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Michael Galuske Der aktivierende Sozialstaat - jugendfest.de

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Beschleunigung von Bildungsprozessen bringt nicht notwendig ein Mehr anErkenntnissen (….) Die (Zeit-)Logik von Arbeitsprozessen unterschei<strong>de</strong>t sichgenerell von jener <strong>de</strong>r Bildungsprozesse“ (2001, S. 113 f.). Dies haben schonOskar Negt und Alexan<strong>de</strong>r Kluge hervorgehoben: „Die Entwicklung vonBeziehungen unterschei<strong>de</strong>t sich grundsätzlich von <strong>de</strong>r Form <strong>de</strong>r Produktion vonDingen. Beziehungen benötigen Zeit und zwar Eigenzeiten. ‚Es geht um die Zeit,in <strong>de</strong>r einer ausre<strong>de</strong>n kann, um Zeit, die einer verliert; ohne sie entsteht keineBeziehung. Die Zerstückelung von Arbeits- und Freizeit im Industriebetrieb istdas Gegenbild zur intakten Beziehungsarbeit, die Lebenszusammenhangerzeugt“ (Negt/Kluge zit. nach Geißler 2001, S. 119). Beziehungen lassen sichnicht im effizienten Zeittakt herstellen, Vertrauen bedarf auch und gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>rOffenheit von Zeit, <strong>de</strong>r Offenheit für Mögliches und die Zeittakte <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren.Diese Offenheit für <strong>de</strong>n Eigensinn <strong>de</strong>s An<strong>de</strong>ren droht nun auf <strong>de</strong>m Altar <strong>de</strong>rQualitätshandbücher und Sparzwänge geopfert zu wer<strong>de</strong>n. Zumin<strong>de</strong>st hat sichdie noch vor einigen Jahren geäußerte Meinung, personenbezogene sozialeDienstleistungen seien letztlich im Kern nicht rationalisierbar, mehr als Wunsch,<strong>de</strong>n als Wirklichkeit erwiesen.4 Schlussbemerkungen<strong>Der</strong> <strong>aktivieren<strong>de</strong></strong> <strong>Sozialstaat</strong>, so habe ich hier anzu<strong>de</strong>uten versucht, istpassgenaues Instrument einer globalen Ökonomisierung <strong>de</strong>rLebenszusammenhänge, wie sie in allen westlichen Industrienationen im Gefolgeeiner sich durchsetzen<strong>de</strong>n neoliberalistischen I<strong>de</strong>ologie zu beobachten ist. MiltonFriedmann zumin<strong>de</strong>st, einer <strong>de</strong>r Urväter <strong>de</strong>s Neoliberalismus, lobte im Jahr2000 die sozial<strong>de</strong>mokratischen Regierungschefs Westeuropas, allen voran TonyBlair und Gerhard Schrö<strong>de</strong>r in einem Interview mit <strong>de</strong>m Spiegel. "Es ist in <strong>de</strong>rTat erstaunlich, dass es linken Parteien leichter fällt, rechte Reformendurchzusetzen. Das ist nicht nur in Deutschland so, son<strong>de</strong>rn in halb Europa o<strong>de</strong>rin Neuseeland. (...) Die jetzigen Reformen in Deutschland entsprechen eigentlichperfekt <strong>de</strong>n I<strong>de</strong>en <strong>de</strong>r Regierung Kohl. Und <strong>de</strong>nnoch musste erst GerhardSchrö<strong>de</strong>r kommen, um sie durchzusetzen" (Friedmann 2000, S. 128).Dabei ist <strong>de</strong>r <strong>aktivieren<strong>de</strong></strong> Wohlfahrtsstaat nicht, wie es viele Kritikerherausstellen, eine lediglich abgespeckte Variante <strong>de</strong>s <strong>Sozialstaat</strong>s. Sie ist nichteinfach Ausdruck <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ologie vom bösen Staat, <strong>de</strong>r möglichst klein zu haltenund von daher abzubauen sei. Im Gegenteil: <strong>de</strong>r <strong>aktivieren<strong>de</strong></strong> <strong>Sozialstaat</strong> istlediglich ein an<strong>de</strong>rer Typus <strong>de</strong>r Staatstätigkeit, <strong>de</strong>r seine strategischeAusrichtung von Fürsorglichkeit auf Strafe und Kontrolle umprogrammiert.Dafür spricht auch die international, insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>n USA und16

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