Ausgabe 1 | 2012 - VNG Verbundnetz Gas AG
Ausgabe 1 | 2012 - VNG Verbundnetz Gas AG
Ausgabe 1 | 2012 - VNG Verbundnetz Gas AG
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
SChWERPUnKt<br />
herr Dr. Seifert, welches hauptziel ver-<br />
folgt das Forschungsprojekt?<br />
hauptziel ist der nachweis der Funktionsfähigkeit<br />
eines regionalen Verbundes<br />
von Erdgas-Mikro-BhKW. Wir wollen<br />
Kleinst-KWK-anlagen so vernetzen, dass<br />
durch die Interaktion ein möglichst großer<br />
Mehrwert für den anlagenbetreiber<br />
generiert wird. Dabei müssen die anlagen<br />
so gesteuert werden, dass sie genügend<br />
Wärme und Strom produzieren, aber<br />
trotzdem geordnet zusammenarbeiten,<br />
d. h. keine kritischen Betriebszustände<br />
für das elektrische niederspannungsnetz<br />
entstehen.<br />
Können Sie kurz den Projektablauf beschreiben?<br />
Zunächst untersuchen wir im labor eine<br />
ganze Reihe von aggregaten. Die Ergebnisse<br />
übertragen wir in ein numerisches<br />
Computermodell, um erste Erkenntnisse<br />
zu gewinnen. Dabei interessiert uns vor allem<br />
das Zusammenspiel von haus, Gerät<br />
und nutzerverhalten. Danach simulieren<br />
wir die Verbindung mehrerer Geräte in einem<br />
niederspannungsnetz und schauen,<br />
26<br />
Interview<br />
„Wir verzahnen Wärme- und<br />
Elektrotechnik.“<br />
Dr. Joachim Seifert, TU Dresden<br />
was in diesem netz passiert, wenn Strom<br />
eingespeist wird. In der zweiten Projektphase<br />
übertragen wir die theoretischen<br />
Ergebnisse in die Praxis. Dabei wollen wir<br />
im mitteldeutschen Raum ein „reales, virtuelles<br />
Kraftwerk“ aufbauen.<br />
In wie weit hebt sich die Mikro-BhKW-<br />
Technologie von anderen heizungssystemen<br />
ab?<br />
Die gleichzeitige Wärme- und Stromproduktion<br />
im heimischen Keller ist die eigentliche<br />
Innovation. Das hat natürlich<br />
enorme Vorteile gegenüber der getrennten<br />
Erzeugung von Wärme und Strom. Vor<br />
allem führt es zu primärenergetischen<br />
Einsparungen und einer erheblichen CO - 2<br />
Reduktion im Vergleich zu herkömmlichen<br />
anlagen.<br />
In Deutschland wird an verschiedenen<br />
Stellen zum Thema Energiesystemvernetzung<br />
geforscht. Was macht das „Regionale<br />
Virtuelle Kraftwerk“ so einzigartig?<br />
Wir gehen erstmals in den Gebäudebereich<br />
und konkret in das Ein- und Zweifamilienhaus.<br />
Im Speziellen beschäftigen<br />
wir uns mit den thermischen auswirkungen<br />
aber auch den benötigten Informations-<br />
und Kommunikationswegen, um<br />
solche Systeme ansteuern und in einem<br />
Verbund im regionalen niederspannungsnetz<br />
betreiben zu können. Die Schwierigkeit<br />
besteht darin, den elektrischen<br />
Output der Mikro-BhKW so zu steuern,<br />
dass der hausbewohner stets Wärme im<br />
haus hat.<br />
Was kann die TU Dresden (TUD) in diesem<br />
Projekt beisteuern, was andere hochschulen<br />
nicht können?<br />
Wir verzahnen die Forschung auf dem<br />
Gebiet der Wärme- und der Elektrotechnik.<br />
Bisher wurden die Bereiche immer<br />
separat betrachtet. Dazu haben wir eine<br />
interdisziplinäre Projektgruppe gegründet,<br />
die aus Mitarbeitern des Institutes für<br />
Energietechnik und Mitarbeitern des Institutes<br />
für Elektrische Energieversorgung<br />
und hochspannungstechnik besteht.<br />
Jetzt wird es uns gelingen, gemeinsame<br />
lösungsvorschläge für den Wärme- und<br />
Strombereich aufzuzeigen. Zudem kümmern<br />
sich unsere Freiberger Kollegen um<br />
die automatisierungstechnik, also das<br />
übergeordnete Regelregime.<br />
Wie viele Wissenschaftler sind in das Projekt<br />
involviert?<br />
In Dresden arbeiten vier nachwuchsforscher<br />
am Forschungsprojekt. Durch die<br />
Einbindung von Studenten, wissenschaftlichen<br />
Mitarbeitern und hochschullehrern<br />
sichern wir eine enorme wissenschaftliche<br />
Breite ab. Gleiches gilt für die tU Bergakademie<br />
Freiberg. natürlich haben wir ein<br />
großes Eigeninteresse, in diesem Projekt<br />
eine wissenschaftlich sehr hochkarätige<br />
arbeit zu leisten.<br />
Dr.-Ing. habil. Joachim Seifert<br />
Privatdozent für heizungs- und Raumlufttechnik<br />
am Institut für Energietechnik der<br />
tUD | Studium an der Fakultät Maschinenwesen<br />
der tUD (Studiengang technische<br />
Gebäudeausrüstung) | wissenschaftl. Mitarbeiter<br />
am Institut für thermodynamik<br />
und technische Gebäudeausrüstung | 2005<br />
Promotion | mehrere Forschungsaufenthalte<br />
an der University of hong Kong (SaR)<br />
2009 habilitation | seit 2010 Bereichsleiter<br />
Gebäudeenergietechnik an der Professur Gebäudeenergietechnik<br />
und Wärmeversorgung<br />
der tUD | joachim.seifert@tu-dresden.de