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Wilhelma magazin 2/2012

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titelthemaHandaufzuchten in der <strong>Wilhelma</strong>Das Fläschchen imZweistundentaktBeim Thema „Handaufzucht“ denken viele an Tierpfleger mit kleinen Menschenaffenauf dem Arm, mit oder ohne Fläschchen, aber auf jeden Fall „sooo süß“. Dahinter verbirgtsich aber viel mehr: Handaufzuchten sind meist ungeplante Notfälle, mit viel Arbeitund oft mit Nachtschichten verbunden. Wichtig ist, dass das Tier am Ende nicht denMenschen als Partner oder Rivalen sieht, sondern mit Artgenossen leben kann.Tiere im Zoo sollen möglichst ihr komplettes Verhaltensspektrumausleben können. Dazu gehören nichtnur Paarung und Geburt, sondern auch die Aufzuchtder Jungen. So weit die Idealvorstellung. Leider klapptdas nicht immer – sei es, weil die Mutter keine Milch hat odergar stirbt, sei es, weil sie noch unerfahren ist und ihren Nachwuchsnicht annimmt oder das Gefühl hat, etwas stimme nichtmit dem Jungtier, und sich deswegen nicht darum kümmernmag. In diesen Fällen gibt es zwei Möglichkeiten: Man lässt derNatur ihren Lauf (dafür kann es gute Gründe geben, auchwenn es den Tod des Jungtiers bedeutet), oder das Kleine wirdvon Tierpflegern aufgezogen.Die Ersatzmütter und -väter in der <strong>Wilhelma</strong> haben im Laufder Jahrzehnte viel Erfahrung gesammelt mit der Aufzuchtunterschiedlichster Arten. Aber längst nicht jedes Jungtier,das an der Flasche hängt, ist dankbar für den Service. Einkleiner Seelöwe etwa, dessen Mutter einige Wochen nach derGeburt starb, wehrte sich mit Zähnchen und Gebrüll heftiggegen das Überlebensprogramm. Kein Vergleich zu einemniedlichen Eselfohlen, das begeistert zum Fläschchen eilt undmit dem Flaschenhalter schmust, oder einem jungen Papagei,der jede Fütterung gierig erwartet. Wie auch immer der einzelneSchützling reagiert: Das sogenannte Kindchenschemaschlägt bei nahezu allen Menschen gleichermaßen zu. Eigentlichsoll damit sichergestellt sein, dass Eltern für den eigenenNachwuchs alles tun. Dieses biologische Programm wirkt aberweit über die Artgrenzen hinaus: Wir finden alle Jungtiereniedlich, die uns mit großen Augen anschauen.Hoch die Flasche: Giraffenkinder wachsen menschlichen Ersatzelternvom ersten Tag an über den Kopf.Magische Anziehungskraft Das Jungtieraufzuchthaus mitdem Kindergarten für verwaiste Gorillas aus dem EuropäischenErhaltungszuchtprogramm (EEP) zählt zu den größten Anziehungspunktenin der <strong>Wilhelma</strong>. Trotz der Begeisterung für einenkleinen Affen auf dem Arm eines Tierpflegers sollte manaber nie vergessen, dass dahinter immer ein Familiendramasteht: Entweder ist die Mutter krank oder tot, oder sie hat dasKind nicht angenommen, weil sie zu unerfahren ist. Einen sol-8

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