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der Orientalist und Afrikanist August Klingenheben - BGV-Wuppertal

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wun<strong>der</strong>ung seiner Lehrer <strong>und</strong> Mitschülerspricht er alsbald fließend Latein <strong>und</strong> klassischesGriechisch. 8 Nach dem Abitur im März1905 studiert er in Tübingen <strong>und</strong> Marburgevangelische Theologie. Im Gegensatz zuseinem jüngeren Bru<strong>der</strong> Oskar, <strong>der</strong> späterPastor wird, begeistern ihn die für dasTheologiestudium erfor<strong>der</strong>lichen alten Sprachen,beson<strong>der</strong>s das Hebräische. So wird ernicht Theologe son<strong>der</strong>n Philologe <strong>und</strong>Linguist. Ab 1906 hört er vorwiegend <strong>Orientalist</strong>ik<strong>und</strong> neuere Philologie in Halle. Dort wir<strong>der</strong> stark geprägt von zwei bedeutenden<strong>Orientalist</strong>en, dem Semitisten Carl Brockelmann(1868-1956) sowie dem Äthiopisten <strong>und</strong>Hebraisten Franz Praetorius (1847-1927), <strong>der</strong>die lebenden Sprachen Äthiopiens erforscht,sowohl die semitischen Amhara <strong>und</strong> Tigriña alsauch die kuschitischen wie Galla (Oromo).Ihnen verdankt <strong>Klingenheben</strong> sein universellesWissen über die <strong>Orientalist</strong>ik, seine reichenlinguistischen Kenntnisse sowie seine unbestechliche,vom Humanismus geprägte Haltungzu den orientalischen <strong>und</strong> afrikanischenVölkern. 9 Noch bevor er sein Studiumabschließt, stellt ihn Professor Carl Meinhof(1857-1944) zum 1. April 1911 als wissenschaftlichenHilfsarbeiter im Seminar fürKolonialsprachen am Hamburger Kolonialinstitutein. 10 Meinhof, <strong>der</strong> sich als Landpfarrerin Zirzow (Krs. Mecklenburg-Strelitz) zunächstmit Philologie, dann eher zufällig, schließlichintensiv mit afrikanischen Sprachen beschäftigte,erhält die am 1. Oktober 1909 amHamburgischen Kolonialinstitut eingerichteteProfessur für afrikanische Sprachen, den erstenLehrstuhl dieser Art weltweit. Am Seminarbefaßt Meinhof sich vorwiegend mit Bantusprachen,11 während <strong>Klingenheben</strong> dort denorientalistischen Bereich <strong>der</strong> <strong>Afrikanist</strong>ik,beson<strong>der</strong>s die Äthiopistik aufbaut. 12 VonJanuar bis April 1914 begleitet er als AssistentFamilie <strong>August</strong> <strong>Klingenheben</strong>, um 1916. Sitzend links <strong>August</strong> <strong>Klingenheben</strong> sen. mit Tochter Maria,rechts Emma Maria <strong>Klingenheben</strong> mit Sohn Oskar, dahinter stehend Tochter Ella <strong>und</strong> Sohn <strong>August</strong>als Oberleutnant mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse (Foto: Privatbesitz)46


<strong>und</strong> Dolmetscher Meinhof nach Kordofan imAnglo-Ägyptischen Sudan. Dort betrieben sieStudien des Nubischen <strong>und</strong> untersuchtenafrikanische Klassensprachen, bei denen dieHauptwörter nicht nach Geschlecht (männlich,weiblich, sächlich) son<strong>der</strong>n nach asexuellenKriterien (menschlich, tierisch, pflanzlich,groß, klein, Instrumente, Kollektive usw.) inzahlreiche Klassen eingeteilt werden.Nachdem <strong>Klingenheben</strong> 1911/12 seinerMilitärdienstpflicht als Einjähriger im HanseatischenInfanterieregiment Nr. 76 genügte,wird er bei Ausbruch des Ersten Weltkriegesvermutlich als Leutnant <strong>der</strong> Reserve einberufen.Ende <strong>August</strong> 1914 kämpft er imLandwehr-Infanterieregiment 76 <strong>der</strong> Landwehr-Divison Goltz bei verlustreichen Gefechten in<strong>der</strong> Schlacht von Tannenberg. Später ist er inGalizien <strong>und</strong> Rumänien stationiert. Wegenseiner Sprachkenntnisse wird er in den Orientversetzt <strong>und</strong> dient ab 1917 als Oberleutnant <strong>der</strong>verbündeten türkischen Armee in Kleinasien<strong>und</strong> Mesopotamien.Am Seminar für Kolonialsprachen sind alleMitarbeiter beim Militär, nur <strong>der</strong> 57jähringeDirektor Professor Meinhof nicht. Er trifft1916 bei einem Aufenthalt in Belgard, Pommern(heute Bialogard, Polen) auf einemMissionsfest die am 13. Februar 1886 in Rigageborene Maria von Tiling. Ihr Vater, <strong>der</strong>Oberlehrer <strong>und</strong> Pfarrer Wilhelm von Tiling(* 26.5.1844 in Maria-Culm b. Bauske,Kurland, heute Bauska, Lettland, † 18.1.1924in Hildesheim) seit 1886 Domprediger in Riga,verläßt mit seiner Ehefrau Maria geb. Kupffer(* 14.4.1851 in Marienburg, Livland, heuteAluksne, Lettland, † 28.1.1937 in Berlin) <strong>und</strong>den Kin<strong>der</strong>n 1888 das Baltikum, weil er sichdurch die zaristische Politik <strong>der</strong> sogenanntenRussifizierung bedroht fühlt. 13 Nach kurzemAufenthalt in Travemünde lebt die Familie mitzwölf Kin<strong>der</strong>n im anhaltinischen DorfLeopoldshall. Wie die ältere Schwester, die von1909 bis 1921 in Elberfeld tätige evangelischeReligionspädagogin <strong>und</strong> konservative PolitikerinMagdalene (1877-1874), 14 besuchtMaria von Tiling vermutlich die Bürgerschulein Staßfurt <strong>und</strong> wird Lehrerin. Dann studiertsie Germanistik, Französisch sowie Geschichte<strong>und</strong> arbeitet als Oberlehrerin im infolge desErsten Weltkrieges zwischen 1915 <strong>und</strong> 1919von Deutschland besetzten Goldingen, Kurland(heute Kuldiga, Lettland). Als ProfessorMeinhof sie kennen lernt, bietet er <strong>der</strong>dreißigjährigen Maria von Tiling, die sich alsGermanistin nie mit afrikanischen Sprachenbeschäftigt hatte, eine Stellung alswissenschaftliche Hilfsarbeiterin am Seminarfür Kolonialsprachen an, vielleicht eingedenkdes eigenen Weges von <strong>der</strong> Philologie zur<strong>Afrikanist</strong>ik. Im September 1916 nimmt Mariavon Tiling in Hamburg ihre Tätigkeit auf, die,wohl weil sie eine Frau ist, bis zum Kriegsendelimitiert ist. Schon nach einem Jahr hält sie ihrerstes Kolleg über Swahili, es folgen Sprachkursefür die ost-kuschitischen Sprachen 15Somali <strong>und</strong> Galla (Oromo) sowie dieBantusprachen Kimb<strong>und</strong>u (Mb<strong>und</strong>u, Angola)<strong>und</strong> Zulu. Von 1917 bis 1922 entstehen aus denStudien mit dem als englischer Untertan indeutsche Kriegsgefangenschaft geratenenSomali Mohammed Nur 16 einige bedeutendePublikationen. 17 Neben Lehre <strong>und</strong> Forschungarbeitet sie in <strong>der</strong> Redaktion <strong>der</strong> am Instituterscheinenden Zeitschrift 18 <strong>und</strong> an <strong>der</strong>Herausgabe an<strong>der</strong>er Publikationen.Nach dem verlorenen Krieg wird dasHamburger Kolonialinstituts aufgelöst. DasSeminar für Kolonialsprachen wird zumSeminar für Afrikanische <strong>und</strong> Südseesprachen<strong>der</strong> im März 1919 gegründeten UniversitätHamburg. Meinhof gelingt es, Maria vonTiling als wissenschaftliche Hilfsarbeiterinweiter zu beschäftigen. 1924 promoviert siemit <strong>der</strong> Dissertation „Beiträge zur Kenntnis desSomali“. 19 Neben den kuschitischen Sprachenarbeitet sie über das Swahili, seit 1925 mit demSprachgehilfen Hamisi bin Ferhani 20 <strong>und</strong>veröffentlicht mündlich überlieferte Literaturwie Suaheli-Lie<strong>der</strong>. 211919 kehrt <strong>August</strong> <strong>Klingenheben</strong> aus demKrieg zurück <strong>und</strong> führt seine Arbeiten amSeminar für Afrikanische <strong>und</strong> Südseesprachenweiter. Er wird 1920 in Leipzig mit einer Arbeitüber das Hausa promoviert 22 , 1924 in Hamburgfür afrikanische <strong>und</strong> gleichzeitig auch fürsemitische Sprachwissenschaft habilitiert, 23 einwohl einmaliger Vorgang in Deutschland. Nach47


verhältnismäßig kurzer Zeit wird er 1928 nichtbeamteter außerordentlicher Professor. Im Frühjahr1926 reist er für drei Monate nachSpanisch-Marokko, um Berbersprachen zustudieren. 24 Seit 1920 ist <strong>der</strong> SprachgehilfeWolda Maryam Desta aus Ankober, Shewa,Äthiopien am Seminar tätig. Seine Mutterspracheist Amharisch, über das <strong>Klingenheben</strong>mit ihm arbeitet. Da er außerdem Galla(Oromo) spricht, führt auch Maria von TilingSprachstudien mit ihm durch. 251927 schließen <strong>August</strong> <strong>Klingenheben</strong> <strong>und</strong>Maria von Tiling die Ehe, aus <strong>der</strong> eine Tochterhervorgeht. Während <strong>der</strong> Weltwirtschaftskriseversucht man, Arbeitsplätze zu schaffen, indemman Ehefrauen ausreichend verdienen<strong>der</strong>Männern entläßt. Meinhof verhin<strong>der</strong>t Maria<strong>Klingenheben</strong>-von Tilings Entlassung imNovember 1929 mit <strong>der</strong> schriftlichen Begründung,sie wäre nicht durch einen Arbeitslosenzu ersetzen, weil sie die einzige Expertin fürSomali sei, nicht nur in Deutschland; dasgleiche gelte für Galla (Oromo) <strong>und</strong> für ihreFähigkeit, Zulu zu lehren. 26<strong>Klingenheben</strong> befaßt sich seit den 1920erJahren zunehmend mit <strong>der</strong> Sprache <strong>der</strong> Vai,einem Mandevolk im Norden Liberias. Ihre1843 erf<strong>und</strong>ene autochthone Schrift, die er aufeine Bil<strong>der</strong>schrift zurückführt, beherrscht erso, daß er in ihr mit Angehörigen <strong>der</strong> Vaikorrespondiert. 27 Mit dem Generalkonsul vonLiberia in Hamburg Momulu Massaquoi,einem Königssohn <strong>der</strong> Vai, <strong>und</strong> dessenFamilienangehörigen, beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> TochterFatima, 28 erforscht er seit etwa 1924 das Vai. 291927 reist er auf Massaquois Anregung für Vai-Studien nach Liberia <strong>und</strong> Sierra Leone, ausdenen bedeutende Veröffentlichungen hervorgehen.30 Eine Zeit lang lebt er bei den Vai inSowili. Bald schätzen sie ihn so sehr, daß sieihn in ihren Geheimb<strong>und</strong>, den Poro aufnehmen<strong>und</strong> damit zu ihrem Stammesbru<strong>der</strong> machen.Das verursacht allerdings zunächst Probleme.<strong>Klingenheben</strong> kann ihrer Bitte, kurze Zeit amGreegree-Busch, 31 <strong>der</strong> Buschschule teilzunehmen,nicht folgen, weil er „das dort erworbenegeheime Wissen als Lehrer <strong>und</strong> Forscher nichtgeheimhalten darf.“ Als Ausweg soll er proforma die Stammesälteste heiraten, aber: „Ichwar doch schon verheiratet!“ Schließlichberaten die Ältesten <strong>und</strong> finden in ihrerGeschichte einen Präzedenzfall, nachdem sie<strong>Klingenheben</strong> in den Poro aufnehmen können,ohne die vorgeschriebenen Weihen <strong>und</strong> ohneEinweihung in das Geheimwissen. 32 Seithergilt er als Stammesbru<strong>der</strong> aller Vai. Wannimmer <strong>der</strong> Verfasser, <strong>der</strong> zwischen 1956 <strong>und</strong>1963 als Regierungsarzt in Liberia arbeitete,im Gespräch mit einem o<strong>der</strong> einer Angehörigen<strong>der</strong> Vai den Namen <strong>Klingenheben</strong>erwähnte, spürte er eine große Verehrung fürden deutschen Stammesbru<strong>der</strong>.1930 nimmt <strong>Klingenheben</strong> den Ruf auf dasExtraordinat für das Neuarabische <strong>und</strong> fürhamitische Sprachen Afrikas in Leipzig an, dasfür ihn in eine Professur für afrikanischeSprachen umgewandelt wird. Daraufhin gibtseine Frau ihre Universitätslaufbahn auf, folgtihm nach Leipzig <strong>und</strong> widmet sich fortan ganz<strong>der</strong> Familie. Trotz ihrer kurzen Wirkungszeitvon gut einem Jahrzehnt nimmt Maria<strong>Klingenheben</strong>-von Tiling, die „erste deutsche<strong>Afrikanist</strong>in“, einen hervorragenden Platz in<strong>der</strong> Erforschung <strong>der</strong> kuschitischen Sprachenein. 33 Ihre wissenschaftlichen Ansätze <strong>und</strong>Methoden haben bis heute Bedeutung. Ihrebeiden Veröffentlichungen über das Jabárti, 34eine stellt eine vollständige Grammatik dar,sind wichtige Quellen zu diesem Somali-Dialekt. Maria <strong>Klingenheben</strong>-von Tiling versuchtfür strittige grammatikalische Fragen,eine in <strong>der</strong> Anschauungs- <strong>und</strong> Denkweise <strong>der</strong>Somali liegende Begründung zu geben. 35 DerWiener <strong>Afrikanist</strong> Wilhelm von Czermakschreibt 1926 über ihre Dissertation, einephonologische Studie <strong>und</strong> Analyse von Texten<strong>der</strong> nördlichen Somali-Sprache: „Es ist …vielleicht kein Zufall, daß einer Frau <strong>der</strong> Blickin die Tiefen einer sprachlichen Individualität,in den ‚Sinn <strong>der</strong> Sprache‘ gelungen ist …“<strong>August</strong> <strong>Klingenheben</strong> lehrt als Direktor desneu gegründeten Leipziger Instituts fürAfrikanische Sprachen die ganze Bandbreiteafrikanischer Sprachen, Hausa, Swahili, Vai,Ful, Berberisch, Zulu, Duala, Ewe, Nubisch,Masai sowie Ge’ez, die Sakralsprache <strong>der</strong>äthiopisch-orthodoxen Kirche, <strong>und</strong> er begründethier die Lehre <strong>und</strong> Erforschung <strong>der</strong>48


mo<strong>der</strong>nen äthiopischen Sprachen Amharisch,Tigriña, Tigre, Galla, Somali. Er „absolviert …in Leipzig allein ein Pensum, das heute jedem<strong>Afrikanist</strong>ikzentrum als Ganzes zur Ehregereichen würde.“ 36 Eine beson<strong>der</strong>e Kompetenzbesitzt er für Ful, Hausa <strong>und</strong> Amharisch.1936 wird <strong>Klingenheben</strong> NachfolgerMeinhofs auf dem Lehrstuhl für <strong>Afrikanist</strong>ik inHamburg <strong>und</strong> am, wie es seit 1931 heißt,Seminar für Afrikanische Sprachen. Er befaßtsich intensiv mit <strong>der</strong> Nominalklassensprache<strong>der</strong> Ful. 37 Durch seine umfassende Beschreibungdes Lautbestandes <strong>und</strong> des kompliziertenSystems <strong>der</strong> Präfix- <strong>und</strong> Suffixklassenwi<strong>der</strong>legt er Meinhofs Thesen über den „(prä-)hamitischen Charakter des Ful“ <strong>und</strong> damit dievon Meinhof maßgeblich begründete, imGr<strong>und</strong>e rassistische „Hamitentheorie“, die imangeblichen Nachweis <strong>der</strong> „kulturträgerischenRolle <strong>und</strong> Überlegenheit <strong>der</strong> weißen Rasse vonHamiten“ gegenüber „primitiven schwarzafrikanischenVölkern“ bestand. Dennoch lebt <strong>der</strong>Begriff „Hamitensprachen“ vor allem beiNichtlinguisten weiter, beson<strong>der</strong>s geför<strong>der</strong>tdurch Rassentheoretiker. 38Nach dem Verlust <strong>der</strong> deutschen Kolonieninfolge des Ersten Weltkrieges wendet <strong>Klingenheben</strong>sich beson<strong>der</strong>s den nicht vonEuropäern kolonisierten afrikanischen Län<strong>der</strong>n,dem Kaiserreich Äthiopien <strong>und</strong> <strong>der</strong> RepublikLiberia zu. Dennoch wünscht er wie diemeisten deutschen <strong>Afrikanist</strong>en seiner Zeiteine Revision des Versailler Friedensvertragesmit Rückgabe <strong>der</strong> Kolonien an Deutschland,um ungehin<strong>der</strong>t dort arbeiten zu können. Ererhofft sich die Erfüllung dieses Zieles durchdas „Dritte Reich“ <strong>und</strong> wird in Leipzig vor1935 Mitglied <strong>der</strong> NSDAP. Hätte <strong>Klingenheben</strong>„Mein Kampf“ gelesen, um sich überAdolf Hitler <strong>und</strong> seine Ideen zu informieren,hätte er darin keinerlei Anspruch auf deutscheKolonien gef<strong>und</strong>en 39 , nicht einmal das Wort„Afrika“ findet sich im Personen- <strong>und</strong> Sachverzeichnis.Um diese Zeit erbittet Meinhofvon einem Leipziger Kollegen einen Berichtüber <strong>Klingenheben</strong>, weil er ihn als seinenNachfolger vorsieht. Die Antwort vom April1935 besagt, daß <strong>Klingenheben</strong> ein soliebenswürdiger Mensch sei, daß „man sichauch nicht weiter“ aufgeregt hat, „daß (er),dem Befehl seines Ortsgruppenleiters folgend… ständig das Parteiabzeichen trägt, was manan<strong>der</strong>en, wie mir bekannt, übel vermerkthat <strong>und</strong> mißdeutete.“ 40 Wie aufschlußreich!Zunächst die Erk<strong>und</strong>igung nach dem politischenVerhalten des vorgesehenen Nachfolgers,dann die so treffende Schil<strong>der</strong>ung <strong>der</strong>Person <strong>Klingenheben</strong>s, <strong>und</strong> schließlich, daß1935, zumindest an <strong>der</strong> Universität Leipzig,das Tragen des NSDAP-Parteiabzeichens „übelvermerkt“ werden konnte – das Ganzeschriftlich, <strong>der</strong> Personalakte beigefügt <strong>und</strong> überdas „Tausendjährige Reich“ hinaus archiviert!Auf einer Zusammenkunft Leipziger Professoren,so erzählt <strong>Klingenheben</strong> im Sommer1934 seinem Bru<strong>der</strong> Oskar, Pfarrer imHunsrück, berichtete „je<strong>der</strong> Professor … überdie Lage auf seinem Fachgebiet. Einige hobendie Leistungen <strong>der</strong> Naziregierung hervor. DasErstaunlichste aber war, daß manche <strong>der</strong>Meinung waren, die Nationalsozialisten hättenauf den Gebieten ihrer Kollegen Wichtigesgeleistet, auf dem eigenen Fachgebiet seinichts Positives zu verzeichnen.“ 41 Wie vieleseiner deutschen Zeitgenossen erhofft <strong>Klingenheben</strong>von den Nazis die Erfüllunggehegter Wünsche, die durch den verlorenenErsten Weltkrieg entstanden. Im Gr<strong>und</strong>e seinesWesens ist er unpolitisch <strong>und</strong> tritt nur in Bezugauf sein Fachgebiet an die Öffentlichkeit.„Durch seine vielen Arbeiten, die Sprachwissenschaft<strong>und</strong> sonst nichts sein wollten,(trug er) viel dazu bei …, das Fach vonrassistischen Ansätzen zu reinigen,“ 42 <strong>und</strong> hältunbeirrt von <strong>der</strong> wachsenden Einflußnahmerassistischer Theorien <strong>und</strong> Praktiken im„Dritten Reich“ an seiner Ablehnung <strong>der</strong>Hamitentheorie fest. An<strong>der</strong>erseits muß man eswohl einer gewissen Naivität zuschreiben, daßer sich in die geistige <strong>und</strong> politische Nähezweier Vertreter von Rassentheorien rückt,indem er zwei gute Aufsätze an falscher Stellepubliziert. 43Nach <strong>der</strong> Machtübernahme 1933 verzichtetHitler gegenüber Großbritannien auf koloniale<strong>und</strong> maritime Ansprüche, in <strong>der</strong> Hoffnung,dadurch freie Hand im Osten zu gewinnen.Aber 1935 for<strong>der</strong>t er Kolonien für Deutschland,49


ab 1937 als „politisches Nahziel.“ 44 So wirddas Kolonialinstitut 1938 wie<strong>der</strong> gegründet,nicht wie früher als Lehrstätte, son<strong>der</strong>n alsorganisatorische Zusammenfassung aller Institutionen,die sich in Hamburg mit überseeischenLän<strong>der</strong>n befassen. Im Seminar fürAfrikanische Sprachen werden Kurse, beson<strong>der</strong>sin Swahili, für Angehörige von Wehrmacht,Polizei <strong>und</strong> für KdF 45 angeboten. DieVeröffentlichungen aus dem Hamburger Seminardieser Zeit geben keinen Anlaß, von einer„Nazi-<strong>Afrikanist</strong>ik“ zu sprechen. 46 An<strong>der</strong>erseitsarbeiten Angehörige des Seminars mit Afrikanern,die ihnen infolge <strong>der</strong> von den AchsenmächtenDeutschland <strong>und</strong> Italien geführtenKriege für die Forschung zur Verfügung stehen,ähnlich wie es im Ersten Weltkrieg geschah.<strong>Klingenheben</strong> unternimmt 1938 eine Forschungsreisenach Tripolis in Libyen, das seit1931 als italienische Provinz gilt. Seine Fraubegleitet ihn – zum letzten Mal taucht <strong>der</strong>Name Maria <strong>Klingenheben</strong>-von Tiling in denAkten des Seminars auf. 47 Sie assistiert bei denSprachforschungen mit Abessiniern, die nachdem brutalen Eroberungskrieg des faschistischenItaliens gegen Athiopien in <strong>der</strong> italienischenArmee dienen. Gleichzeitig hingegenleisten Amharen in verschiedenen ProvinzenÄthiopiens anhaltend Wi<strong>der</strong>stand gegen dieItaliener. 48Im Januar 1941 erhält das AfrikanischeSeminar am Kolonialinstitut vom Oberkommando<strong>der</strong> Wehrmacht (OKW) das Einverständnis,sich „unter den afrikanischen Kriegsgefangeneneine gewisse Anzahl schwarzerSprachgehilfen [auszusuchen]. … Die Hauptmasse<strong>der</strong> afrikanischen Kriegsgefangenen(80.000) ist auf Befehl des Führers nachFrankreich (Bordeaux) abgeschoben worden. 49Da … im Prinzip keine Schwarzen aufdeutschem Boden verbleiben <strong>und</strong> die wenigenfür Son<strong>der</strong>zwecke genehmigten Farbigen unterkeinen Umständen mit dem zivilen Leben inBerührung kommen sollen, wäre zunächst dieUnterbringung, Verpflegung usw. sowie ihreBeschäftigung im Institut eingehend … zuregeln. Es wird um Mitteilung über die Zahl<strong>der</strong> auszuwählenden Kriegsgefangenen gebeten,ferner, ob die Auswahl in Luckenwalde o<strong>der</strong> inBordeaux erfolgen wird.“ 50 <strong>August</strong> <strong>Klingenheben</strong><strong>und</strong> Johannes Lukas (1901-1980)besuchen daraufhin Kriegsgefangenenlager inFrankreich, woraus sich u. a. Studien über dasBambara ergeben. 51 Einer ihrer kriegsgefangenenSprachinformanten ist <strong>der</strong> Gymnasiallehrer,Dichter <strong>und</strong> Philosoph Léopold SédarSenghor (1906-2001), <strong>der</strong> in Paris studierthatte <strong>und</strong> in <strong>der</strong> französischen Armee kämpfte.Senghor wird 1959 Präsident <strong>der</strong> Fö<strong>der</strong>ationMali <strong>und</strong> nach Scheitern <strong>der</strong> Fö<strong>der</strong>ationPräsident des Senegal (1960-1980).<strong>Klingenheben</strong> ist <strong>der</strong> letzte Dekan <strong>der</strong>Philosophischen Fakultät in Hamburg währenddes „Dritten Reiches“, sein Amt erlischt mitSchließung <strong>der</strong> Universität bei <strong>der</strong> Kapitulation.Wegen seiner Mitgliedschaft in <strong>der</strong>NSDAP <strong>und</strong> im Gaudozentenb<strong>und</strong> sowieseiner zeitweiligen Position als Blockwart inHamburg-Groß Flottbek wird er 1945 ebensowie die übrigen NSDAP-Mitglie<strong>der</strong> desSeminars auf Anordnung <strong>der</strong> britischen Militärregierungsuspendiert. Mit seiner Vertretung<strong>und</strong> <strong>der</strong> Leitung des Seminars wird Lukasbeauftragt, <strong>der</strong> nach Verlust seiner Professur an<strong>der</strong> Auslandshochschule <strong>der</strong> Universität Berlin 52wie<strong>der</strong> in Hamburg lebt. <strong>Klingenheben</strong> mußdas als Ungerechtigkeit empfinden, da Lukasebenfalls, wenn auch erst 1937 <strong>der</strong> NSDAPbeitrat, 53 <strong>und</strong> seine politische Haltung im„Dritten Reich“ sich kaum von <strong>der</strong> <strong>Klingenheben</strong>sunterschied. 54 Während <strong>der</strong> zweieinhalbJahre <strong>der</strong> Amtsenthebung in <strong>der</strong>ohnehin schwierigen Nachkriegszeit erhält<strong>Klingenheben</strong> kein Gehalt. Er gibt italienischenPrivatunterricht, findet aber offenbarauch Zeit für die Wissenschaft, denn bereits1949 erscheinen zwei wichtige Arbeiten zumSomali <strong>und</strong> zum Ful. 55 Zum Wintersemester1947/48 erhält er das Ordinariat zurück 56 <strong>und</strong>übernimmt wie<strong>der</strong> die Leitung des Seminars.Das bedeutet zweifellos ein persönlichesProblem für Lukas, <strong>der</strong> erst nach <strong>Klingenheben</strong>sEmeritierung 1954 dessen Nachfolgerwird. Dennoch gibt es keine Animositätenzwischen den beiden Gelehrten.1951 kann <strong>Klingenheben</strong> nach Nord-Nigeria reisen <strong>und</strong> führt dort Studien über das50


Ful durch, aus denen mehrere wesentlicheVeröffentlichungen hervorgehen. 57Das Seminar für Afrikanische Sprachen,früher in dem hoch herrschaftlichen HausRothenbaumchaussee 5 gelegen, befindet sichnach dem Kriege in einigen Räumen immehrstöckigen Gebäude am Bornplatz 1-3.Hier lernte <strong>der</strong> Verfasser <strong>Klingenheben</strong> kennen,als er sich 1951 nach dem Physikum zurzweistündigen, nach Vereinbarung angekündigtenVorlesung „Amharisch für Anfänger“anmeldete. Der zierliche, weißhaarige Herr,begeistert, daß ein Mediziner nach Äthiopiengehen <strong>und</strong> Amharisch studieren will, sprachlebhaft über die <strong>Afrikanist</strong>ik, einem Orchideenfach,für das sich damals nur wenige interessierten.Vier Jahre lang, zuletzt als Gasthörer,lernte <strong>der</strong> Verfasser als einziger Student aufdem Sofa im Arbeitszimmer des Professors dasihm als semitische Sprache zunächst fremdeAmharisch. <strong>Klingenheben</strong> glie<strong>der</strong>te seineVorlesung sehr systematisch, zog Vergleiche zuan<strong>der</strong>en afrikanischen Sprachen <strong>und</strong> flochtinteressante eigene Erlebnisse ein, so wiedieses: In <strong>der</strong> Bahn hatte er einen Mönch <strong>der</strong>Thomaschristen von <strong>der</strong> Malabarküste inSüdwestindien getroffen. Diese syrischen Christenkamen im dritten Jahrhun<strong>der</strong>t als Flüchtlingeaus Mesopotamien, betrachten ApostelThomas als ihren Kirchengrün<strong>der</strong> <strong>und</strong>sprechen das sonst ausgestorbene Altsyrisch.„Da habe ich mich mit ihm auf Altsyrischunterhalten!“ sagte <strong>Klingenheben</strong>, immer nochvoller Begeisterung. Er hatte sich während desStudiums mit dieser semitischen Sprachebeschäftigt. 58Das Seminar für Afrikanische Sprachen mitseiner wertvollen, im Kriege erhalten gebliebenenBibliothek ist in den 1950er Jahren einkleiner Betrieb, in dem sich alle kennen. Hierarbeiten fünf Professoren, 59 – <strong>und</strong> es gibt dreiStudenten, zwei <strong>Afrikanist</strong>en promovieren 60 , <strong>der</strong>Verfasser als Dritter ist Mediziner. Gelegentlichkommen angehende Mitarbeiter evangelischerMissionen als Gasthörer. Die fünf Professoren,darunter eine Frau, forschen je<strong>der</strong> für sich allein,Teamwork ist noch nicht mo<strong>der</strong>n, aber dieErgebnisse tauschen sie untereinan<strong>der</strong> aus, wiesich bei den Vorlesungen immer wie<strong>der</strong> zeigt.1951 reist <strong>Klingenheben</strong> ein zweites Malnach Liberia <strong>und</strong> lebt wie<strong>der</strong> bei den Vai. Da erlange keinerlei Lebenszeichen gibt, macht mansich in <strong>der</strong> Hauptstadt Monrovia große Sorgenum ihn. Wenn seine Frau später erzählt, daß siedrei Monate lang nichts von ihm hörte, lächelter verlegen. Sein Vai-Fre<strong>und</strong> Zuke Kandakai,den er seit <strong>der</strong> ersten Liberiareise 1928 kennt,weilt von Ende <strong>August</strong> 1953 bis März 1954 mitHilfe <strong>der</strong> DFG in Hamburg <strong>und</strong> wohnt imHause <strong>Klingenheben</strong>. Die mit ihm erarbeitetenMaterialien zur Vai-Sprache 61 kann <strong>Klingenheben</strong>lei<strong>der</strong> zu Lebzeiten nicht mehr veröffentlichen.Als die Regierung Liberias plant,das Studium des Vai im Lande systematischaufzunehmen, ruft man ihn 1962 als Beraternach Liberia. <strong>Klingenheben</strong>, <strong>der</strong> bereits einenHerzinfarkt erlitten hatte, reist zusammen mitseiner Frau <strong>und</strong> weilt getreu den Anweisungen<strong>der</strong> Tropenmediziner nur in Monrovia. So sehrer <strong>und</strong> seine Frau die Reise, „die lei<strong>der</strong> nur sokurz sein durfte“, genießen, „mit dem, wasdabei für die Vai-Schrift herausgekommen ist,bin ich nicht … einverstanden, da man sich …nicht an unsere Beschlüsse gehalten hat.“ 62Im Dezember 1953 bringt <strong>Klingenheben</strong>den Äthiopier Melake Hailu in die Vorlesungmit. Der angeblich erst 19 Jahre alte Amharestudiert Musik, spricht ein sehr gepflegtesAmharisch <strong>und</strong> beherrscht auch Oromo. Weiler sich kaum auf Deutsch o<strong>der</strong> Englischverständigen kann, möchte er sich hier inseiner Sprache unterhalten. Von 1954 bis 1958wird er am Afrikanischen Seminar als Sprachgehilfegeführt. Aus vielen, von ihm lebhaftgeschil<strong>der</strong>ten Gründen gerät er bald in Geldnot.Der gutmütige <strong>und</strong> den Menschen vertrauende<strong>Klingenheben</strong> unterstützt ihn erheblich,muß aber später feststellen: „Daß Hailusich als solcher Gauner, um nicht Schlimmereszu sagen, erweisen würde, ahnte ich damals<strong>und</strong> auch lange nachher noch nicht.“ 63 1959reist <strong>Klingenheben</strong> nach Äthiopien <strong>und</strong> wird inAddis Abeba von <strong>der</strong> äthiopischen Regierungals ein hoch geschätzter Gelehrter empfangen.Seit 1950 veröffentlicht er zahlreiche Arbeitenzu äthiopischen Sprachen, 64 die letzte erscheint1968 posthum in <strong>der</strong> Festschrift für seinenLehrer Carl Brockelmann. 65 51


Prof Dr. <strong>August</strong> <strong>Klingenheben</strong> mit dem ÄthiopierMelake Hailu im Afrikanischen SeminarHamburg, um 1955 (Foto: CONTI-PRESS)<strong>Klingenheben</strong> wird 1954 emeritiert, arbeitetaber weiterhin im Afrikanischen Seminar. „Seitmeinem Herzinfarkt muß ich mich lei<strong>der</strong> mittagszwei volle St<strong>und</strong>en hinlegen, wobei ichdann meistens glänzend schlafe, aber die Zeitist für meine Arbeit verloren.“ 66 Dennocherscheint fast jährlich eine größere Arbeit vonihm. Am 26. Januar 1967 stirbt <strong>August</strong> <strong>Klingenheben</strong>im 81. Lebensjahr. Seine Frau Maria<strong>Klingenheben</strong>-von Tiling überlebt ihn umsieben Jahre <strong>und</strong> stirbt am 11. November 1974.Beide finden ihre letzte Ruhestätte auf demFriedhof Hamburg-Groß Flottbek.<strong>Klingenheben</strong> ist in erster Linie Sprachforschermit einer ungewöhnlichen Sprachbeherrschung.Die Zahl von 33 Sprachen, indenen er sich verständigen konnte, ist nichtbelegt, erscheint aber wahrscheinlich. AlsGelehrter besitzt er ein weites Spektrum 67 <strong>und</strong>geht den Problemen mit großer Genauigkeitnach. Schnell gewinnt er die Herzen <strong>der</strong>Afrikaner, die wohl spüren, wie ernst er sie <strong>und</strong>ihre Sprachen nimmt. Zu seinen beson<strong>der</strong>enLeistungen gehört die Analyse <strong>der</strong> Sprache <strong>der</strong>Ful mit ihrem Nominalklassensystem. Einenganz an<strong>der</strong>en Problemkreis bilden die abessinischenSprachen, vor allem das Amhara.Intensiv befaßt er sich mit den verbalenFormsystemen <strong>der</strong> Semitensprachen Äthiopiens<strong>und</strong> <strong>der</strong>en phonetischen Beson<strong>der</strong>heiten, außerdemmit lexikologischen Untersuchungen desAmhara. Seine Forschungen über die Sprache<strong>der</strong> Vai, zu denen <strong>Klingenheben</strong> tiefe persönlicheKontakte entwickelt, gelten internationalals führend. Darüber hinaus beschäftigter sich mit Hausa, <strong>der</strong> verbreiteten VerkehrsspracheWestafrikas, den Berbersprachen <strong>und</strong>arabischen Dialekten Afrikas. Als Gelehrter ister äußerst kritisch, analysiert klar <strong>und</strong> ziehtseine Schlußfolgerungen mit zwingen<strong>der</strong> Logik.Beim Sprachforscher <strong>Klingenheben</strong> fallen„seine genauen Lautbeobachtungen <strong>und</strong> seinüberaus scharfer Blick in die Fragen desSprachbaus <strong>und</strong> <strong>der</strong> Sprachentwicklung“ auf. 68Eher selten befaßt er sich mit Poesie <strong>und</strong>Religion afrikanischer Völker, 69 kaum mit <strong>der</strong>Lebensweise <strong>der</strong> Afrikaner, bedauerlicherweise,denn kein Frem<strong>der</strong> lebte so lange mitden Vai zusammen wie er. Im Gegensatz zuseinem Lehrer Meinhof <strong>und</strong> vielen an<strong>der</strong>en <strong>Afrikanist</strong>enseiner Zeit äußert er sich nicht öffentlichzu Fragen <strong>der</strong> christlichen Mission in Afrika.Ein hervorstechen<strong>der</strong> Charakterzug <strong>Klingenheben</strong>swar seine Gutmütigkeit, 70 die gelegentlichausgenutzt wurde. Er war sparsam,rauchte nicht <strong>und</strong> trank keinen Alkohol, in<strong>der</strong> S-Bahn benutzte er die damals nochbestehende 3. Klasse. In seiner mitreißendenBegeisterungsfähigkeit wurde er manchmalüberaus lebhaft. Er liebte Kin<strong>der</strong>, erzählteihnen wun<strong>der</strong>bare Geschichten <strong>und</strong> konnte mitihnen ausgelassen sein. Er besaß ein hohesPflichtbewußtsein. Im täglichen Leben, auchals Direktor des Afrikanischen Seminars, warer bescheiden, sorgte sich für seine Familie <strong>und</strong>die Mitarbeiter. Frau <strong>Klingenheben</strong>-von Tilingwirkte ausgesprochen vornehm <strong>und</strong> fürsorglich.Wer beide zusammen erlebte, spürte ihregegenseitige Zuneigung <strong>und</strong> Herzlichkeit,manchmal redeten sie in einer afrikanischenSprache. <strong>August</strong> <strong>und</strong> Maria <strong>Klingenheben</strong>52


leiben als bedeutende <strong>Afrikanist</strong>en <strong>und</strong>liebenswerte Menschen in Erinnerung.Literaturverzeichnis (Auswahl):Tiling, Wilhelm von: Das Leben <strong>und</strong> Leiden <strong>der</strong>Deutschen im Russischen Reiche, beson<strong>der</strong>s in denOstseeprovinzen, verfaßt <strong>und</strong> vorgetragen am 8.Februar 1906 im Auftrage des Hilfsausschusses <strong>und</strong>am 13. Februar 1906 im Konservativen Vereine vonCassel. Kassel 1906;Czermak, Wilhelm: Besprechung von M. v.Tiling, Somali-Texte <strong>und</strong> Untersuchungen zurSomali-Lautlehre, 1925. In: Wiener Zeitschrift fürdie K<strong>und</strong>e des Morgenlandes, 33 (1926), 150-156;Dammann, Ernst: Im Dienste <strong>der</strong> <strong>Afrikanist</strong>ik.Übersee-R<strong>und</strong>schau, Mai 1956;Lukas, Johannes: Vorwort zu Neue <strong>Afrikanist</strong>ischeStudien (<strong>August</strong> <strong>Klingenheben</strong> zum80. Geburtstag), Hamburger Beiträge zur Afrika-K<strong>und</strong>e, 5., Deutsches Institut für Afrika-Forschung.Hamburg, 1966, 5-6;Dammann, Ernst: Maria <strong>Klingenheben</strong> †. AuÜ,58 (1974/75), 81-82;Voigt, Rainer M.: In Memoriam Maria<strong>Klingenheben</strong>-von Tiling. Africana Marburgensia,8,1 (1975), 68-71;Gerhardt, Ludwig: Das Seminar für AfrikanischeSprachen im Nationalsozialismus. In:Meyer-Bahlburg, Hilke; Wolff, Ekkehard: AfrikanischeSprachen in Forschung <strong>und</strong> Lehre. 75 Jahre<strong>Afrikanist</strong>ik in Hamburg (1909-1984). HamburgerBeiträge zur Wissenschaftsgeschichte. Bd. 1, Berlin,Hamburg, 1986, S. 49-70;Meyer-Bahlburg, Hilke; Wolff, Ekkehard: AfrikanischeSprachen in Forschung <strong>und</strong> Lehre: 75 Jahre<strong>Afrikanist</strong>ik in Hamburg (1909-1984). HamburgerBeiträge zur Wissenschaftsgeschichte, Bd. 1, Berlin,Hamburg, 1986;Meyer-Bahlburg, Hilke: Erinnerungen an dieerste deutsche <strong>Afrikanist</strong>in. Maria von Tiling wäream 13. Februar 1986 100 Jahre alt geworden. In:Universität, Berichte <strong>und</strong> Meinungen aus <strong>der</strong>Universität Hamburg, Hamburg, Bd. 17 (1986);Brauner, Siegm<strong>und</strong>: Das orientalistische Erbe<strong>der</strong> <strong>Afrikanist</strong>ik an <strong>der</strong> Karl-Marx-UniversitätLeipzig. In: PTAaOS, Special issue. 21, 1988, 7-25;Dammann, Ernst: <strong>August</strong> <strong>Klingenheben</strong> alsWissenschaftler <strong>und</strong> Mensch. In: PTAaOS, Specialissue. 21, 1988, 26-36;Meyer-Bahlburg, Hilke: Maria <strong>Klingenheben</strong>née von Tiling – The First German Woman Africanist.In: PTAaOS, Special issue. 21, 1988, 96-100;Richter, Renate: <strong>August</strong> <strong>Klingenheben</strong>s Erbe fürdie Äthiopistik. In: PTAaOS, Special issue. 21,1988, 137-143;Schubert, Klaus: <strong>August</strong> <strong>Klingenheben</strong>’sContribution to Fula Studies. In: PTAaOS, Specialissue. 21, 1988, 144-154;Wulf, Stefan: Das Hamburger Tropeninstitut1919 bis 1945. Auswärtige Kulturpolitik <strong>und</strong>Kolonialrevisionismus nach Versailles. HamburgerBeiträge zur Wissenschaftsgeschichte. Bd. 9, Berlin,Hamburg, 1994;Dammann, Ernst: 70 Jahre erlebte <strong>Afrikanist</strong>ik:Ein Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte. MarburgerBeiträge zur Afrika- <strong>und</strong> Asienk<strong>und</strong>e. Serie A,Afrika, Bd. 32, Berlin, 1999;Schnei<strong>der</strong>-Ludorff, Gury: Magdalene vonTiling: Ordnungstheologie <strong>und</strong> Geschlechterbeziehungen.Ein Beitrag zum Gesellschaftsverständnisdes Protestantismus in <strong>der</strong> WeimarerRepublik. Arbeiten zur kirchlichen Zeitgeschichte.Reihe B: Darstellungen. Bd, 35. Göttingen, 2001;Kalthoff, Horst: <strong>August</strong> <strong>Klingenheben</strong>. In: BBKL;Bd. 27 (2006), Spalten 768-774, (www.bautz.de/bbkl/);Ders.: <strong>Klingenheben</strong>-von Tiling. In: BBKL;Bd. 27 (2006), Spalten 774-776, (www.bautz.de/bbkl/);<strong>Klingenheben</strong>, Werner: Ich erinnere mich. EineJugend in Kirchenkampf <strong>und</strong> Wi<strong>der</strong>stand imUmkreis eines Hunsrücker Pfarrhauses. Bonn, o. J.Abkürzungen:Afro = <strong>Afrikanist</strong>ische ForschungenAR = Afrika-R<strong>und</strong>schauAuÜ = Afrika <strong>und</strong> Übersee, Sprachen <strong>und</strong> KulturenBBKL = Biographisch-bibliographisches KirchenlexikonPTAaOS = Progressive Traditions in African andOriental Studies, Schriftenreihe: Asia, Africa, LatinAmericaZDMG = Zeitschrift <strong>der</strong> Deutschen MorgenländischenGesellschaftZfE = Zeitschrift für Eingeborenen-SprachenZfK = Zeitschrift für KolonialsprachenZPSK = Zeitschrift für Phonetik, Sprachwissenschaft<strong>und</strong> KommunikationsforschungDanksagung:Für Hinweise <strong>und</strong> Mitteilungen zu den Familien<strong>Klingenheben</strong> <strong>und</strong> von Tiling danke ich Frau Ortrud<strong>Klingenheben</strong>, Herrn Dr. Johannes Abresch, HerrnDr. Uwe Eckardt (Stadtarchiv <strong>Wuppertal</strong>), Frau53


Professorin Dr. Gury Schnei<strong>der</strong>-Ludorff (<strong>August</strong>ana-HochschuleNeuendettelsau), Herrn Oberlandeskirchenrati.R. Dr. Peter von Tiling <strong>und</strong> HerrnPriv.-Doz. Dr. Thomas <strong>Klingenheben</strong>.Anmerkungen:1 Brief A. <strong>Klingenheben</strong> an den Verf. vom31.12.1956.2 Im Amtlichen Adreßbuch <strong>der</strong> Stadt Barmen von1899 findet sich folgen<strong>der</strong> fett gedruckterEintrag: <strong>Klingenheben</strong> <strong>August</strong>, Agentur= <strong>und</strong>Kommiss.=Geschäft. Haupt=Agent. d. Lebensvers.=<strong>und</strong> Ersparniß=Bank in Stuttgart. Haupt=Agent. <strong>der</strong> Süddeutschen Feuervers.=Bank inMünchen. Haupt=Agent. <strong>der</strong> Frankf. Unfall=Versich.=Aktien=Gesellsch. in Frankfurt a.M.Südstr. 17, v. Mai 99 ab Wilhelmstr. 16.3 Friedrich Wilhelm <strong>August</strong> Klingelhöfer <strong>und</strong>Amalie Caroline Christine Neuhaus heiraten am23.1.1848 in Schwelm. Bei <strong>der</strong> Geburt ihres Sohnes<strong>August</strong> am 12.5.1850 in Langerfeld heißensie <strong>Klingenheben</strong>. [Familienenstammbuch Dr.Werner <strong>Klingenheben</strong>, S. 12 (Urgroßeltern väterl.),S. 10 (Großeltern väterl.)]. Sie hatten sechsKin<strong>der</strong>: <strong>August</strong> (Kommis, Handelsagent), Johanna(ohne Beruf), Richard (Schumacher, Schuhwarenhandlungals Nachfolger seines Vaters), Wilhelm(Papierwarenhandlung en gros), Hermann (frühgestorben), Ewald (Dr.med.) [HandschriftlicheAhnentafel von Ewald <strong>Klingenheben</strong>; Adreßbuch<strong>der</strong> Stadt Barmen, 1879, 1889].4 Nach den Adreßbüchern <strong>der</strong> Stadt Barmen von1877 <strong>und</strong> 1879 wohnen <strong>August</strong> <strong>Klingenheben</strong>sen., Schuhmacher <strong>und</strong> Schuhhandlung, sowie<strong>August</strong> <strong>Klingenheben</strong> jun., Commis, in <strong>der</strong>Schwarzbachstr. 28. Im Adreßbuch von 1875taucht <strong>der</strong> Name <strong>August</strong> <strong>Klingenheben</strong> nochnicht auf.5 Oskar (* 24.1.1889, später Pastor in Pfalzdorf,Hunsrück), Maria (* 28.7.1891), Ella(* 14.2.1894).6 Lutherische Kirchstr. 4-6. Dort wohnt auch <strong>der</strong>Urgroßvater Peter Gottlieb Ufer, Rentner.Adreßbuch <strong>der</strong> Stadt Barmen 1879.7 Auch E. Dammann (1988, S. 27) erwähnt denVater von Prof. Dr. <strong>August</strong> <strong>Klingenheben</strong> als„Kaufmann <strong>und</strong> Besitzer einer Posamentierfabrik“.Die Richtigstellung <strong>der</strong> Familiengeschichtegelang mit <strong>der</strong> fre<strong>und</strong>lichen Hilfevon Frau Ortrud <strong>Klingenheben</strong>, die Kopien ausden Familienbüchern sandte, sowie von HerrnDr. Uwe Eckardt (Stadtarchiv <strong>Wuppertal</strong>), <strong>der</strong>die Geburtsurk<strong>und</strong>e von Prof. Dr. <strong>August</strong><strong>Klingenheben</strong> <strong>und</strong> Auszüge aus den Adreßbüchern<strong>der</strong> Stadt <strong>Wuppertal</strong> zwischen 1877 <strong>und</strong>1909 in Kopie übermittelte.8 Persönliche Mitteilung E. Dammann, 1959.9 Brauner, S. (1988): S. 15.10 Die relativ gut dotierte Stelle des wissenschaftlichenHilfsarbeiters wurde trotz Befristung aufzwei Jahre meistens verlängert.11 Die zahlreichen Bantusprachen werden vonNigeria über den äquatorialen Regenwaldgürtel<strong>und</strong> Ostafrika bis nach Südafrika <strong>und</strong> Namibiagesprochen.12 Heute teilt man die afrikanischen Sprachen einin: Afroasiatische Sprachen (Altägyptisch,Berberisch, Kuschitisch, Semitisch, Tschadisch),Khoi-San-Sprachen (kleinste Sprachgruppe mitSchnalzlauten, sog. Clicks, im Süden Afrikas),Niger-Kongo-Sprachen (Kordofanisch, Mande,Atlantik-Kongo) <strong>und</strong> Nilosaharische Sprachen(Eine umstrittene Gruppe mit genetisch unterschiedlicheSprachen).13 Tiling, W. v. (1906): S. 26-33.14 Schnei<strong>der</strong>-Ludorff, Gury (2001), S. 35-3915 Die kuschitischen Sprachen werden am Osthornvon Afrika gesprochen.16 Mohammed Nur, * 1891 bei Berbera, Somalia,kam 1911 nach Europa. Meinhof gelang es, ihnim Dezember 1917 an das Seminar zu holen, woer bis zum Wintersemester 1921/22 blieb.Meyer-Bahlburg, H. et al. (1986): S. 90.17 Die Vokale des bestimmten Artikels im Somali.ZfE, 9 (1918/19), 132-166; Adjektiv-Endungenim Somali. ZfE, 10 (1919/20), 208-240; Somali-Texte <strong>und</strong> Untersuchungen zur Somali-Lautlehre(Dissertation). ZfE, Beiheft 8, 1925;<strong>Klingenheben</strong>-v.Tiling: Ein Somali-Text vonMohammed Nur. ZfE, 18 (1927/28), 230-233.18 Zeitschrift für Kolonialsprachen, ab 1919Zeitschrift für Eingeborenen-Sprachen.19 Somali-Texte <strong>und</strong> Untersuchungen zur Somali-Lautlehre. ZfE; Beiheft 8, 1925.20 Hamisi bin Ferhani, * 1894 in Gindo, ehemaligesSüdtanganyika (heute Tanzania), war zunächstLehrer in Dar es Salaam, dann Kapitänsstewardauf dem deutschen Dampfer „General“. Bei Ausbruchdes Ersten Weltkrieges ging er in Konstantinopelvon Bord <strong>und</strong> kam nach Deutschland.Seit 1924 arbeitete er als Sprachgehilfe, vonJuni 1925 bis zu seiner durch Sparmaßnahmenverursachten Kündigung zum 31.8.1931 war ervollbeschäftigter Angestellter des Seminars.Meyer-Bahlburg, H. et al. (1986): S. 91.54


21 Suaheli-Lie<strong>der</strong>. ZfE, 17 (1926/27), 295-304;Frauen- <strong>und</strong> Kin<strong>der</strong>lie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Suaheli. In:Festschrift Meinhof, Sprachwissenschaftliche<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Studien. Hamburg 1927, 288-300;Lautliche Eigentümlichkeiten im gesprochenenSuaheli. ZfE, 20 (1929/30), 1-10.22 Dissertation: Die lautliche Gestalt des Hausadialektesvon Katagum. – Als er die Arbeit vor1914 begann, konnte er am Kolonialinstitut inHamburg nicht in <strong>Afrikanist</strong>ik promovieren.23 Habilitationsschrift: Die Laute des Ful. ZfE,Beiheft 9, 1927.24 Zu den Zählmethoden in den Berbersprachen,ZfE, 17 (1926/27), 40-51.25 Die Ergebnisse veröffentlicht v. Tiling in <strong>der</strong>Besprechung von E. Cerulli, The Folk-Literatureof the Galla of Southern Abysinia. In: ZfE,14 (1923/24), 227-238; Galla-Texte. ZfE,19 (1928/29), 1-12.26 Meyer-Bahlburg, H. (1988): S. 99 f.27 Brauner, S. (1988): S. 22.28 Fatima Massaquoi war von 1931 bis 1935 Sprachgehilfinam Seminar. Sie wurde im Wintersemester1935/36 Studentin an <strong>der</strong> Hamburgischen Universität,ging 1936 zum weiteren Studium nachGenf [Meyer-Bahlburg, H. et al. (1986): S. 91].Fatima Faabule geb. Massaquoi war in den1960er Jahren Professorin am Liberian College,Monrovia. Ihre zwölfjährige Tochter lebte in Hamburg.Sie sprach besser Deutsch als Vai. Brief A.<strong>Klingenheben</strong> an den Verf. vom 28.2.1962.29 Vai-Texte. Nach dem Diktat von M. Massaquoi.ZfE (1925/26), 58-133.30 The Vai Script. Africa, London: Milford, 6(1933) 158-171; Der Bau <strong>der</strong> Sprache <strong>der</strong> Vai inWestafrika. In: Nachrichten von <strong>der</strong> Gesellschaft<strong>der</strong> Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-HistorischeKlasse, 1933, III. Allg.Sprachwiss., Östl. Kulturkreise 9. 1933, S. 373-404; Zur psychologischen Struktur <strong>der</strong> Vai-Sprache. Congrés de l’Institute international delangues et des civilisations africaines. Paris 1933,89-99; The Vai Script (Nachtrag). Africa,London: Milford, 7 (1934) 97-99.31 Kalthoff, H.: Arzt in Liberia. Liberia, Land <strong>und</strong>Leute zwischen 1956 <strong>und</strong> 1963 sowie seineGeschichte bis zur Gegenwart. Germering, 1996.S. 187 f.32 Persönliche Mitteilung A. <strong>Klingenheben</strong>, 1952.33 Bibliographie in: Kalthoff, H. (2006): <strong>Klingenheben</strong>-v.Tiling, Maria.34 Die Sprache <strong>der</strong> Jabárti, mit beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung<strong>der</strong> Verwandtschaft von Jabárti <strong>und</strong>Somali. ZfE, 12 (1921/22), 17-52, 97-162;Jabárti Texte. ZfE, 15 (1924/25), 50-64, 139-158.35 Voigt, R. M. (1975).36 Brauner, S. (1988): S. 18.37 Die Präfixklassen des Ful, ZfE, 14 (1923/24),189-222, 290-315; Die Permutation des Biafada<strong>und</strong> des Ful, ZfE, 15 (1924/25), 180-213,266-272; Die nominalen Klassensysteme desFul. In: Festschrift Schrijnen, Nijmwegen-Utrecht, 1929, 175-181.38 Meyer-Bahlburg, H. et al. (1986): S. 124;Brauner, S. (1988): S. 19, 21.39 Hitler hält die „Ostorientierung o<strong>der</strong> Ostpolitik“für die „vielleicht entscheidendste Frage <strong>der</strong>deutschen Außenpolitik“ <strong>und</strong> formulierte inseinem verschrobenen Stil: „Wir (Nationalsozialisten)… schließen endlich ab die Kolonial- <strong>und</strong>Handelspolitik <strong>der</strong> Vorkriegszeit <strong>und</strong> gehen überzur Bodenpolitik <strong>der</strong> Zukunft.“ <strong>und</strong>: „Sorgtdafür, daß die Stärke unseres Volkes ihreGr<strong>und</strong>lagen nicht in Kolonien, son<strong>der</strong>n imBoden <strong>der</strong> Heimat in Europa erhält!“ A. Hitler:Mein Kampf (1941): S. 726, 742, 754.40 Gerhard, L. (1986): S. 60, 63.41 <strong>Klingenheben</strong>, Werner (o. J.): S. 32.42 Gerhard, L. (1986): S. 59.43 <strong>Klingenheben</strong>s „Die Schnalze in den afrikanischenSprachen“, eine phonetisch ausgezeichneteAnalyse <strong>der</strong> Schnalzlaute (Clicks)südafrikanischer Sprachen, erscheint 1937 inden Schriften <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft fürTier- <strong>und</strong> Ursprachenforschung, Leipzig (ReiheH, Bd 8) des rassistisch geprägten SprachforschersGeorg Schwidetzki (1875-1952), ohnedessen Pseudotheorien zu unterstützen. Imdarauf folgenden Band publiziert Schwidetzkiseinen eigenen Aufsatz „Die Schnalze alsRassenmerkmal.“ (Reihe H, Bd 9, 1937). – DieArbeit „Züge <strong>der</strong> Religion <strong>der</strong> Vai“ über dieAhnenverehrungen <strong>der</strong> Vai stellt <strong>Klingenheben</strong>für „Kultur <strong>und</strong> Rasse. Festschrift zum 60.Geburtstag Otto Reches“ (Berlin, 1939) zurVerfügung, ohne Bezug auf Reches Auslassungenzur Rassenk<strong>und</strong>e. Brauner, S. (1988): S. 23.44 Bereits Anfang 1943 endet <strong>der</strong> Traum vondeutschen Kolonien wie<strong>der</strong>, als <strong>der</strong> Sekretär desFührers Martin Bormann (1900-1945) in HitlersAuftrag jede Tätigkeit auf kolonialem Gebietuntersagt. [Wulf. S. (1994): S. 89, 101]. Der imMai 1936 gegründete Reichskolonialb<strong>und</strong> unterReichsstatthalter Franz Ritter von Epp (1868-1946), Leiter des Kolonialpolitischen Amtes <strong>der</strong>Reichsleitung <strong>der</strong> NSDAP, wird aufgelöst.55


Offenbar will Hitler nun seine lange geplanteKolonisation im Osten verwirklichen.45 KdF: Nationalsozialistische Gemeinschaft „Kraftdurch Freude“, Organisation <strong>der</strong> DeutschenArbeitsfront (DAF) als Nachfolgerin <strong>der</strong> 1933 vonden Nazis zerschlagenen freien Gewerkschaften.46 Gerhard, L. (1986): S. 59.47 Meyer-Bahlburg, H. (1988): S. 100.48 Nach <strong>der</strong> Vertreibung von Kaiser Haile Selassieins Exil nach England <strong>und</strong> nach AusrufungKönig Viktor Emanuel II. zum Kaiser von Äthiopien1936 durch Mussolini führen Ras Imru <strong>und</strong>Ras Abbaba Aragawi (ras, Amharisch: Kopf,Führer, Provinzgouverneur) den amharischenWi<strong>der</strong>stand in Äthiopien an.49 In Deutschland befinden sich nur noch imStalag (Stammlager für Kriegsgefangene imMannschaftsrang) Luckenwalde 500 Schwarzefür tropenmedizinische Studienzwecke (sic!).Gerhardt, L. (1986): S. 66.50 zit. nach Gerhardt, L. (1986): S. 65 f.51 Dammann, E. (1956).52 1938 wurde das Seminar für OrientalischeSprachen <strong>der</strong> Berliner Universität in Auslandshochschuleumbenannt. Diese wurde 1940 mit<strong>der</strong> Deutschen Hochschule für Politik zur AuslandswissenschaftlichenFakultät zusammengeschlossen.53 Gerhardt, L. (1986): S. 60.54 Dammann, E. (1988): S. 34; (1999): S. 107.55 Ist das Somali eine Tonsprache? ZPSK,3 (1949), 289-302; Die Klassenelemente <strong>der</strong>Zahlwörter <strong>der</strong> Ful. ZDMG, 99 (1949) 67-92.56 <strong>Klingenheben</strong> gehört außerdem dem Berufungsausschuß<strong>der</strong> zu gründenden EvangelischenTheologischen Fakultät Hamburg an.57 Eine neue Nominalklasse des Ful. ZDMG, 105(1955), 338-345; Die Dimuniutiv- <strong>und</strong> Augmentativklassendes Westful. <strong>Afrikanist</strong>ischeStudien. Berlin 1955, 76-86; Die Inversion imFul. AuÜ. 45 (1961), 161-169; Die Sprache <strong>der</strong>Ful „Dialekt von Adamaua“ Grammatik, Texteu. Wörterverzeichnis. Afro, 1, Hamburg 1963;Ful. Zeitschrift für fremde Sprachen inWissenschaft <strong>und</strong> Praxis, 9.6 (1964), 181-183.58 Sein Lehrer Carl Brockelmann in Halle verfaßtedas „Lexicon syriacum“ (Berlin, 1895).59 <strong>August</strong> <strong>Klingenheben</strong>, Johannes Lukas, ab 1954Direktor; Ernst Dammann (1904-2003), EmmiKähler-Meyer, Schriftleiterin von „Afrika <strong>und</strong>Übersee“; Otto von Essen (1898-1983),Phonetiker.60 Carl Hoffmann schrieb damals auf dem„Varityper“ die Zeitschrift „Afrika <strong>und</strong> Übersee“,wurde Professor in Ibadan, Nigeria <strong>und</strong>Bayreuth; Herrmann Jungraithmayr wurde Professorin Marburg, dann in Frankfurt/M.61 Endgültige Umschrift <strong>der</strong> Vai-Sprache inlateinische Schrift in weitgehen<strong>der</strong> Anlehnungan die Vai-Schrift, grammatische Analyse, Übersetzungvon Texten <strong>und</strong> Wörtersammlung desVai. Meyer-Bahlburg, H. et al. (1986): S. 93.62 Brief A. <strong>Klingenheben</strong> an den Verf. vom21.12.1962.63 Ebd.64 Die Laryngalen im Amharischen. ZDMG, 100(1950), 374-384; Zur Nominalbildung im Galla.ZfE, 35 (1949/50), 21-47, 107-127, 235-260;Zur Nominalbildung im Galla. AuÜ, 36(1951/52), 45-66; Das „schiefe“ Verbum imAmharischen. ZPAS, 9 (1959), 150-155; Diew- <strong>und</strong> y-haltigen Konsonanten abessinischerSemitensprachen mit beson<strong>der</strong>er Berücksichtigungdes Amaharischen. Rassegna di StudiEtiopici. 14 (1958), 28-47; 14 (1959), 25-47;Zur amharischen Poesie. Rassegna di StudiEtiopici. 15 (1959), 5-19; Deutsch-amharischerSprachführer: Nebst einer grammatischen Einführungins Amharische. Wiesbaden, 1966.65 Analogiebildungen im Amharischen. StudiaOrientalia in Memoriam Caroli Brockelmann.Wissenschaftliche Zeitschrift <strong>der</strong> Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Gesellschaftswissenschaftliche<strong>und</strong> SprachwissenschaftlicheAbteilung, 17.2/3 (1968) 121-125.66 Brief A. <strong>Klingenheben</strong> an den Verf. vom28.2.1962.67 Bibliographie in: Kalthoff, H. (2006): <strong>Klingenheben</strong>,<strong>August</strong>.68 Die<strong>der</strong>ich Westermann, 1929, in: Brauner,Siegm<strong>und</strong>, 1988, S. 15.69 Eine amharische Form <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>erkennungsgeschichte<strong>der</strong> Placidas-Legende, mit folklorischen<strong>und</strong> linguistischen Erläuterungen.ZfE, 10 (1919/20), 181- 208; Die Poesie <strong>der</strong>afrikanischen Völker. AR, 3.7, (1937), 221-223;Die Poesie <strong>der</strong> afrikanischen Völker. Afrika.Beiträge zur Völker- <strong>und</strong> Wirtschaftsk<strong>und</strong>e.Univ. Hamburg, 1938, 71-91; Über die Dichtungafrikanischer Völker. Deutscher Kolonialdienst,3,11 (1938), 9-14; Züge <strong>der</strong> Religion <strong>der</strong> Vai. In:Kultur <strong>und</strong> Rasse. Festschrift zum 60.Geburtstag Otto Reches. Berlin, 1939, 326-333.70 Damman, E. (1988): S. 33.56

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