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Der Wortlaut der Dankmeditation von Altbischof Franz X. Eder

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<strong>Dankmeditation</strong><strong>von</strong> Bischof em. Dr. <strong>Franz</strong> Xaver E<strong>der</strong>bei <strong>der</strong> Vesper zu seinem 85. Geburtstag am Freitag, 5. November 2010"Meine verehrten lieben Schwestern und Brü<strong>der</strong> alle,„ich danke meinem Gott jedes Mal, wenn ich an euch denke. Ich tu es mit Freude undich danke Gott dafür“. Heute, 85 Jahre und einen Tag alt, darf ich das in allerÖffentlichkeit sagen – und tun, denn miteinan<strong>der</strong> – füreinan<strong>der</strong> – gilt diesesabendliche vesperliche Gebet. Unser Herr Diözesanbischof Wilhelm Schraml hat Siedazu eingeladen und Sie hier im Dom des hl. Stephan willkommen geheißen. Er hatmir zu meinen Jahren gratuliert und mich mit diesem gemeinsamenVespergottesdienst beschenkt. Hochwürdigster Herr, ich danke Dir <strong>von</strong> Herzen. Duhast damit ein großes Buch aufgeschlagen, in dem Sie alle, meine lieben Schwesternund Brü<strong>der</strong>, sich verzeichnet finden mit Namen und Bild. Ich finde Sie alle darin unddas macht mich glücklich und froh. Alle sind Sie ja ein Stück meines Lebens mit mirgegangen und mehr o<strong>der</strong> weniger auch ein Stück meines Lebens geworden.Da denke ich – da danke ich – meinen hohen Mitbrü<strong>der</strong>n im bischöflichen Dienst,Herrn Kardinal Friedrich Wetter, meinen nahen Nachbarn Manfred Müller <strong>von</strong>Regensburg und Maximilian Aichern <strong>von</strong> Linz, aber auch meinen entfernterenNachbarn Paul Werner Scheele <strong>von</strong> Würzburg und Johann Weber <strong>von</strong> Graz, wie auchmeinen Mitbrü<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Freisinger- und Deutschen Bischofskonferenz, ErzbischofKarl Braun <strong>von</strong> Bamberg, Bischof Viktor Josef Dammertz <strong>von</strong> Augsburg, EngelbertSiebler aus München und Werner Radspieler aus Bamberg.Es gilt auch für uns Bischöfe: „Wer glaubt ist nicht allein“, wie es uns <strong>der</strong> Besuch <strong>von</strong>unserem großen Landsmann, dem Heiligen Vater Benedikt, sagen wollte. Niemandglaubt allein, auch nicht ein Bischof.Er lebt auch vom gemeinsam gelebten Glauben seiner Brü<strong>der</strong>, er zehrt vom Glauben<strong>der</strong> vielen, vielen gläubig treuen, zeugnishaft engagierten Christen in den Bistümern.Keine auch noch so alte Grenze, auch kein noch so dichter Wald, kann ein Hin<strong>der</strong>nissein. Und ich sehe vor mir unsere Pfarrer und Dekane, die Hirten vor Ort. Sie bringenes tag-täglich zur Sprache, wenn sie uns Bischöfe beim Namen nennen wie unsereineraber auch für sie betet, „für die Priester, Diakone, Ordensleute, für alle, die zu einemDienst in <strong>der</strong> Kirche bestellt sind und das ganze Volk Gottes“. Da denke ich an alleMitarbeit mit <strong>der</strong> ein Bischof selbstverständlich rechnen darf – und auch rechnet: „Ichdanke Gott dafür, dass ihr euch gemeinsam für das Evangelium eingesetzt habt vomersten Tag an bis jetzt“, hat es in <strong>der</strong> Lesung geheißen.Das habt Ihr ja als Priester und Diakone und als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in<strong>der</strong> Pastoral zu Euerer Lebensaufgabe gemacht. Gemeinsam tun wir es und wirerfahren reiche und vielfältige Unterstützung: beim Unterricht in den Schulen, amKrankenbett in den Kliniken, bei <strong>der</strong> Arbeit mit jungen Menschen und in denverschiedenen kleineren und größeren Verbänden wie auch in <strong>der</strong> ganzen Breite <strong>der</strong>kirchlichen Gegenwart inmitten <strong>der</strong> Welt, in <strong>der</strong> wir heute zu leben haben. Dageschieht vielseitige unbezahlbare – und wohl auch darum unbezahlte – Arbeit, die soviel Zeit wie Engagement erfor<strong>der</strong>t. Und sie wird sicher nicht weniger. Die Menschen,Euch und uns im Glauben durch die Taufe verbunden, warten darauf. Nur so wirdheute Kirche erfahrbar, erlebbar und zugleich auch herausfor<strong>der</strong>nd in das Zeugnis fürunseren Herrn hinein. Dieses In-<strong>der</strong>-Welt-Sein <strong>der</strong> Kirche geschieht nicht mit demeinen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en sich auch wie<strong>der</strong>holten großen, medienwirksamen Event – daauch – ,vor allem aber in jener, einem Christen durch die Firmung eingestiftetenNachhaltigkeit. In <strong>der</strong> Mitarbeit bei den verschiedenen Räten und in denKirchenverwaltungen lebt sie.


„Ich danke Gott dafür, dass ihr euch gemeinsam für das Evangelium eingesetzt habtvom ersten Tag an bis jetzt“ – so haben wir es in <strong>der</strong> Kurzlesung gehört. Gott hat unsunsere Gaben und Fähigkeiten gegeben „zum gemeinsamen Besten“ (1 Kor 12,7),zum Aufbau des Leibes Christi (Eph 4,12). Unser Papst Benedikt for<strong>der</strong>t sogar eineÄn<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Mentalität im Bezug auf die Laien, „die“ – wörtlich, „nicht mehr nur alsMitarbeiter des Klerus betrachtet werden dürfen, son<strong>der</strong>n als wirklichmitverantwortlich für das Sein und Handeln <strong>der</strong> Kirche erkannt werden müssen“(Benedikt XVI. bei <strong>der</strong> Eröffnung <strong>der</strong> Pastoraltagung <strong>der</strong> Diözese Rom 26.Mai 2009).Vor einem Monat erst sagt uns die Deutsche Bischofskonferenz, wir würden nur dannden rechten irdischen Weg zum Herrn finden, wenn Bischöfe, Priester und Laien,Ehrenamtliche und Hauptberufliche, auf authentische und enge Weise miteinan<strong>der</strong>verbunden sind. Dialog und gemeinsame Wegsuche sind unverzichtbar. Es gelte also,„die Wahrheit des An<strong>der</strong>en aufnehmen und sie vom An<strong>der</strong>en hören. Vielleicht müssenwir die Chance und Herausfor<strong>der</strong>ung des Dialogs noch stärker wahrnehmen undschätzen. Denn Dialog lebt zunächst vom Hören, vom Zuhören, vom aufeinan<strong>der</strong>Hinhören und aufmerksame Wahrnehmen des An<strong>der</strong>en.“ (Erzbischof Zollitsch)Da darf ich noch einmal und <strong>von</strong> Herzen Dank sagen für alle großartige undnachhaltige Mühe, die so viele, ja vielleicht alle <strong>von</strong> Ihnen aufgebracht haben, als esvor zehn Jahren darum ging, auf das Volk zu hören, auf die Mitchristen zu hören, wassie <strong>von</strong> <strong>der</strong> Kirche erwarten, was ihnen aber auch als Hin<strong>der</strong>nis für ein Leben mit <strong>der</strong>Kirche erscheine. Diese Mühe, letztlich <strong>von</strong> Papst Johannes Paul II. damals zumbevorstehenden Jahrtausendwechsels angeregt, hat sich sicher gelohnt, hat unsereOrtskirche verlebendigt und wacher gemacht, ein Geschehen, das nachwirkt und nichtwegzudenken ist aus <strong>der</strong> Geschichte unseres Bistums. Es kommt ja heute mehr dennje auf eine Verbindung zwischen Kirche einerseits und <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Menschenan<strong>der</strong>erseits an. Ein Aufbruch <strong>der</strong> Kirche lebt dann <strong>von</strong> einer vertrauenswürdigenNähe und verlässlichen Verbundenheit zwischen Kirche und Welt.Und ich danke in meinen Gebeten auch den Mitarbeitern, den Mitbrü<strong>der</strong>n im HohenDomkapitel wie jener in den Räumen des Ordinariates. Sie haben sich um das heutigeFest bemüht. Das war nicht wenig Belastung. Auch sie haben ihrerseits vielfältige,verlässliche Hilfe gefunden: an unserem Domchor mit seinen nimmermüdenSängerinnen und Sängern; an unserer einmaligen, mächtigen Orgel; sie habenUnterstützung durch die Bläser und den noch ganz jungen Stimmen aus <strong>der</strong>Domsingschule gefunden. Sie haben uns in diesem Vespergottesdienst angeführt undunseren Dank an Gott zusammengebunden und diese Stunde zu einem gemeinsamenFest gemacht. Ich sehe unsere Ordensleute, ganz beson<strong>der</strong>s auch unsereOrdensfrauen. Hochwürdige Äbtissinnen und Äbte und Verantwortliche aus unserenOrdenshäusern. Nicht nur heute, das ganze Jahr über helfen Sie mir zu beten.Unter den Ordensfrauen haben wir ganz beson<strong>der</strong>e Gäste: Bayerische Frauen aus <strong>der</strong>Gemeinschaft <strong>der</strong> Barmherzigen Schwestern. Sie holen eine alte Wallfahrt ins Lebenzurück, das alte <strong>von</strong> den Heimatvertriebenen aus dem westlichen Böhmerwald sogeliebte Maria Goja bei Krumau. Heute heißt es Kajov, ganz an <strong>der</strong> Straße vomMoldaustausee zur wun<strong>der</strong>schönen Stadt Krumau. Lassen Sie nie Kajov, Maria Gojau,einfach seitlich liegen, wenn Sie unser Nachbarland besuchen.Ich danke <strong>der</strong> Delegation aus dem Ostkirchlichen Institut, dem ich immer sehrverbunden war und bin. Auch darf ich nicht auf unsere Mitchristen aus <strong>der</strong>evangelischen Kirche vergessen. Wir stehen uns respektvoll, aber auch einfühlsamgegenüber. Aus diesem Gegenüber ist auch ein Miteinan<strong>der</strong> geworden. Es geht mituns wie beim biblischen Weg nach Emmaus, wohin <strong>der</strong> Herr mit zwei seiner Jüngernunterwegs ist. Dieses Ereignis hat symbolhaft einen Nie<strong>der</strong>schlag gefunden in unserergemeinsamen Kirche für den Kurort Bad Griesbach. Und es geht im guten Miteinan<strong>der</strong>weiter.

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