Bekanntgabe des Geschäfts- und Lageberichtes ... - Haller Tagblatt
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Martin Boschet, Rede Generalversammlung 22.05.2012<br />
1<br />
<strong>Bekanntgabe</strong> <strong>des</strong> <strong>Geschäfts</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Lageberichtes</strong> <strong>und</strong> <strong>des</strong> Jahresabschlusses für<br />
das <strong>Geschäfts</strong>jahr 2011<br />
Rede <strong>des</strong> geschäftsführenden Vorstan<strong>des</strong><br />
der Hohenloher Molkerei eG<br />
Martin Boschet<br />
am 22. Mai 2012<br />
vor der Generalversammlung<br />
in der Hagenbachhalle in Schwäbisch Hall<br />
- Es gilt das gesprochene Wort -
Sehr verehrte Damen <strong>und</strong> Herren,<br />
liebe Mitglieder, sehr geehrte Gäste,<br />
Martin Boschet, Rede Generalversammlung 22.05.2012<br />
2<br />
auch ich darf Sie recht herzlich zur diesjährigen Generalversammlung der<br />
Hohenloher Molkerei begrüßen. Ich danke Ihnen für Ihr zahlreiches Erscheinen<br />
heute Vormittag <strong>und</strong> Ihr großes Interesse an unserer Genossenschaft.<br />
Wir können heute auf ein ereignisreiches <strong>und</strong> für die Hohenloher Molkerei sehr<br />
gutes Jahr 2011 zurückblicken. Wir haben beim Milchauszahlungspreis, Umsatz<br />
<strong>und</strong> Ergebnis die Spitzenwerte <strong>des</strong> Vorjahres deutlich übertroffen.<br />
Sowohl der Milchauszahlungspreis, als auch die Umsatz- <strong>und</strong> Ergebnis-<br />
entwicklung <strong>des</strong> Jahres 2011 der Hohenloher Molkerei, sind in der langen<br />
Firmengeschichte bisher nie erreicht worden. Alle Verwertungsbereiche unserer<br />
Genossenschaft haben höchste Erträge garantiert.<br />
Das ist eine außerordentliche Leistung, die so nicht unbedingt zu erwarten war,<br />
denn bereits im zweiten Halbjahr 2011 hat sich gezeigt, dass die internationalen<br />
Märkte nicht mehr zu jedem Preis Ware aufnehmen.<br />
Die Preisnotierungen für Magermilchpulver, vor allem aber bei Butterfett sind<br />
bereits seit Frühjahr bzw. Sommer 2011 rückläufig gewesen.<br />
Wir mussten bei der Preisr<strong>und</strong>e für die weiße Linie ab November bereits Preis-<br />
korrekturen von r<strong>und</strong> 3 Cent pro Liter Milch hinnehmen.<br />
Entwicklung 2011<br />
Meine Damen <strong>und</strong> Herren, ich erläutere Ihnen nun die <strong>Geschäfts</strong>entwicklung<br />
2011. Weitere Informationen können Sie unserem ausführlichen <strong>Geschäfts</strong>-<br />
bericht entnehmen, der auch unseren geprüften Jahresabschluss enthält.<br />
Da neben Ihnen auch alle wichtigen K<strong>und</strong>en unseren <strong>Geschäfts</strong>bericht erhalten,<br />
wollten wir in diesem Jahr einmal bewusst einen anderen Schwerpunkt setzen.<br />
Unsere Hofgut-Produkte werden verstärkt in der Gastronomie, Kantinen,<br />
Krankenhäusern <strong>und</strong> Großbäckereien verwendet.
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Wir wollten kein Kochbuch gestalten, wie manche unken. Sie glauben aber gar<br />
nicht welche positiven Resonanzen dieser <strong>Geschäfts</strong>bericht bei den vielen<br />
weiblichen, aber auch männlichen Einkäufern im Handel schon ausgelöst hat;<br />
tolle Idee, gutes Marketing, endlich mal was anderes, so die Kommentare.<br />
Bevor ich die Kennzahlen unseres Unternehmens vorstelle, möchte ich die<br />
Marktverläufe <strong>des</strong> letzten Jahres nochmals Revue passieren lassen.<br />
Die Stimmung auf den Agrarmärkten war im Jahr 2011 recht fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong><br />
sicherte den Bauern bei vielen Produkten, so auch bei Milch, Preise die weit<br />
über dem langjährigen Durchschnitt lagen.<br />
Trotz der gewachsenen Milchmenge <strong>und</strong> dem Abbau noch vorhandener<br />
öffentlicher Bestände waren die Märkte im Gleichgewicht. Bei zufrieden-<br />
stellender Nachfrage am Binnenmarkt, war vor allem die positive Entwicklung<br />
der Drittlandsmärkte bei weiter steigendem Welthandel, maßgeblich für die gute<br />
Entwicklung.<br />
Wir müssen uns vor Augen halten, dass die weltweite Milcherzeugung derzeit<br />
min<strong>des</strong>tens um die Hälfte der in Deutschland jährlich produzierten Milchmenge<br />
wächst. Egal was wir hier tun; in China, Indien, USA, Neuseeland, Australien,<br />
Südamerika; überall wird zunehmend mehr Milch produziert; völlig unabhängig<br />
von den Entwicklungen in Europa.<br />
Anfang Mai hat die UN-Landwirtschaftsorganisation FAO für 2012 sogar einen<br />
Anstieg der weltweiten Milchproduktion um 2,7 % von 730,1 Mio. t auf<br />
750 Mio. t angegeben.<br />
Das Wachstum im laufenden Jahr findet erneut vornehmlich in Asien statt, wo<br />
die FAO einen Zuwachs um knapp 10 Mio. t einschätzt, davon allein 5,2 Mio. t<br />
in Indien.<br />
Eine steigende Milcherzeugung wird auch in anderen Weltregionen gesehen, so<br />
in Südamerika (ca. +4 %), den USA (ca. +1,8 %) <strong>und</strong> der EU (+ 1 %).
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In Neuseeland schließt die zu Ende gehende Saison mit einem Plus von etwa<br />
9 % ab.<br />
Da in unserer globalisierten Welt scheinbar nur Wachstum zählt, muss also<br />
auch die Milchproduktion wachsen. Es geht auch nicht mehr um die Frage, ob<br />
dieses Wachstum stattfindet, die Zahlen belegen dies ja eindrucksvoll; es geht<br />
aber um die Frage, ob das Wachstum bei der Milchproduktion zu nachhaltigem<br />
Wohlstand <strong>und</strong> Zufriedenheit bei den Milchproduzenten weltweit <strong>und</strong> auch hier<br />
in Deutschland führt. Fakt ist, dass derzeit überall auf der Welt die Milchpreise<br />
rückläufig sind.<br />
Die zweite Frage die sich stellt, ist die, ob rein quantitatives Mengenwachstum<br />
auch wirklich zu qualitativem, sprich nachhaltigem Fortschritt führt.<br />
Kann es also gelingen, je<strong>des</strong> Jahr 20 Mrd. kg Milch zusätzlich irgendwo auf<br />
dieser Welt zu vermarkten? Natürlich in Form von möglichst innovativen<br />
Produkten, die höchste Erlöse bringen.<br />
2010 <strong>und</strong> 2011 schien es, als könnte dies gelingen, heute zeigt sich, dass<br />
weltweite Märkte nicht zu jeden Preis die von den Marktteilnehmern ange-<br />
botenen Milchmengen aufnehmen.<br />
Deshalb ist es zwar bitter <strong>und</strong> schmerzlich, betriebswirtschaftlich aber logisch,<br />
dass bei ungehemmter Produktion, die auf eine schwache Nachfrage trifft,<br />
Preise zurückgehen.<br />
Mit dem gestiegenen Angebot setzte Mitte 2011 ein Rückgang der inter-<br />
nationalen Preise für Milchprodukte ein.<br />
Da alle Prognosen auf ein weiter steigen<strong>des</strong> Milchangebot im restlichen<br />
Jahresverlauf 2012 hindeuten, dürfte der Druck auf die internationalen Preise<br />
weiter anhalten. Unterstützt wird diese Entwicklung auch durch eine zurück-<br />
haltende Aktivität der Importeure, die weitere Preisrückgänge erwarten.
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5<br />
Die Aufnahmefähigkeit der Märkte für wachsende Milchmengen ist derzeit nicht<br />
gegeben. Deshalb werden vor allem Bestände an Butter <strong>und</strong> Magermilchpulver<br />
aufgebaut.<br />
Da das Interventionspreisniveau für Butter <strong>und</strong> Magermilchpulver nicht erreicht<br />
ist, sieht man den Bestandsaufbau in der EU momentan nur bei Butter. Bei der<br />
privaten Lagerhaltung für Butter, sind aktuell 69.000 t gegenüber 39.000 t zum<br />
vergleichbaren Vorjahreszeitraum eingelagert.<br />
Auch in Deutschland werden, so die Planungen der Brüsseler Bürokraten, mit<br />
wenigen, aber bedeutenden Ausnahmen, die Preise für agrarische Rohstoffe<br />
von der Situation auf den internationalen Märkten geprägt <strong>und</strong> von nichts<br />
anderem.<br />
Wir unterliegen bei Milch zukünftig <strong>und</strong> auch schon heute voll dem Weltmarkt.<br />
Fakt ist, dass auch 50 % der in Deutschland produzierten Milch im Ausland<br />
verkauft wird. Vornehmlich in Form von Butter, Käse, Milchversand,<br />
Kondensmilch, Milch- <strong>und</strong> Molkenpulver.<br />
Das Mehr an Milch in Deutschland, alleine in den letzten zwei Jahren waren es<br />
1,2 Mio. t, ging in diese Standardprodukte. Wohin sollten die Molkereien auch<br />
sonst damit, da sich die private Nachfrage nach Milch- <strong>und</strong> Milchprodukten in<br />
Deutschland seit 2006 in allen Sparten negativ entwickelt hat. Auf Seite 19 <strong>des</strong><br />
gedruckten <strong>Geschäfts</strong>berichtes können sie das nachlesen.<br />
Die agrarpolitischen Rahmenbedingungen werden, wie der Name schon sagt,<br />
von der Politik gestaltet. Quote, Außenschutz, Zölle, Interventionsniveaus,<br />
Exporterstattungen, GAP Reform sind hier die für Sie wesentlichen Begriffe. Wir<br />
in den Molkereien haben darauf keinen Einfluss.<br />
Doch es gibt auch vieles andere, auf das wir keinen Einfluss haben, wenn wir<br />
Deutschen es vielleicht auch manchmal meinen.<br />
Die politische Situation in Nordafrika <strong>und</strong> anderen arabischen Staaten, die hohe<br />
Verschuldung der USA sowie vieler europäischer Staaten hat die Finanzmärkte
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bis heute nachhaltig belastet <strong>und</strong> für anhaltende Verunsicherung bei allen<br />
Marktteilnehmern gesorgt <strong>und</strong> im zweiten Halbjahr zu einem schwächeren<br />
<strong>Geschäfts</strong>verlauf geführt.<br />
Richtig in den Blickwinkel ist die Misere jedoch erst jetzt mit den aktuellen<br />
Kontrakten für das Milchbasissortiment gerückt.<br />
6 Cent weniger für einen Liter Milch seit 2. Mai, sprechen für einen knallharten,<br />
unmissverständlichen Markt, der sich nicht an Wünschen oder gar fairen<br />
Preisen orientiert.<br />
Wir sollten auch nicht den Fehler machen <strong>und</strong> einen Markt schön reden, der<br />
nicht schön ist. Diese Kontraktr<strong>und</strong>e war, wie für den FC Bayern die Niederlage<br />
im Champions League Endspiel, das volle Desaster.<br />
Bei Butter ist es ähnlich, 75 Cent kostet ein Päckchen heute, 14 Cent weniger<br />
als noch im April, 40 Cent weniger als im November, auch diese Zahlen sagen<br />
alles. Selbst die wenigen K<strong>und</strong>en mit ihren Top-Einkäufern staunen teilweise<br />
über die Entwicklungen am Milchmarkt. Manchem ist gar nicht mehr wohl, denn<br />
es kann auch nicht im Interesse <strong>des</strong> Handels sein, wenn Marktmolkereien, die<br />
unsere Bevölkerung mit ges<strong>und</strong>er Milch versorgen, aus einer wahrscheinlich<br />
nur temporären Marktschwäche heraus, von der Bildfläche verschwinden.<br />
Der Kieler Rohstoffwert lag im April bei 25,5 Cent, vor einem Jahr lag er noch<br />
bei 34,6 Cent. Er wird im Mai weiter rückläufig sein.<br />
Rohmilch kann man auch tagesaktuell für ca. 25 Cent frei Schwäbisch Hall<br />
kaufen, Magermilch ist im Verkauf ca. 12 Cent wert, im November lag der Wert<br />
noch bei 19 Cent.<br />
Da sich ähnlich wie bei kommunizierenden Röhren über kurz oder lang alle<br />
Verwertungen anpassen, wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis die<br />
Ausgleichsprozesse am gesamten Milchmarkt stattgef<strong>und</strong>en haben.<br />
Momentan leiden insbesondere die Kernabsatzmärkte der deutschen<br />
Molkereien im europäischen Ausland, also vor allem Italien, unter der massiven
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Wirtschaftskrise. Ich erwarte vom Export wenig positive Impulse. In Griechen-<br />
land herrscht politisches Chaos, in Italien spart Monti eisern, manche sehen<br />
den Untergang <strong>des</strong> Euros, Thilo Sarrazin lässt grüßen.<br />
Ich bin schon jetzt sehr gespannt, auf die Ausführungen vom früheren<br />
Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Prof. Dr. Norbert Walter, der nachher zu<br />
uns sprechen wird.<br />
Durch neue Niedrigstniveaus für Milch, Butter, Sahne, Quark <strong>und</strong> Käse hat der<br />
Inlandskonsum kurzfristig stark angezogen, nachhaltig wird die nachfrage-<br />
belebende Wirkung niedriger Verbraucherpreise für Milch jedoch nicht sein.<br />
Momentan müssen wir Bestelleingänge schieben oder gar streichen, da wir<br />
nicht genügend H-Milch <strong>und</strong> Butter herstellen können. Der deutsche<br />
Verbraucher nutzt die niedrigen Preise <strong>und</strong> bevorratet sich, dass die Preise<br />
sechs Monate so bleiben, weiß ja niemand.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich bleibt festzuhalten, dass in überfüllten Märkten keine Höchst-<br />
preise zu erzielen sind. Preise können <strong>des</strong>halb für Sie, liebe Bäuerinnen <strong>und</strong><br />
Bauern, erst dann wieder besser werden, wenn Angebot <strong>und</strong> Nachfrage im<br />
Einklang stehen. Der Druck auf die Preise kommt dieses Mal vom größeren<br />
Milchangebot <strong>und</strong> hat wenig mit schwächerer Nachfrage zu tun. Da es<br />
politischer Wille in Europa ist, die Milchmärkte zu liberalisieren <strong>und</strong> weitere<br />
Milchquoten verteilt werden, wird es in den kommenden Monaten zu deutlich<br />
sinkenden Milchpreisniveaus kommen. Individuell handelt jeder Bauer, der<br />
mehr produziert richtig. Schlechterer Milchpreis wird durch noch mehr Menge<br />
ausgeglichen, wer will da wem einen Vorwurf machen.<br />
Nach 2015 wird dann erstmal ungebremst in Europa produziert, was das heißt,<br />
dazu möchte ich heute keinen Kommentar abgeben.<br />
Tagesaktuell habe ich in der jüngsten Ausgabe der Lebensmittelzeitung einen<br />
interessanten Bericht über den Südzucker Konzern gelesen, der unter anderem<br />
einen Gewinnsprung durch drastische Preiserhöhungen beim Zucker erlebt hat.
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8<br />
Anders wie bei der Milch möchte man das für 2015 neu zu verhandelnde EU-<br />
Zuckerquotensystem bis min<strong>des</strong>tens 2020 verlängern. Immerhin schaffe das<br />
System, so der Vorstandsvorsitzende Dr. Heer „für Bauern, Zuckerindustrie <strong>und</strong><br />
verarbeitende Industrie einen stabilen Rahmen“, Zitat Ende. (Quelle LZ 20 vom<br />
18. Mai 2012)<br />
Der Milchpreis wird künftig zum Regulator für die Menge, wie bei vielen anderen<br />
Produkten auch, mit immer schnelleren <strong>und</strong> heftigeren Ausschlägen in beide<br />
Richtungen.<br />
Durch permanente, kartellrechtlich zumin<strong>des</strong>t bedenkliche <strong>und</strong> oftmals falsch<br />
abgebildete Monatsmilchpreisvergleiche können Sie immer sehen, wo ihre<br />
Molkerei auf den ersten Blick steht, aber eben nur auf den ersten Blick, denn<br />
mögliche Milchgeldnachzahlungen bleiben gänzlich unberücksichtigt.<br />
Doch was sagt das wirklich über die Zukunftsfähigkeit <strong>und</strong> Leistungsfähigkeit<br />
Ihrer Molkerei aus? Zunächst einmal sehr wenig, da es nur eine Moment-<br />
aufnahme ist.<br />
Dass sich unsere Molkerei mit der eingeschlagenen Spezialisierung, deren<br />
Weichen bereits in den 1980er Jahren gelegt wurde, eine gute Ausgangsbasis<br />
hat, um auch in den kommenden Jahren nachhaltig innovativ <strong>und</strong> profitabel zu<br />
wachsen, daran habe ich nicht die geringste Zweifel.<br />
In der LZ am Freitag war zu lesen, dass auch Arla jetzt Kosten sparen muss,<br />
Mitarbeiter in der Hauptverwaltung entlassen werden <strong>und</strong> die Fusion mit der<br />
Hansa Milch in Mecklenburg keine Effizienzsteigerung gebracht hat.<br />
Ich erwarte, dass Arla seinen Einkaufszug in Deutschland fortsetzen wird <strong>und</strong><br />
zum großen Schlag ausholt. Der Ausverkauf der deutschen Milchwirtschaft hat<br />
längst begonnen, ob es zum langfristigen Vorteil der Anteilseigner ist wird die<br />
Zukunft zeigen. Schon bald wird das Milchgeld für viele deutsche Milchbauern<br />
nicht mehr vor Ort, sondern an internationalen Konzernstandorten festgelegt.
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9<br />
Machen Sie heute bitte nicht den Fehler <strong>und</strong> glauben, dass langfristig nur Käse<br />
immer die bessere Verwertung sei. Wir sind heute im Mai, was wir wissen ist,<br />
dass Molkereiriesen die über viel Standardkäse verfügen, selbst im Jahr 2011<br />
nicht einmal das durchschnittliche Milchpreisniveau erreicht haben <strong>und</strong> die<br />
Konkurrenz durch die Schaffung immer neuer Kapazitäten nicht gerade kleiner<br />
wird. Die letzte Milchkrise 2009 hat diese heute in der Fachpresse vielgelobte<br />
Verwertung am härtesten getroffen.<br />
Rückblick 2011<br />
Beginnen wir also mit der Rückschau unserer Genossenschaft auf 2011 – dem<br />
besten Jahr in der Firmengeschichte.<br />
Die Milchverarbeitung stieg um 5,95 Mio. kg auf knapp 348 Mio. kg.<br />
Der Umsatz kletterte um 10,4 % oder 17,02 Mio. Euro auf 181,3 Mio. Euro.<br />
Die kontinuierlich getätigten Investitionen lagen mit 3,5 Mio. über dem<br />
Durchschnitt der letzten Jahre <strong>und</strong> deutlich über den Abschreibungen in Höhe<br />
von 2,7 Mio.<br />
Das Eigenkapital wuchs auf 28,6 Mio. Euro an.<br />
Der voll erwirtschaftete Milchauszahlungspreis für das abgelaufene <strong>Geschäfts</strong>-<br />
jahr steht wiederum im Einklang mit der Bilanz <strong>und</strong> dem Gesamtergebnis der<br />
Molkerei.<br />
Wir erreichten im Durchschnitt aller Qualitäten bei 4,2 % Fett <strong>und</strong> 3,4 %<br />
Eiweiß einen Bruttoauszahlungspreis von 39,41 Cent je kg.<br />
An dieser Stelle möchten wir auch berichten, dass es für Sie unter<br />
Berücksichtigung aller Zuschläge sogar möglich war, einen Milchaus-<br />
zahlungspreis von 40,35 Cent je kg zu erzielen.<br />
Mit diesem Milchauszahlungspreis liegen wir im Jahr 2011 wiederum im<br />
Spitzenfeld der Auszahlungsleistungen in Deutschland.
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10<br />
Insgesamt sind netto 120,18 Mio. Euro Milchgeld erwirtschaftet <strong>und</strong> ausbezahlt<br />
worden.<br />
Auch in Zukunft müssen Sie, liebe Mitglieder, bei der Gesamtbetrachtung einen<br />
längeren Zeithorizont von etwa 5 Jahren im Auge behalten, da kurzfristige Ein-<br />
schätzungen vor allem beim Milchgeld keine Aussagekraft über die Leistungs-<br />
fähigkeit ihrer Molkerei hat.<br />
Da wir diese Einschätzung schon immer vertreten, sind wir wohl eine der<br />
wenigen Molkereien, die die Auffassung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>kartellamtes teilt, dass<br />
Monatsmilchpreisvergleiche Nonsens sind <strong>und</strong> in ihrer Aussagekraft über wenig<br />
Substanz verfügen <strong>und</strong> am Ende den Bauern mehr Schaden als Nutzen<br />
bringen.<br />
Was waren die Ursachen für die guten Zahlen <strong>des</strong> Vorjahres?<br />
Zunächst war es zweifellos die gute Qualität unserer Milchprodukte <strong>und</strong> das<br />
hohe Vertrauen das uns unsere K<strong>und</strong>en geschenkt haben <strong>und</strong> vor allem die<br />
Kraft, die in unserer Belegschaft, unserem Team, steckt.<br />
Dafür danke ich allen Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern ganz herzlich.<br />
Obwohl wir als einer der großen H-Milch-Hersteller in Deutschland gelten, sind<br />
es eben doch ganz unterschiedliche <strong>Geschäfts</strong>bereiche, die wir bearbeiten. Das<br />
größte Mengenwachstum der letzten Jahre lag bei Frischprodukten. Bei Butter<br />
sind wir der größte Hersteller in Baden-Württemberg.<br />
Die Abnehmer unserer losen Milch sind nicht einfach Spotmilchk<strong>und</strong>en,<br />
sondern immer mehr große breit aufgestellte europäische K<strong>und</strong>en.<br />
Im Bereich unserer Großverbraucherprodukte sind wir ebenfalls über-<br />
proportional gewachsen.<br />
Im Bereich Erfrischungsgetränke <strong>und</strong> Tee sind wir durch die Einführung neuer<br />
Sorten trotz total verregnetem Sommer 2011 weiter gewachsen.
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11<br />
Dass wir auch in der Sparte Sauermilchprodukte eine hohe Kompetenz <strong>und</strong><br />
Innovationskraft haben, zeigt das Beispiel Kefir, wo wir seit dem Start im späten<br />
Frühjahr 2011 explosionsartig gewachsen sind.<br />
Momentan sind wir leider an sämtliche Kapazitätsgrenzen gestoßen, was<br />
Prozesstechnik, Abfüllkapazitäten <strong>und</strong> Kühlhausflächen betrifft.<br />
Der Frischmilchabsatz lag mit 32 Mio. kg um 13,3 % über dem Vorjahr. Der<br />
Joghurtabsatz konnte um 40 % auf 563.000 kg gesteigert werden.<br />
Der Absatz von abgepackter Schlagsahne legte erneut um 127.000 kg oder 7 %<br />
zu.<br />
Sauerrahmprodukte legten ebenfalls um 9,6 % im Absatz zu.<br />
Der Butterabsatz erhöhte sich um 862 oder 9,9 % auf 9.533 t.<br />
Der H-Milchabsatz lag mit gut 237 Mio. kg geringfügig unter dem Vorjahr.<br />
Mit 277 Mio. Packungen Tetra Paks in allen Produktvarianten <strong>und</strong> –größen sind<br />
wir einer der Top-K<strong>und</strong>en von Tetra Pak in Deutschland.<br />
Der Milchversand, neben Butter, eine der besten Verwertungen im Berichtsjahr,<br />
legte um 6,6 % auf 66 Mio. kg zu. Auch unsere Tee- <strong>und</strong> Erfrischungsgetränke<br />
konnten trotz verregnetem Sommer 2011 <strong>und</strong> trotz umgesetzter Preiserhöhung<br />
erneut um 2,5 % zulegen.<br />
Aus Erlössicht betrachtet, war der gegenüber 2010 um beinahe 50 Cent pro kg<br />
höhere Erlös für Butter <strong>und</strong> kräftige Preissteigerungen für Schlagsahne ein<br />
wesentlicher Punkt für das gute Gesamtergebnis.<br />
Daneben waren die Preise für H-Milch <strong>und</strong> Frischmilch in der Erlösentwicklung<br />
deutlich besser <strong>und</strong> ein Verwertungsgefälle zu Käse aus unserer Sicht nicht<br />
erkennbar. Auch die Erlöse für Versandmilch waren höher als noch 2010.<br />
Und noch eine Zahl möchte ich Ihnen heute nennen.<br />
H-Produkte hatten am Gesamtumsatz einen Anteil von 56,5 %, der Rest verteilt<br />
sich auf alle anderen Produkte. In dieser Zahl zeigt sich einerseits die
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12<br />
Spezialisierung, andererseits wird deutlich, dass in der Hohenloher Molkerei<br />
neben H-Milch auch ganz andere Produkte hergestellt werden.<br />
Um nachhaltig erfolgreich arbeiten zu können, wurden auch im abgelaufenen<br />
Jahr 2011 eine Reihe von Investitionen durchgeführt, die letztendlich zu einer<br />
höheren Effizienz in den Produktionsprozessen sowie im Energiehaushalt<br />
führen.<br />
Nachdem unsere Bun<strong>des</strong>kanzlerin Angela Merkel wenige Tage nach dem<br />
verheerenden Tsunami <strong>und</strong> der Atomkatastrophe von Fukushima den Ausstieg<br />
aus der Kernenergie in Deutschland verkündet hat, war uns wohl allen bewusst,<br />
dass wir vor gewaltigen Veränderungen stehen werden.<br />
Gerade unsere Landwirte, die landauf-landab bei Photovoltaik schon seit<br />
Jahren die gebotenen Möglichkeiten <strong>des</strong> EEG nutzen, können unserer<br />
Gesellschaft als Vorbild dienen.<br />
Als im letzten Jahr klar war, dass es zunächst nicht zu einer größeren<br />
Absenkung der Einspeisevergütung kommt, haben wir zügig unsere<br />
Möglichkeiten genutzt <strong>und</strong> sämtliche Flachdächer der Molkerei mit einer<br />
400 kWp Photovoltaikanlage ausgerüstet. Seit Oktober speisen wir<br />
umweltfre<strong>und</strong>lichen Ökostrom ins Netz.<br />
Wir vermindern im großen Umfang den Ausstoß von CO2 (ca. 300.000 kg<br />
jährlich) <strong>und</strong> leisten damit einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz. Dass<br />
die Investition mit überdurchschnittlichen Renditen zum Erfolg unserer<br />
Genossenschaft beiträgt, brauche ich unseren Landwirten nicht vorzurechnen,<br />
diese Rechnung haben sie längst auf ihren Höfen vorgenommen.<br />
Nach Ablauf der 20 Jahre werden wir den eigen erzeugten Strom zu 100 % in<br />
der Molkerei verbrauchen.<br />
Was die Zukunft im Energiebereich bringt, wissen wir alle noch nicht genau;<br />
eines ist jedoch sicher, die fossilen Brennstoffe auf diesem Planeten sind<br />
endlich <strong>und</strong> Energie wird vor allem in Deutschland immer teurer.
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13<br />
Durch unsere Investitionen in eine weitere neue CIP-Anlage <strong>und</strong> neuen Fahr-<br />
zeugen haben wir Energie in Form von Wasser, Gas, Strom <strong>und</strong> Treibstoff<br />
eingespart. In vielen Teilbereichen der Molkerei konnten wiederum Kosten<br />
eingespart werden.<br />
Daneben haben wir die Entscheidung getroffen, als erste Molkerei die H-Milch<br />
in unserer Größenordnung hergestellt, voll auf die neue Tetra Pak Edge<br />
Verpackung zu setzen. Alle Maschinen werden auf das neue Format<br />
umgerüstet. Bereits in wenigen Wochen werden wir alle K<strong>und</strong>en einheitlich mit<br />
einer Verpackung beliefern, die sich viel einfacher öffnen lässt <strong>und</strong> ein deutlich<br />
besseres Ausgießverhalten hat.<br />
Erstmals waren wir es, die für einen sehr, sehr bedeutenden K<strong>und</strong>en an<br />
mehreren Standorten den Feldtest durchgeführt haben.<br />
Um unsere Frischmilch in der Qualität <strong>und</strong> im Geschmack weiter zu verbessern,<br />
haben wir die vorhandene Erhitzungslinie um ein sogenanntes Infusionsmodul<br />
erweitert. Dadurch wird unsere Frischmilch sehr viel schonender erhitzt, als dies<br />
mit herkömmlichen Systemen möglich ist. Allerdings haben wir nun sämtliche<br />
Abfüllgrenzen gesprengt, die Anlage läuft r<strong>und</strong> um die Uhr <strong>und</strong> erreicht in<br />
Verbindung mit der Abfüllanlage Ausstoßmengen, für die sonst üblicherweise<br />
zwei Linien benötigt werden.<br />
Kommen wir nun zu den Bilanzzahlen. Ich setze bei der Darstellung unserer<br />
Eckzahlen Schwerpunkte, alles weitere liegt im gedruckten <strong>Geschäfts</strong>bericht<br />
auf Seite 46 bis 49 vor Ihnen.<br />
Bei den Forderungen an unsere K<strong>und</strong>en mussten keine Wertberichtigungen<br />
vorgenommen werden. Alles was wir im In- <strong>und</strong> Ausland ausgeliefert haben,<br />
war werthaltig. Wir haben nicht einen Euro verloren. Zahlungsrückstände gibt<br />
es auch aktuell keine.
Aktivseite<br />
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14<br />
Das Anlagevermögen, also Immaterielle Vermögensgegenstände, Sachanlagen<br />
<strong>und</strong> Finanzanlagen betragen r<strong>und</strong> 11 Mio. Euro. Die Vorräte haben einen Wert<br />
von 4,15 Mio. Euro.<br />
Unsere Forderungen aus Lieferungen <strong>und</strong> Leistungen liegen mit knapp 20 Mio.<br />
Euro nur geringfügig höher als 2010. Angesichts <strong>des</strong> erneuten starken Umsatz-<br />
anstiegs zeigt sich hier, dass wir unsere Forderungen voll im Griff haben. Die<br />
sonstigen Vermögensgegenstände betragen 4,3 Mio. Euro, alleine 3,3 Mio.<br />
Euro entfallen auf Forderungen gegenüber dem Finanzamt für Umsatzsteuer.<br />
Die liquiden Mittel, also Bankguthaben <strong>und</strong> Wertpapiere, betragen 10,9 Mio.<br />
Euro.<br />
Passivseite<br />
Auf der Passivseite betragen die <strong>Geschäfts</strong>guthaben unserer Mitglieder 16,7<br />
Mio.<br />
Einschließlich Ergebnisrücklagen <strong>und</strong> Bilanzgewinn liegt das Eigenkapital nun<br />
bei 28,6 Mio. Euro.<br />
Die Rückstellungen liegen mit 2,9 Mio. Euro etwas niedriger wie 2010.<br />
Die Verbindlichkeiten aus Lieferungen <strong>und</strong> Leistungen haben sich um 1,1 Mio.<br />
Euro auf 16,6 Mio. Euro reduziert. Die Milchgeldabrechnung Dezember <strong>und</strong> die<br />
Milchgeldendabrechnung betragen davon 13,6 Mio. Euro.<br />
Die sonstigen Verbindlichkeiten betragen 2,1 Mio. Euro.<br />
Verbindlichkeiten gegenüber Banken oder anderen Finanzdienstleistern<br />
bestehen nicht.
Gewinn- <strong>und</strong> Verlustrechnung<br />
Martin Boschet, Rede Generalversammlung 22.05.2012<br />
15<br />
Betrachtet man die Gewinn- <strong>und</strong> Verlustrechnung wird deutlich, dass den<br />
Umsatzerlösen <strong>und</strong> sonstigen Erträgen von 182,7 Mio. Euro ein Material-<br />
aufwand (Rohstoff Milch <strong>und</strong> Verpackungsmaterial) von 161,1 Mio. Euro gegen-<br />
übersteht.<br />
Das Rohergebnis daraus beträgt 21,6 Mio. Euro.<br />
Die Personalkosten <strong>und</strong> Sozialabgaben liegen bei 6,9 Mio. Euro.<br />
Die Abschreibungen lagen bei 2,7 Mio. Euro.<br />
Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen betragen 10,2 Mio. Euro.<br />
Im Bereich Beteiligungserträge, Zinseinnahmen, Abschreibungen <strong>und</strong><br />
Zinsaufwand konnten per Saldo 102.600 Euro vereinnahmt werden. Zinsen <strong>und</strong><br />
Abschreibungen auf Finanzanlagen <strong>und</strong> Wertpapiere stehen im Zusammen-<br />
hang mit BilMoG.<br />
Das Ergebnis der gewöhnlichen <strong>Geschäfts</strong>tätigkeit liegt bei 1,97 Mio. Euro.<br />
Nach Abzug der Steuern <strong>und</strong> einer Vorwegzuweisung von 900.000 Euro für<br />
zukünftige Investitionen in die Rücklagen durch Vorstand <strong>und</strong> Aufsichtsrat, liegt<br />
der Bilanzgewinn bei 558.507 Euro.<br />
Um in Zukunft überhaupt am Milchmarkt erfolgreich bestehen zu können, ist<br />
eine solide <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>e Bilanz, wie wir sie Ihnen vorlegen, eine wesentliche<br />
Voraussetzung.<br />
In Zukunft möchten wir versuchen, wie andere Unternehmen auch, kontinu-<br />
ierlich Gewinne dann zu thesaurieren, wenn es möglich ist, damit die<br />
Genossenschaft auch in Zukunft bestehen kann.<br />
Aus heutiger Sicht wird dies im laufenden <strong>Geschäfts</strong>jahr 2012 nicht gelingen, da<br />
alle Kraft in die Milchgeldleistung gesteckt werden muss.
Martin Boschet, Rede Generalversammlung 22.05.2012<br />
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Nach zwei guten Jahren, in denen es gelungen ist, die Bilanz nachhaltig zu<br />
stärken, stellt es für uns aus heutiger Sicht kein Problem dar, beim Bilanz-<br />
gewinn auf die Bremse zu treten.<br />
Das Geld muss 2012 zu Ihnen auf die Höfe.<br />
Ausblick 2012<br />
Die von Vorstand <strong>und</strong> Aufsichtsrat im alten Jahr beschlossenen Investitionen<br />
2012, in dringend benötigte neue Kühl- <strong>und</strong> Lagerflächen, wurden noch im alten<br />
Jahr planmäßig in Angriff genommen.<br />
Im vorderen Hof können Sie die neue Lagerhalle mit vier Überladebrücken gut<br />
sehen. In den kommenden Tagen wird der fünfte Rahmreifer mit einem<br />
Fassungsvermögen von 56.000 Liter Rahminhalt aufgestellt.<br />
In der Butterei wurde eine neue Westfalia Butterungsmaschine der neuesten<br />
Generation in Auftrag gegeben, die die vorhandene, in die Jahre gekommene<br />
Technologie aus den 1970er Jahren ersetzt. Wir erhoffen uns damit mehr<br />
Leistung <strong>und</strong> Schlagkraft <strong>und</strong> eine noch bessere Qualität unserer Butter.<br />
Um dem gestiegenen Milchaufkommen von bisher gut 7 % gerecht zu werden,<br />
müssen zwei weitere Fertigmilchtanks mit je 200.000 Liter Inhalt in den<br />
kommenden Wochen errichtet werden. Im Zuge dieser Baumaßnahme wird die<br />
Verladezone nach vorne versetzt <strong>und</strong> überdacht.<br />
Tagesaktuell liefern uns unsere Landwirte täglich über 1 Mio. kg Milch an, so<br />
viel wie niemals zuvor.<br />
Für die genannten Projekte haben wir Investitionsförderzusagen durch das<br />
Land vorliegen.<br />
Nachdem wir aktuell von den Folgen <strong>des</strong> Verfalls <strong>des</strong> Rohstoffwertes als<br />
Konsummilch- <strong>und</strong> Butterhersteller viel stärker betroffen sind als der Bereich<br />
Käseverwertung, habe ich in Abstimmung mit dem Vorstand jedoch<br />
entschieden, alle geplanten Projekte, die nicht unbedingt der Qualitäts-
Martin Boschet, Rede Generalversammlung 22.05.2012<br />
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verbesserung oder der direkten Milchverarbeitung dienen, bis auf weiteres auf<br />
Eis zu legen.<br />
Darunter fallen zum Beispiel der Ausbau <strong>und</strong> die Erweiterung der Milch-<br />
annahmehalle oder die Modernisierung unseres Hofgut-Marktes, der sich<br />
zunehmender Beliebtheit hier in Hall erfreut.<br />
Es wird uns jedoch nicht gelingen, gegen die Kräfte <strong>des</strong> Marktes zu sparen.<br />
Vielmehr sind es auch psychologische Effekte, die jedem deutlich vor Augen<br />
führen, dass die guten Jahre erst einmal vorbei sind.<br />
Liebe Bäuerinnen <strong>und</strong> Bauern, dieselben hohen Anforderungen, die wir an<br />
unsere Produkte stellen, haben wir <strong>und</strong> ich ganz besonders auch an die Art <strong>und</strong><br />
Weise, wie wir unser Geschäft hier machen. Wir sind anständige, ehrliche,<br />
ordentliche <strong>und</strong> ehrbare Kaufleute <strong>und</strong> wir handeln danach.<br />
Dazu gehört an erster Stelle die lückenlose Übereinstimmung von Reden <strong>und</strong><br />
Handeln. Sparen steht dabei immer im Vordergr<strong>und</strong>, man kann nicht mehr<br />
ausgeben als man hat.<br />
Die erst vor wenigen Tagen zu Ende gegangene Verhandlungsr<strong>und</strong>e hat bei mir<br />
persönlich tiefe Spuren hinterlassen. Mit einem derartigen Preis<strong>des</strong>aster war<br />
nicht zu rechnen.<br />
Die agierenden Marktteilnehmer hatten nach Aussage unserer K<strong>und</strong>en von vorn<br />
herein völlig unterschiedliche Ansichten über Preisniveaus für die kommenden<br />
Monate. Jeder ist sich selbst der nächste, rein rohstoffseitig gerechnet, ist H-<br />
Milch immer noch besser wie Spotmilch. Wer will da freiwillig auf Mengen<br />
verzichten.<br />
Fakt ist, dass es in der momentanen Situation viel zu viel Milch am Markt gibt,<br />
verringern Sie die Angebotsmenge, dann werden die Preise auch wieder<br />
steigen.
Martin Boschet, Rede Generalversammlung 22.05.2012<br />
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Dann ist niemand genötigt, Preisabschlüssen von bis zu minus 7 Cent für einen<br />
Liter Milch <strong>und</strong> Preisabschlägen von 60 Cent bis 1 Euro pro Kilo Butter<br />
zuzustimmen.<br />
Die Rentabilität der Milchproduktion wird in Deutschland, Europa <strong>und</strong> weltweit in<br />
den kommenden Monaten deutlich zurückgehen, damit wird sich zeitverzögert<br />
die Milchmenge reduzieren, was dann wieder zu besseren Preisen führen wird.<br />
Bei uns werden die niedrigen Preise für Milch, Butter, Sahne <strong>und</strong> Milch-<br />
frischprodukte ab Mai voll durchschlagen. Wir werden uns an Milchpreis-<br />
niveaus von Brutto unter 30 Cent gewöhnen müssen, leider zwangsläufig auch<br />
in der Hohenloher Molkerei.<br />
Der Abstieg wird in mehreren Schritten erfolgen. Wie weit wir zurück müssen,<br />
weiß ich nicht genau, da ein vollständiger Überblick noch nicht möglich ist, in<br />
diesen Tagen verhandeln wir bereits schon wieder Butterkontrakte ab Juni.<br />
Alles ist ständig in Bewegung, Prognosen gebe ich keine ab.<br />
Es werden in jedem Fall mehrere Cents sein, die fehlen.<br />
Trotz grober Einschnitte beim Milchpreis verstehen wir uns mehr denn je als<br />
Dienstleister <strong>und</strong> regionaler Partner <strong>des</strong> Handels.<br />
Der Markt wird immer schnelllebiger <strong>und</strong> unberechenbarer. Vermeintliche<br />
Innovationen verschwinden oft schnell vom Markt, neue Trendprodukte werden<br />
immer schneller kopiert. Oftmals ist die Verpackung der Trend <strong>und</strong> nicht der<br />
Inhalt.<br />
Wir haben darauf reagiert, Verpackungskonzepte geändert <strong>und</strong> gewisse<br />
Nischenprodukte wie Kefir oder neue Erfrischungsgetränke entwickelt.<br />
Im Großverbraucherbereich erfüllen wir spezielle K<strong>und</strong>enwünsche.<br />
Da wir auch regionalen Erzeugnissen eine größere Bedeutung zumessen als<br />
manch anderem Konzept, werden wir ab Herbst eine völlig neue Regionalmarke<br />
auf den Markt bringen.
Martin Boschet, Rede Generalversammlung 22.05.2012<br />
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„Mein Odenwald – natürlich gut“, ist eine neue Marke der Hohenloher Molkerei<br />
die beim Deutschen Patent- <strong>und</strong> Markenamt zur Anmeldung eigereicht wurde.<br />
Die Marke soll vornehmlich in Hessen, Baden-Württemberg <strong>und</strong> Rheinland-<br />
Pfalz vermarktet werden.<br />
Da es in dieser Region um den Odenwald nichts Vergleichbares gibt, erhoffen<br />
wir uns gute Absatzmöglichkeiten bei einer Erlössituation die uns, aber auch<br />
unserem Vermarktungspartner, der Edeka Südwest, sicher den erhofften Mehr-<br />
wert bringen wird.<br />
Wir werden unsere gr<strong>und</strong>legenden Ziele <strong>und</strong> Strategien nicht ändern, wir<br />
werden daran festhalten <strong>und</strong> unseren soliden Weg weiter gehen. Eines ist<br />
sicher, egal wie wir die uns zur Verfügung stehende Milch vermarkten, egal wo<br />
wir hingehen werden, wir werden immer vor dem <strong>und</strong> im Wettbewerb stehen.<br />
Eines kann ich Ihnen heute auch im Namen aller Mitarbeiter dieses Unter-<br />
nehmens als Versprechen mit auf den Weg geben. Wo immer wir im Markt<br />
antreten, wollen wir nach vorne.<br />
Wir wollen mit unserer Molkerei die Zukunft zum nachhaltigen <strong>und</strong> langfristigen<br />
Wohl, insbesondere unserer Milchbauern, gestalten.<br />
Wir möchten mit unseren Milchprodukten heute <strong>und</strong> auch in Zukunft die<br />
Bedürfnisse unserer K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> der Menschen hier vor Ort erfüllen.<br />
Das alles geht aber nur mit einem hochmotivierten Team, das auf ganz<br />
vielfältige Art, jeder an seinem Platz, egal ob Auszubildender, Abteilungsleiter,<br />
Facharbeiter, Schlosser, Betriebsrat, Fahrer, Prokurist, Betriebsleiter oder<br />
geschäftsführender Vorstand die Ideale der Genossenschaft mit Leben füllt.<br />
Ich bitte den Betriebsratsvorsitzenden, Gerd Geier <strong>und</strong> seine Kollegen, meinen<br />
Dank an alle Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter zu übermitteln.<br />
Bei Herrn Wiedenmann, Herrn Wollinger, Herrn Stäcker, Herrn Konle <strong>und</strong> nicht<br />
zuletzt bei Frau Masch, unserer Qualitätschefin, darf ich mich ganz besonders<br />
bedanken.
Martin Boschet, Rede Generalversammlung 22.05.2012<br />
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Namentlich <strong>und</strong> stellvertretend für unsere Gremien möchte ich mich bei Herrn<br />
Höfle <strong>und</strong> Herrn Zwick bedanken, die mir immer vertrauensvoll zur Seite<br />
stehen.<br />
Und ich danke Ihnen, meine Damen <strong>und</strong> Herren, liebe Bäuerinnen <strong>und</strong> Bauern,<br />
für Ihr Vertrauen in die Hohenloher Molkerei <strong>und</strong> das Vertrauen, das Sie auch<br />
mir persönlich entgegen bringen.<br />
Ich danke Ihnen.