Orthopädie vom Feinsten - Evangelisches Krankenhaus Wien
Orthopädie vom Feinsten - Evangelisches Krankenhaus Wien
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Achsenkorrekturen am Bein<br />
Ein Beitrag von<br />
OA Dr. Nikolaus Pongracz<br />
Kniebeschwerden treten besonders häufig<br />
als Folge von Unfällen mit Verletzungen<br />
der Sehnen und Bänder, Menisci<br />
oder auch der gelenknahen Knochenanteile,<br />
altersbedingt oder aufgrund einer<br />
chronischen Überbelastung oder Fehlbelastung<br />
durch Fehlstellungen und Verformungen<br />
der Beine (X- oder O-Beine)<br />
auf.<br />
Das Kniegelenk ist das größte Gelenk<br />
im menschlichen Körper; es beugt und<br />
streckt sich millionenfach im Laufe unseres<br />
Lebens und kann kurzzeitig ein<br />
Gewicht bis zu anderthalb Tonnen stützen.<br />
Es ist somit extrem, aber leider nicht<br />
grenzenlos belastbar.<br />
10<br />
Die Folge: Die schützende Knorpelschicht<br />
auf den Gelenkflächen wird beschädigt<br />
und es kommt zur gefürchteten<br />
Arthrose, die sich in bewegungsabhängigen<br />
Gelenkgeräuschen (Knirschen,<br />
Knacken), Ermüdungsschmerzen und<br />
Bewegungseinschränkungen äußert.<br />
Zu den oben genannten Gründen für<br />
die Arthrose kommen auch Übergewicht,<br />
fehlende Stabilität des Gelenkes<br />
durch mangelnde Muskelkraft (zu wenig<br />
Bewegung), Stoffwechselkrankheiten<br />
(Zuckerkrankheit, Gicht), Autoimmunerkrankungen<br />
(Rheuma) andrerseits aber<br />
auch übermäßige, oft falsche sportliche<br />
Betätigung.<br />
Korrektur der Bein-Fehlstellung<br />
Abweichungen von der normalerweise<br />
weitgehend gerade verlaufenden Beinachse<br />
im Kniegelenk können in manchen<br />
Fällen durch orthopädisches<br />
Schuhwerk, spezielle Einlagen oder<br />
Physiotherapie, bei der bestimmte Muskelgruppen<br />
gestärkt werden, kompensiert<br />
werden. Häufig bleibt jedoch nur<br />
eine operative Korrektur übrig, bei der<br />
ein knöcherner Keil aus Ober- oder<br />
Unterschenkel entnommen und damit<br />
die Achse begradigt wird. Nach der<br />
Verfestigung des knöchernen Defektes<br />
darf das Knie wieder voll belastet und<br />
auch Sport betrieben werden.<br />
Die Behandlung der Arthrose<br />
In einem frühen Stadium, wenn nur ein<br />
Teil der Knorpelschicht angegriffen ist,<br />
wird mit unterschiedlichen Methoden<br />
versucht, die Knorpelzellen zu regenerieren<br />
und ihr Wachstum anzuregen.<br />
Das kann beispielsweise durch eine<br />
entzündungshemmende und durchblutungsfördernde<br />
Kältetherapie erfolgen,<br />
häufig kombiniert mit einer Bewegungstherapie,<br />
durch die das Kniegelenk an<br />
Stabilität gewinnen und der Muskelmantel<br />
rund um das Kniegelenk entsprechend<br />
gekräftigt werden soll. Eine<br />
begleitende Umstellung der Ernährungsgewohnheiten<br />
und eine allfällige Gewichtsabnahme<br />
wirken sich in diesem<br />
Zusammenhang durchaus positiv aus.<br />
Im fortgeschrittenen Stadium der Arthrose<br />
können gelenkerhaltende Operationen<br />
vorgenommen werden, bei<br />
denen gesunde Knorpelzellen in das<br />
arthrosegeschädigte Gelenk verpflanzt<br />
werden. Diese Operationen sollen möglichst<br />
frühzeitig vorgenommen werden,<br />
um gute Langzeitresultate erzielen zu<br />
können. Ist die Knorpelschicht unwiederbringlich<br />
verloren, ist die Einpflanzung<br />
einer Endoprothese (künstliches Gelenk)<br />
– die hingegen so spät wie möglich<br />
vorgenommen werden soll – die<br />
letzte Möglichkeit, die Beschwerden zu<br />
lindern und die Gelenkfunktion zu erhalten.<br />
Service-Info:<br />
OA Dr. Nikolaus Pongracz<br />
Ordination: Tel.: 01/310 25 23<br />
Wenn der Schuh drückt<br />
Ein Beitrag von<br />
OA Dr. Ronald Koppelent<br />
Der Mensch macht durchschnittlich<br />
18.000 Schritte am Tag und umrundet<br />
in seinem Leben die Erde 3- bis 4-mal.<br />
Unsere Füße müssen bei jedem Schritt<br />
mit dem Dreifachen unseres Gewichts<br />
fertig werden, das sind rund 1000 Tonnen<br />
Belastung pro Tag. Eine wahrlich<br />
tragende Rolle! Klima- und kulturbedingt<br />
die größte Zeit des Jahres unter<br />
Verschluss gehalten und mit spitzen,<br />
engen und hochhackigen Schuhen gemartert,<br />
ist die Wahrscheinlichkeit gegeben,<br />
dass es insbesondere bei Frauen<br />
im mittleren Lebensalter irgendwann zu<br />
krankhaften Veränderungen des Vorderfußes<br />
kommt.<br />
Bereits bestehende Spreizfüße verstärken<br />
sich durch eine hormonell bedingte<br />
Überbeweglichkeit der Bänder, was zu<br />
einem verbreiterten Vorfuß, Hornhautschwielen,<br />
entzündetem Schleimbeutel,<br />
schmerzhaftem Knochenanbau („Frostballen“),<br />
veränderter Zugrichtung der<br />
Sehnen und schlussendlich zu einer<br />
Fehlstellung der Großzehe führen kann<br />
(„Hallux valgus“).<br />
Etwa 150 verschiedene<br />
Operationstechniken<br />
Die Wahl der Operationstechnik ist <strong>vom</strong><br />
Grad der Verformung abhängig. Wurde<br />
früher der Hallux fast ausschließlich<br />
durch Abmeißeln des seitlichen Knochenanbaues<br />
und eine teilweise Entfernung<br />
des Großzehengrundgelenkes<br />
behoben, wird diese Methode heute in<br />
der Regel nur mehr bei schmerzhaften,<br />
degenerativen Veränderungen im Großzehengrundgelenk<br />
angewendet. In den<br />
meisten Fällen versucht man den Fuß<br />
wieder in seine ursprüngliche Form zu<br />
bringen – die Stellung der Großzehe wird<br />
korrigiert, das durchgetretene Fußgewölbe<br />
teilweise wieder aufgebaut und<br />
auch an den Weichteilen (Sehnen, Bänder)<br />
operiert, bis die Stellung der großen<br />
Zehe wieder „passt“. Besteht lediglich<br />
ein störender Knochensporn am Ballen,<br />
wird sich der Orthopäde für eine Abfräsung<br />
entscheiden.<br />
Als unangenehme Begleiterscheinung<br />
beim Hallux bzw. Spreizfuss trifft fast<br />
immer eine Krümmung der zweiten Zehe<br />
auf, die so genannte „Hammerzehe",<br />
an der durch Schuhdruck Hornhautschwielen<br />
und Hühneraugen entstehen,<br />
die durch Filzringe entlastet werden<br />
können. Operativ korrigiert man diese<br />
Fehlstellung durch Entfernung des Köpfchens<br />
des Grundgliedes.<br />
Ambulant oder stationär?<br />
Hallux-Operationen können – falls der<br />
Patient nicht ausdrücklich eine Vollnarkose<br />
wünscht – in örtlicher Betäubung<br />
und ambulant vorgenommen worden.<br />
Es ist allerdings ratsam, doch einige<br />
Tage im <strong>Krankenhaus</strong> zu verbringen, da<br />
Schmerzen, Schwellungen und Blutergüsse<br />
auftreten können. Bei den meisten<br />
Operationsmethoden ist eine sofortige<br />
Belastung mit einem Spezialschuh gestattet.<br />
Der Vorfuß stellt einen wichtigen<br />
Teil des Bewegungs- und Stützapparates<br />
dar – deswegen sollten Eingriffe, falls<br />
nötig, so früh wie möglich erfolgen.<br />
Denn wie drückte es Leonardo da Vinci<br />
so schön aus – „Der menschliche Fuß<br />
ist ein technisches Meisterwerk“ und<br />
über Meisterwerke sollte man mit Argusaugen<br />
wachen!<br />
Das Magazin des Evangelischen <strong>Krankenhaus</strong>es <strong>Wien</strong> Das Magazin des Evangelischen <strong>Krankenhaus</strong>es <strong>Wien</strong> 11<br />
Service-Info:<br />
OA Dr. Ronald Koppelent<br />
Ordination: Tel.: 01/503 41 00