medium gas | 2009.4 - VNG Verbundnetz Gas AG
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<strong>medium</strong> <strong>gas</strong><br />
<strong>2009.4</strong><br />
Das Magazin für die Kunden und Partner der <strong>VNG</strong>-Gruppe | 18. Jahrgang | 4. Ausgabe | Dezember 2009<br />
Schwerpunkt: Bio-Erd<strong>gas</strong><br />
Studie<br />
Hier passt<br />
Bio-Erd<strong>gas</strong> rein<br />
Nawaro aG<br />
Biomasse wird als Energie-<br />
Stoff bedeutender sein als<br />
Braunkohle<br />
Interview<br />
Es wird sich für unsere<br />
Kunden lohnen, Bio-Erd<strong>gas</strong>produkte<br />
einzusetzen
2<br />
Inhalt<br />
AKTuEll<br />
4 <strong>VNG</strong>-Vorstand neu besetzt<br />
Impressum<br />
Aktuell<br />
4 Interview mit Uwe Barthel: „<strong>VNG</strong><br />
hat mutig Grenzen überschritten“<br />
5 <strong>VNG</strong> stockt anteile in Italien auf<br />
6 <strong>VNG</strong> und SwH bauen Energiepartnerschaft<br />
aus<br />
6 Volkswagen startet 2010 Scirocco-<br />
Cup mit Bio-Erd<strong>gas</strong><br />
6 Koalition legt energiepolitische<br />
Eckpunkte fest<br />
7 Energiepolitik und wirtschaft<br />
MARKT<br />
8 Stadtwerke Bad Säckingen<br />
Viel Enthusiasmus für die umwelt<br />
14 Erd<strong>gas</strong>-Technik<br />
Gürtel oder Hosenträger?<br />
18 Erd<strong>gas</strong>fahrzeuge<br />
Das Erd<strong>gas</strong>-Tankstellennetz wächst<br />
unaufhaltsam<br />
20 Tschechien<br />
Hier fällt der Hammer zum Einheitspreis<br />
22 Erd<strong>gas</strong>-Marke<br />
Ein Produkt, zwei Märkte,<br />
ein Markenkern<br />
Markt Schwerpunkt<br />
23 <strong>Gas</strong>-Tagung<br />
Energieexperten sehen<br />
Verschärfung im Wettbewerb<br />
24 Messe<br />
Innovationskampagne<br />
für den Wärmemarkt<br />
24 Internet<br />
Neues Portal für<br />
leitungsauskunft<br />
25 Markt kompakt<br />
ScHWERPuNKT: BIo-ERDGAS<br />
28 Studie<br />
Hier passt Bio-Erd<strong>gas</strong> rein<br />
Eine neue Studie befasst sich mit<br />
der Einspeisung von Bio<strong>gas</strong> unter<br />
neuer Gesetzgebung.<br />
30 Zertifizierung<br />
Herstellungsnachweis von<br />
Biomethan – Ausgangslage,<br />
rechtlicher Rahmen und<br />
aktuelle Ansätze<br />
Herkunftszertifikate garantieren,<br />
dass auch wirklich Bio-Erd<strong>gas</strong><br />
eingesetzt wird.<br />
32 Nawaro aG<br />
Biomasse wird als Energie-Stoff<br />
bedeutender sein als Braunkohle<br />
Das behauptet Felix Hess von<br />
der Nawaro aG im Gespräch mit<br />
<strong>medium</strong> <strong>gas</strong>.<br />
<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> Das Magazin für die Kunden und Partner der <strong>VNG</strong>-Gruppe | <strong>VNG</strong> – <strong>Verbundnetz</strong> <strong>Gas</strong> aktiengesellschaft | Braunstraße 7, 04347 Leipzig | Postfach 24 12 63,<br />
04332 Leipzig | Tel. 0341 443 - 0 | Fax 0341 443 - 2057 | www.vng.de | Redaktion Unternehmenskommunikation | Verantwortliche Redakteurin Mandy Nickel<br />
Tel. 0341 443 - 2045 | mandy.nickel@vng.de | Redaktionsbeirat Helge andrä, Dr. reinhard Böhm, Mike Diekmann, Lydia Schuster, Bernhard Kaltefleiter, Siegbert<br />
Ketelhut, Kerstin Kietzke, Dr. Stephan Krein, Heinz Möller, Birgit reiss, Uwe ringel, olaf Schneider, Susann Surma, Karsten wendler | Redaktionsschluss für<br />
diese ausgabe 12.11.2009 | für die nächste ausgabe 19.02.2010 | Auflage 4 200 | Gestaltung, Herstellung Erik Sittauer | Militzer & Kollegen GmbH | Reproduktion und<br />
Druck Scan Color Leipzig GmbH | Fotos wenn nicht anders angegeben <strong>VNG</strong> | Titelseite Erik Bothendorf, Projektleiter bei der BaLaNCE <strong>VNG</strong> Bioenergie, weiß, wie wichtig<br />
der richtige rohstoff für eine Bio<strong>gas</strong>anlage ist. Der Ende august in Betrieb gegangene Bioenergiepark in Hof/Saale setzt vorrangig auf einen Mix aus kommunalem<br />
Grünschnitt und Energiepflanzen, die von umliegenden Bauern angeliefert werden. Zusätzlich werden auch Gülle und Festmist beigemischt. Foto: Dirk Brzoska.<br />
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34 Interview<br />
Es wird sich für unsere Kunden lohnen,<br />
Bio-Erd<strong>gas</strong>-Produkte einzusetzen<br />
Dr. Stephan Krein sieht <strong>VNG</strong><br />
auf gutem weg beim Vertrieb von<br />
Bio-Erd<strong>gas</strong>.<br />
36 Nachgefragt<br />
Zehn „grüne“ Fragen<br />
was Sie schon immer über<br />
Bio wissen wollten.<br />
37 Illustration<br />
38 Energiepolitik<br />
Filigrane Gesetzesmechanik<br />
Ein Gesetz und eine Verordnung jagt<br />
die andere – den Überblick geben wir.<br />
40 Vorgestellt<br />
„Wir können Bio“<br />
<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> stellt drei Beispielprojekte<br />
der <strong>VNG</strong>-„Bio-Tochter“<br />
BaLaNCE vor.<br />
23 24 25 26
uMScHAu<br />
Editorial<br />
42 Interview<br />
TeamBildung von <strong>VNG</strong> und<br />
HTWK leipzig<br />
Prof. Michael Kubessa erzählt,<br />
wie Hochschule und Unternehmen<br />
voneinander profitieren.<br />
45 wirtschaft<br />
Herbstversammlung der<br />
Deutsch-Norwegischen<br />
Handelskammer in leipzig<br />
Die Versammlung in Leipzig<br />
stand unter dem Motto 20 Jahre<br />
Mauerfall.<br />
FEATuRE<br />
46 10 Gründe, die norwegische Stadt<br />
Stavanger zu besuchen<br />
48 „open World“ – Begeisterung<br />
und volle Ränge im Theater der<br />
Jungen Welt<br />
49 <strong>VNG</strong> hilft sehbehinderten<br />
russischen Kindern<br />
50 Erd<strong>gas</strong>ifizierung als Kunstakt<br />
51 Die „Gekreuzten Schwerter“<br />
werden 300<br />
umschau<br />
Feature<br />
27 28 29 30 31 32 33 34<br />
<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />
Sichere und umweltfreundliche<br />
Wärme<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
Manchmal ist es gut, auch einmal andere für<br />
sich sprechen zu lassen. In diesem Fall ist es<br />
Tony Hayward. Der BP-Chef machte sich Mitte<br />
oktober auf der welt-<strong>Gas</strong>-Konferenz (wCG) im<br />
argentinischen Buenos aires für Erd<strong>gas</strong> stark.<br />
will man den wachsenden Energiebedarf in<br />
der welt in den nächsten Jahren decken, und<br />
Ihr Bernhard Kaltefleiter<br />
Bernhard Kaltefleiter,<br />
35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52<br />
3<br />
Leiter Unternehmenskommunikation<br />
das noch möglichst umweltfreundlich, führe kein weg an Erd<strong>gas</strong> vorbei, sagte<br />
Hayward. Nach seinen Schätzungen müssen im Jahr 2030 – trotz größerer Nut-<br />
zung Erneuerbarer Energien – fossile Energien immer noch rund 80 Prozent der<br />
benötigten Energie liefern. Besonders in der Pflicht: Erd<strong>gas</strong>.<br />
<strong>VNG</strong> geht in Sachen Umweltfreundlichkeit und Versorgungssicherheit noch einen<br />
Schritt weiter – mit Bio-Erd<strong>gas</strong>. Grundlage für das Bio-Erd<strong>gas</strong> ist Bio<strong>gas</strong>. Bio<strong>gas</strong><br />
wird in einer aufbereitungsanlage zu Bio-Erd<strong>gas</strong> veredelt. Eines eint die beiden<br />
rohstoffe: Sie sind weitgehend Co 2-neutral und damit umweltfreundlich. Noch<br />
steht die Einspeisung von aufbereitetem Bio<strong>gas</strong> in das Erd<strong>gas</strong>netz in Deutsch-<br />
land am anfang. Doch die Bundesregierung strebt die jährliche Einspeisung<br />
von sechs Milliarden Kubikmetern Bio-Erd<strong>gas</strong> bis 2020 und zehn Milliarden<br />
Kubikmetern bis zum Jahr 2030 an.<br />
<strong>VNG</strong> nimmt diese Herausforderung an: Mit unserer Tochter BaLaNCE engagie-<br />
ren wir uns bei der Entwicklung und realisierung von Bio<strong>gas</strong>projekten – auch<br />
mit dem Ziel, Bio-Erd<strong>gas</strong> ins Netz einzuspeisen. aber auch die Produktion von<br />
Bio<strong>gas</strong> steht für BaLaNCE auf dem Programm – das erste Projekt hat das junge<br />
<strong>VNG</strong>-Tochterunternehmen im august im bayerischen Hof eröffnet.<br />
Bereits anfang des Jahres hatte <strong>VNG</strong> einen langfristigen rahmenvertrag mit<br />
der Nawaro BioEnergie Park „Güstrow“ GmbH (Mecklenburg-Vorpommern)<br />
über den Einkauf und Verkauf von Bio-Erd<strong>gas</strong> unterzeichnet. Die weltgrößte<br />
Bio<strong>gas</strong>fabrik soll auf einer Fläche von etwa 20 Hektar rund 46 Millionen m³<br />
Bio<strong>gas</strong> mit Erd<strong>gas</strong>qualität erzeugen – Energie für rund 50.000 Haushalte. Und<br />
damit der Handel mit Bio-Erd<strong>gas</strong> auch in Schwung kommt, entwickelten <strong>VNG</strong><br />
und die MITGaS Mitteldeutsche <strong>Gas</strong>versorgung GmbH gemeinsam den ersten<br />
nationalen online-Marktplatz für Bio-Erd<strong>gas</strong>. Der Start der Plattform ist für<br />
2010 geplant.<br />
In wenigen Tagen ist weihnachten. wir werden zusammen mit unseren Kunden<br />
– den Stadtwerken und regionalversorgern – alles daran setzen, dass auch in<br />
der kalten Jahreszeit die wohlige wärme jederzeit sicher und umweltfreundlich<br />
verfügbar ist. Viel Spaß bei der Lektüre dieses Heftes und Ihnen und Ihren<br />
Familien ein Fröhliches weihnachtsfest.
4 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />
<strong>VNG</strong>-Vorstand neu besetzt<br />
Seit November ist der <strong>VNG</strong>-Vorstand neu besetzt.<br />
Klaus-Dieter Barbknecht (51), bisheriger Vorstand<br />
<strong>Gas</strong>beschaffung, hat das Vorstandsressort Kauf-<br />
männisches und Personal übernommen. Er trat<br />
damit die Nachfolge von Prof. Dr. Gerhardt wolff<br />
an, der Ende oktober in den ruhestand gegangen<br />
ist. Das ressort <strong>Gas</strong>beschaffung wurde an Michael<br />
Ludwig übertragen. Er ist damit zukünftig verantwortlich<br />
für den <strong>Gas</strong>einkauf sowie die Upstreamaktivitäten<br />
von <strong>VNG</strong>. Uwe Barthel, seit 1. November<br />
neuer Vorstand <strong>Gas</strong>verkauf/Technik, und<br />
Prof. e. h. Dr. Klaus-Ewald Holst als Vorstandsvorsitzender<br />
komplettieren den Vorstand.<br />
Interview<br />
„<strong>VNG</strong> hat mutig Grenzen überschritten“<br />
Im Interview mit <strong>medium</strong> <strong>gas</strong> unterstreicht uwe Barthel, seit 1. November 2009 Vorstand <strong>Gas</strong>verkauf/Technik, das große<br />
Potenzial von <strong>VNG</strong> für die weitere Zukunft.<br />
Sie haben die Stadtwerke chemnitz <strong>AG</strong> im oktober 1990 mit-<br />
begründet. Wie schwer fällt Ihnen nach 19 Jahren der Wechsel<br />
zu <strong>VNG</strong>?<br />
Prof. e. h. Dr.-Ing.<br />
Klaus-Ewald Holst<br />
Uwe Barthel: Überhaupt nicht schwer. Ich habe bereits seit<br />
35 Jahren in der Energiewirtschaft gearbeitet, habe viele<br />
Etappen miterlebt und mitgeprägt. Die letzte Etappe bei den<br />
Stadtwerken Chemnitz habe ich aus meiner Sicht erfolgreich<br />
abgeschlossen. <strong>VNG</strong> sehe ich jetzt als Herausforderung und<br />
Chance, Größeres zu bewirken, speziell mit dem ausgangspunkt<br />
ostdeutschland.<br />
1990 wurde auch <strong>VNG</strong> vom volkseigenen Betrieb <strong>Verbundnetz</strong><br />
<strong>Gas</strong> in eine private Aktiengesellschaft umgewandelt. Wo sehen<br />
Sie Parallelen in der Entwicklung beider unternehmen?<br />
Es gibt eine ganz entscheidende Parallele. Beide Unternehmen<br />
hatten damals nur zwei alternativen: Untergang oder etwas<br />
Neues schaffen. In beiden Fällen wurde der mutige Schritt<br />
gewagt und eine neue aktiengesellschaft gegründet. Diese<br />
einzig richtige weil zweckmäßige rechtsform – vor allem für<br />
ein so großes Unternehmen wie <strong>VNG</strong> – eröffnete zahlreiche<br />
wege zur Kapitalbeschaffung. wenn auch vielleicht nur durch<br />
Zufall, gibt es im Übrigen eine zweite Parallele: in beiden Unternehmen<br />
haben ostdeutsche die Entscheidungen anfang der<br />
1990er Jahre getragen.<br />
Klaus-Dieter<br />
Barbknecht<br />
Uwe Barthel Michael Ludwig<br />
Service: Im Internet unter unternehmen/Vorstand können Sie die Pressefotos und lebensläufe<br />
der <strong>VNG</strong>-Vorstände herunterladen.<br />
Die Stadtwerke chemnitz sind seit vielen Jahren ein wichtiger<br />
Aktionär von <strong>VNG</strong>, Sie saßen lange Zeit im Aufsichtsrat.<br />
Welche Eindrücke haben Sie in dieser Zeit vom unternehmen<br />
gewonnen?<br />
Letztendlich waren die Eindrücke so positiv, dass sie meine<br />
Entscheidung und mein Bekenntnis zur <strong>VNG</strong> entscheidend<br />
geprägt haben. Ein wichtiger Punkt war und ist, dass <strong>VNG</strong> im<br />
besten Sinne des wortes Grenzen überschritten hat – Grenzen<br />
im Denken, bei mutigen Entscheidungen in der gesamten Geschäftstätigkeit,<br />
auch territoriale Grenzen durch den ausbau<br />
der aktivitäten in den neuen Märkten in Deutschland und<br />
Europa. Bei all diesen wichtigen Schritten im wettbewerb hat<br />
sich unser Unternehmen immer seine Tugenden erhalten. Mit<br />
wirtschaftspolitischer Besonnenheit, Berechenbarkeit und<br />
Fairness und mit energiewirtschaftlicher weitsicht ist es seinen<br />
weg erfolgreich gegangen.<br />
Als langjähriges Vorstandsmitglied der Stadtwerke chemnitz<br />
kennen Sie die Bedürfnisse von lokalen und regionalen Versorgern<br />
– den Hauptkunden von <strong>VNG</strong> – genau. Was beschäftigt<br />
diese unternehmen derzeit am meisten?<br />
Kommunen und deren Bürger sind mit einigen lokalen energiepolitischen<br />
und energiewirtschaftlichen Entscheidungen nicht<br />
mehr einverstanden. Hier regen sich vor allem widerstände<br />
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gegen eine art Entmündigung, etwa wenn Stadtwerke oder<br />
regionalversorger privatisiert werden sollen und den Bürgern<br />
die Gründe dafür nicht einleuchten. Mittlerweile beobachten<br />
wir den Trend, dass sich Endkunden wieder stärker auf die<br />
Nähe zu ihrem Versorger besinnen. Das ist für die regionalen<br />
Versorger natürlich ein Vertrauensbonus aus Kundensicht und<br />
ein beachtlicher Marktvorteil. Im Umkehrschluss müssen die<br />
Eigentümer der Stadtwerke und regionalversorger natürlich<br />
ihre Entscheidungen und Strategien überdenken, um sich<br />
den Einfluss auf die Energieversorgung als Kernkompetenz<br />
erhalten zu können.<br />
Sie sagen, dass für den Kunden weniger der Preis als vielmehr<br />
die Nähe zum Versorger zählt?<br />
Ja, Kundennähe ist wieder wichtig geworden. Das ist sicherlich<br />
auch getrieben durch die auswirkungen der weltweiten wirtschafts-<br />
und Finanzkrise. Die Leute wollen wissen, mit wem<br />
konkret sie es zu tun haben und erreichbare ansprechpartner<br />
haben. Man spürt das nicht nur in der reinen Finanzwelt, wo<br />
vor allem die Sparkassen derzeit einen großen Zuwachs haben,<br />
sondern eben auch bei den Stadtwerken. Ihr ansehen und ihre<br />
Bedeutung sind wieder stark gestiegen.<br />
<strong>VNG</strong> ist mittlerweile verkaufsseitig sehr gut aufgestellt mit<br />
Vertriebsbüros in ganz Deutschland und guten Absatzzahlen<br />
im Ausland. Was haben Sie sich als Ziele für Ihre Arbeit bei<br />
<strong>VNG</strong> gesetzt?<br />
<strong>VNG</strong> stockt Anteile in Italien auf<br />
<strong>VNG</strong> Italia hat weitere<br />
34 Prozent der anteile<br />
an SPIGaS S.r.l., La Spezia<br />
erworben. Damit hält<br />
die <strong>VNG</strong>-Gruppe über<br />
ihr Tochterunternehmen<br />
100 Prozent der<br />
Geschäf tsanteile an<br />
dem norditalienischen<br />
Erd<strong>gas</strong>großhändler. „Mit dieser Entwicklung und dem zielstrebigen<br />
Engagement von <strong>VNG</strong> stärken wir unsere internationale<br />
Präsenz und unsere Position beim Einkauf. Dadurch können<br />
wir unsere Kunden noch zuverlässiger und flexibler beliefern“,<br />
erklärt aldo Sammartano, Präsident und Geschäftsführer<br />
von SPIGaS. „Für <strong>VNG</strong> besitzt die SPIGaS als Vertriebspartner<br />
auf der Großhandelsebene eine wichtige strategische<br />
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<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />
Ich sehe ein großes Potenzial. Bei <strong>VNG</strong> sind alle Kompetenzen<br />
vorhanden, die einen modernen Energieversorger auszeichnen<br />
und die notwendig sind, um Innovationen gemeinsam anzugehen.<br />
außerdem bestehen eine große Kooperationsbereitschaft<br />
unter den Mitarbeitern und eine gute Zusammenarbeit mit<br />
Kunden und Partnern. Für die nächsten Jahre kommt es ganz<br />
entscheidend darauf an, dass wir dieses Potenzial nutzen.<br />
wenn ich einen Leitsatz für meine zukünftige arbeit prägen<br />
müsste, dann wäre es „aus dem, was <strong>VNG</strong> kann und hat,<br />
noch mehr machen“. wir müssen weitere europäische Märkte<br />
für das Unternehmen erschließen und uns auch in den neuen<br />
Marktgebieten außerhalb ostdeutschlands weiter entwickeln.<br />
Ich würde den Leitsatz aber nicht nur am Thema <strong>Gas</strong>verkauf<br />
festmachen. Ich sehe durch die Kompetenzen im Unternehmen<br />
noch viele andere ansätze, um mit der Kraft der Mitarbeiter<br />
Innovationen voranzubringen und neue Projekte und Produkte<br />
umzusetzen.<br />
Ich möchte jeden bei <strong>VNG</strong> dazu ermutigen, Ideen sprudeln zu lassen<br />
und Projekte anzusprechen, selbst dann, wenn sie bisher –<br />
aus welchen Gründen auch immer – kein Thema waren.<br />
Zur Person<br />
Uwe Barthel hat seine Karriere in der Energiewirtschaft vor über 35 Jahren mit<br />
einer ausbildung in einem Energiekombinat begonnen. Im oktober 1990 wurde<br />
er Vorstandsmitglied der Stadtwerke Chemnitz aG, die er mitbegründet hatte.<br />
Gleichzeitig war Uwe Barthel Geschäftsführer der städtischen Versorgungs- und<br />
Verkehrsholding GmbH Chemnitz. Seit dem 1. November 2009 ist er bei <strong>VNG</strong><br />
als Vorstand für das ressort <strong>Gas</strong>verkauf/Technik zuständig.<br />
rolle bei der Entwicklung des Geschäftes in Italien“, ergänzt<br />
oliver F. Hill, Vorsitzender des Verwaltungsrates der <strong>VNG</strong> Italia.<br />
Mit dem Erwerb der anteile an der SPIGaS hat <strong>VNG</strong> einen<br />
weiteren Schritt getan, um das Engagement im drittgrößten<br />
Erd<strong>gas</strong>markt in Europa auszubauen. Mit Gründung der <strong>VNG</strong><br />
Italia im November 2008 eröffnete <strong>VNG</strong> eine repräsentanz in<br />
Bologna. Im oktober dieses Jahres wurden die Beteiligungen<br />
an der BLUENErGY Group S.p.a. und an SPIGaS unter dem Dach<br />
der <strong>VNG</strong> Italia als Holding gebündelt. „wir legen dabei sehr viel<br />
wert auf die Selbstständigkeit und Eigenständigkeit unserer<br />
italienischen Beteiligungen und fördern deren zukünftiges<br />
wachstum durch gemeinsame Investitionen“, sagt Tassilo<br />
Möschke, Geschäftsführer von <strong>VNG</strong> Italia. Mit Gründung der<br />
repräsentanz und Konzentration der italienischen Beteiligungen<br />
in der <strong>VNG</strong> Italia schloss die <strong>VNG</strong>-Gruppe in Italien nunmehr<br />
einen weiteren Entwicklungsschritt ab.<br />
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5
Foto: Volkswagen Motorsport <strong>VNG</strong><br />
6 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />
und SWH bauen Energiepartnerschaft aus<br />
Halle, leipzig. <strong>VNG</strong> und die Stadtwerke Halle GmbH (SwH)<br />
werden gemeinsam das Kraftwerk Halle-Trotha erneuern. Das<br />
gaben beide Unternehmen Ende November bekannt. Sie wollen<br />
das Kraftwerk über ein Joint-Venture in einer separaten Gesellschaft,<br />
der Heizkraftwerk Halle-Trotha GmbH, betreiben, an der<br />
sie zukünftig mit jeweils 50 Prozent beteiligt sein sollen.<br />
In Halle-Trotha ist geplant, ein <strong>Gas</strong>turbinenkraftwerk mit Kraftwärme-Kopplung<br />
zu errichten, welches hocheffizient und umweltfreundlich<br />
Fernwärme und Strom erzeugt. „Die gleichzeitige<br />
Volkswagen startet 2010 Scirocco-Cup mit Bio-Erd<strong>gas</strong><br />
Im nächsten Jahr startet Volkswagen mit dem Scirocco-Cup 2010 einen weltweit ersten Markenpokal, in dem umweltschonendes<br />
Bio-Erd<strong>gas</strong> statt herkömmlichen ottokraftstoffs zum Einsatz kommt. Das gab der autobauer in einer Pressemitteilung bekannt.<br />
„Volkswagen stand in seiner 43-jährigen Markenpokal-Tradition immer für wegweisende Innovationen“, so Volkswagen Motorsport-Direktor<br />
Kris Nissen. „Der deutsche Scirocco-Cup knüpft an diese Tradition mit einem weltweit einmaligen Konzept an. In<br />
ihm verwirklicht Volkswagen mit dem Einsatz von Bio-Erd<strong>gas</strong> sowohl das Konzept eines umweltschonenden antriebs als auch<br />
neue Ideen zum sportlichen ablauf.“ Der Volkswagen Scirocco-Cup löst 2010<br />
den aDaC-Volkswagen-Polo-Cup als Markenpokal ab. Er wird im Programm<br />
der DTM vertreten sein. Geplant sind neben dem auftakt- und Finalrennen<br />
in Hockenheim auch rennen auf dem Norisring, dem EuroSpeedway und<br />
dem Nürburgring. auch im europäischen ausland sind Starts geplant.<br />
Die erd<strong>gas</strong> mobil GmbH wird die rennserie unterstützen. Dr. Timm Kehler,<br />
Geschäftsführer der Gesellschaft, freut sich: „Erd<strong>gas</strong> und Bio-Erd<strong>gas</strong> sind<br />
die Kraftstoffe für den sauberen rennsport der Zukunft und heute schon<br />
das Beste, was Sie Ihrem Motor geben können.“<br />
Koalition legt energiepolitische Eckpunkte fest<br />
Union und FDP haben in ihren Verhand-<br />
lungen Einigkeit über die Grundsätze der<br />
Energiepolitik der künftigen schwarz-<br />
gelben regierung erzielt. „Da ist man sich<br />
in der Zielsetzung sehr einig geworden“,<br />
sagte der Bundesverteidigungsminister<br />
Karl-Theodor zu Guttenberg (Chefunter-<br />
händler der Union zum Bereich wirtschaftspolitik). Er bezog sich<br />
damit auf die Positionen der wirtschafts- und der Umweltpolitiker<br />
zu diesem Thema. Bundeswirtschaftsminister rainer Brüderle<br />
(FDP-Chefunterhändler wirtschaft) ergänzte: „wir sind uns einig:<br />
wir wollen hin zu einer Versorgung mit alternativen Energien.“<br />
Dieser weg solle beschleunigt werden. Energie müsse in Deutsch-<br />
land aber bezahlbar bleiben. Daher sei die Versorgungssicher-<br />
Erzeugung von Strom und Fernwärme, die Kraft-wärme-Kopplung,<br />
ist derzeit eines der umweltfreundlichsten und zugleich<br />
rentabelsten Verfahren, den Energieträger Erd<strong>gas</strong> optimal und<br />
wirtschaftlich zu nutzen“, betont Uwe Barthel, <strong>VNG</strong>-Vorstand<br />
für <strong>Gas</strong>verkauf/Technik. „wir freuen uns, mit der Modernisierung<br />
des Kraftwerks Halle-Trotha die Energiepartnerschaft mit<br />
den Stadtwerken Halle weiter auszubauen und somit einen<br />
gemeinsamen Beitrag zur Stärkung der mitteldeutschen wirtschaftsregion<br />
zu leisten“, so Barthel weiter.<br />
heit mit immer mehr erneuerbaren Energien und die Schaffung<br />
bezahlbarer Energiepreise gleichgewichtig zu sehen.<br />
Im nächsten Jahr will die neue Bundesregierung ein neues<br />
Energiekonzept für eine kostengünstige, sichere Energieversor-<br />
gung in Deutschland vorlegen. Dabei sollen die erneuerbaren<br />
Energien konsequent ausgebaut und die Laufzeiten von Kern-<br />
kraftwerken verlängert werden. Damit scheint eine Einigung<br />
um die Zukunft bzw. anpassung des Erneuerbare-Energien-<br />
Gesetzes (EEG) und seiner festen Einspeisevergütungen gefunden<br />
zu sein. Doch langfristig will die künftige regierungskoalition<br />
die Förderung regenerativer Energien wirtschaftlicher und<br />
die Einspeisung ins Netz effizienter gestalten. wind-, wasser-,<br />
Solar- und Bioenergien sollen „so schnell wie möglich marktund<br />
speicherfähig“ sein.<br />
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Foto: Herbert reul<br />
Energiepolitik und Wirtschaft<br />
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<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />
EU-Parlament debattiert über Energieprojekte – Reul mahnt<br />
zum fairen Umgang mit <strong>Gas</strong>versorgungsunternehmen<br />
Herbert reul: „Unternehmen<br />
müssen ermutigt werden.“<br />
Bundesnetzagentur: Wettbewerb bei Strom und <strong>Gas</strong> nimmt zu<br />
Die Bundesnetzagentur veröffentlichte ihren Monitoringbericht zur Entwicklung der<br />
Strom- und <strong>Gas</strong>märkte. Danach sind im Jahr 2008 weitreichende Änderungen in den<br />
Märkten erfolgt und der wettbewerb im Energiebereich gewinnt zunehmend an Dynamik.<br />
Matthias Kurth, Präsident der Bundesnetzagentur, sieht diese Entwicklung als resultat<br />
der Netzregulierung, die den <strong>Gas</strong>transport und die Eintrittsgebühren für neue anbieter<br />
verbilligt habe. auch die wechselbereitschaft der Kunden sei gestiegen. 2008 hätten<br />
350.000 Kunden ihren <strong>Gas</strong>anbieter gewechselt, 2007 waren es erst 100.000 Kunden.<br />
Matthias Kurth, Präsident der Bundesnetzagentur: „Die <strong>Gas</strong>kunden in Deutschland<br />
profitieren immer stärker vom wettbewerb. Vor drei Jahren konnten die Verbraucher<br />
ihren anbieter noch gar nicht wechseln. Jetzt ist es zu einer deutlichen Steigerung der<br />
auswahlmöglichkeiten gekommen.“<br />
Das EU-Parlament hat über zwei wichtige Projekte debattiert, die dazu beitragen sollen, Europas<br />
Energieversorgung zu sichern und zu diversifizieren. Zum einen setzt die EU große Hoffnungen auf die<br />
geplante Erd<strong>gas</strong>-Pipeline Nabucco, die zukünftige Versorgungskrisen vermeiden soll. Zum anderen<br />
ging es um das Mega-Projekt „Desertec“, das Europa einmal mit Solarstrom aus Nordafrika und dem<br />
Nahen osten versorgen soll. Unterdessen mahnte der EU-abgeordnete Herbert reul (CDU), dass die<br />
EU beim Thema Versorgungssicherheit mehr auf die Privatwirtschaft eingehen müsse. „Deshalb ist<br />
auch die art und weise, wie wir Energiepolitik betreiben, wie wir mit denjenigen umgehen, von denen<br />
wir Investitionen erwarten, nicht ganz unwichtig. Unternehmen müssen ermutigt werden.“<br />
BGH-Urteil: Kommunale Energienetze in Eigenregie<br />
Zahlreiche Kommunen können künftig <strong>Gas</strong>- und Stromnetze in<br />
Eigenregie betreiben. Der Bundesgerichtshof (BGH) entschied,<br />
dass die Energieversorger den Gemeinden diese Netze bei<br />
auslaufen der Konzession verkaufen müssen, wenn dies so<br />
vertraglich geregelt worden war.<br />
Den Bericht können Sie auf den Seiten der Bundesnetzagentur herunterladen: http://www.bundesnetzagentur.de/media/archive/14513.pdf<br />
<strong>Gas</strong>branche setzt auf langfristiges Wachstum<br />
Die <strong>Gas</strong>branche setzt für die nächsten 20 Jahre auf ein starkes<br />
wachstum und langfristige Investitionen. „Ich gehe nicht davon<br />
aus, dass die aktuelle wirtschaftskrise das bisherige wachs-<br />
tum der <strong>Gas</strong>industrie nachhaltig beeinflussen wird“, so der<br />
Präsident der Internationalen <strong>Gas</strong>-Union (IGU), Ernesto López<br />
anadón. In zwei bis drei Jahren werde sich die <strong>Gas</strong>branche<br />
Das Urteil ist von weitreichender Bedeutung, weil nahezu alle<br />
Konzessionsverträge zwischen Kommunen und Energieversorgern<br />
entsprechende Klauseln zur Übereignung der Netze<br />
enthalten. Tausende davon laufen in den beiden kommenden<br />
Jahren aus.<br />
deshalb vollständig von der Krise erholt haben, sagte López<br />
anadón. Das langfristige wachstum hänge aber auch stark von<br />
geopolitischen Entscheidungen ab. Dabei werde <strong>Gas</strong> als saubere<br />
Energiequelle andere Energieträger wie Öl und Kohle ersetzen<br />
können. wichtig sei jedoch eine engere Zusammenarbeit zwischen<br />
Produzenten- und Konsumentenländern.<br />
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Foto: Christoph Busse
8 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />
Die Holzbrücke verbindet die deutsche Stadt Bad Säckingen mit der Gemeinde Stein in der Schweiz. Fotos: SwS (Michael rohrer)<br />
Stadtwerke Bad Säckingen<br />
Viel Enthusiasmus für die Umwelt<br />
Ziel der spätherbstlichen Exkursion ist das malerische Bad Säckingen in Baden-Württemberg im Dreiländereck Deutschland –<br />
Schweiz – Frankreich. Dafür gibt es mindestens zwei triftige Gründe, deren Rangfolge rein kalendarischer Art ist. Hier verbindet<br />
eine überdachte historische Holzbrücke über den Hochrhein die deutsche Stadt mit der Gemeinde Stein in der Schweiz. Mit<br />
ihren über 200 Metern länge ist sie die längste gedeckte Holzbrücke Europas. Eine weitere Besonderheit: Seit 1924 befindet<br />
sich in der Brücke eine stahlgeschweißte leitung, über die neben Stein auch das weitere schweizerische Münchwilen mit <strong>Gas</strong><br />
beliefert wird. Ein weiterer guter Grund der Visite: Seit dem 1. oktober 2009 werden die Stadtwerke Bad Säckingen GmbH<br />
(SWS) von der <strong>VNG</strong> mit Erd<strong>gas</strong> versorgt.<br />
Von Helmut Rosan, freier Redakteur<br />
am Stuttgarter Flughafen werde ich bereits von<br />
Bernd Müller erwartet, der das hiesige <strong>VNG</strong>-Vertriebsbüro<br />
seit etwas mehr als einem Jahr leitet.<br />
obwohl wir bislang nur per Telefon und E-Mail<br />
in Verbindung standen, ist ein erster persönlicher<br />
Kontakt mit dem offen und sympathisch<br />
auftretenden 38-jährigen Mann, der bis 1995<br />
Betriebswirtschaftslehre studierte und seitdem<br />
in der Energiebranche tätig ist, schnell hergestellt.<br />
Sein sicheres auftreten und gewinnendes wesen<br />
sind für einen erfolgreichen Verkäufer wie Müller<br />
unabdingbare Voraussetzungen. Müller muss<br />
im Bundesland Baden-württemberg immerhin<br />
mit rund 100 kommunalen Versorgern Kontakte<br />
aufbauen und pflegen. Dafür bedarf es nicht nur<br />
eines geschickten „Händchens“, sondern auch<br />
eines klugen Kopfes. Und wenn man wie Bernd<br />
Müller noch mit ganzem Herzen bei der Sache ist,<br />
dann sind das gleich dreifache Voraussetzungen<br />
für eine erfolgreiche arbeit. während der Fahrt<br />
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nach Bad Säckingen nutzt er sein Dienstauto als<br />
„mobiles Büro“ und führt zahlreiche arbeitsgespräche.<br />
Dennoch bleibt auch ein wenig Zeit für<br />
Privates. Bernd Müller ist mit Susanne verheiratet<br />
und das Duo wird durch die 10-jährige alina und<br />
den 7-jährigen Nikolas im unlängst bezogenen<br />
neuen Haus zum Glückskleeblatt.<br />
SWS-Engagement für starke Bürgernähe<br />
Nach einer regennassen über 200-km-Fahrt erreichen<br />
wir gegen Mittag den SwS-Firmensitz in der<br />
Schulhausstraße 40. Und werden sehr herzlich<br />
begrüßt vom Geschäftsführer Hermann weiß, der<br />
Leiterin Marketing/Vertrieb Johanna rapp und<br />
Mitarbeiter Paolo Pecoraro. Die drei sind bestens<br />
auf unser Gespräch vorbereitet. So erfahren wir,<br />
dass sich die SwS mit ihren 40 Mitarbeitern und<br />
vier auszubildenden auf traditionsreichem Boden<br />
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<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />
angesiedelt haben. Denn an diesem Standort<br />
wurde schon 1888 der erste <strong>Gas</strong>kessel installiert,<br />
also noch bevor hier gegen 1900 der erste Strom<br />
geliefert wurde.<br />
Herr weiß erklärt zur Unternehmensphilosophie:<br />
„was Bad Säckingen heute ausmacht, ist<br />
die sprichwörtliche Lebensqualität. Und dafür<br />
setzen wir uns Tag für Tag ein. Mit sicheren und<br />
wettbewerbsfähigen Energielieferungen und<br />
Dienstleistungen, mit bestem Trinkwasser und<br />
Nahverkehr. all diese Leistungen tragen dazu bei,<br />
dass Bad Säckingen heute zu einem attraktiven<br />
wirtschaftsstandort im Süden Deutschlands zählt –<br />
und es sich hier gut leben lässt.<br />
wir wollen den weg, den die Stadtwerke seit Jahrzehnten<br />
beschritten haben, unter Berücksichtigung<br />
der sich verändernden rahmenbedingungen<br />
weitergehen.<br />
SwS-Team für Marketing und Vertrieb: Martina Kilian, Paolo Pecoraro, alexandra Strittmatter und Leiterin Johanna rapp (v.l.).<br />
SwS-Geschäftsführer<br />
Hermann weiß.<br />
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10 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />
Fortsetzung von Seite 9<br />
Viel Enthusiasmus für die umwelt<br />
Mit großem finanziellen aufwand haben die Bürger<br />
ein dichtes Leitungsnetz für die sichere Versor-<br />
gung mit Trinkwasser, mit Erd<strong>gas</strong>, mit Strom und<br />
mit Fernwärme errichtet. Darüber hinaus sind<br />
Einrichtungen zur wärme- und Stromerzeugung<br />
sowie zur wassergewinnung gebaut worden, die<br />
betreut und weiterentwickelt werden.<br />
wir möchten unseren Kunden weiterhin keinen<br />
Grund geben, sich einem anderen Energieversorger<br />
zuzuwenden. wir wollen dazu beitragen, dass Bad<br />
Säckingen der Industrie und dem Gewerbe einen<br />
Standortvorteil bieten kann.<br />
Dies erreichen wir durch eine angemessene<br />
Preispolitik und die weiterentwicklung unserer<br />
Produkt- und Dienstleistungspalette. Es gilt, die<br />
SwS-Firmensitz in der Schulhausstraße 40.<br />
internen Prozesse immer wieder zu optimieren,<br />
die Möglichkeiten des Marktes zu nutzen und<br />
offen zu sein für Kooperationen. Dazu gehört aber<br />
auch, dass wir uns weiterhin unserer gesellschaftlichen<br />
Verantwortung für die Stadt stellen. Unser<br />
Engagement in den Bereichen Soziales, Kultur und<br />
Sport, insbesondere für Kinder und Jugendliche,<br />
werden wir in verantwortbarem Umfang fortsetzen.“<br />
als ein gutes Beispiel merkt Paolo Pecoraro<br />
das Trikot-Sponsoring für die Jugend-Mannschaft<br />
des FC wallbach an.<br />
wieder auf das Kerngeschäft kommend, informiert<br />
Hermann weiß darüber, dass in diesem Jahr nach<br />
der Preissenkung am 1. april um ca. 6,5 % ab dem<br />
1. oktober nun zum zweiten Mal die Erd<strong>gas</strong>preise<br />
um 9 bis 15 % gesenkt wurden.<br />
auf meine Frage, warum man sich hier im Südwesten<br />
für die über 800 km entfernte Leipziger<br />
<strong>VNG</strong> als Erd<strong>gas</strong>lieferant entschieden hat, erklärt<br />
weiß mit entwaffnendem Lächeln: „Natürlich<br />
war auch der Preis bestimmend. aber eben nicht<br />
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allein. wir haben während der Verhandlungen<br />
sehr schnell das sichere Gefühl bekommen, uns<br />
mit einem kompetenten, zuverlässigen Partner<br />
eingelassen zu haben, der für unsere wünsche<br />
jederzeit ein offenes ohr hat. Dieses Gefühl wandelte<br />
sich in kürzester Zeit in völlige Gewissheit.<br />
In diesem Fall bedeutet relative Ferne durchaus<br />
absolute Nähe.“<br />
Nicht nur ein charmanter, auch ein lebenskluger<br />
Mann. Hermann weiß begann sein arbeitsleben<br />
als junger Industriekaufmann beim Kraftwerk<br />
Laufenburg. Nach über 30 Jahren in verschiedenen<br />
Tätigkeiten, zuletzt als abteilungsleiter,<br />
kam er über gemeinsame Projekte mit den SwS<br />
in Kontakt. am 1. November 2002 wurde er hier<br />
zum Geschäftsführer bestellt.<br />
„Erholung und Entspannung finde ich bei Klettertouren<br />
sowie wanderungen in den Bergen. Sei es<br />
in den nahen alpen oder auch mal im Himalaya.“<br />
Kein wunder, dass der 1946 Geborene einen derart<br />
vitalen Eindruck macht.<br />
SWS-Daten im Überblick<br />
Einen vitalen Eindruck machen vor allem aber die Leistungen<br />
der Stadtwerke. Deren Gesellschafter sind die<br />
Tourismus GmbH Bad Säckingen (73,7%) und die Energiedienst<br />
Holding <strong>AG</strong> mit 26,3 %. Im Geschäftsjahr 2008<br />
wurde ein Umsatz von 22 Mio. Euro erwirtschaftet.<br />
Erd<strong>gas</strong><br />
absatz: 200 Mio. kwh<br />
Netzlänge: 89 km<br />
Hausanschlüsse: 2388 (inkl. Schweiz)<br />
Strom<br />
absatz: 78 Mio. kwh<br />
Netzlänge: 179 km<br />
Hausanschlüsse: 2808<br />
Fernwärme<br />
absatz: 30 Mio. kwh<br />
Netzlänge: 11 km<br />
Hausanschlüsse: 168<br />
Trinkwasser<br />
absatz: 1,1 Mio. m3 Netzlänge: 100 km<br />
Hausanschlüsse: 3349<br />
27 28 29 30 31 32 33 34<br />
Energie aus erneuerbaren Quellen<br />
Für die SwS zählen wasser, Sonne<br />
und wind zu den favorisierten Energiequellen.<br />
Sie haben einen anteil<br />
von fast 100 % am Energie-Trägermix<br />
des Stroms. rund 12 % der Strommenge<br />
werden im eigenen Blockheizkraftwerk<br />
aus Erd<strong>gas</strong> erzeugt. Der<br />
saubere Strom erspart der Umwelt<br />
jährlich rund 16 500 Tonnen Co2. Bad Säckingen heizt bevorzugt mit<br />
Fernwärme. Schon seit Mitte der<br />
1970er Jahre sind die Kurkliniken<br />
im Norden der Bäderstadt an ein<br />
Fernwärmenetz angeschlossen, das<br />
von einem <strong>gas</strong>betriebenen Blockheizkraftwerk<br />
versorgt wird.<br />
<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />
Mitte der 1980er Jahre bauten die SwS ein zweites<br />
Fernwärmenetz im Stadtzentrum auf. Die benötigte<br />
wärme liefert knapp zur Hälfte eine wärmepumpenanlage.<br />
Sie nutzt die abwärme der Turbinen des rheinkraftwerks.<br />
Den restlichen wärmebedarf steuert ein<br />
Sägespäne-Heizwerk bei. Neben der innerstädtischen<br />
Fernwärmeversorgung betreiben die SwS ein Nahwärmenetz<br />
im wohngebiet Leuserütte. Dort werden eine<br />
Schule und 34 wohngebäude über einen Holzhackschnitzelheizkessel<br />
zentral versorgt.<br />
Seit über 120 Jahren werden die Bürger von Bad Säckingen<br />
mit bestem Trinkwasser versorgt. Es stammt<br />
aus den Grundwasserströmen des Hotzenwaldes<br />
und des rheintals. Das geförderte wasser ist so rein,<br />
dass es ohne zusätzliche aufbereitung sogar zur industriellen<br />
Herstellung von Babynahrung verwendet<br />
werden kann.<br />
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Blockheizkraftwerk<br />
der SwS.
12 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />
Fortsetzung von Seite 11<br />
Viel Enthusiasmus für die umwelt<br />
Hohe lebensqualität in schöner umwelt<br />
Bad Säckingen vermittelt seinen Einwohnern und<br />
vor allem den vielen Gästen ein schönes Gefühl<br />
der Lebenslust im Schwarzwald. Hier erlebt man<br />
eine sehr natürliche, ursprüngliche <strong>Gas</strong>tlichkeit,<br />
die saubere Luft des Südschwarzwaldes, das<br />
warme Klima des Hochrheins und darüber hi-<br />
naus die abwechslungsreichen Möglichkeiten<br />
Ehemalige Nonnenstiftskirche St. Fridolin, Kirche des um 620 gegründeten und 878 erstmals<br />
erwähnten Frauenstifts. Die heutige Fassade stammt aus einer nach 1678 eingeleiteten<br />
Barockisierung der anlage. Fotos: SwS (Michael rohrer)<br />
Die über 200 Meter lange historische Holzbrücke.<br />
für Erkundungen im Dreiländereck Deutschland –<br />
Schweiz – Frankreich. (Eine Episode der jüngsten<br />
Vergangenheit: Von 1945 bis 1950 stand die Stadt<br />
unter französischer Besatzung.)<br />
obzwar Bad Säckingen nur knapp 17 000 Einwoh-<br />
ner zählt, bietet es eine vergleichsweise immense<br />
anzahl an Sehenswürdigkeiten und Freizeitmög-<br />
lichkeiten. Die kleine Stadt verweist auf eine über<br />
1000 Jahre alte Geschichte und betrachtet sich<br />
dabei mit stolzem Selbstbewusstsein als geistiger,<br />
kultureller und wirtschaftlicher Mittelpunkt der<br />
region.<br />
In den vergangenen 70 Jahren wurde das Kurwesen<br />
erheblich intensiviert. Dies fand seine würdigung<br />
1978 mit der Verleihung des Prädikates „Heilbad“<br />
und dem Namenszusatz „Bad“.<br />
Stolz ist man hier auch darauf: Bad Säckingen ist<br />
2. Bundessieger beim wettbewerb „Klimaschutzkommune<br />
2009“. an dem für Kommunen mit bis zu<br />
20 000 Einwohnern ausgeschriebenen wettstreit<br />
beteiligten sich insgesamt 58 Gemeinden und<br />
Städte. Hinter der hessischen Stadt wettenberg<br />
belegte Bad Säckingen auf Bundesebene den<br />
2. Platz, in Baden-württemberg den 1. Platz.<br />
Sinnstiftend ist das sehr heilsame Mineral-Thermalwasser<br />
der Badquelle, das seit über 1000 Jahren<br />
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genutzt wird. Sie ist vom Typ her mit den Thermen<br />
von Baden-Baden vergleichbar, übertrifft diese<br />
jedoch im Mineralgehalt. Des weiteren gibt es hier<br />
die Fridolinsquelle. Sie wurde 1986 in 600 Meter<br />
Tiefe erschlossen und ist seit 1989 staatlich als<br />
Heilquelle anerkannt. auf Grund ihrer höheren<br />
Mineralisation garantiert sie im Vergleich mit der<br />
Badquelle zusätzliche Therapiemöglichkeiten.<br />
Einen besonderen Genuss der heilenden Thermen<br />
bietet ein Besuch im „aqualon“ mit herrlichen<br />
Bäderlandschaften.<br />
1854 erschien das vom Dichter Victor von Scheffel<br />
geschriebene Versepos „Trompeter von Säckingen“,<br />
das die Stadt auch weit über ihre Grenzen<br />
berühmt macht. Die auf Tatsachen beruhende Dichtung<br />
zählte vor 100 Jahren zu den meistgelesenen<br />
Büchern in Deutschland. Und 1884 komponierte<br />
Victor Nessler gar eine gleichnamige oper. Für<br />
ausgewiesene Katzenliebhaber wie mich ist auch<br />
der Kater namens „Hiddigeigei“ von Interesse, an<br />
den hier eine kleine Skulptur erinnert. (In Ungarn<br />
geboren, über Paris nach Säckingen gekommen,<br />
ist der Kater Scheffels Sprachrohr und alter Ego,<br />
er übermittelte des Dichters Zeitanschauung und<br />
Skepsis.)<br />
Bad Säckingen und seine reizvolle Umgebung am<br />
Hochrhein und im Naturpark Südschwarzwald<br />
bieten nahezu paradiesische Möglichkeiten für<br />
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Das Schloss Schönau.<br />
<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />
Erholungssuchende, wanderer, radfahrer, Tennisspieler,<br />
Golfer und angler. (Die von hier stammende<br />
Sabine Spitz ist übrigens als olympiasiegerin von<br />
2008 eine der erfolgreichsten Mountainbikerinnen<br />
der welt.)<br />
Bad Säckingen bietet auch fast unglaublich viele<br />
Einkaufsmöglichkeiten und <strong>gas</strong>tronomische Einrichtungen<br />
für Geldbeutel jeglicher Größe. Die<br />
Einkaufsmeile befindet sich in der altstadt zwischen<br />
dem Bahnhof und dem rhein. Große Teile<br />
sind Fußgängerzonen, in denen man in einer<br />
zauberhaften atmosphäre flanieren kann. wem<br />
das alles noch nicht reichen sollte, der findet<br />
in der näheren und etwas ferneren Umgebung<br />
weitere attraktive ausflugsziele, so z. B. den<br />
rheinfall bei Schaffhausen, den Feldberg, den<br />
Titisee, Basel, Zürich oder Colmar – um nur einige<br />
zu nennen.<br />
Jedenfalls ist Bad Säckingen zu jeder Jahreszeit<br />
eine reise wert und ich freundete mich gedanklich<br />
schon nach kürzester Zeit mit einem wiedersehen<br />
an, das allerdings dank der hier sprichwörtlichen<br />
Lebenslust einen längeren aufenthalt vorsehen<br />
sollte. Herzlichen Dank an das SwS-Team um<br />
Hermann weiß und meinen umsichtigen Betreuer<br />
Bernd Müller für die interessanten Informationen<br />
und eine kaum zu überbietende <strong>Gas</strong>tfreundschaft.<br />
13<br />
Der Trompeter von Säckingen.<br />
Brunnen mit Skulptur „Kater<br />
Hiddigeigei“.<br />
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14 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />
Erd<strong>gas</strong>-Technik<br />
Gürtel oder Hosenträger?<br />
Die Hamburger <strong>Gas</strong>werke leisteten sich einst ein eigenes, kleines Forschungsunternehmen auf ihrem Werksgelände an der<br />
Billwerder Bucht, einem Seitenarm der Nordelbe. Den Blick aufs Wasser haben die Mitarbeiter noch heute, gehören aber<br />
inzwischen zu einem anderen unternehmen, in dem sie unter dem Namen BAXI INNoTEcH Technologien entwickeln und Neues<br />
bauen. Mit den Hamburger <strong>Gas</strong>werken gibt es nach wie vor einen freundschaftlichen Verbund.<br />
Von Thomas Biskupek, freier Journalist<br />
Die european fuel cell gmbh wurde 1999 als For-<br />
schungsunternehmen gegründet. Sie geht aus<br />
der HGC Hamburg <strong>Gas</strong> Consult, einer hundert-<br />
prozentigen Tochter der ehemaligen Hein <strong>Gas</strong><br />
Hamburger <strong>Gas</strong>werke GmbH hervor, die heute zur<br />
E.oN Hanse gehört. Von Beginn an war es erklärtes<br />
Ziel, wirkungsvolle Brennstoffzellen-Heizgeräte<br />
für das Einfamilienhaus im europäischen Markt<br />
zu entwickeln.<br />
<strong>Gas</strong> veredeln<br />
Deshalb untersuchen Spezialisten Techniken, um<br />
<strong>Gas</strong> zu veredeln. Heutzutage heißt das, aggregate<br />
zu entwickeln, bei denen das <strong>Gas</strong> nicht nur ver-<br />
brannt wird, sondern für die Kunden ein höherer<br />
Gebrauchswert entsteht.<br />
Geschäftsführer Guido Gummert meint dazu: „wir<br />
untersuchten, welche Technik den Brennwertge-<br />
räten nachfolgen könnte.“ Man habe die wirkliche<br />
Zukunft nicht in Solaranlagen oder wärmepumpen<br />
gesehen, die nur einen Marktanteil von fünf Prozent<br />
erreichen. auch in der Kombination von beidem<br />
sah man nicht die grundsätzliche Perspektive,<br />
sondern in technischen anlagen, die neben wärme<br />
auch Elektroenergie erzeugen.<br />
unterm Baxi-Dach<br />
Um auf diesem Gebiet effektiver zu forschen,<br />
wollten die Entwickler und die <strong>Gas</strong>werke sich<br />
trennen – ohne die Zusammenarbeit zu beenden.<br />
Es entstand die european fuel cell gmbH. Die ging<br />
später unters Dach der Baxi Group, einem europaweit<br />
agierenden Verbund von Firmen, die sich<br />
mit Themen rund um Heizgeräte befassen. Seit ein<br />
paar Jahren heißt das Hamburger Unternehmen<br />
BaXI INNoTECH.<br />
Zusammen mit der august Brötje GmbH, dem Hersteller<br />
von Heizungstechnik mit einem großen Vertriebssystem,<br />
und dem DaCHS-Hersteller SenerTec<br />
Kraft-wärme-Energiesysteme GmbHg, bildet das<br />
Funktionsweise einer Brennstoffzelle. Quelle: Initiative Brennstoffzelle<br />
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<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />
„Das Brennstoffzellen-Heizgerät (BZH) fürs Eigenheim auf den Markt zu bringen, ist klar darauf ausgerichtet, alle beteiligten Marktpartner frühzeitig einzubeziehen<br />
und gemeinsam eine sinnvolle wertschöpfungskette auf Basis einer win-win-Situation aufzubauen“, sagt Guido Gummert, Geschäftsführer der BaXI INNoTECH. |<br />
Entwicklungslabor und Fertigungshalle von BaXI INNoTECH in Hamburg: ab Herbst 2009 geht das neue, dort gefertigte Brennstoffzellen-Heizgerät GaMMa 1.0<br />
in den Feldtest – auch bei <strong>VNG</strong>. Quelle: BaXI INNoTECH<br />
Unternehmen den deutschen Teil der Gruppe. BaXI<br />
INNoTECH ist dabei anfangs als reines Forschungs-<br />
und Entwicklungsunternehmen angetreten. Mit<br />
zunehmenden Forschungsergebnissen erwies es<br />
sich als notwendig, einige Produktionen selbst<br />
voranzutreiben. Dabei war die Bindung an die<br />
<strong>Gas</strong>werke vorteilhaft. Diese brauchten einige<br />
Produktionsräume nicht mehr. BaXI INNoTECH<br />
übernahm sie mit Handkuss. aus dem kleinen<br />
Forschungsbetrieb mit anfangs acht Mitarbeitern<br />
war mittlerweile ein Unternehmen geworden, das<br />
44 Mitarbeitern Lohn und Brot gibt und nach wie<br />
vor nach neuen Mitarbeitern sucht.<br />
Zukunft: Brennstoffzelle<br />
Seit Jahren verfolgen die Innotech-Experten ganz<br />
konkrete Forschungen, um Brennstoffzellen so<br />
zu entwickeln, dass sie zu Energiequellen der<br />
Zukunft werden.<br />
Zuerst bemühten sich die Hamburger um Stirling-<br />
heizgeräte. Sie hängen im Forschungsbereich der<br />
Firma an der wand und dienen vor allem immer<br />
weiterführenden Untersuchungen. Gummert meint,<br />
sie seien ein weg für künftige Entwicklungen. an<br />
ihnen könne man vieles erforschen, was für mo-<br />
derne Heizungen notwendig ist. Deshalb werden<br />
die Stirlinganlagen auch weiter entwickelt.<br />
Dann erprobte man erfolgreich unter der Bezeich-<br />
nung BETa erste Heizgeräte mit Brennstoffzellen.<br />
Ganz zufrieden waren die Entwickler aber nicht.<br />
Gummert meint, genau genommen sei das, als<br />
würde man einen Gürtel tragen und noch Hosen-<br />
träger dazu, weil man sich eben nicht sicher ist,<br />
ob die angestrebten Ergebnisse erreicht werden.<br />
Er betrachtet die BETa-Geräte als durchaus erfolg-<br />
reiche, in längeren Feldtests erprobte Vorstufe der<br />
gegenwärtigen Entwicklung.<br />
Diese läuft unter der Bezeichnung GaMMa 1.0<br />
und wird in diesem Herbst als technisch bereits<br />
ausgereiftes Konzept im Feldtest final erprobt.<br />
Zwar haben auch Laien inzwischen gehört, dass<br />
Brennstoffzellen mit wasserstoff laufen. aber<br />
wie das konkret aussieht, wissen die wenigsten.<br />
Schließlich kann man das <strong>Gas</strong> nicht mit einem<br />
Netz aus dem wasser fangen. Dieses leichteste<br />
der chemischen Elemente<br />
kommt meist BAXI INNoTEcH<br />
als H 2 vor, als farb-<br />
Innovative Produktund<br />
geruchloses <strong>Gas</strong>.<br />
entwicklungen mit<br />
der KWK-Technologie im europäischen Markt voranzu-<br />
Es ist Bestandteil des<br />
bringen ist die Kernkompetenz der BAXI INNOTECH: die<br />
wassers und beinah Entwicklung und Umsetzung von Projektideen bis zum<br />
aller organischen Ver- Markteinstieg voranzutreiben – die Produktion von Kleinserien<br />
inbegriffen. Sie zielt darauf ab, den wirkungsvollen<br />
bindungen, auch von<br />
Einsatz von Brennstoffzellen-Heizgerät und Wärmespeicher<br />
lebenden organismen. im Einfamilienhaus in seiner Leistungsfähigkeit zu opti-<br />
Für Brennstoffzellen mieren. Jedes Projekt bringt Erkenntnisse, die den anderen<br />
Tochterunternehmen des BAXI Konzerns für ihren eigenen<br />
ist es in dieser gebun- Markt offenstehen.<br />
denen Form jedoch<br />
nicht verwendbar.<br />
Gespaltener Wasserstoff<br />
auch Methan – der Hauptbestandteil von Erd<strong>gas</strong> –<br />
enthält zu mehr als 50 Prozent wasserstoff. Dieser<br />
wasserstoff, mit einem so genannten reformer<br />
im Brennstoffzellen-Heizgerät aus Erd<strong>gas</strong> gelöst,<br />
wird an der anode der Brennstoffzelle aufgespalten.<br />
Das Elektron wird zu Gleichstrom. Das<br />
Proton wandert zur Kathode, reagiert mit dem Luftsauerstoff<br />
und verwandelt sich in wasserdampf<br />
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16 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />
Fortsetzung von Seite 15<br />
Gürtel oder Hosenträger?<br />
bei rund 70° Celsius. Der Gleichstrom wird zu<br />
wechselstrom umgewandelt, der wasserdampf<br />
wird zu Heizwärme. Moderne Energieerzeuger,<br />
die Strom und wärme zugleich produzieren, sind<br />
nicht mehr ganz neu, die ausbeute bei den Hamburger<br />
Prototypen sehr wohl. Den wirkungsgrad<br />
beziffern die Fachleute bei Strom mit 32 Prozent<br />
und insgesamt mit 96 Prozent. Das klingt bislang<br />
wundersam für praktisch einsetzbare anlagen.<br />
Die Brennstoffzellen-Technologie funktioniert<br />
übrigens nicht nur mit dem Methan aus Erd<strong>gas</strong>,<br />
sondern auch mit Bio<strong>gas</strong>en, die aus biologischem<br />
anbau, aus Deponien und ausgekohlten Gruben<br />
gewonnen werden.<br />
Bundesweit größter Praxistest<br />
Die Brennstoffzelle ist das Kernstück der von Baxi<br />
entwickelten GaMMa 1.0-anlagen für das Beheizen<br />
von Eigenheimen. Die möglichen Dimensionen<br />
Die technischen Daten der „GAMMA 1.0“ „Gamma 1.0“ ist das Brennstoffzellen-Heizgerät von<br />
BAXI INNOTECH für Strom und Wärme im Eigenheim.<br />
KWK-Teil<br />
• Typ Niedertemperatur PEM-Brennstoffzelle (70 °C)<br />
• Leistung (el/th) max. 1,0 kwel/1,7 kwth • Betriebsart modulierend<br />
• Modulation ca. 100–30 % PelN • Brennstoff Erd<strong>gas</strong>, Bio-Erd<strong>gas</strong><br />
• el. wirkungsgrad (Hu) 32 %<br />
• cos П 0,9 ind. bis 0,9 kap.<br />
• Gesamtwirkungsgrad KwK ca. 85 %<br />
Integriertes Zusatzheizgerät<br />
• Typ Brennwertgerät<br />
• Leistung 3,5–15 kw oder 3,5–20 kw<br />
• Normnutzungsgrad 109 % (| N bei 40/30 °C)<br />
Gesamtgerät<br />
• Gesamtwirkungsgrad > 96 %<br />
(nach DIN EN 50465 bei VL/rL 60/40 °C)<br />
• Größe (mm), L x B x H 600 x 600 x 1600<br />
• Gewicht ca. 200 kg<br />
• Gehäuse lackiert, vollgekapselt<br />
• Erd<strong>gas</strong>druck 20/25 mbar (EN 437)<br />
• Elektrischer anschluss 230 V/50 Hz<br />
• Netzunabhängiger Betrieb Notbetrieb integriert,<br />
Inselbetrieb nachrüstbar<br />
• Betriebsart stromgeführt, wärmegeführt,<br />
Energiemanager geregelt, zentral gesteuert<br />
(virtuelles Kraftwerk)<br />
• Heizkreis verschiedene Einbindungsvarianten<br />
(z. B. ungeregelt, geregelt)<br />
werden daran deutlich, dass allein in Deutschland<br />
jährlich 640.000 solcher Häuser gebaut werden.<br />
Davon würden sich etwa 250.000 für Heizungen<br />
eignen, wie sie in Hamburg entwickelt werden.<br />
Es gibt also einen riesigen Markt. an der Stelle<br />
treffen sich die Interessen der Hersteller, der <strong>Gas</strong>lieferanten<br />
und der Bundespolitik; sie alle haben<br />
sich im Callux-Programm zusammengeschlossen.<br />
Callux, der bundesweit größte Praxistest von<br />
Brennstoffzellen-Heizgeräten fürs Eigenheim, ist<br />
ein Projekt, das gemeinsam von <strong>Gas</strong>wirtschaft<br />
und Heizgeräteherstellern mit Unterstützung des<br />
Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />
(BMVBS) verfolgt wird. Im rahmen des<br />
Nationalen Innovationsprogramms wasserstoffund<br />
Brennstoffzellentechnologie investiert die<br />
Industrie gemeinsam mit dem Ministerium eine<br />
Milliarde Euro, um den Einsatz der innovativen<br />
Technologie voranzutreiben. Der Vorgänger der<br />
GaMMa 1.0, die BETa 1.5 Plus aus Hamburg, ist<br />
bereits mehrfach beim Callux-Projekt eingesetzt<br />
worden.<br />
Großer optimismus<br />
Die Vorteile der Geräte liegen vorrangig darin,<br />
dass sie wärme für die Beheizung der wohnräume<br />
zur Verfügung stellen, gleichzeitig aber auch<br />
dezentral Strom erzeugen – und das sogar mit<br />
vergleichsweise hohen wirkungsgraden. Der<br />
ehemalige Bundesminister für Verkehr, Bau und<br />
Stadtentwicklung, wolfgang Tiefensee, zeigte sich<br />
überzeugt: „Brennstoffzellen sind eine wichtige<br />
option für eine nachhaltige und wirtschaftliche<br />
Energieversorgung im Haus. Mit dem ‚Leuchtturmprojekt<br />
Callux‘ starten wir gemeinsam mit Partnern<br />
aus der Industrie eine beispielhafte Initiative mit<br />
großem Praxisbezug, einen der weltweit größten<br />
Praxistests für den Einsatz von Brennstoffzellen<br />
im Gebäudebereich.“ auch die Partner des Konsortiums<br />
sind optimistisch. Sie hoffen, dass in<br />
der ersten Phase des Projektes bis zum Jahr 2012<br />
bereits so viele Brennstoffzellen-Heizgeräte bundesweit<br />
installiert sind, dass anschließend in der<br />
zweiten Phase die Marktvorbereitungen anlaufen<br />
können. Beteiligt sind die drei Gerätehersteller<br />
BaXI INNoTECH, Hexis und Vaillant sowie die fünf<br />
Energieversorger EnBw, E.oN ruhr<strong>gas</strong>, EwE, MVV<br />
Energie und <strong>VNG</strong>.<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />
23 24 25 26
Win-win-Situation<br />
Die Hamburger sind schon deshalb von dem<br />
Callux-Projekt überzeugt, weil es die Kosten dämpft<br />
und mehr Interessenten für diese Technologie<br />
ansprechen dürfte. Gummert ist sich sicher: Hier<br />
ergibt sich eine win-win-Situation für alle. Die<br />
Häuslebauer bekommen langfristig besser kalkulierbare<br />
niedrigere Heiz- und Stromkosten. Die<br />
Partner in der <strong>Gas</strong>branche setzen mehr ab, weil<br />
sie ihren Kunden nun auch die Stromherstellung<br />
ermöglichen. Und die BaXI INNoTECH kann mit<br />
einem schnell wachsenden absatz ihrer anlagen<br />
rechnen. Zusätzlich haben auch die Partner im<br />
Fachhandwerk einen Vorteil durch langfristige<br />
Serviceverträge.<br />
Überhaupt sieht der Firmenchef in den Handwerkern<br />
ganz wichtige Partner. „Bisher haben<br />
wir deutschlandweit etwa 50 geschult. Dieses<br />
Programm läuft weiter und ist für die Handwerker<br />
kostenlos. Je besser sie unser Produkt verstehen,<br />
umso besser können sie es so betreuen, dass<br />
sie auch gute werbeträger sind. Das ist man nur,<br />
wenn man vom Vorteil des Produkts überzeugt<br />
wurde.“<br />
„Revolution in der Haustechnik“<br />
Natürlich ist die Brennstoffzelle der Hamburger<br />
nicht das einzige argument für ihre Technik, denn<br />
daran forschen auch andere. an der Elbe hat man<br />
aber auch darüber nachgedacht, wie aus einer<br />
optimierten Programmierung zusätzliche Vorteile<br />
generiert werden können. Der Energiemanager im<br />
aggregat „lernt“ gewissermaßen die Gewohnheiten<br />
des anwenders und arbeitet danach. Er stellt zu<br />
bestimmten Zeiten mehr Strom zur Verfügung und<br />
lädt die wärmespeicher so auf, dass die Energie<br />
möglichst effektiv genutzt wird. Gummert nennt<br />
die bisher erreichten Ergebnisse „revolution in<br />
der Haustechnik“. Das werde es nun auch attraktiv<br />
machen, bisher unerschlossene Neubaugebiete an<br />
den Stadträndern ans <strong>Gas</strong>netz anzuschließen.<br />
Er führt die Produktionsräume vor, wo derzeit Herstellung<br />
von GaMMa 1.0-anlagen und Forschung<br />
Hand in Hand gehen. auch das Servicezentrum<br />
führt der Chef vor. Es ist darauf angelegt, mit Partnern<br />
überall in Deutschland zu kommunizieren und<br />
in deren anlagen zu schauen. oliver wenske, der<br />
hier alles kontrolliert, weiß: wirkliche Probleme<br />
27 28 29 30 31 32 33 34<br />
<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />
habe es noch nicht gegeben. Die Handwerker vor<br />
ort vergewissern sich höchstens: „Habe ich alles<br />
richtig gemacht?“<br />
Kostensenkende Tüftelei<br />
Die Verwendung von Methan aus Erd<strong>gas</strong> macht<br />
deutlich, warum die Hamburger <strong>Gas</strong>werke ebenso<br />
die Zusammenarbeit mit BaXI INNoTECH suchen wie<br />
die Leipziger <strong>VNG</strong>: Beide verkaufen Erd<strong>gas</strong> und setzen<br />
auf innovative Technologien für ihr Geschäft.<br />
Dass BaXI INNoTECH so eng mit der Leipziger <strong>VNG</strong><br />
zusammenarbeitet, hat aber auch mit jahrelangen<br />
guten Erfahrungen zu tun. So wollte einmal die<br />
Stadt Halle, dass auf der Peißnitzinsel, mitten in<br />
der Saale, völlig ohne Emissionen geheizt wird.<br />
aus Hamburg kam die Technik, aus Leipzig das<br />
<strong>Gas</strong>. Die auftraggeber waren zufrieden.<br />
In diesem und im nächsten Jahr sollen noch Feldtestanlagen<br />
in Betrieb genommen werden – das<br />
dient aber zunächst nur der Forschung. aber die<br />
wissenschaftler legen wert darauf: Kleine Stückzahlen<br />
für die Erprobung durften teuer sein, wenn<br />
die Technik sich durchsetzen soll, müssen die<br />
Kosten pro aggregat jedoch deutlich sinken. Dabei<br />
hilft das Callux-Programm, um so etwas effektiv<br />
zu fördern. Vor allem wollen die Fachleute aber<br />
auch selbst dazu beitragen. Die eigene Produktion<br />
hilft, an Fertigungstechniken zu tüfteln, die die<br />
Produktionskosten je Stück deutlich senken –<br />
egal, wo sie dann erfolgt. Das soll weit in die<br />
Zukunft fortgeführt werden.<br />
35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52<br />
17<br />
waren sich bereits 2008 zum<br />
Start des Callux-Projektes da-<br />
rüber einig, dass die Energie-<br />
erzeugung für das Eigenheim<br />
effizienter und klimafreund-<br />
licher gestaltet werden muss:<br />
der damalige Verkehrs- und<br />
Bauminister wolfgang Tie-<br />
fensee und Guido Gummert,<br />
Geschäf tsführer der Ba XI<br />
INNoTECH. Quelle: BaXI INNoTECH
18 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />
Erd<strong>gas</strong>fahrzeuge<br />
Das Erd<strong>gas</strong>-Tankstellennetz wächst unaufhaltsam<br />
Im Herbst dieses Jahres eröffnete die <strong>VNG</strong>-Erd<strong>gas</strong>tankstellen GmbH (<strong>VNG</strong>-T) gleich drei neue Erd<strong>gas</strong>tankstellen in Halle/Saale,<br />
Ribnitz-Damgarten und Grimma. Insgesamt 4,2 Millionen Euro investiert die <strong>VNG</strong>-T seit dem vergangenen Jahr in den Bau von<br />
16 neuen Erd<strong>gas</strong>tankstellen vorwiegend in ostdeutschland. Sieben Tankstellen wurden bereits in Betrieb genommen. Diese<br />
liegen verkehrsgünstig vor allem in Autobahnnähe und an viel befahrenen Bundesstraßen.<br />
Den ersten Tankstopp in Halle übernahmen Biathlon-Legende Frank-Peter roetsch, Kanutin Tanja Schuck und wasserspringerin Katja Dieckow (v.l.). Foto: westend<br />
Von Mandy Nickel, Redaktion<br />
Klare Vorteile<br />
warum sich <strong>VNG</strong>-T für den ausbau des Tankstellennetzes<br />
engagiert, erklärt Maik Hendler,<br />
technischer Geschäftsführer der <strong>VNG</strong>-T: „Die<br />
Politik fordert aktiv die reduktion von verkehrsbedingten<br />
Emissionen. Dies kann man mit Erd<strong>gas</strong><br />
als Kraftstoff erreichen und hier wollen wir ganz<br />
klar unseren Beitrag für eine umweltschonende<br />
und leistungsstarke Verkehrswirtschaft leisten.“<br />
Hendler betont zudem: „Mit keinem anderen<br />
verfügbaren Kraftstoff lassen sich wirtschaftlichkeit<br />
und Umweltfreundlichkeit, verbunden<br />
mit der Fahrdynamik der neuen Turbo-Modelle,<br />
so gut kombinieren.“ Er stellt noch einmal heraus:<br />
„Erd<strong>gas</strong>fahrzeuge stoßen keine rußpartikel aus<br />
und verursachen damit kein Feinstaubproblem.“<br />
Im Vergleich mit Benzinautos schneiden sie<br />
sogar vierfach besser ab: die Co2-Emissionen verringern sich um 25 Prozent, der ausstoß von<br />
Kohlenmonoxid um 75 Prozent, von Stickoxiden<br />
um 60 Prozent und von Kohlenwasserstoff um<br />
40 Prozent.<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />
23 24 25 26
Bio-Erd<strong>gas</strong> im Tank<br />
Nahezu Co 2-neutral ist der Einsatz von klimascho-<br />
nendem Bio-Erd<strong>gas</strong>. Nach angaben der erd<strong>gas</strong><br />
mobil GmbH wird Bio-Erd<strong>gas</strong> in unterschiedlichen<br />
anteilen mittlerweile an jeder zehnten der rund<br />
850 Erd<strong>gas</strong>tankstellen in Deutschland angebo-<br />
ten. So auch an der Erd<strong>gas</strong>tankstelle der <strong>VNG</strong>-T<br />
in Birkenwerder, an der derzeit zehn Prozent des<br />
grünen Erd<strong>gas</strong>pendants beigemischt werden. auch<br />
an anderen Tankstellen der <strong>VNG</strong>-T ist der Einsatz<br />
von Bio-Erd<strong>gas</strong> vorgesehen.<br />
Neue Preisauszeichnung favorisiert<br />
„Die steigenden absatzmengen an unseren<br />
Tankstellen zeigen uns, dass Erd<strong>gas</strong> sehr gut<br />
angenommen wird“, bilanziert Hagen Kuschel,<br />
kaufmännischer Geschäftsführer der <strong>VNG</strong>-T.<br />
„allein die Mengen an unseren Erd<strong>gas</strong>tankstellen<br />
in Birkenwerder und Dresden, die wir als erste<br />
vor gut einem Jahr in Betrieb nahmen, hat sich<br />
inzwischen verdreifacht.“ Um das Interesse an<br />
Erd<strong>gas</strong>fahrzeugen weiter zu steigern – aktuell<br />
sind über 85.000 Fahrzeuge in Deutschland zugelassen<br />
– hebt die <strong>VNG</strong>-T neben den positiven<br />
Umwelteffekten auch die wirtschaftlichen Vorteile<br />
besonders hervor. „Die auszeichnung am<br />
Aral Erd<strong>gas</strong>tankstelle<br />
Kreckwitzer Straße 2<br />
02625 Bautzen<br />
Tel. + 49 3591 211090<br />
Kraftstoffqualität: H-<strong>Gas</strong><br />
Total Autohof Erd<strong>gas</strong>tankstelle<br />
B 91 BaB 38, Leuna<br />
06667 reichardswerben (bei Leuna)<br />
Tel. + 49 3443 3383245<br />
Kraftstoffqualität: H-<strong>Gas</strong><br />
Total Erd<strong>gas</strong>tankstelle<br />
Hauptstraße 200<br />
16547 Birkenwerder<br />
Tel. + 49 3303 501693<br />
Kraftstoffqualität: H-<strong>Gas</strong><br />
10% Bio-Erd<strong>gas</strong><br />
27 28 29 30 31 32 33 34<br />
Betriebshof der oBS omnibusbetrieb<br />
Saalkreis GmbH<br />
Kaolinstraße 12<br />
06126 Halle/Saale<br />
Kraftstoffqualität: H-<strong>Gas</strong><br />
offen für auto- und Busfahrer<br />
Total Erd<strong>gas</strong>tankstelle<br />
Hamburger Straße 44<br />
01067 Dresden-Friedrichstadt<br />
Tel. + 49 351 4942558<br />
Kraftstoffqualität: H-<strong>Gas</strong><br />
Aral Erd<strong>gas</strong>tankstelle<br />
Hengstbergstraße 11<br />
04668 Grimma<br />
Tel. + 49 3437 760812<br />
Kraftstoffqualität: H-<strong>Gas</strong><br />
<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />
Preismast einer Tankstelle lässt momentan nicht<br />
auf anhieb den Preisvorteil von Erd<strong>gas</strong> gegenüber<br />
anderen Kraftstoffen erkennen“, bedauert<br />
Kuschel. „Erd<strong>gas</strong> als Kraftstoff wird in Kilogramm<br />
abgerechnet. Ein Kilogramm Erd<strong>gas</strong> enthält so<br />
viel Energie wie 1,5 Liter Superbenzin oder 1,3 Liter<br />
Diesel. Umgerechnet ist Erd<strong>gas</strong> damit etwa<br />
50 Prozent günstiger als Benzin und mehr als<br />
30 Prozent günstiger als Diesel“. Leider könne<br />
man die abrechnung von Erd<strong>gas</strong> nicht einfach<br />
auf Liter umstellen. alternativ favorisieren <strong>Gas</strong>wirtschaft<br />
sowie autohersteller eine angabe in<br />
Normkubikmeter, die in etwa der angabe von<br />
Diesel in Liter entspricht und die Kunden an ihrem<br />
<strong>Gas</strong>zähler von zu Hause gewohnt sind. Derzeit ist<br />
allerdings noch offen, wann durch eine entsprechende<br />
Gesetzgebung die Voraussetzung für die<br />
neue Preisauszeichnung geschaffen ist.<br />
Gute Perspektive<br />
Für das kommende Jahr hat sich die <strong>VNG</strong>-T viel<br />
vorgenommen. Bis zu sechs weitere Erd<strong>gas</strong>tankstellen<br />
sollen 2010 in Betrieb genommen werden.<br />
Bereits zu Jahresbeginn ist die Eröffnung einer<br />
innerstädtischen Tankstelle in Berlin und die Inbetriebnahme<br />
der Erd<strong>gas</strong>tankstelle in wustermark<br />
an der autobahn a 10 geplant.<br />
Die Erd<strong>gas</strong>zapfsäulen der <strong>VNG</strong>-Erd<strong>gas</strong>tankstellen GmbH im Überblick<br />
Aral Erd<strong>gas</strong>tankstelle<br />
B 105/alte Klockenhäger Landstraße<br />
18311 ribnitz-Damgarten<br />
Tel. + 49 03821 2659<br />
Kraftstoffqualität: H-<strong>Gas</strong><br />
Foto: westend<br />
19<br />
Den ersten Tankstopp<br />
in Ribnitz übernahmen<br />
Uwe Ehlers (l.) und Bradley<br />
Carnell vom FC Hansa<br />
Rostock.<br />
35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52
20 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />
Tschechien<br />
Hier fällt der Hammer zum Einheitspreis<br />
Der tschechische<br />
Erd<strong>gas</strong>markt hat<br />
eine Besonderheit –<br />
ein ebay für Erd<strong>gas</strong>.<br />
<strong>VNG</strong> in Tschechien<br />
Von Mandy Nickel, Redaktion<br />
Zweistufige Versorgung<br />
Seit 1993 hat die tschechische <strong>Gas</strong>industrie eine<br />
zweistufige Versorgungsstruktur. Das Unterneh-<br />
men Trans<strong>gas</strong> übernimmt Import und Transport<br />
und beliefert die regionalen weiterverteiler. Diese<br />
regionalgesellschaften sind vergleichbar mit den<br />
deutschen regionalversorgern und übernehmen<br />
die Versorgung der Endkunden. Stadtwerke sind<br />
bis auf wenige ausnahmen nicht im Erd<strong>gas</strong>ge-<br />
schäft tätig, sie haben sich vor allem auf den<br />
Fernwärmemarkt konzentriert. Bis 2000 war<br />
der Staat alleiniger anteilseigner an Trans<strong>gas</strong>.<br />
Zudem besaß er unterschiedliche anteile an den<br />
weiterverteilern. 2002 verkaufte der tschechische<br />
Staat jedoch die Beteiligungen an Trans<strong>gas</strong> sowie<br />
an den einzelnen Distributionsgesellschaften<br />
an die deutsche rwE. Dafür ist die rwE-Gruppe<br />
heute mit rund 2,3 Millionen Endverbrauchern der<br />
größte <strong>Gas</strong>versorger in Tschechien. Der Marktanteil<br />
liegt bei rund 80 Prozent.<br />
Ein Preis für alle<br />
Eine Besonderheit gilt allerdings: rwE Trans<strong>gas</strong><br />
muss ihr importiertes Erd<strong>gas</strong> allen Marktteilnehmern<br />
zu gleichen Konditionen anbieten. Die<br />
jährliche Menge von rwE Trans<strong>gas</strong> in Höhe von<br />
8,4 Milliarden Kubikmeter Erd<strong>gas</strong> wird nach dem<br />
so genannten „quantity allocation system“ (QaS)<br />
verkauft. Das Verfahren startet immer am 1. Juli.<br />
Nachdem die QaS-Teilnehmer eine Vertraulichkeitserklärung<br />
unterzeichnet haben, erfahren sie<br />
den Preis für den Kubikmeter Erd<strong>gas</strong>. Er orientiert<br />
sich am Marktwert und ist für alle Käufer gleich.<br />
Bis September haben die Händler dann Zeit, um<br />
die Menge anzugeben, die sie am virtuellen Handelspunkt<br />
geliefert bekommen möchten. Sofern<br />
mehr als 8,4 Milliarden Kubikmeter Erd<strong>gas</strong> angefragt<br />
werden, wird das Verfahren geschlossen.<br />
alle Teilnehmer müssen dann ihre Kunden nachweisen,<br />
die sie beliefern wollen. Das Prinzip ist<br />
besonders für kleine Händler attraktiv. Sie können<br />
Erd<strong>gas</strong> damit zu gleichen Konditionen einkaufen<br />
wie große Händler.<br />
Geringe Wachstumschancen<br />
Die von rwE Trans<strong>gas</strong> zur Verfügung gestellten<br />
8,4 Milliarden Kubikmeter decken allerdings nicht<br />
zu hundert Prozent die nationale <strong>Gas</strong>nachfrage in<br />
Tschechien ab. Die liegt für 10 Millionen Einwohner<br />
bei rund 8,7 Milliarden Kubikmeter Erd<strong>gas</strong><br />
pro Jahr (2007, Quelle: Ministerium für Industrie<br />
und Handel). Im Vergleich: In ostdeutschland<br />
verbrauchen rund 17 Millionen Einwohner etwa<br />
17 Milliarden Kubikmeter. Die Differenzmenge<br />
Tschechien ist der erste Markt, in dem <strong>VNG</strong> nach der wende ausländische Beteiligungen erwirbt. Das hat<br />
vor allem historische Dimensionen, denn bereits zu DDr-Zeiten hatte <strong>VNG</strong> eine repräsentanz in der Tschechoslowakei.<br />
1996 übernimmt <strong>VNG</strong> rund ein Viertel der anteile an der Severočeská plynárenská (SČP). Das<br />
Unternehmen stellt die Erd<strong>gas</strong>versorgung in Ústí nad Labem sicher, immerhin mit rund 100.000 Einwohnern<br />
die neuntgrößte Stadt in der Tschechischen republik. auch in anderen Städten in Nordböhmen ist das Unternehmen<br />
aktiv, versorgt rund 308.000 Endkunden. anteile an der SČP hält <strong>VNG</strong> heute nicht mehr, dafür<br />
gründete sie im Jahr 2000 die Energie Bohemia a. s., ebenfalls mit Sitz in Ústí nad Labem und im Jahr 2005<br />
erwarb sie von den Stadtwerken Leipzig die Beteiligung an Teplárny Jablonec. Diese wurde kurze Zeit später zur <strong>VNG</strong> Energie Czech umfirmiert und hat ihr<br />
wärmegeschäft in die H-therma ausgelagert. Die Energie Bohemia ist im Jahr 2007 aktiv<br />
in den Erd<strong>gas</strong>großhandel in Tschechien eingestiegen.<br />
Im vergangenen Jahr ist die Energie Bohemia mit 61 Millionen kwh (5,7 Millionen<br />
Kubikmeter) abgesetztem Erd<strong>gas</strong> und einem Umsatz von 2,3 Millionen Euro gestartet.<br />
Für 2009 sind 1,3 Milliarden kwh (117 Millionen Kubikmeter) absatz, 30 Millionen Euro<br />
Umsatz und ein Marktanteil in Tschechien von 1,6 Prozent geplant.<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />
23 24 25 26
10.000<br />
Ist-Absatz und Klimabereinigte Werte in der Tschechischen Republik<br />
9.500<br />
9.000<br />
8.500<br />
8.000<br />
7.500<br />
7.000<br />
6.500<br />
6.000<br />
wird durch zahlreiche weitere Importunternehmen<br />
– unter ihnen auch die Energie Bohemia – ins Land<br />
gebracht. Laut einer Erhebung des tschechischen<br />
Ministeriums für Industrie und Handel (Mai 2008)<br />
liegt der anteil von Erd<strong>gas</strong> an den Primärener-<br />
giequellen bei rund 20 Prozent. Tschechien hat<br />
demnach annähernd 2,8 Millionen <strong>Gas</strong>bezieher,<br />
wobei etwa 45 Prozent auf die Großabnehmer<br />
entfallen, 10 Prozent auf die mittleren, 13 Prozent<br />
auf die Kleinabnehmer und 30 Prozent auf private<br />
Haushalte. Der tschechische Erd<strong>gas</strong>markt gilt nicht<br />
als wachstumsmarkt. Mit rund 60 Prozent ist die<br />
Versorgungs- und anschlussdichte relativ hoch.<br />
Diversifizierter Bezug<br />
Historisch ist Tschechien, ähnlich wie ostdeutsch-<br />
land, von russischem Erd<strong>gas</strong> abhängig. allerdings<br />
hat der tschechische Staat seit 1996 auf das Prin-<br />
zip Diversifizierung gesetzt. Neben geringen Eigen-<br />
erd<strong>gas</strong>-reserven setzt man vor allem auf Erd<strong>gas</strong><br />
aus Norwegen. Das Verhältnis von russischem<br />
und norwegischem Erd<strong>gas</strong> beträgt in etwa 75 zu<br />
25. Das diversifizierte Bezugsportfolio war ein<br />
Grund, warum Tschechien während des russisch-<br />
ukrainischen <strong>Gas</strong>streites im Januar 2009 keine<br />
Versorgungsengpässe befürchten musste.<br />
Erd<strong>gas</strong>speicher<br />
Der <strong>Gas</strong>streit verlief für Tschechien auch deshalb<br />
entspannter, weil das Land auf Erd<strong>gas</strong>speicher<br />
setzt. rund 2,8 Milliarden Kubikmeter Erd<strong>gas</strong><br />
27 28 29 30 31 32 33 34<br />
<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />
1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
Ist-absatz Klimabereinigte werte<br />
können in Untergrundspeicher gefahren werden,<br />
das entspricht rund einem Drittel des jährlichen<br />
<strong>Gas</strong>absatzes. Der Speicherzugang ist reguliert,<br />
die Zugangsbedingungen und Preise können<br />
wie in Deutschland vom Betreiber vorgegeben<br />
werden. Größter Speicherbetreiber ist wie im<br />
Import- und Transportgeschäft die rwE-Gruppe.<br />
Die Beteiligung rwE <strong>Gas</strong> Storage betreibt sechs<br />
Speicher mit einer Kapazität von rund 2 Milliarden<br />
Kubikmeter.<br />
liberalisierter Erd<strong>gas</strong>markt<br />
Der tschechische Erd<strong>gas</strong>markt gilt seit 1. Januar<br />
2007 als vollständig liberalisiert. Handel und<br />
Netz sind rechtlich getrennt. Versorger werden<br />
von der tschechischen Kartellbehörde UoHS<br />
und von der Energieregulierungsbehörde ErÚ<br />
– vergleichbar mit der deutschen Bundesnetzagentur<br />
– überwacht. Zahlreiche <strong>Gas</strong>händler<br />
sind in Tschechien ins Geschäft eingestiegen,<br />
Großkunden und Endverbraucher können problemlos<br />
ihren <strong>Gas</strong>versorger wechseln. während<br />
Erd<strong>gas</strong>händler in Deutschland noch in zahlreichen<br />
Marktgebieten buchen müssen, gibt es<br />
in Tschechien einen einheitlichen Markt. Zum<br />
1. Januar 2010 wird sich der <strong>Gas</strong>handel zudem<br />
weiter vereinfachen. Dann geht der virtuelle Handelspunkt<br />
in eine von rwE Trans<strong>gas</strong> Net unabhängige<br />
Gesellschaft über und wird damit zu<br />
einem eigenständigen HUB zum abtausch von<br />
Erd<strong>gas</strong>mengen.<br />
21<br />
Quelle: Bilanzzentrum der Tschechischen republik, 2008<br />
35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52
22 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />
Erd<strong>gas</strong>-Marke<br />
Ein Produkt, zwei Märkte, ein Markenkern<br />
In den vergangenen zwei Jahren hat die Erd<strong>gas</strong>marke einen neuen Markenauftritt und zumindest einen kleinen<br />
Relaunch erhalten. Nun ist wieder alles neu: grüner Schriftzug, grünes Blatt, zwei verschiedene claims.<br />
Von Mandy Nickel, Redaktion<br />
Neues Markenmodell<br />
warum man sich für die abermalige Neupositionie-<br />
rung entschieden hat, erklärt Jan Schuster, Leiter<br />
Strategisches Marketing bei <strong>VNG</strong>: „Erd<strong>gas</strong> muss<br />
sich zum einen im wärmemarkt gegenüber anderen<br />
fossilen Energieträgern abgrenzen und als idealer<br />
Partner für regenerative Energieträger darstellen.<br />
Zum anderen muss Erd<strong>gas</strong> aber auch im Kraftstoffbereich<br />
stärker als Marke hervortreten und die ökologischen<br />
und ökonomischen Vorteile ausspielen.<br />
Mit Bio-Erd<strong>gas</strong> gibt es mittlerweile ein neues starkes<br />
argument, das sich in der Produktpositionierung<br />
widerspiegeln muss.“ aus diesem Grund haben der<br />
Bundesverband der Energie- und wasserwirtschaft<br />
und die Unternehmen der <strong>Gas</strong>wirtschaft ein neues<br />
Markenmodell für Erd<strong>gas</strong> entwickelt: ein Produkt,<br />
zwei Märkte, ein Markenkern.<br />
Einheitlicher Markenkern<br />
Mit den beiden Positionierungen Erd<strong>gas</strong> im wärmemarkt<br />
und Erd<strong>gas</strong> als Kraftstoff hat man zwei<br />
ausprägungen eines identischen Produkts geschaffen.<br />
Dabei ist der Markenkern – also der<br />
unangreifbare, emotionale Nutzen der Marke<br />
– identisch. Er konzentriert sich auf eine zentrale<br />
Botschaft: Erd<strong>gas</strong> ist natürlich. Das impliziert ein<br />
umweltfreundliches, nachhaltiges Produkt – und<br />
fungiert damit als gemeinsame kommunikative<br />
Klammer in beiden Märkten.<br />
Erd<strong>gas</strong> in zwei Märkten<br />
Die differenzierte ausprägung der Erd<strong>gas</strong>-Positio-<br />
nierung für die Kernmärkte spiegelt sich dagegen in<br />
Claim und der Tonalität wider. Die Markenpositio-<br />
nierung im wärmemarkt heißt „Natürlich effizient“.<br />
Damit soll Erd<strong>gas</strong> als moderner Energieträger<br />
auftreten, der mit ausgereiften Techniken funkti-<br />
oniert und viele Kombinationsmöglichkeiten mit<br />
regenerativen Energien bietet. Im Kraftstoffmarkt<br />
wird Erd<strong>gas</strong> mit dem Claim „Natürlich mobil“<br />
kommuniziert. Damit will man vor allem eines<br />
implizieren: Der Erd<strong>gas</strong>antrieb ist hochmodern und<br />
bietet wirtschaftlichen und umweltfreundlichen<br />
Fahrspaß. Statt ökonomischen Pragmatismus<br />
spricht man zukünftig eher eine Zielgruppe an, die<br />
Mobilität und Dynamik vereinen will und progressiv<br />
und erlebnisorientiert ist.<br />
Neues Markenbild<br />
auch die Visualisierung der neuen Erd<strong>gas</strong>marke<br />
stützt konsequent den Markenkern „Natürlich“.<br />
Dafür stehen das Blatt als Bildzeichen im Logo<br />
und die Primärfarbe Grün. Es gibt keine metaphorischen<br />
Umwege, das Blatt transportiert direkt<br />
den Kern der Marke Erd<strong>gas</strong> – eine Tatsache, die<br />
nicht zuletzt in Studien belegt wurde. Übrigens:<br />
auch die Bildwelten, also jene Bilder und Fotos,<br />
die beispielsweise in anzeigen und Broschüren<br />
Verwendung finden, werden zukünftig die Natürlichkeit<br />
transportieren.<br />
Die früheren alleinstellungsmerkmale von Erd<strong>gas</strong><br />
haben mittlerweile an Zugkraft verloren – darin<br />
sind sich alle Unternehmen der <strong>Gas</strong>wirtschaft<br />
einig. Jetzt gilt es, mit innovativen Kommunikationslösungen<br />
die Sicht der Verbraucher auf das Produkt<br />
merklich zu verbessern und die Marke Erd<strong>gas</strong><br />
wieder zu stärken. Einzig bleibt zu hoffen, dass<br />
der Markenrelaunch von längerer Verweildauer ist.<br />
Dem Image von Erd<strong>gas</strong> würde das nur gut tun.<br />
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Im Rahmen der 2. <strong>Gas</strong>fachlichen Tagung trafen<br />
sich im oktober in Frankfurt am Main zahlreiche<br />
Vertreter von Stadtwerken und Weiterverteilern,<br />
sowie Erd<strong>gas</strong>händler aus Deutschland, um über die<br />
aktuellen Strukturänderungen im Energiemarkt zu<br />
diskutieren. Die Veranstaltung wurde 2007 von <strong>VNG</strong><br />
als Informations- und Kommunikationsplattform<br />
für die Erd<strong>gas</strong>branche initiiert.<br />
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<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />
<strong>Gas</strong>-Tagung<br />
Energieexperten sehen<br />
Verschärfung im Wettbewerb<br />
Von Mandy Nickel, Redaktion<br />
wichtigste aussage der Teilnehmer: der wettbewerb ist in<br />
vollem Gange und die Liquidität in den sechs <strong>Gas</strong>marktgebieten<br />
vorhanden. allerdings befinden sich viele Versorger derzeit in<br />
einer Zwickmühle. Nicht nur der schrumpfende absatzmarkt,<br />
sondern auch die zunehmende abkopplung des Endkunden-<br />
Vertriebes vom Netzgebiet bereitet einigen Versorgern Probleme.<br />
Zudem seien gegenwärtig Produkte am Handelsmarkt billiger<br />
als die langfristig eingekauften Mengen, weil zu viel <strong>Gas</strong> im<br />
Markt vorhanden ist.<br />
Im Zuge eines verschärften wettbewerbs wächst aktuell auch<br />
unter den Stadtwerken und weiterverteilern die risikobereitschaft<br />
beim <strong>Gas</strong>einkauf. Umso wichtiger erschien es den<br />
Teilnehmern, ihre Kunden zukünftig stärker nach risiken zu<br />
segmentieren und ein breites Kundenportfolio aufzubauen.<br />
Einig war man sich, dass Industriekunden verstärkt auf eine<br />
back-to-back-Beschaffung setzen werden, für Heizkunden<br />
aber nach wie vor ölpreisgebundene Produkte optimaler seien.<br />
obwohl der <strong>Gas</strong>markt mittlerweile schnelllebig geworden ist<br />
und kurzfristige Handelsprodukte an Bedeutung zugenommen<br />
haben, war man in Frankfurt trotzdem einer Meinung: Die<br />
langfristige <strong>Gas</strong>beschaffung ist und bleibt das a und o einer<br />
sicheren Erd<strong>gas</strong>versorgung in Deutschland und Europa. Dies<br />
bekräftigte Dr. Markus Spitz, Leiter <strong>Gas</strong>verkauf Süd-west bei<br />
<strong>VNG</strong>, auch für den Erd<strong>gas</strong>importeur <strong>VNG</strong>.<br />
Ein wichtiger Diskussionspunkt war auch das Thema Bio-<br />
Erd<strong>gas</strong>. Keiner möchte mehr auf das grüne Erd<strong>gas</strong>pendant<br />
verzichten, das betrifft vor allem kommunale Versor-<br />
23<br />
ger und die Kraftstoffbranche. aber: Derzeit ist Bio-Erd<strong>gas</strong><br />
noch um acht bis neun Cent teurer als normales Erd<strong>gas</strong> –<br />
das wollen nur die wenigsten Kunden bezahlen. Trotzdem<br />
setzt die Branche auf den neuen Energieträger. <strong>VNG</strong> ist nach<br />
aussagen von Dr. Spitz derzeit Deutschlands größter Bio-Erd<strong>gas</strong>anbieter<br />
mit rund 400 Mio. kwh im Markt. „Das ist zwar<br />
noch ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber im Vergleich zu<br />
vor zwei Jahren doch schon eine wesentliche Verbesserung“,<br />
meinte er optimistisch. Bio-Erd<strong>gas</strong> werde in den nächsten<br />
ein, zwei Jahren aber definitiv seinen weg finden und dann<br />
wie ein normales Handelsprodukt gelten, war sich Dr. Spitz<br />
sicher. Erst wenige Tage vor der <strong>Gas</strong>fachlichen Tagung hatte<br />
<strong>VNG</strong> bekannt gegeben, dass sie gemeinsam mit der MITGaS<br />
eine Handelsplattform für Bio-Erd<strong>gas</strong> ins Leben gerufen hat.<br />
während Bio-Erd<strong>gas</strong> ein positives Image besitzt, hat der fossile<br />
Energieträger Erd<strong>gas</strong> seit einiger Zeit erhebliche Imageverluste<br />
im Hinblick auf Umweltfreundlichkeit, wirtschaftlichkeit und<br />
Innovationspotenzial erlitten. Insbesondere die Versorger<br />
von privaten Endkunden und die herstellende Industrie unterstrichen<br />
deshalb den Handlungsbedarf insbesondere zur<br />
Verbesserung des Images. Sie forderten zudem eine klare<br />
Zukunftsorientierung für <strong>Gas</strong> und eine schnelle Entwicklung<br />
und Markteinführung von effizienten Zukunftstechnologien.<br />
In diesem Zusammenhang präsentierte <strong>VNG</strong> ihre Innovationskampagne,<br />
mit der neue wärmetechniken flächendeckend<br />
unterstützt werden. Eine Projektbeteiligung steht im Übrigen<br />
allen Kunden von <strong>VNG</strong> offen.<br />
Hinweis: Im Herbst 2010 findet die 3. <strong>Gas</strong>fachliche Tagung statt. Weitere<br />
Informationen werden zeitnah bekannt gegeben.<br />
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24 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />
<strong>VNG</strong> überreichte zwei Heizungscheck-Koffer an die Landesfachverbände SHK | Mini-BHKw | Brennstoffzellengerät von BaXI INNoTECH | Podiumsdiskussion. Fotos: Christian Schneider<br />
Messe<br />
Innovationskampagne für den Wärmemarkt<br />
auf der SHKG 2009 – der Messe für Sanitär, Heizung, Klima und<br />
Gebäudeautomation – veranstaltete <strong>VNG</strong> gemeinsam mit den Ge-<br />
räteherstellern der Heizungsbranche einen ersten Innovationstag.<br />
Er richtet sich an Fachbesucher wie Handwerker und architekten.<br />
Ziel war es, die Besucher über die Marktreife der neuen Techniken<br />
und die Entwicklung von anlagen mit kleinsten Leistungen zu<br />
informieren und ihnen eine breite auswahl hochwertiger, praxis-<br />
bewährter Techniken für den wärmemarkt vorzustellen. <strong>VNG</strong> en-<br />
gagiert sich stark für in-<br />
novative Heiztechniken<br />
im Bereich Kraft-wär-<br />
me-Kopplungs-anlagen<br />
und <strong>Gas</strong>wärmepumpen.<br />
Diese Technologien wer-<br />
den in Ein- und Zweifa-<br />
Diese Geräte und Gerätehersteller sind dabei<br />
<strong>Gas</strong>wärmepumpe (GWP)<br />
Vaillant – Zeolith <strong>Gas</strong>wärmepumpe<br />
Viessmann – Zeolith <strong>Gas</strong>wärmepumpe<br />
Bosch – Thermotechnik (BT) – <strong>Gas</strong>wärmepumpe<br />
robur – <strong>Gas</strong>wärmepumpe<br />
Internet<br />
Neues Portal für Leitungsauskunft<br />
Die Unternehmen <strong>VNG</strong>, oNTraS und GDMcom haben einen ge-<br />
meinsamen online-Dienst für die Leitungsauskunft entwickelt.<br />
Bauherren, Baufirmen, Planer und Behörden können als re-<br />
Intelligentes Pipelinemanagement als Komplettlösung ist eine Kernkompetenz und<br />
Dienstleistungsschwerpunkt des Bereiches Betrieb/Technologie von <strong>VNG</strong>.<br />
milienhäusern sowie in größeren anlagen für Gewerbe und<br />
Industrie eingesetzt. Gemeinsam mit Partnern führt <strong>VNG</strong> Feld-<br />
tests durch und unterstützt die zukünftige Markteinführung der<br />
kleinen dezentralen anlagen. Dabei ist die Zusammenarbeit mit<br />
Herstellern und dem Handwerk für <strong>VNG</strong> ein wichtiges Kriterium.<br />
Zusammen mit den Herstellern und den Partnern avisiert <strong>VNG</strong> die<br />
Markteinführung der <strong>Gas</strong>wärmepumpe und der KwK-Technologie<br />
ab 2011 und die der Brennstoffzelle ab 2015.<br />
Mikro Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) –<br />
Stromerzeugende Heizung<br />
Vaillant – Honda unit<br />
DeDietrich remeha – Stirling-BHKw<br />
Viessmann – Stirling-BHKw<br />
Baxi Group – ECoGEN<br />
www.vng.de:<br />
Menüpunkt Service und Unterpunkt Leitungsauskunft<br />
www.ontras.com:<br />
Menüpunkt Netz/Transparenz und Unterpunkt Leitungsauskunft<br />
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Brennstoffzelle (BSZ)<br />
Vaillant – SoFC<br />
Vaillant – HT PEM<br />
HEXIS – Galileo 1000 N<br />
Baxi Group – GaMMa 1.0<br />
gistrierte Nutzer online prüfen, ob technische anlagen der<br />
beteiligten Unternehmen von einer Planungs- oder Baumaßnahme<br />
betroffen sind. „Die internetbasierten Leitungsanfragen<br />
beschleunigen den auskunftsprozess enorm. Innerhalb von<br />
15 Minuten weiß der Nutzer, ob sich in seinem Vorhabengebiet<br />
technische anlagen befinden oder nicht“, so Uwe ringel,<br />
Direktor Betrieb/Technologie bei <strong>VNG</strong>. Diese Fremdplanungsanfragen<br />
an <strong>VNG</strong> und oNTraS werden von der <strong>VNG</strong>-Tochter<br />
GDMcom bearbeitet. Jährlich erhält GDMcom etwa 15.000<br />
solcher anfragen.<br />
Fremdplanungsanfragen im Internet<br />
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Markt kompakt<br />
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<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />
Kommunikationstreffen in Leipzig<br />
Sven Gábor Jánszky wagte einen Blick in die Zukunft.<br />
am 5. und 6. November 2009 trafen sich zum<br />
zehnten Mal die Kommunikations-, Medien- und<br />
Marketingverantwortlichen der Kunden und Part-<br />
ner von <strong>VNG</strong> in Leipzig. Themen unter anderem:<br />
Hierarchische Körpersprache im Berufsleben,<br />
Krisenkommunikation im Schadensfall, der Lem-<br />
ming-reflex und warum Preissenkungen in der<br />
Krise kein Heilmittel sind.<br />
am abend hatten die Gäste die Gelegenheit zu<br />
einer exklusiven Führung durch die aktuelle Fotoausstellung<br />
„EaST – Zu Protokoll“ im Museum<br />
der bildenden Künste. Danach konnte auf der<br />
Terrasse „Trillerpfeife“ des Museums bei Musik<br />
der <strong>VNG</strong>-Band und von rada Vascenko & Band<br />
geplaudert und gemäß dem Treffen eifrig „kommuniziert“<br />
werden. Eine humorvolle Einlage des<br />
Neue Fotoausstellung<br />
„Vom Licht zur Wärme – die Geschichte<br />
der ostdeutschen <strong>Gas</strong>wirtschaft von<br />
1855–2008“ heißt die neue Fotoausstellung<br />
von dem Berliner wirtschaftshistoriker<br />
Dr. rainer Karlsch. Sie ist in<br />
anlehnung an das gleichnamige Buch<br />
entstanden, das seit Herbst 2008 im<br />
Buchhandel erhältlich ist.<br />
<strong>VNG</strong> stellt diese Ausstellung ihren Kunden<br />
und Partnern zur Verfügung.<br />
Ansprechpartner:<br />
Kerstin Tümmler, Telefon: 0341 443 2047<br />
E-Mail: kerstin.tuemmler@vng.de<br />
Kabarett-Theaters Leipziger Funzel unter dem<br />
Motto „20 Jahre friedliche revolution“ rundete<br />
das abendprogramm ab.<br />
Die Vorträge im Überblick:<br />
• Dr. Cornelia Topf (metatalk): „Hierarchische<br />
Körpersprache“<br />
• Peter Höbel (crisadvice GmbH): „Krisenkommunikation<br />
– damit aus einem Schadensfall kein<br />
Desaster wird“<br />
• Prof. Ulrich Blum (Ifw Halle): „Die neuen Länder<br />
nach der Wirtschaftskrise“<br />
• Sven Gábor Jánszky (forward2business Büro<br />
GmbH): „Die Wohnung im Jahr 2020 mit Blick<br />
auf Energie- und Vernetzungsfragen“<br />
• Dr. achim westebbe (<strong>VNG</strong>): „Erd<strong>gas</strong>-Produktkommunikation<br />
– Quo vadis Kraftpaket.plus,<br />
Brennwert.plus, Initiative effizient heizen“<br />
• Dr. Florian Bauer (Vocatus aG): „Der Lemming-<br />
Reflex – Wer früher springt, ist schneller platt.<br />
Warum Preissenkungen in der Krise kein Heilmittel<br />
sind.“<br />
Bei Interesse an den Referaten wenden Sie sich bitte an<br />
pr@vng.de<br />
Dr. rainer Karlsch (li.) begleitet die ausstellung mit anekdoten, Erfahrungen<br />
und Kommentaren aus 150 Jahren <strong>Gas</strong>wirtschaft.<br />
25<br />
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26 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />
Schwerpunkt: Bio-Erd<strong>gas</strong><br />
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<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />
Deutschland hat die „grüne“ Energie für sich entdeckt und sie zu einem wichtigen Teil der klima- und<br />
umweltpolitischen Strategie gemacht. Mittlerweile gehört Deutschland in punkto Energiegewinnung aus<br />
Biomasse zu den führenden Ländern in Europa. In weit über 4000 Anlagen werden Strom, Wärme und<br />
zunehmend auch immer mehr Bio-Erd<strong>gas</strong> produziert.<br />
Diese deutsche Vorreiterrolle bei der nachhaltigen Energiegewinnung aus Biomasse mag nicht weiter<br />
verwundern. Die Importquote für Erd<strong>gas</strong> ist hoch, deshalb muss Deutschland seine Rohstoffbasis ver-<br />
breitern – auch durch Bio-Erd<strong>gas</strong>. Zwar wird das „grüne“ Erd<strong>gas</strong>-<br />
pendant in absehbarer Zukunft seinen fossilen Bruder im<br />
Energiemix nicht vollständig ersetzen können, gleichwohl<br />
wollen wir Ihnen im Schwerpunkt zeigen, dass niemand<br />
mehr auf Bio-Erd<strong>gas</strong><br />
verzichten kann.<br />
Tino Eisenhardt, zuständig für die<br />
technische Betriebsführung des Bio<br />
energieparks Hof (li.) und Erik Bothen<br />
dorf, Projektleiter bei der BALANCE<br />
<strong>VNG</strong> Bioenergie, müssen bei jedem<br />
Wetter darauf achten, dass die neue<br />
Bio<strong>gas</strong>anlage in Hof kontinuierlich<br />
mit BiomasseStoffen gefüttert wird.<br />
Täglich werden mehrere Ladungen an<br />
geliefert. Foto: Dirk Brzoska<br />
27<br />
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28 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />
Studie<br />
Hier passt<br />
Bio-Erd<strong>gas</strong> rein<br />
Im Großteil der rund 4000 Bio<strong>gas</strong>anlagen in Deutschland wird Bio-<br />
<strong>gas</strong> zur Strom- und Wärmeerzeugung in Blockheizkraftwerken ge-<br />
nutzt. Energetisch sinnvoller ist aber eine andere Nutzungsmöglich-<br />
keit: die Einspeisung von aufbereitetem Bio<strong>gas</strong> in das bestehende<br />
Erd<strong>gas</strong>netz. In einer Studie im Auftrag des Bundesministeriums für<br />
umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit hat die BAlANcE <strong>VNG</strong><br />
Bioenergie GmbH gemeinsam mit der E.oN Avacon und dem Fraunhofer<br />
uMSIcHT Institut untersucht, wie sich die Bio<strong>gas</strong>einspeisung auf Netzbetrieb<br />
und Endverbraucher auswirkt.<br />
Von Erik Bothendorf und Volker Klinkert,<br />
beide Projektleiter bei der BALANCE <strong>VNG</strong> Bioenergie GmbH<br />
Erik Bothendorf<br />
Volker Klinkert<br />
Foto: Christian Schneider<br />
Im Zuge der Novellierung von <strong>Gas</strong>netzzugangsverordnung<br />
(<strong>Gas</strong>NZV) und des Erneuerbare-Energien-<br />
Gesetzes (EEG) wird die Einspeisung von Bio-Erd<strong>gas</strong><br />
in das Erd<strong>gas</strong>netz in den kommenden Jahren<br />
stark zunehmen.<br />
Das erklärte Ziel der Bundesregierung: jährlich<br />
6 Mrd. m3 bis zum Jahr 2020 und 10 Mrd. m3 ab<br />
2030. Einig ist man sich, dass diese prognostizierte<br />
Entwicklung erhebliche wirtschaftliche<br />
und technische auswirkungen auf den Betrieb der<br />
<strong>Gas</strong>netze, auf die <strong>Gas</strong>qualität und auf die Technik<br />
der <strong>Gas</strong>aufbereitung haben wird. Im rahmen der<br />
Studie wurden diese Faktoren untersucht und Möglichkeiten<br />
erläutert, um die Bio<strong>gas</strong>aufbereitung<br />
und -einspeisung zu optimieren.<br />
„Alt“studien vor der Gesetzesnovellierung<br />
Zum Thema Einspeisung von Bio<strong>gas</strong> in das Erd<strong>gas</strong>netz<br />
existiert bereits eine reihe an Studien. Die<br />
beiden aktuellsten sind eine Studie vom Institut für<br />
Energetik Leipzig (2007) und ein BMU-Gutachten<br />
„<strong>Gas</strong>äquivalentregel im EEG“ (2007/2008). Beide<br />
Untersuchungen befassten sich vorrangig mit der<br />
wirtschaftlichkeit von Bio<strong>gas</strong>anlagen mit Netzeinspeisung.<br />
was sie jedoch nicht analysieren, sind<br />
die auswirkungen auf den technischen und wirtschaftlichen<br />
Netzbetrieb, auch und vor allem unter<br />
den neuen gesetzlichen rahmenbedingungen.<br />
Denn anfang des Jahres und Ende 2008 traten das<br />
novellierte Erneuerbare-Energien-Gesetz und die<br />
neue <strong>Gas</strong>netzzugangsverordnung in Kraft, durch<br />
die sich die anforderungen an den einspeisenden<br />
Bio<strong>gas</strong>anlagenbetreiber und den Netzbetreiber<br />
grundlegend geändert haben. So werden beispielsweise<br />
die Kosten für die <strong>Gas</strong>einspeisung<br />
nicht mehr allein durch den Einspeiser getragen,<br />
sondern auch anteilsmäßig vom Netzbetreiber.<br />
Zudem muss der Einspeiser das aufbereitete<br />
Bio<strong>gas</strong> nur noch nach DVGw G260/G262 an den<br />
Netzbetreiber übergeben.<br />
Aktuelle Studie berücksichtigt Novellierung<br />
Erstmalig untersucht jetzt die BaLaNCE-Studie<br />
diese neuen gesetzlichen rahmenbedingungen<br />
und deren technische und wirtschaftliche auswirkungen<br />
auf die <strong>Gas</strong>einspeisung sowie den Betrieb<br />
der <strong>Gas</strong>netze. Die Ergebnisse sollen aufschluss<br />
darüber geben, wann eine Einspeisung gegenüber<br />
Vor-ort-Verstromung wirtschaftlich sinnvoll ist,<br />
was für Kosten bei der Einspeisung entstehen und<br />
wie diese reduziert werden können.<br />
Ergebnis 1:<br />
Wirtschaftlicher und vielfältiger nutzbar<br />
Die drei wichtigsten Ergebnisse aus der BaLaNCE-<br />
Studie können bereits publiziert werden, auch wenn<br />
ausführliche Erkenntnisse und der Studienbericht<br />
nicht vor Jahresende 2009 zu erwarten sind. Die<br />
wichtigste aussage lautet: Mittlerweile ist die <strong>Gas</strong>einspeisung<br />
nicht nur technisch uneingeschränkt<br />
möglich, in abhängigkeit von den anlagengrößen<br />
und Standortvoraussetzungen ist sie auch wirtschaftlicher<br />
als die Vor-ort-Verstromung. Indem die<br />
Infrastruktur des Erd<strong>gas</strong>netzes genutzt wird, kann<br />
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Bio<strong>gas</strong> nicht nur lokal am Produktionsstandort ge-<br />
nutzt werden, sondern auch im weiteren Umkreis.<br />
außerdem erhöhen sich die Nutzungspfade: Neben<br />
dezentraler Strom- und wärmeerzeugung sind<br />
auch die Verstromung in KwK-anlagen mit gleich-<br />
zeitiger abwärmenutzung und die Verwendung als<br />
alternativer Kraftstoff möglich. Gerade letzteres<br />
hat große Perspektiven: Bio-Erd<strong>gas</strong> als Kraftstoff<br />
hat eine wesentlich bessere Energieausbeute<br />
von 160–200 GJ/ha als beispielsweise Biodiesel<br />
(45–50 GJ/ha) und Ethanol (weizen 55 GJ/ha).<br />
Ergebnis 2:<br />
Konventionelle Technik bewährt, neue<br />
Verfahren aber kostengünstiger<br />
was die auswirkungen der Bio<strong>gas</strong>einspeisung auf<br />
die <strong>Gas</strong>kompatibilität und den Netzbetrieb betrifft,<br />
kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass bereits<br />
heute verschiedene Verfahren zur Sicherstellung<br />
der <strong>Gas</strong>kompatibilität zur Verfügung stehen und<br />
angewendet werden können.<br />
In der regel wird die abrechnungssicherheit beim<br />
Endverbraucher auf Basis der regelungen der<br />
G 685 gewährleistet, indem der Brennwert des<br />
eingespeisten Bio-Erd<strong>gas</strong>es durch Beimischung<br />
von Flüssig<strong>gas</strong> auf den Brennwert des Grund<strong>gas</strong>es<br />
angepasst wird. Dieses Verfahren ist Stand der<br />
Technik und in fast allen Netzbereichen anwend-<br />
bar, verursacht aber erhebliche Betriebskosten.<br />
alternative Verfahren – wie beispielsweise die<br />
rechnergestützte Brennwertverfolgung – kommen<br />
mit deutlich geringeren Kosten aus. Sie sollten<br />
deshalb perspektivisch für die Bio<strong>gas</strong>einspeisung<br />
nutzbar gemacht werden.<br />
Ergebnis 3:<br />
Wirtschaftlicher Knackpunkt liegt bei 350 m³/h<br />
Ein drittes wichtiges Ergebnis der Studie bezieht<br />
sich auf den Vergleich von Einspeisung und Vorort-Verstromung.<br />
Es hat sich gezeigt, dass die<br />
Bio<strong>gas</strong>einspeisung im kleinen Leistungsbereich<br />
(unter 350 m³/h) keine wirtschaftliche alternative<br />
zur Vor-ort-Verstromung ist. Da sich die Investitionen<br />
für Einspeiseanlagen und Netzanschluss fast nicht<br />
von denen größerer anlagen unterscheiden, wird<br />
der spezifische aufwand für die Einspeisung zu<br />
hoch. Im Einzelfall kann hier dennoch ein wirtschaftlicher<br />
Betrieb erreicht werden, wenn im Be-<br />
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<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />
Das BaLaNCE-Team: Volker Klinkert, rene ronneburger, antje Klug, Thomas Frisch, Ingrid<br />
Lucas, Erik Bothendorf, ronny Fischer. Foto: Christian Schneider<br />
reich der Verdichtung auf redundanzen verzichtet<br />
wird. Größere anlagen zur Bio<strong>gas</strong>einspeisung (ab<br />
350 m³/h) bieten trotz guter wirtschaftlichkeit vor<br />
allem Einsparpotenzial im Bereich der Brennwertanpassung.<br />
Kann durch Einsatz alternativer Verfahren<br />
zur Herstellung der Netzkompatibilität von einer<br />
Flüssig<strong>gas</strong>konditionierung abgesehen werden,<br />
reduzieren sich die spezifischen Kosten erheblich.<br />
Nicht zielführende Einspeisevergütung<br />
Die Einspeisung von Bio<strong>gas</strong> ist eine wirtschaftliche<br />
alternative zur konventionellen Vor-ort-Verstromung,<br />
vor allem für anlagen ab einer Leistung von<br />
350 m³/h. Der anschluss deutlich kleinerer anlagen<br />
macht zumindest im Hochdrucknetz wirtschaftlich<br />
keinen Sinn.<br />
Die Kosten für die Brennwertanpassung des Bio<strong>gas</strong>es<br />
durch LPG-Beimischung sind erheblich,<br />
können aber durch die Nutzung z. B. der rechnergestützten<br />
Brennwertverfolgung reduziert bzw.<br />
komplett vermieden werden. Hierdurch lassen<br />
sich auch die finanziellen Belastungen für die<br />
Endverbraucher durch die Kostenwälzung der<br />
Netzbetreiber deutlich verringern.<br />
Das aktuell diskutierte Einspeisegesetz mit einer<br />
pauschalen Einspeisevergütung bevorzugt den<br />
anschluss kleinerer und unwirtschaftlicher Einspeiseanlagen<br />
und führt damit zu erheblichen Kosten auf<br />
Seiten der Netzbetreiber. Diese müssen schließlich<br />
auch vom Endkunden getragen werden. Hinsichtlich<br />
der gesteckten Einspeiseziele der Bundesregierung<br />
ist eine solche regelung nicht zielführend.<br />
29<br />
BAlANcE <strong>VNG</strong> Bioenergie GmbH<br />
Das Unternehmen BALANCE wurde im Dezember 2006 als 100-prozentige Tochter von <strong>VNG</strong><br />
gegründet. Es bündelt die Aktivitäten der <strong>VNG</strong> im Bereich der alternativen Energien und<br />
Energieeffizienztechnologien. BALANCE konzentriert ihre Tätigkeit auf die umfassende,<br />
professionelle Projektentwicklung, auf die Beteiligung an Bio-Erd<strong>gas</strong>projekten und verschiedene<br />
Dienstleistungen im Geschäftsfeld Bio-Erd<strong>gas</strong>.<br />
Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen sieben Mitarbeiter am Standort Leipzig, darunter<br />
vier Projektingenieure für die Entwicklung von neuen Bio<strong>gas</strong>anlagen in Deutschland.<br />
www.balance-vng.de<br />
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30 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />
Zertifizierung<br />
Herstellungsnachweis von Biomethan – Ausgangslage,<br />
rechtlicher Rahmen und aktuelle Ansätze<br />
Für den Handel mit Strom aus erneuerbaren Energien gibt es seit dem Jahr 2000 ein europaweites Modell für einen standar-<br />
disierten Herkunftsnachweis. Es wird in nahezu allen Eu-Mitgliedsländern sowie in Norwegen und der Schweiz eingesetzt,<br />
um den Kauf und Verkauf von „grünem Strom“ zu erleichtern. Gesetzgeber und <strong>Gas</strong>wirtschaft streben für Deutschland ein<br />
ähnliches Modell an. Dipl.-Ing. (FH) uwe Holzhammer erklärt, wie weit die aktuellen Diskussionen fortgeschritten sind und<br />
welchen zukünftigen Handlungsbedarf er bei dem Thema sieht.<br />
Von Dipl.-Ing. (FH) Uwe Holzhammer,<br />
Senior Analyst, Ecologic Institut gGmbH<br />
Die neue Bundesregierung hat sich gemäß dem<br />
Koalitionsvertrag das Ziel gesetzt, den ausstoß<br />
von Treibhaus<strong>gas</strong>en im Jahre 2020 gegenüber dem<br />
Jahr 1990 um 40 % zu reduzieren. Im Bereich der<br />
erneuerbaren Energien bestehen weitere Ziele, z. B.<br />
das verbindliche Ziel Deutschlands, im Jahre 2020<br />
18 % des Endenergiebedarfs aus erneuerbaren<br />
Energien bereitzustellen. Des weiteren soll der anteil<br />
der erneuerbaren Energien im Strombereich bis<br />
2020 auf mindestens 30 % an der Stromversorgung<br />
steigen. Der Biokraftstoffanteil soll bis zum Jahre<br />
2020 auf umgerechnet 12 % energetisch anwachsen.<br />
als Sektorziel wurde darüber hinaus in der<br />
<strong>Gas</strong>netzzugangsverordnung (<strong>Gas</strong>NZV) 6 Mrd. m³<br />
Biomethananteil am <strong>Gas</strong>verbrauch im Jahre 2020<br />
(10 Mrd. m³ im Jahre 2030) festgeschrieben.<br />
aufbereitetes Bio<strong>gas</strong>, also Biomethan (auch Bio-<br />
Erd<strong>gas</strong> genannt), kann im Erd<strong>gas</strong>netz transportiert<br />
und unterschiedlichen Verwertungen zugeführt<br />
werden. Besonders effizient ist die Nutzung von<br />
Biomethan im Blockheizkraftwerk (BHKw) zur<br />
gleichzeitigen Produktion von Strom und wärme<br />
oder auch die Verwendung als Kraftstoff (in Erd<strong>gas</strong>fahrzeugen).<br />
Biomethan kann auch zur reinen wärmebereitstellung<br />
verwendet werden. Dies wird jedoch nicht<br />
staatlich gefördert. Grund für den Biomethaneinsatz<br />
ist dann alleine die persönliche Entscheidung<br />
der Erd<strong>gas</strong>kunden, ähnlich wie beim Bezug von<br />
„grünem“ Strom. wird Biomethan an Erd<strong>gas</strong>kunden<br />
geliefert, so stellt sich die Frage, wie diesen<br />
bescheinigt werden kann, dass es sich um das<br />
klimaschonendere und teurere Biomethan und<br />
nicht um Erd<strong>gas</strong> handelt. Dies ist vor allem deshalb<br />
bedeutsam, weil sich für die Endverbraucher<br />
Biomethan nicht von Erd<strong>gas</strong> unterscheiden lässt.<br />
Für diese Kunden ist es allerdings wichtig, dass<br />
sie nachweislich Biomethan erhalten. offen ist<br />
allerdings, wie ein solcher Nachweis sinnvollerweise<br />
erfolgen kann.<br />
Für den freiwilligen Markt des „grünen“ Stroms<br />
gibt es derzeit verschiedenste Nachweissysteme.<br />
Zum einen die Stromkennzeichnung nach § 42 des<br />
Energiewirtschaftsgesetzes (EnwG), zum anderen<br />
das rECS-Zertifikate System (renewable Energy<br />
Certificates System, freiwilliges System von Marktteilnehmern)<br />
oder das EECS-Goo (Guarantee of<br />
origin, basiert auf der EU-richtlinie). Der Handel<br />
von Herkunftsnachweisen, sog. Herkunftszertifikaten,<br />
kann ohne den gleichzeitigen Handel von<br />
Energiemengen länderübergreifend erfolgen. Mit<br />
dem rECS-System und dem EECS-Goo-System soll<br />
sichergestellt werden, dass die Strommenge, die<br />
ein Kunde an fiktivem „grünen“ Strom verbraucht<br />
hat, auch an anderer Stelle erzeugt wurde.<br />
Die Herkunftszertifikate nach der neuen EU-richtlinie<br />
zur Förderung von Energie aus erneuerbaren<br />
Quellen können insbesondere für Strom und wärme<br />
aus erneuerbaren Energien nur für den Bereich<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />
Herkunftszertifikate<br />
garantieren, dass auch<br />
wirklich Bio-Erd<strong>gas</strong><br />
eingesetzt wird.<br />
23 24 25 26
des Nachweises gegenüber Letztverbrauchern<br />
verwendet werden. Von einem Mitgliedsstaat<br />
zum anderen gewanderte Herkunftszertifikate<br />
verändern hingegen nichts an der Zielerfüllung der<br />
jeweiligen Staaten. Es ist vielmehr entscheidend,<br />
wo insbesondere der erneuerbare Strom oder die<br />
erneuerbare wärme erzeugt wurde, d. h., diese<br />
können nur in dem Mitgliedsstaat auf das EU-Ziel<br />
angerechnet werden, in dem die erneuerbare Ener-<br />
gie zur Strom- oder wärmeerzeugung genutzt wird.<br />
Der anbau von Biomasse oder die Erzeugung von<br />
Bio<strong>gas</strong> kann allerdings auch in einem anderen<br />
Staat erfolgt sein, wenngleich ein physischer<br />
Transport vorgenommen werden muss.<br />
Im rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes<br />
(EEG) wird nur eine Vergütung für in Deutschland<br />
aus erneuerbaren Energien erzeugten<br />
Strom gewährt. Konventionell erzeugter Strom,<br />
der mithilfe von Herkunftszertifikaten „grün“<br />
gekennzeichnet wird, kann hingegen nicht nach<br />
dem EEG vergütet werden. Dies entspricht den<br />
regeln der EU-richtlinie zur Förderung von Energie<br />
aus erneuerbaren Quellen, die vorsieht, dass<br />
Herkunftszertifikate ausschließlich als Nachweis<br />
gegenüber den Letztverbrauchern für den<br />
anteil erneuerbarer Energien gelten. Das Erneuerbare-Energien-wärme-Gesetz<br />
(EEwärmeG)<br />
sieht ebenfalls keine anrechenbarkeit von Herkunftszertifikaten<br />
für die Erfüllung der Pflicht<br />
zum Einsatz erneuerbarer wärme im Neubau vor.<br />
Im Biokraftstoffbereich wird ab dem 01. Juli 2010<br />
explizit ein Massebilanzsystem (MBS), d. h. eine<br />
Verknüpfung von Eigenschaft „Bio“ und Energie<br />
vorgeschrieben. Diese regelungen finden sich in<br />
der Biokraftstoffnachhaltigkeitsverordnung (Biokraft-NachV)<br />
wieder und wirken sich ebenfalls auf<br />
den Biomethanbereich aus. wird Biomethan als<br />
Kraftstoff verwendet und soll die Biomethanmenge<br />
steuerbefreit nach dem Energiesteuergesetz<br />
(EnergieStG) oder der Biokraftstoffquote (nach<br />
dem BioKraftQuG) angerechnet werden, dann<br />
muss der Nachweis durch ein MBS erfolgen. Ein<br />
Zertifikat als Herkunftsnachweis, analog zum rECS<br />
oder EECS-Goo, kann nicht akzeptiert werden.<br />
Der Nachweis der Biomethanmengen, die ein<br />
Endkunde bezieht, ohne Förderinstrumente in<br />
anspruch zu nehmen, könnte theoretisch durch<br />
ein Herkunftszertifikat erfolgen.<br />
27 28 29 30 31 32 33 34<br />
<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />
Das Massebilanzsystem der Nachhaltigkeitsverordnung<br />
für Biokraftstoffe ist hingegen ein<br />
Nachweisverfahren, das die Lieferkette von der<br />
Bereitstellung über den Transport bis hin zum<br />
Verbrauch nachvollziehbar macht und dadurch eine<br />
lückenlose Kontrolle ermöglicht. Ein Massebilanzsystem<br />
weist ein geringeres Missbrauchspotenzial<br />
als ein Zertifikatesystem auf, befördert den Handel<br />
mit zertifizierten Biomasseprodukten und bietet<br />
einen anreiz, separate Lieferketten einzurichten.<br />
Das Massebilanzsystem ist insbesondere vor dem<br />
Hintergrund vom Import nachhaltiger und flüssiger<br />
Biomasse (z. B. Palmöl) zu sehen. In einem Transportschiff<br />
(Tanker) können zwar nichtnachhaltiges<br />
mit nachhaltigem Palmöl vermischt werden, die<br />
Herkunftsnachweise müssen allerdings immer<br />
korrekt die transportierte Menge bilanzieren (Input<br />
und output). Die Herkunftsnachweise können<br />
demnach nicht von einem Tanker mit nachhaltigem<br />
Palmöl zu einem anderen Tanker ohne nachhaltiges<br />
Palmöl wandern (so wie es mit einem Zertifikatsystem<br />
möglich wäre).<br />
In der Erd<strong>gas</strong>wirtschaft könnte das Erd<strong>gas</strong>netz<br />
analog als Tanker angesehen werden. wird nun<br />
Biomethan in das Erd<strong>gas</strong>netz eingespeist, transportiert<br />
und entnommen, dann kann bei einer<br />
ausreichenden Kontrolle und Dokumentation keine<br />
Menge hinzukommen oder verschwinden. Die Biomethanmengen<br />
(„Bio“-Eigenschaft und Energie)<br />
müssen lückenlos über die gesamte Lieferkette<br />
dokumentiert werden. Die Biomethan- und die<br />
Erd<strong>gas</strong>branche arbeiten seit mehreren Monaten<br />
an einem System, das insbesondere die anforderungen<br />
der Massebilanzierung umsetzt. Das<br />
BMU begrüßt diese unternehmensübergreifenden<br />
aktivitäten, an denen sich auch die Balance <strong>VNG</strong><br />
Bioenergie GmbH beteiligt, und unterstützt die<br />
ausarbeitung des Systems in Form einer finanziellen<br />
Zuwendung mit dem Ziel, dass sich ein<br />
branchenweites, einheitliches, transparentes,<br />
kosteneffizientes und mit der EU-richtlinie zur<br />
Förderung von Energie aus erneuerbaren Quellen<br />
konformes Nachweissystem etabliert. Ist ein<br />
solches System etabliert, kann dieses ebenfalls<br />
für die Dokumentation des Biomethanbezugs<br />
von Letztverbrauchern verwendet werden, ein<br />
zusätzliches Herkunftszertifikatsystem scheint<br />
aus diesem Hintergrund entbehrlich.<br />
Der Autor<br />
31<br />
Uwe Holzhammer arbeitet<br />
im Bundesministerium für<br />
Umwelt, Naturschutz und<br />
reaktorsicherheit. Er war<br />
maßgeblich an der ausgestaltung<br />
des EEG beteiligt<br />
und beschäftigt sich derzeit<br />
unter anderem mit der Zertifizierung<br />
von Bio-Erd<strong>gas</strong>.<br />
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32 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />
NAWARo <strong>AG</strong><br />
Biomasse wird als Energie-Stoff<br />
bedeutender sein als Braunkohle<br />
Für NAWARo-chef Felix Hess ist industriell erzeugte Energie aus Biomasse versorgungssicher,<br />
wirtschaftlich und nachhaltig.<br />
Von Dr. Uwe Winkler, freier Journalist<br />
Felix Hess hat einen wunsch: Biomasse soll als Energiequelle<br />
in naher Zukunft so fest im Bewusstsein der Verbraucher verankert<br />
sein wie es windkraft und Solar heute schon sind.<br />
„Mindestens!“, präzisiert er: „Eigentlich muss es sogar mehr<br />
sein! Denn Biomasse ist um ein Vielfaches potenter als die<br />
beiden anderen regenerativen Energien. Zudem gibt es keine<br />
Transportprobleme und man kann ständig auf die Energie<br />
zugreifen.“<br />
Felix Hess ist Vorsitzender des Vorstandes der Nawaro ® Bio<br />
Energie aG. Nawaro hat den nachwachsenden Rohstoff nicht<br />
nur als Buchstaben für den Firmennamen. Das Leipziger Unternehmen<br />
produziert aus diesen jenen Energieträger, dem Hess<br />
eine große Zukunft prophezeit: Bio<strong>gas</strong>. Geht es nach Hess, wird<br />
dieses bald führend im Energiemix sein.<br />
Nawaro sitzt in einer gediegenen Jugendstilvilla im Leipziger<br />
waldstraßenviertel. Etwa 350 Kilometer nördlich betreibt das<br />
Unternehmen die weltgrößte industrielle anlage zur Erzeugung<br />
von Bio<strong>gas</strong>. Bei Güstrow sollen ab<br />
dem Jahresbeginn 2010 jährlich<br />
46 Millionen Kubikmeter zu Bio-<br />
Erd<strong>gas</strong> aufbereitetes Bio<strong>gas</strong> produziert<br />
und in das Fern<strong>gas</strong>netz der<br />
oNTraS <strong>VNG</strong> <strong>Gas</strong>transport GmbH<br />
eingespeist werden. <strong>VNG</strong> hat den<br />
größten Teil davon als Handelspartner<br />
vertraglich gebunden und ist<br />
somit deutscher Marktführer bei<br />
Der Diplom-Ingenieur und Bio-Erd<strong>gas</strong>.<br />
Betriebswirt Felix Hess hat Damit ließen sich etwa 160 Milli-<br />
vor Gründung der Nawaro<br />
onen Kilowattstunden Strom und<br />
180 Millionen Kilowattstunden<br />
wärme pro Jahr erzeugen und über<br />
das Erd<strong>gas</strong>netz bereitstellen. Die<br />
Energie aus dem BioEnergie Park<br />
würde reichen, eine Kleinstadt mit<br />
50.000 Einwohnern ein Jahr lang<br />
konstant zu versorgen.<br />
®<br />
Felix Hess<br />
BioEnergie aG über 18 Jahre<br />
lang bei roland Berger Strateg<br />
y Consultants vor wiegend<br />
Unternehmen aus den<br />
Bereichen anlagenbau und<br />
Energiewirtschaft beraten.<br />
Zuletzt hat er als Senior Partner<br />
das gesamte Industriesegment<br />
der Strategieberatung<br />
verantwortet.<br />
Foto: Nawaro aG<br />
Die anlage, in der Biomasse zu Bio<strong>gas</strong><br />
und dieses wieder zu Biomethan, dem<br />
Bio-Erd<strong>gas</strong>, veredelt wird, ist gerade<br />
fertig gestellt worden. Im Juni wurde<br />
hier erstmals Bio-Erd<strong>gas</strong> produziert<br />
und eingespeist. Nawaro wird in seinem<br />
industriellen BioEnergie Park ab<br />
2010 so viel produzieren wie noch<br />
vor einem Jahr alle 13 anlagen zusammen,<br />
die damals in Deutschland<br />
betrieben wurden. Das ist ein großer<br />
Schritt in der Bio<strong>gas</strong>erzeugung in diesem Land. Und zugleich<br />
ein kleiner, wenn man sieht, wohin der weg führt: 2030 sollen<br />
in Deutschland zehn Milliarden Kubikmeter Bio-Erd<strong>gas</strong> jährlich<br />
in das Erd<strong>gas</strong>netz eingespeist werden.<br />
„Bio<strong>gas</strong> ist eine einmalige Chance.“ Felix Hess reiht die Vorteile<br />
aneinander, die dieser „Energie-Stoff“ hat, der auf den umliegenden<br />
Feldern des Bioenergieparks wächst. Man merkt, er tut<br />
es nicht zum ersten Mal. Er sieht sich als werber für das, was<br />
im Falle Güstrow aus Mais, Getreide und Grasschnitt zu einer<br />
energetischen Masse vergoren und zu Bio-Erd<strong>gas</strong> veredelt<br />
wird. „Die <strong>Gas</strong>beschaffenheit von Bio-Erd<strong>gas</strong> ist nach erfolgter<br />
<strong>Gas</strong>aufbereitung identisch mit Erd<strong>gas</strong>. alle Technologien, die<br />
Erd<strong>gas</strong> nutzen, können mit Bio-Erd<strong>gas</strong> gespeist werden. Der<br />
Transportweg ist kalkulierbar, weil Bio<strong>gas</strong>anlagen dort errichtet<br />
werden können, wo der rohstoff erzeugt und eingespeist werden<br />
kann. Man kann Bio-Erd<strong>gas</strong> speichern. außerdem entstehen<br />
direkt dort, wo produziert wird, arbeitsplätze.“ Felix Hess lässt<br />
bei seinem Gegenüber gar nicht erst Zweifel aufkommen. Biomasse<br />
ist für ihn die energetische Zukunft. „Biomasse wird für<br />
unsere Breiten fast bedeutsamer sein, als es die Braunkohle<br />
einst Jahrhunderte war. wir müssen dafür nicht mal Tagebaue<br />
erschließen, Landschaften auf- und Dörfer abreißen. auch die<br />
Herstellung ist um Vieles umwelt- und klimafreundlicher, weil<br />
Co2-neutral. Entscheidend nicht zuletzt: Der rohstoff wächst<br />
immer wieder nach und ist hocheffizient.“<br />
Seit gut fünf Jahren hat Nawaro auf die Inbetriebnahme der<br />
industriellen Produktionsanlage für Bio<strong>gas</strong> hingearbeitet. „wir<br />
sind heute der weltweit größte Hersteller von Biomethan. Das ist<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />
Foto: Dirk Brzoska<br />
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„Schon auf dem Feld wird<br />
entschieden, wie ertragreich<br />
die Ernte sein wird.“<br />
kein Größenwahn, sondern strategische Überlegung“, sagt Hess.<br />
Um wirtschaftlich Energie aus Biomasse zu betreiben, bedarf<br />
es industrieller anlagen. Das erfordert Kapital, einen langen<br />
atem und ist mit einem nicht geringen wirtschaftlichen risiko<br />
behaftet. Zudem müsse Bio-Erd<strong>gas</strong> stabil, in bester Qualität<br />
und zuverlässig in die Netze eingespeist werden.<br />
Schon auf dem Feld werde entschieden, wie ertragreich die<br />
„energetische Ernte“ sein wird. „als wir unser Unternehmen<br />
gründeten, hatten wir von Landwirtschaft überhaupt keine<br />
ahnung“, gesteht der Nawaro-Vorstand. Umso mehr ziehe<br />
er vor den Landwirten heute den Hut. „Landwirtschaft ist ein<br />
knallhartes Geschäft.“ Doch auch wenn Felix Hess davon spricht,<br />
den Bauern „eine Zukunft im energetischen Markt“ geben zu<br />
wollen, der in Mode gekommene Begriff des Energiewirts gefällt<br />
ihm dafür nicht. „Man sollte den Landwirten nicht vorgaukeln,<br />
sie könnten in die rolle eines Energieerzeugers schlüpfen und<br />
neben ihren windrädern, ihren Solardächern noch Biomasseanlagen<br />
auf den Hof stellen“, blickt Hess ernst. „Das macht<br />
wirklich nur Sinn, wenn es die Größe des Betriebes hergibt und<br />
in die eigene Energieversorgung mit eingebaut werden kann.<br />
Der Landwirt ist doch auch nicht gleich noch Bäcker geworden,<br />
nur weil er auch das Korn anbaut.“<br />
Für den Nawaro-Vorstand liegt der wert des Landwirts in dessen<br />
Kernkompetenz und wissen zu Fruchtfolgen, Bodenqualitäten<br />
und dergleichen. „wir werden zum Beispiel in Güstrow die<br />
nächsten 20 bis 30 Jahre Energie aus Biomasse produzieren.“ Es<br />
gehe dabei nicht darum, Lebensmittel zu verbrennen, entkräftet<br />
Felix Hess ein oft anzutreffendes Vorurteil. auch hierfür hat er<br />
27 28 29 30 31 32 33 34<br />
<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />
NAWARo ® BioEnergie <strong>AG</strong><br />
Die NAWARO ® BioEnergie <strong>AG</strong> wurde 2005 gemeinsam von Felix Hess und<br />
drei weiteren Privatpersonen gegründet. Das Unternehmen plant, errichtet<br />
und betreibt BioEnergie Parks, mit denen in industriellem Maßstab aus<br />
nachwachsenden Rohstoffen Bio-Erd<strong>gas</strong>, Strom, Wärme und biologischer<br />
Dünger produziert werden. Dieser Ansatz ist im Bereich der erneuerbaren<br />
Energien einzigartig. www.nawaro.de<br />
33<br />
Zahlen und Fakten: 10,8 Prozent der ackerflächen wurden in<br />
den letzten Jahren von der Europäischen Union aus dem Markt<br />
genommen. Die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten<br />
nimmt weiter ab. Preise sinken.<br />
Landwirtschaftliche Betriebe und ganze regionen, so wie in<br />
Mecklenburg-Vorpommern, ringen um ihre Existenz. „Experten<br />
gehen davon aus, dass im Jahr 2020 die weltbevölkerung mit<br />
dem Ertrag von einem Drittel der heutigen ackerfläche ernährt<br />
werden kann. Es ist alles nur eine Frage der Verteilung.“ Die<br />
Nachfrage nach Energiepflanzen könne und werde dazu führen,<br />
dass Landwirtschaft wieder nachhaltiger betrieben und nicht<br />
hektarweise stillgelegt wird. „wir veredeln Brachflächen. Im<br />
Umkreis von Güstrow nutzen wir mit unseren Landwirten vier<br />
Prozent der ackerflächen zum anbau von Energiepflanzen. Da<br />
kann von Verdrängung herkömmlicher Landwirtschaft keine<br />
rede sein. aber es ist eine Ergänzung und für den Landwirt<br />
eine Einkommensquelle. wir als Energieproduzenten teilen uns<br />
faktisch mit ihnen die arbeit bei der Herstellung erneuerbarer<br />
Energien.“<br />
arbeitsteilung ist auch das Grundkonzept für die Vermarktung<br />
des Bio-Erd<strong>gas</strong>es. „wir werden stets mit regionalen und lokalen<br />
Verteilern zusammenarbeiten“, sagt Hess. „<strong>VNG</strong> hat uns über<br />
die letzten Jahre hinweg begleitet, über manche Durststrecke<br />
hinweggeholfen. Es ist gut, so einen Partner an der Seite zu<br />
wissen.“ Für ihn habe <strong>VNG</strong> zugleich für die eigene Zukunft<br />
strategische weitsicht bewiesen. Felix Hess: „allein mit den<br />
in Güstrow per rahmenvertrag gesicherten Jahresmengen ist<br />
<strong>VNG</strong> aktuell die Nummer Eins auf dem Bio-Erd<strong>gas</strong>markt und<br />
kann sehr früh zukunftsweisende Produkte anbieten.“ Bei der<br />
Entwicklung weiterer Standorte in Deutschland wird Nawaro<br />
auch deshalb mit lokalen Partnern und starken Handelspartnern<br />
wie <strong>VNG</strong> zusammenarbeiten. Brandenburg und Thüringen<br />
stehen aktuell im Fokus weiterer Projekte. absehbar wolle das<br />
Leipziger Unternehmen in einem osteuropäischen Land erste<br />
„auslandserfahrungen“ sammeln. Doch vordringlichstes Ziel<br />
sei es zunächst, den Markt für Bio-Erd<strong>gas</strong> als Energieträger<br />
zu entwickeln. Felix Hess: „wir zeigen, dass sich erneuerbare<br />
Energie profitabel, wirtschaftlich und versorgungssicher auf<br />
Basis von Biomasse in industriellem Maßstab produzieren<br />
lässt.“<br />
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34 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />
unser Gesprächspartner<br />
Dr.-Ing. Stephan Krein leitet<br />
den Bereich <strong>Gas</strong>verkauf Industrie-<br />
und Geschäftskunden<br />
und verantwortet den Handel<br />
mit Bio-Erd<strong>gas</strong>. Dr. Krein arbeitet<br />
seit 1999 bei <strong>VNG</strong>. Bis<br />
2005 war er im Bereich Kundendienst<br />
für die Betreuung<br />
der Industriekunden verantwortlich;<br />
danach wechselte<br />
er in den <strong>Gas</strong>verkauf.<br />
Interview<br />
<strong>VNG</strong> hat sich frühzeitig mit dem Thema Bio-Erd<strong>gas</strong><br />
auseinandergesetzt und sich über die <strong>VNG</strong>-Toch-<br />
ter BAlANcE <strong>VNG</strong> Bioenergie GmbH auch bei der<br />
Produktion und der Einspeisung von Bio-Erd<strong>gas</strong><br />
engagiert. Mit der jetzt erfolgten Inbetriebnahme<br />
des NAWARo-BioEnergie Parks in Güstrow sichert<br />
sich <strong>VNG</strong> Bio-Erd<strong>gas</strong> aus dieser Anlage. Was wird<br />
damit geschehen?<br />
Dr. Stephan Krein: Bio-Erd<strong>gas</strong> kann in Blockheiz-<br />
kraftwerken verstromt, über Beimischprodukte<br />
Haushaltskunden zur Verfügung gestellt und an den<br />
Erd<strong>gas</strong>-Tankstellen als umweltfreundlicher Kraft-<br />
stoff in den Tank gefüllt werden. Vor der Einspeisung<br />
wird Bio<strong>gas</strong> so aufbereitet, dass Bio-Erd<strong>gas</strong> die<br />
gleichen Eigenschaften wie Erd<strong>gas</strong> besitzt. Hieraus<br />
ergibt sich eine umfangreiche Produktpalette, die<br />
wir unseren Kunden anbieten oder aber mit ihnen<br />
gemeinsam entwickeln können.<br />
Wie reagieren Ihre Geschäfts- und Industriekun-<br />
den auf das <strong>VNG</strong>-Angebot eines „grünen Erd<strong>gas</strong>-<br />
Pendanten“?<br />
Es wird sich für unsere<br />
Kunden lohnen, Bio-Erd<strong>gas</strong>produkte<br />
einzusetzen<br />
umweltfreundliche Produkte aus Bio-Erd<strong>gas</strong> werden<br />
das Produktportfolio von <strong>VNG</strong> schrittweise erweitern<br />
und weiter zukunftsorientiert ausrichten.<br />
Mit der Einspeisung von Bio-Erd<strong>gas</strong> aus dem<br />
NAWARo BioEnergie Park in Güstrow in das<br />
Fern<strong>gas</strong>netz und der Produktion von Bio<strong>gas</strong><br />
an anderen Standorten hat sich <strong>VNG</strong> zu einem<br />
der führenden Händler mit dem nachwachsenden<br />
Energieträger gemacht. „Wir stehen<br />
am Beginn einer neuen Phase beim Einsatz<br />
von erneuerbaren Energien, unsere Kunden<br />
zeigen sich interessiert an den Bio-Erd<strong>gas</strong>produkten<br />
und unseren Dienstleistungen“,<br />
sagt Dr. Stephan Krein, Direktor <strong>Gas</strong>verkauf<br />
Industrie- und Geschäftskunden bei<br />
<strong>VNG</strong>, im Gespräch mit <strong>medium</strong> <strong>gas</strong>.<br />
Kurz gesagt: Äußerst positiv und sehr interes-<br />
siert! Vor allem Stadtwerke erkennen die vielver-<br />
sprechenden Einsatzfelder für Bio-Erd<strong>gas</strong>. Mit<br />
ihnen diskutieren wir über die Gestaltung von<br />
Produkten, die Stadtwerke dann ihren Kunden,<br />
beispielsweise wohnungsunternehmen, anbieten<br />
können. Schrittweise wird das Bio-Erd<strong>gas</strong> in der<br />
öffentlichen wahrnehmung eine immer größere<br />
rolle einnehmen. Da bin ich mir sicher. wir stehen<br />
am Beginn einer neuen Phase beim Einsatz von<br />
erneuerbaren Energien. Bio-Erd<strong>gas</strong> wird zu einer<br />
zunehmend betriebswirtschaftlich interessanten<br />
Größe werden, auch für Industriekunden, denen<br />
Bio-Erd<strong>gas</strong> strategisch die Chance geben wird,<br />
ihren Energiemix effizienter zu gestalten.<br />
Ist es aber nicht so, dass die Aufnahme von Bio-<br />
Erd<strong>gas</strong> in das Angebotsportfolio heute vornehmlich<br />
noch auf Image fördernde Faktoren für den<br />
Anbieter reduziert wird?<br />
wer das tut, greift wirklich zu kurz. Der erforderliche<br />
aufwand und das risiko, die für die Inbetriebnah-<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />
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Foto: Dirk Brzoska
me, für die Veredlung der rohstoffe und für die<br />
Einspeisung von allen Partnern betrieben bzw. auf-<br />
genommen werden müssen, würden dies überhaupt<br />
nicht rechtfertigen. Das wird Nawaro bestätigen,<br />
wo man das Geschäftsmodell sicherlich nicht auf<br />
Imagefaktoren aufgebaut hat. Unsere Kollegen der<br />
BaLaNCE und der oNTraS, die für die Einspeisung<br />
des Güstrower Bio-Erd<strong>gas</strong>es in das Fernleitungsnetz<br />
den bislang größten <strong>Gas</strong>knoten seiner art geschaffen<br />
haben, betraten nicht deswegen Neuland.<br />
aus unserer Sicht wird zum einen auf dem Erd<strong>gas</strong>-Markt<br />
ein ähnlicher wettbewerb um grüne<br />
Produkte entstehen, der im Strommarkt bereits<br />
angelaufen ist. Zum anderen werden politische<br />
Entscheidungen, die zum Beispiel im rahmen des<br />
Erneuerbare-Energien-wärmegesetz (EEwärmeG)<br />
den Einsatz von Bio-Erd<strong>gas</strong> begünstigen, Druck<br />
auf den Markt ausüben. außerdem: Ein Großteil<br />
unseres benötigten Erd<strong>gas</strong>es muss heute importiert<br />
werden. Mit dem Einsatz von Bio-Erd<strong>gas</strong><br />
entlasten wir diesen Import und investieren dazu<br />
noch im eigenen Land. Dass dies dann dem Image<br />
gut tut, wenn sich ein Versorger wie wir so mit<br />
zukunftsfähigen Produkten ins Gespräch bringt,<br />
ist ein schöner Nebeneffekt.<br />
Bio-Erd<strong>gas</strong> werden gleiche Qualitätseigenschaften<br />
wie Erd<strong>gas</strong> zugeschrieben. Können Sie diese Qualität<br />
Ihren Kunden zusichern?<br />
Die Beschaffenheit des zugemischten Bio-Erd<strong>gas</strong>es<br />
erfüllt tatsächlich alle vergleichbaren Parameter<br />
des Erd<strong>gas</strong>es entsprechend dem DVGw-regelwerk.<br />
Für die Einspeisung und weitere Nutzung ist dies<br />
unerlässlich. als <strong>VNG</strong>-Handelssparte haben wir<br />
in den zurückliegenden Monaten erleben können,<br />
was alles erforderlich ist, bis das Bio-Erd<strong>gas</strong><br />
stabil, kontinuierlich und in der geforderten<br />
Beschaffenheit in das Netz eingespeist wird. Die<br />
Netzanbindung, das Fahren der anlagen bei den<br />
Bio<strong>gas</strong>-Produzenten, die Mengenkalkulationen<br />
und -prognosen für eine stabile Einspeisung erfordern<br />
ein hohes technologisches Know-how. <strong>VNG</strong><br />
nutzte hier die Erfahrungen aus seiner langjährigen<br />
Erd<strong>gas</strong>versorgung. wenn wir jetzt schrittweise das<br />
Bio-Erd<strong>gas</strong> in unser Portfolio aufnehmen, dann<br />
können wir dieses mit gutem Gewissen qualitativ<br />
mit Erd<strong>gas</strong> auf eine Stufe setzen und eine sichere<br />
Versorgungsleistung zusagen.<br />
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<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />
Können die Kunden nachvollziehen, woher das<br />
Bio-Erd<strong>gas</strong> kommt?<br />
Hierfür wird aktuell ein offizielles Bio<strong>gas</strong>-register<br />
aufgebaut. In diesem wird nachzulesen sein, woher<br />
das Bio-Erd<strong>gas</strong> kommt, wie es hergestellt wird, welche<br />
Eigenschaften es hat. In diesem register werden<br />
die Mengen und die biogenen Eigenschaften in<br />
entsprechenden Konten erfasst. So wird der weg<br />
jeder Kilowattstunde von der Bio<strong>gas</strong>anlage bis<br />
zur Verwendung beim Verbraucher, zum Beispiel<br />
die Verstromung in einem Blockheizkraftwerk,<br />
dokumentiert und transparent gemacht.<br />
Wie wird sich der Bio-Erd<strong>gas</strong>markt aus Ihrer Sicht<br />
entwickeln?<br />
wir machen die ersten Schritte. Doch es wird<br />
sich für uns wie für unsere Kunden lohnen, früh<br />
dabei zu sein, neue Produkte und Projekte zu<br />
initiieren und zielstrebig über den Einsatz von<br />
Bio-Erd<strong>gas</strong> nachzudenken. <strong>VNG</strong> hat mit seinem<br />
erfolgreichen Engagement im Bio-Erd<strong>gas</strong>markt<br />
gezeigt, dass wir die Kompetenzen, den fachlichen<br />
sowie ökonomischen Hintergrund haben,<br />
für Stadtwerke, regionale Versorgungsunternehmen<br />
und für Industriebetriebe als zuverlässiger<br />
Partner in diesem wachstumsfeld erneuerbarer<br />
Energien zu agieren.<br />
Das Gespräch führte Uwe Winkler,<br />
freier Journalist.<br />
Produkt <strong>VNG</strong>.<strong>gas</strong>markt Bio-Erd<strong>gas</strong><br />
Sie möchten erneuerbare Energien aus heimischen ressourcen nutzen, Ihr Produktportfolio<br />
erweitern und gleichzeitig einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten?<br />
Mit <strong>VNG</strong>.<strong>gas</strong>markt Bio-Erd<strong>gas</strong> offeriert Ihnen die <strong>VNG</strong> – <strong>Verbundnetz</strong> <strong>Gas</strong> aktiengesellschaft<br />
in Deutschland produziertes Bio-Erd<strong>gas</strong> als Beimischprodukt für Ihren „Grünen Tarif“, zur<br />
Verstromung oder als Bio-Kraftstoff.<br />
Die Vorteile auf einen Blick:<br />
– Einsatz erneuerbarer<br />
Energie aus heimischen<br />
Ressourcen<br />
– ausgewogenes Chancen-<br />
Risiko-Verhältnis<br />
– Versorgungssicherheit<br />
– individuelle Mengen- und<br />
Leistungsausstattung<br />
– Übernahme aller erforderlichen<br />
Marketingaktivitäten<br />
möglich<br />
Foto: aboutpixel.de/BrotFürDiewelt © N-Loader<br />
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36 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />
Nachgefragt<br />
Zehn „grüne“ Fragen<br />
Was Sie schon immer über Bio<strong>gas</strong> und Bio-Erd<strong>gas</strong> wissen wollten – <strong>medium</strong> <strong>gas</strong> beantwortet die zehn wichtigsten Fragen zum Thema.<br />
Wie entsteht Bio<strong>gas</strong>?<br />
Für die Produktion von Bio<strong>gas</strong> können nachwachsende Rohstoffe wie Maisund<br />
Grassilage oder tierische Exkremente verwendet werden. Auch sonstige<br />
organische Substanzen – sogenannte Kofermente – eignen sich dafür. Die<br />
Biomasse wird in sogenannten Fermentern, von Bakterien unter Luftausschluss<br />
in Bio<strong>gas</strong> umgewandelt, quasi vergoren. Eine wichtige<br />
Grundlage für diesen anaeroben Prozess ist die Einhaltung einer<br />
konstanten Temperatur. Die meisten Anlagen werden dabei mesophil<br />
(32 °C bis 42 °C) oder thermophil (50 °C bis 58 °C) betrieben.<br />
Gibt es einen unterschied zwischen Bio<strong>gas</strong> und Bio-Erd<strong>gas</strong>?<br />
Ja, zwischen beiden <strong>Gas</strong>en besteht ein erheblicher Unterschied.<br />
Bio<strong>gas</strong> ist aus anaerober Vergärung von Biomasse erzeugtes <strong>Gas</strong>,<br />
Bio-Erd<strong>gas</strong> ist dagegen auf Erd<strong>gas</strong>-Qualität aufbereitetes Bio<strong>gas</strong>.<br />
Dazu wird Bio<strong>gas</strong> in einer Aufbereitungsanlage von Kohlendioxid,<br />
Wasser und Schwefelwasserstoff gereinigt und somit der Methangehalt<br />
angehoben. Im aufbereiteten Zustand erfüllt das Bio<strong>gas</strong> die<br />
Anforderungen des DVGW Regelwerks, v. a. die Vorgaben der G 260 und<br />
G 262 sind hier als relevante Punkte zu nennen und kann somit in das<br />
Netz der allgemeinen Versorgung eingespeist werden. Eines eint Bio<strong>gas</strong> und<br />
seinen veredelten Verwandten allerdings: Sie sind weitgehend CO2-neutral. Denn bei ihrer Verbrennung wird nur so viel Kohlendioxid freigesetzt, wie<br />
die Energiepflanzen zuvor während ihres Wachstums aus der Atmosphäre<br />
entnommen und gespeichert haben.<br />
unterscheiden sich Erd<strong>gas</strong> und Bio-Erd<strong>gas</strong> eigentlich?<br />
Erd<strong>gas</strong> und Bio-Erd<strong>gas</strong> erfüllen die Anforderungen der bestehenden Regelwerke<br />
und weisen damit chemisch und physikalisch eine große Ähnlichkeit auf. Der<br />
Unterschied ist: Erd<strong>gas</strong> ist ein fossiler Energieträger und über Jahrmillionen<br />
aus organischen Materialien entstanden. Bio-Erd<strong>gas</strong> ist ein erneuerbarer<br />
Energieträger und wird heute aus einheimischen organischen Materialien<br />
produziert. Herkömmliches Erd<strong>gas</strong> weist unter allen fossilen Energieträgern<br />
bereits die geringsten CO2-Emissionen auf. Durch die Verwendung von Bio-<br />
Erd<strong>gas</strong> reduziert man die Klimabilanz noch weiter, denn Bio-Erd<strong>gas</strong> verbrennt<br />
nahezu CO2-neutral. Wo kann ich Bio<strong>gas</strong> und Bio-Erd<strong>gas</strong> überall einsetzen?<br />
Bio<strong>gas</strong> wird hauptsächlich für die Erzeugung von Strom und Wärme mittels<br />
BHKW am Standort der Bio<strong>gas</strong>anlage genutzt. Dies wird durch das Erneuerbare-<br />
Energien-Gesetz gefördert. Besonders sinnvoll ist diese Form der Bio<strong>gas</strong>produktion<br />
und Nutzung, wenn die bei der Stromproduktion im BHKW anfallende<br />
überschüssige Wärme an externe Verbraucher abgegeben werden kann.<br />
Dies ist zum Beispiel beim Bioenergiepark Hof der Fall. Doch nicht an<br />
jedem Bio<strong>gas</strong>-Standort kann genügend Wärme abgenommen und<br />
der regenerative Energieträger Bio<strong>gas</strong> möglichst effizient genutzt<br />
werden. Bio-Erd<strong>gas</strong> kann in das Leitungsnetz eingespeist und wie<br />
herkömmliches Erd<strong>gas</strong> genutzt werden. Über die vorhandene Erd<strong>gas</strong>infrastruktur<br />
ist es deutschlandweit, unabhängig von der Erzeugung,<br />
für die Strom- und Wärmeversorgung einsetzbar. Zusätzlich kann<br />
Bio-Erd<strong>gas</strong> auch als Kraftstoff verwendet werden. Im Rahmen dieses<br />
Verwertungszweigs ist es von der Mineralölsteuer befreit.<br />
Ist Bio<strong>gas</strong> besser als Wind- und Sonnenenergie?<br />
Im Gegensatz zu Wind- und Sonnenenergie ist eine Bio<strong>gas</strong>anlage<br />
dazu in der Lage, kontinuierlich Strom und Wärme zu produzieren.<br />
Damit ist die Bio<strong>gas</strong>technologie neben der Wasserkraft als einzige<br />
der regenerativen Energien grundlastfähig. Darüber hinaus ist Bio<strong>gas</strong> ein<br />
speicherbarer Energieträger. Und: Bio<strong>gas</strong> ist vielseitiger als andere erneu-<br />
erbare Energien: Neben der Erzeugung von Strom und Wärme wird aus ihm<br />
auch umweltfreundlicher Kraftstoff für Autos hergestellt. Dies alles macht<br />
sie zu einer wichtigen Säule im Energiemix der Zukunft.<br />
Bio-Erd<strong>gas</strong> im Tank – geht das wirklich?<br />
Um zapfsäulentauglich zu sein, wird Bio<strong>gas</strong> zuvor auf Erd<strong>gas</strong>-Qualität auf-<br />
bereitet. Rund 12 Prozent der deutschen Erd<strong>gas</strong>tankstellen mischen schon<br />
heute Bio-Erd<strong>gas</strong> bei, Tendenz steigend. Fahrzeuge mit Erd<strong>gas</strong>antrieb stoßen<br />
rund 20 Prozent weniger Kohlendioxid aus als ein vergleichbarer Benziner. Bei<br />
Beimischung von Bio-Erd<strong>gas</strong> zum Erd<strong>gas</strong> seien es sogar 40 Prozent weniger.<br />
Bio-Erd<strong>gas</strong> kann ohne Einschränkungen oder technische Umrüstungen<br />
von Erd<strong>gas</strong>fahrern genutzt werden.<br />
lohnt sich die Aufbereitung und Einspeisung überhaupt?<br />
Bisher wird Bio<strong>gas</strong> in der Regel dezentral zur Strom- und Wärmeerzeugung<br />
in KWK-Anlagen direkt an der Bio<strong>gas</strong>anlage eingesetzt.<br />
Dies ist durch die EEG-Förderung auch wirtschaftlich. Ein großer<br />
Nachteil ist allerdings aufgrund der Anlagenstandorte in ländlichen<br />
Strukturen meist die fehlende Nutzungsmöglichkeit für<br />
die anfallende Wärme. Hier hat die Aufbereitung von Bio<strong>gas</strong> auf<br />
Erd<strong>gas</strong>qualität ein großes Potenzial, da das zu Bio-Erd<strong>gas</strong> veredelte<br />
Bio<strong>gas</strong> in das bestehende Erd<strong>gas</strong>netz eingespeist und damit nach<br />
EEG genutzt werden kann. Diese Reinigung und Aufbereitung ist zwar<br />
aufwändig, trotzdem kann sich die Einspeisung auch lohnen. Das<br />
kommt ganz darauf an, wo und wie das Bio-Erd<strong>gas</strong> genutzt wird. Auf<br />
jeden Fall erreicht man so einen höheren Wirkungsgrad der eingesetzten<br />
Energie. In den meisten Bio<strong>gas</strong>-Blockheizkraftwerken werden höchstens<br />
40 Prozent der eingesetzten Energie zu Strom, weitere 40 Prozent zu Wärme<br />
umgewandelt. Gibt es dafür keinen Abnehmer, verpufft sie im wahrsten<br />
Sinne des Wortes in der Luft.<br />
Ist die Einspeisung von Bio-Erd<strong>gas</strong> ins Fern<strong>gas</strong>leitungsnetz problematisch?<br />
Nein. Sobald Bio<strong>gas</strong> zu Bio-Erd<strong>gas</strong> aufbereitet wurde, kann es auf Basis<br />
der bestehenden technischen Normen und Regeln sowie der gesetzlichen<br />
Vorgaben in das Erd<strong>gas</strong>netz eingespeist werden.<br />
Wer überwacht die Einhaltung der Bio-Erd<strong>gas</strong>qualität?<br />
Verantwortlich für die Messung und Einhaltung der <strong>Gas</strong>beschaffenheit ist<br />
der Netzbetreiber, er trägt dafür auch die Kosten. Er muss dem Einspeiser die<br />
Mindestanforderungen an die <strong>Gas</strong>qualität mitteilen und ihn bei der Umsetzung<br />
der Anforderungen unterstützen. Vorrangige Maßgabe sind die Vorgaben des<br />
DVGW-Arbeitsblattes G 260/262. Darin werden die Netzkompatibilität des<br />
<strong>Gas</strong>es verlangt, sowie die <strong>Gas</strong>zusammensetzung vorgegeben.<br />
Wie funktioniert die Abrechnung von Bio-Erd<strong>gas</strong> beim Netzbetreiber?<br />
Grundsätzlich gelten für Bio-Erd<strong>gas</strong> die gleichen Regelungen wie für Erd<strong>gas</strong><br />
– die Einspeisung und der Transport erfolgen nach den Maßgaben von EnWG,<br />
<strong>Gas</strong>NZV, den Festlegungen der BNetzA und der Kooperationsvereinbarung<br />
<strong>Gas</strong> III. Bei der Bilanzierung gibt es jedoch für Bio-Erd<strong>gas</strong> umfangreiche<br />
Sonderregelungen. Sie zielen vorrangig darauf ab, die Einspeisung von Bio-<br />
Erd<strong>gas</strong> zu erleichtern. Zu den Sonderregelungen zählen unter anderem ein<br />
12-monatiger Bilanzierungszeitraum, ein Flexibilitätsrahmen von 25 Prozent<br />
und die Möglichkeit, positive Endsalden unter Einhaltung des Flexibilitätsrahmens<br />
auf den nachfolgenden Bilanzierungszeitraum zu übertragen.<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />
23 24 25 26
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<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />
37<br />
Bio is Kuhtiful!<br />
Illustration: Ulrich Forchner<br />
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38 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />
Energiepolitik<br />
Filigrane Gesetzesmechanik<br />
Bio<strong>gas</strong>anlagen werden durch Investitionshilfen und eine Einspeisevergütung staatlich gefördert. Welche Gesetze,<br />
Verordnungen und Richtlinien sind dafür aber relevant? <strong>medium</strong> <strong>gas</strong> erklärt, wie die gesetzlichen<br />
Rahmenbedingungen für die Bio<strong>gas</strong>- und Bio-Erd<strong>gas</strong>nutzung aussehen.<br />
<strong>Gas</strong>netzzugangsverordnung<br />
Die <strong>Gas</strong>netzzugangsverordnung (<strong>Gas</strong>NZV) regelt die Bedingungen, unter denen die <strong>Gas</strong>netzbetreiber Transportkunden<br />
Zugang zu den <strong>Gas</strong>netzen gewähren müssen. Mit der Verordnung soll u. a. die Einspeisung von<br />
6 Mrd. Kubikmetern Bio-Erd<strong>gas</strong> bis 2020 und 10 Mrd. Kubikmetern bis zum Jahr 2030 ermöglicht werden.<br />
Der entscheidende abschnitt in der <strong>Gas</strong>NZV betrifft die Netzanschlusspflicht für Bio<strong>gas</strong>anlagen an das<br />
Erd<strong>gas</strong>leitungsnetz. Der Netzanschluss beinhaltet dabei eine Verbindungsleitung, eine <strong>Gas</strong>druck-regel-<br />
Messanlage, eine Verdichteranlage und eine anlage zur eichgerechten Messung des einzuspeisenden<br />
Bio-Erd<strong>gas</strong>es. Die Kosten dafür werden zwischen Netzbetreiber und Bio<strong>gas</strong>einspeiser bzw. für die<br />
<strong>Gas</strong>leitung zwischen Netzbetreiber und Bio<strong>gas</strong>erzeuger hälftig aufgeteilt. Netzbetreiber sind<br />
laut <strong>Gas</strong>NZV außerdem verpflichtet, Ein- und ausspeiseverträge bevorzugt mit Bio<strong>gas</strong>-Transportkunden<br />
abzuschließen, sofern das Bio<strong>gas</strong> netzkompatibel ist. Ihnen wird Vorrang<br />
vor Erd<strong>gas</strong>-Transportkunden eingeräumt. Bei technischen Kapazitätsengpässen sind<br />
Transportkapazitäten vorrangig an Transportkunden zu vergeben, die Bio-Erd<strong>gas</strong><br />
einspeisen. Dieser Vorrang gilt unabhängig von der Netzebene.<br />
<strong>Gas</strong>netzentgeltverordnung<br />
In der <strong>Gas</strong>NEV ist festgelegt, wie die anfallenden Nutzungsentgelte für<br />
<strong>Gas</strong>transportkunden bestimmt werden. Demnach erhalten Bio<strong>gas</strong>einspeiser<br />
vom Netzbetreiber für die vermiedenen Netzkosten (Kosten, die auf Grund der<br />
dezentralen Einspeisung nicht entstehen) pauschal 0,7 Cent/kwh. Dieser Pauschalbetrag<br />
ist unabhängig von der jeweiligen Netzebene bzw. Druckstufe. Die beim<br />
Netzbetreiber entstehenden Kosten können auf die Netzentgelte umgelegt werden.<br />
Bundesimmissionsschutzgesetz<br />
Ausblick: Vorhaben der neuen Bundesregierung<br />
In ihrem Koalitionsvertrag sieht die neue schwarz-gelbe Regierung den weiteren Ausbau der Nutzung erneuerbarer Energien vor. Ziel ist es, dass diese Energien<br />
den Hauptanteil an der Energieversorgung übernehmen. Zum 1. Januar 2012 soll das EEG novelliert werden, um die Förderung regenerativer Energien und die<br />
Einspeisung ins Netz effizienter zu gestalten und Über- bzw. Unterförderungen zu vermeiden. Zudem soll die Position des Bio<strong>gas</strong>es im Rahmen des EEWärmeG<br />
verbessert und der Biokraftstoffmarkt wiederbelebt werden.<br />
<strong>Gas</strong>NEV<br />
Das Bundesimmissionsschutzgesetz ist ein Gesetz zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen<br />
durch Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen und ähnlichen<br />
Vorgängen. Es gilt u. a. auch für die Beschaffenheit von Brenn- und Treibstoffen und regelt den<br />
Mindestanteil von Biokraftstoffen an der Gesamtmenge des in den Verkehr gebrachten Kraftstoffs<br />
zur Treibhaus<strong>gas</strong>minderung. Seit Juli 2009 wird auch Bio<strong>gas</strong> im Gesetz als auf die Biokraftstoffquote<br />
anrechenbarer Kraftstoff geführt. allerdings ist die anrechnung an bestimmte anforderungen im Produktionsverfahren<br />
geknüpft, die eine günstige Klimabilanz gewährleisten sollen.<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />
<strong>Gas</strong>NZV<br />
BImSchG<br />
23 24 25 26
EEG<br />
Biomasseverordnung<br />
27 28 29 30 31 32 33 34<br />
Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />
<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />
Seit dem 1. april 2000 ist das EEG in Kraft, mittlerweile hat es mehrere Neufassungen erlebt und gilt mit der<br />
letzten Fassung vom 25. oktober 2008. Über die Jahre gleich geblieben ist der Ursprungsgedanke – die Strom-<br />
und wärmeerzeugung aus erneuerbaren Quellen zu fördern. wichtigstes Mittel des EEG ist die finanzielle<br />
Förderung von Strom aus erneuerbaren Energieanlagen über eine Einspeisevergütung. Die entstehenden<br />
Kosten werden unter den Energieversorgungsunternehmen aufgeteilt und fließen als zusätzlicher Kostenfaktor<br />
in die Endverbraucherpreise ein. Die Höhe der Vergütung richtet sich nach den Erzeugungskosten<br />
der Erneuerbare-Energien-Technologie, die den Strom bereitstellt.<br />
Für Biomasse werden zusätzlich der eingesetzte rohstoff, die anwendung in Kraft-wärme-Kopplung (KwK),<br />
der Einsatz innovativer Technologien (wie beispielsweise die aufbereitung und Einspeisung ins Erd<strong>gas</strong>netz)<br />
und die anlagengröße durch Boni berücksichtigt.<br />
auch den aus Bio-Erd<strong>gas</strong> erzeugten Strom berücksichtigt das Gesetz, unabhängig von der Stelle, wo das<br />
Bio-Erd<strong>gas</strong> eingespeist wurde. Hierdurch kann Bio-Erd<strong>gas</strong> an orten mit wärmenachfrage zum Einsatz kommen<br />
und die prozessbedingt bei der Stromerzeugung anfallende wärme effizient genutzt werden. Die staatlichen<br />
Vergütungssätze sind über 20 Jahre garantiert, sinken aber Jahr für Jahr.<br />
Die Biomasseverordnung regelt für den anwendungsbereich des Erneuerbare-<br />
Energien-Gesetzes, welche Stoffe als Biomasse gelten, welche technischen Verfahren<br />
zur Stromerzeugung aus Biomasse in den anwendungsbereich des Gesetzes<br />
fallen und welche Umweltanforderungen bei der Erzeugung von Strom aus Biomasse<br />
einzuhalten sind.<br />
Biomasse im Sinne der Biomasseverordnung sind Energieträger aus Phyto- und<br />
Zoomasse (Biomasse aus pflanzlichem und tierischem Ursprung). Hierzu gehören<br />
auch Folge- und Nebenprodukte, rückstände und abfälle, deren Energiegehalt<br />
aus Phyto- und Zoomasse stammt.<br />
BiomasseV EEWärmeG<br />
Erneuerbare-Energien-<br />
Wärmegesetz<br />
Das EEwärmeG verpflichtet Eigentümer von Gebäuden,<br />
die neu errichtet werden, ihren wärmeenergiebedarf<br />
durch die anteilige Nutzung von Biomasse,<br />
Geothermie, Solarthermie oder Umweltwärme zu<br />
decken. Eingespeistes Bio-Erd<strong>gas</strong> fördert und erlaubt<br />
der Gesetzgeber allerdings nur bei einem Einsatz in<br />
anlagen zur gekoppelten wärme- und Stromerzeugung,<br />
nicht jedoch in bewährten und effizienten Brennwertkesseln.<br />
Damit fehlt dem Gesetz die nötige Technologieoffenheit.<br />
Derzeit gelten die gesetzlichen Bestimmungen lediglich für den<br />
Neubaubereich. Die Bundesländer können jedoch auch eine Pflicht zur<br />
Nutzung erneuerbarer Energien für Bestandsgebäude festlegen.<br />
39<br />
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40 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />
Vorgestellt<br />
Wir können<br />
BIo<br />
<strong>VNG</strong> investiert in die Zukunft eines<br />
energiegeladenen Hoffnungsträgers.<br />
Dafür hat sie 2007 mit der BAlANcE<br />
<strong>VNG</strong> Bioenergie GmbH ein Tochterunternehmen<br />
gegründet, das Bio<strong>gas</strong>- und<br />
Bio-Erd<strong>gas</strong>projekte entwickelt und<br />
realisiert. Mittlerweile ist BAlANcE<br />
an zahlreichen großen und kleinen<br />
Projekten beteiligt – drei davon stellen<br />
wir Ihnen vor.<br />
Bio<strong>gas</strong> für Bayern<br />
Bioenergiepark Hof<br />
weit über 4000 Bio<strong>gas</strong>anlagen sind derzeit in Deutschland am<br />
Netz. Die meisten – knapp 1.400 – stehen in Bayern, eine von<br />
ihnen ist der Bioenergiepark Hof/Saale. Er liefert seit august<br />
dieses Jahres Bio<strong>gas</strong> für Verstromung und wärme. Der Bioenergiepark<br />
ist das jüngste Bauvorhaben der Projektgesellschaft<br />
BGa Bioenergie GmbH, an der die BaLaNCE <strong>VNG</strong> Bioenergie<br />
GmbH zu knapp 75 Prozent beteiligt ist. Der zweite Investor ist<br />
die i4r Beteiligungsgesellschaft mbH aus Lüneburg. Die erste<br />
von insgesamt drei unabhängigen Bio<strong>gas</strong>anlagen des Parks ist<br />
bereits in Betrieb. Bis Mitte 2010 soll die zweite anlage fertig<br />
sein. Das Gesamtinvestitionsvolumen beträgt neun Millionen<br />
Euro. Nach abschluss der Bauarbeiten bis Mitte 2011 werden<br />
2,1 Megawatt elektrische Leistung, umgerechnet mehr als<br />
17 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr, ins örtliche<br />
Stromnetz eingespeist. Das reicht für rund 4.500 Haushalte.<br />
Die Überschusswärme fließt größtenteils zum benachbarten<br />
Kältetechnik-Betrieb der Firma Viessmann.<br />
Auf einen Blick:<br />
Substrate: rinderfrischgülle,<br />
Silomais, Ganzpflanzensilage, Grünschnitt und Festmist<br />
Jährliche Substratmenge: 17.800 Tonnen<br />
Bio<strong>gas</strong>erzeugung: 275 Nm³/h<br />
Bio<strong>gas</strong> mit ca. 52 Prozent Methangehalt<br />
Anlagenleistung Endausbau: 2,1 Mw (elektrisch)<br />
Internet: www.bga-hof.de<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />
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27 28 29 30 31 32 33 34<br />
• Gemeinde Oschatz,<br />
Gemarkung Leuben<br />
• Im Außenbereich, direkt<br />
neben einem<br />
Milchviehbetrieb, der<br />
über eine eigene<br />
Bio<strong>gas</strong>anlage verfügt<br />
• Abstand zu<br />
Wohnbebauung in jeder<br />
Richtung min. 650 m<br />
• Zufahrt zum Grundstück<br />
über Verbindungsstraße<br />
zwischen Naundorf und<br />
Leuben<br />
Bio<strong>gas</strong> für Sachsen-Anhalt<br />
Bio<strong>gas</strong>anlage<br />
Popperode<br />
Gerade in Bau befindet sich eine Bio<strong>gas</strong>anlage in Sachsen-<br />
anhalt, im Sangerhäuser ortsteil wippra-Popperode. Bauherr<br />
und Eigentümer der anlage ist die Leipziger Bio<strong>gas</strong>gesellschaft<br />
mbH, eine 100 %ige Tochter der BaLaNCE <strong>VNG</strong> Bioenergie<br />
GmbH. Die Leipziger Stadtwerke haben die option, sich zu-<br />
künftig an der Projektgesellschaft zu beteiligen, derzeit be-<br />
gleiten sie die Errichtung der anlage als Dienstleister. Die<br />
anlage wird Ende 2009 in Betrieb gehen und bereits Mitte<br />
2010 mit maximaler Leistung laufen. Dann soll sie aus einem<br />
Substratmix (vorwiegend rindergülle und Maissilage) jährlich<br />
bis zu 4 Mio. kwh elektrische Energie in einem Blockheiz-<br />
kraftwerk erzeugen. Das reicht für die Stromversorgung von<br />
rund 1.000 Haushalten. Vorgesehen ist zusätzlich auch eine<br />
wärmeauskopplung. Die wärme soll in einer Gärrestetrocknungsanlage<br />
zur Düngemittelproduktion genutzt werden bzw.<br />
optional zur Deckung des wärmebedarfs der angrenzenden<br />
agrargenossenschaft dienen. alle Substrate werden durch die<br />
ortsansässige agrargenossenschaft bereitgestellt und sind<br />
bereits langfristig gesichert.<br />
Auf einen Blick:<br />
Substrate: vorwiegend rindergülle und Maissilage<br />
Jährliche Substratmenge: 20.000 Tonnen<br />
Bio<strong>gas</strong>erzeugung: 200 Nm³/h Bio<strong>gas</strong> mit ca. 52 Prozent Methangehalt<br />
Anlagenleistung: 4 Mio. kwh; 0,5 Mw (elektrisch)<br />
<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />
Bio<strong>gas</strong> für Sachsen<br />
Bio-Erd<strong>gas</strong>anlage<br />
oschatz<br />
35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52<br />
41<br />
anfang November 2009 startete der Bau einer neuen Bio<strong>gas</strong>anlage<br />
im sächsischen oschatz bei Leipzig. Im Gegensatz zu den<br />
anlagen in Hof und Popperode ist in oschatz die Einspeisung<br />
von Bio-Erd<strong>gas</strong> in das Erd<strong>gas</strong>leitungsnetz geplant. Das neueste<br />
Projekt der BaLaNCE entsteht direkt neben einem Milchviehbetrieb,<br />
der bereits über eine eigene Bio<strong>gas</strong>anlage verfügt. Die<br />
Investitionssumme beläuft sich auf rund 14,8 Millionen Euro. Laut<br />
Planung soll die Bio-Erd<strong>gas</strong>anlage anfang 2011 in Betrieb gehen<br />
und dann über eine elektrische Leistung von 2,8 Mw verfügen.<br />
In einem mehrstufigen Verfahren werden kontinuierlich ca.<br />
1.400 Nm³/h Bio<strong>gas</strong> mit einem Methananteil von etwa 53 % produziert.<br />
Die aufbereitung dieses rohbio<strong>gas</strong>es auf Erd<strong>gas</strong>qualität<br />
erfolgt anschließend in einer Druckwechselabsorptionsanlage.<br />
Eingespeist wird in das 16-Bar-Netz der MITGaS. Gespeist wird<br />
die anlage übrigens mit einem Mix aus Maissilage, Grassilage<br />
und Zwischenfrüchten. Die benötigten Substrate werden von<br />
Landwirten aus der unmittelbaren Umgebung produziert, mit<br />
denen langfristige Lieferverträge geschlossen wurden.<br />
Auf einen Blick:<br />
Substrate: Maissilage, Grassilage und Zwischenfrüchte<br />
Jährliche Substratmenge: 49.000 Tonnen<br />
Bio<strong>gas</strong>erzeugung: 1.400 Nm³/h Bio<strong>gas</strong> mit ca. 53 Prozent Methangehalt<br />
Bio-Erd<strong>gas</strong>einspeisung: 700 Nm³/h<br />
Anlagenleistung: 2,8 Mw (elektrisch)
42 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | umschau | Feature<br />
Interview<br />
TeamBildung von <strong>VNG</strong> und HTWK Leipzig<br />
Vor einem Jahr startete <strong>VNG</strong> die Bildungsinitiative Energie-Kolleg gemeinsam mit der Hochschule für Technik, Wirtschaft und<br />
Kultur leipzig (HTWK leipzig). <strong>medium</strong> <strong>gas</strong> sprach mit Prof. Michael Kubessa, Prorektor für Wissenschaftsentwicklung<br />
und Professor für Ver- und Entsorgungstechnik an der Fakultät Maschinen- und Energietechnik, über das vergangene<br />
Jahr und neue Ziele für das Energie-Kolleg.<br />
Prof. Dr.-Ing. Michael Kubessa<br />
Prof. Dr.-Ing. Michael Kubessa, Prorektor für<br />
wissenschaftsentwicklung, arbeitet seit 1996 an<br />
der HTwK Leipzig und ist Professor für Ver- und<br />
Entsorgungstechnik, Fakultät Maschinen- und<br />
Energietechnik, Institut für Energie-, Gebäudeund<br />
Umwelttechnik LEGUT.<br />
Sein Schwerpunkt liegt beim Themengebiet<br />
der <strong>Gas</strong>technik.<br />
Die HTWK leipzig arbeitet bereits seit einigen<br />
Jahren erfolgreich mit <strong>VNG</strong> zusammen. Warum<br />
wurde im vergangenen Jahr die Bildungsinitiative<br />
Energie-Kolleg gegründet?<br />
Es gibt zwei Punkte, die eine wesentliche rolle<br />
bei der Gründung des Energie-Kollegs gespielt<br />
haben. Zum einen die Neustrukturierung des<br />
Studiums im Zuge des Bologna-Prozesses, nach<br />
der in diesem Jahr letztmalig Diplom-Ingenieure<br />
die Hochschule verlassen. In Zukunft wird es<br />
nur noch die abschlüsse Bachelor und den darauf<br />
aufbauenden Master geben. Das wiederum<br />
erfordert eine inhaltliche anpassung an den<br />
Zeitrhythmus eines zweistufigen Studiums mit<br />
drei Jahren Bachelor und zwei Jahren Master.<br />
Zum anderen hat die HTwK Leipzig als Hochschule<br />
der angewandten wissenschaften das<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />
23 24 25 26
Die Hochschule für Technik, Wirtschaft<br />
und Kultur leipzig (HTWK leipzig)<br />
Die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig wurde 1992 gegründet.<br />
Mit über 6.400 Studierenden ist die Hochschule der angewandten Wissenschaften<br />
eine der größten Fachhochschulen Ostdeutschlands. Sie setzt damit die lange<br />
Tradition der technischen Bildungseinrichtungen in der Stadt Leipzig fort und<br />
gilt durch ihre regionale Vernetzung mit den Unternehmen als ingenieurwissenschaftliches<br />
Kompetenzzentrum.<br />
am HTwK-Standort Koburger Straße in Markkleeberg finden auch die Veranstaltungen<br />
des Energie-Kollegs statt.<br />
Ziel, absolventen mit einer sehr hohen Praxis-<br />
nähe in die wirtschaft und andere Bereiche zu<br />
verabschieden. Hier hat es ebenfalls erhebliche<br />
Entwicklungen gegeben.<br />
Inwiefern?<br />
Viele neue Gebiete, wie zum Beispiel Dispatching,<br />
haben im Zuge der Liberalisierung des <strong>Gas</strong>marktes<br />
völlig neue Dimensionen angenommen. Schwer-<br />
punkte haben sich erheblich verschoben. Das muss<br />
sich natürlich in der ausbildung niederschlagen.<br />
Daher setzt die HTwK Leipzig auf die begleitende<br />
Zusammenarbeit mit den Unternehmen. Es gibt<br />
also sowohl aus wissenschaftlicher, wie auch aus<br />
praktischer Sicht genügend ansatzpunkte für die<br />
Initiative Energie-Kolleg.<br />
27 28 29 30 31 32 33 34<br />
Quelle: HTwK<br />
<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />
Im vergangenen Jahr fanden erstmals Veranstaltungen<br />
im Rahmen des Energie-Kollegs statt. Was<br />
war gut und was ist verbesserungswürdig?<br />
Unsere Erfahrungen aus dem ersten Jahr haben<br />
gezeigt: Es war der richtige ansatz. Die Grundidee,<br />
die praktische Komponente mit neuen Inhalten<br />
anzureichern, war der Schritt in die richtige richtung.<br />
allerdings wollen wir zukünftig die Stofffülle<br />
zurücknehmen, um mehr raum für Diskussionen<br />
zu lassen. Denn das fördert das Verständnis<br />
für die Inhalte und bietet einen größeren Lerneffekt.<br />
Inhaltlich soll die breite Palette von der<br />
Versorgungstechnik über die anwendung bis<br />
hin zur <strong>Gas</strong>beschaffung allerdings beibehalten<br />
werden.<br />
Wo sehen Sie das Energie-Kolleg in den kommenden<br />
Jahren?<br />
Die Konzentration soll zunächst weiterhin auf dem<br />
energietechnischen Bachelor- und Masterstudium<br />
liegen. wir möchten das angebot aber so ausbauen,<br />
dass auch den wirtschaftsingenieuren mit<br />
der Spezialisierung Energietechnik der Zugang eröffnet<br />
wird. Darüber hinaus wollen wir das Energie-<br />
Kolleg für tangierende Studiengänge öffnen, zum<br />
Beispiel für Maschinenbau oder Bauingenieure. Bei<br />
denen wird ja beispielsweise das energiesparende<br />
Bauen mehr und mehr zum Thema. Es gibt auch<br />
Überlegungen, dass wir die Veranstaltungen des<br />
Energie-Kollegs für berufsbegleitende Studiengänge,<br />
also auch als weiterbildung, anbieten. aber<br />
das ist noch Zukunftsmusik und erst im Laufe der<br />
nächsten Jahre geplant.<br />
43<br />
35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52
44 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | umschau | Feature<br />
Fortsetzung von Seite 43<br />
TeamBildung von <strong>VNG</strong> und HTWK leipzig<br />
Was ist das<br />
Energie-Kolleg?<br />
Die im April 2009 gestartete<br />
Bildungsinitiative „Energie-<br />
Kolleg“ beinhaltet einen Ko-<br />
operationsvertrag zwischen<br />
<strong>VNG</strong> und der HTWK Leipzig.<br />
Ziel ist es, durch gemeinsame<br />
Lehrveranstaltungen künf-<br />
tige Ingenieure auf die Anfor-<br />
derungen der Energie-/<strong>Gas</strong>-<br />
versorgung und -anwendung<br />
in der Praxis vorzubereiten.<br />
So finden u. a. an der HTWK<br />
Leipzig Lehrveranstaltungen<br />
mit <strong>VNG</strong>-Experten statt und in<br />
den Räumlichkeiten von <strong>VNG</strong><br />
werden Workshops für die<br />
Studenten angeboten.<br />
Worin liegt für Sie der größte Mehrwert in der<br />
Zusammenarbeit mit <strong>VNG</strong>?<br />
Speziell aus der Sicht der Hochschule ist es für<br />
uns ein wichtiges Element zur Gewährleistung<br />
unseres Bildungsauftrages, besonders durch<br />
die Kopplung der theoretischen ausbildung und<br />
der praktischen Inhalte. Das Energie-Kolleg ist<br />
eine Komponente, die wesentlich das Studium<br />
und seine Ziele unterstützt. außerdem ist uns<br />
die frühzeitige Entwicklung der Partnerschaft<br />
zwischen Hochschule und Unternehmen, ins-<br />
besondere für die Studenten, sehr wichtig. Hier<br />
können sowohl die Unternehmen als auch die<br />
Studenten von vornherein gezielte Verbindungen<br />
und Netzwerke aufbauen und pflegen. Für unsere<br />
Studenten bedeutet das im besten Falle einen<br />
nahtlosen Übergang vom Studium in den Beruf.<br />
Für das Unternehmen liegt der Vorteil ebenso darin,<br />
dass es denjenigen, der als neuer Mitarbeiter<br />
kommt, einzuschätzen weiß. Diese Vorteile wissen<br />
wir als Hochschule ebenso wie <strong>VNG</strong> immer mehr zu<br />
schätzen. <strong>VNG</strong> als erfolgreiches Unternehmen der<br />
region vertritt außerdem aufgrund ihres Profils<br />
eine inhaltliche Breite, die die Schwerpunkte an<br />
der Hochschule besonders gut abdeckt, auch weit<br />
über die reine <strong>Gas</strong>technik hinaus. Hinzu kommen<br />
hier zum Beispiel Betriebswirtschaft, Unternehmensmanagement<br />
oder IT. So können wir mit unserer<br />
Zusammenarbeit dafür sorgen, dass unsere<br />
absolventen in der region bleiben.<br />
Prof. Hubertus Milke, rektor der HTwK Leipzig und Klaus-Dieter Barbknecht, Vorstand Kaufmännisches/Personal bei <strong>VNG</strong>.<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />
Quelle: Katharina Märker, HTwK<br />
23 24 25 26
Wirtschaft<br />
Herbstversammlung der<br />
Deutsch-Norwegischen<br />
Handelskammer in Leipzig<br />
Ende oktober trafen sich in leipzig rund einhundert Mitglieder der<br />
Deutsch-Norwegischen Handelskammer (DNHK), um ihre Herbst-<br />
versammlung auszutragen. In Kooperation mit der DNHK gestaltete<br />
<strong>VNG</strong> als <strong>Gas</strong>tgeber das zweitägige Programm der Teilnehmer.<br />
Der aufenthalt in Leipzig beinhaltete neben der Ta-<br />
gung des norwegischen wirtschaftsrates, dessen<br />
repräsentanten ebenfalls an der Herbstversamm-<br />
lung der Deutsch-Norwegischen Handelskammer<br />
teilnahmen, auch den Besuch verschiedener Ener-<br />
gieunternehmen in Sachsen. Schwerpunkte der<br />
Versammlung waren die Themen Energie sowie<br />
der Fall der Mauer vor 20 Jahren. Letzteres hatte<br />
seinen anfang in den Friedensgebeten in der<br />
Nikolaikirche, die in den Leipziger Montagsde-<br />
monstrationen mündeten. „Das Signal, das wir<br />
alle zu diesem 20. Jahres-<br />
tag der Friedlichen revolu-<br />
tion aufnehmen sollten, ist,<br />
Freiheit und Verantwortung<br />
auch in unserer heutigen Ge-<br />
sellschaft zu sichern und zu<br />
bewahren“, erklärte Klaus-<br />
Dieter Barbknecht, Vor-<br />
stand bei <strong>VNG</strong> und zugleich<br />
Burkhard Jung, ober- auch Vorstandsmitglied der<br />
b ü r g e r m e is ter d e r Deutsch-Norwegischen Han-<br />
Stadt Leipzig, begrüßte<br />
delskammer, im Hinblick auf<br />
die Teilnehmer der<br />
Deutsch-Norwegischen das wunder von Leipzig im<br />
Handelskammer in der Herbst 1989 .<br />
Messestadt.<br />
Im rahmen der zweitägigen<br />
Veranstaltung fand auch die<br />
Verleihung des willy-Brandt-Preises statt. Er wird<br />
für die Förderung und Vertiefung der freundschaftlichen<br />
Beziehung zwischen Deutschland und Norwegen<br />
jährlich von der Deutsch-Norwegischen<br />
willy-Brandt-Stiftung ausgeschrieben. In diesem<br />
Jahr erhielten der norwegische Professor und Politiker<br />
Inge Lønning sowie der deutsche Historiker<br />
Fritz Fadranski die auszeichnung. Der Vorstand<br />
der Norwegisch-Deutschen willy-Brandt-Stiftung<br />
begründet die Entscheidung damit, dass sich<br />
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<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />
„Es ist wichtiger, etwas im<br />
Kleinen zu tun, als im Großen<br />
darüber zu reden.“<br />
(willy Brandt)<br />
beide Preisträger mit ihrem Einsatz um die norwegisch-deutschen<br />
Beziehungen verdient gemacht<br />
haben. So setzte sich Inge Lønning, Präsident der<br />
Norwegisch-Deutschen Gesellschaft in oslo, sowohl<br />
als Professor als auch durch sein politisches<br />
wirken in den Funktionen des Vizepräsidenten<br />
des Norwegischen Parlamentes Storting und als<br />
Präsident des Lagting über lange Jahre hinweg<br />
für das gegenseitige deutsch-norwegische Verständnis<br />
ein. Der Historiker Fritz Fadranski trägt<br />
seit mehreren Jahren in Zusammenarbeit mit dem<br />
heimatgeschichtlichen Verein Hammerfest zur<br />
Versöhnung und Etablierung eines gefestigten<br />
Freundschaftsbandes zwischen Norwegen und<br />
Deutschland bei. In seiner Laudatio auf Fritz<br />
Fadranski betonte Prof. e. h. Dr. Klaus-Ewald Holst,<br />
Vorstandsvorsitzender von <strong>VNG</strong> und Honorargeneralkonsul<br />
des Königreichs Norwegen: „Sowohl<br />
in seiner arbeit, aber auch und gerade in seinem<br />
ehrenamtlichen Engagement prägen ihn seine<br />
Erfahrung und der wunsch, in der rolle des Historikers<br />
dem Vergessen etwas entgegenzusetzen.<br />
Die Kriegserfahrung teilt er mit vielen Männern<br />
seiner Generation, doch der bewusste und aktive<br />
Umgang mit dieser Erfahrung unterscheidet ihn<br />
von vielen.“<br />
45<br />
Die Preisträger des willy-Brandt-Preises 2009 Inge Lønning (2. v.l.) und<br />
Fritz Fadranski (2. v.r.) nebst ihren Laudatoren Klaus-Ewald Holst (re.) und<br />
Franz Thönnes, Bundestagsabgeordneter in Berlin sowie im wahlkreis<br />
Segeberg – Stormarn-Nord (li.) Fotos: Dirk Brzoska<br />
Deutsch-Norwegische<br />
Handelskammer<br />
Die Deutsch-Nor wegische<br />
Handelskammer ist ein Zusammenschluss<br />
von etwa<br />
600 Unternehmen und Institutionen<br />
in Deutschland<br />
und Nor wegen und damit<br />
Norwegens größte Handelskammer.<br />
Zum Dienstleistungsangebot<br />
zählen unter<br />
anderem die Beratung und<br />
Unterstützung bei der Markterschließung<br />
im ausland,<br />
steuerrechtlichen Belangen<br />
und Fiskalvertretung sowie<br />
Messeaktivitäten.<br />
Weitere Informationen:<br />
http://norwegen.ahk.de<br />
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46 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />
Stadtansichten<br />
10 Gründe, die norwegische Stadt<br />
Stavanger zu besuchen<br />
In Stavanger hat <strong>VNG</strong> im oktober 2006 mit der <strong>VNG</strong> Norge ihren Anfang als erfolgreiches Explorationsunternehmen<br />
genommen. Nicht ohne Grund wurde die europäische Kulturhauptstadt von 2008 dafür ausgesucht: Sie gilt als das Zentrum<br />
der norwegischen Öl- und <strong>Gas</strong>industrie, alle wichtigen internationalen Öl- und <strong>Gas</strong>gesellschaften sind hier präsent.<br />
Wenn das noch nicht ausreicht, liefern wir Ihnen noch weitere zehn Gründe, warum Stavanger unbedingt einen Besuch wert ist.<br />
1. Nach den Ölfunden in den 60er Jahren wurde<br />
Stavanger zu einer modernen Großstadt und ist heute<br />
die viertgrößte Stadt Norwegens. Die europäische<br />
Kulturhauptstadt des Jahres 2008 reizt vor allem mit<br />
ihrer wunderschönen landschaft.<br />
2. Norwegens Fjorde wurden vom<br />
reisemagazin National Geographic unter<br />
die schönsten reiseziele der welt gewählt<br />
und viele von ihnen findet man in der<br />
region Stavanger. Zu den beliebtesten<br />
Fjorden gehört der Lysefjord. Er ist 42<br />
Kilometer lang und wird von Felswänden<br />
umrahmt, die über 1000 Meter steil<br />
empor ragen.<br />
Fotos: Christoph Busse<br />
STaVaNGEr<br />
3. Doch nicht nur die Fjorde und<br />
majestätischen Gebirge gehören zu den<br />
Höhepunkten der norwegischen Natur,<br />
sondern vor allem auch ihre Strände.<br />
In der region Stavanger findet man den<br />
längsten Sandstrand Norwegens. Hier<br />
kann man schwimmen, surfen oder<br />
Drachen fliegen.<br />
4. Ein weiteres kleines Highlight bietet die<br />
Möglichkeit, die leuchttürme an der Küste<br />
zu besichtigen oder sogar als Übernachtungsmöglichkeit<br />
zu nutzen.<br />
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5. Das alte Stadtzentrum<br />
östlich des alten Hafens und<br />
das Viertel Gamle Stavanger<br />
(altes Stavanger) bilden<br />
das historische Zentrum der<br />
Stadt. Dies wird von den weiß<br />
gestrichenen Holzhäusern aus<br />
dem 18. und 19. Jahrhundert<br />
geprägt, die noch heute sorgfältig<br />
unterhalten werden.<br />
23 24 25 26
6. Stavanger ist auch bekannt für die<br />
Produktion von Konserven. In den 50er<br />
Jahren gab es über 50 Konservenfabriken in<br />
der Stadt, die letzte wurde jedoch 2002 geschlossen.<br />
Heute erinnert das Norwegische<br />
Konservendosenmuseum in der Innenstadt<br />
noch an diesen Teil der Stadtgeschichte.<br />
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Foto: a aboutpixel.de<br />
Gut geölt © clirix<br />
<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />
47<br />
7. Die meisten attraktionen in der Innenstadt von Stavanger<br />
können dank der kurzen wege zu Fuß erreicht werden. Besonders<br />
die vielen Museen, wie das Norwegische Ölmuseum, das Kunst-<br />
museum Rogaland oder das Norwegische Kindermuseum oder das<br />
Stavanger Kunstforening bieten viel Interessantes für einen Besuch.<br />
8. In dem Norwegischen Ölmuseum ist die Geschichte der Ölförderung in<br />
Norwegen und teilweise auch in anderen Ländern mit vielen Details abgebildet.<br />
Es gibt viele Modelle und originalgerätschaften. Das Leben auf einer Bohrinsel<br />
wird sogar in einer begehbaren Mini-Bohrinsel dargestellt. Der rohstoff Erdöl<br />
spielt eine tragende rolle in der Entwicklung der Stadt. Viele internationale<br />
Ölfirmen haben heute<br />
ihren Sitz in Stavanger,<br />
darunter auch das größte<br />
norwegische Unternehmen<br />
StatoilHydro,<br />
da die meisten Ölvorkommen<br />
Norwegens<br />
etwa 300 km westlich<br />
von Stavanger in der<br />
Nordsee liegen.<br />
9. an verschiedenen Plätzen von Stavanger ist das Skulpturen-Projekt<br />
des Künstlers Antony Gormley zu sehen. Das so genannte „Broken Column“<br />
besteht aus 23 gegossenen Eisenfiguren, die wie eine imaginäre Säule vom<br />
rogaland Kunstmuseum bis zum Hafen platziert wurden.<br />
10. Zu guter Letzt noch ein Hinweis auf die berühmten kulinarischen Produkte<br />
der Region. Besonders bekannt sind Schalentiere, Milch- und Fleischprodukte und<br />
Gemüse, vor allem Tomaten. Für Käseliebhaber lohnt sich ein abstecher zur Voll<br />
Ysteri, einer kleinen Molkerei, die den Jæren raclette-Käse herstellt.<br />
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48 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />
Musik<br />
„Open World“ – Begeisterung und volle<br />
Ränge im Theater der Jungen Welt<br />
Am 8. oktober 2009 war es wieder so weit, <strong>VNG</strong> und das internationale Kinder- und Jugendmusikfestival „open World“<br />
haben zum Konzert ins Theater der Jungen Welt in leipzig eingeladen. Auf der Bühne präsentierten sich talentierte Sänger<br />
und Tänzer verschiedener Altersklassen aus Russland, Kirgisien, Bulgarien, Armenien und Deutschland. unterstützt wurden<br />
die Teilnehmer von den Jazzkids und den Tänzerinnen der Musikschule leipzig „Johann Sebastian Bach“.<br />
Die jungen Tänzer und Sänger führten einen temperamentvollen ossetinischen Tanz mit Trommeln auf – und ernteten dafür sehr viel applaus. | Die Jazzkids der<br />
Musikschule Leipzig.<br />
Von Victoria Lewandowski, freie Redakteurin<br />
Bereits zum dritten Mal fand in Deutschland das<br />
jährliche Musik- und Erlebniscamp für Kinder<br />
und Jugendliche auf Initiative von ooo „Gazprom<br />
export“ und im Zusammenwirken mit oMV,<br />
Gazprom Germania, win<strong>gas</strong> und <strong>VNG</strong> statt.<br />
Die Minitournee startete am 1. oktober in Berlin,<br />
machte Halt in Kassel und hatte ihr Finale in Leip-<br />
zig. <strong>VNG</strong> empfing die 38 Kinder im alter von 8 bis<br />
14 Jahren in Leipzig, mit dabei waren Vertreter des<br />
Energieunternehmens ooo „Gazprom export“<br />
und der Social Foundation „Energy for Life“, die<br />
die Kinder auf ihrer Tournee durch Deutschland<br />
begleiteten.<br />
Das Konzert der jungen Künstler fand dieses Jahr<br />
im Theater der Jungen welt statt. Im angesicht des<br />
Publikums war die Nervosität der Sänger, Tänzer<br />
und der Choreografen hoch.<br />
Peter Zimmer, MDr-Moderator, führte, wie die Jahre<br />
zuvor, mit seiner humorvollen und gelassenen art<br />
durch das Programm, so dass die anspannung der<br />
jungen Künstler schnell verflog.<br />
Das Programm führte geographisch von Deutsch-<br />
land über russland nach armenien und Kirgisien.<br />
Die Kleinen traten auf wie die Großen: Mädchen<br />
und Jungs tanzten zündende Volkstänze und<br />
sangen mit ihren fröhlichen Kinderstimmen rus-<br />
sische Chastooshkas (russische Verse). ob frecher<br />
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ock ’n’ roll oder temperamentvoller ossetinischer<br />
Tanz mit Trommeln – die jungen Tänzer und Sänger<br />
ließen das Publikum im Takt klatschen und vor<br />
Begeisterung von den Sitzplätzen springen.<br />
auch die jazzigen Töne der „Jazzkids“ und die<br />
elegante Ballett-aufführung der Tänzerinnen der<br />
Musikschule sorgten bei den Zuschauern für Faszination<br />
und Staunen. wie die Jahre zuvor, unter-<br />
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<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />
<strong>VNG</strong> hilft sehbehinderten russischen Kindern<br />
<strong>VNG</strong> hat im rahmen der wohltätigkeitsaktion<br />
„Bücher für kleine blinde Kinder“ ein großes Bü-<br />
cher-Paket an das Internat für sehbehinderte<br />
Kinder in Tschernysch bei Smolensk übergeben.<br />
Die speziellen Bücher – sie sind entsprechend der<br />
Sehbehinderung der Kinder und deren taktilen<br />
Fähigkeiten gestaltet – werden von den Lehrern<br />
und Erziehern seit vielen Jahren erfolgreich bei<br />
der Beschäftigung mit den Vorschulkindern und<br />
beim Unterricht mit den Schulanfängern genutzt.<br />
Die Bücher erschließen den Kindern spielerisch<br />
begleitet Märchen wie „Schneewittchen“, „Die<br />
sieben Zwerge“, „Däumling“ oder „Das buckelige<br />
Pferdchen“.<br />
Zur feierlichen Übergabe der Bücher waren der<br />
Metropolit von Smolensk und Kaliningrad Feo-<br />
filakt und der stellvertretende Gouverneur des<br />
Smolensker Gebietes o. V. okunewa gekommen.<br />
Die organisatoren und Teilnehmer der<br />
aktion nutzten die Gelegenheit auch, um über<br />
ihre Erfahrungen bei der Unterstützung und<br />
stützte die Musikschule Leipzig „Johann Sebastian<br />
Bach“ mit ihren Schülern des Fachbereichs Tanz<br />
und Musik das Konzert „open world“.<br />
Zum Finale trafen sich alle Künstler auf der Bühne<br />
und sangen ein gemeinsames abschlusslied,<br />
bunte Luftballons flogen durch den Saal und das<br />
Publikum spendete tosenden Beifall … besser<br />
konnte dieser abend nicht enden.<br />
Sorgten für Begeisterung und Staunen im Theater der Jungen welt: Die Tänzerinnen der Musikschule Leipzig. | Die Jungen und Mädchen sangen russische<br />
Chastooshkas (Verse). | Gemeinsamer auftritt zum Schluss der Veranstaltung. Fotos: Dirk Brzoska<br />
arbeit mit waisen und behinderten Kindern zu<br />
diskutieren.<br />
Seit 2006 unterstützt die ooo „Gazprom export“<br />
gemeinsam mit <strong>VNG</strong> und der wintershall Holding<br />
aG die wohltätigkeitsaktionen „Bücher für kleine<br />
blinde Kinder“. Sie wird im rahmen des gleichnamigen<br />
Programms von UNo und UNESCo durchgeführt.<br />
Vor einem Jahr wurde <strong>VNG</strong> für die aktive<br />
Teilnahme an diesem Programm ausgezeichnet.<br />
49<br />
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50 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />
Michael Fischer-art (vorne)<br />
und Christian Müller haben<br />
die „Energiewende 1989–<br />
2009“ auf Stein gedruckt.<br />
Kunst & Kultur<br />
Erd<strong>gas</strong>ifizierung als Kunstakt<br />
Der leipziger Künstler Michael Fischer-Art hat dem einmaligen, temporeichen<br />
Kraftakt der „Erd<strong>gas</strong>ifizierung“ ostdeutschlands eine Vorher-Nachher-Jubiläums-<br />
grafik gewidmet. Zusammen mit dem einzigen ostdeutschen Steindruckmeister<br />
christian Müller hat er diese Grafik auf Stein nachdrucken lassen. Entstanden ist<br />
eine bunte Würdigung für den umweltfreundlichen Energieträger Erd<strong>gas</strong>.<br />
„Viele können sich bestimmt<br />
noch erinnern, wie die Umwelt<br />
in ostdeutschland noch bis<br />
vor 20 Jahren ausgesehen hat.<br />
Verseuchte Zone trifft es wohl<br />
am besten. Durch die großen<br />
Kohlekraftwerke war die Luft<br />
voller giftiger Dämpfe, saurer<br />
regen ging über unsere wälder<br />
nieder“, erzählt Michael<br />
Fischer-art. Der Künstler, 1969 in Leipzig geboren,<br />
erinnert sich an die dreckig-graue Stadt noch ganz<br />
genau. Dass man in den Städten und Gemeinden<br />
in ostdeutschland heute mit einem ganz anderen<br />
Umweltbewusstsein lebt, schiebt Fischer-art auch<br />
auf die Erd<strong>gas</strong>wirtschaft. „20 Jahre Friedliche<br />
Steindruck ist mühselige Handarbeit – davon konnten sich die Besucher der gat am Stand von<br />
<strong>VNG</strong> ein Bild machen. Fotos: Dirk Brzoska<br />
revolution heißt für mich auch 20 Jahre umweltfreundliches<br />
Erd<strong>gas</strong>“, so der Künstler.<br />
anlässlich des 20. Jahrestages hat der Maler und<br />
Bildhauer eine ganz eigene Grafik entworfen<br />
– seine persönliche Energiewende 1989–2009 –<br />
gewohnt bunt, in den leuchtenden, reinen Fischerart-Farben,<br />
getreu dem Motto: „So bunt war die<br />
DDr nie“. Statt die Grafik als einmaliges werk zu<br />
sehen, hat sich Fischer-art dazu entschieden,<br />
sie auf einer Steindruckpresse zu vervielfältigen.<br />
Die Idee dazu kam ihm durch die Bekanntschaft<br />
mit Christian Müller. Der gilt deutschlandweit als<br />
letzter Steindruckmeister im Handwerk. wie es der<br />
Zufall will: auch <strong>VNG</strong> hat seit Jahren enge Kontakte<br />
zu Müller. Das Unternehmen lässt Titelmotiv und<br />
Lithografie ihres alljährlichen Kalenders in der<br />
Druckwerkstatt von Christian Müller in wurzbach<br />
herstellen.<br />
3000 Exemplare sind in mühevoller Handarbeit<br />
auf einer Galgenhandpresse entstanden. Für die<br />
limitierte auflage waren über 12.000 Druckdurchgänge<br />
nötig. Jedes Exemplar ist einmalig und<br />
unverwechselbar.<br />
Verlosung<br />
<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> verlost unter allen Teilnehmern 20 Original-<br />
Steindrucke „Energiewende 1989–2009“ von Michael<br />
Fischer-Art. Die Lithographien aus der Steindruckerei von<br />
Christian Müller sind Original-Druckgrafiken in limitierter<br />
Auflage, handsigniert und mit dem Meisterzeichen (CM)<br />
versehen.<br />
Senden Sie eine E-Mail bis 25. Januar an redaktion@vng.de<br />
bzw. eine Postkarte an: <strong>VNG</strong> – <strong>Verbundnetz</strong> <strong>Gas</strong> <strong>AG</strong>,<br />
Redaktion <strong>medium</strong> <strong>gas</strong>, Braunstraße 7, 04347 Leipzig.<br />
Das Kennwort heißt „Energiewende“. Der Rechtsweg ist<br />
ausgeschlossen.<br />
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Kunst & Kultur<br />
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<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />
Die „Gekreuzten Schwerter“ werden 300<br />
2010 feiert die Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen ihr 300-jähriges Bestehen. Anlässlich des Jubiläums werden zahl-<br />
reiche Ausstellungen und Festveranstaltungen stattfinden. <strong>VNG</strong> wird Hauptsponsor der umfangreichen Porzellanausstellung<br />
der Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden sein.<br />
Drei Vasen aus einem Satz. adam Friedrich von<br />
Löwenfinck. Lübeck, Museum für Kunst und<br />
Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck.<br />
Im Jahr 2010 wird die welt auf Dresden und Meissen<br />
schauen. In diesem Jahr feiert die Porzellan-Manufaktur<br />
Meissen ihr 300-jähriges Bestehen. am<br />
6. Juni 1710 gründete Kurfürst august der Starke<br />
auf der Meissener albrechtsburg das heutige Traditionsunternehmen<br />
mit den zwei gekreuzten blauen<br />
Schwertern. Seither wird in Meissen das berühmte<br />
Meissener Porzellan in Handarbeit gefertigt.<br />
Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden werden<br />
anlässlich des 300-jährigen Jubiläums die bislang<br />
umfangreichste ausstellung zur Geschichte des<br />
Meissener Porzellans zeigen. Unter dem Titel<br />
„Triumph der blauen Schwerter – Meissener Porzellan<br />
für adel und Bürgertum“ werden im Japa-<br />
<strong>VNG</strong> und das Meissner Porzellan<br />
Deckelpok al . Um<br />
1727. Johann Gottlieb<br />
Kirchner. amsterdam,<br />
rijksmuseum.<br />
<strong>VNG</strong> ist Mitglied im Freundeskreis der Dresdner Porzel-<br />
lansammlung und hat in den vergangenen Jahren meh-<br />
rere international bedeutende Porzellanausstellungen<br />
unterstützt.<br />
Übrigens: Die heutige Porzellanproduktion in der Staatlichen<br />
Porzellan-Manufaktur Meissen nutzt für den<br />
Brennprozess den Energieträger Erd<strong>gas</strong>. Der kommt von<br />
<strong>VNG</strong> und wird über die ENSO an die Meißner Stadtwerke<br />
geliefert.<br />
Pfau, radschlagend. 1734. Johann<br />
Joachim Kaendler. Porzellansammlung,<br />
Staatliche Kunstsammlungen<br />
Dresden.<br />
nischen Palais in Dresden zahlreiche Exponate<br />
aus den anfangsjahren der Produktion bis 1815<br />
zu sehen sein.<br />
Laut Dr. Ulrich Pietsch, Direktor der Porzellansammlung<br />
der Staatlichen Kunstsammlungen<br />
Dresden, wird die ausstellung einen groß angelegten<br />
Überblick über die künstlerische wie<br />
technische Entwicklung des Meissener Porzellans<br />
in den ersten 100 Jahren geben. Zwischen 1710<br />
und 1815 feierte die Manufaktur ihre größten<br />
Triumphe und wurde zum Sinnbild europäischer<br />
Porzellankunst. rund 800 Exponate aus über<br />
80 Museen und Privatsammlungen wurden dafür<br />
zusammengetragen.<br />
Einzigartig wird auch der ausstellungsort sein. Das<br />
Japanische Palais ist das einstige Porzellanschloss<br />
von august dem Starken, nach 300 Jahren wird dort<br />
2010 erstmals wieder Meissener Porzellan zu sehen<br />
sein. Eigentlicher Sitz der Porzellansammlung<br />
ist heute der Dresdner Zwinger, in dem seit 1962<br />
rund 2000 Porzellankunstwerke gezeigt werden.<br />
In der ersten Ausgabe von <strong>medium</strong> <strong>gas</strong> 2010 erscheint<br />
ein umfangreicher Beitrag zur 300-jährigen Geschichte der<br />
Meissener Porzellanmanufaktur.<br />
51<br />
Teeservice auf Surtout bestehend aus Teekanne,<br />
Zuckerdose, Teedose und sechs Koppchen mit<br />
Unterschalen. Um 1725–1730 (Porzellan, Meissen);<br />
1732–1733 (Silber). amsterdam, rijksmuseum.<br />
Triumph der blauen Schwerter<br />
Meissener Porzellan<br />
für Adel und Bürgertum<br />
Ausstellung der Staatlichen<br />
Kunstsammlungen Dresden,<br />
Porzellansammlung<br />
08. Mai bis 29. August 2010<br />
Adresse<br />
Japanisches Palais<br />
Palaisplatz 11, 01097 Dresden<br />
Öffnungszeiten<br />
Täglich 10 bis 18 Uhr<br />
Donnerstag 10 bis 21 Uhr<br />
Katalog<br />
Zur Ausstellung erscheint<br />
ein umfangreicher,<br />
bebilderter Katalog.<br />
Fotos: SKD<br />
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Die Gewinner des <strong>VNG</strong>-Förderwettbewerbes 2009<br />
sind Melanie Böhm (1) und Franziska Fehre (2–5).<br />
Mit der 4. weihnachtskartenedition 2009 unterstützt<br />
<strong>VNG</strong> die arbeit der Landesvereinigung Kulturelle<br />
Kinder- und Jugendbildung (LKJ) Sachsen e.V.<br />
Seit 1992 bietet der Verein Kindern und Jugendlichen<br />
kulturelle Betätigungsmöglichkeiten. Dazu<br />
zählen angebote der außerschulischen Bildung,<br />
internationale Jugendbegegnungen, wettbewerbe<br />
um den Kinder- und Jugendkunstpreis und die<br />
Trägerschaft für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ)<br />
in der Kultur.<br />
Mit ihrem Engagement ermöglicht und fördert die<br />
LKJ die aktive Teilhabe junger Menschen an demokratischen<br />
Prozessen und den Erwerb kultureller<br />
und sozialer Kompetenzen.<br />
www.lkj-sachsen.de<br />
Weihnachtskartenedition 2009<br />
Wir wünschen Ihnen ein friedliches, harmonisches Weihnachtsfest<br />
und ein glückliches, gesundes neues Jahr. Für die gute<br />
und erfolgreiche Zusammenarbeit unseren herzlichen Dank.<br />
<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | 18. Jahrgang | 4. Ausgabe | Dezember 2009