IBA-Magazin, Ausgabe 6 "Bilanz" - Stadt Halle, Saale
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<strong>IBA</strong> <strong>Stadt</strong>umbau 2010 in <strong>Halle</strong> Bilanz Tulpenbrunnen 49<br />
Die Stärken<br />
stärken<br />
Wenn eines Tages vielleicht nur<br />
noch ein Drittel der ehemals<br />
94.000 Einwohner in Neustadt<br />
wohnt und die einst kompakte Großsiedlung<br />
mit ihren sieben so genannten<br />
Wohnkomplexen auf eine Ansammlung<br />
mehr oder weniger aufgelockerter Quartiere<br />
geschrumpft sein wird, dann dürfte<br />
der Wohnkomplex 3 mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
dazu gehören. Er gehört<br />
zu den vier um das Zentrum gruppierten<br />
Quartieren aus der Ursprungskonzeption<br />
von Richard Paulick, die alle durch<br />
Peer Weißenborn<br />
Landschaftsarchitekt (2010. Zur Aktion<br />
„Kunst auf Zeit“)<br />
Die Galerie im<br />
Grünen ist ein<br />
offener Ort, der<br />
von den Anwohnern<br />
genutzt<br />
und mitgestaltet<br />
werden soll. Temporäre Kunstwerke<br />
geben einen Einblick in die<br />
vielfältigen Aussagemöglichkeiten<br />
der bildenden Kunst. Künstler,<br />
Architekten und Planer erläutern<br />
ihre Herangehensweise, und die<br />
Anwohner werden aufgefordert,<br />
ihre Vorstellungen für eine individuelle<br />
Nutzung zu erarbeiten.<br />
eine gut proportionierte Komposition aus<br />
Bauten und großzügigen Grünanlagen<br />
charakterisiert sind, mit einem kleinen<br />
Quartierszentrum am Tulpenbrunnen und<br />
bekannten Einrichtungen wie der Kooperativen<br />
Gesamtschule „Wilhelm von<br />
Anwohner-Fragen<br />
Aus der Bürgerversammlung 08.10.07<br />
Wo wird die Skulptur „Liebes-<br />
paar“ aufgestellt?<br />
Warum werden die Linden gefällt?<br />
Wie werden die Anliegerbeiträge<br />
ermittelt?<br />
Was passiert mit dem leer stehenden<br />
Ladenlokal?<br />
Wird eine einheitliche Gestaltung<br />
von Platz, Treppen und Rampen<br />
ermöglicht?<br />
Humboldt“ und dem Nachbarschaftszentrum<br />
„Pusteblume“. Vor allem aber profitiert<br />
das Quartier gleichermaßen von seiner<br />
Nähe zur <strong>Saale</strong>landschaft und zu den<br />
Parkanlagen in Heide-Süd. Hier leben fast<br />
7.000 Menschen, der Rückgang ist vergleichsweise<br />
moderat. Hier zeigt sich die<br />
städtebauliche Moderne von ihrer besten<br />
Seite.<br />
Dies nachhaltig zu stabilisieren war<br />
das Anliegen der <strong>IBA</strong>-Projekte. Es wurde<br />
exemplarisch erprobt an dem prägnantesten<br />
öffentlichen Raum des Quartiers<br />
und einem ebenso prägnanten privaten<br />
Projekt: dem Platz am Tulpenbrunnen<br />
und dem damit verbundenen Grünzug der<br />
„Galerie im Grünen“ sowie dem Umbau<br />
eines typischen fünfgeschossigen Plattenbaus<br />
entlang dieses wichtigen Grünzuges.<br />
Damit wurde die erprobte Doppelstrategie<br />
fortgesetzt, sich in der schrumpfenden<br />
Großsiedlung nicht auf die Organisation<br />
von Abbruchprozessen zu beschränken,<br />
sondern gleichzeitig die erhaltenswerte<br />
Kerne zu erneuern und zu stabilisieren.<br />
Innovativ waren hier weniger die mit den<br />
Bauvorhaben verbundenen Zwecke (im<br />
Rahmen der <strong>IBA</strong> mit 670.000 € gefördert)<br />
als das erfolgreiche Bemühen um die Einbindung<br />
der Quartiersbewohner in den<br />
Prozess zur Neugestaltung ihres wichtigsten<br />
öffentlichen Platzes. Innovativ war<br />
auch die ungewöhnliche Gestaltung des<br />
ehemaligen „Fünfgeschossers“ im Oleanderweg<br />
mit Terrassen, Townhouses und<br />
privaten Zugängen zum Garten.<br />
Bei der Platzgestaltung ging die Initiative<br />
von einer gut vernetzten Gruppe aus<br />
Planern, Künstlern und Quartiersmanagern<br />
aus und erfasste nach und nach Bewohner<br />
aller Altersschichten. Sie spürten<br />
und würdigten es, dass die neue Gestaltung<br />
der heruntergekommenen Anlagen<br />
bewusst an die früheren künstlerischen<br />
Gestaltungsziele anknüpfte. Dies förderte<br />
die Identifikation mit dem <strong>IBA</strong>-Projekt<br />
und half, die Kritik zu Beginn der Umbauphase<br />
aufzufangen. Denn die konsequente<br />
Auslichtung der in vier Jahrzehnten<br />
leicht verwilderten Grünanlagen entzün-<br />
Anton Schwarzenberger<br />
Landschaftsarchitekt.<br />
Das Experiment,<br />
den Gestaltungsprozess<br />
den Bewohnern<br />
teilweise selbst<br />
in die Hand zu<br />
geben, scheint durchaus geglückt.<br />
So erhält der Tulpenbrunnen<br />
die vom damaligen Künstler<br />
vorgesehene, inzwischen aber<br />
nicht mehr vorhandene Blumenwiese<br />
in neuer Form zurück.