16.07.2015 Aufrufe

Michael Galuske Der aktivierende Sozialstaat - jugendfest.de

Michael Galuske Der aktivierende Sozialstaat - jugendfest.de

Michael Galuske Der aktivierende Sozialstaat - jugendfest.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Michael</strong> <strong>Galuske</strong><strong>Der</strong> <strong>aktivieren<strong>de</strong></strong> <strong>Sozialstaat</strong>Konsequenzen für die Soziale ArbeitStudientexteaus <strong>de</strong>rEvangelischen Hochschulefür Soziale Arbeit Dres<strong>de</strong>n (FH)2004 : 4


<strong>Der</strong> <strong>aktivieren<strong>de</strong></strong> <strong>Sozialstaat</strong> - Folgen für die SozialeArbeit<strong>Michael</strong> <strong>Galuske</strong> 10 EinleitungIn <strong>de</strong>n letzten 20 Jahren haben wir uns daran gewöhnt, dass <strong>de</strong>r <strong>Sozialstaat</strong> in<strong>de</strong>r Krise ist. Überraschen<strong>de</strong>r als die zum Alltag gewor<strong>de</strong>nen Alarmmeldungenaus Sozialhilfe, Renten-, Kranken- Pflege-, o<strong>de</strong>r Arbeitslosenversicherung ist <strong>de</strong>rUmstand, dass mittlerweile scheinbar eine neue Vokabel und eine mit ihrverbun<strong>de</strong>ne neue Philosophie sozialstaatlichen Han<strong>de</strong>lns existiert, die jenseitsallen parteipolitischen Hick-Hacks und aller Wahlkampfstrategien alskonsensfähige Lösung <strong>de</strong>r Probleme <strong>de</strong>s <strong>Sozialstaat</strong>s im Zeitalter <strong>de</strong>s globalenDienstleistungskapitalismus angesehen wird: <strong>de</strong>r <strong>aktivieren<strong>de</strong></strong> <strong>Sozialstaat</strong>. Wasals „dritter Weg“ einer mo<strong>de</strong>rnen sozial<strong>de</strong>mokratischen Politik mit Bill Clinton,Tony Blair, Wim Kock u.a. begann, von Vor<strong>de</strong>nkern wie <strong>de</strong>m amerikanischenPolitologen Lawrence Mead und <strong>de</strong>m britischen Soziologen Anthony Gid<strong>de</strong>nstheoretisch ausformuliert und von <strong>de</strong>r SPD in <strong>de</strong>r Gestalt <strong>de</strong>r vielbeschworenenAgenda 2010 zum Regierungsprogramm erhoben wur<strong>de</strong>, ist auch am an<strong>de</strong>renRand <strong>de</strong>r politischen Farbenskala salonfähig. So reklamiert <strong>de</strong>rFraktionsvorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r CSU im bayrischen Landtag Alois Glück <strong>de</strong>n<strong>aktivieren<strong>de</strong></strong>n <strong>Sozialstaat</strong> als Leitbild christlich sozialer Politik. O-Ton Glück: <strong>de</strong>r<strong>aktivieren<strong>de</strong></strong> <strong>Sozialstaat</strong> „baut auf <strong>de</strong>m Grundsatz <strong>de</strong>r Eigenverantwortung auf.Hilfe heißt <strong>de</strong>shalb in erster Linie Hilfe zur Selbsthilfe. <strong>Der</strong> mo<strong>de</strong>rne <strong>Sozialstaat</strong>muss seine Maßnahmen so ausgestalten, dass sie ausreichen<strong>de</strong>n Anreiz bieten,sich anzustrengen und die eigenen Möglichkeiten in vollem Umfang zu nutzen“(Glück 2000, S. 3). <strong>Der</strong> Chor ist – zumin<strong>de</strong>st in <strong>de</strong>n strategischen Orientierungen– einstimmig, allenfalls ist strittig, wie viel För<strong>de</strong>rung und wie viel For<strong>de</strong>rungnötig sind, um <strong>de</strong>n Herausfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r globalen Ökonomie gerecht zuwer<strong>de</strong>n. Anlass genug, sich das Konzept <strong>de</strong>s <strong>aktivieren<strong>de</strong></strong>n Staates aussozialpädagogischer Perspektive etwas genauer anzusehen. Ich wer<strong>de</strong> dabei indrei Schritten vorgehen. Zunächst möchte ich auf die Entwicklungen eingehen,die zum Paradigmenwechsel vom aktiven zum <strong>aktivieren<strong>de</strong></strong>n <strong>Sozialstaat</strong> geführthaben um darauf aufbauend die zentralen Aktivierungsstrategien zu skizzieren.1 Prof. Dr. <strong>Michael</strong> <strong>Galuske</strong> ist Professor für Sozialpädagogik an <strong>de</strong>r Universität Kassel. <strong>Der</strong> Vortrag wur<strong>de</strong>anlässlich <strong>de</strong>r Jahrestagung <strong>de</strong>r Gil<strong>de</strong> Soziale Arbeit (19.–22.05.2004 in Bielefeld/Sennestadt) gehalten.Thema <strong>de</strong>s Jahrestreffens war: „Die Umwertung <strong>de</strong>s Sozialen o<strong>de</strong>r die Entpflichtung <strong>de</strong>r Gesellschaft.“ Herr<strong>Galuske</strong> stellte sein Referat freundlicherweise für die Veröffentlichung an <strong>de</strong>r ehs zur Verfügung.1


Abschließend möchte ich in fünf Stichpunkten auf die Folgen dieser Entwicklungfür die Soziale Arbeit eingehen.1 Von <strong>de</strong>r Krise <strong>de</strong>s <strong>Sozialstaat</strong>s zum <strong>aktivieren<strong>de</strong></strong>n<strong>Sozialstaat</strong><strong>Der</strong> <strong>Sozialstaat</strong>, so wie wir ihn kennen und wie er bis vor kurzem unserNormalempfin<strong>de</strong>n prägte, wur<strong>de</strong> im ersten Drittel dieses Jahrhun<strong>de</strong>rts geborenund hat sich in <strong>de</strong>n unmittelbaren Jahrzehnten nach <strong>de</strong>m zweiten Weltkrieg infast allen Industrienationen westlicher Prägung durchgesetzt (vgl. zum folgen<strong>de</strong>nausführlich <strong>Galuske</strong> 2002). Die Erfahrung <strong>de</strong>r sozial zerstörerischen Folgen einerungezügelten Marktgesellschaft hatte schon En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts u.a. zurErfindung <strong>de</strong>r Sozialversicherungen geführt, die die elementaren Lebensrisiken<strong>de</strong>r Arbeiter absicherten und zugleich, durch Arbeitsschutz und –zeitordnungen,rechtliche garantierte Mitbestimmungsrechte usw. schützte. Bei allenUnterschie<strong>de</strong>n im Detail, die die internationale <strong>Sozialstaat</strong>sforschungherausgestellt hat, ist allen sozialstaatlichen Arrangements gemeinsam, dass siein je spezifischer Weise die Unmittelbarkeit <strong>de</strong>s Zugriffs <strong>de</strong>s Marktes auf dieMenschen beschränken, vor allem, in<strong>de</strong>m sie durch die Gewährung vonUnterstützungsleistung <strong>de</strong>n Zwang mil<strong>de</strong>rn, das Menschen ihre Arbeitskraftunter allen Umstän<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>m Arbeitsmarkt verkaufen müssen. In <strong>de</strong>rinternational vergleichen<strong>de</strong>n <strong>Sozialstaat</strong>sforschung hat Gösta Esping-An<strong>de</strong>rsen(1998) für diesen Zusammenhang <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>r De-Kommodifizierung geprägt.Obwohl <strong>de</strong>r Zwang zur Lohnarbeit durch <strong>de</strong>n <strong>Sozialstaat</strong> abgeschwächt wur<strong>de</strong>,blieb er doch durch und durch lohnarbeitszentriert. Aus Sicht <strong>de</strong>r Menschen istund bleibt Arbeit <strong>de</strong>r Königsweg sozialer Integration, materieller Absicherung,sie ist ausschlaggebend für die Soziale Stellung <strong>de</strong>r Menschen und ihrsubjektives Wohlbefin<strong>de</strong>n. Die zentrale Stellung <strong>de</strong>r Lohnarbeit manifestiert sichin einem doppelten Sinne auch im so genannten Äquivalenzprinzip <strong>de</strong>r sozialenSicherungssysteme: Einnahmen- wie Ausgabenseite sind abhängig von Art undUmfang <strong>de</strong>r Beschäftigung auf <strong>de</strong>m Arbeitsmarkt. Arbeiten wenig Menschen undsind viele Arbeitslos, sinken die Einnahmen <strong>de</strong>r Versicherung und ihre Ausgabensteigen. Aus <strong>de</strong>r Perspektive <strong>de</strong>r Versicherten schließlich richten sich Höhe undDauer <strong>de</strong>r Leistungen nach <strong>de</strong>m Niveau <strong>de</strong>r vorherigen Beschäftigung.Dieses, als fordistisch bezeichnete, auf Lohnarbeit, Kleinfamilie undMassenkonsum basieren<strong>de</strong> <strong>Sozialstaat</strong>smo<strong>de</strong>ll wird ab <strong>de</strong>n siebziger Jahrendurch Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen ineine nachhaltige Krise gestürzt, <strong>de</strong>ssen augenscheinlichsten Merkmale in fastallen westlichen Industrienationen die wachsen<strong>de</strong>n Beschäftigungsproblemesowie die Finanzkrise <strong>de</strong>r öffentlichen Haushalte sind. Tat man die ersten2


Einbrüche von Wirtschaftswachstum und Arbeitsmarkt noch als konjunkturelleSchwankungen ab, so konnte man bald nicht mehr <strong>de</strong>n Blick davor verbergen,dass sich im Zuge von mikroelektronischer Revolution und Globalisierung vonInformations-, Han<strong>de</strong>ls- und Kapitalströmen völlig neue politische undökonomische Rahmenbedingungen ergaben, die nur noch wenig mit <strong>de</strong>r „Idylle“<strong>de</strong>r Ära <strong>de</strong>r Nationalstaaten zu tun hatte.Aus Sicht <strong>de</strong>r sozialstaatlichen Verfassung <strong>de</strong>r Industriegesellschaften liegt daszentrale Problem dabei paradoxer Weise in <strong>de</strong>r Tatsache, dass wir einfach zuproduktiv gewor<strong>de</strong>n sind. Betrachtet man global die Entwicklung <strong>de</strong>sArbeitsvolumens in <strong>de</strong>n so genannten alten Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r BRD, so istfestzuhalten, das die Gesamtzahl <strong>de</strong>r erbrachten Arbeitsstun<strong>de</strong>n zwischen 1960und 1995 um rund 1/5 zurückgegangen ist und zwischen 1995 und 2003nochmals um 6,7% sankt (vgl. www.sozialpolitik-aktuell.<strong>de</strong>, Tabelle IV.46). Trotzweniger Arbeit produzierten wir allerdings zu Beginn <strong>de</strong>s neuen Jahrhun<strong>de</strong>rtsannähernd 3 mal so viel Reichtum wie noch zu Beginn <strong>de</strong>r 60er Jahre <strong>de</strong>s letztenJahrhun<strong>de</strong>rts, weshalb auch von einer Krise <strong>de</strong>r Lohnarbeit keine Re<strong>de</strong> seinkann, <strong>de</strong>n sie ist produktiver als jemals! Wir sind heute in <strong>de</strong>r Lage, mit immerweniger Aufwand an menschlicher Kraft, Zeit und Energie mehr Güter undDienstleistungen herzustellen, als jemals zuvor in <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>rMenschheit, und bereits jetzt bleiben noch Rationalisierungsressourcenerheblichen Ausmaßes ungenutzt (vgl. zusammenfassend Martin/Schumann1998; Rifkin 1997).Angesichts <strong>de</strong>r lohnarbeitszentrierten Struktur <strong>de</strong>r <strong>Sozialstaat</strong>en ist allerdingsdie Erfolgsgeschichte <strong>de</strong>r Arbeit zugleich Motor und Wurzel ihrer Krise, da mit<strong>de</strong>r Lohnarbeit das zentrale Medium von Verteilung und sozialer Integrationschwin<strong>de</strong>t bzw. seine Form wan<strong>de</strong>lt. Und in <strong>de</strong>r Tat dominiert in <strong>de</strong>n 90erJahren international die Kritik am etablierten Mo<strong>de</strong>ll. Exemplarisch sei hierGerhard Schrö<strong>de</strong>rs Ta<strong>de</strong>l <strong>de</strong>s kompensatorischen Wohlfahrtsstaats angeführt,<strong>de</strong>n er in seiner Regierungserklärung vom 29.10.2002 kurz und prägnanterneuert hat: „<strong>Der</strong> allgegenwärtige Wohlfahrtsstaat (so Schrö<strong>de</strong>r), <strong>de</strong>r <strong>de</strong>nMenschen die Entscheidungen abnimmt und sie durch immer mehrBevormundung zu ihrem Glück zwingen will, ist nicht nur unbezahlbar. Er istam En<strong>de</strong> auch ineffizient und inhuman“ (Schrö<strong>de</strong>r 2002, S. 11).Die zentralen Argumente dieser Kritik sind uns ob ihrer multimedialen Präsenzhinlänglich bekannt und in <strong>de</strong>r Fach<strong>de</strong>batte kommentiert, so dass hier ihre kurzeErwähnung ausreichen sollte:• <strong>Der</strong> <strong>Sozialstaat</strong> ist zu teuer und angesichts verschärfterWeltmarktkonkurrenz und gleichzeitig maro<strong>de</strong>r Staatsfinanzen in seinemmaßlosen Expansionsdrang zu bändigen (Kostenargument).3


• Trotz <strong>de</strong>r immensen volkswirtschaftlichen Kosten <strong>de</strong>s <strong>Sozialstaat</strong>s sindseine Leistungen, vor allem seine Dienstleistungen, häufig ineffektiv,lei<strong>de</strong>n an ihrer bürokratischen Verkrustung und Erstarrung(Effektivitätsargument).• Um das Maß voll zu machen, erzeugt die sozialstaatliche„Rundumbetreuung“ nicht einmal das, was sie erzeugen soll: aktive,selbstverantwortliche Bürger. Im Gegenteil: Die soziale Hängematteschwächt die Kreativität und die Abwehrkräfte <strong>de</strong>r Menschen und trägtsomit zu einer Vergeudung von Ressourcen bei (Paralyseargument).Betrachtet man nun die internationalen Antworten auf Krise und Kritik <strong>de</strong>setablierten <strong>Sozialstaat</strong>s, so fallen sie trotz aller nationalstaatlichen Eigenheitenin <strong>de</strong>n strategischen Orientierungen erstaunlich einmütig aus.Das konzeptionelle Stichwort, unter <strong>de</strong>m das neue Paradigma in Politik undFachöffentlichkeit verhan<strong>de</strong>lt wird, ist das <strong>de</strong>s <strong>aktivieren<strong>de</strong></strong>n <strong>Sozialstaat</strong>s, <strong>de</strong>r imKern auf eine Umpolung von welfare auf workfare, von Wohlfahrt auf dieFör<strong>de</strong>rung von Arbeitsfähigkeit abzielt. Nach Stephan von Ban<strong>de</strong>mer und JosefHilbert wird unter einem <strong>aktivieren<strong>de</strong></strong>n Staat ein Staat verstan<strong>de</strong>n, „<strong>de</strong>r zwar aneiner umfassen<strong>de</strong>n öffentlichen Verantwortung für gesellschaftliche Aufgabenfesthält, jedoch nicht alle Leistungen selbst erbringen muss. Seine Aufgabe istvielmehr, die Gesellschaft einschließlich <strong>de</strong>r Beschäftigten <strong>de</strong>s öffentlichenDienstes zu aktiveren, zu for<strong>de</strong>rn und zu för<strong>de</strong>rn, sich selbst als Problemlöser zuengagieren.“ Die Praxis <strong>de</strong>r „Aktivierung“ setzt, folgt man nationalen undinternationalen Studien, vor allem auf eine Strategie: mehr Markt. „<strong>Der</strong> Staatschafft die Rahmenbedingungen, <strong>de</strong>ren faire Chancen dann die Bürger inindividueller Verantwortung wahrnehmen sollen. Danach gilt für die Verteilungdas (meritokratische) Prinzip <strong>de</strong>s Marktes“, so die Grundwertekommission <strong>de</strong>rSPD (1999, S. 11).In traditionellen Begriffen ausgedrückt ist <strong>de</strong>r Kern dieser Philosophie gera<strong>de</strong> in<strong>de</strong>r Sozialarbeit hinlänglich bekannt: Hilfe zur Selbsthilfe, Menschen in die Lageversetzen, in gegebenen Bedingungen zu leben und zu überleben. Wer könnteetwas dagegen haben? Nun kann allerdings „Hilfe zur Selbsthilfe“bekanntermaßen höchst Unterschiedliches be<strong>de</strong>uten, wie Wege <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rungumstritten sein können. Es macht also Sinn, sich genauer anzuschauen, welchestrategischen und praktischen Antworten <strong>de</strong>r <strong>aktivieren<strong>de</strong></strong> <strong>Sozialstaat</strong> auf dievon ihm diagnostizierten Schwächen (zu teuer, zu ineffektiv und zu lähmend)formuliert und praktiziert.4


2 Strategien <strong>de</strong>r Aktivierung – Konzeptionelle Kernpunkte <strong>de</strong>s<strong>aktivieren<strong>de</strong></strong>n<strong>Sozialstaat</strong>sDas zentrale Paradigma, mit <strong>de</strong>m auf die Unzulänglichkeiten <strong>de</strong>s bisherigenSystems geantwortet wer<strong>de</strong>n soll, ist wie beschrieben das <strong>de</strong>r Aktivierung. Fragtman nun danach, was o<strong>de</strong>r wer in welcher Form und mit welchen Mittelnaktiviert wer<strong>de</strong>n soll, so lassen sich zunächst analytisch drei Ebenen <strong>de</strong>rAktivierung unterschei<strong>de</strong>n:(a) die Ebene <strong>de</strong>r Aktivierung <strong>de</strong>s (Arbeits-)marktes(b) die Ebene <strong>de</strong>r Aktivierung <strong>de</strong>r öffentlichen Verwaltung bzw. <strong>de</strong>r Anbieteröffentlicher Dienstleistungen(c) die Ebene <strong>de</strong>r Aktivierung <strong>de</strong>r Bürger.(a) Mit <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r Aktivierung <strong>de</strong>s Arbeitsmarktes ist die Tatsacheangesprochen, das <strong>aktivieren<strong>de</strong></strong> <strong>Sozialstaat</strong>spolitik im Kern darauf abzielt, dieAufnahmefähigkeit <strong>de</strong>s Arbeitsmarktes durch <strong>de</strong>n Abbau von„Beschäftigungshin<strong>de</strong>rnissen“ anzuregen. Um im internationalen Wettbewerbbestehen zu können, so die Argumentation <strong>de</strong>r Verfechter, müssen dieArbeitsmärkte flexibler gestaltet wer<strong>de</strong>n, muss es <strong>de</strong>n Unternehmen ermöglichtwer<strong>de</strong>n, wie es Peter Harz in einer Veröffentlichung ausgedrückt hat, zuatmen<strong>de</strong>n Unternehmen zu wer<strong>de</strong>n, die sich auch und gera<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>rPersonalseite anschmiegen können an die Wellenbewegungen von Angebot undNachfrage. Dies ist aber nur möglich, wenn die Arbeitsverhältnisse flexibler unddie Arbeitskräfte zu „Unternehmern ihrer eigenen Arbeitskraft“ wer<strong>de</strong>n.Angesprochen sind damit die umfassen<strong>de</strong>n Prozesse <strong>de</strong>r <strong>Der</strong>egulierung <strong>de</strong>sArbeitsmarktes durch- <strong>de</strong>n Abbau von Arbeitsnehmerschutzrechten (wie Kündigungsschutz)- die Ausweitung von flexiblen, befristeten, atypischen Beschäftigungsverhältnissenwie Leiharbeit (<strong>de</strong>r größte Arbeitgeber <strong>de</strong>r USA ist nichtetwa General Motors o<strong>de</strong>r ein ähnlicher Großkonzern, son<strong>de</strong>rn dasLeiharbeitsunternehmen Manpower), kapazitätsorientierte Arbeitszeiten,Projektarbeit, (Schein-)Selbständigkeit etc., Mini-Jobs, Ich-AG usw.- die Aufweichung von Flächentarifverträgen.Ein erstes Resultat dieser Flexibilisierungspolitik ist das gar nicht mehrlangsame Schwin<strong>de</strong>n eines Beschäftigungsmo<strong>de</strong>lls, das uns lange Zeit alsi<strong>de</strong>altypisches Mo<strong>de</strong>ll galt und unser „Normalempfin<strong>de</strong>n“ prägte: Das5


uchlos übertragbar ist, so soll doch die Inszenierung von Wettbewerb und dieMo<strong>de</strong>llierung von Quasi-Märkten dazu beitragen, <strong>de</strong>ssen kreativeZerstörungskraft auch im öffentlichen Sektor wirksam wer<strong>de</strong>n zu lassen. „<strong>Der</strong>öffentliche Dienst muss <strong>de</strong>n Bürgern tatsächlich dienen: Wir wer<strong>de</strong>n daher nichtzögern, Effizienz-, Wettbewerbs- und Leistungs<strong>de</strong>nken einzuführen“ so TonyBlair und Gerhard Schrö<strong>de</strong>r (1999, S. 326) in einer gemeinsamen Erklärung. DasInstrument, mit <strong>de</strong>m diese Aktivierung von öffentlicher Verwaltung und SozialerArbeit vonstatten gehen soll, ist uns allen hinlänglich unter <strong>de</strong>m NamenVerwaltungsmo<strong>de</strong>rnisierung und Neue Steuerung bekannt, und seine Begriffeund Werkzeuge, vom Kontraktmanagement über die Budgetierung bis hin zurQualitätssicherung prägen <strong>de</strong>n Alltag in allen Arbeitsfel<strong>de</strong>rn, vom Kin<strong>de</strong>rgartenbis zum Altenheim, von <strong>de</strong>r Jugendsozialarbeit bis zur Weiterbildung. Diesozialrechtlichen Reformen <strong>de</strong>r 90er Jahre in Pflegeversicherung, Sozialhilfe undKin<strong>de</strong>r- und Jugendhilfe sind ein augenscheinliches Indiz für die sukzessiveVermarktlichung und Privatisierung sozialer Dienstleistungen. Nach Analysenvon Pabst (2001) u.a. fin<strong>de</strong>n sich in allen relevanten Gesetzen im Kern zweiVerän<strong>de</strong>rungen:(b) eine Marktöffnung für privatgewerbliche Anbieter (StichwortLeistungsanbieter statt öffentliche und freie Träger) und (b) eineflächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong> Umstellung <strong>de</strong>r Finanzierungsmodi sozialer Dienstleistungenvom Selbstkosten<strong>de</strong>ckungsprinzip auf vertragsförmige Leistungsentgelte(prospektive Pflegesätze, Festbetragsfinanzierung, Fachleistungsstun<strong>de</strong> etc.).Bei<strong>de</strong>s sind Entwicklungen, die die Binnenmo<strong>de</strong>rnisierung <strong>de</strong>r Anbieter sozialerDienstleistungen durch eine Verbetriebswirtschaftlichung vorantreiben. DieProbleme und Fallstricke dieser Umstellung von Bürokratie auf Merkatokratie,wie Achim Trube (2001) dies genannt hat, sind <strong>de</strong>rzeit ein zentraler Gegenstand<strong>de</strong>r Fachdiskussion, wobei sich die grundsätzliche Skepsis, ob sich erzieherischeVerhältnisse nicht letztlich einer an Messbarkeit und Standardisierungorientierten betriebswirtschaftlichen Betrachtungsweise entziehen, erst in <strong>de</strong>nletzten Jahren verstärkter Gehör verschafft hat.(c) Die dritte Richtung <strong>de</strong>r Aktivierung zielt auf die Bürgerinnen undBürger. <strong>Der</strong> klassische, kompensieren<strong>de</strong> <strong>Sozialstaat</strong> sichert zwar die Existenzseiner Bürger, för<strong>de</strong>rt aber nicht gezielt die vorhan<strong>de</strong>nen Selbstheilungskräfte,die die Betroffenen zukünftig in die Lage versetzen könnten, ihre Probleme auseigener Kraft und Kompetenz heraus zu lösen. Mehr noch: ein zu gut undkomfortabel ausgebautes Sicherungsnetz lähmt gera<strong>de</strong>zu <strong>de</strong>nSelbstbehauptungswillen und die Selbstheilungskräfte <strong>de</strong>r Betroffenen. „Aber für7


viele ist es komfortabler, sich vom Staat aushalten zu lassen, als sichanzustrengen und etwas zu leisten“ (Die Zeit 43/2001, S. 43), so <strong>de</strong>r ehemaligeBun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nt Roman Herzog in einer Anzeigenkampagne <strong>de</strong>r Initiative NeueDeutsche Marktwirtschaft.Die Antwort <strong>de</strong>s <strong>aktivieren<strong>de</strong></strong>n <strong>Sozialstaat</strong>s ist ebenso einfach wie bestechend:Selbsthilfe durch verstärkte För<strong>de</strong>rung und For<strong>de</strong>rung vonArbeitsmarktintegration, die noch stärker als bislang ins Zentrumsozialpolitischer Bemühungen gestellt wird.Menschen müssen in die Lage versetzt wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n rasanten Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>rAnfor<strong>de</strong>rungen auf <strong>de</strong>m Arbeitsmarkt zu genügen. „Zeiten <strong>de</strong>r Arbeitslosigkeit(so Gerhard Schrö<strong>de</strong>r und Tony Blair 1999, S. 330) müssen in einer Wirtschaft, in<strong>de</strong>r es <strong>de</strong>n lebenslangen Arbeitsplatz nicht mehr gibt, eine Chance fürQualifizierung und persönliche Weiterbildung sein. Teilzeitarbeit undgeringfügige Arbeit sind besser als gar keine Arbeit, <strong>de</strong>nn sie erleichtern <strong>de</strong>nÜbergang von Arbeitslosigkeit in Beschäftigung. Eine neue Politik mit <strong>de</strong>m Ziel,arbeitslosen Menschen Arbeitsplätze und Ausbildung anzubieten, ist einesozial<strong>de</strong>mokratische Priorität – wir erwarten aber auch, dass je<strong>de</strong>r die ihmgebotene Chance annimmt“.Ein, wenn nicht das Para<strong>de</strong>beispiel für die Politik <strong>de</strong>s <strong>aktivieren<strong>de</strong></strong>n <strong>Sozialstaat</strong>s,das alle drei Perspektiven <strong>de</strong>r Aktivierung in sich vereinigt, sind die sogenannten Hartz-Gesetze 1 bis 4, die im Anschluss an die Ergebnisse <strong>de</strong>rgleichnamigen Reformkommission die Umgestaltung von Arbeitsmarkt undArbeitsvermittlung zum Ziel haben.Zum einen zielen die Hartzschen Gesetze auf eine Aktivierung im Sinne von<strong>Der</strong>egulierung <strong>de</strong>s Arbeitsmarktes. Mit <strong>de</strong>n Personal Service Agenturen (PSA)soll z.B. explizit ein bislang auf <strong>de</strong>m bun<strong>de</strong>srepublikanischen Arbeitsmarkt iminternationalen Vergleich schwach ausgeprägtes Beschäftigungssegment, die <strong>de</strong>rZeit- o<strong>de</strong>r Leiharbeit, ausgebaut wer<strong>de</strong>n. Funktional betrachtet stehtAusweitung von Leiharbeit im Kontext einer Flexibilisierung <strong>de</strong>sArbeitsmarktes, d.h. einer Abkehr von fester Beschäftigung und einem Aufbauvon gezielt und flexibel nutzbaren Beschäftigungspotentialen, um aus <strong>de</strong>r Sicht<strong>de</strong>r Unternehmen bei anhaltend stärker wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Kostenkonkurrenz diePersonalkosten <strong>de</strong>n Wellenbewegungen <strong>de</strong>s Marktes hauteng anzupassen.Insofern ist <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Kommission beabsichtigte „Abbau von Hemmnissen“ zurEinstellung in Normalarbeitsverhältnisse illusorisch. Vielmehr spricht auf <strong>de</strong>mbeschriebenen Hintergrund einiges dafür, dass <strong>de</strong>r Aufbau von PSAs eine weitereRessource flexibel nutzbarer Beschäftigung schafft, die <strong>de</strong>n Abbau vonStammbelegschaften erleichtert (vgl. DGB 2001, S. 9 f.). In diesen Kontextgehören aber auch und gera<strong>de</strong> die För<strong>de</strong>rung von Mini-Jobs und Ich-AGs, wobei8


letztere in gera<strong>de</strong>zu symbolischer Form die Leitfigur <strong>de</strong>s neuen Arbeitsmarktes,<strong>de</strong>n Unternehmer seiner Selbst, bildhaft verdichten.Die Hartzschen Gesetze zielen zum zweiten auf eine Aktivierung <strong>de</strong>r öffentlichenVerwaltung, eine Effektivierung <strong>de</strong>r Vermittlungsarbeit durch geringereFallzahlen, Profiling und Casemanagement, sowie eine Straffung <strong>de</strong>r Strukturen.Zu nennen sind hier u.a. die Einrichtung von Job-Centern, die Konzentration <strong>de</strong>rVermittlungstätigkeit usw. Am folgenreichsten ist hier aber wohl dieZusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe, die, wie viele Kritiker vonAnfang an befürchteten, sich auf <strong>de</strong>m Niveau <strong>de</strong>r Sozialhilfe bewegen wird.Be<strong>de</strong>utsamer noch ist die symbolische Botschaft dieser Zusammenlegung: SozialeHilfe und Unterstützung hat nur einen Endzweck, die Erzeugung vonemployability, von Arbeitsmarktgängigkeit.Zum dritten schließlich zielen die Hartz-Gesetze auf die Aktivierung <strong>de</strong>r Bürgerim Sinne <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Bereitschaft zur Aufnahme von Arbeit um je<strong>de</strong>nPreis durch die Quasiabschaffung von Zumutbarkeitsbeschränkungen gekoppeltmit einem <strong>de</strong>zidierten Einsatz von Sanktionen, um <strong>de</strong>n „Segnungen“ <strong>de</strong>rArbeitsför<strong>de</strong>rung auch Nachdruck zu verschaffen. Die Verschärfung <strong>de</strong>rZumutbarkeitskriterien ist das Kernstück <strong>de</strong>r neuen Politik <strong>de</strong>s För<strong>de</strong>rns undFor<strong>de</strong>rns, und mutet wie die Umsetzung <strong>de</strong>r öffentlichkeitswirksamen FormelGerhard Schrö<strong>de</strong>rs vom „fehlen<strong>de</strong>n Recht auf Faulheit“ an. „Lehnt die arbeitslosePerson eine Beschäftigung ab (so die Hartz-Kommission), so muss sie beweisen,dass die abgelehnte Beschäftigung zumutbar war. (…) Sperrzeiten könnenzukünftig dosierter eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Hierfür wer<strong>de</strong>n nach verschie<strong>de</strong>nenSperrzeittatbestän<strong>de</strong>n differenzierte Reglungen geschaffen. (…) Durch diedifferenzierte und flexibel handhabbare Sperrzeitenreglung kann dieErnsthaftigkeit <strong>de</strong>r eigenständigen Integrationsbemühungen verstärkt wer<strong>de</strong>n.“(S. 93). O<strong>de</strong>r an an<strong>de</strong>rer Stelle: „<strong>Der</strong> JobCenter lässt sich auf keine ‚Spiele’ mitKun<strong>de</strong>n ein, die erkennbar nicht willig und bereit sind, wie<strong>de</strong>r eine zumutbareBeschäftigung aufzunehmen. Kun<strong>de</strong>n können von sich aus auf dieInanspruchnahme <strong>de</strong>r Leistungen <strong>de</strong>s JobCenter verzichten. … Durch ihrenVerzicht auf Leistungen wer<strong>de</strong>n sie nicht vermittelt und nicht in <strong>de</strong>r Statistikgeführt.“ (Kommissionsbericht S. 98). Das alte neue Credo <strong>de</strong>s <strong>aktivieren<strong>de</strong></strong>n<strong>Sozialstaat</strong>s heißt, etwas flapsig formuliert: Arbeit, Arbeit über alles, und bist dunicht willig … Rudolf Bauer zumin<strong>de</strong>st spricht in seinem Kommentar zu <strong>de</strong>nErgebnissen <strong>de</strong>r Hartz-Kommission im Sozialmagazin von einer „autoritärdisziplinieren<strong>de</strong>nArbeitsmarktpolitik“ o<strong>de</strong>r plakativer: von einer „<strong>de</strong>signgeschöntenGaleereni<strong>de</strong>e“ (Bauer 2002, S. 50 f.).9


Doch was be<strong>de</strong>utet dieser Übergang vom aktiven zum <strong>aktivieren<strong>de</strong></strong>n <strong>Sozialstaat</strong>nun für die Soziale Arbeit. Ich komme damit zu meinem dritten und letztenPunkt.3 Auf <strong>de</strong>m Weg zu einer <strong>aktivieren<strong>de</strong></strong>n Sozialen Arbeit?Stichworte zurgegenwärtigen Mo<strong>de</strong>rnisierung <strong>de</strong>r Sozialen ArbeitIn <strong>de</strong>r Tat sind viele Begriffe und Gedanken, die im Kontext <strong>de</strong>s <strong>aktivieren<strong>de</strong></strong>n<strong>Sozialstaat</strong>s aufgekommen sind und <strong>de</strong>rzeit diskutiert wer<strong>de</strong>n, wie För<strong>de</strong>rn undFor<strong>de</strong>rn, Hilfe zur Selbsthilfe, das Leitbild <strong>de</strong>s aktiven Bürgers, <strong>de</strong>r Aufbau unddie Unterstützung bürgergesellschaftlicher Strukturen, eine stärkereAusrichtung auf die Ressourcen und Kompetenzen <strong>de</strong>r Hilfesuchen<strong>de</strong>n usw.ersichtlich anschlussfähig an sozialpädagogische Diskurse. Thomas Olk hatdieses positive Potential in einem Beitrag zur Festschrift für Hans-Uwe Ottohervorgehoben. Allerdings schränkt Olk (2001) – ansonsten durchaus wohlgesonnen - zu Recht ein, dass das neue Verhältnis von Rechten und Pflichteneine höchst sensible Thematik ist, da Pflichten auch immer an Ressourcen undMöglichkeitshorizonte zurück gebun<strong>de</strong>n sein müssen. Nach Auffassung von Olkschafft eine Politik <strong>de</strong>s Gebens und Nehmens nach Muster <strong>aktivieren<strong>de</strong></strong>r<strong>Sozialstaat</strong>sansätze nur dann „keine neuen Ungerechtigkeiten“, wenn „dieMitglie<strong>de</strong>r Zielgruppe <strong>aktivieren<strong>de</strong></strong>r Strategien tatsächlich über dieKompetenzen und Ressourcen für aktive Bewältigungsstrategien verfügen. Es istalso sorgfältig zu prüfen (so Olk), ob und unter welchen Bedingungen diestärkere Betonung von Pflichten gera<strong>de</strong> die schwächsten Gruppen erneutbenachteiligt.“ Einiges scheint nun darauf hinzu<strong>de</strong>uten, dass diese Prüfung<strong>de</strong>rzeit nicht stattfin<strong>de</strong>t.Auch wenn es problematisch ist einen Prozess zu beobachten und zu analysieren,<strong>de</strong>r im vollen Gange ist, da es bekanntlich schwierig ist <strong>de</strong>n Überblick zubehalten, wenn man mit bei<strong>de</strong>n Beinen im Sumpf steckt, möchte ich fünfEinwän<strong>de</strong> gegen eine strategische Orientierung an Konzepten <strong>de</strong>s <strong>aktivieren<strong>de</strong></strong>n<strong>Sozialstaat</strong>s formulieren:(1) <strong>Der</strong> erste Einwand ist genereller Natur und ich möchte ihn in Frageformformulieren: Warum wird eine verschärfte Arbeitspflicht zu einem Zeitpunktzum sozialpolitischen Instrument <strong>de</strong>r Wahl, an <strong>de</strong>m Arbeit ein immer knapperesGut wird? Ich habe diesen Zusammenhang auf einem <strong>de</strong>r letztenSozialpädagogentage ausführlicher entwickelt und möchte mich <strong>de</strong>shalb hier aufeinige Stichworte beschränken (vgl. <strong>Galuske</strong> 2002): In allen westlichen10


Volkswirtschaften nimmt – wie erwähnt - die Menge <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Arbeitsmarktgehan<strong>de</strong>lten Arbeit ab, bestenfalls stagniert sie in <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn, die Arbeitradikal verbilligt haben und die über einen ausgebauten Sektor einfachster,niedrig entlohnter Dienstleistungen verfügen, wie beispielsweise die USA. DasNormalarbeitsverhältnis hat abgedankt zugunsten puzzleartiger, risikoreicherBeschäftigungsbiographie zwischen Arbeitslosigkeit, Qualifizierung, befristeterBeschäftigung, Scheinselbständigkeit und Leiharbeit.Warum also Arbeitspflicht trotz Arbeitsschwund, was ja nicht weit von <strong>de</strong>rParadoxie entfernt liegt, <strong>de</strong>m wachsen<strong>de</strong>n Ozonloch mit Sonnenbadpflicht zubegegnen. <strong>Der</strong> Verdacht liegt nahe, dass es sich hierbei um eine weitere Etappe<strong>de</strong>s flexiblen Umbaus <strong>de</strong>r Arbeitsgesellschaft han<strong>de</strong>lt. Das Prinzip „Arbeit umje<strong>de</strong>n Preis und unter allen Bedingungen“ könnte dabei auf einen strategischenPunkt abzielen: die Durchsetzung und Etablierung eines in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublikbislang nur in Ansätzen vorhan<strong>de</strong>nen Niedriglohnsektors, vor allem im Bereichgering entlohnter einfacher Dienstleistungen. Denn hierin sind sich dieAnalysten und Prognostiker, beispielsweise die bayrisch-sächsischeZukunftskommission weitgehend einig: Wenn es überhaupt ein Feld gibt, in <strong>de</strong>mperspektivisch noch namhafte Beschäftigungsgewinne erzielt wer<strong>de</strong>n können,dann ist es <strong>de</strong>r Sektor einfacher, personen- und haushaltsnaherDienstleistungen. <strong>Der</strong> Wan<strong>de</strong>l hin zu einer Dienstbotengesellschaft, wie diesHartmut Häußermann und Walter Siebel (1995) ausgedrückt haben, wird von<strong>de</strong>r Politik häufig als Sachzwang verkauft, alternativlos und daher nichtdiskutabel. Es wäre sinnvoll, diese Entwicklungen als das zu diskutieren was siesind, nämlich Etappen auf <strong>de</strong>m Weg in eine an<strong>de</strong>re Gesellschaft mit mehrKonkurrenz, mehr Ungleichheit und mehr sozialen Verwerfungen, wie das USamerikanischeBeispiel plastisch vor Augen führt.Dirk Kurbjuweit hat die „totale Ökonomisierung <strong>de</strong>r Gesellschaft“ (2003, S. 11)in seinem Buch „Unser Effizientes Leben“ anschaulich beschrieben und auf dieMetapher <strong>de</strong>r „McKinsey-Gesellschaft“ verdichtet, in <strong>de</strong>r sich nach und nach diegesamte Gesellschaft in ein Unternehmen verwan<strong>de</strong>lt, <strong>de</strong>r Einzelne sichdurchökonomisieren muss, um <strong>de</strong>n Erfor<strong>de</strong>rnissen <strong>de</strong>s Marktes zu genügen undin <strong>de</strong>r es keine Sicherheiten mehr gibt, weil Sicherheiten träge machen. DieFrage, ob wir eine solche Gesellschaft wollen o<strong>de</strong>r nicht, löst sich <strong>de</strong>rzeit imNebel einer ökonomischen Sachzwangi<strong>de</strong>ologie auf, die keine Alternativen zurRadikalisierung <strong>de</strong>r Lohnarbeit kennt und zulässt und die je<strong>de</strong> Debatte um einehöhere Besteuerung von Aktiengewinnen, Anlageerträgen,Unternehmensgewinnen und Spitzengehältern im Geschrei um <strong>de</strong>n StandortDeutschland in die Nähe mafioser Verschwörungen gegen Wirtschaft, Staat undBürger rückt. Diesen Wan<strong>de</strong>l wie<strong>de</strong>r zu einem gesellschaftspolitischen Projekt zu11


machen, mithin die Frage auf die Tagesordnung zu setzten, in was für einerGesellschaft wir in Zukunft leben wollen, welches Maß an Gerechtigkeit undSolidarität wir anstreben, wie wir soziale Integration organisieren, ist ersterSchritt und notwendige Voraussetzung <strong>de</strong>r Demokratisierung einesgesellschaftlichen Wan<strong>de</strong>ls, <strong>de</strong>ren Bewältigung <strong>de</strong>rzeit eher getrieben als geplanterscheint und in <strong>de</strong>r politische Alternativen zur Neoliberalisierung <strong>de</strong>rzeit nuraußerhalb <strong>de</strong>r im Parlament vertretenen Parteien in Regierung und Oppositiongedacht und diskutiert wer<strong>de</strong>n(2) <strong>Der</strong> mit Zwangscharakter ausgestatte Verpflichtungsgedanke <strong>aktivieren<strong>de</strong></strong>r<strong>Sozialstaat</strong>smo<strong>de</strong>lle enthält – zum Zweiten - notwendig eine Stigmakomponente,in<strong>de</strong>m sie letztlich das Verhalten <strong>de</strong>r Betroffenen zur selbstverschul<strong>de</strong>tenUrsache <strong>de</strong>s sozialen Scheiterns erklärt. Lawrence Mead, einer <strong>de</strong>r gedanklichenVäter <strong>de</strong>s amerikanischen und britischen workfare betont dies in dankenswerterDeutlichkeit: „Wenn Armut (so Mead) eher <strong>de</strong>m Verhalten <strong>de</strong>r Armenzuzuschreiben ist als <strong>de</strong>n sozialen Schranken, muss man dieses Verhalten nichtdie Gesellschaft verän<strong>de</strong>rn“ (Mead zit. nach Waquant 2000, S. 40). In <strong>de</strong>r Tatscheint sich eine individualisieren<strong>de</strong> Leitfigur zu etablieren, die Lothar Böhnischund Wolfgang Schröer als „flexiblen Lerner“ bezeichnet haben. „<strong>Der</strong> Mensch (soBöhnisch und Schröer) wird in eine ständige Bewerbungssituation gedrängt, ersoll selbst prüfen, ob er <strong>de</strong>n neuen Anfor<strong>de</strong>rungen gewachsen ist, ansonsten musser lernen. <strong>Der</strong> Mensch muss ständig beweisen, dass er flexibel genug ist, umbestehen zu können. <strong>Der</strong> flexible Lerner ist die Vergesellschaftungsformindividueller Lebensführung im digitalen Kapitalismus (…) Handlungsfähig ist,wer im digitalen Kapitalismus Erfolg hat, die an<strong>de</strong>ren Menschen müssenflexibler wer<strong>de</strong>n und lernen“ (Böhnisch/Schröer 2001, S. 92).Zwangs- und Verpflichtungsprogramme tragen dazu bei, einer solchenindividualisieren<strong>de</strong>n Problemsicht Geltung zu verschaffen. Mehr noch: „AlleFormen von workfare (so Andre Gorz 2000, S. 114) stigmatisieren dieArbeitslosen als Versager und Faulenzer, die von <strong>de</strong>r Gesellschaftberechtigterweise und zu <strong>de</strong>ren eigenem Besten zur Arbeit zu zwingen sind. DieGesellschaft überzeugt sich so selbst von <strong>de</strong>r Ursache <strong>de</strong>r Arbeitslosigkeit: DieseUrsache seien die Arbeitslosen selbst. Sie besäßen we<strong>de</strong>r die Qualifikation nochdie sozialen Kompetenzen, noch <strong>de</strong>n notwendigen Willen, um einen Arbeitsplatzzu erhalten.“ Und in <strong>de</strong>r Tat tragen Faulenzer<strong>de</strong>batten, undSozialmissbrauchsvorwurf ebenso wie Verschärfung von Zumutbarkeitsregelnund sanktionsflankierte Arbeitsverpflichtung dazu bei, das Bild vomunzulänglichen Arbeitslosen zu stabilisieren, <strong>de</strong>r letztlich aufgrund mangeln<strong>de</strong>rFlexibilität und Bereitschaft scheitert. Auch wenn man <strong>de</strong>moskopische Daten12


nicht überbewerten sollte, so <strong>de</strong>uten doch Ergebnisse <strong>de</strong>s Instituts fürDemoskopie Allensbach (2001) darauf hin, dass Rhetorik und Praxis <strong>de</strong>s<strong>aktivieren<strong>de</strong></strong>n <strong>Sozialstaat</strong>s ihre Wirkung zumin<strong>de</strong>st in diesem Punkt nichtverfehlen. Demnach hat die Bevölkerung zunehmend <strong>de</strong>n Eindruck, dass vieleArbeitslose gar nicht arbeiten wollen, und das trotz täglicherKatastrophenmeldungen vom Arbeitsmarkt. 1994 glaubten 39 % das vieleArbeitslose nicht arbeiten wollen, 2001 waren es 66%. In Ost<strong>de</strong>utschland stiegdie Zahl im gleichen Zeitraum von 11 auf 40 %. 65 % in West<strong>de</strong>utland vermuteneine hohe Missbrauchsquote bei Sozialleistungen.(3) <strong>Der</strong> dritte Punkt, <strong>de</strong>n ich hier ansprechen möchte, ist zugleich <strong>de</strong>r für dieSoziale Arbeit folgenreichste: Die Verschiebung <strong>de</strong>r Balance von Hilfe undKontrolle. Soziale Arbeit ist bekanntermaßen ein intermediäres System, dasszwischen System und Lebenswelt angesie<strong>de</strong>lt ist. An<strong>de</strong>rs ausgedrückt: SozialeArbeit orientiert sich zwar an <strong>de</strong>n Lebenswelten ihrer AdressatInnen bewegt sichin ihnen und versucht <strong>de</strong>n Interessen <strong>de</strong>r Klienten weitgehend Geltung zuverschaffen, sie ist aber zugleich auch immer Aspekt staatlichen Han<strong>de</strong>lns zurGewährleistung von Normalität. Die paternalistischen Programme <strong>de</strong>s<strong>aktivieren<strong>de</strong></strong>n <strong>Sozialstaat</strong>s verschieben nun die Gewichte zugunsten <strong>de</strong>rkontrollieren<strong>de</strong>n Aspekte sozialarbeiterischer Tätigkeiten. Helga Spindler hatdies am Beispiel <strong>de</strong>r Beratung von Arbeitslosen nach Hartz ange<strong>de</strong>utet: „WieCase-Management, die aktuelle Lieblingsmetho<strong>de</strong> im Aktivierungsgeschäft,durchzuführen sei, wird heute schon weit mehr durch die Bertelsmann-Stiftungvorgeschrieben als aus <strong>de</strong>n Lehrbüchern <strong>de</strong>r Sozialen Arbeit unterrichtet.„Teacher, preacher, friend and cop“ soll nach US-amerikanischen Vorbild <strong>de</strong>rmo<strong>de</strong>rne Case-Manager sein, <strong>de</strong>r seinen Klient/inn/en <strong>de</strong>n richtigen Weg weist.Da ist selbst Beratung kein Hilfsangebot mehr, das man bei Bedarf anfor<strong>de</strong>rnkann und das durch seinen Nutzen überzeugt, son<strong>de</strong>rn sie wird ab <strong>de</strong>m erstenTag zur Pflicht, verbun<strong>de</strong>n mit Sanktionsandrohungen“ (Spindler 2003, S. 11).Für Hans-Jürgen Dahme und Norbert Wohlfahrt wer<strong>de</strong>n Disziplin undAnpassung durch und zur Arbeit zum methodischen Prinzip <strong>de</strong>rAktivierungspolitik. „Soziale Arbeit (so Dahme und Wohlfahrt) bekommen ineinem solchen Kontext wie<strong>de</strong>r stärker eine kontrollieren<strong>de</strong> Funktion,insbeson<strong>de</strong>re dann, wenn Sozialpädagog/in/nen dazu rekrutiert wer<strong>de</strong>n, Regelnund Normen <strong>de</strong>s Arbeitsmarktes erst einmal in Trainingsprogrammen o<strong>de</strong>r imNiedriglohnsektor zu simulieren (new-style-workfare)“ (Dahme/Wohlfahrt 2003,S. 19).In <strong>de</strong>r neuren sozialpädagogischen Theoriediskussion ist dieser Zusammenhangunter <strong>de</strong>m Stichwort Funktionswan<strong>de</strong>l Sozialer Arbeit thematisiert wor<strong>de</strong>n. Um13


nur zwei Beispiele zu nennen: Andreas Schaarschuch (1999) sieht eineVerlagerung <strong>de</strong>r Funktion sozialpädagogischen Han<strong>de</strong>lns hin zum Managementsozialer Spaltung Albert Scheer (1999) formuliert diesen Zusammenhang insystemtheoretischen Begriffen. Nach systemtheoretischem Verständnis erfülltSoziale Arbeit drei Funktionen: Die <strong>de</strong>r Exklusionsvermeidung, <strong>de</strong>rInklusionsvermittlung und <strong>de</strong>r Exklussionsverwaltung. Am Beispiel <strong>de</strong>rSozialarbeit mit Arbeitslosen: Ich kann durch Stützung im Vorfeld drohen<strong>de</strong>rEntlassungen versuchen, Arbeitslosigkeit und damit Exklusion zu vermei<strong>de</strong>n, ichkann durch Qualifizierung und Training versuchen, Arbeitslose wie<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>mArbeitsmarkt unterzubringen (Inklussionsvermittlung) o<strong>de</strong>r ich kann Arbeitslosedurch eine Vielzahl von Maßnahmen und Qualifizierungsangeboten schleusen,ohne dass sie je in nennenswertem Umfang die Grenze zum regulärenArbeitsmarkt überschreiten (Exklussionsverwaltung). Unter <strong>de</strong>r Ägi<strong>de</strong>schrumpfen<strong>de</strong>r Arbeitsmärkte und <strong>aktivieren<strong>de</strong></strong>r <strong>Sozialstaat</strong>spolitik verlagertsich nun, so Scheer, die Funktion Sozialer Arbeit von Exklusionsvermeidung undInklussionsvermittlung hin zu mehr Exklusionsverwaltung o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rsausgedrückt: Soziale Arbeit spielt wie<strong>de</strong>r mehr Wächter und Aufpasser an <strong>de</strong>nflüssigeren Grenzlinien sozialer Integration und Desintegration. <strong>Der</strong><strong>aktivieren<strong>de</strong></strong> <strong>Sozialstaat</strong> ist in <strong>de</strong>r Tat ohne Sozialarbeit nicht <strong>de</strong>nkbar, aber esdürfte eine an<strong>de</strong>re Soziale Arbeit sein, als sie in <strong>de</strong>r heute als Phase <strong>de</strong>skompensieren<strong>de</strong>n Wohlfahrtsstaats bezeichnete Ära gedacht, konzipiert und auf<strong>de</strong>n Weg gebracht wur<strong>de</strong>.(4) Aus <strong>de</strong>r Perspektive <strong>de</strong>r Professionalität Sozialer Arbeit erscheint eine solcheEntwicklung – viertens - problematisch. Die Geschichte <strong>de</strong>r Sozialen Arbeit im20. Jahrhun<strong>de</strong>rt ist für die Profession Soziale Arbeit zweifelsohne eineErfolgsgeschichte, nicht nur quantitativ, son<strong>de</strong>rn auch qualitativ. Ein Indikatorfür die gesellschaftliche Anerkennung einer Profession ist das Maß an Ermessen,das ihr in <strong>de</strong>r Erledigung ihrer beruflichen Aufgaben zugestan<strong>de</strong>n wird (vgl.Brodkin 2001; Muetzelfeld 2001), Ermessensspielräume mithin, die in <strong>de</strong>rProfessionalisierungsgeschichte <strong>de</strong>r Sozialen Arbeit nicht zuletzt im Zuge ihrerAka<strong>de</strong>misierung <strong>de</strong>utlich gewachsen sind. Paternalistische Programmeschränken nun ersichtlich die Ermessensspielräume <strong>de</strong>r professionellen Akteureein. „in <strong>de</strong>r Fallarbeit (so Hans-Jürgen Dahme und Norbert Wohlfahrt 2002, S.24) wer<strong>de</strong>n Ursachensuche, hermeneutisches Fallverstehen undLebensweltorientierung zunehmend unwichtig, da lediglich die von <strong>de</strong>njeweiligen Programmen vorgegebenen Verhaltensstandards durchgesetzt wer<strong>de</strong>nmüssen. Die Autonomie in <strong>de</strong>r Fallbearbeitung, wie Expertise, freie Wahl <strong>de</strong>rMittel, Autonomie im Umgang mit Klienten u.ä. wird schrittweise eingeschränkt14


und führt auf absehbarer Zeit möglicherweise zu einer grundsätzlich verän<strong>de</strong>rtenProfessionalität in <strong>de</strong>r sozialen Arbeit. Hier ist <strong>de</strong>r neue Paternalismusanschlussfähig an <strong>de</strong>n neuen Managerialismus in Staat und Verwaltung.“Internationale Erfahrungen, etwa in Holland und Großbritannien stützen dieseBeobachtung, dass Soziale Arbeit in <strong>de</strong>r Doppelzange von Ökonomisierung undPaternalisierung in <strong>de</strong>r Gefahr steht, an professioneller Kontur und Autonomiezu verlieren (vgl. van <strong>de</strong>r Laan 2001). Dabei steht die hier ange<strong>de</strong>utete Ten<strong>de</strong>nzeiner Deprofessionalisierung Sozialer Arbeit im Gefolge <strong>de</strong>r Indienstnahmedurch Zwangsprogramme in auffallen<strong>de</strong>m Wi<strong>de</strong>rspruch zu <strong>de</strong>r unter <strong>de</strong>mStichwort Dienstleistungsorientierung proklamierten kostenbewussteKun<strong>de</strong>norientierung. Zumin<strong>de</strong>st ähneln rhetorische Bemühungen, dieZwangsverpflichtung zur Arbeit unter Androhung von Leistungskürzung o<strong>de</strong>rLeistungsverweigerung als „Dienst am Kun<strong>de</strong>n“ zu verkaufen, fatal anüberwun<strong>de</strong>n geglaubte Argumente nach <strong>de</strong>m fürsorglich-belagern<strong>de</strong>n Muster:„Wenn <strong>de</strong>r Klient wirklich wüsste, was gut für ihn ist, dann wäre er kein Klient!“(5) Mein fünfter und letzter Punkt schließlich fragt danach, ob sich die neue, inalle Poren eindringen<strong>de</strong> Effizienzkultur verträgt mit einer Sozialen Arbeit, die imKern darauf angewiesen ist, vertrauensvolle Beziehungen zu ihren Klientinnenund Klienten herzustellen, als Basis tragfähiger Arbeitsbündnisse aber auch alsGrundlage <strong>de</strong>r Ermöglichung von Bildungsprozessen. Für Richard Sennett (1998)sind Effizienzkultur und Flexibilitätsi<strong>de</strong>ologie „ein verhängnisvolles Konzept fürdie Entwicklung von Vertrauen, Loyalität und gegenseitiger Verpflichtung“ (S.27 f.). „Es ist die Zeitdimension <strong>de</strong>s neuen Kapitalismus, mehr als die High-Tech-Daten o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r globale Markt, die das Gefühlsleben <strong>de</strong>r Menschen außerhalb <strong>de</strong>sArbeitsplatzes am tiefsten berührt. Auf die Familie übertragen be<strong>de</strong>uten dieseWerte einer flexiblen Gesellschaft: bleib in Bewegung, geh keine Bindung ein undbring keine Opfer.“ (S. 27 f.). Und Sennett fragt weiter: „Wie kann ein Mensch ineiner Gesellschaft, die aus Episo<strong>de</strong>n und Fragmenten besteht, seine I<strong>de</strong>ntitätund Lebensgeschichte zu einer Erzählung bün<strong>de</strong>ln? Die Bedingungen <strong>de</strong>r neuenWirtschaftsordnung beför<strong>de</strong>rn vielmehr eine Erfahrung, die in <strong>de</strong>r Zeit, von Ortzu Ort und von Tätigkeit zu Tätigkeit driftet.“ (S. 31). Empirisch bestätigen sichdiese Zweifel in <strong>de</strong>r Studie von Arlie Russel Hochschild (2002) „Keine Zeit“, diedie Auswirkungen <strong>de</strong>r neuen Wirtschaft auf die Vereinbarkeit von Familie undBeruf untersucht hat und aufzeigt, wie die Effizienzkultur vom Arbeitsplatz aufdas Innenleben <strong>de</strong>r Familien übertragen wird.Die Folgen <strong>de</strong>r Diktatur <strong>de</strong>r Effizienz für <strong>de</strong>n Bildungssektor sind ebenfallsweitreichend, wie Karlheinz A. Geißler hervorhebt: „Die Überlagerung <strong>de</strong>rBildungszeit (Erziehungszeit) durch die ‚Zeit <strong>de</strong>r großen Industrie’ bleibt nichtfolgenlos, nicht problemlos. Bildung nämlich ist ein langsamer Prozeß. Die15


Beschleunigung von Bildungsprozessen bringt nicht notwendig ein Mehr anErkenntnissen (….) Die (Zeit-)Logik von Arbeitsprozessen unterschei<strong>de</strong>t sichgenerell von jener <strong>de</strong>r Bildungsprozesse“ (2001, S. 113 f.). Dies haben schonOskar Negt und Alexan<strong>de</strong>r Kluge hervorgehoben: „Die Entwicklung vonBeziehungen unterschei<strong>de</strong>t sich grundsätzlich von <strong>de</strong>r Form <strong>de</strong>r Produktion vonDingen. Beziehungen benötigen Zeit und zwar Eigenzeiten. ‚Es geht um die Zeit,in <strong>de</strong>r einer ausre<strong>de</strong>n kann, um Zeit, die einer verliert; ohne sie entsteht keineBeziehung. Die Zerstückelung von Arbeits- und Freizeit im Industriebetrieb istdas Gegenbild zur intakten Beziehungsarbeit, die Lebenszusammenhangerzeugt“ (Negt/Kluge zit. nach Geißler 2001, S. 119). Beziehungen lassen sichnicht im effizienten Zeittakt herstellen, Vertrauen bedarf auch und gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>rOffenheit von Zeit, <strong>de</strong>r Offenheit für Mögliches und die Zeittakte <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren.Diese Offenheit für <strong>de</strong>n Eigensinn <strong>de</strong>s An<strong>de</strong>ren droht nun auf <strong>de</strong>m Altar <strong>de</strong>rQualitätshandbücher und Sparzwänge geopfert zu wer<strong>de</strong>n. Zumin<strong>de</strong>st hat sichdie noch vor einigen Jahren geäußerte Meinung, personenbezogene sozialeDienstleistungen seien letztlich im Kern nicht rationalisierbar, mehr als Wunsch,<strong>de</strong>n als Wirklichkeit erwiesen.4 Schlussbemerkungen<strong>Der</strong> <strong>aktivieren<strong>de</strong></strong> <strong>Sozialstaat</strong>, so habe ich hier anzu<strong>de</strong>uten versucht, istpassgenaues Instrument einer globalen Ökonomisierung <strong>de</strong>rLebenszusammenhänge, wie sie in allen westlichen Industrienationen im Gefolgeeiner sich durchsetzen<strong>de</strong>n neoliberalistischen I<strong>de</strong>ologie zu beobachten ist. MiltonFriedmann zumin<strong>de</strong>st, einer <strong>de</strong>r Urväter <strong>de</strong>s Neoliberalismus, lobte im Jahr2000 die sozial<strong>de</strong>mokratischen Regierungschefs Westeuropas, allen voran TonyBlair und Gerhard Schrö<strong>de</strong>r in einem Interview mit <strong>de</strong>m Spiegel. "Es ist in <strong>de</strong>rTat erstaunlich, dass es linken Parteien leichter fällt, rechte Reformendurchzusetzen. Das ist nicht nur in Deutschland so, son<strong>de</strong>rn in halb Europa o<strong>de</strong>rin Neuseeland. (...) Die jetzigen Reformen in Deutschland entsprechen eigentlichperfekt <strong>de</strong>n I<strong>de</strong>en <strong>de</strong>r Regierung Kohl. Und <strong>de</strong>nnoch musste erst GerhardSchrö<strong>de</strong>r kommen, um sie durchzusetzen" (Friedmann 2000, S. 128).Dabei ist <strong>de</strong>r <strong>aktivieren<strong>de</strong></strong> Wohlfahrtsstaat nicht, wie es viele Kritikerherausstellen, eine lediglich abgespeckte Variante <strong>de</strong>s <strong>Sozialstaat</strong>s. Sie ist nichteinfach Ausdruck <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ologie vom bösen Staat, <strong>de</strong>r möglichst klein zu haltenund von daher abzubauen sei. Im Gegenteil: <strong>de</strong>r <strong>aktivieren<strong>de</strong></strong> <strong>Sozialstaat</strong> istlediglich ein an<strong>de</strong>rer Typus <strong>de</strong>r Staatstätigkeit, <strong>de</strong>r seine strategischeAusrichtung von Fürsorglichkeit auf Strafe und Kontrolle umprogrammiert.Dafür spricht auch die international, insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>n USA und16


Großbritannien zu beobachten<strong>de</strong> Verschärfung <strong>de</strong>r strafrechtlichen Kontrolle alsKehrseite <strong>de</strong>r Verschärfung <strong>de</strong>s sozialen Klimas (vgl. Waquant 2000).Beispielhaft seien die exorbitante Steigerung <strong>de</strong>r Inhaftiertenzahlen in <strong>de</strong>n USAgenannt, die sich Mitte 2002 auf über 2.000.0000 Inhaftierte belief (vgl.Harrison/Karberg 2003; Le Mon<strong>de</strong> Diplomatique Nr. 7077 vom 13.06.2003, S. 22).Damit nimmt die USA im Internationalen Vergleich <strong>de</strong>n unangefochtenenSpitzenplatz ein, <strong>de</strong>utlich vor Län<strong>de</strong>rn wie Russland o<strong>de</strong>r China. Während sichin Russland „nur“ 628 Einwohner pro 100.000 in Haft befin<strong>de</strong>n, sind dies in <strong>de</strong>nUSA 686. Zum Vergleich: England und Portugal repräsentieren mit 135Inhaftierten pro 100.000 Einwohnern europäische Spitze. Loic Waquant (2000)spricht für Amerika von einem Paradigmenwechsel vom Krieg gegen die Armuthin zum Krieg gegen die Armen.Es wäre insgesamt ratsam, sich die Leitformel vom „För<strong>de</strong>rn und For<strong>de</strong>rn“ nichtall zu schnell zu eigen zu machen. Zumin<strong>de</strong>st sollte man sich <strong>de</strong>s miterkennbarem Unbehagen vorgetragenen Hinweises von Frank Braun (2001)vergegenwärtigen, dass die pädagogische Formel vom För<strong>de</strong>rn und For<strong>de</strong>rn etwain <strong>de</strong>r Jugendsozialarbeit traditionell etwas an<strong>de</strong>res meint als Zwang, nämlich<strong>de</strong>n notwendig for<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Charakter von Lernsituationen, ihrProvokationspotential für individuelle Entwicklungen.Ob es <strong>de</strong>r Sozialen Arbeit gelingt, angesichts <strong>de</strong>r aktuellen und zukünftigenVerän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r sozialpolitischen und ökonomischen Landschaft, <strong>de</strong>nerreichten Stand an professioneller Autonomie zu sichern, auch und gera<strong>de</strong> imInteresse ihrer Klienten, ist eine offene Frage. Gera<strong>de</strong> angesichts <strong>de</strong>r modischenMehr<strong>de</strong>utigen von Begriffen, Leitformeln und Konzepten ist <strong>de</strong>shalb fachlicheWachsamkeit und ein <strong>de</strong>zidiertes fachliches Profil das einzigerfolgsversprechen<strong>de</strong> Gegengift. Geert van <strong>de</strong>r Laan (2001, S. 109), umabschließend nochmals auf internationale Erfahrungen zurückzugreifen,empfiehlt <strong>de</strong>r Sozialen Arbeit auf <strong>de</strong>m Hintergrund nie<strong>de</strong>rländischerErfahrungen einen „offensiven Ansatz … Die Wertschätzung seitens <strong>de</strong>rför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Instanzen und seitens <strong>de</strong>r Öffentlichkeit wächst in <strong>de</strong>m Maße, wieman an eigenen professionellen Standards festhält. (…) Eine nachvollziehbareOffenlegung <strong>de</strong>r Arbeit auf <strong>de</strong>r Grundlage von Argumentation im öffentlichenBereich bleibt die beste Legitimationsbasis <strong>de</strong>r Sozialarbeit. Dies wird aber nichtdurch <strong>de</strong>n Markt hervorgerufen. Das muss man selbst erzwingen, und zwar auf<strong>de</strong>r Grundlage einer klaren Auffassung von <strong>de</strong>r Rolle <strong>de</strong>s Bürgers und <strong>de</strong>r Rolle<strong>de</strong>s Professionellen.“ Die Entwicklung einer solchen „störrischen Professionalität“setzt zweifelsohne erhebliche Verständigungsprozesse voraus, insbeson<strong>de</strong>re, weilsie <strong>de</strong>r Qualität bedarf, sich auch bestimmter Zumutungen zu entziehen, und ggf.„nein“ etwa zur Teilhabe an <strong>de</strong>r Realisierung von Zwangsprogrammen zu sagen.17


Auch wenn die Soziale Arbeit <strong>de</strong>rzeit genügend mit ihrer eigenen Aktivierung zukämpfen hat, die sie in weiten Teilen als Ökonomisierung erlebt, dürfte es für dieSicherung und Weiterentwicklung professioneller Standards in <strong>de</strong>r SozialenArbeit unabdingbar sein, sich dieser Herausfor<strong>de</strong>rung zu stellen. Zugespitzt in<strong>de</strong>n Worten Werner Tholes beim Eröffnungsvortrag <strong>de</strong>s letzten Bun<strong>de</strong>skongressSoziale Arbeit in Kassel formuliert: „Eine Soziale Arbeit, die sich nicht auchpolitisch einmischt, ist un<strong>de</strong>nkbar. Wenn AkteurInnen <strong>de</strong>r Sozialen Arbeit sichauch zukünftig als VertreterInnen <strong>de</strong>r Aufklärung und nicht <strong>de</strong>rÖkonomisierung, Privatisierung, Destabilisierung und Flexibilisierung <strong>de</strong>s<strong>Sozialstaat</strong>es verstehen, kommen sie nicht umhin, in ihrem professionellenAlltag ihre Einmischungskompetenz kontinuierlich zu realisieren. Das Plädoyergoutiert die Rolle <strong>de</strong>r Sozialen Arbeit als Schalk im Nacken <strong>de</strong>r neoliberalenMo<strong>de</strong>rnisierer“ (Thole 2003, S. 38).18


LiteraturBan<strong>de</strong>mer, St. v./Hilbert, J.: Vom expandieren<strong>de</strong>n zum <strong>aktivieren<strong>de</strong></strong>n Staat, in:Ban<strong>de</strong>mer, St. v. u.a. (Hg.): Handbuch zur Verwaltungsreform, Opla<strong>de</strong>n 1998,S. 25 – 32.Bauer, R.: Umverteilung von unten nach oben, in: Sozialmagazin 11+12/2002, S.49 – 51.Beck, U.: Was ist Globalisierung? Frankfurt a.M. 1997.Blanpain, R./Sadowski, D.: Habe ich Morgen noch einen Job? Die Zukunft <strong>de</strong>rArbeit in Europa, München 1994.Böeßenecker, K.H./Trube, A./Wohlfahrt, N. (Hg.): Verwaltungsreform von unten?Lokaler <strong>Sozialstaat</strong> im Umbruch aus verschie<strong>de</strong>nen Perspektiven, Münster2001.Böhnisch, L./Schröer, W. Pädagogik und Arbeitsgesellschaft. HistorischeGrundlagen und theoretische Ansätze für eine sozialpolitisch reflexivePädagogik. Weinheim/München 2001.Brodkin, E.Z.: Neuorganisation <strong>de</strong>s Wohlfahrtsstaats: Neue Steuerungsmo<strong>de</strong>lle –Alte Bürokratieprobleme, in: Otto/Schnurr, a.a.O., S. 43 – 64.Dahme, H.J./Wohlfahrt, N. (Hg.): Netzwerkökonomie im Wohlfahrtsstaat.Wettbewerb und Kooperation im Sozial- und Gesundheitssektor, Berlin 2000.Dahme, H.-J./Wohlfahrt, N.: Aktivieren<strong>de</strong>r Staat. Ein neues sozialpolitischesLeitbild und seine Konsequenzen für die soziale Arbeit, in: neue praxis 1/2002,S. 10 – 32.Dahme, H.J./Wohlfahrt, N.: Die „verborgene“ Seite <strong>de</strong>s <strong>aktivieren<strong>de</strong></strong>n Staats, in:Sozial Extra 8+9/2003, S. 17 – 21.DGB: Leiharbeit, Erfahrungen im europäischen Vergleich, Berlin November2001.DGB: Arbeitnehmersteuer hoch, Unternehmenssteuer runter. Zu <strong>de</strong>nHintergrün<strong>de</strong>n und Konsequenzen <strong>de</strong>s Einbruchs <strong>de</strong>r Gewinnsteuern, Berlin2002.Esping-An<strong>de</strong>rsen, G.: Die drei Welten <strong>de</strong>s Wohlfahrtskapitalismus. ZurPolitischen Ökonomie <strong>de</strong>s Wohlfahrtsstaates, in: Lessenich, S./Ostner, I. (Hg.):Welten <strong>de</strong>s Wohlfahrtskapitalismus, Frankfurt a.M. 1998, S. 19 – 56.Friedmann, M.: Alle Steuern sind zu hoch, in: <strong>Der</strong> Spiegel 41/2000, S. 128 - 132.<strong>Galuske</strong>, M.: Flexible Sozialpädagogik. Elemente einer Theorie Sozialer Arbeit in<strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Arbeitsgesellschaft, Weinheim/München 2002.Geißler, K.A.: Es muss in diesem Leben mehr als Eile geben, 6. Auflage.,Freiburg i.B./Basel/Wien 2001.19


Glück, A.: Vita activa – Wege zu einer neuen Sozial- und Bürgerkultur, Re<strong>de</strong> auf<strong>de</strong>m Deutschen Katholikentag am 3. Juni 2000 (www.csulandtag.<strong>de</strong>/htmlexport/582.html).Gorz, A.: Arbeit zwischen Misere und Utopie, Frankfurt a.M. 2000.Grundwertekommission beim Parteivorstand <strong>de</strong>r SPD: Dritte Wege – NeueMitte, Sozial<strong>de</strong>mokratische Markierungen für Reformpolitik im Zeitalter <strong>de</strong>rGlobalisierung, Berlin 1999.Harrison, P.M./Karberg, J.C.: Prison and Jail inmates at Midyear 2002, Bureauof Justice Statistics, April 2003.Häußermann, H./Siebel, W.: Dienstleistungsgesellschaften. Frankfurt a.M. 1995.Hochschild, A.R.: Keine Zeit: Wenn die Firma zum Zuhause wird und zu Hausenur Arbeit wartet. Opla<strong>de</strong>n 2002.Hoffmann, E./Walwei, U.: Längerfristige Entwicklung von Erwerbsformen inWest<strong>de</strong>utschland, IAB-Kurzbericht 2/1998 (27.01.1998), Nürnberg 1998.Institut für Demoskopie Allensbach: Immer mehr glauben: viele Arbeitslosewollen nicht arbeiten, allensbacher berichte 6/2001.Institut <strong>de</strong>r Deutschen Wirtschaft Köln, Zahlen zur wirtschaftlichenEntwicklung <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik Deutschland 2000, Köln 2000.Kommissionsbericht: Mo<strong>de</strong>rne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt, Berlin 2002.Kurbjuweit, D.: Unser effizientes Leben. Die Diktatur <strong>de</strong>r Ökonomie und ihreFolgen, Reinbek b.H. 2003.Lin<strong>de</strong>nberg, M. (Hg.): Von <strong>de</strong>r Sorge zur Härte. Kritische Beiträge zurÖkonomisierung Sozialer Arbeit, Bielefeld 2000.Martin, H.P./Schumann, H.: Die Globalisierungsfalle. <strong>Der</strong> Angriff aufDemokratie und Wohlstand, Reinbek b.H. 1998.Muetzelfeldt, M.: Markt, Organisation und Profession – Erfahrungen aus <strong>de</strong>maustralischen „Contract State“, in: Otto/Schnurr, a.a.O., S. 65 – 86.Olk, Thomas: <strong>Der</strong> ‚<strong>aktivieren<strong>de</strong></strong> Staat’. Perspektiven einer lebenslagenbezogenenSozialpolitik für Kin<strong>de</strong>r, Jugendliche, Frauen und ältere Menschen, in: Müller,S. u.a. (Hg.): Soziale Arbeit. Gesellschaftliche Bedingungen und professionellePerspektiven, Neuwied 2001, S. 99 – 118.Otto, H.U./Schnurr, St. (Hg.): Privatisierung und Wettbewerb in <strong>de</strong>r Jugendhilfe.Marktorientierte Mo<strong>de</strong>rnisierungsstrategien in internationaler Perspektive.Pabst, St.: Rahmenbedingungen und Trends in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik Deutschland:Die Verän<strong>de</strong>rung gesetzlicher Grundlagen für die Erbringung sozialerDienstleistungen, in: Boessenecker/Trube/ Wohlfahrt (2000), S. 64 - 79.Rifkin, J.: Das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Arbeit und ihre Zukunft, Frankfurt a.M. 1997.Schaarschuch, A.: Integration ohne En<strong>de</strong>? Soziale Arbeit in <strong>de</strong>r gespaltenenGesellschaft, in: Treptow, R./Hörster, R. (Hg.): Sozialpädagogische Integration.Entwicklungsperspektiven und Konfliktlinien, Weinheim/München 1999 (a), S.57 – 68.20


Scheer, A.: Inklusion/Exklusion – Soziale Ausgrenzung. Verän<strong>de</strong>rt sich diegesellschaftliche Funktion <strong>de</strong>r Sozialen Arbeit? In: Treptow, R./Hörster, R.(Hg.): Sozialpädagogische Integration, Entwicklungsperspektiven undKonfliktlinien, Weinheim/München 1999, S. 39 – 56.Schrö<strong>de</strong>r, G.: Gerechtigkeit im Zeitalter <strong>de</strong>r Globalisierung schaffen – für einePartnerschaft in Verantwortung, Regierungserklärung vom 29.10.2002(www.bun<strong>de</strong>sregierung.<strong>de</strong> vom 29.10.2002).Schrö<strong>de</strong>r, G./Blair, T.: Schrö<strong>de</strong>r-Blair Papier, in: neue praxis 3/1999, S. 325 –330.Sennett, R.: <strong>Der</strong> flexible Mensch. Die Kultur <strong>de</strong>s neuen Kapitalismus, Berlin1998.Spindler, H.: Überfor<strong>de</strong>rn und überwachen, in: Sozial Extra 8+9/2003, S. 11 – 14.Thole, W.: Eine Gesellschaft ohne Soziale Arbeit ist nicht gestaltbar, in: SozialExtra 10/2003, S. 31 - 38.Trube, A.: Die Mo<strong>de</strong>rnisierung <strong>de</strong>r Sozialhilfe: Von <strong>de</strong>r Fürsorge zur<strong>aktivieren<strong>de</strong></strong>n Arbeitsvermittlung, in: Böeßenecker, K.H. u.a. (Hg.):Verwaltungsreform von unten? Münster 2001, S. 72 – 92.van <strong>de</strong>r Laan, G.: Handlungsspielräume von Sozialarbeitern unterMarktbedingungen – Das Beispiel Nei<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>, in: Otto/Schnurr a.a.O., S. 87 –110.Waquant, L.: Elend hinter Gittern, Konstanz 2000.21

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!