Ratgeber Vorsorgeuntersuchungen und Naturheilverfahren
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Meilensteine der klassischen Medizin<br />
1895 Wilhelm Conrad Röntgen entdeckte<br />
die nach ihm benannten Röntgenstrahlen<br />
<strong>und</strong> revolutionierte damit<br />
die medizinische Diagnostik.<br />
1897 gelang die erste Reinsynthese des<br />
Wirkstoffs Acetylsalicylsäure, weltweit<br />
bekannt als Aspirin. Der<br />
schmerzstillende <strong>und</strong> fiebersenkende<br />
Wirkstoff wird seit 1977 auf der Liste<br />
der unentbehrlichen Arzneimittel<br />
der Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation<br />
WHO geführt.<br />
1923 Für die Entdeckung des Insulins<br />
erhielten Frederick Banting <strong>und</strong> John<br />
James Richard Macleod den Nobelpreis<br />
für Physiologie oder Medizin. Es<br />
dauerte allerdings noch Jahrzehnte,<br />
bis der Wirkstoff für die Insulintherapie<br />
bei Diabetes zur Verfügung stand.<br />
1928 entdeckte Alexander Fleming das<br />
Penicillin. Doch die ersten industriellen<br />
Penicillinproduktionen wurden<br />
erst 1942 gestartet.<br />
Das Beste aus zwei Welten<br />
Die beiden Lager stehen sich aber nicht auf ganzer<br />
Linie unversöhnlich gegenüber. Die gegenseitige<br />
Akzeptanz wächst auf beiden Seiten. So verfügen<br />
bereits r<strong>und</strong> zehn Prozent aller Schulmediziner<br />
über Zusatzausbildungen in einem oder mehreren<br />
<strong>Naturheilverfahren</strong>. Noch mehr Ärzte verschreiben<br />
– gelegentlich oder regelmäßig – Naturheilmittel.<br />
Manche <strong>Naturheilverfahren</strong> wie die<br />
klassische Massage oder andere Anwendungen<br />
der Physiotherapie sind sogar Bestandteil der<br />
Schulmedizin.<br />
* Professor Dr. Edzard Ernst, Praxis <strong>Naturheilverfahren</strong>, Springer Medizin Verlag 2005<br />
Was versteht man unter Alternativ- oder<br />
Komplementärmedizin?<br />
Professor Dr. Edzard Ernst definiert den<br />
Begriff „komplementäre <strong>und</strong> alternative<br />
Medizin (KAM)“ als „Diagnose, Behandlung<br />
<strong>und</strong>/oder vorbeugende Maßnahmen, die die<br />
etablierte Medizin ergänzen <strong>und</strong> im Verein<br />
mit der sogenannten Schulmedizin ein Ganzes<br />
bilden, indem sie einen Bedarf befriedigen,<br />
der von der etablierten Medizin nicht abgedeckt<br />
wird bzw. indem sie das konzeptionelle<br />
Rahmenwerk der Medizin erweitern.“*<br />
Medizinhistorisch betrachtet gibt es keine<br />
trennscharfe Definition der Begriffe Alternativ-<br />
oder Komplementärmedizin. Beide<br />
Ausdrücke werden als Überbegriffe für<br />
Heilverfahren verwendet, die nicht auf<br />
dem naturwissenschaftlich ausgerichteten<br />
Medizinsystem basieren, das auch als klassische,<br />
konventionelle, etablierte Medizin<br />
oder Schulmedizin bezeichnet wird. Zu den<br />
alternativen, komplementären oder unkonventionellen<br />
Heilverfahren zählt man unter<br />
anderem die Heilmethoden der Volksmedizin<br />
wie die klassischen <strong>Naturheilverfahren</strong><br />
(Pflanzenheilk<strong>und</strong>e, medizinische Massagen,<br />
Bewegungstherapie usw.) <strong>und</strong> die Traditionelle<br />
Chinesische Medizin (TCM). Außerdem<br />
z. B. die vom deutschen Gesetzgeber<br />
privilegierten sogenannten „Besonderen<br />
Therapierichtungen“ wie Homöopathie oder<br />
Anthroposophie.<br />
Auch in Forschung <strong>und</strong> klinischer Praxis bewegt<br />
man sich aufeinander zu. An Deutschlands Universitäten<br />
beschäftigen sich mittlerweile sieben<br />
Lehrstühle mit Forschungen zu komplementärmedizinischen<br />
Themen. In mehreren Modellversuchen<br />
wird mit wissenschaftlicher Begleitung<br />
untersucht, wie sich Verfahren der Schulmedizin<br />
<strong>und</strong> der Naturheilk<strong>und</strong>e optimal ergänzen können.<br />
Klassische Medizin versus <strong>Naturheilverfahren</strong><br />
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