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Ausgabe 8 / 2007 - Onkologische Schwerpunktpraxis Darmstadt

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Praxis JournalNur für unsere Patienten, nicht zur Weitergabe bestimmt.InhaltTherapie S.2Schmerzen und Schmerzbehandlung– Wie Schmerzentsteht, wie man ihnmessen und bekämpfen kannNeues ausder Praxis S.3Fortbildung wird bei uns großgeschrieben – Wir haben eineneue MitarbeiterinÜberblick S.4Mammakarzinom – Wieentsteht Brustkrebs? Früherkennungrettet Leben –Gewebeprobe bringt KlarheitNachsorge S.6Sich wohl fühlen in seinerHaut – KonsequenteHautpflege während derChemotherapie ist wichtigStichwort S.7Mammographie-Screening –die wirkungsvollste Untersuchungzur Früherkennungbösartiger BrusttumorenKurz berichtet S.8Ruf nach mehr Psychoonkologie– PsychologischeBeratung für Brustkrebspatientinnenim InternetImpressumLiebe Patientin,lieber Patient,jeder von uns ist eine Persönlichkeit, mit eigenenEinstellungen, mit Meinungen, mit Talenten,ein Mensch mit Stärken und Schwächeneben. Und deshalb ist es auch nicht verwunderlich,dass kein Krebspatient dem anderengleicht.Besonders große Unterschiede gibt es in Bezugauf den Umgang mit der eigenen Krankheit:Manche Patienten fordern schonungslose Offenheit,sich selbst und ihren Angehörigengegenüber. Andere wollen eine Art diskrete Ehrlichkeit;sie möchten wissen, was los ist, umdann selbst zu entscheiden, wie sie mit diesemWissen umgehen. Eine dritte Gruppe unsererPraxisJournal 08 | Dezember <strong>2007</strong>Internistische <strong>Schwerpunktpraxis</strong> fürHämatologie/OnkologieDr. med. Georgi Kojouharoff · Gerrit DingeldeinEschollbrücker Str. 26 · 64295 <strong>Darmstadt</strong>Tel. 0 61 51 / 301 80 30 · Fax 0 61 51/ 301 80 40SprechzeitenMo, Di, Do, Fr 08 - 12 UhrMi09 - 12 UhrMo, Di, Mi, Do 14 - 17 UhrPatienten schließlich möchte zumindest eineZeit lang wenige oder gar keine Informationenüber ihre Erkrankung.All diese Einstellungen haben ihre Berechtigung,und häufig ist es so, dass sie im Lauf einerErkrankung wechseln: Manchmal will mankämpfen, manchmal still sich selbst erforschenund manchmal von der Krankheit einfach nichtswissen. Wie immer Sie zu Ihrer Erkrankungstehen: Wir sind zu jeder Zeit an Ihrer Seite.Ihr Praxisteam Dr. Georgi Kojouharoffund Gerrit Dingeldein


Schmerzenund SchmerzbehandlungVor kaum etwas anderem haben Tumorpatientenso viel Angst wie vor unerträglichenSchmerzen. Diese Angst istnur allzu verständlich. Mit einer angepasstenSchmerztherapie gelingt es heuteaber bei nahezu jedem Patienten, denSchmerz auszuschalten oder zumindestauf ein erträgliches Maß zu reduzieren.In Deutschland erkranken jährlich etwa400.000 Menschen neu an Krebs, wobei fastdie Hälfte während der Behandlung überSchmerzen klagt; bei fortgeschrittener Erkrankungtun dies sogar 70 bis 90 Prozentaller Patienten.Wie entsteht der Schmerz?Bei Krebspatienten rührt der Schmerz vonmindestens zwei Quellen her: Entwederverursacht der Tumor selbst Schmerzen –beispielsweise durch Ausschüttung vonSchmerz-Botenstoffen – oder Schmerzenentstehen, weil der Tumor Organe schädigt,beispielsweise die Lunge oder dasSkelettsystem. Tumorschmerzen entstehennur selten plötzlich, im Allgemeinen beginnensie als lästige, aber beherrschbareBeschwerden und nehmen dann unbehandeltbis zur Unerträglichkeit zu.Schmerzen sind individuellWas so einfach und plausibel klingt, empfindenPatienten jeweils ganz unterschiedlich:Schmerzen, die für den einen gutauszuhalten sind, verursachen beim andereneinen unerträglichen Leidensdruck.Schmerzen sind also etwas sehr individuelles,sie müssen deshalb im Rahmeneines maßgeschneiderten Konzeptes behandeltwerden.Schmerzen kann man messenZu diesem Konzept gehört zunächst dieMessung des individuellen Schmerzes. AlsPatient werden Sie aufgefordert, Ihre Beschwerdengenau zu schildern und dieStärke der Schmerzen selbst zu beurteilen.TherapieFür diese Messung der Schmerzstärke oderSchmerzintensität haben sich verschiedeneVerfahren bewährt: Am einfachsten gehtdas über eine Skala, auf der zwischen keinem,leichtem, mittelstarkem, starkem odersehr starkem Schmerz unterschieden wird.Manchmal ist es auch sinnvoll, seine eigenenSchmerzen auf einer Skala zwischen 1und 100 einzuordnen.Bei Kindern wird die Schmerzstärke häufigmit der so genannten Smiley-Skala gemessen.Aus fünf mehr oder minder schmerzverzerrtenGesichtern soll das Kind dasjenigeauswählen, das seinen momentanenZustand am besten beschreibt. Das Ergebnisist für den Arzt ein wichtiges Kriteriumbei der Auswahl einer geeigneten Schmerztherapie.Die Messungen werden im Verlaufder Therapie außerdem regelmäßig wiederholt,um feststellen zu können, ob dieBehandlung wirksam ist.Das WHO-StufenschemaFür die medikamentöse Therapie von Tumorschmerzenhat die Weltgesundheitsorganisation(WHO) bereits im Jahre 1986 eindreistufiges Schema verabschiedet. Mitden Medikamenten der ersten Stufe sollender WHO zufolge mäßige, mit denen derzweiten Stufe starke und mit Medikamentender dritten Stufe stärkste Schmerzenbehandelt werden.Auf der ersten Stufe stehen Schmerzmittel,die keine Opioide – also keine MorphinähnlichenSubstanzen – enthalten. Wenndie Schmerzlinderung auf Stufe 1 nur unzureichendist, werden sie auf der Stufe 2mit so genannten schwachen Opioiden2kombiniert. Ist auch so keine ausreichendeSchmerzlinderung zu erzielen, werden aufStufe 3 die schwachen Opioide durch starkeOpioide (z. B. Morphin oder Methadon)ersetzt.Opioide regelmäßig einnehmenSpeziell bei der Schmerzbekämpfung mitOpioiden ist es wichtig, die Medikamentein regelmäßigen Zeitabständen einzunehmenund nicht erst dann, wenn derSchmerz durchbricht. Wer Medikamentegegen chronische Schmerzen nur bei Bedarfeinnimmt, läuft Gefahr, dass für diewirksame Schmerzlinderung in kurzerZeit immer höhere Dosen benötigt werden.Manchmal verordnet der Arzt zusätzlichzu den Schmerzmitteln auch ein Antidepressivum;denn eine depressive Grundstimmungwie sie im Verlauf von Tumorerkrankungenimmer wieder vorkommt,macht den Patienten meist schmerzempfindlicher.Das ist wahrscheinlich einGrund dafür, dass bestimmte Antidepressivaschmerzlindernd wirken.Stufenschema der WHOzur Schmerzbehandlung1Nicht-Opioid-Analgetika(einfache, nichtmorphinhaltigeSchmerzmittel):Paracetamol,IbuprofenNicht-Opioid-Analgetika plusschwacheOpioide (stärkerwirkende, nichtmorphinhaltigeplus schwachemorphinartigeSchmerzmittel):Codein2Nicht-Opioid-Analgetikaplus starkeOpioide (stärkerwirkende,nicht morphinhaltigeplus starkemorphinartigeSchmerzmittel):Morphin3Nicht-medikamentöse MaßnahmenNicht nur mit Medikamenten lässt sich derSchmerz bekämpfen, auch Massagen,Wärme- oder Kältepackungen sowie Entspannungstechnikenoder leichte Gymnastikkönnen schmerzlindernd wirken.


Praxis JournalNachrichtenaus unserer Praxis3Fortbildung wird bei uns groß geschriebenDamit sowohl Herr Dr. Kojouharoff undHerr Dingeldein wie auch die Praxismitarbeiterinnenimmer auf dem neuestenStand der Therapiemöglichkeiten undTherapieverfahren sind, werden vomTeam im Laufe des Jahres verschiedeneFortbildungen und Kongresse besucht.Herr Dr. Kojouharoffbesuchte im Juni <strong>2007</strong>den Jahreskongress derASCO (American Societyof Clinical Oncology)in Chicago. Hier werdenjedes Jahr die neuesteninternationalen Studienergebnisse und Behandlungsverfahrenvorgestellt. Im September<strong>2007</strong> reiste Herr Dr. Kojouharoffzur ECCO (The European Cancer Conference)nach Barcelona.Herr Dingeldein besuchteden Kongress derDGHO (GemeinsameJahrestagung der Deutschen,Österreichischenund SchweizerischenGesellschaft für Hämatologie und Onkologie)in Basel.Frau Özdemir hat eine Zusatzausbildung„Onkologie-Pflege“ mit 80 Stunden absolviertund mit der bestandenen Prüfung abgeschlossen.Frau Zimmer hat mit dieserAusbildung im November <strong>2007</strong> begonnen.Im Mai <strong>2007</strong> fand eine Schulung Präanalytikund Blutbildveränderungen in derPraxis statt, an der alle Mitarbeiterinnenteilnahmen. Es wurden Fortbildungsveranstaltungenzu den Themen Qualitätsmanagement,Führung und Kompetenzentfaltung,Schmerztherapie, aktuelle Therapiebei metastasiertem Brustkrebs und dieTherapie des fortgeschrittenen Lungenkarzinomsbesucht.Frau Hoffmann und Frau Reuter nahmenim November an einer Fortbildung mitdem Thema „Ernährung bei Krebs“ teil.Zusätzlich zu den oben genannten Fortbildungen,findet regelmäßig für das gesamteTeam eine Supervision mit Frau Dr.Staib-Sebler (Psycho-Onkologin) statt.Wir haben eine neue Mitarbeiterin:Herzlich willkommen, Frau Krombholz!Frau Karina Krombholz ist ausgebildete Arzthelferin und arbeitet seit01. Oktober <strong>2007</strong> in unserer Praxis. Sie verfügt über fünf Jahre Berufserfahrungin den Fachrichtungen Gynäkologie und Innere Medizin.Frau Krombholz wird zunächst im Labor und an der Anmeldung eingearbeitet;die anderen Bereiche der Praxis werden im Laufe der Zeit folgen.


Mammakarzinom 4Brustkrebs! Nach dieser Diagnosescheint zunächst einmal die Welt zusammenzubrechen;nichts ist mehr sowie es früher einmal war. Alles, was gesternnoch wichtig erschien, ist nun aufeinmal zweitrangig. Alles verengt sichauf ein einziges Ziel: Überleben! – Undden Krebs besiegen.Das Mammakarzinom ist nach wie vor diehäufigste aller Krebserkrankungen: Jährlichmehr als 45.000 Neuerkrankungenverzeichnet das Robert-Koch-Institut inBerlin. Nahezu jede zehnte Frau inDeutschland muss heute damit rechnen,im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs zu erkranken.Und nach wie vor gilt leider: Einegarantierte Heilung gibt es nicht. Die Erfolgsaussichteneiner Behandlung sindumso besser, je frühzeitiger der Krebs erkanntwurde.Deshalb ist die Selbstuntersuchung fürjede Frau so ungemein wichtig: Einmal imMonat sollten Frauen ihre Brüste abtasten,und zwar vorzugsweise eine Woche nachder Periode. Zu dieser Zeit sind die Brüsteweich, und etwaige Verhärtungen lassensich gut aufspüren. Frauen in und nachden Wechseljahren führen die Tastuntersuchungimmer am gleichen Tag im Monatdurch.Drei Viertel aller Knoten sind gutartigWenn eine Verhärtung oder ein Knotenspürbar ist, so ist das kein Grund zurPanik, sondern der Anlass für einen Arztbesuch.Ein Knoten muss nicht zwangsläufigKrebs bedeuten, im Gegenteil: dreiViertel aller Knoten sind gutartig. Solcheharmlosen Geschwulste wachsen häufigim Binde- oder im Fettgewebe der Brust.Ärzte sprechen dann von Fibromen beziehungsweiseLipomen. Auch flüssigkeitsgefüllteHohlräume – so genannte Zysten –können sich anfühlen wie ein Knoten, sindaber in der Regel harmlos.Milchgänge und DrüsenläppchenBösartige Tumoren entstehen vorzugsweiseim äußeren oberen Teil der Brust, genauer:in dem der Achselhöhle am nächstenliegenden Bereich. Je nachdem, von welchemGewebe das bösartige Wachstum ausgeht,unterscheidet man zwei Formen: Dieduktalen und die lobulären Karzinome.Erstere gehen von den Milchgängen,letztere von den Drüsenläppchen aus, indenen die Milch produziert wird.Acht von zehn Mammakarzinomen sindduktalen Ursprungs. Wichtig ist außerdemzu wissen, ob der Krebs die Grenzschicht(das Epithel) der Gänge oder Läppchen bereitsdurchbrochen hat oder nicht. Wenndas noch nicht geschehen ist, sprechen Medizinervon einem Carcinoma in situ, alsovon einem „Krebs an Ort und Stelle“. Insolchen Fällen sind die Aussichten auf vollständigeHeilung besonders groß. Wennduktale oder lobuläre Karzinome als „invasiv“bezeichnet werden, so bedeutet das,dass sie die Grenzschicht zu tiefer liegendemGewebe bereits durchbrochen haben.Wie entsteht Brustkrebs?Wie jede Krebserkrankung entsteht auchdas Mammakarzinom letztlich durch einenzellulären „Unfall“, der im Rahmen einerZellteilung passiert. Vor jeder Zellteilungmüssen zunächst die etwa 3 MilliardenBausteine der Erbsubstanz fehlerlos kopiertwerden, damit die neu entstehendeZelle mit der Ursprungszelle identisch ist.Bei diesem Kopiervorgang entstehen fastzwangsläufig Fehler. Allerdings hat dieNatur sozusagen Sicherungen eingebaut,damit diese Fehler nicht zu Erkrankungenführen. Bestimmte Enzyme können Kopierfehlerreparieren. Wenn das nicht funktioniert,zerstört sich die Zelle in einerArt Selbstmordprogramm normalerweiseselbst. Oder das Immunsystem bemerkt diefehlerhafte Zelle und macht sie mit Hilfevon speziellen Killerzellen unschädlich.Bei Krebspatienten ist zumindest ein Teildieser „Sicherungen“ ausgefallen, dasheißt, die Zelle mit der fehlerhaften Erbsubstanzteilt sich unaufhörlich weiter, unddie entstehende Geschwulst entzieht sichschließlich vielen körpereigenen KontrollundRegulationsmechanismen. Ein Karzinomist entstanden. Weil die „Sicherungen“gegen Kopierfehler mit zunehmendemAlter immer weniger gut funktionieren,steigt mit der Anzahl der Lebensjahreauch das Krebsrisiko.Erbliche VeranlagungFür Brustkrebs kann auch eine erblicheVeranlagung bestehen: Ein erhöhtes Risikobesteht dann, wenn Mutter oderSchwester schon einmal an Brustkrebs erkranktwaren. Auch eine vorangegangeneBrustkrebserkrankung bedeutet ein erhöhtesRisiko für bösartiges Zellwachstum inder anderen Brust.Riskante HormoneMittlerweile steht auch fest, dass die früherzur Beseitigung von Wechseljahresbeschwerdenverordneten Östrogen-Gestagen-Präparatedas Brustkrebsrisiko erhöhen,und zwar besonders stark, wenn sielänger als fünf Jahre eingenommen wur-Großer BrustmuskelFettgewebeRippeMilchdrüsenBrustwarzeMilchgänge


Praxis Journal51 2 31 Mit allen Fingern der rechten Hand die linkeBrust abtasten. Dabei jeweils ein Viertel der Brustabdecken.2 Die Brustwarze zwischen Daumen und Zeigefingerzusammendrücken. Auf austretende Flüssigkeit,deren Farbe und Beschaffenheit achten.3 Achselhöhle mit flacher Hand abtasten, aufKnotenbildung achten.den. Die Empfehlung lautet daher, aufdiese Präparate möglichst zu verzichten.Wenn sie aufgrund von schweren Wechseljahresbeschwerdentrotzdem eingesetztwerden müssen, soll das möglichst niedrigdosiert und nur für begrenzte Zeit geschehen.Auch die wirksamen Bestandteile der„Pille“ enthalten Hormone. Ihre Einnahmeerhöht nach derzeitiger Datenlage dasBrustkrebsrisiko jedoch nicht. Das gilt unabhängigvon Beginn und Dauer der Einnahme.Früherkennung rettet LebenJe frühzeitiger ein Brustkrebs erkanntwird, desto erfolgreicher ist die Behandlung.Im Anfangsstadium macht ein Mammakarzinomkeine Beschwerden, deshalbsind neben der Selbstbeobachtung Vorsorgeuntersuchungenbesonders wichtig.Neben der jährlichen Früherkennungsuntersuchungab dem 30. Lebensjahr zahlendie gesetzlichen Krankenversicherungenseit Neuestem auch das so genannteMammographie-Screening für gesundeFrauen zwischen 50 und 69. Mit diesembildgebenden Verfahren lassen sich Knotenschon unterhalb der tastbaren Größesichtbar machen. Ein Teil der mammographischverdächtigen Befunde erweist sichspäter allerdings als harmlos. Zur Abklärungmuss die Mammographie mit anderenDiagnoseverfahren – Tastbefund,Ultraschall, Kernspintomographie – kombiniertwerden. Im Zweifelsfall bringt einekleine Gewebeprobe, die sich unter demMikroskop untersuchen lässt, endgültigeKlarheit.Gewebeprobe bringt KlarheitWenn sich der Verdacht bei der mikroskopischenUntersuchung erhärtet, wirddas Gewebe auch mit anderen Testverfahrenuntersucht. Unter anderem versuchenExperten für Gewebeuntersuchungen herauszufinden,welche Eiweiße die Zellen desTumors auf ihrer Oberfläche tragen. SolcheEiweiße dienen bei vielen Tumoren als Andockstellen(Rezeptoren) für die weiblichenGeschlechtshormone Östrogen und Progesteron.Bei anderen, sehr aggressiven Tumorformensind Her2-Rezeptoren auf denZellen nachweisbar. All diese Rezeptorensind sozusagen biochemische Schalter: Sindsie angeschaltet, wächst der Tumor, stehtder Schalter auf „aus“, verlangsamt sichdas Wachstum.Genaue Informationen über Rezeptorenauf den Tumorzellen sind für die spätereTherapieplanung sehr wertvoll; denn esgibt mittlerweile Medikamente, mit denensich die Rezeptoren blockieren oder, andersausgedrückt, die Schalter auf „aus“stellen lassen.Maßgeschneiderte TherapieDer Grundpfeiler jeder Brustkrebstherapieist nach wie vor die Operation. Allerdingswird heute nur noch in seltenen Fällen diegesamte Brust abgenommen. Eine solcheMastektomie ist beispielsweise notwendig,wenn in der Brust mehrere bösartige Tumorenwachsen. Sollte der Tumor für einebrusterhaltende Operation zu groß sein, sokann man versuchen, ihn vor der Operationmit einer so genannten neo-adjuvanten– das heißt, vor der Operation unterstützendeingesetzten – Chemotherapie zuverkleinern. An die brusterhaltende Operationschließt sich meist eine Nachbestrahlungder Restbrust an, um möglicheverbliebene Tumorzellen abzutöten. Aucheine unterstützende(adjuvante) medikamentöseTherapieist möglich.Mikrometastasen zerstörenZum Einsatz kommen Chemotherapeutika,also Medikamente, die das Wachstumvon Krebszellen gezielt hemmen; außerdemso genannte Hormone beziehungsweiseAnti-Hormone, mit denen derwachstumsfördernde Effekt des Östrogensgedrosselt werden soll sowie – bei Her2-positiven Tumoren – auch der AntikörperTrastuzumab (siehe dazu auch unserenBeitrag auf Seite …).Ziel dieser medikamentösen Therapie istdie Vernichtung von kleinsten Tochtergeschwülsten.Solche Mikrometastasen können,müssen aber nicht zwangsläufig vorhandensein. Nachweisen lassen sie sichbisher mit keiner Methode. Deshalb werdensie sozusagen vorsorglich bekämpft.Leider ist die adjuvante Therapie nichtimmer erfolgreich. Brustkrebszellen nutzenzunächst die Lymph- und später auchdie Blutbahnen als Transportwege, um sichdann vorzugsweise in Knochen, Lungeoder Leber anzusiedeln und so größereMetastasen zu bilden.KrankheitsbewältigungAber auch bei einem metastasierten Mammakarzinomist längst nicht „alles“ verloren.Eine genau auf die Bedürfnisse der Patientinabgestimmte Behandlung ermöglichtin der Mehrzahl der Fälle ein jahrelangesÜberleben mit guter Lebensqualität.Wie gesagt, die Diagnose Brustkrebs verändertdas Leben radikal. Jede Patientin istanders und findet ihren eigenen Weg, mitder Krankheit zu leben. Nehmen Sie sichdas Recht, diesen eigenen Weg zu gehen.Tun Sie das, was Sie nach eingehender undumfassender Information für richtig halten.Wir werden Sie dabei nach Kräftenunterstützen.


6Sich wohlfühlen inseiner HautSie schützt uns vor Austrocknung, Kälte,Hitze und UV-Strahlen, sie wehrt Krankheitserregerund Giftstoffe ab, sie spürtWärme, Kälte und Druck, und sie ist fürStreicheleinheiten, aber leider auch fürdie zellzerstörenden Wirkungen einerChemotherapie empfänglich: die Haut.Konsequente Hautpflege ist deshalbgerade während der Chemotherapiewichtig.Schnell wachsende Zellen, also auchHaar-, Haut- und Schleimhautzellen, werdendurch die Chemotherapie geschädigt,glücklicherweise bilden sich die Schädennach Ende der Chemotherapie aber meistzurück. Typische Probleme während derTherapie sind Hauttrockenheit, Rötungen,und Juckreiz. An den Schleimhäuten, beispielsweiseim Mund, kommt es öfter zuEntzündungen. Außerdem erkrankenChemotherapie-Patienten häufiger an Infektionenmit Herpes-Viren oder Pilzen.Wichtig: Gegen echte Hautkrankheitenkann auch die beste Hautpflege nichts ausrichten,da hilft nur medizinische Betreuung.Wenn Sie glauben, sich eine Hautinfektionzugezogen zu haben, dann kommenSie bitte unverzüglich zu uns in diePraxis.Prinzip HygieneNachsorgeAuch die – ebenfalls schnell wachsendenZellen – des Immunsystems nehmen währendder Chemotherapie Schaden. Deshalbsteigt in dieser Zeit das Infektionsrisiko.Aus diesem Grund ist es sinnvoll, bei derKörperpflege jedes Mal einen frischen(Einmal-)Waschlappen und ein sauberesHandtuch zu benutzen.Jeder Kontakt mit Wasser und Seife laugtdie Haut aus. Benutzen Sie eine unparfümierteund alkoholfreie Waschlotion miteinem pH-Wert von etwa 5,5. Meist genügtes, die schweißbildenden Körperregioneneinzuseifen und die anderen Flächen nurmit klarem Wasser gründlich abzuspülen.Nach dem Waschen ist es wichtig, eineFeuchtigkeit spendende Creme aufzutragen.Achten Sie bitte darauf, die Cremenicht mit dem Finger, sondern mit einemSpatel aus dem Vorratstöpfchen zu entnehmen.So bleibt die Creme im Töpfchen„sauber“.Prinzip Fett und FeuchtigkeitFeuchtigkeit macht die Haut elastisch; Fettverhindert das schnelle Austrocknen. Deshalbverfügt unsere Haut über SchweißundTalgdrüsen. Doch diese Drüsen produzierenwährend einer Chemotherapiezuwenig Sekret. Fett und Feuchtigkeitmüssen deshalb mit geeigneten Pflegemittelnzugeführt werden. Wie gesagt, alleinder Kontakt mit Wasser trocknet die Hautaus, langes Duschen und Baden sollte währendder Chemotherapie daher möglichstvermieden werden. Alkohol wie er inAfter-Shaves oder Pflegeserien zur Gesichtsreinigunghäufig enthalten ist, verstärktden Austrocknungseffekt. VerwendenSie deshalb Pflegemittel, die möglichstkeinen Alkohol enthalten. Auch andere Inhaltsstoffekönnen speziell bei hautempfindlichenPatienten problematisch sein.Dazu gehören Konservierungsstoffe, Parfumsund Farbstoffe. Wenn Sie nicht sichersind, ob Sie beispielsweise eine Creme vertragenoder nicht, dann können Sie probeweiseeine Anwendung in der Ellenbeugeprobieren.Trinken Sie viel!Hochwertige Cremes und Lotionen könnenallerdings nur dann vor Austrocknungschützen, wenn Sie für den nötigen Flüssigkeitsnachschubsorgen. Trinken sie vielWasser – zwei Liter pro Tag sind ideal.Damit tun Sie nicht nur etwas für IhreHaut, sondern auch für Ihre Nieren. Denndie leisten während einer ChemotherapieSchwerstarbeit bei der „Entsorgung“ vonAbbauprodukten der chemotherapeutischenMedikamente.Vorsicht GeruchsfalleViele Patienten sind während der Chemotherapiebesonders geruchsempfindlich.Wenn Sie Ihr Lieblingsparfum auch währendder Chemotherapie benutzen, könntees deshalb passieren, dass Sie diesen, früherals sehr angenehm empfundenen Duftauch nach Ende der Behandlung mit derChemotherapie in Verbindung bringenund sich davor ekeln. Wenn Sie sich vordieser „Geruchsfalle“ schützen wollen,dann verzichten Sie lieber für ein paarWochen auf Ihr Parfum.TIPP: Die Aktion „Freude am Leben“bietet krebskranken Frauen kostenlosKosmetikseminare an. Details unterwww.aktiv-gegen-krebs.de.


Praxis JournalMammographie-Screening7StichwortBereits im Juni 2002 hat der Bundestagdie Einführung von systematischenMammographie-Reihenuntersuchungenfür Frauen zwischen 50 und 69 Jahren beschlossen,um so die Zahl der Brustkrebsopferdeutlich zu senken.Mammographie bedeutet wörtlich übersetzt„Brustdarstellung“. Es handelt sichum ein spezielles Röntgenverfahren, dasunter Experten als wichtigstes bildgebendesVerfahren zur Früherkennung bösartigerBrusttumoren gilt. Diese durch Studiengut belegte Einschätzung veranlasste letztlichauch den Gesetzgeber zur Einführungdes Mammographie-Screenings.Was Kritiker meinenKritiker der Reihenuntersuchungen führenhäufig ins Feld, dass das Ergebnis solcherUntersuchungen den immensen Aufwandnicht rechtfertige. Von 1.000 nichtmammographierten Frauen sterben imVerlauf von zehn Jahren durchschnittlichacht Frauen an Brustkrebs. Unter 1.000 regelmäßigmammographierten Frauen fordertder Brustkrebs im selben Zeitraumaber immer noch sechs Todesopfer.Diese Zahlen stimmen auf den ersten Blicknachdenklich. Allerdings beschränkt sichder Nutzen des Mammographie-Screeningsnicht auf die Rettung von zweiLeben pro 1.000 Frauen. Wenn im Rahmender Untersuchung ein Brustkrebs entdecktworden ist, sind die Erfolgsaussichten derBehandlung besser als bei solchen Patientinnen,deren Karzinom eher zufällig miteiner anderen Methode entdeckt wurde.Das zeigt eine im September 2004 veröffentlichtefinnische Studie eindeutig.Qualitätssicherungist gefragtVoraussetzung ist allerdings, dass dieMammographien mit gleich bleibendhoher Qualität durchgeführt werden. Ausdiesem Grund hat der Gesetzgeber fürÄrzte beziehungsweise Untersuchungszentren,die an diesem Programm teilnehmenwollen, eine hohe Hürde errichtet:Beispielsweise dürfen nur solche Fachärztedie Reihenuntersuchungen vornehmen,die pro Jahr die Mammographie-Aufnahmenvon mindestens 3.000 Frauen auswerten.Das ist einer der Gründe dafür,warum das Screening noch nicht flächendeckendangeboten wird (siehe Grafik).Spätestens bis <strong>2007</strong> werden jedoch 86Screeningzentren in Betrieb sein.StrahlenbelastunggesenktViele Frauen fürchten die angeblich hoheStrahlenbelastung der Untersuchung.Dank der fortschreitenden technischenEntwicklung konnte sie in den letzten Jahrenum etwa 50 Prozent gesenkt werdenund schlägt heute mit etwa einem Zehntelder natürlichen Strahlenbelastung in derUmwelt zu Buche.Bleibt noch das in der Tat nicht angenehme„Einklemmen“ der Brust bei jeder der viernotwendigen Aufnahmen. Diese Kompressionder Brust ist leider nach wie vornotwendig, um die bestmögliche Bildqualitätzu erreichen.Wer darf teilnehmen?Eines vorweg: Das Mammographie-Screeningist eine Untersuchung für Frauen, beidenen bisher kein Brustkrebs diagnostiziertwurde. Das bedeutet aber keinesfalls,dass ausgerechnet Brustkrebs-Patientinnenkeine Mammographie erhalten. Wennderen Arzt eine Mammographie für erforderlichhält, wird er diese veranlassen, unddie Kosten werden von der Krankenversicherungübernommen.Zukünftig werden alle Frauenzwischen 50 und 69 Jahrenschriftlich zur Teilnahme eingeladen,und zwar alle zweiJahre. Jede eingeladene Frauentscheidet dann selbst, ob sieder Einladung folgt oder nicht.TIPP: Wenn Sie auf ein solchesSchreiben nicht warten,sondern selbst aktiv werdenmöchten, dann setzen Sie sichbitte mit Ihrer Krankenversicherungin Verbindung.Erwartete Screening-Einheitenin den einzelnen Bundesländern:Voraussichtliche Regelversorgungab 2005ab 2006ab <strong>2007</strong>


Kurz berichtetN e u e s a u s d e r F o r s c h u n gRuf nach mehrPsychoonkologieEtwa jeder dritte Krebspatientleidet an einerpsychischen Begleiterkrankung,jeder viertebenötigt eine Therapie. So lautet das Fazit vonProfessor Reinhold Schwarz und seinen Kollegenvon der Uniklinik Leipzig. Bei ihrer Untersuchungan nahezu 700 Krebskranken ergabensich Angst- oder Belastungsstörungen sowieDepressionen und Suchterkrankungen alshäufigste psychische Begleiterkrankungen(BMBF-Newsletter 33, <strong>2007</strong>, 4). Besondershoch war das Risiko psychischer Erkrankungenbei jungen Frauen mit Krebs. Psychischstark belastend waren auch Krebserkrankungenfür Eltern mit Kindern unter 18 Jahren:Ihr Risiko für eine Angst- oder Belastungsstörungwar fünffach erhöht.Die psychische Belastung mindere nicht nurdie Lebensqualität, so die Forscher, sondernbeeinträchtige den Therapieerfolg und verlängeredie Liegezeiten in der Klinik. "Die psychoonkologischeMitbehandlung der Patientenmuss in die Krebstherapie integriert werden",fordert Schwarz. So könne ein optimaler Therapieverlaufsowohl unter medizinischen alsauch ökonomischen Gesichtspunkten gewährleistetwerden. Quelle: ÄrztezeitungAnzeigePsychologische Beratung fürBrustkrebspatientinnen im InternetDas Institut für Medizinische Psychologie ander Universität Tübingen bietet im Rahmeneiner wissenschaftlichen Studie im Interneteine kostenlose Plattform an, die betroffenenBrustkrebspatientinnen die Möglichkeit gebensoll, sich anonym per E-Mail psychoonkologischberaten zu lassen. Das Hilfsangebotrichtet sich an Patientinnen, die zusätzlich zuihrer medizinischen Behandlung eine psychologischeUnterstützung in Anspruch nehmenmöchten. Teilnehmen können alle Patientinnen,unabhängig von ihrem Alter, der Krankheitsphaseoder der Behandlungssituation.Betroffene können sich mit einem psychoonkologischerfahrenen Psychologen austauschen,der bei der allgemeinen Krankheitsbewältigung,aber auch in Stress- und Konfliktsituationenhelfen kann. Im Mittelpunktsteht die Vermittlung von Techniken zur Bewältigungvon psychischen und physischen Belastungenwie Veränderungen des Körperbildes,Übelkeit, Schmerzen und Stress oder auchder Umgang mit Angehörigen und Kindern.Mehr Informationen und die Möglichkeit zurAnmeldung finden sich auf der Webseite desProjekts unter www.fob.uni-tuebingen.deQuelle: Pressemitteilung der Eberhard-Karls-UniversitätTübingenPraxis JournalImpressum© <strong>2007</strong>, LUKON GmbHChefredaktion:Dr. med. Georgi Kojouharoff, Gerrit DingeldeinGrafik-Design, Illustration:Charlotte SchmitzDruck:DigitalDruckHildenPrognose von Krebspatienten inEuropa verbessertDie Überlebenschancen von Krebspatientensind seit Anfang der 1990er Jahre in Europadeutlich gestiegen. Im Vergleich zu den USAschneidet Europa allerdings schlechter ab. Sobeträgt die Fünf-Jahres-Überlebensrate beimProstata-Krebs in den USA 99 Prozent, inEuropa liegt sie dagegen derzeit nur bei 78Prozent (Lancet Oncology online). Auch beikrebskranken Frauen sind die Unterschiededeutlich, wenn auch geringer: Hier betragendie Fünf-Jahres-Überlebensraten bezogen aufalle Krebserkrankungen 56 Prozent (Europa)und 63 Prozent (USA). Die Unterschiede zwischenEuropa und den USA führten deutscheForscher früher schon auf eine bessere Beteiligungan Früherkennungsmaßnahmen zurück.Ein positives Ergebnis für deutsche Krebspatientenist hervorzuheben: Die Fünf-Jahres-Überlebensraten von 50 Prozent bei Männernund 59 Prozent bei Frauen liegen über demeuropäischen Mittel.Quellen: Deutsche Presseagentur (dpa)/Ärztezeitung8Das Menschenmögliche tun.

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