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Albert Bachmann - Perfekt vorbereitet

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etriebswirtschaft<br />

<strong>Albert</strong> <strong>Bachmann</strong> (55) aus Roßtal bei Nürnberg<br />

ist Friseurunternehmer und auch als<br />

Referent in der Branche bestens bekannt.<br />

Er hat in seinem Weihnachtsbrief 2014 seinen Kunden mitgeteilt,<br />

dass er künftig neue Wege gehen will und aus diesem<br />

Grund das Geschäft an Thomas Ulrich übergibt, der bei ihm<br />

ausgebildet wurde und sein volles Vertrauen genießt. Ideal ist<br />

in diesem Fall die Möglichkeit des sanften Übergangs: Seit<br />

1. Januar ist Ulrich zwar der Inhaber des Salons, aber <strong>Bachmann</strong><br />

ist noch an zwei bis drei Tagen in der Woche für die<br />

Kunden da. In der übrigen Zeit will er seine Erfahrungen noch<br />

intensiver an seine Kollegen in ganz Deutschland weitergeben.<br />

Lange und intensive Vorbereitung<br />

FRISEURWELT wollte von <strong>Albert</strong> <strong>Bachmann</strong> wissen, welche<br />

Kriterien gerade für Thomas Ulrich als Nachfolger sprachen.<br />

Das kann uns der umtriebige Friseur erklären: "Er hat die Intelligenz,<br />

die Kreativität und die Power, dass er ein Unternehmen<br />

dieser Größe führen kann." Und, was genau so wichtig ist, "er<br />

hatte auch die Mittel, um die Investition zu stemmen."<br />

Bereits im Juli 2011 hat <strong>Bachmann</strong> dem jungen Friseur verschiedene<br />

Optionen aufgezeigt, wie es für ihn weitergehen<br />

könnte, wenn er als Meister in den Salon zurückkommt: vom<br />

angestellten Meister bis hin zur Betriebsübernahme und als<br />

Top-Angebot der Erwerb der gesamten Immobilie.<br />

Wie hat Thomas Ulrich reagiert? "Er war ganz gelassen, und ich<br />

denke, zu diesem Zeitpunkt war das für ihn auch noch in weiter<br />

Ferne, doch er hat sich mit dem Thema von da an schon auseinandergesetzt."<br />

Ganz konkret wurde das Thema bei einem<br />

gemeinsamen Seminarbesuch im November 2012 noch einmal<br />

angesprochen. Als Thomas bestätigte, dass er sich die<br />

betriebsübergabe<br />

professionell vorbereiten<br />

Wenn sich ein Friseurunternehmer entschließt,<br />

seinen Salon, oft sein Lebenswerk,<br />

in andere Hände zu geben, muss das gut und<br />

vor allem rechtzeitig <strong>vorbereitet</strong> werden.<br />

Nicht immer sind Kinder da, die das Geschäft<br />

übernehmen wollen.<br />

Betriebsübernahme vorstellen könnte, überlegte man einen<br />

geeigneten Zeitpunkt – dieser schien irgendwo zwischen 2014<br />

und 2016 zu liegen.<br />

Auch das Team wurde schon bald informiert, bei einer Morgenbesprechung<br />

im November 2013. Da wurde der Termin der<br />

Übergabe schon konkret auf den 1. Januar 2015 festgelegt.<br />

<strong>Bachmann</strong> und Ulrich boten an, in kleinen Gruppen von je 2-3<br />

Mitarbeitern zusammen essen zu gehen, um alle Fragen zu<br />

klären. Die Mitarbeiter sollten sich überlegen: Was erwarte ich<br />

von meinem neuen Chef? Was erwarte ich in Zukunft vom Unternehmen?<br />

Wo sehe ich mich in Zukunft bei Frisör <strong>Bachmann</strong>?<br />

Mit drei Gruppen waren der alte und der neue Chef im intensiven<br />

Dialog, zunächst mit den über 50-jährigen Mitarbeitern,<br />

dann mit der 'Mittelklasse', "die kritischsten Mitarbeiter und<br />

zugleich Freunde von Thomas und absolute Leistungsträger",<br />

wie <strong>Bachmann</strong> sagt, und schließlich mit den jüngeren Mitarbeitern,<br />

die gerne Aufgaben übernehmen wollen und Interesse<br />

an neuen Dienstleistungen haben. Für sie war wichtig: Wann<br />

bekommen wir Haarverlängerung, und auf welche Seminare<br />

gehen wir jetzt? Für andere stand die Frage im Vordergrund,<br />

ob die betriebliche Altersversorgung weiterbezahlt wird, was<br />

mit dem Urlaubsanspruch ist und wie die bisherige Betriebszugehörigkeit<br />

zählt, "und ist der neue Chef bei Jubiläen genau<br />

so großzügig, wie der Herr <strong>Bachmann</strong> es immer war?", ergänzt<br />

der Chef schmunzelnd.<br />

Die Reaktion des Teams und der Kunden<br />

"Das Team kannte Thomas seit seiner Azubizeit und hat mitbekommen,<br />

wie er sich in Rekordzeit durch sämtliche Kategorien<br />

gearbeitet hat und ein absoluter Leistungsträger im Betrieb<br />

ist", schildert <strong>Bachmann</strong>. So haben alle sehr positiv reagiert.<br />

Es kamen Aussagen wie 'Das haben wir uns schon gedacht.'<br />

Auch die Kunden mussten informiert werden. Ab Januar 2014<br />

hatten die Mitarbeiter die Erlaubnis, mit den Kunden darüber<br />

zu sprechen. Mitte November 2014 hat <strong>Bachmann</strong> im Amtsblatt<br />

Roßtal eine ganzseitige Anzeige geschaltet, diese wurde<br />

gleichzeitig im Schaufenster und im Salon ausgehängt und<br />

erschien Anfang Dezember auch noch in einem Mitteilungsblatt,<br />

das die ganze Region Fürth Land abdeckt. "In derselben<br />

Ausgabe haben die Mitarbeiter eine ganzseitige Anzeige mit<br />

Dankeskommentaren für mich geschaltet", berichtet der Chef.<br />

Und wie haben die Kunden reagiert? "Die Resonanz ging von<br />

'jawohl, das ist der richtige Typ' über 'ob er das schafft' bis hin<br />

zu 'so alt sind Sie doch noch gar nicht, dass Sie jetzt schon in<br />

Rente gehen", erzählt <strong>Bachmann</strong>, und "die ersten vier Wochen<br />

zeigen, dass Thomas Ulrich sich auf seinem neuen Posten<br />

sehr gut bewährt."<br />

Rundum perfekt <strong>vorbereitet</strong><br />

Zur Heransgehensweise schildert <strong>Albert</strong> <strong>Bachmann</strong>, dass er<br />

und Thomas Ulrich sich zwei Jahre vor der Übergabe überlegt<br />

haben, welche Aus- und Weiterbildung der Nachfolger<br />

braucht, um der Aufgabe als Chef und Betriebsinhaber gerecht<br />

zu werden. "Wir haben uns für drei Richtungen entschieden,<br />

und dann kam noch das neue Programm von Wella 'Next<br />

Generation Circle' dazu. Die anderen waren das Seminar<br />

'Unternehmensführung – Unternehmer-Energie' von<br />

Dr. Dr. Cay von Fournier, 'Mitarbeiterführung – Klartext<br />

reden' und 'Betriebswirtschaft – Betriebswirtschaft 1'<br />

von Peter Lehmann. Seit Mitte 2014 besucht Thomas<br />

nun das Trainee Programm 'Next Generation Circle', um<br />

hier neue Strukturen zu lernen und um sein Netzwerk zu<br />

erweitern." Die Unterstützung von Wella war <strong>Bachmann</strong><br />

sehr wichtig und wertvoll: "Wir haben immer innovative<br />

und zukunftsorientierte Partner gehabt, die lange vor der<br />

Übergabe mit im Boot waren und sich mit ihren Ideen<br />

einbringen konnten."<br />

Auch die betriebswirtschaftliche Seite des Salons lernte<br />

Thomas Ulrich frühzeitig intensiv kennen: "Wir haben<br />

ab Anfang 2014 in jedem Quartal Zahlenbesprechungen<br />

abgehalten, um Thomas die Hintergründe, das Umsatz-/<br />

Kostenverhältnis aufzuzeigen und um ihm Lust auf den<br />

Betrieb zu machen. Seit Oktober 2014 haben wir eine<br />

wöchentliche Bürostunde, das führen wir auch im Jahr<br />

2015 weiter", meint <strong>Bachmann</strong>.<br />

Das sagt der Neue<br />

Wie fühlt sich Thomas Ulrich nun, wie stellt er sich seine<br />

Zukunft vor, wollten wir wissen? "Ich habe mich natürlich<br />

sehr gefreut, dass <strong>Albert</strong> mir es zutraut, sein beachtliches<br />

Lebenswerk hier im Salon weiterzuführen. Er<br />

hat wirklich viel geschaffen und eine Marke aufgebaut,<br />

mit der ich mich jetzt auch seit zehn Jahren identifiziere<br />

und die zu meiner Familie geworden ist, was mir die<br />

Entscheidung auch leicht gemacht hat. Allerdings hatte<br />

ich große Ehrfurcht, mich dieser Aufgabe zu stellen, im<br />

Team sowie in der Organisation. In dieser Hinsicht hätte<br />

ich mir aber gar nicht so viele Gedanken machen müssen,<br />

denn ich habe die beste Unterstützung von allen erhalten, die<br />

man sich nur vorstellen kann. Die Seminarvorbereitung in den<br />

letzten beiden Jahren und jetzt die Begleitung auch durch den<br />

Next Generation Circle sowie ein Januar, der extrem gut gelaufen<br />

ist, lassen mich sehr positiv in die Zukunft schauen. Wenn<br />

sich alles so weiterentwickelt, wie ich es angedacht habe und<br />

wie es begonnen hat, bin ich happy."<br />

Was will er verändern, was wird er beibehalten? "Von unserer<br />

Organisation her sind wir supergut aufgestellt. Wir haben für<br />

alles Checklisten, auf denen jeder Mitarbeiter genau nachlesen<br />

kann, was wann, wie und wo zu erledigen ist und zu wessen<br />

Aufgabengebiet es gehört." Natürlich will er seine eigene<br />

Handschrift über kurz oder lang mehr im Salon hinterlassen,<br />

sei es bei der Raumgestaltung oder bei den Dienstleistungen.<br />

"Ich möchte in Zukunft auch in Richtung Make-up und Extensions<br />

gehen, was wir im Moment gar nicht anbieten. Wer in den<br />

Fußspuren eines anderen wandelt, kann ihn nicht überholen.<br />

Deshalb bin ich sehr froh, dass <strong>Albert</strong> <strong>Bachmann</strong> mir den richtigen<br />

Weg gezeigt hat, mich auch noch begleitet und mich aber<br />

auch mal rechts oder links gehen lässt."<br />

Für ihre weiteren beruflichen Wege wünschen wir <strong>Albert</strong> <strong>Bachmann</strong><br />

und Thomas Ulrich jedenfalls alles Gute und viel Glück!<br />

1/4 n Roverhair<br />

hs<br />

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