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DieOboisten am Theater an der Wien während ... - Wiener Oboe

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Personelle Verän<strong>der</strong>ungen im Orchester zeugen vom Wunsch, die ohnehin respektable Qualität des<br />

Ensembles weiter zu verbessern. Schik<strong>an</strong>e<strong>der</strong> verpflichtete Beethoven vertraglich, für Herbst 1802 eine Oper<br />

zu schreiben, und Beethoven blieb dem <strong>Theater</strong> mit Unterbrechungen mindestens bis 1808 verbunden.<br />

FRÜHERE OBOISTEN AN SCHIKANEDERS THEATER<br />

Die älteste erhalten gebliebene Personalliste des Freihaustheaters erschien in Schönfelds „Jahrbuch <strong>der</strong><br />

Tonkunst“ 1796. 5 Diese stellt höchstwahrscheinlich eine Liste <strong>der</strong> 1794 fix engagierten Musiker dar 6 .<br />

(Ausgenommen davon sind selten gebrauchte Instrumente wie z.B.: die Posaunen.)<br />

In dieser Liste wird als erster Oboist [Benj<strong>am</strong>in] Gebauer und als zweiter ein gewisser Schabsel gen<strong>an</strong>nt.<br />

Im Juni 1801 schrieb <strong>der</strong> Dirigent Ignaz von Seyfried <strong>an</strong>lässlich <strong>der</strong> Übersiedlung ins <strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong><br />

die N<strong>am</strong>en <strong>der</strong> kompletten Orchesterbesetzung in sein Tagebuch. Hierin wird jetzt [Georg] Libisch als erster<br />

und Gebauer als zweiter <strong>an</strong>geführt. 7<br />

Unglücklicherweise gibt es keine erhalten gebliebenen Personallisten des <strong>Theater</strong>s <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong> in <strong>der</strong> Zeit<br />

zwischen 1801-1822, als das erste Zieglersche „Addressen-Buch von Tonkünstlern“ erschienen ist. 8 Wir<br />

können nun beginnen, diese so wichtige zeitliche Lücke mittels <strong>der</strong> Erforschung <strong>der</strong> Lebensläufe <strong>der</strong> drei<br />

oben gen<strong>an</strong>nten Oboisten und ihrer möglicher Nachfolger zu schließen.<br />

BENJAMIN GEBAUER (1758 – 20. Sept. 1846)<br />

Ein Großteil unseres Wissens und Vermutungen über das Leben von Benj<strong>am</strong>in Gebauer st<strong>am</strong>mt aus den<br />

„<strong>Wien</strong>er Conscriptionsbögen“ (Volkszählung aus Gründen <strong>der</strong> Militärpflicht), „Totenbeschauprotokollen“,<br />

aus in Zeitungen veröffentlichten Nachrufen sowie ihn und seine F<strong>am</strong>ilie betreffenden<br />

„Verlassenschaftsabh<strong>an</strong>dlungen“. Die von 1797-1845 datierten Eintragungen ergeben eine typisch<br />

wi<strong>der</strong>sprüchliche Faktens<strong>am</strong>mlung und erfor<strong>der</strong>n eine sehr vorsichtige Interpretation.<br />

Benj<strong>am</strong>in Gebauer 9 wurde 1758 (vielleicht zw. Jän.-Apr.) in Fischstein in Schlesien geboren. 10 Vermutlich<br />

hatte er spätestens 1784 geheiratet, da eine Tochter Josepha 1785 zur Welt k<strong>am</strong>. 11 Benj<strong>am</strong>ins erste Frau,<br />

<strong>der</strong>en N<strong>am</strong>e unbek<strong>an</strong>nt geblieben ist, muss in den nächsten Jahren gestorben sein. Möglicherweise hat<br />

Gebauer in <strong>der</strong> zweiten Hälfte <strong>der</strong> 1780er Jahre in Prag gearbeitet, da seine zweite Frau Joh<strong>an</strong>na (geb.<br />

5 Joh<strong>an</strong>n Ferdin<strong>an</strong>d von Schönfeld, Jahrbuch <strong>der</strong> Tonkunst von <strong>Wien</strong> und Prag (<strong>Wien</strong>: Schönfeld, 1796). Faksimilenachdruck mit<br />

Nachwort und Inhaltsverzeichnis von Otto Biba (München: Musikverlag Emil Katzbichler, 1976, S. 96)<br />

6 Im Sommer 2000 war es mir möglich, die Liste des Burgtheaters (Schönfeld, S. 92-93) und des Kärntnertor <strong>Theater</strong>s (S. 94) mit <strong>der</strong><br />

jährlichen Gehaltsliste des Hoftheaters aus dem Jahre S.R. (?) 28.-30. März 1794-Juli 1797 (die im Haus, Hof und Staatsarchiv<br />

erhalten sind) zu vergleichen. Dabei konnte ich die wahrscheinliche Entstehungszeit <strong>der</strong> Listen auf Juli-Sept. 1794 datieren. Ein<br />

weiterer Beweis für die genauere Datierung leitet sich aus <strong>der</strong> Tatsache her, dass <strong>der</strong> bei Schönfeld <strong>an</strong>geführte Klarinettist Caspar<br />

Kirchknopf <strong>am</strong> 11. Dez. 1795 gestorben ist (<strong>Wien</strong>er Zeitung Nr. 101 [19. Dez. 1795], S. 3659, unter <strong>an</strong><strong>der</strong>en bestätigenden<br />

Dokumenten.<br />

7 Ignaz von Seyfried, “Journal des <strong>Theater</strong>s <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong>, 1795-1829” M<strong>an</strong>uscript (H<strong>an</strong>dschriftens<strong>am</strong>mlung, Stadt- und<br />

L<strong>an</strong>desbibliothek, <strong>Wien</strong> 84958 Jb) Eintrag <strong>am</strong> ca. 13. Juni 1801. In Bezug auf Schönfelds Jahrbuch und Seyfrieds Journal habe ich<br />

mich so gut wie möglich vergewissert, dass die zwei Listen eher die Sitzordnung als <strong>der</strong> alphabetischen Reihenfolge (beson<strong>der</strong>s im<br />

ersteren Fall) entsprechen. Keine <strong>der</strong> beiden Listen führt einen Vorn<strong>am</strong>en von irgendeinem <strong>der</strong> Oboisten <strong>an</strong>. Seyfried hat zwar die<br />

Posaunen <strong>an</strong>geführt, aber nicht den Englischhornisten Philipp Teimer (ca. 1762/63-1. Dez. 1817), dessen hauptsächliche Anstellung<br />

die eines (auch besser bezahlten) populären Bassisten im <strong>Theater</strong> a. d. <strong>Wien</strong> war.<br />

Ich möchte <strong>an</strong> dieser Stelle Dr. Michael Lorenz von <strong>der</strong> Universität <strong>Wien</strong>, <strong>der</strong> mich auf Seyfrieds „Journal“ hingewiesen hat, und<br />

dem Bibliothekar Karl Misar für die Anfertigung von Kopien <strong>der</strong> relev<strong>an</strong>ten Seiten, d<strong>an</strong>ken.<br />

8 Anton Ziegler, Addressenbuch-Buch von Tonkünstlern in <strong>Wien</strong> (<strong>Wien</strong>: Anton Strauss, 1823) S. 82-89, insbeson<strong>der</strong>s S. 87, wo die<br />

Oboisten [Joseph] Sellner und Tobias Uhlm<strong>an</strong>n mit ihren Adressen <strong>an</strong>geführt werden.<br />

9 Benj<strong>am</strong>in Gebauer wird in <strong>der</strong> Literatur oft mit dem Oboisten Gotthard Gebauer, (1796-1839) (m<strong>an</strong>chmal Gottfried gen<strong>an</strong>nt) und<br />

dem Fr<strong>an</strong>z Xaver Gebauer (1784-1822), Kapellmeister in <strong>der</strong> Augustinerkirche, auf den sich das Wortspiel Beethovens „Geh` Bauer“<br />

bezieht, verwechselt. Mit großer Sicherheit waren alle drei Gebauers nicht mitein<strong>an</strong><strong>der</strong> verw<strong>an</strong>dt.<br />

10 Conscriptionsbogen, 1805, Laimgrube Haus Nr. 18/4 (Stadt und L<strong>an</strong>desarchiv, <strong>Wien</strong>); Conscriptionsbogen, 1808, Laimgrube Haus<br />

Nr. 23/20 Die h<strong>an</strong>dgeschriebene Überschrift schreibt das Datum 1805, die Anmerkung darunter 808. Das lässt auf eine spätere<br />

Zählung im Jahre 1808 schließen. Dabei h<strong>an</strong>delt es sich um eine gängige Praxis, da die großen Zähllisten wie<strong>der</strong>holt dazu verwendet<br />

wurden, den Wechsel <strong>der</strong> Bewohner zu dokumentieren.<br />

11 Conscriptionsbogen, 1805<br />

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