cmdnen Ontlichkeiten und Anlässen zum Vnkehl wa«besondels noch zu nennen: Kilche, Krug, Markt und Tanz. ImVollsliede wild die Kilche bisweilen in solchem Zusammenhangegenannt, weil sie <strong>dem</strong> Mädchen sonntäglich (116) (ik llvetäeeu»»)die Gelegenheit bietet, <strong>dem</strong> tautu äel» zm Begrüßung (15?) dieHand zu reichen und durch äußern Sonntagsputz seine Aufmerksamkeitzu «legen, z. B.Wiitnes 140.s^etäeeu' eelebu baluī^ai,bmnu» lwälku»,Kulpite» K»ji»»»,I^iKlebu rölebuI^»i ee^üju b»lnil»i,K» rölite leeäeäam»,K» niaßönite.»li» äe^»11l m»uimi raußötee».Sonntag ziehe ich zum KirchgangMeinen langen braunen Rock an,Schuhe zieh' ich an die Füße,Auf den Kopf ein Rofmkrünzchen.Daß ich in die Kilche tieteBlühend wie die Rosenblüte,Nie dn Mohn <strong>aus</strong> frem<strong>dem</strong> Lande.Schauen dann auf mich die Fieiei.Weiden aller Augen glühen.


153Von d« Kiiche ist es meist nicht weit bis zum Kluge.Bei diesem von d« Kiiche <strong>aus</strong> unt« <strong>dem</strong> Geleite des Bru<strong>der</strong>svorübelgehend. «blickt die tautu meita (cl. Wirln. 140.) dasRößchen ihres Liebsten, <strong>der</strong> vielleicht auf <strong>dem</strong> Wege zm Kiichedoit gestiandet war. od« sich schon voi d« Predigt <strong>aus</strong> d«Kilche in dm Kmg foltgeschlichen hatte, wo er vielleicht auchsingen konnte :5152. Ul Kröäli»' nelu liuu,Hl daluīLU ueliuüju;KröF2 mani Kliltījulebi,Nenelulebi baluī^a.Kenne wohl den Weg zum Kruge,Den zm Kirche kenn' ich nicht;Bin ja einst getauft im Kruge,Nicht zur Kiiche trug man mich.Um zu sehen, was <strong>der</strong>selbe dort treibt, tritt sie mit <strong>dem</strong>Bru<strong>der</strong> ein undIteäl tö ß»!ä» F»!i»»iHin» Kaumi lö«i»ai.Sieht ihn dort am Tische obenEinen Bielkmg in d« Hand.Als n auch ihi zu tnnken «icht, beginnt sie zu weinen.Vom Bmd« nach <strong>dem</strong> Gmndc gefragt, sagt sie:Ka, brālīti, ner»uä»lebu?L°»uteet» KröF» älerejim»,L'auteet» Kloß» älölöji»!»,?»be»KilebuBmd«. wie sollt ich nicht weinen?Ist mein Liebst« doch ein Tiink«,D« Wohl unt« dies« KmgsbllnkManchen R<strong>aus</strong>ch schon <strong>aus</strong>geschlafen.


154War dieses offenbar ein vom Viudei begünstigt«, beieitsoffenkundig« Fiei«, dessen Alt und Wesen das Mädchen imKluge näh« kennen zu leinen Gelegenheit gefunden hatte, soging auch manches Mädchen in den Krug sowohl, als auch aufden Malkt, um, sei es auf <strong>dem</strong> Kmgsball od« bei sonsti»gern Anlaß od« im bunten Gewühle des Marktes, in den stetsdicht umdrängten und gefüllten Bierzelten «st nach <strong>dem</strong> RechtenUmschau zu halten; in Bezug auf beide Orte ist das Resultatein gleiches:Ungedr. :Kröß» (tirßü) Büju »In» alert,Krößä (tirFu) puilebnB lüKöteeB;Klö^a aluB (tiIFN» »lv») ß»u patik»,Klö^a (tirßu») puileui nepatika.Bi« ging ich im Kmge trinken,Bmschenart im Kmge schauen.Fand am Kmgsbi« wohl Gefallen,An den Kmgsgescllm nicht.Wörtlich ebenso auch vom Maikte.Vielleicht Wal im Gegensatze hi«zu d« Eindmck, den dieJungen von den Mädchen bei ähnlichen Gelegenheiten gewonnen,ein um so günstig««, es fei denn, daß das dialle Mädchen,wie es bei festlichen Gelegenheiten daheim das leichte eigengebiauteH<strong>aus</strong>biei <strong>aus</strong> vollen Kannen zu tiinlen gewohnt w«.auch im Kmge ein gleiches Maß von <strong>dem</strong> stälkeim sich einschenkenließ:5172. I^ei^' man pillu, itin pilin,K» bi/ pill» älemji»»;?illa tewa meita biju,killu älem bikerīti.Gieß mir voll, ganz voll dm Becher,Aus <strong>dem</strong> vollem nur ich trinke;Tlinl als füll'ge VateistochterStets dm vollen Becher <strong>aus</strong>.


155Da konnte es denn wohl geschehen, daß das ungewohntestalte Biei in auffallend« Weise auf das Mädchen wirkte, sodaß die puilebi dar<strong>aus</strong> Veranlassung nahmen, etwa folgendesSpottlied anzustimmen:5161. vöäat mau brauä^ina,Nlauä?viu2 c» Flibeju;V» bi/


156Abn es ist nicht alles Gold, was glänzt, fteilich auch nichtalles wntlos, was unfcheinbal <strong>aus</strong>sieht, dahn wild den Bmschendn Rat nteilt, sie sollen nicht nach <strong>dem</strong> Aeußnen urteilen;(Aron 720) sie sollen nicht auf <strong>der</strong> Hütung nach Mädchen <strong>aus</strong>schauen,denn da haben die Mädchen zenissene Hüteikleidung an.und die Haa« sind ihnen vom Winde veiwühlt, ab« auch ind« Kilche nicht, denn manche m»te» meita tlägt daselbst gelte»henen Putz, ab« auch bei <strong>dem</strong> Tanze nicht, denn wie oft sinddiejenigen, die beim Tanzen stink sind, faul bei d«Aibeit. (183).Damm ist es klug, nicht blos von solchen Orten nach denMädchen <strong>aus</strong>zuschauen, wo sie sich in äußeiem Schmuck darstellen;ihren rechten Weit «kennt man nm im Alltagsgewande bei d«Albeit, dah« sagt auch die verständige Schwester zum Bmd«:1034. k»m»«iju b»leui»u,l>ißam»»» lükötee»;I^üKö meitu uulvvīaulebu,Let ue leltai, luclrabai.Ich benet den lieben Bmd«,Wie ein Schätzchen sich zu suchen:Pmfe, ob sie mbeitseifiig.Finge nicht nach Gold und Silb«.Dazu fehlt es ja nicht an Gelegenheiten, sei es bei beigemeinsamen Arbeit auf <strong>dem</strong> Hof, o<strong>der</strong> einem Talk od« sonstwo; ich brauche darauf nicht näh« einzugehen, nur einen wenig«allgemein bekannten Anlaß zum Vellehl möchte ich noch indiesem Zusammenhange nennen, nämlich die Sitte, daß anWinterabenden nach gethcm« Tagesalbeit Mütt« und Töchter,Aelte« und Junge« sich in einem benachbaiten Gesinde zusammenfanden,um daselbst noch zu spinnen und zu stricken, od« an<strong>der</strong>eHandlllbeit zu machen, d«en Anfeitigung bei <strong>dem</strong> fiackemdenPeigellicht in <strong>dem</strong> muchelfüllten Zimmei möglich wai. Gewüiztwuide die Aibeit mit Unteihaltung, Erzählung alt« Märchenund Sagen, und durch gemeinsamen Gesang. Das nannte man


157Abendbesuche machen. Auch hi« konnten die Nmschenmanchen Anlaß finden, um üb« die Mädchen ein Ulteil zu fällen,unt« Umständen ein Spottlied anzustimmen, wie jenes, das dieFaulheit und Schläftigkeit d« Mädchen geißelt:'801. A»te Büj»Hl lavvam meiti»»m;HäeKliti», raklteuiti»,LīKlebKu lauj» paänltz.Muttei ging zum AbendbesuchSamt ihien Töchtern;sakaļot—Stiickzeug, Stickzeug,Rutenbündelchen untel'm Aim.Hatten doch auch die Nachbmsbuischen («eema pnilebi)ein gewisses Interesse daran die Pergel für die Beleuchtungnicht füi faule, son<strong>der</strong>n fül fleißige Mädchen zu spalten, denn:Aion. 677. kleleet lkaln», b»leli»i,MX» meiti»a» wakalöt ;2it»m limäi, «it»m leke»?»r lkali»n plelumi»u.Spaltet Pergel, liebe Brü<strong>der</strong>,Mädchen kommen her heut' Abend;Werden geben Handschuh, StmmpfeWenn ihr reichlich Pergel spaltet.Fleißige Mädchen werden denn auch mit Freuden eingeladen :Oebe u»«eet, «eem» meit»»,IK^aKaru w»K»röt;sebe lk2li»i äe^»,sebe äümiui ueküpej2.Hiechel kommet, Nachbalsmädchen,Kommetjeden Abend zu uns;Uns« Peigel biennen helle,Und bei uns qualmt nicht d« Rauch.


158dies« gemütlichen AbendlllbeitWie schon «wähnt, fehlte beiauch d« Gesang nicht, ab« füi die laut schallenden Stimmenwar es doch zu eng in dci dumpfigen Stube, cmd«s töntendieselben hin<strong>aus</strong> in die Feine, wenn die sangeslustigen Buischmund Mädchen an den Sommnabenden besondns um die lohanniszeitsich im Freien zusammenfanden.Wie schon <strong>aus</strong> dn gioßen Fülle dn <strong>lettischen</strong> Liedn heivoigeht,ist das lettische Voll von je hn ein schi sangesfrohes gewesen,daher verdient diese Seite des <strong>lettischen</strong> Voltslebens ancmdnem Ölte eine besondne Behandlung; bei diesn Gelegen»heit sollen dahei nui einige tmze hinhn gehörende Hinweisegegeben werden.Wohl lam es vor, daß ein Mädchen o<strong>der</strong> ein Bmsche nachgethcm«Aibeit allein hin<strong>aus</strong>ging und <strong>dem</strong>Andnen einen Sangesgmßzusandte, z. B.203. (cl. auch 4946) (cl. auch 4940).6»vsil' puiliB, ßl»^'» meit»,Hbi äiwi A»wile/;6»n tee p»lebi l!»öj»8Köp» tikt vs»K»l».Es jauchzt dn Bmsche, es jauchzt das Mädchen,(Aus dci Feme) jauchzen beide einan<strong>der</strong> an;Sie geben einan<strong>der</strong> wohl KundeAm Abend sich zu treffen.Abei viel üblicher wai es und lustign, wenn eine ganze Schalsich zusammenfand. Wie mil von älteren Personen «zählt wird,liebten es die Mädchen schi an solchen Abenden einen HochlagendenPlatz sich zu suchen; besondels gerne wählte man denselbenauf zusllmmmgehäuften Balten od« Biettem; in denVolkslied«!» weiden auch Hügel und Steine «wähnt:Z. B. 5046. Ul Kalui»» äleeäat Kapu,Ul akme»a Fawilet;


Auf den B«g stieg ich zum Singen,Stieg zum Jodeln auf den Stein;od« (5031.) 1e mau tik», te e» äleelebu"lai lpixa Kalui»K,U»i b»Ili»» »tlkaneja"le^u äel» leti»».Hi« ist's schön, hin will ich singenAuf d« hohen Beigesspitze,Daß die Stimme weit hin schalletBis zum Hof des Vateis-Tohnes.159Weithin tönten am Abend <strong>aus</strong> den uneimüdlichen Kehlendie Lied«, die bald in mannigfachen Modulationen gesungen«Mīt), bald etwa mit einem langgezogenen i«a geschlossen wuiden(panilkt) :3039. VVaKara tüli lkau,"lälu tauta» Kaitiuüja.Abends tönet in die FemeZu den Nachbarn uns« NeckliedDcchn «mahnen sie sich gegenseitig ftisch zu singen:vleeäat, meita», p»niikä»m»»,vleeä»t »tk»l löxiä»m»»;äel t»uteet» ISK»Hil K»lvi»» Kumeliuu.Singet, Mädchen, lang<strong>aus</strong>ziehend,Singt die Weise modulieiend;Euretwegen hinterm BergeWendet schon <strong>der</strong> Bursch sein Rößchen.Wiiknes. 34.Bald kommen denn auch von dieser und jener Seite dieBmschen heran mit <strong>der</strong> KöKle, <strong>der</strong> alten <strong>lettischen</strong> Guitarie od«<strong>dem</strong> Hackbrett auf <strong>dem</strong> Arm. und nun hebt die Fröhlichkeit erstrecht an:


1605006. l)leeä»t, meit»»,Nu eet Br»lui,Hlelebu lizöjä»;lur uäk puilebi KöKleäami?ar »bölu liäumi»u.Singet, Mädchen,Nun geht's hoch h«.Waldeswipfel schwanken, wanken;Seht, doit kommen schon die BurschenHackbrett spielend durch die Rodung.Nun erklang wohl ein die Kommenden leck hei<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>n«des Necklied, auf welches die Bmschen die Antwoit nicht schuldigblieben, so ging wohl <strong>der</strong> Wechselgesang eine Zeitlang hin undher, bis sich beide Parteien auf gemeinsames Singen vereinten.Hingegen sprechen allerdings zwei namhafte Zeugen : Hnpel sagtII S. 133: „Einen beträchtlichen Teil ihres Vergnügens setzensie in Gesang und Musik. Der Gesang gehört eigentlich denWeibspersonen zu; auf Hochzeiten sind beson<strong>der</strong>e Weibn zumSingen. Mann« stimmen dann wohl auch mit ein; aber beydn Feldlllbeit. bey ih«n Spielen und dngleichen holt man nuidie Dirnen duich ihie schieyenden Gesänge allgemeine Zufrieden»heit verbleiten." Aehnlich sagt auch Büttner in sein« Einleitungp. VN: „Diese äleelma» werden nm von Mädchen undWeibern gesungen."Diesen beiden Aussprüchen gegenüb« möchte ich fm dasgemeinsame Singen von Bmschen und Mädchen einige äleelma»anfühlen, z. B.:Aus Kabillen ungedl. 4998, ungedl. 4961 (Alt.Seetsahtm).Neäl', Kur Kölobi upe teka8il» leeäu» met»ä»ma;üeäl", Kur Kölebi bläli äleeä»Hi l»^»m m»li»»m.


Seht, wie schön das Flüßchen fließet,Spielend trägt es Haideblüten;Seht, wie schön die Bmd« singenIn Gemeinschaft mit den Schwestern.161846 <strong>aus</strong> Kabillen und ähnlich 4954 ungedmckt <strong>aus</strong> Ober»Baitau. .vleeäat, leesf»», »r wireem,N», pnilīti», »r meitām;Hr meitām äleeäaäami»IfölüKö^u lĪF»^vi»u.Flauen, singt mit cmen Männern,Ich, <strong>der</strong> Vursch, sing' mit den Mädchen;Singend mit den jungen MädchenSuch' ich mir ein Schätzchen <strong>aus</strong>.Es weiden sogar mehrfach <strong>aus</strong> verschiedenen Gegendenpuilebi als beliebte Vorsänger für die Mädchen genannt, welchedafür von letzteren beson<strong>der</strong>s schöne Handschuhe mit thalngioßen(»l ääläer» rölitem 322. Lenewarden.) Rosen o<strong>der</strong> mit je dreibunten Puscheln vnzint empfangen.(Ungedl. <strong>aus</strong> Goldingen.)L» meitām lab» puiliti»,K» p»preeklebu äleeäätüj»;Ueit»» m»uim ximäu» a»r»,pulebku» l»Kltiä»m»».Bin den Mädchen ein guter Geselle,Führe gern an beim Gesänge,Und sie stricken mir schöne HandschuhMit je dreien bunten Troddeln.Ein An<strong>der</strong>er wiedu (Goldingen) zeichnet sich durch seineAusbau« <strong>aus</strong>.Ü3 paäleeäu meiti»»m,Uiäl Kaililebi p»äl«eä»j».Ich sang den Mädchen voiBis zum «sten Hahnenschrei.


162soTo klingen denn die. wenn auchnicht imm« und üb«all,doch oft und an manchen Ölten von beiden Geschlechtern gemeinsamgesungenen Lied« durch die Me. laue Sommernacht,wohl auch einmal, wenn es gar zu schön ist, bis <strong>der</strong> Morgenherankommt, und im Morgentau die Stimmen nicht mehi sofrisch wie am Abend klingen:Ungedi.vleeäum, meit»», w»K»l»,sakara »tlkauej;IlitK w»il8 ne»tlk»u,melebi i»la8 pill(i).Mädchen, Abends gab's ein Singen.Hell «klang d« Sang am Abend;am Molgen will's nicht klingen,DochIn dm Wäl<strong>der</strong>n schw« vom Tau.Laut genug ab«, um von d« Tochter verstanden zu wer»den. wird bei ihrer Heimkehr <strong>der</strong> Mutt« Scheltiede an ihi Ohrgeklungen sein: »Ungedi. U»te maui raj»,K» c» t»a» äleeäätüj»:6»n tu la^usebc» rnäeui iläleeäüli.Mutt« schalt mit Heiden Woiten,Daß ich solche Sängenn:Waite nui. Du wiist Dein KiänzchenDiesen Heibst veisungm haben.Freilich meinte wohl die Mutt« ihie Tochtn wainen zumüssen, damit nicht einn dci Mitsängn im Dunkeln ihr dasKlänzlein laude, abn wai das Mädchen eine von denen, dieihl Ehienkmnzlein folgsam hütete, dann mochte sie sich des gemeinsamenSanges mit ftöhlichem Heizen fteuen. Und wenn


163dann beide Teile beim Singen odn an<strong>der</strong>en Gelegenheiten nacheinandn <strong>aus</strong>geschaut (nölükot) und Gefallen an eincmdn gev»K»l» üleeäat B»jusuälabi»» Kaluiuä;MäleeäHu lelt» Kröui,Kaiv luäl»b» Fleäleui»u.IK^»K»l» clleeäüt BäjnHwöti»» lei^i»3;Iläleeäaju l2^?' püli»u3»^' l2lebeuuJeden Abend ging ich singenAuf des Tilbnbnges Gipfel;Hab' den gold'nm Kmnz vnsungenUnd mein silbern Ringelein.Jeden Abend ging ich singen.In das Thal hinab zm Quelle.Hab' vnsungen meine MitgiftUnd mein schönes Ehientränzlein.3. Geistige Momente des UerKehr«.Wir haben gesehen, daß es dm Mädchen an Ölten undnicht fehlt, um mit heiiatslustigen Vmschen vonGelegenheitenfnn und nah zusammen zu kommen,da mag wohl am Anfangedes Sommns manch' heiß« Wunsch zui U»ime empoi»gestiegen fein:


1641288. K»lt», trauxee» H


Seid ihr blind, ihi Nachbaisbmschen,Daß kein einz'g« nach mir freiet?Lang schon ist die Mitgift fettig.Zähle schon <strong>der</strong> lah« dreißig.165Da scheint es ihr dann, daß nicht viel Zeit zu verlieren sei !Also kommen die Frei« nicht zu den Mädchen od« fliehen esgm, nun so läuft das Mädchen den Freiern nach ; Männer giebtes ja viele, man muß sie nur zu finden wissen, wenn sie nichtkommen wollen!821. ?illi lauki ar»ji»u,Uau arüja uewaiäa;Ui^öt m«u K» bitītei,NleKlet law» »läji»a.die Feld«,Voll von Pflügein sindIch allein bin ohne Pflüg«;Wie ein BienchenOb ich nicht den Pflüg« finde.will ich stiegen,Bald findet sie wohl einen, dn ihi wohlgefällt, aber nungilt es auch sein Wohlgefallen zu erregen. Mancherlei Mittelstehen ihi zu diesem Zwecke zu Gebote. Voi allem baut sie aufihren Gesang; früh geht sie in's Nachbaigebiet (699) hinübn,um ein wenig zu singen und lichtig, zwei Wiitssöhne tretenher<strong>aus</strong>, um den Gesang zu hö«n, abn nähn kommen jenenicht.Da es nun <strong>dem</strong> Mädchen nicht dämm zu thun ist, jenen einenGenuß <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Feme zu bieten, son<strong>der</strong>n sie selbst den Genußhaben will dieselben in ihrer Nähe zu sehen, so giebt sie denGesang auf und wählt ein an<strong>der</strong>es Mittel. Eines Tages gehtsie näher heran an jenes Gesinde und setzt sich «cht sichtbarmit ihr« Nähaibeit auf einen Hügel.(290 und 403) Wolmal»Lubahn.290. sebu^u, lebrmu, iv»r»leb»ju,Kalui»» leäeäam» (al. ltüweäl.ma).


166Nähte, nähte, stichelte.Sitzend auf <strong>dem</strong> Hügelchen.403. I2lobuuu, t2wem,K 2puilebi lecll;K 2puilebi uereäl,H»U2u »l».So näht' ich, so fädelt' ich,Daß die Bulschm (es) sahen.Wenn diese nicht sehen,Dann ttennt' ich es <strong>aus</strong>.Ab«, hatte die Sängenn nm flüchtige Aufmeiksamkeit «legt,so blieb die fleißige Aibeiteiin auf <strong>dem</strong> Hügel ganz unbeachtet,so daß sie im Anschluß an ih« v«gebliche Nähalbeit ihl fiüheies.absprechendes Urteil wiedecholm mußte:290, 402. Tee »Xli, «eem» puilebi,K» tee m»vi» nerecllej'?Sind denn blind die Nachbaisbmschen,Daß sie mich nicht einmal ansehen?Ab« bald macht sie einen neuen Plan: So tmzsichtigenLeuten muß man etwas Glänzendes zeigen, damit es ihnen indie Augen sticht; sie beschließt also eine Hauptcmstiengung zumachen. Sie verkauft einen schwarzen Ochsen — muß alsowohl eine Elbtocht« od« gut Besitzeiin eines Gesindes sein,somit also ungewöhnlich unliebmswmdig sein, wenn sie tiotz<strong>dem</strong>keinen Frei« gefunden— und lauft dafm eine gloße, silbcmcNach<strong>dem</strong> sie ihie besten Feieitagskleid« angezogen,Bleze (Bmsche).befestigt sie die Bieze mitten auf dci Nmst, doch so, daß dieselbevom Umschlagtuch bedeckt ist. Nun geht sie Wieb« zu ihremHügel und — einen Augenblick abpassend, wo die beiden Angliffs»objecte in Sicht sind, — steigt sie in ihi Tuch gehüllt denHügel hinan. Kaum ist sie oben, so dicht sie sich plötzlich um,schlägt ihi Tuch <strong>aus</strong>einllndn und weithin glänzt im Strahle<strong>der</strong> Sonne, ein« zweiten Tonne gleich, ih« Bieze.


167(Linden) 162.?»räe?vu leelöölellö werliti,MpiiKu leelösuäl»b» l»Ftu,Keleäln Krüttz»,UlKüpu Kalu»;UlKapu Kaluz,Htßreelu Kmte»,Uai man eeiau^aWaFÄre3 äeli.Ich habe veihandeltMein gioßes, schwalzes Öchschen.Kaufte die gmßeSilbcmc Spange,Steckt' an die Bmst sie,Stieg auf den Hügel;Stieg auf den Hügel,Kehlte die Bmst hin,Daß mich «blicktenDie Söhne des Waggels.Je mehi sie sich von diesem Mcmöv« veispiochm hatte,desto mehl ist sie enttäuscht! Wie<strong>der</strong>um kein Elfolg! Doch nachkurz« Uebeilegung sagt sie sich, wenn Gesang, fleißige Aibeitund ihr zur Schau getragener Reichtum ihr nicht die Heizen zugewendethaben, so muß da ein besond«es Hindeiniß voiliegen!Vielleicht sind die jungen Mann« — wie das in manchen Lie<strong>der</strong>n«wähnt wild— zu schlichtem; also käme es nm daiauf an,von ihl« Seite das Eis zu brechen; und bald bietet sich die«wünschte Gelegenheit. Sie trifft dort den Einen mit seinem Rößchen— nehmen wir an — allein im Walde, wie er etwa ebenbeschäftigt ist etwas am Sattelzeuge in Ordnung zu bringen.Wohl wissend, daß das Rößchen für jeden Mann <strong>der</strong> schönsteund liebste Besitz ist, tritt sie schnell hinzu, streichelt und lobtdasselbe, um so den Zugang zum Herzen des Reiters sich zuöffnen; <strong>der</strong> aber hat sie schon längst durchschaut und die eistenWoite mehi zu sich, die letzten mehi zu ihi sprechend, sagt er:-907. I'antn meit», lila laple,lllauä» m»rm Knmeli»u;tu Blauäi, w»H ueFl»uäi,Im ueleli mugura;U»u palebarn Blanäitüja,UuFura leäetaj».


168Wait' nrn. Mädchen. Haidfüchslein.Wie sie mil mein Rößchen stleichelt!Ob du's stieichelst odn's sein läßt.Dich wiid nicht sein Rücken tragen;Hab' schon meine Ttreichleiin,Meines Rößchens Reitnin!Spmch's und ritt von dannen ! Nun wai freilich das Rätselgelöst, ab« noch wai ja d« Bind« desselben da, dn gnadeinzwischen auch duich den Wald hnbeignitten wai und eben seinRößchen zum Stehen gebracht hatte, als jener eiste davonritt.Diesn Wal offenbal von dn Uaime selbst gesandt ! Daher wie<strong>der</strong>»holt das Mädchen dieses mal mit Thränen im Auge auch seinemRößchen dieselben Liebkosungen, wie vorher, aber hier kam siean den Rechten, dci ihi dnb die Wahrheit sagte:377. Itauäaäam» tautu meit»


169Mädchen kleben mii am HuteUnd umschwllimm mich wie Bienen;Ist mn denn dn Hut bestiichenMit <strong>dem</strong> süßen Honigseim?Geht, ihi Mädchen, geht, ihr Schwestern,Laßt in Ruhe mii mein Rößchen.Nun— sollte man denken— sah das Mädchen, wie dieSache stand und mußte sich in ihr Schicksal ngebm, aber weitgefehlt. Mit einer Ausdauer, die einer besseren Sache würdiggewesen wäre, hält sie an ihren Wünschen und Hoffnungen fest,war doch schon mancher Sommer hingegangen ! Auch dieser eilteschon seinem Ende zu, sollte auch er getäuschte Hoffnungen bringen ?669. veewi», wai, veewi»,.lau berlim balta3 I»p»»,p»liku tö ruäeui,paliklebn lebö ruäeui.Ach, mein Gottchen, ach. mein Gottchen.DochBleicht schon manches Nillenblättchen ;Blieb vngangnen Heibst schon sitzen,Sitzen bleib' ich diesen Heibst auch.noch wai dn Heibst nicht da ! Zwei Mittel und Wegestanden ihr noch zu Gebote — fül den äußnsten Notfall — unddn wal doch jetzt eingetteten! Sie wollte und mußte den einend« beiden Bmdn eningen, koste es was es wolle!Eine treffliche Waffe besaß sie; nicht umsonst sangen dieNmschm von ihl:Ulmarm 29. »Wie die Tanne ist das Mädchen.Tannennadel ihie Zunge."Diese spitze Zunge schien ihr eine besseie Waffe als dasschälfste Sehweit; geschickt gebraucht konnte dieselbe schlimme,vielleicht nie heilende Wunden zufügen und die Liebenden fürimm« trennen.Abgesehen von <strong>dem</strong> allgemeinen zum Teil un»


170schuldigen Klatsch, d« sich ohnehin jedes Biautpaaies, od«<strong>der</strong>en, die es weiden wollen, bemächtigt, weshalb auch in ein«Unzahl von Lie<strong>der</strong>n die Geheimhaltung des Namens d« Gelieb»ten od« des Geliebten besungen wild, findet sich in dm Volks»lie<strong>der</strong>n auch d« specielle, boshafte Klatsch, d« von ilgend ein«eifersüchtigen od« neidischen malin» <strong>aus</strong>geht. Derselbe nimmtgewöhnlich— und so hat es wohl auch das Mädchen mit <strong>der</strong>Tannennadelzunge gemacht— seinen Anfang bei kleinen Dingen;z. B. wild <strong>aus</strong>gespiengt, die Viaut spinne grob, dabei spinntab« die boshafte Mitschwestn den einmal aufgenommenen Le»bensfaden <strong>der</strong> glücklichen Nebenbuhlenn weiter und bald kommt'simmer gröber und gröber.Lei<strong>der</strong> glücken solche Manöver bisweilen, so daß das vorhervielumworbme Mädchen, von den Fieiem vnlassen, klagen muß :2350. leetrük» tauti»u, Foit sind die Fleier,HtliK» püri»»; Mir bleibt die Mitgift;kaliun mäli»u Weiß wohl, welch' SchwelstnchmDalHulebu.Das mii gethcm hat.Dieses böse „Tchwestnchen" abn fteut sich ih«s Eifolgesund spottet dn Vnlassenen:Ungedi. Kili, Kili, t»utu meit»,L»uäi, r»uäi »l»r»m;1u gribēji, c» ä»büju1ö ralebaun tew» äelu.Kitz, litz, kitz. du stolzes Mädchen,Weine, weine Thmnenstiöme;Was du wünschtest, ich nlcmgt' es.Jenen schmucken Vatnsfohn.Doch wenden wil uns zu dn in dn Stille vom FleinElwählten und denlm wil uns, daß es eine aime Waise sei,die in dn Welt vielfach hnumgestoßen, doch lieblich und gutaufgewachsen, weil Gott sie beson<strong>der</strong>s in seinm Schutz genommen.


A. M. 168. Ueel» meitu pul-i»»K» palinu bareuiti:Lalt» är»u» roxi»»,?ek al»r»8 llau«iäam2.In <strong>der</strong> gioßen Schar <strong>der</strong> MädchenMerkt' ich wohl die arme Waise:Weißes Tüchlein in den Händen,Eilend geht sie Thränen trocknend.171Eine schwere Jugend hatte sie hinter sich; hnzbewegmdNagt sie über ihl Vnlassensein:Ungedi.AeelivHt labi, l»näiB,M Hum» w»!a» ueeiinät;HpaKleb leme»tew», māmiņa,Hil üäe»» bäleli»i ;Ungedi.Kur c» eelebu, Kur te2eleb.ll,Km waiüälebu paäumi»'?Ne man tev?», ne mümi»»»,!f« īliaj» baleli»».Büttn. 1314.sobüpoj'maui tew», m»mi»a,sebüpoH' pee^i b»leli»i;netikli» ilw»iuäj»leexu, lelebu lebüpch'umu.Schmähetalle, schmähtdmuflosnurletzo habt ihi volle Fieiheit;Vatn, Mutter sind im Grabe,Ueber'm Meer die lieben Brü<strong>der</strong>.Wohin geh' ich. wohin lauf ich,Wohin wend ich mich urn Rat?Hab'nicht Bat«, Hab'nichtMutter,Hab' lein leiblich' Nmdnlein!VlltnWiegt'micheinstundMuttel,Wiegten mich fünf Viü<strong>der</strong>lein;Em Elendn hat vndolbenWas fünf Gute liebend pflegten.Ulm. 380.Hofft ich wind' mein ganzes LebenOhneSoig undLeid verbringen ;—Sieh', da hob das harte SchicksalMich auf's graue Roß dn Sorge !


172Büttn. 1313.liiti, riti, rītu 126»,k»r ololH laz>i»»m;?»rit maul» »UAUNmis2»ur tauti»uUngedr.Liti, riti, rītu r»K^ka adeln l2pi»liln;I^H! lit IIIIMHZ 2lHll»»3lü, !»nti»uUlm. 363.Ulm. 368.Tropfet tröpfelnd, Taues Tropfen.<strong>der</strong> Eiche Blätter nie<strong>der</strong>!DurchAlso fallen auf mich nie<strong>der</strong>Auch <strong>der</strong> bösen Leute Reden.Tropfet tröpfelnd. Taues Tropfen,An <strong>dem</strong> Apfelbaum hernie<strong>der</strong>;Also stießenmeine ThrünenUeber böser Leute Reden.Keiner sah mich, als ich stilleEinsam in <strong>der</strong> Kammer weinte!Nur mein Aermel hat's gesehen.Drin ich meine Thränen Wischte.Lieb« Gott, daß du mich liebest!Keinen Hab' ich, d« mich liebet!Alle, die mich einstmals liebten,Deckt bei giüne Rasen zu!Vatei, Mutt«, nahm die EldeUnd das Me« vnschlcmg dieBmd«.Niedelgebeugt von <strong>dem</strong> unvndienten, üb« sie hinstiömendenGe«de dci Leute wendet sich das schutzlose Mädchen an Gott:Büttn. 1303. „2el, veewi»i», tu w»ri,


Büttn. 1748.?a!u, tälu, tu tauteeti,uö maui», c» nö tewi»;valebi v^eji mülu ltarpa,Oaleba» laulebuFern, ach fern bist du, Geliebt«,Du von mil, und ich von Dii;Und inzwischen wehn die WindeKlingen bös <strong>der</strong> Leute Zungen.Büttn. 1747. Rem »emäami», t»utu äeli»!Ko tik il^i Kawejee»?Inmleba» uakti» mau Meet,v»leb»8 beä»» m»nNimm, mein Liebst«, nimm mich zu Dil!Wamm zögerst du solange?Dunkle Nacht muß ich duichwandein.Hnben Kumm« muß ich sehn.173Und in <strong>der</strong> That ihr Hoffen wird nicht zu Schanden. Wohlist dafür Sorge getragen, daß auch ihm alles Gerede hinterbmchtwird, ab« dennoch hält er in vnttauendei Liebe an sein« El«wählten fest:401. kel» pe«2i p»lHi»isebö lkailtö äleltauiti;U2l tee pei2 ötli pee2i,L» le^loju Kumeli»u.Fünf dn Tadlei tadeln, schmähenMein goldhamig schönes Mädchen;Mögen schmähen noch fünf and«.Dennoch sattle ich mein Rößchen.1104. to meiti»u,Kaut büt' limtu leeäle^i»n;>l»n2paleb» »2Ī» real,Küä» KreKli»i» mnßur».


174Nehmen weide ich mein Mädchen,Mögen's auch noch hundeit wehten;Seh ich doch mit eignen AugenDas vnbolgne innne Wesen(wöttl. das Hemd untei <strong>dem</strong> Gewände).So wiilte in diesem Falle dn <strong>aus</strong>gespiengte Klatsch cmdns,als die Ulhebeiin es gehofft hatte, denn nun wiid d« Fieieiwohl nicht bis zum Herbst gewartet haben, son<strong>der</strong>n früh« schonhingeritten sein, um sich das lawoit zu holen und <strong>dem</strong> Geiedeein Ende zu machen. So läßt sich denn wohl füi denHeibst eine fröhliche Hochzeit hoffen und nach <strong>der</strong>selben wird dasglückliche Paar in Erinnerung an die schwere Zeit wohl manch»mal fröhlich zusammen geträllert haben:Lriäi riäi litam,Ka» K»ilob 2it»m,Tridi ridl ritam,Was gehts den dntt' an.K»a me» mīli alīvvHam? Daß wii beide glücklich sind.Doch bevor diese Wendung bekannt wurde, dürfte die„Heiratslustige" in ihrem biennenden Wunsche zu einem Mannezu gelangen außei <strong>dem</strong> oft betretenen Wege des boshaftenKlatsches, einen an<strong>der</strong>en, selteneren Weg benutzt haben, nämlichden <strong>der</strong> Zauberei. Daß es mancherlei Mittel giebt, die im Vollevon Mädchen od« Burschen angewendet wuiden, um Liebe zu«wecken ist unzweifelhaft, ab« dieselben in Eifahmng zu bringen istsehr schwer. Ich kann dah« auch nur wenig hierüber mitteilen.1) Ein weit v«b«itetes Mittel scheint die eeeäiuüleban»(Anlockung dmch eine Speise) zu fein, dievon beiden Geschlechteinangewandt weiden kann.Aus d« Luttnngenschen Gegend wildmir belichtet: Will man in einem An<strong>der</strong>n Liebe «wecken, so mußman ein Stückchen Zuck« plik» »löte (am bloßen Busen) d«iTage und d«i Nächte tmgen. Das von Schweiß dmchzogeneStück muß man dann <strong>dem</strong> An<strong>der</strong>n in einem Getiänk beibringen.In <strong>der</strong> Mesothmschen Gegend geschieht dasselbe mit einemStück Biod, und auf diese Weise soll ein einfach« Knecht einefeine Schicibelstocht« angetödeit und geheiratet haben.


1752)Ganz empfehlensweit sind auch Nesseln — Wohl in d«lohannis-Nacht gepflückt und ins Nett gelegt:1831. Lemetam lmalk»» r>»tre»HloäerueeKa Fulti»3;veevv», äöä mülu möclerueekamKuäeu' ötru ssnlet^ju:äeeua atuäkäam»Hd«veä ötru Buletajn.Laßt uns schllife Nesseln weifenAuf des Milchmanns nächtlich Lag«;Gottchen, gieb doch bis zum HeibsteUnsenn Milchmann die Gesellin:Und lacobi ist gekommen.Hat geblacht ihm die Gesellin.Vielleicht gehölt ebenfalls hieihn315. »uli»2 muti b2ä»U»u bar 1iß1.m»2,U»u bar Muu» līB»wi»2.Kur tik il^i K2svejö».Hasel sticht dn deinen Gaumen,Und mich schilt das junge Liebchen,Und mich schilt das junge Liebchen,Daß ich fern von ihi geweilet.Die Angeledete und das Liebchen ist eine und dieselbe;die Hllfeiköin« im Munde willen dahin, daß sie sich nach <strong>dem</strong>Geliebten sehnt. V«gl. dazu die Anwendung des Hafers beid« Viehzucht.3) Ebenfalls am lohcmnis »Abend legte man einen Fmschin einen Ameisenhaufen. Wenn man seinnzeit das Genppewiedn hemusnahm. so fand man untei den Knochen einen Halmund eine Kmcke (Kaliti» und KmKiti3). Wenn ein Mädchenmit jenem bei einem Vuischen (puiM anhakt, so kann « nichtvon ihl lassen. Wenn sie mit diesem einen Bmschen fortstößt,d« ihr als Fiei« lästig ist, so lümmelt sich dnselbe nicht mehr


176um sie (Sllckenhllusen). Uebligens findet das Wohl nicht blosauf Frei« Anwendung, falls ich mit Recht den genannten Aberglaubenzm Deutung des folgenden sonst nicht verständlichenLiedes (<strong>aus</strong> Ziemu und Nnft) anwenden darf:605. Hr KmKiti ilkmkejuOavv' mäli»u tauti»»»;Hr Kūlīti K»biu»juLl»lileu»m liA2Vsi»u.Mit dn Knicke stieß hin<strong>aus</strong> ichMeine Schwester zu <strong>dem</strong> Eh'mann,Mit <strong>dem</strong> Halm lockte her ichMeinem Bru<strong>der</strong> ein liebes Weibchen.Eine etwas abweichende Anwendung <strong>der</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Ameisenhaufengenommenen Knochen wird mir <strong>aus</strong> Schwitten-Mesothengemeldet: man müsse mit denselben den Bräutigam bis aufsBlut ritzen (bmt^än2m eelkrapet aliņi»). Aehnlich weiden umSeßwegm auch Fle<strong>der</strong>m<strong>aus</strong>knochen angewendet.4) Aus Samiten schreibt man mir: Wenn Mädchen zumersten Mal das heilige Abendmahl genießen, so thun (eelailob)sie ein wenig von <strong>dem</strong> Wein und dn Oblate in ein Tüchleinund wenn sie mit <strong>dem</strong>selben einen Burschen schlagen, so verliebtn sich sofort in sie.5) Vielleicht deuten auch folgende Liedn Zaubnmittel an,die hieihn gehören:645. sebuwu lawu vai»»äli»u,vewi»»m liuäi»»m, (»l. K»nti»am)Uai tek tautu Kumelmi»vevsiNeem 2eli»eem.Ich Hab' ein Klönehen mir gesticketIn neun Stieifen,Daß des Fieins muntnes RößchenZu mil laufe auf neun Wegen.


2055. Oebuij', m»mi»a, man KleKl!»uI)ewi»»m liuäi»»m,l,»i tek t»utu Kumeļi»!»l)evfi»eem 2eli»eem.Sticke das Hemd mil liebe Mutt«Mit neun Stleifen,Daß des F«i«s munlnes RößchenZu mn laufe auf neun Wegen.(Ungedl.)K» ilwilku lelta lūzu2»m ölula l»li»eem,lV>aiuö maui3 neilbsZäilebeuai» te>v» äel».Habe eine goldene SaiteDulch des Eichbaumsäste gezogen:Daß dn stattlich schöne VmscheNiemals mög' von mir entweichen.Nur dieses eine Lied «wähne ich <strong>aus</strong> ein« ganzen Anzahlvon ähnlichen Lie<strong>der</strong>n, <strong>der</strong>en Bedeutung gelegentlich in eineman<strong>der</strong>n Zusammenhange näh« untersucht werden müßten.6) Als beson<strong>der</strong>s wirksam ist noch ein Mittel zu nennen,welches dient, um von einem vielümwoibmen ab« muthigenMädchen die Fiei« zu veilieibcn, FelF. Uatw. beeär. rakltn.nocl. mkltu KlüjumB V. 1893, p. 24 «zählt:Wieb« einmal haben Fiei« um die Hand eines gewissenMädchens gewolben und sind abgewiesen. Beim Heimreiten habensie am Kreuzweg Halt gemacht und <strong>der</strong> abgewiesene hat gegenNorden. Süden, Westen und Osten sich wendend die Windgöttin(weja mute) angerufen und eine Flasche mit Honig aneinen Stein geschmettert. Keinem möge mehr in den Sinnkommen nach dies« zu freien, solche Gedanken mögen zergehen,wie die Flasche zersplittert ist. '(Uai lalebkilt äöm»» lebö pre2et, K» butele ß;a---bālu gabals» lalpiezuli.) Heimgekehlt hat « seinen Sattel177


178umgekehlt (atlebßärui) auf den Ofen gelegt. Die Winde habenes gehöit, haben es weiteigettagen und das Mädchen hat niewie<strong>der</strong> einen Frei« geschn.7) Zum Schluß fühle ich noch ein Mittel speciell fülWittwen an. Will eine Wittwe sich bald wied« veiehelichen,so muß sie,— wenn die Leiche des Mannes be«its auf <strong>dem</strong>Leichenwagen liegt,— die Hosen des Mannes unt« ih«m Rockeanziehen und damit dleimal um dm Wagen gehen od« laufen(aplKleet); dann henathet sie bald wied«. Natürlich sprichtsich in ein« solchen Handlungsweise eine große Gemütsroheitd« Wittwe <strong>aus</strong>, daß ab« so etwas vvltommm kann, beweistd« beglaubigte Ausspiuch ein« Wittwe (<strong>aus</strong> Keweln voi 40lahien), d«en Mann sich «hängt hatte. Deiselbe wm nochnicht beeidigt, da sagte sie: „woi taä wilu» puilebu»ailrawi», K» ue^veeu» »enäk mani pre2et." (»Hat denn <strong>der</strong>Teufel alle Bursche geholt, daß keiner kommt mich zu freien.)"In einem Sittengemälde durfte ich auch solche, freilich sel»tene, schwarze Schatten nicht mit lichten Farben zu überdeckenversuchen, dienen doch auch die Schatten dazu die hellen Par»tieen um so leuchten<strong>der</strong> hervortreten zu lassen.Damit wollen wir auch von den Zaubermitteln Abschiednehmen, <strong>der</strong> Heimthslustigen haben dieselben jedenfalls nichtsgeholfen, falls sie dieselben angewandt hat, denn sie mußte zumSchluß singen:2214. »epaliäl Deervu lügt,Ife lilueeku» äüwiuät,IfeuaK puilebi »elüälamiUl m»uim rauälitee».Nichts doch halss mir Gott zu bitten,Nichts die Zaub'rn zu belohnen;Auch gebeten kommt nicht Ein«Mich nm einmal anzusehn.(Fortsetzung folgt.)


Einleitung.Inhaltsübersicht.Z«,«.Über die <strong>lettischen</strong> Vierzeilen und <strong>der</strong>en Verwertung . 1— ißI. Me Nnnbehe.Allgemeine ethnologische Grundlage. Communale undintercommunale Ehe. Auf lettischem <strong>Gebiete</strong> : Sprachliches,Volkslie<strong>der</strong>, tzochzeitsbrauche 16— 9311. Dl« Kanfeh«.Übergang zur Kaufehe und <strong>der</strong>en kulturhistorische Bedeutung.Auf lettischem <strong>Gebiete</strong>: Sprachliches, Volkslie<strong>der</strong>,tzochzeitsbrauche . 93—116111. Di» sputer»« Hochz»it»fitt»n.Die allgemeinen Beziehungen <strong>der</strong> beidenGeschlechter zu einan<strong>der</strong> von <strong>der</strong> eisten Be-ii6kanntschaft bis zum Jawort ........1. Man hält Umschau . 117—1332. Äußere Momente des Verkehrs 134—1633. Geistige Momente des Verkehrs (Zauuermittel) . . 163—1784. Was man aneinan<strong>der</strong> lobt und tadelt.5. Die Verlobung.». Die officielle Werbung,l). Die Hochzeit.Die Volkslie<strong>der</strong> <strong>aus</strong>--<strong>der</strong> Sammlung von Dr. A. Bielenstein habenleine beson<strong>der</strong>e Bezeichnung. Ltr. °^ Büttner. H. U. Aronu Matis.


Die deewadēli(Gottessöhne)des lett. Volksliedes.Vortrag,gehalten in Mit»u den 12. December 1895 in <strong>der</strong> lahressitzung <strong>der</strong>lettisch-litterarischen GesellschaftvonH. Bielenstein.Pastor zuRingen.Wil lebenjetzt in ein« Zeit, wo man auf allen <strong>Gebiete</strong>neifrig bemüht ist Licht in bisher noch dunkle Fragen zu bringen.So hat man auch in den letzten lahien veisucht Licht übn dienoch schi dunkle lettische Mythologie zu vnbieiten, und vonmanchem Falsch« ist manch gut« Stein zu diesem Bau h«an»geschafft woiden. Einen kleinen Beitrag zu diesem Bau soll nunauch diese Aibeit liefern. Bei eingehend« Lectü« des lett.Volksliedes und bei Bearbeitung eines eigentlich an<strong>der</strong>en Themas,das mir als Theologen etwas näher lag, das ich ab« jetzt <strong>aus</strong>Mangel an Zeit habe zurückstellen müssen, traten mir die Aus»drücke äeew» äeli (Gottessöhne)und äeeiv» äel» (Gottessohn)wie<strong>der</strong>holt auffällig entgegen, und ich beschloß dies« Frage,welche mythische Wesen unter <strong>dem</strong> Ausdmck äeeva äeli zu ver»stehen seien, näh« zu treten. Ob ich nun genügendes Licht mdiese Finge gebracht haben w«de. das zu bestimmen, kommt miiEs tonnte vielleicht auch auf meine Aibeit das Wonnicht zu.des Hiob angewandt wnden, daß die Hölle, d« Ort, wo esstockdick sinst« ist, dunkel bleibe, Finstemiß bleibe, selbst wenn esH. «.


2dort helle werde (Hiob 10, 22). Nun, mag auch die Fragenach den mythischen Pelsönlichkeiten d« äeenn äeli duich dieseAlbeit auch noch nicht völlig gelöst weiden, giebt sie abn eineman<strong>der</strong>n Folfchn Anlegung diese Fmge giündlichn zu behandeln,dann bin ich füi mein Theil zuftieden.Ein kurzes Lebensbild <strong>der</strong> äeena äeli, wie es sich nach<strong>dem</strong> <strong>lettischen</strong> Vollsliede darstellt, will ich nun zuerst zu ent»werfen versuchen. Von wem stammen sie ab? und wo wohnensie? Dn Ausdruck äee^» äeli weist klar und unzweideutig aufihren Ursprung hin, sie sind nicht Erdgeborene, son<strong>der</strong>n stammenvon äeev?» ab. sind somit übenidische Wesen und theilen dah«auch mit äee^» ih«n Aufenthalt in Gottes H<strong>aus</strong>, im „äeewau»m»." Und wie d« christliche Gott, <strong>der</strong> Schöpfer und Erhalteralles Sichtbaren, unsichtbar üb« den Wolken thronend gedachtwird, so ist auch äee^» nach <strong>dem</strong> lett. Volkslied fül das menschlicheAuge unsichtbal. Und wie nun äee^», dci Vat«, so sinddann auch seine Söhne, die äee^» äeli, nicht sichtba« Wesen,son<strong>der</strong>n gleiche! Alt mit ihrem Vatn. denn nngends holen wii,daß sie sich <strong>dem</strong> Menschen offenba.lt hätten, odn daß ein mensch»liches Auge sie geschaut hätte; es sind mythische Wesen, die nmmit andnen mythischen Wesen in Beziehung und Bnühmngtieten; dcchn ist auch nul wenig übn sie bekannt. Nm wenige,vneinzelt sich findende Ausdiücke lassen auf ihr Wesen und Aussehn,auf ihl Thun und Treiben schließen.Es sind jedenfalls schöne, jugendliche Gestalten, von zartemTeint und gutem Aussehn, und halten einen Vergleich mit denzarten, weißen „Kuu^» äeli" (den Heilensöhnen) Wohl <strong>aus</strong>. jascheinen diese sogai noch weit zu übntieffen, wenn es z. B. vonihnen heißt:Lalti bij» Kuuß» äeli, Weiß waren des Herrn Söhne,zlau wallte»Die meine Kiast mn nehmen;H5balti äeen» äeli, Weiß« sind die Gottessöhne,zlan vaiīte» äev?eMi. Die Kmft mit geben.


3Dabei elscheinen sie wie die Ritt« mit „Sehweit undSpoien" <strong>aus</strong>gnüstet, in einen gmuen Mantel gehüllt, „»rpelēku mētelīti", d« mit einem „von P««n (lett. keiküu»,litt, kerküua») gearbeiteten Güttel" zusammengehalten wird,und reiten od« sohlen, meist schnell dahin jagend, auf ihienglauen Pftlden (^liimi Kumeli»i") duich den Himmelsmum,um entwedn die Geliebte, die laule» meita, <strong>aus</strong> iigend einnDmngsal zu nietten o<strong>der</strong> sie in ihie Gewalt zu bringen unddann des Abends mit ihr dn Liebe zu pflegen*).Die äee^a äeli «scheinen bald einzeln, bald zu zweien,bald zu mehieten zugleich, ohne daß dann ihre Zahl näh« angegebenwiid. Sie scheinen jugendlichenAlt«s zu sein, denn vonihnen wild gesagt, daß sie das Rippspiel gerne spielen; undzwai sind ihre Rippen od« auch Kugeln leine ganz gewöhnlichen,son<strong>der</strong>n wie es ihnen, den Gottessöhnm, ziemt, schöne goldeneScheiben od« auch Kugeln. Wohl die Sonne selbst, die sie amHimmel hiniollen. denn es heißt:2elee» a^ri, laule» meita,zlal^ü b»ltu leepa» 3»läu;Nītu M» äee>va äeliBelt' äbülu ritināt.Stehe fmh auf, Sonnentocht«,Wasche weiß den Lindenholz»Tisch ;Moigen weiden die Gottessöhne (zm F«ie) leiten,Um den goldenen Apfel zu rollen.Doch dürfen die äee»v» äeli nicht ein ganz ungebundenesLeben führen, ihr Vater hält sie in stramm« Zucht. Aus welchemGrunde ist zwar nicht «sichtlich, ab« das dichtende Volk siehtod« .hört" oielmehi, wie äee^» seine Söhne veifolgt. sie inseine Gewalt nimmt und dann züchtigt:*) Die Belege zu den oben aufgestellten Behauptungen werden alleunten noch angefühlt.


4vliräu äee^u il2ertöt,vee^v» äelu äleuüjöt;?»te vee??u uereälejuäewi»»m Kla^»» lapam.Ich höre, wie Gott den Gottessohn mit Ruthen schlägt.Wie « ihn velfolgt;Ich selbst habe Gott nicht gesehen.Hint« neun Ahornblättern (d. h. hint« ein« Hülle ister veiboigen).Wenn auch Vat« äeen», wie wir sehen, seine Söhnestramm hält, so lönnen sie doch im Großen und Ganzen, wiees scheint, ein recht freies Leben führen. Sie lieben die Jagdund geben diesem Vergnügen sich gcm hin. Abel kein gewöhnlichesWild verfolgen sie. son<strong>der</strong>n nui die „silb«ne irbīte(Rebhuhn) mit den goldenen Füßen"').veeiv» äel» meclīt F»jaUi^l»!»», līti»»;suälabötu ilbi äleuVeltītam K»ji»2m.D« Gottessohn ging auf die JagdAm nebligen Molgen;Er jagt das silberne RebhuhnMit den goldenen Füßchen.Wenn die äeew» äeli auch keine schweie Aibeit zu vei«lichten haben, so sind sie dennoch nicht ganz ohne Beschäftigung,denn sie müssen1) im Giunde des Meeres unter den Steinen nach Gold ")suchen :*) Darunter ist wohl <strong>der</strong> Mond «<strong>der</strong> die Sonne zu verstehen.Mannhaid: die <strong>lettischen</strong> Sonnenmythen in Zeitsch. f. Vthnol. 1875.p. 100 tl. meint letzteres.**) Es sind wohl nicht die wirklichen Felsblöcke »m Grunde deswirklichen Meeres gemeint und auch nicht ein wirklicher Goldschatz in <strong>der</strong>Tiefe unten, son<strong>der</strong>n, wie es scheint, die einzelnen grauen Wollen in <strong>dem</strong>Himmels-Oulln und die lelt» »»uä» ist dann <strong>der</strong> goldene Sonnenglanz!die Sonnenscheibe selbst ähnelt ja einer Goldmünze.


Xa» Ml» Kultiuüj»kelekö» »Kmeutmn»?vee^a äeli Kultiuäj»,8elt» n»na»B meKleä»mi.Wer wälzte im MeneDie gmuen Felsblöcke?Die Gottessöhne wälzten sie.Goldenes Geld suchend.2) Sie müssen mit ih«m Sehweit die Baumwipfel ebnen,denn wil hören, wie d« Sonne zugemfm wild:līH, laulit, älil lemei, Gehe, Tonnchen, bald unt«,Neliäliui KöKeem ss»lu»; Kappe du nicht die Baumwipfel;Uai liäliu» äee>v» äel» Mag dci Gottessohn sie kappenHr »lö löbeui»u. Mit <strong>dem</strong> schalfen Sehwette.(liäliuat, eig. eben machen, gleich machen, ist d« telm. teebu.fül das Abkappen d« Baumwipfel im Walde an den Bäumen,welche d« Imkel fül Bimenschwänne sich <strong>aus</strong>gehöhlt hat).3) Wil hö«n von ihnen, daß sie <strong>aus</strong>leiten, um die Fangnetze(deutet wohl auf Spinngewebe) welche 2»nue d. h. eindulchtliebenes Fmuenzimm« (eig. heißt es Müld«) an denBaumwiftfeln <strong>aus</strong>gespannt, zu z«stö«n und zu vernichten:2»une meta »ucleKli»'


6(Uilti, äee^a leotuti»i, Regne, dv Regen Gottes,Uai »n^ laime» ä»bölti»leb; Daß d« Glücksklee wachse;vee^» äelu Kumeli»i Die Rößchen d« GottessöhneBt»ltz l«veeäl» ve eänlebi. Wiehem im Stalle hungernd.)gut gewachsen zu sein scheint. Bei d« Arbeit des Haltens kommtdann eilig die l»ule» meit» hinzugelaufen und hilft mit ihiersilbernen Halle').veew» äel» leenu pl»v?»,Saule» F»li (Vai. 8p»ile8 F»li) v»N3»^ai ;saule» meit2 te2e^j»Kuär»bi»2 FlübeKliti.Dn Gottessohn mähte Heu,D« Sonne Rand (taucht) in das gmße Wass«;(Vm. die Enden <strong>der</strong> Schwaden «ichen bis in das gioße Wassn);Die Sonnentocht« lief zu hallenMit silbern« Halte.5) Wil sehen auch den äeev?» äel» als Hut«, als Hntenauf die Hütunc,. gehen, wahlscheinlich um die Rosse zu weiden,da ja diese so häufig mit jenen zusammen genannt weiden:veev?» äel» ß»r>o» ß»j»seit» lik»te roll»»,;s^eta Klara p»7s»aīMHr luär»b» ll»uktuv?īt'.') Die silberne Harte mit ihren Zinken deutet auf die einzelnenStrahlen, welche die Sonne zur Erde findet, gerade, wenn eine Regen-,eine Gewitterwolke heranziehend den Rand <strong>der</strong>Sonne zu bedecken beginnt;o<strong>der</strong> nach Mannhardt.


Dn GottessohnIn d« Handging auf die Hütungdie goldene Ruthe;Die heilige Maiia geleitete ihnMit <strong>dem</strong> silbernen Melteimn.Mann geht also zu dci Kuhhende.6) Die Gottessöhne müssen auch die Wald« <strong>aus</strong>ladenGottes Gänse, Gottes schwarze StiereFiessen auf das gmne Gms.Die Gottessöhne lodeten <strong>aus</strong> den BirkenwaldUnd gingen weg nach DeutschlandUm mit Nechnn zu spielen.(Vcn. Auf golden« Xükle (Harfe) spielend (Mannh. 69).?) Die äee^2 äeli «scheinen auch als Obnaufsehn, diedaß d« Waggn des Pntun die ihm zugewiesenedaiauf achten,Albeit gut vollfüh«:Oeev?2 äeli larüj»»H.r kelküna(denn:)Biä» K»lvi uee2sti,8elt» pla^»B nöuöpl»ut»B.Die Gottessöhne zanktenMit <strong>dem</strong> Waggn (Fiohnvogt) des Pntun;Die seidenen Beige sind ungeeggt.Die goldenen Wiesen sind ungemäht.8) Auch Böttcheiaibeiten können sie machen:')loharmeschen zerschlug die Kanne.Auf einem Stein fitzend;Der Gottessohn bebändete sieMit silbernen Dauben (Mannh. 57).7*) bezieht sich n°ch M»nnhardt »uf die Sonnenwende, «l. p. 102.


89) Die äeen» äeli geben auch Auskunft über Vnstolbene,doch müssen zuerst die Fragenden zu ihnen gen Himmel empor»steigen. Solches ist nur möglich an dn nach oben sich emporrankendenBohne (o<strong>der</strong> Rose o<strong>der</strong> Elbse):L» üabüju balw pupu,Bt»äij' Kalu» 3»IiM(Val. N» eeleju lKailM röliLaltZ. lmillebu K»1ni»»);iI»UF2 leel», F»r»,I^iäl palebäm äebelim;N» ulküpn äeblt»?a teem pupu lalineem(Vlll. ?» ta» rule» lari»eem).L'ur reäleju äeei^a äelutlnmeli»» leälüjam(Vai. Valtu» IiIFU» leälöjüt).„I^abäeeu, labäeeu, äee^v» äel»!Xul ailß;üj» tew» »l m»t?"lew» »l m»t'saule» meitai Kül»» äler;8»ule p»te püluIHelebam ß»lu» >veltiä»m»(Vai. saulīt pate püru a»l»,Kila malu leltiäam»).Ich bekam eine weiße Bohne.Pflanzte sie auf die Spitze eines Beiges(Bai. Ich säte eine schöne RoseIn den weißen Sandbng);Sie wuchs auf gmß, lang.Bis zum Himmel hinauf;Ich stieg zum Himmel hinaufAn den Zweigen dn Bohne (Vm. Rose).Dort sah ich den GottessohnSein Rößlein (Val. weiße Rosse) sattelnd.


„Guten Tag. guten Tag. Gottessohn!Wo sind hingegangen Vatn und Mutter?"Vater und Muttn sind im Auslande,Sie tnnlen dn Sonnentocht« Hochzeit;Die Sonne selbst fühlte die Aussteu«.Die Waldwipfel beschenkend(Vai. Die Sonne selbst beieitet die Ausstellet.Den Rand des Fichtenwaldes vngoldend).Dem hin nach seinen verstorbenen Eltern fragenden Waisenlindeantwortet <strong>der</strong> Gottessohn, daß die Eltern inim Abendlande seien, daß es ihnen gut gehe, denn sie feiern dieHochzeit dn Sonnentocht« im femen Westen.10) Wie in <strong>dem</strong> vorhergehenden Liede <strong>der</strong> äee^» äel» sichso freundlich des Waisenkindes angenommen und ihm Auskunftüb« dessen Eltern gegeben, was nach cinei Val. wed« <strong>der</strong> Mond,noch d« aulekli» (Molgenstein) gekonnt, so sehen wil nun auchim folgenden Liede. daß die Beziehung d« äee^a äeli zu denWaisen eine ganz beson<strong>der</strong>e ist; denn die letzteren weiden hi«als Kind« des clee«'» und d« laim» und als Brü<strong>der</strong> dnäeewa äeli bezeichnet:Nimm das Waislein, Blüdeichen.Wahllich, vomchm ist die Sippe:Gott ist Vatn. I»im» (das SchicksalDie Schicksalsgöttin) Mutter,Biüdn sind die Gottessöhne (Mannh. 9).Abn fül diesen Dienst scheinen die cleen» äeli wie<strong>der</strong>Gegendienste zu vnlangm. denn wir höien. daß sie ihre be»schwitzten Rosse in die von Gott selbst gemachte goldene Koppelhineinlassen und das Waisenkind') als Hüten« hinsetzen:9') Mannh. deutet das Waifentind auf die Tonne «l. u. 222 ff. p. 302.


10Wo wäret ihr, Gottessöhne,Mit schweißtriefenden besattelten Rößchen?Die Gottessöhne lassen ihre RößchenIn die Goldkoppel;Lassen sie hinein in die Goldkoppel,Schärfen Folgendes ein, mich hinstellend„Brich nicht ab einen goldenen Zweig u. s.w."(Mannhardt 45).11) Die äeen» äeli bauen auch eine Badstube am Ufneines silbernen Flüßchens und heizen dieselbe, so daß dn Rauch(eigentlich Dampf)suclrabma upe tek;1»» upīte» mali»»vee^a äeli pirti taila;Lnr laulīte pertee» Büj»Hrveen» äeli Barn leja,8»b»kS« Kü^eäami.aufsteigt:Es fließt em silbemn Fluß;Am Ufer dieses FlüßchensBauen die Gottessöhne cine Vadstube;Dotthin ging die Sonne sich zu badenMit allen ihren Jungsein;Die Gottessöhne nzeugtcn den Dampf,Stehend in Wasserstiefeln.(F2lu leet ist term. teebn. füi das Hnvolbnngen von Dampfduich Wassngießen auf heiße Steine).Odn: „Nij, meiti», te2, meiti»,15l tu leij»» »v?öti»u!"vee^» äeli pilti Kür',O»ule I»ul2 lelt» llöm,Aene»ni2» ß;»m leja(Vm.(Val. auleKli»lebHr lnälaba bikerit).Gehe, Mädchen, laufe, Mädchen,Zum Thalquell hinuntn!le^aDie Gottessöhne heizten die Badstube,Die Sonne brach einen goldenen Besen,Dn Mond nzeugte dmch Gießen DampfDn aulekii»lob goß WasserMit einem silbernen Becher).


Doch diese Beschäftigungen scheinen den Gottessöhnen nurnebenbei obzuliegen; denn das11lett. Volkslied hat eigentlich einan<strong>der</strong>es Thema, welches es mit Vorliebe behandelt, denn die äee^a,äeli erscheinen nämlich vor Allem als Freier. Wn abn auf dieFreie gehen will, dci pflegt doch zueist sich ein H<strong>aus</strong> zu bauen, wo»hinein n dann seine Geliebte zu fühlen gedenkt. Auch die cleev?»äeli bauen ein H<strong>aus</strong>, abn lein gewöhnliches, son<strong>der</strong>n <strong>aus</strong>wundnbaien Balten ist es zusammengefügt. Es heißt:veewa äeli uamu a»r» (Vai. Klēti «irt»),8elt» (Var. älelle») lpüre» lpareäami.Die Gottessöhne bauen ein H<strong>aus</strong> (Val. bauen eine Kleete),Gold'ne (Var. eiseine) Spanen aufrichtend.(Die goldenen Spanen sind wohl die Sonnenstlahlen, welchevon dn Sonne, wie vom Dachfirst nach verschiedenen Seiten<strong>aus</strong>einan<strong>der</strong>gehen). Ist das H<strong>aus</strong> (die Klete). wo die Liebendenzusammenkommen können, fertig, dann ziehen die äeev?» äeliauf grauen Rossen <strong>aus</strong>, um die Geliebte, die laule» meit», zuHolm, die sie ja <strong>aus</strong> dn Zeit dn Heuemdte, wo sie ihnen sobeieitwillig helfen kam, kennen; mit d« sie auch einmal gelegentlichbei Pelkun zusammengetioffen waien, wo beide ihieBestellungen machten, denn von Pnlun heißt es:Xalej» Kai» äebelt»,Oßle» bil» DauF»v?2;vee^a äelam peelebu» K»I»,saule» meitai Freäleui»'.Ein Schmied schmiedete im Himmel,(Glühende) Kohlenfielen in das gmße Wasser;Dem Gottessohn schmiedete er Sporen,D« Sonnentocht« Ringlein.(vau^a^a bedeutet gewöhnlich Dünastmm. Hi« ist das Wolken»wass« gemeint, duich welches d« Blitz fähit bei <strong>dem</strong> Kiachendes Donnns). Öd«:


12llalej» Kala Mrmalli,Xü ta» Kala, Kö uekal»?l)ee^v2 äel2 K 212,8»nle» meita» v»iu»ä!i»'.Ein SchmiedWas wai esschmiedete am Me«esstlande.denn, was « schmiedete?Einen Gmtel schmiedete ei <strong>dem</strong> Gottessohne.Ein Blllutklönlein <strong>der</strong> Sonnentocht«.Die äeev» äeli finden alsbald die Geliebte, wie sie im Flusse,nahe am Ufer, sich(Vai.badet:s8»ule» meit» maltajā»Belta KülKl» Krumi»aUpīte» mali»a).Die Sonnentocht« wusch (badete) sichIm goldenen Weidengebüsch(Vm. Im Bache am Uf«).lund wie sie alsdann im goldenen Haselnußgebüsch ihr Haaiglättet mit den jetzt immer selten« weidenden luka» (Plural,Kopfbütste). „ „._.,8»ule» weit» IuK»M»Beltu la^läu Krümi»2.Die Sonnentocht« kämmte sichIm goldnm Haselnußgebüsch.Der Gottessohn od« die Gottessöhne, sie «scheinen in den dies»bezüglichen Lie<strong>der</strong>n bald in <strong>der</strong> Einzahl, bald in <strong>der</strong> Mehlzahl,legen sich nun auf die Lau« und lugen nach <strong>der</strong> Geliebten <strong>aus</strong>einem sichern Veisteck, entwed« dmch das goldene Weidengebüsch,das am Flußuftl wächst, od« dmch die Mohnblatt«, 22m m»>Böuöm, hindmchlauemd :I)ee>v» äel» lüköj»»8elt» KürKl» Klümi»»,(Vai. vee^» äel» lauäli^ä»2»UI M2FÜ»u metelit'.Val. Hl pelēku mētelīti).


od«:odei:Dcl Gottessohn lugteDmch die goldnen Weidenbüsche,D« Gottessohn lugteDuich den Mantel von Mohnblättern.Mit einem gmuen Mantel.13Doch da scheint dann plötzlich die laule» meit» ih«nBeobachte! zu bernellen; denn sie beginnt zu fliehen und suchtüber das Mcci sich zu leiten. Doch im Kampf mit den Wogendioht ihr <strong>der</strong> Untngang, sie ist <strong>dem</strong> Eltlinken nahe, denn nmnoch ihr ihi Krönehen, schaut <strong>aus</strong> den Wellen hervor :Vai.:saule» meit» briä»Beltit»m Kurpītēm.Vai. 8»ule» meit» MIZ, llika,VaiuaäliNu 75-eeu leälej2.Die Sonnentocht« watete im Mcc«Mit goldnen Schuhen.Die Sonnentocht« sank ins Me«,Das Klönehen allein sah man noch.(Dci Sonnenuntergang ist gemeint. Die goldne Sonnesinkt am westlichen Himmel ins Me«; d« kleine Kleisabschnitt,dm man noch übel dci Fluth sieht, hat die Gestalt d« <strong>aus</strong> Glasperlen,Flittem und Bandschleifchen bestehenden, halbkugelförmigenMädchenkione). Dn Gottessohn steht unterdessen von feme,auf einem Berge, wohl volln Scham, daß n von dn Geliebtenhintn <strong>dem</strong> Haselnußstilluch odn hintn den Mohnblättern entdecktworden und beginnt weinend ein goldenes K«uz hin» und hnzubewegen:Veew2 äel» K2IN2 ltüiv»,Belt2 Krnltu >ve2iu»j».Dcl Gottessohn steht auf <strong>dem</strong> Hügel,Schwenktein goldenes Kieuz.


14Das thut n Wohl in dn Hoffnung, um auf diese Weise,wie dmch ein Zaubnmittel, die Geliebte vom Untergang zuerretten; denn: . _ . ,,.Bebeu rauu» äee^v» äeli»,8elt» Krultu >ve2iu»j»;Be!ta Klultn wc«!«»)»,I^ai ue^rim» DubeuZ,.Bittnlich weint dn Gottessohn,El schwenkt das goldne Kleuz;Das goldne K«uz schwenkt n.Daß sie nicht möge in die Tiefe sinken.Odn wir hören auch:saule» meita MIZ, briäa,Klātu Z»lv uereälej»;veewa äel» lelt» KrouiLok 2vveeu rve2iu»j».Die Sonnentochtn watete im Mene,Ih« Haare sah ich nicht (mehr);Dcl Gottessohn schwenkt eine goldne KloneAllein noch in seiner Hand.Damach scheint also die Sonnentochtn schon vnschwundenzu sein, und dci Gottessohn schwenkt die Krone (das ist dieSonne*)) hin und her. (Die letzte« Lesait scheint die ursprünglichereund die richtige« zu sein; das Kieuz ist wohl in spät««,in christlich« Zeit für die Krone eingeschoben woiden, d«enBedeutung man vielleicht nicht mehl «cht »«standen hat).Wählend dieses tragischen Vorgangs «schallt plötzlich, vonwem und wohn, wild nicht angedeutet, dci Ruf:Lereet I»ivm (Var. ireet), äee^a äeli,ttlübjeet laule» ä^eieliti (Vcn. älimbi»u).Elgieift (od. mdnt) ein Boot, ihl Gottessöhne,Rettet dn Sonne Seelchen (od. Leben).*) «l. Mcmnhardt p. 295. Ob nicht ein Segment dn untergehendenSonne?


Nach einem solchen Ruf scheint Her äeen» äel» plötzlich<strong>aus</strong> seinem Bann aufgerüttelt zu sein, o<strong>der</strong> die Zauberformelhat ih« Schuldigkeit gethcm, denn dci äeen» äel» beginnt d«l»ule» meit» Grüße zuzumfen:veev?» äel» l»nle» meitul?»r Mri»u lsveikiuüj».Der Gottessohn grüßte die Sonnentocht«Ueb« das Mcci hinüber.Öd« d« Gottessohn streckt auch seine Hände nach ihl <strong>aus</strong>:vee^» äeli» laule» meitai?»r DauFa^u l«k2» lueeälÄ,H>2i tee lelt» Fieäleuti»!Öd«:!fe eebil2 I)2NZ»^»(Var. uel»mirk»).Der Gottessohn reicht <strong>der</strong> Sonnentocht«Ueb« das gmße Wassei die Hände.Daß die goldnen RingleinNicht in das gloße Wass« fielen.Nicht im Meere naß winden.15Die Rettung scheint gelungen zu sein, denn wil sehen nunjenseits <strong>der</strong> Gewässer unter einem Eichbaum beide gemeinsam<strong>der</strong> Ruhe Pflegen, nach<strong>dem</strong> d« clee^v» äel» seinen Gmtel amBaum aufgehängt und die Sonnentocht« ihrKrönehen abgelegt:0löli»leb »il K»lvi»2,Hil ölol» el»ri»leb;vee^a äel» K»r»,s»ule» meit»hint« <strong>dem</strong> B«ge,W Ein Eichbaum (steht)Hintel <strong>dem</strong> Eichbaum ein See;Dci Gottessohn hängte (an den Eichbaum) seinen Gmtel,Die Sonnentocht« ihr Klönehen.


16Vis es ab« so weit^ekommen, daß die laule» meit» sichfür überwunden «klärt, scheint noch ein hart« Kampf zwischenbeiden stattgefunden zu haben, wobei die laule» meit» <strong>dem</strong>äee^2 äel» das Sehweit zeibiochcn, und dies« <strong>der</strong> Geliebten denRing vom Fing« gezogen.Ab« diesen Liebesfteuden am Abend folgt die Strafe auf<strong>dem</strong> Fuße nach; worin dieselbe besteht, wird allerdmgs nichtgesagt, ab« die äeew» äeli weiden aufgefoi<strong>der</strong>t, sich zu hüten.Es scheint, als ob die laule die Velfüymng ihr« Tocht« rächenwill, denn den Gottessöhnen wird zugerufen:s»r


In» äeeui»2», tli» uaklui»»»veew» »r lauli eeu»icl3;saule» meit» nöl»usul!veevv» äel» löbeui»'.Diei Tage, diei Nächte langWar Gott mit d« Sonne in Feindschaft;Die Sonnentocht« hat <strong>dem</strong> GottessohneDas Sehweit zerbrochen.Und:17Nach<strong>dem</strong> diese Feindschaft drei Tage und drei Nächte ge


18s»nle l»^u meitu äe?s»?»l üäeuilleevs» äeli püru weä»,Neleb» F»lu» Kürltiä2mi;l?reeäei Km» lelt» ä^eeli,Nßlei lÄu will»iuiti,leem m»leem berli»eemBelt2 Fleeltu» Bleäleuti»u».Die Tonne gab ih« Tocht«Ueb« das Wass« hin ins Abendland;Die Gottessöhne fühlten die Aussteu«.Die Spitzen d« Waldbäume mit Geschenken behängend;An die Fichte hängten sie ein goldenes Handtuch,An die Tanne eine gnme Decke,An die jungen BirkenGoldene gedrehte Fingerringe.(Das Lied beschreibt den Sonnenuntergang im Anschluß andie lett. Hochzeitssitten; Kürltit Freq. von K»rt, hängen, tr.. istterm. teebu. fül die Ueb«gabe d« Hochzeitsgeschenke, die <strong>dem</strong>übn die Anne od« Schult«« „gehängt" weiden.BeschenktenDie A-eelii Bleälenti», sind Wohl nichts llndns. als die maltenSvnalen. welche man von Nionce so oft in den Heidengläbemfindet).Während dieses geschieht, steht die Sonnenmutt« (mule»mute) auf <strong>dem</strong> Berge und weint bitterlich, denn sie trauert umdie schöne Aussteuer <strong>der</strong> Tocht«, die vom Gottessohn nun hinweggefühltworden.s»ulit' Fanlebi uöranäüj»X»lvi»2 lt2iveä»m2.X» t»i bij» uerÄuclüt?Bebel meiti»2», lebel pmi»a;?üli»leb lelta Kaläiuat»suär»bi»a äü^aui»»».


Die Sonne weinte bitterlichAuf <strong>dem</strong> Berge stehend.Wie sollte sie nicht weinen?Es war ihl leid um das Töchttlchen. leid um dieAussteu«;Die Lade (wai) mit Gold beschlagen.(Enthielt) silbcmc Gaben.Die Gottessöhne setzten unteldessen ih« Fahit gemeinsammit d« laule» meit» foit. in<strong>dem</strong> sie in einem Boot, dessenEnden v«goldet sind, auf d« Me«csfläche dahimu<strong>dem</strong>:Hbel'KoK» lai^u äarH',Hbi A»li paleltiti;veew» äeli iieji»i,saule» meitu vviliu».Sie bauten ein Boot von Apfelholz,Die beiden Enden (sind) velgoldet;Die Gottessöhne sind die Rud««.Sie fahien mit d« Sonnentocht«.(D« velgoldete Kahn ist entwe<strong>der</strong> die Mondsichel od« wohlwahrscheinlich« die untelgehmde Sonne selbst, wie sie auf denWogen des Westmeeies zu schwimmen scheint).Öd«: in<strong>dem</strong> sie im Schlitten mit beschwitzten und dampfendenRossen dahinjagenṡwicl», Aficl», aul», aulaveewa äela Kume!i»leb;l!ä nelwiäa, K» ueäulasaule» meita» KamanH».Es schwitzte, schwitzte, es schnaufte, schnaufteDas Rößchen des Gottessohnes;Wie sollte es nicht schwitzen, nicht schnaufenAn <strong>dem</strong> Schlitten <strong>der</strong> Sonnentocht«?Rastlos muß das Pferd mit <strong>dem</strong> jungen Liebespaar dahinjagen.wohl zum H<strong>aus</strong>e mit den goldenen Spanen, wohinein alsdanndie laule» meita zitternd tritt:19


20saule» meita 2»miXä lāpi»» ärebisäama.Die Sonnentochtei ging hindmchWie ein Blättchm zitternd.Dort im goldenen H<strong>aus</strong>e haben die an<strong>der</strong>en Gottessöhne, dieSchwäger dn Braut, die Brü<strong>der</strong> des glücklichen Bräutigams,zwei Lichte auf silbernen Leuchtnn ihl zu Ch«n angezündet:vi^' l>62ite» äeF»snär»bi»a luktmö»;l2» äeäliu2 äeevv» äelisaule» meituZwei Lichtlein brannten üb« <strong>dem</strong> MeereAuf silbernen Leuchtern;Die Gottessöhne haben sie angezündet.Während sie auf die Sonnentocht« warteten.(Die zwei Lichtlein sind vielleicht auf den Morgenstern und denAbendstnn zu deuten.)Damit hat nun das Epos o<strong>der</strong> das Drama sein Ende«reicht und alle mir zu Gebote stehenden Mosaikstückchm mit<strong>dem</strong> deutlichen Stempel „äee^a äel»" sind veitheilt und v«»bmucht; noch Etwas hinzuzudichten liegt mii fern. Ab« zumSchluß mag es mil noch vergönnt sein, eine Deutung zu»«suchen . welche mythische Wesen denn nun wohl unter denäeew» äeli zu »«stehen seien. Doch bevor ich meine eigeneMeinung hierüber <strong>aus</strong>spreche und meine Ansicht zu beweisenversuche, will ich zuerst die von Dr. W. Mannhcndt in seinemBüchlein „die <strong>lettischen</strong> Sonnenmythen" gegebene und danndmch Uebeisetzungen auch ins lettische Volk gedmngene Deutungluiz zusammenfassen und alsdann meine in einigen Beziehungenabweichende Meinung zu äuß«n wagen. Ich thuedieses in dcmlbal« Veichiung des veidicnstvollen, bahnbiechmdenForschers, von <strong>dem</strong> wir Nachgeborenen soviel lernen könnenund leinen müssen. Ich habe viel <strong>aus</strong> seinen „lett. Sonnen»


21Mythen" gelernt, ja mir ist dar<strong>aus</strong> ein neues Licht üb« dieFragen aufgegangen, die hier ihrer Lösung hanen. Ab« esliegt in dci Natui d« Sache, daß auch ein so heivonagend«Mythologe, wie Monnhaidt, manches Detail <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> gießen<strong>Gebiete</strong> eines «ichen und bunten Voltsglaubens nur hat streifentönnen, und so wild es auch <strong>dem</strong> Anfänge! gestattet sein, zu denMannhmdtschcn Etllämngen veisuchsweise Einiges hinzuzufügen.Mannhcndt behauptet'): d« äeen» äel», d« Fiei« d«Sonnentocht«, des Sonnenglcmzes, (bzw. d« Molgen» undAbcndröthe), sei <strong>der</strong> Planet Venus, <strong>der</strong> uns als Morgen- undAbmdstem sichtbcn wild. El begründet seine Ansicht dadurch,daß er einige gleich« od« auch nur ähnlich lautende Volkslie<strong>der</strong>anführt, in welchen vom »nlekli», d. i. d« Molgenstern. dasselbewie vom äeew» äel» <strong>aus</strong>gesagt wild. Und in d« That,wir leugnen es nicht, <strong>der</strong> »ulekli» erscheint ganz deutlichals ein Frein dn Sonnentochtn. Mannhcndt fühlt dafür folgendeLiedn an, denen ich noch zwei Prägnantere <strong>aus</strong> dciSammlung von Hrouu Klatī» hinzufüge.HuleKli»leb »Bri le2»,saule» meita» Alibeclam»;Qe2, l»ulit', p»te »Fli,Aeäöä meita» »nleklam.Dn Molgenstern ging ftüh auf,Begehlend die Sonnentocht«;Geh auf, Sonnchm, selbei ftüh.Gieb nicht die Tocht« <strong>dem</strong> Molgenstern. Mannh. 49.Wil»» Omißliie» m»u reälama»,HuleKli»» ne^»iä;HuleKli»leb »ilte2ejasaule» meit»» pleüiba»») a. a. O. l>. 3Ui.


22Alle Steine sind mn sichtbar.Der Morgenstern allein ist nicht da;Der Moigenstein ist hingelaufenAuf die Freie nachd« Sonnentocht«(Vai. Um nach ihi zu schauen). Mannh. 73.Moigenstein ist foitgeiitten.Auf zm Sonne geht sein Flug;Sonnentocht« will « freien.Und <strong>der</strong> Perkun führt den Zug (Mannh. 74).Und wie <strong>dem</strong> äeewa äel», so gelingt es auch ihm die Sonnentochtnals seine IiF»«!»a heimzuführen;<strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Munde <strong>der</strong> Mutter Sonne:smalku lolöb.u xil»» t»ilu,N»ßöui»u p»l»6li»u;saule» meit» Fuletaj»Hl to rīta »uleKli»u (Hl.).Ich mache ein Lager von zarten RosenMit Laken von Mohnblättern;Die Schlüfnin ist die SonnentochtnMit <strong>dem</strong> ftühen Moigenstein.suärabi»a 3»ilit'» äleeä,Beltnpite« m»Ii»»;I^»i 2eläli laule» meit»,HuleKli»» liß»^i»a.denn wir hören, wohlEm silbernes Hähnchen krähtNm Ufer dcs goldenen Flusses;Damit sich erhebe die Sonnentochtn,Dcs Fmhstems Liebchen.Wenn nun auch Mannhcndt seine Ansicht, daß nämlich <strong>der</strong>äee^a äel» und dn aulekli» ein und dasselbe mythische Wesensei, noch dadmch zu beweisen vnsucht, daß n die Mythologieandein Völln, besondns dn Giiechen und Indn hemnzieht unddie äee^a äeli mit den Dioskmen und Hevin» vergleicht, soglaube ich doch dieser Ansicht <strong>aus</strong> folgenden Gründen entgegentreten zu dürfen.


231) Neben <strong>dem</strong> »ulekli», <strong>dem</strong> Molgenstern, treten in denfett. Volksliedein auch noch an<strong>der</strong>e mythische Wesen auf, diegleichden Gottessöhnen, odn gleich <strong>dem</strong> »ulekli», nachdn Sonnentochtn freien, und ebenfalls sie als ihre Geliebte, alsihre liß»^i»a heimführen.») So zuerst dn Mond, cl. z. B.llleuelti»leb »Ali le2», Dn Mond ging fnih aufs»ule» meit»»Begehlend die Sonnentochtn;I^e2, lanlit'; p»te a^ri, Geh' auf. Sonnchen, selber früh,Neäöä meitn meuelebam. Gieb nicht die Tochtn <strong>dem</strong> Monde.saule meitu »ualinaja,sölij' äee^» äe!i»»m;l!»ä ulauß», ve eeäev»;eeäe^?a menelebamDie Sonne zog ihie Tochtn gioß,Velsplach sie <strong>dem</strong> Gottessöhnchen;Als diese «wachsen war,und:Gab sie sie (ihm) nicht, son<strong>der</strong>n gab sie <strong>dem</strong> Monde«Mannhcndt 72).Dem Monde sie gebend, bittet siePnlun zum Bmutgefolge (Mannh. 72).Mond fühlt heim die Sonnentocht«,Peikun folgt <strong>dem</strong> Hochzeitszug;Duich die offene Pfoite sprengend.Spaltet « die goldene Eiche (Mannh. 75),Abn hnnach scheint die Tonne es zu bedauern, daß sie denMond zum Schwiegersohn genommen und ihn den an<strong>der</strong>n F«iemvorgezogen ; denn sie beginnt ihm zu zürnen und ihn zu befehden :8»nle laiäa meuelimHr luärab» akmeuti»'.Die Sonne schlug (waif) den MondMit einem Meinen Stein.


24Ab« noch nicht genug.Die Sonne znhieb den MondMit einem scharfen Sehwerte;Warum hat « <strong>dem</strong> MoigensteinDie vnlobte Braut genommen (Mannh. 71).O<strong>der</strong>, nach einem an<strong>der</strong>n Liede. hat die Sonne den Monh<strong>aus</strong> Eifersucht ins Gesicht geschlagen:Es nahm <strong>der</strong> Mond die SonneZui Frau am «sten Fnihling.Die Tonne, die stand fmh auf.Es schied <strong>der</strong> Mond von dcmnen.Mond wandelte nun einsam.Faßt Liebe zu <strong>dem</strong> Flühstein.Peikun in gmßem ZorneZeihieb ihn mit <strong>dem</strong> Schwelte.Was gingst du von d« Sonne?Was liebtest du den FrühstemZur Nachtzeit einsam wandelnd?Das Herz ist voll« Trau« (Mannh. 77).b) Wie neben <strong>dem</strong> Molgenstern und <strong>dem</strong> Gottessohn <strong>der</strong>Mond als Fiei« d« Sonnentocht« erscheint, so findet sich schließ»lich auch noch ein viert« Liebhaber ein, nämlich Pellun.Schon wie<strong>der</strong>holt fanden wir ihn im Bmutgefolge, bald vomus»eilend, bald hinten nachfolgend; dann tiitt « ab« auch als Fieinauf:keiköu» bI»U2» p»r Mri»uM»pnl Ml»» leew»B »emt.Uebei das Me« hin fühlt d« P«lunJenseits sich ein Weib zu holen.Und daß es die Sonnentocht« ist, die « freit, «giebt sich <strong>aus</strong><strong>dem</strong> zweiten Theil des Liedes;folgt ihm:denn die Mutt« <strong>der</strong> Sonnentochtn


s»ul' ar pūlu p»K»l»Willi» melebu» vseltiä»m».Mit <strong>dem</strong> Bmutschatz folgt die sonn' ihm,Alle Wäl<strong>der</strong> (mit Hochzeitsgaben) beschenkend.-Nach ein« parallelen Auffassung führt Perfun die Braut nichtheim, scheint von Mutt« Sonne vielmehr abgewiesen zu sein:Perkun fuhr durch den Himmel,Mit <strong>der</strong> Sonne sich zankend;Die Tonne gehorchte nicht <strong>dem</strong> Perkun,Sie vnkaufte die Tochtn <strong>dem</strong> Moigenstein (Mannh. 73).Wil fassen zusammen: Nach <strong>dem</strong> lett. Volkslied« «scheinenalso als F«i« dci Sonnentocht« einelseits die Gottessöhne,andieiseits auch <strong>der</strong> Moigenstein, dci Mond und dci Peikun.Mit <strong>dem</strong>selben Recht, wie die clee^a äeli mit <strong>dem</strong> »ulekli»identificiert werden, müßten die äeev?» äeli dann auch mit <strong>dem</strong>Monde od« <strong>dem</strong> Peikun identisiciett weiden und diese wie<strong>der</strong>unteieinand«. Was abn doch seine unübnwindlichen Tchwie»iigkeiten haben dürfte. Bei allen vier Freiem sehen wir, daßsie die laule» meita lieben, nach ihr freien, sie eine zeitlanghaben, dann aber wie<strong>der</strong>um verlieren. Darnach scheint mir.daß wir den cleew» äeli neben diesen drei genannten Freiemeine selbstständige Stelle weiden einräumen dürfen und müssen,zumal, da von dm Gottessöhnen Vielerlei <strong>aus</strong>gesagt wird, wasauf den auleKl!» (bzw. Mond. bzw. Pertun) durch<strong>aus</strong> nichtpaßt. Was dieses ist. das will ich2) als zweiten Grund gegen Mannhardt geltend machen.Wir werden hierbei folgende drei Hauptgedanken hervorzuhebenhaben:a) In Veibindung mit dm äee^» äeli werden fast immerih« Rosse genannt. Mannhardt versucht die äee^a üeli zudeuten, läßt aber, wie es mir scheint, die Rosse zu sehr bei Seiteliegen. Ganz kann n nicht um sie hemmkommen, und dahn25


26sagt «, daß wie in den gnech. Mythen die Sonne (Hello») unddn Molgenstern von Pferden gezogen weiden, so habe auchdn lett. »ulekli» Pferde und das seien dieselben, welche imZusammenhange mit den cleev?» äeli «wähnt würden.Wie die griechischen Sonnenrosse nm hellfarbig sind, wasauch ein lett. Volksliedehen bestätigt, in welchem es heißt:Sonne mit zwei goldenen RossenFühlt den Kieselbng hinan;Nimmer müde, nimmer schwitzend.Ruhen nicht sie auf <strong>dem</strong> Weg (Mannh. 18);—so müßten doch wohl auch die Rosse des äee^v» äel», wenndieser mit <strong>dem</strong> Morgenstern identisch sein soll, hell und leuchtendsein und niemals schwitzen, analog den griech. Mythen von denDiosluren, aber statt dessen hören wir das Gegentheil. Diese,die Rosse des äeev?» äel», sind nicht hell odn glänzend (eineAusnahme bildet das Lied T. 247, wo das Roß des Gottes»sohnes weiß genannt wird), son<strong>der</strong>n meist dunkelfarbig, „grau"(lilmi), „biaun" (Mannh.), »dunkelgmu" (pelēki) und „schwarz"(melli); nur dazwischen erscheinen ihre Mähnen leuchtend undihre Hufe goldbeschlagen. Die betteffenden. wichtigsten Volks»liedn, zum Theil in vnlüiztn Form, lauten:Wamm stehen die giauen RosseAn dn H<strong>aus</strong>thüi dn Tonne?Es sind des Gottessohnes graue Rosse.Dn fteit um die Sonnentochtn (Mannh. 42).Aus einem langen höchst interessanten litt. Liede über den Gottes»söhn und die Sonnentochtn gebe ich hin nui einen V«s, d«mil hi« wichtig ist:Und es kam <strong>der</strong> junge Knabe (d« Gottessohn)Auf <strong>dem</strong> biaunen Rößlein;Und es hat das bmune RößleinGoldene Hufbeschläge (Mannh. 80).


Und schließlich:Schwarze Stiere, Weiße Hörn«,Sie fraßen Röhricht im großen Wasser;Das waren nicht schwarze Stiele,Das waien Gottes Rößchen.27Die „gmuen", „biaunen" und „schmalzen" Rosse scheinen mirzum Abendstcm nicht zu passen, zumal da dessen Rosse nach <strong>dem</strong>gnech. Mythus ja hellfaibig sind. Dazu kommt noch, daß dieRosse d« Gottessöhne vom schnellen Jagen schweißtriefend weiden :Wo wart ihr GottessöhneAuf schweißtriefenden, besattelten Pferden (Mannh. 45).cl. auch das bneits S. 258 angeführte Lied.Und im Gegensatz zu den Sonnenrossen, die „nimmn auf<strong>dem</strong> Wege mhcn", hö«n wir von den Rossen dn Gottessöhne,daß sie stille „stehen voi dn H<strong>aus</strong>thüi dn Sonne" odn mhig„in dn Goldkoppel ftessen" u. s. w.Weil nun also die Rosse d« Gottessöhne meist dunkelfaibiggenannt weiden, und weil sie dazwischen d« Ruhe sich hingebenkönnen und auch wiitlich stille stehen, so trage ich einiges Be«denken die äeen» äeli, welche auf diesen „dunkeln" und „schwitzen»den" Rossen leiten (bzw. mit ihnen fahien) mit <strong>dem</strong> »ulekli»,dessen Rosse nach <strong>dem</strong> gnech. Mythus hellfaibig sind und nichtzu einlüden scheinen, zu identificieien; zumal da die Rosse <strong>der</strong>Gottessöhne zu diesen in einem ganz an<strong>der</strong>n Verhältniß nschei»nm, als die Sonnenmsse zm Sonne, «sp. die Rosse dn Dios»tmm zu den Dioslmen im gnech. Mythus.Sonne und Sonnen»mß gehört zusammen, ebenso die Rosse <strong>der</strong> Dioskuren und diese,aber die Vnbindung dn äeen» äeli mit ihim Rossen ist eineviel locknere; die letztnen spielen oft auch gettennt von ih«nReitein eine selbständige Rolle neben jenen. Dazu kommt noch,daß in den lett. Lie<strong>der</strong>n, welche vom 2nleKli» handeln, dn Rosse


28kaum Erwähnung geschieht. Mir ist nur ein Lied bekannt, wodn »ulekli» bnitten «scheint (cl. oben T. 261), abn auch daspielt das Roß eine ganz untngeoidnete Rolle.Beachtenswnth erscheint mir schließlich auch noch dieses,daß die Zahl <strong>der</strong> Rosse, welche zu den Gottessöhnen gehören,oft eine ganz unbestimmte, jedenfalls auch eine sehr hohe seintann, so z. B.:Wessen sind die grauen RößchenAn Gottchens H<strong>aus</strong>thüi?Das sind des Mondes Rößchen,Dn« die da fielen um die Sonnentochtn.Heute besattelte die SonneHundeit bmune Rößchen;Gieb Gottchen <strong>dem</strong> MondeHundeit Söhnchen als Reitn.Diese Vielzahl dci Rosse, welche Mannhaidt mit den Gottes»söhnen zu Reitnn zusammenschließt, deutet n (S. 309) auf denganzen Stemenhimmel ; die Stnne seien eben die Rosse. Abnin diesem Liede ist, wie es mn scheint, gai nicht die Rede vonden Stemm, und cmßn<strong>dem</strong> ist dn Text des achtzeiligen Liedesschon im Vollsmunde entstellt und vndnbt ; denn statt „dn SonneH<strong>aus</strong>thüi" steht da „Gottes H<strong>aus</strong>thüi", und als F«in dnSonnentochtn «scheinen hier nicht Gottessöhne, son<strong>der</strong>n Mondes»söhne, die sonst im lett. Volksliede gar nicht vorzukommen scheinen.Aus <strong>dem</strong> Liede läßt sich nicht viel beweisen. Wie Mannh. zuseiner Ertlcnung gekommen, ist mil nicht ganz «sichtlich, vielleichtdmch die mil inthümlich «scheinende Vonmssetzung. daß d«auleKli» des lett. Voltsliedes mit <strong>dem</strong> Gottessohn identisch sei.Es finden sich alleldings lett. Lied«, welche den Stemenhimmelin Beziehung zu den Rossen bringen, dann aber bildet dn Stemm»Himmel nur die Decke, welche übn das Pfnd gebleitet; die Steinefind nicht die Rosse:


29L» pärveclu līF»^i»u,B^»i^lob»n äeka »uäeji»';U»n palobam lirm» Kumelleb,B^v»iFlcb»u äeki» mn^ur».Ich führte heim ein Liebchen,Die Weberin von Sternendecken;Ich selbst habe ein giaues Pfndchen,Eine Sternendecke auf <strong>dem</strong> Rücken.Dazu kommt nun noch, daß die Sterne still zu stehenscheinen o<strong>der</strong> doch nur sehr langsam sich bewegen. Wie kommtes denn, möchte ich fragen, daß sie vom Jagen dann so leichtbeschwitzt sind? Warum werden sie dunkelfarbig genannt?Schließlich will ich auch noch dieses in die Wagschale werfen :die Stemc. lnaiFMe» sind im Lettischen lem. zen. und könnenwohl schon <strong>aus</strong> diesem Gmnde fül die äeewa äeli, die jama»e. sseu. sind, nicht eingetreten sein.Wenn wir die äeena äeli mit <strong>dem</strong> aulekli» (bzw. mitallen Sternen) identificicrm, so bleiben, wie es mir scheint, ihredunkeln und jagenden und schwitzenden Rosse unerklärt und ungedeutet.Fern«:b) Wenn cleena äe!» und aulelrli» ein und dasselbemythische Wesen ist, dann müßten wir jenen doch nahe amHorizont suchen, denn d« Planet Venus beschieibt ja am Himmelnul einen kleinen Bogen. Aber statt dessen finden wir dieäee^a äeli an sehr verschiedenen Stellen des Himmels, bald»am Horizont, bald wie<strong>der</strong>um auch oben im Zenith. Ich er»wähne nm die Lied«, welche letzt«es zu beweisen scheinen:Wie oben beieits «wähnt steht <strong>der</strong> clee^a äe!» Kalo» (auf<strong>dem</strong> V«ge) und schaut von dort nach d« Sonnentocht«. Fern«:Das Waisenkind, das an den Rosenzweigen hinaufklettert, mußbis auf die Höhe des Himmels hinauf (ülkäpt äebeK»); doit«st trifft es den Gottessohn und «hält Auskunft über die ver-


30stoibenen Eltern. Fern« wild von den Gottessöhnen behauptet,daß sie rviäü, also mitten im Me« (<strong>dem</strong> Luftmen), eineInsel aufgeschüttetTa» iv»leM tö äalit,mäü Kauäli melt?'lii äalya äee^va äel»,saule» meitu pre2eä»m».Wei konnte das vollblingen,Mitten im Meeie nnen Hügel cmfwnfen?Das that d« Gottessohn,Nachd« Sonnentocht« fteiend.Da d« »ulekli» bis zum Zenith nicht emporsteigt, so kanner nicht identisch fein mit <strong>dem</strong> äeen» äels des lett. Volksliedes,dessen Bewegung ja eine seht fteie zu sein scheint; denn baldstürmt er dahin, vom Vatn vnfolgt, bald steht er wie<strong>der</strong>um still;bald ist « von d« Sonnentocht« weit entfernt, bald hält erdieselbe in seinen Armen; bald ist « oben am Himmel, baldwie<strong>dem</strong>m am Honzont. Und schließlich:c) D« »ulekli» hat am Himmel doch eine zu unbedeutendeStellung, als daß von ihm alles das gelten könnte, was vondm Gottessöhnen <strong>aus</strong>gesagt wiid. Wie soll dies« kleine K«ld« stolze Gottessohn sein, dn die Sonnentochtn als Fmuheimfühlt. Es müssen doch zwei cbcnbintige Wesen sein, diebesser zu einan<strong>der</strong> passen und die eine große« Macht haben, alsjener. So heißt es z. B. bei Mannhardt im Liede 69:Gottes Gänse, Gottes schwarze StiereFressen auf das grüne Gras.Die Gottessohne rodeten <strong>aus</strong> den Birkenwald,Und gingen weg nach Deutschland,spielen.Um mit Bechern zuMannh. deutet das Ausladen des Biikenwaldes (wie auchdas Abblechen dn goldenen Zweige in an<strong>der</strong>n Lie<strong>der</strong>n) auf dasallmählige Dunkelwerden des Abendhimmels beim Untergang dn


31Sonne. Mii scheint es zweifelhaft, daß dieses dn kleine »nlekligzu Wege bringen sollte. Die Sonne kann doch nm von einemGewaltigen, einem Ungeheun. einem Riesen (cl. lett. Volts»matchen) übnwältigt weiden. So kann nun nach meinn Meinungd« äee^» äel» nicht dci kleine »ulekli» sein. Es mußetwas an<strong>der</strong>es darunter verstanden werden.Wenndn Lette etwas Wun<strong>der</strong>bares antrifft, dessen Herkunftihm unerklärlich, od« dessen Besitzer nicht <strong>der</strong> Mensch ist, sodeutet er Gott an als den Urheber o<strong>der</strong> Besitz« z. B. wenn« sagt: äee^a löli» d. i. wilde Gänse, die keinem gehören;äee^a säte» d. i. Unkraut, welches dn Mensch nicht gesät hat.So werden auch die Zigeuner (tlebi^üni) äeew» äeli genannt,<strong>der</strong>en Herkunft eben unbekannt ist. In diesem Sinne glaubeich auch dm Ausdruck äeewa äeli, <strong>der</strong> sich im lett. Volksliedeso häufig findet, auf irgendwelche wun<strong>der</strong>bare, <strong>dem</strong> Vollstewußtseinnoch unerklärliche Vorgänge in <strong>der</strong> Natur deuten zumüssen; denn alle lett. Volkslied«, die von den äee^a äelihandeln, scheinen auf mythische Wesen sich zu beziehen, <strong>der</strong>gleichensich auf <strong>der</strong> Erde nicht finden.Eine Ausnahme scheint in einem längeren Volksliede sich zufinden, welches in vielen Varianten weit verbreitet ist. SeinAnfang lautet: 2īrulīti, mal' putui»' . . . Leiche, kleines Vögelein.. . Unt« <strong>dem</strong> Bilde d« Leiche wild in d« ältestend« Vlliillntm ein geling« Mann angeredet und gewarnt,« möge nicht am Wegmnde sich aufhalten, wo gioße Henen(leeli Kungi) voiübetkommen und ihn mitnehmen winden,damit « ihnen Holz haue, Kohlen bienne und Pcmz« schmiede(öFle» älelt, bm»a» Kalt). Im weiteren Verlaufe des Liedesist die Rede von Gottessöhnen (clee^a äeli), welche einen Birken»wald abhauen, um das Land urbar zu machen und dann nachDeutschland l>»2leme) hinziehen um zu essen und zu trinken,mit Bechern spielend. Dies« Schluß lautet lettisch:Ku(r) palika »u^lt» birle?"l?» nöliäa äeevr» äeli.


32liu(l) p»!ik» äeevr» äeli?ailZüja ülvleltu, eltu, älertu, eltu,LiKerīlebu lpeleclam'.Es liegt nahe nicht allein den Anfang des Liedes auf dieRitt« zu deuten, die bei Embemng des Landes Gefangenemachten und zu aUeilei Fmhndienst nöthigten, son<strong>der</strong>n auch amSchluß den Ausdruck äeevra äeli auf die nach ihr« Herkunftgeheimnißvollen Fiemden, die gewaltigen Eisenmann« (cl. denälellu «^il» im lett. Mcnchen) zu deuten, welche nach manchemKiicgszug im baltischen Lande in die Heimath zogen, um dasLeben zu genießen in Schm<strong>aus</strong> und Wülfelspiel. Ab« dieseElkläiung ist nicht haltbcn, denn <strong>der</strong> erwähnte Schluß nebst einerReihe vorangehen<strong>der</strong> Verse erweist sich bei nähern Betrachtungals ein angeklebtes mythisches Lied, was zu <strong>dem</strong> historisch be»deutsamen Anfang vom 2irulit' gamicht geholt. Wir finden oftin den länge«« lett. Volkslie<strong>der</strong>n Stücke velbunden, die einan<strong>der</strong>ganz ftemd sind, und diese Vnbindungen stammen <strong>aus</strong> jüngnnZeit, wo <strong>dem</strong> Volke bneits das Vnstcmdniß seinn alten Lie<strong>der</strong>geschwunden war.Also unt« diesen Umständen fehlt jeglich« Beweis, daß dieäeena äeli ildische, menschliche Wesen wäien. Was sind siedenn nun aber wirtlich?Um diese Frage lösen zu können,wollen wir uns noch ein»Mal kurz vergegenwärtigen, in welchem Zusammenhange dieäeewa äeli denn genannt weiden.Sie tieten entschieden in eine gewisse Beziehung zum W a sserodn zur Feuchtigkeit im Allgemeinen; denn von ihnen wndja gesagt, daß sie sich am Flußufn veistecken. daß sie im Thaldie Badstube heizen und von doli den Dampf aufsteigen lassen,in<strong>dem</strong> sie daselbst dci dort befindlichen Nässe wegen in Stiefelnstehen; femn holten wil von ihnen, daß sie auf <strong>dem</strong> Mecierü<strong>dem</strong>, im Nebel auf die Jagd gehen, mit dampfenden Rossen


dahinjagen. Aus <strong>dem</strong> Wasser ziehen sie auch die ertrinkendeSonnentocht« ; hint« <strong>dem</strong> See gewinnen sie die Geliebte. O<strong>der</strong>sie tteten auch mit den Gewitteiwollen, mit Pntun selbst od«dessen Wagg« in Beziehung u. s. w.Damus scheint mn zu folgen, daß wii die äee^a äeliin Beziehung zum Wasser blingen müssen, und zwcn, da siedmch die Bezeichnung als äee^a äeli einnseits und andlnseiisals Fiein <strong>der</strong> laule» meita (d. h. des Sonnenglanzes) von dnEide entiückt zu sein scheinen, daß wii sie in Beziehung blingenmüssen zu den Ansammlungen des Wassers, die nicht auf dnEide, son<strong>der</strong>n über dn Erde zu suchen sind; das können doch33nm die Wolken sein odn die als Nebel aufsteigende Eid»fcuchtigkeit.Mit den Wollen läßt sich auch leicht alles Ande« in Ve»ziehung setzen, was wn sonst noch von ihnen hö«n. Denn,wie die Wollen am Himmel bald auf einem Fleck still zu. stehenscheinen, bald wiednum, vom Winde und Sturm getrieben,am Himmelszelt dahinjagen, so hören wii auch von den äee^v»äeli. sowohl, daß sie bald ruhig auf einn Stelle stehen, um dielaule» meita zu beobachten, wie sie z. B. sich badet odn mit<strong>dem</strong> goldenen Kamm (eigentlich mit dn goldenen Kopfbürste)sich die Haare glattet*), als auch, daß sie auf eiligen Rossenschnell dahinjagen, entwe<strong>der</strong> vom Vatn vnfolgt odn auf <strong>der</strong>Jagd nach <strong>der</strong> leichtfüßigen irbīte (Rebhuhn) odn dn nochleichtfüßignen laule» meit». Feiner:Die Fmbe dn von den Gottessöhnen gerittenen Rosse passennur zu gut zm Farbe <strong>der</strong> Wolken; denn von jenen wild ja<strong>aus</strong>gesagt (eü oben), daß sie balti (weiß), lilmi (giau), pelēki(dunkelgiau), melli (schwarz, bzw. schwcnz mit weißen Mähnen)seien. Diese vier Farben stimmen genau zum Eoloiit dnWolken, denn Klm» bedeutet nicht so sehi gmu. als vielmehr') Deutet wohl auf die Sonnenftiahlen.HB.


34silbngrau (z. B. sirmi m»ti wird gesagt vom silbernen Haardes Greises).Die lirmi Kumeliņi (die gmum Rößchen) wmdenalso, wie die Kalti lii^i, die von <strong>der</strong> Sonne beschienenen helle»im odn silbnweißen Wolken sein; wählend die pelēki nu melliKumeliņi (die dunkelgiauen und die schwaizen Rößchen) diedunkleren, die regenschwangeren Wolken bedeuten würden, wobeiab« <strong>der</strong>en Rän<strong>der</strong> (gleichsam die Mähnen, bzw. Hufen) von <strong>der</strong>Sonne beschienen, hell (und silbeibeschlagen) «scheinen können.Femn:Wie es am Himmel kleine« und giößeie Wolken giebt. soweiden auch im <strong>lettischen</strong> Volksliede Knmelini (eig. Füllen) undlirßi (Rosse) unterschieden. Aber dennoch möchte ich diese Ausdrückenicht in je<strong>dem</strong> Liede speciell Pressen, da ja die poetischeAusdrucksweise gewiß oft das eine Bild fül das and« gebmucht,ohne genau nach <strong>dem</strong> Zollstock jede Wolke nach ih«m Umfangzu messen, um dann dcnnach zu bestimmen, welch« Name, obKnmeli»leb. od« ob lii-A», ihi zuzuweisen sei. Fein«:Wie sich die Wolken am ganzen Himmel zerstreut finden,bald am Hoiizont. bald wied« am Zmith, so finden wii auchdie äee^v» äeli an den veischicdenm Stellen des Himmelsge»wölbes, wobei dieses sowohl unt« <strong>dem</strong> Bilde eines Beiges(bzw. Sandbeiges) als auch unt« <strong>dem</strong> Bilde eines Mceies (bzw.See's od« Flusses) gedacht wild, analog d« Auffassung an<strong>der</strong>«Völler, was Mannhardt in seinen „<strong>lettischen</strong> Sonnenmythen"genau« <strong>aus</strong>deutet und erklärt.Wenn nun die Wollen und die äee^r» äeli in so nah«Beziehung zu einan<strong>der</strong> stehen, so meine ich doch nicht, daß wilsie identificieim können.Denn:1) Die Wolle ist ja <strong>dem</strong> menschlichen Auge sichtbar, währenddie äee^v» äeli unsichtbar bleiben; denn wir hörten ja,daß die äeen» äeli sich im Mantel verhüllen od« hint« <strong>dem</strong> Busch,hinter dm Mohnblättern, auch hint« den Wolken (cl. S. 251 f.S. 275)sich verstecken, od« im Dunkel d« Nacht o<strong>der</strong>des Nebelsd« irbīte o<strong>der</strong> dn l»ule» meit» nachstellen u. s. w. Femn:


2) Die Wolken sind auf dn uns Menschen zugekehitenSeite meist düstn und dunkel; von den äeev?» äeli wiid gesagt,daß sie helle, lichte Gestalten seien, die wcißn seien, alsKuuß» äeli (Hnimfohne)'). Ih« ganze Eischeinung ist licht,wenn sie <strong>aus</strong> d« Umhüllung hemoitieten. Dabei haben sieauch glänzende Sehweit«, blitzende Spoien ; spielen mit goldenenScheiben, sah«« in goldenen Böten, wohnen in goldenen Hau»sein u. s. w.3) Wii haben eine ganze Menge von Lie<strong>der</strong>n, in welchendie Wolken Nai und deutlich nicht als die äeena äeli, son<strong>der</strong>nals ihie Rosse, als lir^i und Kumelim bezeichnet weiden, so z. B.Uelli bulli (Val. b»lti r»ßi,Ller» (Vlll. DauSÄn», Mrmal») ueeära»I°ee uebij» melli bulli,Lee bi^' äee^v» Knme!i»i;Lee uebii» b»lti r»^i,lelt» eem»ukti»i.Lee bi>'Schwärze Stiele, weiße Hörn«,Fiesseneä»;Schilf am Tee (Val. am gioßen Wass«.am Menesstiande);Das waien nicht schwätze Stie«.Das waien Gottes Rößchen;Das waien nicht weiße Hörn«.Daswa«n goldene Zäume.(Das sind unzweideutig die dunklen Wollen am Honzont,d«en obere Rän<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Sonne hell beschienen weiden. Undwie hiei dci helle Wollensaum mit Zaum und Zügel verglichenwird, so ein and« Mal mit <strong>dem</strong> Sattel des Rosses. cl. obenS. 267. S. 276.). Fein« heißt es in einem Liede wohl speciellvon den Gewittnwolken :») Der Ausdruck llnu^» ««!> findet sich im <strong>lettischen</strong> Volkslied seltenund bezieht sich wohl nicht auf mythisch« Wesen, son<strong>der</strong>n auf die auf<strong>der</strong> Vide lebenden Söhne <strong>der</strong> Vornehmen.35


36veewi»leb brau«» tiltu,vuj lpau^i»i Kumeļi»!,liīb tilti»!», lkau eemankti»',Dreb äee^i»» Kumeliņi.Gottchen suhi über die cheme BmckeMit zwei getüpfelten Rößchen;Es dröhnt die Brücke, es klirren die Zäume,Es zittern die Gottesrößchen.Öd«: Tam tee lil^i, Kam tee rat!kee laulite» nama äur^vim?veev^a lir^i, laime» rati (Var. lllar»» rati),saule» meit»» vre2iueeki.Wessen RosseAn d« H<strong>aus</strong>thüi d« Tonne?sind es. wessen WagenGottes Rosse, d« Laima (Vai. Manens) Wagen,Die Fiei« sind es d« Sonnentocht«.(Die Frei« wollen die Sonnentocht« entfühlen, die Wolkenstehen im Begnff die Sonne zu umhüllen und den Glanz ihrzu rauben). Hi« möchte ich auch noch einmal auf eine Variantedes oben (S. 247) bereits angefühlten Volksliedes, welches sich beiMannh. (84) findet, hinweisen, wo <strong>aus</strong>dmcklich gesagt wild,daß das nach Vatn und Muttn ftagmde Waisenlind „bis indie Wollen" hinaufsteigen muß, um doit „auf <strong>dem</strong> Gottes»lößlein" den „jungen Knaben" d. h. den Gottessohn zu finden.Aus <strong>dem</strong> RosenstöckleinWaid ein großes Büumlein,Aeste trieb's bis in die Wolken.Steigen werd' ich in die WolkenZweigen.An des RosenstockesUnd ich tiaf den jungenKnabenAuf <strong>dem</strong> Gottesrößlein..Ei du Knabe, ei du Reit«.Sähest du nicht Vater, Mutt«?" u. f. w.


Schließlich möchte ich noch ein fehl mnkwmdiges Liedchen«wähnen, wo, wie es scheint, von einem Hüteitnaben die Redeist, d« vielleicht an die Stelle eines äee^va äel« getieten, dessenRößchen vttschwunden wcn. Am Moigen, als dci Mond dieSonnentocht« heim fühlt, und d« Nebel zm Eide fällt, da findet« sein Rößchen endlich wied«, und zwcn bei d« H<strong>aus</strong>thüi desMondes, offenbar als Wolle, als Gottesmß.; denn es heißt wei»t«: als d« Mond den Knaben auffoideit mit ihm zui Hochzeitzu leiten, da will « mit, wenn « nm einen Sattel bekommenkönnte. Dci Mond giebt ihm alsdann einen solchen mit Goldbeschlagen, auf welchem dci Hütelknabe nun vergnügt und sich«mitteilet in <strong>dem</strong> Häuflein dn Gottessöhne.I^eela mi^la, leela rala,?aluä maui» Kumeliņi»;MKrīt mi^l», uekiīt ral»,Htrüä' la^vn Kumeļi»';Htiöä' lavm Knmeli»'Lee meueleba nama äur'.Bleuel» »em» l»ule» meitu,Hiliu' mauitlau c»—Ifaw mau leälu Kumeļam;lteuel» äe^» lell» leälu»,Buär»di»» paleälit'.!fu w»reM älolebi Mtveevv» äel» pulcina.Gmßn Nebel, gioßn Thau,Es geht vnloien mein Rößchen;Es Mt dci Nebel, es fällt dn Thau.Ich finde mein Rößchen;Ich finde mein RößchenBei dn H<strong>aus</strong>thüi des Mondes.Dn Mond nahm zm Fiau die Sonnentochtn.Lud mich ein zum Biöutigamsgefolge;37


38Wohl wmde ich mitteilen im Gefolge,Es fehlt abn <strong>dem</strong> Rößchen dn Sattel;Dci Mond gab einen goldenen Sattel,Eine silbeine Satteldecke').Nun konnte ich sicher reitenIn <strong>dem</strong> Häuflein <strong>der</strong> Gottessöhne.Nach einer Variante, die in einigen Stücken etwas abweicht,erscheint das Roß ebenso wun<strong>der</strong>bar; denn es hat, ähnlich denWolkemosscn, goldene Mähnen und silberbeschlagene Hufe, esfrißt nm ganz besondcies Futt« und tiintt nm Wassn <strong>aus</strong><strong>dem</strong> Goldquell.Man bij täcl» Kumeli»leb:Beltu m»tn ul ß»lvi»',8uäl»bi»» K»j»m mij' (wohl füi min),L»» ue-eä» pur«sj» leenu,Dealer upe» üäeuti»';L»m lītleb.» leeu»,Belt »^üt» üäeuti»'.Ich halte solch ein Rößchen !Goldene Mähnen am Kopfe,Mit den silbemm Hufen stampfte es.Fraß lein schlechtes Sumpfqms,Tiant nicht das Wasser des Flüßchens;Das brauchte gutes WiesenheuUnd Wasser <strong>aus</strong> goldenem Quell u. s. WWie wii von Lämmeiwölkchen «den, odn wie dn Hinduin den Wolken Kühe sieht, welche dn Donneigott melkt, wenn<strong>der</strong> Gewittenegen hnabströmt. so sieht dci Lette in den WolkenGottes odn <strong>der</strong> Gottessöhne Rosse (bzw. Gewisseimaßen auchWagen odn Schlitten cl. oben), die beim Laufen dampfen undschwitzen, d. h. also regnen (bzw. schneien).*) Die Mondsichel feheint felber <strong>der</strong> goldene Sattel zu sein, und dieSatteldecke <strong>der</strong> Mondesschimmer auf <strong>dem</strong> oberen Rande <strong>der</strong> hart unter<strong>dem</strong> Monde hinziehenden Wolle.


smäa, lwiä», aul», aul»veen» äe!» Kumel!»lv» äeli, unt« den Gottessöhnen mythische Wesenzu veistehen seien, welche nicht die Wolken selbst sind, son<strong>der</strong>nwelchehinter den Wolken sich befinden.als Reiter odei als tieibcnde Mächte über undDie Wolken wären somitGottes od« <strong>der</strong> Gottessöhne Rosse, und die äeen» äeli mythischePersönlichkeiten, die man sich als Reiter üb« und hinterden Wolken zu denken hat. welche in nah« Beziehung und Be»rühiung zur Sonne und ihrem Glänze stehen, und letzteres isteben die laule» meit».Daß wir solch eine Scheidung vornehmen dürfen, dafmfinden wir ein Analogon auch im Perkun; denn die Blitze und<strong>der</strong> Donner ist nicht Perkun selbst, son<strong>der</strong>n nur das Lärmenseines Schmiedehammers und das Sprühen des geschmiedetenEisens. Perkun selbst ist. wie auch die Gottessöhne, unsichtbar.Ebenso ist auch die Sonne als mythisches Wesen unsichtbar;denn was wir als Tonne sehen, ist nach <strong>dem</strong> lett. Volksliede


40glli nicht die Sonne, son<strong>der</strong>n nm ihi Boot (u. d«gl. mehi).worin sie fährt; denn es heißt z. B. :Was weint die liebe SonneSo bitterlich?Im Meere ist untergegangenXü t» laulit«"lill lelieli rauä?lljknliBeltīta lai^v».l^erauä, laulite,vee^v» a»l» 2itn;vee^» a»r» puglelt»,ku»luäl»bi»a.Das goldene Boot.Weine nicht, liebe Sonne,Gott schafft ein andeies;Gott schafft ein halbgoldenes.Ein halbsilbernes.Es wcne möglich, daß mit <strong>dem</strong> halbsilbernen Boot d«Mond gemeint ist; so «setzt Gott den scheinbaren Schaden durchdoppelte Gabe : in <strong>der</strong> Nacht leuchtet die silberne Mondsichel undam Tage wie<strong>der</strong> die goldene Sonne. Sonach scheint also dasmythische Sonnenwesen am Tage in einem goldenen und in d«Nacht in einem silbernen Boote zu fahren. Öd« ab« es ist,wie Mannh. namentlich hnvochebt, sowohl das Silb«, als auchdas Gold füi den Glanz <strong>der</strong> Sonne namhaft gemacht; dannwüide also dieses Lied die Wiedeikunft d« Sonne am folgendenMoigen velheißm.Nach einem an<strong>der</strong>en lett. Volksliede wird von einem Streitbelichtet, welch« zwischen d« Sonne und <strong>dem</strong> Monde, d. h.zwischen den betieffenden mythischen Wesen, entstanden ist, inwelchem die Tonne auf den Mond einen silbemm Stein wiift(das ist wohl d« Mond selbst).saule I»iä» meuelimHr luär»b» »Kmeuti»'.Die Sonne schleudeite auf den MondEinen silbemm Stein.Sonach scheint also auch zwischen d« sichtbcnen Mondsichel od«Mondscheibe und <strong>dem</strong> unsichtbcnen mythischen Mondwesen un»teischieden zu weiden.


41Schließlich möchte ich auch noch darauf hinweisen, daßselbst äee^v» nach <strong>dem</strong> alten heidnischen lett. Vollsliede ein unsichtblliesmythisches Wesen ist. das, wie die äeev» äeli, vonkeinem menschlichen Auge je geschaut wolden.Wenn nun Mannhcndt in seinen „<strong>lettischen</strong> Tonnenmythen"den äeewa äel» in nahe Beziehung mit dn untngehendenSonne gebracht hat, womuf die Ausdmcke m»^ö»u mētelīti»(Müntelchcn <strong>aus</strong> Mohnblättem). I»lä» Krüminlob (Haselnuß»gebüsch),lelta Kröui» (goldne Krone), leltit» laiwa (vergoldetesBoot), lelta aplök» (Goldkoppel) v. s. w. ja wohl recht deutlichhinzuweisen scheinen, und dadurch zur Ansicht gelangt ist. daßdn äeewa äel» dn aulekli», dn Abend- bzw. Moigensteinsein müsse, da ja dies« sowohl beim Unteigang d« Tonne, als auchbei ihiem Aufgang zugegen sei, so will ich hi« noch kmz daraufhinweisen, daß ja auch die Wolken gerade mit <strong>dem</strong> Sonnen»Unteigang (bzw. Aufgang) m nah« Beziehung stehen. Diepurpurne Abendröthe «scheint ja als solche nicht bei Wolken»losem, son<strong>dem</strong> gerade bei mehi odei wenig« bedecktemHimmel. Es braucht also nicht <strong>der</strong> aulekli» allein deijenige zusein, dn dmch die pmpmncn Abendwolten auf die Sonnentocht«schaut; es kann auch dn hintn den pmpumen Abendwolken(vngl. oben Mantel <strong>aus</strong> Mohnblättem) befindliche äeen» äel»sein, d« von doit hinabblickt.Und wie am Abend die Abendwolken die Sonne zm Ruhegeleiten, nach ins Abendland, so kommen sie am fol»genden Morgen mit deiselben wied« zumck.Lītu M» äeen» äeliBelt' »bölu ritiuat.Es sind das also die Reit« <strong>der</strong> hellen Molgenwolken, welchedie Sonne gleichsam wied« zumckbringen. Und damit beginntd« tägliche Kleislauf dn Nalnivoigänge wied« von Neuem.


42Wie die Sonne durch die Wolke »«dunkelt wild, so geschiehtes schließlich auch dmch das Dunkel d« Nacht. Und wenn nun,wie wir oben sahen, die Gottessöhne als mythische Wesen hint«und übel den Wollen «scheinen, welche <strong>der</strong> Sonnentocht« nachstellen,so mußte von ihnen schließlich auch dieses <strong>aus</strong>gesagtwerden, daß sie die Sonnentocht« am Abend dmch das Dunkeldn Nacht rauben, bzw. in ih« Gewalt bringen, wie ja diemannigfachsten, oben bereits angefühlten Lied« vom Bau undHeizen <strong>der</strong> Badstube, od« von <strong>dem</strong> Ruhen unt« <strong>dem</strong> Eichbaumu. s. w. es deutlich zeigen.Doch hi« will ich schließen; denn üb« die gmße Masse dnSonnenmythen will ich nicht schieiben, son<strong>der</strong>n hatte nur dieAbsicht speciell die, wie es mir schien, noch dunkle Fmge übndie äeen» äeli <strong>der</strong> weiteren Klärung entgegenzuführen. In Wie<strong>dem</strong> sachkundigen Kntilnweit mir das gelungen, überlasse ichzu beultheilen.

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