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Weinbergblätte April - Juni 2013 - Wohlfahrtswerk für Baden ...

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Bewohner erzählenBewohner erzählen:Mit dem grünen Dreirad„Goliath“ (Bild rechts),der eine Höchstgeschwindigkeitvon 50 km/hhatte, wurde Frau Schotteinmal sogar in derBILD-Zeitung vorgestellt.Gertrud SchottViele Leser kennen sie als Wangener Gemüsefrauvom Wochenmarkt:1922 wurde ich in Stuttgart-Wangen geborenund bin dort mit vier Geschwistern aufgewachsen.Ich hatte eine schöne Kindheit, denndamals gab es noch wenig Verkehr, mankonnte auf der Straße spielen, es gab keineAutos auf dem Höhberg. Ab und zu kam einPferdefuhrwerk mit Holz oder einer Kohleladungdurch die Straße. Die Milchverkäuferinkam mit dem Handwagen und schöpfte mit einemMessbecher aus einer großen Kanne dieMilch, die sie an der Haustür verkaufte.Ich ging acht Jahre lang (zu Fuß) in die Lindenschulein Untertürkheim. Nach der Schulzeitwollte ich gern Kindergärtnerin oder Näherinwerden, aber da meine Eltern Landwirtschafthatten, wurde ich gebraucht und musstestattdessen in den Gärten „schaffen helfen“.Ich musste die Feldarbeit lernen und aufden Markt gehen. Die Waren wurden mit einemLastwagen nach Stuttgart gefahren undwir sind morgens mit der Straßenbahn nachgekommen.1948 wurde ein „Dreirad–Auto“ angeschafftund ich durfte den Führerschein machen. Vonda an fuhr ich damit auf den Schillerplatz zumMarkt. Überhaupt wurde mit dem Auto allesleichter, denn bis dahin hatte meine Mutterdie Ware auf dem Kopf getragen. Auf denKopf wurde ein „Bauscht“ und darauf derschwere Korb gesetzt; die Männer trugen„Gräben“ aus Weiden auf dem Rücken. MeineSchwester trug die Waren noch auf demKopf oder am Arm.Ich habe mein ganzes Leben gearbeitet, bisin´s hohe Alter hinein. Zwischendurch habeich auch geheiratet, war 30 Jahre lang verheiratetund mit meinem Mann auch einmal 14Tage in Paris bei Verwandten. Mit zweiFreundinnen hatte ich auch eine schöne Zeit,wir waren auf Freizeiten und in den 50er Jahrenhaben wir sogar Flugreisen nach Jugoslawienund Bulgarien unternommen, um Landund Leute kennenzulernen.Im Alter habe ich in Wangen die Begegnungsstättebesucht, wo ich auch Gedichte vorgetragenhabe. Ich habe schon immer sehr gerngelesen, was ich noch immer tue und zumGlück immer noch kann.GertrudSchottWir danken Frau Schott <strong>für</strong> ihre Schilderungen undden interessanten Einblick in ihr Leben.Weinbergblättle Nr. 105 | <strong>April</strong> - <strong>Juni</strong> <strong>2013</strong> | 23

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