Monatszeitschrift des Studentenwerks Berlin - Studentenwerk Berlin
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<strong>Monatszeitschrift</strong> <strong>des</strong> <strong><strong>Studentenwerk</strong>s</strong> <strong>Berlin</strong><br />
12 Gratismagazin<br />
November 2004<br />
2. Jahrgang
Editorial<br />
Studium und Job<br />
Über 57 Prozent der <strong>Berlin</strong>er Studierenden sind zur Finanzierung ihres<br />
Studiums auf eine laufende Erwerbstätigkeit angewiesen. Mit 37<br />
Prozent geht dabei der größte Teil von ihnen Aushilfstätigkeiten nach.<br />
Diese Zahlen ergeben sich aus der im Sommer veröffentlichten 17.<br />
Sozialerhebung <strong>des</strong> Deutschen <strong><strong>Studentenwerk</strong>s</strong> (wir haben darüber<br />
berichtet).<br />
Wichtigster Partner bei der Vermittlung von studentischen<br />
Aushilfskräften sind die Heinzelmännchen, die seit 1951 zum<br />
<strong>Studentenwerk</strong> gehörende Jobvermittlung. Grund genug für das<br />
werkblatt, Ihnen einen Einblick in Alltag und Geschichte dieser<br />
Arbeitsvermittlung zu geben.<br />
Nur ein Beispiel vorweg: Seit Jahrzehnten stadtbekannt sind die<br />
„gemieteten“ Weihnachtsmänner, Studenten, die an Heiligabend<br />
einen alten Mythos aufrechterhalten. Längst stehen ihnen<br />
Weihnachtsengel zu Seite. – Aber wussten Sie, dass es eine Initiative<br />
der Heinzelmännchen von 1949 war, die dafür den Startschuss gab?<br />
Leider spiegelt sich in der derzeitigen Auftragslage der<br />
Heinzelmännchen auch die schwierige wirtschaftliche Lage <strong>Berlin</strong>s<br />
wider. Sinkende Vermittlungszahlen und seit 2002 stagnierende<br />
Bruttolöhne für Studierende bestimmen heute das Bild. Mit dem<br />
Aufbau einer Fachvermittlung wollen die Heinzelmännchen besonders<br />
qualifizierte und befähigte Studierende jetzt noch besser vermitteln.<br />
Auch dazu mehr in diesem werkblatt.<br />
Daneben finden Sie wie gewohnt unsere Rezensionen sowie weitere<br />
Informationen vom Campus.<br />
Viel Spaß beim Lesen.<br />
Ihre Petra Mai–Hartung<br />
Impressum<br />
Petra Mai-Hartung,<br />
Geschäftsführerin<br />
<strong>Studentenwerk</strong> <strong>Berlin</strong><br />
Inhalt<br />
Seite 3 - Editorial<br />
Seite 4 - <strong>Studentenwerk</strong>/Kurzmeldungen<br />
Seite 5 - <strong>Studentenwerk</strong>/Kurzmeldungen<br />
Seite 6 - Reportage/Heinzelmännchen<br />
Seite 7 - Reportage/Heinzelmännchen<br />
Seite 8 - <strong>Studentenwerk</strong>/Heinzelgeschichte<br />
Seite 9 - <strong>Studentenwerk</strong> intern/Steckbrief<br />
Seite 10 - <strong>Studentenwerk</strong>/Kurzmeldungen<br />
Seite 11 - Information/Weihnachtsmann<br />
Seite 12 - Kultur/Interview van Dyk<br />
Seite 13 - Kultur/Kultur Tipps<br />
Seite 14 - Information/nervige Jobs<br />
Herausgeber, V.i.S.d.P.: <strong>Studentenwerk</strong> <strong>Berlin</strong>, Petra Mai-Hartung und CAMPUSdirekt Direktwerbung Redaktion: Metronauten, Jürgen Morgenstern,<br />
Dorit Beyersdorf, ArGe Öffentlichkeitsarbeit Lektorat: Susanne Zweiniger Gestaltung: genauso.und.anders° graphical wellness Satz und Layout: Stephan<br />
König, genauso.und.anders° graphical wellness Fotos: Frische Fotos, Jan Ganschow, Stephan König, <strong>Studentenwerk</strong> <strong>Berlin</strong> Druck: Willmy PrintMedia<br />
GmbH, Vershofenstraße 10,<br />
90431 Nürnberg Kontakt: werkblatt, Hardenbergstr. 34, 10623 <strong>Berlin</strong>, Tel.: 030 31 12 415, Mail: redaktion@werkblatt.de<br />
Anzeigen: CAMPUSdirekt Direktwerbung GmbH, Markgrafenallee 3c, 95448 Bayreuth, Stefanie König, Tel.: 0921 78 778 59 86 Das werkblatt erscheint<br />
in <strong>Berlin</strong>. Das werkblatt liegt an den <strong>Berlin</strong>er Hochschulen aus. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.<br />
Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.studentenwerk-berlin.de.<br />
Editorial 3
Kurzmeldungen<br />
Neuer Glanz am<br />
Gendarmenmarkt<br />
Endlich ist es geschafft: Die Cafeteria in der<br />
Charlottenstraße erstrahlt in neuem Glanz.<br />
Vor allem die Innenausstattung wurde geliftet.<br />
Ehemals schwarz-violette Stühle und leicht<br />
violette Wände sorgten für einen mystischen<br />
Hauch. Dieser wurde durch dekorative Cellokästen<br />
noch verstärkt, schließlich besuchen<br />
viele Studierende der Hochschule für Musik<br />
diese Cafeteria. Böse Zungen sprachen von<br />
aufgestellten Särgen, die nur noch auf ihren<br />
Inhalt warteten. Alfred Gutmaier, zuständiger<br />
Bereichsleiter, meinte dazu sarkastisch:<br />
„Möglicherweise war schon einer drin verschwunden<br />
und man hat es nie bemerkt.“<br />
Das hat sich jetzt gründlich geändert. Die<br />
Cafeteria präsentiert sich hell und freundlich<br />
– nach nur vier Tagen waren die Arbeiten<br />
abgeschlossen – und passt nun sehr gut zur<br />
Umgebung, dem Gendarmenmarkt, <strong>Berlin</strong>s<br />
wohl schönstem Platz.<br />
Aber auch für die Beschäftigten hat sich<br />
einiges verbessert, so erleichtert ihnen eine<br />
neue Spülmaschine die Arbeit. Dirk Dudanski<br />
und sein Team können sich jetzt noch mehr<br />
Zeit für kulinarische Spezialitäten in der Cafeteria<br />
nehmen. Das Halloween-Special Ende<br />
Oktober und das Martins-Gans-Menü am 11.<br />
November waren da nur ein Vorgeschmack.<br />
Cafeteria, Charlottenstraße 55, 10117 <strong>Berlin</strong><br />
Für gut befunden: Die Beratung<br />
im BAföG-Amt <strong>Berlin</strong><br />
Die <strong>Berlin</strong>er Morgenpost hat in 14 Ausgaben<br />
Ämter der <strong>Berlin</strong>er Verwaltung unter die Lupe<br />
genommen. Die Ergebnisse für das BAföG-Amt<br />
<strong>des</strong> <strong><strong>Studentenwerk</strong>s</strong> <strong>Berlin</strong> können sich sehen<br />
lassen.<br />
Gute Noten gab es für den Internetauftritt<br />
(„informativ, Formulare zum Runterladen“),<br />
das Personalverhalten („freundlich, kompetent<br />
und geduldig“), die behindertengerechte Ausstattung<br />
<strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> sowie die hervorragende<br />
Anbindung an den öffentlichen<br />
Personennahverkehr (Bus, U-Bahn, S-Bahn).<br />
Die Wegweiser im Gebäude, der Wartekomfort<br />
und der Zustand der sanitären Anlagen<br />
wurden befriedigend eingeschätzt.<br />
Leider nur mit einem Ausreichend versehen<br />
wurden die Wartezeiten (10 Minuten bis 2<br />
Stunden) und der Mangel an Parkplätzen, was<br />
allerdings auf der Lage <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> in der<br />
<strong>Berlin</strong>er Innenstadt und nicht auf die Leistungen<br />
<strong>des</strong> <strong><strong>Studentenwerk</strong>s</strong> zurückzuführen<br />
ist.<br />
Und was sagen befragte Studierende? Hier<br />
einige Zitate aus der <strong>Berlin</strong>er Morgenpost:<br />
„Die waren hier immer sehr nett zu mir und<br />
sind echt kompetent“ (Daniel Bernstein,<br />
BWL-Student). – Die Englisch- und Spanisch-<br />
Studentin Susanne Zimmer sagte, dass sie<br />
schon einmal mehr als eine Stunde warten<br />
musste, fügte jedoch hinzu: „Heute ging es<br />
aber ganz fix, zehn Minuten Warte- und fünf<br />
Minuten Beratungszeit.“ – „Klar kommt es<br />
drauf an, bei wem Sie landen, aber im Großen<br />
und Ganzen sind die hier sehr hilfsbereit“, lobt<br />
auch Sportstudentin Franziska Lang.<br />
Beim Weg durch den Dschungel der unverständlichen<br />
Formulare wurde der 23-Jährigen<br />
jedenfalls geholfen. „Schlecht sind hier eigentlich<br />
nur die Öffnungszeiten“.<br />
Kontakt:<br />
BAföG-Amt<br />
Amt für Ausbildungsförderung<br />
Behrenstr. 40-41<br />
10117 <strong>Berlin</strong><br />
Tel.: (030) 20 245 - 0<br />
Fax.: (030) 20 245 - 470<br />
<strong>Studentenwerk</strong>e sind moderne<br />
Wirtschafts- und Dienstleistungsunternehmen<br />
Das Deutsche <strong>Studentenwerk</strong>, Dachverband<br />
der 61 deutschen <strong>Studentenwerk</strong>e, hat vor<br />
kurzem aktuelle Zahlen, Daten und Fakten zur<br />
Arbeit der <strong>Studentenwerk</strong>e vorgelegt.<br />
„Die Zahlen verdeutlichen, dass die <strong>Studentenwerk</strong>e<br />
als moderne Wirtschafts- und Dienstleistungsunternehmen<br />
gut aufgestellt sind,<br />
um ihren öffentlichen Auftrag der sozialen,<br />
wirtschaftlichen, kulturellen und gesundheitlichen<br />
Förderung zu erfüllen“, erklärte<br />
Achim Meyer auf der Heyde, DSW-Generalsekretär.<br />
Rund 15 000 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter der <strong>Studentenwerk</strong>e bieten<br />
den knapp 2 Millionen Studierenden mit<br />
ihren Angeboten in den Bereichen Wohnen,<br />
Verpflegung, Studienfinanzierung sowie<br />
Beratung und Soziale Dienste unverzichtbare<br />
Service- und Beratungsleistungen rund ums<br />
Studium.<br />
„Die <strong>Studentenwerk</strong>e sind ein eindrucksvolles<br />
Beispiel dafür, dass kaufmännische Effizienz<br />
und soziale Verantwortung kein Widerspruch<br />
sein müssen“, betonte der Generalsekretär.<br />
Die Zahlen beeindrucken:<br />
Bun<strong>des</strong>weit rund 330 000 Studierende beziehen<br />
BAföG, 175 000 Wohnheimplätze<br />
werden unterhalten und über 700 Mensen und<br />
Cafeterien mit rund 200 000 Tischplätzen verpflegen<br />
die Studierenden, 5 000 Kinderbetreuungsplätze<br />
in 159 Einrichtungen stehen zur<br />
Verfügung.<br />
Der Gesamtumsatz betrug im Jahr 2003 rund<br />
1,077 Mrd. EUR. Der öffentliche Finanzierungsanteil<br />
daran hat sich seit Anfang der 1990er<br />
Jahre von 23,9 Prozent auf inzwischen nur<br />
noch 15,4 Prozent reduziert. Der Rückgang der<br />
öffentlichen Einnahmen wurde im Wesentlichen<br />
durch die wirtschaftliche Professionalität<br />
der <strong>Studentenwerk</strong>e aufgefangen.<br />
Das Spektrum der Beratungsdienste reicht von<br />
der allgemeinen Sozialberatung über psychotherapeutische<br />
Beratung, Beratung für ausländische<br />
Studierende und Rechtsberatung bis<br />
hin zur Beratung für Studierende mit<br />
Behinderungen oder chronischen Krankheiten.<br />
Damit sind die <strong>Studentenwerk</strong>e Partner<br />
der Studierenden in allen Bereichen der<br />
Sicherung <strong>des</strong> Studienerfolgs sowie Partner<br />
der Hochschulen im Hinblick auf deren Prozess<br />
der Profilbildung und bilden so eine wichtige<br />
Säule für mehr Chancengerechtigkeit im<br />
Bildungswesen.
Lecker essen und gewinnen<br />
Diesen unkonventionellen Zusammenhang<br />
haben unlängst Birgit Bauer, Andreas Müller<br />
und Iris Exo genossen.<br />
Das Team der Mensa FU II in der Otto-von-<br />
Simson-Straße, berühmt durch die leckeren<br />
und abwechslungsreichen Speisen am<br />
Aktionsstand, servierte fernöstliche Spezialitäten<br />
aus dem Wok und lud alle Gäste zu<br />
einem Gewinnspiel ein.<br />
Mit dem gewonnenen Buch „Thailändisch<br />
kochen“ haben die drei <strong>Berlin</strong>er Studierenden<br />
nun die Möglichkeit, selbst ihre Kochkünste<br />
auszuprobieren. Das werkblatt gratuliert!<br />
ökoprofit® in den <strong>Berlin</strong>er<br />
Studentenwohnheimen<br />
Ökologie und Profitstreben – so scheint es<br />
zumin<strong>des</strong>t auf den ersten Blick – klaffen oft<br />
weit auseinander und sind nicht vereinbar.<br />
Ein gutes Beispiel aber, wie sich der bewusste<br />
Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen<br />
und wirtschaftliches Denken vereinbaren<br />
lassen, vermittelt das <strong>Berlin</strong>er Projekt<br />
ökoprofit®.<br />
ökoprofit® steht für Ökologisches Projekt für<br />
Integrierte Umwelttechnik. Es ist ein<br />
Beratungsprojekt für Produktions- und<br />
Dienstleistungsunternehmen, um gezielt die<br />
Umwelt zu entlasten und gleichzeitig Kosten<br />
zu senken. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />
in <strong>Berlin</strong> fördert das Projekt mit<br />
bis zu 50 Prozent.<br />
Jetzt sollen die Mieterinnen und Mieter der<br />
Wohnheime <strong>des</strong> <strong><strong>Studentenwerk</strong>s</strong> <strong>Berlin</strong> unmittelbar<br />
von den Ergebnissen <strong>des</strong> Projekts,<br />
das Anfang Oktober 2004 gestartet ist,<br />
profitieren. ökoprofit® wird dabei als Werkzeug<br />
genutzt, um die Umweltschutzaktivitäten<br />
zur Energieeinsparung, zur Senkung<br />
<strong>des</strong> Wasserverbrauchs und zur Optimierung<br />
der Abfallentsorgung in das Managementsystem<br />
der Wohnheimverwaltung zu<br />
integrieren.<br />
Die Betriebskosten in den über 40 Studentenwohnheimen,<br />
die von den Mieterinnen und<br />
Mietern mit der Miete zu tragen sind, sollen<br />
damit den studentischen Geldbeuteln entsprechend<br />
günstig bleiben.<br />
Mit der erneuten Teilnahme an ökoprofit®<br />
will das <strong>Studentenwerk</strong> <strong>Berlin</strong> an gute<br />
Erfahrungen anknüpfen. Bereits 2002 hatte<br />
die Einrichtung unter Federführung der<br />
Umweltbeauftragten Dr. Viola Bethkenhagen<br />
für sechs Einzelstandorte (drei Mensen und<br />
drei Wohnheime) die Auszeichnung als<br />
ökoprofit®Betrieb erhalten.<br />
Relaunch der Websites <strong>des</strong><br />
<strong><strong>Studentenwerk</strong>s</strong> <strong>Berlin</strong><br />
Neue Technik, neues Design, neuer Server<br />
Am 25. Oktober 2004 sind die Internetseiten<br />
www.studentenwerk-berlin.de auf einen neuen,<br />
leistungsstärkeren Server umgezogen.<br />
Dabei wurden sie auf ein neues Content-<br />
Managementsystem und ein neues Design<br />
umgestellt. Bei Redaktionsschluss waren noch<br />
nicht alle „Kinderkrankheiten“ überwunden, die<br />
sich auch bei sorgfältigster Vorbereitung und<br />
Planung leider nicht vermeiden lassen. Ein Blick<br />
auf die neuen Seiten lohnt aber allemal.<br />
Wichtigste Neuerung (seit langem von vielen<br />
Nutzern gewünscht): Die Speisepläne der<br />
Mensen (und später auch der Cafeterien)<br />
werden jetzt als Tages- und als Wochenplan zur<br />
Verfügung stehen. Aktuelle Angebote in den<br />
Mensen und Cafeterien <strong>des</strong> <strong><strong>Studentenwerk</strong>s</strong><br />
können jetzt ganz kurzfristig im Netz abgerufen<br />
werden. Künftig soll es auch Mailinglisten<br />
und möglicherweise ein WAP-Portal für die<br />
Speisepläne geben.<br />
<strong>Studentenwerk</strong>/Kurzmeldungen 5
Bei der MoMA Schlange stehen<br />
Das werkblatt wirft einen Blick hinter die Kulissen der<br />
Arbeitsvermittlung Heinzelmännchen.<br />
6 Reportage/Heinzelmännchen<br />
Morgens halb neun, der Nieselregen kriecht auf rätselhafte<br />
Weise durch die Winterjacke. Eigentlich eine Tageszeit, zu<br />
der Studierende noch friedlich schlummernd im Bett liegen<br />
sollten.<br />
Doch bei den Heinzelmännchen in der Silberlaube gleich<br />
neben der Cafeteria brennt schon Licht und ein wundersames<br />
Ritual nimmt seinen Lauf. Zahlreiche Studentinnen und<br />
Studenten stehen vor den weißen Tresen der Arbeitsvermittlung<br />
und geben ihre Mitgliedskarten ab.<br />
Kurze Zeit später landen die Karten in einer großen Lostrommel<br />
und werden der Reihe nach gezogen. Wie bei einer<br />
Tombola geht es zu und die Gewinner erfahren sofort per<br />
Ausruf von ihrem Glück: „1. Platz Michael Meier, 2. Platz<br />
Frederike Müller, ...“, so schallt es durch den Flur. Was hat das<br />
alles mit Jobvermittlung zu tun, fragt sich der geneigte Leser<br />
jetzt, doch keine Bange, das Rätsel ist schnell gelöst.<br />
Boomtown <strong>Berlin</strong>?<br />
„Oft haben wir zu wenige Jobs für alle Bewerber im Angebot“,<br />
erklärt René Heydeck von den Heinzelmännchen. Um die<br />
Arbeit dann möglichst fair zu verteilen, wird gelost. Drei Mal<br />
täglich, um 9, 12 und 13 Uhr wiederholt sich dieses Ritual.<br />
Im Schnitt bemühen sich rund 60 Studierende um etwa 20<br />
angebotene Stellen.<br />
Dabei sind die Aufgaben vielfältig. Bau- und Umzugshelfer<br />
werden ebenso gesucht wie Statisten oder Nachhilfelehrer.<br />
Das Schwarze Brett im Eingangsbereich hält weitere<br />
Angebote bereit: Callcenter-Mitarbeiter, Büroaushilfen,<br />
Übersetzer, Datenbankexperten und Medikamententester.<br />
Die Heinzelmännchen teilen sich die Jobvermittlung übrigens<br />
freundschaftlich mit den Nachbarn vom Arbeitsamt.<br />
Alle kurzfristigen Angebote bis zu sieben Arbeitstagen vergibt<br />
die studentische Jobvermittlung, längerfristige Tätigkeiten<br />
das Arbeitsamt. Trotzdem finden viele Studenten durch die<br />
Heinzelmännchen einen festen Nebenjob, denn oft „testen“<br />
die Firmen erst einmal die Job suchenden Studenten und<br />
behalten sie bei Zufriedenheit langfristig. Trotz der derzeit<br />
nicht gerade rosigen Wirtschaftslage in <strong>Berlin</strong> können sich<br />
die Vermittlungszahlen sehen lassen. Im vergangenen Jahr<br />
wurden rund 25 000 Jobs vermittelt und abgerechnet, denn<br />
die Heinzelmännchen kümmern sich auch gleich um leidige<br />
Themen wie Steuern und Lohnabrechnung. Es können auch<br />
mehrere Jobs parallel auf der Lohnsteuerkarte abgerechnet<br />
werden.<br />
Natürlich muss so ein Service finanziert werden, mit<br />
3 Prozent vom Bruttolohn bleiben die Gebühren aber<br />
studentenfreundlich niedrig.
Skurrile Tätigkeiten<br />
„Die überwiegende Zahl der Jobs kommt aus dem gewerblichen<br />
Bereich“, berichtet René Heydeck. Ob Zimmermädchen,<br />
Nachtportier oder Renovierungshelfer, fast jeder Job wird<br />
umgehend besetzt. Auch der studentische Arbeitsmarkt<br />
unterliegt saisonalen Schwankungen, so werden im Frühjahr<br />
und Herbst mehr Jobs vermittelt als im Sommer.<br />
Natürlich gibt es bei der Vielzahl der Anfragen auch ungewöhnliche<br />
Offerten. Während der MoMA-Ausstellung ließ<br />
ein Reiseunternehmer regelmäßig 15-20 Studenten Schlange<br />
stehen, um seinen Wochenendgästen die zehnstündige<br />
Wartezeit zu ersparen. Kurz vorm Eingang wurden die<br />
Platzhalter dann gegen die Reisenden ausgetauscht. Ab<br />
und zu melden sich auch Filmproduktionen auf der Suche<br />
nach Statisten. Manchmal scheitern allerdings auch die 14<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Heinzelmännchen bei<br />
der Jobvermittlung. So suchte der Rundfunk <strong>Berlin</strong>-Brandenburg<br />
(RBB) für einen Bericht über künstliche Befruchtung<br />
einen Studenten, der den zeugungsunfähigen Ehemann<br />
mimen sollte. Trotz TV-Bonus fand sich kein Freiwilliger.<br />
Allerdings sei der Job auch nicht besonders gut bezahlt<br />
gewesen, meint René Heydeck und kann sich ein Grinsen<br />
nicht verkneifen.<br />
Der Durchschnittslohn liegt derzeit bei 8,50 Euro pro<br />
Stunde und ist seit 2001 leicht rückläufig. In <strong>Berlin</strong> werden<br />
traditionell eher geringe Stundensätze gezahlt, Studenten<br />
in Süddeutschland verdienen im Schnitt bis zu zwei Euro pro<br />
Stunde mehr. Auch in den einzelnen Branchen variiert der<br />
Arbeitslohn stark. Während im gastronomischen Bereich eher<br />
schlecht bezahlt wird, werden Nachhilfeunterricht oder Jobs<br />
im EDV-Bereich deutlich besser entlohnt.<br />
Gute Chancen für Experten<br />
Um mehr gut bezahlte Jobs an Land zu ziehen, bauen die<br />
Heinzelmännchen derzeit eine Fachvermittlung für besonders<br />
qualifizierte Studierende auf. Wer vor Beginn <strong>des</strong> Studiums<br />
bereits eine Ausbildung absolviert hat oder in bestimmten<br />
Bereichen über besondere Kenntnisse verfügt, kann sich hier<br />
registrieren lassen. Denn immer öfter suchen Firmen auch für<br />
sehr spezifische Aufgaben kurzfristig Personal.<br />
Egal ob Datenbankprogrammierung oder Krankenpflege,<br />
die Heinzelmännchen möchten nach Möglichkeit alle<br />
Jobangebote schnell besetzten können. Daneben versucht<br />
die Arbeitsvermittlung <strong>des</strong> <strong><strong>Studentenwerk</strong>s</strong> <strong>Berlin</strong> mit<br />
geschickter Pressearbeit in den Medien präsent zu sein. „Oft<br />
wird zu Semesterbeginn über uns berichtet“, erwähnt René<br />
Heydeck „und natürlich immer im Winter, wenn wir wieder<br />
unsere Weihnachtsmannaktion starten.“<br />
Auch dieses Jahr werden gemeinsam mit der TUSMA an der TU<br />
<strong>Berlin</strong> wieder rund 500 studentische Weihnachtsmänner und<br />
30 Weihnachtsengel auf die Bescherung vorbereitet.<br />
Außerdem schalten die Heinzelmännchen Anzeigen und<br />
versuchen durch schnellen Service Firmen langfristig an sich<br />
zu binden.<br />
Wie funktioniert die Jobvermittlung?<br />
Jeder <strong>Berlin</strong>er Studierende kann sich bei den Heinzelmännchen<br />
anmelden. Natürlich gilt es auch hier, etwas<br />
Papierkram zu beachten. Benötigt werden die „Große“<br />
Immatrikulationsbescheinigung, Pass oder Personalausweis,<br />
die Lohnsteuerkarte, der Sozialversicherungsnachweis, ein<br />
Krankenversicherungsnachweis (z.B. die Chipkarte) und eine<br />
Bankverbindung. Jetzt noch 5 Euro Anmeldegebühren gezückt<br />
und schon steht dem Geldverdienen nichts mehr im Wege.<br />
Wer sich erst einmal über die Jobs und das genaue<br />
Prozedere schlau machen möchte, wird im Internet unter<br />
www.heinzelmaennchen-berlin.de fündig. Dort gibt es auch<br />
eine Jobdatenbank.<br />
Kontakt:<br />
Heinzelmännchen<br />
Thielallee 38, 14195 <strong>Berlin</strong> (neben der FU Mensa II)<br />
Telefonzentrale und Auftragsannahme:<br />
Tel.: (030) 834 099 - 30/32 (Mo-Fr 8-18 Uhr)<br />
Fax: (030) 834 099 - 31<br />
heinzelmaennchen@studentenwerk-berlin.de<br />
www.studentenwerk-berlin.de/jobs<br />
Öffnungszeiten Neuanmeldung<br />
Mo-Fr 9-15 Uhr<br />
Öffnungszeiten Jobvermittlung<br />
Mo-Mi und Fr 9-16 Uhr<br />
Do 9-18 Uhr<br />
Verlosung täglich ab 8.30 Uhr<br />
Jobausrufe täglich jeweils 9, 12, 14.30 Uhr<br />
Öffnungszeiten Lohnsteuerbüro<br />
Mo-Fr 9-12 Uhr<br />
Do zusätzlich 15-17 Uhr<br />
Heinzelmännchen (Zweigstelle an der Mensa Nord)<br />
Reinhardtstr. 30, 10117 <strong>Berlin</strong><br />
Tel.: (030) 247 811 - 72<br />
Fax: (030) 247 811 -79<br />
Öffnungszeiten<br />
Di und Do 9-15 Uhr<br />
[Dirk M. Oberländer]<br />
Reportage/Heinzelmännchen 7
Die Heinzelmännchen<br />
wie alles begann<br />
Das Jahr 1949 war für die <strong>Berlin</strong>er Bevölkerung alles andere als leicht: Stromsperren,<br />
Lebensmittel- und Brennstoffmangel waren in der vom Krieg zerstörten und infolge der<br />
Blockade der Westsektoren nur über die Luftbrücke versorgten Stadt an der Tagesordnung.<br />
Das Jahr 1949 war für die <strong>Berlin</strong>er Bevölkerung<br />
alles andere als leicht: Stromsperren, Lebensmittel-<br />
und Brennstoffmangel waren in der<br />
vom Krieg zerstörten und infolge der Blockade<br />
der Westsektoren nur über die Luftbrücke<br />
versorgten Stadt an der Tagesordnung.<br />
Auch für die Studierenden war die Situation<br />
schwierig. Neben Problemen finanzieller Art<br />
waren sie mit eingeschränkten und teilweise<br />
sehr provisorischen Studienbedingungen<br />
– besonders an der gerade gegründeten Freien<br />
Universität in Dahlem – konfrontiert. An ein<br />
Stipendiensystem wie das heutige BAföG war<br />
noch nicht zu denken. Für viele war daher<br />
ein Nebenjob wichtige Voraussetzung für die<br />
Fortsetzung ihres Studiums.<br />
Eine gute Idee setzt sich durch<br />
Der Student Ulrich Heckert hatte von studentischen<br />
Kundendiensten in anderen Städten<br />
Deutschlands gehört.<br />
Am 26. März 1949 ließ er sich vom Bezirksamt<br />
Zehlendorf eine Gewerbekarte für die „Vermittlung<br />
von Aufträgen für Arbeiten aller Art ausschließlich<br />
an Studenten der Freien Universität“<br />
ausstellen. Am 1. April 1949 gründete<br />
er dann <strong>Berlin</strong>s ersten studentischen<br />
Vermittlungsdienst: die Heinzelmännchen.<br />
Ohne finanzielle und fachliche Unterstützung<br />
durch die Universität oder andere Einrichtungen<br />
verlief die erste Zeit <strong>des</strong> jungen Unternehmens<br />
noch recht provisorisch. Vormittags<br />
wurden die Aufträge „eingesammelt“. Das<br />
erste Heinzelmännchen lief dazu mit einem<br />
Auftragsbuch von Institut zu Institut, einige<br />
Aufträge wurden zusätzlich im Rektorat<br />
angenommen. Mittags wurden die Aufträge<br />
8 <strong>Studentenwerk</strong>/Heinzelgeschichte<br />
dann bei der Schul-Speisung in der Mensa-<br />
Baracke an interessierte Kommilitonen<br />
vergeben.<br />
Das <strong>Studentenwerk</strong> übernimmt<br />
die Kontrolle<br />
Im August 1951 verkaufte Ulrich Heckert die<br />
Arbeitsvermittlung an das <strong>Studentenwerk</strong><br />
der Freien Universität e.V., die schließlich<br />
die Erlaubnis einer nicht gewerbsmäßigen<br />
Vermittlung von Tätigkeiten bis zu sieben<br />
Tagen erhielt.<br />
Bereits Anfang der 1950er Jahre nahmen etwa<br />
20 Prozent der Studierenden an der Freien<br />
Universität die Vermittlungsangebote der<br />
Heinzelmännchen in Anspruch. Neben Haushalten<br />
und sonstigen privaten Auftraggebern<br />
bediente sich ein Stamm von etwa 1 000<br />
Firmen regelmäßig <strong>des</strong> studentischen<br />
Kundendienstes.<br />
Die Heinzelmännchen erreichten einen<br />
monatlichen Umsatz von ca. 25 000 DM. Die<br />
Höhe der Vergütung richtete sich nach der<br />
Art der Tätigkeit und schwankte stark: von<br />
1,50 DM für Teppich klopfen bis hin zu 5 DM<br />
für „Musikalische Ständchen bis zur Dauer<br />
von einer Stunde“. Für besonders begehrte<br />
Aufträge wie Servieren oder Garderoben- und<br />
Küchenhilfe in amerikanischen Clubs gab es<br />
jedoch nach wie vor nur 1 DM pro Stunde.<br />
Märchen vom studentischen<br />
Weihnachtsmann<br />
Mit den Heinzelmännchen entstand auch ein<br />
weiteres Dienstleistungsangebot, das seit dem<br />
Gründungsjahr existiert und bis heute sehr<br />
beliebt ist: die jährliche Weihnachtsmann-<br />
Aktion. Ungefähr ein Dutzend Weihnachtsmänner<br />
der ersten Stunde waren 1949 an<br />
einem schneematschigen Heiligen Abend im<br />
Auftrag der Heinzelmännchen unterwegs.<br />
Die Währungsreform von 1948 hatte deutliche<br />
Impulse in die Wirtschaft getragen. Die Auslagen<br />
der Geschäfte waren wieder gefüllt<br />
und lockten zum Kaufen und Schenken. Den<br />
Luxus eines studentischen Weihnachtsmannes<br />
konnten sich in<strong>des</strong> vorwiegend Familien in den<br />
„besseren“ Gegenden wie Zehlendorf,<br />
Charlottenburg oder Steglitz leisten oder<br />
auch die amerikanischen Offiziersfamilien in<br />
Dahlem – beliebt bei den Studenten, da die<br />
Bescherung dort erst am 25. Dezember stattfand.<br />
Die studentischen Weihnachtsmänner<br />
– und mittlerweile auch Weihnachtsengel –<br />
sind inzwischen ein fester Bestandteil der<br />
<strong>Berlin</strong>er Alltagskultur geworden.
<strong>Studentenwerk</strong><br />
Heute:<br />
Young Spirit<br />
Mit:<br />
Grit Srocke<br />
Alter:<br />
36 Jahre<br />
Im <strong>Studentenwerk</strong> tätig seit:<br />
1991<br />
Abteilung/Bereich:<br />
Finanzen<br />
Aufgabengebiet:<br />
Leiterin <strong>des</strong> Teams „Finanzwesen Kitas, Speisebetriebe,<br />
Personal, Sonderbau und Darlehen“<br />
Arbeitsort:<br />
Hardenbergstr. 34, 10623 <strong>Berlin</strong><br />
Ausbildung:<br />
Außenhandelskauffrau<br />
Wenn sie nicht arbeitet, dann:<br />
betätigt sie sich am liebsten sportlich, z.B. durch Anfeuern am Eishockeyfeld und kümmert sich um ihre Familie<br />
Was erwarten Sie von der Zukunft?<br />
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass sich das <strong>Studentenwerk</strong> weiter entwickelt, offen für Neues ist und seine Geschäftsfelder noch ausbauen kann.<br />
Im privaten Bereich setze ich auf Kontinuität, es soll alles so bleiben, wie es derzeit ist.<br />
Wie sehen Sie das <strong>Studentenwerk</strong> <strong>Berlin</strong> heute?<br />
... vor allem in Bewegung. Seit über einem Jahr passiert sehr viel hier im Unternehmen, wir befinden uns in einer Phase ständiger Veränderungen,<br />
die auch die Personalstruktur positiv beeinflusst hat.<br />
... und in Zukunft?<br />
Ich denke, dass wir durch die Veränderungen in den Leitungspositionen ein sehr frisches Unternehmen sind. Dieser „frische Wind“ wird auch leichter<br />
zu neuen Ideen führen, die wir sicher mit Spaß an der Arbeit umsetzen werden. Veränderung erfordert aber auch von jedem einzelnen Mitarbeiter<br />
ein ständiges Evaluieren der eigenen Arbeit.<br />
Welche Tätigkeiten umfasst Ihr Aufgabengebiet?<br />
Das Aufgabenfeld meines Teams ist sehr vielgestaltig, so sind wir für die Einnahmen aus den Bereichen Kitas, Speisebetriebe und der Zentralkasse<br />
zuständig. Für die drei Kindertagesstätten <strong>des</strong> <strong><strong>Studentenwerk</strong>s</strong> erheben wir die Beiträge der Eltern, schicken Mahnungen bei Zahlungsverzug,<br />
rechnen die Lebensmittel und die Kinderreisen ab. Dieser Bereich zeichnet sich auch dadurch aus, dass wir in engem Kontakt mit den Eltern stehen.<br />
Für die Speisebetriebe, also die Mensen und Cafeterien <strong>des</strong> <strong><strong>Studentenwerk</strong>s</strong>, erfassen wir die Tageserlöse. Neben den Bareinnahmen sind das auch<br />
die Einnahmen aus den GiroVend-Karten. Ausgangsrechnungen werden hier ebenfalls verbucht und bei Bedarf Zahlungsforderungen gestellt. Die<br />
Zentralkasse gibt zum einen Schecks für Zuschüsse aus, überweist die Sozialdarlehen und verbucht zum anderen die Rückzahlung der Sozial- und<br />
Überbrückungsdarlehen.<br />
Wie sollte/könnte Ihrer Meinung nach die Zukunft <strong>des</strong> <strong><strong>Studentenwerk</strong>s</strong> <strong>Berlin</strong> aussehen?<br />
Das <strong>Studentenwerk</strong> <strong>Berlin</strong> sollte auch künftig ein Unternehmen mit jungen und jung gebliebenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sein und<br />
bleiben. Die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen dabei den Veränderungen am Arbeitsplatz grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber.<br />
Veränderungen müssen so gestaltet sein, dass sie trotz allem ein effektives Arbeiten und die Umsetzung der entwickelten Ideen im Sinne der<br />
Studierenden ermöglichen.<br />
Welchen Aufgaben und Fragen muss sich Ihrer Meinung nach das <strong>Studentenwerk</strong> <strong>Berlin</strong> stellen?<br />
Wir müssen uns weiter verstärkt bewusst machen, dass wir für die Studierenden verschiedene Serviceleistungen bieten und Service ohne<br />
Kundenfreundlichkeit seine Wirkung verfehlt. Dies schließt auch Offenheit für Fragen und Wünsche seitens der Studierenden ein, die wir zurzeit z.B.<br />
in der neuen Ausstattung von Mensen und Wohnheimen berücksichtigen. Erforderlich sind auch ein ständiges Überdenken <strong>des</strong> eigenen Handelns<br />
und der eigenen Daseinsberechtigung sowie ein schnelles Reagieren auf mögliche Veränderungen.<br />
Der Splittung <strong>des</strong> <strong><strong>Studentenwerk</strong>s</strong> in einzelne, private Unternehmen stehe ich eher skeptisch gegenüber. Aus Sicht der Studierenden, denke ich, ist<br />
es günstiger, alle Serviceleistungen zentral „aus einer Hand“ zu erhalten. Für die Mitarbeiter gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen einzelnen<br />
Abteilungen in der bestehenden Form ebenfalls effektiver; der Zusammenhang sowie die Strukturen sind darüber hinaus bewusster.<br />
Ansätze für weitere Einsparungen sehe ich persönlich in der Zusammenarbeit mit dem Bereich Controlling. Durch die Kontrolle der<br />
Wirtschaftsplanung, also der geplanten und letztendlich getätigten Einnahmen und Ausgaben, ist eine stärkere Transparenz gegeben, wodurch sich<br />
die künftige Planung besser und effektiver gestalten lässt.<br />
Was mögen Sie an Ihrem Arbeitsplatz?<br />
Ich kann sagen, dass ich hier den für mich „perfekten“ Arbeitsplatz gefunden habe. Meine Arbeit ist sehr vielseitig und umfasst verschiedene für<br />
mich interessante Aufgabenfelder, darüber hinaus komme ich viel mit Leuten in Kontakt.<br />
[Interview: Dorit Beyersdorff]<br />
<strong>Studentenwerk</strong> intern/Steckbrief 9
Kurzmeldungen<br />
10 <strong>Studentenwerk</strong>/Kurzmeldungen<br />
Arbeit nach Maß: neuer Service für Arbeitgeber und Studierende<br />
Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist alles andere<br />
als einfach. Die Zahl der Arbeitssuchenden<br />
steigt und auch für Studierende wird es<br />
immer schwieriger, einen Job zu finden.<br />
Gleichzeitig werden für anspruchsvolle und<br />
besonders qualifizierte Tätigkeiten zuverlässige<br />
Arbeitskräfte gesucht. Die Palette reicht<br />
von speziell ausgebildeten Facharbeitern und<br />
geübten Kellnern über Nachhilfelehrer bis zu<br />
Programmierern. Hier ist die Nachfrage oft<br />
größer als das Angebot.<br />
Studierende verfügen oft über besondere<br />
Kenntnisse und Fähigkeiten, die für viele<br />
Arbeitgeber interessant sind.<br />
Mit dem Steueränderungsgesetz 2003<br />
musste auch der Abrechnungsmodus der<br />
Arbeitsvermittlung Heinzelmännchen geändert<br />
werden. Seit April 2004 wird die Lohnsteuer<br />
nun nicht mehr quartalsweise, sondern<br />
monatlich abgerechnet. Deshalb ist es auch<br />
nicht mehr möglich, Abrechnungsscheine<br />
monatsübergreifend auszufüllen, sondern<br />
Diese Marktlücke hat die Arbeitsvermittlung<br />
Heinzelmännchen <strong>des</strong> <strong><strong>Studentenwerk</strong>s</strong><br />
<strong>Berlin</strong> erkannt und mit dem Aufbau einer<br />
Fachvermittlung begonnen. Sie vermittelt<br />
aus ihren Pools, in denen bereits mehrere<br />
hundert Studierende nach Qualifikationen<br />
und bestimmten Fähigkeiten registriert sind,<br />
studentische Arbeitskräfte nach Maß.<br />
Interesse?<br />
<strong>Studentenwerk</strong> <strong>Berlin</strong><br />
Fachvermittlung Heinzelmännchen<br />
Tel.: (030) 834 099-30<br />
Fax: (030) 834 099-31<br />
fachvermittlung@studentenwerk-berlin.de<br />
www.heinzelmaennchen-berlin.de<br />
Neuer Abrechnungsmodus bei den Heinzelmännchen<br />
diese dürfen nur noch Arbeiten enthalten,<br />
die in einem Kalendermonat geleistet wurden.<br />
Zur Wahrung der steuerrechtlichen Verpflichtungen<br />
müssen die Abrechnungsscheine der<br />
Arbeitsvermittlung Heinzelmännchen<br />
spätestens bis zum fünften Werktag <strong>des</strong><br />
Folgemonats vorgelegt werden.<br />
Ausländische Studierende verlieren ein wichtiges Privileg<br />
Ausländische Studierende in <strong>Berlin</strong> und<br />
Brandenburg dürfen ab dem kommenden<br />
Jahr nur noch halb so viel jobben wie bislang,<br />
denn das neue Zuwanderungsgesetz, das vom<br />
Bun<strong>des</strong>tag im Sommer 2004 verabschiedet<br />
wurde, sieht für Studierende aus Nicht-EU-<br />
Ländern nur noch 90 volle oder 180 halbe<br />
Arbeitstage vor, die genehmigungsfrei in<br />
Anspruch genommen werden können.<br />
Bisher hat die Ausländerbehörde in <strong>Berlin</strong> den<br />
Studenten drei genehmigungsfreie Monate<br />
und drei Monate mit einer Arbeitsgenehmigung<br />
in den Pass gestempelt.<br />
Ready? Go study! 19. Plakatwettbewerb 2005 <strong>des</strong> DSW<br />
„Soll ich studieren oder nicht – und lohnt sich<br />
das überhaupt?“, „Mit welchem Fach habe ich<br />
später gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt?“,<br />
„Wie finanziere ich mein Studium?“, „Wo kann<br />
ich mich informieren?“<br />
Das sind Grundgedanken für die Motive zum<br />
19. Plakatwettbewerb, zu dem das Deutsche<br />
<strong>Studentenwerk</strong> (DSW) aufgerufen hat.<br />
Der Plakatwettbewerb <strong>des</strong> DSW wird seit 1987<br />
jährlich durchgeführt. Er will Studentinnen<br />
und Studenten der Fachrichtungen Grafik,<br />
Design, Visuelle Kommunikation und<br />
Kommunikations<strong>des</strong>ign anregen, hochschulspezifische<br />
Themen gestalterisch aufzuarbeiten<br />
und ihnen Gelegenheit bieten, über die<br />
plakativ zugespitzten Botschaften mit der<br />
Öffentlichkeit in- und außerhalb <strong>des</strong> Hoch-<br />
Mit der ab 2005 für alle Bun<strong>des</strong>länder<br />
einheitlich geltenden Regelung wird damit<br />
eine seit Jahrzehnten in <strong>Berlin</strong> bestehende<br />
Ausnahmeregelung, die auch in Brandenburg<br />
angewendet wurde, aufgehoben.<br />
Das Zuwanderungsgesetz bringt aber auch<br />
eine Verbesserung für ausländische<br />
Studierende. Es erleichtert ausdrücklich die<br />
studentischen Nebentätigkeiten an den Hochschulen,<br />
in der Forschung, in <strong>Studentenwerk</strong>en<br />
und bei den Studentenvertretungen. Sie sind<br />
künftig uneingeschränkt ohne behördliche<br />
Erlaubnis möglich.<br />
schulbereichs zu kommunizieren.<br />
Eine Jury, die sich mehrheitlich aus Designern<br />
zusammensetzt, entscheidet über die Vergabe<br />
der Preise in Höhe von insgesamt 5 600 Euro.<br />
Außerdem werden aus der Reihe der<br />
prämierten Plakate Motive in größerer Auflage<br />
nachgedruckt und für die Öffentlichkeitsarbeit<br />
verwendet. Im Anschluss an die Preisverleihung<br />
geht eine Ausstellung mit einer Auswahl von 30<br />
Plakaten bun<strong>des</strong>weit auf Tour.<br />
Weitere Informationen und die vollständigen<br />
Ausschreibungsunterlagen finden Sie unter:<br />
http://www.studentenwerke.de/main/<br />
default.asp?id=05102<br />
Anmel<strong>des</strong>chluss ist der 1. Dezember 2004.
Probebescherung inklusive<br />
oder wie man Weihnachtsmann wird<br />
„Die besinnlichen Tage zwischen Weihnachten und Neujahr haben schon manchen<br />
um die Besinnung gebracht.“ (Joachim Ringelnatz)<br />
Damit es soweit gar nicht erst kommt, starten<br />
die studentischen Arbeitsvermittlungen<br />
Heinzelmännchen und TUSMA auch dieses Jahr<br />
wieder ihre Weihnachtsmannaktion. Rund<br />
500 Weihnachtsmänner und 30 Weihnachtsengel<br />
schwärmen in <strong>Berlin</strong> und Umgebung<br />
aus, um gestressten Familien eine<br />
gescheite Bescherung zu bieten.<br />
Pädagogisches Geschick sollte schon vorhanden<br />
sein und Kenntnisse <strong>des</strong> einen oder<br />
anderen Weihnachtslie<strong>des</strong> machen sich durchaus<br />
vorteilhaft bemerkbar.<br />
Auch stressfest sollten die Kandidaten sein,<br />
denn am 24. Dezember besucht der Durchschnittsweihnachtsmann<br />
rund elf mehr oder<br />
weniger glückliche Familien. Der Teufel steckt<br />
dabei im Detail: Sollen die Kinder gelobt<br />
werden?<br />
Ist etwas Tadel angebracht und wo haben die<br />
lieben Eltern die Geschenke deponiert? All das<br />
klärt der moderne Weihnachtsmann vorab<br />
per Telefon. Doch keine Angst, die Rute wurde<br />
schon vor geraumer Zeit eingemottet. Auch<br />
auf die Gefahren <strong>des</strong> Alltags muss geachtet<br />
werden. Was, wenn die lieben Kleinen zu<br />
heftig am geklebten Bart reißen oder dem<br />
himmlischen Boten keinen rechten Respekt<br />
erweisen wollen?<br />
Alles Fragen, die Neulingen Schweiß auf die<br />
Stirn zaubern. Doch gute Vorbreitung ist<br />
garantiert, schließlich gibt es jährlich die große<br />
Vollversammlung der Weihnachtsmänner und<br />
Engel.<br />
Hier müssen die Neuen mit einer Probebescherung<br />
vor ihren abgebrühten Kollegen<br />
bestehen. Auch das Kostüm wird kritisch<br />
beäugt, so soll der weihnachtliche Qualitätsanspruch<br />
gewahrt werden. Viele Studierende<br />
bleiben dem Job jahrelang treu und einige<br />
brauchen sich inzwischen auch keinen falschen<br />
Bart mehr anzupappen. Meist steht der Spaß<br />
an glücklichen Kinderaugen im Vordergrund,<br />
aber auch die 28 pro Auftritt sind ein starkes<br />
Argument und zum Fest geizt ja fast niemand<br />
mit Trinkgeld.<br />
Vor flüssiger Wegzehrung sollte sich Knecht<br />
Ruprecht allerdings eher hüten, denn sonst<br />
klingen die Lieder spätestens bei der achten<br />
Bescherung leicht nuschelnd. Übrigens ist der<br />
außergewöhnliche Job nicht nur auf den<br />
24. Dezember beschränkt, denn auch Firmen<br />
wissen Besuch <strong>des</strong> himmlischen Personals zu<br />
schätzen und welcher Angestellte wollte auf<br />
der „netten“ Betriebsfeier nicht Besserung<br />
geloben, wenn der bärtige Herr ihn augenzwinkernd<br />
auf die Verfehlungen der letzten<br />
Zeit hinweist?<br />
Natürlich nutzen Heinzelmännchen und<br />
TUSMA die lustige Weihnachtsmannaktion<br />
auch, um in die Tagespresse zu kommen und<br />
so auf die Notwendigkeit von Nebenjobs für<br />
die Studierenden hinzuweisen.<br />
Treffen unter Kollegen Sonderbare Sonderwünsche<br />
Ab und zu stehen zum Fest der Liebe auch<br />
besondere Wünsche auf dem Wunschzettel<br />
der Auftraggeber. Da soll dann dem Nachwuchs<br />
doch bitte gleich schonend beigebracht<br />
werden, dass der Weihnachtsmann im<br />
nächsten Jahr nicht mehr kommen werde oder<br />
die liebe Verwandtschaft bittet – Videokamera<br />
bestückt – darum, die Bescherung doch bitte<br />
zu wiederholen – der technischen Probleme<br />
wegen.<br />
Einige Zeitgenossen, munkelt man, würden<br />
den Weihnachtsengel auch gerne mal<br />
etwas verwöhnen, doch dieses Anliegen ist<br />
ebenso zum Scheitern verdammt wie der<br />
Versuch einer allein erziehender Mutter, den<br />
netten, rüstigen, „alten“ Herrn doch zum<br />
nächtlichen Verweilen unter dem Christbaum<br />
zu bewegen. Ansonsten gibt man sich<br />
natürlich servicefreundlich und geht auf die<br />
(liebenswerten) Marotten der Kundschaft<br />
gerne ein.<br />
Noch weihnachtliche Helfer gesucht<br />
Wer sich davon nicht abschrecken lässt, Talent<br />
im Umgang mit kleinen Menschen und ihren<br />
Eltern hat und improvisieren kann, sollte sich<br />
noch schleunigst als Weihnachtsmann oder<br />
Weihnachtsengel bei den Heinzelmännchen<br />
telefonisch unter 832 40 - 18 bewerben.<br />
Wer jetzt vielleicht umgekehrt auf die Idee<br />
gekommen ist, den eigenen Nachwuchs oder<br />
befreundete „Blagen“ mit einer studentischen<br />
Bescherung zu überraschen, kann sich<br />
vertrauensvoll an das Weihnachtsmann-Büro<br />
wenden:<br />
Tel.: (030) 832 40 - 17<br />
weihnachtsmann@studentenwerk-berlin.de<br />
www.studentenwerk-berlin.de/jobs/<br />
weihnachtsmann/index.html<br />
Das werkblatt wünscht allen Leserinnen<br />
und Lesern ein gelungenes Fest und schöne<br />
Geschenke!<br />
[Dirk M. Oberländer]<br />
Information/Weihnachtsmann 11
Jetzt werden wir ihm nicht mehr entkommen,<br />
dem Winter. Die Abende sind kalt und trüb<br />
und beim einen oder anderen Zeitgenossen<br />
macht sich Nachdenklichkeit breit. Zeit, wieder<br />
mehr daheim in der Küche über den Sinn <strong>des</strong><br />
Lebens zu sinnieren und gute Musik zu hören.<br />
Mit seinem sechsten Album „Bosa Nova“<br />
entführt der Musiker Michel van Dyke, 43,<br />
den Hörer in eine nachdenkliche Welt<br />
voller Reisen, Abschied nehmen und Liebeserklärungen<br />
mit offenem Ausgang. Cool-Jazz<br />
trifft auf minimalistisch eingesetzte<br />
Percussions, über alles spannt sich ein Hauch<br />
Melancholie.<br />
Während Michel van Dyke als Solokünstler<br />
vielleicht nur Eingeweihten ein Begriff ist,<br />
kennen wir ihn doch als Songwriter. So<br />
steuerte er Teile der Filmmusik zu „Anatomie“<br />
und „Crazy“ bei und lieferte der Teenie-Band<br />
„Echt“ ihren (fast) einzigen Hit „Du trägst<br />
keine Liebe in dir“, der sogar einen Echo<br />
gewann. Wer Michel van Dyke live erleben<br />
möchte, sollte seine Tournee im Januar nicht<br />
verpassen.<br />
Kann man gute Songs nur über traurige<br />
Themen schreiben?<br />
Bisher war es bei mir so. Ich habe aber in letzter<br />
Zeit ein paar Texte geschrieben, die zumin<strong>des</strong>t<br />
neutral anmuten. Vielleicht ist das allerdings<br />
nur für meine Verhältnisse neutral und andere<br />
Leute empfinden es dann doch als traurig.<br />
Ich glaube auch, dass es sehr mit der Musik<br />
zusammenhängt. Würde man die Texte ohne<br />
Musik lesen, wären sie fröhlicher.<br />
12 Kultur/Interview van Dyk<br />
Du hast Deine Platten bislang überwiegend in<br />
Englisch aufgenommen, warum?<br />
Erst habe ich gedacht, Deutsch ist nichts für<br />
mich, denn das ist keine gute Sprache für Rock-<br />
oder Popmusik. Mittlerweile habe ich festgestellt,<br />
dass Deutsch sich genauso eignet. Es<br />
kommt letztendlich nicht auf die Sprache an,<br />
sondern ob man ein Gefühl für Klänge hat.<br />
Ich gucke einfach, ob das klingt. Dadurch, dass<br />
ich schon so lange in Deutschland lebe, kann<br />
ich mich inhaltlich in Deutsch sehr viel präziser<br />
ausdrücken als in Englisch. Es ist eine große<br />
Herausforderung für mich und macht mir auch<br />
sehr viel mehr Spaß auf Deutsch zu schreiben.<br />
Wer sind deine musikalischen Vorbilder?<br />
Ich bin fasziniert von Marvin Gaye und John<br />
Lennon, weil beide etwas sehr Persönliches in<br />
ihre Musik gebracht haben. Hinter ihrer<br />
Stimme vermute ich auch den Menschen.<br />
Vielleicht liegt es daran, dass ich sie so großartig<br />
finde. Ich finde auch, dass sie großartige<br />
Sänger sind. Ich bin mit den Beatles aufgewachsen<br />
und habe über sie alle Beatbands der<br />
1960er kennen gelernt. Ich neige dazu, immer<br />
wieder in diese Zeitperiode zurückzugehen.<br />
Weil ich das Gefühl habe, dass, wenn ich<br />
etwas Neues entdecken will und heute in ein<br />
Plattengeschäft gehe und mir Musik anhöre,<br />
zuviel Einheitsbrei dabei ist.<br />
Das Neue entdecke ich eher in dieser älteren<br />
Musik, in den 1960er-Jahren. Ich staune immer<br />
über diese Vielfalt. Ich staune über die Musik,<br />
die damals gemacht wurde und wie sie<br />
aufgenommen wurde. Ich bin an Strömungen<br />
interessiert.<br />
Wie stehst du zu den Vorschlägen, eine<br />
verbildliche Quote für deutschsprachige Musik<br />
im Radio einzuführen?<br />
Ich habe mir da viele Gedanken darüber<br />
gemacht. Erst einmal muss ich feststellen,<br />
dass Musik im Radio in Deutschland ziemlich<br />
schlecht ist. Aus rein wirtschaftlichen Interessen<br />
wäre es gut, die Quote zu haben.<br />
Ich glaube aber, dass sich dadurch auch nicht<br />
so viel ändern würde. Mir geht es darum, dass<br />
im Radio gute Musik gespielt wird und dazu<br />
wird die Quote auf keinen Fall führen.<br />
Es werden immer nur die Leute gespielt, die in<br />
den Charts sind.<br />
Du bist selbst als Support bei Größen wie<br />
„Oasis“ aufgetreten. Wen wür<strong>des</strong>t du dir als<br />
Vorband wünschen?<br />
Ich würde gerne „Who are“ nehmen. Ich weiß<br />
gar nicht, ob die noch existieren. Das ist eine<br />
sehr, sehr lustige Band. Oder vielleicht auch<br />
Bernd Begemann. Ich finde, es sollte ein<br />
bisschen ein Kontrastprogramm zu meiner<br />
Show sein.<br />
Warum spielen eigentlich alle immer mit<br />
Begemann?<br />
Erstens spielt Bernd ja fast jeden Tag im Jahr<br />
und dann ist er schon länger dabei, irgendwann<br />
kennt einen dann halt jeder.<br />
Ist es derzeit schwer, als Nicht-Chart-Künstler<br />
ein Album zu produzieren?<br />
Ja, es ist schwierig, weil kein Geld da ist. Ich<br />
habe einen ziemlich hohen Anspruch, wie ich<br />
es aufnehme. Ich möchte nur echte Streicher<br />
benutzen und das ist nicht einfach.<br />
Da muss man dann Kompromisse eingehen.
Auch das Vermarkten ist schwer, weil es ja<br />
keine Foren gibt, das Radio ist ja so was von<br />
normiert. Aber ich will jetzt nicht zu negativ<br />
sein. Ich glaube fest daran, dass gute Musik<br />
sich sowieso durchsetzen wird. Mal hat man<br />
Glück und mal weniger.<br />
Gibt es Bands, die qualitätsmäßig einfach<br />
verboten werden sollten?<br />
Das ist eine schwierige Frage. Ich will nicht verneinen,<br />
dass ich da manchmal Aggressionen<br />
habe. Letztendlich nutzt das aber nichts, weil<br />
jede Musik irgendwo eine Berechtigung haben<br />
wird.<br />
Sogar Musik, die ich absolut nicht mag, wo ich<br />
denke, das ist alles so künstlich. Früher gab<br />
es eben auch schon die „Monkeys“. Wenn ich<br />
heute „Star Search“ sehe, denke ich mir, was<br />
soll’s? So etwas wird es immer geben. So lange<br />
es auch noch gute Musik gibt, ist es ok.<br />
Diskographie:<br />
Bosa Nova, 2004 (Sony Music)<br />
Große Illusion 2001 (Polydor/Universal)<br />
Kozmetica, 1996 (RCA/BMG)<br />
Reincarnated, 1993 (EMI)<br />
One Life, 1991 (Chrysalis/EMI)<br />
Michel van Dyke, 1989 (Chrysalis/EMI)<br />
Website:<br />
www.michelvandyke.com<br />
[Interview: Dirk M. Oberländer]<br />
Die triste Jahreszeit fordert von uns<br />
allen Tribut. Keine lauen Sommernächte<br />
mehr im Mauerpark und an<br />
sich freundliche WG-Mitbewohner<br />
mutieren im Winter plötzlich zu<br />
nervenden Couch-Potatoes.<br />
Da heißt es Abhilfe schaffen und sich<br />
in warmen Ausstellungsräumen an<br />
Kultur das Herz erwärmen. Hier<br />
einige Tipps, wo man nasskalte Tage<br />
bequem überleben kann.<br />
Bauhaus-Archiv <strong>Berlin</strong><br />
Was gibt es besseres, als seinen eigenen<br />
Geburtstag zu feiern? Das haben sich auch<br />
die Leiter <strong>des</strong> Bauhaus Archivs <strong>Berlin</strong> gedacht<br />
und feiern flugs das 25-jährige Jubiläum ihres<br />
von Walter Gropius entworfenen Gebäu<strong>des</strong>.<br />
Das Besondere daran: Es werden berühmte<br />
Geburtstagsgeschenke ausgestellt, die sich die<br />
Bauhaus-Mitglieder gegenseitig schenkten. So<br />
erzählen die Gemälde, Zeichnungen, Collagen,<br />
Fotografien, Druckgrafiken und Dokumente,<br />
Geschichten über das Verhältnis der Künstler<br />
untereinander und dokumentieren gleichzeitig<br />
ein Stück Designgeschichte.<br />
Die meisten Objekte von Künstlern wie Josef<br />
Albers, Herbert Bayer, Marianne Brandt, Lyonel<br />
Feininger, Max Ernst, Wassily Kandinsky, Paul<br />
Klee u.a. wurden bisher noch nicht in der<br />
Öffentlichkeit gezeigt. Die Ausstellung „Happy<br />
Birthday! Bauhaus-Geschenke“ ist noch bis<br />
zum 9. Januar 2005 zu sehen.<br />
Bauhaus-Archiv <strong>Berlin</strong><br />
Klingelhöferstraße 14<br />
Öffnungszeiten: Di Ruhetag,<br />
sonst täglich 10-17 Uhr<br />
www.bauhaus.de<br />
<strong>Berlin</strong>ische Galerie<br />
Ungewöhnliche Ideen liefern oft erstaunliche<br />
Ergebnisse. Die Münchner Straßenzeitung<br />
„Biss“ (Bürger in sozialen Schwierigkeiten) bat<br />
anlässlich ihres 10-jährigen Jubiläums international<br />
bekannte Fotografen, sich mit dem<br />
Thema Obdachlosigkeit zu beschäftigen.<br />
Die eindrucksvollen Ergebnisse dokumentieren<br />
den harten Alltag <strong>des</strong> Lebens auf der Straße,<br />
ohne die Betroffenen voyeuristisch vorzuführen.<br />
Die Ausstellung „Architektur der Obdachlosigkeit“<br />
mit Aufnahmen von Wolfgang Bellwinkel,<br />
Boris Mikhailov, Ulrike Myrzik/Manfred Jarisch,<br />
Dayanita Singh, Wolfgang Tillmans und John<br />
Vink ist noch bis zum 2. Januar 2005 in <strong>Berlin</strong><br />
zu sehen. Besonders empfehlenswert ist auch<br />
der Ausstellungskatalog.<br />
<strong>Berlin</strong>ische Galerie<br />
Lan<strong>des</strong>museum für Kunst, Fotografie und<br />
Architektur<br />
Alte Jakobstraße 124-128<br />
Öffnungszeiten: Mo-Sa 12-20 Uhr,<br />
So 10-18 Uhr<br />
www.berlinischegalerie.de<br />
Kunstgewerbemuseum<br />
Im Alltag nerven sie oft, die schlecht<br />
gemachten Botschaften der Werbeindustrie.<br />
Für Qualitätsverbesserung setzt sich seit 40<br />
Jahren der Art Directors Club für Deutschland<br />
(ADC) ein, der alljährlich besonders gelungene<br />
Werbung mit Nägeln in Gold, Silber und<br />
Bronze prämiert. Das Kunstgewerbemuseum<br />
lädt nun zu einem Streifzug durch eben jene<br />
vier Jahrzehnte (west-)deutscher Reklamegeschichte<br />
ein. Noch bis zum 9. Januar 2005<br />
gibt es ein Wiedersehen mit guten Bekannten<br />
wie der lila (Milka-)Kuh und mit (zu unrecht)<br />
vergessenen Kampagnen. Begleitet wird die<br />
Ausstellung „IDEEN – Werbung, Fotografie,<br />
Editorial und Design: Das Beste aus 40 Jahren<br />
„Art Directors Club“ von einem liebevoll<br />
gestalteten Katalog, der sich auch gut als<br />
Weihnachtspräsent macht.<br />
Kunstgewerbemuseum<br />
Kulturforum Potsdamer Platz<br />
Öffnungszeiten: Mo Ruhetag,<br />
Di-Fr 10-18 Uhr, Sa und So 11-18 Uhr<br />
www.smb.spk-berlin.de/kgm<br />
[Dirk M. Oberländer]<br />
Kultur/Kultur-Tipps 13
Was wir schon immer über nervige<br />
Studentenjobs wissen wollten<br />
Wer kennt sie nicht, die chronische Finanznot? Wenn der Dispo mal wieder vollkommen am Limit ist und auch<br />
die gute alte Großmutter sich nicht mehr zu einer großzügigen monetären Spende aufraffen möchte, gilt es, die<br />
unangenehme Seite <strong>des</strong> Kapitalismus kennen zu lernen und arbeiten zu gehen.<br />
Doch keine Angst, du bist nicht allein! Statistisch gesehen jobben rund 60 Prozent deiner Kommilitonen ebenfalls.<br />
Allerdings solltest du tunlichst vermeiden, einer der folgenden Tätigkeiten nachzugehen, die sowieso zu nichts<br />
führen.<br />
Grillwalker<br />
Sind die netten Damen und Herren, die aussehen,<br />
als kämen sie frisch von der Mondlandung.<br />
Alles an Bord: fetter Rucksack mit<br />
Grill, Wurstvorrat und Senfdepot.<br />
Hier heißt es, Kondition bewahren und „locker“<br />
die Kilos auf den Rücken stemmen. Wegen <strong>des</strong><br />
Wurstbuketts gilt es, genau auf die Windrichtung<br />
zu achten.<br />
Das Niesen sollte man sich auch in der kalten<br />
Jahreszeit verkneifen, da steht die werte<br />
Kundschaft nicht so drauf. Wenn die Füße einschlafen<br />
und der Rücken drückt, gilt dennoch:<br />
Immer servicefreundlich bleiben und das<br />
typische „Airliner-Lächeln“ nicht vergessen.<br />
Tipp: Ein Job für Menschen, die sowieso<br />
Vegetarier werden wollten.<br />
Porno-SMS-Schreiber<br />
„Oh, ja geil!“ Unzensierte Lettern rattern<br />
über den Bildschirm. Manfred hat’s gern<br />
ein bisschen härter, besonders von blonden<br />
Frauen.<br />
Holger ist keine Frau, noch nicht einmal blond<br />
aber er ist flexibel. Er sitzt mit einigen anderen<br />
Porno-SMSern in einem Großraumbüro und<br />
erfüllt buchstäblich Sehnsüchte. Wer schnell<br />
tippt und gleichzeitig ziemlich lang einen<br />
Kunden bei der „Stange“ hält, kann sich einen<br />
passablen Stundenlohn erarbeiten.<br />
So schlüpft Holger gern mal in die Rolle der<br />
ledernen Herrin, indem er unter ständigen<br />
pervers-rhetorischen Peitschenhieben Manfred<br />
malträtiert und ihm, ohne das dieser es merkt,<br />
89 Cent pro Minute aus der Tasche zieht.<br />
Wie befriedigend das für Manfred und Holger<br />
ist, können nur die beiden sagen.<br />
14 Information/nervige Jobs<br />
Feldarbeit<br />
Besonders von AgrarwissenschaftlerInnen<br />
und Archäologiestudis favorisiert sind die<br />
sommerlichen Grabungsarbeiten auf den<br />
Erntefeldern Brandenburgs.<br />
Ob Spargelstechen oder Kartoffelbuddeln<br />
– die Saisonarbeit der 1950er erfreut sich<br />
im Angesicht von Hartz IV und 1-Euro-Jobs<br />
einer gewissen Retro-Beliebtheit. Für manche<br />
gibt die Nachkriegsromantik mit dem Hauch<br />
solidarischer LPG-Gemeinschaftlichkeit den<br />
Ausschlag, diese Arbeit zu verrichten, für<br />
andere das Meditative einer vermeintlichen<br />
buddhistischen Enthaltsamkeit. Aber auch<br />
die Arbeitgeber lassen sich nicht lumpen<br />
und adressieren einfallsreich ersponnene<br />
Legenden, z.B. von einer 1956 gefundenen<br />
28kg-Kartoffel, an die Abenteuerlichen unter<br />
den Studenten.<br />
Ob Legende oder Phantasie – es ändert alles<br />
nichts daran, dass der individuelle Rücken sein<br />
existentielles Interesse an einem solchen Job<br />
schmerzlich vermissen wird.<br />
Call-Center-Agent<br />
Besonders unter einfallslosen Studenten beliebt<br />
ist das Call-Center. Egal, ob für ein Meinungsforschungsinstitut<br />
oder einen Mobilfonanbieter,<br />
die Arbeit ist immer dieselbe und<br />
immer monoton. Nach einer Stunde im Großraumbüro<br />
mit 400 PCs ist für die meisten nicht<br />
mehr unterscheidbar, ob das Summen im Kopf<br />
vom Server kommt oder vom permanenten<br />
Abarbeiten <strong>des</strong> Fragebogens zusammen mit<br />
begriffsstutzigen Rentnern. Wer den Job länger<br />
als sechs Monate durchhält, zählt bereits zum<br />
Inventar und wird zum Supervisor befördert.<br />
In dieser Tätigkeit wird man von allen gehasst,<br />
denn die Aufgabe <strong>des</strong> Supervisors ist es, die<br />
anderen mittels versteckter Lauschangriffe<br />
zu kontrollieren und unter Umständen zu<br />
sanktionieren.<br />
Man kann sich das dann so vorstellen wie die<br />
bekannte Bun<strong>des</strong>wehrgeschichte vom ewigen<br />
Klassendepp, der als Obergefreiter mit kindlicher<br />
Genugtuung seine Untergebenen in<br />
den Matsch zwingt. Mögen devote Manfreds<br />
noch den einen oder anderen befriedigenden<br />
Nebeneffekt erhaschen können, endet für die<br />
meisten der Arbeitsausflug ins Call-Center<br />
bereits nach wenigen Monaten.<br />
Verlosungsaktion<br />
[Dirk M. Oberländer/Kay Möpert]<br />
Gut organisiert: Das werkblatt verlost 10<br />
HÄFFT-Timer für Studierende.<br />
Wieder einmal die Frist zur Rückmeldung fast<br />
verschlafen? Keinen Überblick mehr über noch<br />
anstehende Seminararbeiten? Hilfe, mein<br />
Geld reicht wieder nicht bis zum Monatsende.<br />
Bei diesen und weiteren Fragen hilft der neue<br />
HÄFFT-Timer. Auf rund 250 Seiten bietet der<br />
Kalender praktische Überlebenshilfen wie<br />
Projektübersichten, Geburtstagskalender<br />
oder Verleihlisten, die auch den größten<br />
Oberchaoten zum organisierten Zeitgenossen<br />
werden lassen. Im redaktionellen Teil erfährt<br />
man alles zum Überleben im Uni-Dschungel.<br />
Der praktische Begleiter im A5-Format mit<br />
robustem Flexo-Cover schafft Ordnung<br />
bis Dezember 2005, kostet 8,90 und ist<br />
bei Karstadt und McPaper erhältlich. Das<br />
werkblatt verlost 10 der praktischen Helfer.<br />
Einfach eine Email an redaktion@werkblatt.de<br />
senden und uns verraten, warum<br />
ausgerechnet du einen HÄFFT-Timer brauchst.<br />
Viel Glück!
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Wir hoffen Ihnen und Ihren Kindern<br />
sowie der ganzen Familie auch in<br />
den nächsten 25 Jahren viel Freude<br />
und Spass bereiten zu können!<br />
Vor allem möchten wir auch einen<br />
Beitrag zu Ihrer Gesundheit leisten.<br />
Ihr MY-HAPPYLAND Team<br />
www.my-happyland.de