Moderne Harmonielehre
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2 Harmonik<br />
Wenn die Quinte konsonant klingt, so muss die Quarte auch konsonant klingen, denn sie<br />
ist lediglich das Komplementärintervall der Quinte, das bedeutet, dass wenn wir die Quinte<br />
über einem beliebigen Grundton bilden (beispielsweise C - G), so bildet der Zielton mit der<br />
Oktave des Grundtons eine Quarte (G - C). Die Quarte lässt sich also aus den selben zwei<br />
Tönen zusammensetzen wie die Quinte, muss also auch den selben Konsonanzgrad besitzen:<br />
Der nächste Ton der Obertonreihe ist die große Terz, die also auch konsonant klingt, und<br />
somit ihr Komplementärintervall der kleinen Sexte auch konsonant bildet.<br />
Die kleine Terz - und somit die große Sexte - lässt sich weniger leicht erklären. Sie taucht erst<br />
sehr spät in der Obertonreihe auf und müsste unserer Logik nach somit eigentlich dissonant<br />
klingen. Tatsächlich haben viele Musikhistoriker und -wissenschaftler versucht, die Konsonanz<br />
der kleinen Terz - auf der das gesamte Moll-Tongeschlecht beruht - zu begründen, meist<br />
nur mit dem Ergebnis, ihre Herleitung heftiger Kritik ihrer Kollegen ausgesetzt zu finden.<br />
Mir persönlich scheint dabei die folgende Begründung am sinnigsten: Da die ersten Intervalle,<br />
die in der Obertonreihe auftauchen die reine Quinte und die große Terz sind, lässt sich hier die<br />
kleine Terz als Intervall zwischen der großen Terz und der reinen Quinte wiederfinden, und<br />
tatsächlich lässt sich so auch der Moll-Dreiklang am einfachsten herleiten (was wir später<br />
noch tun werden). Zwar taucht die kleine Terz so in der Obertonreihe nicht als Intervall<br />
zum Grundton auf, allerdings sehe ich keinen Grund, warum dies erforderlich sein sollte.<br />
Die Konsonanz des Intervalles lässt sich so speziell zwischen der großen Terz und der reinen<br />
Quinte begründen, und wenn ein Intervall zwischen zwei bestimmten Tönen konsonant klingt,<br />
muss das Intervall für sich genommen auch zwischen zwei beliebigen Tönen (außerhalb eines<br />
harmonischen Kontexts) konsonant sein.<br />
Bereits die Quinte reicht, um das gesamte 12-Ton-System herzuleiten, auf dem die westliche<br />
Musik basiert. Wir brauchen lediglich über der Quinte wieder die Quinte zu bilden und<br />
gelangen zum nächsten Ton usw. Nachdem wir in den Oktaven beliebig springen können<br />
ergibt sich daraus von C ausgehend folgendes Bild:<br />
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