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8 BACKGROUND Der Rasenmeister vom Brügglifeld Dass Gilberlandio Rolin da Silva, kurz Gil genannt, vor anderthalb Jahren beim FC Aarau den Job als Platzwart angetreten hat, ist mitunter das Verdienst seiner Schwiegermutter. «Sie meinte, mit meinem handwerklichen Geschick wäre doch eine Ausbildung als Hauswart genau das Richtige für mich.» Bald kam für den in Aarau wohnhaften Brasilianer der Kontakt zu seinem früheren Club zustande. Gil machen die Arbeiten im und rund ums Stadion Brügglifeld Spass. Am liebsten sitzt er auf dem Rasenmäher und versetzt dem satten Grün den richtigen Schnitt. «Bei schönem und warmem Wetter müssen das Hauptfeld und die beiden Trainingsplätze täglich gemäht werden.» In der aktuellen Jahreszeit kommt häufig die Walze zum Zug, um eine kompakte Unterlage zu erzeugen, und der Platz wird geschlitzt, damit das Wasser besser ablaufen kann. Aaraus Platzwart freut es, wenn die Spieler zufrieden sind mit seiner Arbeit: «Als der FCB im Frühling auf dem Brügglifeld zu Gast war, sagte Basels David Degen in einem Interview, der Rasen hier gehöre zu den besten in der Schweiz. So etwas hört man natürlich sehr gerne.» Mit dem Brügglifeld-Rasen machte Gil im Jahr 2001 erstmals Bekanntschaft. Nachdem er zwei Jahre zuvor schon für einige Monate unter Trainer Hanspeter Latour beim FC Wil gespielt hatte, unternahm der damals 23-jährige Stürmer des brasilianischen 2.-Ligisten Ituano beim FC Aarau einen zweiten Anlauf, um in Europa Fuss zu fassen. Mit Ventura Gelson fand ein weiterer Spieler des Clubs aus São Paulo den Weg zum FCA. Zusammen teilten die beiden Kollegen damals eine Wohnung. «Mit Gelson habe ich kürzlich wieder einmal telefoniert. Er absolvierte gerade ein Probetraining in Italien.» Gil erinnert sich gerne an jene Saison, obwohl er von Verletzungen immer wieder zurückgeworfen wurde und die Aarauer ihren Platz in der höchsten Liga gar an den FC Thun abtreten mussten, im Nachhinein dank Lizenzentzugs dreier Clubs aber dennoch vom Abstieg verschont blieben. «Rolf Fringer war nebst Ranko Jakovljevic (Verantwortlicher Team Aargau U-21, Red.) der beste Trainer in meiner Karriere. Immer wenn ich einsatzfähig war, hatte er auf mich gesetzt.» Gil dankte es ihm mit insgesamt sieben Treffern. Als Fringers Vertrag nicht mehr verlängert worden war, musste sich auch Gil einen neuen Club suchen. Der neue Coach Alain Geiger und dessen Bruder und Spieleragent Nicolas setzten – mit bescheidenem Erfolg – auf afrikanische Neuverpflichtungen anstelle der beiden Brasilianer. Nach den Stationen Thun, Concordia Basel, Schaffhausen und Wohlen beschloss Gil im vorletzten Sommer, seine Profikarriere zu beenden, und verhalf nebst seinem Job als «Greenkeeper» dem neugegründeten Team Aargau U-21 als Verstärkungsspieler mit seinen Toren zu einem gelungenen Start in der 2. Liga. Seit April dieses Jahres erzielt Gil nun seine Tore beim FC Buchs. Dass Gil mittlerweile sehr gut deutsch spricht, hat er seiner Frau Seraina zu verdanken. Mit ihr lebt er seit drei Jahren zusammen, und seit einem Jahr sind sie verheiratet. Die beiden lernten sich vor sieben Jahren kennen, als Seraina den fremdsprachigen FCA-Spielern Deutschunterricht erteilte. Zuhause sorgen drei Jungs dafür, dass es nie langweilig wird. Der 11-jährige Tim ist ein grosser Fan von Cristiano Ronaldo. «Tim hat inzwischen schon mehr Tricks drauf als ich. Er lernt sehr schnell.» Als Assistenztrainer der Aarauer U-13 kann Gil die Fortschritte seines ältesten Sprösslings genau beobachten. Mit dem 2-jährigen Noah wächst seinerseits ein potenzieller Nachfolger Gils für den Posten als Platzwart heran. Bereits hilft der kleine Mann im Garten eifrig mit beim Blätter einsammeln und darf gar einen Spielzeug-Rasenmäher sein Eigen nennen. Die fünfköpfige Familie komplettiert schliesslich der halbjährige Luiz. Im Brügglifeld wiederum ist der Rasen bereit für das drittletzte Spiel in diesem Jahr. Auch im Falles eines frühzeitigen Wintereinbruchs wäre Gil gerüstet: «Die roten Bälle und die rote Farbe für die Linien sind parat. Aber ich hoffe, dass dies nicht nötig sein wird.» Marcel Petermann FOTOS: MARCEL PETERMANN 9
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