Werkblatt - Studentenwerk Berlin
Werkblatt - Studentenwerk Berlin
Werkblatt - Studentenwerk Berlin
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werkblatt Monatszeitschrift des <strong>Studentenwerk</strong>s <strong>Berlin</strong><br />
02 Gratismagazin<br />
Juli 2003<br />
1. Jahrgang
Editorial<br />
Sommerzeit – Reisezeit !?!<br />
Der Sommer reizt viele Menschen, an weißen Stränden, in fremden<br />
Städten oder in unbekannten Gebirgen Erholung und Entspannung zu<br />
finden, neue Erfahrungen und damit Kräfte für kommende Aufgaben zu<br />
sammeln.<br />
Was gibt es Schöneres, als es sich in unbekannten Gefilden gut gehen zu<br />
lassen und „die Seele baumeln zu lassen“ ?<br />
Aber immer mehr Studierende haben inzwischen Reisepläne ganz anderer<br />
Art: Die Sommermonate sind Höhepunkt anderer Reisevorbereitungen<br />
– der Reise zum Studium in ein anderes Land.<br />
Nicht nur deutsche Studierende entschließen sich, ihre Studien im Ausland<br />
fortzusetzen bzw. zu ergänzen; die Zahl der ausländischen Studierenden,<br />
deren Reiseziel und damit Studienziel <strong>Berlin</strong> ist, steigt ständig.<br />
Unser werkblatt 02 berichtet über diese Studierenden, über ihre<br />
Erlebnisse, ihre Eindrücke, über ihren Alltag im anderen Land.<br />
In dieser Ausgabe wollen wir auch über die Angebote des <strong>Studentenwerk</strong>s<br />
<strong>Berlin</strong> berichten, ausländischen Studierenden das Leben in einer<br />
ungewohnten und unbekannten Umgebung einfacher zu gestalten.<br />
An dieser Stelle möchte ich besonders auf die Arbeitsvermittlung<br />
„Heinzelmännchen“ des <strong>Studentenwerk</strong>s <strong>Berlin</strong> hinweisen: Hier werden<br />
vielen ausländischen Studierenden Jobs angeboten, die ihnen helfen, ihr<br />
Studium in <strong>Berlin</strong> zu finanzieren.<br />
Diese studentischen Beschäftigten sind in vielen Unternehmen gefragt:<br />
Rasche Einarbeitung in unterschiedliche Aufgabengebiete ist das tägliche<br />
Brot des Studiums, die Studierenden sind deswegen in der Lage, neue<br />
Aufgaben schnell und flexibel zu bearbeiten.<br />
Durch die Beschäftigung von studentischem Personal können <strong>Berlin</strong>er<br />
Unternehmen mit dazu beitragen, den Universitätsstandort <strong>Berlin</strong> trotz<br />
hoher Lebenshaltungskosten für motivierten Wissenschaftsnachwuchs<br />
attraktiv zu halten.<br />
Die „Heinzelmännchen“ vermitteln Jobs an Studierende, beraten<br />
Arbeitgeber und übernehmen für Arbeitgeber wie für Studierende<br />
Dienstleistungen, die bis zur Berechnung der Steuern reichen und<br />
somit die Beschäftigung von Studierenden auch für Privatpersonen und<br />
Kleinstbetriebe interessant machen.<br />
In wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist das Angebot an Jobs leider<br />
nicht ausreichend – meine „Eigenwerbung“ will auf die Potenziale der<br />
„Heinzelmännchen“ hinweisen und soll dazu beitragen, die Zahl der zu<br />
vermittelnden Jobs im Interesse der Studierenden zu erhöhen .<br />
Petra Mai-Hartung<br />
Geschäftsführerin<br />
<strong>Studentenwerk</strong> <strong>Berlin</strong><br />
Impressum<br />
Inhalt<br />
Seite1 - Cover<br />
Seite 2 -<br />
Seite 3 -<br />
Seite 4 -<br />
Seite 5 -<br />
Seite 6<br />
Seite 7<br />
-<br />
Seite 8 -<br />
Seite 9 -<br />
Seite 10 -<br />
Seite 11<br />
Seite 12 -<br />
Seite 13 -<br />
Seite 14 -<br />
Seite 15 -<br />
Seite 16 -<br />
Produktinformation<br />
Editorial/Pinwand<br />
Information/Kurznachrichten<br />
Information/Psychoberatung<br />
Reportage/Studieren im Ausland<br />
Studienwahl/Soundtrack<br />
Information/Ausländische Studierende<br />
Musik/Spillsburry vs. Virgina Jetzt!<br />
Rezension/Buch/Konsole<br />
Kultur/Streetart<br />
Information/Zukunft/Verlosung<br />
Produktinformation<br />
Produktinformation<br />
Küchenfrauen als Models<br />
Zum Tag der offenen Tür an der FHTW am 18.<br />
Juli 2003 präsentierten die Mitarbeiterinnen<br />
der Cafeteria eine neue Berufsbekleidung „ein-<br />
Tracht“, die von Studierenden um Daniel D. Kroh<br />
mit Unterstützung des <strong>Studentenwerk</strong>s <strong>Berlin</strong><br />
entworfen wurde. Der Beifall der Gäste war<br />
wohlverdient.<br />
Herausgeber, V.i.S.d.P.: <strong>Studentenwerk</strong> <strong>Berlin</strong>, Seiten 2-5, Verlag Junges <strong>Berlin</strong>, Jason Krüger, Seiten 6-16 Redaktion: Aida Kadrispahic, Dirk M. Oberländer,<br />
Jürgen Morgenstern, Lukas C. Fischer, Daniel Kreuscher, Janis Voss Autoren dieser Ausgabe: Dorit Beyersdorff, Klaus Esterluß, Stephan König<br />
Gestaltung: genauso.und.anders° graphical wellness Satz und Layout: Stephan König, Ibitz Helfer Fotos: Jan Ganschow, Stephan König, Lukas C- Fischer<br />
Anzeigen: Jason Krüger, Tel.: 030 - 44 35 28 60 freie Anzeigenberater: Samir Omar, Tanja Hiller Vertrieb: <strong>Studentenwerk</strong> <strong>Berlin</strong> Druck: Frotscher Druck,<br />
Leipzig Kontakt: werkblatt, Ueckermünderstr. 16, 10439 <strong>Berlin</strong>, Tel.: 030 44 67 36 75, Mail redaktion@werkblatt.de Das werkblatt erscheint monatlich in<br />
<strong>Berlin</strong> und Potsdam. In den Semesterferien erscheint eine Doppelausgabe für zwei Monate. Das werkblatt liegt an den <strong>Berlin</strong>er Hochschulen aus.<br />
Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.studentenwerk-berlin.de.<br />
Editorial 3
4 Information/Zufriedenheitsumfrage/Wohnheime<br />
Alles wird neu. Umbau der Mensa<br />
Hardenbergstraße<br />
Das <strong>Studentenwerk</strong> <strong>Berlin</strong> plant im kommenden Jahr die Umgestaltung der Mensa<br />
Hardenbergstraße. Modernere Technik, eine Neugestaltung der Essensausgabe und der<br />
Mensavorhalle sind geplant. Besonders Letztere vermittelt gegenwärtig noch den Eindruck eines<br />
düsteren Betonbunkers im Stile der Siebzigerjahre.<br />
Damit sich das ändert, hat sich am 2. Juli bereits<br />
eine kleine Arbeitsgruppe des <strong>Studentenwerk</strong>s<br />
konstituiert. Erste Zielvorgaben für Architekten<br />
und Ingenieure wurden besprochen. Die Mensa-<br />
Vorhalle soll ein freundlicher Aufenthaltsort<br />
werden, an dem sich mit kulinarischen<br />
Angeboten aus der Cafeteria gut verweilen lässt,<br />
der aber auch das Informationsbedürfnis der<br />
Studierenden befriedigt. So soll der Info-Point,<br />
an dem über die Angebote des <strong>Studentenwerk</strong>s<br />
wie z. B. Wohnen oder BAföG informiert wird,<br />
hierher verlegt werden. Auch die Einrichtung<br />
Abfallmanagement im <strong>Studentenwerk</strong><br />
Das <strong>Studentenwerk</strong> <strong>Berlin</strong>, seit 2002 Ökoprofit-<br />
Betrieb, realisierte in den Jahren 2000 bis<br />
2002 in den Mensen Hardenbergstraße und<br />
Otto-von-Simson-Straße (FU II) konsequent<br />
die Abfalltrennung, das Restmüllaufkommen<br />
wurde um 49 t gesenkt, die damit verbundene<br />
Kosteneinsparung betrug 11.600 im Jahr.<br />
Mit der Firma ALBA Consult wurde nunmehr<br />
ein Vertrag über ein Abfallmanagement für das<br />
gesamte <strong>Studentenwerk</strong> abgeschlossen.<br />
Der Vertrag hat zum Ziel, die Gesamtentsorgungskosten<br />
für den Abfall zu senken<br />
und das Engagement für Umweltschutz<br />
auch nach außen deutlicher zu machen.<br />
Erreicht werden kann dies über eine bessere<br />
Abfalltrennung in den Einrichtungen der<br />
Abteilungen Speisebetriebe und Wohnwesen<br />
Das von der EU und UNESCO anerkannte<br />
Dokument kostet 9,20 , gilt max. 16 Monate<br />
lang und sichert einem viele Vorteile:<br />
Sondertarife für internationale Linienflüge,<br />
Ermäßigungen bei Bahn, Bus und Fähren in<br />
vielen Ländern, Hilfe bei Ticketverlust und<br />
Umbuchungen in über 5.000 studentischen<br />
Reisebüros in 93 Ländern, Ermäßigungen in<br />
Hotels und anderen Beherbergungsbetrieben,<br />
ermäßigter oder freier Eintritt in Museen,<br />
Galerien und kulturhistorischen Einrichtungen,<br />
ermäßigter oder freier Eintritt in Theater, Kinos,<br />
Diskotheken und bei Sportveranstaltungen,<br />
Studententarife in Tausenden von Geschäften,<br />
weltweit kostenlose telefonische Helpline<br />
rund um die Uhr, Auslands-Unfallversicherung<br />
inklusive, gebührenfreier Währungstausch bei<br />
TRAVELEX auf vielen Flughäfen.<br />
verschiedener Geschäfte (Zeitungskiosk,<br />
studentisches Reisebüro, Copyshop) ist denkbar.<br />
Alle Studierenden sind aufgerufen, sich mit<br />
Ideen und Vorschlägen an der Umbauplanung<br />
der Mensa-Vorhalle zu beteiligen. Die<br />
besten drei Vorschläge werden mit je einem<br />
Mensagutschein in Höhe von 50 belohnt. Eure<br />
Vorschläge könnt ihr bis zum 15. November<br />
direkt ans <strong>Studentenwerk</strong> mailen<br />
(j.morgenstern@studentenwerk-berlin.de), viel<br />
Glück! [<strong>Studentenwerk</strong>]<br />
Das <strong>Studentenwerk</strong> <strong>Berlin</strong> will die Abfallmenge (besonders in den Mensen und Cafeterien)<br />
weiter senken. Dazu gibt es ein Umweltprogramm, das zur Senkung des Restmüllaufkommens in<br />
Wohnheimen um 10% und in den weiteren Mensen um 50% führen soll.<br />
sowie den Verwaltungseinrichtungen durch<br />
eine Optimierung der Behälterkonfiguration<br />
und eine Umgestaltung sowie verbesserte und<br />
einheitliche Kennzeichnungen von Müllplätzen,<br />
durch die Auswahl kostengünstiger Entsorger<br />
und eine umfassende Information der<br />
studentischen Klientel.<br />
Die Firma ALBA Consult wird Ansprechpartner<br />
für alle Entsorgungsfragen sein und umgekehrt<br />
alle Mitarbeiter über die anstehenden Probleme<br />
und Veränderungen informieren. Es ist geplant,<br />
Schulungen und Informationsveranstaltungen<br />
in den einzelnen Organisationsbereichen<br />
durchzuführen sowie Informationsmaterial für<br />
die Gäste der Mensen und Cafeterien sowie die<br />
Mieter und Mieterinnen in den Wohnheimen zu<br />
entwickeln und bereitzustellen.<br />
[<strong>Studentenwerk</strong>]<br />
Internationaler Studentenausweis.<br />
Reiselustige und Sparfüchse aufgepasst. Ab sofort bekommt man den Internationalen<br />
Studentenausweis (ISIC) auch direkt beim <strong>Studentenwerk</strong> <strong>Berlin</strong>.<br />
Bekommen könnt ihr den Internationalen<br />
Studentenausweis an folgenden Orten:<br />
Informations- und Beratungs-Point,<br />
Hardenbergstr. 34, 10623 <strong>Berlin</strong>, Tel: 3112-317<br />
Vertretung : Sozialberatung, Hardenbergstr. 34<br />
Raum 19 - 20, 10623 <strong>Berlin</strong><br />
Tel.: 31 12 -230<br />
Sozialberatung, Thielallee 38, Raum 202, 14195<br />
<strong>Berlin</strong> (Dahlem),<br />
Tel.: 83 00 2 -498/-499<br />
Sozialberatung;<br />
Franz-Mehring-Platz 2, 10243 <strong>Berlin</strong><br />
(Friedrichshain) Tel.: 29 30 2 -281/-282<br />
[<strong>Studentenwerk</strong>]
Lernprobleme, Redeangst,<br />
Selbstunsicherheit und Identitätsfi ndung.<br />
Studieren ist nicht immer ein Zuckerschlecken. Neben den zahlreichen Fakten und Informationen, die wir lernen<br />
und verarbeiten müssen, dreht sich ein Großteil unserer akademischen Ausbildung um die Aneignung sozialer und<br />
organisatorischer Kompetenzen, die uns auf das anschließende Eintauchen in die Arbeitswelt vorbereiten soll. Dabei<br />
werden viele mit ihren eigenen Ängsten und Defi ziten konfrontiert, ohne zu wissen, wie man mit solchen negativen<br />
Begleiterscheinungen im Hochschulalltag am besten umzugehen hat.<br />
Die psychologisch-psychotherapeutische Beratungsstelle des<br />
<strong>Studentenwerk</strong>s <strong>Berlin</strong> bietet Hilfe für diejenigen, die durch Stress,<br />
Belastung und Angst an ihre Grenzen stoßen. In zahlreichen Kursen wird<br />
professionelle Unterstützung bei der Problembewältigung geboten. Vier<br />
Beispiele:<br />
Redeangst<br />
Wenn bei Seminaren regelmäßig Angst aufkommt, wenn es heißt, ein<br />
Referat zu halten, eine Arbeit zu präsentieren oder an der Diskussion<br />
teilzunehmen, sollten man einen Blick in die neue Gruppe „Redeangst“<br />
werfen, die ab diesem Sommersemester angeboten wird. Da sich die<br />
behindernde Angst meistens auf mehreren Ebenen zeigt und sowohl<br />
als negative Selbstbewertung, als phantasiertes Fremdurteil und als<br />
befürchtete Erwartung zeigt, werden in diesem Gruppenkurs verschiedene<br />
Methoden vorgestellt und geübt, die sich als Bewältigungsstrategien<br />
bewährt haben, u.a. Reden halten als Probehandeln im geschützten<br />
Rahmen und Entspannungsübungen.<br />
Studentische Lebenswelt und Identitätsfi ndung<br />
Durch das Abitur eröffnen sich viele Möglichkeiten für das weitere Leben.<br />
Zugleich stellt die neu gewonnene Freiheit auch hohe Anforderungen.<br />
Man muss sich entscheiden, was und wo man studiert. Hat man sich<br />
entschieden, unterliegt die Gestaltung des Studiums in vielen Fächern<br />
persönlichen Entscheidungen. Dabei erhält man oft wenig Rückmeldung.<br />
Insgesamt werden hohe Anforderungen an die eigene Selbststeuerung<br />
gestellt. Sein Leben in diesem Ausmaß selbst zu verantworten ist neu.<br />
Dabei liegt es nahe, dass man mit einzelnen Schritten nicht zufrieden<br />
ist. Vieles geht mit inneren Konfl ikten einher. Man lebt in einer<br />
Übergangssituation vom Heranwachsenden zum Erwachsenen. Es geht<br />
also um sehr viel mehr als den Erwerb aneinander gereihter Fertigkeiten.<br />
Die hier angeschnittenen Themen kann man oft mit anderen besser<br />
angehen. Diese Gruppe stellt eine Möglichkeit dar, sich selbst im Kontext<br />
Die psychologisch-psychotherapeutische Kompetenz des <strong>Studentenwerk</strong>s <strong>Berlin</strong>.<br />
mit anderen neu zu entdecken und sich neue Perspektiven zu erarbeiten.<br />
Lernprobleme und Selbstunsicherheit<br />
Das Semester hat mit Energie und guten Vorsätzen begonnen, aber<br />
Selbstunsicherheit bedingt oft Konzentrationsschwierigkeiten oder<br />
Motivationsschwankungen. Häufi g ist nicht mehr klar voneinander<br />
zu trennen, bewältige ich die Aufgabe aus Unsicherheit nicht, bin<br />
ich überfordert, frustriert mich nur ein Misserfolg, so dass ich nicht<br />
mehr lernen kann? Manchmal geht dabei auch der Kontakt zu den<br />
Kommilitonen verloren, die Seminarteilnahme wird vermieden, Referate<br />
und Hausarbeiten werden aufgeschoben. Ziel der Gruppenarbeit wird<br />
sein, sich konstruktiv mit seinen Ängsten und Blockaden auseinander zu<br />
setzen, nach inneren Ressourcen zur Erarbeitung individueller Lösungen<br />
zu suchen, die Selbstkompetenz zu stärken.<br />
Die Gruppe ist offen für Studierende aller Universitäten und<br />
Fachhochschulen <strong>Berlin</strong>s.<br />
Prüfungsangst<br />
Wer kennt nicht das Herzklopfen vor einer Prüfung? Das Herzklopfen mag<br />
normal sein, aber das Ausmaß und die Qualität unserer Ängste können<br />
einem das Leben schwer machen – sowohl vor wie in einer Prüfung.<br />
Diese Gruppe bietet den teilnehmenden Studierenden Möglichkeiten,<br />
sich mit unterschiedlichen Dimensionen der eigenen Prüfungsängste<br />
auseinanderzusetzen. Im Sinne einer Angstreduzierung bzw. eines<br />
bewussten Umgangs mit ihnen, erlernen wir Methoden gegen Angst,<br />
Stress und Lampenfi eber. Wir suchen nach den „positiven“ Aspekten<br />
unserer Person - einem angemessenen Selbstvertrauen und dem Mut zu<br />
einer realistischen Form der Hoffnung.<br />
Anmeldung: Psychologisch-Psychotherapeutische Beratungsstellen des<br />
<strong>Studentenwerk</strong>s <strong>Berlin</strong>, Franz-Mehring-Platz 2, 10243 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. 29302-271 und Hardenbergstr. 34, 10623 <strong>Berlin</strong>, Tel. 31 12 - 491
Deutsch in Amsterdam, französisch in<br />
<strong>Berlin</strong>.<br />
Allein im Ausland. Raus aus der gewohnten Umgebung, weg von den<br />
alten Freunden und sich das erste Mal wirklich einsam fühlen. Fremde<br />
Länder kennen lernen, verlaufen mit dem Stadtplan in der Hand und<br />
viersprachig Partymachen. Schulenglisch vs. zwei Brocken Französisch.<br />
Eine Fernbeziehung über 1.000 Kilometer. Und das nicht nur für die<br />
zwei typischen Urlaubswochen, sondern richtig: ein Jahr leben in der<br />
Fremde.<br />
Julian studiert in Amsterdam<br />
Wann geht das besser, als zu Studentenzeiten? Nie. Später<br />
arbeiten wir, sind fest gekettet an einen mehr oder weniger<br />
fl exiblen Job, haben Kinder und unsere Abenteuerlust ist<br />
irgendwo zwischen Diplomarbeit und Steuererklärung<br />
verloren gegangen. Also raus aus den Pantoffeln, rein in die<br />
Wanderstiefel.<br />
Am einfachsten ist der Auslandsaufenthalt mittels<br />
einer Organisation wie Erasmus. Der für Studenten<br />
zuständige Teil von Sokrates, dem EU-Aktionsprogramm<br />
für grenzüberschreitende Zusammenarbeit, hilft bei der<br />
Anerkennung der Scheine, übernimmt die Studiengebühren<br />
und sorgt für eine monatliche Unterstützung von bis zu 200<br />
Euro.<br />
Einziges Problem: Du musst natürlich bereits Student sein,<br />
um dich für das Stipendium zu bewerben.<br />
Einziges Problem: Du musst natürlich bereits<br />
Student sein, um dich für das Stipendium<br />
zu bewerben.<br />
Aber wie beginnt man ein Studium im Ausland? Was<br />
macht einer, für den es in Deutschland wieder nicht für den<br />
gewünschten Studienplatz gereicht hat und bei dem sich die<br />
Ablehnungsbescheide der ZVS auf dem Schreibtisch türmen?<br />
„In Deutschland wurde ich schon zweimal für Psychologie<br />
abgelehnt, in Holland ist das Studium zulassungsfrei“, sagt<br />
Julian. Er ist 21 Jahre alt und ist vor den harten deutschen<br />
Zugangskriterien nach Amsterdam gefl ohen. „Die Freie<br />
Universität von Amsterdam hat einen sehr guten Ruf und<br />
außerdem ist die Stadt cool“, berichtet er und grinst. In<br />
Holland gilt lediglich für Medizin und Zahnmedizin eine<br />
Zulassungsbeschränkung. Einzige Bedingung für das<br />
Studium: die fl üssige Beherrschung des Niederländischen.<br />
Das ist auch dringend vonnöten, sprechen die Holländer doch<br />
nur sehr ungern Deutsch. Julian nimmt an einem Sprachkurs<br />
der Uni teil. Ein Crashkurs für Deutsche: in sechs Wochen<br />
zum Niederländisch-Examen. Er stöhnt über drei Stunden<br />
Hausaufgaben pro Tag, aber es lohnt sich, winkt am Ende<br />
doch der lang ersehnte Studiengang.<br />
6 Reportage/Studieren im Ausland<br />
Auch erste Freundschaften lassen sich schnell über die<br />
gemeinsamen Wochen im Sprachkurs schließen. Weit von zu<br />
Hause entfernt, ist Freundschaft das Wichtigste, um sich in<br />
der neuen Umgebung wohl zu fühlen.<br />
Julian lebt erst seit kurzer Zeit in der Stadt, im Vergleich zu<br />
seiner ebenso maritimen Heimatstadt Hamburg, erwartete<br />
ihn hier aber kein Kulturschock. Amsterdam riecht nach<br />
Meer, in den Grachten dümpeln Schiffe und es regnet auch<br />
die ganze Zeit. Julian erzählt: „Ich habe mir schon vor einiger<br />
Zeit beide Amsterdamer Unis angeguckt und die wunderbare<br />
Stimmung der Stadt hat mich verzaubert.“<br />
Anfangs ist es gar nicht so einfach, sich zurechtzufi nden.<br />
Nicht nur die Sprachbarriere ist dabei hinderlich: „Am<br />
schwersten ist es, die Kleinigkeiten des alltäglichen Lebens<br />
zu organisieren, vieles ist sehr bürokratisch und voneinander<br />
abhängig.“ So pendelt er zwischen Bank, Studienberatung<br />
und Meldestelle. Und zwischendurch immer wieder<br />
Wohnungssuche, das ist das größte Problem in Amsterdam.<br />
„Es herrscht hier eine riesige Wohnungsnot. Die Studenten<br />
müssen nehmen, was sie kriegen können“, meint Julian. Die<br />
Zimmer in Amsterdam sind klein und extrem teuer. Für einen<br />
neun Quadratmeter großen Raum im Studentenwohnheim<br />
zahlt man 350 Euro und das bei einer Wartezeit von über<br />
einem Jahr. Also sucht Julian über sämtliche Makler und<br />
Vermittlungsagenturen der Stadt. Das kostet viel Geld. Andere<br />
wohnen in Jugendherbergen oder schlafen im Auto. Manche<br />
geben schließlich ganz auf und kehren nach Deutschland<br />
zurück.<br />
Die Beratungsstelle für ausländische Studenten versucht<br />
zu helfen, wo sie nur kann: „Man hat als EU-Bürger das<br />
Anrecht auf ein Auslandsbafög von etwa 200 Euro, außerdem<br />
werden die Studiengebühren zur Hälfte übernommen“,<br />
freut sich Julian. Insgesamt gefällt ihm die dörfl iche<br />
Weltstadt bisher sehr gut, besonders das spannende<br />
Potpourri der verschiedenen Kulturen. An jeder Ecke fi ndet<br />
man in Amsterdam exotische Läden, Märkte und natürlich<br />
Coffeeshops. „Ich kann mir gut vorstellen mein Studium hier<br />
abzuschließen“, meint er und freut sich auf die kommenden<br />
Jahre.<br />
[Janis Voss]
Sophie studiert in <strong>Berlin</strong><br />
Die Stadt, in der Sophie zwei Semester lang studiert hat,<br />
hört sich traumhaft an: immer in Bewegung, viel Grün,<br />
viel Kultur und dabei trotzdem relaxt, cool und preiswert.<br />
In den Seminaren gibt es keine Anwesenheitspfl icht und<br />
das Studiensystem ist im Gegensatz zu ihrer französischen<br />
Heimat viel freier und mehr an der Praxis orientiert.<br />
Die 22-jährige Jurastudentin ist von ihrem<br />
Auslandsaufenthalt begeistert und auch als Zuhörer<br />
bekommt man große Lust, in diesem sagenhaften Ort der<br />
Vielfalt zu leben und zu studieren. Kein Problem, wir tun es<br />
bereits, denn die junge Französin hat die letzte Zeit in keinem<br />
weit entfernten Paradies verbracht. Sophie studiert dank<br />
Erasmus an der Humboldt Uni und wohnt in einer WG in<br />
Friedrichshain.<br />
„Ich hatte mir schon immer gewünscht, eines Tages in <strong>Berlin</strong><br />
zu leben“, sagt sie. In ihrer Bewerbung hatte sie zwar noch<br />
Amsterdam und Bristol als Alternativen angegeben, doch sie<br />
muss kurz überlegen, bevor ihr diese Namen einfallen: „Über<br />
andere Städte habe ich nie ernsthaft nachgedacht.“<br />
Für <strong>Berlin</strong> als Studienort sprach zudem, dass Sophie bereits<br />
in der Schule als erste Fremdsprache Deutsch gelernt und vor<br />
vier Jahren schon einmal für drei Monate in Münster gelebt<br />
hatte. <strong>Berlin</strong> war also nicht der Sprung ins ganz kalte Wasser<br />
– zumindest was die Sprache angeht. Allerdings erinnert sich<br />
auch Sophie eher mit Unbehagen an die erste Woche in der<br />
Stadt: „Die Leute hier sind etwas kalt“, bescheinigt sie der<br />
<strong>Berlin</strong>er Bevölkerung. „Anders als in Frankreich wirken die<br />
Menschen hier anfangs oft grob und unhöfl ich.“<br />
Da fällt es so manchem Erasmus-Studenten anscheinend<br />
schwer, Kontakt aufzunehmen und viele bleiben in ihrem<br />
Auslandsjahr unter sich.<br />
Apropos Erasmus: Völkerverständigung hin oder her – jetzt<br />
möchten wir wissen, ob es sich dabei um eine bedenkenlos<br />
weiter zu empfehlende Organisation handele. „Es gibt<br />
ein bisschen zu wenig Betreuung und es ist furchtbar<br />
bürokratisch – aber sonst ist Erasmus super“, erklärt die<br />
angehende Juristin. Trotz ihres Stipendiums musste Sophie<br />
sich dennoch einen Nebenjob suchen, denn mit 200 Euro<br />
monatlicher Förderung kommt man auch in <strong>Berlin</strong> nicht<br />
weit. Schon gar nicht, wenn man sich für einen ungewohnt<br />
harten Winter neu einkleiden muss. Die aus der Normandie<br />
importierte Garderobe war den sibirischen Verhältnissen an<br />
der Spree nicht gewachsen.<br />
Auch als Zuhörer bekommt man große Lust,<br />
in diesem sagenhaften Ort der Vielfalt<br />
zu leben.<br />
Sophie jobbte als Kellnerin, gab Unterricht an einer<br />
Sprachschule und kaufte sich mit dem verdienten Geld eine<br />
warme Jacke. So ausgerüstet konnte sie dem <strong>Berlin</strong>er Winter<br />
dann auch noch etwas Positives abgewinnen: „Hier hat es<br />
geschneit, das gibt es bei mir zu Hause gar nicht. Das war für<br />
mich etwas Besonderes.“<br />
„Hier hat es geschneit, das gibt es bei mir<br />
zu Hause gar nicht. Das war für mich etwas<br />
Besonderes.“<br />
Inzwischen ist es Sommer und das Semester ist vorbei.<br />
Da Sophie aber noch bis Ende August in <strong>Berlin</strong> bleiben<br />
möchte, sucht sie wieder einen Job und bietet uns spontan<br />
Sprachunterricht an, was wir mangels Geld und Begabung<br />
aber dankend ablehnen müssen. Bald ist die Zeit des Jobbens<br />
für Sophie jedoch vorbei, ihr Studium nähert sich dem Ende.<br />
Danach wünscht sie sich einen Beruf, bei dem sie viel reisen<br />
kann, am liebsten als Diplomatin. Ihr Auslandsaufenthalt in<br />
<strong>Berlin</strong> kann ihr dafür nur nützlich sein, denn im Rückblick<br />
auf das vergangene Jahr bleibt für Sophie die Erkenntnis,<br />
selbstbewusster, reifer und offener geworden zu sein. Was<br />
bleibt ist auch ein kleiner Bierbauch. „Den bekommen hier alle<br />
Erasmus-Studenten“, sagt sie und lacht.<br />
[Lukas - C. Fischer, Daniel Kreuscher]<br />
Reportage/Studieren im Ausland 7
Studieren im Ausland, der Soundtrack.<br />
Mit Musik geht alles leichter. Den Studienplatz im Ausland<br />
sollte der Musikgeschmack bestimmen.<br />
01. Amsterdam<br />
Song: David Bowie - Port of Amsterdam<br />
Zitat: In the port of amsterdam<br />
There‘s a sailor who sings<br />
Of the dreams that he brings<br />
From the wide open sea<br />
Coffeeshop - City Amsterdam ist nicht nur<br />
gut, um sich die Birne weich zu rauchen,<br />
man kann auch hervorragend in der Metropole<br />
der Niederlande studieren. Natur-,<br />
Geisteswissenschaften und Wirtschaft stehen<br />
hoch im Kurs und werden zum Großteil<br />
sogar in Englisch gelehrt. Allerdings kostet es<br />
Studiengebühren.<br />
02. Tokio<br />
Song: Arrogant Worms - Tokyo Love Song<br />
Zitat: ahhh, ahhh, ahhhh,<br />
AHHHHHH GODZILLA!<br />
Banzai! In Japan zu studieren bedarf einiger<br />
Vorbereitung. Bewerbungen in Japanisch,<br />
mindestens aber in Englisch sind notwendig<br />
und Prüfungen müssen absolviert werden. Nicht<br />
zu vergessen, dass Japan nicht gerade preiswert<br />
ist. Dann doch lieber Godzillavideos gucken?<br />
03. Barcelona<br />
Song: Paperboys - Barcelona<br />
Zitat: I‘m leavin (where you gonna go?)<br />
Barcelona<br />
Anywhere it don‘t snow (sure)<br />
Feel the sun glow (ohh)<br />
Ladies lookin like the models<br />
from a video<br />
Auch hier gilt: Wer die Aufnahmeprüfung<br />
8 Studienwahl/Soundtrack<br />
besteht, der darf. Spanisch sprechen ist<br />
natürlich Pfl icht. Die meisten deutschen<br />
Studenten in Spanien sind über Austausch- und<br />
Stipendienprogramme im Land. Informationen<br />
dazu gibt es an der eigenen Hochschule.<br />
04. Paris<br />
Song: Queensryche - Last Time In Paris<br />
Zitat: Last time in Paris was a little strange,<br />
Had time to myself.<br />
Headed out to see the city sights.<br />
Met a little thing on the<br />
Champs-Elysees,<br />
Stole my heart away<br />
In Frankreich entscheidet die Universität,<br />
wer studieren darf oder nicht. Wichtig ist die<br />
Einhaltung der Bewerbungsfristen und natürlich<br />
ein Nachweis, die Sprache zu beherrschen. Wer<br />
einen Französischleistungskurs befriedigend<br />
abgeschlossen hat, braucht übrigens keinen<br />
Sprachtest: Vive la France.<br />
05. Moskau<br />
Song: Kim Wilde - Suburbs of Moscow<br />
Zitat: Out on my own<br />
In the suburbs of Moscow<br />
Out in the rain<br />
Walking down this long avenue<br />
In Moskau zu studieren ist noch einfacher.<br />
Eine Anfrage an die entsprechende Uni<br />
reicht und man bekommt die erforderlichen<br />
Bewerbungsunterlagen zugeschickt. Eine<br />
Aufnahmeprüfung ist auch nicht notwendig.<br />
Die Sprache muss aber gekonnt werden.<br />
06. Prag<br />
Song: Damien Rice- Prague<br />
Zitat: I pack my suit in a bag<br />
I‘m all dressed up for prague<br />
Zum Teil gibt es Kurse in Deutsch, Französisch<br />
oder Englisch. Trotzdem kommt man wohl<br />
nicht um eine gute Kenntnis der tschechischen<br />
Sprache herum. Das wird auch getestet. Wer<br />
studieren darf liegt einzig in der Entscheidungsgewalt<br />
der entsprechenden Hochschule.<br />
07. Washington<br />
Song: The Get Up Kids - Washington Square Park<br />
Zitat: It‘s better than nothing, it‘s better<br />
than you can get.<br />
Da wo Bush Junior sitzt, lässt es sich anständig<br />
studieren. Allerdings wird ein Abschluss von<br />
überm Teich hier nicht immer anerkannt. Darüber<br />
sollte man sich also rechtzeitig informieren<br />
und am besten vorher viel arbeiten. Denn ohne<br />
Stipendium wird es mehr als teuer.<br />
08. London<br />
Song: The Clash - London Calling<br />
Zitat: London calling, yes, I was there, too<br />
An‘ you know what they said? Well,<br />
some of it was true!<br />
Das Vereinigte Königreich ist studientechnisch<br />
ausgesprochen beliebt. Schließlich ist es nah<br />
an der Heimat und trotzdem weit genug im<br />
Ausland. Und Fremdsprachen sprechen die da<br />
auch. Meistens Englisch. Das sollte man auch<br />
beherrschen und beweisen können: Fish`n`chips,<br />
please. [Klaus Esterluß]
Welche Angebote bietet die Sozialberatung<br />
ausländischen Studierenden?<br />
Im Interview erklärt uns Iris Breuel von der Sozialberatung,<br />
wie das <strong>Studentenwerk</strong> <strong>Berlin</strong> ausländische Studierende unterstützt.<br />
Von den etwa 140.000 Studierenden in <strong>Berlin</strong> kommen ca. 19.200, also<br />
immerhin 13,7 %, aus dem Ausland - mit steigender Tendenz. Dabei ist<br />
es mitunter nicht so leicht, wie man denkt: Die Finanzierung des täglich<br />
Brot, der Miete und des Semestertickets ist für unsere ausländischen<br />
Kommilitonen häufig nicht unproblematisch.<br />
Eine Hilfestellung in dieser Situation bietet die Sozialberatung des<br />
<strong>Studentenwerk</strong>s, die bei der Vermittlung von Jobs, Kinderbetreuung, der<br />
finanziellen Unterstützung, aber auch bei Problemen in Alltagssituationen<br />
weiterhilft, bei Bedarf auch auf Englisch. Im Interview erklärt uns Iris<br />
Breuel von der Sozialberatung, wie das <strong>Studentenwerk</strong> <strong>Berlin</strong><br />
ausländische Studierende unterstützt.<br />
Welche Angebote bietet die Sozialberatung ausländischen Studierenden?<br />
Die Sozialberatung hilft ausländischen Studierenden vor allem bei der<br />
Vermittlung von kleinen Jobs ohne den üblichen bürokratischen Aufwand,<br />
vergibt Sozialzuschüsse bzw. Darlehen in Prüfungs- oder Notsituationen,<br />
vermittelt Plätze in den studentenwerkseigenen Kitas mit verlängerten<br />
Betreuungszeiten, bietet Beratung für behinderte Studierende und ist<br />
Ansprechpartner bei Alltagsproblemen (Krankenkasse, Probleme mit<br />
Ämtern, Profs, Kommilitonen...). Die Sozialberatung vermittelt bei Bedarf<br />
auch andere Hilfsangebote.<br />
Wie und unter welchen Voraussetzungen kann ich einen Sozialzuschuss<br />
oder ein Darlehen beantragen?<br />
Sozialberatung für Studierende der TU, HdK: Fr. Rosaria Pelliccia,<br />
Hardenbergstr. 34, Raum 19-20, 10623 <strong>Berlin</strong>, Tel.: 030/3112-230, eMail:<br />
r.pelliccia@studentenwerk-berlin.de<br />
Sozialberatung für Studierende der FU, KHB, HfM, HfSK, FHW, ASFH, EFB,<br />
KFB: Fr. Iris Breul, Hr. Manfred Klos, Thielallee 38, Raum 202, 14195 <strong>Berlin</strong>,<br />
Tel.: 030/830 02-498, eMail: i.breul@studentenwerk-berlin.de<br />
Sozialberatung für Studierende der HU, FHTW, TFH: Fr. Marianne<br />
Ausländische Studierende mit regelmäßigem Einkommen können in<br />
Prüfungssituationen, also bei Zwischen- oder Diplomprüfungen einen<br />
Sozialzuschuss von max. 465 beantragen. In besonderen Notsituationen,<br />
also z.B. zur Begleichung des Semestertickets, kann ein unverzinsliches<br />
Darlehen gewährt werden, das dann in Raten zurückgezahlt wird.<br />
Welche Unterlagen werden benötigt?<br />
Die Beantragung der finanziellen Hilfen muss persönlich bei der jeweiligen<br />
Sozialberatung erfolgen. Benötigt werden folgende Unterlagen: Verdienstnachweis,<br />
Immatrikulationsbescheinigung und Pass mit gültiger<br />
Aufenthaltsbescheinigung. Für den Zuschuss in Prüfungssituationen<br />
zusätzlich die entsprechenden Prüfungsunterlagen. Ein Antragsformular<br />
wird mit dem/r Bearbeiter/in vor Ort gemeinsam ausgefüllt.<br />
Die Situation ausländischer Studierender soll mit dem „Wohnheimtutorenprogramm“<br />
(das werkblatt berichtete) ab September in zunächst vier<br />
Wohnheimen durch die Betreuung vor Ort auch innerhalb der<br />
Studentenwohnheime verbessert werden. Die Anleitung und Betreuung<br />
der „Wohnheimtutoren“ erfolgt dabei durch die Mitarbeiter/innen der<br />
Sozialberatungen des <strong>Studentenwerk</strong>s <strong>Berlin</strong>.<br />
Weitere Infos im Netz unter: www.studentenwerk-berlin.de,<br />
Dorit Beyersdorff<br />
Strutzberg, Franz-Mehring-Platz 2, 10243 <strong>Berlin</strong>, Tel.: 030/293 02-281,<br />
eMail: m.strutzberg@studentenwerk-berlin.de<br />
Sprechzeiten für die Beantragung von Zuschüssen/Darlehen: Mo und Do<br />
8.30 - 11.30 Uhr (in der für die jeweilige Uni/FH zuständigen Beratungsstelle)<br />
Beratung auch außerhalb dieser Sprechzeiten oder nach Vereinbarung (in<br />
jeder Beratungsstelle für Studierende aller Unis/FHs).<br />
Information/Ausländische Studierende 9
P 18<br />
Anders sein.<br />
Hamburg vs. <strong>Berlin</strong>, Punk vs. Pop, Spillsbury vs. Virginia Jetzt!<br />
Zwei junge Bands, wie sie unterschiedlicher<br />
kaum sein könnten: Spillsbury und Virginia<br />
Jetzt!. Die Hamburger Band Spillsbury wird<br />
als der norddeutsche Gegenentwurf zu den<br />
aktuellen <strong>Berlin</strong>er Retropunk-Bands „Wir<br />
Sind Helden“ und „Mia“ gehandelt. Das Duo<br />
rockt über elektronische Beats in Punkmanier,<br />
die 80er Jahre Synthesizer dominieren den<br />
Sound und es bleibt kaum eine Sekunde zum<br />
Luftholen. Immer weiter, niemals stillstehen.<br />
Spillsbury rules.<br />
Doch Bassist und Songwriter Tobias Asche<br />
und Sängerin Zoe Meißner wollen von alldem<br />
nichts wissen. Zoe singt: „Alles was wir tun und<br />
machen geht euch überhaupt nichts an“. Beide<br />
sind nach eigener Aussage vom Mitschwimmen<br />
auf irgendwelchen Modewellen genauso weit<br />
entfernt, wie ihre Lieder von den zuckersüßen<br />
Balladen der <strong>Berlin</strong>er Band Virginia Jetzt!. Deren<br />
Mitglieder haben zwar ihren Zwanzigsten,<br />
genauso wie bei Spillsbury, noch nicht allzu<br />
lange hinter sich und auch bei ihnen stehen<br />
reihenweise Tocotronic-Platten im Schrank,<br />
trotzdem ist ihre Musik der pure Antagonismus.<br />
Virginia Jetzt! spielen Zuckerwatte-Pop, singen<br />
Liebeslieder und bringen Mädchenherzen zum<br />
Schmelzen. Die vier <strong>Berlin</strong>er sind extrovertiert<br />
und immer zu Späßen bereit, Spillsbury<br />
kommen erst auf der Bühne so richtig aus sich<br />
heraus. Während die Hamburger sich keiner<br />
Szene zuordnen lassen möchten, sind VJ! immer<br />
in der erster Gitarrenpop-Front zu finden. Zwei<br />
passend unpassende Interviews:<br />
Ihr veröffentlich jetzt euer Debütalbum, wie<br />
ging’s bei euch los?<br />
Zoe: Anfangs war es nur ein Experiment, wir<br />
hatten nicht geplant eine Band zu gründen und<br />
einen Plattenvertrag abzuschließen. Wir hatten<br />
zusammen in der Punkband One Thirty gespielt,<br />
vor anderthalb Jahren hat Tobi dann angefangen<br />
auf dem Computer Musik zu machen.<br />
Wir saßen in seinem WG-Zimmer und bastelten<br />
gemeinsam am Rechner: Mit einem Lied haben<br />
wir damals angefangen und alles andere hat<br />
sich plötzlich daraus entwickelt.<br />
Als ich euch live gesehen habe, hatte Tobi ein<br />
Tocotronic T-Shirt an...<br />
10 Musik/Spillsburry vs. Virgina Jetzt!<br />
Tobi: Ja, das war schon ein großer Einfluss für<br />
mich. Tocotronic war eine Initialzündung, selber<br />
Texte zu schreiben und Musik zu machen. Ich<br />
habe durch sie das erste Mal gesehen, dass man<br />
auch über einfache Dinge Texte schreiben kann.<br />
Man muss keine hoch trabenden Inhalte haben<br />
und sein Instrument nicht perfekt beherrschen,<br />
um selbst Musik zu machen. Es kommt nicht<br />
auf eine ausgefeilte Produktion an, sondern wie<br />
viel Energie man reinsteckt und dass die Leute<br />
merken, dass man Spaß dabei hat.<br />
(Tocotronic)<br />
(Tocotronic)<br />
(Tocotronic)<br />
(Tocotronic)<br />
Ich finde es seltsam, dass Bands wie Spillsbury,<br />
WSH oder Mia, die alle gleichzeitig Debütalben<br />
veröffentlicht haben, sich immer von dem 80er<br />
Modetrend distanzieren, auf der anderen Seite<br />
aber immer in diese Schublade gesteckt werden.<br />
Das Gegenargument ist dann meistens: „Bei der<br />
NDW war ich vier Jahre alt, da habe ich keinen<br />
Bezug zu“. Könnt ihr euch das erklären?<br />
Tobi: Ich habe da erst drüber angefangen<br />
nachzudenken, als mich jemand darauf<br />
angesprochen hat. Beim ersten Hören erinnert<br />
es vielleicht an NDW, aber ich kann mich damit<br />
nicht identifizieren. Die Synthis waren ehrlich<br />
gesagt die ersten, die ich ausprobiert hatte. Da<br />
sie sich gut anhörten, haben wir sie auch gleich<br />
genommen. Ich denke, wir sind zur falschen<br />
Schubladenzeit rausgekommen.<br />
Zoe singt parolenhaft: „Alles was wir tun und<br />
machen geht euch überhaupt nichts an“. Heißt<br />
das, ihr macht eure Musik, aber alles Private<br />
geht die Hörer nichts an?<br />
Tobi: Nicht in Hinsicht auf „Finger weg“<br />
von unserem Privatleben, sondern dass die<br />
Hauptsache die Musik ist. Nicht was wir als<br />
Person, oder als Band, für ein Image haben ist<br />
wichtig, sondern es geht einzig um die Musik.<br />
Es ist egal, was ich für eine Hose anhabe oder<br />
welchen Pullover ich trage. Außerdem geht es<br />
gegen die kleinen Feindbilder, die jeder von uns<br />
hat. Also nicht von uns gegen die Hörer, sondern<br />
von den Hörern gegen ihr Lieblingsfeindbild.<br />
Was ist denn euer Lieblingsfeindbild?<br />
Tobi: Ich finde eine typische Phrasendrescherei<br />
wie „Gegen das System“ oder „Gegen den Staat“<br />
sehr platt. Die Sachen, die einen runterziehen<br />
sind doch immer die kleinen Sachen aus dem<br />
Alltag, die Ignoranz von irgendwelchen Leuten<br />
zum Beispiel. Und dafür ist der Song gedacht.<br />
Zoe: Auch dass man sich selber die Freiheit<br />
nimmt, nicht immer auf die Meinung der<br />
anderen zu achten und sich von anderen etwas<br />
aufzwängen zu lassen.<br />
Versteht ihr eure Musik als Punk?<br />
Tobi: Wir verarbeiten ganz sicher Elemente<br />
des Punkrock, weil wir ja vorher auch in einer<br />
Punkband gespielt haben. Die Musik ohne<br />
Kommentar als Punk zu bezeichnen, würde<br />
ich aber nicht machen, dafür ist sie zu poppig<br />
und elektronisch. Ich habe ein altmodisches<br />
Verständnis von Punkrock, mit Gitarre, Bass und<br />
Schlagzeug.<br />
Auch im Politischen?<br />
Tobi: Natürlich bedeutet sein eigenes Ding<br />
machen auch, das unabhängig von der<br />
herrschenden Politik zu tun. Im Grunde gegen<br />
alles „Obrige“. Punk ist umfassender, als sich<br />
immer nur einzuschießen auf bestimmte<br />
Personen oder Geschehnisse. Ganz allgemein<br />
gegen Regeln, Obrigkeit und Ordnungszwang.<br />
Zoe: Ich würde unsere Musik aber niemals<br />
instrumentalisieren, um eine Meinung<br />
kundzutun. Unsere Musik soll immer im<br />
Vordergrund stehen.
Wir treffen Virginia Jetzt! im Backstagebereich<br />
des Immergut Festivals. Es ist heiß, Staub<br />
schwebt wie Nebel über dem Boden. Bauwagen<br />
sind im Kreis zu einer „Lucky Luke“-artigen<br />
Wagenburg aufgestellt und dienen als<br />
Homebase der Bands. Hier haben sie einen<br />
Vorrat gekühltes Bier, mehrere Sofas, ihre<br />
Rockstar-Klamotten und geben Interviews. Wir<br />
schwitzen, Bassist Mathias Hielscher spendiert<br />
Bier.<br />
Vor drei Jahren waren VJ! noch nicht einmal in<br />
<strong>Berlin</strong> so richtig bekannt. Doch die vier Jungs aus<br />
Elsterwerda sind ehrgeizig: Sie touren sich den<br />
Arsch ab, quer durch Deutschland, immer mit<br />
anderen Bands zusammen, sammeln Kontakte.<br />
Wenig später verbreiten sie ihren harmoniesüßen<br />
Gitarrenpop als Support der<br />
Sportfreunde Stiller. Die EP „Mein Sein“ wird<br />
auf Blickpunkt Pop veröffentlicht, das Video<br />
läuft bei Fast Forward, ab jetzt geht’s schnell<br />
aufwärts. Aktueller Stand: Kürzlich wurden sie<br />
von dem Major-Label Motor Music gesignt und<br />
veröffentlichten Anfang Juni ihr Debüt-Album<br />
„Wer hat Angst vor Virginia Jetzt!“<br />
Innerhalb der Band scheint es eine<br />
Rollenverteilung zu geben, während im<br />
Interview hauptsächlich Mathias unterhaltsam<br />
plaudert und Nino auf der Bühne den<br />
Frontmann gibt, ist Thomas der kreative Kopf.<br />
„Thomas schreibt die Texte und die Musik.<br />
Kommt dann zu uns ins Studio und spielt uns<br />
den Song vor, so wie wenn wir zusammen<br />
am Lagerfeuer sitzen würden“, beschreibt<br />
Mathias den Entstehungsprozess der Lieder.<br />
Kontinuierliche Weiterentwicklung ist ihnen<br />
wichtiger als der schnelle Hype, wie uns<br />
Mathias bestätigt: „Wir haben gemeinsam<br />
mit Motor versucht einen Maßanzug zu<br />
schneidern, der nicht der fette Plattenvertrag<br />
mit viel Geld im Hintergrund ist. Es läuft jetzt<br />
nicht mit großem Krawall, keine ganzseitigen<br />
Anzeigen und keine hohen Marketingkosten.<br />
In den letzten drei Jahre haben wir viel selbst<br />
gemacht und es ist uns wichtig, dass es Schritt<br />
für Schritt weitergeht.“<br />
Neuerdings meldet sich sogar die<br />
Boulevardpresse zum Interview an, doch<br />
deren Fragen lassen die vier kalt: „Wer uns fragt<br />
welchen Frauentyp wir bevorzugen, muss auch<br />
damit rechnen, dass wir eventuell auf Männer<br />
stehen.“<br />
Ein Vorurteil mit dem die Band öfter<br />
konfrontiert wird, ist der Vorwurf sie spielten<br />
Mädchenmusik. Aber Thomas kann darüber<br />
sogar lachen: „Wir sind in den Texten ziemlich<br />
direkt und eindeutig, auch wenn wir viele Bilder<br />
verwenden. Außerdem sind wir sehr positiv.<br />
Ich glaube, dass Mädchen so was mögen, auch<br />
wenn man weiß, dass sie nicht besonders gut im<br />
Direktsein sind.“ Und Nino meint: „Die stehen<br />
vorn in der ersten Reihe und machen sich sogar<br />
fein für uns und sind dadurch sehr präsent.“<br />
Nino seinerseits trägt ein buntes Hawaiihemd,<br />
Mathias hat sich ein Achtzigerjahrestirnband<br />
mit neon-blauem Sonnenschirm aufgesetzt und<br />
stellt fest: „Wir machen uns aber auch fein für<br />
sie.“<br />
[Janis Voss]<br />
Musik/Spillsburry vs. Virgina Jetzt! 11
Annika Reich: Tefl on.<br />
Die Autorin (ent-)führt uns in die vermeintlich<br />
heile Welt einer Mittelstandsfamilie, deren<br />
gemeinsames Leben sich vor allem am<br />
Frühstückstisch abspielt. Die Ehe der Eltern<br />
ist zerrüttet, es herrscht eine allgemeine<br />
Sprachlosigkeit und die beiden jugendlichen<br />
Töchter des Hauses leben in einer Art Vakuum,<br />
abgeschirmt von sämtlichen Emotionen.<br />
Hannah, die Jüngere der Beiden, noch Schülerin,<br />
verliebt sich eines Abends in Stefan, einen<br />
Balettchoreographen mittleren Alters. Zwar ist<br />
dieser, wir ahnen es bereits, in festen Händen –<br />
spielt jedoch trotzdem gerne mit der Damenwelt<br />
und somit auch mit Hannah.<br />
Doch auch Schwester Nora ist dem Charme<br />
des bösen Kulturmenschen erlegen, was<br />
naturgemäß zu Verwicklungen führen<br />
muss. Schließlich erweist sich der Meister<br />
Upgrade your Third Place<br />
Mit den Hardwarekomponenten Network-Adapter und EyeToy<br />
erweitert Sony die Produktpalette seiner Konsole PS2.<br />
Der Network-Gaming-Service ermöglicht es dem<br />
Spieler, einer Online-Community beizutreten.<br />
Per Adapter und Breitbandanschluss loggt<br />
man sich ins Netz ein und betritt die virtuelle<br />
Spielhalle. Je nachdem wie viel andere User<br />
gerade online sind, hat man es mit einer mehr<br />
oder weniger großen Zahl von Gegnern aus<br />
Fleisch und Blut zu tun.<br />
Bisher gibt es für den deutschen Markt mit<br />
SOCOM: U.S. Navy Seals und Twisted Metal Black<br />
zwei Spiele, die online genutzt werden können.<br />
Andere sollen folgen. Worin das „verstärkte<br />
Gemeinschaftserlebnis“ (Sony) bestehen soll,<br />
wenn die Mitspieler hunderte Kilometer weit<br />
entfernt auf einer Couch sitzen, ist aber noch<br />
nicht ganz klar.<br />
Außerdem ist es uns bei unserem Selbstversuch<br />
nicht gelungen, mit anderen zu spielen<br />
– irgendwie wollten die alle unter sich bleiben.<br />
Derartige Probleme hat man bei EyeToy nicht,<br />
denn das Eye Toy ist eine Art Web-Cam, die das<br />
Joypad ersetzt. Die Kamera überträgt dabei die<br />
Bewegungen des Spielers in Echtzeit auf den<br />
Bildschirm. Hier müssen durch Verrenkungen<br />
vor dem Monitor diverse Geschicklichkeitsspiele<br />
gemeistert werden. Die Bildqualität hängt<br />
jedoch stark von den Lichtverhältnissen im<br />
12 Rezension/Buch/Konsole<br />
der Inszenierung auch noch als Auslöser<br />
der elterlichen Ehekrise. Hannah und Nora<br />
versuchen derweil, ihre Gefühle gemeinsam zu<br />
bewältigen und den Schmerz zu besiegen, der<br />
einzig nicht tefl ongleich an ihnen abzuperlen<br />
scheint.<br />
In poetisch schönen Sätzen erzählt die Autorin<br />
ihre Geschichte über Liebe, emotionale wie<br />
physische Verletzlichkeit und die Qualen des<br />
Erwachsenwerdens. Dabei spart sie nicht an<br />
Metaphern, so wird der Frühstückstisch schon<br />
mal zur Projektionsfl äche des Lebens.<br />
Bild- und facettenreich wirkt die Sprache,<br />
schön und liebenswert und kontrastiert damit<br />
die eiskalte Gefühllosigkeit der Eltern. Leider<br />
kann die Handlung hier nicht mithalten. Die<br />
Personenkonstellation wirkt streckenweise<br />
Raum ab und ist insgesamt eher unbefriedigend.<br />
Auch die Auswahl der Spiele ist mehr etwas<br />
für Kinder, und ob man hier „spielend Pfunde<br />
verliert“ (Sony), darf bezweifelt werden. Mehr<br />
Spaß als das Daddeln an sich macht es jedenfalls,<br />
den Spielern bei ihren Verrenkungen zuzusehen.<br />
Def Jam Vendetta<br />
Electronic Arts<br />
Getestet auf: PS2<br />
Du hast Fight Club gesehen, magst (virtuelle)<br />
Schlägereien, stehst auf Goldkettchen und<br />
fette Hip-Hop-Beats? Dann bist du mit Def Jam<br />
Vendetta gut bedient. Denn hier kann man<br />
sich ganz nach oben schlagen, an die Spitze<br />
des aggressiven Mobs sozusagen. Dabei stehen<br />
dem geneigten Spieler nicht nur zahlreiche<br />
Musikgrößen des Kultlabels ‚Def Jam’ als Wrestler<br />
zur Auswahl, sondern im Getümmel kann<br />
man mit 1.500 Fighttechniken entsprechend<br />
punkten. Diese Vielfalt schützt Def Jam Vendetta<br />
jedoch nicht vor einer gewissen Eintönigkeit, die<br />
eingefl eischte Fans des Genre allerdings kaum<br />
stören wird.<br />
vorhersehbar und konstruiert. Hier die<br />
unschuldigen Frauen, dort der selbstverliebte<br />
Choreograph, dessen Motivation bis zum Schluss<br />
im Unklaren bleibt. Ist für ihn das Leben nur<br />
ein Tanz? Geht es um Macht, Sex, Begierde oder<br />
ist Stefan vielleicht doch nicht so stark, wie er<br />
scheint? Kann er überhaupt lieben?<br />
Vieles bleibt bei ihm im Dunkeln, während<br />
der Rezipient Hannahs und Noras Gefühle<br />
so hautnah miterlebt, dass er schon<br />
fast gezwungen wird, eine schützende<br />
Distanz zu beiden aufzubauen. Müsste<br />
man die Romanhandlung in einem Satz<br />
zusammenfassen, böte es sich an, bei der<br />
englischen Band „Placebo“ abzuschreiben:<br />
„Protect me from what I want.“<br />
Annika Reich: Tefl on. Roman, Paperback, 128<br />
Seiten, Suhrkamp Verlag, 6,50<br />
[Dirk M. Oberländer]<br />
Formel Eins 2003<br />
Sony<br />
Getestet auf: PS2<br />
Stundenlang als Schumacher oder Montoya im<br />
Kreis fahren, minutiös geplante Boxenstopps<br />
und ein authentisches Formel-1-Fahrgefühl<br />
gefällig? Sony hat einen geschickten Move<br />
hingelegt und sich bis 2004 die Rechte am<br />
Rennzirkus gesichert. Wer also die aktuellsten<br />
Wagen und Fahrer auf den Wohnzimmerschirm<br />
bringen möchte, muss zu Formel Eins 2003<br />
greifen. Nach drei Runden kann das Spiel<br />
für nicht Motorsportbegeisterte allerdings<br />
langweilig werden.<br />
Tomb Raider – The Angel of Darkness<br />
Eidos<br />
Getestet auf: PS2<br />
Lara Croft ist zurück. Schlagkräftig, jung,<br />
gut aussehend und intelligent wie eh und<br />
je, steht die Dame, die laut eines deutschen<br />
Nachrichtenmagazins als Vorbild für weibliche<br />
Jugendgangs dient (eher unwahrscheinlich) ,<br />
wieder vor einem neuem Abenteuer. Anders als<br />
die Vorgänger spielt sich ‚The Angel of Darkness’<br />
[Lukas - C. Fischer, Daniel Kreuscher]
Alle kennen und wenige schätzen sie – die<br />
Werbung in unseren Städten. Sowohl größen-,<br />
als auch zahlenmäßig gab es in den letzten zehn<br />
Jahren für Außerwerbung nur eine Tendenz:<br />
stark steigend.<br />
Der öffentliche Raum wird heute massiv von<br />
Bildern und Zeichen gefüllt, die sich allein<br />
der Verkaufsförderung verschrieben haben.<br />
Offensichtlich ist, dass Werbetafeln an<br />
strategisch gewählten Plätzen das Stadtbild<br />
dominieren.<br />
Um die inzwischen völlig übersättigten<br />
Konsumenten zu erreichen, müssen immer<br />
größere Geschütze aufgefahren werden.<br />
Tausende, quadratmetergroße, bedruckte<br />
Vinylnetzgitter hängen an riesigen<br />
Häuserwänden. Unzählige Werbefl ächen in den<br />
Städten, im öffentlichen Raum, penetrieren<br />
dauerhaft ihre Umgebung mit immergleichen<br />
Botschaften. Nur der Endverbraucher wird<br />
nicht gefragt, ob er an der Rezeption der<br />
Werbebotschaften interessiert sei.<br />
Wer bezahlt, der darf bebildern. Eine<br />
Rechtsauffassung, die erfreulicherweise nicht<br />
von allen Bewohnern dieser Stadt akzeptiert<br />
wird. Eine wachsende Gruppe setzt Marken<br />
und bricht das erkaufte Bildmonopol. Ihre<br />
Werkzeuge: Pinsel, Kleister, Sprühdosen,<br />
Schablonen, Stifte, Aufkleber und Plakate. Das<br />
Ganze hat auch einen schmucken, englischen<br />
Namen: Streetart - sprich Straßenkunst.<br />
<strong>Berlin</strong>s Straßen sind voll von Bildern und Zeichen<br />
der zumeist jungen Künstler.<br />
Einige implizite Fragen rücken die Arbeiten der<br />
Straßenkünstler in den Vordergrund: „Wem<br />
gehört die Stadt? - Wer darf sie mit Bildern<br />
füllen?“<br />
Die Antwort scheint simpel: „Jeder, der klebt<br />
oder malt, darf die Stadt mit Bildern füllen.“<br />
Die Stadt wird damit - ob bewusst oder<br />
nicht - immer mehr zu einem Platz, in dem<br />
die sauberen und glatten Konzepte von<br />
Marketingstrategen und Stadtplanern bunt<br />
eingefärbt werden. Ähnlich wie braches<br />
Bauland mit Grün zuwuchert und damit von<br />
der Natur zurück erobert wird, bekommen<br />
die unpersönlichen Städte durch Streetart ein<br />
Gesicht, das etwas über die Bewohner aussagt.<br />
Dass dabei die kommerzielle Bebilderung der<br />
Städte angegriffen oder gar in Frage gestellt<br />
wird, ist nur erfreulich.<br />
Den Künstler, der hinter den Arbeiten auf der<br />
Straße steckt, sieht man zumeist nicht. Denn das<br />
Sprühen, Zeichnen und Kleben im öffentlichen<br />
Raum kann zu bösen zivilrechtlichen<br />
Konsequenzen führen, wenn man sich<br />
erwischen lässt.<br />
Den Künstler, der hinter den Arbeiten auf<br />
der Straße steckt, sieht man manchmal aber<br />
doch, dann sogar als Star. Durch <strong>Berlin</strong> zieht<br />
gerade die Werbekarawane einer Turnschuh-<br />
und Livestylefi rma. Im Gepäck hat sie, neben<br />
Sportschuhen und passenden T-Shirts, einige<br />
international bekannte Straßenkünstler.<br />
Die Zeiten, in denen die Bilder auf der Straße<br />
als Geschmiere einiger abseitiger Gesellen<br />
angesehen wurden, sind vorbei. Inzwischen<br />
ist Straßenkunst immer zahlreicher in Galerien<br />
vertreten. Die Frage, inwieweit die Wurzeln der<br />
Straßenkunst dabei erhalten bleiben, kann man<br />
sich stellen, muss man aber nicht. Interessant<br />
ist, was passiert, wenn der Schritt von der<br />
Straßenkunst in eine Galerie angetreten wird.<br />
Diese Erfahrung möchten wir der geneigten<br />
Leserschaft höchst selbst überlassen und<br />
empfehlen folgende Ausstellungen und<br />
Internetseiten zum Thema:<br />
Am 25.Juli gibt es bei genauso.und.anders°<br />
in der Krossener Straße 27 in Friedrichshain<br />
eine eintägige Streetartausstellung. Gleich um<br />
die Ecke, in der Seumestr. 12, im kosmoskop*,<br />
eröffnet am selben Tag für einen Monat<br />
eine Ausstellung zum Thema Straßenkunst.<br />
Eine gute Adresse im Internet und als<br />
Ausstellungsraum in der Stadt, ist die Urban Art<br />
Galerie: www.urban-art.info. Die Karawane der<br />
international bekannten „Turnschuhkünstler“<br />
hat <strong>Berlin</strong> verlassen, Arbeiten seht ihr unter:<br />
streetwisetwo.com. Für die Revolution<br />
auf der Straße, sei euch noch die Seite:<br />
www.multisensual-guerilla.org ans Herz gelegt.<br />
Nicht vergessen: Seht euch auf der Straße um<br />
oder schwingt selbst den Pinsel und färbt die<br />
Stadt! [Stephan König]<br />
Kultur/Streetart 13
Was wir schon immer über<br />
unsere Zukunft wissen wollten.<br />
Bundesregierung hin, Agenda 2010 her. Was auch immer für Zukunftspläne hierzulande angedacht<br />
werden, im Vergleich mit den globalen Veränderungen erscheinen Diskussionen um Zahnersatz,<br />
Rentenreform und Metrorapid eher lächerlich. Jenseits von Ökosteuer und Eigenheimzulage ist eines<br />
sicher: Die Welt von morgen wird eine andere sein. Höchste Zeit, einen Blick auf die globale Zukunft<br />
zu werfen.<br />
Umwelt<br />
Die durch CO 2-Ausstoß<br />
verursachten<br />
Klimaveränderungen führen zu einem<br />
Umweltszenario, dass durchaus Hollywoodqualitäten<br />
hat: das Abschmelzen der Polkappen<br />
und die thermisch bedingte Ausdehnung<br />
des Oberflächenwassers der Ozeane lässt bis<br />
zum Jahr 2100 den Meeresspiegel um einen<br />
Meter ansteigen und flache Küstenregionen<br />
wie die Niederlande werden überschwemmt.<br />
Durch das langsame Verschwinden der<br />
Arktis wird wahrscheinlich der Golfstrom<br />
umgeleitet und Nordeuropa in ein zweites<br />
Nordkanada verwandelt – nur ohne Eskimos.<br />
Auch unser konsequenter Umgang mit der<br />
Umwelt trägt Früchte: jährlich verabschieden<br />
sich zahlreiche Tier- und Pflanzenarten auf<br />
Nimmerwiedersehen - bis zu 500.000 pro Jahr.<br />
Energie<br />
In vierzig Jahren geht auf der Welt buchstäblich<br />
das Licht aus. Dann werden nämlich die<br />
Erdölvorräte global aufgebraucht sein, was<br />
bei einem Rohölverbrauch von über 3700<br />
Kilo pro Kopf in Europa und über 8000 Kilo<br />
in den USA auch kein Wunder ist. Das Erdgas<br />
wird uns noch bis ins Jahr 2050 die Häuser<br />
wärmen können, aber dann ist auch hier<br />
Schicht im Schacht. Kritiker der Ökosteuer und<br />
Kraftfahrzeugfanatiker sollten sich diese Zahl<br />
genau merken – denn der hohe Benzinpreis<br />
kommt nicht von ungefähr und soll Autofahrern<br />
14 Information/Zukunft/Verlosung<br />
nicht nur das Geld aus Tasche ziehen, sondern<br />
vielmehr ein energiepolitisches Umdenken<br />
erzwingen.<br />
Wasser<br />
Die Ressource Trinkwasser wird in Zukunft<br />
– wo sie es nicht schon ist – zu einem der<br />
meistumkämpften Güter werden. Bereits heute<br />
herrscht im nördlichen Afrika eine bedrohliche<br />
Wasserknappheit, im nahen Osten schwelen<br />
diverse Konflikte um die Verfügungsgewalt über<br />
das kühle Nass. Im Jahre 2020 wird ein Drittel<br />
der Weltbevölkerung unter Wassermangel<br />
leiden und auch in Deutschland treten schon<br />
heute gelegentliche Versorgungsmängel auf. Der<br />
Trend zur Privatisierung von Wasser lässt eher<br />
eine Verschärfung der ungleichen Verteilung<br />
befürchten als auf Besserung hoffen.<br />
Arbeit<br />
Bereits 1995 wurde ein Formel durch die Gänge<br />
der US-amerikanischen Think Tanks geraunt,<br />
die kurz zusammenfasst, wie die Zukunft der<br />
Arbeitswelt im neuen Jahrtausend aussehen<br />
wird: 20:80. Ausformuliert bedeutet das: 20<br />
Prozent der Weltbevölkerung werden benötigt,<br />
um den Motor der Weltwirtschaft auf Touren<br />
zu halten – mehr nicht. Der technologische<br />
Fortschritt lässt somit das Heer der Arbeitslosen<br />
auf weltweit fünf Milliarden anwachsen.<br />
Dass nur diejenigen aktiv am Leben in einer<br />
kapitalistischen Gesellschaft teilnehmen<br />
können, die auch entsprechende Geldmittel,<br />
sprich Arbeit haben, ist verständlich. Für den<br />
Großteil der Bevölkerung wird es somit heißen:<br />
have or be lunch.<br />
Gesundheit<br />
Alle 30 Sekunden stirbt ein Kind an Malaria,<br />
neben Aids und Tuberkulose eine der drei<br />
Krankheiten, die weltweit die meisten<br />
Opfer fordern. Fast ausschließlich auf der<br />
Südhalbkugel, vor allem in Subsahara-Afrika.<br />
Das HI-Virus wird zudem in den nächsten<br />
Jahren einen erheblichen Teil der Bewohner<br />
Afrikas dahinraffen. In einigen Staaten sind<br />
bereits mehr als ein Drittel der Erwachsenen<br />
infiziert. Für sie stellt Aids/HIV eine nationale<br />
Bedrohung dar. Und auch vermeintlich sicheren<br />
Industriestaaten kann die Zukunft die eine oder<br />
andere Epidemie bescheren. Migrationsströme<br />
und Tourismus bringen die Erreger schnell<br />
auch auf andere Kontinente. Die Panik um die<br />
eher harmlose SARS-Epidemie zeigt, was noch<br />
möglich ist.<br />
Wer jetzt schon mit der Schlinge um den Hals<br />
auf dem Hocker steht, sollte heruntersteigen<br />
und sich locker machen. Das werkblatt verlost<br />
dreimal eine heile Welt. Stichwort: Apokalypse.<br />
[Lukas - C. Fischer, Daniel Kreuscher]