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1. Von der Schwierigkeit, mit kulturellen Differenzen ... - jugendfest.de

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I<strong>de</strong>ntität“ (Keupp 1992) o<strong><strong>de</strong>r</strong> ‚Rollenbün<strong>de</strong>l’, erhält aber durch eine min<strong>de</strong>stensdoppelte ethnische Bindung und ihre biografische Bewältigung einen beson<strong><strong>de</strong>r</strong>enCharakter.Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>ständig sind interkulturelle Zwischenwelten auf Grund <strong>de</strong>ssen, dass sie inAnerkennungskämpfen und Zugehörigkeitsbestrebungen in <strong><strong>de</strong>r</strong>Aufnahmegesellschaft entwickelt wer<strong>de</strong>n, aber auch Ausdruck <strong><strong>de</strong>r</strong> Bewältigung <strong><strong>de</strong>r</strong>Entfremdung von <strong><strong>de</strong>r</strong> Herkunftsgesellschaft sind. Die mehr o<strong><strong>de</strong>r</strong> weniger offeneno<strong><strong>de</strong>r</strong> subtilen Machtkämpfe können <strong>mit</strong> unterschiedlich ausgeprägtenEthnisierungsten<strong>de</strong>nzen als <strong>kulturellen</strong> Konstruktionsprozessen und Rassismuseinhergehen 3 .Dynamisch sind interkulturelle Zwischenwelten, weil sie sich individuell verän<strong><strong>de</strong>r</strong>nund auch zwischen verschie<strong>de</strong>nen MigrantInnen unterschei<strong>de</strong>n. Deshalb soll auch<strong><strong>de</strong>r</strong> Plural „interkulturelle Zwischenwelten“ benutzt wer<strong>de</strong>n. Der Lebensentwurf<strong><strong>de</strong>r</strong> MigrantInnen „wird laufend ausgebaut, neu <strong>de</strong>finiert, verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t, verfeinert undnimmt ständig eine neue Gestalt an. Seine Dynamik lebt davon, die (Kultur-)Spannungen auszugleichen und zu einem entspannt(er)en Selbst- und Weltbezugzu gelangen, ohne dabei jedoch ein En<strong>de</strong> anvisieren zu können“ (Hettlage-Varjas/Hettlage 1984, S. 378).Zwischenwelten lassen sich also nicht unver<strong>mit</strong>telt an <strong>de</strong>n <strong>kulturellen</strong> Polen‚Aufnahmegesellschaft‘ o<strong><strong>de</strong>r</strong> ‚Herkunftsgesellschaft‘ ‚messen‘ in <strong>de</strong>m Sinne, dasssich MigrantInnen z.B. von <strong><strong>de</strong>r</strong> Herkunftsgesellschaft weg zurAufnahmegesellschaft hin entwickeln o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>kulturellen</strong> Elementen <strong><strong>de</strong>r</strong>Herkunftsgesellschaft unverän<strong><strong>de</strong>r</strong>t verhaftet bleiben. Die Silbe „zwischen“ soll auchnicht suggerieren, dass Migranten und Migrantinnen zwischen <strong>kulturellen</strong>Mustern unterschiedlicher Gesellschaften ‚hängen bleiben‘, d.h. am Ran<strong>de</strong> undkulturlos leben (obwohl sie sozialstrukturell marginalisiert sind). InterkulturelleZwischenwelten beschreiben Handlungsmuster in <strong><strong>de</strong>r</strong> Migration, in <strong>de</strong>nen sich dasIndividuum zu sich und zu unterschiedlichen kollektiven Norm- undWertstrukturen von Herkunfts- und Aufnahmegesellschaften in ein Verhältnissetzt und diese zu eigenständigen Handlungsmustern integriert. Zwischenweltheißt, psychisch, sozial und kulturell eine Balance zwischen verschie<strong>de</strong>nenkollektiven Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen herzustellen, die ausgelotet, unterschiedlich gewichteto<strong><strong>de</strong>r</strong> auch nicht bewältigt wer<strong>de</strong>n kann. Als Bewältigungsmuster kennzeichnen3 Sprachlich wer<strong>de</strong>n Türken zu Kanaken, Polen zu Polaken, Vietnamesen zu Fidschis, Deutsche in<strong>de</strong>n alten Bun<strong>de</strong>slän<strong><strong>de</strong>r</strong>n zu Wessis, Menschen in <strong>de</strong>n neuen Bun<strong>de</strong>slän<strong><strong>de</strong>r</strong>n zu Ossis.West<strong>de</strong>utsche, die im Osten leben und arbeiten, wollen Wossis sein. Türken in Deutschland heißenin <strong><strong>de</strong>r</strong> Türkei „Alamanyali“ (in Man<strong>de</strong>l/Wilpert 1996, S. 467). Rußland<strong>de</strong>utsche waren in <strong><strong>de</strong>r</strong>Sowjetunion die <strong>de</strong>utschen Nazis und Faschisten, in Deutschland sind sie die Russen. Sie selbstnennen sich in Deutschland zum Beispiel Aussiedlerui, d.h. es wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utsche Wörter <strong>mit</strong>russischsprachigen Endungen verwen<strong>de</strong>t. Eine Gang von Jugendlichen türkischer Herkunft in <strong>de</strong>nalten Bun<strong>de</strong>slän<strong><strong>de</strong>r</strong>n nennt sich „Turkish Power Boys“ (in Hamburger 1997, S. 21). ZugehörigkeitsundAnerkennungskämpfe führen zu <strong>kulturellen</strong> und ethnisierten Konstruktionen als Fremd- undSelbstzuschreibungen.6

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