Die gesamte Ausgabe 2/2010 als pdf-Datei - Senioren Zeitschrift ...
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Kultur in Frankfurt<br />
„Frankfurt hat einen besonderen<br />
Zauber auf mich ausgeübt”<br />
Das Deutsche Albert-Schweitzer-Zentrum im Nordend<br />
verwaltet das geistige Erbe des Arztes und Philosophen<br />
Albert Schweitzer und Frankfurt –<br />
das ist eine besondere Beziehung.<br />
Mehrfach weilte der berühmte<br />
Tropenarzt seinerzeit in der<br />
Stadt zu Konzerten oder Vorträgen. Hier<br />
erhielt er 1928 den Goethepreis und wurde<br />
im September 1951 in der Paulskirche<br />
mit dem Friedenspreis des Deutschen<br />
Buchhandels ausgezeichnet. Es wurden<br />
eine Schule und eine Wohnsiedlung<br />
nach ihm benannt, und im Jahr 1959<br />
verlieh ihm die Stadt die Ehrenbürgerwürde.<br />
Zudem setzte er sich nachdrücklich<br />
für den Wiederaufbau des im Krieg<br />
zerstörten Goethehauses ein.<br />
Geistiges Erbe<br />
Verständlich <strong>als</strong>o sein Ausspruch:<br />
„Frankfurt hat gleich einen besonderen<br />
Zauber auf mich ausgeübt.“ Fast selbstverständlich<br />
daher auch, dass hier der<br />
Nachlass und das geistige Erbe des<br />
großen Mannes gepflegt und verwaltet<br />
werden.<br />
Ende vergangenen Jahres ist im 1963,<br />
noch zu seinen Lebzeiten gegründeten<br />
Albert-Schweitzer-Zentrum (ASZ) im<br />
Nordend die Dauerausstellung unter<br />
dem Titel „Albert Schweitzer – Grenzenlose<br />
Menschlichkeit in Denken und<br />
Handeln“ neu gestaltet worden. Sie bietet<br />
einen umfassenden Überblick über<br />
einen außergewöhnlichen Lebensweg<br />
Eindrucksvoll: Maske aus Afrika<br />
42 SZ 2/<strong>2010</strong><br />
und ein herausragendes Lebenswerk.<br />
Als Ort der Begegnung und vielfältigen<br />
Information macht das ASZ Besuchern,<br />
vor allem auch Schülern und Jugendlichen,<br />
an unterschiedlichen Stationen<br />
mit zahlreichen Objekten das Wirken<br />
und Denken Schweitzers deutlich.<br />
Handwerkskunst<br />
von Leprakranken<br />
In dem großen hellen Raum im Haus<br />
in der Wolfsgangstraße gibt es viel zu<br />
sehen: Briefe, Texttafeln, Büsten und<br />
Bilder. Sie zeigen den eindrucksvollen<br />
Schweitzer-Kopf mit dem ebenso markanten<br />
Schnauzbart oder mit Tropenhelm<br />
inmitten seiner schwarzen Freunde<br />
und Patienten.<br />
Holzgeschnitzte Figürchen in den Vitrinen<br />
entstanden meist in Handarbeit<br />
von geheilten Leprakranken. Ein kompakter<br />
Lederkoffer hat den Arzt auf vielen<br />
seiner Reisen begleitet.<br />
„Wir besitzen so viel Material, dass<br />
wir gut und gern eine dreistöckige Villa<br />
damit bestücken könnten“, sagt die<br />
Leiterin des Zentrums, Miriam Böhlert.<br />
Für junge Menschen<br />
Der <strong>gesamte</strong> Themenkatalog der Ausstellung<br />
umfasst neben den Sachinformationen<br />
auch pädagogisch aufbereitete<br />
Einheiten, die sich besonders an Kinder<br />
und Jugendliche wenden. So stellt zum<br />
Beispiel eine Texttafel Albert Schweitzers<br />
Grundsätze der Nächstenliebe und<br />
Vergebung mit einem Schaubild der<br />
Mengenlehre dar.<br />
Einsatz für den Frieden<br />
Albert Schweitzer gehört zweifellos<br />
zu den bedeutendsten Persönlichkeiten<br />
des 20. Jahrhunderts. Als Philosoph,<br />
Theologe und Friedenskämpfer und<br />
weltweit bekannt <strong>als</strong> Organist und<br />
Bachinterpret. Vor allem mit dem<br />
Aufbau seines Tropenhospit<strong>als</strong> in Lambaréné<br />
im afrikanischen Staat Gabun<br />
Albert-Schweitzer-Büste von Knud Knudsen.<br />
Fotos (2): Oeser<br />
verbindet sich sein Name. Das Haus<br />
besteht bis heute, wird ständig modernisiert<br />
und verfügt inzwischen auch über<br />
ein wissenschaftliches Forschungslabor<br />
mit 50 Mitarbeitern.<br />
Noch in hohem Alter setzte sich Albert<br />
Schweitzer nachdrücklich für atomare<br />
Abrüstung und den Frieden in der Welt<br />
ein, was sich aus seiner Ethik der Verantwortung<br />
für alles Leben herleitete.<br />
Er starb am 4. September 1965 hoch<br />
betagt und wurde in Lambaréné beigesetzt,<br />
neben seiner Frau Helene, mit der er<br />
gemeinsam sein Hospital aufgebaut hatte.<br />
<strong>Die</strong> Frankfurter Institution wird von<br />
der Stiftung Deutsches Albert-Schweitzer-Zentrum<br />
getragen und finanziert<br />
sich überwiegend aus Spenden und von<br />
Sponsorengeldern. Angesichts ihrer<br />
recht kleinen Mitarbeiterzahl würde<br />
sich Miriam Böhlert sehr freuen, wenn<br />
sich Ehrenamtliche für Tätigkeiten in<br />
Archiv und Bibliothek fänden.<br />
Lore Kämper<br />
Das Albert-Schweitzer-Zentrum in<br />
der Wolfsgangstraße 109 ist geöffnet<br />
montags bis freitags von 9 bis 16<br />
Uhr, Telefon 0 69/28 49 51,<br />
www.albert-schweitzer-zentrum.de.