13.12.2012 Aufrufe

medium gas | 2009.4 - VNG Verbundnetz Gas AG

medium gas | 2009.4 - VNG Verbundnetz Gas AG

medium gas | 2009.4 - VNG Verbundnetz Gas AG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>medium</strong> <strong>gas</strong><br />

<strong>2009.4</strong><br />

Das Magazin für die Kunden und Partner der <strong>VNG</strong>-Gruppe | 18. Jahrgang | 4. Ausgabe | Dezember 2009<br />

Schwerpunkt: Bio-Erd<strong>gas</strong><br />

Studie<br />

Hier passt<br />

Bio-Erd<strong>gas</strong> rein<br />

Nawaro aG<br />

Biomasse wird als Energie-<br />

Stoff bedeutender sein als<br />

Braunkohle<br />

Interview<br />

Es wird sich für unsere<br />

Kunden lohnen, Bio-Erd<strong>gas</strong>produkte<br />

einzusetzen


2<br />

Inhalt<br />

AKTuEll<br />

4 <strong>VNG</strong>-Vorstand neu besetzt<br />

Impressum<br />

Aktuell<br />

4 Interview mit Uwe Barthel: „<strong>VNG</strong><br />

hat mutig Grenzen überschritten“<br />

5 <strong>VNG</strong> stockt anteile in Italien auf<br />

6 <strong>VNG</strong> und SwH bauen Energiepartnerschaft<br />

aus<br />

6 Volkswagen startet 2010 Scirocco-<br />

Cup mit Bio-Erd<strong>gas</strong><br />

6 Koalition legt energiepolitische<br />

Eckpunkte fest<br />

7 Energiepolitik und wirtschaft<br />

MARKT<br />

8 Stadtwerke Bad Säckingen<br />

Viel Enthusiasmus für die umwelt<br />

14 Erd<strong>gas</strong>-Technik<br />

Gürtel oder Hosenträger?<br />

18 Erd<strong>gas</strong>fahrzeuge<br />

Das Erd<strong>gas</strong>-Tankstellennetz wächst<br />

unaufhaltsam<br />

20 Tschechien<br />

Hier fällt der Hammer zum Einheitspreis<br />

22 Erd<strong>gas</strong>-Marke<br />

Ein Produkt, zwei Märkte,<br />

ein Markenkern<br />

Markt Schwerpunkt<br />

23 <strong>Gas</strong>-Tagung<br />

Energieexperten sehen<br />

Verschärfung im Wettbewerb<br />

24 Messe<br />

Innovationskampagne<br />

für den Wärmemarkt<br />

24 Internet<br />

Neues Portal für<br />

leitungsauskunft<br />

25 Markt kompakt<br />

ScHWERPuNKT: BIo-ERDGAS<br />

28 Studie<br />

Hier passt Bio-Erd<strong>gas</strong> rein<br />

Eine neue Studie befasst sich mit<br />

der Einspeisung von Bio<strong>gas</strong> unter<br />

neuer Gesetzgebung.<br />

30 Zertifizierung<br />

Herstellungsnachweis von<br />

Biomethan – Ausgangslage,<br />

rechtlicher Rahmen und<br />

aktuelle Ansätze<br />

Herkunftszertifikate garantieren,<br />

dass auch wirklich Bio-Erd<strong>gas</strong><br />

eingesetzt wird.<br />

32 Nawaro aG<br />

Biomasse wird als Energie-Stoff<br />

bedeutender sein als Braunkohle<br />

Das behauptet Felix Hess von<br />

der Nawaro aG im Gespräch mit<br />

<strong>medium</strong> <strong>gas</strong>.<br />

<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> Das Magazin für die Kunden und Partner der <strong>VNG</strong>-Gruppe | <strong>VNG</strong> – <strong>Verbundnetz</strong> <strong>Gas</strong> aktiengesellschaft | Braunstraße 7, 04347 Leipzig | Postfach 24 12 63,<br />

04332 Leipzig | Tel. 0341 443 - 0 | Fax 0341 443 - 2057 | www.vng.de | Redaktion Unternehmenskommunikation | Verantwortliche Redakteurin Mandy Nickel<br />

Tel. 0341 443 - 2045 | mandy.nickel@vng.de | Redaktionsbeirat Helge andrä, Dr. reinhard Böhm, Mike Diekmann, Lydia Schuster, Bernhard Kaltefleiter, Siegbert<br />

Ketelhut, Kerstin Kietzke, Dr. Stephan Krein, Heinz Möller, Birgit reiss, Uwe ringel, olaf Schneider, Susann Surma, Karsten wendler | Redaktionsschluss für<br />

diese ausgabe 12.11.2009 | für die nächste ausgabe 19.02.2010 | Auflage 4 200 | Gestaltung, Herstellung Erik Sittauer | Militzer & Kollegen GmbH | Reproduktion und<br />

Druck Scan Color Leipzig GmbH | Fotos wenn nicht anders angegeben <strong>VNG</strong> | Titelseite Erik Bothendorf, Projektleiter bei der BaLaNCE <strong>VNG</strong> Bioenergie, weiß, wie wichtig<br />

der richtige rohstoff für eine Bio<strong>gas</strong>anlage ist. Der Ende august in Betrieb gegangene Bioenergiepark in Hof/Saale setzt vorrangig auf einen Mix aus kommunalem<br />

Grünschnitt und Energiepflanzen, die von umliegenden Bauern angeliefert werden. Zusätzlich werden auch Gülle und Festmist beigemischt. Foto: Dirk Brzoska.<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />

34 Interview<br />

Es wird sich für unsere Kunden lohnen,<br />

Bio-Erd<strong>gas</strong>-Produkte einzusetzen<br />

Dr. Stephan Krein sieht <strong>VNG</strong><br />

auf gutem weg beim Vertrieb von<br />

Bio-Erd<strong>gas</strong>.<br />

36 Nachgefragt<br />

Zehn „grüne“ Fragen<br />

was Sie schon immer über<br />

Bio wissen wollten.<br />

37 Illustration<br />

38 Energiepolitik<br />

Filigrane Gesetzesmechanik<br />

Ein Gesetz und eine Verordnung jagt<br />

die andere – den Überblick geben wir.<br />

40 Vorgestellt<br />

„Wir können Bio“<br />

<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> stellt drei Beispielprojekte<br />

der <strong>VNG</strong>-„Bio-Tochter“<br />

BaLaNCE vor.<br />

23 24 25 26


uMScHAu<br />

Editorial<br />

42 Interview<br />

TeamBildung von <strong>VNG</strong> und<br />

HTWK leipzig<br />

Prof. Michael Kubessa erzählt,<br />

wie Hochschule und Unternehmen<br />

voneinander profitieren.<br />

45 wirtschaft<br />

Herbstversammlung der<br />

Deutsch-Norwegischen<br />

Handelskammer in leipzig<br />

Die Versammlung in Leipzig<br />

stand unter dem Motto 20 Jahre<br />

Mauerfall.<br />

FEATuRE<br />

46 10 Gründe, die norwegische Stadt<br />

Stavanger zu besuchen<br />

48 „open World“ – Begeisterung<br />

und volle Ränge im Theater der<br />

Jungen Welt<br />

49 <strong>VNG</strong> hilft sehbehinderten<br />

russischen Kindern<br />

50 Erd<strong>gas</strong>ifizierung als Kunstakt<br />

51 Die „Gekreuzten Schwerter“<br />

werden 300<br />

umschau<br />

Feature<br />

27 28 29 30 31 32 33 34<br />

<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />

Sichere und umweltfreundliche<br />

Wärme<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

Manchmal ist es gut, auch einmal andere für<br />

sich sprechen zu lassen. In diesem Fall ist es<br />

Tony Hayward. Der BP-Chef machte sich Mitte<br />

oktober auf der welt-<strong>Gas</strong>-Konferenz (wCG) im<br />

argentinischen Buenos aires für Erd<strong>gas</strong> stark.<br />

will man den wachsenden Energiebedarf in<br />

der welt in den nächsten Jahren decken, und<br />

Ihr Bernhard Kaltefleiter<br />

Bernhard Kaltefleiter,<br />

35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52<br />

3<br />

Leiter Unternehmenskommunikation<br />

das noch möglichst umweltfreundlich, führe kein weg an Erd<strong>gas</strong> vorbei, sagte<br />

Hayward. Nach seinen Schätzungen müssen im Jahr 2030 – trotz größerer Nut-<br />

zung Erneuerbarer Energien – fossile Energien immer noch rund 80 Prozent der<br />

benötigten Energie liefern. Besonders in der Pflicht: Erd<strong>gas</strong>.<br />

<strong>VNG</strong> geht in Sachen Umweltfreundlichkeit und Versorgungssicherheit noch einen<br />

Schritt weiter – mit Bio-Erd<strong>gas</strong>. Grundlage für das Bio-Erd<strong>gas</strong> ist Bio<strong>gas</strong>. Bio<strong>gas</strong><br />

wird in einer aufbereitungsanlage zu Bio-Erd<strong>gas</strong> veredelt. Eines eint die beiden<br />

rohstoffe: Sie sind weitgehend Co 2-neutral und damit umweltfreundlich. Noch<br />

steht die Einspeisung von aufbereitetem Bio<strong>gas</strong> in das Erd<strong>gas</strong>netz in Deutsch-<br />

land am anfang. Doch die Bundesregierung strebt die jährliche Einspeisung<br />

von sechs Milliarden Kubikmetern Bio-Erd<strong>gas</strong> bis 2020 und zehn Milliarden<br />

Kubikmetern bis zum Jahr 2030 an.<br />

<strong>VNG</strong> nimmt diese Herausforderung an: Mit unserer Tochter BaLaNCE engagie-<br />

ren wir uns bei der Entwicklung und realisierung von Bio<strong>gas</strong>projekten – auch<br />

mit dem Ziel, Bio-Erd<strong>gas</strong> ins Netz einzuspeisen. aber auch die Produktion von<br />

Bio<strong>gas</strong> steht für BaLaNCE auf dem Programm – das erste Projekt hat das junge<br />

<strong>VNG</strong>-Tochterunternehmen im august im bayerischen Hof eröffnet.<br />

Bereits anfang des Jahres hatte <strong>VNG</strong> einen langfristigen rahmenvertrag mit<br />

der Nawaro BioEnergie Park „Güstrow“ GmbH (Mecklenburg-Vorpommern)<br />

über den Einkauf und Verkauf von Bio-Erd<strong>gas</strong> unterzeichnet. Die weltgrößte<br />

Bio<strong>gas</strong>fabrik soll auf einer Fläche von etwa 20 Hektar rund 46 Millionen m³<br />

Bio<strong>gas</strong> mit Erd<strong>gas</strong>qualität erzeugen – Energie für rund 50.000 Haushalte. Und<br />

damit der Handel mit Bio-Erd<strong>gas</strong> auch in Schwung kommt, entwickelten <strong>VNG</strong><br />

und die MITGaS Mitteldeutsche <strong>Gas</strong>versorgung GmbH gemeinsam den ersten<br />

nationalen online-Marktplatz für Bio-Erd<strong>gas</strong>. Der Start der Plattform ist für<br />

2010 geplant.<br />

In wenigen Tagen ist weihnachten. wir werden zusammen mit unseren Kunden<br />

– den Stadtwerken und regionalversorgern – alles daran setzen, dass auch in<br />

der kalten Jahreszeit die wohlige wärme jederzeit sicher und umweltfreundlich<br />

verfügbar ist. Viel Spaß bei der Lektüre dieses Heftes und Ihnen und Ihren<br />

Familien ein Fröhliches weihnachtsfest.


4 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />

<strong>VNG</strong>-Vorstand neu besetzt<br />

Seit November ist der <strong>VNG</strong>-Vorstand neu besetzt.<br />

Klaus-Dieter Barbknecht (51), bisheriger Vorstand<br />

<strong>Gas</strong>beschaffung, hat das Vorstandsressort Kauf-<br />

männisches und Personal übernommen. Er trat<br />

damit die Nachfolge von Prof. Dr. Gerhardt wolff<br />

an, der Ende oktober in den ruhestand gegangen<br />

ist. Das ressort <strong>Gas</strong>beschaffung wurde an Michael<br />

Ludwig übertragen. Er ist damit zukünftig verantwortlich<br />

für den <strong>Gas</strong>einkauf sowie die Upstreamaktivitäten<br />

von <strong>VNG</strong>. Uwe Barthel, seit 1. November<br />

neuer Vorstand <strong>Gas</strong>verkauf/Technik, und<br />

Prof. e. h. Dr. Klaus-Ewald Holst als Vorstandsvorsitzender<br />

komplettieren den Vorstand.<br />

Interview<br />

„<strong>VNG</strong> hat mutig Grenzen überschritten“<br />

Im Interview mit <strong>medium</strong> <strong>gas</strong> unterstreicht uwe Barthel, seit 1. November 2009 Vorstand <strong>Gas</strong>verkauf/Technik, das große<br />

Potenzial von <strong>VNG</strong> für die weitere Zukunft.<br />

Sie haben die Stadtwerke chemnitz <strong>AG</strong> im oktober 1990 mit-<br />

begründet. Wie schwer fällt Ihnen nach 19 Jahren der Wechsel<br />

zu <strong>VNG</strong>?<br />

Prof. e. h. Dr.-Ing.<br />

Klaus-Ewald Holst<br />

Uwe Barthel: Überhaupt nicht schwer. Ich habe bereits seit<br />

35 Jahren in der Energiewirtschaft gearbeitet, habe viele<br />

Etappen miterlebt und mitgeprägt. Die letzte Etappe bei den<br />

Stadtwerken Chemnitz habe ich aus meiner Sicht erfolgreich<br />

abgeschlossen. <strong>VNG</strong> sehe ich jetzt als Herausforderung und<br />

Chance, Größeres zu bewirken, speziell mit dem ausgangspunkt<br />

ostdeutschland.<br />

1990 wurde auch <strong>VNG</strong> vom volkseigenen Betrieb <strong>Verbundnetz</strong><br />

<strong>Gas</strong> in eine private Aktiengesellschaft umgewandelt. Wo sehen<br />

Sie Parallelen in der Entwicklung beider unternehmen?<br />

Es gibt eine ganz entscheidende Parallele. Beide Unternehmen<br />

hatten damals nur zwei alternativen: Untergang oder etwas<br />

Neues schaffen. In beiden Fällen wurde der mutige Schritt<br />

gewagt und eine neue aktiengesellschaft gegründet. Diese<br />

einzig richtige weil zweckmäßige rechtsform – vor allem für<br />

ein so großes Unternehmen wie <strong>VNG</strong> – eröffnete zahlreiche<br />

wege zur Kapitalbeschaffung. wenn auch vielleicht nur durch<br />

Zufall, gibt es im Übrigen eine zweite Parallele: in beiden Unternehmen<br />

haben ostdeutsche die Entscheidungen anfang der<br />

1990er Jahre getragen.<br />

Klaus-Dieter<br />

Barbknecht<br />

Uwe Barthel Michael Ludwig<br />

Service: Im Internet unter unternehmen/Vorstand können Sie die Pressefotos und lebensläufe<br />

der <strong>VNG</strong>-Vorstände herunterladen.<br />

Die Stadtwerke chemnitz sind seit vielen Jahren ein wichtiger<br />

Aktionär von <strong>VNG</strong>, Sie saßen lange Zeit im Aufsichtsrat.<br />

Welche Eindrücke haben Sie in dieser Zeit vom unternehmen<br />

gewonnen?<br />

Letztendlich waren die Eindrücke so positiv, dass sie meine<br />

Entscheidung und mein Bekenntnis zur <strong>VNG</strong> entscheidend<br />

geprägt haben. Ein wichtiger Punkt war und ist, dass <strong>VNG</strong> im<br />

besten Sinne des wortes Grenzen überschritten hat – Grenzen<br />

im Denken, bei mutigen Entscheidungen in der gesamten Geschäftstätigkeit,<br />

auch territoriale Grenzen durch den ausbau<br />

der aktivitäten in den neuen Märkten in Deutschland und<br />

Europa. Bei all diesen wichtigen Schritten im wettbewerb hat<br />

sich unser Unternehmen immer seine Tugenden erhalten. Mit<br />

wirtschaftspolitischer Besonnenheit, Berechenbarkeit und<br />

Fairness und mit energiewirtschaftlicher weitsicht ist es seinen<br />

weg erfolgreich gegangen.<br />

Als langjähriges Vorstandsmitglied der Stadtwerke chemnitz<br />

kennen Sie die Bedürfnisse von lokalen und regionalen Versorgern<br />

– den Hauptkunden von <strong>VNG</strong> – genau. Was beschäftigt<br />

diese unternehmen derzeit am meisten?<br />

Kommunen und deren Bürger sind mit einigen lokalen energiepolitischen<br />

und energiewirtschaftlichen Entscheidungen nicht<br />

mehr einverstanden. Hier regen sich vor allem widerstände<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />

23 24 25 26


gegen eine art Entmündigung, etwa wenn Stadtwerke oder<br />

regionalversorger privatisiert werden sollen und den Bürgern<br />

die Gründe dafür nicht einleuchten. Mittlerweile beobachten<br />

wir den Trend, dass sich Endkunden wieder stärker auf die<br />

Nähe zu ihrem Versorger besinnen. Das ist für die regionalen<br />

Versorger natürlich ein Vertrauensbonus aus Kundensicht und<br />

ein beachtlicher Marktvorteil. Im Umkehrschluss müssen die<br />

Eigentümer der Stadtwerke und regionalversorger natürlich<br />

ihre Entscheidungen und Strategien überdenken, um sich<br />

den Einfluss auf die Energieversorgung als Kernkompetenz<br />

erhalten zu können.<br />

Sie sagen, dass für den Kunden weniger der Preis als vielmehr<br />

die Nähe zum Versorger zählt?<br />

Ja, Kundennähe ist wieder wichtig geworden. Das ist sicherlich<br />

auch getrieben durch die auswirkungen der weltweiten wirtschafts-<br />

und Finanzkrise. Die Leute wollen wissen, mit wem<br />

konkret sie es zu tun haben und erreichbare ansprechpartner<br />

haben. Man spürt das nicht nur in der reinen Finanzwelt, wo<br />

vor allem die Sparkassen derzeit einen großen Zuwachs haben,<br />

sondern eben auch bei den Stadtwerken. Ihr ansehen und ihre<br />

Bedeutung sind wieder stark gestiegen.<br />

<strong>VNG</strong> ist mittlerweile verkaufsseitig sehr gut aufgestellt mit<br />

Vertriebsbüros in ganz Deutschland und guten Absatzzahlen<br />

im Ausland. Was haben Sie sich als Ziele für Ihre Arbeit bei<br />

<strong>VNG</strong> gesetzt?<br />

<strong>VNG</strong> stockt Anteile in Italien auf<br />

<strong>VNG</strong> Italia hat weitere<br />

34 Prozent der anteile<br />

an SPIGaS S.r.l., La Spezia<br />

erworben. Damit hält<br />

die <strong>VNG</strong>-Gruppe über<br />

ihr Tochterunternehmen<br />

100 Prozent der<br />

Geschäf tsanteile an<br />

dem norditalienischen<br />

Erd<strong>gas</strong>großhändler. „Mit dieser Entwicklung und dem zielstrebigen<br />

Engagement von <strong>VNG</strong> stärken wir unsere internationale<br />

Präsenz und unsere Position beim Einkauf. Dadurch können<br />

wir unsere Kunden noch zuverlässiger und flexibler beliefern“,<br />

erklärt aldo Sammartano, Präsident und Geschäftsführer<br />

von SPIGaS. „Für <strong>VNG</strong> besitzt die SPIGaS als Vertriebspartner<br />

auf der Großhandelsebene eine wichtige strategische<br />

27 28 29 30 31 32 33 34<br />

<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />

Ich sehe ein großes Potenzial. Bei <strong>VNG</strong> sind alle Kompetenzen<br />

vorhanden, die einen modernen Energieversorger auszeichnen<br />

und die notwendig sind, um Innovationen gemeinsam anzugehen.<br />

außerdem bestehen eine große Kooperationsbereitschaft<br />

unter den Mitarbeitern und eine gute Zusammenarbeit mit<br />

Kunden und Partnern. Für die nächsten Jahre kommt es ganz<br />

entscheidend darauf an, dass wir dieses Potenzial nutzen.<br />

wenn ich einen Leitsatz für meine zukünftige arbeit prägen<br />

müsste, dann wäre es „aus dem, was <strong>VNG</strong> kann und hat,<br />

noch mehr machen“. wir müssen weitere europäische Märkte<br />

für das Unternehmen erschließen und uns auch in den neuen<br />

Marktgebieten außerhalb ostdeutschlands weiter entwickeln.<br />

Ich würde den Leitsatz aber nicht nur am Thema <strong>Gas</strong>verkauf<br />

festmachen. Ich sehe durch die Kompetenzen im Unternehmen<br />

noch viele andere ansätze, um mit der Kraft der Mitarbeiter<br />

Innovationen voranzubringen und neue Projekte und Produkte<br />

umzusetzen.<br />

Ich möchte jeden bei <strong>VNG</strong> dazu ermutigen, Ideen sprudeln zu lassen<br />

und Projekte anzusprechen, selbst dann, wenn sie bisher –<br />

aus welchen Gründen auch immer – kein Thema waren.<br />

Zur Person<br />

Uwe Barthel hat seine Karriere in der Energiewirtschaft vor über 35 Jahren mit<br />

einer ausbildung in einem Energiekombinat begonnen. Im oktober 1990 wurde<br />

er Vorstandsmitglied der Stadtwerke Chemnitz aG, die er mitbegründet hatte.<br />

Gleichzeitig war Uwe Barthel Geschäftsführer der städtischen Versorgungs- und<br />

Verkehrsholding GmbH Chemnitz. Seit dem 1. November 2009 ist er bei <strong>VNG</strong><br />

als Vorstand für das ressort <strong>Gas</strong>verkauf/Technik zuständig.<br />

rolle bei der Entwicklung des Geschäftes in Italien“, ergänzt<br />

oliver F. Hill, Vorsitzender des Verwaltungsrates der <strong>VNG</strong> Italia.<br />

Mit dem Erwerb der anteile an der SPIGaS hat <strong>VNG</strong> einen<br />

weiteren Schritt getan, um das Engagement im drittgrößten<br />

Erd<strong>gas</strong>markt in Europa auszubauen. Mit Gründung der <strong>VNG</strong><br />

Italia im November 2008 eröffnete <strong>VNG</strong> eine repräsentanz in<br />

Bologna. Im oktober dieses Jahres wurden die Beteiligungen<br />

an der BLUENErGY Group S.p.a. und an SPIGaS unter dem Dach<br />

der <strong>VNG</strong> Italia als Holding gebündelt. „wir legen dabei sehr viel<br />

wert auf die Selbstständigkeit und Eigenständigkeit unserer<br />

italienischen Beteiligungen und fördern deren zukünftiges<br />

wachstum durch gemeinsame Investitionen“, sagt Tassilo<br />

Möschke, Geschäftsführer von <strong>VNG</strong> Italia. Mit Gründung der<br />

repräsentanz und Konzentration der italienischen Beteiligungen<br />

in der <strong>VNG</strong> Italia schloss die <strong>VNG</strong>-Gruppe in Italien nunmehr<br />

einen weiteren Entwicklungsschritt ab.<br />

35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52<br />

5


Foto: Volkswagen Motorsport <strong>VNG</strong><br />

6 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />

und SWH bauen Energiepartnerschaft aus<br />

Halle, leipzig. <strong>VNG</strong> und die Stadtwerke Halle GmbH (SwH)<br />

werden gemeinsam das Kraftwerk Halle-Trotha erneuern. Das<br />

gaben beide Unternehmen Ende November bekannt. Sie wollen<br />

das Kraftwerk über ein Joint-Venture in einer separaten Gesellschaft,<br />

der Heizkraftwerk Halle-Trotha GmbH, betreiben, an der<br />

sie zukünftig mit jeweils 50 Prozent beteiligt sein sollen.<br />

In Halle-Trotha ist geplant, ein <strong>Gas</strong>turbinenkraftwerk mit Kraftwärme-Kopplung<br />

zu errichten, welches hocheffizient und umweltfreundlich<br />

Fernwärme und Strom erzeugt. „Die gleichzeitige<br />

Volkswagen startet 2010 Scirocco-Cup mit Bio-Erd<strong>gas</strong><br />

Im nächsten Jahr startet Volkswagen mit dem Scirocco-Cup 2010 einen weltweit ersten Markenpokal, in dem umweltschonendes<br />

Bio-Erd<strong>gas</strong> statt herkömmlichen ottokraftstoffs zum Einsatz kommt. Das gab der autobauer in einer Pressemitteilung bekannt.<br />

„Volkswagen stand in seiner 43-jährigen Markenpokal-Tradition immer für wegweisende Innovationen“, so Volkswagen Motorsport-Direktor<br />

Kris Nissen. „Der deutsche Scirocco-Cup knüpft an diese Tradition mit einem weltweit einmaligen Konzept an. In<br />

ihm verwirklicht Volkswagen mit dem Einsatz von Bio-Erd<strong>gas</strong> sowohl das Konzept eines umweltschonenden antriebs als auch<br />

neue Ideen zum sportlichen ablauf.“ Der Volkswagen Scirocco-Cup löst 2010<br />

den aDaC-Volkswagen-Polo-Cup als Markenpokal ab. Er wird im Programm<br />

der DTM vertreten sein. Geplant sind neben dem auftakt- und Finalrennen<br />

in Hockenheim auch rennen auf dem Norisring, dem EuroSpeedway und<br />

dem Nürburgring. auch im europäischen ausland sind Starts geplant.<br />

Die erd<strong>gas</strong> mobil GmbH wird die rennserie unterstützen. Dr. Timm Kehler,<br />

Geschäftsführer der Gesellschaft, freut sich: „Erd<strong>gas</strong> und Bio-Erd<strong>gas</strong> sind<br />

die Kraftstoffe für den sauberen rennsport der Zukunft und heute schon<br />

das Beste, was Sie Ihrem Motor geben können.“<br />

Koalition legt energiepolitische Eckpunkte fest<br />

Union und FDP haben in ihren Verhand-<br />

lungen Einigkeit über die Grundsätze der<br />

Energiepolitik der künftigen schwarz-<br />

gelben regierung erzielt. „Da ist man sich<br />

in der Zielsetzung sehr einig geworden“,<br />

sagte der Bundesverteidigungsminister<br />

Karl-Theodor zu Guttenberg (Chefunter-<br />

händler der Union zum Bereich wirtschaftspolitik). Er bezog sich<br />

damit auf die Positionen der wirtschafts- und der Umweltpolitiker<br />

zu diesem Thema. Bundeswirtschaftsminister rainer Brüderle<br />

(FDP-Chefunterhändler wirtschaft) ergänzte: „wir sind uns einig:<br />

wir wollen hin zu einer Versorgung mit alternativen Energien.“<br />

Dieser weg solle beschleunigt werden. Energie müsse in Deutsch-<br />

land aber bezahlbar bleiben. Daher sei die Versorgungssicher-<br />

Erzeugung von Strom und Fernwärme, die Kraft-wärme-Kopplung,<br />

ist derzeit eines der umweltfreundlichsten und zugleich<br />

rentabelsten Verfahren, den Energieträger Erd<strong>gas</strong> optimal und<br />

wirtschaftlich zu nutzen“, betont Uwe Barthel, <strong>VNG</strong>-Vorstand<br />

für <strong>Gas</strong>verkauf/Technik. „wir freuen uns, mit der Modernisierung<br />

des Kraftwerks Halle-Trotha die Energiepartnerschaft mit<br />

den Stadtwerken Halle weiter auszubauen und somit einen<br />

gemeinsamen Beitrag zur Stärkung der mitteldeutschen wirtschaftsregion<br />

zu leisten“, so Barthel weiter.<br />

heit mit immer mehr erneuerbaren Energien und die Schaffung<br />

bezahlbarer Energiepreise gleichgewichtig zu sehen.<br />

Im nächsten Jahr will die neue Bundesregierung ein neues<br />

Energiekonzept für eine kostengünstige, sichere Energieversor-<br />

gung in Deutschland vorlegen. Dabei sollen die erneuerbaren<br />

Energien konsequent ausgebaut und die Laufzeiten von Kern-<br />

kraftwerken verlängert werden. Damit scheint eine Einigung<br />

um die Zukunft bzw. anpassung des Erneuerbare-Energien-<br />

Gesetzes (EEG) und seiner festen Einspeisevergütungen gefunden<br />

zu sein. Doch langfristig will die künftige regierungskoalition<br />

die Förderung regenerativer Energien wirtschaftlicher und<br />

die Einspeisung ins Netz effizienter gestalten. wind-, wasser-,<br />

Solar- und Bioenergien sollen „so schnell wie möglich marktund<br />

speicherfähig“ sein.<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />

23 24 25 26


Foto: Herbert reul<br />

Energiepolitik und Wirtschaft<br />

27 28 29 30 31 32 33 34<br />

<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />

EU-Parlament debattiert über Energieprojekte – Reul mahnt<br />

zum fairen Umgang mit <strong>Gas</strong>versorgungsunternehmen<br />

Herbert reul: „Unternehmen<br />

müssen ermutigt werden.“<br />

Bundesnetzagentur: Wettbewerb bei Strom und <strong>Gas</strong> nimmt zu<br />

Die Bundesnetzagentur veröffentlichte ihren Monitoringbericht zur Entwicklung der<br />

Strom- und <strong>Gas</strong>märkte. Danach sind im Jahr 2008 weitreichende Änderungen in den<br />

Märkten erfolgt und der wettbewerb im Energiebereich gewinnt zunehmend an Dynamik.<br />

Matthias Kurth, Präsident der Bundesnetzagentur, sieht diese Entwicklung als resultat<br />

der Netzregulierung, die den <strong>Gas</strong>transport und die Eintrittsgebühren für neue anbieter<br />

verbilligt habe. auch die wechselbereitschaft der Kunden sei gestiegen. 2008 hätten<br />

350.000 Kunden ihren <strong>Gas</strong>anbieter gewechselt, 2007 waren es erst 100.000 Kunden.<br />

Matthias Kurth, Präsident der Bundesnetzagentur: „Die <strong>Gas</strong>kunden in Deutschland<br />

profitieren immer stärker vom wettbewerb. Vor drei Jahren konnten die Verbraucher<br />

ihren anbieter noch gar nicht wechseln. Jetzt ist es zu einer deutlichen Steigerung der<br />

auswahlmöglichkeiten gekommen.“<br />

Das EU-Parlament hat über zwei wichtige Projekte debattiert, die dazu beitragen sollen, Europas<br />

Energieversorgung zu sichern und zu diversifizieren. Zum einen setzt die EU große Hoffnungen auf die<br />

geplante Erd<strong>gas</strong>-Pipeline Nabucco, die zukünftige Versorgungskrisen vermeiden soll. Zum anderen<br />

ging es um das Mega-Projekt „Desertec“, das Europa einmal mit Solarstrom aus Nordafrika und dem<br />

Nahen osten versorgen soll. Unterdessen mahnte der EU-abgeordnete Herbert reul (CDU), dass die<br />

EU beim Thema Versorgungssicherheit mehr auf die Privatwirtschaft eingehen müsse. „Deshalb ist<br />

auch die art und weise, wie wir Energiepolitik betreiben, wie wir mit denjenigen umgehen, von denen<br />

wir Investitionen erwarten, nicht ganz unwichtig. Unternehmen müssen ermutigt werden.“<br />

BGH-Urteil: Kommunale Energienetze in Eigenregie<br />

Zahlreiche Kommunen können künftig <strong>Gas</strong>- und Stromnetze in<br />

Eigenregie betreiben. Der Bundesgerichtshof (BGH) entschied,<br />

dass die Energieversorger den Gemeinden diese Netze bei<br />

auslaufen der Konzession verkaufen müssen, wenn dies so<br />

vertraglich geregelt worden war.<br />

Den Bericht können Sie auf den Seiten der Bundesnetzagentur herunterladen: http://www.bundesnetzagentur.de/media/archive/14513.pdf<br />

<strong>Gas</strong>branche setzt auf langfristiges Wachstum<br />

Die <strong>Gas</strong>branche setzt für die nächsten 20 Jahre auf ein starkes<br />

wachstum und langfristige Investitionen. „Ich gehe nicht davon<br />

aus, dass die aktuelle wirtschaftskrise das bisherige wachs-<br />

tum der <strong>Gas</strong>industrie nachhaltig beeinflussen wird“, so der<br />

Präsident der Internationalen <strong>Gas</strong>-Union (IGU), Ernesto López<br />

anadón. In zwei bis drei Jahren werde sich die <strong>Gas</strong>branche<br />

Das Urteil ist von weitreichender Bedeutung, weil nahezu alle<br />

Konzessionsverträge zwischen Kommunen und Energieversorgern<br />

entsprechende Klauseln zur Übereignung der Netze<br />

enthalten. Tausende davon laufen in den beiden kommenden<br />

Jahren aus.<br />

deshalb vollständig von der Krise erholt haben, sagte López<br />

anadón. Das langfristige wachstum hänge aber auch stark von<br />

geopolitischen Entscheidungen ab. Dabei werde <strong>Gas</strong> als saubere<br />

Energiequelle andere Energieträger wie Öl und Kohle ersetzen<br />

können. wichtig sei jedoch eine engere Zusammenarbeit zwischen<br />

Produzenten- und Konsumentenländern.<br />

35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52<br />

7<br />

Foto: Christoph Busse


8 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />

Die Holzbrücke verbindet die deutsche Stadt Bad Säckingen mit der Gemeinde Stein in der Schweiz. Fotos: SwS (Michael rohrer)<br />

Stadtwerke Bad Säckingen<br />

Viel Enthusiasmus für die Umwelt<br />

Ziel der spätherbstlichen Exkursion ist das malerische Bad Säckingen in Baden-Württemberg im Dreiländereck Deutschland –<br />

Schweiz – Frankreich. Dafür gibt es mindestens zwei triftige Gründe, deren Rangfolge rein kalendarischer Art ist. Hier verbindet<br />

eine überdachte historische Holzbrücke über den Hochrhein die deutsche Stadt mit der Gemeinde Stein in der Schweiz. Mit<br />

ihren über 200 Metern länge ist sie die längste gedeckte Holzbrücke Europas. Eine weitere Besonderheit: Seit 1924 befindet<br />

sich in der Brücke eine stahlgeschweißte leitung, über die neben Stein auch das weitere schweizerische Münchwilen mit <strong>Gas</strong><br />

beliefert wird. Ein weiterer guter Grund der Visite: Seit dem 1. oktober 2009 werden die Stadtwerke Bad Säckingen GmbH<br />

(SWS) von der <strong>VNG</strong> mit Erd<strong>gas</strong> versorgt.<br />

Von Helmut Rosan, freier Redakteur<br />

am Stuttgarter Flughafen werde ich bereits von<br />

Bernd Müller erwartet, der das hiesige <strong>VNG</strong>-Vertriebsbüro<br />

seit etwas mehr als einem Jahr leitet.<br />

obwohl wir bislang nur per Telefon und E-Mail<br />

in Verbindung standen, ist ein erster persönlicher<br />

Kontakt mit dem offen und sympathisch<br />

auftretenden 38-jährigen Mann, der bis 1995<br />

Betriebswirtschaftslehre studierte und seitdem<br />

in der Energiebranche tätig ist, schnell hergestellt.<br />

Sein sicheres auftreten und gewinnendes wesen<br />

sind für einen erfolgreichen Verkäufer wie Müller<br />

unabdingbare Voraussetzungen. Müller muss<br />

im Bundesland Baden-württemberg immerhin<br />

mit rund 100 kommunalen Versorgern Kontakte<br />

aufbauen und pflegen. Dafür bedarf es nicht nur<br />

eines geschickten „Händchens“, sondern auch<br />

eines klugen Kopfes. Und wenn man wie Bernd<br />

Müller noch mit ganzem Herzen bei der Sache ist,<br />

dann sind das gleich dreifache Voraussetzungen<br />

für eine erfolgreiche arbeit. während der Fahrt<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />

23 24 25 26


nach Bad Säckingen nutzt er sein Dienstauto als<br />

„mobiles Büro“ und führt zahlreiche arbeitsgespräche.<br />

Dennoch bleibt auch ein wenig Zeit für<br />

Privates. Bernd Müller ist mit Susanne verheiratet<br />

und das Duo wird durch die 10-jährige alina und<br />

den 7-jährigen Nikolas im unlängst bezogenen<br />

neuen Haus zum Glückskleeblatt.<br />

SWS-Engagement für starke Bürgernähe<br />

Nach einer regennassen über 200-km-Fahrt erreichen<br />

wir gegen Mittag den SwS-Firmensitz in der<br />

Schulhausstraße 40. Und werden sehr herzlich<br />

begrüßt vom Geschäftsführer Hermann weiß, der<br />

Leiterin Marketing/Vertrieb Johanna rapp und<br />

Mitarbeiter Paolo Pecoraro. Die drei sind bestens<br />

auf unser Gespräch vorbereitet. So erfahren wir,<br />

dass sich die SwS mit ihren 40 Mitarbeitern und<br />

vier auszubildenden auf traditionsreichem Boden<br />

27 28 29 30 31 32 33 34<br />

<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />

angesiedelt haben. Denn an diesem Standort<br />

wurde schon 1888 der erste <strong>Gas</strong>kessel installiert,<br />

also noch bevor hier gegen 1900 der erste Strom<br />

geliefert wurde.<br />

Herr weiß erklärt zur Unternehmensphilosophie:<br />

„was Bad Säckingen heute ausmacht, ist<br />

die sprichwörtliche Lebensqualität. Und dafür<br />

setzen wir uns Tag für Tag ein. Mit sicheren und<br />

wettbewerbsfähigen Energielieferungen und<br />

Dienstleistungen, mit bestem Trinkwasser und<br />

Nahverkehr. all diese Leistungen tragen dazu bei,<br />

dass Bad Säckingen heute zu einem attraktiven<br />

wirtschaftsstandort im Süden Deutschlands zählt –<br />

und es sich hier gut leben lässt.<br />

wir wollen den weg, den die Stadtwerke seit Jahrzehnten<br />

beschritten haben, unter Berücksichtigung<br />

der sich verändernden rahmenbedingungen<br />

weitergehen.<br />

SwS-Team für Marketing und Vertrieb: Martina Kilian, Paolo Pecoraro, alexandra Strittmatter und Leiterin Johanna rapp (v.l.).<br />

SwS-Geschäftsführer<br />

Hermann weiß.<br />

35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52<br />

9


10 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />

Fortsetzung von Seite 9<br />

Viel Enthusiasmus für die umwelt<br />

Mit großem finanziellen aufwand haben die Bürger<br />

ein dichtes Leitungsnetz für die sichere Versor-<br />

gung mit Trinkwasser, mit Erd<strong>gas</strong>, mit Strom und<br />

mit Fernwärme errichtet. Darüber hinaus sind<br />

Einrichtungen zur wärme- und Stromerzeugung<br />

sowie zur wassergewinnung gebaut worden, die<br />

betreut und weiterentwickelt werden.<br />

wir möchten unseren Kunden weiterhin keinen<br />

Grund geben, sich einem anderen Energieversorger<br />

zuzuwenden. wir wollen dazu beitragen, dass Bad<br />

Säckingen der Industrie und dem Gewerbe einen<br />

Standortvorteil bieten kann.<br />

Dies erreichen wir durch eine angemessene<br />

Preispolitik und die weiterentwicklung unserer<br />

Produkt- und Dienstleistungspalette. Es gilt, die<br />

SwS-Firmensitz in der Schulhausstraße 40.<br />

internen Prozesse immer wieder zu optimieren,<br />

die Möglichkeiten des Marktes zu nutzen und<br />

offen zu sein für Kooperationen. Dazu gehört aber<br />

auch, dass wir uns weiterhin unserer gesellschaftlichen<br />

Verantwortung für die Stadt stellen. Unser<br />

Engagement in den Bereichen Soziales, Kultur und<br />

Sport, insbesondere für Kinder und Jugendliche,<br />

werden wir in verantwortbarem Umfang fortsetzen.“<br />

als ein gutes Beispiel merkt Paolo Pecoraro<br />

das Trikot-Sponsoring für die Jugend-Mannschaft<br />

des FC wallbach an.<br />

wieder auf das Kerngeschäft kommend, informiert<br />

Hermann weiß darüber, dass in diesem Jahr nach<br />

der Preissenkung am 1. april um ca. 6,5 % ab dem<br />

1. oktober nun zum zweiten Mal die Erd<strong>gas</strong>preise<br />

um 9 bis 15 % gesenkt wurden.<br />

auf meine Frage, warum man sich hier im Südwesten<br />

für die über 800 km entfernte Leipziger<br />

<strong>VNG</strong> als Erd<strong>gas</strong>lieferant entschieden hat, erklärt<br />

weiß mit entwaffnendem Lächeln: „Natürlich<br />

war auch der Preis bestimmend. aber eben nicht<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />

23 24 25 26


allein. wir haben während der Verhandlungen<br />

sehr schnell das sichere Gefühl bekommen, uns<br />

mit einem kompetenten, zuverlässigen Partner<br />

eingelassen zu haben, der für unsere wünsche<br />

jederzeit ein offenes ohr hat. Dieses Gefühl wandelte<br />

sich in kürzester Zeit in völlige Gewissheit.<br />

In diesem Fall bedeutet relative Ferne durchaus<br />

absolute Nähe.“<br />

Nicht nur ein charmanter, auch ein lebenskluger<br />

Mann. Hermann weiß begann sein arbeitsleben<br />

als junger Industriekaufmann beim Kraftwerk<br />

Laufenburg. Nach über 30 Jahren in verschiedenen<br />

Tätigkeiten, zuletzt als abteilungsleiter,<br />

kam er über gemeinsame Projekte mit den SwS<br />

in Kontakt. am 1. November 2002 wurde er hier<br />

zum Geschäftsführer bestellt.<br />

„Erholung und Entspannung finde ich bei Klettertouren<br />

sowie wanderungen in den Bergen. Sei es<br />

in den nahen alpen oder auch mal im Himalaya.“<br />

Kein wunder, dass der 1946 Geborene einen derart<br />

vitalen Eindruck macht.<br />

SWS-Daten im Überblick<br />

Einen vitalen Eindruck machen vor allem aber die Leistungen<br />

der Stadtwerke. Deren Gesellschafter sind die<br />

Tourismus GmbH Bad Säckingen (73,7%) und die Energiedienst<br />

Holding <strong>AG</strong> mit 26,3 %. Im Geschäftsjahr 2008<br />

wurde ein Umsatz von 22 Mio. Euro erwirtschaftet.<br />

Erd<strong>gas</strong><br />

absatz: 200 Mio. kwh<br />

Netzlänge: 89 km<br />

Hausanschlüsse: 2388 (inkl. Schweiz)<br />

Strom<br />

absatz: 78 Mio. kwh<br />

Netzlänge: 179 km<br />

Hausanschlüsse: 2808<br />

Fernwärme<br />

absatz: 30 Mio. kwh<br />

Netzlänge: 11 km<br />

Hausanschlüsse: 168<br />

Trinkwasser<br />

absatz: 1,1 Mio. m3 Netzlänge: 100 km<br />

Hausanschlüsse: 3349<br />

27 28 29 30 31 32 33 34<br />

Energie aus erneuerbaren Quellen<br />

Für die SwS zählen wasser, Sonne<br />

und wind zu den favorisierten Energiequellen.<br />

Sie haben einen anteil<br />

von fast 100 % am Energie-Trägermix<br />

des Stroms. rund 12 % der Strommenge<br />

werden im eigenen Blockheizkraftwerk<br />

aus Erd<strong>gas</strong> erzeugt. Der<br />

saubere Strom erspart der Umwelt<br />

jährlich rund 16 500 Tonnen Co2. Bad Säckingen heizt bevorzugt mit<br />

Fernwärme. Schon seit Mitte der<br />

1970er Jahre sind die Kurkliniken<br />

im Norden der Bäderstadt an ein<br />

Fernwärmenetz angeschlossen, das<br />

von einem <strong>gas</strong>betriebenen Blockheizkraftwerk<br />

versorgt wird.<br />

<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />

Mitte der 1980er Jahre bauten die SwS ein zweites<br />

Fernwärmenetz im Stadtzentrum auf. Die benötigte<br />

wärme liefert knapp zur Hälfte eine wärmepumpenanlage.<br />

Sie nutzt die abwärme der Turbinen des rheinkraftwerks.<br />

Den restlichen wärmebedarf steuert ein<br />

Sägespäne-Heizwerk bei. Neben der innerstädtischen<br />

Fernwärmeversorgung betreiben die SwS ein Nahwärmenetz<br />

im wohngebiet Leuserütte. Dort werden eine<br />

Schule und 34 wohngebäude über einen Holzhackschnitzelheizkessel<br />

zentral versorgt.<br />

Seit über 120 Jahren werden die Bürger von Bad Säckingen<br />

mit bestem Trinkwasser versorgt. Es stammt<br />

aus den Grundwasserströmen des Hotzenwaldes<br />

und des rheintals. Das geförderte wasser ist so rein,<br />

dass es ohne zusätzliche aufbereitung sogar zur industriellen<br />

Herstellung von Babynahrung verwendet<br />

werden kann.<br />

35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52<br />

11<br />

Blockheizkraftwerk<br />

der SwS.


12 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />

Fortsetzung von Seite 11<br />

Viel Enthusiasmus für die umwelt<br />

Hohe lebensqualität in schöner umwelt<br />

Bad Säckingen vermittelt seinen Einwohnern und<br />

vor allem den vielen Gästen ein schönes Gefühl<br />

der Lebenslust im Schwarzwald. Hier erlebt man<br />

eine sehr natürliche, ursprüngliche <strong>Gas</strong>tlichkeit,<br />

die saubere Luft des Südschwarzwaldes, das<br />

warme Klima des Hochrheins und darüber hi-<br />

naus die abwechslungsreichen Möglichkeiten<br />

Ehemalige Nonnenstiftskirche St. Fridolin, Kirche des um 620 gegründeten und 878 erstmals<br />

erwähnten Frauenstifts. Die heutige Fassade stammt aus einer nach 1678 eingeleiteten<br />

Barockisierung der anlage. Fotos: SwS (Michael rohrer)<br />

Die über 200 Meter lange historische Holzbrücke.<br />

für Erkundungen im Dreiländereck Deutschland –<br />

Schweiz – Frankreich. (Eine Episode der jüngsten<br />

Vergangenheit: Von 1945 bis 1950 stand die Stadt<br />

unter französischer Besatzung.)<br />

obzwar Bad Säckingen nur knapp 17 000 Einwoh-<br />

ner zählt, bietet es eine vergleichsweise immense<br />

anzahl an Sehenswürdigkeiten und Freizeitmög-<br />

lichkeiten. Die kleine Stadt verweist auf eine über<br />

1000 Jahre alte Geschichte und betrachtet sich<br />

dabei mit stolzem Selbstbewusstsein als geistiger,<br />

kultureller und wirtschaftlicher Mittelpunkt der<br />

region.<br />

In den vergangenen 70 Jahren wurde das Kurwesen<br />

erheblich intensiviert. Dies fand seine würdigung<br />

1978 mit der Verleihung des Prädikates „Heilbad“<br />

und dem Namenszusatz „Bad“.<br />

Stolz ist man hier auch darauf: Bad Säckingen ist<br />

2. Bundessieger beim wettbewerb „Klimaschutzkommune<br />

2009“. an dem für Kommunen mit bis zu<br />

20 000 Einwohnern ausgeschriebenen wettstreit<br />

beteiligten sich insgesamt 58 Gemeinden und<br />

Städte. Hinter der hessischen Stadt wettenberg<br />

belegte Bad Säckingen auf Bundesebene den<br />

2. Platz, in Baden-württemberg den 1. Platz.<br />

Sinnstiftend ist das sehr heilsame Mineral-Thermalwasser<br />

der Badquelle, das seit über 1000 Jahren<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />

23 24 25 26


genutzt wird. Sie ist vom Typ her mit den Thermen<br />

von Baden-Baden vergleichbar, übertrifft diese<br />

jedoch im Mineralgehalt. Des weiteren gibt es hier<br />

die Fridolinsquelle. Sie wurde 1986 in 600 Meter<br />

Tiefe erschlossen und ist seit 1989 staatlich als<br />

Heilquelle anerkannt. auf Grund ihrer höheren<br />

Mineralisation garantiert sie im Vergleich mit der<br />

Badquelle zusätzliche Therapiemöglichkeiten.<br />

Einen besonderen Genuss der heilenden Thermen<br />

bietet ein Besuch im „aqualon“ mit herrlichen<br />

Bäderlandschaften.<br />

1854 erschien das vom Dichter Victor von Scheffel<br />

geschriebene Versepos „Trompeter von Säckingen“,<br />

das die Stadt auch weit über ihre Grenzen<br />

berühmt macht. Die auf Tatsachen beruhende Dichtung<br />

zählte vor 100 Jahren zu den meistgelesenen<br />

Büchern in Deutschland. Und 1884 komponierte<br />

Victor Nessler gar eine gleichnamige oper. Für<br />

ausgewiesene Katzenliebhaber wie mich ist auch<br />

der Kater namens „Hiddigeigei“ von Interesse, an<br />

den hier eine kleine Skulptur erinnert. (In Ungarn<br />

geboren, über Paris nach Säckingen gekommen,<br />

ist der Kater Scheffels Sprachrohr und alter Ego,<br />

er übermittelte des Dichters Zeitanschauung und<br />

Skepsis.)<br />

Bad Säckingen und seine reizvolle Umgebung am<br />

Hochrhein und im Naturpark Südschwarzwald<br />

bieten nahezu paradiesische Möglichkeiten für<br />

27 28 29 30 31 32 33 34<br />

Das Schloss Schönau.<br />

<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />

Erholungssuchende, wanderer, radfahrer, Tennisspieler,<br />

Golfer und angler. (Die von hier stammende<br />

Sabine Spitz ist übrigens als olympiasiegerin von<br />

2008 eine der erfolgreichsten Mountainbikerinnen<br />

der welt.)<br />

Bad Säckingen bietet auch fast unglaublich viele<br />

Einkaufsmöglichkeiten und <strong>gas</strong>tronomische Einrichtungen<br />

für Geldbeutel jeglicher Größe. Die<br />

Einkaufsmeile befindet sich in der altstadt zwischen<br />

dem Bahnhof und dem rhein. Große Teile<br />

sind Fußgängerzonen, in denen man in einer<br />

zauberhaften atmosphäre flanieren kann. wem<br />

das alles noch nicht reichen sollte, der findet<br />

in der näheren und etwas ferneren Umgebung<br />

weitere attraktive ausflugsziele, so z. B. den<br />

rheinfall bei Schaffhausen, den Feldberg, den<br />

Titisee, Basel, Zürich oder Colmar – um nur einige<br />

zu nennen.<br />

Jedenfalls ist Bad Säckingen zu jeder Jahreszeit<br />

eine reise wert und ich freundete mich gedanklich<br />

schon nach kürzester Zeit mit einem wiedersehen<br />

an, das allerdings dank der hier sprichwörtlichen<br />

Lebenslust einen längeren aufenthalt vorsehen<br />

sollte. Herzlichen Dank an das SwS-Team um<br />

Hermann weiß und meinen umsichtigen Betreuer<br />

Bernd Müller für die interessanten Informationen<br />

und eine kaum zu überbietende <strong>Gas</strong>tfreundschaft.<br />

13<br />

Der Trompeter von Säckingen.<br />

Brunnen mit Skulptur „Kater<br />

Hiddigeigei“.<br />

35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52


14 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />

Erd<strong>gas</strong>-Technik<br />

Gürtel oder Hosenträger?<br />

Die Hamburger <strong>Gas</strong>werke leisteten sich einst ein eigenes, kleines Forschungsunternehmen auf ihrem Werksgelände an der<br />

Billwerder Bucht, einem Seitenarm der Nordelbe. Den Blick aufs Wasser haben die Mitarbeiter noch heute, gehören aber<br />

inzwischen zu einem anderen unternehmen, in dem sie unter dem Namen BAXI INNoTEcH Technologien entwickeln und Neues<br />

bauen. Mit den Hamburger <strong>Gas</strong>werken gibt es nach wie vor einen freundschaftlichen Verbund.<br />

Von Thomas Biskupek, freier Journalist<br />

Die european fuel cell gmbh wurde 1999 als For-<br />

schungsunternehmen gegründet. Sie geht aus<br />

der HGC Hamburg <strong>Gas</strong> Consult, einer hundert-<br />

prozentigen Tochter der ehemaligen Hein <strong>Gas</strong><br />

Hamburger <strong>Gas</strong>werke GmbH hervor, die heute zur<br />

E.oN Hanse gehört. Von Beginn an war es erklärtes<br />

Ziel, wirkungsvolle Brennstoffzellen-Heizgeräte<br />

für das Einfamilienhaus im europäischen Markt<br />

zu entwickeln.<br />

<strong>Gas</strong> veredeln<br />

Deshalb untersuchen Spezialisten Techniken, um<br />

<strong>Gas</strong> zu veredeln. Heutzutage heißt das, aggregate<br />

zu entwickeln, bei denen das <strong>Gas</strong> nicht nur ver-<br />

brannt wird, sondern für die Kunden ein höherer<br />

Gebrauchswert entsteht.<br />

Geschäftsführer Guido Gummert meint dazu: „wir<br />

untersuchten, welche Technik den Brennwertge-<br />

räten nachfolgen könnte.“ Man habe die wirkliche<br />

Zukunft nicht in Solaranlagen oder wärmepumpen<br />

gesehen, die nur einen Marktanteil von fünf Prozent<br />

erreichen. auch in der Kombination von beidem<br />

sah man nicht die grundsätzliche Perspektive,<br />

sondern in technischen anlagen, die neben wärme<br />

auch Elektroenergie erzeugen.<br />

unterm Baxi-Dach<br />

Um auf diesem Gebiet effektiver zu forschen,<br />

wollten die Entwickler und die <strong>Gas</strong>werke sich<br />

trennen – ohne die Zusammenarbeit zu beenden.<br />

Es entstand die european fuel cell gmbH. Die ging<br />

später unters Dach der Baxi Group, einem europaweit<br />

agierenden Verbund von Firmen, die sich<br />

mit Themen rund um Heizgeräte befassen. Seit ein<br />

paar Jahren heißt das Hamburger Unternehmen<br />

BaXI INNoTECH.<br />

Zusammen mit der august Brötje GmbH, dem Hersteller<br />

von Heizungstechnik mit einem großen Vertriebssystem,<br />

und dem DaCHS-Hersteller SenerTec<br />

Kraft-wärme-Energiesysteme GmbHg, bildet das<br />

Funktionsweise einer Brennstoffzelle. Quelle: Initiative Brennstoffzelle<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />

23 24 25 26


27 28 29 30 31 32 33 34<br />

<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />

„Das Brennstoffzellen-Heizgerät (BZH) fürs Eigenheim auf den Markt zu bringen, ist klar darauf ausgerichtet, alle beteiligten Marktpartner frühzeitig einzubeziehen<br />

und gemeinsam eine sinnvolle wertschöpfungskette auf Basis einer win-win-Situation aufzubauen“, sagt Guido Gummert, Geschäftsführer der BaXI INNoTECH. |<br />

Entwicklungslabor und Fertigungshalle von BaXI INNoTECH in Hamburg: ab Herbst 2009 geht das neue, dort gefertigte Brennstoffzellen-Heizgerät GaMMa 1.0<br />

in den Feldtest – auch bei <strong>VNG</strong>. Quelle: BaXI INNoTECH<br />

Unternehmen den deutschen Teil der Gruppe. BaXI<br />

INNoTECH ist dabei anfangs als reines Forschungs-<br />

und Entwicklungsunternehmen angetreten. Mit<br />

zunehmenden Forschungsergebnissen erwies es<br />

sich als notwendig, einige Produktionen selbst<br />

voranzutreiben. Dabei war die Bindung an die<br />

<strong>Gas</strong>werke vorteilhaft. Diese brauchten einige<br />

Produktionsräume nicht mehr. BaXI INNoTECH<br />

übernahm sie mit Handkuss. aus dem kleinen<br />

Forschungsbetrieb mit anfangs acht Mitarbeitern<br />

war mittlerweile ein Unternehmen geworden, das<br />

44 Mitarbeitern Lohn und Brot gibt und nach wie<br />

vor nach neuen Mitarbeitern sucht.<br />

Zukunft: Brennstoffzelle<br />

Seit Jahren verfolgen die Innotech-Experten ganz<br />

konkrete Forschungen, um Brennstoffzellen so<br />

zu entwickeln, dass sie zu Energiequellen der<br />

Zukunft werden.<br />

Zuerst bemühten sich die Hamburger um Stirling-<br />

heizgeräte. Sie hängen im Forschungsbereich der<br />

Firma an der wand und dienen vor allem immer<br />

weiterführenden Untersuchungen. Gummert meint,<br />

sie seien ein weg für künftige Entwicklungen. an<br />

ihnen könne man vieles erforschen, was für mo-<br />

derne Heizungen notwendig ist. Deshalb werden<br />

die Stirlinganlagen auch weiter entwickelt.<br />

Dann erprobte man erfolgreich unter der Bezeich-<br />

nung BETa erste Heizgeräte mit Brennstoffzellen.<br />

Ganz zufrieden waren die Entwickler aber nicht.<br />

Gummert meint, genau genommen sei das, als<br />

würde man einen Gürtel tragen und noch Hosen-<br />

träger dazu, weil man sich eben nicht sicher ist,<br />

ob die angestrebten Ergebnisse erreicht werden.<br />

Er betrachtet die BETa-Geräte als durchaus erfolg-<br />

reiche, in längeren Feldtests erprobte Vorstufe der<br />

gegenwärtigen Entwicklung.<br />

Diese läuft unter der Bezeichnung GaMMa 1.0<br />

und wird in diesem Herbst als technisch bereits<br />

ausgereiftes Konzept im Feldtest final erprobt.<br />

Zwar haben auch Laien inzwischen gehört, dass<br />

Brennstoffzellen mit wasserstoff laufen. aber<br />

wie das konkret aussieht, wissen die wenigsten.<br />

Schließlich kann man das <strong>Gas</strong> nicht mit einem<br />

Netz aus dem wasser fangen. Dieses leichteste<br />

der chemischen Elemente<br />

kommt meist BAXI INNoTEcH<br />

als H 2 vor, als farb-<br />

Innovative Produktund<br />

geruchloses <strong>Gas</strong>.<br />

entwicklungen mit<br />

der KWK-Technologie im europäischen Markt voranzu-<br />

Es ist Bestandteil des<br />

bringen ist die Kernkompetenz der BAXI INNOTECH: die<br />

wassers und beinah Entwicklung und Umsetzung von Projektideen bis zum<br />

aller organischen Ver- Markteinstieg voranzutreiben – die Produktion von Kleinserien<br />

inbegriffen. Sie zielt darauf ab, den wirkungsvollen<br />

bindungen, auch von<br />

Einsatz von Brennstoffzellen-Heizgerät und Wärmespeicher<br />

lebenden organismen. im Einfamilienhaus in seiner Leistungsfähigkeit zu opti-<br />

Für Brennstoffzellen mieren. Jedes Projekt bringt Erkenntnisse, die den anderen<br />

Tochterunternehmen des BAXI Konzerns für ihren eigenen<br />

ist es in dieser gebun- Markt offenstehen.<br />

denen Form jedoch<br />

nicht verwendbar.<br />

Gespaltener Wasserstoff<br />

auch Methan – der Hauptbestandteil von Erd<strong>gas</strong> –<br />

enthält zu mehr als 50 Prozent wasserstoff. Dieser<br />

wasserstoff, mit einem so genannten reformer<br />

im Brennstoffzellen-Heizgerät aus Erd<strong>gas</strong> gelöst,<br />

wird an der anode der Brennstoffzelle aufgespalten.<br />

Das Elektron wird zu Gleichstrom. Das<br />

Proton wandert zur Kathode, reagiert mit dem Luftsauerstoff<br />

und verwandelt sich in wasserdampf<br />

35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52<br />

15


16 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />

Fortsetzung von Seite 15<br />

Gürtel oder Hosenträger?<br />

bei rund 70° Celsius. Der Gleichstrom wird zu<br />

wechselstrom umgewandelt, der wasserdampf<br />

wird zu Heizwärme. Moderne Energieerzeuger,<br />

die Strom und wärme zugleich produzieren, sind<br />

nicht mehr ganz neu, die ausbeute bei den Hamburger<br />

Prototypen sehr wohl. Den wirkungsgrad<br />

beziffern die Fachleute bei Strom mit 32 Prozent<br />

und insgesamt mit 96 Prozent. Das klingt bislang<br />

wundersam für praktisch einsetzbare anlagen.<br />

Die Brennstoffzellen-Technologie funktioniert<br />

übrigens nicht nur mit dem Methan aus Erd<strong>gas</strong>,<br />

sondern auch mit Bio<strong>gas</strong>en, die aus biologischem<br />

anbau, aus Deponien und ausgekohlten Gruben<br />

gewonnen werden.<br />

Bundesweit größter Praxistest<br />

Die Brennstoffzelle ist das Kernstück der von Baxi<br />

entwickelten GaMMa 1.0-anlagen für das Beheizen<br />

von Eigenheimen. Die möglichen Dimensionen<br />

Die technischen Daten der „GAMMA 1.0“ „Gamma 1.0“ ist das Brennstoffzellen-Heizgerät von<br />

BAXI INNOTECH für Strom und Wärme im Eigenheim.<br />

KWK-Teil<br />

• Typ Niedertemperatur PEM-Brennstoffzelle (70 °C)<br />

• Leistung (el/th) max. 1,0 kwel/1,7 kwth • Betriebsart modulierend<br />

• Modulation ca. 100–30 % PelN • Brennstoff Erd<strong>gas</strong>, Bio-Erd<strong>gas</strong><br />

• el. wirkungsgrad (Hu) 32 %<br />

• cos П 0,9 ind. bis 0,9 kap.<br />

• Gesamtwirkungsgrad KwK ca. 85 %<br />

Integriertes Zusatzheizgerät<br />

• Typ Brennwertgerät<br />

• Leistung 3,5–15 kw oder 3,5–20 kw<br />

• Normnutzungsgrad 109 % (| N bei 40/30 °C)<br />

Gesamtgerät<br />

• Gesamtwirkungsgrad > 96 %<br />

(nach DIN EN 50465 bei VL/rL 60/40 °C)<br />

• Größe (mm), L x B x H 600 x 600 x 1600<br />

• Gewicht ca. 200 kg<br />

• Gehäuse lackiert, vollgekapselt<br />

• Erd<strong>gas</strong>druck 20/25 mbar (EN 437)<br />

• Elektrischer anschluss 230 V/50 Hz<br />

• Netzunabhängiger Betrieb Notbetrieb integriert,<br />

Inselbetrieb nachrüstbar<br />

• Betriebsart stromgeführt, wärmegeführt,<br />

Energiemanager geregelt, zentral gesteuert<br />

(virtuelles Kraftwerk)<br />

• Heizkreis verschiedene Einbindungsvarianten<br />

(z. B. ungeregelt, geregelt)<br />

werden daran deutlich, dass allein in Deutschland<br />

jährlich 640.000 solcher Häuser gebaut werden.<br />

Davon würden sich etwa 250.000 für Heizungen<br />

eignen, wie sie in Hamburg entwickelt werden.<br />

Es gibt also einen riesigen Markt. an der Stelle<br />

treffen sich die Interessen der Hersteller, der <strong>Gas</strong>lieferanten<br />

und der Bundespolitik; sie alle haben<br />

sich im Callux-Programm zusammengeschlossen.<br />

Callux, der bundesweit größte Praxistest von<br />

Brennstoffzellen-Heizgeräten fürs Eigenheim, ist<br />

ein Projekt, das gemeinsam von <strong>Gas</strong>wirtschaft<br />

und Heizgeräteherstellern mit Unterstützung des<br />

Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />

(BMVBS) verfolgt wird. Im rahmen des<br />

Nationalen Innovationsprogramms wasserstoffund<br />

Brennstoffzellentechnologie investiert die<br />

Industrie gemeinsam mit dem Ministerium eine<br />

Milliarde Euro, um den Einsatz der innovativen<br />

Technologie voranzutreiben. Der Vorgänger der<br />

GaMMa 1.0, die BETa 1.5 Plus aus Hamburg, ist<br />

bereits mehrfach beim Callux-Projekt eingesetzt<br />

worden.<br />

Großer optimismus<br />

Die Vorteile der Geräte liegen vorrangig darin,<br />

dass sie wärme für die Beheizung der wohnräume<br />

zur Verfügung stellen, gleichzeitig aber auch<br />

dezentral Strom erzeugen – und das sogar mit<br />

vergleichsweise hohen wirkungsgraden. Der<br />

ehemalige Bundesminister für Verkehr, Bau und<br />

Stadtentwicklung, wolfgang Tiefensee, zeigte sich<br />

überzeugt: „Brennstoffzellen sind eine wichtige<br />

option für eine nachhaltige und wirtschaftliche<br />

Energieversorgung im Haus. Mit dem ‚Leuchtturmprojekt<br />

Callux‘ starten wir gemeinsam mit Partnern<br />

aus der Industrie eine beispielhafte Initiative mit<br />

großem Praxisbezug, einen der weltweit größten<br />

Praxistests für den Einsatz von Brennstoffzellen<br />

im Gebäudebereich.“ auch die Partner des Konsortiums<br />

sind optimistisch. Sie hoffen, dass in<br />

der ersten Phase des Projektes bis zum Jahr 2012<br />

bereits so viele Brennstoffzellen-Heizgeräte bundesweit<br />

installiert sind, dass anschließend in der<br />

zweiten Phase die Marktvorbereitungen anlaufen<br />

können. Beteiligt sind die drei Gerätehersteller<br />

BaXI INNoTECH, Hexis und Vaillant sowie die fünf<br />

Energieversorger EnBw, E.oN ruhr<strong>gas</strong>, EwE, MVV<br />

Energie und <strong>VNG</strong>.<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />

23 24 25 26


Win-win-Situation<br />

Die Hamburger sind schon deshalb von dem<br />

Callux-Projekt überzeugt, weil es die Kosten dämpft<br />

und mehr Interessenten für diese Technologie<br />

ansprechen dürfte. Gummert ist sich sicher: Hier<br />

ergibt sich eine win-win-Situation für alle. Die<br />

Häuslebauer bekommen langfristig besser kalkulierbare<br />

niedrigere Heiz- und Stromkosten. Die<br />

Partner in der <strong>Gas</strong>branche setzen mehr ab, weil<br />

sie ihren Kunden nun auch die Stromherstellung<br />

ermöglichen. Und die BaXI INNoTECH kann mit<br />

einem schnell wachsenden absatz ihrer anlagen<br />

rechnen. Zusätzlich haben auch die Partner im<br />

Fachhandwerk einen Vorteil durch langfristige<br />

Serviceverträge.<br />

Überhaupt sieht der Firmenchef in den Handwerkern<br />

ganz wichtige Partner. „Bisher haben<br />

wir deutschlandweit etwa 50 geschult. Dieses<br />

Programm läuft weiter und ist für die Handwerker<br />

kostenlos. Je besser sie unser Produkt verstehen,<br />

umso besser können sie es so betreuen, dass<br />

sie auch gute werbeträger sind. Das ist man nur,<br />

wenn man vom Vorteil des Produkts überzeugt<br />

wurde.“<br />

„Revolution in der Haustechnik“<br />

Natürlich ist die Brennstoffzelle der Hamburger<br />

nicht das einzige argument für ihre Technik, denn<br />

daran forschen auch andere. an der Elbe hat man<br />

aber auch darüber nachgedacht, wie aus einer<br />

optimierten Programmierung zusätzliche Vorteile<br />

generiert werden können. Der Energiemanager im<br />

aggregat „lernt“ gewissermaßen die Gewohnheiten<br />

des anwenders und arbeitet danach. Er stellt zu<br />

bestimmten Zeiten mehr Strom zur Verfügung und<br />

lädt die wärmespeicher so auf, dass die Energie<br />

möglichst effektiv genutzt wird. Gummert nennt<br />

die bisher erreichten Ergebnisse „revolution in<br />

der Haustechnik“. Das werde es nun auch attraktiv<br />

machen, bisher unerschlossene Neubaugebiete an<br />

den Stadträndern ans <strong>Gas</strong>netz anzuschließen.<br />

Er führt die Produktionsräume vor, wo derzeit Herstellung<br />

von GaMMa 1.0-anlagen und Forschung<br />

Hand in Hand gehen. auch das Servicezentrum<br />

führt der Chef vor. Es ist darauf angelegt, mit Partnern<br />

überall in Deutschland zu kommunizieren und<br />

in deren anlagen zu schauen. oliver wenske, der<br />

hier alles kontrolliert, weiß: wirkliche Probleme<br />

27 28 29 30 31 32 33 34<br />

<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />

habe es noch nicht gegeben. Die Handwerker vor<br />

ort vergewissern sich höchstens: „Habe ich alles<br />

richtig gemacht?“<br />

Kostensenkende Tüftelei<br />

Die Verwendung von Methan aus Erd<strong>gas</strong> macht<br />

deutlich, warum die Hamburger <strong>Gas</strong>werke ebenso<br />

die Zusammenarbeit mit BaXI INNoTECH suchen wie<br />

die Leipziger <strong>VNG</strong>: Beide verkaufen Erd<strong>gas</strong> und setzen<br />

auf innovative Technologien für ihr Geschäft.<br />

Dass BaXI INNoTECH so eng mit der Leipziger <strong>VNG</strong><br />

zusammenarbeitet, hat aber auch mit jahrelangen<br />

guten Erfahrungen zu tun. So wollte einmal die<br />

Stadt Halle, dass auf der Peißnitzinsel, mitten in<br />

der Saale, völlig ohne Emissionen geheizt wird.<br />

aus Hamburg kam die Technik, aus Leipzig das<br />

<strong>Gas</strong>. Die auftraggeber waren zufrieden.<br />

In diesem und im nächsten Jahr sollen noch Feldtestanlagen<br />

in Betrieb genommen werden – das<br />

dient aber zunächst nur der Forschung. aber die<br />

wissenschaftler legen wert darauf: Kleine Stückzahlen<br />

für die Erprobung durften teuer sein, wenn<br />

die Technik sich durchsetzen soll, müssen die<br />

Kosten pro aggregat jedoch deutlich sinken. Dabei<br />

hilft das Callux-Programm, um so etwas effektiv<br />

zu fördern. Vor allem wollen die Fachleute aber<br />

auch selbst dazu beitragen. Die eigene Produktion<br />

hilft, an Fertigungstechniken zu tüfteln, die die<br />

Produktionskosten je Stück deutlich senken –<br />

egal, wo sie dann erfolgt. Das soll weit in die<br />

Zukunft fortgeführt werden.<br />

35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52<br />

17<br />

waren sich bereits 2008 zum<br />

Start des Callux-Projektes da-<br />

rüber einig, dass die Energie-<br />

erzeugung für das Eigenheim<br />

effizienter und klimafreund-<br />

licher gestaltet werden muss:<br />

der damalige Verkehrs- und<br />

Bauminister wolfgang Tie-<br />

fensee und Guido Gummert,<br />

Geschäf tsführer der Ba XI<br />

INNoTECH. Quelle: BaXI INNoTECH


18 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />

Erd<strong>gas</strong>fahrzeuge<br />

Das Erd<strong>gas</strong>-Tankstellennetz wächst unaufhaltsam<br />

Im Herbst dieses Jahres eröffnete die <strong>VNG</strong>-Erd<strong>gas</strong>tankstellen GmbH (<strong>VNG</strong>-T) gleich drei neue Erd<strong>gas</strong>tankstellen in Halle/Saale,<br />

Ribnitz-Damgarten und Grimma. Insgesamt 4,2 Millionen Euro investiert die <strong>VNG</strong>-T seit dem vergangenen Jahr in den Bau von<br />

16 neuen Erd<strong>gas</strong>tankstellen vorwiegend in ostdeutschland. Sieben Tankstellen wurden bereits in Betrieb genommen. Diese<br />

liegen verkehrsgünstig vor allem in Autobahnnähe und an viel befahrenen Bundesstraßen.<br />

Den ersten Tankstopp in Halle übernahmen Biathlon-Legende Frank-Peter roetsch, Kanutin Tanja Schuck und wasserspringerin Katja Dieckow (v.l.). Foto: westend<br />

Von Mandy Nickel, Redaktion<br />

Klare Vorteile<br />

warum sich <strong>VNG</strong>-T für den ausbau des Tankstellennetzes<br />

engagiert, erklärt Maik Hendler,<br />

technischer Geschäftsführer der <strong>VNG</strong>-T: „Die<br />

Politik fordert aktiv die reduktion von verkehrsbedingten<br />

Emissionen. Dies kann man mit Erd<strong>gas</strong><br />

als Kraftstoff erreichen und hier wollen wir ganz<br />

klar unseren Beitrag für eine umweltschonende<br />

und leistungsstarke Verkehrswirtschaft leisten.“<br />

Hendler betont zudem: „Mit keinem anderen<br />

verfügbaren Kraftstoff lassen sich wirtschaftlichkeit<br />

und Umweltfreundlichkeit, verbunden<br />

mit der Fahrdynamik der neuen Turbo-Modelle,<br />

so gut kombinieren.“ Er stellt noch einmal heraus:<br />

„Erd<strong>gas</strong>fahrzeuge stoßen keine rußpartikel aus<br />

und verursachen damit kein Feinstaubproblem.“<br />

Im Vergleich mit Benzinautos schneiden sie<br />

sogar vierfach besser ab: die Co2-Emissionen verringern sich um 25 Prozent, der ausstoß von<br />

Kohlenmonoxid um 75 Prozent, von Stickoxiden<br />

um 60 Prozent und von Kohlenwasserstoff um<br />

40 Prozent.<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />

23 24 25 26


Bio-Erd<strong>gas</strong> im Tank<br />

Nahezu Co 2-neutral ist der Einsatz von klimascho-<br />

nendem Bio-Erd<strong>gas</strong>. Nach angaben der erd<strong>gas</strong><br />

mobil GmbH wird Bio-Erd<strong>gas</strong> in unterschiedlichen<br />

anteilen mittlerweile an jeder zehnten der rund<br />

850 Erd<strong>gas</strong>tankstellen in Deutschland angebo-<br />

ten. So auch an der Erd<strong>gas</strong>tankstelle der <strong>VNG</strong>-T<br />

in Birkenwerder, an der derzeit zehn Prozent des<br />

grünen Erd<strong>gas</strong>pendants beigemischt werden. auch<br />

an anderen Tankstellen der <strong>VNG</strong>-T ist der Einsatz<br />

von Bio-Erd<strong>gas</strong> vorgesehen.<br />

Neue Preisauszeichnung favorisiert<br />

„Die steigenden absatzmengen an unseren<br />

Tankstellen zeigen uns, dass Erd<strong>gas</strong> sehr gut<br />

angenommen wird“, bilanziert Hagen Kuschel,<br />

kaufmännischer Geschäftsführer der <strong>VNG</strong>-T.<br />

„allein die Mengen an unseren Erd<strong>gas</strong>tankstellen<br />

in Birkenwerder und Dresden, die wir als erste<br />

vor gut einem Jahr in Betrieb nahmen, hat sich<br />

inzwischen verdreifacht.“ Um das Interesse an<br />

Erd<strong>gas</strong>fahrzeugen weiter zu steigern – aktuell<br />

sind über 85.000 Fahrzeuge in Deutschland zugelassen<br />

– hebt die <strong>VNG</strong>-T neben den positiven<br />

Umwelteffekten auch die wirtschaftlichen Vorteile<br />

besonders hervor. „Die auszeichnung am<br />

Aral Erd<strong>gas</strong>tankstelle<br />

Kreckwitzer Straße 2<br />

02625 Bautzen<br />

Tel. + 49 3591 211090<br />

Kraftstoffqualität: H-<strong>Gas</strong><br />

Total Autohof Erd<strong>gas</strong>tankstelle<br />

B 91 BaB 38, Leuna<br />

06667 reichardswerben (bei Leuna)<br />

Tel. + 49 3443 3383245<br />

Kraftstoffqualität: H-<strong>Gas</strong><br />

Total Erd<strong>gas</strong>tankstelle<br />

Hauptstraße 200<br />

16547 Birkenwerder<br />

Tel. + 49 3303 501693<br />

Kraftstoffqualität: H-<strong>Gas</strong><br />

10% Bio-Erd<strong>gas</strong><br />

27 28 29 30 31 32 33 34<br />

Betriebshof der oBS omnibusbetrieb<br />

Saalkreis GmbH<br />

Kaolinstraße 12<br />

06126 Halle/Saale<br />

Kraftstoffqualität: H-<strong>Gas</strong><br />

offen für auto- und Busfahrer<br />

Total Erd<strong>gas</strong>tankstelle<br />

Hamburger Straße 44<br />

01067 Dresden-Friedrichstadt<br />

Tel. + 49 351 4942558<br />

Kraftstoffqualität: H-<strong>Gas</strong><br />

Aral Erd<strong>gas</strong>tankstelle<br />

Hengstbergstraße 11<br />

04668 Grimma<br />

Tel. + 49 3437 760812<br />

Kraftstoffqualität: H-<strong>Gas</strong><br />

<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />

Preismast einer Tankstelle lässt momentan nicht<br />

auf anhieb den Preisvorteil von Erd<strong>gas</strong> gegenüber<br />

anderen Kraftstoffen erkennen“, bedauert<br />

Kuschel. „Erd<strong>gas</strong> als Kraftstoff wird in Kilogramm<br />

abgerechnet. Ein Kilogramm Erd<strong>gas</strong> enthält so<br />

viel Energie wie 1,5 Liter Superbenzin oder 1,3 Liter<br />

Diesel. Umgerechnet ist Erd<strong>gas</strong> damit etwa<br />

50 Prozent günstiger als Benzin und mehr als<br />

30 Prozent günstiger als Diesel“. Leider könne<br />

man die abrechnung von Erd<strong>gas</strong> nicht einfach<br />

auf Liter umstellen. alternativ favorisieren <strong>Gas</strong>wirtschaft<br />

sowie autohersteller eine angabe in<br />

Normkubikmeter, die in etwa der angabe von<br />

Diesel in Liter entspricht und die Kunden an ihrem<br />

<strong>Gas</strong>zähler von zu Hause gewohnt sind. Derzeit ist<br />

allerdings noch offen, wann durch eine entsprechende<br />

Gesetzgebung die Voraussetzung für die<br />

neue Preisauszeichnung geschaffen ist.<br />

Gute Perspektive<br />

Für das kommende Jahr hat sich die <strong>VNG</strong>-T viel<br />

vorgenommen. Bis zu sechs weitere Erd<strong>gas</strong>tankstellen<br />

sollen 2010 in Betrieb genommen werden.<br />

Bereits zu Jahresbeginn ist die Eröffnung einer<br />

innerstädtischen Tankstelle in Berlin und die Inbetriebnahme<br />

der Erd<strong>gas</strong>tankstelle in wustermark<br />

an der autobahn a 10 geplant.<br />

Die Erd<strong>gas</strong>zapfsäulen der <strong>VNG</strong>-Erd<strong>gas</strong>tankstellen GmbH im Überblick<br />

Aral Erd<strong>gas</strong>tankstelle<br />

B 105/alte Klockenhäger Landstraße<br />

18311 ribnitz-Damgarten<br />

Tel. + 49 03821 2659<br />

Kraftstoffqualität: H-<strong>Gas</strong><br />

Foto: westend<br />

19<br />

Den ersten Tankstopp<br />

in Ribnitz übernahmen<br />

Uwe Ehlers (l.) und Bradley<br />

Carnell vom FC Hansa<br />

Rostock.<br />

35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52


20 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />

Tschechien<br />

Hier fällt der Hammer zum Einheitspreis<br />

Der tschechische<br />

Erd<strong>gas</strong>markt hat<br />

eine Besonderheit –<br />

ein ebay für Erd<strong>gas</strong>.<br />

<strong>VNG</strong> in Tschechien<br />

Von Mandy Nickel, Redaktion<br />

Zweistufige Versorgung<br />

Seit 1993 hat die tschechische <strong>Gas</strong>industrie eine<br />

zweistufige Versorgungsstruktur. Das Unterneh-<br />

men Trans<strong>gas</strong> übernimmt Import und Transport<br />

und beliefert die regionalen weiterverteiler. Diese<br />

regionalgesellschaften sind vergleichbar mit den<br />

deutschen regionalversorgern und übernehmen<br />

die Versorgung der Endkunden. Stadtwerke sind<br />

bis auf wenige ausnahmen nicht im Erd<strong>gas</strong>ge-<br />

schäft tätig, sie haben sich vor allem auf den<br />

Fernwärmemarkt konzentriert. Bis 2000 war<br />

der Staat alleiniger anteilseigner an Trans<strong>gas</strong>.<br />

Zudem besaß er unterschiedliche anteile an den<br />

weiterverteilern. 2002 verkaufte der tschechische<br />

Staat jedoch die Beteiligungen an Trans<strong>gas</strong> sowie<br />

an den einzelnen Distributionsgesellschaften<br />

an die deutsche rwE. Dafür ist die rwE-Gruppe<br />

heute mit rund 2,3 Millionen Endverbrauchern der<br />

größte <strong>Gas</strong>versorger in Tschechien. Der Marktanteil<br />

liegt bei rund 80 Prozent.<br />

Ein Preis für alle<br />

Eine Besonderheit gilt allerdings: rwE Trans<strong>gas</strong><br />

muss ihr importiertes Erd<strong>gas</strong> allen Marktteilnehmern<br />

zu gleichen Konditionen anbieten. Die<br />

jährliche Menge von rwE Trans<strong>gas</strong> in Höhe von<br />

8,4 Milliarden Kubikmeter Erd<strong>gas</strong> wird nach dem<br />

so genannten „quantity allocation system“ (QaS)<br />

verkauft. Das Verfahren startet immer am 1. Juli.<br />

Nachdem die QaS-Teilnehmer eine Vertraulichkeitserklärung<br />

unterzeichnet haben, erfahren sie<br />

den Preis für den Kubikmeter Erd<strong>gas</strong>. Er orientiert<br />

sich am Marktwert und ist für alle Käufer gleich.<br />

Bis September haben die Händler dann Zeit, um<br />

die Menge anzugeben, die sie am virtuellen Handelspunkt<br />

geliefert bekommen möchten. Sofern<br />

mehr als 8,4 Milliarden Kubikmeter Erd<strong>gas</strong> angefragt<br />

werden, wird das Verfahren geschlossen.<br />

alle Teilnehmer müssen dann ihre Kunden nachweisen,<br />

die sie beliefern wollen. Das Prinzip ist<br />

besonders für kleine Händler attraktiv. Sie können<br />

Erd<strong>gas</strong> damit zu gleichen Konditionen einkaufen<br />

wie große Händler.<br />

Geringe Wachstumschancen<br />

Die von rwE Trans<strong>gas</strong> zur Verfügung gestellten<br />

8,4 Milliarden Kubikmeter decken allerdings nicht<br />

zu hundert Prozent die nationale <strong>Gas</strong>nachfrage in<br />

Tschechien ab. Die liegt für 10 Millionen Einwohner<br />

bei rund 8,7 Milliarden Kubikmeter Erd<strong>gas</strong><br />

pro Jahr (2007, Quelle: Ministerium für Industrie<br />

und Handel). Im Vergleich: In ostdeutschland<br />

verbrauchen rund 17 Millionen Einwohner etwa<br />

17 Milliarden Kubikmeter. Die Differenzmenge<br />

Tschechien ist der erste Markt, in dem <strong>VNG</strong> nach der wende ausländische Beteiligungen erwirbt. Das hat<br />

vor allem historische Dimensionen, denn bereits zu DDr-Zeiten hatte <strong>VNG</strong> eine repräsentanz in der Tschechoslowakei.<br />

1996 übernimmt <strong>VNG</strong> rund ein Viertel der anteile an der Severočeská plynárenská (SČP). Das<br />

Unternehmen stellt die Erd<strong>gas</strong>versorgung in Ústí nad Labem sicher, immerhin mit rund 100.000 Einwohnern<br />

die neuntgrößte Stadt in der Tschechischen republik. auch in anderen Städten in Nordböhmen ist das Unternehmen<br />

aktiv, versorgt rund 308.000 Endkunden. anteile an der SČP hält <strong>VNG</strong> heute nicht mehr, dafür<br />

gründete sie im Jahr 2000 die Energie Bohemia a. s., ebenfalls mit Sitz in Ústí nad Labem und im Jahr 2005<br />

erwarb sie von den Stadtwerken Leipzig die Beteiligung an Teplárny Jablonec. Diese wurde kurze Zeit später zur <strong>VNG</strong> Energie Czech umfirmiert und hat ihr<br />

wärmegeschäft in die H-therma ausgelagert. Die Energie Bohemia ist im Jahr 2007 aktiv<br />

in den Erd<strong>gas</strong>großhandel in Tschechien eingestiegen.<br />

Im vergangenen Jahr ist die Energie Bohemia mit 61 Millionen kwh (5,7 Millionen<br />

Kubikmeter) abgesetztem Erd<strong>gas</strong> und einem Umsatz von 2,3 Millionen Euro gestartet.<br />

Für 2009 sind 1,3 Milliarden kwh (117 Millionen Kubikmeter) absatz, 30 Millionen Euro<br />

Umsatz und ein Marktanteil in Tschechien von 1,6 Prozent geplant.<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />

23 24 25 26


10.000<br />

Ist-Absatz und Klimabereinigte Werte in der Tschechischen Republik<br />

9.500<br />

9.000<br />

8.500<br />

8.000<br />

7.500<br />

7.000<br />

6.500<br />

6.000<br />

wird durch zahlreiche weitere Importunternehmen<br />

– unter ihnen auch die Energie Bohemia – ins Land<br />

gebracht. Laut einer Erhebung des tschechischen<br />

Ministeriums für Industrie und Handel (Mai 2008)<br />

liegt der anteil von Erd<strong>gas</strong> an den Primärener-<br />

giequellen bei rund 20 Prozent. Tschechien hat<br />

demnach annähernd 2,8 Millionen <strong>Gas</strong>bezieher,<br />

wobei etwa 45 Prozent auf die Großabnehmer<br />

entfallen, 10 Prozent auf die mittleren, 13 Prozent<br />

auf die Kleinabnehmer und 30 Prozent auf private<br />

Haushalte. Der tschechische Erd<strong>gas</strong>markt gilt nicht<br />

als wachstumsmarkt. Mit rund 60 Prozent ist die<br />

Versorgungs- und anschlussdichte relativ hoch.<br />

Diversifizierter Bezug<br />

Historisch ist Tschechien, ähnlich wie ostdeutsch-<br />

land, von russischem Erd<strong>gas</strong> abhängig. allerdings<br />

hat der tschechische Staat seit 1996 auf das Prin-<br />

zip Diversifizierung gesetzt. Neben geringen Eigen-<br />

erd<strong>gas</strong>-reserven setzt man vor allem auf Erd<strong>gas</strong><br />

aus Norwegen. Das Verhältnis von russischem<br />

und norwegischem Erd<strong>gas</strong> beträgt in etwa 75 zu<br />

25. Das diversifizierte Bezugsportfolio war ein<br />

Grund, warum Tschechien während des russisch-<br />

ukrainischen <strong>Gas</strong>streites im Januar 2009 keine<br />

Versorgungsengpässe befürchten musste.<br />

Erd<strong>gas</strong>speicher<br />

Der <strong>Gas</strong>streit verlief für Tschechien auch deshalb<br />

entspannter, weil das Land auf Erd<strong>gas</strong>speicher<br />

setzt. rund 2,8 Milliarden Kubikmeter Erd<strong>gas</strong><br />

27 28 29 30 31 32 33 34<br />

<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />

1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Ist-absatz Klimabereinigte werte<br />

können in Untergrundspeicher gefahren werden,<br />

das entspricht rund einem Drittel des jährlichen<br />

<strong>Gas</strong>absatzes. Der Speicherzugang ist reguliert,<br />

die Zugangsbedingungen und Preise können<br />

wie in Deutschland vom Betreiber vorgegeben<br />

werden. Größter Speicherbetreiber ist wie im<br />

Import- und Transportgeschäft die rwE-Gruppe.<br />

Die Beteiligung rwE <strong>Gas</strong> Storage betreibt sechs<br />

Speicher mit einer Kapazität von rund 2 Milliarden<br />

Kubikmeter.<br />

liberalisierter Erd<strong>gas</strong>markt<br />

Der tschechische Erd<strong>gas</strong>markt gilt seit 1. Januar<br />

2007 als vollständig liberalisiert. Handel und<br />

Netz sind rechtlich getrennt. Versorger werden<br />

von der tschechischen Kartellbehörde UoHS<br />

und von der Energieregulierungsbehörde ErÚ<br />

– vergleichbar mit der deutschen Bundesnetzagentur<br />

– überwacht. Zahlreiche <strong>Gas</strong>händler<br />

sind in Tschechien ins Geschäft eingestiegen,<br />

Großkunden und Endverbraucher können problemlos<br />

ihren <strong>Gas</strong>versorger wechseln. während<br />

Erd<strong>gas</strong>händler in Deutschland noch in zahlreichen<br />

Marktgebieten buchen müssen, gibt es<br />

in Tschechien einen einheitlichen Markt. Zum<br />

1. Januar 2010 wird sich der <strong>Gas</strong>handel zudem<br />

weiter vereinfachen. Dann geht der virtuelle Handelspunkt<br />

in eine von rwE Trans<strong>gas</strong> Net unabhängige<br />

Gesellschaft über und wird damit zu<br />

einem eigenständigen HUB zum abtausch von<br />

Erd<strong>gas</strong>mengen.<br />

21<br />

Quelle: Bilanzzentrum der Tschechischen republik, 2008<br />

35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52


22 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />

Erd<strong>gas</strong>-Marke<br />

Ein Produkt, zwei Märkte, ein Markenkern<br />

In den vergangenen zwei Jahren hat die Erd<strong>gas</strong>marke einen neuen Markenauftritt und zumindest einen kleinen<br />

Relaunch erhalten. Nun ist wieder alles neu: grüner Schriftzug, grünes Blatt, zwei verschiedene claims.<br />

Von Mandy Nickel, Redaktion<br />

Neues Markenmodell<br />

warum man sich für die abermalige Neupositionie-<br />

rung entschieden hat, erklärt Jan Schuster, Leiter<br />

Strategisches Marketing bei <strong>VNG</strong>: „Erd<strong>gas</strong> muss<br />

sich zum einen im wärmemarkt gegenüber anderen<br />

fossilen Energieträgern abgrenzen und als idealer<br />

Partner für regenerative Energieträger darstellen.<br />

Zum anderen muss Erd<strong>gas</strong> aber auch im Kraftstoffbereich<br />

stärker als Marke hervortreten und die ökologischen<br />

und ökonomischen Vorteile ausspielen.<br />

Mit Bio-Erd<strong>gas</strong> gibt es mittlerweile ein neues starkes<br />

argument, das sich in der Produktpositionierung<br />

widerspiegeln muss.“ aus diesem Grund haben der<br />

Bundesverband der Energie- und wasserwirtschaft<br />

und die Unternehmen der <strong>Gas</strong>wirtschaft ein neues<br />

Markenmodell für Erd<strong>gas</strong> entwickelt: ein Produkt,<br />

zwei Märkte, ein Markenkern.<br />

Einheitlicher Markenkern<br />

Mit den beiden Positionierungen Erd<strong>gas</strong> im wärmemarkt<br />

und Erd<strong>gas</strong> als Kraftstoff hat man zwei<br />

ausprägungen eines identischen Produkts geschaffen.<br />

Dabei ist der Markenkern – also der<br />

unangreifbare, emotionale Nutzen der Marke<br />

– identisch. Er konzentriert sich auf eine zentrale<br />

Botschaft: Erd<strong>gas</strong> ist natürlich. Das impliziert ein<br />

umweltfreundliches, nachhaltiges Produkt – und<br />

fungiert damit als gemeinsame kommunikative<br />

Klammer in beiden Märkten.<br />

Erd<strong>gas</strong> in zwei Märkten<br />

Die differenzierte ausprägung der Erd<strong>gas</strong>-Positio-<br />

nierung für die Kernmärkte spiegelt sich dagegen in<br />

Claim und der Tonalität wider. Die Markenpositio-<br />

nierung im wärmemarkt heißt „Natürlich effizient“.<br />

Damit soll Erd<strong>gas</strong> als moderner Energieträger<br />

auftreten, der mit ausgereiften Techniken funkti-<br />

oniert und viele Kombinationsmöglichkeiten mit<br />

regenerativen Energien bietet. Im Kraftstoffmarkt<br />

wird Erd<strong>gas</strong> mit dem Claim „Natürlich mobil“<br />

kommuniziert. Damit will man vor allem eines<br />

implizieren: Der Erd<strong>gas</strong>antrieb ist hochmodern und<br />

bietet wirtschaftlichen und umweltfreundlichen<br />

Fahrspaß. Statt ökonomischen Pragmatismus<br />

spricht man zukünftig eher eine Zielgruppe an, die<br />

Mobilität und Dynamik vereinen will und progressiv<br />

und erlebnisorientiert ist.<br />

Neues Markenbild<br />

auch die Visualisierung der neuen Erd<strong>gas</strong>marke<br />

stützt konsequent den Markenkern „Natürlich“.<br />

Dafür stehen das Blatt als Bildzeichen im Logo<br />

und die Primärfarbe Grün. Es gibt keine metaphorischen<br />

Umwege, das Blatt transportiert direkt<br />

den Kern der Marke Erd<strong>gas</strong> – eine Tatsache, die<br />

nicht zuletzt in Studien belegt wurde. Übrigens:<br />

auch die Bildwelten, also jene Bilder und Fotos,<br />

die beispielsweise in anzeigen und Broschüren<br />

Verwendung finden, werden zukünftig die Natürlichkeit<br />

transportieren.<br />

Die früheren alleinstellungsmerkmale von Erd<strong>gas</strong><br />

haben mittlerweile an Zugkraft verloren – darin<br />

sind sich alle Unternehmen der <strong>Gas</strong>wirtschaft<br />

einig. Jetzt gilt es, mit innovativen Kommunikationslösungen<br />

die Sicht der Verbraucher auf das Produkt<br />

merklich zu verbessern und die Marke Erd<strong>gas</strong><br />

wieder zu stärken. Einzig bleibt zu hoffen, dass<br />

der Markenrelaunch von längerer Verweildauer ist.<br />

Dem Image von Erd<strong>gas</strong> würde das nur gut tun.<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />

23 24 25 26


Im Rahmen der 2. <strong>Gas</strong>fachlichen Tagung trafen<br />

sich im oktober in Frankfurt am Main zahlreiche<br />

Vertreter von Stadtwerken und Weiterverteilern,<br />

sowie Erd<strong>gas</strong>händler aus Deutschland, um über die<br />

aktuellen Strukturänderungen im Energiemarkt zu<br />

diskutieren. Die Veranstaltung wurde 2007 von <strong>VNG</strong><br />

als Informations- und Kommunikationsplattform<br />

für die Erd<strong>gas</strong>branche initiiert.<br />

27 28 29 30 31 32 33 34<br />

<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />

<strong>Gas</strong>-Tagung<br />

Energieexperten sehen<br />

Verschärfung im Wettbewerb<br />

Von Mandy Nickel, Redaktion<br />

wichtigste aussage der Teilnehmer: der wettbewerb ist in<br />

vollem Gange und die Liquidität in den sechs <strong>Gas</strong>marktgebieten<br />

vorhanden. allerdings befinden sich viele Versorger derzeit in<br />

einer Zwickmühle. Nicht nur der schrumpfende absatzmarkt,<br />

sondern auch die zunehmende abkopplung des Endkunden-<br />

Vertriebes vom Netzgebiet bereitet einigen Versorgern Probleme.<br />

Zudem seien gegenwärtig Produkte am Handelsmarkt billiger<br />

als die langfristig eingekauften Mengen, weil zu viel <strong>Gas</strong> im<br />

Markt vorhanden ist.<br />

Im Zuge eines verschärften wettbewerbs wächst aktuell auch<br />

unter den Stadtwerken und weiterverteilern die risikobereitschaft<br />

beim <strong>Gas</strong>einkauf. Umso wichtiger erschien es den<br />

Teilnehmern, ihre Kunden zukünftig stärker nach risiken zu<br />

segmentieren und ein breites Kundenportfolio aufzubauen.<br />

Einig war man sich, dass Industriekunden verstärkt auf eine<br />

back-to-back-Beschaffung setzen werden, für Heizkunden<br />

aber nach wie vor ölpreisgebundene Produkte optimaler seien.<br />

obwohl der <strong>Gas</strong>markt mittlerweile schnelllebig geworden ist<br />

und kurzfristige Handelsprodukte an Bedeutung zugenommen<br />

haben, war man in Frankfurt trotzdem einer Meinung: Die<br />

langfristige <strong>Gas</strong>beschaffung ist und bleibt das a und o einer<br />

sicheren Erd<strong>gas</strong>versorgung in Deutschland und Europa. Dies<br />

bekräftigte Dr. Markus Spitz, Leiter <strong>Gas</strong>verkauf Süd-west bei<br />

<strong>VNG</strong>, auch für den Erd<strong>gas</strong>importeur <strong>VNG</strong>.<br />

Ein wichtiger Diskussionspunkt war auch das Thema Bio-<br />

Erd<strong>gas</strong>. Keiner möchte mehr auf das grüne Erd<strong>gas</strong>pendant<br />

verzichten, das betrifft vor allem kommunale Versor-<br />

23<br />

ger und die Kraftstoffbranche. aber: Derzeit ist Bio-Erd<strong>gas</strong><br />

noch um acht bis neun Cent teurer als normales Erd<strong>gas</strong> –<br />

das wollen nur die wenigsten Kunden bezahlen. Trotzdem<br />

setzt die Branche auf den neuen Energieträger. <strong>VNG</strong> ist nach<br />

aussagen von Dr. Spitz derzeit Deutschlands größter Bio-Erd<strong>gas</strong>anbieter<br />

mit rund 400 Mio. kwh im Markt. „Das ist zwar<br />

noch ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber im Vergleich zu<br />

vor zwei Jahren doch schon eine wesentliche Verbesserung“,<br />

meinte er optimistisch. Bio-Erd<strong>gas</strong> werde in den nächsten<br />

ein, zwei Jahren aber definitiv seinen weg finden und dann<br />

wie ein normales Handelsprodukt gelten, war sich Dr. Spitz<br />

sicher. Erst wenige Tage vor der <strong>Gas</strong>fachlichen Tagung hatte<br />

<strong>VNG</strong> bekannt gegeben, dass sie gemeinsam mit der MITGaS<br />

eine Handelsplattform für Bio-Erd<strong>gas</strong> ins Leben gerufen hat.<br />

während Bio-Erd<strong>gas</strong> ein positives Image besitzt, hat der fossile<br />

Energieträger Erd<strong>gas</strong> seit einiger Zeit erhebliche Imageverluste<br />

im Hinblick auf Umweltfreundlichkeit, wirtschaftlichkeit und<br />

Innovationspotenzial erlitten. Insbesondere die Versorger<br />

von privaten Endkunden und die herstellende Industrie unterstrichen<br />

deshalb den Handlungsbedarf insbesondere zur<br />

Verbesserung des Images. Sie forderten zudem eine klare<br />

Zukunftsorientierung für <strong>Gas</strong> und eine schnelle Entwicklung<br />

und Markteinführung von effizienten Zukunftstechnologien.<br />

In diesem Zusammenhang präsentierte <strong>VNG</strong> ihre Innovationskampagne,<br />

mit der neue wärmetechniken flächendeckend<br />

unterstützt werden. Eine Projektbeteiligung steht im Übrigen<br />

allen Kunden von <strong>VNG</strong> offen.<br />

Hinweis: Im Herbst 2010 findet die 3. <strong>Gas</strong>fachliche Tagung statt. Weitere<br />

Informationen werden zeitnah bekannt gegeben.<br />

35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52


24 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />

<strong>VNG</strong> überreichte zwei Heizungscheck-Koffer an die Landesfachverbände SHK | Mini-BHKw | Brennstoffzellengerät von BaXI INNoTECH | Podiumsdiskussion. Fotos: Christian Schneider<br />

Messe<br />

Innovationskampagne für den Wärmemarkt<br />

auf der SHKG 2009 – der Messe für Sanitär, Heizung, Klima und<br />

Gebäudeautomation – veranstaltete <strong>VNG</strong> gemeinsam mit den Ge-<br />

räteherstellern der Heizungsbranche einen ersten Innovationstag.<br />

Er richtet sich an Fachbesucher wie Handwerker und architekten.<br />

Ziel war es, die Besucher über die Marktreife der neuen Techniken<br />

und die Entwicklung von anlagen mit kleinsten Leistungen zu<br />

informieren und ihnen eine breite auswahl hochwertiger, praxis-<br />

bewährter Techniken für den wärmemarkt vorzustellen. <strong>VNG</strong> en-<br />

gagiert sich stark für in-<br />

novative Heiztechniken<br />

im Bereich Kraft-wär-<br />

me-Kopplungs-anlagen<br />

und <strong>Gas</strong>wärmepumpen.<br />

Diese Technologien wer-<br />

den in Ein- und Zweifa-<br />

Diese Geräte und Gerätehersteller sind dabei<br />

<strong>Gas</strong>wärmepumpe (GWP)<br />

Vaillant – Zeolith <strong>Gas</strong>wärmepumpe<br />

Viessmann – Zeolith <strong>Gas</strong>wärmepumpe<br />

Bosch – Thermotechnik (BT) – <strong>Gas</strong>wärmepumpe<br />

robur – <strong>Gas</strong>wärmepumpe<br />

Internet<br />

Neues Portal für Leitungsauskunft<br />

Die Unternehmen <strong>VNG</strong>, oNTraS und GDMcom haben einen ge-<br />

meinsamen online-Dienst für die Leitungsauskunft entwickelt.<br />

Bauherren, Baufirmen, Planer und Behörden können als re-<br />

Intelligentes Pipelinemanagement als Komplettlösung ist eine Kernkompetenz und<br />

Dienstleistungsschwerpunkt des Bereiches Betrieb/Technologie von <strong>VNG</strong>.<br />

milienhäusern sowie in größeren anlagen für Gewerbe und<br />

Industrie eingesetzt. Gemeinsam mit Partnern führt <strong>VNG</strong> Feld-<br />

tests durch und unterstützt die zukünftige Markteinführung der<br />

kleinen dezentralen anlagen. Dabei ist die Zusammenarbeit mit<br />

Herstellern und dem Handwerk für <strong>VNG</strong> ein wichtiges Kriterium.<br />

Zusammen mit den Herstellern und den Partnern avisiert <strong>VNG</strong> die<br />

Markteinführung der <strong>Gas</strong>wärmepumpe und der KwK-Technologie<br />

ab 2011 und die der Brennstoffzelle ab 2015.<br />

Mikro Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) –<br />

Stromerzeugende Heizung<br />

Vaillant – Honda unit<br />

DeDietrich remeha – Stirling-BHKw<br />

Viessmann – Stirling-BHKw<br />

Baxi Group – ECoGEN<br />

www.vng.de:<br />

Menüpunkt Service und Unterpunkt Leitungsauskunft<br />

www.ontras.com:<br />

Menüpunkt Netz/Transparenz und Unterpunkt Leitungsauskunft<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />

Brennstoffzelle (BSZ)<br />

Vaillant – SoFC<br />

Vaillant – HT PEM<br />

HEXIS – Galileo 1000 N<br />

Baxi Group – GaMMa 1.0<br />

gistrierte Nutzer online prüfen, ob technische anlagen der<br />

beteiligten Unternehmen von einer Planungs- oder Baumaßnahme<br />

betroffen sind. „Die internetbasierten Leitungsanfragen<br />

beschleunigen den auskunftsprozess enorm. Innerhalb von<br />

15 Minuten weiß der Nutzer, ob sich in seinem Vorhabengebiet<br />

technische anlagen befinden oder nicht“, so Uwe ringel,<br />

Direktor Betrieb/Technologie bei <strong>VNG</strong>. Diese Fremdplanungsanfragen<br />

an <strong>VNG</strong> und oNTraS werden von der <strong>VNG</strong>-Tochter<br />

GDMcom bearbeitet. Jährlich erhält GDMcom etwa 15.000<br />

solcher anfragen.<br />

Fremdplanungsanfragen im Internet<br />

23 24 25 26


Markt kompakt<br />

27 28 29 30 31 32 33 34<br />

<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />

Kommunikationstreffen in Leipzig<br />

Sven Gábor Jánszky wagte einen Blick in die Zukunft.<br />

am 5. und 6. November 2009 trafen sich zum<br />

zehnten Mal die Kommunikations-, Medien- und<br />

Marketingverantwortlichen der Kunden und Part-<br />

ner von <strong>VNG</strong> in Leipzig. Themen unter anderem:<br />

Hierarchische Körpersprache im Berufsleben,<br />

Krisenkommunikation im Schadensfall, der Lem-<br />

ming-reflex und warum Preissenkungen in der<br />

Krise kein Heilmittel sind.<br />

am abend hatten die Gäste die Gelegenheit zu<br />

einer exklusiven Führung durch die aktuelle Fotoausstellung<br />

„EaST – Zu Protokoll“ im Museum<br />

der bildenden Künste. Danach konnte auf der<br />

Terrasse „Trillerpfeife“ des Museums bei Musik<br />

der <strong>VNG</strong>-Band und von rada Vascenko & Band<br />

geplaudert und gemäß dem Treffen eifrig „kommuniziert“<br />

werden. Eine humorvolle Einlage des<br />

Neue Fotoausstellung<br />

„Vom Licht zur Wärme – die Geschichte<br />

der ostdeutschen <strong>Gas</strong>wirtschaft von<br />

1855–2008“ heißt die neue Fotoausstellung<br />

von dem Berliner wirtschaftshistoriker<br />

Dr. rainer Karlsch. Sie ist in<br />

anlehnung an das gleichnamige Buch<br />

entstanden, das seit Herbst 2008 im<br />

Buchhandel erhältlich ist.<br />

<strong>VNG</strong> stellt diese Ausstellung ihren Kunden<br />

und Partnern zur Verfügung.<br />

Ansprechpartner:<br />

Kerstin Tümmler, Telefon: 0341 443 2047<br />

E-Mail: kerstin.tuemmler@vng.de<br />

Kabarett-Theaters Leipziger Funzel unter dem<br />

Motto „20 Jahre friedliche revolution“ rundete<br />

das abendprogramm ab.<br />

Die Vorträge im Überblick:<br />

• Dr. Cornelia Topf (metatalk): „Hierarchische<br />

Körpersprache“<br />

• Peter Höbel (crisadvice GmbH): „Krisenkommunikation<br />

– damit aus einem Schadensfall kein<br />

Desaster wird“<br />

• Prof. Ulrich Blum (Ifw Halle): „Die neuen Länder<br />

nach der Wirtschaftskrise“<br />

• Sven Gábor Jánszky (forward2business Büro<br />

GmbH): „Die Wohnung im Jahr 2020 mit Blick<br />

auf Energie- und Vernetzungsfragen“<br />

• Dr. achim westebbe (<strong>VNG</strong>): „Erd<strong>gas</strong>-Produktkommunikation<br />

– Quo vadis Kraftpaket.plus,<br />

Brennwert.plus, Initiative effizient heizen“<br />

• Dr. Florian Bauer (Vocatus aG): „Der Lemming-<br />

Reflex – Wer früher springt, ist schneller platt.<br />

Warum Preissenkungen in der Krise kein Heilmittel<br />

sind.“<br />

Bei Interesse an den Referaten wenden Sie sich bitte an<br />

pr@vng.de<br />

Dr. rainer Karlsch (li.) begleitet die ausstellung mit anekdoten, Erfahrungen<br />

und Kommentaren aus 150 Jahren <strong>Gas</strong>wirtschaft.<br />

25<br />

35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52


26 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />

Schwerpunkt: Bio-Erd<strong>gas</strong><br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />

23 24 25 26


27 28 29 30 31 32 33 34<br />

<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />

Deutschland hat die „grüne“ Energie für sich entdeckt und sie zu einem wichtigen Teil der klima- und<br />

umweltpolitischen Strategie gemacht. Mittlerweile gehört Deutschland in punkto Energiegewinnung aus<br />

Biomasse zu den führenden Ländern in Europa. In weit über 4000 Anlagen werden Strom, Wärme und<br />

zunehmend auch immer mehr Bio-Erd<strong>gas</strong> produziert.<br />

Diese deutsche Vorreiterrolle bei der nachhaltigen Energiegewinnung aus Biomasse mag nicht weiter<br />

verwundern. Die Importquote für Erd<strong>gas</strong> ist hoch, deshalb muss Deutschland seine Rohstoffbasis ver-<br />

breitern – auch durch Bio-Erd<strong>gas</strong>. Zwar wird das „grüne“ Erd<strong>gas</strong>-<br />

pendant in absehbarer Zukunft seinen fossilen Bruder im<br />

Energiemix nicht vollständig ersetzen können, gleichwohl<br />

wollen wir Ihnen im Schwerpunkt zeigen, dass niemand<br />

mehr auf Bio-Erd<strong>gas</strong><br />

verzichten kann.<br />

Tino Eisenhardt, zuständig für die<br />

technische Betriebsführung des Bio­<br />

energieparks Hof (li.) und Erik Bothen­<br />

dorf, Projektleiter bei der BALANCE<br />

<strong>VNG</strong> Bioenergie, müssen bei jedem<br />

Wetter darauf achten, dass die neue<br />

Bio<strong>gas</strong>anlage in Hof kontinuierlich<br />

mit Biomasse­Stoffen gefüttert wird.<br />

Täglich werden mehrere Ladungen an­<br />

geliefert. Foto: Dirk Brzoska<br />

27<br />

35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52


28 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />

Studie<br />

Hier passt<br />

Bio-Erd<strong>gas</strong> rein<br />

Im Großteil der rund 4000 Bio<strong>gas</strong>anlagen in Deutschland wird Bio-<br />

<strong>gas</strong> zur Strom- und Wärmeerzeugung in Blockheizkraftwerken ge-<br />

nutzt. Energetisch sinnvoller ist aber eine andere Nutzungsmöglich-<br />

keit: die Einspeisung von aufbereitetem Bio<strong>gas</strong> in das bestehende<br />

Erd<strong>gas</strong>netz. In einer Studie im Auftrag des Bundesministeriums für<br />

umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit hat die BAlANcE <strong>VNG</strong><br />

Bioenergie GmbH gemeinsam mit der E.oN Avacon und dem Fraunhofer<br />

uMSIcHT Institut untersucht, wie sich die Bio<strong>gas</strong>einspeisung auf Netzbetrieb<br />

und Endverbraucher auswirkt.<br />

Von Erik Bothendorf und Volker Klinkert,<br />

beide Projektleiter bei der BALANCE <strong>VNG</strong> Bioenergie GmbH<br />

Erik Bothendorf<br />

Volker Klinkert<br />

Foto: Christian Schneider<br />

Im Zuge der Novellierung von <strong>Gas</strong>netzzugangsverordnung<br />

(<strong>Gas</strong>NZV) und des Erneuerbare-Energien-<br />

Gesetzes (EEG) wird die Einspeisung von Bio-Erd<strong>gas</strong><br />

in das Erd<strong>gas</strong>netz in den kommenden Jahren<br />

stark zunehmen.<br />

Das erklärte Ziel der Bundesregierung: jährlich<br />

6 Mrd. m3 bis zum Jahr 2020 und 10 Mrd. m3 ab<br />

2030. Einig ist man sich, dass diese prognostizierte<br />

Entwicklung erhebliche wirtschaftliche<br />

und technische auswirkungen auf den Betrieb der<br />

<strong>Gas</strong>netze, auf die <strong>Gas</strong>qualität und auf die Technik<br />

der <strong>Gas</strong>aufbereitung haben wird. Im rahmen der<br />

Studie wurden diese Faktoren untersucht und Möglichkeiten<br />

erläutert, um die Bio<strong>gas</strong>aufbereitung<br />

und -einspeisung zu optimieren.<br />

„Alt“studien vor der Gesetzesnovellierung<br />

Zum Thema Einspeisung von Bio<strong>gas</strong> in das Erd<strong>gas</strong>netz<br />

existiert bereits eine reihe an Studien. Die<br />

beiden aktuellsten sind eine Studie vom Institut für<br />

Energetik Leipzig (2007) und ein BMU-Gutachten<br />

„<strong>Gas</strong>äquivalentregel im EEG“ (2007/2008). Beide<br />

Untersuchungen befassten sich vorrangig mit der<br />

wirtschaftlichkeit von Bio<strong>gas</strong>anlagen mit Netzeinspeisung.<br />

was sie jedoch nicht analysieren, sind<br />

die auswirkungen auf den technischen und wirtschaftlichen<br />

Netzbetrieb, auch und vor allem unter<br />

den neuen gesetzlichen rahmenbedingungen.<br />

Denn anfang des Jahres und Ende 2008 traten das<br />

novellierte Erneuerbare-Energien-Gesetz und die<br />

neue <strong>Gas</strong>netzzugangsverordnung in Kraft, durch<br />

die sich die anforderungen an den einspeisenden<br />

Bio<strong>gas</strong>anlagenbetreiber und den Netzbetreiber<br />

grundlegend geändert haben. So werden beispielsweise<br />

die Kosten für die <strong>Gas</strong>einspeisung<br />

nicht mehr allein durch den Einspeiser getragen,<br />

sondern auch anteilsmäßig vom Netzbetreiber.<br />

Zudem muss der Einspeiser das aufbereitete<br />

Bio<strong>gas</strong> nur noch nach DVGw G260/G262 an den<br />

Netzbetreiber übergeben.<br />

Aktuelle Studie berücksichtigt Novellierung<br />

Erstmalig untersucht jetzt die BaLaNCE-Studie<br />

diese neuen gesetzlichen rahmenbedingungen<br />

und deren technische und wirtschaftliche auswirkungen<br />

auf die <strong>Gas</strong>einspeisung sowie den Betrieb<br />

der <strong>Gas</strong>netze. Die Ergebnisse sollen aufschluss<br />

darüber geben, wann eine Einspeisung gegenüber<br />

Vor-ort-Verstromung wirtschaftlich sinnvoll ist,<br />

was für Kosten bei der Einspeisung entstehen und<br />

wie diese reduziert werden können.<br />

Ergebnis 1:<br />

Wirtschaftlicher und vielfältiger nutzbar<br />

Die drei wichtigsten Ergebnisse aus der BaLaNCE-<br />

Studie können bereits publiziert werden, auch wenn<br />

ausführliche Erkenntnisse und der Studienbericht<br />

nicht vor Jahresende 2009 zu erwarten sind. Die<br />

wichtigste aussage lautet: Mittlerweile ist die <strong>Gas</strong>einspeisung<br />

nicht nur technisch uneingeschränkt<br />

möglich, in abhängigkeit von den anlagengrößen<br />

und Standortvoraussetzungen ist sie auch wirtschaftlicher<br />

als die Vor-ort-Verstromung. Indem die<br />

Infrastruktur des Erd<strong>gas</strong>netzes genutzt wird, kann<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />

23 24 25 26


Bio<strong>gas</strong> nicht nur lokal am Produktionsstandort ge-<br />

nutzt werden, sondern auch im weiteren Umkreis.<br />

außerdem erhöhen sich die Nutzungspfade: Neben<br />

dezentraler Strom- und wärmeerzeugung sind<br />

auch die Verstromung in KwK-anlagen mit gleich-<br />

zeitiger abwärmenutzung und die Verwendung als<br />

alternativer Kraftstoff möglich. Gerade letzteres<br />

hat große Perspektiven: Bio-Erd<strong>gas</strong> als Kraftstoff<br />

hat eine wesentlich bessere Energieausbeute<br />

von 160–200 GJ/ha als beispielsweise Biodiesel<br />

(45–50 GJ/ha) und Ethanol (weizen 55 GJ/ha).<br />

Ergebnis 2:<br />

Konventionelle Technik bewährt, neue<br />

Verfahren aber kostengünstiger<br />

was die auswirkungen der Bio<strong>gas</strong>einspeisung auf<br />

die <strong>Gas</strong>kompatibilität und den Netzbetrieb betrifft,<br />

kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass bereits<br />

heute verschiedene Verfahren zur Sicherstellung<br />

der <strong>Gas</strong>kompatibilität zur Verfügung stehen und<br />

angewendet werden können.<br />

In der regel wird die abrechnungssicherheit beim<br />

Endverbraucher auf Basis der regelungen der<br />

G 685 gewährleistet, indem der Brennwert des<br />

eingespeisten Bio-Erd<strong>gas</strong>es durch Beimischung<br />

von Flüssig<strong>gas</strong> auf den Brennwert des Grund<strong>gas</strong>es<br />

angepasst wird. Dieses Verfahren ist Stand der<br />

Technik und in fast allen Netzbereichen anwend-<br />

bar, verursacht aber erhebliche Betriebskosten.<br />

alternative Verfahren – wie beispielsweise die<br />

rechnergestützte Brennwertverfolgung – kommen<br />

mit deutlich geringeren Kosten aus. Sie sollten<br />

deshalb perspektivisch für die Bio<strong>gas</strong>einspeisung<br />

nutzbar gemacht werden.<br />

Ergebnis 3:<br />

Wirtschaftlicher Knackpunkt liegt bei 350 m³/h<br />

Ein drittes wichtiges Ergebnis der Studie bezieht<br />

sich auf den Vergleich von Einspeisung und Vorort-Verstromung.<br />

Es hat sich gezeigt, dass die<br />

Bio<strong>gas</strong>einspeisung im kleinen Leistungsbereich<br />

(unter 350 m³/h) keine wirtschaftliche alternative<br />

zur Vor-ort-Verstromung ist. Da sich die Investitionen<br />

für Einspeiseanlagen und Netzanschluss fast nicht<br />

von denen größerer anlagen unterscheiden, wird<br />

der spezifische aufwand für die Einspeisung zu<br />

hoch. Im Einzelfall kann hier dennoch ein wirtschaftlicher<br />

Betrieb erreicht werden, wenn im Be-<br />

27 28 29 30 31 32 33 34<br />

<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />

Das BaLaNCE-Team: Volker Klinkert, rene ronneburger, antje Klug, Thomas Frisch, Ingrid<br />

Lucas, Erik Bothendorf, ronny Fischer. Foto: Christian Schneider<br />

reich der Verdichtung auf redundanzen verzichtet<br />

wird. Größere anlagen zur Bio<strong>gas</strong>einspeisung (ab<br />

350 m³/h) bieten trotz guter wirtschaftlichkeit vor<br />

allem Einsparpotenzial im Bereich der Brennwertanpassung.<br />

Kann durch Einsatz alternativer Verfahren<br />

zur Herstellung der Netzkompatibilität von einer<br />

Flüssig<strong>gas</strong>konditionierung abgesehen werden,<br />

reduzieren sich die spezifischen Kosten erheblich.<br />

Nicht zielführende Einspeisevergütung<br />

Die Einspeisung von Bio<strong>gas</strong> ist eine wirtschaftliche<br />

alternative zur konventionellen Vor-ort-Verstromung,<br />

vor allem für anlagen ab einer Leistung von<br />

350 m³/h. Der anschluss deutlich kleinerer anlagen<br />

macht zumindest im Hochdrucknetz wirtschaftlich<br />

keinen Sinn.<br />

Die Kosten für die Brennwertanpassung des Bio<strong>gas</strong>es<br />

durch LPG-Beimischung sind erheblich,<br />

können aber durch die Nutzung z. B. der rechnergestützten<br />

Brennwertverfolgung reduziert bzw.<br />

komplett vermieden werden. Hierdurch lassen<br />

sich auch die finanziellen Belastungen für die<br />

Endverbraucher durch die Kostenwälzung der<br />

Netzbetreiber deutlich verringern.<br />

Das aktuell diskutierte Einspeisegesetz mit einer<br />

pauschalen Einspeisevergütung bevorzugt den<br />

anschluss kleinerer und unwirtschaftlicher Einspeiseanlagen<br />

und führt damit zu erheblichen Kosten auf<br />

Seiten der Netzbetreiber. Diese müssen schließlich<br />

auch vom Endkunden getragen werden. Hinsichtlich<br />

der gesteckten Einspeiseziele der Bundesregierung<br />

ist eine solche regelung nicht zielführend.<br />

29<br />

BAlANcE <strong>VNG</strong> Bioenergie GmbH<br />

Das Unternehmen BALANCE wurde im Dezember 2006 als 100-prozentige Tochter von <strong>VNG</strong><br />

gegründet. Es bündelt die Aktivitäten der <strong>VNG</strong> im Bereich der alternativen Energien und<br />

Energieeffizienztechnologien. BALANCE konzentriert ihre Tätigkeit auf die umfassende,<br />

professionelle Projektentwicklung, auf die Beteiligung an Bio-Erd<strong>gas</strong>projekten und verschiedene<br />

Dienstleistungen im Geschäftsfeld Bio-Erd<strong>gas</strong>.<br />

Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen sieben Mitarbeiter am Standort Leipzig, darunter<br />

vier Projektingenieure für die Entwicklung von neuen Bio<strong>gas</strong>anlagen in Deutschland.<br />

www.balance-vng.de<br />

35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52


30 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />

Zertifizierung<br />

Herstellungsnachweis von Biomethan – Ausgangslage,<br />

rechtlicher Rahmen und aktuelle Ansätze<br />

Für den Handel mit Strom aus erneuerbaren Energien gibt es seit dem Jahr 2000 ein europaweites Modell für einen standar-<br />

disierten Herkunftsnachweis. Es wird in nahezu allen Eu-Mitgliedsländern sowie in Norwegen und der Schweiz eingesetzt,<br />

um den Kauf und Verkauf von „grünem Strom“ zu erleichtern. Gesetzgeber und <strong>Gas</strong>wirtschaft streben für Deutschland ein<br />

ähnliches Modell an. Dipl.-Ing. (FH) uwe Holzhammer erklärt, wie weit die aktuellen Diskussionen fortgeschritten sind und<br />

welchen zukünftigen Handlungsbedarf er bei dem Thema sieht.<br />

Von Dipl.-Ing. (FH) Uwe Holzhammer,<br />

Senior Analyst, Ecologic Institut gGmbH<br />

Die neue Bundesregierung hat sich gemäß dem<br />

Koalitionsvertrag das Ziel gesetzt, den ausstoß<br />

von Treibhaus<strong>gas</strong>en im Jahre 2020 gegenüber dem<br />

Jahr 1990 um 40 % zu reduzieren. Im Bereich der<br />

erneuerbaren Energien bestehen weitere Ziele, z. B.<br />

das verbindliche Ziel Deutschlands, im Jahre 2020<br />

18 % des Endenergiebedarfs aus erneuerbaren<br />

Energien bereitzustellen. Des weiteren soll der anteil<br />

der erneuerbaren Energien im Strombereich bis<br />

2020 auf mindestens 30 % an der Stromversorgung<br />

steigen. Der Biokraftstoffanteil soll bis zum Jahre<br />

2020 auf umgerechnet 12 % energetisch anwachsen.<br />

als Sektorziel wurde darüber hinaus in der<br />

<strong>Gas</strong>netzzugangsverordnung (<strong>Gas</strong>NZV) 6 Mrd. m³<br />

Biomethananteil am <strong>Gas</strong>verbrauch im Jahre 2020<br />

(10 Mrd. m³ im Jahre 2030) festgeschrieben.<br />

aufbereitetes Bio<strong>gas</strong>, also Biomethan (auch Bio-<br />

Erd<strong>gas</strong> genannt), kann im Erd<strong>gas</strong>netz transportiert<br />

und unterschiedlichen Verwertungen zugeführt<br />

werden. Besonders effizient ist die Nutzung von<br />

Biomethan im Blockheizkraftwerk (BHKw) zur<br />

gleichzeitigen Produktion von Strom und wärme<br />

oder auch die Verwendung als Kraftstoff (in Erd<strong>gas</strong>fahrzeugen).<br />

Biomethan kann auch zur reinen wärmebereitstellung<br />

verwendet werden. Dies wird jedoch nicht<br />

staatlich gefördert. Grund für den Biomethaneinsatz<br />

ist dann alleine die persönliche Entscheidung<br />

der Erd<strong>gas</strong>kunden, ähnlich wie beim Bezug von<br />

„grünem“ Strom. wird Biomethan an Erd<strong>gas</strong>kunden<br />

geliefert, so stellt sich die Frage, wie diesen<br />

bescheinigt werden kann, dass es sich um das<br />

klimaschonendere und teurere Biomethan und<br />

nicht um Erd<strong>gas</strong> handelt. Dies ist vor allem deshalb<br />

bedeutsam, weil sich für die Endverbraucher<br />

Biomethan nicht von Erd<strong>gas</strong> unterscheiden lässt.<br />

Für diese Kunden ist es allerdings wichtig, dass<br />

sie nachweislich Biomethan erhalten. offen ist<br />

allerdings, wie ein solcher Nachweis sinnvollerweise<br />

erfolgen kann.<br />

Für den freiwilligen Markt des „grünen“ Stroms<br />

gibt es derzeit verschiedenste Nachweissysteme.<br />

Zum einen die Stromkennzeichnung nach § 42 des<br />

Energiewirtschaftsgesetzes (EnwG), zum anderen<br />

das rECS-Zertifikate System (renewable Energy<br />

Certificates System, freiwilliges System von Marktteilnehmern)<br />

oder das EECS-Goo (Guarantee of<br />

origin, basiert auf der EU-richtlinie). Der Handel<br />

von Herkunftsnachweisen, sog. Herkunftszertifikaten,<br />

kann ohne den gleichzeitigen Handel von<br />

Energiemengen länderübergreifend erfolgen. Mit<br />

dem rECS-System und dem EECS-Goo-System soll<br />

sichergestellt werden, dass die Strommenge, die<br />

ein Kunde an fiktivem „grünen“ Strom verbraucht<br />

hat, auch an anderer Stelle erzeugt wurde.<br />

Die Herkunftszertifikate nach der neuen EU-richtlinie<br />

zur Förderung von Energie aus erneuerbaren<br />

Quellen können insbesondere für Strom und wärme<br />

aus erneuerbaren Energien nur für den Bereich<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />

Herkunftszertifikate<br />

garantieren, dass auch<br />

wirklich Bio-Erd<strong>gas</strong><br />

eingesetzt wird.<br />

23 24 25 26


des Nachweises gegenüber Letztverbrauchern<br />

verwendet werden. Von einem Mitgliedsstaat<br />

zum anderen gewanderte Herkunftszertifikate<br />

verändern hingegen nichts an der Zielerfüllung der<br />

jeweiligen Staaten. Es ist vielmehr entscheidend,<br />

wo insbesondere der erneuerbare Strom oder die<br />

erneuerbare wärme erzeugt wurde, d. h., diese<br />

können nur in dem Mitgliedsstaat auf das EU-Ziel<br />

angerechnet werden, in dem die erneuerbare Ener-<br />

gie zur Strom- oder wärmeerzeugung genutzt wird.<br />

Der anbau von Biomasse oder die Erzeugung von<br />

Bio<strong>gas</strong> kann allerdings auch in einem anderen<br />

Staat erfolgt sein, wenngleich ein physischer<br />

Transport vorgenommen werden muss.<br />

Im rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes<br />

(EEG) wird nur eine Vergütung für in Deutschland<br />

aus erneuerbaren Energien erzeugten<br />

Strom gewährt. Konventionell erzeugter Strom,<br />

der mithilfe von Herkunftszertifikaten „grün“<br />

gekennzeichnet wird, kann hingegen nicht nach<br />

dem EEG vergütet werden. Dies entspricht den<br />

regeln der EU-richtlinie zur Förderung von Energie<br />

aus erneuerbaren Quellen, die vorsieht, dass<br />

Herkunftszertifikate ausschließlich als Nachweis<br />

gegenüber den Letztverbrauchern für den<br />

anteil erneuerbarer Energien gelten. Das Erneuerbare-Energien-wärme-Gesetz<br />

(EEwärmeG)<br />

sieht ebenfalls keine anrechenbarkeit von Herkunftszertifikaten<br />

für die Erfüllung der Pflicht<br />

zum Einsatz erneuerbarer wärme im Neubau vor.<br />

Im Biokraftstoffbereich wird ab dem 01. Juli 2010<br />

explizit ein Massebilanzsystem (MBS), d. h. eine<br />

Verknüpfung von Eigenschaft „Bio“ und Energie<br />

vorgeschrieben. Diese regelungen finden sich in<br />

der Biokraftstoffnachhaltigkeitsverordnung (Biokraft-NachV)<br />

wieder und wirken sich ebenfalls auf<br />

den Biomethanbereich aus. wird Biomethan als<br />

Kraftstoff verwendet und soll die Biomethanmenge<br />

steuerbefreit nach dem Energiesteuergesetz<br />

(EnergieStG) oder der Biokraftstoffquote (nach<br />

dem BioKraftQuG) angerechnet werden, dann<br />

muss der Nachweis durch ein MBS erfolgen. Ein<br />

Zertifikat als Herkunftsnachweis, analog zum rECS<br />

oder EECS-Goo, kann nicht akzeptiert werden.<br />

Der Nachweis der Biomethanmengen, die ein<br />

Endkunde bezieht, ohne Förderinstrumente in<br />

anspruch zu nehmen, könnte theoretisch durch<br />

ein Herkunftszertifikat erfolgen.<br />

27 28 29 30 31 32 33 34<br />

<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />

Das Massebilanzsystem der Nachhaltigkeitsverordnung<br />

für Biokraftstoffe ist hingegen ein<br />

Nachweisverfahren, das die Lieferkette von der<br />

Bereitstellung über den Transport bis hin zum<br />

Verbrauch nachvollziehbar macht und dadurch eine<br />

lückenlose Kontrolle ermöglicht. Ein Massebilanzsystem<br />

weist ein geringeres Missbrauchspotenzial<br />

als ein Zertifikatesystem auf, befördert den Handel<br />

mit zertifizierten Biomasseprodukten und bietet<br />

einen anreiz, separate Lieferketten einzurichten.<br />

Das Massebilanzsystem ist insbesondere vor dem<br />

Hintergrund vom Import nachhaltiger und flüssiger<br />

Biomasse (z. B. Palmöl) zu sehen. In einem Transportschiff<br />

(Tanker) können zwar nichtnachhaltiges<br />

mit nachhaltigem Palmöl vermischt werden, die<br />

Herkunftsnachweise müssen allerdings immer<br />

korrekt die transportierte Menge bilanzieren (Input<br />

und output). Die Herkunftsnachweise können<br />

demnach nicht von einem Tanker mit nachhaltigem<br />

Palmöl zu einem anderen Tanker ohne nachhaltiges<br />

Palmöl wandern (so wie es mit einem Zertifikatsystem<br />

möglich wäre).<br />

In der Erd<strong>gas</strong>wirtschaft könnte das Erd<strong>gas</strong>netz<br />

analog als Tanker angesehen werden. wird nun<br />

Biomethan in das Erd<strong>gas</strong>netz eingespeist, transportiert<br />

und entnommen, dann kann bei einer<br />

ausreichenden Kontrolle und Dokumentation keine<br />

Menge hinzukommen oder verschwinden. Die Biomethanmengen<br />

(„Bio“-Eigenschaft und Energie)<br />

müssen lückenlos über die gesamte Lieferkette<br />

dokumentiert werden. Die Biomethan- und die<br />

Erd<strong>gas</strong>branche arbeiten seit mehreren Monaten<br />

an einem System, das insbesondere die anforderungen<br />

der Massebilanzierung umsetzt. Das<br />

BMU begrüßt diese unternehmensübergreifenden<br />

aktivitäten, an denen sich auch die Balance <strong>VNG</strong><br />

Bioenergie GmbH beteiligt, und unterstützt die<br />

ausarbeitung des Systems in Form einer finanziellen<br />

Zuwendung mit dem Ziel, dass sich ein<br />

branchenweites, einheitliches, transparentes,<br />

kosteneffizientes und mit der EU-richtlinie zur<br />

Förderung von Energie aus erneuerbaren Quellen<br />

konformes Nachweissystem etabliert. Ist ein<br />

solches System etabliert, kann dieses ebenfalls<br />

für die Dokumentation des Biomethanbezugs<br />

von Letztverbrauchern verwendet werden, ein<br />

zusätzliches Herkunftszertifikatsystem scheint<br />

aus diesem Hintergrund entbehrlich.<br />

Der Autor<br />

31<br />

Uwe Holzhammer arbeitet<br />

im Bundesministerium für<br />

Umwelt, Naturschutz und<br />

reaktorsicherheit. Er war<br />

maßgeblich an der ausgestaltung<br />

des EEG beteiligt<br />

und beschäftigt sich derzeit<br />

unter anderem mit der Zertifizierung<br />

von Bio-Erd<strong>gas</strong>.<br />

35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52


32 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />

NAWARo <strong>AG</strong><br />

Biomasse wird als Energie-Stoff<br />

bedeutender sein als Braunkohle<br />

Für NAWARo-chef Felix Hess ist industriell erzeugte Energie aus Biomasse versorgungssicher,<br />

wirtschaftlich und nachhaltig.<br />

Von Dr. Uwe Winkler, freier Journalist<br />

Felix Hess hat einen wunsch: Biomasse soll als Energiequelle<br />

in naher Zukunft so fest im Bewusstsein der Verbraucher verankert<br />

sein wie es windkraft und Solar heute schon sind.<br />

„Mindestens!“, präzisiert er: „Eigentlich muss es sogar mehr<br />

sein! Denn Biomasse ist um ein Vielfaches potenter als die<br />

beiden anderen regenerativen Energien. Zudem gibt es keine<br />

Transportprobleme und man kann ständig auf die Energie<br />

zugreifen.“<br />

Felix Hess ist Vorsitzender des Vorstandes der Nawaro ® Bio<br />

Energie aG. Nawaro hat den nachwachsenden Rohstoff nicht<br />

nur als Buchstaben für den Firmennamen. Das Leipziger Unternehmen<br />

produziert aus diesen jenen Energieträger, dem Hess<br />

eine große Zukunft prophezeit: Bio<strong>gas</strong>. Geht es nach Hess, wird<br />

dieses bald führend im Energiemix sein.<br />

Nawaro sitzt in einer gediegenen Jugendstilvilla im Leipziger<br />

waldstraßenviertel. Etwa 350 Kilometer nördlich betreibt das<br />

Unternehmen die weltgrößte industrielle anlage zur Erzeugung<br />

von Bio<strong>gas</strong>. Bei Güstrow sollen ab<br />

dem Jahresbeginn 2010 jährlich<br />

46 Millionen Kubikmeter zu Bio-<br />

Erd<strong>gas</strong> aufbereitetes Bio<strong>gas</strong> produziert<br />

und in das Fern<strong>gas</strong>netz der<br />

oNTraS <strong>VNG</strong> <strong>Gas</strong>transport GmbH<br />

eingespeist werden. <strong>VNG</strong> hat den<br />

größten Teil davon als Handelspartner<br />

vertraglich gebunden und ist<br />

somit deutscher Marktführer bei<br />

Der Diplom-Ingenieur und Bio-Erd<strong>gas</strong>.<br />

Betriebswirt Felix Hess hat Damit ließen sich etwa 160 Milli-<br />

vor Gründung der Nawaro<br />

onen Kilowattstunden Strom und<br />

180 Millionen Kilowattstunden<br />

wärme pro Jahr erzeugen und über<br />

das Erd<strong>gas</strong>netz bereitstellen. Die<br />

Energie aus dem BioEnergie Park<br />

würde reichen, eine Kleinstadt mit<br />

50.000 Einwohnern ein Jahr lang<br />

konstant zu versorgen.<br />

®<br />

Felix Hess<br />

BioEnergie aG über 18 Jahre<br />

lang bei roland Berger Strateg<br />

y Consultants vor wiegend<br />

Unternehmen aus den<br />

Bereichen anlagenbau und<br />

Energiewirtschaft beraten.<br />

Zuletzt hat er als Senior Partner<br />

das gesamte Industriesegment<br />

der Strategieberatung<br />

verantwortet.<br />

Foto: Nawaro aG<br />

Die anlage, in der Biomasse zu Bio<strong>gas</strong><br />

und dieses wieder zu Biomethan, dem<br />

Bio-Erd<strong>gas</strong>, veredelt wird, ist gerade<br />

fertig gestellt worden. Im Juni wurde<br />

hier erstmals Bio-Erd<strong>gas</strong> produziert<br />

und eingespeist. Nawaro wird in seinem<br />

industriellen BioEnergie Park ab<br />

2010 so viel produzieren wie noch<br />

vor einem Jahr alle 13 anlagen zusammen,<br />

die damals in Deutschland<br />

betrieben wurden. Das ist ein großer<br />

Schritt in der Bio<strong>gas</strong>erzeugung in diesem Land. Und zugleich<br />

ein kleiner, wenn man sieht, wohin der weg führt: 2030 sollen<br />

in Deutschland zehn Milliarden Kubikmeter Bio-Erd<strong>gas</strong> jährlich<br />

in das Erd<strong>gas</strong>netz eingespeist werden.<br />

„Bio<strong>gas</strong> ist eine einmalige Chance.“ Felix Hess reiht die Vorteile<br />

aneinander, die dieser „Energie-Stoff“ hat, der auf den umliegenden<br />

Feldern des Bioenergieparks wächst. Man merkt, er tut<br />

es nicht zum ersten Mal. Er sieht sich als werber für das, was<br />

im Falle Güstrow aus Mais, Getreide und Grasschnitt zu einer<br />

energetischen Masse vergoren und zu Bio-Erd<strong>gas</strong> veredelt<br />

wird. „Die <strong>Gas</strong>beschaffenheit von Bio-Erd<strong>gas</strong> ist nach erfolgter<br />

<strong>Gas</strong>aufbereitung identisch mit Erd<strong>gas</strong>. alle Technologien, die<br />

Erd<strong>gas</strong> nutzen, können mit Bio-Erd<strong>gas</strong> gespeist werden. Der<br />

Transportweg ist kalkulierbar, weil Bio<strong>gas</strong>anlagen dort errichtet<br />

werden können, wo der rohstoff erzeugt und eingespeist werden<br />

kann. Man kann Bio-Erd<strong>gas</strong> speichern. außerdem entstehen<br />

direkt dort, wo produziert wird, arbeitsplätze.“ Felix Hess lässt<br />

bei seinem Gegenüber gar nicht erst Zweifel aufkommen. Biomasse<br />

ist für ihn die energetische Zukunft. „Biomasse wird für<br />

unsere Breiten fast bedeutsamer sein, als es die Braunkohle<br />

einst Jahrhunderte war. wir müssen dafür nicht mal Tagebaue<br />

erschließen, Landschaften auf- und Dörfer abreißen. auch die<br />

Herstellung ist um Vieles umwelt- und klimafreundlicher, weil<br />

Co2-neutral. Entscheidend nicht zuletzt: Der rohstoff wächst<br />

immer wieder nach und ist hocheffizient.“<br />

Seit gut fünf Jahren hat Nawaro auf die Inbetriebnahme der<br />

industriellen Produktionsanlage für Bio<strong>gas</strong> hingearbeitet. „wir<br />

sind heute der weltweit größte Hersteller von Biomethan. Das ist<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />

Foto: Dirk Brzoska<br />

23 24 25 26


„Schon auf dem Feld wird<br />

entschieden, wie ertragreich<br />

die Ernte sein wird.“<br />

kein Größenwahn, sondern strategische Überlegung“, sagt Hess.<br />

Um wirtschaftlich Energie aus Biomasse zu betreiben, bedarf<br />

es industrieller anlagen. Das erfordert Kapital, einen langen<br />

atem und ist mit einem nicht geringen wirtschaftlichen risiko<br />

behaftet. Zudem müsse Bio-Erd<strong>gas</strong> stabil, in bester Qualität<br />

und zuverlässig in die Netze eingespeist werden.<br />

Schon auf dem Feld werde entschieden, wie ertragreich die<br />

„energetische Ernte“ sein wird. „als wir unser Unternehmen<br />

gründeten, hatten wir von Landwirtschaft überhaupt keine<br />

ahnung“, gesteht der Nawaro-Vorstand. Umso mehr ziehe<br />

er vor den Landwirten heute den Hut. „Landwirtschaft ist ein<br />

knallhartes Geschäft.“ Doch auch wenn Felix Hess davon spricht,<br />

den Bauern „eine Zukunft im energetischen Markt“ geben zu<br />

wollen, der in Mode gekommene Begriff des Energiewirts gefällt<br />

ihm dafür nicht. „Man sollte den Landwirten nicht vorgaukeln,<br />

sie könnten in die rolle eines Energieerzeugers schlüpfen und<br />

neben ihren windrädern, ihren Solardächern noch Biomasseanlagen<br />

auf den Hof stellen“, blickt Hess ernst. „Das macht<br />

wirklich nur Sinn, wenn es die Größe des Betriebes hergibt und<br />

in die eigene Energieversorgung mit eingebaut werden kann.<br />

Der Landwirt ist doch auch nicht gleich noch Bäcker geworden,<br />

nur weil er auch das Korn anbaut.“<br />

Für den Nawaro-Vorstand liegt der wert des Landwirts in dessen<br />

Kernkompetenz und wissen zu Fruchtfolgen, Bodenqualitäten<br />

und dergleichen. „wir werden zum Beispiel in Güstrow die<br />

nächsten 20 bis 30 Jahre Energie aus Biomasse produzieren.“ Es<br />

gehe dabei nicht darum, Lebensmittel zu verbrennen, entkräftet<br />

Felix Hess ein oft anzutreffendes Vorurteil. auch hierfür hat er<br />

27 28 29 30 31 32 33 34<br />

<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />

NAWARo ® BioEnergie <strong>AG</strong><br />

Die NAWARO ® BioEnergie <strong>AG</strong> wurde 2005 gemeinsam von Felix Hess und<br />

drei weiteren Privatpersonen gegründet. Das Unternehmen plant, errichtet<br />

und betreibt BioEnergie Parks, mit denen in industriellem Maßstab aus<br />

nachwachsenden Rohstoffen Bio-Erd<strong>gas</strong>, Strom, Wärme und biologischer<br />

Dünger produziert werden. Dieser Ansatz ist im Bereich der erneuerbaren<br />

Energien einzigartig. www.nawaro.de<br />

33<br />

Zahlen und Fakten: 10,8 Prozent der ackerflächen wurden in<br />

den letzten Jahren von der Europäischen Union aus dem Markt<br />

genommen. Die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten<br />

nimmt weiter ab. Preise sinken.<br />

Landwirtschaftliche Betriebe und ganze regionen, so wie in<br />

Mecklenburg-Vorpommern, ringen um ihre Existenz. „Experten<br />

gehen davon aus, dass im Jahr 2020 die weltbevölkerung mit<br />

dem Ertrag von einem Drittel der heutigen ackerfläche ernährt<br />

werden kann. Es ist alles nur eine Frage der Verteilung.“ Die<br />

Nachfrage nach Energiepflanzen könne und werde dazu führen,<br />

dass Landwirtschaft wieder nachhaltiger betrieben und nicht<br />

hektarweise stillgelegt wird. „wir veredeln Brachflächen. Im<br />

Umkreis von Güstrow nutzen wir mit unseren Landwirten vier<br />

Prozent der ackerflächen zum anbau von Energiepflanzen. Da<br />

kann von Verdrängung herkömmlicher Landwirtschaft keine<br />

rede sein. aber es ist eine Ergänzung und für den Landwirt<br />

eine Einkommensquelle. wir als Energieproduzenten teilen uns<br />

faktisch mit ihnen die arbeit bei der Herstellung erneuerbarer<br />

Energien.“<br />

arbeitsteilung ist auch das Grundkonzept für die Vermarktung<br />

des Bio-Erd<strong>gas</strong>es. „wir werden stets mit regionalen und lokalen<br />

Verteilern zusammenarbeiten“, sagt Hess. „<strong>VNG</strong> hat uns über<br />

die letzten Jahre hinweg begleitet, über manche Durststrecke<br />

hinweggeholfen. Es ist gut, so einen Partner an der Seite zu<br />

wissen.“ Für ihn habe <strong>VNG</strong> zugleich für die eigene Zukunft<br />

strategische weitsicht bewiesen. Felix Hess: „allein mit den<br />

in Güstrow per rahmenvertrag gesicherten Jahresmengen ist<br />

<strong>VNG</strong> aktuell die Nummer Eins auf dem Bio-Erd<strong>gas</strong>markt und<br />

kann sehr früh zukunftsweisende Produkte anbieten.“ Bei der<br />

Entwicklung weiterer Standorte in Deutschland wird Nawaro<br />

auch deshalb mit lokalen Partnern und starken Handelspartnern<br />

wie <strong>VNG</strong> zusammenarbeiten. Brandenburg und Thüringen<br />

stehen aktuell im Fokus weiterer Projekte. absehbar wolle das<br />

Leipziger Unternehmen in einem osteuropäischen Land erste<br />

„auslandserfahrungen“ sammeln. Doch vordringlichstes Ziel<br />

sei es zunächst, den Markt für Bio-Erd<strong>gas</strong> als Energieträger<br />

zu entwickeln. Felix Hess: „wir zeigen, dass sich erneuerbare<br />

Energie profitabel, wirtschaftlich und versorgungssicher auf<br />

Basis von Biomasse in industriellem Maßstab produzieren<br />

lässt.“<br />

35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52


34 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />

unser Gesprächspartner<br />

Dr.-Ing. Stephan Krein leitet<br />

den Bereich <strong>Gas</strong>verkauf Industrie-<br />

und Geschäftskunden<br />

und verantwortet den Handel<br />

mit Bio-Erd<strong>gas</strong>. Dr. Krein arbeitet<br />

seit 1999 bei <strong>VNG</strong>. Bis<br />

2005 war er im Bereich Kundendienst<br />

für die Betreuung<br />

der Industriekunden verantwortlich;<br />

danach wechselte<br />

er in den <strong>Gas</strong>verkauf.<br />

Interview<br />

<strong>VNG</strong> hat sich frühzeitig mit dem Thema Bio-Erd<strong>gas</strong><br />

auseinandergesetzt und sich über die <strong>VNG</strong>-Toch-<br />

ter BAlANcE <strong>VNG</strong> Bioenergie GmbH auch bei der<br />

Produktion und der Einspeisung von Bio-Erd<strong>gas</strong><br />

engagiert. Mit der jetzt erfolgten Inbetriebnahme<br />

des NAWARo-BioEnergie Parks in Güstrow sichert<br />

sich <strong>VNG</strong> Bio-Erd<strong>gas</strong> aus dieser Anlage. Was wird<br />

damit geschehen?<br />

Dr. Stephan Krein: Bio-Erd<strong>gas</strong> kann in Blockheiz-<br />

kraftwerken verstromt, über Beimischprodukte<br />

Haushaltskunden zur Verfügung gestellt und an den<br />

Erd<strong>gas</strong>-Tankstellen als umweltfreundlicher Kraft-<br />

stoff in den Tank gefüllt werden. Vor der Einspeisung<br />

wird Bio<strong>gas</strong> so aufbereitet, dass Bio-Erd<strong>gas</strong> die<br />

gleichen Eigenschaften wie Erd<strong>gas</strong> besitzt. Hieraus<br />

ergibt sich eine umfangreiche Produktpalette, die<br />

wir unseren Kunden anbieten oder aber mit ihnen<br />

gemeinsam entwickeln können.<br />

Wie reagieren Ihre Geschäfts- und Industriekun-<br />

den auf das <strong>VNG</strong>-Angebot eines „grünen Erd<strong>gas</strong>-<br />

Pendanten“?<br />

Es wird sich für unsere<br />

Kunden lohnen, Bio-Erd<strong>gas</strong>produkte<br />

einzusetzen<br />

umweltfreundliche Produkte aus Bio-Erd<strong>gas</strong> werden<br />

das Produktportfolio von <strong>VNG</strong> schrittweise erweitern<br />

und weiter zukunftsorientiert ausrichten.<br />

Mit der Einspeisung von Bio-Erd<strong>gas</strong> aus dem<br />

NAWARo BioEnergie Park in Güstrow in das<br />

Fern<strong>gas</strong>netz und der Produktion von Bio<strong>gas</strong><br />

an anderen Standorten hat sich <strong>VNG</strong> zu einem<br />

der führenden Händler mit dem nachwachsenden<br />

Energieträger gemacht. „Wir stehen<br />

am Beginn einer neuen Phase beim Einsatz<br />

von erneuerbaren Energien, unsere Kunden<br />

zeigen sich interessiert an den Bio-Erd<strong>gas</strong>produkten<br />

und unseren Dienstleistungen“,<br />

sagt Dr. Stephan Krein, Direktor <strong>Gas</strong>verkauf<br />

Industrie- und Geschäftskunden bei<br />

<strong>VNG</strong>, im Gespräch mit <strong>medium</strong> <strong>gas</strong>.<br />

Kurz gesagt: Äußerst positiv und sehr interes-<br />

siert! Vor allem Stadtwerke erkennen die vielver-<br />

sprechenden Einsatzfelder für Bio-Erd<strong>gas</strong>. Mit<br />

ihnen diskutieren wir über die Gestaltung von<br />

Produkten, die Stadtwerke dann ihren Kunden,<br />

beispielsweise wohnungsunternehmen, anbieten<br />

können. Schrittweise wird das Bio-Erd<strong>gas</strong> in der<br />

öffentlichen wahrnehmung eine immer größere<br />

rolle einnehmen. Da bin ich mir sicher. wir stehen<br />

am Beginn einer neuen Phase beim Einsatz von<br />

erneuerbaren Energien. Bio-Erd<strong>gas</strong> wird zu einer<br />

zunehmend betriebswirtschaftlich interessanten<br />

Größe werden, auch für Industriekunden, denen<br />

Bio-Erd<strong>gas</strong> strategisch die Chance geben wird,<br />

ihren Energiemix effizienter zu gestalten.<br />

Ist es aber nicht so, dass die Aufnahme von Bio-<br />

Erd<strong>gas</strong> in das Angebotsportfolio heute vornehmlich<br />

noch auf Image fördernde Faktoren für den<br />

Anbieter reduziert wird?<br />

wer das tut, greift wirklich zu kurz. Der erforderliche<br />

aufwand und das risiko, die für die Inbetriebnah-<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />

23 24 25 26<br />

Foto: Dirk Brzoska


me, für die Veredlung der rohstoffe und für die<br />

Einspeisung von allen Partnern betrieben bzw. auf-<br />

genommen werden müssen, würden dies überhaupt<br />

nicht rechtfertigen. Das wird Nawaro bestätigen,<br />

wo man das Geschäftsmodell sicherlich nicht auf<br />

Imagefaktoren aufgebaut hat. Unsere Kollegen der<br />

BaLaNCE und der oNTraS, die für die Einspeisung<br />

des Güstrower Bio-Erd<strong>gas</strong>es in das Fernleitungsnetz<br />

den bislang größten <strong>Gas</strong>knoten seiner art geschaffen<br />

haben, betraten nicht deswegen Neuland.<br />

aus unserer Sicht wird zum einen auf dem Erd<strong>gas</strong>-Markt<br />

ein ähnlicher wettbewerb um grüne<br />

Produkte entstehen, der im Strommarkt bereits<br />

angelaufen ist. Zum anderen werden politische<br />

Entscheidungen, die zum Beispiel im rahmen des<br />

Erneuerbare-Energien-wärmegesetz (EEwärmeG)<br />

den Einsatz von Bio-Erd<strong>gas</strong> begünstigen, Druck<br />

auf den Markt ausüben. außerdem: Ein Großteil<br />

unseres benötigten Erd<strong>gas</strong>es muss heute importiert<br />

werden. Mit dem Einsatz von Bio-Erd<strong>gas</strong><br />

entlasten wir diesen Import und investieren dazu<br />

noch im eigenen Land. Dass dies dann dem Image<br />

gut tut, wenn sich ein Versorger wie wir so mit<br />

zukunftsfähigen Produkten ins Gespräch bringt,<br />

ist ein schöner Nebeneffekt.<br />

Bio-Erd<strong>gas</strong> werden gleiche Qualitätseigenschaften<br />

wie Erd<strong>gas</strong> zugeschrieben. Können Sie diese Qualität<br />

Ihren Kunden zusichern?<br />

Die Beschaffenheit des zugemischten Bio-Erd<strong>gas</strong>es<br />

erfüllt tatsächlich alle vergleichbaren Parameter<br />

des Erd<strong>gas</strong>es entsprechend dem DVGw-regelwerk.<br />

Für die Einspeisung und weitere Nutzung ist dies<br />

unerlässlich. als <strong>VNG</strong>-Handelssparte haben wir<br />

in den zurückliegenden Monaten erleben können,<br />

was alles erforderlich ist, bis das Bio-Erd<strong>gas</strong><br />

stabil, kontinuierlich und in der geforderten<br />

Beschaffenheit in das Netz eingespeist wird. Die<br />

Netzanbindung, das Fahren der anlagen bei den<br />

Bio<strong>gas</strong>-Produzenten, die Mengenkalkulationen<br />

und -prognosen für eine stabile Einspeisung erfordern<br />

ein hohes technologisches Know-how. <strong>VNG</strong><br />

nutzte hier die Erfahrungen aus seiner langjährigen<br />

Erd<strong>gas</strong>versorgung. wenn wir jetzt schrittweise das<br />

Bio-Erd<strong>gas</strong> in unser Portfolio aufnehmen, dann<br />

können wir dieses mit gutem Gewissen qualitativ<br />

mit Erd<strong>gas</strong> auf eine Stufe setzen und eine sichere<br />

Versorgungsleistung zusagen.<br />

27 28 29 30 31 32 33 34<br />

<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />

Können die Kunden nachvollziehen, woher das<br />

Bio-Erd<strong>gas</strong> kommt?<br />

Hierfür wird aktuell ein offizielles Bio<strong>gas</strong>-register<br />

aufgebaut. In diesem wird nachzulesen sein, woher<br />

das Bio-Erd<strong>gas</strong> kommt, wie es hergestellt wird, welche<br />

Eigenschaften es hat. In diesem register werden<br />

die Mengen und die biogenen Eigenschaften in<br />

entsprechenden Konten erfasst. So wird der weg<br />

jeder Kilowattstunde von der Bio<strong>gas</strong>anlage bis<br />

zur Verwendung beim Verbraucher, zum Beispiel<br />

die Verstromung in einem Blockheizkraftwerk,<br />

dokumentiert und transparent gemacht.<br />

Wie wird sich der Bio-Erd<strong>gas</strong>markt aus Ihrer Sicht<br />

entwickeln?<br />

wir machen die ersten Schritte. Doch es wird<br />

sich für uns wie für unsere Kunden lohnen, früh<br />

dabei zu sein, neue Produkte und Projekte zu<br />

initiieren und zielstrebig über den Einsatz von<br />

Bio-Erd<strong>gas</strong> nachzudenken. <strong>VNG</strong> hat mit seinem<br />

erfolgreichen Engagement im Bio-Erd<strong>gas</strong>markt<br />

gezeigt, dass wir die Kompetenzen, den fachlichen<br />

sowie ökonomischen Hintergrund haben,<br />

für Stadtwerke, regionale Versorgungsunternehmen<br />

und für Industriebetriebe als zuverlässiger<br />

Partner in diesem wachstumsfeld erneuerbarer<br />

Energien zu agieren.<br />

Das Gespräch führte Uwe Winkler,<br />

freier Journalist.<br />

Produkt <strong>VNG</strong>.<strong>gas</strong>markt Bio-Erd<strong>gas</strong><br />

Sie möchten erneuerbare Energien aus heimischen ressourcen nutzen, Ihr Produktportfolio<br />

erweitern und gleichzeitig einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten?<br />

Mit <strong>VNG</strong>.<strong>gas</strong>markt Bio-Erd<strong>gas</strong> offeriert Ihnen die <strong>VNG</strong> – <strong>Verbundnetz</strong> <strong>Gas</strong> aktiengesellschaft<br />

in Deutschland produziertes Bio-Erd<strong>gas</strong> als Beimischprodukt für Ihren „Grünen Tarif“, zur<br />

Verstromung oder als Bio-Kraftstoff.<br />

Die Vorteile auf einen Blick:<br />

– Einsatz erneuerbarer<br />

Energie aus heimischen<br />

Ressourcen<br />

– ausgewogenes Chancen-<br />

Risiko-Verhältnis<br />

– Versorgungssicherheit<br />

– individuelle Mengen- und<br />

Leistungsausstattung<br />

– Übernahme aller erforderlichen<br />

Marketingaktivitäten<br />

möglich<br />

Foto: aboutpixel.de/BrotFürDiewelt © N-Loader<br />

35<br />

35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52


36 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />

Nachgefragt<br />

Zehn „grüne“ Fragen<br />

Was Sie schon immer über Bio<strong>gas</strong> und Bio-Erd<strong>gas</strong> wissen wollten – <strong>medium</strong> <strong>gas</strong> beantwortet die zehn wichtigsten Fragen zum Thema.<br />

Wie entsteht Bio<strong>gas</strong>?<br />

Für die Produktion von Bio<strong>gas</strong> können nachwachsende Rohstoffe wie Maisund<br />

Grassilage oder tierische Exkremente verwendet werden. Auch sonstige<br />

organische Substanzen – sogenannte Kofermente – eignen sich dafür. Die<br />

Biomasse wird in sogenannten Fermentern, von Bakterien unter Luftausschluss<br />

in Bio<strong>gas</strong> umgewandelt, quasi vergoren. Eine wichtige<br />

Grundlage für diesen anaeroben Prozess ist die Einhaltung einer<br />

konstanten Temperatur. Die meisten Anlagen werden dabei mesophil<br />

(32 °C bis 42 °C) oder thermophil (50 °C bis 58 °C) betrieben.<br />

Gibt es einen unterschied zwischen Bio<strong>gas</strong> und Bio-Erd<strong>gas</strong>?<br />

Ja, zwischen beiden <strong>Gas</strong>en besteht ein erheblicher Unterschied.<br />

Bio<strong>gas</strong> ist aus anaerober Vergärung von Biomasse erzeugtes <strong>Gas</strong>,<br />

Bio-Erd<strong>gas</strong> ist dagegen auf Erd<strong>gas</strong>-Qualität aufbereitetes Bio<strong>gas</strong>.<br />

Dazu wird Bio<strong>gas</strong> in einer Aufbereitungsanlage von Kohlendioxid,<br />

Wasser und Schwefelwasserstoff gereinigt und somit der Methangehalt<br />

angehoben. Im aufbereiteten Zustand erfüllt das Bio<strong>gas</strong> die<br />

Anforderungen des DVGW Regelwerks, v. a. die Vorgaben der G 260 und<br />

G 262 sind hier als relevante Punkte zu nennen und kann somit in das<br />

Netz der allgemeinen Versorgung eingespeist werden. Eines eint Bio<strong>gas</strong> und<br />

seinen veredelten Verwandten allerdings: Sie sind weitgehend CO2-neutral. Denn bei ihrer Verbrennung wird nur so viel Kohlendioxid freigesetzt, wie<br />

die Energiepflanzen zuvor während ihres Wachstums aus der Atmosphäre<br />

entnommen und gespeichert haben.<br />

unterscheiden sich Erd<strong>gas</strong> und Bio-Erd<strong>gas</strong> eigentlich?<br />

Erd<strong>gas</strong> und Bio-Erd<strong>gas</strong> erfüllen die Anforderungen der bestehenden Regelwerke<br />

und weisen damit chemisch und physikalisch eine große Ähnlichkeit auf. Der<br />

Unterschied ist: Erd<strong>gas</strong> ist ein fossiler Energieträger und über Jahrmillionen<br />

aus organischen Materialien entstanden. Bio-Erd<strong>gas</strong> ist ein erneuerbarer<br />

Energieträger und wird heute aus einheimischen organischen Materialien<br />

produziert. Herkömmliches Erd<strong>gas</strong> weist unter allen fossilen Energieträgern<br />

bereits die geringsten CO2-Emissionen auf. Durch die Verwendung von Bio-<br />

Erd<strong>gas</strong> reduziert man die Klimabilanz noch weiter, denn Bio-Erd<strong>gas</strong> verbrennt<br />

nahezu CO2-neutral. Wo kann ich Bio<strong>gas</strong> und Bio-Erd<strong>gas</strong> überall einsetzen?<br />

Bio<strong>gas</strong> wird hauptsächlich für die Erzeugung von Strom und Wärme mittels<br />

BHKW am Standort der Bio<strong>gas</strong>anlage genutzt. Dies wird durch das Erneuerbare-<br />

Energien-Gesetz gefördert. Besonders sinnvoll ist diese Form der Bio<strong>gas</strong>produktion<br />

und Nutzung, wenn die bei der Stromproduktion im BHKW anfallende<br />

überschüssige Wärme an externe Verbraucher abgegeben werden kann.<br />

Dies ist zum Beispiel beim Bioenergiepark Hof der Fall. Doch nicht an<br />

jedem Bio<strong>gas</strong>-Standort kann genügend Wärme abgenommen und<br />

der regenerative Energieträger Bio<strong>gas</strong> möglichst effizient genutzt<br />

werden. Bio-Erd<strong>gas</strong> kann in das Leitungsnetz eingespeist und wie<br />

herkömmliches Erd<strong>gas</strong> genutzt werden. Über die vorhandene Erd<strong>gas</strong>infrastruktur<br />

ist es deutschlandweit, unabhängig von der Erzeugung,<br />

für die Strom- und Wärmeversorgung einsetzbar. Zusätzlich kann<br />

Bio-Erd<strong>gas</strong> auch als Kraftstoff verwendet werden. Im Rahmen dieses<br />

Verwertungszweigs ist es von der Mineralölsteuer befreit.<br />

Ist Bio<strong>gas</strong> besser als Wind- und Sonnenenergie?<br />

Im Gegensatz zu Wind- und Sonnenenergie ist eine Bio<strong>gas</strong>anlage<br />

dazu in der Lage, kontinuierlich Strom und Wärme zu produzieren.<br />

Damit ist die Bio<strong>gas</strong>technologie neben der Wasserkraft als einzige<br />

der regenerativen Energien grundlastfähig. Darüber hinaus ist Bio<strong>gas</strong> ein<br />

speicherbarer Energieträger. Und: Bio<strong>gas</strong> ist vielseitiger als andere erneu-<br />

erbare Energien: Neben der Erzeugung von Strom und Wärme wird aus ihm<br />

auch umweltfreundlicher Kraftstoff für Autos hergestellt. Dies alles macht<br />

sie zu einer wichtigen Säule im Energiemix der Zukunft.<br />

Bio-Erd<strong>gas</strong> im Tank – geht das wirklich?<br />

Um zapfsäulentauglich zu sein, wird Bio<strong>gas</strong> zuvor auf Erd<strong>gas</strong>-Qualität auf-<br />

bereitet. Rund 12 Prozent der deutschen Erd<strong>gas</strong>tankstellen mischen schon<br />

heute Bio-Erd<strong>gas</strong> bei, Tendenz steigend. Fahrzeuge mit Erd<strong>gas</strong>antrieb stoßen<br />

rund 20 Prozent weniger Kohlendioxid aus als ein vergleichbarer Benziner. Bei<br />

Beimischung von Bio-Erd<strong>gas</strong> zum Erd<strong>gas</strong> seien es sogar 40 Prozent weniger.<br />

Bio-Erd<strong>gas</strong> kann ohne Einschränkungen oder technische Umrüstungen<br />

von Erd<strong>gas</strong>fahrern genutzt werden.<br />

lohnt sich die Aufbereitung und Einspeisung überhaupt?<br />

Bisher wird Bio<strong>gas</strong> in der Regel dezentral zur Strom- und Wärmeerzeugung<br />

in KWK-Anlagen direkt an der Bio<strong>gas</strong>anlage eingesetzt.<br />

Dies ist durch die EEG-Förderung auch wirtschaftlich. Ein großer<br />

Nachteil ist allerdings aufgrund der Anlagenstandorte in ländlichen<br />

Strukturen meist die fehlende Nutzungsmöglichkeit für<br />

die anfallende Wärme. Hier hat die Aufbereitung von Bio<strong>gas</strong> auf<br />

Erd<strong>gas</strong>qualität ein großes Potenzial, da das zu Bio-Erd<strong>gas</strong> veredelte<br />

Bio<strong>gas</strong> in das bestehende Erd<strong>gas</strong>netz eingespeist und damit nach<br />

EEG genutzt werden kann. Diese Reinigung und Aufbereitung ist zwar<br />

aufwändig, trotzdem kann sich die Einspeisung auch lohnen. Das<br />

kommt ganz darauf an, wo und wie das Bio-Erd<strong>gas</strong> genutzt wird. Auf<br />

jeden Fall erreicht man so einen höheren Wirkungsgrad der eingesetzten<br />

Energie. In den meisten Bio<strong>gas</strong>-Blockheizkraftwerken werden höchstens<br />

40 Prozent der eingesetzten Energie zu Strom, weitere 40 Prozent zu Wärme<br />

umgewandelt. Gibt es dafür keinen Abnehmer, verpufft sie im wahrsten<br />

Sinne des Wortes in der Luft.<br />

Ist die Einspeisung von Bio-Erd<strong>gas</strong> ins Fern<strong>gas</strong>leitungsnetz problematisch?<br />

Nein. Sobald Bio<strong>gas</strong> zu Bio-Erd<strong>gas</strong> aufbereitet wurde, kann es auf Basis<br />

der bestehenden technischen Normen und Regeln sowie der gesetzlichen<br />

Vorgaben in das Erd<strong>gas</strong>netz eingespeist werden.<br />

Wer überwacht die Einhaltung der Bio-Erd<strong>gas</strong>qualität?<br />

Verantwortlich für die Messung und Einhaltung der <strong>Gas</strong>beschaffenheit ist<br />

der Netzbetreiber, er trägt dafür auch die Kosten. Er muss dem Einspeiser die<br />

Mindestanforderungen an die <strong>Gas</strong>qualität mitteilen und ihn bei der Umsetzung<br />

der Anforderungen unterstützen. Vorrangige Maßgabe sind die Vorgaben des<br />

DVGW-Arbeitsblattes G 260/262. Darin werden die Netzkompatibilität des<br />

<strong>Gas</strong>es verlangt, sowie die <strong>Gas</strong>zusammensetzung vorgegeben.<br />

Wie funktioniert die Abrechnung von Bio-Erd<strong>gas</strong> beim Netzbetreiber?<br />

Grundsätzlich gelten für Bio-Erd<strong>gas</strong> die gleichen Regelungen wie für Erd<strong>gas</strong><br />

– die Einspeisung und der Transport erfolgen nach den Maßgaben von EnWG,<br />

<strong>Gas</strong>NZV, den Festlegungen der BNetzA und der Kooperationsvereinbarung<br />

<strong>Gas</strong> III. Bei der Bilanzierung gibt es jedoch für Bio-Erd<strong>gas</strong> umfangreiche<br />

Sonderregelungen. Sie zielen vorrangig darauf ab, die Einspeisung von Bio-<br />

Erd<strong>gas</strong> zu erleichtern. Zu den Sonderregelungen zählen unter anderem ein<br />

12-monatiger Bilanzierungszeitraum, ein Flexibilitätsrahmen von 25 Prozent<br />

und die Möglichkeit, positive Endsalden unter Einhaltung des Flexibilitätsrahmens<br />

auf den nachfolgenden Bilanzierungszeitraum zu übertragen.<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />

23 24 25 26


27 28 29 30 31 32 33 34<br />

<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />

37<br />

Bio is Kuhtiful!<br />

Illustration: Ulrich Forchner<br />

35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52


38 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />

Energiepolitik<br />

Filigrane Gesetzesmechanik<br />

Bio<strong>gas</strong>anlagen werden durch Investitionshilfen und eine Einspeisevergütung staatlich gefördert. Welche Gesetze,<br />

Verordnungen und Richtlinien sind dafür aber relevant? <strong>medium</strong> <strong>gas</strong> erklärt, wie die gesetzlichen<br />

Rahmenbedingungen für die Bio<strong>gas</strong>- und Bio-Erd<strong>gas</strong>nutzung aussehen.<br />

<strong>Gas</strong>netzzugangsverordnung<br />

Die <strong>Gas</strong>netzzugangsverordnung (<strong>Gas</strong>NZV) regelt die Bedingungen, unter denen die <strong>Gas</strong>netzbetreiber Transportkunden<br />

Zugang zu den <strong>Gas</strong>netzen gewähren müssen. Mit der Verordnung soll u. a. die Einspeisung von<br />

6 Mrd. Kubikmetern Bio-Erd<strong>gas</strong> bis 2020 und 10 Mrd. Kubikmetern bis zum Jahr 2030 ermöglicht werden.<br />

Der entscheidende abschnitt in der <strong>Gas</strong>NZV betrifft die Netzanschlusspflicht für Bio<strong>gas</strong>anlagen an das<br />

Erd<strong>gas</strong>leitungsnetz. Der Netzanschluss beinhaltet dabei eine Verbindungsleitung, eine <strong>Gas</strong>druck-regel-<br />

Messanlage, eine Verdichteranlage und eine anlage zur eichgerechten Messung des einzuspeisenden<br />

Bio-Erd<strong>gas</strong>es. Die Kosten dafür werden zwischen Netzbetreiber und Bio<strong>gas</strong>einspeiser bzw. für die<br />

<strong>Gas</strong>leitung zwischen Netzbetreiber und Bio<strong>gas</strong>erzeuger hälftig aufgeteilt. Netzbetreiber sind<br />

laut <strong>Gas</strong>NZV außerdem verpflichtet, Ein- und ausspeiseverträge bevorzugt mit Bio<strong>gas</strong>-Transportkunden<br />

abzuschließen, sofern das Bio<strong>gas</strong> netzkompatibel ist. Ihnen wird Vorrang<br />

vor Erd<strong>gas</strong>-Transportkunden eingeräumt. Bei technischen Kapazitätsengpässen sind<br />

Transportkapazitäten vorrangig an Transportkunden zu vergeben, die Bio-Erd<strong>gas</strong><br />

einspeisen. Dieser Vorrang gilt unabhängig von der Netzebene.<br />

<strong>Gas</strong>netzentgeltverordnung<br />

In der <strong>Gas</strong>NEV ist festgelegt, wie die anfallenden Nutzungsentgelte für<br />

<strong>Gas</strong>transportkunden bestimmt werden. Demnach erhalten Bio<strong>gas</strong>einspeiser<br />

vom Netzbetreiber für die vermiedenen Netzkosten (Kosten, die auf Grund der<br />

dezentralen Einspeisung nicht entstehen) pauschal 0,7 Cent/kwh. Dieser Pauschalbetrag<br />

ist unabhängig von der jeweiligen Netzebene bzw. Druckstufe. Die beim<br />

Netzbetreiber entstehenden Kosten können auf die Netzentgelte umgelegt werden.<br />

Bundesimmissionsschutzgesetz<br />

Ausblick: Vorhaben der neuen Bundesregierung<br />

In ihrem Koalitionsvertrag sieht die neue schwarz-gelbe Regierung den weiteren Ausbau der Nutzung erneuerbarer Energien vor. Ziel ist es, dass diese Energien<br />

den Hauptanteil an der Energieversorgung übernehmen. Zum 1. Januar 2012 soll das EEG novelliert werden, um die Förderung regenerativer Energien und die<br />

Einspeisung ins Netz effizienter zu gestalten und Über- bzw. Unterförderungen zu vermeiden. Zudem soll die Position des Bio<strong>gas</strong>es im Rahmen des EEWärmeG<br />

verbessert und der Biokraftstoffmarkt wiederbelebt werden.<br />

<strong>Gas</strong>NEV<br />

Das Bundesimmissionsschutzgesetz ist ein Gesetz zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen<br />

durch Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen und ähnlichen<br />

Vorgängen. Es gilt u. a. auch für die Beschaffenheit von Brenn- und Treibstoffen und regelt den<br />

Mindestanteil von Biokraftstoffen an der Gesamtmenge des in den Verkehr gebrachten Kraftstoffs<br />

zur Treibhaus<strong>gas</strong>minderung. Seit Juli 2009 wird auch Bio<strong>gas</strong> im Gesetz als auf die Biokraftstoffquote<br />

anrechenbarer Kraftstoff geführt. allerdings ist die anrechnung an bestimmte anforderungen im Produktionsverfahren<br />

geknüpft, die eine günstige Klimabilanz gewährleisten sollen.<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />

<strong>Gas</strong>NZV<br />

BImSchG<br />

23 24 25 26


EEG<br />

Biomasseverordnung<br />

27 28 29 30 31 32 33 34<br />

Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />

<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />

Seit dem 1. april 2000 ist das EEG in Kraft, mittlerweile hat es mehrere Neufassungen erlebt und gilt mit der<br />

letzten Fassung vom 25. oktober 2008. Über die Jahre gleich geblieben ist der Ursprungsgedanke – die Strom-<br />

und wärmeerzeugung aus erneuerbaren Quellen zu fördern. wichtigstes Mittel des EEG ist die finanzielle<br />

Förderung von Strom aus erneuerbaren Energieanlagen über eine Einspeisevergütung. Die entstehenden<br />

Kosten werden unter den Energieversorgungsunternehmen aufgeteilt und fließen als zusätzlicher Kostenfaktor<br />

in die Endverbraucherpreise ein. Die Höhe der Vergütung richtet sich nach den Erzeugungskosten<br />

der Erneuerbare-Energien-Technologie, die den Strom bereitstellt.<br />

Für Biomasse werden zusätzlich der eingesetzte rohstoff, die anwendung in Kraft-wärme-Kopplung (KwK),<br />

der Einsatz innovativer Technologien (wie beispielsweise die aufbereitung und Einspeisung ins Erd<strong>gas</strong>netz)<br />

und die anlagengröße durch Boni berücksichtigt.<br />

auch den aus Bio-Erd<strong>gas</strong> erzeugten Strom berücksichtigt das Gesetz, unabhängig von der Stelle, wo das<br />

Bio-Erd<strong>gas</strong> eingespeist wurde. Hierdurch kann Bio-Erd<strong>gas</strong> an orten mit wärmenachfrage zum Einsatz kommen<br />

und die prozessbedingt bei der Stromerzeugung anfallende wärme effizient genutzt werden. Die staatlichen<br />

Vergütungssätze sind über 20 Jahre garantiert, sinken aber Jahr für Jahr.<br />

Die Biomasseverordnung regelt für den anwendungsbereich des Erneuerbare-<br />

Energien-Gesetzes, welche Stoffe als Biomasse gelten, welche technischen Verfahren<br />

zur Stromerzeugung aus Biomasse in den anwendungsbereich des Gesetzes<br />

fallen und welche Umweltanforderungen bei der Erzeugung von Strom aus Biomasse<br />

einzuhalten sind.<br />

Biomasse im Sinne der Biomasseverordnung sind Energieträger aus Phyto- und<br />

Zoomasse (Biomasse aus pflanzlichem und tierischem Ursprung). Hierzu gehören<br />

auch Folge- und Nebenprodukte, rückstände und abfälle, deren Energiegehalt<br />

aus Phyto- und Zoomasse stammt.<br />

BiomasseV EEWärmeG<br />

Erneuerbare-Energien-<br />

Wärmegesetz<br />

Das EEwärmeG verpflichtet Eigentümer von Gebäuden,<br />

die neu errichtet werden, ihren wärmeenergiebedarf<br />

durch die anteilige Nutzung von Biomasse,<br />

Geothermie, Solarthermie oder Umweltwärme zu<br />

decken. Eingespeistes Bio-Erd<strong>gas</strong> fördert und erlaubt<br />

der Gesetzgeber allerdings nur bei einem Einsatz in<br />

anlagen zur gekoppelten wärme- und Stromerzeugung,<br />

nicht jedoch in bewährten und effizienten Brennwertkesseln.<br />

Damit fehlt dem Gesetz die nötige Technologieoffenheit.<br />

Derzeit gelten die gesetzlichen Bestimmungen lediglich für den<br />

Neubaubereich. Die Bundesländer können jedoch auch eine Pflicht zur<br />

Nutzung erneuerbarer Energien für Bestandsgebäude festlegen.<br />

39<br />

35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52


40 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />

Vorgestellt<br />

Wir können<br />

BIo<br />

<strong>VNG</strong> investiert in die Zukunft eines<br />

energiegeladenen Hoffnungsträgers.<br />

Dafür hat sie 2007 mit der BAlANcE<br />

<strong>VNG</strong> Bioenergie GmbH ein Tochterunternehmen<br />

gegründet, das Bio<strong>gas</strong>- und<br />

Bio-Erd<strong>gas</strong>projekte entwickelt und<br />

realisiert. Mittlerweile ist BAlANcE<br />

an zahlreichen großen und kleinen<br />

Projekten beteiligt – drei davon stellen<br />

wir Ihnen vor.<br />

Bio<strong>gas</strong> für Bayern<br />

Bioenergiepark Hof<br />

weit über 4000 Bio<strong>gas</strong>anlagen sind derzeit in Deutschland am<br />

Netz. Die meisten – knapp 1.400 – stehen in Bayern, eine von<br />

ihnen ist der Bioenergiepark Hof/Saale. Er liefert seit august<br />

dieses Jahres Bio<strong>gas</strong> für Verstromung und wärme. Der Bioenergiepark<br />

ist das jüngste Bauvorhaben der Projektgesellschaft<br />

BGa Bioenergie GmbH, an der die BaLaNCE <strong>VNG</strong> Bioenergie<br />

GmbH zu knapp 75 Prozent beteiligt ist. Der zweite Investor ist<br />

die i4r Beteiligungsgesellschaft mbH aus Lüneburg. Die erste<br />

von insgesamt drei unabhängigen Bio<strong>gas</strong>anlagen des Parks ist<br />

bereits in Betrieb. Bis Mitte 2010 soll die zweite anlage fertig<br />

sein. Das Gesamtinvestitionsvolumen beträgt neun Millionen<br />

Euro. Nach abschluss der Bauarbeiten bis Mitte 2011 werden<br />

2,1 Megawatt elektrische Leistung, umgerechnet mehr als<br />

17 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr, ins örtliche<br />

Stromnetz eingespeist. Das reicht für rund 4.500 Haushalte.<br />

Die Überschusswärme fließt größtenteils zum benachbarten<br />

Kältetechnik-Betrieb der Firma Viessmann.<br />

Auf einen Blick:<br />

Substrate: rinderfrischgülle,<br />

Silomais, Ganzpflanzensilage, Grünschnitt und Festmist<br />

Jährliche Substratmenge: 17.800 Tonnen<br />

Bio<strong>gas</strong>erzeugung: 275 Nm³/h<br />

Bio<strong>gas</strong> mit ca. 52 Prozent Methangehalt<br />

Anlagenleistung Endausbau: 2,1 Mw (elektrisch)<br />

Internet: www.bga-hof.de<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />

23 24 25 26


27 28 29 30 31 32 33 34<br />

• Gemeinde Oschatz,<br />

Gemarkung Leuben<br />

• Im Außenbereich, direkt<br />

neben einem<br />

Milchviehbetrieb, der<br />

über eine eigene<br />

Bio<strong>gas</strong>anlage verfügt<br />

• Abstand zu<br />

Wohnbebauung in jeder<br />

Richtung min. 650 m<br />

• Zufahrt zum Grundstück<br />

über Verbindungsstraße<br />

zwischen Naundorf und<br />

Leuben<br />

Bio<strong>gas</strong> für Sachsen-Anhalt<br />

Bio<strong>gas</strong>anlage<br />

Popperode<br />

Gerade in Bau befindet sich eine Bio<strong>gas</strong>anlage in Sachsen-<br />

anhalt, im Sangerhäuser ortsteil wippra-Popperode. Bauherr<br />

und Eigentümer der anlage ist die Leipziger Bio<strong>gas</strong>gesellschaft<br />

mbH, eine 100 %ige Tochter der BaLaNCE <strong>VNG</strong> Bioenergie<br />

GmbH. Die Leipziger Stadtwerke haben die option, sich zu-<br />

künftig an der Projektgesellschaft zu beteiligen, derzeit be-<br />

gleiten sie die Errichtung der anlage als Dienstleister. Die<br />

anlage wird Ende 2009 in Betrieb gehen und bereits Mitte<br />

2010 mit maximaler Leistung laufen. Dann soll sie aus einem<br />

Substratmix (vorwiegend rindergülle und Maissilage) jährlich<br />

bis zu 4 Mio. kwh elektrische Energie in einem Blockheiz-<br />

kraftwerk erzeugen. Das reicht für die Stromversorgung von<br />

rund 1.000 Haushalten. Vorgesehen ist zusätzlich auch eine<br />

wärmeauskopplung. Die wärme soll in einer Gärrestetrocknungsanlage<br />

zur Düngemittelproduktion genutzt werden bzw.<br />

optional zur Deckung des wärmebedarfs der angrenzenden<br />

agrargenossenschaft dienen. alle Substrate werden durch die<br />

ortsansässige agrargenossenschaft bereitgestellt und sind<br />

bereits langfristig gesichert.<br />

Auf einen Blick:<br />

Substrate: vorwiegend rindergülle und Maissilage<br />

Jährliche Substratmenge: 20.000 Tonnen<br />

Bio<strong>gas</strong>erzeugung: 200 Nm³/h Bio<strong>gas</strong> mit ca. 52 Prozent Methangehalt<br />

Anlagenleistung: 4 Mio. kwh; 0,5 Mw (elektrisch)<br />

<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />

Bio<strong>gas</strong> für Sachsen<br />

Bio-Erd<strong>gas</strong>anlage<br />

oschatz<br />

35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52<br />

41<br />

anfang November 2009 startete der Bau einer neuen Bio<strong>gas</strong>anlage<br />

im sächsischen oschatz bei Leipzig. Im Gegensatz zu den<br />

anlagen in Hof und Popperode ist in oschatz die Einspeisung<br />

von Bio-Erd<strong>gas</strong> in das Erd<strong>gas</strong>leitungsnetz geplant. Das neueste<br />

Projekt der BaLaNCE entsteht direkt neben einem Milchviehbetrieb,<br />

der bereits über eine eigene Bio<strong>gas</strong>anlage verfügt. Die<br />

Investitionssumme beläuft sich auf rund 14,8 Millionen Euro. Laut<br />

Planung soll die Bio-Erd<strong>gas</strong>anlage anfang 2011 in Betrieb gehen<br />

und dann über eine elektrische Leistung von 2,8 Mw verfügen.<br />

In einem mehrstufigen Verfahren werden kontinuierlich ca.<br />

1.400 Nm³/h Bio<strong>gas</strong> mit einem Methananteil von etwa 53 % produziert.<br />

Die aufbereitung dieses rohbio<strong>gas</strong>es auf Erd<strong>gas</strong>qualität<br />

erfolgt anschließend in einer Druckwechselabsorptionsanlage.<br />

Eingespeist wird in das 16-Bar-Netz der MITGaS. Gespeist wird<br />

die anlage übrigens mit einem Mix aus Maissilage, Grassilage<br />

und Zwischenfrüchten. Die benötigten Substrate werden von<br />

Landwirten aus der unmittelbaren Umgebung produziert, mit<br />

denen langfristige Lieferverträge geschlossen wurden.<br />

Auf einen Blick:<br />

Substrate: Maissilage, Grassilage und Zwischenfrüchte<br />

Jährliche Substratmenge: 49.000 Tonnen<br />

Bio<strong>gas</strong>erzeugung: 1.400 Nm³/h Bio<strong>gas</strong> mit ca. 53 Prozent Methangehalt<br />

Bio-Erd<strong>gas</strong>einspeisung: 700 Nm³/h<br />

Anlagenleistung: 2,8 Mw (elektrisch)


42 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | umschau | Feature<br />

Interview<br />

TeamBildung von <strong>VNG</strong> und HTWK Leipzig<br />

Vor einem Jahr startete <strong>VNG</strong> die Bildungsinitiative Energie-Kolleg gemeinsam mit der Hochschule für Technik, Wirtschaft und<br />

Kultur leipzig (HTWK leipzig). <strong>medium</strong> <strong>gas</strong> sprach mit Prof. Michael Kubessa, Prorektor für Wissenschaftsentwicklung<br />

und Professor für Ver- und Entsorgungstechnik an der Fakultät Maschinen- und Energietechnik, über das vergangene<br />

Jahr und neue Ziele für das Energie-Kolleg.<br />

Prof. Dr.-Ing. Michael Kubessa<br />

Prof. Dr.-Ing. Michael Kubessa, Prorektor für<br />

wissenschaftsentwicklung, arbeitet seit 1996 an<br />

der HTwK Leipzig und ist Professor für Ver- und<br />

Entsorgungstechnik, Fakultät Maschinen- und<br />

Energietechnik, Institut für Energie-, Gebäudeund<br />

Umwelttechnik LEGUT.<br />

Sein Schwerpunkt liegt beim Themengebiet<br />

der <strong>Gas</strong>technik.<br />

Die HTWK leipzig arbeitet bereits seit einigen<br />

Jahren erfolgreich mit <strong>VNG</strong> zusammen. Warum<br />

wurde im vergangenen Jahr die Bildungsinitiative<br />

Energie-Kolleg gegründet?<br />

Es gibt zwei Punkte, die eine wesentliche rolle<br />

bei der Gründung des Energie-Kollegs gespielt<br />

haben. Zum einen die Neustrukturierung des<br />

Studiums im Zuge des Bologna-Prozesses, nach<br />

der in diesem Jahr letztmalig Diplom-Ingenieure<br />

die Hochschule verlassen. In Zukunft wird es<br />

nur noch die abschlüsse Bachelor und den darauf<br />

aufbauenden Master geben. Das wiederum<br />

erfordert eine inhaltliche anpassung an den<br />

Zeitrhythmus eines zweistufigen Studiums mit<br />

drei Jahren Bachelor und zwei Jahren Master.<br />

Zum anderen hat die HTwK Leipzig als Hochschule<br />

der angewandten wissenschaften das<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />

23 24 25 26


Die Hochschule für Technik, Wirtschaft<br />

und Kultur leipzig (HTWK leipzig)<br />

Die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig wurde 1992 gegründet.<br />

Mit über 6.400 Studierenden ist die Hochschule der angewandten Wissenschaften<br />

eine der größten Fachhochschulen Ostdeutschlands. Sie setzt damit die lange<br />

Tradition der technischen Bildungseinrichtungen in der Stadt Leipzig fort und<br />

gilt durch ihre regionale Vernetzung mit den Unternehmen als ingenieurwissenschaftliches<br />

Kompetenzzentrum.<br />

am HTwK-Standort Koburger Straße in Markkleeberg finden auch die Veranstaltungen<br />

des Energie-Kollegs statt.<br />

Ziel, absolventen mit einer sehr hohen Praxis-<br />

nähe in die wirtschaft und andere Bereiche zu<br />

verabschieden. Hier hat es ebenfalls erhebliche<br />

Entwicklungen gegeben.<br />

Inwiefern?<br />

Viele neue Gebiete, wie zum Beispiel Dispatching,<br />

haben im Zuge der Liberalisierung des <strong>Gas</strong>marktes<br />

völlig neue Dimensionen angenommen. Schwer-<br />

punkte haben sich erheblich verschoben. Das muss<br />

sich natürlich in der ausbildung niederschlagen.<br />

Daher setzt die HTwK Leipzig auf die begleitende<br />

Zusammenarbeit mit den Unternehmen. Es gibt<br />

also sowohl aus wissenschaftlicher, wie auch aus<br />

praktischer Sicht genügend ansatzpunkte für die<br />

Initiative Energie-Kolleg.<br />

27 28 29 30 31 32 33 34<br />

Quelle: HTwK<br />

<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />

Im vergangenen Jahr fanden erstmals Veranstaltungen<br />

im Rahmen des Energie-Kollegs statt. Was<br />

war gut und was ist verbesserungswürdig?<br />

Unsere Erfahrungen aus dem ersten Jahr haben<br />

gezeigt: Es war der richtige ansatz. Die Grundidee,<br />

die praktische Komponente mit neuen Inhalten<br />

anzureichern, war der Schritt in die richtige richtung.<br />

allerdings wollen wir zukünftig die Stofffülle<br />

zurücknehmen, um mehr raum für Diskussionen<br />

zu lassen. Denn das fördert das Verständnis<br />

für die Inhalte und bietet einen größeren Lerneffekt.<br />

Inhaltlich soll die breite Palette von der<br />

Versorgungstechnik über die anwendung bis<br />

hin zur <strong>Gas</strong>beschaffung allerdings beibehalten<br />

werden.<br />

Wo sehen Sie das Energie-Kolleg in den kommenden<br />

Jahren?<br />

Die Konzentration soll zunächst weiterhin auf dem<br />

energietechnischen Bachelor- und Masterstudium<br />

liegen. wir möchten das angebot aber so ausbauen,<br />

dass auch den wirtschaftsingenieuren mit<br />

der Spezialisierung Energietechnik der Zugang eröffnet<br />

wird. Darüber hinaus wollen wir das Energie-<br />

Kolleg für tangierende Studiengänge öffnen, zum<br />

Beispiel für Maschinenbau oder Bauingenieure. Bei<br />

denen wird ja beispielsweise das energiesparende<br />

Bauen mehr und mehr zum Thema. Es gibt auch<br />

Überlegungen, dass wir die Veranstaltungen des<br />

Energie-Kollegs für berufsbegleitende Studiengänge,<br />

also auch als weiterbildung, anbieten. aber<br />

das ist noch Zukunftsmusik und erst im Laufe der<br />

nächsten Jahre geplant.<br />

43<br />

35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52


44 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | umschau | Feature<br />

Fortsetzung von Seite 43<br />

TeamBildung von <strong>VNG</strong> und HTWK leipzig<br />

Was ist das<br />

Energie-Kolleg?<br />

Die im April 2009 gestartete<br />

Bildungsinitiative „Energie-<br />

Kolleg“ beinhaltet einen Ko-<br />

operationsvertrag zwischen<br />

<strong>VNG</strong> und der HTWK Leipzig.<br />

Ziel ist es, durch gemeinsame<br />

Lehrveranstaltungen künf-<br />

tige Ingenieure auf die Anfor-<br />

derungen der Energie-/<strong>Gas</strong>-<br />

versorgung und -anwendung<br />

in der Praxis vorzubereiten.<br />

So finden u. a. an der HTWK<br />

Leipzig Lehrveranstaltungen<br />

mit <strong>VNG</strong>-Experten statt und in<br />

den Räumlichkeiten von <strong>VNG</strong><br />

werden Workshops für die<br />

Studenten angeboten.<br />

Worin liegt für Sie der größte Mehrwert in der<br />

Zusammenarbeit mit <strong>VNG</strong>?<br />

Speziell aus der Sicht der Hochschule ist es für<br />

uns ein wichtiges Element zur Gewährleistung<br />

unseres Bildungsauftrages, besonders durch<br />

die Kopplung der theoretischen ausbildung und<br />

der praktischen Inhalte. Das Energie-Kolleg ist<br />

eine Komponente, die wesentlich das Studium<br />

und seine Ziele unterstützt. außerdem ist uns<br />

die frühzeitige Entwicklung der Partnerschaft<br />

zwischen Hochschule und Unternehmen, ins-<br />

besondere für die Studenten, sehr wichtig. Hier<br />

können sowohl die Unternehmen als auch die<br />

Studenten von vornherein gezielte Verbindungen<br />

und Netzwerke aufbauen und pflegen. Für unsere<br />

Studenten bedeutet das im besten Falle einen<br />

nahtlosen Übergang vom Studium in den Beruf.<br />

Für das Unternehmen liegt der Vorteil ebenso darin,<br />

dass es denjenigen, der als neuer Mitarbeiter<br />

kommt, einzuschätzen weiß. Diese Vorteile wissen<br />

wir als Hochschule ebenso wie <strong>VNG</strong> immer mehr zu<br />

schätzen. <strong>VNG</strong> als erfolgreiches Unternehmen der<br />

region vertritt außerdem aufgrund ihres Profils<br />

eine inhaltliche Breite, die die Schwerpunkte an<br />

der Hochschule besonders gut abdeckt, auch weit<br />

über die reine <strong>Gas</strong>technik hinaus. Hinzu kommen<br />

hier zum Beispiel Betriebswirtschaft, Unternehmensmanagement<br />

oder IT. So können wir mit unserer<br />

Zusammenarbeit dafür sorgen, dass unsere<br />

absolventen in der region bleiben.<br />

Prof. Hubertus Milke, rektor der HTwK Leipzig und Klaus-Dieter Barbknecht, Vorstand Kaufmännisches/Personal bei <strong>VNG</strong>.<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />

Quelle: Katharina Märker, HTwK<br />

23 24 25 26


Wirtschaft<br />

Herbstversammlung der<br />

Deutsch-Norwegischen<br />

Handelskammer in Leipzig<br />

Ende oktober trafen sich in leipzig rund einhundert Mitglieder der<br />

Deutsch-Norwegischen Handelskammer (DNHK), um ihre Herbst-<br />

versammlung auszutragen. In Kooperation mit der DNHK gestaltete<br />

<strong>VNG</strong> als <strong>Gas</strong>tgeber das zweitägige Programm der Teilnehmer.<br />

Der aufenthalt in Leipzig beinhaltete neben der Ta-<br />

gung des norwegischen wirtschaftsrates, dessen<br />

repräsentanten ebenfalls an der Herbstversamm-<br />

lung der Deutsch-Norwegischen Handelskammer<br />

teilnahmen, auch den Besuch verschiedener Ener-<br />

gieunternehmen in Sachsen. Schwerpunkte der<br />

Versammlung waren die Themen Energie sowie<br />

der Fall der Mauer vor 20 Jahren. Letzteres hatte<br />

seinen anfang in den Friedensgebeten in der<br />

Nikolaikirche, die in den Leipziger Montagsde-<br />

monstrationen mündeten. „Das Signal, das wir<br />

alle zu diesem 20. Jahres-<br />

tag der Friedlichen revolu-<br />

tion aufnehmen sollten, ist,<br />

Freiheit und Verantwortung<br />

auch in unserer heutigen Ge-<br />

sellschaft zu sichern und zu<br />

bewahren“, erklärte Klaus-<br />

Dieter Barbknecht, Vor-<br />

stand bei <strong>VNG</strong> und zugleich<br />

Burkhard Jung, ober- auch Vorstandsmitglied der<br />

b ü r g e r m e is ter d e r Deutsch-Norwegischen Han-<br />

Stadt Leipzig, begrüßte<br />

delskammer, im Hinblick auf<br />

die Teilnehmer der<br />

Deutsch-Norwegischen das wunder von Leipzig im<br />

Handelskammer in der Herbst 1989 .<br />

Messestadt.<br />

Im rahmen der zweitägigen<br />

Veranstaltung fand auch die<br />

Verleihung des willy-Brandt-Preises statt. Er wird<br />

für die Förderung und Vertiefung der freundschaftlichen<br />

Beziehung zwischen Deutschland und Norwegen<br />

jährlich von der Deutsch-Norwegischen<br />

willy-Brandt-Stiftung ausgeschrieben. In diesem<br />

Jahr erhielten der norwegische Professor und Politiker<br />

Inge Lønning sowie der deutsche Historiker<br />

Fritz Fadranski die auszeichnung. Der Vorstand<br />

der Norwegisch-Deutschen willy-Brandt-Stiftung<br />

begründet die Entscheidung damit, dass sich<br />

27 28 29 30 31 32 33 34<br />

<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />

„Es ist wichtiger, etwas im<br />

Kleinen zu tun, als im Großen<br />

darüber zu reden.“<br />

(willy Brandt)<br />

beide Preisträger mit ihrem Einsatz um die norwegisch-deutschen<br />

Beziehungen verdient gemacht<br />

haben. So setzte sich Inge Lønning, Präsident der<br />

Norwegisch-Deutschen Gesellschaft in oslo, sowohl<br />

als Professor als auch durch sein politisches<br />

wirken in den Funktionen des Vizepräsidenten<br />

des Norwegischen Parlamentes Storting und als<br />

Präsident des Lagting über lange Jahre hinweg<br />

für das gegenseitige deutsch-norwegische Verständnis<br />

ein. Der Historiker Fritz Fadranski trägt<br />

seit mehreren Jahren in Zusammenarbeit mit dem<br />

heimatgeschichtlichen Verein Hammerfest zur<br />

Versöhnung und Etablierung eines gefestigten<br />

Freundschaftsbandes zwischen Norwegen und<br />

Deutschland bei. In seiner Laudatio auf Fritz<br />

Fadranski betonte Prof. e. h. Dr. Klaus-Ewald Holst,<br />

Vorstandsvorsitzender von <strong>VNG</strong> und Honorargeneralkonsul<br />

des Königreichs Norwegen: „Sowohl<br />

in seiner arbeit, aber auch und gerade in seinem<br />

ehrenamtlichen Engagement prägen ihn seine<br />

Erfahrung und der wunsch, in der rolle des Historikers<br />

dem Vergessen etwas entgegenzusetzen.<br />

Die Kriegserfahrung teilt er mit vielen Männern<br />

seiner Generation, doch der bewusste und aktive<br />

Umgang mit dieser Erfahrung unterscheidet ihn<br />

von vielen.“<br />

45<br />

Die Preisträger des willy-Brandt-Preises 2009 Inge Lønning (2. v.l.) und<br />

Fritz Fadranski (2. v.r.) nebst ihren Laudatoren Klaus-Ewald Holst (re.) und<br />

Franz Thönnes, Bundestagsabgeordneter in Berlin sowie im wahlkreis<br />

Segeberg – Stormarn-Nord (li.) Fotos: Dirk Brzoska<br />

Deutsch-Norwegische<br />

Handelskammer<br />

Die Deutsch-Nor wegische<br />

Handelskammer ist ein Zusammenschluss<br />

von etwa<br />

600 Unternehmen und Institutionen<br />

in Deutschland<br />

und Nor wegen und damit<br />

Norwegens größte Handelskammer.<br />

Zum Dienstleistungsangebot<br />

zählen unter<br />

anderem die Beratung und<br />

Unterstützung bei der Markterschließung<br />

im ausland,<br />

steuerrechtlichen Belangen<br />

und Fiskalvertretung sowie<br />

Messeaktivitäten.<br />

Weitere Informationen:<br />

http://norwegen.ahk.de<br />

35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52


46 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />

Stadtansichten<br />

10 Gründe, die norwegische Stadt<br />

Stavanger zu besuchen<br />

In Stavanger hat <strong>VNG</strong> im oktober 2006 mit der <strong>VNG</strong> Norge ihren Anfang als erfolgreiches Explorationsunternehmen<br />

genommen. Nicht ohne Grund wurde die europäische Kulturhauptstadt von 2008 dafür ausgesucht: Sie gilt als das Zentrum<br />

der norwegischen Öl- und <strong>Gas</strong>industrie, alle wichtigen internationalen Öl- und <strong>Gas</strong>gesellschaften sind hier präsent.<br />

Wenn das noch nicht ausreicht, liefern wir Ihnen noch weitere zehn Gründe, warum Stavanger unbedingt einen Besuch wert ist.<br />

1. Nach den Ölfunden in den 60er Jahren wurde<br />

Stavanger zu einer modernen Großstadt und ist heute<br />

die viertgrößte Stadt Norwegens. Die europäische<br />

Kulturhauptstadt des Jahres 2008 reizt vor allem mit<br />

ihrer wunderschönen landschaft.<br />

2. Norwegens Fjorde wurden vom<br />

reisemagazin National Geographic unter<br />

die schönsten reiseziele der welt gewählt<br />

und viele von ihnen findet man in der<br />

region Stavanger. Zu den beliebtesten<br />

Fjorden gehört der Lysefjord. Er ist 42<br />

Kilometer lang und wird von Felswänden<br />

umrahmt, die über 1000 Meter steil<br />

empor ragen.<br />

Fotos: Christoph Busse<br />

STaVaNGEr<br />

3. Doch nicht nur die Fjorde und<br />

majestätischen Gebirge gehören zu den<br />

Höhepunkten der norwegischen Natur,<br />

sondern vor allem auch ihre Strände.<br />

In der region Stavanger findet man den<br />

längsten Sandstrand Norwegens. Hier<br />

kann man schwimmen, surfen oder<br />

Drachen fliegen.<br />

4. Ein weiteres kleines Highlight bietet die<br />

Möglichkeit, die leuchttürme an der Küste<br />

zu besichtigen oder sogar als Übernachtungsmöglichkeit<br />

zu nutzen.<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />

5. Das alte Stadtzentrum<br />

östlich des alten Hafens und<br />

das Viertel Gamle Stavanger<br />

(altes Stavanger) bilden<br />

das historische Zentrum der<br />

Stadt. Dies wird von den weiß<br />

gestrichenen Holzhäusern aus<br />

dem 18. und 19. Jahrhundert<br />

geprägt, die noch heute sorgfältig<br />

unterhalten werden.<br />

23 24 25 26


6. Stavanger ist auch bekannt für die<br />

Produktion von Konserven. In den 50er<br />

Jahren gab es über 50 Konservenfabriken in<br />

der Stadt, die letzte wurde jedoch 2002 geschlossen.<br />

Heute erinnert das Norwegische<br />

Konservendosenmuseum in der Innenstadt<br />

noch an diesen Teil der Stadtgeschichte.<br />

27 28 29 30 31 32 33 34<br />

Foto: a aboutpixel.de<br />

Gut geölt © clirix<br />

<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />

47<br />

7. Die meisten attraktionen in der Innenstadt von Stavanger<br />

können dank der kurzen wege zu Fuß erreicht werden. Besonders<br />

die vielen Museen, wie das Norwegische Ölmuseum, das Kunst-<br />

museum Rogaland oder das Norwegische Kindermuseum oder das<br />

Stavanger Kunstforening bieten viel Interessantes für einen Besuch.<br />

8. In dem Norwegischen Ölmuseum ist die Geschichte der Ölförderung in<br />

Norwegen und teilweise auch in anderen Ländern mit vielen Details abgebildet.<br />

Es gibt viele Modelle und originalgerätschaften. Das Leben auf einer Bohrinsel<br />

wird sogar in einer begehbaren Mini-Bohrinsel dargestellt. Der rohstoff Erdöl<br />

spielt eine tragende rolle in der Entwicklung der Stadt. Viele internationale<br />

Ölfirmen haben heute<br />

ihren Sitz in Stavanger,<br />

darunter auch das größte<br />

norwegische Unternehmen<br />

StatoilHydro,<br />

da die meisten Ölvorkommen<br />

Norwegens<br />

etwa 300 km westlich<br />

von Stavanger in der<br />

Nordsee liegen.<br />

9. an verschiedenen Plätzen von Stavanger ist das Skulpturen-Projekt<br />

des Künstlers Antony Gormley zu sehen. Das so genannte „Broken Column“<br />

besteht aus 23 gegossenen Eisenfiguren, die wie eine imaginäre Säule vom<br />

rogaland Kunstmuseum bis zum Hafen platziert wurden.<br />

10. Zu guter Letzt noch ein Hinweis auf die berühmten kulinarischen Produkte<br />

der Region. Besonders bekannt sind Schalentiere, Milch- und Fleischprodukte und<br />

Gemüse, vor allem Tomaten. Für Käseliebhaber lohnt sich ein abstecher zur Voll<br />

Ysteri, einer kleinen Molkerei, die den Jæren raclette-Käse herstellt.<br />

35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52


48 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />

Musik<br />

„Open World“ – Begeisterung und volle<br />

Ränge im Theater der Jungen Welt<br />

Am 8. oktober 2009 war es wieder so weit, <strong>VNG</strong> und das internationale Kinder- und Jugendmusikfestival „open World“<br />

haben zum Konzert ins Theater der Jungen Welt in leipzig eingeladen. Auf der Bühne präsentierten sich talentierte Sänger<br />

und Tänzer verschiedener Altersklassen aus Russland, Kirgisien, Bulgarien, Armenien und Deutschland. unterstützt wurden<br />

die Teilnehmer von den Jazzkids und den Tänzerinnen der Musikschule leipzig „Johann Sebastian Bach“.<br />

Die jungen Tänzer und Sänger führten einen temperamentvollen ossetinischen Tanz mit Trommeln auf – und ernteten dafür sehr viel applaus. | Die Jazzkids der<br />

Musikschule Leipzig.<br />

Von Victoria Lewandowski, freie Redakteurin<br />

Bereits zum dritten Mal fand in Deutschland das<br />

jährliche Musik- und Erlebniscamp für Kinder<br />

und Jugendliche auf Initiative von ooo „Gazprom<br />

export“ und im Zusammenwirken mit oMV,<br />

Gazprom Germania, win<strong>gas</strong> und <strong>VNG</strong> statt.<br />

Die Minitournee startete am 1. oktober in Berlin,<br />

machte Halt in Kassel und hatte ihr Finale in Leip-<br />

zig. <strong>VNG</strong> empfing die 38 Kinder im alter von 8 bis<br />

14 Jahren in Leipzig, mit dabei waren Vertreter des<br />

Energieunternehmens ooo „Gazprom export“<br />

und der Social Foundation „Energy for Life“, die<br />

die Kinder auf ihrer Tournee durch Deutschland<br />

begleiteten.<br />

Das Konzert der jungen Künstler fand dieses Jahr<br />

im Theater der Jungen welt statt. Im angesicht des<br />

Publikums war die Nervosität der Sänger, Tänzer<br />

und der Choreografen hoch.<br />

Peter Zimmer, MDr-Moderator, führte, wie die Jahre<br />

zuvor, mit seiner humorvollen und gelassenen art<br />

durch das Programm, so dass die anspannung der<br />

jungen Künstler schnell verflog.<br />

Das Programm führte geographisch von Deutsch-<br />

land über russland nach armenien und Kirgisien.<br />

Die Kleinen traten auf wie die Großen: Mädchen<br />

und Jungs tanzten zündende Volkstänze und<br />

sangen mit ihren fröhlichen Kinderstimmen rus-<br />

sische Chastooshkas (russische Verse). ob frecher<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />

23 24 25 26


ock ’n’ roll oder temperamentvoller ossetinischer<br />

Tanz mit Trommeln – die jungen Tänzer und Sänger<br />

ließen das Publikum im Takt klatschen und vor<br />

Begeisterung von den Sitzplätzen springen.<br />

auch die jazzigen Töne der „Jazzkids“ und die<br />

elegante Ballett-aufführung der Tänzerinnen der<br />

Musikschule sorgten bei den Zuschauern für Faszination<br />

und Staunen. wie die Jahre zuvor, unter-<br />

27 28 29 30 31 32 33 34<br />

<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />

<strong>VNG</strong> hilft sehbehinderten russischen Kindern<br />

<strong>VNG</strong> hat im rahmen der wohltätigkeitsaktion<br />

„Bücher für kleine blinde Kinder“ ein großes Bü-<br />

cher-Paket an das Internat für sehbehinderte<br />

Kinder in Tschernysch bei Smolensk übergeben.<br />

Die speziellen Bücher – sie sind entsprechend der<br />

Sehbehinderung der Kinder und deren taktilen<br />

Fähigkeiten gestaltet – werden von den Lehrern<br />

und Erziehern seit vielen Jahren erfolgreich bei<br />

der Beschäftigung mit den Vorschulkindern und<br />

beim Unterricht mit den Schulanfängern genutzt.<br />

Die Bücher erschließen den Kindern spielerisch<br />

begleitet Märchen wie „Schneewittchen“, „Die<br />

sieben Zwerge“, „Däumling“ oder „Das buckelige<br />

Pferdchen“.<br />

Zur feierlichen Übergabe der Bücher waren der<br />

Metropolit von Smolensk und Kaliningrad Feo-<br />

filakt und der stellvertretende Gouverneur des<br />

Smolensker Gebietes o. V. okunewa gekommen.<br />

Die organisatoren und Teilnehmer der<br />

aktion nutzten die Gelegenheit auch, um über<br />

ihre Erfahrungen bei der Unterstützung und<br />

stützte die Musikschule Leipzig „Johann Sebastian<br />

Bach“ mit ihren Schülern des Fachbereichs Tanz<br />

und Musik das Konzert „open world“.<br />

Zum Finale trafen sich alle Künstler auf der Bühne<br />

und sangen ein gemeinsames abschlusslied,<br />

bunte Luftballons flogen durch den Saal und das<br />

Publikum spendete tosenden Beifall … besser<br />

konnte dieser abend nicht enden.<br />

Sorgten für Begeisterung und Staunen im Theater der Jungen welt: Die Tänzerinnen der Musikschule Leipzig. | Die Jungen und Mädchen sangen russische<br />

Chastooshkas (Verse). | Gemeinsamer auftritt zum Schluss der Veranstaltung. Fotos: Dirk Brzoska<br />

arbeit mit waisen und behinderten Kindern zu<br />

diskutieren.<br />

Seit 2006 unterstützt die ooo „Gazprom export“<br />

gemeinsam mit <strong>VNG</strong> und der wintershall Holding<br />

aG die wohltätigkeitsaktionen „Bücher für kleine<br />

blinde Kinder“. Sie wird im rahmen des gleichnamigen<br />

Programms von UNo und UNESCo durchgeführt.<br />

Vor einem Jahr wurde <strong>VNG</strong> für die aktive<br />

Teilnahme an diesem Programm ausgezeichnet.<br />

49<br />

35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52


50 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature<br />

Michael Fischer-art (vorne)<br />

und Christian Müller haben<br />

die „Energiewende 1989–<br />

2009“ auf Stein gedruckt.<br />

Kunst & Kultur<br />

Erd<strong>gas</strong>ifizierung als Kunstakt<br />

Der leipziger Künstler Michael Fischer-Art hat dem einmaligen, temporeichen<br />

Kraftakt der „Erd<strong>gas</strong>ifizierung“ ostdeutschlands eine Vorher-Nachher-Jubiläums-<br />

grafik gewidmet. Zusammen mit dem einzigen ostdeutschen Steindruckmeister<br />

christian Müller hat er diese Grafik auf Stein nachdrucken lassen. Entstanden ist<br />

eine bunte Würdigung für den umweltfreundlichen Energieträger Erd<strong>gas</strong>.<br />

„Viele können sich bestimmt<br />

noch erinnern, wie die Umwelt<br />

in ostdeutschland noch bis<br />

vor 20 Jahren ausgesehen hat.<br />

Verseuchte Zone trifft es wohl<br />

am besten. Durch die großen<br />

Kohlekraftwerke war die Luft<br />

voller giftiger Dämpfe, saurer<br />

regen ging über unsere wälder<br />

nieder“, erzählt Michael<br />

Fischer-art. Der Künstler, 1969 in Leipzig geboren,<br />

erinnert sich an die dreckig-graue Stadt noch ganz<br />

genau. Dass man in den Städten und Gemeinden<br />

in ostdeutschland heute mit einem ganz anderen<br />

Umweltbewusstsein lebt, schiebt Fischer-art auch<br />

auf die Erd<strong>gas</strong>wirtschaft. „20 Jahre Friedliche<br />

Steindruck ist mühselige Handarbeit – davon konnten sich die Besucher der gat am Stand von<br />

<strong>VNG</strong> ein Bild machen. Fotos: Dirk Brzoska<br />

revolution heißt für mich auch 20 Jahre umweltfreundliches<br />

Erd<strong>gas</strong>“, so der Künstler.<br />

anlässlich des 20. Jahrestages hat der Maler und<br />

Bildhauer eine ganz eigene Grafik entworfen<br />

– seine persönliche Energiewende 1989–2009 –<br />

gewohnt bunt, in den leuchtenden, reinen Fischerart-Farben,<br />

getreu dem Motto: „So bunt war die<br />

DDr nie“. Statt die Grafik als einmaliges werk zu<br />

sehen, hat sich Fischer-art dazu entschieden,<br />

sie auf einer Steindruckpresse zu vervielfältigen.<br />

Die Idee dazu kam ihm durch die Bekanntschaft<br />

mit Christian Müller. Der gilt deutschlandweit als<br />

letzter Steindruckmeister im Handwerk. wie es der<br />

Zufall will: auch <strong>VNG</strong> hat seit Jahren enge Kontakte<br />

zu Müller. Das Unternehmen lässt Titelmotiv und<br />

Lithografie ihres alljährlichen Kalenders in der<br />

Druckwerkstatt von Christian Müller in wurzbach<br />

herstellen.<br />

3000 Exemplare sind in mühevoller Handarbeit<br />

auf einer Galgenhandpresse entstanden. Für die<br />

limitierte auflage waren über 12.000 Druckdurchgänge<br />

nötig. Jedes Exemplar ist einmalig und<br />

unverwechselbar.<br />

Verlosung<br />

<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> verlost unter allen Teilnehmern 20 Original-<br />

Steindrucke „Energiewende 1989–2009“ von Michael<br />

Fischer-Art. Die Lithographien aus der Steindruckerei von<br />

Christian Müller sind Original-Druckgrafiken in limitierter<br />

Auflage, handsigniert und mit dem Meisterzeichen (CM)<br />

versehen.<br />

Senden Sie eine E-Mail bis 25. Januar an redaktion@vng.de<br />

bzw. eine Postkarte an: <strong>VNG</strong> – <strong>Verbundnetz</strong> <strong>Gas</strong> <strong>AG</strong>,<br />

Redaktion <strong>medium</strong> <strong>gas</strong>, Braunstraße 7, 04347 Leipzig.<br />

Das Kennwort heißt „Energiewende“. Der Rechtsweg ist<br />

ausgeschlossen.<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22<br />

23 24 25 26


Kunst & Kultur<br />

27 28 29 30 31 32 33 34<br />

<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2009.4</strong><br />

Die „Gekreuzten Schwerter“ werden 300<br />

2010 feiert die Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen ihr 300-jähriges Bestehen. Anlässlich des Jubiläums werden zahl-<br />

reiche Ausstellungen und Festveranstaltungen stattfinden. <strong>VNG</strong> wird Hauptsponsor der umfangreichen Porzellanausstellung<br />

der Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden sein.<br />

Drei Vasen aus einem Satz. adam Friedrich von<br />

Löwenfinck. Lübeck, Museum für Kunst und<br />

Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck.<br />

Im Jahr 2010 wird die welt auf Dresden und Meissen<br />

schauen. In diesem Jahr feiert die Porzellan-Manufaktur<br />

Meissen ihr 300-jähriges Bestehen. am<br />

6. Juni 1710 gründete Kurfürst august der Starke<br />

auf der Meissener albrechtsburg das heutige Traditionsunternehmen<br />

mit den zwei gekreuzten blauen<br />

Schwertern. Seither wird in Meissen das berühmte<br />

Meissener Porzellan in Handarbeit gefertigt.<br />

Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden werden<br />

anlässlich des 300-jährigen Jubiläums die bislang<br />

umfangreichste ausstellung zur Geschichte des<br />

Meissener Porzellans zeigen. Unter dem Titel<br />

„Triumph der blauen Schwerter – Meissener Porzellan<br />

für adel und Bürgertum“ werden im Japa-<br />

<strong>VNG</strong> und das Meissner Porzellan<br />

Deckelpok al . Um<br />

1727. Johann Gottlieb<br />

Kirchner. amsterdam,<br />

rijksmuseum.<br />

<strong>VNG</strong> ist Mitglied im Freundeskreis der Dresdner Porzel-<br />

lansammlung und hat in den vergangenen Jahren meh-<br />

rere international bedeutende Porzellanausstellungen<br />

unterstützt.<br />

Übrigens: Die heutige Porzellanproduktion in der Staatlichen<br />

Porzellan-Manufaktur Meissen nutzt für den<br />

Brennprozess den Energieträger Erd<strong>gas</strong>. Der kommt von<br />

<strong>VNG</strong> und wird über die ENSO an die Meißner Stadtwerke<br />

geliefert.<br />

Pfau, radschlagend. 1734. Johann<br />

Joachim Kaendler. Porzellansammlung,<br />

Staatliche Kunstsammlungen<br />

Dresden.<br />

nischen Palais in Dresden zahlreiche Exponate<br />

aus den anfangsjahren der Produktion bis 1815<br />

zu sehen sein.<br />

Laut Dr. Ulrich Pietsch, Direktor der Porzellansammlung<br />

der Staatlichen Kunstsammlungen<br />

Dresden, wird die ausstellung einen groß angelegten<br />

Überblick über die künstlerische wie<br />

technische Entwicklung des Meissener Porzellans<br />

in den ersten 100 Jahren geben. Zwischen 1710<br />

und 1815 feierte die Manufaktur ihre größten<br />

Triumphe und wurde zum Sinnbild europäischer<br />

Porzellankunst. rund 800 Exponate aus über<br />

80 Museen und Privatsammlungen wurden dafür<br />

zusammengetragen.<br />

Einzigartig wird auch der ausstellungsort sein. Das<br />

Japanische Palais ist das einstige Porzellanschloss<br />

von august dem Starken, nach 300 Jahren wird dort<br />

2010 erstmals wieder Meissener Porzellan zu sehen<br />

sein. Eigentlicher Sitz der Porzellansammlung<br />

ist heute der Dresdner Zwinger, in dem seit 1962<br />

rund 2000 Porzellankunstwerke gezeigt werden.<br />

In der ersten Ausgabe von <strong>medium</strong> <strong>gas</strong> 2010 erscheint<br />

ein umfangreicher Beitrag zur 300-jährigen Geschichte der<br />

Meissener Porzellanmanufaktur.<br />

51<br />

Teeservice auf Surtout bestehend aus Teekanne,<br />

Zuckerdose, Teedose und sechs Koppchen mit<br />

Unterschalen. Um 1725–1730 (Porzellan, Meissen);<br />

1732–1733 (Silber). amsterdam, rijksmuseum.<br />

Triumph der blauen Schwerter<br />

Meissener Porzellan<br />

für Adel und Bürgertum<br />

Ausstellung der Staatlichen<br />

Kunstsammlungen Dresden,<br />

Porzellansammlung<br />

08. Mai bis 29. August 2010<br />

Adresse<br />

Japanisches Palais<br />

Palaisplatz 11, 01097 Dresden<br />

Öffnungszeiten<br />

Täglich 10 bis 18 Uhr<br />

Donnerstag 10 bis 21 Uhr<br />

Katalog<br />

Zur Ausstellung erscheint<br />

ein umfangreicher,<br />

bebilderter Katalog.<br />

Fotos: SKD<br />

35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52


Die Gewinner des <strong>VNG</strong>-Förderwettbewerbes 2009<br />

sind Melanie Böhm (1) und Franziska Fehre (2–5).<br />

Mit der 4. weihnachtskartenedition 2009 unterstützt<br />

<strong>VNG</strong> die arbeit der Landesvereinigung Kulturelle<br />

Kinder- und Jugendbildung (LKJ) Sachsen e.V.<br />

Seit 1992 bietet der Verein Kindern und Jugendlichen<br />

kulturelle Betätigungsmöglichkeiten. Dazu<br />

zählen angebote der außerschulischen Bildung,<br />

internationale Jugendbegegnungen, wettbewerbe<br />

um den Kinder- und Jugendkunstpreis und die<br />

Trägerschaft für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ)<br />

in der Kultur.<br />

Mit ihrem Engagement ermöglicht und fördert die<br />

LKJ die aktive Teilhabe junger Menschen an demokratischen<br />

Prozessen und den Erwerb kultureller<br />

und sozialer Kompetenzen.<br />

www.lkj-sachsen.de<br />

Weihnachtskartenedition 2009<br />

Wir wünschen Ihnen ein friedliches, harmonisches Weihnachtsfest<br />

und ein glückliches, gesundes neues Jahr. Für die gute<br />

und erfolgreiche Zusammenarbeit unseren herzlichen Dank.<br />

<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | 18. Jahrgang | 4. Ausgabe | Dezember 2009

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!