Teil IV Die Zeit des Friedrich „Fritz“ Carl August Wolff ... - Wein Wolff
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Das Leben in der Stadt Leer nach 1900<br />
„Das Leben verlief in regelmäßigen Bahnen. Nachmittags um 4 Uhr war Teezeit für<br />
die Familie. Mutter hatte sehr zarte Hände, mit denen sie kunstvolle Handarbeiten<br />
ausführte. Mit Zärtlichkeiten war sie den Kindern gegenüber sehr sparsam.<br />
Regelmäßig trank die Großmutter morgens ein Glas Wasser aus dem eigenen<br />
Brunnen im Hof. Freitags gab es Fisch mit Senfsauce, die von Schlenkermann im<br />
Reformierten Schulgang geholt wurde. Am Sonnabend wurden Haus und Hof<br />
sauber gemacht. Großvater badete jeden Sonnabend mit grüner Seife in einer<br />
hölzernen Wanne, die in einem kleinen Raum hinter dem Kontor stand.<br />
In Ruhezeiten saß man am Fenster hinter den „Spiontjes“, um die Rathausstraße zu<br />
überblicken. Interessant war es, wenn die Brautpaare ins Rathaus gingen, um sich<br />
trauen zu lassen.<br />
Reformierte und lutherische Schüler besuchten getrennte Schulen. Sie waren sich<br />
gegenseitig spinnefeind. <strong>Die</strong> vollgeschriebenen Schulhefte wurden nicht weggeworfen.<br />
Sie wurden für „Kikinjes“ benutzt. Das waren mit geschmolzenem Zucker<br />
gefüllte Spitztüten, die aus einer Heftseite geformt wurden. Ein Kikinjes kostete um<br />
1900 einen Pfennig. Anschließend besuchten fast alle Jungen aus unserer Gegend<br />
das neue Gymnasium in der Ubbo-Emmius-Straße. <strong>Die</strong> Jungen, die die Töchterschule,<br />
das spätere „Teletta-Groß-Gymnasium“ besuchten, wurden belächelt.<br />
Friedliche Jahre bis 1914<br />
<strong>Die</strong> vorliegenden Geschäftsberichte aus den Jahren 1899 bis 1901 zeigen, dass<br />
die <strong>Wein</strong>großhandlung <strong>Wolff</strong> steigende Umsätze zu verzeichnen hatte. Auch die<br />
Jahre danach, in denen die kriegerische Auseinandersetzungen <strong>des</strong> Reiches auf die<br />
kolonialen Besitzungen in Asien, besonders China, und Afrika, besonders Südwestafrika,<br />
beschränkt waren, zeigten eine positive Entwicklung.<br />
Claas <strong>Carl</strong> <strong>August</strong> <strong>Wolff</strong> beschreibt in seinen Erinnerungen an das Geschäft: „ Das<br />
<strong>Wein</strong>geschäft befand sich in dem nächsten Haus, dem alten mit dem prächtigen<br />
Sandsteingiebel gezierten, 1570 erbauten „Samson“. 32<br />
32 Inzwischen haben Untersuchungen ergeben, dass das Haus rund 70 – 80 Jahre älter sein muss. Siehe Abschnitt über<br />
das Haus „Samson“.<br />
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