2/13Veranstaltungsrückblickaber darunter hat es auch ein schwierigesProjekt gegeben: Die Gründung des„International Science and TechnologyCenter“.Nach der Auflösung der UdSSR musstedas neue Russland sein militärischesBudget weitgehend reduzieren undviele Forscher, die im Bereich der militärischenTechnik beschäftigt waren,wurden entlassen.Die Sorge war, dass diese Forschermit ihren Kenntnissen, vor allem überAtombomben-Technologie, in andereLänder gehen könnten.Japan, USA und EU wollten zusammenmit Russland ein Institut gründen,damit diese Forscher in Russland bleibenund sich friedlichen Forschungenwidmen konnten. Da es ein dringendesAnliegen war, führten diese Ländermehrmals Verhandlungen in Brüsselund Moskau und ein Abkommen überdie Organisation des Institutes und dessenFinanzierung wurde ausgehandelt.USA und EU ermöglichten die Finanzierungdurch politische Entscheidungen,aber in Japan fühlte sich niemandzuständig. Ich habe mich damals zuerstan die Finanzabteilung des Außenministeriumsgewandt. Das Außenamtbedauerte und hätte höchstens dieVerwaltungskosten des Institutes übernehmenkönnen, nicht aber die Forschungskosten.Dann fragte ich beimWissenschafts- und Technikministeriumsowie Schul- und Wissenschaftsministeriuman, hatte aber keinen Erfolg.Ich zerbrach mir den Kopf, da es politisch-diplomatischnicht gut gewesenwäre, wenn Japan bei einem solchenPrestigeprojekt mit den USA und derEU nicht hätte kooperieren können.Dann bekam ich vom Direktor derIndustrie und Technik Abteilung desMITI (Ministry for International Tradeand Industry) eine positive Antwort.Der Direktor meinte, es wäre keinegute Idee, wenn Japan an diesem Projektnicht beteiligt wäre und sagte dieGeldmittel zu.Zu meiner Freude hat daraufhin dasWissenschafts- und Technikministeriumeinen gleich hohen Betrag wie das8MITI, sein Rivale, zur Verfügung gestellt.Dank der durch diese Rivalität erhöhtenFinanzierung konnte Japan das Projektmit einem ausreichenden Betragunterstützen und erhielt sogar den Postendes Generalsekretärs des Institutes.Jetzt hat dieses Institut die Aufgabe,russische Forscher im Land zu halten,beendet aber es wirkt immer nochzum Nutzen für die Welt. Es freut michsehr, dass meine Bemühungen Früchtegetragen haben. Dazu bedanke ichmich besonders bei jenem Direktor desMITI, der sich von meiner Idee begeisternließ und die Finanzabteilung desMinisteriums überzeugen konnte.<strong>Japanische</strong> Diplomaten arbeiten Tagund Nacht und widmen sich verschiedenstenAufgaben wie die obigen Beispieleverdeutlichen sollten. Ich denkeDiplomaten anderer Länder haben ähnlicheAufgaben und ich möchte nun dieBerufsvoraussetzungen für Diplomatenanführen.Ein guter Diplomat muss:1. soziale Kompetenz haben.2. breites Interesse für viele Angelegenheitenin der ganzen Welt zeigen,denn fast alle Angelegenheiten sindObjekte der Diplomatie.3. sein eigenes Land lieben und mindestensein oder zwei kulturelle Tätigkeitenseines Landes beherrschen.4. gute Kenntnisse über das Land haben,in dem er stationiert ist, undnicht nur Negatives sondern auchdessen Vorzüge finden.5. mindestens eine oder zwei Fremdsprachenbeherrschen.6. bei guter Gesundheit sein.7. politischen Spürsinn beweisen.Es ist fast unmöglich, alle genanntenBedingungen zu erfüllen, aber wer nureinige davon erfüllen kann, sollte versuchenden Beruf des Diplomaten zu ergreifen!Wie oben erwähnt: Diplomatenbehandeln alle Anliegen auf dieser Welt.Ich bin überzeugt, dass sicherlich auchIhr Lieblings-Bereich inbegriffen ist.Übersetzung: Megumu Fruhwirth© BelvedereDie noch bis 30. Juni laufende Ausstellungüber Friedrich Hundertwasserin der Orangerie des UnterenBelvedere konzentriert sich auf dieEntdeckung seines Frühwerks, seineBeziehung zu Japan und zur japanischenKunstszene in den 1950er undden frühen 1960er Jahren. Aus diesemGrund sind auch zahlreiche Werke japanischerKünstler in dieser Präsentationzu sehen.Der erste Kontakt Hundertwassers mitjapanischen Kunstschaffenden reichtin das Jahr 1950 in Paris zurück, woer den Bildhauer und Fotografen TajiriShinkichi trifft, von dem u.a. zwei bemerkenswerteEisenskulpturen und der1955 entstandene semi-dokumentarischeFilm The Vipers, in dem das Motivder Spirale eine zentrale Rolle spielt, inder Ausstellung zu sehen sind.Zahlreiche japanische Künstler hattendamals Paris zu ihrem Lebensmittelpunktgewählt, darunter HundertwassersFreund Kito Akira und TabuchiHundertwasser mit A. Kito in ParisYasukazu, der bereits 1954 in einemArtikel in Bijutsu techo Hundertwasserskompromissloses Verfolgen seines eigenenWeges, trotz der damit verbundenenSchwierigkeiten, als vorbildlichbezeichnete. Von entscheidender Bedeutungfür die – spätere – positive Akzeptanzdes Hundertwasserschen Werkesin Japan ist der Kunstkritiker SegiShin´ichi, der sich von den Bildern
Veranstaltungsrückblick2/13Hundertwassers erschüttert zeigt undder dessen Malerei jenseits der Trennungvon Subjekt und Objekt ansiedelt.1957 übersetzt Segi Hundertwassers„Transautomatismus“ und greiftin Artikeln Ideen Hundertwassers auf,wobei er die Distanzierung des Malersvom Tachismus deutlich macht.In den fünfziger Jahren kam es im Westenzu einer Rezeption des Zen-Buddhismus,vermittelt vor allem durch dieSchriften von Suzuki Daisetz Teitaro,der grundlegende Gedanken des Zenpopularisierte. (Hier ist auf die – imKatalog (S. 136) erwähnte - maßgebendeArbeit (Zen in the fifties: interactionin art between east and west, Leiden1996) von der in Leiden lehrendenWeg“, für das der Künstler den Preisder Zeitung Mainichi Shimbun anlässlichder Tokyo Biennale im Mai 1961erhält. Sein damals schon vorhandenesHundertwasser - Der große Weg© BelvedereHUNDERTWASSERJAPAN UND DIE AVANTGARDENiederländerin Helen Westgeest zuverweisen). Zen entstand im sechstennachchristlichen Jahrhundert in Chinaals Reaktion auf scholastische Spitzfindigkeitenüber das Wesen der Buddha-Natur und versuchte eine Rückkehrzum eigentlichen Kern der Lehre Buddhas.Ziel ist die Erlangung von „Satori“,fälschlich oft mit Erleuchtungübersetzt, dem „Innewerden des wahrenSelbst“, das am besten durch Meditationerreicht wird. Es geht um dieErfassung des `ursprünglichen absolutenNichts´, das der Unterscheidungvon Sein und Nichts, diese Differenzselbst begründend, vorausliegt. Dieserganzheitliche Ansatz mit seinem holistischenWelt- und Menschenbild entsprichtdem Denken Hundertwasserseher als die westliche Rationalität mitihrer Entgegensetzung von Natur –Kultur, Subjekt – Objekt etc. Dies zeigtsich u.a. in seinem Werk „Der großeökologisches Bewusstsein drückt sichim Bild „Der Garten“ aus, das von derjapanischen Gartenkultur inspiriert ist.© BelvedereHundertwasser - Die erste JapanspiraleAb Februar 1961 lebt Hundertwasserauf Einladung der Tokyo Galerie mehrals ein halbes Jahr in Japan und vom 15.Mai bis 3. Juni kommt es in der Galeriezur ersten Einzelausstellung des Künstlersin Japan. In der Juni Ausgabe derbedeutendsten modernen japanischenKunstzeitschrift Mizue werden 12 BilderHundertwassers auf dem Umschlagpräsentiert und seine Werke ausführlichbesprochen. Ferner erscheint ein Interviewmit dem Kunstkritiker Ebara Jun.1962 heiratet Hundertwasser die bildhübschejapanische Malerin IkewadaYuko mit der er 1966 die Herstellungvon farbigen Holzschnitten wiederaufnimmt. Bereits 1961entsteht mitHilfe des Holzschneiders Okura Hanbeiund des Druckers Uchikawa Matashirodas Blatt „Häuser im Blutregen“,wobei Hundertwasser der japanischenTradition seine Reverenz erweist undbeide als ebenbürtig miteinbezieht. Bis1971 entsteht jährlich ein Werk und1973 kommt die HolzschnittmappeNana Hyaku Mizu heraus; damitist Hundertwasser der erste Europäer,dessen Werke von traditionellen japanischenHolzschneidern und Druckernumgesetzt werden. 1975 ist die zweiteHolzschnittmappe Midori No Namidafertig und 1977 verlegt David KungThe Woodcut Works of Hundertwasser ineiner signierten Auflage von 999 Stückin traditioneller japanischer Buchbindertechnik.Bis zu seinem Tod im Jahr 2000 bleibtHundertwasser vor allem durch Reisenins Land der aufgehenden Sonne Japanverbunden.Dr. Fritz Mühlöcker9